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Nr. 80 - Herbst 2021

Brassens & Sète: les Copains d'abord Château de Chenonceau: florale Kunst im Schloss Boulogne-sur-Mer: jeder hat das Recht auf etwas Schönes! Elsass: unerwarteter Panomarablick über die Vogesen Rezept: Tarte Tatin aux endives

Brassens & Sète: les Copains d'abord
Château de Chenonceau: florale Kunst im Schloss
Boulogne-sur-Mer: jeder hat das Recht auf etwas Schönes!
Elsass: unerwarteter Panomarablick über die Vogesen
Rezept: Tarte Tatin aux endives

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>80</strong> · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong><br />

OCCITANIE · CÔTE D'AZUR · LOIRE-TAL · HAUTS-DE-FRANCE · ELSASS<br />

Brassens & Sète<br />

Les Copains d’abord<br />

Château de<br />

Chenonceau<br />

Florale Kunst im Schloss<br />

Boulogne-sur-Mer<br />

Jeder hat das Recht auf etwas Schönes!<br />

Loire-Tal<br />

Verwirrende Riesen und Wunderwerke<br />

Elsass<br />

Unerwarteter Panoramablick über die Vogesen<br />

Am Tag als … Radiowellen den Eiffelturm retteten<br />

Sanary-sur-Mer Die « Hauptstadt der deutschen Literatur im Exil »<br />

Rezept Tarte Tatin aux endives<br />

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EDITORIAL<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

es ist kein Betriebsgeheimnis, wenn<br />

ich Ihnen verrate, dass das Schreiben<br />

des Editorials für die Redaktion<br />

von Frankreich erleben immer ein besonderer<br />

Augenblick ist. Einerseits, weil wir versuchen,<br />

aktuelle Ereignisse bis zum allerletzten Augenblick zu<br />

berücksichtigen und diesen Text daher erst kurz vor<br />

dem Druck verfassen. Andererseits aber auch,<br />

weil wir bei dieser Gelegenheit die einzelnen<br />

Artikel mit etwas Abstand betrachten<br />

können und uns bewusst werden, wie viele<br />

Verbindungen zwischen ihnen bestehen.<br />

Sie werden beim Lesen feststellen, dass in<br />

dieser Ausgabe wieder Menschen mit<br />

den verschiedensten Hintergründen<br />

vertreten sind. Und in der Folge<br />

dann realisieren, welche Passion<br />

und Engagiertheit sie alle gemeinsam<br />

haben. Ob Florist, Dichter,<br />

Sänger, Künstler, Schriftsteller,<br />

Gastronom oder « einfacher »<br />

Staatsbürger, alle lassen Sie<br />

auf ihre Weise liebenswerte<br />

Facetten von Frankreich entdecken.<br />

Dafür sei ihnen gedankt!<br />

Guéwen – der offenbar wirklich vor nichts<br />

zurückschreckt! – interessiert sich in seiner<br />

Rubrik Guéwen a testé diesmal für etwas,<br />

das im Hexagon immer beliebter wird:<br />

das Champagnermenü. War dieses noble<br />

Getränk in der Vergangenheit dem Aperitif<br />

oder Dessert vorbehalten, genießt man<br />

es heute immer öfter während der<br />

gesamten<br />

Mahlzeit. Sie<br />

haben also die Gelegenheit,<br />

etwas mehr über<br />

diesen neuen Trend zu erfahren.<br />

Apropos Champagner: Am 24. Juli <strong>2021</strong> haben in der<br />

Region Aquitaine, an der Mündung der Gironde, und 500<br />

Kilometer weiter östlich, in der Region Auvergne-Rhône-<br />

Alpes, am Ufer des Flusses Allier, sicher die Champagner<br />

korken geknallt! An diesem Tag fand nämlich<br />

die 44. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees<br />

statt, bei der die offizielle Klassifizierung des<br />

Leuchtturms von Cordouan (Gironde) und der<br />

Thermalstadt Vichy, als eines von elf « Großen<br />

Bädern Europas », beschlossen wurde. Beiden<br />

Stätten haben wir im Übrigen in Frankreich<br />

erleben bereits einen Artikel gewidmet:<br />

dem « König der Leuchttürme », wie<br />

der Phare de Cordouan von den<br />

Franzosen liebevoll genannt wird, in<br />

der Nummer 5 (Cordouan, das kleine<br />

Versailles im Atlantik) und Vichy<br />

in der Nummer 49 (Vichy, ein Kurbad mit<br />

schicksalhafter Vergangenheit). Unsere Glückwünsche<br />

an die Auserwählten und an die Teams,<br />

die sich für die Bewerbungen eingesetzt haben!<br />

Unmittelbar vor Druck erreichte uns<br />

noch die Information, dass Nizza als « Winterkurort<br />

an der Côte d’Azur » ebenfalls als<br />

Weltkulturerbe ausgezeichnet wurde.<br />

Ihnen allen viel Spaß beim Lesen! Geben<br />

Sie weiterhin auf sich und Ihre Mitmenschen<br />

acht, und bleiben Sie gesund!<br />

Titelbild: Blick von der Pont de la Savonnerie auf den Kanal von Sète (Hérault).<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 3


INHALT<br />

Sète · 26<br />

Bordeaux · 74<br />

Châteaux de Chenonceau · 36<br />

Elsass · 66<br />

Rezept · 92<br />

Boulogne-sur-Mer · 46<br />

Musée Robert Tatin · 58<br />

Bayeux · 70<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


46 · Boulogne-sur-Mer<br />

70 · Bayeux<br />

Rennes<br />

Nantes<br />

Rouen<br />

Paris<br />

74 · Bordeaux<br />

Lille<br />

58 · Cossé-le-Vivien<br />

Tours<br />

36 · Chenonceau<br />

Montpellier<br />

Toulouse<br />

26 · Sète<br />

66 · Drachenbronn<br />

Straßburg<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

Dijon<br />

Lyon<br />

26 Sète<br />

Les Copains d‘abord<br />

Am 22. Oktober 1921 erblickte einer der größten zeitgenössischen<br />

Dichter und Sänger Frankreichs in Sète das Licht der Welt. Zu seinen<br />

Lebzeiten waren die Beziehungen zwischen ihm und den Menschen<br />

seiner Heimatstadt nicht immer harmonisch, doch heute,<br />

60 Jahre nach seinem Tod, ist die Seele von Brassens und seinen<br />

Copains an vielen Ecken der Stadt immer noch sehr lebendig.<br />

36 Château de Chenonceau<br />

Florale Kunst im Schloss<br />

Unter den berühmten Loire-Schlössern gibt es eines, das sich aus der<br />

Masse hervorhebt: Chenonceau. Es ist das einzige Schloss, das eigene<br />

Floristen angestellt hat. Tag für Tag kreiert der Leiter dieses Ateliers<br />

grandiose Kompositionen, mit denen er die 19 Räume des Schlosses verschönert<br />

und den Besuchern dadurch einzigartige Eindrücke verschafft.<br />

46 Boulogne-sur-Mer<br />

Jeder hat das Recht auf etwas Schönes!<br />

Street-Art ist in Boulogne weit mehr als « nur ein dekoratives Element<br />

». Die Qualität der Werke, die Möglichkeit für eine « andere »<br />

Art der Stadtbesichtigung sowie die Gelegenheit für interessante<br />

Begegnungen mit den Bewohnern der Stadt machen das Festival<br />

zu einem Ereignis, das wir Ihnen nur ans Herz legen können!<br />

Marseille<br />

78 · Sanary-sur-Mer<br />

58 Musée Robert Tatin<br />

Verwirrende Riesen und Wunderwerke<br />

Der Künstler Robert Tatin kreierte in der Gemeinde Cossé-le-Vivien ein<br />

monumentales Werk, das eine Verbindung mit der Natur darstellen und<br />

gleichzeitig als Museum für seine künstlerischen Schöpfungen dienen sollte.<br />

Die unvergleichliche Kreation ist irgendwo zwischen Kunst und Architektur<br />

angesiedelt und sprengte alle künstlerischen Normen der damaligen Zeit.<br />

66 Baumwipfelpfad<br />

Eine ganz neue Art, das Elsass zu entdecken<br />

Seit einigen Monaten gibt es im nördlichen Elsass die Möglichkeit, die<br />

Natur aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten: auf einem<br />

1050 Meter langen Parcours, der vollkommen aus Holz konstruiert<br />

wurde und in seinem Verlauf über eine 23 Meter hoch gelegene Aussichtsplattform<br />

führt, von der aus man einen unerwarteten Panoramablick<br />

über die Nordvogesen, die Rheinebene und den Schwarzwald hat.<br />

Frankreich heute<br />

70 Kulturerbe<br />

Der Wandteppich von Bayeux soll<br />

wieder in altem Glanz erstrahlen<br />

Der Wandteppich von Bayeux ist einer der<br />

Schätze des französischen Kulturerbes. Der<br />

Zustand der beinahe 1000 Jahre alten geheimnisvollen<br />

Stickerei ist allerdings beunruhigend,<br />

sie bedarf dringender Reparaturen.<br />

74 Debatte<br />

Bordeaux: das Erwachen einer gar nicht<br />

so schlummernden Vergangenheit<br />

Bordeaux galt lange Zeit als unattraktiv, nimmt<br />

heute jedoch wieder einen Spitzenplatz unter den<br />

französischen Städten ein. Kann eine Stadt in ihrer<br />

ganzen Dimension aber wirklich so einfach aus<br />

einem langen Dämmerzustand erwachen? Der<br />

Umgang mit der Rolle von Bordeaux im Sklavenhandel<br />

des 18. Jahrhunderts zeigt, dass die Dinge<br />

manchmal komplexer sind, als sie scheinen.<br />

78 Geschichte<br />

Sanary-sur-Mer: die « Hauptstadt der<br />

deutschen Literatur im Exil »<br />

Sanary-sur-Mer war in den 1930er-Jahren ein<br />

Zufluchtsort für zahlreiche deutsche und österreichische<br />

Künstler und Intellektuelle, die vor<br />

dem Hass der Nazis geflohen waren. Dies ging<br />

so weit, dass man die Stadt als « Hauptstadt der<br />

deutschen Literatur im Exil » bezeichnete. Rückblick<br />

auf eine wenig bekannte, aber wissenswerte<br />

Seite der deutsch-französischen Beziehungen.<br />

Art de vivre<br />

84 Was ist aus ihnen geworden?<br />

Frédéric Vandendriessche, Direktor<br />

des Hotels Château de Courban<br />

In dieser Reihe erfahren Sie, wie Menschen,<br />

die wir anlässlich unserer Reportagen in den<br />

letzten Jahren trafen und die uns besonders<br />

berührten, die Coronavirus-Pandemie erlebt<br />

haben und mit ihr umgegangen sind.<br />

92 Chantals Rezept<br />

Tarte Tatin aux endives<br />

94 Produkt<br />

Meteor: die größte der kleinen<br />

Brauereien Frankreichs<br />

Die Familienbrauerei Meteor ist nicht nur die letzte<br />

große unabhängige Brauerei im Elsass, sondern<br />

darüber hinaus auch die älteste, da sie seit 381<br />

Jahren besteht! Sie nimmt für sich in Anspruch,<br />

« die größte der kleinen und die kleinste der<br />

großen » französischen Brauereien zu sein.<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 On lit<br />

14 On lit en France<br />

16 Am Tag als…<br />

20 On regarde<br />

22 On surfe<br />

24 On écoute<br />

88 Nach bestellungen<br />

96 Guéwen a testé<br />

98 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet: www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

DIE SPINNEN, DIE GALLIER!<br />

MuséoParc Alésia erstrahlt in neuem Glanz<br />

Das Museum und Ausstellungszentrum MuséoParc Alésia in Alise-Sainte-Reine (Côte<br />

d‘Or) wird im Jahr 2022 seinen 10. Geburtstag feiern. Als Vorbereitung auf dieses<br />

Ereignis wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt, die ein Budget<br />

von 3 Millionen Euro verschlungen haben. Das kürzlich wiedereröffnete Museum<br />

ist jetzt barrierefrei zugänglich, hat eine komplett überarbeitete Szenografie<br />

erhalten und setzt stärker auf Interaktivität. Die Besucher können sprichwörtlich<br />

in die galloromanische Stadt und die Belagerung von Alesia eintauchen. Das neue<br />

Konzept nutzt die runde Form des Gebäudes, die an die Umzingelung der Gallier durch<br />

die Römer während der Belagerung erinnern soll. Die Umgestaltung macht zudem<br />

eine bessere Präsentation der Exponate möglich, die in Alesia in den letzten 10 Jahren<br />

entdeckt wurden. Zu sehen sind Stücke, die bisher noch niemals gezeigt wurden. Die<br />

sehr moderne Szenografie will eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart<br />

darstellen und regt immer wieder zum Nachdenken an. So will beispielsweise das große<br />

audiovisuelle Panoramabild mit vorhandenen Klischees aufräumen. Der Besucher soll<br />

beim Betrachten mit den Vorstellungen, die er von dieser Zeit hat, konfrontiert werden,<br />

um « Fake News » aus der Welt zu schaffen. Neuartig und nützlich!<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


VERPACKUNG<br />

Arc de Triomphe wird<br />

definitiv verpackt!<br />

Wir hatten in einer der letzten Ausgaben über den Plan<br />

des Künstlers Christo berichtet, den Pariser Triumphbogen<br />

zu verpacken. Aufgrund des Todes des Künstlers im Jahr<br />

2020 und der Maßnahmen im Rahmen der derzeitigen<br />

Coronakrise wurde dieses Ereignis verschoben. Doch<br />

nun ist es sicher: Die Aktion soll vom 18. September bis<br />

3. Oktober <strong>2021</strong> stattfinden. Unter anderem werden<br />

dafür 25 000 m² silberblaues recycelbares Gewebe und<br />

7000 m rote Kordel benötigt. Christos Agentur kommt für<br />

die Finanzierung dieses Ereignisses durch den Verkauf<br />

von Projektstudien, Zeichnungen, Kollagen und Modellen<br />

vollständig selbst auf. Es gibt weder von staatlicher noch<br />

von privater Seite Zuschüsse. Für die Stadt Paris ist das ein<br />

Glücksfall, da die Aktion viele Besucher anziehen wird.<br />

Mit Zuschnitt und Montage der überdimensionalen<br />

Stoffbahnen wurde die Firma « geo - Die Luftwerker » aus<br />

Lübeck beauftragt.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 7


ON EN PARLE<br />

TOURISTISCHE STRASSE<br />

Die neue Route du Vitrail im Departement Aube<br />

Während man noch bis Frühjahr 2022 warten muss, bis in Troyes die Cité<br />

du Vitrail eröffnet wird, hat das Departement Aube bereits jetzt die Route<br />

du Vitrail lanciert, in deren Verlauf man Meisterwerke eines regionalen<br />

Spezialgebiets, nämlich der Kunst des Bleiverglasens, entdecken kann.<br />

Eine Applikation oder eine herkömmliche Karte führt Interessierte über die<br />

Strecke mit 65 kirchlichen und nicht kirchlichen Gebäuden, die sowohl in<br />

Städten als auch in ländlichen Gebieten liegen. Auswahlkriterium war die<br />

Vermittlung der erstaunlichen und eher unbekannten Vielfalt dieses Metiers.<br />

Ob alt oder zeitgenössisch, figurativ oder abstrakt, Bleiverglasen ist eine<br />

international anerkannte Handwerkskunst und seit dem 12. Jahrhundert Teil<br />

der Geschichte dieser Region. In den vergangenen 20 Jahren fertigten die dort<br />

ansässigen Betriebe immerhin 150 Bleiglasfenster von Format an. Die neue<br />

Route touristique zeichnet sich dadurch aus, dass sie die Lebendigkeit dieses<br />

handwerklichen Könnens aufzeigt.<br />

SHOPPING<br />

CHAMPAGNER<br />

Ein neuer symbolträchtiger Ort<br />

Der Önotourismus boomt in Frankreich derzeit,<br />

weshalb in der Nähe bekannter Weinbaugebiete<br />

immer mehr Cités du vin und andere Einrichtungen<br />

entstehen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist Pressoria.<br />

Es liegt im Ort Aÿ-Champagne (Marne), zu Füßen<br />

historischer Anhöhen, die Teil des UNESCO-<br />

Weltkulturerbes sind, und noch dazu in einem<br />

geschichtsträchtigen Umfeld: in der ehemaligen<br />

Kelterei des renommierten Champagnerhauses<br />

Pommery. Der Rundgang will « spielerisch » sein, den<br />

Besucher in die Thematik « eintauchen » lassen und<br />

ihm eine « neuartige Erfahrung » vermitteln, die alle<br />

fünf Sinne einbezieht. Es ist eine sehr praxisbezogene<br />

Art, das Thema Champagner zu behandeln, durch<br />

die man beispielsweise versteht, was sich hinter dem<br />

Begriff « Terroir » verbirgt, einem Begriff, den man mit<br />

Worten nur schwer erklären kann. Selbstverständlich<br />

endet das Erlebnis mit einer Verkostung von zwei<br />

verschiedenen Champagnern (oder Traubensaft, für<br />

alle diejenigen, die auf das berühmte Getränk mit den<br />

Bläschen verzichten möchten).<br />

Weitere Informationen: www.pressoria.com<br />

Das zweite Leben von Samaritaine<br />

Das 1870 eröffnete Kaufhaus Samaritaine, von den Parisern<br />

liebevoll Samar genannt, gehörte lange Zeit neben Le Bon Marché<br />

und den Galeries Lafayette zu den legendären Kaufhäusern der<br />

Hauptstadt. 15 Jahre war es geschlossen. In dieser Zeit wurde dort<br />

eine der umfangreichsten Renovierungsaktionen durchgeführt, die<br />

es in Paris in den letzten Jahren gegeben hat. Jetzt kann man ein<br />

ganz neues Samaritaine entdecken, eine Mischung aus Jugendstil<br />

und Art déco, mit einem riesigen, 1000 m² großen Glasdach. Das<br />

Erstaunlichste ist vermutlich die futuristische Fassade, die aus<br />

343 gewölbten und bedruckten Glaspanels (je 2,70 m auf 3,50 m)<br />

besteht, durch die unregelmäßige Wölbungen entstehen, die an<br />

einen leicht fallenden Schleier erinnern. Das Gebäude<br />

gehört dem französischen Luxuswarenkonzern Louis<br />

Vuitton Moët Hennessy (LVMH), positioniert sich<br />

demzufolge im gehobenen Segment der Luxusgüter<br />

und will ein außergewöhnliches Shoppingerlebnis<br />

bieten. Neben ausgedehnten Verkaufsflächen, wie<br />

es sich für ein Kaufhaus dieses Niveaus gehört,<br />

besitzt es ein Hotel mit 26 Zimmern und 46<br />

Suiten, vier Restaurants und Bars (darunter<br />

ein Feinschmeckerrestaurant)<br />

sowie den Wellnessbereich Spa<br />

Dior mit einem 30 m langen<br />

Swimmingpool. Die Zeiten<br />

haben sich also geändert, und<br />

das beliebte Samar scheint<br />

endgültig der Vergangenheit<br />

anzugehören …<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


18. JAHRHUNDERT<br />

Hôtel de la Marine öffnet seine Türen<br />

Das Gebäude mit monumentalen Abmessungen (64 m lang, 17 m hoch<br />

und 6200 m² zugängliche Fläche) ist eines der prestigeträchtigsten<br />

von Paris. Es liegt am legendären Place de la Concorde und wurde<br />

im 18. Jahrhundert von Ange-Jacques Gabriel (1698-1782) erbaut,<br />

dem Architekten Ludwigs XIV. (1638-1715). Bis 1798<br />

beherbergte es zunächst die ehemalige Garde-Meuble<br />

de la Couronne, die Vorgängerin des französischen<br />

Mobilier National (eine öffentliche Einrichtung, deren<br />

Aufgabe es ist, etwa 100 000 Einrichtungsgegenstände<br />

und Textilien aus den Residenzen des Präsidenten und<br />

aus offiziellen Palästen der Republik zu restaurieren, zu<br />

unterhalten und aufzubewahren), bevor es dann während<br />

zwei Jahrhunderten Sitz des Marineministeriums war.<br />

Es wurde durch das Centre des Monuments Nationaux<br />

renoviert, sehr sorgfältig möbliert und kann jetzt<br />

besichtigt werden. Die Besucher sollen beim Rundgang<br />

durch die prachtvollen Gemächer und Prunksäle aus<br />

dem 18. Jahrhundert – die zu den schönsten in Paris<br />

zählen – sprichwörtlich in die Atmosphäre dieser Epoche<br />

eintauchen. Am 1. September eröffnet dort zudem ein<br />

Restaurant namens Mimosa, in dem eine bislang noch<br />

mysteriöse Bar à œufs mimosa im Zentrum stehen soll.<br />

Weitere Informationen: www.hotel-de-la-marine.paris/de<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 9


ON EN PARLE<br />

KULTUR<br />

Lesen – eine<br />

wichtige nationale<br />

Angelegenheit<br />

Der französische Staatspräsident Emmanuel<br />

Macron hat beschlossen, das Lesen zu einer<br />

« wichtigen nationalen Angelegenheit » zu machen.<br />

Nach einer eineinhalb Jahre andauernden<br />

Gesundheitskrise wurden die Buchhandlungen<br />

endlich als « wesentliche Geschäfte » anerkannt<br />

(siehe unseren Artikel in Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 79),<br />

da die Franzosen sich plötzlich der Bedeutung des<br />

Lesens bewusst wurden. Der Staatschef will sich<br />

nun dieses « Comeback » des Buches besonders<br />

gegenüber jüngeren Menschen, die das Lesen<br />

trotz allem vernachlässigen, zunutze machen. Die<br />

aktuellste Erhebung zum Thema Les Français et<br />

la lecture, die das Institut IPSOS im Auftrag des<br />

Centre national du Livre durchführte, bestätigt,<br />

dass in der Altersgruppe von 15-24 Jahren weniger<br />

gelesen wird, obwohl auch diese Personen das<br />

Lesen als Mittel zur Ablenkung einstufen. Kurze<br />

Texte auf Bildschirmen, vor allem aus den sozialen<br />

Netzwerken, nehmen gegenüber längeren Texten,<br />

die mehr Anstrengung und Konzentration erfordern,<br />

überhand. Ein Jahr lang, bis Sommer 2022, soll<br />

daher die Lesepraxis bei jungen Menschen aller<br />

Altersstufen – von Hauptschülern über Realschüler<br />

bis hin zu Gymnasiasten – im Rahmen von Initiativen<br />

gefördert werden.<br />

ROLLTREPPE<br />

Chenille vitrée des Centre Pompidou<br />

wieder zugänglich<br />

Diese Adresse ist ein Tipp, den man oftmals Besuchern der<br />

Hauptstadt gibt: Über die Chenille vitrée, eine Abfolge von verglasten<br />

Rolltreppen außen an der Fassade des Centre Pompidou, die das<br />

Aussehen einer Raupe haben, gelangt man auf die verschiedenen<br />

Stockwerke des Museums für zeitgenössische Kunst. Nach<br />

mehrjährigen Arbeiten ist die Rolltreppe nun wieder zugänglich.<br />

Die Erneuerung der « gläsernen Raupe » war notwendig geworden,<br />

da sie bereits mehr als 250 Millionen Menschen transportiert hatte.<br />

Gleichzeitig wurde die Isolierung der Röhren verbessert. Beim<br />

Hochfahren hat man einen der schönsten und außergewöhnlichsten<br />

Ausblicke über die französische Hauptstadt. Achtung: Von Ende 2023<br />

bis voraussichtlich Anfang 2027 wird das Centre Pompidou für die<br />

zweite Phase der Renovierungsarbeiten, bei denen es vorwiegend um<br />

eine Asbestsanierung geht, erneut geschlossen sein.<br />

U-BOOT<br />

Espadon verlässt das Dock<br />

Das U-Boot Espadon gehört der französischen Marine. Das einmalige<br />

Zeugnis der französischen Schifffahrtsgeschichte liegt seit 1986 in Saint-<br />

Nazaire (Loire-Atlantique) vor Anker. In den 25 Dienstjahren umkreiste<br />

dieses letzte U-Boot – und das einzige noch schwimmende, das man in<br />

Frankreich besichtigen kann – 17 Mal die Erde,<br />

verbrachte 2561 Tage – also sieben Jahre – auf See,<br />

vier davon unter Wasser. In seinem zweiten Leben<br />

wurde das U-Boot zu einem nicht alltäglichen<br />

« Museumsobjekt ». Soeben gingen umfangreiche<br />

Renovierungsarbeiten zu Ende, die den Besuchern<br />

die Besichtigung vereinfachen sollen. Dabei hat<br />

man die seltene Gelegenheit, in einem im Wasser<br />

liegenden U-Boot zu den Maschinenräumen,<br />

Arbeitsplätzen und Aufenthaltsräumen<br />

der Besatzung hinabzusteigen. Das ist sehr<br />

aufschlussreich, allerdings wird Menschen mit<br />

Platzangst vom Besuch abgeraten.<br />

Weitere Informationen: www.saint-nazairetourisme.com/les-visites/les-sites-de-visite/<br />

espadon/<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


WAGEMUTIGE ARCHITEKTUR<br />

Luma Arles wurde eröffnet<br />

UMWELT<br />

Die Silhouette von Arles (Bouches-du-Rhône) hat sich seit dem Bau eines vom Architekten<br />

Frank O. Gehry konzipierten Gebäudes grundlegend verändert. Der 56 m hohe Turm auf<br />

dem Gelände des Parc des Ateliers (den ehemaligen Werkstätten der französischen Bahn<br />

SNCF) besitzt eine sehr unerwartete Architektur mit sich wellenden, silberglänzenden<br />

Facetten, die an die Felsen der nahegelegenen Alpilles erinnern sollen. Eine Terrasse im<br />

neunten Stockwerk bietet einen völlig neuartigen Panoramablick über die Stadt bis in die<br />

Landschaft der Camargue, die Ebene der Crau, zu den Alpilles und unter anderem auch<br />

zur Abbaye de Montmajour (siehe Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 79). Das Gebäude wurde von<br />

der Fondation Luma gebaut und soll ganz dem künstlerischen Schaffen gewidmet sein.<br />

Es beherbergt vor allem Galerien, Ausstellungsräume und -flächen, wo Ereignisse von<br />

internationaler Tragweite stattfinden können. Genau gegenüber des Gebäudes – das sich<br />

im Übrigen mit seinem auf ein Minimum reduzierten Wasser- und Energieverbrauch auch<br />

als Inspiration in puncto Umweltverträglichkeit versteht – befindet sich die École nationale<br />

supérieure de la photographie, die neben dem berühmten Festival international de la<br />

photographie den Spitzenplatz der Stadt in Sachen Fotografie unterstreicht.<br />

Weitere Informationen: www.luma.org/arles<br />

Wald von Verdun von Parasiten befallen<br />

Wenn Sie seit 2019 den Wald rund um die Gedenkstätte von Verdun (Meuse) besucht haben, dann ist<br />

Ihnen vielleicht aufgefallen, dass sich das bis dato schöne Grün der Fichten in einen Farbton zwischen<br />

Altrosa und Orange verwandelt hat. Viele Bäume sterben ab oder sind bereits abgestorben. Der Grund:<br />

der Borkenkäfer. Eigentlich stellt die Präsenz dieses Parasiten in diesem Milieu nichts Unnatürliches<br />

dar, da die Fichten natürliche Verteidigungsmittel gegen ihn besitzen. Die mit dem Klimawandel<br />

verbundene Trockenheit führt jedoch dazu, dass der Saft nicht mehr richtig aufsteigen kann, sodass<br />

die Fichten sich des Borkenkäfers nicht mehr entledigen können und am Ende absterben. Die<br />

gesamte Region Grand-Est ist von dieser Katastrophe betroffen, man geht sogar davon aus,<br />

dass Schwarzkiefern die nächste Baumart sein werden, die mit dem Problem zu kämpfen<br />

haben. Experten zufolge gibt es « neue Ansätze », um die Landschaft, vor allem rund um die<br />

Gedenkstätte von Verdun, zu retten. Dafür sollen neue Baumarten gepflanzt werden, die<br />

widerstandsfähiger gegenüber Trockenheit sind, beispielsweise Aleppokiefern, Griechische<br />

Tannen und Atlas-Zedern. Für die Maßnahmen werden derzeit hohe Budgets bereitgestellt.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 11


ON LIT<br />

HISTORISCHER ROMAN<br />

Die letzte Tochter von Versailles<br />

Eva Stachniak, Originaltitel: The School of Mirrors, übersetzt aus dem Englischen von Peter Knecht, Insel<br />

Taschenbuch, 600 Seiten, ISBN 978-3458681694. Ab 7. September <strong>2021</strong> im Buchhandel erhältlich.<br />

Eva Stachniak stammt aus Polen und lebt seit 1981 in Toronto. Seit einigen Jahren schreibt sie<br />

erfolgreiche, historische Romane, die sowohl gut recherchiert als auch angenehm zu lesen<br />

sind und außer in Deutschland noch in den Vereinigten Staaten, in Polen und sogar in China<br />

erscheinen. In diesem neuen Roman lässt sie uns einen Blick hinter die Kulissen von Schloss<br />

Versailles werfen und dabei erstaunliche Umtriebe entdecken. Wer weiß heute, dass es auf<br />

dem Anwesen des berühmten Schlosses, im Parc aux Cerfs, ein Herrenhaus gab, in dem König<br />

Ludwig XV. (1710-1774), vor neugierigen Blicken geschützt, junge Maitressen traf, von denen die<br />

meisten die wahre Identität ihres « Gastgebers » überhaupt nicht kannten? Im Verlauf der flüssig<br />

geschriebenen Handlung des Romans rund um Véronique, eine dieser jungen Frauen, und<br />

Marie-Louise, ihre und des Königs Tochter, erfährt man mehr über die erstaunlichen Sitten am französischen<br />

Königshof. Gleichzeitig versteht man noch ein bisschen besser, wie es zur Französischen Revolution kommen<br />

konnte … Das Porträt einer bislang unbekannten Seite Frankreichs. Ein fesselndes Buch, das neugierig macht!<br />

ROMAN<br />

Kurz vor dem Vergessen<br />

ROMAN<br />

Der versperrte Weg,<br />

Roman des Bruders<br />

Georges-Arthur Goldschmidt, Wallstein<br />

Verlag, 111 Seiten, ISBN 978-3835350618.<br />

Georges-Arthur Goldschmidt<br />

erzählt auf bewegende Weise<br />

erstmals die Lebensgeschichte<br />

seines Bruders Erich. Verbunden<br />

durch das gemeinsame Schicksal<br />

von Bedrohung, Flucht und<br />

Heimatlosigkeit wählte dieser einen ganz anderen Weg als<br />

der Autor. Während Georges-Arthur mit Sprachen und mit<br />

Worten lebte, lebte der Bruder mit Waffen. Erich schloss sich<br />

der Résistance an, kämpfte bei der Befreiung von Paris und<br />

des Elsass mit und war schließlich Major in der französischen<br />

Kolonialarmee in Algerien. Obwohl er sich dort sogar am<br />

Offiziersputsch gegen de Gaulle beteiligte, der Algerien<br />

in die Unabhängigkeit führte, behielt er dennoch bis zur<br />

Pensionierung seinen Offiziersgrad. Nach dem Putsch arbeitete<br />

er viele Jahre als unauffälliger Mitarbeiter der französischen<br />

Bank Crédit agricole. Mit dem Buch schreibt der Autor nicht<br />

nur eine bewegende Hommage an seinen Bruder, sondern<br />

zeichnet gleichzeitig ein sehr konkretes und menschliches Bild<br />

der jüngeren Geschichte Frankreichs. Lehrreich und oft sehr<br />

berührend!<br />

Alice Zeniter, Originaltitel: Juste avant l’oubli,<br />

übersetzt von Yvonne Eglinger, Berlin Verlag,<br />

320 Seiten, ISBN 978-3827013828. Ab<br />

1. September <strong>2021</strong> im Buchhandel erhältlich.<br />

Wie viele andere Studenten begibt sich die<br />

Doktorandin Emilie auf eine verlassene Insel<br />

vor Schottland, um dort ein Kolloquium über<br />

einen für seine Kriminalromane bekannten und<br />

von ihr vergötterten Autor zu organisieren. Ihr<br />

Freund Franck besucht sie dort und will um<br />

ihre Hand anhalten. Doch alles verläuft anders,<br />

als geplant. Mit ihrem ausgeprägten Sinn<br />

für Spannung lädt uns die bereits mehrfach<br />

ausgezeichnete<br />

30-jährige Autorin<br />

Alice Zeniter in<br />

eine isolierte<br />

Umgebung ein, in<br />

der sich ein wahrer<br />

Kriminalroman<br />

abspielt. Das Buch<br />

erhielt 2015 den<br />

Prix Renaudot des<br />

Lycéens.<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


Bücher, die wir Ihnen beim<br />

Erscheinen in französischer Sprache<br />

vorstellten und die nun in der<br />

deutschen Übersetzung vorliegen<br />

SACHBUCH<br />

Mädchenschule,<br />

Porträt einer<br />

Frauengeneration<br />

Das folgende Buch stellten wir Ihnen bei<br />

Erscheinen im Hexagon in unserer Rubrik On lit<br />

en France (Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 78) vor. Bald ist<br />

es in der deutschen Übersetzung erhältlich. Da<br />

wir es besonders schätzen, empfehlen wir es<br />

Ihnen erneut!<br />

Pascale Hugues, Originaltitel:<br />

L’école des filles, übersetzt<br />

von Lis Künzli, Rowohlt, 304<br />

Seiten, ISBN 978-349<strong>80</strong>02718.<br />

Ab 14. September <strong>2021</strong> im<br />

Buchhandel erhältlich.<br />

Pascale Hugues ist in<br />

Straßburg geboren. Seit<br />

mehreren Jahren lebt die<br />

Journalistin und Schriftstellerin in Berlin, wo sie unter<br />

anderem als Korrespondentin für die französische<br />

Wochenzeitschrift Le Point arbeitet. Ihr persönlicher<br />

und beruflicher Werdegang machte sie zu einer der<br />

Französinnen, die Deutschland sehr gut kennen. In<br />

ihrem neuen, sensibel und humorvoll geschriebenen<br />

Buch erzählt sie, wie sie etwas umsetzte, an das viele<br />

von uns bereits einmal gedacht haben: ehemalige<br />

Klassenkameraden aufzuspüren. Es geht dabei<br />

um 12 Mädchen der École primaire, die auf einem<br />

Klassenfoto des Jahres 1968 zu sehen sind und sich<br />

alle in Pascale Hugues‘ Poesiealbum verewigten.<br />

50 Jahre später spürt Pascale Hugues sie auf, und alle<br />

treffen sich auf der Terrasse eines kleinen Hotels in<br />

der Nähe des Straßburger Münsters. Jede der Frauen<br />

erzählt aus ihrem Leben. Über das reine Wiedersehen<br />

ehemaliger Klassenkameradinnen hinaus, gelingt es<br />

der Autorin, das fesselnde Porträt einer Generation<br />

französischer Frauen zu zeichnen, die Ende der<br />

70er-Jahre 20 Jahre alt waren. Frauen, denen man<br />

damals, wie Pascale Hugues treffend festhält, meist<br />

zu verstehen gab, wie sie zu sein hatten: sanftmütig,<br />

unterwürfig und hilfsbereit. Frauen, die dachten, sie<br />

seien « arme kleine anonyme Wesen » oder würden<br />

« ein alltägliches Leben ohne große Bedeutung »<br />

führen. Dennoch zeigen sie uns – darin liegt die Stärke<br />

des Buches – den Weg von Freundschaft und Leben.<br />

Ein Buch, das guttut!<br />

ROMAN<br />

Die Rache ist mein<br />

Marie NDiaye, Originaltitel: La vengeance<br />

m’appartient, übersetzt von Claudia Kalscheuer,<br />

Suhrkamp, 250 Seiten, ISBN 978-3518430316. Ab<br />

5. Oktober <strong>2021</strong> im Buchhandel erhältlich.<br />

Marie NDiaye kennt Deutschland gut, da sie<br />

viele Jahre in Berlin lebte, bevor sie vor nicht<br />

allzu langer Zeit nach Frankreich zurückkehrte<br />

und sich im Bordelais niederließ. Seit mehr<br />

als 35 Jahren schreibt sie Bücher, die oft<br />

von verstörenden Familienangelegenheiten<br />

handeln und regelmäßig in der Welt der<br />

französischen Literatur für Schlagzeilen sorgen.<br />

2009 erhielt sie für Trois femmes puissantes<br />

den Prix Goncourt. Das Buch erschien in<br />

Deutschland mit dem Titel Drei starke Frauen.<br />

Auch in ihrem zwölften Roman erzählt uns<br />

Marie NDiaye eine Familiengeschichte. Eine<br />

Anwältin in den Vierzigern, die seit kurzer Zeit<br />

in Bordeaux lebt, erhält<br />

Besuch von einem<br />

Mann. Es ist ein Schock<br />

für sie. Warum? Wer ist<br />

dieser Mann? Was ist<br />

zwischen den beiden<br />

vorgefallen? Der Roman<br />

ist wie ein aufregendes,<br />

verstörendes Rätsel,<br />

das – wie immer bei<br />

Marie NDiaye – wichtige<br />

Themen aufgreift, die<br />

unsere Gesellschaft<br />

aktuell bewegen. Es geht<br />

um Gewalt gegenüber<br />

Kindern, Frauen und<br />

Minderheiten. Ein<br />

hochaktuelles Buch, das<br />

Dämonen des heutigen<br />

Frankreichs beschreibt.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 13


ON LIT EN FRANCE<br />

Unsere Auswahl an Büchern, über die man<br />

zurzeit in Frankreich spricht<br />

ESSAY<br />

Ici Saint-Pierre-et-<br />

Miquelon<br />

Jean Lebrun, Éditions<br />

Bleu autour, 177 Seiten,<br />

ISBN 978-2358481557<br />

Dieses kleine Buch im<br />

ungewöhnlichen, fast<br />

quadratischen Format,<br />

sieht eher unscheinbar aus. Doch es ist<br />

ein regelrechtes Juwel, das die selbst in<br />

Frankreich unbekannte Geschichte des<br />

kleinen, südlich der kanadischen Insel<br />

Neufundland gelegenen Archipels Saint-<br />

Pierre-et-Miquelon erzählt, das sich im<br />

Gegensatz zum restlichen Frankreich<br />

bereits an Weihnachten 1941 General de<br />

Gaulle und den Widerstandskämpfern<br />

des Freien Frankreichs anschloss.<br />

Doch es kommt noch besser. Als das<br />

Geld knapp wurde, um die Lieferanten<br />

zu bezahlen, und als daher die<br />

Lebensmittelversorgung der Inseln<br />

ins Stocken geriet, kam man auf eine<br />

erstaunliche Idee. Da viele wohlhabende<br />

Amerikaner Philatelisten waren – allen<br />

voran Präsident Roosevelt –, beschloss<br />

man auf Saint-Pierre-et-Miquelon, mit<br />

eigenen Briefmarken des Anschlusses an<br />

das Freie Frankreich zu gedenken. Daher<br />

ist auch auf der Titelseite des Buches die<br />

seltene und von Briefmarkensammlern<br />

begehrte Briefmarke « Noël 1941, France<br />

Libre, FNF » abgebildet. Grund genug,<br />

um auf der anderen Seite des Atlantiks<br />

das Vichy-Regime rasend zu machen!<br />

Der Autor bemerkt treffend, dass<br />

Saint-Pierre-et-Miquelon angesichts<br />

der Geschichte « einen Moment über<br />

sich hinauswächst ». Lehrreich!<br />

REISEFÜHRER<br />

La Micheline, Tournée des bars de France<br />

Philibert Humm und Pierre Adrian, Éditions Équateurs, 140 Seiten, ISBN 978-2849909737<br />

