PINwand Nr. 327
Weinmailing Ausgabe August 2021 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender Weinmailing Ausgabe August 2021 - Erlesene Weine, Feinkost und Spirituosen von Pinard de Picard - Weinhändler des Jahres 2010 & 2019 - Weinfachhandel und Weinversender
ITALIEN CHIANTI Ricasoli „RONCICONE“ DOCG CHIANTI CLASSICO GRAN SELEZIONE, ROSSO 2018 Finesse, Purismus und mineralische, strukturierte Kraft: Es fällt schwer, diesen Charmebolzen nicht zu lieben – urtypische Toskana trifft auf burgundische Finesse! ITO071618 „Roncicone“ DOCG Ch. C. Gran S., rosso 2018 14% Vol. 72,00 €/l 54,00 € „EXTREM TIEF“ JAMES SUCKLING 97 Punkte SUCKLING Bei aller Notwendigkeit, Euphorie und dem Hang Dinge zu klassifizieren, im Chianti-Classico-Gebiet sind es „Annata“, „Riserva“ und „Gran Selezione“ – von dem Lagen- oder Cru-Gedanken, wie er etwa im Bordeaux, Burgund und auch beim VDP (in Ansätzen) gepflegt wird, ist man dort doch noch recht weit entfernt. Doch „ein von unbeugsamen Italienern bevölkertes Dorf hört nicht auf“, den eingefahrenen Gewohnheiten Widerstand zu leisten: Vor allem aber ist es ein Mann, Francesco Ricasoli, der, seit er das Weingut 1993 in Familienbesitz zurückholte, Beachtliches und max. 6 Fl. pro Kunde Zukunftsweisendes geschaffen hat. Im verdanken sich eine immense Qualitätssteigerung durch Dichtpflanzungen, einen neuen Keller sowie Nachhaltigkeit (Chemie ist tabu) und faires Miteinander. Vor allem aber ließ er die Böden rund um Castello di Brolio von einem Experten-Team untersuchen (19 verschiedene für die Toskana repräsentative Bodentypen konnten isoliert werden), und diese Ergebnisse waren die Datenbasis seines „Cru-Projekt“: Aus unterschiedlichen Weinbergen mit unterschiedlichen Bodentypen werden drei Crus als Chianti Classico Gran Selezione, ein Chardonnay und ein Merlot vinifiziert – ein Gegenentwurf bzw. die Ricasoli’sche Alternative zu der im Chianti nichtexistenten amtlichen Lagenklassifikation. Der reinsortige Sangiovese „Roncicone“ wächst im gleichnamigen 10-Hektar-Weinberg in 320 Meter Höhe. Die Lage prägen pliozänen Meeressedimenten mit sandigen Ablagerungen und durch Meereseinwirkung geglättetes Gestein sowie – auf tieferen Ebenen – Ton. Selbstverständlich erfolgt die Lese in den sanft abfallenden Hanglagen inmitten des Weingutszentrums in Handarbeit mit strenger Selektion. Nach Entrappen, Vergären und biologischem Säureabbau reift der für 18 Monate in 500-Liter-tonneaux, davon 30 % in Erstbelegung. Süßlich-sanfter Kirschduft, zarte Himbeere mit floralem Unterton voller steiniger Mineralität flirrt uns aus dem Glas entgegen, kurz blitzt ein Nougathauch auf, zeigen sich Nuancen von Sternanis und Piment, dazu leichte Kaffeeröstnoten. Das alles wirkt durchaus puristisch, zeigt eine interessante Strenge, zugleich jedoch eine sympathisch-zugängliche Leichtigkeit – vielleicht ist der vierte Jahrgang dieses Cru der bisher zarteste, nobelste, mithin burgundischste – ein Charakteristikum, das er mit seinen Vorgängern teilt. Am Vergleich mit dem „Kinder Em-Eukal“ des 2017ers ist weiterhin etwas dran, denn am Gaumen grüßt zuerst diese feine, diesmal weniger exaltierte süßliche Kirschfrucht, unterlegt von Würze und dezent salziger Mineralität. Es folgt Struktur pur: Erst säuseln die Gerbstoffe weich, packen dann beherzt herb zu und aus der Tiefe schiebt sich superfeine Säure vor, die jeden Schluck auf Länge bringt. Das hat jetzt schon eine unwiderstehliche Raffinesse; und dennoch raten wir zu etwas Geduld: Das eine oder andere Jährchen auf der Flasche wird dem „Roncicone“ sicherlich guttun! Sofortiges Vergnügen ist garantiert, noch besser wird es in den kommenden Jahren, 2024-2034+. 36 PINWAND no 327 | August 2021
Ricasoli CHIANTI ITALIEN 37
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ITALIEN CHIANTI<br />
Ricasoli<br />
