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MAGNIFICAT September 2021

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Singt dem Herrn ein neues Lied 350<br />

Auf unsre Armut lässt Gott sich ein<br />

„Klagende hören, Trauernde sehn“, das ist biblisch die Bestimmung<br />

des Menschen, auf dem der Geist des Herrn ruht, bis zum<br />

Geistträger Jesus von Nazaret. „Auf unsre Armut lässt Gott sich<br />

ein.“ Bahnbrechende Gotteserfahrung der ganzen Bibel bis hin<br />

zum „Und das WORT ist Fleisch geworden“ des Johannesprologs!<br />

Auf unsere Armut lässt Gott sich ein – auf unseren Kleinglauben<br />

und unsere notorische Besserwisserei, unsere selbstgerechte<br />

Begriffsstutzigkeit und unsere chronische Lieblosigkeit,<br />

auf unsere ängstliche Enge. Gott verschmäht unsere „Armut“<br />

nicht – wie sollte er unser „Suchen und fragen“ und unseren<br />

Zweifel verachten?<br />

Neuland begehn<br />

Der Gott, der sich auf unsere Armut einlässt, macht es auch uns<br />

möglich, Neues zu wagen, uns ins Offene zu wagen. In allen<br />

drei Strophen wird „glauben“ zugleich horizontal als „miteinander<br />

glauben“, „aneinander glauben“ und „füreinander glauben“<br />

bestimmt. Keiner lebt für sich allein, leben heißt biblisch<br />

„leben für viele, Brot sein und Wein“. Erst so betreten wir Neuland,<br />

finden wir Gelobtes Land.<br />

Heilige Unruhe<br />

„So spricht Gott sein Ja, so stirbt unser Nein“, lautet der Refrain.<br />

Ich habe unser Lied vermutlich vor vielen Jahren während des<br />

Studiums kennengelernt. Die Metaphorik von Leben und Sterben,<br />

von Nacht und Tag, ist in allen großen Religionen bedeutsam.<br />

Das Weizenkorn muss sterben … Dass „unser Nein“ an<br />

Gottes Ja stirbt, das ist mir aber schon früh Anlass zum Fragen<br />

gewesen. Dass der kleinliche, kleingläubige, selbstherrliche Widerspruch<br />

zu Gottes großem Ja in uns verstummt – was könnte<br />

uns Besseres geschehen? In gewisser Weise ist das unstrittig.

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