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WirtschaftsLEBEN_1_2021

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Branchenreport Leipfinger-Bader

Branchenreport Leipfinger-Bader

Leipfinger-Bader: Der Recycling-Pionier

Die Leipfinger-Bader Ziegelwerke positionieren sich konsequent als Vorreiter im Ziegel-Recycling. Zusammen mit

dem Kooperationspartner Ziegel Recycling Bayern GmbH haben die Leipfinger-Bader Ziegelwerke im letzten Jahr

einen Vollziegel vorgestellt, der aus Ziegelsand gepresst wird und nicht gebrannt werden muss. Als nächstes Etappenziel

wurde im November 2020 die Zertifizierung als Entsorgungsfachbetrieb erreicht. Damit kann das Werk in

Puttenhausen (Lkrs. Kelheim) auch Material von Fremdanbietern verarbeiten.

positive Ergebnisse, sodass das Projekt Anfang

2020 zu einem erfolgreichen Abschluss

kommen konnte.

Es fehlt zwar noch die offizielle Zulassung,

erste Abstimmungsgespräche fanden

jedoch bereits statt. „Wir stehen am Beginn

einer völlig neuen Generation von Mauerziegel“,

so Thomas Bader, „um eine eigene Produktionslinie

zu schaffen, muss jedoch auch

ein völlig neuer Betriebszweig entstehen.“

Mit dem Zertifikat zum Entsorgungsfachbetrieb

für die Recycling-Anlage in Puttenhausen

(Lkrs. Kelheim) ist die Firmengruppe

Ziegel Recycling Bayern GmbH/

Leipfinger-Bader Ziegelwerke mit Hauptsitz

in Vatersdorf (Lkrs. Landshut) wieder einen

großen Schritt in Richtung geschlossenen

Wertschöpfungskreislauf vorangekommen.

„Mit dieser Zertifizierung werden

wir zukünftig auch Ziegel recyceln, die von

Mitbewerbern produziert wurden“, sagt Geschäftsführer

Thomas Bader.

Erste wichtige Etappe: Ziegelrecyclinganlage

von Leipfinger-Bader

Seit Sommer 2020 ist die weltweit einzigartige

Recycling-Anlage für Ziegelmaterial

auf dem Werksgelände in Puttenhausen

in Betrieb. Zunächst werden nur Reste

von unverfüllten Fremdziegel, also ohne

integrierte Dämmstoffe, recycelt. Doch für

die Ziegel Recycling Bayern GmbH ist das

nur eine Übergangslösung: „Als nächsten

Schritt prüfen wir die Annahme und das

Recycling von verfüllten Fremdziegel“, so

Bader. Verfüllte Ziegel von Leipfinger-Bader

werden in der Anlage bereits recycelt.

Für das Ziegel-Recycling verwendet

Leipfinger-Bader ein sogenanntes

Big-Bag-System:

Dieser Service ist

Leipfinger-Bader Geschäftsführer Thomas

Bader: „Der deponierte Bauschutt ist eine

gigantische Verschwendung.“

denkbar einfach in Anspruch zu nehmen:

Ein Big-Bag zur Trennung kann zusammen

mit den Ziegel, oder natürlich für Fremdanbieter

separat, direkt auf die Baustelle

bestellt werden. Zusammen mit den Leerpaletten

werden diese abgeholt und zur

Recycling-Anlage nach Puttenhausen gebracht.

Schon vor der Zertifizierung

hatte der Ziegelhersteller

mit dem sogenannten

„Kaltziegel“ Branchengeschichte

geschrieben: Ein Ziegel, der nicht gebrannt

wird und kaum neue Ressourcen

verbraucht – bis dato Utopie.

Als erster Ziegelhersteller einen

Recycling-„Kaltziegel“ präsentiert

Aber genau so einen Ziegel hat Leipfinger-Bader

zur Serienreife gebracht:

Als erster Ziegelhersteller präsentierte das

Familienunternehmen im Sommer 2020

einen Vollziegel, der an der Luft trocknet

und vorwiegend aus recycelten Ziegelresten

(„Ziegelsand“) sowie mineralischen Bindemitteln

besteht. Der recycelte Ziegelsand

wird dazu in einem aufwändig entwickelten

Verfahren mit einer Bindemittel-Mischung

versetzt, gepresst und anschließend an der

Luft getrocknet. Er verbraucht also nicht nur

sehr wenig Ressourcen, sondern spart auch

erheblich Energie. Die verschiedenen Materialkombinationen

lassen sich langfristig

auch für unterschiedliche Produkte zum

Einsatz bringen.

