Public WoB-Index 2021
Der Public Women-on-Board-Index von FidAR wurde 2021 aktualisiert. Es ist das einzige Ranking der größten öffentlichen Unternehmen in Deutschland auf Bundes- und Landesebene nach dem Frauenanteil in Aufsichtsgremien und Top-Managementorganen.
Der Public Women-on-Board-Index von FidAR wurde 2021 aktualisiert. Es ist das einzige Ranking der größten öffentlichen Unternehmen in Deutschland auf Bundes- und Landesebene nach dem Frauenanteil in Aufsichtsgremien und Top-Managementorganen.
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Aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen, wie beispielsweise die noch nicht bewältigte Corona-Pandemie,<br />
zeigen augenfälliger denn je die Bedeutung des gesellschaftlichen Beitrags beider<br />
Geschlechter. Nur wenn Frauen und Männer effektiv und auch gleichberechtigt zusammenarbeiten,<br />
können derartige Krisen überwunden werden. Die gleichberechtigte Teilhabe muss sich aber<br />
auch in den Kontroll- und Führungsgremien der Unternehmen widerspiegeln. Nur so werden eine<br />
größere Diversität und eine veränderte Unternehmenskultur erreicht, durch die die Unternehmen<br />
innovationsfähiger und kreativer werden und so aktuelle Herausforderungen besser bewältigen<br />
können. 3<br />
Aufgrund der Vorgaben durch das FüPoG II ist zu hoffen, dass substantielle Verbesserungen hinsichtlich<br />
der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern erzielt werden können. So<br />
sieht der Gesetzgeber vor, dass künftig schon ab zwei vom Bund zu bestimmenden Mitgliedern<br />
eines Aufsichtsgremiums eine paritätische Besetzung der vom Bund zu bestimmenden Mandate<br />
verpf lichtend wird. Darüber hinaus wird für Unternehmen in Form der Aktiengesellschaft, Europäischen<br />
Gesellschaft (SE) oder GmbH mit Mehrheitsbeteiligung des Bundes die Pf licht eingeführt,<br />
im Aufsichtsrat die fixe Quote von mindestens 30 Prozent entsprechend § 96 Absatz 2 AktG<br />
zu erfüllen.<br />
Tatsächlich zeichnet sich bei der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern in den<br />
Aufsichtsgremien langsam eine Trendwende ab. In den Aufsichtsgremien der untersuchten<br />
öffentlichen Beteiligungen liegt der durchschnittliche Frauenanteil seit 2019 bei über 30 Prozent<br />
und erreichte dieses Jahr 34,7 Prozent.<br />
Dagegen stagniert der Frauenanteil in den Top-Managementorganen bei 22 Prozent. Dem zugrunde<br />
liegt ein deutlich abweichender Unterschied zwischen Bund und Ländern. Während sich der<br />
Anstieg in Bezug auf das Top-Management bei den Bundesunternehmen auch <strong>2021</strong> fortsetzte (23,8<br />
% zu 22,4 % im Jahr 2020), sank der Frauenanteil in den öffentlichen Beteiligungen der Länder in<br />
diesem Jahr um 1,2 Prozentpunkte (20,3 % zu 21,5 % im Jahr 2020). Insbesondere in einigen Bundesländern<br />
gibt es weiterhin großen Nachholbedarf. Das gilt nicht nur für das Top-Managementorgan,<br />
sondern auch für die Aufsichtsgremien. Während der durchschnittliche Frauenanteil in den<br />
Aufsichtsgremien der öffentlichen Unternehmen des Bundes <strong>2021</strong> 36 Prozent beträgt, schwankt<br />
er bei den Beteiligungen der Länder zwischen 55,6 Prozent in Berlin und 16,1 Prozent in Sachsen<br />
(Länder insgesamt: 33,7 %).<br />
Die Ursache für diese auffällig großen Unterschiede liegen im unterschiedlichen Umgang der<br />
Bundesländer mit dem Thema der Geschlechtergerechtigkeit in den Führungspositionen der Beteiligungen.<br />
Das spiegelt sich auch in den <strong>Public</strong> Corporate Governance Kodizes wider. So haben<br />
beispielsweise Bayern und Sachsen, beides Bundesländer mit einem sehr niedrigen Frauenanteil<br />
in den Aufsichtsgremien, keinen <strong>Public</strong> Corporate Governance Kodex. Dabei können die Kodizes<br />
durchaus gezielt als Werkzeug eingesetzt werden, um für mehr gleichberechtigte Teilhabe<br />
von Frauen und Männern zu sensibilisieren. Das Kapitel “Diversity in den Aufsichtsgremien der<br />
Landesbeteiligungen“ zeigt eine Übersicht der einzelnen Kodizes der Bundesländer. Dort wird<br />
3 Öffentliche Unternehmen müssen sich in zunehmendem Maße mit sog. „Wicked Problems“ wie der Migration, ökologischen oder wirtschaftlichen<br />
Problemen oder aktuell der Corona-Pandemie auseinandersetzen. In der wissenschaftlichen Aufarbeitung dieser Problematik<br />
wird deutlich, dass das in Deutschland vorherrschende weberianisch-bürokratische Steuerungsparadigma an seine Grenzen stößt (vgl.<br />
Swiatczack, Martyna / Morner, Michèle 2017: Mit Selbststeuerung komplexe Probleme managen. Wenn klassische Steuerungskonzepte<br />
nicht mehr weiterhelfen, Zeitschrift für Führung und Koordination 86, S.272-277). Agile Steuerungsprinzipien, in denen sich die Unternehmensstrategie<br />
schnell an veränderte Rahmenbedingungen anpassen kann und die Bedürfnisse der Stakeholder mehr Beachtung finden,<br />
gewinnen an Bedeutung. Inwiefern hier die öffentlichen Unternehmen durch eine weibliche Perspektive profitieren können, sollte durch<br />
weitere Untersuchungen erforscht werden.<br />
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