trafik a nten zeitung August/2012

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24.12.2012 Aufrufe

iNtErViEW 4 „Der Putsch hat uns völlig überrascht …“ am Freitag, dem 13. Juli, trat der onlineartikel eines ehemaligen „Filterlos“-autors über die Wohl fahrtseinrichtung der trafikanten eine lawine von Kettenmails, Beschuldigungen und Gegendarstellungen los. Seither sind die rechtsanwälte von autor und Betroffenen gut beschäftigt, das WE-Führungsduo trinkl und Karanz hat mit einer vierseitigen „Extrazeitung“ – auf eigene Kosten gedruckt und über die Valora verteilt – geantwortet. Wir haben die Kommerzialräte an der Spitze von trafikanten und WE zum Gespräch gebeten. (mh) Auf einer Internetplattform war zu lesen, dass es beim außerordentlichen Delegiertentag der Wohlfahrtseinrichtung der Trafikanten am 12. Juli zu einer De-facto-Abwahl des Vorstands gekommen sei. Trinkl: Das ist nicht richtig. Die ganze Diskussion fing erst mit dem Tagesordnungspunkt „Entlastung des Vorstands“ an, weil 2012 noch offen ist und die Budgets für 2013/14 noch nicht von den Wirtschaftsprüfern begutachtet worden sind. Bis dahin hat nichts auf den Putsch hingedeutet. Karanz: Dann wurde – außerhalb der Tagesordnung – von der Tiroler Obfrau Riccabona ein Antrag auf Einberufung eines außerordentlichen Delegiertentages mit den Tagesordnungspunkten „Abwahl von Obmann und Obmannstellvertreter“, „Neuwahl“ und „Festsetzung der Aufwandsentschädigung“ eingebracht. Trinkl: Von mir kam dann der Vorschlag, die Entlastung des Vorstands sowie die noch nicht behandelten Tagesordnungspunkte beim ordentlichen Delegiertentag zu behandeln. Dieser Vorschlag wurde angenommen. Es ist sehr wohl ein Unterschied, ob ein Vorstand nicht entlastet oder die Entscheidung darüber vertagt wird! Was sagen Sie zum Vorwurf, Michael Dorfinger hätte als nicht ausreichend qualifizierter Karanz-Sohn von der WE ein Gehalt von 75.000 Euro und ein Dienstauto erhalten und würde nach Unstimmigkeiten in der WE nun als freier Kreativer mit fraglichen Gegenleistungen weiter hoch bezahlt? Trinkl: Diese Sache hat eine Geschichte. Wir haben schon 2009, also am Beginn der Schwierigkeiten, die Mitglieder gewarnt, dass es so nicht weitergehen kann. Als Resultat eines Brainstormings von rund 30 Leuten wurden ein altmodischer Auftritt, inaktuelle Waren gruppen, das Fehlen eines einheitlichen Erscheinungsbildes sowie eines Leitbildes festgestellt und beschlossen, dafür einen neuen Mitarbeiter anzustellen. Der Sohn von Frau Karanz hatte zu dem Zeitpunkt ein Diplomstudium für Kommunikationsmanagement abgeschlossen, verfügte schon über berufliche Erfahrungen und war interessiert. Vor der Anstellung unterbreitete er Vorschläge und Logoentwürfe, deren zweiter vom erweiterten Vorstand einstimmig angenommen wurde. Zu seinen Aufgaben gehörte die Vereinheitlichung des WE-Auftrittes, aber ebenso die Betreuung von Veranstaltungen, auch in den Bundesländern, das Filterlos, die Trafikakademie, … Karanz: Nach ungefähr eineinhalb Jahren gab es interne Schwierigkeiten innerhalb des Personals, weshalb Michael Dorfinger von sich aus vorschlug, in die Selbstständigkeit zu gehen. Auch dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Die kolportierten Zahlen sind schlichtweg falsch – die Wirtschaftsprüfer haben die Verhältnismäßigkeit der Bezahlung ja auch bestätigt: Ein Stundensatz von 37,50 Euro hält jedem Branchenvergleich stand. Trinkl: Die Verträge mit Michael Dorfinger wurden von uns schon VOR dem Delegiertentag per Einschreiben gekündigt. Als geplante Einsparung im Zuge der Sanierung der WE. trafik a nten zeitung August/2012