„Ziel unserer Forschung war es, einen

Mauerziegel mit hoher Rohdichte und

Druckfestigkeit zu entwickeln, der die Anforderungen

tragender Innenwände erfüllt.

Das ist uns gelungen“, erklärt Bader. Dank

seiner Masse erfüllt der Kaltziegel nicht

nur die statischen Voraussetzungen für tragende

Innenwände, sondern auch deren

spezielle Schallschutzanforderungen. Wie

herkömmliche Planziegel lässt er sich im

Dünnbettverfahren verarbeiten.

Ziegel-Recycling im Werk Puttenhausen: Im Vordergrund die angelieferten „Big Bags“ mit

Ziegelschutt.

Um die Idee eines maximal energieund

ressourceneffizienten Baustoffes umzusetzen,

taten sich die Ziegelwerke mit

geeigneten Kooperationspartnern zusammen

und stellten einen Projektantrag

beim Bayerischen Staatsministerium für

Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie

zur Teilnahme am bayerischen Programm

„Neue Werkstoffe“.

Im August 2016 begannen die Forschungsarbeiten.

Von Anfang an waren

auch die Forscher von „rent a scientist“

(Regensburg) am Projekt beteiligt. Sie erarbeiteten

im Auftrag von Leipfinger-Bader

theoretische Grundlagen, übernahmen in

großen Teilen die Projekt-Organisation

und führten praktische Versuchsreihen

durch.

„Unabhängige Prüfinstitute haben

in bauphysikalischen Tests bereits die

Tauglichkeit des ‚kalt hergestellten‘

Innenwand-Vollziegels bestätigt.“

Inzwischen ist das Projekt auf der Zielgeraden:

Unabhängige Prüfinstitute haben

in bauphysikalischen Tests bereits die

Tauglichkeit des „kalt hergestellten“ Innenwand-Vollziegels

bestätigt. So wurden die

statischen Parameter von Kiwa Deutschland

überprüft, während das Prüfzentrum für

Bauelemente (PfB, Rosenheim) den hohen

Schallschutz verifizierte. Frost- und Taufestigkeit

nahm das Institut für Ziegelforschung

(IZF, Essen) unter die Lupe. Alle Prüfverfahren

lieferten letztlich

Ziegelrecycling könnte Entlastung bei der

Bauschuttproblematik bringen

Für eine Serienfertigung sind allerdings

noch einige Hürden zu nehmen: Neben den

technischen Anlagen und Hallen werden große

Lagerflächen benötigt. Zusätzlich ist der

logistische Aufwand relativ hoch, da es große

Mengen an Ziegelbruch zu bewegen gilt. Darüber

hinaus bedarf es einer anspruchsvollen

Qualitätskontrolle, denn nur hochwertiger

Ziegelsand darf ins Endprodukt geraten. Ohne

eine Investitionsförderung von staatlicher

Seite ist diese Herausforderung kaum zu

stemmen. Aber im Zuge von „Urban Mining“

und „Green Deal“, so Bader zuversichtlich,

bestehe die Hoffnung, dass der innovative

Vollziegel in Zukunft auf deutschen Baustellen

zum Einsatz kommen wird.

Für die Baubranche könnte das mittelfristig

Entlastung bei der drängenden Bauschuttproblematik

bringen: Die Entsorgung

von Baustellenabfällen ist für die Bauwirtschaft

ein großes Problem. Jahr für Jahr landen

laut einer bundesweiten Statistik 58,5

Mio. Tonnen auf den Deponien, die immer

häufiger an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen.

Und nicht nur das: Wertvolle Rohstoffe werden

im wahrsten Sinne des Wortes achtlos

weggekippt und dem Wertstoffkreislauf entzogen.

„Eine gigantische Verschwendung“,

so Bader. n

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