MAGNIFICAT September 2021

Das Bild im Blick 8
Hinter dem Altar, der von einem weißen Tuch mit Kreuzornamenten
verhüllt ist und mit Goldborten und bunten Fransen geschmückt
wird, stehen zwei Personen, die wie die Statuen über
den Bögen auf das Alte Testament verweisen. Es sind Abraham
und der Priester Melchisedek. In Gen 14, 19 f. segnet Melchisedek
Abraham und dieser gibt ihm den zehnten Teil seines Besitzes.
Hier sehen wir, wie Melchisedek mit rotem Pluviale und
blauer, spitzer Mitra eine Monstranz umfasst, um Abraham zu
segnen, während Abraham Münzen zählt, um den Zehnten
abzugeben. Beide tragen lange, verschiedenfarbige Bärte und
einen Stab in der Hand, Abraham ist im Gegensatz zu Melchisedek
alltäglich gekleidet. Der Priester Melchisedek brachte in
Gen 14, 18 Brot und Wein zu Abraham, worin die christliche
Theologie eine Präfiguration der eucharistischen Gaben erkannte:
Leib und Blut des Herrn als Frucht des Kreuzesopfers Christi
zum Heil für alle Gläubigen.
Eine bunte Schar von Kreuzverehrern
Schauen wir nun die Gläubigen an, die um den Altar gruppiert
sind und das Kreuz verehren (s. Innenkarte). Die beiden knienden
Personen links sind häufig als Kaiserin Helena und Kaiser
Konstantin gedeutet worden, wahrscheinlich ist jedoch der
Mann mit Krone Kaiser Herakleios (mit Generalsabzeichen und
mit einem Schmuck, der genau den Edelsteinen auf dem Reliquiar
entspricht) und an seiner Seite die Königin von Saba (mit
Reisekrone). Diese war nämlich zu König Salomo, dem Erbauer
des ersten Tempels (vgl. die seitlichen Statuen) gekommen (vgl.
1 Kön 10, 1), und die Legenda aurea erzählt, dass sie einen Balken,
der von den Bauleuten für den Bau des Tempels als ungeeignet
verworfen wurde (vgl. die Balken auf den Schultern der
beiden seitlichen Statuen), als zukünftiges Kreuzholz erkannt
habe. (Da Salomo den Balken vergrub, kann er hier nicht als
Verehrer des Kreuzes gemeint sein.) Dazu passen dann auch