Was ist an dem Vorwurf dran, der Start der OMS wäre durch ein WE-Darlehen in Höhe von 300.000 Euro finanziert worden? Trinkl: Es wurde von der WE kein Kredit vergeben. 2009 wurden einige Projekte mitfinanziert, das Geld ist aber samt Zinsen vollständig an die WE zurückgeflossen. Und die steckengebliebene Branchenkampagne „Österreicher machen das“, für welche die teure Agentur Rosam beauftragt wurde? Durch hohe Kosten und den teilweisen Ausfall der Gegenfinanzierung durch die Industrie soll die WE auf Ausständen von rund 100.000 Euro sitzen geblieben sein, die von Rosam jetzt eingeklagt würden. Die gar nicht zum Zug gekommene Agentur Headquarter soll gar 54.000 Euro einklagen. Wie kommentieren Sie diesen Fall? Trinkl: Der Zahlungsstopp der Zigarettenindustrie an die WE stimmt. Über die offenen 100.000 Euro wird mit Rosam verhandelt, von einer Klage kann nicht die Rede sein. Die nicht zum Zug gekommene Agentur Headquarter hat spät, aber doch, eine Rechnung in Höhe von 54.000 Euro gestellt. Beide Beträge wurden deshalb vorsorglich als Rückstellung in der Bilanz 2011 ausgewiesen. Was ist mit der kolportierten 2-Millionen-Leihe von tobaccoland an die WE, die nicht zurückgezahlt werden kann? Trinkl: Kreditgeber ist erstens einmal JTI/Austria Tabak und nicht tobaccoland. Die Gelder sind als zinsenfreie Kredite für Trafikeinrichtungen an die Trafikanten geflossen und werden nach Ablauf der Frist an den Geldgeber zurückfließen. „ich habe mich zu lange auf führende Angestellte verlassen.“ Warum sieht die WE-Bilanz 2011 denn derart tiefrot aus? Trinkl: Ich habe den Fehler gemacht, mich zu lange auf führende Angestellte zu verlassen. Beim Aufräumen wurden dann die Leichen im Keller gefunden und nun – im Auftrag des Delegiertentages – radikale Wertberichtigungen gemacht und für wirklich alle Eventualitäten unter Annahme des jeweils schlimmsten Falles Rückstellungen gebildet: langfristige Fehlkalkulationen, offene Rechnungen, laufende Verfahren – all dies ist berücksichtigt. Die Wirtschaftsprüfer haben uns im Zusammenhang mit der Bilanz 2011 ja auch bestätigt, dass der Vorstand durchwegs statutenkonform gehandelt hat. Karanz: Beispielsweise ist uns durch die Nichtberücksichtigung der Versandkosten für Rauchringe ein Schaden von rund 280.000 Euro entstanden. Der damit befasste und mittlerweile fristlos entlassene Mitarbeiter hat die Preise nicht erhöht, sondern die Kosten einfach dem Verein zugeschlagen. De facto bedeutet das, dass die Trafikanten iNtErViEW Nutznießer dieses Vorgehens waren und die Rauchringe mit „Zuschuss“ der WE bezogen haben, wodurch sich das Minus der WE natürlich vergrößert hat. Es hat sich aber nie ein Funktionär aus der WE „selbst bedient“, wie immer wieder behauptet wird. Wie sieht es für das Jahr 2012 und die Folgejahre 2013/14 aus? Trinkl: Das ursprüngliche Budget 2012 hat einen Gewinn von viertausend Euro vorgesehen. Mit Stand 30. Juni 2012 muss – auf Basis von Trends und Annahmen – von einem Minus in Höhe von 66.000 Euro ausgegangen werden. Persönlich denke ich aber, dass wir schon das laufende Jahr mit einer schwarzen Null abschließen können. Die Budgets der Folgejahre 2013/14 wurden noch nicht vom Wirtschaftsprüfer untersucht, hier sollten sich aber die bereits vor dem Delegiertentag gemachten Weichenstellungen eindeutig positiv auswirken. In welche Richtungen wurden die Weichen denn gestellt? Wie sieht das im Detail aus? Trinkl: Wir haben uns sehr genau angeschaut, wo Einsparungspotenzial liegt. Im Zuge der Sanierungsüberlegungen haben wir uns im Frühjahr 2012 jeden einzelnen Posten mit der Grundfrage „Haben wir das Geld dafür?“ vorgenommen. KR Trinkl: „Für die WE rechne ich 2012 mit einer schwarzen Null“ trafik a nten zeitung August/2012 5

iNtErViEW<br />

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„Der Putsch<br />

hat uns völlig<br />

überrascht …“<br />

am Freitag, dem 13. Juli, trat der onlineartikel eines ehemaligen „Filterlos“-autors über die<br />

Wohl fahrtseinrichtung der <strong>trafik</strong>a<strong>nten</strong> eine lawine von Kettenmails, Beschuldigungen und<br />