Das Problem dieses handlichen, amüsanten Restaurantführers<br />

besteht darin, dass man ihn aufschlägt und sofort Lust<br />

bekommt, eines der 94 kleinen Bistros und Cafés in Frankreich<br />

zu testen. Alle Adressen sind es wert, anzuhalten, etwas zu<br />

trinken oder auch – für wenig Geld – eine Kleinigkeit zu essen.<br />

Dabei kommt man nicht selten spontan mit anderen Gästen<br />

oder dem Wirt ins Gespräch! Es ist schön, dass die Autoren<br />

ihre Lieblingsadressen mit uns teilen und wir daher erfreut<br />

feststellen, dass es immer noch kleine authentische Bistros<br />

in Frankreich gibt. Diesen Führer sollte man im Auto lassen,<br />

damit man ihn immer zur Hand hat, wenn man im Hexagon<br />

unterwegs ist.<br />

ESSAY<br />

Un été avec Rimbaud<br />

Sylvain Tesson, Éditions Équateurs / France-Inter, 220 Seiten, ISBN 978-2849909799<br />

Zunächst ist dies ein ideales Buch für alle, die die Ardennen einmal auf andere Art<br />

erkunden möchten, nämlich auf den Spuren des berühmten Dichters. Darüber<br />

hinaus vermittelt es jedoch auch eine Vorstellung von der besonderen Beziehung<br />

zwischen Franzosen und der Literatur: 2013 lancierte France-Inter, einer der<br />

großen französischen Radiosender, eine Sendereihe mit dem Titel Un été<br />

avec … Das Prinzip ist simpel: Jeden Sommer beschäftigt sich eine prominente<br />

Persönlichkeit auf ihre Art mit dem Werk eines bekannten französischen<br />

Dichters. Die Sendung ist so erfolgreich, dass inzwischen jeweils ein Buch daraus<br />

entsteht, das sich nicht selten als Verkaufsschlager im Buchhandel erweist. So<br />

begeistern sich die Franzosen Sommer für Sommer beim<br />

Radiohören oder beim Lesen für Montaigne, Proust, Victor<br />

Hugo … Im Jahr 2020 war es Rimbaud, dessen Werk uns<br />

der Schriftsteller und Reisende Sylvain Tesson, von dem<br />

wir Ihnen hier bereits einige Werke vorgestellt haben,<br />

auf großartige Weise nahebringt. Echtes Lesevergnügen,<br />

das man noch kostenlos verlängern kann, indem man<br />

die entsprechenden Sendungen anhört (https://www.<br />

franceinter.fr/emissions/un-ete-avec-rimbaud).<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


ESSAY<br />

Vigneronne, quitter Paris,<br />

changer de vie, créer son vin<br />

Laure Gasparotto, Éditions Grasset, 214 Seiten, ISBN 978-2246859635<br />

Die packende Geschichte einer Verwandlung und eines<br />

mutigen Umbruchs im Leben. Laure Gasparotto ist<br />

Journalistin der renommierten Zeitung Le Monde und bereits<br />

seit über 20 Jahren eine anerkannte Weinspezialistin. Sie<br />

verfasste unter anderem den Atlas des vins de France, eine Referenz in<br />

Sachen Weinbaugebiete des Hexagons. Man kann also sagen, dass sie über<br />

Wein nahezu alles weiß und ihr Leben in gewisser Weise vorgezeichnet war.<br />

Doch dann entstand durch ein unerwartetes Ereignis – eine Trennung, wie<br />

man bei der Gelegenheit erfährt – ein unvermuteter, vielleicht verrückter<br />

Wunsch. Der Wunsch, ihr Leben zu verändern. Der Wunsch, nicht mehr nur<br />

« Weine zu verkosten und zu analysieren […] nicht mehr nur in Büchern über<br />

sie zu sprechen », sondern « selbst das Abenteuer zu wagen, sich die Hände<br />

schmutzig zu machen und Winzerin zu werden ». Unterstützt von Freunden<br />

verlässt die Autorin Paris, kauft ein Grundstück im Gebiet Terrasses du<br />

Larzac, im Nordwesten von Montpellier (Hérault), und kreiert ihr eigenes<br />

Weingut. Anstelle von Verkostungen wird nun also die erdverbundene Seite<br />

des Weins – und zwangsläufig auch die schweißtreibende – allmählich zu<br />

ihrer Welt. Der Beruf ist hart, schwierig und lässt den Menschen nicht los.<br />

« Es ist kein Beruf, es ist ein Leben », realisiert Laure Gasparotto. Wie es<br />

weitergeht? Das sollten Sie selbst entdecken, denn dieses « neue Leben » ist<br />

ausgesprochen vielfältig und fesselnd.<br />

ROMAN<br />

Les chats éraflés<br />

Camille Goudeau, Gallimard, 268<br />

Seiten, ISBN 978-2072930010<br />

Jeder in Paris kennt die seltsamen<br />

grünen Holzkisten an den Seine-Quais,<br />

die mit Büchern vollgestopft sind. Diese<br />

« Buchhandlungen im Kleinformat » sind<br />

ein Teil dessen, was den Charme der<br />

Stadt ausmacht. Doch was weiß man<br />

über ihre Besitzer, über diejenigen, die<br />

heute den alten, aber inzwischen selten<br />

gewordenen Beruf eines Bouquiniste, eines Straßenbuchhändlers,<br />

ausüben? Das Buch bietet die Gelegenheit, sich mit dem Alltag dieser<br />

Menschen vertraut zu machen. Camille Goudeau ist 30 Jahre alt und<br />

lebt in Paris. Dass sie Straßenbuchhändlerin wurde, war eher dem<br />

Zufall geschuldet. Sie macht diesen Beruf zum Thema ihres ersten und<br />

äußerst gelungenen Romans, der die Schwierigkeiten des Metiers nicht<br />

ausklammert und trotzdem die Poesie dieses Universums vermittelt.<br />

« Straßenbuchhändlerin », so schreibt die Autorin, « das bedeutet, ein<br />

Teil des Dekors zu werden. Unveränderlich. » Beim Lesen entdeckt man<br />

zudem, dass dies gleichzeitig die Gelegenheit ist, Paris, seine Bewohner<br />

und die Touristen genau und einfühlsam zu beobachten. Bereichernd!<br />

Klappenbroschur. € (D) 16,–<br />

Verfügbar auch als E-Book<br />

MALERISCHE<br />

ABGRÜNDE<br />

Kommissar Dupin ermittelt<br />

auf der traumhaften Belle-Île<br />

Steile Klippen, versteckte Strände<br />

und idyllische Häfen: Kommissar<br />

Dupins 10. Fall führt ihn auf die<br />

»schöne Insel« vor der Südküste<br />

der Bretagne, die einst schon<br />

Claude Monet in ihren Bann zog.<br />

www.kiwi-verlag.de


AM TAG ALS …<br />

Es gibt Tage, die anders sind. Sie erscheinen<br />

zunächst ganz « banal », doch dann<br />

ereignet sich etwas, das die Menschen so<br />

bewegt, dass sie sich noch lange daran<br />

erinnern. Über solche Tage, die im Gedächtnis<br />

der Franzosen haften geblieben<br />

sind, berichten wir in dieser Rubrik.<br />

… Radiowellen<br />

den<br />

Eiffelturm<br />

retteten<br />

Manchmal hält etwas, das man gut zu kennen<br />

glaubt, trotzdem noch große Überraschungen<br />

bereit. Nehmen Sie beispielsweise den Eiffelturm.<br />

Es gibt kaum ein Monument, das berühmter ist!<br />

Man könnte meinen, dass über ihn schon alles gesagt und<br />

geschrieben sei. Und doch versetzt uns die Dame de fer, die<br />

« eiserne Lady » (die französische Bezeichnung für Turm, la<br />

tour, ist weiblich, daher passt dieser Spitzname nicht nur<br />

auf Margaret Thatcher!) immer noch in Erstaunen. Dabei<br />

muss man nur den Kopf heben und hinsehen …<br />

Zugegeben: Man muss schon sehr genau hinsehen,<br />

ein Fernglas ist mehr als hilfreich, um zu erkennen, dass<br />

unterhalb des Bodens der ersten Etage auf allen vier Seiten<br />

Namen lesbar sind, die seit der Renovierung durch<br />

die Betreibergesellschaft SETE im Jahr 1987 sogar in<br />

goldenen Lettern erstrahlen. 72 Namen sind es genau, die<br />

den Fries rund um den Turm zieren. Heutzutage scheint<br />

ihnen niemand auch nur die geringste Aufmerksamkeit zu<br />

schenken, und paradoxerweise wissen selbst viele Pariser<br />

nichts von ihrer Existenz. Dabei ist es kein Zufall, dass<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


diese Namen dort stehen, denn sie veranschaulichen besonders<br />

gut die tiefe Verbundenheit, die der Erbauer des<br />

Turms, Gustave Eiffel (1832-1923), zur Welt der Industriellen,<br />

Wissenschaftler und Ingenieure hegte, die dem<br />

Frankreich seiner Zeit zur Ehre gereichten. Auch wenn<br />

das Lesen dieser Namen den<br />

subjektiven Charakter der Liste<br />

offenbart – es ist beispielsweise<br />

keine einzige Frau darunter und<br />

offenbar wurden einige Namen<br />

rein deshalb abgelehnt, weil sie<br />

zu lang waren –, so macht sie<br />

doch die Bedeutung der Wissenschaften<br />

für Eiffel und den<br />

Turm als solches deutlich. Auch<br />

wenn es nicht sehr bekannt ist,<br />

so wurde der Eiffelturm im<br />

Grunde genommen nur durch<br />

die Wissenschaften, vor allem<br />

durch eine von ihnen, vor der<br />

Zerstörung gerettet: Radiowellen!<br />

Bereits während Eiffel vom<br />

26. Januar 1887 bis zum 31.<br />

März 1889 – also genau zwei<br />

Jahre, zwei Monate und fünf Tage – seinen Turm für die<br />

Weltausstellung errichtete, war er sich voll und ganz darüber<br />

bewusst, dass dessen Zukunft mehr als unsicher war.<br />

Der Ingenieur hatte nämlich von der Stadt Paris nur eine<br />

20-jährige Konzession für das Grundstück erhalten, auf<br />

dem das Bauwerk konstruiert<br />

wurde. Am Ende dieser Frist,<br />

die am 31. Dezember 1889<br />

begann, sollte das Grundstück<br />

wieder an die Stadt zurückfallen,<br />

und es war in keiner Weise<br />

absehbar, ob die Stadtverwaltung<br />

den Turm erhalten würde.<br />

Trotz des Erfolgs bei der<br />

Weltausstellung war er das Ziel<br />

zahlreicher Kritiken. So hatten<br />

beispielsweise die Anwohner<br />

des Marsfelds eine Petition<br />

eingereicht, um ihn demontieren<br />

zu lassen, da er offenkundig ihre Aussicht störte und<br />

zu viele Menschen anzog.<br />

Eiffel sah die Dinge natürlich anders. Man kann nachvollziehen,<br />

dass er alles daransetzte, um seinem Turm das<br />

Schicksal des Abrisses zu ersparen. Um das zu erreichen,<br />

hatte er die geniale Idee, der Dame de fer einen wissenschaftlichen<br />

Nutzen zu verleihen, sie dadurch einzigartig<br />

und unentbehrlich zu machen und auf diese Weise vor einer<br />

Demontage zu schützen. Also kontaktierte er zahlreiche<br />

Forscher, übermittelte ihnen die außergewöhnlichen<br />

Merkmale seines Turms und<br />

tat seinen Wunsch kund, « der<br />

Wissenschaft zu dienen ». Im<br />

Grunde genommen war es ein<br />

Hilferuf an die Wissenschaften.<br />

Mehrere Forscher – Meteorologen,<br />

Astronomen, Physiker … –<br />

zeigten sich schnell interessiert<br />

und erhielten die Erlaubnis,<br />

Experimente durchzuführen.<br />

Eiffel ging sogar so weit, in der<br />

dritten Etage des Turms ein<br />

Büro einzurichten, wo er eigene<br />

Versuche durchführte, vor<br />

allem in den Bereichen Astronomie<br />

und Meteorologie. Der<br />

Raum kann im Übrigen heute<br />

noch besichtigt werden.<br />

Nachdem Eiffel von einer<br />

neuen Technik für die Übermittlung<br />

von Signalen gehört hatte, die in den 1890er-<br />

Jahren entstanden war und sich Télégraphie sans fil, TSF<br />

(drahtlose Telegrafie) nannte, nahm er Kontakt mit Spezialisten<br />

dieser Technik auf und bot den Turm für Versuche<br />

an. So erstellte der französische Industrielle und Wissenschaftler<br />

Eugène Ducretet<br />

(1844-1915) am 5. November<br />

1898 die erste Funkverbindung<br />

in Frankreich, bei der<br />

er drahtlos Nachrichten vom<br />

Eiffelturm bis ins rund vier<br />

Kilometer entfernte Panthéon<br />

übertrug. Dieser Erfolg bestätigte<br />

die Bestrebungen Eiffels,<br />

und legte die Basis für die Rettung<br />

des Turms.<br />

In der Folge wurde ein festes<br />

Sendegerät im Turm installiert.<br />

Ab 1899 konnten damit<br />

Funkverbindungen über Distanzen hergestellt werden,<br />

die zuvor nicht möglich waren, zum Beispiel bis London.<br />

Die französische Armee zeigte Interesse, und Eiffel setzte<br />

alles daran, sie zu ermutigen. Er stellte dem Militär nicht<br />

nur den Turm für eigene Experimente zur Verfügung,<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 17


AM TAG ALS …<br />

sondern finanzierte die Installation eines Antennenmastes<br />

aus eigener Tasche. In der Folge wurde eine Kabelverbindung<br />

zwischen dem Turm und dem Marsfeld hergestellt,<br />

wo man 1909 eine ständige unterirdische Station für<br />

Funktelegrafie einrichtete. Das Militär war von der Leistungsfähigkeit<br />

beeindruckt und konnte nun beispielsweise<br />

über eine Distanz von 6000 Kilometern mit einem Empfänger<br />

in Tunesien kommunizieren. Die Technik sollte in<br />

den folgenden Konflikten, vor allem während des Ersten<br />

Weltkriegs, eine entscheidende Rolle spielen. Eiffel hatte<br />

auf jeden Fall sein Ziel erreicht: Die Stadt Paris verlängerte<br />

die Konzession für eine Dauer von 70 Jahren, beginnend<br />

ab dem 1. Januar 1910.<br />

Ab 1921 hielt dann das öffentliche Radio auf dem<br />

Turm Einzug und rettete ihn definitiv. Der Radiosender<br />

des Eiffelturms sendete anfangs täglich eine halbe Stunde.<br />

Ausgestrahlt wurden ein Wetterbericht, ein Überblick<br />

über Pressemeldungen und ein Geigenstück. Allmählich<br />

wurde das Programm erweitert, ab 1925 gab es eine<br />

Nachrichtensendung. Radio Tour Eiffel entwickelte sich zu<br />

einem von den Parisern geschätzten Radiosender. Endgültig<br />

bestätigt wurde der Nutzen des Turms dann 1935<br />

durch das Aufkommen des Fernsehens. In der nahe gelegenen<br />

Rue de Grenelle wurde ein Studio eingerichtet und<br />

ein Sender auf dem Eiffelturm strahlte die Bilder aus. Der<br />

Telekommunikationsdienstleister Télédiffusion de France<br />

(TDF), die öffentliche Institution, die für Bild- und Tonübertragungen<br />

sowie das digital-terrestrische Radio und<br />

Fernsehen in Frankreich zuständig ist, besitzt heute noch<br />

Büros auf dem Eiffelturm und zahlreiche strategische<br />

Antennen. In der Vergangenheit hatten viele französische<br />

Fernsehsender Studios unterhalb des Turms eingerichtet<br />

(in der Nähe der Pont de l‘Alma, in der Rue Cognac-Jay<br />

<strong>Nr</strong>. 15), diese sind aber in der Zwischenzeit auf das ganze<br />

Stadtgebiet verteilt. Der Turm, die « alte eiserne Lady »,<br />

hat also letzten Endes seit seiner Konstruktion unaufhörlich<br />

durch zahlreiche technische und wissenschaftliche<br />

Vorzüge geglänzt. Gustave Eiffel wäre sicherlich stolz auf<br />

ihn gewesen. Zumal er inzwischen nicht nur die Herzen<br />

der Pariser, sondern auch vieler Parisbesucher erobert hat.<br />

Eiffel kann beruhigt sein, sein Turm hat noch eine schöne<br />

Zukunft vor sich!<br />

Liste der 72 Wissenschaftler,<br />

deren Namen auf den vier Seiten des Eiffelturms zu lesen sind<br />

Richtung Trocadéro<br />

Richtung Grenelle<br />

Richtung Militärschule<br />

Richtung Louvre<br />

1. Seguin (Mechaniker)<br />

2. Lalande (Astronom)<br />

3. Tresca (Ingenieur und<br />

Mechaniker)<br />

4. Poncelet (Geometer)<br />

5. Bresse (Mathematiker)<br />

6. Lagrange (Geometer)<br />

7. Belanger (Mathematiker)<br />

8. Cuvier (Naturforscher)<br />

9. Laplace (Astronom und<br />

Mathematiker)<br />

10. Dulong (Physiker)<br />

11. Chasles (Geometer)<br />

12. Lavoisier (Chemiker)<br />

13. Ampère (Mathematiker<br />

und Physiker)<br />

14. Chevreul (Chemiker)<br />

15. Flachat (Ingenieur)<br />

16. Navier (Mathematiker)<br />

17. Légendre (Geometer)<br />

18. Chaptal (Agrarwissenschaftler<br />

und Chemiker)<br />

19. Jamin (Physiker)<br />

20. Gay-Lussac (Chemiker)<br />

21. Fizeau (Physiker)<br />

22. Schneider (Industriel)<br />

23. Le Chatelier (Ingenieur)<br />

24. Berthier (Mineraloge)<br />

25. Barral (Agrarwissenschaftler,<br />

Chemiker,<br />

Physiker)<br />

26. De Dion (Ingenieur)<br />

27. Goüin (Ingenieur und<br />

Industrieller)<br />

28. Jousselin (Ingenieur)<br />

29. Broca (Chirurg)<br />

30. Becquerel (Physiker)<br />

31. Coriolis (Mathematiker)<br />

32. Cail (Industrieller)<br />

33. Triger (Ingenieur)<br />

34. Giffard (Ingenieur)<br />

35. Perrier (Geograph und<br />

Mathematiker)<br />

36. Sturm (Mathematiker)<br />

37. Cauchy (Mathematiker)<br />

38. Belgrand (Ingenieur)<br />

39. Regnault (Chemiker und<br />

Physiker)<br />

40. Fresnel (Physiker)<br />

41. De Prony (Ingenieur)<br />

42. Vicat (Ingenieur)<br />

43. Ebelmen (Chemiker)<br />

44. Coulomb (Physiker)<br />

45. Poinsot (Mathematiker)<br />

46. Foucault (Physiker)<br />

47. Delaunay (Astronom)<br />

48. Morin (Mathematiker und<br />

Physiker)<br />

49. Haüy (Mineraloge)<br />

50. Combes (Ingenieur und<br />

Metallurg)<br />

51. Thénard (Chemiker)<br />

52. Arago (Astronom und<br />

Physiker)<br />

53. Poisson (Mathematiker)<br />

54. Monge (Geometer)<br />

55. Petiet (Ingenieur)<br />

56. Daguerre (Maler und<br />

Physiker)<br />

57. Wurtz (Chemiker)<br />

58. Le Verrier (Astronom)<br />

59. Perdonnet (Ingenieur)<br />

60. Delambre (Astronom)<br />

61. Malus (Physiker)<br />

62. Breguet (Physiker und<br />

Konstrukteur)<br />

63. Polonceau (Ingenieur)<br />

64. Dumas (Chemiker)<br />

65. Clapeyron (Ingenieur)<br />

66. Borda (Mathematiker)<br />

67. Fourier (Mathematiker)<br />

68. Bichat (Anatom und<br />

Physiologe)<br />

69. Sauvage (Mechaniker)<br />

70. Pelouze (Chemiker)<br />

71. Carnot (Mathematiker)<br />

72. Lamé (Geometer)<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


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Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 19


ON REGARDE<br />

KOMÖDIE<br />

KOMÖDIE/DRAMA<br />

Der Rosengarten von Madame<br />

Vernet<br />

Eve Vernet<br />

(Catherine<br />

Frot) ist<br />

eine der<br />

bekanntesten<br />

Rosenzüchterinnen<br />

Frankreichs,<br />

ihre<br />

Gewächshäuser<br />

und<br />

Beete mit<br />

wunderschönen<br />

Rosen<br />

befinden<br />

sich in Burgund. Das Unternehmen<br />

steht allerdings kurz vor dem<br />

Bankrott und soll vom mächtigen und<br />

gewissenlosen Konkurrenten (Vincent<br />

Dedienne) aufgekauft werden. Die<br />

treue Sekretärin Véra (Olivia Côte)<br />

glaubt, einen Ausweg gefunden zu<br />

haben, indem sie drei Mitarbeiter eines<br />

Resozialisierungsprogramms einstellt, die<br />

jedoch keinerlei gärtnerische Fähigkeiten<br />

haben … Obwohl die Protagonisten kaum<br />

Gemeinsamkeiten haben, entwickeln<br />

sie einen Plan zur Rettung des kleinen<br />

Betriebes. Über die sympathische und<br />

gelungene Komödie hinaus, zeichnet<br />

der Film das einfühlsame Bild eines<br />

kleinen Unternehmens, das mutig und<br />

voller Leidenschaft darum kämpft, auch<br />

weiterhin die Königin der Blumen züchten<br />

zu können. Fröhlich taucht man in ein<br />

Universum ein, in dem sich wunderbare<br />

Blumen und grausame Geschäftspraktiken<br />

gegenüberstehen. Ein sehr schöner Film!<br />

Der Rosengarten von Madame Vernet • Frankreich<br />

<strong>2021</strong>, 94 min • Originaltitel: La fine fleur • Ein Film<br />

von Pierre Pinaud, mit Catherine Frot, Olivia<br />

Côte, Melan Omerta, Fatsah Bouyahmed, Vincent<br />

Dedienne u. a. • Ab 9. September <strong>2021</strong> im Kino.<br />

Plötzlich aufs Land - Eine Tierärztin<br />

im Burgund<br />

Nico (Clovis Cornillac) ist Landtierarzt im<br />

Morvan (Burgund). Wie die meisten seiner<br />

Berufskollegen arbeitet er unablässig<br />

und vernachlässigt dabei seine Familie.<br />

Als sein Praxispartner ihm ankündigt,<br />

in Rente zu gehen, befürchtet Nico<br />

noch mehr Komplikationen. Er weiß<br />

aber noch nicht, was nach der Ankunft<br />

der Vertretung Alexandra (Noémie<br />

Schmidt), die direkt aus Paris kommt, passieren wird. Diese lebendige<br />

Komödie zeigt auf sympathische Weise die Realität in vielen ländlichen<br />

Gegenden Frankreichs, wo es immer schwieriger ist, junge Tierärzte<br />

– beziehungsweise Ärzte allgemein – zu finden, die bereit sind, sich in<br />

diesen abgelegenen Dörfern niederzulassen. Ein lustiger Film, der dabei<br />

hilft, die ärztliche Unterversorgung im ländlichen Raum zu verstehen.<br />

Plötzlich aufs Land - Eine Tierärztin im Burgund • Frankreich 2019, 92 min •<br />

Originaltitel: Les vétos • Ein Film von Julie Manoukian, mit Clovis Cornillac, Noémie<br />

Schmidt, Carole Franck, Matthieu Sampeur u. a. • Ab 26. September <strong>2021</strong> im Kino.<br />

KOMÖDIE/DRAMA<br />

France<br />

Der Film basiert auf dem Buch Par ce<br />

demi-clair matin des französischen<br />

Schriftstellers Charles Péguy (1873-1914)<br />

aus dem Jahr 1952 und sollte ursprünglich<br />

denselben Titel wie das Buch tragen. Der<br />

elfte Film von Bruno Dumont wurde bereits<br />

2019 gedreht, kommt aber aufgrund der<br />

Coronavirus-Pandemie erst jetzt in die<br />

Kinos. Er erzählt das Leben von France<br />

de Meurs (Léa Seydoux), der prominenten Journalistin eines<br />

Nachrichtensenders, der eine Verkettung von Ereignissen zum<br />

Verhängnis wird. Wie immer hat der Regisseur einen engagierten<br />

und kritischen Film gedreht, der « sowohl das Porträt einer Frau als<br />

auch das eines Landes (Frankreich) und eines Systems (nämlich<br />

der Medien) » zeichnet. Das Filmteam erhielt sogar die sehr seltene<br />

Erlaubnis, im Élysée-Palast zu drehen. Andere Drehorte liegen an<br />

der Côte d’Opale (Hauts-de-France), in Bayern und in Apulien. Die<br />

Filmmusik komponierte der Sänger Christophe (1945-2020) kurz<br />

vor seinem Tod. France war einer der Wettbewerbsfilme beim<br />

Filmfestival von Cannes, das im Juli <strong>2021</strong> stattfand.<br />

France • Frankreich, Deutschland, Belgien, Italien, 2019, 124 min •<br />

Originaltitel: France • Ein Film von Bruno Dumont, mit Léa Seydoux, Juliane<br />

Köhler, Benjamin Biolay, Blanche Gardin u. a. • Im <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> im Kino.<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


SCHWERPUNKT<br />

Christos letzter Triumph - Der verhüllte Triumphbogen<br />

Vom 18. September bis zum 3. Oktober <strong>2021</strong> wird der Pariser Triumphbogen<br />

verhüllt. Ursprünglich für vergangenen <strong>Herbst</strong> geplant, musste die<br />

Einhüllung des knapp 50 Meter hohen Bauwerks pandemiebedingt um<br />

ein Jahr verschoben werden. Es ist das letzte Werk Christos, der am 31.<br />

Mai 2020 verstarb. ARTE widmet dem Künstler und seinem Werk einen<br />

Schwerpunkt mit einem Porträt und zwei Dokumentarfilmen.<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

PORTRÄT<br />

Christo und Jeanne Claude - Die Kunst der Verhüllens<br />

Im September wird in Paris der Arc de Triomphe nach den Plänen des verstorbenen Künstlers<br />

Christo verhüllt. Der Dokumentarfilm zeichnet mit exklusivem Archivmaterial das Porträt<br />

des legendären Künstlerpaares Christo und Jeanne-Claude und begleitet die aktuellen<br />

Verhüllungsarbeiten. Jörg Daniel und Wolfram Hissen erzählen auch, wie die beiden die<br />

Grenzen des Kunstbetriebes durchbrachen und die Menschen für ihre Verhüllungsaktionen<br />

begeisterten.<br />

Dokumentation von Jörg Daniel und Wolfram Hissen, Frankreich <strong>2021</strong>, 90 Min. · Mittwoch, 15. September,<br />

um 21.55 Uhr, online in der ARTE-Mediathek vom 14. September <strong>2021</strong> bis 13. Dezember <strong>2021</strong><br />

DOKUMENTATION<br />

Der Pariser Triumphboden - Herz einer Nation<br />

Geliebt und gehasst: Der Pariser Triumphbogen am westlichen Ausläufer<br />

der weltberühmten Avenue des Champs-Elysées bildet den Mittelpunkt der<br />

sternförmigen Place Charles de Gaulle. Einst der Stolz der napoleonischen<br />

Siege und Sinnbild der schmählichen Niederlage Frankreichs gegenüber<br />

der Wehrmacht im Jahr 1940, wurde er beim Abpfiff der WM-Finalspiele<br />

1998 und 2018 mit Hupkonzerten umjubelt, bis sich kaum ein Jahr später<br />

der Groll der Gelbwesten an ihm entzündete. Kaum ein anderes Bauwerk<br />

hat jemals derart die Gemüter bewegt. Ab dem 19. September wird es 16<br />

Tage lang Gegenstand des letzten großen Verhüllungswerks von Altmeister<br />

Christo sein – Anlass genug, um dem Denkmal mit dem außergewöhnlichen<br />

Schicksal auf den Grund zu gehen.<br />

Dokumentation von<br />

Laurent Ramamonjiarisoa,<br />

Frankreich <strong>2021</strong>, 52 Min. ·<br />

Freitag, 17. September,<br />

um 21.45 Uhr, online in<br />

der ARTE-Mediathek vom<br />

10. September <strong>2021</strong> bis<br />

16. Oktober <strong>2021</strong><br />

DOKUMENTATION<br />

Christo -<br />

Walking<br />

on Water<br />

Christo starb<br />

am 31. Mai 2020.<br />

ARTE ehrt ihn<br />

mit der Ausstrahlung des Dokumentarfilms,<br />

der dem Projekt «The Floating Piers» (Die<br />

schwimmenden Brücken) gewidmet ist, das<br />

in den 1970er Jahren mit Jeanne-Claude<br />

konzipiert und schließlich 2016 von Christo<br />

am Iséo-See in Italien inszeniert wurde.<br />

Dokumentation von Andrey Paounov, Italien /<br />

USA, 2018, 95 Min. · Freitag, 17. September, um<br />

22.35 Uhr, online in der ARTE-Mediathek vom<br />

16. September <strong>2021</strong> bis 16. Oktober <strong>2021</strong><br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 21


ON SURFE<br />

ÖKOTOURISMUS<br />

Die schönsten öffentlichen Wälder Frankreichs<br />

Es ist erstaunlich, dass Frankreich zwar hinter Schweden, Finnland und<br />

Spanien auf dem vierten Platz der waldreichsten europäischen Länder<br />

liegt, diesen Trumpf jedoch bisher kommunikativ überhaupt nicht<br />

ausgespielt hat. Doch das ändert sich nun: Das Office national des forêts<br />

(ONF), die staatliche Behörde, die für die Verwaltung und den Unterhalt<br />

der Wälder im Besitz von Staat oder Gemeinden zuständig ist, hat seine<br />

Website komplett überarbeitet und wird nach und nach neue Tools<br />

integrieren. Umgesetzt wurde unter anderem bereits eine interaktive<br />

Karte der öffentlichen Wälder Frankreichs. Sie präsentiert derzeit 30 außergewöhnliche Waldgebiete und soll<br />

schrittweise erweitert werden, bis auf ihr alle vom ONF verwalteten Forste verzeichnet sind. Für jeden Wald<br />

gibt es eine Übersicht über die Charakteristika sowie über die Aktivitäten und Wanderungen, die dort möglich<br />

sind. Ein nützliches Tool, um auf angenehme Weise die schönsten dieser Gebiete in der Umgebung seines<br />

Ferienortes zu entdecken.<br />

https://www.onf.fr/onf/raconte-moi-la-foret/+/781::avec-lonf-baladez-vous-dans-les-plus-bellesforets-francaises.html<br />

STÄDTETOURISMUS<br />

Paris gestern und heute<br />

Diese Website ist eine regelrechte Fundgrube an Informationen – und<br />

das kostenlos! Sie wurde vermutlich von einem wahren Liebhaber der<br />

Hauptstadt erstellt, denn auf ihr sind mehr als 20 000 Fotos, Bilder,<br />

Gemälde, Zeichnungen, Gravuren, Skulpturen, Pläne und vieles mehr<br />

von Paris erfasst. Sie präsentiert beispielsweise eine sehr umfassende<br />

Sammlung an Postkarten aus den 1900er-Jahren, die man mit aktuellen<br />

Fotos derselben Orte vergleichen kann, um so die Entwicklung des Pariser Stadtbildes nachzuvollziehen.<br />

Eine nicht alltägliche, oft spannende Art, die Hauptstadt zu besichtigen, bei der man manchmal ein bisschen<br />

Nostalgie verspürt.<br />

www.paris1900.lartnouveau.com<br />

ENTDECKUNG<br />

Die schönsten Dörfer Frankreichs<br />

Seit 1982 setzt sich die berühmte Vereinigung Les plus beaux Villages de France für<br />

den Erhalt und die Aufwertung des Kulturguts in französischen Dörfern ein und<br />

vergibt zu diesem Zweck das unabhängige und strengen Regeln unterworfene<br />

Label gleichen Namens. Weniger als eine Bewerbung von fünf ist dabei von Erfolg<br />

gekrönt. Aktuell haben 159 Orte diese wertvolle Auszeichnung erhalten. Jedes der<br />

so ausgezeichneten Dörfer wird regelmäßig (im Durchschnitt alle sechs Jahre) kontrolliert und kann<br />

das Label auch wieder verlieren, wenn es die erforderlichen Kriterien nicht mehr erfüllt. Anhand<br />

dieser Karte, die regelmäßig aktualisiert wird, kann man die schönsten Dörfer Frankreichs entdecken,<br />

wobei eine Selektion nach bestimmten Schwerpunkten (am Wasser, bemerkenswerte Gärten …)<br />

möglich ist und sogar ausgewählte Unterkünfte reserviert werden können. Der einzige Nachteil: Die<br />

Website existiert zurzeit nur in französischer Sprache. Dennoch ist sie auch für diejenigen, die der<br />

französischen Sprache nicht mächtig sind, ein wertvolles Hilfsmittel.<br />

https://www.les-plus-beaux-villages-de-france.org/fr/nos-villages/?map=true<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


Filme, Serien, Kultur, Kulturerbe …<br />

Auf TV5MONDEplus sind französischsprachige Programme.<br />

Überall verfügbar. Die ganze Zeit. Kostenlos.<br />

LES HOMMES LIBRES<br />

Regie: Ismaël Ferroukhi<br />

(Frankreich, 2010)<br />

NICOLAS LE FLOCH<br />

ALEXANDRE DUMAS<br />

Photos: 19-2 © Véro Boncompagni - Frank-Etienne vers la béatitude © L. Valmontone / B.O.X. -<br />

Anomalia © RTS - Escapade, le magazine des patrimoines © RTBF.<br />

Paris, 1942. Younes, ein junger<br />

Algerier, lebt von Schwarzmarktgeschäften.<br />

Als er verhaftet wird,<br />

erklärt er sich bereit, als Gegenleistung<br />

für seine Freilassung die<br />

Pariser Moschee auszuspionieren.<br />

Deren Rektor steht im Verdacht,<br />

Juden und Widerständlern<br />

falsche Papiere zu beschaffen.<br />

In der Moschee freundet sich<br />

Younes mit Salim an, einem<br />

algerischen Sänger und Juden.<br />

Cast: Tahar Rahim (Younes),<br />

Michael Lonsdale (Si Kaddour<br />

Ben Ghabrit), Mahmoud Shalaby<br />

(Salim), Lubna Azabal (Leila),<br />

Christopher Buchholz (Major<br />

Von Ratibor), Farid Larbi (Ali),<br />

Stéphane Rideau (Francis)<br />

Genre: Geschichte<br />

Preise und Festivals: In der offiziellen<br />

Auswahl bei den Internationalen<br />

Filmfestspielen Cannes 2011<br />

Nachforschungen einer<br />

jungen Polizeikommissarin in<br />

Paris in der zweiten Hälfte<br />

des 18. Jahrhunderts.<br />

LA VIGNE EN HERITAGE<br />

Wenn die großen französischen<br />

Weingüter die Tradition des<br />

Familienbetriebs fortsetzen…<br />

Acht Episoden, die sich mit der<br />

Präsentation der Weinberge und<br />

dem historischen Erbe befassen,<br />

das zu ihrem Ruhm beiträgt.<br />

tv5mondeplus.com<br />

Eine Zusammenfassung des<br />

Lebens von Alexandre Dumas,<br />

einem der beliebtesten und<br />

produktivsten französischen<br />

Schriftsteller des 19. Jahrhunderts,<br />

in den Jahren 1842 bis 1852.


ON ÉCOUTE<br />

CHANSON<br />

Enzo Enzo: Eau calme<br />

Enzo Enzo – mit richtigem Namen Körin Ternovtzeff – ist Französin mit<br />

russischen Wurzeln. Bekannt wurde die Sängerin mit dem sanften Timbre<br />

in Frankreich 1994 mit ihrem betörenden Titel Quelqu’un de bien, der<br />

damals ein riesiger Erfolg war. Aktuell präsentiert Enzo Enzo ihr neues<br />

Album, das neben Coverversionen älterer Chansons auch neue Songs<br />

enthält. Wiederum sorgt sie mit ihrer warmen Stimme für eine sehr<br />

entspannende Atmosphäre, die einfach guttut. Ein wahrer Hörgenuss!<br />

CHANSON-RAP<br />

Aloïse<br />

Sauvage:<br />

Dévorantes<br />

Aloïse Sauvage<br />

ist 27 Jahre alt<br />

und einer der<br />

aufsteigenden<br />

Sterne am Himmel<br />

des französischen Chansons. Die junge Frau aus<br />

der Region Paris arbeitete bereits in der Welt des<br />

Zirkus sowie als Tänzerin und als Schauspielerin.<br />

Aufmerksam wurde man auf sie durch ihre Rolle<br />

als junge Aktivistin von Act Up im Film 120 BPM<br />

(120 Schläge pro Minute, franz. Originaltitel 120<br />

battements par minute) von Romain Campillo.<br />

Der Film erhielt 2017 beim Festival in Cannes<br />

den Großen Preis der Jury. Inzwischen startet<br />

die rührige Künstlerin im Bereich des Chansons<br />

durch und macht nicht nur als Interpretin,<br />

sondern auch als Texterin und Komponistin von<br />

sich reden. Über dieses Album sagt Aloïse: « Dafür<br />

gebe ich mein ganzes Leben, dafür gebe ich alles.<br />

Das alles zu machen, ist auch eine Art von Opfer,<br />

es zerfrisst mir das Gehirn, das Herz, die Seele.<br />

Aber es ist köstlich, so zerfressen zu werden. Auch<br />

wenn es manchmal schmerzhaft ist, ist es doch<br />

schön. » Die Sängerin greift auch ganz aktuelle<br />

Themen auf, egal ob es um Homosexualität geht<br />

(Omowi), um den fehlenden Vater (Papa) oder um<br />

Krebs, der Familien dezimiert (Tumeur). Dabei ist<br />

sie immer überzeugend und treffend. Besonders<br />

berührend ist es, wenn sie über Zukunft und<br />

Zuversicht spricht (Dévorantes). Eine CD voller<br />

Energie, die ein Zeugnis von den Hoffnungen und<br />

Ängsten einer jungen Generation von Franzosen<br />

ablegt.<br />

CHANSON<br />

KLASSIK<br />

Claire Désert: Robert Schumann<br />

Claire Désert gehört nicht nur zu den großen<br />

zeitgenössischen Pianistinnen im Bereich klassische Musik in<br />

Frankreich, sie ist darüber hinaus eine weltweit anerkannte<br />

Spezialistin für Schumann, dessen Werke sie seit ihrem 14.<br />

Lebensjahr interpretiert. In Erinnerung geblieben ist unter<br />

anderem ihre bemerkenswerte<br />

Darbietung beim Festival de<br />

la Grange in Meslay (siehe<br />

Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 60). Mit<br />

dieser CD zieht uns Claire<br />

Désert einmal mehr durch<br />

ihre außergewöhnlich<br />

sensible Darbietung der<br />

Musik Schumanns in ihren<br />

Bann.<br />

Clara Luciani: Cœur<br />

Auf dieser CD erleben wir Clara Luciani erneut so dynamisch<br />

wie auf ihrem 2018 erschienenen Album Saint-Victoire. Man<br />

hat fast den Eindruck, als feiere sie damit das Ende der<br />

Ausgangsbeschränkungen, als zelebriere sie mit einer fröhlichen<br />

und leichten Atmosphäre – oft im Discostil – die wiedergewonnenen<br />

Freiheiten. Dennoch bleibt sie mit einigen Titeln ihren Engagements<br />

treu, beispielsweise<br />

mit dem ersten Song<br />

Cœur, der die Gewalt<br />

gegenüber Frauen<br />

anprangert. Besonders<br />

erwähnenswert ist der<br />

sehr schöne Titel Sad &<br />

Slow, ein Duo mit Julien<br />

Doré.<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


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UNTERWEGS IN FRANKREICH Occitanie / Hérault<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


Am 22. Oktober <strong>2021</strong> sind es genau hundert Jahre, dass einer<br />

der größten zeitgenössischen Dichter und Sänger Frankreichs<br />

in Sète (Hérault) das Licht der Welt erblickte. Zu Lebzeiten<br />

des anarchistischen Poeten waren die Beziehungen zwischen<br />

ihm und den Menschen seiner Heimatstadt zwar nicht immer<br />

harmonisch, doch heute ist man voll des Lobes für ihn<br />

und wird den runden Geburtstag würdig feiern. Sète<br />

auf den Spuren von Brassens zu erkunden, ist eine<br />

Gelegenheit, die Stadt unter einem anderen<br />

Blickwinkel zu entdecken und festzustellen,<br />

wie intensiv man dort noch immer seine Seele<br />

und die seiner Copains spüren kann.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 27


UNTERWEGS IN FRANKREICH Occitanie / Hérault<br />

Eine Feststellung drängt sich dem Besucher, der<br />

durch die Straßen von Sète streift, sofort auf: Die<br />

Feierlichkeiten zu Ehren des 100. Geburtstages<br />

eines der berühmtesten Söhne der Stadt, Georges Brassens<br />

(1921-1981), haben nichts von einer mehr oder weniger<br />

« pflichtbewusst » durchgeführten<br />

Gedenkfeier. Offensichtlich<br />

haben die Menschen hier<br />

nicht erst auf diesen Jahrestag gewartet,<br />

denn bereits seit Jahren<br />

verleihen sie auf unterschiedlichste<br />

Art ihrer Zuneigung zu<br />

dem Schriftsteller und Musiker<br />

mit dem berühmten Schnurrbart<br />

Ausdruck: Plakate, Graffiti,<br />

Wandmalereien, Konzerte, Namen<br />

von Bars, Restaurants und Geschäften<br />

… Dennoch sind diese<br />

Würdigungen in den meisten Fällen<br />

eher diskret und schlicht. Es<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong><br />

Elvira und Jean-Louis Brassens,<br />

die Eltern von Georges.<br />

gibt hier keine kostenintensiven Events, bei denen das Bild<br />

des Dichters an Häuserfassaden projiziert wird und die mit<br />

einem Feuerwerksspektakel enden. Ganz im Gegenteil. In<br />

seiner Heimatstadt kommt die Hommage an Brassens von<br />

Herzen. Man ehrt ihn auf einfache<br />

und vor allem authentische Art. Ganz<br />

nach dem Vorbild des Künstlers selbst,<br />

der zeit seines Lebens trotz seiner<br />

Karriere gesellschaftlichen Verpflichtungen<br />

und Feierlichkeiten aus dem<br />

Weg ging. « Er führte ein so zurückgezogenes<br />

Leben, dass alles, was ihn<br />

betraf, mit Legenden vermischt war,<br />

sodass man sich manchmal fragte, ob<br />

er tatsächlich existiert » * , schrieb der<br />

kolumbianische Journalist und Literaturnobelpreisträger<br />

Gabriel García<br />

Márquez (1927-2014).<br />

* Notas de Prensa - Obra Periodistica,<br />

Gabriel Garcia Marquez, übersetzt von<br />

Philippe Billé, Lettre documentaire 346.