„RONCICONE“ DOCG CHIANTI CLASSICO<br />
GRAN SELEZIONE, ROSSO 2018<br />
Finesse, Purismus und mineralische, strukturierte Kraft: Es fällt schwer, diesen<br />
Charmebolzen nicht zu lieben – urtypische Toskana trifft auf burgundische Finesse!<br />
ITO071618 „Roncicone“ DOCG Ch. C. Gran S., rosso 2018 14% Vol. 72,00 €/l 54,00 €<br />
„EXTREM TIEF“<br />
JAMES SUCKLING<br />
97 Punkte<br />
SUCKLING<br />
Bei aller Notwendigkeit, Euphorie und dem Hang Dinge<br />
zu klassifizieren, im Chianti-Classico-Gebiet sind es<br />
„Annata“, „Riserva“ und „Gran Selezione“ – von dem<br />
Lagen- oder Cru-Gedanken, wie er etwa im Bordeaux,<br />
Burgund und auch beim VDP (in Ansätzen) gepflegt<br />
wird, ist man dort doch noch recht weit entfernt.<br />
Doch „ein von unbeugsamen Italienern bevölkertes<br />
Dorf hört nicht auf“, den eingefahrenen Gewohnheiten<br />
Widerstand zu leisten: Vor allem aber ist es ein<br />
Mann, Francesco Ricasoli, der, seit er das Weingut<br />
1993 in Familienbesitz zurückholte, Beachtliches und<br />
max. 6 Fl. pro Kunde<br />
Zukunftsweisendes geschaffen hat. Im verdanken<br />
sich eine immense Qualitätssteigerung durch Dichtpflanzungen,<br />
einen neuen Keller sowie Nachhaltigkeit<br />
(Chemie ist tabu) und faires Miteinander. Vor allem<br />
aber ließ er die Böden rund um Castello di Brolio von<br />
einem Experten-Team untersuchen (19 verschiedene<br />
für die Toskana repräsentative Bodentypen konnten<br />
isoliert werden), und diese Ergebnisse waren die<br />
Datenbasis seines „Cru-Projekt“: Aus unterschiedlichen<br />
Weinbergen mit unterschiedlichen Bodentypen<br />
werden drei Crus als Chianti Classico Gran Selezione,<br />
ein Chardonnay und ein Merlot vinifiziert – ein Gegenentwurf<br />
bzw. die Ricasoli’sche Alternative zu der im<br />
Chianti nichtexistenten amtlichen Lagenklassifikation.<br />
Der reinsortige Sangiovese „Roncicone“ wächst im<br />
gleichnamigen 10-Hektar-Weinberg in 320 Meter Höhe.<br />
Die Lage prägen pliozänen Meeressedimenten mit<br />
sandigen Ablagerungen und durch Meereseinwirkung<br />
geglättetes Gestein sowie – auf tieferen Ebenen –<br />
Ton. Selbstverständlich erfolgt die Lese in den sanft<br />
abfallenden Hanglagen inmitten des Weingutszentrums<br />
in Handarbeit mit strenger Selektion. Nach Entrappen,<br />
Vergären und biologischem Säureabbau reift<br />
der für 18 Monate in 500-Liter-tonneaux, davon 30 %<br />
in Erstbelegung.<br />
Süßlich-sanfter Kirschduft, zarte Himbeere mit floralem<br />
Unterton voller steiniger Mineralität flirrt uns<br />
aus dem Glas entgegen, kurz blitzt ein Nougathauch<br />
auf, zeigen sich Nuancen von Sternanis und Piment,<br />
dazu leichte Kaffeeröstnoten. Das alles wirkt durchaus<br />
puristisch, zeigt eine interessante Strenge, zugleich<br />
jedoch eine sympathisch-zugängliche Leichtigkeit<br />
– vielleicht ist der vierte Jahrgang dieses Cru der<br />
bisher zarteste, nobelste, mithin burgundischste – ein<br />
Charakteristikum, das er mit seinen Vorgängern teilt.<br />
Am Vergleich mit dem „Kinder Em-Eukal“ des 2017ers<br />
ist weiterhin etwas dran, denn am Gaumen grüßt zuerst<br />
diese feine, diesmal weniger exaltierte süßliche<br />
Kirschfrucht, unterlegt von Würze und dezent salziger<br />
Mineralität. Es folgt Struktur pur: Erst säuseln die<br />
Gerbstoffe weich, packen dann beherzt herb zu und<br />
aus der Tiefe schiebt sich superfeine Säure vor, die jeden<br />
Schluck auf Länge bringt. Das hat jetzt schon eine<br />
unwiderstehliche Raffinesse; und dennoch raten wir<br />
zu etwas Geduld: Das eine oder andere Jährchen auf<br />
der Flasche wird dem „Roncicone“ sicherlich guttun!<br />
Sofortiges Vergnügen ist garantiert, noch besser wird es<br />
in den kommenden Jahren, 2024-2034+.<br />
36 PINWAND no <strong>327</strong> | August 2021