Gegendarstellungen los. Seither sind die rechtsanwälte von autor und Betroffenen gut<br />

beschäftigt, das WE-Führungsduo trinkl und Karanz hat mit einer vierseitigen „Extra<strong>zeitung</strong>“ –<br />

auf eigene Kosten gedruckt und über die Valora verteilt – geantwortet. Wir haben die Kommerzialräte<br />

an der Spitze von <strong>trafik</strong>a<strong>nten</strong> und WE zum Gespräch gebeten. (mh)<br />

Auf einer Internetplattform war zu lesen, dass es beim außerordentlichen<br />

Delegiertentag der Wohlfahrtseinrichtung der Trafika<strong>nten</strong><br />

am 12. Juli zu einer De-facto-Abwahl des Vorstands gekommen<br />

sei.<br />

Trinkl: Das ist nicht richtig. Die ganze Diskussion fing erst mit dem<br />

Tagesordnungspunkt „Entlastung des Vorstands“ an, weil <strong>2012</strong> noch<br />

offen ist und die Budgets für 2013/14 noch nicht von den Wirtschaftsprüfern<br />

begutachtet worden sind. Bis dahin hat nichts auf den Putsch<br />

hingedeutet.<br />

Karanz: Dann wurde – außerhalb der Tagesordnung – von der Tiroler<br />

Obfrau Riccabona ein Antrag auf Einberufung eines außerordentlichen<br />

Delegiertentages mit den Tagesordnungspunkten „Abwahl<br />

von Obmann und Obmannstellvertreter“, „Neuwahl“ und „Festsetzung<br />

der Aufwandsentschädigung“ eingebracht.<br />

Trinkl: Von mir kam dann der Vorschlag, die Entlastung des Vorstands<br />

sowie die noch nicht behandelten Tagesordnungspunkte beim<br />

ordentlichen Delegiertentag zu behandeln. Dieser Vorschlag wurde<br />

angenommen. Es ist sehr wohl ein Unterschied, ob ein Vorstand nicht<br />

entlastet oder die Entscheidung darüber vertagt wird!<br />

Was sagen Sie zum Vorwurf, Michael Dorfinger hätte als nicht ausreichend<br />

qualifizierter Karanz-Sohn von der WE ein Gehalt von<br />

75.000 Euro und ein Dienstauto erhalten und würde nach Unstimmigkeiten<br />

in der WE nun als freier Kreativer mit fraglichen Gegenleistungen<br />

weiter hoch bezahlt?<br />

Trinkl: Diese Sache hat eine Geschichte. Wir haben schon 2009,<br />

also am Beginn der Schwierigkeiten, die Mitglieder gewarnt, dass<br />

es so nicht weitergehen kann. Als Resultat eines Brainstormings<br />

von rund 30 Leuten wurden ein altmodischer Auftritt, inaktuelle<br />

Waren gruppen, das Fehlen eines einheitlichen Erscheinungsbildes<br />

sowie eines Leitbildes festgestellt und beschlossen, dafür einen neuen<br />

Mitarbeiter anzustellen. Der Sohn von Frau Karanz hatte zu dem<br />

Zeitpunkt ein Diplomstudium für Kommunikationsmanagement<br />

abgeschlossen, verfügte schon über berufliche Erfahrungen und<br />

war interessiert. Vor der Anstellung unterbreitete er Vorschläge und<br />

Logoentwürfe, deren zweiter vom erweiterten Vorstand einstimmig<br />

angenommen wurde. Zu seinen Aufgaben gehörte die Vereinheitlichung<br />

des WE-Auftrittes, aber ebenso die Betreuung von Veranstaltungen,<br />

auch in den Bundesländern, das Filterlos, die Trafikakademie,<br />

…<br />

Karanz: Nach ungefähr eineinhalb Jahren gab es interne<br />

Schwierigkeiten innerhalb des Personals, weshalb Michael<br />

Dorfinger von sich aus vorschlug, in die Selbstständigkeit zu gehen.<br />

Auch dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Die<br />

kolportierten Zahlen sind schlichtweg falsch – die Wirtschaftsprüfer<br />

haben die Verhältnismäßigkeit der Bezahlung ja auch bestätigt:<br />

Ein Stundensatz von 37,50 Euro hält jedem Branchenvergleich<br />

stand.<br />

Trinkl: Die Verträge mit Michael Dorfinger wurden von uns schon<br />

VOR dem Delegiertentag per Einschreiben gekündigt. Als geplante<br />

Einsparung im Zuge der Sanierung der WE.<br />

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