Das Haus, in dem Brassens am 22.<br />

Oktober 1921 geboren wurde, steht in<br />

der Rue Georges Brassens <strong>Nr</strong>. 20.<br />

Dabei war Brassens, so lange er<br />

lebte, weit davon entfernt, unbemerkt<br />

zu bleiben. Die einen hielten ihn für<br />

einen Freidenker, die anderen für einen<br />

Anarchisten. Auf jeden Fall war er<br />

jemand, der die Musik und die französische<br />

Sprache liebte. Und der die<br />

Menschen nicht gleichgültig ließ, wie<br />

García Márquez im Jahr 1981 mit der<br />

folgenden Anekdote bezeugte: « Vor<br />

einigen Jahren wurde ich während einer<br />

literarischen Diskussion gefragt,<br />

welches der derzeit beste französische<br />

Dichter sei, worauf ich ohne Zögern<br />

antwortete: Georges Brassens. Die Anwesenden konnten<br />

mit dem Namen nicht viel anfangen, die einen waren zu<br />

alt dafür, andere zu jung, und einige verachteten ihn, weil<br />

er keine Bücher, sondern Platten produzierte, und gingen<br />

davon aus, ich würde dies sagen, um zu schockieren. Nur<br />

Kameraden meiner Generation, die während der schwierigen<br />

Zeit des Algerienkrieges unter<br />

Paris gelitten hatten, wussten, dass<br />

ich keinen Spaß machte, sondern<br />

recht hatte. » Brassens ist nämlich all<br />

das: ein genialer Schriftsteller und<br />

Sänger, der die Menschen sowohl in<br />

seinen Bann zog als auch schockierte.<br />

Ein einfacher und zutiefst freigiebiger<br />

Mensch, der Freunden die Treue<br />

hielt. Und der Autor des in Frankreich<br />

so bekannten Chansons Les copains<br />

d’abord. Wie der französische Schriftsteller<br />

Philippe Delerm in Légendes No<br />

5, Georges Brassens festhält, ist Brassens,<br />

« das kleine Plus, das das Leben schöner macht. Er hat<br />

eine so besondere Ausstrahlung, die man sich nicht hätte<br />

ausdenken können ». Durch diese Worte versteht man<br />

besser, warum viele Menschen in Sète – vor allem diejenigen,<br />

ihn noch persönlich kannten – eine so tiefe und<br />

aufrichtige Zuneigung zu ihm verspüren.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 29


UNTERWEGS IN FRANKREICH Occitanie / Hérault<br />

Mehrere Viertel von Sète haben noch immer den volkstümlichen Charakter bewahrt,<br />

den Brassens so schätzte.<br />

Rechts: das Collège Paul Valéry und die Klasse von Georges Brassens im Schuljahr 1933-1934.<br />

Dabei war das<br />

Verhältnis zwischen<br />

Brassens und Sète<br />

– dieser Île singulière<br />

zwischen Meer<br />

und Étang de Thau, die aufgrund dieser Lage und ihrer<br />

zahlreichen Kanäle auch Venise languedocienne genannt<br />

wird – nicht immer rosig. Der kleine Georges, der am 22.<br />

Oktober 1921 in der heutigen Rue Georges Brassens <strong>Nr</strong>.<br />

20 (damals war es die Rue de l’Hospice <strong>Nr</strong>. 54, wie eine<br />

Tafel am Haus bezeugt) geboren wurde, war alles andere<br />

als ein Musterschüler. Er schlug öfter über die Stränge<br />

und Überlieferungen zufolge soll er es an einem Tag so<br />

übertrieben haben, dass ihn seine entnervte Lehrerin der<br />

École maternelle, Mademoiselle Barada, in einen Besenschrank<br />

einsperrte! War es vielleicht diese nicht gerade<br />

sehr pädagogische Vorgehensweise, durch die damals bei<br />

dem Jungen eine Ablehnung von Schule und Autorität<br />

entstand, die ihn sein ganzes Leben begleiten sollte? Mit<br />

Unterstützung seines kirchenfeindlich eingestellten Vaters<br />

und seiner strenggläubigen katholischen Mutter setzte<br />

Brassens jedoch seine Schulzeit im heutigen Lycée Paul<br />

Valéry fort. Seine schulischen Leistungen waren zwar<br />

eher unterdurchschnittlich, doch dank eines aufmerksamen<br />

Lehrers, Alphonse Bonnafé, entdeckte er dort die<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


Literatur, vor allem die Poesie. In dieser Zeit verfasste er<br />

seine ersten Verse, in denen es um leidenschaftliche Liebe<br />

geht. Vor allem aber unternahm der jugendliche Georges<br />

damals Spritztouren mit seinen Kumpels: über die nahe<br />

gelegenen Treppen bis auf den Gipfel des Mont Saint-<br />

Clair, durch die Gassen von Stadt und Hafen oder entlang<br />

der Küste und Strände der Umgebung. Eine Jugend also,<br />

wie sie für jemanden in seinem Alter durchaus üblich war.<br />

In den Dreißigerjahren beging Brassens allerdings aus jugendlichem<br />

Leichtsinn einen fatalen Fehler: Gemeinsam<br />

mit Freunden stahl er Schmuck, um sein Taschengeld aufzubessern.<br />

1939 wurde er dafür zu einer zweijährigen Gefängnisstrafe<br />

auf Bewährung verurteilt. Die Affäre sprach<br />

sich in der Stadt schnell herum, und angesichts der Scham<br />

über diese Verurteilung beschlossen seine Eltern, ihn nach<br />

Paris zu schicken.<br />

Paradoxerweise sollte<br />

dieser Diebstahl der<br />

Auslöser für seine<br />

Karriere als Sänger<br />

sein.<br />

Brassens musste<br />

Sète also gezwungenermaßen<br />

und gesenkten<br />

Hauptes verlassen,<br />

was er später in seinem bekannten Chansons La mauvaise<br />

réputation aufgriff. Im Februar 1940 zog er zu Antoinette,<br />

der älteren Schwester seiner Mutter, die in der Hauptstadt,<br />

im XIV. Arrondissement, eine familiäre Pension führte.<br />

Georges Brassens lebte dort in bescheidenen Verhältnissen,<br />

arbeitete einige Tage in den Renault-Werken, bevor<br />

diese bombardiert wurden. Laut eigener Aussage war<br />

dies seine einzige Erfahrung in einem « richtigen Beruf ».<br />

Doch das war nicht weiter wichtig, denn bereits damals<br />

wusste er, dass seine wahre Berufung das Schreiben war.<br />

Im März 1943 wurde er allerdings vom Service du travail<br />

obligatoire (STO) zur Zwangsarbeit in einer Motorenfabrik<br />

im deutschen Lager Basdorf bei Berlin verpflichtet.<br />

In seinen freien Stunden schrieb und komponierte er ein<br />

wenig und trug das<br />

Ergebnis dann seinen<br />

Kameraden vor.<br />

Basdorf war damit<br />

seine erste « Bühne<br />

», hier gab er die<br />

ersten Versionen<br />

seiner später überarbeiteten<br />

und berühmt<br />

gewordenen<br />

Chansons Le goril-<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 31


UNTERWEGS IN FRANKREICH Occitanie / Hérault<br />

Brassens angelte gerne<br />

mit Freunden auf dem<br />

Étang de Thau. Er besaß<br />

in Sète drei Boote,<br />

unter anderem das<br />

erst kürzlich renovierte<br />

Boot GYSS (oben). Der<br />

Name setzt sich aus den<br />

Initialen von Georges<br />

(G), seinem Schwager<br />

Yves Cazzani (Y), seiner<br />

Schwester Simone (S)<br />

und seinem Neffen Serge<br />

(S) zusammen. Serge,<br />

der Sohn von Simone<br />

und Yves, ist der Erbe<br />

von George Brassens.<br />

Unten: Das Museum<br />

Espace Georges Brassens<br />

gegenüber dem Friedhof,<br />

wo sich das Grab von<br />

Brassens befindet.<br />

le und Brave Margot zum Besten. Im März 1944 erhielt<br />

er die Erlaubnis, Heimaturlaub in Frankreich zu machen,<br />

beschloss dort aber, nicht mehr nach Basdorf zurückzukehren.<br />

In der kleinen und diskreten Impasse Florimont,<br />

im XIV. Arrondissement von Paris, fand er Unterschlupf.<br />

Dort wohnte er bis 1966 – lange Zeit ohne Strom und<br />

fließendes Wasser – bei Jeanne und Marcel Planche. Marcel<br />

war der berühmte Bewohner der Auvergne, von dem<br />

das Chanson pour l’Auvergnat handelt. In jener Zeit ging<br />

Brassens eine für die damalige Epoche eigenartige und<br />

atypische Beziehung – unverheiratet und ohne Kind – mit<br />

Joha Heiman (1911-1999) ein, der Frau seines Lebens, die<br />

er zärtlich « Püppchen » nannte. Für sie schrieb er<br />

unter anderem Non-demande en mariage. 1952 änderte<br />

sich der Lauf seines Schicksals, als er im Cabaret<br />

der Sängerin Patachou – das damals als Referenz in<br />

der Hauptstadt galt – einen Termin zum Vorsingen<br />

bekam. Brassens ging davon aus, nichts Interessantes<br />

bieten zu können und interpretierte nahezu<br />

widerwillig La mauvaise réputation, Les amoureux<br />

des bancs publics und Le gorille. Doch die Anwesenden<br />

waren umgehend gefesselt und applaudierten<br />

enthusiastisch. Patachou nahm den Musiker unter<br />

ihre Fittiche, und im Handumdrehen begann seine<br />

internationale Karriere.<br />

Angesichts eines solchen Erfolges hätten viele<br />

Künstler vermutlich ihre Heimatstadt vergessen.<br />

Nicht jedoch Brassens, der sich seiner Wurzeln<br />

sehr wohl bewusst war. Zwei bis drei Mal pro<br />

Jahr reiste er nach Sète, es schien fast, als suche er<br />

dort Schutz vor Erfolg und Starallüren. Zunächst<br />

kam er hauptsächlich, um seine Familie zu besuchen.<br />

Anfänglich war er nahezu verlegen, da er<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


dachte, der « schlechte Ruf » würde ihm<br />

immer noch anhaften. Allmählich kam<br />

er dann aber erhobenen Hauptes und<br />

nahm die verlässlichen Beziehungen<br />

zu seinen Freunden vor Ort wieder auf<br />

– und im weiteren Sinne zu vielen Bewohnern<br />

von Sète, die um den Erfolg<br />

des Sohnes der Stadt wussten. Wenn<br />

er sich in seiner südfranzösischen Heimatstadt<br />

aufhielt, schien ihm nichts<br />

mehr Freude zu bereiten, als am Strand<br />

spazieren zu gehen und gemeinsam mit<br />

treuen Freunden in einer der bescheidenen<br />

Hütten am Étang etwas zu trinken und zu essen. Vor allem<br />

das Wasser und die Kanäle hatten es ihm angetan.<br />

Es dauerte nicht lange, bis er sich ein Boot konstruieren<br />

ließ, auf dem man ihn oft alleine über den Étang de Thau<br />

schippern sah.<br />

Das Geld stieg Georges Brassens jedoch niemals zu<br />

Kopf. Egal ob in Paris oder in Sète, er blieb der diskrete<br />

und einfache Mensch, der er immer gewesen war. Er<br />

setzte sogar alles daran, um seiner Familie das Leben<br />

etwas angenehmer zu gestalten. So kaufte er beispielsweise<br />

seiner Mutter, die auf den Erfolg ihres Sohnes stolz<br />

war, ein Radio, damit sie nicht mehr zu den Nachbarn<br />

gehen musste, um seine Chansons zu hören. Doch aller<br />

Der Kanal von Sète; Georges<br />

Brassens mit Joha Heiman, genannt<br />

Püppchen, der Liebe seines Lebens.<br />

zärtlichen Gefühle zum Trotz, war bei<br />

Brassens‘ Mutter immer ein gewisses<br />

Schamgefühl vorhanden, weil sie, wie<br />

sie selbst zugab, « einzig und alleine seine<br />

Schimpfworte » nicht mochte.<br />

Es gibt nur wenige Städte, die das<br />

Glück haben, sowohl das Geburtshaus<br />

eines berühmten Künstlers als auch dessen<br />

Grab sowie ein Museum zu seinen<br />

Ehren zu besitzen. Und zudem noch in<br />

seinem Werk zitiert zu werden. Bei Sète<br />

ist dies der Fall. Brassens erwähnte Sète<br />

mehrfach in seinen Chansons, unter anderem<br />

in einem seiner berühmtesten: Supplique pour être enterré<br />

sur la plage de Sète. Nachdem er nicht am Strand – also auf<br />

öffentlichem Grund – begraben werden konnte, tat man<br />

dies auf dem Cimetière le Py, dem « Friedhof der Armen »,<br />

der direkt am Étang de Thau liegt, im Gegensatz zum direkt<br />

am Meer gelegenen Cimetière marin, dem « Friedhof<br />

der Reichen ». Im Familiengrab, zu dem heute viele Fans<br />

aus allen Ecken der Welt pilgern, ruhen nun die sterblichen<br />

Überreste von Brassens neben denen seiner Eltern,<br />

seiner Schwester, seines Schwagers und von Püppchen.<br />

Dem Friedhof gegenüber richtete die Stadt das Museum<br />

Espace Georges Brassens ein, an dem die Erinnerung an den<br />

Künstler auf besonders gelungene Art wachgehalten wird.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 33


UNTERWEGS IN FRANKREICH Occitanie / Hérault<br />

Der Ort entspricht ganz dem einfachen und bescheidenen<br />

Image von Brassens und trägt zum Fortbestand seines<br />

Werkes bei. Im Hafen und auf den Kanälen von Sète<br />

würdigen mehrere Schiffe Georges Brassens – oft auf sehr<br />

herzliche Art. Nicht wenige sind eine Anspielung auf das<br />

berühmte Chanson Les copains d’abord. Nach mehreren Tagen<br />

auf den Spuren des Künstlers in Sète und nach Gesprächen<br />

mit den dort lebenden Menschen versteht man, welch<br />

besondere Bedeutung der Titel dieses Chansons hier hat.<br />

Auch wenn die Bewohner der Stadt Brassens nicht immer<br />

so schätzten, so sind sie heute doch stolz auf ihr « Kind »,<br />

aus dem ein berühmter Dichter und Sänger wurde. Das ist<br />

vermutlich die schönste Hommage, die man ihm machen<br />

kann.<br />

• Zum Übernachten<br />

Die Inhaber der bekannten Brasserie<br />

Le Rio und mehrerer legendärer<br />

Restaurants in Sète haben oberhalb der<br />

am Canal Royal gelegenen Brasserie<br />

sechs Studios bzw. Appartements<br />

mit einer Größe von 25 bis 70 m²<br />

eingerichtet. Sie sind im Art-déco-Stil<br />

ausgestattet und sehr komfortabel.<br />

Unser Tipp: das Studio Gilles Favier.<br />

Es liegt in der zweiten Etage, besitzt<br />

einen schönen Balkon Richtung Kanal,<br />

und zwar genau dort, wo immer das<br />

traditionelle Fischerstechen – die<br />

Joutes sétoises – stattfindet. Ein idealer<br />

Logenplatz für dieses Ereignis! Zudem ist<br />

die Direktorin, Caroline, ausgesprochen<br />

herzlich und nimmt sich für alle Anliegen<br />

Zeit. Eine sehr empfehlenswerte Adresse<br />

in Sète!<br />

Suites The Marcel – 7, quai Léopold<br />

Suquet – Telefon: + 33 (0)6 15 20 75 85 –<br />

www.the-marcel.fr. – Ab 150 € pro Nacht.<br />

• Für Feinschmecker<br />

Unsere Lieblingsadressen in Sète<br />

Tielle, eine Spezialität aus Sète, die<br />

man unbedingt probieren sollte<br />

Diese Tourte mit einer würzigen<br />

Tomatensoße kam im Gepäck<br />

neapolitanischer Fischer in die<br />

Stadt. Man passte sie an den lokalen<br />

Geschmack an, indem man sie mit<br />

Tintenfisch verfeinerte. Ursprünglich<br />

waren es vorwiegend Fischer, die diese<br />

Spezialität aßen, weshalb sie auch<br />

Tarte du pauvre genannt wurde. Heute<br />

erhält man Tielles in der ganzen Stadt,<br />

sowohl in Restaurants als auch in<br />

mehreren Betrieben, in denen sie auf<br />

handwerkliche Art hergestellt werden.<br />

Unsere Lieblingsadresse, wo das Rezept<br />

seit 1937 von Generation zu Generation<br />

weitergegeben wurde, liegt direkt neben<br />

dem Rathaus.<br />

Sophie Cianni & Co. – 19, grand‘rue<br />

Mario Roustan – Telefon: +33 (0)4 67<br />

43 60 62 – Beachten Sie, dass Sie dort<br />

lediglich in bar zahlen können. Es<br />

werden keine Kreditkarten akzeptiert.<br />

Das Restaurant Quai d’en Face<br />

Das Restaurant mit seiner schönen<br />

Terrasse liegt mitten im Stadtzentrum,<br />

jedoch am ruhigen und daher<br />

angenehmen Quai Aspirant Herber.<br />

Es ist ein Muss für alle, die sich etwas<br />

Gutes tun und entdecken wollen, wie<br />

ein einfallsreicher und sehr begabter<br />

Küchenchef die lokale Küche neu<br />

interpretiert. Bei unserem Besuch stand<br />

beispielsweise Poulpe du déconfinement<br />

auf der Karte. Die Besonderheit?<br />

Der Tintenfisch wird bei niedriger<br />

Temperatur gegart (5 Std. bei 77° C)<br />

und ist dadurch besonders zart und<br />

schmackhaft. Das Menu Dégustation<br />

(57 €) besteht aus sechs Gängen, die<br />

vom Küchenchef persönlich serviert<br />

und präsentiert werden. Es hat das<br />

Niveau eines Sternerestaurants,<br />

eine Auszeichnung, die wir diesem<br />

talentierten Koch und seinem tollen<br />

Team von Herzen wünschen.<br />

Restaurant Quai d’en Face – 11, quai<br />

aspirant Herber – 34200 Sète –<br />

Telefon: +33 (0)4 67 74 65 17 –<br />

www.restaurantquaidenface.com.<br />

• Für Leseratten<br />

Buchhandlung L’échappée belle<br />

Sète ist zwar mit knapp 45 000<br />

Einwohnern eine nicht allzu große<br />

Stadt, dennoch gibt es dort mehrere<br />

unabhängige Buchhandlungen. Eine<br />

von ihnen können wir Ihnen sehr<br />

ans Herz legen, und zwar aufgrund<br />

der Räumlichkeiten (mehrere<br />

aufeinanderfolgende Räume), des<br />

Personals und des Bücherangebots.<br />

Im letzten Saal finden Sie eine<br />

umfangreiche Auswahl an Lektüre über<br />

Stadt und Region. Durch das Gewölbe<br />

des Raumes herrschen dort auch im<br />

Sommer angenehme Temperaturen.<br />

L’échappée belle – 7, rue Gambetta –<br />

Telefon: +33 (0)4 67 43 64 54 –<br />

www.lechappeebelle.fr.<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


azaire<br />

Montalivet<br />

Le Porge<br />

Cap-Ferret<br />

ssegor<br />

iarritz<br />

an<br />

na<br />

Mimizan<br />

Sare<br />

Bayonne<br />

Nantes<br />

A83<br />

A11/E60<br />

Clisson<br />

A83<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

Bordeaux<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Sète … A52/E72<br />

… Berlin 1562 km … Hamburg 1476 km<br />

… Köln 1039 km … Frankfurt 1026 km<br />

… München 1027 km … Wien 1437 km<br />

… Zürich 724 km … Paris 757 km<br />

… Narbonne 78 km … Montpellier 35 km<br />

E5-E70/A63<br />

N11/E601<br />

Spanien<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

E602/A837<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der<br />

aus dem deutschsprachigen Raum<br />

direkt angeflogen wird, ist Montpellier-<br />

Méditerranée (36 km).<br />

France<br />

E5/A10<br />

Der Bahnhof von Sète ist an das TGV-<br />

Netz angeschlossen.<br />

A64/E<strong>80</strong><br />

A87<br />

Cholet<br />

Angers<br />

Saint-Sigismond<br />

Niort<br />

Angoulême<br />

A86/E60<br />

Monts<br />

Poitiers<br />

Office de Tourisme de Sète<br />

Pau<br />

60, grand’rue Mario Roustan<br />

34200 Sète<br />

Telefon: +33 (0)4 99 04 71 71<br />

www.tourisme-sete.com<br />

Périgueux<br />

A89/E70<br />

A10/E5<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 48<br />

Sète: authentisch und definitiv<br />

südländisch<br />

Blois<br />

A10/E5-E60<br />

Tours Chenonceau<br />

A85<br />

Souillac sur<br />

Dordogne<br />

Frankreichs größter<br />

Mittelmeerfischerhafen ist ein<br />

beliebtes Ausflugsziel für Urlauber.<br />

« Venedig des Languedoc » wird die<br />

Stadt wegen ihrer vielen Kanäle im Zentrum genannt.<br />

Sète ist südländischer als andere französische Städte.<br />

Es ist eine Stadt, die das bodenständige Leben<br />

hochhält und große Künstler hervorbrachte. Zu Besuch<br />

an einem Ort, der einen nicht gleichgültig lässt.<br />

Chambord<br />

Cheverny<br />

Payrac Rocamadour<br />

Espace A20/E9 Georges Brassens<br />

67, boulevard Camille Blanc<br />

34200 Sète<br />

Telefon: +33 (0)4 99 04 76 26<br />

www.espace-brassens.fr<br />

Eintritt: 6 €, ermäßigt 2,50 €<br />

Die Öffnungszeiten schwanken<br />

im Jahresverlauf. Detaillierte<br />

Informationen erhalten Sie auf der<br />

Website.<br />

Das Fremdenverkehrsamt von Sète<br />

bietet eine Toulouse Führung durch Sète « auf<br />

den Spuren von Georges Brassens »<br />

in französischer und englischer<br />

Sprache an: Du petit Georges au<br />

grand Brassens. Dabei passieren Narbonne Sie<br />

die wichtigsten Orte aus Kindheit A81/E<strong>80</strong>und<br />

Jugend des Künstlers. Preis: Limoux 7,50 €,<br />

ermäßig 3 €. Dauer ca. 1,5 Stunden,<br />

Distanz 2 km, jedoch mit teilweise France<br />

starker Steigung.<br />

Andorra<br />

A71/E9<br />

Bourges<br />

Für alle, die noch tiefer einsteigen möchten:<br />

Spanien<br />

A6/E15<br />

A20/E9<br />

petit guide (très orienté) de Sète, A71/E11 Éditions L’An Demain, 20 Seiten, ISBN<br />

A9/E15<br />

AP7/E15<br />

A75/E11<br />

Vézelay Avallon<br />

Bernard Lonjon und Bernard Wagnon: Georges Brassens pas à pas,<br />

979-1092610499.<br />

Dieser kleine Stadtführer – der von leidenschaftlichen Brassens-<br />

Fans geschrieben und von einem kleinen regionalen Verlag<br />

publiziert wurde – nimmt den Leser mit an 29 ausgewählte Orte in<br />

der ganzen Stadt, an denen die Seele des Poeten nach wie vor zu<br />

spüren ist. Bei einem Besuch Montluçon in Sète sollte man dieses Büchlein<br />

unbedingt in der Tasche haben!<br />

Montpellier<br />

A9/E15<br />

A38<br />

A6/E15<br />

A71/E11<br />

Légende N° 5, Georges Brassens, LGND<br />

Éditions, 100 Seiten, ISBN 978-2492371059.<br />

Das Magazin Clermont- im XXL-Format (27 A72/E70 x 40 cm)<br />

Limoges<br />

Ferrand<br />

ist außergewöhnlichen Persönlichkeiten, sogenannten Lyon<br />

« zeitgenössischen<br />

A89/E70 Puy Legenden Dôme», gewidmet. Die im Juni<br />

<strong>2021</strong> erschienene A75/E11 Ausgabe beschäftigt sich mit Georges<br />

Brassens. le Das Mont-Dore Magazin ist im Zeitschriftenhandel oder<br />

in ausgewählten Buchhandlungen – zum Beispiel St.-Etienne in<br />

denjenigen in Sète – erhältlich. Es ist eine Fundgrube an<br />

Tulle Informationen und ungewöhnlichen Einblicken.<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

Le Pescher<br />

Saillac<br />

Aurillac<br />

Perpignan<br />

Lodève<br />

Bézier<br />

Sète<br />

Flavigny<br />

Beaune<br />

Cluny<br />

Valence<br />

A7/E15<br />

A9/E15<br />

Nîmes<br />

A54/E<strong>80</strong>5<br />

Arles<br />

Ausgabe Collioure<br />

Céret <strong>Nr</strong>. 47<br />

Montpellier: ein Synonym für Dynamik (35 km entfernt)<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 88.<br />

A31/E17-E21<br />

Dijon<br />

Chalon-sur-Saône<br />

A43/E70<br />

A49/E713<br />

Crest<br />

Orange<br />

Jahr für Jahr erreicht Montpellier in Umfragen über die<br />

beliebtesten Städte der Franzosen Spitzenpositionen. Mit<br />

mehr als 300 Sonnentagen im Jahr, einem Fahrradweg, der<br />

vom Zentrum bis zum Meer führt, einem TGV, mit dem man<br />

in knapp dreieinhalb Stunden trotz der großen Entfernung<br />

in Paris ist, und einer sehr belebten Innenstadt kann die Hauptstadt der<br />

Region Languedoc-Roussillon mit guten Argumenten punkten. Aber andere<br />

Städte haben ebenfalls vielfältige Reize. Warum gilt Montpellier trotzdem in<br />

den Augen vieler als vorbildlich, extrem dynamisch oder gar avantgardistisch?<br />

Warum macht die Stadt so viel von sich reden? Eine Spurensuche.<br />

Avignon<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

A7/E15<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A55<br />

Saillans<br />

Marseille<br />

Die<br />

Ap<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 35


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val-de-Loire / Indre-et-Loir<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 37


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val-de-Loire / Indre-et-Loir<br />

Ein Jahrhundert lang kreierten die renommiertesten<br />

Architekten und Gartenplaner am Ufer der Loire und<br />

ihrer sieben Zuflüsse wahre Wunderwerke: die<br />

Schlösser der Loire. Viele von ihnen waren Schauplätze<br />

der französischen Geschichte. Heute gehören<br />

diese Bauwerke – egal ob groß oder klein, ob im privaten<br />

oder im öffentlichen Besitz – zu den touristischen<br />

Sehenswürdigkeiten, die man bei einem Besuch<br />

in der Region unbedingt gesehen haben sollte.<br />

Eigentlich könnte man meinen, über diese Schlösser<br />

sei schon alles gesagt und geschrieben worden.<br />

Doch gibt es eines, das sich durch eine Besonderheit<br />

aus der Masse hervorhebt: Chenonceau. Es ist im<br />

Besitz der Familie Menier, die dort ein einmaliges<br />

Blumenatelier eingerichtet hat, sodass Chenonceau<br />

heute das einzige Schloss ist, das eigene Floristen<br />

angestellt hat. Geleitet wird dieses Atelier seit einigen<br />

Jahren von einem der bekanntesten Floristen<br />

Frankreichs: Jean-François Boucher. Tag für Tag kreiert<br />

dieser Meister seines Fachs grandiose Kompositionen,<br />

mit denen er die 19 Räume des Schlosses verschönert<br />

und den Besuchern dadurch immer andere<br />

und einzigartige Eindrücke verschafft. Begegnung<br />

mit einem leidenschaftlichen Floristen …<br />

Jean-François<br />

Boucher, der offizielle<br />

Florist des Schlosses,<br />

kreiert jeden Tag<br />

Blumenarrangements<br />

für die verschiedenen<br />

Räume von<br />

Chenonceau oder<br />

frischt bestehende<br />

Sträuße auf.<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


Jean-François Boucher, das Band oben an Ihrer Arbeitsschürze in den<br />

Farben der französischen Flagge – also Blau, Weiß, Rot – sticht sofort<br />

ins Auge. Können Sie erklären, was es bedeutet?<br />

Aber sicher! Nicht dass Sie glauben, es handele sich hierbei um eine<br />

Koketterie in Bezug auf die französischen Nationalfarben. Nein, das ist<br />

ganz einfach ein Merkmal, das die Meilleurs ouvriers de France, gemeinhin<br />

auch Mofs genannt, auszeichnet. Man kennt es vor allem von Berufen in<br />

Gastronomie und Lebensmittelhandwerk (Köche, Konditoren, Confiseure …).<br />

Grundsätzlich handelt es sich jedoch dabei um eine Auszeichnung, die an Spezialisten<br />

bestimmter Handwerksberufe verliehen wird, die eine sehr selektive Prüfung<br />

bestanden haben. Diese Prüfung setzt eine monate-, wenn nicht gar jahrelange Vorbereitung<br />

voraus, denn man muss dabei innerhalb einer bestimmten Zeit und mit<br />

gegebenen Hilfsmitteln ein regelrechtes « Meisterwerk » kreieren. Üblicherweise<br />

spricht man dabei von der Crème de la Crème des jeweiligen Handwerksberufs.<br />

Der Titel, der anlässlich einer Zeremonie an der Pariser Sorbonne verliehen


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val-de-Loire / Indre-et-Loir<br />

wird, auf die eine weitere im Élysée-Palast in Anwesenheit<br />

des Staatspräsidenten folgt, zeichnet im Übrigen « die<br />

hervorragende Qualität der geleisteten Arbeit » aus. Das<br />

will etwas heißen, wenn so etwas ganz offiziell festgestellt<br />

wird! Ab diesem Moment darf ein Mof die Farben<br />

der französischen Flagge auf seiner Arbeitskleidung zur<br />

Schau stellen, ähnlich wie es beim Abzeichen der Légion<br />

d’honneur ist. Ich erhielt den Titel als Mof im Jahr 2000<br />

und zeige diese Auszeichnung bei der Arbeit. Seien Sie<br />

jedoch versichert: Die Bedeutung dieser Anerkennung hat<br />

mich in keiner Weise die Bodenhaftung verlieren lassen.<br />

Sie können mir glauben, dass ich noch immer jeden Tag<br />

über das Schloss, die Natur in der Umgebung und die<br />

Blumen im Garten in Entzücken gerate!<br />

Und man kann Ihr Entzücken verstehen: Ihr Blumenatelier,<br />

wo Sie die Sträuße binden, die alle Räume des Schlosses schmücken,<br />

befindet sich in einem Haus inmitten des Bauernhofs der<br />

Domaine. Es ist ein Gebäude aus dem 16. Jahrhundert voller<br />

Charme. Und jeden Morgen gehen Sie von dort aus in den wenige<br />

Hundert Meter entfernt liegenden, einen Hektar großen<br />

Gemüse- und Blumengarten – den Potager des Fleurs – den Sie<br />

sich mit dem Feinschmeckerrestaurant teilen. Dort schneiden<br />

Sie dann mit Ihrem kleinen Messer, das Sie immer begleitet,<br />

die Blumen frisch ab. Das sind mit Sicherheit Bedingungen,<br />

von denen nicht wenige Floristen nur träumen …<br />

Genau das sage ich mir jeden Tag, wenn ich zur Arbeit<br />

komme. Dessen bin ich mir vollauf bewusst. Ich glaube<br />

sogar, dass dies « unverschämt » gute Bedingungen sind.<br />

Ein Florist, der jeden Morgen seine Blumen direkt vor<br />

Ort selbst schneidet, der am Anfang des Jahres mit den<br />

Gärtnern der Domaine festlegt, welche Blumen angepflanzt<br />

werden, der frei bestimmen kann, welche Farben<br />

und Formen interessant sind … Das ist absolut selten! Die<br />

meisten meiner Berufskollegen sind normalerweise gezwungen,<br />

ihre Ware bei Großhändlern zu beziehen. Die<br />

Blumen, die sie einkaufen, werden oft über weite Strecken<br />

transportiert, waren bereits im Kühlhaus … Hier in<br />

Chenonceau kommt die überwiegende Mehrheit der für<br />

die Sträuße verwendeten Blumen direkt aus dem eigenen<br />

Garten. Orchideen gehören beispielsweise zu den ganz<br />

wenigen Ausnahmen, die zugekauft werden, weil sie für<br />

manche Kompositionen einfach unabdingbar sind. Einmal<br />

pro Woche pflücken wir darüber hinaus in der Umgebung<br />

des Dorfes Chenonceaux zusätzliche Pflanzen. Das<br />

ist eine großartige Inspirationsquelle für die Bouquets,<br />

die prinzipiell dem Verlauf der Saison folgen. Ich bin mir<br />

voll und ganz darüber im Klaren, dass es ein echter Luxus<br />

ist, hier arbeiten zu können. Freunde von früher, die mich<br />

kannten, bevor ich hierher ins Schloss kam, sagen mir immer<br />

wieder, dass ich ein unglaubliches Glück habe.<br />

Ein Glück, das sich aber auch zum Großteil durch Ihren beruflichen<br />

Werdegang erklärt. Blumen stellen für Sie seit Langem<br />

die Verbindung von Passion und Arbeit dar. Vielleicht war es<br />

bei Ihnen ja ein bisschen wie bei Obelix, und Sie sind schon als<br />

kleines Kind in den Zaubertrank der Blumen gefallen …<br />

(Lacht) Ja, das ist nicht unmöglich, das könnte man in<br />

der Tat so sehen. Bereits mein Großvater züchtete hier in<br />

der Region Blumen, die meine Großmutter dann auf dem<br />

Markt in Tours verkaufte. Auch wenn man sich das heute<br />

nur noch schwer vorstellen kann, war Tours damals nach<br />

Nizza der zweitgrößte Blumenmarkt Frankreichs. Meine<br />

Mutter war ebenfalls Floristin. Ich habe mich dann dafür<br />

entschieden, die Familientradition fortzusetzen. Allerdings<br />

war es mir wichtig, den Beruf von Grund auf zu erlernen.<br />

Also absolvierte ich eine « klassische » Ausbildung<br />

als Florist und erwarb zunächst das Certificat d’Aptitude<br />

Professionnelle (CAP) und anschließend das Brevet Professionnel<br />

(Anm. d. Red.: in etwa Berufsbefähigungszeugnis<br />

und Gesellenbrief). Dann wollte ich aber noch etwas weiter<br />

gehen und machte die Meisterprüfung. Anschließend<br />

machte ich mich mit einem eigenen Geschäft, das L’Atelier<br />

floral hieß und im Stadtrandgebiet von Tours lag, selbstständig.<br />

Das hielt ich 20 Jahre lang durch, bis mir bewusst<br />

wurde, dass ich absolut kein Familienleben mehr hatte.<br />

Ich hetzte immer hin und her, um den kleinen Laden am<br />

Laufen zu halten. Vor acht Jahren hörte ich, dass Madame<br />

Menier, die Konservatorin des Schlosses, einen Floristen<br />

mit dem Titel Mof beziehungsweise jemanden, der bereits<br />

Die meisten der verwendeten<br />

Blumen stammen aus den<br />

Schlossgärten oder der<br />

Natur in der Umgebung. Nur<br />

wenige exotische Blumen, z. B.<br />

Orchideen, werden zugekauft.


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val-de-Loire / Indre-et-Loir<br />

in Pariser Luxushotels gearbeitet hatte, suchte. Sie wollte<br />

die Räume von Chenonceau mit außergewöhnlichen<br />

Sträußen dekorieren, um den Besuchern dadurch immer<br />

neue Eindrücke zu verschaffen. Das kam wie gerufen. Ich<br />

bewarb mich und wurde sofort eingestellt.<br />

Wie läuft die Arbeit, das Schloss mit Blumen zu schmücken,<br />

nun ganz konkret ab?<br />

Wir sind zu dritt im Atelier floral, inklusive eines<br />

Auszubildenden. Dieser Aspekt ist wichtig, um das Fachwissen<br />

dieses Berufes weiterzugeben. Im Schloss gibt<br />

es 19 Räume, die besichtigt werden können und die wir<br />

mit Blumen schmücken. Darüber hinaus kreieren wir die<br />

Kompositionen für den Empfang des Feinschmeckerrestaurants,<br />

den Tischschmuck sowie Sträuße für Empfänge<br />

und andere Veranstaltungen. Jedes Bouquet, das wir im<br />

Atelier floral für das Schloss anfertigen, wird einmal pro<br />

Woche erneuert. Je nach Raum kann es sich um sehr<br />

großvolumige Kreationen oder auch um eine Vielzahl<br />

kleiner Sträuße handeln, die dann entsprechend arrangiert<br />

werden. Dafür brauchen wir natürlich einiges an<br />

Material: ungefähr 5000 Blumen pro Woche. Aus einem<br />

Teil werden neue Bouquets angefertigt, mit einem anderen<br />

Teil werden bestehende Sträuße aufgefrischt.<br />

Dekorationselemente nutzen, um die Bouquets so gut wie<br />

möglich zu integrieren. Alles ändert sich im Verlauf der<br />

Jahreszeiten, teilweise verändert sich sogar die Wirkung<br />

im Laufe des Tages in Abhängigkeit vom Licht. Dadurch<br />

wird jeder Besuch anders. Es ist wirklich erstaunlich. Das<br />

geht so weit, dass viele Besucher – vor allem natürlich hier<br />

aus der Region – eine Dauerkarte haben und das Schloss<br />

regelmäßig besichtigen, um die neuen Sträuße zu entdecken.<br />

Manche kommen jede Woche! Für diese Menschen<br />

sind die Blumen etwas, auf das sie neugierig sind, sie sind<br />

der Grund für den Besuch.<br />

Man muss festhalten, dass man hier auch sehr weit von « klassischen<br />

» Sträußen entfernt ist. Ihre Kreationen sind regelrechte<br />

Meisterwerke. Im Übrigen wurde ihnen sogar ein Buch gewidmet,<br />

vor allem dem Blumenschmuck, den sie jedes Jahr an<br />

Weihnachten erstellen. Der hat sich quasi zu einem « Muss » für<br />

Touristen entwickelt …<br />

Vielen Dank. Das ist in der Tat eine schöne Anerkennung.<br />

Weihnachten ist bei uns jedes Jahr ein großes Ereignis.<br />

Der Weihnachtsschmuck, die Tannenbäume und Blumen,<br />

die wir dann zeigen, sind ein prachtvolles Schaufenster,<br />

das zeigt, was wir im Schloss alles umsetzen können.<br />

Was bei der Schlossbesichtigung am meisten ins Auge sticht, ist<br />

die Integration der Blumendekoration in die jeweiligen Räume.<br />

Manchmal ist diese so eins mit dem Dekor, vor allem mit<br />

den Wandbehängen, dass man den Eindruck haben könnte, es<br />

handele sich um ein Trompe-l‘œil, das auf die Wand gemalt<br />

wurde.<br />

Das sagen uns in der Tat viele Besucher, und das freut<br />

mich jedes Mal. Ich liebe es, mit Räumen und Farben zu<br />

spielen. Ein vollständig eingerichtetes Schloss wie Chenonceau<br />

ist da ein echter Glücksfall, denn ich kann alle<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


Wir machen Lust auf ARTE<br />

Mit uns finden Sie Ihre persönlichen ARTE-Highlights<br />

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UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val-de-Loire / Indre-et-Loir<br />

Doch die Überraschung der Besucher zu sehen, wenn sie<br />

einen Raum betreten und eine der Blumendekorationen<br />

erblicken, ist das ganze Jahr über schön. Oder wenn wir<br />

sie beobachten, wenn sie nach dem Rundgang durch das<br />

Schloss noch die verschiedenen Gärten – darunter den<br />

neuen zeitgenössischen Garten, der eine wunderschöne<br />

Hommage an Russell Page darstellt –, den Bauernhof,<br />

den Potager des Fleurs besichtigen.<br />

Manche suchen dort die<br />

Blumen, die sie in den Sträußen<br />

gesehen haben, andere besuchen<br />

uns direkt in unserer Werkstatt.<br />

Unsere Tür steht immer offen.<br />

Ich mag diesen Austausch, die<br />

Reaktionen der Besucher und<br />

gebe gerne Anregungen und<br />

Ratschläge weiter. Das sind immer<br />

schöne Momente.<br />

Apropos Ratschlag: Haben Sie einen<br />

kleinen Tipp für uns, wie man<br />

einen schönen Strauß bindet?<br />

Ich sage immer, die schönsten<br />

Sträuße sind diejenigen, die<br />

man mit dem Herzen kreiert.<br />

Man muss einen Teil von sich<br />

Mit oder ohne « x »?<br />

Sie haben sich beim Lesen des Artikels<br />

vielleicht gewundert, dass « Chenonceau »<br />

in zwei Versionen, nämlich mit und ohne<br />

« x » geschrieben ist. Das ist weder ein<br />

Irrtum noch ein Schreib- oder Satzfehler,<br />

sondern eine kleine Besonderheit:<br />

Der Ursprung für den Unterschied ist<br />

umstritten, doch es scheint, als seien<br />

die etymologischen Wurzeln des Wortes<br />

der Grund. Spricht man vom Dorf als<br />

wirtschaftliche Einheit, schreibt man<br />

Chenonceaux (also mit « x » am Ende),<br />

spricht man vom Schloss, wird auf das<br />

« x » verzichtet und es heißt Chenonceau.<br />

Eine interessante linguistische und<br />

orthografische Koketterie!<br />

Jean-François Boucher wollte uns<br />

unbedingt die Kreation zeigen, die er vor<br />

zwei Jahren als Weihnachtsdekoration<br />

in der Küche des Schlosses realisierte<br />

(oben links). Sie besteht zum großen Teil<br />

aus Kränzen und Stoff und wurde von<br />

deutschen Adventskränzen inspiriert.<br />

selbst einbringen. Abgesehen davon hat jeder seinen eigene<br />

Vorliebe für eine bestimmte Farbe oder Blume. Ich<br />

persönlich liebe einfache, traditionelle Pflanzen wie Dahlien<br />

oder Artischocken, die auf Chenonceau einen hohen<br />

Stellenwert haben. Letztere wurden von Königin Katharina<br />

von Medici (1519-1589), die hier lebte, ursprünglich<br />

aus der Toskana importiert. Katharina von Medici war<br />

mit Nostradamus (1503-1566)<br />

befreundet, der dieser Kulturpflanze<br />

aphrodisische Eigenschaften<br />

zusprach. Die Königin<br />

hoffte, mit ihrer Hilfe die Liebe<br />

ihres Gatten, König Heinrichs<br />

II. (1519-1559), wieder neu zu<br />

beleben, da dieser sie zugunsten<br />

seiner Maitresse und ewigen Rivalin<br />

Diana von Poitiers (1499-<br />

1566) vernachlässigte. Die Verwendung<br />

von Artischocken in<br />

manchen Bouquets ist also eine<br />

Anspielung auf Königin Katharina.<br />

Was die Farben angeht, so<br />

stehe ich persönlich beispielsweise<br />

nicht auf zu kräftiges Grün.<br />

Zarte Grüntöne mag ich sehr,<br />

dunklere dagegen weniger. Das<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


Boulogne<br />

Ile de Sein<br />

Pointe<br />

du Raz<br />

Brest<br />

« frische » Grün im Frühjahr und das etwas « rostige » im<br />

<strong>Herbst</strong> gefallen mir am besten. Zu kräftiges, reines Grün<br />

erdrückt meines Erachtens ein wenig die anderen Farben.<br />

Als Blattschmuck mag ich auch Grau- und Purpurtöne,<br />

da sie weniger ins Auge stechen. Mit ihnen lassen sich<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

Château de Chenonceau Lannion …<br />

… Berlin 1284 km … Hamburg 1126 km<br />

… Köln 720 N12/E50 km … Frankfurt <strong>80</strong>7 km<br />

… München 999 km Saint-Brieuc … Wien 1400 N12/E50 km<br />

… Zürich 723 km … Paris 233 km<br />

… Blois 45 km … Tours 35 km<br />

N164<br />

Cherbourg-<br />

Octeville<br />

sehr schöne Kreationen erstellen. Aber nochmals, letzten<br />

Endes ist das alles sehr subjektiv …<br />

Jean-François Boucher, vielen Dank für das Gespräch.<br />

Château de Chenonceau<br />

DinardSaint-Malo<br />

Avranches<br />

37150 Chenonceaux<br />

Telefon: Mont-Saint-Michel<br />

+33 (0)2 47 23 44 02<br />

N176/E401<br />

www.chenonceau.com<br />

A84<br />

Abgesehen von einigen Feiertagen<br />

ist das Schloss ganzjährig geöffnet.<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus<br />

Quimper<br />

dem deutschsprachigen D768 Raum direkt Im Sommer Rennesist das Schloss von 9 bis<br />

angeflogen<br />

N165/E60<br />

wird, ist Paris-Orly (225<br />

19 Uhr geöffnet. Die vollständigen<br />

N24<br />

km). Der Flughafen Nantes-Atlantique Angaben erhalten Sie auf der Website.<br />

ist eine interessante Lorient Alternative, die<br />

Achtung: Aufgrund der geltenden<br />

A11/E501<br />

nur unwesentlich weiter Vannes entfernt ist<br />

Hygienemaßnahmen muss derzeit für<br />

(242 km). Vom Flughafen Paris-Roissy- N165/E60 die Besichtigung der Innenräume des<br />

Charles-de-Gaulle Quiberonsind es zwar 264 km Schlosses ein Zeitfenster reserviert<br />

bis nach Chenonceaux, dafür bietet er werden. Dies ist nach dem Kauf Angers<br />

A11/E60<br />

den Vorteil, dass es von dort aus La eine Baule eines Tickets (vor Ort oder online)<br />

direkte Verbindung zum TGV-Bahnhof St. Nazaire möglich. Beim Onlinekauf erhalten<br />

Saint-Pierre-des-Corps gibt.<br />

Sie mit der Nantes Bestätigungsmail einen<br />

A87<br />

entsprechenden Link.<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />

Clisson<br />

Cholet<br />

befindet sich in Tours-Saint-Pierredes-Corps<br />

(42 km). Im Übrigen fährt<br />

Ermäßigung gilt beispielsweise für<br />

Eintritt: 15 €, ermäßigt 12 €. Die<br />

A83<br />

vom Hauptbahnhof in Tours ein Train Les Kinder Sablesd’Olonne<br />

und Jugendliche von 7 bis 18<br />

Express Régional (TER) zum kleinen<br />

Jahren. Kinder unter 7 Jahren haben<br />

und überaus netten Bahnhof von<br />

freien Eintritt.<br />

Chenonceaux, der nur 400 m vom<br />

A83<br />

Eingang des Schlosses entfernt ist.<br />

Saint-Sigismond<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 65<br />

Chédigny: ein Dorf wird zum Garten<br />

(18 km entfernt)<br />

Das Loiretal ist in der ganzen Welt für<br />

seine Schlösser und Gärten sowie für sein<br />

angenehmes und friedliches<br />

Leben bekannt. Weniger<br />

Montalivet<br />

bekannt ist dagegen, dass<br />

es dort auch ein kleines<br />

Dorf mit nicht einmal 500<br />

Einwohnern gibt, dem für das<br />

gesamte Gemeindegebiet<br />

die Auszeichnung Jardin Le Porge<br />

remarquable verliehen wurde.<br />

Cap-Ferret<br />

A84/E401<br />

N11/E601<br />

Saint-Lô<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

E602/A837<br />

Bordeaux<br />

Jean-François Boucher (Autor)<br />

und Didier Ronflard (Fotograf),<br />

Les/the bouquets de/of<br />

Chenonceau, zweisprachige<br />

Ausgabe (französisch/englisch),<br />

Stichting Kunstboek BVBA, 128<br />

Seiten, ISBN 978-9058566171.<br />

N13<br />

E5/A10<br />

Niort<br />

A52/E72<br />

Caen<br />

Alençon<br />

Le A29/E44 Havre<br />

A131<br />

Honfleur<br />

A13/E46<br />

A86/E60<br />

A28/E402<br />

Le Mans<br />

A28/E502<br />

Monts<br />

Tours<br />

Poitiers<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Jumièges<br />

A10/E5<br />

A11/E50<br />

Rouen<br />

A13/E5<br />

Blois<br />

A10/E5-E60<br />

Chartres<br />

A85<br />

A20/E9<br />

A20/E9<br />

A10/E5<br />

Chambord<br />

Cheverny<br />

Chenonceau<br />

Payrac<br />

Amiens<br />

A16<br />

PARIS<br />

Versailles<br />

Orléans<br />

A71/E9<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 76<br />

Chaumont-sur-Loire: die positive Dynamik der<br />

Gärten (26 km entfernt)<br />

Limoges<br />

Die Domaine de Chaumont-sur-Loire präsentiert<br />

Angoulême<br />

regelmäßig Werke großer zeitgenössischer<br />

Künstler und ist Veranstaltungsort<br />

für ein international renommiertes<br />

Gartenfestival. Wir haben uns über<br />

diesen Ort mit einer begeisternden Tulle<br />

Périgueux und anspruchsvollen Frau Brive-la-Gaillarde<br />

A89/E70 unterhalten, in deren Le Pescher Leben<br />

Deutschland Souillac eine sur besondere Rolle Saillac<br />

spielt Dordogne<br />

…<br />

Rocamadour<br />

A6/E15<br />

Bourges<br />

A71/E11<br />

Montluçon<br />

Arras<br />

A1/<br />

A89/E<br />

A<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 88.<br />

Mimizan<br />

E5-E70/A63<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 45


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France / Pas-de-Calais<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


Telmo & Miel<br />

Rue de Bomarsund 58<br />

2020<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 47


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France<br />

Jedes Jahr im Sommer findet in Boulogne-sur-<br />

Mer (Pas-de-Calais) ein Ereignis statt, zu<br />

dem nicht nur aus Frankreich Anhänger einer<br />

bestimmten zeitgenössischen Kunstrichtung anreisen:<br />

das Festival Street-Art. Street-Art ist in Boulogne<br />

weit mehr als « nur ein dekoratives Element ».<br />

Die Stadtverwaltung hat diese Kunst voll und ganz<br />

in die Kulturpolitik integriert und animiert die Bewohner,<br />

sich daran zu beteiligen, Botschafter ihrer<br />

Stadt zu werden, einer Stadt, auf deren Dynamik<br />

und Besonderheit die Menschen inzwischen sehr<br />

stolz sind. Die Qualität der Werke, die Möglichkeit<br />

für eine « andere » Art der Stadtbesichtigung sowie<br />

die Gelegenheit für interessante Begegnungen mit<br />

den Bewohnern der Stadt machen das Festival zu<br />

einem Ereignis, das wir Ihnen nur ans Herz legen<br />

können! Wir haben uns mit Amziane Abid, dem<br />

Leiter des Festivals, unterhalten.<br />

ECB, Rue Maryse Bastié, 2018<br />

Rechte Seite: Das Trompe-l’œil des Künstlers<br />

Borondo in der Rue Jules Baudelocque wurde 2020<br />

zur schönsten Wandmalerei Frankreichs gekürt. Die<br />

Besonderheit liegt darin, dass es sich dabei um eine<br />

Treppe in der Stadt mit sechs Absätzen handelt.<br />

Evoca, rue des Pipôts 8-10, 2018<br />

Case Maclaim, Rue des Pipôts 35, 2017<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


Borondo, rue Jules Baudelocque, 2020<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 49


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France / Pas-de-Calais<br />

Amziane Abid, wie ist die Idee für das Street-Art-<br />

Festival in Boulogne-sur-Mer entstanden?<br />

Alles begann mit einer politischen Entscheidung,<br />

nämlich mit der Entscheidung, die Stadt zu<br />

sanieren. Wie in vielen anderen Städten in Frankreich<br />

entwickelte man auch in Boulogne in den letzten Jahren<br />

mehrere Großprojekte, um Stadtviertel zu modernisieren.<br />

Die Stadtverwaltung wollte jedoch nicht, wie es so oft der<br />

Fall ist, einfach abreißen und neu bauen. Sicher ist es lobenswert<br />

und notwendig, den Bewohnern modernere und<br />

komfortablere Einrichtungen zu bieten, doch jeder Abriss<br />

löscht auch einen Teil der Seele eines Viertels aus. Daran<br />

sollte man denken und dies, wann immer möglich, vermeiden.<br />

Abreißen, wenn nötig, ja, aber dann auch sinnvoll<br />

wieder aufbauen. Das setzt voraus, dass man die Bewohner<br />

in den Aufbau einbezieht.<br />

Leon Keer, Passage du parc 13, 2019<br />

Jan is De Man,<br />

rue du camp de droite, 2019<br />

Und an diesem Punkt kam die Street-Art ins Spiel?<br />

Noch nicht sofort, das war ein allmählicher Prozess. Es<br />

begann zunächst mit Kunst ganz allgemein. Als wir überlegten,<br />

auf welche Weise wir die Bewohner in die Sanierung<br />

ihrer Stadtviertel einbeziehen könnten, dachten wir an<br />

das Werk des bekannten Künstlers Christo, der bekanntlich<br />

Monumente oder ganze Orte mit riesigen Tüchern verhüllte.<br />

Das brachte uns auf den Gedanken, jedem Bewohner<br />

die Möglichkeit zu geben, auf einem Stück Stoff ein<br />

Kunstwerk seiner Wahl zu realisieren. Anschließend haben<br />

wir alle Stoffteile eingesammelt und zusammengenäht.<br />

Entstanden ist ein Gemeinschaftswerk mit einer Fläche<br />

von mehr als 900 Quadratmetern! Die Menschen waren<br />

unglaublich stolz darauf, dass sie an einem Kunstwerk beteiligt<br />

waren, das wiederum dazu beitrug, etwas Bleibendes<br />

in ihren Vierteln zu hinterlassen. Parallel dazu hatten wir<br />

einen etwas verrückten Einfall, der jedoch am Ende zur<br />

Folge hatte, dass sich die Bevölkerung mit der Sanierung<br />

der Stadt identifizierte. Anstatt Baustellen mit den üblichen<br />

Bretterzäunen abzusperren, installierten wir Türen von<br />

Gebäuden, die abgerissen wurden, mithilfe der Bewohner<br />

rund um einige dieser Baustellen, sodass letztlich eine völlig<br />

andere Art der Absperrung entstand. Nach und nach<br />

begannen Menschen etwas auf diese Türen zu zeichnen<br />

oder zu malen. Sie wurden dabei von Künstlern ermutigt<br />

und unterstützt. Das war der eigentliche Startschuss!<br />

Die Bewohner wurden also über die Kunst auf ihre Weise zu<br />

Akteuren im Rahmen der Erneuerung ihrer Stadtviertel …<br />

Genauso ist es. Und wir haben sie dazu ermutigt, indem<br />

wir Begegnungen mit Künstlern organisierten. Die<br />

Menschen konnten sich austauschen und entdeckten dabei,<br />

dass sie ebenfalls in der Lage waren, ihre Gefühle, ihre<br />

Persönlichkeiten in künstlerischer Form auszudrücken. Ab<br />

diesem Moment kam die Initiative dann sprichwörtlich<br />

« ins Rollen ». Allen war klar geworden, dass Boulogne<br />

nicht nur einfach « Statist » sein wollte, sondern « Akteur »<br />

– und zwar gemeinsam mit den Einwohnern. Folglich war<br />

die Zustimmung für ein Kunstprojekt in der Stadt gegeben.<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


Alaniz, rue Adolphe Thiers 7, 2017<br />

Lonac, rue des Pipôts, 2018<br />

Gaawouel, 2017<br />

Fintan Magee,<br />

boulevard Saint-Beuve 232<br />

2018<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 51


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France / Pas-de-Calais<br />

David Walker, rue de l'Amiral Bruix 31, 2016<br />

Monkey Bird, rue du chemin vert 82, 2020 Telmo & Miel, rue du chemin vert 84, 2020<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


Die Demokratisierung der Kultur war in Gang gekommen.<br />

2016 beschloss man in Boulogne dann, ein « Museum unter<br />

freiem Himmel » zu kreieren …<br />

Ja, aber nicht nur einfach so. Wir wollten nicht nur die<br />

Straßen « dekorieren », wie dies anderswo der Fall ist. Es<br />

ging darum, die Bewohner in die Auswahl der Werke und<br />

die Umsetzung einzubeziehen, vor allem aber das Verständnis<br />

für die Kunst zu wecken. Es ging nicht darum,<br />

irgendwelche Kreationen urplötzlich und ohne Absprache<br />

aufzudrängen. Die Stadtverwaltung lud Künstler ein und<br />

organisierte Begegnungen mit den Einwohnern, bei denen<br />

sie sich über alles Mögliche austauschen konnten: vom jeweiligen<br />

Werdegang bis hin zu den künstlerischen Techniken.<br />

Ob Sie es glauben oder nicht, die Zustimmung<br />

der Bewohner war sofort da. Es war großartig, wie alle<br />

plötzlich begannen, von Impressionismus, Abstraktion,<br />

Realismus usw. zu reden! Die Menschen haben sich, ohne<br />

zu zögern, mit dem Projekt identifiziert!<br />

Und so haben die ersten Wandmalereien andere nach sich gezogen,<br />

bis schließlich ein Festival entstanden ist …<br />

Die Begeisterung der Einwohner war so groß, dass wir<br />

in der Tat beschlossen, nicht nur diesen Weg weiterzugehen,<br />

sondern den Fortbestand durch ein Street-Art-Festival<br />

zu sichern. In diesem Jahr findet die sechste Auflage statt<br />

(Anm. d. Red.: vom 23. Juli bis 31. August). Bei dieser Gelegenheit<br />

sind in Boulogne 303 Werke zu sehen: auf Fassaden,<br />

Stadtmobiliar oder auch auf den Tafeln, auf denen<br />

normalerweise Wahlplakate aufgehängt werden. Darauf<br />

kann dann jeder Bewohner mit einem persönlichen Kunstwerk<br />

einen Beitrag zu einem der definierten Themen (Familie,<br />

Umwelt, Porträt, Ägyptologie, Frieden, Architektur<br />

und Know-how) leisten. Was die Malereien auf Fassaden<br />

angeht, so gibt es inzwischen insgesamt 33. Sie wurden von<br />

internationalen Künstlern erstellt, die mittlerweile aus der<br />

ganzen Welt nach Boulogne kommen, um hier ein Kunstwerk<br />

zu kreieren. Das ist eine echte Bestätigung für uns.<br />

Wie reagieren die Künstler, wenn sie nach Boulogne kommen,<br />

um hier zu malen?<br />

Alle sind über das Interesse der Einwohner erstaunt:<br />

darüber, dass diese ihnen regelmäßig bei der Arbeit zusehen,<br />

sie anfeuern, ihnen etwas zum Trinken oder zum<br />

Essen anbieten. Es herrscht immer eine sehr lockere Atmosphäre,<br />

das schätzen die Künstler besonders. Besonders<br />

abends entstehen zwischen Bewohnern und Künstlern<br />

regelrechte Diskussionen über die verwendeten Techniken,<br />

die Kreationen, die sie anderswo realisiert haben, die<br />

Interpretation der Werke … Es ist alles ganz natürlich<br />

und unkompliziert. Vor allem, da die Künstler immer<br />

privat untergebracht sind. Auch das trägt dazu bei, dass<br />

Bindungen entstehen.<br />

Wie vergüten Sie die Künstler?<br />

Dieses Thema haben wir von Anfang an klar und<br />

transparent gehandhabt. Jeder Künstler, egal ob im Street-<br />

Art-Milieu bekannt oder nicht, erhält 3000 Euro. Er ist<br />

bei einer Privatperson untergebracht, die Stadt kümmert<br />

sich ihrerseits um alles, was für die Umsetzung notwendig<br />

ist: Vorbereitung der Wand, Farbe und andere Materialien,<br />

Hebebühne usw. Jeder Künstler erhält darüber hinaus<br />

eine Fahrtkostenpauschale von 700 Euro für die Anreise<br />

nach Boulogne. Die Stadt verpflichtet sich, die Werke<br />

nicht auf Merchandisingprodukten zu nutzen und garantiert<br />

den optimalen Unterhalt und die Konservierung der<br />

Kreationen. Im Übrigen werden die Malereien auf den<br />

Fassaden inzwischen nachts beleuchtet, sodass man auch<br />

bei Dunkelheit einen schönen Spaziergang durch Boulogne<br />

machen kann!<br />

Im letzten Jahr erhielt das beeindruckende Trompe-l’œil, das<br />

der Street-Art-Künstler Gonzalo Borondo auf einer Treppe in<br />

der Stadt realisierte, den Preis « Golden Street Art », der jedes<br />

Jahr die schönsten Wandmalereien in Frankreich auszeichnet.<br />

Das ist eine tolle Anerkennung für das Festival …<br />

Das stimmt, darauf sind die Menschen hier riesig<br />

stolz. Und glücklich darüber. Sie wissen, dass Borondo<br />

ein sehr renommierter Künstler ist, dass seine Kreationen<br />

in Museen auf der ganzen Welt ausgestellt werden.<br />

Vor allem konnten sie ihn persönlich treffen, ihm bei<br />

der Arbeit zusehen, mit ihm diskutieren. Sein Werk ist<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 53


Jarus, rue Faidherbe 120, 2016<br />

Evoca, rue des Pipôts 8-10, 2018<br />

David Walker, rue de l'Amiral Bruix 31, 2016<br />

Vesod, rue du chemin vert 44, 2020<br />

Florence Sgard, 2018<br />

David Walker, rue de l'Amiral Bruix 31, 2016


wirklich außergewöhnlich. Im August wird er übrigens<br />

nochmals hier sein, um es fertigzustellen: Hinter dem Tor<br />

werden Sie dann einen Park erblicken. Dieses Tor, das<br />

man im ersten Moment als verschlossen einstuft, stellt in<br />

Wirklichkeit eine Ermutigung dar, im Leben über sich<br />

hinauszuwachsen, indem man die 82 Stufen der Treppe<br />

hinaufsteigt und dabei die Geschichte der Menschheit mit<br />

ihren Freuden, aber auch Leiden, wie beispielsweise dem<br />

Umweltproblem, entdeckt.<br />

Wie läuft der Austausch zwischen Künstlern aus dem Ausland<br />

und den Einwohnern der Stadt ab?<br />

Boulogne ist eine sehr weltoffene Stadt. Das liegt<br />

einerseits am Hafen, andererseits aber auch an ihrer Vergangenheit<br />

und der sozialen Durchmischung. Man ist<br />

daran gewöhnt, anderen Kulturen, anderen Sprachen zu<br />

begegnen. Und wenn die Menschen nicht dieselbe Sprache<br />

sprechen, dann finden sie schon einen Weg, das können<br />

Sie mir glauben. Nebenbei gesagt spielen die jungen<br />

Menschen dabei eine sehr wichtige Rolle. Sie lernen in der<br />

Schule Fremdsprachen und werden ermutigt, den Austausch<br />

zwischen Einwohnern und Künstlern beziehungsweise<br />

Festivalbesuchern, die kein Französisch sprechen,<br />

zu unterstützen. Auch in dieser Beziehung ist die Kunst<br />

ein Vorwand, um Beziehungen zwischen den Menschen<br />

herzustellen. Es ist unglaublich schön!<br />

Amziane Abid, vielen Dank für das Gespräch.<br />

Reiseinfos und Lesetipps<br />

st<br />

Boulogne-sur-Mer …<br />

… Berlin 960 km … Hamburg 789 km<br />

… Köln 442 km … Frankfurt 628 km<br />

… München 969 km … Wien 1337 km<br />

… Zürich 777 km … Paris 255 km<br />

… Lille 119 km … Calais 35 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen<br />

in Frankreich, der aus dem<br />

deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen wird, ist Paris-Roissy-<br />

Charles de Gaulle (248 km). Der<br />

Flughafen Shell Zaventem in Brüssel ist<br />

mit 240 km eine Alternative.<br />

Der Bahnhof von Boulogne-sur-Mer ist<br />

an das TGV-Netz angeschlossen.<br />

www.ville-boulogne-sur-mer.fr/streetart/<br />

Street Art Festival de Boulogne-sur-Mer<br />

7, place Godefroy de Bouillon<br />

62200 Boulogne-sur-Mer<br />

Telefon: + 33 (0)3 21 87 <strong>80</strong> <strong>80</strong> (Rathaus) Cherbourg-<br />

Octeville<br />

Während des jährlichen Festivals<br />

(<strong>2021</strong>: 23.7. - 31.8.) finden temporäre<br />

Ausstellungen statt, beispielsweise<br />

die Werke der Einwohner von<br />

Boulogne auf den Wahlplakattafeln.<br />

Die Kunstwerke an Wänden und<br />

Mauern können Sie jedoch das ganze<br />

Jahr über ungehindert und kostenlos<br />

besichtigen, sogar bei Dunkelheit.<br />

Wir empfehlen Ihnen, einem der drei<br />

Parcours zu folgen, die Sie von der<br />

Website herunterladen und ausdrucken<br />

können. Zwei davon eignen sich für<br />

die Besichtigung zu Fuß: 1,5 Std. (14<br />

Werke) bzw. 2 Std. (30 Werke). Der dritte<br />

ist für die Rundfahrt mit dem Fahrrad<br />

vorgesehen. Er umfasst 13 Werke und<br />

Sie sollten dafür 4 Std. einplanen.<br />

Auch mit der kostenlosen Applikation<br />

StreetArt Cities für Smartphones<br />

können Sie den Parcours mithilfe der<br />

GPS-Ortung folgen.<br />

Le A29/E44 Havre<br />

A131<br />

Honfleur<br />

A1/E15-E19<br />

N13<br />

Caen A13/E46<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 48<br />

Saint-Lô<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 55 A13/E5<br />

A16<br />

Calais: eine Stadt mit Spitze (36 km entfernt)<br />

Le Touquet-Paris-Plage: ein Strand für die<br />

Evreux<br />

Hauptstadt (39 km entfernt)<br />

A4/E50<br />

Calais, ein Stadtname, den fast jeder<br />

A84/E401<br />

kennt<br />

PARIS<br />

Lannion<br />

und den jeder grob auf einer Landkarte<br />

Das Seebad Le Touquet-Paris-Plage ist<br />

DinardSaint-Malo<br />

Avranches<br />

A28/E402<br />

verorten kann. Welche andere Stadt<br />

einer der sehenswertesten Versailles Orte entlang<br />

Dreux<br />

N12/E50<br />

mit gerade einmal 75 000<br />

N176/E401 Mont-Saint-Michel<br />

Einwohnern<br />

der nordfranzösischen Côte d’Opale. Wo<br />

Saint-Brieuc<br />

N12/E50 kann das von sich behaupten? Doch<br />

früher die Schönen und Reichen dem<br />

A6/E15<br />

die Stadt verdankt ihre Bekanntheit<br />

A84<br />

Müßiggang frönten, machen heute meist A5/E54<br />

Alençon<br />

Chartres<br />

weniger ihrem eigenen Anmut als<br />

gut situierte Familien aus der näheren<br />

N164<br />

vielmehr ihrem berühmten Fährhafen<br />

Umgebung Urlaub bzw. verbringen hier ihre<br />

A11/E50<br />

nach England. Calais ist keine Stadt, die auf den ersten Blick<br />

Wochenenden. Le Touquet-Paris-Plage bietet dabei aber nicht<br />

Quimper<br />

begeistert. Trotzdem D768 lohnt sie einen Abstecher, Rennes gerade auch<br />

nur eine charmante Kulisse aus der Belle Époque, A10/E5 sondern zeigt Sens<br />

wegen eines sehenswerten Museums, das die Vergangenheit<br />

sich auch als ungewöhnlich vielfältig im Erscheinungsbild. Eine<br />

N165/E60<br />

N24<br />

der Gegend als Hochburg der Spitzenfertigung thematisiert.<br />

Reise Le an Mans den Ärmelkanal.<br />

Orléans<br />

Lorient<br />

A11/E501<br />

Vannes<br />

A28/E502<br />

INFORMATIONEN<br />

N165/E60<br />

ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 88.<br />

Blois<br />

Quiberon<br />

Chambord<br />

A10/E5-E60<br />

Angers<br />

A11/E60<br />

Cheverny<br />

La Baule<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 55<br />

A86/E60<br />

Tours Chenonceau<br />

A71/E9<br />

St. Nazaire<br />

A85<br />

Nantes<br />

A87<br />

Monts A10/E5<br />

Bourges<br />

Rouen<br />

Calais<br />

Boulogne-sur-Mer<br />

Amiens<br />

Dunkerque<br />

Arras<br />

Roubaix<br />

Lille


ADVERTORIAL<br />

Ein kulinarisches, geselliges und (leicht) sportliches Erlebnis<br />

Wissant, Wimereux und Audresselle sind<br />

nur drei der vielen ursprünglichen Fischerdörfer<br />

entlang der fast 200 km<br />

langen Küstenlinie Nordfrankreichs.<br />

Jahrhundertelang fuhren von hier aus<br />

die Fischer auf die weite See des Nordens oder Richtung<br />

Atlantik. Und noch heute kauft man hier seinen Fisch und<br />

Meeresfrüchte frisch und direkt im Hafen oder fährt selbst<br />

zum Fang aufs Meer hinaus. Boulogne-sur-Mer ist immer<br />

noch Frankreichs führender Fischereihafen und auch das<br />

größte Zentrum für die Verarbeitung von Meeresfrüchten in<br />

Frankreich und sogar Europa. Zum Beispiel ist hier auch die<br />

Marke Findus ansässig, die hier den berühmten, von Kindern<br />

geliebten, panierten Fisch herstellt.<br />

Welche Nordseefische kauft man wo am besten?<br />

Über 70 Fischarten und Meeresfrüchte werden in den<br />

Gewässern vor der Küste Nordfrankreichs gefangen. Die drei<br />

wichtigsten Arten sind Jakobsmuscheln, Tintenfisch und<br />

Wittling. Aber es gibt auch Kabeljau, Scholle, Schellfisch,<br />

Wolfsbarsch, Seezunge, Steinbutt … Nicht zu vergessen die<br />

graue Garnele (auch Grashüpfer genannt), Krabbe, Hummer,<br />

Taschenkrebs und Bouchot-Muscheln … Und natürlich auch<br />

Makrele und Hering.<br />

Ein ganz besonderes Erlebnis ist der Besuch des Fischmarktes<br />

am Quai Gambetta in Boulogne-sur-Mer und insbesondere<br />

die traditionellen Fischverkäufe, « Criées », bei denen<br />

in einem rasanten Tempo frühmorgens die jeweiligen Kutter<br />

ihren täglichen Fang an den meistbietenden Käufer versteigern.<br />

Direkt vor dem Auktionshaus kaufen die Einheimischen<br />

ihren Fisch an den zahlreichen Ständen entlang der Anlegestege.<br />

Im Nachbardorf Étaples-sur-Mer betreiben die Ehefrauen<br />

der Fischer ein Dutzend solcher « Aubettes » entlang<br />

der Flussmündung der Canche. Und in Calais stehen sie auf<br />

dem Quai de la Colonne, rund um den Stand von Myriam<br />

Pont, einer letzten, allseits bekannten Muschelsammlerin. In<br />

Le Crotoy trifft man sich jedes Wochenende an einem Kiosk<br />

am Kai um Fisch und Meeresfrüchte zu kaufen. In Cayeuxsur-Mer<br />

verkaufen die letzten traditionnellen Fischer direkt in<br />

Le Hourdel, einem kleinen Hafen, von dem aus ihre Trawler<br />

auslaufen. Equihen-Plage und Audresselle sind für ihre Muschelbänke<br />

berühmt und man kann die beliebte Meeresfrucht<br />

einfach vor einigen Häusern kaufen. Direkter geht es<br />

eigentlich nur, wenn man selbst fangen geht, oder?<br />

Wer möchte seinen eigenen Fisch<br />

in der Nordsee fangen?<br />

Und das geht in dem Sommermonaten bei einem Angelausflug<br />

auf dem Boot La Florelle mit dem man vor der<br />

Küste von Boulogne-sur-Mer von Profis das Hochseefischen<br />

lernen kann. Oder in Étaples, wo es für einen 12-stündigen<br />

Angelausflug in die Bucht von Canche geht. Und in Le Portel<br />

kann man mit einem Flobart, einem für die Opalküste<br />

typischen Flachbodenboot, einen halbtägigen Angelausflug<br />

unternehmen. Wer keine Lust hat aufs Meer zu fahren, kann<br />

zusammen mit Myriam Pont, der « Paysanne des mers », einen<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


Ausflug zu Fuß unternehmen und dabei in die Geheimnisse<br />

des Muschelsammelns eingeweiht werden. Und zum Schluss<br />

die leckere Ausbeute selbst zubereiten und frisch verkosten!<br />

Wo können Sie Nordseefisch probieren<br />

und ein unvergessliches Erlebnis haben?<br />

Wem das alles zu kompliziert oder abenteuerlich ist, dem<br />

raten wir zu einem entspannten Besuch eines typischen Restaurants<br />

mit Panoramablick aufs Meer! An der Opalküste<br />

haben Sie die Qual der Wahl! Wer das nordfranzösische « Art<br />

der Vivre » erfahren und sich in das Getümmel der Nordseefischer<br />

stürzen möchte geht am besten in das Chatillon in<br />

Boulogne-sur-Mer. Das ist wahrlich die Kantine der Fischereiprofis,<br />

die hier gerne nach der « Criée » herkommen. Die<br />

Einrichtung erinnert an das Interieur eines Trawlers und die<br />

Frische der Produkte ist erstklassig! In Calais genießen Sie bei<br />

Seezunge oder Hummerauflauf den wunderschönen Ausblick<br />

des Restaurants Aquar‘aile und das stetige Hin und Her<br />

der Fähren nach England. Das Hotel Atlantic im Wimereux<br />

bietet gleich zwei bemerkenswerte Restaurants, das Sternerestaurant<br />

La Liégeoise und die Brasserie L'Aloze, die direkt an<br />

der malerischen Strandpromenade liegen. Und im Poisson<br />

à Hélices in der verwunschenen Bucht von Cise bei Ault,<br />

können Sie einen Fischspieß verkosten und dabei die atemberaubende<br />

Aussicht auf die Klippen und die Mündung der<br />

Somme-Bucht genießen.<br />

Ob selbst geangelt oder im Hafen fangfrisch direkt vom Kutter gekauft:<br />

an Frankreichs Nordseeküste kommen Fischliebhaber auf ihre Kosten!<br />

Alle Fotos: Copyright: CRTC Hauts-de-France/ Anne-Sophie Flament<br />

Die Region feiert den Nordseefisch<br />

Je nach Jahreszeit und je nach « Spezialität » gibt es in<br />

jedem Fischerdorf Anlässe für grosse Feste an der Opalküste.<br />

Im Frühjar wird zum Beispiel in Audresselle die Krabbe<br />

gefeiert und in Étaples-sur-Mer beim « Fête de la Coquille »<br />

die Jakobsmuschel. Im November, zum Höhepunkt des<br />

Fischfangs, feiert ganz Nordfrankreich den König Hering.<br />

Tonnenweise wird der silberne Fisch dann gegrillt, geräuchert<br />

oder mariniert und mit einem Stück Brot und einem Glas<br />

Wein verzehrt. Und am Karneval von Dünkirchen sorgt der<br />

Hering jedes Jahr für ein ganz besonderes Spektakel, wenn<br />

die Stadtoberen hunderte von Kilos des zum Glück einzeln<br />

verpackten Herings in die ausgelassene Menschenmenge unter<br />

den breiten Balkonen des Rathauses werfen!<br />

Gut zu wissen<br />

Das europäische Umweltzeichen Mr. Goodfish wurde von dem<br />

Meeresaquarium Nausicaà in Boulogne-sur-Mer und zwei<br />

anderen europäischen Aquarien initiiert und zielt darauf ab, das<br />

öffentliche und professionelle Bewusstsein für den nachhaltigen<br />

Konsum von Meeresfrüchten zu fördern. Anhand des blauen<br />

Logos auf den Etiketten von Fischgeschäften und Speisekarten<br />

erfährt man, welche Arten man je nach Saison wählen sollte, um<br />

so eine Überfischung zu vermeiden.<br />

Gute Adressen<br />

Le Chatillon<br />

6 rue Charles Tellier,<br />

62200 Boulogne-Sur-Mer<br />

www.le-chatillon.com<br />

Aquar’aile<br />

225 rue Jean Moulin<br />

62100 Calais<br />

https://aquaraile.fr/<br />

Atlantic ****<br />

6 rue Notre Dame<br />

62930 Wimereux<br />

https://www.atlanticdelpierre.com/<br />

Le Poisson à Hélices<br />

Restaurant by Le Cise<br />

Route de la plage<br />

<strong>80</strong>460 Ault<br />

https://www.poisson-helices.fr/<br />

Office de Tourisme<br />

Boulogne-sur-Mer<br />

https://www.<br />

boulonnaisautop.com/de<br />

Calais<br />

https://www.calaiscotedopale.com/<br />

Dünkirchen<br />

https://www.dunkerquetourisme.fr/<br />

Weitere Infos unter:<br />

www.nordfrankreich-reiseideen.com<br />

Meeresaquarium Nausicaà<br />

Boulevard Sainte-Beuve<br />

62200 Boulogne-sur-Mer<br />

https://www.nausicaa.fr/<br />

Maréis, centre de la pêche en mer<br />

Boulevard Bigot Descelers<br />

62630 Étaples-sur-Mer<br />

www.mareis.fr<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 57


UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire / Mayenne<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


Als der aus Laval (Mayenne) stammende Künstler Robert Tatin nach seinen Reisen quer über<br />

den Globus 1962 in seine Heimat zurückkehrte, ließ er sich mit seiner Frau Lise in einem kleinen<br />

Haus in der Gemeinde Cossé-le-Vivien nieder. Er beschloss, dort ein monumentales Werk<br />

zu kreieren, das eine Verbindung mit der Natur darstellen und gleichzeitig als Museum für<br />

seine künstlerischen Schöpfungen dienen sollte. 21 Jahre lang, bis zu seinem Tod im Jahr<br />

1983, arbeitete er verbissen an diesem Projekt. Das 2020 als Musée départemental klassifizierte<br />

Museum liegt mitten auf dem Land. Es ist eine absolut unvergleichliche Kreation, die<br />

sich nicht einstufen lässt, die irgendwo zwischen Kunst und Architektur angesiedelt ist und<br />

alle künstlerischen Normen der damaligen Zeit sprengte. Noch heute regt sie die Fantasie<br />

der Besucher an.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 59


UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire / Mayenne<br />

Bruno Godivier ist Direktor eines<br />

Museums, das seinesgleichen<br />

sucht. Er verbringt seine Zeit<br />

nicht wie viele seiner Berufskollegen<br />

eingesperrt in einem Museumssaal,<br />

sondern ist mit seinen<br />

Mitarbeitern die meiste Zeit<br />

unter freiem Himmel tätig,<br />

während er eines der erstaunlichsten<br />

Museen<br />

Frankreichs durch streift:<br />

das Musée Robert Tatin.<br />

« Willkommen in La Frénouse,<br />

im Maison des Champs von<br />

Robert Tatin », begrüßt er uns<br />

enthusiastisch. Obwohl er daran<br />

gewöhnt ist, amüsiert es<br />

ihn immer wieder, das Erstaunen<br />

der Besucher zu sehen,<br />

wenn sie die beeindruckende<br />

Allee entdecken. Auch wir<br />

können unsere Verwunderung<br />

nicht verbergen, als wir vor<br />

diesem <strong>80</strong> Meter langen Weg<br />

stehen, der beidseitig von<br />

riesigen Statuen gesäumt<br />

ist – 19 an der Zahl. An<br />

seinem Ende erblicken<br />

wir etwas, das an einen<br />

Tempel oder ein Mausoleum<br />

nach indonesischem<br />

Vorbild erinnert. Oder vielleicht<br />

eher aztekisch? Schwer zu sagen. Auf jeden Fall sind wir<br />

auf einen derartigen Anblick hier auf dem Lande, im Departement<br />

Mayenne, nicht vorbereitet …<br />

Eine mit Riesen bestandene Allee<br />

Wir erfahren, dass Robert Tatin diese Allée des Géants<br />

als eine Art « Schleuse » geplant hat, über die man von<br />

einer Welt in eine andere gelangt. Von der ganz und gar<br />

realen Departementsstraße, die uns an diesen Ort geführt<br />

hat, in die erstaunliche Welt eines Künstlerateliers<br />

und Museums, das sich am anderen Ende befindet. Auf<br />

diese Weise betritt der Besucher dieses Universum ganz<br />

allmählich, begleitet von « beschützenden Riesen », die<br />

sowohl die französische Geschichte vor Augen führen<br />

(riesige Umsetzungen von Jeanne d‘Arc und Vercingetorix)<br />

als auch « Fragestellungen aus der Jugend » aufgreifen<br />

(die Verben sein und haben in gigantischen Ausführungen)<br />

oder gar mit Skulpturen von André Breton, Henri<br />

Rousseau – genannt Le Douanier Rousseau –, Gauguin,<br />

Seura, Auguste Rodin, Ubu Roi, Toulouse-Lautrec,<br />

Pablo Picasso und Jules Verne der Kunst des 19. und 20.<br />

Jahrhunderts die Ehre erweisen. Und das funktioniert!<br />

Begleitet von diesen beeindruckenden Statuen verlassen<br />

wir ganz allmählich « unsere Welt » und dringen Schritt<br />

für Schritt in die von Robert Tatin vor. Am Ende der<br />

Allee angekommen, wundern wir uns daher schon etwas<br />

weniger, als wir feststellen, dass die vermeintliche Mauer,<br />

vor der wir stehen, im Grunde genommen ein beeindruckendes<br />

Hochrelief ist, das Figuren zeigt, die Gottheiten<br />

zu sein scheinen. In Wirklichkeit handelt es sich dabei<br />

um die fünf von Robert Tatin bevorzugten Maler: Rembrandt,<br />

van Gogh, da Vinci, Goya und Delacroix. Links<br />

entdecken wir erstaunt einen riesigen Drachen mit einer<br />

roten Zunge, auf dessen Kopf sich eine Familie befindet,<br />

welche die Humanität symbolisiert und offensichtlich von<br />

dem Ungeheuer beschützt wird. Unter anderen Umständen<br />

hätte er uns sicherlich Angst eingeflößt, doch hier<br />

löst er ganz andere Gefühle aus. Im Geiste schweifen<br />

wir bereits durch eine Welt mit freundlichen Monstern,<br />

Gottheiten und weltlichen Symbolen, deren Sinn wir<br />

zunächst nicht verstehen, die aber freundlich mit uns zu<br />

kommunizieren scheinen. Und so erschließt sich auch die<br />

Rolle dieser Allée des Géants: Im Verlauf von weniger als<br />

100 Metern sind wir sprichwörtlich in das Universum<br />

und das Werk von Robert Tatin eingedrungen. Wir sind<br />

bereits « in einer anderen Welt », in die wir – wie Bruno<br />

Godivier schmunzelnd anmerkt – in der<br />

Folge noch tiefer eindringen werden.<br />

Hypnotisierende Details<br />

in Hülle und Fülle<br />

« Eigentlich haben Sie noch<br />

fast nichts gesehen. Gehen Sie voraus<br />

», sagt er zu uns. Wir spüren,<br />

dass ihn unsere Reaktion bereits<br />

im Vorfeld belustigt. Wir passieren<br />

also eine Öffnung in der Mauer<br />

des seltsamen Gebäudes und können<br />

trotz der Vorwarnung unsere Verwunderung<br />

nicht verbergen, als<br />

wir den Jardin des Méditations<br />

betreten. Rund um ein Bassin<br />

stehen zwölf Statuen, die die<br />

zwölf Monate repräsentieren.<br />

Abgesehen davon scheint nicht<br />

der geringste Quadratzentimeter<br />

von Boden und den hohen Wänden<br />

dieses nach oben offenen<br />

Bereichs dem Zufall überlassen<br />

zu sein. Überall hat der Künstler<br />

mit einer nahezu an Besessenheit<br />

grenzenden Präzision Darstellungen<br />

gemalt, geformt, in Stein gehauen.<br />

Offensichtlich symbolisieren diese<br />

Erinnerungen an seine Reisen in<br />

den Fernen Osten, das Abendland<br />

und Lateinamerika. Die<br />

unglaubliche Überfülle an<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire / Mayenne<br />

Details hat eine fast hypnotisierende<br />

Wirkung. Unsere Augen<br />

wissen nicht, wohin sie zuerst<br />

schauen sollen, unser Gehirn<br />

gerät an seine Sättigungsgrenze,<br />

sodass es quasi nicht mehr<br />

in der Lage ist, die unzähligen<br />

Informationen, die es erhält, zu<br />

verarbeiten, geschweige denn<br />

zu verstehen. Es ist, als sei es<br />

Tatin einmal mehr gelungen,<br />

uns aus « unserer Welt » herauszuholen,<br />

aus der Welt vor<br />

der Allee, um uns in das ihm<br />

eigene Universum eintauchen<br />

zu lassen. Auch auf die Gefahr<br />

hin, dass wir uns in dieser seltsamen Welt verlieren.<br />

Eine täuschende Ähnlichkeit mit<br />

dem Werk des Facteur Cheval<br />

Robert Tatin und die Tarte Tatin<br />

Trotz der Namensgleichheit hat Robert Tatin<br />

absolut nichts mit der berühmten Tarte Tatin<br />

zu tun, welche die Schwestern Stéphanie (1838-<br />

1917) und Caroline Tatin (1847-1911) Ende des<br />

19. Jahrhunderts in Lamotte-Beuvron (Loir-et-<br />

Cher) erfunden haben. Der Name « Tatin » ist im<br />

Westen Frankreichs relativ gebräuchlich. Auch<br />

in Gargantua von François Rabelais (+/-1483-<br />

1553) stößt man auf diesen Begriff, als nämlich<br />

der legendäre Riese Gargantua « un tatin de<br />

potage » verlangt, also « ein wenig Suppe ».<br />

Daraus soll im Übrigen das französische Wort<br />

tantinet entstanden sein, was « eine kleine<br />

Menge » bedeutet.<br />

Bei dem Versuch, wieder in der Realität Fuß zu fassen,<br />

klammern wir uns an etwas, was wir bereits kennen.<br />

Denn sofort denken wir an Ferdinand Cheval (1836-1924)<br />

– genannt Facteur Cheval – und seinen unglaublichen<br />

Palais idéal, den idealen Palast, den er in Hauterives (Drôme)<br />

konstruierte und den wir<br />

Ihnen in Frankreich erleben<br />

<strong>Nr</strong>. 33 vorstellten. Dennoch<br />

scheint die Vorgehensweise<br />

in diesem Fall anders zu sein,<br />

denn jedes noch so kleine<br />

Detail dieses monumentalen<br />

Werkes ist offensichtlich<br />

reiflich überlegt, durchdacht,<br />

von langer Hand geplant.<br />

Wir stellen uns vor, wie Tatin<br />

in seinem Atelier Stunden<br />

über Stunden nachdachte<br />

und Pläne zeichnete, was<br />

Bruno Godivier uns kurz danach<br />

bestätigt. « Für Robert<br />

Tatin war ein Werk ohne Konzept unvorstellbar. Das<br />

erklärt auch, warum er sein Werk im Gegensatz<br />

zu Ferdinand Cheval nicht spontan kreierte.<br />

Während der 21 Jahre dauernden Bauzeit<br />

hielt er sich stets an seine ursprüngliche<br />

Idee und die darauf basierenden Pläne.<br />

Zunächst modellierte er Keramiken<br />

aus Lehm; später ummantelte er in<br />

der Erde fixierte Zementsäulen mit<br />

mehreren Schichten Drahtgeflecht,<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


auf das er wiederum mehrere Schichten Zementmörtel<br />

aufbrachte. Mithilfe dieser Techniken konnte er sowohl<br />

kleine und äußerst präzise Stücke als auch riesige Skulpturen<br />

kreieren. »<br />

Ein weiterer Unterschied zum Schöpfer des Palais idéal<br />

ist die Tatsache, dass Robert Tatin seine gesamte Zeit dem<br />

künstlerischen Schaffen widmete. Er, der zunächst Unternehmer<br />

war und einen erfolgreichen Dachdeckerbetrieb<br />

aufgebaut hatte, beschloss nach den traumatischen Ereignissen<br />

des Zweiten Weltkriegs, sich voll und ganz der<br />

Kunst zu widmen und mit ihr seinen Lebensunterhalt zu<br />

verdienen. Tatin war im Übrigen kein Autodidakt, sondern<br />

besuchte unter anderem Kurse an der École des Beaux-<br />

Arts in Paris und verkehrte mit großen Künstlern seiner<br />

Zeit. Darüber hinaus hatte er einen unstillbaren Durst zu<br />

lernen und zu verstehen. Während der Facteur Cheval zeit<br />

seines Lebens bei der Realisierung seines Werkes größte<br />

Spontanität an den Tag legte, basiert das Werk Tatins<br />

auf einem echten Konzept. Es ist ergreifend, in Cossé-le-<br />

Vivien zu sehen, dass nicht das geringste Detail dem Zufall<br />

überlassen blieb. Alles scheint einer Logik zu folgen,<br />

einen Sinn zu haben, wenngleich dieser manchmal nicht<br />

sofort ersichtlich ist. Es ist Aufgabe des Besuchers, diesen<br />

zu erfassen …<br />

Auf der Suche nach der besten<br />

Ausdrucksweise<br />

Mit der architektonischen Gestaltung seines Museums<br />

leitet Tatin den Besucher dabei an, seine Welt zu entdecken.<br />

Die Räume, in denen die Werke ausgestellt sind,<br />

wurden bewusst nebeneinander angeordnet und öffnen<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 63


UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire / Mayenne<br />

Larousse hatte Robert Tatin zwar 1958 einen<br />

Eintrag gewidmet, den Künstler darin jedoch<br />

mit einer bekannten Kunstbewegung in Verbindung<br />

gebracht. Der Text begann wie folgt: « Robert<br />

Tatin ist wie Le Douanier Rousseau in Laval<br />

geboren. » Tatin war darüber empört. Als ob man<br />

sich aufgrund der simplen Tatsache, aus Laval<br />

zu stammen und Künstler zu sein, automatisch<br />

der naiven Kunst verschrieben hätte, wie Henri<br />

Rousseau (1844-1910), genannt Le Douanier<br />

Rousseau. Umgehend schrieb er an den Herausgeber<br />

des Larousse, um sich zu beschweren. Als<br />

Reaktion strich der Verlag den Eintrag schlicht<br />

und einfach aus dem Lexikon und hat ihn seither<br />

niemals wieder aufgenommen.<br />

Sehen, wo sich das Leben verbirgt<br />

sich zum Jardin des Méditations hin. Um von einem zum<br />

anderen zu gelangen, muss man also immer diesen außergewöhnlichen<br />

Ort inmitten der Natur passieren. Auf diese<br />

Weise bleibt man zwar in der Welt des Künstlers, kann<br />

aber dennoch « eine Pause einlegen » und nach Gutdünken<br />

über die Skulpturen, Malereien, Keramiken und Lithografien,<br />

die man gesehen hat, meditieren. Dies hilft auch<br />

beim Nachdenken: Angesichts der unzähligen künstlerischen<br />

Ausdrucksformen versteht man die Vorgehensweise<br />

des Künstlers besser, kann nachvollziehen, dass er<br />

von einem Gedanken ausgeht und dann hartnäckig alles<br />

daransetzt, die beste Möglichkeit zu finden, diesen auszudrücken.<br />

Das erklärt seine Liebe zum Detail und seine<br />

Fähigkeit, vom Gemälde zur Skulptur, von der Keramik<br />

zur Zeichnung zu wechseln. In den Räumen, in denen seine<br />

Bilder ausgestellt sind – die im Übrigen ebenfalls alle<br />

unendlich detailgetreu sind – stellt man fest, dass Tatin<br />

darüber hinaus verschiedene Techniken der<br />

bildhaften Darstellung nutzt, um seine<br />

Vorstellungen genau umzusetzen.<br />

Robert Tatin schrieb mehrere Bücher, eines davon<br />

trägt den Titel Étrange Musée Robert Tatin. Es ist ganz<br />

seinem Werk in Cossé-le-Vivien gewidmet, wurde in nur<br />

5000 Exemplaren aufgelegt und nie nachgedruckt. Einige<br />

rare Exemplare davon werden heute noch im Museum verkauft.<br />

Das Vorwort des Buches stammt vom französischen<br />

Literatur- und Kunstkritiker Otto Hahn (1928-1996), der<br />

ein enger Freund Tatins war. Hahn endet mit den Worten:<br />

« Alle seine Suchen führen Tatin zur selben Antwort: Man<br />

erreicht niemals das Paradies, es sei denn, man erschafft es<br />

sich. Für die einen bedeutet dies, sich ihre eigenen Möbel<br />

anzufertigen, andere tragen zur Entwicklung einer Nuklearturbine<br />

bei. Tatin dagegen beschloss, La Frénouse<br />

zu schaffen. Er behauptet nicht, dass seine Statuen besser<br />

seien als diejenigen von Rodin oder moderner als die Mobiles<br />

von Calder. In seinem dunklen Zimmer zeigt er uns<br />

mithilfe von Kelle und Kompass lediglich, wo sich das<br />

Leben verbirgt. » Besser kann man das Werk von Tatin<br />

Ein nicht klassifizierbarer<br />

Künstler<br />

Robert Tatin stellte in seiner Arbeit<br />

immer eine ausgesprochene Gewissenhaftigkeit<br />

unter Beweis. Als wir von Bruno<br />

Godivier erfahren, dass der erste Fernsehsender,<br />

der Ende der Sechzigerjahre<br />

der Vorgehensweise Tatins gegenüber<br />

aufgeschlossen war und sich für dessen<br />

Werk in Cossé-le-Vivien interessierte, ein<br />

deutscher Sender war, ist es an uns, zu<br />

schmunzeln. Zu dieser Zeit kannten viele<br />

Franzosen diesen Künstler noch nicht einmal.<br />

Das bekannte französische Lexikon<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


nicht beschreiben. Indem er dieses « Kunstwerk, das<br />

gleichzeitig Museum ist, » schuf, lässt er uns nicht nur an<br />

seinem Universum teilhaben, sondern er gibt uns – wie<br />

alle großen Künstler – die Gelegenheit, die Welt um uns<br />

herum mit anderen Augen zu betrachten und das Leben<br />

wahrzunehmen, aus dem sie besteht.<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

Cossé-le-Vivien …<br />

… Berlin 1348 km … Hamburg 1190 km<br />

… Köln 784 km … Frankfurt 865 km<br />

… München 1124 km … Wien 1529 km<br />

… Zürich 853 km … Paris 299 km<br />

… Le Mans 105 km … Rennes 71 km<br />

… Laval 19 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen wird, ist Nantes-Atlantique<br />

(120 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof liegt<br />

in Laval (20 km).<br />

Brest<br />

Musée<br />

<br />

Robert Tatin<br />

La Maison des Champs « La Frénouse »<br />

53230 Cossé-le-Vivien Ile de Sein<br />

Telefon: +33 (0)2 43 98 <strong>80</strong> 89<br />

www.musee-robert-tatin.fr<br />

Pointe<br />

du Raz<br />

Juli und August: täglich geöffnet.<br />

Übrige Monate: dienstags, am 24.<br />

und 25. Dezember sowie im Januar<br />

geschlossen.<br />

Die genauen Öffnungszeiten<br />

schwanken im Jahresverlauf.<br />

Informieren Sie sich bitte auf der<br />

Website. Letzter Einlass ins Museum ist<br />

eine Stunde vor Schließung.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 66<br />

Mit dem Hausboot auf der Mayenne<br />

(34 km entfernt)<br />

Eintritt: 6 €, ermäßigt 3,20 €. Kinder<br />

unter 10 Jahren haben freien Eintritt.<br />

Planen Sie für den Besuch von Museum<br />

und Gärten mindestens zwei Stunden<br />

ein. Das Museum ist sehr weitläufig<br />

und die Außenbereiche sind besonders<br />

interessant gestaltet, sodass Sie auch<br />

gut einen halben Tag (oder sogar<br />

länger) dort verbringen können.<br />

Am Ende der Anlage befindet<br />

sich ein zur Erhaltung der Arten<br />

Lannion<br />

dienender Obstgarten mit Apfel- und<br />

Birnbäumen. N12/E50 Er lädt zu einem schönen<br />

Spaziergang ein. Bei Saint-Brieuc dieser Gelegenheit<br />

N12/E50<br />

kann man auch einen Bereich<br />

mit zeitgenössischen Skulpturen<br />

N164<br />

entdecken.<br />

D768<br />

Quimper<br />

Da ein Großteil der Besichtigung im<br />

Freien stattfindet, sollten Sie der<br />

N165/E60<br />

Wetterlage angepasste Kleidung und<br />

gegebenenfalls einen Lorient Regenschutz<br />

mitnehmen.<br />

Vannes<br />

N165/E60<br />

N24<br />

Tiere haben keinen Zutritt in<br />

Quiberon<br />

das Museum (ausgenommen<br />

Begleithunde). Am Eingang befindet La Baule<br />

sich jedoch ein schattiger Bereich, wo<br />

diese auf ihr Herrchen oder Frauchen St. Nazaire<br />

warten können und mit Wasser<br />

versorgt werden.<br />

Mayenne ist nicht nur der Name eines<br />

Departements im Westen Frankreichs.<br />

Auch ein Fluss, der die Regionen Pays de<br />

la Loire und Normandie durchquert, wird<br />

so genannt. Die Mayenne entspringt rund<br />

15 Kilometer westlich von Alençon und<br />

mündet nach circa 200 Kilometern in die<br />

Loire. Ihre Ufer sind relativ unberührt,<br />

hier ist der Massentourismus noch nicht angekommen. Daher<br />

kann man an diesem Fluss wunderbar ausprobieren, wie es ist,<br />

als Kapitän ein Hausboot über das Wasser zu steuern.<br />

N176/E401<br />

Rennes<br />

A84<br />

A83<br />

A84/E401<br />

A11/E60<br />

A87<br />

N13<br />

Cossé-le-Vivien<br />

Angers<br />

Les Sablesd’Olonne<strong>Nr</strong>.<br />

30<br />

Ausgabe<br />

Angers: einfach l(i)ebenswert<br />

(64 km entfernt)<br />

A83<br />

Montalivet<br />

Le Porge<br />

Cap-Ferret<br />

Mont-Saint-Michel<br />

Nantes<br />

Cholet<br />

Caen<br />

A11/E501<br />

Le Havre<br />

E5/A10<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 65<br />

Bordeaux<br />

A13/E46<br />

A28/E402<br />

Le Mans<br />

A28/E502<br />

A86/E60<br />

Monts<br />

Poitiers<br />

Angers, die idyllische Saint-Sigismond Stadt;<br />

Angers, N11/E601 die grüne Stadt; Niort<br />

Angers, die Stadt, in der es<br />

La Rochelle<br />

sich gut leben lässt E5/A10 - alles<br />

Attribute, die man der<br />

Hauptstadt<br />

E602/A837<br />

des Anjou in der<br />

Region Pays de la Loire gerne<br />

zuschreibt. Regelmäßig<br />

erreicht Angers in Rankings zu Städten mit hoher<br />

Angoulême<br />

Lebensqualität den ersten Platz. Doch was macht<br />

Angers so besonders? Eine Suche nach Antworten.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 88.<br />

Périgue<br />

A89/E70<br />

Sarlat-le-Can


UNTERWEGS IN FRANKREICH Elsass / Bas-Rhin<br />

Eine ganz neue Art, das Elsass zu entdecken<br />

Wanderer und Spaziergänger, die gerne<br />

durch die Wälder der Vogesen streifen,<br />

haben seit einigen Monaten im nördlichen<br />

Elsass die Möglichkeit, die Natur<br />

aus einer ganz anderen Perspektive zu<br />

betrachten: Oberhalb des kleinen Dorfes<br />

Drachenbronn, nördlich von Hagenau<br />

und nicht weit von der deutschen Grenze<br />

entfernt, beschlossen einige Volksvertreter<br />

2019, die Ärmel hochzukrempeln und<br />

ein ehemaliges Militärgelände, das zu<br />

verwildern drohte, mit einer innovativen<br />

Idee neu zu beleben.<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 67


UNTERWEGS IN FRANKREICH Elsass / Bas-Rhin<br />

Gemeinsam mit benachbarten Gemeinden entwickelte<br />

man ein Projekt, das im Hinblick auf<br />

die Tourismusentwicklung auch bei der Region<br />

Grand-Est auf Interesse stieß und daher finanziell unterstützt<br />

wurde: die Einrichtung eines Parcours durch den<br />

Wald. Aber nicht irgend eines Parcours! Der Parcours,<br />

um den es hier geht, hat eine Länge von 1050 Metern<br />

und wurde vollkommen aus Holz konstruiert, sodass er<br />

sich optimal in den Wald integriert. Die Besonderheit ist<br />

zudem, dass er ganz sanft ansteigt – die maximale Steigung<br />

von 6 % ist auch im Rollstuhl und mit dem Kinderwagen<br />

problemlos zu bewältigen – und in seinem Verlauf<br />

über eine 23 Meter hoch gelegene Aussichtsplattform<br />

führt. Diese liegt auf einem Turm, von dem aus man einen<br />

unerwarteten Panoramablick über die Nordvogesen,<br />

die Rheinebene und den Schwarzwald hat. Ein Anblick,<br />

der Spaziergängern und Wanderern bisher verborgen<br />

war.<br />

Der allmähliche<br />

Anstieg zur Plattform<br />

erinnert an die Kuppel<br />

des Berliner Reichstags,<br />

deren Rampe man ebenfalls<br />

zu Fuß mühelos<br />

bewältigen kann. Möglich<br />

wurde die Konstruktion dank des Know-hows der<br />

deutschen Spezialfirma Erlebnis Akademie AG (EAK),<br />

das den Chemin des Cimes im Elsass nicht nur gebaut hat,<br />

sondern die Anlage nun auch betreibt. Dieses Unternehmen<br />

gilt als europaweit führend in der Installation solcher<br />

barrierearmer Naturerlebniseinrichtungen und betreibt<br />

bereits vier Baumwipfelpfade in Deutschland (im Bayrischen<br />

Wald, auf der Insel Rügen, im Schwarzwald und an<br />

der Saarschleife) sowie weitere in Österreich, Tschechien,<br />

Slowenien und der Slowakei.<br />

Seit der Eröffnung am 22. Mai <strong>2021</strong> konnte der Chemin<br />

des Cimes im Elsass bereits viele Besucher überzeugen,<br />

die mit seiner Hilfe den Wald auf ganz neue und leicht<br />

zugängliche Art und Weise entdeckten. Der Erfolg des<br />

Angebots scheint sich bereits abzuzeichnen. Vor allem<br />

Kinder sind begeistert und können von der 75 Meter langen<br />

Rutsche von der Aussichtsplattform des Turmes bis<br />

zum Boden gar nicht genug bekommen. Der Ort wird<br />

sich zweifellos in den kommenden Jahren zu einem Höhepunkt<br />

des lokalen Tourismusangebots entwickeln. Ein<br />

Erfolg für die Initiatoren!<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


aix<br />

e<br />

Gent<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

Drachenbronn…<br />

… Berlin 651 km … Hamburg 631 km<br />

… Köln 306 km … Frankfurt 165 km<br />

… München 322 km … Wien 729 km<br />

… Zürich 240 km … Paris 456 km<br />

Antwerpen<br />

… Straßburg 57 km … Karlsruhe 48 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der<br />

aus dem deutschsprachigen Raum<br />

direkt angeflogen wird, ist Straßburg-<br />

Entzheim Bruxel (61 km).<br />

Liege<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof liegt<br />

in Straßburg (56 km).<br />

Charlroi<br />

Le Chemin des Cimes d’Alsace<br />

76 A, route du Vin<br />

67160 Drachenbronn<br />

Hinweis: Abgesehen von Behinderten-<br />

Begleithunden sind Tiere auf dem<br />

Baumwipfelpfad nicht zugelassen.<br />

Anfahrt: Es ist nicht möglich, mit<br />

dem Auto direkt bis zum Eingang des<br />

Baumwipfelpfads zu fahren. An der<br />

angegebenen Anschrift befindet sich<br />

ein großer Parkplatz, auf dem Besucher<br />

ihr Fahrzeug kostenlos abstellen<br />

können. Von dort aus gelangt man mit<br />

einem Shuttlezug ebenfalls gratis bis<br />

zum Eingang des Baumwipfelpfads.<br />

Wer es aktiver mag, erreicht den<br />

Baumwipfelpfad vom Parkplatz aus zu<br />

Fuß über einen gut ausgeschilderten<br />

Weg (Gehzeit rund eine Stunde).<br />

Freiheit<br />

beginnt<br />

beim<br />

Lesen<br />

Guyencourt-Saulcourtwww.chemindescimes-alsace.fr/<br />

alsace/<br />

Charleville-Mézières A4/E25<br />

A4/E50<br />

A26/E17<br />

Täglich von 9.30 bis 19.00 Uhr<br />

A34/E46<br />

Erwachsene 15 €, ermäßigt 13 €, Kinder<br />

(6 bis 14 Jahre) 12 €, freier Eintritt für<br />

Kinder unter 6 Jahren. Familienpass<br />

(2 Reims Erwachsene + eigene Kinder von 6<br />

bis 14 Jahren) 35 €. Rutsche pro Fahrt<br />

(ab 6 Jahren) 2 €. A4/E50<br />

Luxembourg<br />

Saarbrücken<br />

A4<br />

Metz<br />

Drachenbronn<br />

A4/E25<br />

A31/E21-E23<br />

A35<br />

Nancy<br />

Strasbourg<br />

Karlsruhe<br />

Sens<br />

71/E11<br />

Epernay Châlons-en-<br />

Tickets Champagne können vorab per Internet oder<br />

direkt vor Ort (bis eine Stunde vor Ende<br />

der Öffnungszeit) gekauft werden. Es<br />

besteht keine Reservierungspflicht.<br />

ntd<br />

Puy de Dôme<br />

A75/E11<br />

t-Dore<br />

A26/E17<br />

France<br />

Troyes Ausgabe <strong>Nr</strong>. 74<br />

A31/E21-E23<br />

Mit dem Hausboot 100 % elektrisch durchs Elsass (41 km entfernt) A5/E35<br />

Colmar<br />

Freiburg<br />

A5/E17-E54<br />

Der Bootsvermieter Les Canalous – einer der Markt führ er in Europa, der<br />

seine Boote selbst konstru iert – hat eines der allerersten A35/E25 Hausboote<br />

entwickelt, die 100 % elektrisch be trieben werden. Wir<br />

Mulhouse<br />

Châtillon-sur-Seine haben es einige Tage lang getestet, und zwar auf dem Rhein-<br />

A36/E60<br />

Auxerre<br />

Marne-Kanal, östlich von Straßburg, da diese Belfort Wasser straße<br />

in Frankreich zu den Weg be reitern in Sachen Ausrüstung Basel mit<br />

A6/E15<br />

Schnell-Ladestationen A31/E17-E21<br />

zählt. Nachfolgend unser Reisetagebuch<br />

Vézelay Avallon Flavigny einer Hausbootfahrt, die nicht nur 100 % elektrisch und damit<br />

leise Dijon war, sondern auch mit schönen Entdeckungen und<br />

A38<br />

Begegnungen aufwartete.<br />

Besançon<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 76<br />

Bern<br />

Das Beaune Geheimnis des fehlenden Turms der Kathedrale von Straßburg<br />

(57 km entfernt)<br />

Chalon-sur-Saône<br />

Schweiz<br />

Das Straßburger Münster ist nicht nur ein Symbol der Stadt,<br />

sondern auch eines der französischen Lausanne Monumente, die<br />

man unbedingt gesehen haben sollte. Die Silhouette dieses<br />

einmaligen Gebäudes mit der 142 Meter hohen Turmspitze ist zu<br />

einem so einprägsamen Bild geworden, dass man nahezu eines<br />

ihrer wesentlichen Merkmale vergisst: Sie besitzt nur einen<br />

Genève<br />

einzigen Turm.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER Annecy UND ANDERER AUSGABEN<br />

FINDEN SIE AUF SEITE 88.<br />

A72/E70<br />

Cluny<br />

A6/E15<br />

Lyon<br />

St.-Etienne<br />

A43/E70<br />

Chambéry<br />

A35<br />

Deutschland<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

in der derzeitigen Situation tun<br />

Aktivitäten wie Lesen und eventuell<br />

sogar die Vorbereitung des nächsten<br />

Frankreichurlaubs mehr denn je gut.<br />

Abonnieren Sie jetzt das erste und<br />

einzige Zürich Magazin, das seit 2005 ganz<br />

von Menschen kreiert wird, die in<br />

Frankreich leben, für nur<br />

19,90 €<br />

pro Jahr für 4 Ausgaben<br />

(Deutschland)<br />

Jetzt bestellen:<br />

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www.frankreicherleben.de


FRANKREICH HEUTE Kulturerbe<br />

Der Wandteppich<br />

von Bayeux<br />

soll wieder in altem Glanz erstrahlen<br />

Der Wandteppich von Bayeux ist einer der Schätze<br />

des französischen Kulturerbes und seit 2007<br />

im Verzeichnis des Weltdokumentenerbes der<br />

UNESCO registriert. Die beinahe 1000 Jahre alte<br />

geheimnisvolle Stickerei zeigt auf einer Länge<br />

von knapp 70 Metern die Eroberung Englands<br />

durch Wilhelm den Eroberer (1027-1087), Herzog<br />

der Normandie. Das wertvolle Stück ist im Herzen<br />

der Stadt Bayeux (Calvados) ausgestellt, befindet<br />

sich jedoch in einem abgedunkelten<br />

Raum hinter einer drei Zentimeter dicken Panzerglasscheibe.<br />

2020 holte man den fragilen Leinenstoff<br />

aus seiner Vitrine, um ihn von Spezialisten<br />

untersuchen zu lassen. Der Zustand des<br />

Wandteppichs erwies sich als sehr beunruhigend,<br />

denn er bedarf dringender Reparaturen.<br />

Über die reine Restaurierung hinaus müssen die<br />

Bedingungen für Aufbewahrung und Präsentation<br />

modifiziert werden. Ab 2024 sollen nun umfangreiche<br />

Arbeiten durchgeführt werden, die bis<br />

zur Eröffnung eines neuen Museums in Bayeux<br />

im Jahr 2026 dauern werden.<br />

Acht Frauen. Acht Restauratorinnen, alle mit dem<br />

besten Abschluss, den man sich in diesem Spezialgebiet<br />

in Frankreich vorstellen kann, nämlich mit<br />

einem Master für Konservierung und Restaurierung von<br />

Kulturgütern des Institut national du patrimoine der Universität<br />

Paris-I. Im Jahr 2020 begutachteten sie wochenlang<br />

sorgfältig und unter Einhaltung größter Vorsichtsmaßnahmen<br />

in einem abgeschlossenen und ruhigen Raum<br />

den 68,38 Meter langen Wandteppich von Bayeux, um<br />

kleinste Schäden, kleinste Risse, kleinste Flecken mithilfe<br />

digitaler Tablets zu erfassen. Das Ziel: Eine so präzise wie<br />

möglich ausfallende Zustandsanalyse des Kunstwerks zu<br />

erstellen, das schon seit Langem äußerst fragil ist und dessen<br />

Beschädigungen sich bereits erahnen ließen.<br />

Tausende Flecken, Falten<br />

und anderen Schäden<br />

Stellt man sich diese Frauen, die über eine unendliche<br />

Geduld, Präzision und einen geschärften Blick verfügen<br />

müssen, bei der Arbeit vor, kann man die Emotionen<br />

erahnen, die sie angesichts des seltenen Privilegs haben<br />

mussten: Diesen Wandteppich plötzlich direkt vor sich zu<br />

haben und ihn ohne das störende Panzerglas betrachten zu<br />

können, ist ein einmaliger Glücksfall für Spezialisten historischer<br />

Textilien! Die Expertinnen waren mit Sicherheit<br />

freudig bewegt. Doch liest man die detaillierte Expertise,<br />

die im Februar <strong>2021</strong> veröffentlicht wurde, kann man sich<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 71


FRANKREICH HEUTE Kulturerbe<br />

denken, dass sie im Hinblick auf das Ausmaß der festgestellten<br />

Schäden wohl auch beunruhigt und traurig sein<br />

mussten. Sie hatten immerhin 24 204 Flecken, 16 445<br />

Falten und 9 646 « Lücken in Leinwand und Stickereien »<br />

erfasst! Obwohl man davon ausgegangen war, dass der<br />

Zahn der Zeit an der Tapisserie genagt hatte, war man<br />

vom Umfang der Mängel überrascht. Alle sind sich darin<br />

einig, dass die Bilanz nicht nur bitter, sondern vor allem<br />

alarmierend ist und dass schnellstmöglich Maßnahmen<br />

ergriffen werden müssen, um den Teppich zu retten!<br />

Ein grosser Teil liegt im Dunkeln<br />

Das mit einem Alter von knapp 1000 Jahren sehr betagte<br />

Werk aus besticktem Leinen befindet sich im Besitz<br />

des französischen Staates, wurde jedoch 1<strong>80</strong>4 von Bonaparte<br />

der Stadt Bayeux als Leihgabe überlassen. Wenngleich<br />

es heute sicher und gut geschützt aufbewahrt wird,<br />

so scheint es doch im Laufe seiner langen Geschichte<br />

nicht wenige Schicksalsschläge erlitten zu haben. Die ersten<br />

400 Lebensjahre liegen allerdings im Dunkeln. Man<br />

kennt weder genaue Details über den Auftraggeber oder<br />

den Ort der Herstellung, noch darüber, unter welchen Bedingungen<br />

es aufbewahrt wurde. Natürlich gibt es einige<br />

Theorien: Bischof Odon de Bayeux (+/-1030-1097), der<br />

Halbbruder von Wilhelm dem Eroberer, erscheint mehrfach<br />

im Verlauf der auf dem Wandteppich dargestellten<br />

Handlung und könnte dessen Herstellung in Auftrag gegeben<br />

haben. Die Anfertigung erfolgte möglicherweise in<br />

England, in der Abtei von Canterbury (Kent). Das Ganze<br />

ist allerdings sehr umstritten, die Historiker sind sich in<br />

diesem Punkt absolut uneinig.<br />

Schicksalsschläge eines bewegten Lebens<br />

Eines ist sicher: Der erste Beweis für die Existenz des<br />

Wandteppichs geht auf das Jahr 1476 zurück, da er zu<br />

diesem Zeitpunkt im Inventar der Kathedrale von Bayeux<br />

erwähnt wurde. Damals hielt man das wertvolle Stück die<br />

meiste Zeit unter Verschluss, und die Öffentlichkeit konnte<br />

es lediglich an acht Tagen im Jahr – anlässlich des Reliquienfestes<br />

Anfang Juli – in der Kirche besichtigen. Der<br />

Aufzeichnung ist weiterhin zu entnehmen, dass der Wandteppich<br />

in der übrigen Zeit aufgerollt in einem Holzkoffer<br />

« in Sicherheit » war. Wurde er also in dieser Zeit relativ<br />

geschützt aufbewahrt, so war das in der Folge nicht immer<br />

der Fall, denn der Teppich unternahm mehrere Reisen.<br />

Bevor Bonaparte (1769-1821) die Tapisserie am Ende in<br />

die Normandie schickte, beschloss er beispielsweise, sie im<br />

Louvre in Paris auszustellen, um, so hoffte er, die Pariser<br />

davon zu überzeugen, ihn beim Einmarsch in England zu<br />

unterstützen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der<br />

Wandteppich zunächst ins Château de Sourche (Sarthe)<br />

und dann nach Paris transportiert, von wo aus er beinahe<br />

nach Deutschland gebracht worden wäre, wenn nicht die<br />

Landung der Alliierten in der Normandie diesen Plan<br />

durchkreuzt hätte. Seit 1945 hat das Kunstwerk die Normandie<br />

glücklicherweise nicht mehr verlassen. Man kann<br />

jedoch leicht nachvollziehen, dass diese Transporte und die<br />

sehr unterschiedlichen Lagerungsbedingungen Spuren auf<br />

dem wertvollen Stoff hinterlassen mussten …<br />

Flecken und Schäden als<br />

Zeugen der Geschichte?<br />

Der Bericht über den Zustand spricht im Übrigen<br />

Bände. Trotz der getroffenen Vorsichtsmaßnahmen litt<br />

der Wandteppich immer wieder. Bei der Analyse der acht<br />

Expertinnen trat klar zutage, dass er im Laufe der Jahrhunderte<br />

mehrfach restauriert wurde. Einige Teile des Stoffes<br />

wurden geflickt, andere zusammengenäht oder gereinigt.<br />

Jedes Mal mit den Techniken der jeweiligen Epoche, wobei<br />

man heute problemlos nachvollziehen kann, dass diese<br />

nicht immer ideal waren. Auch wenn nun alles umfassend<br />

erfasst ist, muss man sich Fragen hinsichtlich der notwendigen<br />

Restaurierung stellen: Soll man beispielsweise<br />

die aufgedeckten Schäden konservieren oder restaurieren?<br />

Gehören einige davon nicht gar zur Geschichte des Wandteppichs<br />

und liefern wertvolle Informationen über die jahrhundertealte<br />

Vergangenheit? Ist es nicht bewegend, heute<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


noch einige Wachsflecken zu sehen, die davon zeugen, dass<br />

die Kathedrale von Bayeux früher mit Kerzen beleuchtet<br />

wurde? Wenn man weiß, dass dieses oder jenes Loch zum<br />

Aufhängen des Wandteppichs genutzt wurde, ist es dann<br />

nicht wichtig, es zu lassen, weil es auf seine Weise über eine<br />

bestimmte Zeit in der Geschichte des wertvollen Stoffes<br />

berichtet? Das Kunstwerk erzählt nicht nur von einem<br />

großartigen Kapitel der französischen Geschichte, nämlich<br />

von der Eroberung Englands, sondern es ist darüber hinaus<br />

mit seiner eigenen Vergangenheit, seinen eigenen Wunden<br />

ein Geschichtszeugnis, das man nicht auslöschen sollte,<br />

indem man es zu perfekt restauriert. Damit wird klar, dass<br />

die Verantwortlichen noch einige Entscheidungen treffen<br />

müssen, um den Umfang der Restaurierung letzten Endes<br />

genau zu bestimmen. Diese soll Ende 2024 beginnen und<br />

zwei Jahre dauern. Insofern bleibt noch etwas Zeit, die erstellte<br />

Expertise detailliert zu studieren und die Vorgehensweise<br />

festzulegen und zu planen.<br />

Mehr als eine Restaurierung,<br />

eine neue Umgebung<br />

Die vordringlichsten Entscheidungen wurden auf jeden<br />

Fall bereits getroffen. Was die Ausstellungsbedingungen<br />

des Wandteppichs als solche angeht, ist der Bericht eindeutig:<br />

Sie müssen verbessert werden. 1983 wurde die Tapisserie<br />

auf einer Art « technischem Rahmen » befestigt – der von<br />

der renommierten und geschichtsträchtigen École publique<br />

Boulle in Paris angefertigt worden war –, vor allem um ihn<br />

in einer Schiene bewegen zu können. Dieser Rahmen zeigt<br />

jedoch ebenfalls Alterungserscheinungen und stellt eine<br />

zusätzliche Belastung für den Stoff dar. In diesem Punkt<br />

ist demnach eine vollkommen neue Technik vonnöten. Das<br />

Gutachten kommt darüber hinaus zu dem Schluss, dass eine<br />

im 19. Jahrhundert im unteren Bereich des Teppichs angebrachte<br />

Borte an den Stofffasern zerrt und eine Verformung<br />

hervorruft. Auch dieser Punkt ist komplett zu überdenken.<br />

Bereits jetzt wurde entschieden, dass der Wandteppich bei<br />

der neuen Präsentation ab 2026 nicht mehr aufrecht, sondern<br />

auf einer schrägen Fläche präsentiert werden soll, um<br />

Spannungen des Stoffes zu vermeiden. Auch die derzeitige<br />

Anordnung der Tapisserie in U-Form wird es so nicht mehr<br />

geben. Um das Werk mit einem Blick erfassen zu können,<br />

soll es in einer geraden Linie in einem Raum gezeigt werden.<br />

Die Dimensionen dieses Raumes kann man sich bereits<br />

ausmalen. Die anstehenden Arbeiten sind also beachtlich,<br />

und so wurde bereits für 2026 die Kreation eines ganz<br />

neuen Museums in Bayeux angekündigt, für das demnächst<br />

ein Architekturwettbewerb lanciert werden soll. Das Gesamtbudget<br />

für die Restaurierung des Kunstwerks und den<br />

Bau der neuen Räumlichkeiten ist auf 35 Millionen Euro<br />

angesetzt. Das sollte ausreichen, um den Wandteppich von<br />

Bayeux hoffentlich für die Nachwelt erhalten und unter optimalen<br />

Bedingungen präsentieren zu können …<br />

Erforschen Sie die Tapisserie von<br />

Bayeux in hoher Auflösung<br />

Wenn Sie nicht die Möglichkeit haben, vor der durch<br />

die anstehenden Arbeiten bedingten Schließung<br />

des Museums im Jahr 2024 nach Bayeux zu reisen –<br />

oder dies zwar vorhaben, aber nicht so lange warten<br />

möchten –, können Sie die 58 Szenen des Wandteppichs<br />

online und kostenlos hochaufgelöst betrachten. Die<br />

Voraussetzungen dafür wurden von der Stadt Bayeux<br />

und der Direction Régionale des Affaires Culturelles (DRAC)<br />

der Normandie geschaffen. Auf diese Weise können<br />

Interessierte die 1500 Motive – darunter 600 Personen,<br />

500 Tiere und 50 Bäume – in einer bis dato niemals<br />

erreichten Bildqualität ansehen. Mit folgendem Link<br />

gelangen Sie auf die entsprechende Seite: https://www.<br />

bayeuxmuseum.com/la-tapisserie-de-bayeux/decouvrirla-tapisserie-de-bayeux/explorer-la-tapisserie-debayeux-en-ligne/<br />

Das Museum erreichen Sie (vor Ende 2024 oder ab 2026)<br />

unter folgender Adresse:<br />

Bayeux Museum<br />

14402 Bayeux<br />

Telefon: +33 (0)2 31 51 25 50<br />

www.bayeuxmuseum.com<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 73


FRANKREICH HEUTE Debatte<br />

Oben: Die Infotafel im<br />

Musée d’Aquitaine. Der<br />

ursprüngliche Text war der<br />

Auslöser für Anne-Marie<br />

Garat, ein Buch zu schreiben.<br />

Unten: Im Mai 2019 wurde<br />

am Quai Louis XVIII in<br />

Bordeaux die Statue von<br />

Modeste Testas (1765-1870)<br />

eingeweiht. Die afrikanische<br />

Sklavin wurde nach Santo<br />

Domingo deportiert und<br />

von Bordelesen gekauft.<br />

BORDEAUX:<br />

das Erwachen einer gar nicht<br />

so schlummernden Vergangenheit<br />

Viele Medien loben zurecht die Metamorphose von Bordeaux, einer Stadt,<br />

die noch vor nicht allzu langer Zeit als unattraktiv galt, heute jedoch wieder<br />

einen Spitzenplatz unter den französischen Städten mit einer hohen Lebensqualität<br />

einnimmt. Die Verwandlung erscheint wie das berühmte « Erwachen<br />

aus dem Dornröschenschlaf ». Kann eine Stadt in ihrer ganzen Dimension<br />

aber wirklich so einfach aus einem langen Dämmerzustand aufwachen?<br />

Aktuelle Informationen im Zusammenhang mit der Vergangenheit<br />

von Bordeaux und seiner Rolle im Sklavenhandel des 18. Jahrhunderts<br />

zeigen, dass die Dinge manchmal wesentlich komplexer sind, als sie scheinen.<br />

Sie zeigen aber auch, dass es selbst in offensichtlich festgefahrenen Situationen,<br />

bei denen zwei Seiten lebhaft und leidenschaftlich unterschiedliche<br />

Positionen vertreten, am Ende möglich ist, eine gemeinsame Basis zu<br />

finden. Liegt vielleicht gerade hierin das kleine Wunder dieses « Erwachens »?<br />

Artikel werden nicht von heute auf morgen geschrieben. Vor allem nicht, wenn<br />

sie sensible Themen behandeln. Manchmal ist es notwendig, Abstand zu gewinnen.<br />

Also legt man sie beiseite und versucht, eine Zeit lang nicht an sie zu<br />

denken. Bis sie dann durch ein aktuelles Ereignis urplötzlich wie ein Boomerang wieder<br />

ins Gedächtnis zurückkatapultiert werden. Genau so war es bei diesem Artikel.<br />

Das aktuelle Ereignis war die kürzlich erfolgte Veröffentlichung des Buches Humeur<br />

noire von Anne-Marie Garat. Die Autorin stammt aus Bordeaux, lebt heute in Paris<br />

und ist eine angesehene Schriftstellerin. 1992 erhielt sie beispielsweise den Prix Femina<br />

für ihr Buch Aden. Vor einigen Jahren besuchte sie das Musée d’Aquitaine – ein<br />

der Geschichte von Bordeaux gewidmetes Museum – und las dort in einem Saal,<br />

der dem Sklavenhandel des 18. Jahrhunderts gewidmet ist, eine Infotafel, deren<br />

Text sie wütend machte. Und genau davon handelt ihr aktuellstes Werk.<br />

Auch wir haben bei der Besichtigung des Museums diese Infotafel gelesen.<br />

Und in der Tat waren wir über die Art, wie der Text abgefasst ist, erstaunt.<br />

Es geht dabei um Noirs et gens de couleur im 18. Jahrhundert in Bordeaux. Die<br />

Erklärungen beginnen mit den Worten: « Im 18. Jahrhundert kommen mindestens<br />

4000 Schwarze und Farbige nach Bordeaux. Es handelt sich dabei im<br />

Wesentlichen um Dienstboten, die ihrem Herrn folgen, Sklaven, die geschickt<br />

werden, um einen Beruf zu erlernen, und um Mischlingskinder, die ihre Ausbildung<br />

vervollkommnen sollen. » Zunächst wunderten wir uns über die Zahl: Waren<br />

es wirklich nur so wenige? Doch auch der Text als solches rief unser Erstaunen<br />

hervor: Ist es vorstellbar, dass Sklaven « nach Bordeaux kommen », weil sie « ihrem<br />

Herrn folgen » oder « einen Beruf erlernen »? Wirklich deswegen? Aus diesen<br />

Gründen? Soll diese Art der Darstellung nicht vielleicht das verheerende und<br />

destruktive System des Sklavenhandels schönreden, ihm gar einen wohltätigen<br />

Anstrich verleihen? Zugegeben: Wir haben den Text zwar gelesen und uns Gedanken<br />

gemacht, haben aber dann die Besichtigung fortgesetzt und sind zum<br />

nächsten Thema übergegangen. Anne-Marie Garat jedoch beschloss, dies nicht<br />

einfach auf sich beruhen zu lassen …


Der Beitrag einer Schriftstellerin<br />

Anne-Marie Garat, eine leidenschaftliche Autorin, setzte sich also an ihren Schreibtisch<br />

und griff zur Feder. Beim Lesen des mehr als 300 Seiten umfassenden Werkes wird<br />

klar, dass sie zuvor intensiv recherchiert hatte. So intensiv, dass das Buch Humeur noire<br />

sich nicht nur engagiert und hitzig mit den Worten auf der Infotafel auseinandersetzt,<br />

sondern darüber hinaus ein sehr umfangreiches und lehrreiches<br />

Werk über den Sklavenhandel und die Beziehung einer<br />

Stadt zu ihrer Vergangenheit ist. Und genau darin liegt seine<br />

Stärke: Das Werk ist weit davon entfernt, den Text lediglich<br />

ab der ersten Seite vehement als ein « Gespinst von Approximationen,<br />

Verzerrungen und scheinheiligen Verfälschungen,<br />

an denen offensichtlich niemand Anstoß nimmt » anzuprangern.<br />

Nein, die Autorin bemüht sich, ihre Meinung zu untermauern<br />

und neue Elemente zu liefern. Damit versucht sie,<br />

diese komplexe Zeit in der Geschichte von Bordeaux zu verstehen.<br />

Und diese Vorgehensweise ist alles andere als nutzlos.<br />

Im Gegenteil. Das Interessante daran ist im Übrigen, dass<br />

Anne-Marie Garat keine Historikerin ist – sie erkennt dies<br />

offen an und insistiert sogar auf dieser Tatsache –, sondern<br />

eine Schriftstellerin. Es gibt einige andere geschichtliche<br />

Werke oder Lehrbücher, die sich mit dieser Periode befassen.<br />

So gilt beispielsweise Bordeaux, port négrier von Eric Saugera<br />

(Karthala, 386 Seiten, ISBN 978-2865375844) als eines der<br />

wichtigsten und anerkanntesten Werke zu diesem Thema. Alle diese Werke informieren<br />

darüber, welche Rolle Bordeaux während eineinhalb Jahrhunderten im Sklavenhandel<br />

spielte und wie dieser zum Reichtum der Stadt beitrug. Laut Eric Saugera starteten von<br />

hier aus ungefähr 500 Schiffe, mit denen « etwa 150 000 Gefangene der West- und Ostküsten<br />

Afrikas Richtung Amerika und die Maskarenen deportiert wurden, womit der Hafen<br />

der Gironde gleichauf mit Le Havre und La Rochelle an der Spitze des Sklavenhandels<br />

in Frankreich liegt. » Diese Beteiligung ist also bei Weitem nicht unbedeutend, und das,<br />

obwohl – daran erinnern sowohl Anne-Marie Garat als auch Eric Saugera – Bordeaux in<br />

dieser Beziehung immer als unwichtig eingestuft wurde und es lange dauerte, bis man sich<br />

mit diesem Thema auseinandersetzte.<br />

Die Reaktion einer Staatsbürgerin<br />

Nach der Lektüre von Humeur noire kontaktierten wir Anne-Marie Garat, um ihre<br />

Wut und ihr Vorgehen besser zu verstehen. Aufgrund des Lockdowns unterhielten wir<br />

uns zunächst telefonisch mit ihr, einige Wochen später, als wir uns wieder etwas freier<br />

bewegen konnten, trafen wir sie vor Ort in Bordeaux. Entgegen unserer Annahme hatte<br />

die Frau, die wir trafen, absolut nicht den Wunsch, sich aufgrund des Textes auf der Infotafel<br />

mit der Leitung des Musée d’Aquitaine zu streiten. Als wir mit der Autorin über<br />

das Thema sprachen, machte sie im Übrigen deutlich, dass die « schwarze Stimmung » des<br />

Titels für sie « etwas Stärkendes, Positives » bedeutet, etwas, « das zwar schon mit Wut<br />

zu tun hat, aber vor allem eine gesunde Reaktion darstellt, die Reaktion einer Staatsbürgerin,<br />

die ein Museum besichtigt und aufgrund eines tiefen Missfallens gegenüber der<br />

abgeschwächten Darstellung der Dinge ihren eigenen Standpunkt darlegen will ». Als wir<br />

ihr gegenüber bemerkten, dass die Tatsache, gleich ein Buch zu schreiben, anstatt zum<br />

Beispiel mit der Museumsleitung darüber zu diskutieren, schon eine ungewöhnliche, wenn<br />

nicht gar überraschende Reaktion darstellt, erklärte uns Anne-Marie Garat lächelnd,<br />

dass sie das Museum zuvor kontaktiert habe, ohne jedoch eine stichhaltige Antwort zu<br />

bekommen. Sie gab aber offen zu, dass dieses Vorgehen überraschen mag. Im Übrigen<br />

war sie selbst über ihre Reaktion überrascht. Dennoch habe sie ein « tiefes Bedürfnis zu<br />

handeln » verspürt, da « es Dinge gibt, die man nicht auf sich beruhen lassen kann. Worte<br />

haben einen Sinn, und wenn es nötig ist, muss ein Schriftsteller manchmal daran erin-<br />

Die Schriftstellerin<br />

Anne-Marie Garat.<br />

Anne-Marie Garat Humeur<br />

noire (Actes Sud, 302 Seiten,<br />

ISBN 978-2330144524)<br />

Am 20. Oktober <strong>2021</strong><br />

erscheint der letzte Roman<br />

von Anne-Marie Garat in der<br />

deutschen Übersetzung:<br />

Der große Nordwesten<br />

(Éditions Goya, übersetzt von<br />

Alexandra Baisch, 450 Seiten,<br />

ISBN 978-3833742811).<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 75


FRANKREICH HEUTE Debatte<br />

nern. » Man spürt, dass die Schriftstellerin die Sprache liebt, dass sie zwar noch immer über<br />

den Text empört, vor allem jedoch betroffen und zutiefst bewegt ist. « Man kann Dinge nicht<br />

einfach so geschehen lassen », erklärt sie uns. « Das Schild zu<br />

lesen und sich damit zufriedenzugeben, hieße, sich geschlagen<br />

zu geben. Man muss der Wahrheit ins Gesicht sehen können.<br />

Und die Wahrheit von Bordeaux ist, dass die Stadt eine komplexe<br />

Vergangenheit besitzt und ein Teil ihres Reichtums aus dem<br />

Sklavenhandel stammt. Warum die Dinge nicht beim Namen<br />

nennen, sondern sie schönreden? Für mich als Schriftstellerin<br />

war es quasi Pflicht, zu reagieren. Eine Art, sich für das Leben<br />

der Stadt zu engagieren, Fragen zu stellen … »<br />

Polemische Diskussionen<br />

Oben: Katia Kukawka,<br />

stellvertretende Direktorin<br />

des Musée d’Aquitaine, und<br />

Christian Block, Konservator.<br />

Unten: Am rechten Ufer<br />

der Garonne in Bordeaux,<br />

gegenüber vom botanischen<br />

Garten, steht die 2005<br />

eingeweihte Büste von<br />

Toussaint Louverture. Er war<br />

ein Held des haitianischen<br />

Unabhängigkeitskrieges. Sein<br />

Sohn Isaac lebte in der Stadt.<br />

Es war unvermeidbar, dass nach der Veröffentlichung von<br />

Humeur noire kontroverse Diskussionen aufkamen, die zumindest<br />

von einigen Medien aufgegriffen wurden. Unter anderem<br />

wurde der gerade frisch gewählte grüne Bürgermeister der Stadt,<br />

Pierre Hurmic, für einen am 10. Mai <strong>2021</strong> im Onlinemagazin<br />

Mediapart erschienenen Artikel zu dem Thema befragt. Das<br />

Stadtoberhaupt verhielt sich angesichts dieses bekanntermaßen sensiblen Themas vorsichtig<br />

und gab erstaunlicherweise lediglich an, dass er « über ein Buch, das [er] nicht gelesen habe »,<br />

nicht polemisieren wolle. Er fügte hinzu, dass sich die Dinge während seiner Amtszeit auf<br />

jeden Fall ändern würden: « Unsere Vorgänger haben ihren guten Willen gezeigt », präzisierte<br />

er. « Einen für Bordeaux neuen Willen, mit dieser belastenden Vergangenheit umzugehen.<br />

Aber es sind lediglich Ansätze eines guten Willens, auf die in der Praxis nicht viel folgte.<br />

Wir wollen eine echte Strategie entwickeln, wie wir mit der Erinnerung an den Sklavenhandel<br />

umgehen. » Anschließend kündigte der Bürgermeister an, bis zum Ende seiner Amtszeit<br />

einen Ort zu schaffen, « der dem Andenken an die Sklaverei und ihrer Opfer gewidmet ist,<br />

ein öffentliches Monument, vorzugsweise auf den Quais oder in der Nähe des Hafens ». Es<br />

scheint, als würden sich die Dinge in Bordeaux ändern und die Stadt würde auch in puncto<br />

Umgang mit dem Sklavenhandel in der Vergangenheit aus einem langen Schlaf erwachen.<br />

Anne-Marie Garat hatte also vielleicht gar nicht so unrecht damit, die Gemüter in dieser<br />

Beziehung etwas aufzurütteln. Doch wie steht man im Musée d’Aquitaine dazu?<br />

Offen für Dialog<br />

Im Musée d’Aquitaine wurden wir von Katia Kukawka, der stellvertretenden Direktorin,<br />

und Christian Block, dem Konservator, empfangen. Beide waren unserer Bitte um ein Interview<br />

spontan nachgekommen. Dennoch hatten wir zunächst das Gefühl, dass sie etwas in der<br />

Defensive waren. Das konnten wir im Grunde genommen aber gut nachvollziehen, da viele<br />

Medien in derartigen Situationen bekanntlich vor allem auf Polemik aus sind. Als wir jedoch<br />

klarstellten, dass uns daran gelegen ist, die Situation zu verstehen und beide Seiten zu<br />

Wort kommen zu lassen, verschwand die Spannung schnell und machte einer sehr<br />

interessanten Diskussion Platz. Und eine erste Feststellung drängte sich auf: Anne-<br />

Marie Garat äußerte sich uns gegenüber, dass sie sich vom Text auf der Infotafel vor<br />

den Kopf gestoßen fühlte; unseren beiden Gesprächspartnern ging es jedoch bei der<br />

Veröffentlichung von Humeur noire und der daraus entstandenen Polemik ebenso.<br />

« Die Tatsache, bei den Lesern Zweifel zu nähren, dann noch die Presseberichte,<br />

das ist hart, müssen Sie wissen … Ein Museum ist nicht nur eine Institution, eine<br />

leblose Hülle, da stehen Menschen dahinter, die arbeiten, Teams, die sich sehr engagiert<br />

dafür einsetzen, dass alles läuft. » Es wird klar, dass man auf der Seite des Museums<br />

die Vorgehensweise von Anne-Marie Garat nicht verstanden hat. Man hätte es<br />

vorgezogen, mehr mit ihr zu kommunizieren, sich mit ihr auszutauschen. Doch dies<br />

war offensichtlich nicht der Fall. Unser Einwand, dass diese Art, sich in Form eines<br />

Buches auszudrücken, vielleicht zur DNA eines Schriftstellers zählt, wird zwar ge-


hört, aber nicht wirklich verstanden. Und doch verspürt Katja Kukawka keine Ressentiments:<br />

« Anne-Marie Garat handelt sehr empfindsam », sagt sie uns. « Dass Madame Garat von dieser<br />

Infotafel so betroffen war, liegt auch am Bild, das sie im weitesten Sinne von ihrer Heimatstadt<br />

Bordeaux hat. Ich lebe seit acht Jahren hier; beim Lesen ihres Buches kann ich sie verstehen.<br />

Im Grunde glaube ich, dass unsere Meinungen gar nicht so weit auseinander liegen. Was allerdings<br />

die Form angeht, würde ich niemals so vorgehen. Aber das ist in der Tat die schriftstellerische<br />

Freiheit, das respektiere ich. » Christian Block ist in seiner Rolle als Konservator daran<br />

gelegen, die Dinge in ihren historischen Kontext zu setzen: « Ich war bereits hier beschäftigt,<br />

als der Text, auf den sich das Buch von Madame Garat bezieht, geschrieben wurde. Es war<br />

2009, wir waren gerade mitten in der Umgestaltung des Museums. Ich kann Ihnen versichern,<br />

dass wir in keiner Weise irgendetwas schönreden wollten. Der Text wurde wie immer<br />

gemeinsam erstellt und unter anderem durch ein wissenschaftliches Gremium aus Experten<br />

für diese Epoche freigegeben. Es gab 2009 in der Tat Begriffe, die man heute<br />

nicht mehr verwendet; aber nochmals: 2009 gab es quasi keine wissenschaftliche<br />

Information über dieses Thema in Bezug auf Bordeaux. »<br />

Das Ende des Schweigens<br />

Im weiteren Verlauf des Gesprächs wurde schnell offensichtlich, dass man<br />

zwischen dem Inhalt des Buches Humeur noire von Anne-Marie Garat und<br />

dem Standpunkt unserer Gesprächspartner im Musée d’Aquitaine durchaus<br />

Brücken schlagen kann. Auf beiden Seiten erkennt man an, dass Bordeaux<br />

lange Zeit « in einem Dämmerzustand » war und man quasi die Augen vor der<br />

dem Sklavenhandel in der Stadt verschlossen hatte. Christian Block hält damit absolut nicht<br />

hinter dem Berg, als er von seinem Studium an der Universität spricht: « Man kann nicht<br />

abstreiten, dass in Bordeaux von akademischer Seite her lange Zeit Leugnen angesagt war.<br />

Ich habe an der Universität der Stadt studiert. Die Vergangenheit Bordeaux‘ in Bezug auf<br />

den Sklavenhandel wurde mit keinem Wort erwähnt, das war eindeutig so! Dabei war das<br />

18. Jahrhundert Teil meines Lehrplans und mein Professor ein Spezialist dafür, er konnte<br />

uns haufenweise Dinge über die Kolonialisierung von Indien erzählen. Aber kein Wort über<br />

Bordeaux! Als einzige Erklärung für dieses Schweigen führte man später an, dass die Archive<br />

verbrannt seien … Eric Saugera hat jedoch genug gefunden, um sein Buch Bordeaux, port négrier<br />

schreiben zu können … Und er war der Erste, der mit diesem<br />

Buch das Schweigen brach! Ab diesem Zeitpunkt mussten<br />

sich die Forscher und die Stadt selbst – nicht zuletzt auch unter<br />

dem Druck einer sich verändernden Gesellschaft – mit dieser<br />

Frage auseinandersetzen. »<br />

Oben: Detailansicht der<br />

Eisen zu Füßen der Statue<br />

von Modeste Testas.<br />

Unten: Blick auf die Fassade<br />

des Musée d’Aquitaine.<br />

Gemeinsam diskutieren<br />

Anne-Marie Garat schlägt in ihrem Buch eine Alternative<br />

zum bestehenden Text vor. Das Musée d’Aquitaine hat seinerseits<br />

bereits einige Änderungen vorgenommen, zudem ist eine<br />

vollständige Überarbeitung aller Infotafeln im Gange. Bei dieser<br />

Information konnten wir uns nicht zurückhalten, uns etwas<br />

ironisch zu zeigen und unseren Gesprächspartnern zu verstehen<br />

zu geben, dass diese Überarbeitung wohl etwas mit dem Humeur<br />

noire von Anne-Marie Garat zu tun haben müsse. Vermutlich<br />

trifft das den Punkt, wir werden es jedoch nie erfahren.<br />

Nachdem wir mit beiden Seiten gesprochen haben, sagen wir<br />

uns allerdings, dass das am Ende gar nicht das Wichtigste ist. Die « Episode um die Infotafel<br />

» ist weit davon entfernt, lediglich eine polemische Diskussion in der Stadt hervorgerufen<br />

zu haben, sondern sie bestätigt deren Willen, auch im Hinblick auf ihre Vergangenheit weiter<br />

Fortschritte zu machen. Mögen Anne-Marie Garat und das Team vom Musée d’Aquitaine<br />

bald die Gelegenheit haben, sich zu treffen und ruhig miteinander zu diskutieren, so wie sie<br />

es mit uns gemacht haben!<br />

Musée d’Aquitaine,<br />

20, cours Pasteur<br />

33000 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)5 56 01 51 00<br />

www.musee-aquitainebordeaux.fr<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 77


FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />

Sanary-sur-Mer<br />

Die « Hauptstadt der deutschen<br />

Literatur im Exil »<br />

Sanary-sur-Mer, ein ruhiger Badeort mit einem<br />

kleinen Fischerhafen, liegt an der Côte d’Azur, in<br />

der Nähe des Cap Sicié, zwischen Marseille und<br />

Toulon im Departement Var. In den 1930er-Jahren<br />

war dies ein Zufluchtsort für zahlreiche deutsche<br />

und österreichische Künstler und Intellektuelle,<br />

die vor dem Hass der Nazis geflohen waren.<br />

Darunter befanden sich so bekannte Namen wie<br />

Thomas Mann, Bertolt Brecht und Lion Feuchtwanger.<br />

Insgesamt wird ihre Zahl auf mehr als<br />

500 geschätzt. Dies ging so weit, dass der Journalist<br />

Ludwig Marcuse Sanary in seinen Memoiren<br />

– nicht ohne Humor und durchaus nicht aus<br />

der Luft gegriffen – als « Hauptstadt der deutschen<br />

Literatur im Exil » bezeichnete. Rückblick<br />

auf eine wenig bekannte, aber wissenswerte Seite<br />

der deutsch-französischen Beziehungen.<br />

Sanary - Gedenkort - Hauptstadt des künstlerischen<br />

und literarischen Exils 1933-1940 ». Die Gedenktafel<br />

vor dem Fremdenverkehrsamt von Sanary-sur-<br />

«<br />

Mer mag manchen Spaziergänger erstaunen. Einerseits,<br />

weil sie in drei Sprachen – Französisch, Deutsch und Englisch<br />

– abgefasst ist, was in Frankreich nicht sehr häufig<br />

vorkommt. Andererseits aber auch, weil auf ihr die Namen<br />

von 36 deutschen und österreichischen Schriftstellern aufgeführt<br />

sind, darunter so bekannte Namen wie Lion<br />

Feuchtwanger, Alfred Kantorowicz, Heinrich und Thomas<br />

Mann, Ludwig Marcuse, Joseph Roth, René Schickele,<br />

Franz Werfel, Alma Mahler-Werfel und Stefan Zweig. Namen,<br />

auf die man an diesem etwas abgelegenen Ort der<br />

Côte d’Azur – der heute eher für sein mildes Klima und<br />

die wunderschöne Bucht bekannt ist, nicht zwangsläufig<br />

gefasst ist. Und doch suchten in den Dreißigerjahren genau<br />

hier viele deutsche und österreichische Künstler und Intellektuelle<br />

Zuflucht.<br />

Das erste Hotel in Sanary-sur-Mer wurde zwar bereits<br />

1859 eröffnet, ab 1867 fanden in der Bucht vor Sanary Re-<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


gatten statt, die zur Reputation des Ortes beitrugen, doch<br />

erst ab den 1920er-Jahren sprach sich die Anziehungskraft<br />

des ruhigen Fischerhafens mit seiner besonders reizvollen<br />

Lage am Mittelmeer langsam herum: 1921 wurde Sanary<br />

als Station touristique ausgezeichnet, 1926 eröffnete<br />

man ein Fremdenverkehrsamt, das den Tourismus im<br />

Ort vorantreiben sollte. Die ersten Gäste – vorwiegend<br />

Maler – kamen hauptsächlich aus England und erlagen<br />

dem Charme des Ortes. Die Künstler trugen durch ihre<br />

Werke entscheidend zum steigenden Bekanntheitsgrad<br />

von Sanary bei und zogen weitere Landsleute – diesmal<br />

Schriftsteller – an.<br />

In den folgenden Jahren nahm der Tourismus aus europäischen<br />

Ländern an der Côte d’Azur zwar schnell zu,<br />

Sanary-sur-Mer und die benachbarten Orte Bandol und<br />

Le Lavandou genossen jedoch nach wie vor das Image<br />

beschaulicher Fischerhäfen. Der Name des Ortes wurde<br />

vorwiegend unter « Insidern » aus künstlerischen und intellektuellen<br />

Kreisen Europas weitergegeben, um diesen<br />

idyllischen und idealen Urlaubsort vor dem Massentourismus<br />

zu schützen. Einige Familien, vorwiegend aus der<br />

Schweiz, ließen sich jedoch bereits endgültig in der Region<br />

nieder, wie beispielsweise die Familie Roethlisberger.<br />

Ihr Sohn André, von Beruf Chemiker, war ein großer<br />

Weinkenner und gab 1939 den Anstoß für die Gründung<br />

des Syndicat des producteurs de vins de Bandol und 1941 für<br />

die Schaffung der ersten Appellation d‘origine contrôlée vin<br />

de Bandol.<br />

Anfang der 1930er-Jahre wurden dann die ersten<br />

Deutschen in Sanary ansässig. Sie schätzten die Ruhe und<br />

die Lebensqualität des sonnenverwöhnten « Nestes » mit<br />

kleinen authentischen Restaurants und Cafés, schattigen<br />

Plätzen, einer idyllischen Bucht mit ihren noch nicht sehr<br />

stark frequentierten Stränden und der palmenbestandenen<br />

Küste. Kein Vergleich mit Saint-Tropez oder Cassis, wo<br />

die Touristen bereits in Strömen kamen. Doch abgesehen<br />

davon war Sanary für diese Deutschen, die oftmals jüdischer<br />

Herkunft waren und daher in Deutschland immer<br />

stärker unter den Nazis zu leiden hatten, vor allem ein Ort<br />

der Freiheit und Lebensfreude. Der Aufenthalt dort stellte<br />

für sie eine Art tröstliches Intermezzo dar, währenddessen<br />

sie die immer stärker und beunruhigender werdenden Gefahren<br />

vergessen konnten. Und aus dieser zunächst überschaubaren<br />

Zahl von Deutschen sollte im Laufe der Zeit<br />

eine regelrechte Kolonie entstehen.<br />

Der Ruf von Sanary sprach sich durch eine Art<br />

Mund-zu-Mund-Propaganda unter Intellektuellen, die<br />

der Machtergreifung Hitlers entkommen wollten, herum,<br />

sodass die Anzahl der in dieser Region lebenden Deutschen<br />

und Österreicher zwischen 1933 und 1942 auf rund<br />

500 stieg, wovon alleine <strong>80</strong> % in Sanary-sur-Mer, Bandol<br />

und Le Lavandou lebten. Angesichts der Tatsache, dass in<br />

diesen drei Orten laut einer 1936 durchgeführten Volkszählung<br />

weniger als 10 000 Einwohner lebten, konnte<br />

dies natürlich nicht unbemerkt bleiben. Die überwiegende<br />

Mehrheit der Exilanten verfügte zwar nur über sehr be-<br />

Einige der Exilianten (von oben nach unten und von links nach<br />

rechts): Thomas Mann, Lion Feuchtwanger, Marta Feuchtwanger,<br />

Hans Siemsen, Ludwig Macuse, Hilde Stieler und Erich Klossowski.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 79


FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />

Oben: eine der Tafeln entlang des Parcours, der an diese Zeit erinnert. Rechte Seite: die Gedenktafel in der Nähe des Fremdenverkehrsamts.<br />

schränkte Mittel, da die meisten ihre Arbeit aufgegeben<br />

hatten und unter schwierigen Bedingungen geflohen waren,<br />

doch es gab auch einige Wohlhabende unter ihnen.<br />

Dazu gehörten unter anderem die Familien von Thomas<br />

Mann und Lion Feuchtwanger; beide Autoren waren damals<br />

bereits berühmt, ihre Werke wurden in unzähligen<br />

Ländern der Erde übersetzt. Folglich verfügten sie, im<br />

Gegensatz zu vielen anderen ihrer Landsleute, über beachtliche<br />

Mittel. Wenn Luxusautos elegante Frauen und<br />

Kinder am Strand absetzten, sorgte das in einem Fischerdorf<br />

wie Sanary für ein gewisses Aufsehen, wobei sich<br />

die Bewohner von Sanary darüber amüsierten, dass diese<br />

Ausländer tatsächlich in der Lage waren, das ganze Jahr<br />

über, sogar im Januar, im Meer zu baden.<br />

Die Dorfbewohner stellten schnell fest, dass sich, je<br />

nach kulturellem und politischem Hintergrund, bestimmte<br />

Gruppen innerhalb dieser Neuankömmlinge bildeten.<br />

Es schien, als gäbe es bereits eine Hierarchie innerhalb der<br />

« deutschen Gesellschaft ». Im Ort traf man immer wieder<br />

Menschen die Deutsch sprachen, die oft in lebhafte Diskussionen<br />

verstrickt waren. Die weniger begüterten ließen<br />

sich auf öffentlichen Bänken oder am Strand nieder, die<br />

anderen auf den Terrassen der Cafés oder Restaurants. Die<br />

Einwohner von Sanary schätzten es, dass die meisten sich<br />

Ein Referenzwerk für alle, die<br />

noch tiefer einsteigen möchten:<br />

Manfred Flügge, Das flüchtige Paradies,<br />

Deutsche Schriftsteller im Exil an der<br />

Côte d’Azur, Aufbau-Verlag, 311 Seiten,<br />

Taschenbuch, ISBN 978-3746635798.<br />

Der Autor wurde 1946 geboren und<br />

studierte Romanistik und Geschichte<br />

in Münster und Lille. Von 1976 bis 1988<br />

war er Dozent an der Freien Universität<br />

Berlin, bevor er eine Karriere als<br />

Schriftsteller und Übersetzer begann.<br />

Heute pendelt er zwischen Paris und<br />

Berlin. 2014 erhielt Manfred Flügge den<br />

Literaturpreis Hommage à la France<br />

der Stiftung Brigitte Schubert-Oustry<br />

sowie in Cognac den Prix Jean Monnet du<br />

Dialogue Européen.<br />

Es gibt eine französische Übersetzung<br />

des Werkes, die Sie Ihren französischen<br />

Freunden empfehlen können: Amer azur,<br />

Artistes et écrivains à Sanary, Éditions du<br />

Félin, 223 Seiten, ISBN 978-2866456504.<br />

<strong>80</strong> · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 81


FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />

Das Café de la Marine (hier in den 1930er-Jahren) war ein beliebter Treffpunkt der deutschen Exilanten in Sanary.<br />

bemühten, Französisch zu reden, sobald man mit ihnen ins<br />

Gespräch kam. Egal ob es sich dabei nur um einige Worte<br />

handelte oder ob das Gegenüber die französische Sprache<br />

gut beherrschte, in vielen Fällen entstanden dabei Kontakte.<br />

Einige Bewohner begannen, bei den « neuen Nachbarn »<br />

ihrerseits Deutsch zu lernen, sodass die Emigranten schnell<br />

ins Ortsleben integriert wurden. Man muss auch wissen,<br />

dass man bereits das wirtschaftliche Interesse erkannt hatte,<br />

welches diese neue Bevölkerungsgruppe repräsentierte.<br />

Die weniger reichen deutschen Exilanten lebten in einer<br />

Privatunterkunft, die anderen mieteten elegante Villen auf<br />

dem Gebiet der Gemeinde. Während zuvor die Einnahmen<br />

im Wesentlichen aus der Fischerei stammten, war nun<br />

ein neuer Wirtschaftszweig entstanden. Allerdings führte<br />

die Situation auch zu einem raschen Anstieg der Immobilienpreise,<br />

wie einige Nörgler schnell anmerkten … Global<br />

gesehen verlief die Integration der Deutschen und Österreicher<br />

in Sanary-sur-Mer jedoch sehr gut. Die grandiosen<br />

Feste, die einige von ihnen in ihren Villen organisierten,<br />

erweckten zwar anfangs noch die Neugier der Einwohner,<br />

doch mit der Zeit verwandelte sich dies in eine vorwiegend<br />

wohlwollende Gleichgültigkeit.<br />

Mit dem Näherrücken des Krieges änderte sich allerdings<br />

die Lage. Das Wohlwollen der Franzosen gegenüber<br />

den Deutschen schlug in eine demonstrative Feindseligkeit<br />

um. Ab 1939 wurden die im Exil lebenden Menschen<br />

unter Beobachtung gestellt. Auch in diesem Fall schadete<br />

es nicht, über ein wenig Geld zu verfügen, um in Ruhe<br />

gelassen zu werden. Alma Mahler war 1938 mit ihrem<br />

Ehemann, dem aus Österreich stammenden Schriftsteller<br />

jüdischen Ursprungs Franz Werfel, nach Sanary gekommen.<br />

Im März 1995 berichtete sie in einem Interview mit<br />

der Zeitung Le Monde über diese Epoche: « Die Gendarmen<br />

waren am ungefährlichsten. Wir gaben ihnen viel<br />

Geld und, wenn es kalt war, einen heißen Grog. Sie waren<br />

einfach zufriedenzustellen. Die Gemeindeverwaltung erhielt<br />

höhere Beträge. » Gleichzeitig führte das Vichy-Regime<br />

eine verabscheuenswürdige Politik der Denunziation<br />

ein. Im Mai 1940 schrieb der Bürgermeister von Sanary<br />

sogar an den Präfekten, um ihn zu informieren, dass die<br />

deutsche Offensive seines Erachtens im Ort eine gewisse<br />

« Nervosität » auslöse. Er wollte den Präfekten zum Eingreifen<br />

bewegen und lieferte in der Folge voller Eifer weitere<br />

Argumente für sein Ansuchen, indem er ausführte,<br />

dass die Anwesenheit der Emigranten in Sanary, in der<br />

Nähe des Militärhafens Toulon, « aus Sicht der nationalen<br />

Verteidigung durchaus Nachteile haben könne ».<br />

Anders gesagt: Es sei « sinnvoll », wenn der Präfekt ihnen<br />

diese vermeintlich spionierende und Frankreich gegenüber<br />

feindlich eingestellte Präsenz « vom Hals schaffen »<br />

würde … Aus Sicht der Exilanten war dies der Gipfel, da<br />

sie sich in ihren Schriften gerade für die grundlegendsten<br />

Freiheiten und Menschenrechte einsetzten.<br />

Einige der Deutschen und Österreicher, die in Sanary<br />

Zuflucht gesucht hatten, beschlossen daher, ihre Emigration<br />

fortzusetzen, um an weiter entfernten Orten vielleicht<br />

eine gewisse Freiheit zu finden. Manche, die es sich leisten<br />

konnten, gingen bis in die Vereinigten Staaten. Andere<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


wurden unter Hausarrest gestellt oder sogar in einem der<br />

rund hundert Camps interniert, die es in der unbesetzten<br />

Zone Frankreichs gab (z. B. Gurs, Le Vernet oder Les<br />

Milles in der Nähe von Aix-en-Provence). Laut Artikel<br />

19 des von Pétain am 22. Juni 1940 unterzeichneten<br />

Waffenstillstands, musste die Vichy-Regierung damals<br />

deutsche Flüchtlinge auf Anforderung an das Deutsche<br />

Reich ausliefern. Für die meisten bedeutete das die Deportation<br />

in eines der deutschen Konzentrationslager und<br />

damit den sicheren Tod. Einige Schriftsteller, unter anderem<br />

Walter Hasenclever, sahen keinen anderen Ausweg<br />

als Selbstmord. Glücklicherweise konnten die meisten der<br />

deutschen und österreichischen Exilanten, die damals in<br />

Sanary-sur-Mer und in der Umgebung lebten, Frankreich<br />

rechtzeitig verlassen, als sie in diesem Land plötzlich nicht<br />

mehr willkommen waren. Viele von ihnen überlebten. Vor<br />

diesem Hintergrund darf man also die Tafel beim Fremdenverkehrsamt<br />

von Sanary nicht nur als Erinnerung an<br />

die Zeit betrachten, als diese kleine Gemeinde in der idyllischen<br />

Bucht eine intellektuelle Hauptstadt war. Darüber<br />

hinaus ist sie eine Hommage an alle Frauen und Männer,<br />

die eine Zeit lang dachten, in Frankreich Zuflucht gefunden<br />

zu haben, deren Vertrauen jedoch im Verlauf der<br />

Ereignisse missbraucht wurde, sodass sie erneut fliehen<br />

mussten. Eine sinnvolle Mahnung an ein relativ unbekanntes<br />

Kapitel der Geschichte …<br />

In der Stadt Sanary-sur-Mer hat man im Übrigen eine<br />

großartige Arbeit zur Aufarbeitung dieser Episode der<br />

Vergangenheit geleistet. So wurde beispielsweise ein<br />

Rundgang im Stadtzentrum unter dem Titel Parcours de<br />

mémoire - Auf den Spuren der Exil-Schriftsteller eingerichtet,<br />

bei dem man an den Häusern bekannter deutscher Exilanten<br />

vorbeikommt, die damals in Sanary lebten. Für die « kurze<br />

Version » (3 km) benötigen Sie 1 Stunde 15 Minuten, für den<br />

kompletten Rundgang (8 km) rund 3 Stunden.<br />

Ein Plan dieses Parcours ist im Fremdenverkehrsamt erhältlich<br />

(Office de Tourisme de Sanary, 1 quai du<br />

Levant, 83110 Sanary-sur-Mer, Telefon: + 33<br />

(0)4 94 74 01 04). Sie können ihn aber auch<br />

von der Website herunterladen (https://<br />

www.sanary-tourisme.com/decouvrirsanary/histoire-et-patrimoine/sanaryterre-dexil.html).<br />

Eine Dokumentation in deutscher Sprache<br />

ist mit nebenstehenden QR-Code oder<br />

unter folgendem Link verfügbar: https://fr.calameo.com/<br />

read/00514521060edc1a6adde.<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 83


ART DE VIVRE Was ist aus ihnen geworden?<br />

Zurück an die<br />

Côte d’Or<br />

Heute: Frédéric Vandendriessche, Direktor des Hotels<br />

Château de Courban an der Côte d’Or, über das wir in<br />

Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 72 (<strong>Herbst</strong> 2019) berichteten.<br />

Der Kontext<br />

Unter all den<br />

Menschen, die wir<br />

anlässlich unserer<br />

Reportagen in den<br />

letzten Jahren<br />

trafen, gab es immer<br />

wieder solche, deren<br />

Persönlichkeit,<br />

Initiative oder<br />

Engagement<br />

uns besonders<br />

berührte. Ihnen<br />

diese Menschen<br />

vorzustellen, hat uns<br />

besondere Freude<br />

bereitet. Während der<br />

derzeitigen Pandemie<br />

haben wir oft an sie<br />

gedacht und daher<br />

beschlossen, einige<br />

davon erneut zu<br />

besuchen, um zu<br />

hören, wie es ihnen<br />

geht. In dieser Reihe<br />

erfahren Sie, wie<br />

sie die schwierige<br />

Situation erlebt<br />

haben und mit ihr<br />

umgegangen sind.<br />

Dies soll gleichzeitig<br />

ein kleiner Beitrag<br />

sein, um diese<br />

Menschen bei der<br />

Wiederaufnahme<br />

ihrer Aktivitäten zu<br />

unterstützen.<br />

Frédéric Vandendriessche, als wir Sie im<br />

Sommer 2019 trafen, waren wir von Ihrer<br />

Geschichte beeindruckt: Es wurde uns<br />

klar, dass die Eröffnung des 4-Sterne-Hotels mit<br />

Feinschmeckerrestaurant Château de Courban<br />

im kleinen Dorf Courban in Burgund sowohl<br />

aus finanzieller als auch aus menschlicher Sicht<br />

eine ehrgeizige Herausforderung dargestellt hatte<br />

und nur durch die Unterstützung Ihrer Familie<br />

und Ihres Teams möglich war. Doch das Unterfangen<br />

war erfolgreich, denn Sie konnten sich<br />

sehr schnell einen umfangreichen Gästekreis aufbauen,<br />

vor allem mit Gästen aus dem Ausland.<br />

Takashi Kinoshita, der japanische Küchenchef<br />

des Restaurants, mit dem « unsere Küchenchefin »<br />

Chantal damals ein ausführliches Interview<br />

führte, erhielt zwischenzeitlich seinen ersten<br />

Michelin-Stern. Doch dann wurden Sie, wie die<br />

meisten von uns, urplötzlich von der Coronavirus-Pandemie<br />

getroffen. Wie ging es Ihnen und<br />

Ihrem Team in dieser Zeit?<br />

Ich verhehle nicht, dass die Zeit schwierig<br />

war. Sogar sehr schwierig. Mehrmals<br />

hatten wir den Eindruck, in einer aussichtslosen<br />

Lage zu sein oder gar bereits verloren<br />

zu haben. Nicht im Traum hätten wir uns<br />

vorstellen können, eines Tages eine derartige<br />

Situation zu erleben. Manchmal hätten wir<br />

am liebsten alles hingeworfen. Heute, mit<br />

etwas Abstand, bin ich jedoch überzeugt,<br />

dass wir in dieser aufreibenden, manchmal<br />

richtiggehend schrecklichen Zeit, etwas gelernt<br />

haben! Ich glaube, dass jedes Unglück in<br />

gewisser Weise auch eine positive Seite hat.<br />

Was beispielsweise?<br />

Beispielsweise Zeit zu haben, um die<br />

Dinge zu analysieren. Wenn man ein<br />

Hotel-Restaurant führt und dieses urplötzlich<br />

mehrere Monate lang schließen muss,<br />

kommt man von heute auf morgen zur<br />

Ruhe und hat Zeit zum Nachdenken. So<br />

eine Gelegenheit gab es davor nicht. Durch<br />

den abrupten Stillstand der Geschäftstätigkeit<br />

konnten wir Abstand gewinnen, die<br />

Dinge analysieren und – das war eigentlich<br />

das Wichtigste – eine großartige Beziehung<br />

innerhalb des Teams entwickeln. Jeder<br />

Mitarbeiter des Unternehmens, vom Küchenchef<br />

über das Zimmermädchen bis hin<br />

zum Praktikanten, hat mit angepackt. Alle<br />

haben sich in dieser außergewöhnlichen<br />

Situation solidarisch gezeigt. Das gab uns<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


nicht nur die Kraft, moralisch durchzuhalten,<br />

sondern ließ uns an einen Neuanfang<br />

glauben, auf den wir uns unter anderem mit<br />

Renovierungsarbeiten vorbereiteten. Auf<br />

diese Weise wurden Badezimmer renoviert,<br />

die Küche erweitert, sieben Zimmer im<br />

Hauptgebäude vergrößert und in einem Nebengebäude<br />

zwei weitere neu eingerichtet.<br />

Gemeinsam haben wir die Motivation dafür<br />

gefunden. Auch wenn wir nicht genau<br />

wussten, wie die Zukunft aussehen würde,<br />

wollten wir alle positiv denken und alles<br />

daransetzen, das Haus wieder zu öffnen.<br />

Das hat uns auf fabelhafte Weise einander<br />

nähergebracht!<br />

Wie haben Sie die aufeinanderfolgenden<br />

Zwangs schließungen Ihres Hauses erlebt?<br />

Psychologisch war das für alle furchtbar,<br />

besonders aber für den Küchenchef Takashi<br />

Kinoshita und seine Brigade. In diesem<br />

Beruf bedeutet eine behördlich angeordnete<br />

Schließung in der Regel, dass in der Küche<br />

ein schwerwiegendes Problem vorliegt. Für<br />

ihn war so etwas unvorstellbar. Besonders geprägt<br />

hat uns die erste Schließung am Abend<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 85


ART DE VIVRE Was ist aus ihnen geworden?<br />

Der Sternekoch<br />

Takashi Kinoshita<br />

und der Direktor des<br />

Hauses, Frédéric<br />

Vandendriessche,<br />

halten nach der<br />

schwierigen Zeit<br />

der vergangenen<br />

Monate mehr denn<br />

je zusammen.<br />

des 14. März 2020. Es war Samstagabend,<br />

19.15 Uhr, wir waren mitten im Service, als<br />

die ersten Gäste von Meldungen auf ihren<br />

Smartphones aufgeschreckt wurden. Der<br />

Premierminister hatte angeordnet, dass Einrichtungen<br />

mit Publikumsverkehr – also auch<br />

Hotels und Restaurants – noch am selben<br />

Abend schließen mussten. Dies war für alle<br />

ein äußerst harter Schlag. Einen Moment<br />

lang hatten wir den Eindruck, alles würde<br />

zusammenbrechen. Wir mussten schließen<br />

und wussten weder für wie lange, noch was<br />

wir in dieser Zeit tun sollten.<br />

Für Takashi Kinoshita war es also ein besonders<br />

harter Schlag …<br />

Ja, während des ersten Lockdowns (Anm.<br />

d. Red.: von insgesamt drei in Frankreich),<br />

verhielt er sich wie ein Löwe im Käfig. In<br />

seinem Beruf ist man nicht daran gewöhnt,<br />

daheim zu sein und nichts zu tun. Gemeinsam<br />

sagten wir uns dann, dass wir uns unbedingt<br />

weiterhin beschäftigen mussten, bevor<br />

alle verrückt würden. Zum einen haben wir<br />

beschlossen, eine solidarische Aktion auf die<br />

Beine zu stellen: Takashi Kinoshita kreierte<br />

Gourmet-Gerichte, die kostenlos an Pflegepersonal<br />

abgegeben wurden. Zudem hatte er<br />

die exzellente Idee, andere Küchenchefs aus<br />

Burgund in diese Aktion einzubinden. Zu<br />

der Zeit applaudierten die Franzosen um 20<br />

Uhr am Fenster oder auf dem Balkon den<br />

Pflegekräften. Im Rahmen dieser Initiative<br />

spendeten die Pflegekräfte den Küchenchefs<br />

Applaus, wenn die Speisen angeliefert wurden.<br />

Das war wirklich sehr berührend für<br />

uns. Es war ein wunderschöner Beweis von<br />

Solidarität, der uns allen gutgetan hat. Parallel<br />

dazu boten wir Gerichte zum Mitnehmen<br />

an, allerdings Gerichte der gehobenen Gastronomie.<br />

Es war eine verrückte Arbeit: Das<br />

Restaurant verwandelte sich in ein riesiges<br />

Lager von Kartonschachteln, die als Behältnis<br />

für die Speisen dienten. Aber wenigstens<br />

waren wir beschäftigt. Das war wichtig für<br />

die Moral. Und gleichzeitig konnten wir<br />

weiterhin die Produkte einiger Lieferanten<br />

vor Ort abnehmen. Für all das hat uns der<br />

Guide Michelin gratuliert.<br />

Wie denken Sie über die Unterstützung durch<br />

den französischen Staat während dieser Krise?<br />

Ich gestehe, dass ich es immer noch nicht<br />

fassen kann! Von staatlicher Seite wurden<br />

kurzfristig Maßnahmen ergriffen, ohne die<br />

meines Erachtens viele von uns gezwungen<br />

gewesen wären, definitiv zu schließen. Dazu<br />

zählt vor allem ein staatlich garantiertes<br />

Darlehen (Prêt garanti par l’État, PGE),<br />

durch das wir in unserem Fall beispielsweise<br />

innerhalb weniger Wochen einen Kredit<br />

von mehr als einer Million Euro bekamen.<br />

Selbstverständlich müssen wir diese hohe<br />

Summe zurückzahlen, sie hat es uns jedoch<br />

ermöglicht, gelassener in die Zukunft zu<br />

blicken. Die Rückzahlung erstreckt sich<br />

über einen längeren Zeitraum, und die<br />

Zinsen kosten uns nicht noch zusätzlich<br />

ein Vermögen. Im Übrigen sind wir nicht<br />

gezwungen, den ganzen Betrag tatsächlich<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


Château de Courban Hôtel &<br />

Spa****<br />

7, rue du Lavoir<br />

21520 Courban<br />

Telefon: + 33 (0)3 <strong>80</strong> 93 78 69<br />

www.chateaudecourban.com<br />

<br />

Feinschmeckerrestaurant mit<br />

1 Michelin-Stern.<br />

<br />

Menüs ab 69 €.<br />

Zimmer ab 125 €.<br />

auszugeben, aber alleine die Möglichkeit zu haben, ist<br />

beruhigend. In normalen Zeiten hätte ich mindestens<br />

sechs Monate gebraucht, einen solchen Kreditantrag zu<br />

stellen, und ich bin mir nicht sicher, ob er tatsächlich<br />

genehmigt worden wäre. Die Reaktivität des Staates war<br />

wirklich beeindruckend. Darüber hinaus wurden bei<br />

Betrieben, die von den Zwangsschließungen betroffen<br />

waren, <strong>80</strong> % der Lohnkosten übernommen und ihnen<br />

wurden bestimmte Abgaben erlassen. Damit hatten wir<br />

nicht gerechnet! Wenn ich dann heute höre, dass sich in<br />

Frankreich Gastronomen beklagen, dann sage ich mir,<br />

sie sollten lieber einmal über die Landesgrenzen blicken<br />

und sehen, wie es ihren Kollegen in anderen Ländern der<br />

Welt geht. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es viele<br />

Länder gibt, in denen die Unternehmen während der<br />

Krise im selben Ausmaß unterstützt wurden. Für mich<br />

ist das außergewöhnlich.<br />

Sie blicken also optimistisch in die Zukunft?<br />

Ja. Selbstverständlich drücke ich uns wie alle die Daumen,<br />

dass wir das Licht am Ende dieses langen Tunnels<br />

sehen und dass diese verheerende Pandemie zu Ende geht.<br />

Allerdings war unser Haus bei der Wiedereröffnung vor<br />

wenigen Wochen schöner und unser Team eingeschweißter<br />

denn je. Im Château de Courban arbeiten immerhin 44<br />

Menschen, das ist nicht gerade wenig! Dennoch versichere<br />

ich Ihnen, dass wir, trotz der Größe, alle das Gefühl haben,<br />

dass uns nach diesen gemeinsam durchgestandenen<br />

Prüfungen quasi familiäre Bande verbinden. Bereits vorher<br />

haben viele Gäste die besondere Seele unseres Hauses gespürt.<br />

Durch diese Krise wurde das alles noch verstärkt,<br />

darüber sollten wir uns freuen und optimistisch bleiben.<br />

Frédéric Vandendriessche, vielen Dank für das Gespräch. Wir<br />

wünschen Ihnen und Ihrem Team einen Neustart, der alle Ihre<br />

Erwartungen erfüllt.<br />

Französisch lernen am Puls der Zeit<br />

| Photo: Picture Alliance<br />

Aktuell in Revue de la Presse:<br />

«PMA pour toutes »: le Parlement<br />

finit par accoucher<br />

Bestellen Sie gleich Ihr kostenloses Probeexemplar:<br />

www.sprachzeitungen.de<br />

Août <strong>2021</strong><br />

Novembre 2020<br />

Novembre 2020<br />

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¤ 2,50 [d]<br />

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B1–C2<br />

B1–C2<br />

B1–C2<br />

ACTUALITÉ<br />

ACTUALITÉ<br />

ACTUALITÉ<br />

• Cyberharcèlement :<br />

• Nouvelle-Calédonie :<br />

Elle est<br />

• Nouvelle-Calédonie<br />

Mila<br />

courte victoire du non à :<br />

Page l’indépendance<br />

courte 3 victoire du non à<br />

Page<br />

l’indépendance<br />

3<br />

Page 3<br />

É C O N O M I E<br />

• Monde du travail :<br />

quand le télétravail nuit<br />

• Protection des oiseaux : en<br />

à la santé<br />

France, • Protection la chasse des à oiseaux la glu a du : en<br />

Page plomb France, 4 dans la l’aile chasse à la glu a du<br />

Page<br />

plomb<br />

4<br />

dans l’aile<br />

Page 4<br />

ENVIRONNEMENT<br />

ENVIRONNEMENT<br />

T O U R I S M E<br />

• Patrimoine : l’hôtel<br />

des Invalides – théâtre<br />

• Violences policières : en<br />

des grands<br />

banlieue, • Violences<br />

hommages<br />

« il faut policières que l’État : en<br />

présidentiels<br />

reconnaisse banlieue, « que il faut quelque<br />

l’État<br />

quelque<br />

SOCIÉTÉ<br />

SOCIÉTÉ<br />

| Photo: Getty Images<br />

| Photo : Getty Images<br />

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Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />

Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />

Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />

S p r ac h t r a i n i n g • L a n d e s k u n d e • Vo k a b e l h i l f e n • Ü b u n g s material<br />

S p r ac h t r a i n i n g • L a n d e s k u n d e • Vo k a b e l h i l f e n • Ü b u n g s material<br />

S p r ac h t r a i n i n g • L a n d e s k u n d e • Vo k a b e l h i l f e n • Ü b u n g s material<br />

DROITS DES FEMMES<br />

Henri Cartier-Bresson,<br />

La Citroën Ami est<br />

La Citroën Ami est<br />

• N o 8 | 6 8 º A n n é e •<br />

• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •<br />

• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •<br />

Yseult est l’un des<br />

Juliette Gréco, icône de<br />

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photojournaliste surnommé « l’œil nouveaux visages de la scène musicale<br />

du une siècle mini-urbaine », a parcouru électrique monde à pour deux française. la chanson Portrait française, d’une nous artiste a quittés<br />

capter places. une l’instant mini-urbaine Pratique décisif. et moderne, Une électrique exposition elle à deux peut émancipée à 93 la ans. chanson qui Muse transmet française, de la rive un nous message gauche, a quittés elle<br />

à Paris être places. conduite lui rend Pratique hommage.<br />

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moins être de conduite 20 € par sans mois. permis et se loue à reine fut, de dans Saint-Germain-des-Prés.<br />

le Paris d’après-guerre, la<br />

Lire<br />

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par mois.<br />

11<br />

Lire<br />

reine<br />

l’article<br />

de Saint-Germain-des-Prés.<br />

en page 13<br />

Lire l’article en page 5<br />

Lire l’article en pages 10 et 11<br />

Lire l’article en page 5<br />

Lire l’article en pages 10 et 11<br />

« PMA pour toutes » : le Parlement<br />

finit par accoucher<br />

Les députés ont adopté fin juin<br />

le projet de loi bioéthique qui<br />

prévoit notamment l’élargissement<br />

de la procréation médicalement<br />

assistée aux couples<br />

lesbiens et aux femmes seules.<br />

torique obtenue<br />

Il n’y a aucun<br />

doute : Il je n’y suis a l’écrivain aucun<br />

doute d’une : je époque suis l’écrivain<br />

d’une nihiliste. époque<br />

nihiliste.<br />

Michel Houellebecq,<br />

les thèmes les plus importants<br />

d’un les écrivain thèmes les capital plus ». importants Michel<br />

Houellebecq d’un écrivain assure capital que ». ce Michel sera<br />

le Houellebecq dernier « Interventions assure que » : ce « Je sera<br />

ne le promets dernier pas « Interventions absolument » : de « Je<br />

cesser ne promets de penser, pas mais absolument au moins de<br />

de cesser de de penser, communiquer mais au mes moins<br />

4 pensées Ces de cesser envolées et mes de n’auront communiquer opinions pour au public,<br />

pensées hors pas empêché cas et mes d’urgence opinions les oppo-<br />

morale au pu-<br />

mes<br />

autant<br />

sants grave blic, à la mesure, hors – par cas exemple mus d’urgence par une l’énergie<br />

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catho-réacs. reste d’autres, à vivre) En vain. dans », écrit-il Ainsi, le temps la sur députée<br />

quatrième de reste l’Hérault, à de vivre) couverture. Emmanuelle<br />

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qui la me<br />

Ménard 3 quatrième Cette (non anthologie inscrite, de couverture. proche de none<br />

re- non-<br />

| Photo : Picture Alliance<br />

| Photo : Getty Images<br />

| Photo : Getty Images


Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />

Stöbern Sie in den Themen der noch erhältlichen Ausgaben!<br />

8<br />

9<br />

7<br />

12<br />

Reisethemen,<br />

nach Regionen<br />

geordnet:<br />

Landesweite Themen<br />

6<br />

11<br />

1 2<br />

3<br />

10<br />

13<br />

5<br />

14<br />

16<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Freizeitparks: Familienerlebnisse 79<br />

in Frankreich<br />

Radtourismus – von der Bretagne 77<br />

bis an die belgische Grenze<br />

Die schönsten Küstenwege 67<br />

Fahrradrouten – Die schönsten 59<br />

Strecken entlang der Küsten<br />

Weihnachtsmärkte – Wo geht es 57<br />

noch authentisch zu?<br />

Winterurlaub – Romantische<br />

Skistationen anstatt Bettenburgen 57<br />

Brücken – Frankreichs<br />

53<br />

bemerkenswerteste Brücken<br />

Wellness in den Bergen – Nach 43<br />

dem Sport die Erholung<br />

10 Ideen… – …für Ferien am Meer 40<br />

1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />

Delacroix in Saint-Sulpice – Das 76<br />

Werk eines ganzen Lebens<br />

Städteplanung – Champs-<br />

75<br />

Élysées: eine Aufforderung zum<br />

Träumen?<br />

Coup de cœur – Die<br />

65<br />

Straßenbuchhändler an den<br />

Seine-Quais in Paris<br />

Saint-Germain-des-Prés: Mehr 60<br />

als ein Viertel, die Seele von Paris?<br />

Le Train Bleu – Ist das legendäre 58<br />

Restaurant noch immer einen<br />

Besuch wert ?<br />

Musée d‘Histoire de la Médecine 57<br />

– ein ungewöhnliches Museum im<br />

Herzen der Hauptstadt<br />

Pariser Rathaus – Ein Palast für 53<br />

die Hauptstädter<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser 41<br />

Institution feiert ihren 160.<br />

Geburtstag<br />

Hôtel des Invalides – Ein kleines 38<br />

Militär-Versailles mitten in Paris<br />

Avenue des Champs-Elysées 36<br />

– Wie steht es um den Glanz des<br />

Prachtboulevards?<br />

HOTELS<br />

La Lanterne – Paris 76<br />

Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />

4<br />

15<br />

17<br />

18<br />

2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />

Ecouen – Ein Museum für die 50<br />

Renaissance<br />

HOTELS<br />

Hôtel Paradiso – Paris 79<br />

3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Hauts-de-France –<br />

79<br />

Hortillonnages von Amiens:<br />

von einer Verrückten Idee zum<br />

jährlichen Ereignis<br />

Hauts-de-France – Compiègne: 78<br />

musikalische Waldbäder und ein<br />

Einhorn<br />

Hauts-de-France – La Coupole: 77<br />

von der Vergangenheit in die<br />

Zukunft<br />

Hauts-de-France – Familistère de 64<br />

Guise,von «Versailles für Arbeiter»<br />

zum bewohnten Museum<br />

Baie de Somme – Eine<br />

63<br />

beeindruckende Reise (Teil 2):<br />

Le parc du Marquenterre<br />

Baie de Somme – Eine<br />

62<br />

beeindruckende Reise (Teil 1): die<br />

Abbaye de Saint-Riquier<br />

Nordfrankreich – Auf den Spuren 59<br />

eines großen französischen<br />

Architekten<br />

Marais Audomarois – Ein<br />

58<br />

Sumpfgebiet für Kenner<br />

Pays de Condé – Eine<br />

43<br />

Bergbaugegend erfindet sich neu<br />

Marne – In der Heimat des<br />

40<br />

Champagners<br />

10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai – Riesen für den 36<br />

Kleinen<br />

HOTELS<br />

Le Domaine de la Chartreuse – 57<br />

Gosnay<br />

Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />

Elsass / Grand Est – Das<br />

Geheimnis des fehlenden Turms<br />

der Kathedrale von Straßburg<br />

Elsass / Grand Est – Mit dem<br />

Hausboot 100% elektrisch durchs<br />

Elsass<br />

Meuse – Wandern mal anders – Die<br />

Begegnung von zeitgenössischer<br />

Kunst und ländlichem Raum<br />

Elsass – Kaysersberg,eines der<br />

Lieblingsdörfer der Franzosen<br />

Vogesen – Eine Fotoausstellung<br />

unter freiem Himmel im Herzen<br />

der Vogesen<br />

Grand-Est – Mondial Air Ballons,<br />

der poetische Aufstieg von 456<br />

Heißluftballons<br />

Grand-Est – Graufthal,das Elsass<br />

zur Zeit der Streichhölzer<br />

Kirrwiller – 520 Einwohner<br />

und die drittgrößte Music Hall<br />

Frankreichs<br />

76<br />

74<br />

70<br />

69<br />

68<br />

65<br />

64<br />

62<br />

Weihnachtskugeln aus<br />

61<br />

Meisenthal – nicht nur Kugeln,<br />

sondern Objekte voller Sinn<br />

Château de Lunéville – Wie 52<br />

Phoenix aus der Asche<br />

Musée Lalique – Eine Hommage 43<br />

an die Glasmacherkunst<br />

10 Ideen… für ein Wochenende 41<br />

im Elsass<br />

Haut-Koenigsbourg – Ein<br />

40<br />

wahrhaft deutsch-französisches<br />

Kulturerbe<br />

Bitche – Das zweite Leben einer 38<br />

Zitadelle<br />

Neufchef & Aumetz – Das stolze 36<br />

Erbe der lothringischen Kumpel<br />

HOTELS<br />

Le Chambard – Kaysersberg 69<br />

Grand Hôtel & Spa Gérardmer – 68<br />

Gérardmer<br />

La Cheneaudière – Colroy-la- 61<br />

Roche<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel – 38<br />

La Petite-Pierre<br />

5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Saône-et-Loire – Ein "essbarer" 78<br />

Wald<br />

Aufbruchstimmung in den<br />

77<br />

französischen Thermalbädern<br />

Kirschen – das rote Gold einer 76<br />

Region<br />

Burgund – Eine Rundfahrt zum 75<br />

Auftanken!<br />

Châteauneuf-en-Auxois: Die 74<br />

Verbindung von Kulturerbe,<br />

Modernität und Lebendigkeit<br />

«Unsere Vorfahren, die Gallier»: 73<br />

Eine Reise ins Land von Asterix<br />

Morvan – Eine Geschichte von 71<br />

Ammen und Pflegekindern<br />

Jura – Weihnachten im Jura: vom 69<br />

Rosenkranz zum Spielzeugland<br />

Haute-Saône – Notre-Damedu-Haut<br />

in Ronchamp: eine<br />

69<br />

Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />

Ostfrankreich – Vorreiter bei der 68<br />

Abschaffung der Sklaverei<br />

Jura – Salins-les-Bains: Salz, 67<br />

das weiße Gold prägt eine ganze<br />

Region<br />

Saône-et-Loire – Tournus, ein 66<br />

Zwischenstopp für Neugierige auf<br />

dem Weg in den Süden<br />

Côte d’Or – Vill’Art, das zweite 66<br />

Leben eines Steinbruchs<br />

Belfort – Die wiederentdeckte 64<br />

Genialität eines Künstlers<br />

Bourgogne-Franche-Comté – 63<br />

Alésia, Auf den Spuren der Gallier<br />

Route des Grands Crus – Die 61<br />

Champs-Elysées von Burgund<br />

Montbéliard – 30 Jahre<br />

61<br />

Lumières de Noël<br />

Dijon – Mehr als nur Senf 53<br />

Maison de Louis Pasteur – Ein 43<br />

Dorf im Fokus der Wissenschaft<br />

Peugeot-Museum – Mehr als ein 39<br />

Automobilmuseum<br />

HOTELS<br />

Château Sainte-Sabine – Sainte-<br />

Sabine<br />

Relais Bernard Loiseau –<br />

Seaulieu<br />

74<br />

71<br />

6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Pays de la Loire – Doué-en-Anjou: 78<br />

im Reich der Blumenkönigin<br />

Pays de la Loire – La Chartresur-le-Loir:<br />

das Dorf der<br />

77<br />

Antiquitätenhändler<br />

Centre - Val de Loire – Chaumontsur-Loire:<br />

die positive Dynamik<br />

76<br />

der Gärten<br />

Pays de la Loire – Saint-Florentle-Vieil:<br />

Die kulturelle Revanche<br />

74<br />

eines kleinen Dorfes an der Loire<br />

Centre - Val de Loire – Richelieu: 73<br />

«das schönste Dorf des<br />

Universums!»<br />

Pays de la Loire – Die schöne 70<br />

Geschichte des größten<br />

japanischen Gartens Europas<br />

Loire-Tal – Eine faszinierende 68<br />

Reise ins Land der Troglodyten<br />

Mayenne – Mit dem Hausboot auf 66<br />

der Mayenne<br />

Chédigny – ein Dorf wird zum 65<br />

Garten<br />

La grange de Meslay: Von der 60<br />

Holzkathedrale zum Musiktempel<br />

Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />

Chambord – Mehr als nur ein 58<br />

beeindruckendes Schloss<br />

Cheverny – Das Schloss von Tim 43<br />

und Struppi<br />

Ballonfahrt übers Loire-Tal – 38<br />

Bitte zeichne mir ein Schloss<br />

Blois – Ein Schloss der<br />

36<br />

Geheimnisse und Intrigen<br />

HOTELS<br />

7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Normandie – Biennale La Forêt 74<br />

Monumentale: Wenn Kunst den<br />

Wald verschönert<br />

Normandie – Villa «Les Rhumbs» 73<br />

in Granville: Wo für Christian Dior<br />

alles gegann<br />

Normandie – An Bord der Marité 71<br />

von Granville zu den Chausey-<br />

Inseln<br />

Le Havre – 500 Jahre, das will 62<br />

gefeiert werden !<br />

Cherbourg – Dem Meer<br />

53<br />

zugewandt<br />

Genuss – Die AOC der Normandie 39<br />

HOTELS<br />

Domaine de la Corniche –<br />

36<br />

Rolleboise<br />

8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Leuchtürme und Leuchtfeuer –<br />

im Westen etwas neues!<br />

77


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Finistère – Eine Reise zu Pflanzen 76<br />

aus aller Welt<br />

Morbihan – Am Tag als… 26 August 76<br />

1934… die Kinder aus dem Bagno<br />

auf Belle-Île-en-Mer Flüchten<br />

Finistère – Pont-Aven:<br />

75<br />

inspirierende Bretagne!<br />

Pays bigouden: die Bretagne in 73<br />

konzentrierter Form<br />

Belle-île-en-Mer – Unsere Coups 70<br />

de cœur für die größte bretonische<br />

Insel<br />

Finistère – Locronan, die<br />

66<br />

bretonische Seele par excellence<br />

Côtes d’Armor – La Vallée des 63<br />

Saints, die bretonische Osterinsel<br />

Brest und Roscoff – Mehr als nur 62<br />

zwei Gärten<br />

Bretagne – Umfriedete<br />

61<br />

Pfarrbezirke<br />

Ile d’Ouessant – Eine Insel voller 58<br />

Leben<br />

Genuss – Die AOC der Bretagne 40<br />

Abbaye de Daoulas – Kloster der 39<br />

Kultur und der Heilpflanzen<br />

HOTELS<br />

Castel Clara – Port Goulphar, 70<br />

Belle-Île-en-Mer<br />

Château de Sable – Porspoder 58<br />

9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Nouvelle-Aquitaine / Deux- 79<br />

Sèvres – Pougne-Hérisson: der<br />

Nabel der Welt<br />

Nouvelle-Aquitaine – Talmontsur-Gironde:<br />

zwischen Himmel<br />

75<br />

und Fluss am Ende der Welt<br />

Coup de cœur – Carrelets:<br />

74<br />

poetische Fischerhütten aus einer<br />

anderen Zeit<br />

Baskenland – Château d’Abbadia, 71<br />

eine Inspiration für den<br />

Wiederaufbau von Notre-Dame ?<br />

Atlantiküste – Ein Paradies für 67<br />

Naturismus<br />

Nouvelle-Aquitaine – Coup de 66<br />

cœur: Parc de Majolan<br />

Nouvelle-Aquitaine – Die<br />

64<br />

Metamorphose von Bordeaux,<br />

Eine Zwischenbilanz<br />

Coup de cœur – Die Eiche im 63<br />

Taubenschlag von Pouzay<br />

Bordeaux 60<br />

Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />

Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile<br />

46<br />

Madame, Ile d’Aix, Fort Boyard –<br />

Reif für die Insel(n)<br />

Wein – Ein asiatischer Winzer im 46<br />

Bordelais<br />

Klöster – Abteien, die sogar 40<br />

Kinder begeistern<br />

Marais Poitevin – Die grünen 38<br />

Kanäle des Marais Poitevin<br />

Likör – Angélique de Niort, Likor 38<br />

aus einer Heilpflanze<br />

Gironde – Wie Vauban eine<br />

36<br />

Flussmündung abriegelte<br />

HOTELS<br />

Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />

Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />

10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />

Corrèze – Das Gefühl, in der 68<br />

Inkastadt Machu Micchu zu sein<br />

Nouvelle-Aquitaine – Les Pans 63<br />

de Travassac, eine Spektakuläre<br />

Reise in das Land des Schiefers<br />

Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />

HOTELS<br />

Domaine Saint Estève – Millau 53<br />

11 Périgord & Midi-<br />

Pyrénées<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Vallée de la Dordogne: Wo man 60<br />

« wie Gott in Frankreich lebt »<br />

Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei 46<br />

Airbus in Toulouse<br />

Gouffre de Padirac – Der<br />

44<br />

Erdmitte ein Stückchen<br />

näherkommen<br />

Pastell – Das blaue Gold 43<br />

HOTELS<br />

Chateau de la Treyne – Lacave, 60<br />

Vallée de la Dordogne<br />

Grand Hôtel Le Turenne –<br />

47<br />

Beaulieu-sur-Dordogne<br />

12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als<br />

Wahrzeichen<br />

13 Languedoc-<br />

Roussillon<br />

Aude – Die große Höhle von<br />

Cabrespine, ein unterirdisches<br />

Abenteuer<br />

Occitanie – Assignan,Das<br />

unglaubliche Schicksal eines<br />

französischen Dorfes<br />

Sigean: das Reservat der<br />

glücklichen Tiere<br />

Languedoc-Roussillon –<br />

Überraschende Mittelmeerregion<br />

Carcassonne – Imponierende<br />

Festungsstadt des Mittelalters<br />

Côte Vermeille – Paulilles, wenn<br />

die Hölle zum Paradies wird<br />

Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn<br />

ein Krieger zum Klosterbruder<br />

wird<br />

Stadtentwicklung – Montpellier,<br />

ein Synonym für Dynamik<br />

45<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

65<br />

64<br />

60<br />

59<br />

57<br />

57<br />

47<br />

47<br />

14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Lyon – Rendezvous in der Rue du 64<br />

Premier-Film<br />

Drôme – Wandern auf den Spuren 62<br />

der Hugenotten<br />

Lyon – Die Metamorphose<br />

61<br />

eines Arbeiterviertels in ein<br />

Freilichtmuseum<br />

Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre 59<br />

Flussufer zurück<br />

Montélimar & Umgebung – Eine 46<br />

Reise zwischen gestern und<br />

morgen<br />

Tradition – Guignol, kleine Helden 43<br />

aus Lyon<br />

Wein – Clairette de Die 42<br />

Grignan – Im Land der schönen 40<br />

Briefe: eine Reise nach Grignan<br />

Wein – Lirac, das « mediterranste » 40<br />

Weinanbaugebiet im Rhône-Tal<br />

Jardin Zen d’Erik Borja – Auf 39<br />

der Suche nach dem verlorenen<br />

Garten<br />

Gastronomie – Michel Chabran, 39<br />

der Luxus der Simplizität<br />

Genuss – L’O Provençale: Olivenöl<br />

aus Nyons<br />

36<br />

HOTELS<br />

Manoir de la Roseraie – Grignan 40<br />

15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />

Auvergne-Rhône-Alpes – La<br />

Grange au Lac: wie im inneren<br />

eines Cellos<br />

Auvergne-Rhône-Alpes: Evian:<br />

das Gedächtnis des Wassers<br />

77<br />

71<br />

16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur 79<br />

– Abbaye de Montmajour: eine<br />

Reise durch die Vergangenheit der<br />

Provence<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur 78<br />

– Crotte Cosquer: unglaublische<br />

Höhlenmalereien in den<br />

Calanques von Marseille<br />

Provence-Alpes-Côte d’Azur – 75<br />

Château La Coste: ein Hauch<br />

von Verrücktheit zwischen<br />

provenzalischen Reben<br />

Porquerolles – Villa Carmignac: 73<br />

Große Kunst auf einer kleinen Insel<br />

Provence – Coup de cœur: le 71<br />

Moulin de Daudet, Fontvieille<br />

Marseille – Eine fast<br />

70<br />

hundertjährige Liebeserklärung ist<br />

noch immer atuell<br />

Camargue – Tanzende Flamingos 69<br />

in der Camargue<br />

Provence – Lavendel: eine<br />

67<br />

überraschende deutschfranzösische<br />

Geschichte.<br />

Provence – Mit Giono auf dem 67<br />

Berg der Schäfer<br />

Alpes-de-Haute-Provence – 66<br />

Salagon, ein einzigartiger Ort, um<br />

die Hochprovence zu verstehen<br />

Fontaine-de-Vaucluse – Die 58<br />

berühmteste Quelle Frankreichs<br />

Arles – Römische Pracht und 53<br />

prachtvolle Kunstvorlage<br />

Umwelt – Lavendel der Provence 46<br />

in Gefahr<br />

10 Ideen… für die Provence 39<br />

HOTELS<br />

B Design & Spa – Le Paradou 39<br />

Attrap’Rêves – Allauch 33<br />

17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />

Île de Port-Cros: von<br />

Schriftstellern, Naturschutz und<br />

einer zerrissenen Hose<br />

Paul Ricard – zwei Inseln, ein<br />

Schicksal<br />

Iles de Lérins, jenseits des «roten<br />

Teppichs» von Cannes<br />

Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />

– Géoparc de Haute-Provence,<br />

eine erstaunliche Reise in die<br />

Vergangenheit der Erde<br />

Hyères – eine authentische Ecke<br />

am Mittelmeer<br />

Monaco – Internationales<br />

Zirkusfestival von Monte Carlo<br />

Bormes-les-Mimosas – Wo<br />

Blumen wie Königinnen verehrt<br />

werden<br />

Ile de Port-Cros – Kleine<br />

Trauminsel im Mittelmeer<br />

Domaine du Rayol – Die<br />

Geschichte eines ungewöhnlichen<br />

Parks<br />

Nizza – Frühlingsgefühle einer<br />

Diva<br />

79<br />

75<br />

74<br />

65<br />

63<br />

53<br />

39<br />

38<br />

36<br />

32<br />

HOTELS<br />

La Bonne Etape – Château-<br />

Arnoux-Saint-Auban<br />

65<br />

18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />

Überseegebiete<br />

(DOM/TOM)<br />

Französisch-Guayana – Natur,<br />

Geschichte, Raumfahrt<br />

Weitere Themen<br />

Chantals Rezepte<br />

APPETITANREGER<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

37<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

SUPPEN<br />

Gaspacho de tomates et fraises 46<br />

Gaspacho de tomate 40<br />

Velouté de laitue 38<br />

VORSPEISEN<br />

Soufflé d'été au basilic 79<br />

SALATE<br />

Spinatsalat mit harten Eiern und 66<br />

knusprigen Hähnchenflügeln<br />

QUICHES & TARTES<br />

Tarte Tatin aux pommes et au 74<br />

camembert<br />

Tourte Printanière aux<br />

70<br />

champignons de Paris<br />

Tarte d’automne aux champignons 60<br />

et à la farine de châtaignes<br />

Quiche Lorraine 33<br />

GRATINS, AUFLÄUFE & TOASTS<br />

Camembert rôti au four 57<br />

FLEISCHGERICHTE<br />

Poulet fermier basse température 62<br />

à l’ail<br />

Rôti de porc aux pruneaux 59<br />

Coq au vin 43<br />

FISCHGERICHTE<br />

Poêlée de Saint-Jacques au cidre 73<br />

Encornets à la Sétoise 69<br />

Blanquette de saumon 65<br />

Millefeuille de crabe au saumon 63<br />

fumé<br />

Sole meunière 61<br />

FONDUES UND SAUCEN<br />

Die echte hausgemachte<br />

68<br />

Mayonnaise<br />

DESSERTS<br />

La crème catalane 78<br />

La tarte au chocolat 77<br />

Le Mont-blanc 76<br />

Le Gâteau basque 71<br />

Le Far Breton 64<br />

Profiteroles au chocolat chaud 58<br />

Crème brûlée à la fleur d’oranger 39<br />

GEBÄCK<br />

La Tarte Bourdaloue 67<br />

Les petits sablés de Noël 53<br />

GETRÄNKE<br />

Liqueur d’estragon 36<br />

Weine & Alkoholika<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Spirituosen – Der Cointreau 79


Wein – Château La Coste: ein 76<br />

Versuchslabor für den Weinau von<br />

morgen ?<br />

Spirituosen – Sapinette: ein Likör 74<br />

aus Tannennadeln<br />

Wein – Das Weinbaugebiet Bandol 73<br />

Spirituosen – Roderich Dühr, ein 65<br />

Deutscher, der Cognac im Blut hat<br />

Wein/Portrait – Glucklich wie 64<br />

Sabine und Jörg in Frankreich<br />

Wein – Crémant, ein kleiner<br />

63<br />

Schaumwein mausert sich<br />

Wein – Der elsässische Winzer 61<br />

Jean-Paul Schmitt ist seinen<br />

Reben näher denn je<br />

Alkoholische Getränke –<br />

60<br />

Frankreich, das neue Eldorado für<br />

Bierliebhaber<br />

Wein – Der neue Trend beim 59<br />

Aperitif à la française<br />

Wein – Warum wird Wein nicht 58<br />

grundsätzlich im Holzfass<br />

gelagert?<br />

Champagner – Was Sie schon 57<br />

immer über Champagner wissen<br />

wollten<br />

Weltkulturerbe – Frankreichs 53<br />

Winzer greifen zum Welterbe titel:<br />

Les coteaux, maisons et caves de<br />

Champagne (Teil 2)<br />

Peter Kwok – Ein asiatischer 46<br />

Winzer im Bordelais<br />

Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous 43<br />

plaît »<br />

Bier – Schattendasein oder<br />

40<br />

Geheimtipp?<br />

Lirac – Das « mediterranste » 40<br />

Weinanbaugebiet im Rhône-Tal<br />

Wein & Gesundheit – Vive le vin! 39<br />

Vive la santé!<br />

Angélique de Niort – Likor aus 38<br />

einer Heilpflanze<br />

Cognac – Eine ungewöhnliche 36<br />

Erfolgsgeschichte<br />

Genuss<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Gastronomie – Jacques Bockel: 77<br />

ein Elsässer «provoziert» die Welt<br />

der Schokolade<br />

Gastronomie – Champignons: 70<br />

Jacky Roulleau, der Gärtner der<br />

Nacht<br />

Genuss – Bouchot-Muscheln: 69<br />

der Rolls-Royce unter den<br />

französischen Muscheln<br />

Gastronomie – Das beste aller 66<br />

Baguettes<br />

Gastronomie – Kaviar von der 65<br />

französischen Atlantikküste,<br />

der neue Star<br />

Gilles Choukroun – Ein<br />

62<br />

Sternekoch, der die Pariser an den<br />

Flughafen zieht<br />

Gastronomie – Wenn ein junger 61<br />

Koch einen Michelin-Stern erhält<br />

Spitzengastronomie – Fabian 53<br />

Feldmann, ein deutscher<br />

Sternekoch im Land der<br />

Feinschmecker<br />

Produkte – Orangina 53<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 46<br />

Burgunds<br />

Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 43<br />

Korsikas<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 40<br />

der Bretagne<br />

Gastronomie – Michel Chabran, 39<br />

der Luxus der Simplizität<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 39<br />

der Normandie<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 38<br />

der Auvergne<br />

L’O Provençale – Olivenöl aus<br />

Nyons<br />

Politik & Wirtschaft<br />

Landwirtschaft – Hurra, in<br />

Frankreich ist es gelungen, die<br />

begehrten weißen Trüffel zu<br />

züchten!<br />

Wirtschaft – Discounter: Wenn<br />

Deutschland Frankreich erobert<br />

Wirtschaft – Die Revision<br />

der Gebietsgrenzen der<br />

AOC Champagne: ein neuer<br />

Goldrausch?<br />

Politik – Sind die Regionen das<br />

Erfolgsrezept für den Tourismus ?<br />

Wirtschaft – Frankreich-<br />

Deutschland: der Krieg der<br />

Gummibärchen ist erklärt!<br />

Initiative – Die deutschfranzösische<br />

Freundschaft: welch<br />

eine Energie!<br />

Politik – Präsidentschaftswahlen<br />

2017, Präsidiale Orte<br />

Wirtschaft – Atomkraft in<br />

Frankreich: der Niedergang eines<br />

Systems, das sich zu sicher fühlte<br />

Kindergeld – Ist eine Reform<br />

überhaupt möglich?<br />

Pestizide – Marie-Lys Bibeyran,<br />

eine Frau kämpft gegen Pestizide<br />

Hochschulpolitik – Teaching in<br />

English? Oh mon Dieu!<br />

Umwelt – Lavendel der Provence<br />

in Gefahr<br />

Gregor Gysi – Der Linken-Politiker<br />

und Frankreich<br />

Medien – Die politische<br />

Ausrichtung französischer Medien<br />

Tourismus – Hauptsache<br />

außergewöhnlich<br />

Volksabstimmungen –<br />

Modethema im Wahlkampf<br />

Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine<br />

Bilanz<br />

Umweltschutz –<br />

Kettensägenmassaker am<br />

Welterbe Canal du Midi<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

Ce qui fait débat – Soll man<br />

die Basilika Sacré-cœur in Paris<br />

schützen oder abreißen ?<br />

Geschichte – 150 Jahre Pariser<br />

Kommune: ein zwiespältiger<br />

Geburtstag für die Franzosen<br />

Gesellschaft – "Wie ich als<br />

Buchhändlerin die aktuelle<br />

Gesundheitkrise in Frankreich<br />

erlebe"<br />

Am Tag als… der Leichnam des<br />

Unbekannten Soldaten am Arc de<br />

Triomphe bestattet wurde<br />

Gesellschaft – Wo ist eigentlich<br />

das gute französische Brot<br />

geblieben?<br />

Gesellschaft – Lotto: Glücksspiel<br />

in Frankreich zur Rettung des<br />

Kulturerbes<br />

Geschichte – Koch und Pasteur:<br />

eine konstruktive Rivalität als<br />

Hoffnungsträger<br />

Kulturschock – Die Königin von<br />

Arles<br />

Geschichte – Montaigne: Ist die<br />

«Grabgeschichte» bald gelöst?<br />

Gesellschaft – Literaturszene: das<br />

Ende eines zu langen Schweigens<br />

Geschichte – Heinz Stahlschmidt,<br />

der Deutsche, der den Hafen von<br />

Bordeaux rettete<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

79<br />

78<br />

73<br />

70<br />

69<br />

65<br />

63<br />

59<br />

53<br />

53<br />

46<br />

46<br />

43<br />

40<br />

40<br />

39<br />

38<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

79<br />

79<br />

79<br />

77<br />

76<br />

76<br />

75<br />

74<br />

74<br />

74<br />

71<br />

Gesellschaft – Demografie: mehr<br />

Franzosen, aber nicht überall …<br />

Gesellschaft – Der unglaubliche<br />

Streit im das Erbe von Saint-<br />

Exupéry<br />

Interview – Serie «Quand on aime<br />

la France» (2)<br />

René Martin, der französische<br />

Steve Jobs der Musik<br />

Interview – Serie «Quand on aime<br />

la France»<br />

Roger Diederen, Direktor der<br />

Kunsthalle München<br />

Ernährung – Vorsicht vor<br />

triploiden Austern!<br />

Gesellschaft – Le Mondial la<br />

Marseillaise à pétanque, der<br />

größte Boule-Wettkampf der Welt<br />

Geschichte – Tromelin, Die Insel<br />

der vergessenen Sklaven<br />

Yacine Aït Kaci – Der Vater von<br />

Elyx, des Botschafters der guten<br />

Laune<br />

David Ken – Der Fotograf, der das<br />

Glück fotografiert<br />

Verkehr – Paris: das Tauziehen um<br />

die Umwandlung des Seine-Ufers<br />

in eine Fußgängerzone geht weiter<br />

Geschichte: Die Johnnies, die<br />

Lieblingsfranzosen der Engländer<br />

Frauen und Männer, die sich<br />

für die deutsch-französische<br />

Freundschaft einsetzen:<br />

Barbara Barberon-Zimmermann,<br />

Mitbegründerin des deutschfranzösischen<br />

Kulturfestivals<br />

arabesques<br />

Brexit: Wie denken Briten, die in<br />

Frankreich leben, darüber?<br />

Fußball – Euro 2016: 10 Stadien<br />

warten auf die Fussballfans<br />

Integration – die Schwächen des<br />

französischen Systems<br />

Erfolgsgeschichten aus<br />

Frankreich –<br />

Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />

Geschichte – 300. Todestag<br />

von Ludwig XIV. in Versailles:<br />

Begräbnisrituale leben länger als<br />

Könige<br />

Gesellschaft – Hinter den<br />

Kulissen des CROSS Corsen.<br />

Erinnerungskultur – Passen<br />

Gedenken und Tourismus<br />

zusammen?<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013 –<br />

Nantes und Marseille werden<br />

europäische Hauptstädte<br />

Winterschlussverkauf – Der<br />

andere Wintersport<br />

Simone Hérault – Die Stimme<br />

Frankreichs<br />

Berühmtheiten – Die 100<br />

bekanntesten Franzosen<br />

Frankreichbild – Frankreichs<br />

Image in der Welt<br />

Académie Française – Die<br />

Unsterblichen, die 40 Wächter der<br />

französischen Sprache<br />

Der Präfekt – Lebendes Symbol<br />

des Zentralismus<br />

Tourismus – Trends für den<br />

Winterurlaub 2011/12<br />

Gardienne – Félisa, Gardienne<br />

in Paris<br />

Kunst & Kultur<br />

Kultur / Comic (5) – Interview:<br />

Richard Malka, Anwalt und<br />

Comicautor<br />

Ungewöhnliche Geschichten aus<br />

Frankreich –<br />

Alexandre Dumas: Wie der Vater,<br />

so der Sohn<br />

70<br />

69<br />

69<br />

68<br />

67<br />

63<br />

63<br />

62<br />

62<br />

61<br />

60<br />

60<br />

60<br />

59<br />

58<br />

58<br />

57<br />

57<br />

52<br />

43<br />

43<br />

40<br />

39<br />

39<br />

39<br />

38<br />

36<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

79<br />

78<br />

Kultur / Comic (4) – Cent mille<br />

ans: Bure ou le scandale enfoui des<br />

déchets nucléaires<br />

Portrait - Jean-Yves de Groote,<br />

Herausgeber von Ecoute<br />

Enthüllung –Das Geheimnis um<br />

Van Goghs letztes Bild gelüftet<br />

Preise – Tyll Peters: ein junger<br />

Deutscher erhält Preis von Charlie<br />

Hebdo<br />

Kultur / Comic (3/3) – Marco Rizzo<br />

und Lelio Bonaccorso – À bord de<br />

l’Aquarius<br />

Kultur / Comic (2/3) – Inès Léraud<br />

und Pierre Van Hove: Algues<br />

vertes, l’histoire interdite<br />

Kultur / Comic (1/3) – Nora<br />

Krug: Heimat, ein deutsches<br />

Familienalbum<br />

Kultur – Amüsante Geschichten<br />

rund um die französische<br />

Nationalhymne «La Marseillaise»<br />

Kultur – Festival de Piano de La<br />

Roque d’Anthéron<br />

Geschichte – Der Neandertaler:<br />

Unser Urahn erhält ein neues<br />

Image<br />

Portrait – Auf den Spuren von<br />

Jacques Prévert<br />

Sprache – Aussprache,<br />

Kartografie eines Systems à la<br />

française<br />

Kultur – 1977-2017: Centre<br />

Pompidou, 40 Jahre und immer<br />

noch überraschend<br />

Musik: Das unglaubliche<br />

Vermächtnis von Maurice Ravel<br />

Götz Alsmann – Götz Alsmann<br />

in Paris<br />

Museen – Frankreichs Museen auf<br />

der Überholspur<br />

ST-ART – Eine Kunstmesse<br />

zwischen den Welten<br />

Lebensart<br />

78<br />

77<br />

77<br />

76<br />

73<br />

72<br />

71<br />

68<br />

67<br />

67<br />

64<br />

64<br />

61<br />

60<br />

46<br />

45<br />

38<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Produkte – Briefkästen für<br />

79<br />

Frankreichliebhaber "Made in<br />

Alsace"<br />

Produkte – Parapluie de<br />

78<br />

Cherbourg<br />

Produkte – Die Künstlerfarben 77<br />

Lefranc Bourgeois<br />

Produkte – Das gelbe Oelzeug von 76<br />

Guy Cotten<br />

Produkte – La Hulotte, «das 74<br />

meistgelesene Magazin im<br />

Tierbau»<br />

Produkte – Les Herbes de<br />

71<br />

Provence<br />

Produkte – Das<br />

70<br />

Gemüsepassiergerät aus Edelstahl<br />

namens Moulinex<br />

Produkte – Le Livre de Poche: 69<br />

eine kulturelle Revolution<br />

Produkte – Châteldon:<br />

68<br />

der Champagner unter den<br />

französischen Mineralwässern<br />

Produkte – Revolution in Sachen 67<br />

Aperitif!<br />

Produkte – Les boules Quies 66<br />

Produkte – Die Zitronenpresse 65<br />

aus Glas von Luminarc<br />

Produkte – La Pléiade 64<br />

Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />

Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />

Produkte – Der gelbe Briefkasten 61<br />

der Post<br />

Produkte – Der Bistrostuhl<br />

60<br />

« Drucker »: zeitlos und pariserisch<br />

Produkte – Bol à prénom 59<br />

Produkte – Eau de Javel 58<br />

Produkte – Sophie la girafe 57<br />

Produkte – Duralex-Gläser 53<br />

Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43


ART DE VIVRE Rezept<br />

Obwohl Robert Tatin, über den wir auf den Seiten 58-65 berichten,<br />

mit der berühmten süßen Tarte der Schwestern Tatin nichts<br />

zu tun hat, brachte mich der Artikel auf den Gedanken, Ihnen ein<br />

weiteres originelles Rezept einer salzigen Tarte Tatin vorzustellen.<br />

Nach der Tarte Tatin à la tomate (Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 5) und<br />

der Tarte Tatin aux pommes et au camembert (<strong>Nr</strong>. 74) folgt diesmal<br />

eine Tarte Tatin, bei der die Bitternis von Chicorée hervorragend<br />

mit der Süße des karamellisierten Rohrzuckers harmoniert. Lauwarm<br />

mit einem Salat serviert, ist sie ein Genuss! Bon appétit !<br />

Tarte Tatin<br />

aux endives<br />

Für 4 Personen • Zubereitung: ca. 25 Minuten • Backzeit: 35 Minuten


Zutaten:<br />

10 Chicorée (nicht zu groß<br />

und ganz frisch)<br />

230 g Blätterteig (entspricht<br />

einer Rolle)<br />

40 g brauner Rohrzucker<br />

(Cassonade)<br />

50 g Butter<br />

Salz und Pfeffer<br />

Optional:<br />

etwas Piment d'Espelette<br />

Hilfsmittel:<br />

•<br />

eine Tarteform (23 cm<br />

Durchmesser)<br />

• Backpapier<br />

Zubereitung:<br />

oder<br />

• Backofen auf 220° C vorheizen.<br />

• Chicorée von beschädigten<br />

braunen Blättern befreien,<br />

waschen und anschließend<br />

der Länge nach vierteln.<br />

• Butter in einer großen Pfanne<br />

schmelzen lassen. Wenn das charakteristische<br />

Brutzeln zu hören<br />

ist (nicht verbrennen lassen!), die<br />

Chicoréeviertel in die Pfanne<br />

geben und 15 Min. goldbraun<br />

anbraten. Dabei regelmäßig mit<br />

einem Holzspatel wenden.<br />

• Mit Zucker bestäuben und bei<br />

starker Hitze einige Minuten<br />

karamellisieren. Chicorée wiederum<br />

regelmäßig wenden, bis alle<br />

Seiten gleichmäßig karamellisiert<br />

sind. Die entstandene Flüssigkeit<br />

muss ganz verdampft sein.<br />

• Den Boden einer Tarteform<br />

mit Backpapier auslegen und<br />

den karamellisierten Chicorée<br />

in die Form geben.<br />

und<br />

• Mit dem Blätterteig abdecken<br />

dabei den Teig am inneren<br />

Rand der Form etwas nach unten<br />

drücken. In der Mitte des Teigbodens<br />

mit etwas Backpapier einen<br />

kleinen « Kamin » formen, damit<br />

der Dampf während des Backens<br />

entweichen kann. Teig mit etwas<br />

zerlassener Butter einpinseln.<br />

• Im heißen Backofen 35 Minuten<br />

backen. Den Backvorgang gut<br />

überwachen, der Teig soll eine<br />

goldbraune Farbe haben.<br />

• Form aus dem Ofen nehmen.<br />

Einen Teller (größer als die Form)<br />

umgekehrt darauflegen. Tarteform<br />

und Teller mithilfe von Topflappen<br />

oder einem Küchentuch<br />

zusammenhalten und umdrehen.<br />

Die Form vorsichtig abheben.<br />

• Etwas abkühlen lassen, lauwarm<br />

oder kalt schmeckt die Tarte am<br />

besten. Als Begleitung eignet<br />

sich ein Bier sehr gut –warum<br />

nicht eines von Meteor …<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 93


ART DE VIVRE Produkt<br />

Serie: Typisch französische Produkte (30)<br />

Meteor: die größte der<br />

kleinen Brauereien Frankreichs<br />

Die Familienbrauerei Meteor ist im Osten Frankreichs<br />

eine richtiggehende Institution, der es an<br />

Besonderheiten nicht mangelt: Sie ist nicht nur<br />

die letzte große unabhängige Brauerei im Elsass,<br />

sondern darüber hinaus auch die älteste, da sie<br />

seit 381 Jahren besteht! Darüber hinaus nimmt<br />

sie für sich in Anspruch, « die größte der kleinen<br />

und die kleinste der großen » französischen<br />

Brauereien zu sein. Bereits dies verleiht<br />

ihren Bieren einen besonderen Reiz!<br />

Für Elsässer – beziehungsweise für einen<br />

großen Teil der Bewohner im Osten Frankreichs<br />

im weitesten Sinne – hat das Logo etwas<br />

Vertrautes. Man sieht es regelmäßig an Wänden<br />

von Brauereien und Bars, auf Gläsern und Flaschen,<br />

und natürlich auf unzähligen Bierdeckeln,<br />

die auf den Theken und Tischen der Lokale liegen.<br />

Sieht man genauer hin, sagt man sich unweigerlich,<br />

dass sich dieses klare, stilisierte Markenzeichen angenehm<br />

von den eher überladenen und oft uniformen<br />

Signets traditioneller Großbrauereien<br />

wie Kronenbourg oder<br />

Carlsberg abhebt. Das Logo mit der<br />

goldenen Sternschnuppe über dem<br />

feuerroten Schriftzug METEOR<br />

ist anders und eigenständig. Unterhält<br />

man sich mit Bierkennern darüber,<br />

so erfährt man, dass es eine<br />

Hommage an den Ursprung und die<br />

lokal verankerte Geschichte des<br />

Bieres ist, denn der Meteorit war bereits in den 1920er-<br />

Jahren im ersten Markenzeichen enthalten. Die Wurzeln<br />

der Familienbrauerei Meteor reichen allerdings noch viel<br />

weiter in die Vergangenheit zurück, nämlich bis ins Jahr<br />

1640: Seit dieser Zeit wird im kleinen Dorf Hochfelden,<br />

rund 30 Kilometer nordwestlich von Straßburg, Meteor-<br />

Bier gebraut.<br />

www.brasserie-meteor.fr<br />

<br />

Brasserie Meteor<br />

6, rue du général Lebocq<br />

67270 Hochfelden<br />

Telefon: +33 (0)3 88 02 22 44<br />

Damals begann Jean Klein mit der Herstellung und<br />

Vermarktung von Bier. 1840, also 200 Jahre später,<br />

wurde die Brauerei von Martin Metzger übernommen,<br />

dessen Tochter 1898 Louis Haag heiratete. Aus dieser<br />

Union entstand die Brauerei Metzger & Haag, die 1925<br />

dann in Meteor umbenannt wurde. Noch heute ist sie ein<br />

schönes Beispiel für ein französisches Familienunternehmen:<br />

Der aktuelle Direktor, Edouard Haag, vertritt die<br />

Familie Haag an der Spitze des Unternehmens<br />

in der achten Generation. Die Verantwortung,<br />

die neben der Erhaltung des Familienbetriebes<br />

auch geschichtliche und gesellschaftliche Aspekte<br />

einschließt – Meteor beschäftigt heute<br />

immerhin mehr als 230 Menschen –, trägt der<br />

Dreißigjährige mit Enthusiasmus. Die Brauerei<br />

erwirtschaftet zwar traditionell knapp 50 % ihres<br />

Umsatzes in der Region Grand-Est, ruht sich<br />

aber bei Weitem nicht auf diesen Lorbeeren aus,<br />

sondern will in Zukunft ganz vorne mitmischen<br />

und ausländische Märkte erobern.<br />

Um das zu erreichen, zeigt sich das Unternehmen<br />

mit dem Meteoriten unablässig kreativ: Die<br />

Brauerei, die 1927 als erste Brauerei in Frankreich<br />

das aus Tschechien stammende,<br />

legendäre Pils produzierte, hat inzwischen<br />

eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung<br />

eingerichtet, um<br />

neue Konsumentenbedürfnisse zu<br />

erkennen und das Bier von morgen<br />

zu kreieren. Wie viele Wettbewerber<br />

lancierte auch Meteor in den 2010er-<br />

Jahren zahlreiche neue Biere (aromatisierte<br />

Biere, Radler bzw. Alsterwasser<br />

nach neuen Rezepten, Biere mit Geschmacksnoten<br />

von früher …). Zugute kommt Meteor dabei vor allem die<br />

Flexibilität eines « kleinen Familienunternehmens », durch<br />

die man besonders schnell auf Veränderungen der Konsumgewohnheiten<br />

reagieren kann. « Small is beautiful », könnte<br />

der Slogan lauten, denn die überschaubare Größe ist nach<br />

wie vor ein nicht von der Hand zu weisender Vorteil.<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


Dennoch bleibt man in der Brauerei Meteor bescheiden:<br />

Trotz unbestrittener Erfolge (zum Beispiel zahlreicher internationaler<br />

Auszeichnungen der Biere) bleibt das Unternehmen<br />

sowohl dem Ort Hochfelden als auch dem Status als<br />

lokaler Familienbetrieb treu. Eine Besichtigung der Brauerei<br />

– die wir unseren Lesern im Übrigen in der Frühjahrsausgabe<br />

2020 in einem Artikel über Flusstourismus in dieser<br />

Region bereits ans Herz gelegt haben – zeigt anschaulich<br />

das Bestreben, eine überschaubare Größe beizubehalten und<br />

nicht nur den Anspruch eines qualitativ sehr hochwertigen<br />

Bieres, sondern den eines regelrechten Verkostungserlebnisses<br />

zu vermitteln. Trinkt man ein Meteor-Bier, dann trinkt<br />

man nicht « nur » ein Qualitätsprodukt, das zu 100 % aus<br />

dem Elsass stammt, sondern man unterstützt darüber hinaus<br />

eine Privatbrauerei, die mit Mensch und Umwelt respektvoll<br />

umgeht und einer industriellen Entwicklung bewusst<br />

Grenzen gesetzt hat. Die Familie Haag bleibt mit ihrem<br />

Unternehmen den von Generation zu Generation weitergegebenen<br />

Werten treu. Das ist eine kluge Entscheidung und<br />

macht Meteor zweifellos zu einem Ausnahmebier …<br />

In dieser Serie werden Produkte vorgestellt, die sich in fast jedem<br />

französischen Haushalt befinden oder die für viele Franzosen kleine<br />

Nationalheiligtümer sind. In den letzten Ausgaben sind erschienen:<br />

Hollywood- und Malabar-Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse (<strong>Nr</strong>. 52),<br />

Orangina (<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser (<strong>Nr</strong>. 54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55), L’école des<br />

loisirs (<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la girafe (<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel (<strong>Nr</strong>. 58), Bol à prénom<br />

(<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl « Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der gelbe Briefkasten der Post (<strong>Nr</strong>.<br />

61), Papier d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 62), Salz La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63), Literatursammlung<br />

La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64), Zitronenpresse aus Glas von Luminarc (<strong>Nr</strong>. 65), Boules<br />

Quies (<strong>Nr</strong>. 66), Ricard aux plantes fraîches (<strong>Nr</strong>. 67), Eau de Châteldon<br />

(<strong>Nr</strong>. 68), Le Livre de Poche (<strong>Nr</strong>. 69), Gemüsepassiergerät Moulinex (<strong>Nr</strong>.<br />

70), Herbes de Provence (<strong>Nr</strong>. 71), Cacolac (<strong>Nr</strong>. 72), L’Image d’Épinal<br />

(<strong>Nr</strong>. 73), La Hulotte, « das meistgelesene Magazin im Tierbau » (<strong>Nr</strong>. 74),<br />

Savon de Marseille (<strong>Nr</strong>. 75), das gelbe Ölzeug von Guy Cotten (<strong>Nr</strong>. 76), die<br />

Künstlerfarben Lefranc Bourgeois (<strong>Nr</strong>. 77), der Parapluie de Cherbourg<br />

(<strong>Nr</strong>. 78) und der Briefkasten « Made in Alsace » für Frankreichfans (<strong>Nr</strong>. 79).<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 95


GUÉWEN A TESTÉ<br />

… das « Champagnermenü »<br />

Seit einigen Jahren stelle ich fest, dass immer mehr französische<br />

Restaurants auf ihrer Karte ein « Champagnermenü »<br />

anbieten, ein Menü also, das vom Aperitif bis zum Dessert ausschließlich<br />

vom Getränk mit den vornehmen Bläschen<br />

begleitet wird. Mittlerweile kommt es<br />

sogar immer häufiger vor, dass man sich mit<br />

Freunden zum gemeinsamen Essen verabredet<br />

und jeder eine Flasche Champagner beisteuert.<br />

Die diversen Sorten werden dann nicht<br />

nur zum Aperitif oder zum Dessert getrunken,<br />

sondern auch zu den Gängen<br />

dazwischen. Ist das nun einfach eine<br />

Modeerscheinung oder ein wahres<br />

Genusserlebnis? Was ist von dieser<br />

Veränderung der Konsumgewohnheiten<br />

beim Champagner zu halten?<br />

Diesen Fragen bin ich nachgegangen.<br />

Ist das etwas Neues?<br />

Ist es tatsächlich sinnvoll, ein Menü von Anfang<br />

bis Ende mit Champagner zu begleiten?<br />

Interessanterweise musste ich feststellen, dass die Antwort<br />

« ja » lautet. Es ist bekannt, dass ein bestimmter<br />

Weiß- oder Rotwein in Kombination mit bestimmten<br />

Speisen das Geschmackserlebnis durchaus steigern kann.<br />

Beim Champagner denkt man jedoch viel weniger an derartige<br />

Verbindungen, da er im Wesentlichen als Aperitif<br />

oder als Begleiter zum Dessert serviert wird. Dadurch ist<br />

in Vergessenheit geraten, dass es – wie bei den sogenannten<br />

« stillen » Weinen – eine große Vielfalt an Champagnersorten<br />

gibt. Da Champagner meist durch die Assemblage<br />

mehrerer Rebsorten hergestellt wird, besitzt jede<br />

Sorte ihre eigene Identität, die der jeweilige Produzent<br />

sorgfältig kreiert hat. Bestandteile eines « Rezeptes » sind<br />

zum einen natürlich die Rebsorten – im Wesentlichen<br />

Pinot noir (Spätburgunder), Pinot meunier (Schwarzriesling)<br />

und Chardonnay –, die in den meisten Fällen kombiniert,<br />

von einer neuen Winzergeneration jedoch auch<br />

sortenrein eingesetzt werden. Zum anderen spielen auch<br />

die Bodenbeschaffenheit sowie manchmal der Jahrgang<br />

eine Rolle. Verschiedene Champagner mit verschiedenen<br />

Speisen zu kombinieren, kann also durchaus sinnvoll sein.<br />

Nicht wirklich. Champagner eroberte sehr schnell die<br />

Tische der Reichen, vor allem der Könige, wo das edle<br />

Getränke während der ganzen Mahlzeit serviert wurde.<br />

Ab dem 18. Jahrhundert entwickelte er sich in seiner<br />

Ursprungsregion im Nordosten des Landes nahezu<br />

zu einem « Muss » bei Tisch, da er als Garant für ein<br />

erfolgreiches Diner betrachtet wurde und angeblich<br />

« für eine gute Verdauung und einen angenehmen<br />

Schlaf » * sorgte. Auf den Restaurantkarten tauchte das<br />

« Champagnermenü » allerdings erst viel später auf. Das<br />

schicke Pariser Restaurant Maxim's bot es nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg erstmals auf seiner Karte an und<br />

kreierte damit das Konzept, Champagner und Gerichte<br />

einer ganzen Speisenfolge aufeinander abzustimmen.<br />

Wie gelingt ein<br />

« Champagnermenü »?<br />

Winzer und Önologen sind sich darin einig, dass man<br />

in diesem Fall genauso wie beim Wein vorgehen sollte.<br />

Ausgangspunkt sind die charakteristischen Merkmale<br />

eines Gerichtes, zu denen man den passenden<br />

Champagner bestimmt. Vor allem sollte man sich<br />

nicht auf eine einzige Champagnersorte beschränken,<br />

* Hora Raisson, in Code Gourmand, Paris, 1829<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


denn zum Erfolg eines solchen Menüs trägt gerade<br />

die Entdeckung der – oft unvermuteten – gustativen<br />

Bandbreite verschiedener Champagner bei. Das Prinzip<br />

besteht darin, die Speisen zu begleiten, ohne die<br />

Geschmackspapillen zu überfordern, den Gaumen<br />

anzuregen und – genauso wie bei den Gerichten – im<br />

Laufe des Essens die Geschmackseindrücke zu steigern.<br />

Muss man auf den Restzuckergehalt<br />

des Champagners achten?<br />

Ja! Das ist ein wesentliches Element, das zu einer Balance<br />

zwischen Gericht und Champagner beiträgt. So<br />

sollte man beispielsweise ein süßes Dessert nicht noch<br />

durch einen halbtrockenen oder lieblichen Champagner<br />

zusätzlich « versüßen ». Interessanter ist hier der Kontrast<br />

durch einen Champagner mit weniger Restzucker. Zur<br />

Erinnerung: Der Winzer kann seinem Champagner vor<br />

dem endgültigen Verkorken eine sogenannte Dosage hinzufügen.<br />

Darunter versteht man die Zugabe einer geringen<br />

Menge eines « Likörs », der meist aus in Wein aufgelöstem<br />

Rohrzucker besteht. Dieser erhöht die Menge<br />

des natürlichen Zuckers aus den Trauben und damit die<br />

Gesamtmenge des im fertigen Champagner enthaltenen<br />

Zuckers. Aufgrund des Zuckergehalts wird der Champagner<br />

dann in die verschiedenen Typen eingeteilt, vom<br />

trockensten bis zum « süßesten » Champagner: Bei brut<br />

nature (oder non dosé) wird keinerlei Zucker zugegeben,<br />

der Restzuckergehalt liegt unter 3 g/l; extra-brut kann bis<br />

zu 6 g/l aufweisen, brut darf maximal 12 g/l Restzucker<br />

haben, extra-dry zwischen 12 und 17 g/l, sec zwischen<br />

17 und 32 g/l, demi-sec zwischen 32 und 50 g/l und doux<br />

schließlich mehr als 50 g/l. Es kann also interessant sein,<br />

mit den verschiedenen Restzuckergehalten zu spielen.<br />

Wenn man im Laufe des Menüs Champagne brut, extrabrut<br />

oder sogar non dosé getrunken hat, kann sich der<br />

Gaumen am Ende mit einem Champagne sec oder sogar<br />

demi-sec « erholen », genau wie es beim Dessert der Fall ist.<br />

Doch wie bereits erwähnt, sollte man darauf achten, den<br />

Zuckergehalt eines bereits sehr süßen Desserts nicht noch<br />

durch einen « süßen » Champagner weiter zu erhöhen.<br />

ohne Dosage hat ausgeprägte mineralische Noten<br />

und eignet sich vorzüglich zu Austern, Meeresfrüchten,<br />

mageren Fischen (vor allem aus Flüssen).<br />

• Ein Champagner brut oder extra-dry, ebenfalls vorwiegend<br />

aus Chardonnay oder ohne dominierende Rebsorte<br />

erzeugt, ist eine ideale Verbindung zu fetten Fischen<br />

(beispielsweise Lachs), Geflügel und hellem Fleisch.<br />

• Champagner brut oder extra-dry, der ausschließlich<br />

aus den dunklen Traubensorten Pinot noir oder Pinot<br />

meunier gekeltert wurde (ein sogenannter Blanc de noir),<br />

eignet sich besonders gut zu Wurstwaren, rotem Fleisch,<br />

(nicht abgehangenem) Wild und nicht sehr stark gewürzten<br />

Gerichten. Er passt ebenfalls gut zu Hart- und<br />

Weichkäse sowie zu Ziegenkäse, der jedoch nicht zu<br />

trocken und nicht zu stark im Geschmack sein sollte.<br />

• Champagner sec oder demi-sec harmoniert dagegen<br />

vorzüglich mit Schimmelkäse wie Roquefort<br />

beziehungsweise mit trockenem Ziegenkäse.<br />

• Prestige-Champagner, Jahrgangs-Champagner<br />

(Champagne millésimé) oder Champagner mit einer<br />

geringen sorgt gemeinsam mit einem alten<br />

Comté (länger als 24 Monate affiniert) aus dem<br />

Jura für ein wunderbares Geschmackserlebnis.<br />

• Die Verbindung von Champagner und Schokolade,<br />

die oft beim Dessert üblich ist, ist nach Meinung aller<br />

Experten dagegen äußerst heikel. Sie gelingt nur, wenn<br />

das Verhältnis zwischen der Säure des Champagners<br />

und der Bitternis der Schokolade perfekt aufeinander<br />

abgestimmt ist. Dies sollte man also nur mit der<br />

entsprechenden Sachkenntnis versuchen …<br />

Gibt es sogenannte « Erfolgskombinationen »<br />

von bestimmten Gerichten mit einem<br />

bestimmten Champagner?<br />

Das ist nicht der Fall, denn alles ist eine Frage des<br />

Geschmacks, und dieser ist prinzipiell sehr individuell.<br />

Bei Gesprächen mit Sommeliers erhielt ich jedoch<br />

einige Tipps, welche Kombinationen in der Regel auf<br />

Zustimmung stoßen. Nachfolgend einige davon:<br />

• Ein Champagner, vor allem einer auf Basis der Rebsorte<br />

Chardonnay, mit einer geringen Dosage oder<br />

Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong> · 97


IMPRESSUM/VORSCHAU<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren und<br />

Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen Mitarbeiter<br />

zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine einzelnen Personen<br />

am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet die Nennung im<br />

Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

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ISSN: 1861-4256<br />

Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />

Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

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Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Françoise Bévérini, Isabelle und Camille<br />

Bismuth-Moesse, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine Doucet, Laurent<br />

Fournerie, Alain Lardière, Ina Muñoz, Annaïs Quetsub, Gérard Rival, Serge Robin,<br />

Sabine Schmitt<br />

Layout: Zauberhaus.eu<br />

Anzeigen:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon Frankreich: +33 (0)1 75 439 441<br />

Telefon Deutschland: +49 (0)921 44710<br />

ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 19/<strong>2021</strong><br />

Druck: westermann DRUCK | pva,<br />

Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig<br />

Vetrieb:<br />

DMV DER MEDIENVERTIEB GmbH & Co. KG. · Meßberg 1 · 20086 Hamburg<br />

Tel: +49 (0)40 3019 1<strong>80</strong>0<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt zusammengestellt.<br />

Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und Vollständigkeit kann jedoch<br />

nicht über nom men wer den. Der Verlag übernimmt keine Haftung für un ver langte<br />

Ein sen dun gen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und Bearbeitung von<br />

Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäfts bedingungen des Verlags. Beiträge,<br />

Fotos und gra fische Dar stel lungen sind ur he ber rechtlich geschützt. Nach druck,<br />

auch aus zugs weise, Ver viel fäl ti gung auf foto mecha nischen und anderen Wegen<br />

sowie Nutz ung auf Da ten trägern bedürfen der schrift lichen Zustimmung des<br />

Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und<br />

Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 5,90 E (D), 6,50 E (A),<br />

10,90 CHF (CH), 7,00 E (F/L/B/NL), 7,00 E (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 19,90 E (D), 21,90 E (A),<br />

37,00 CHF (CH), alle anderen Länder: 26,90 E<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich,<br />

die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2021</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben<br />

nach unten): Titel: Serge Robin, Ajc Presse • S.3: Serge Robin, Ajc Presse<br />

• S.4: J.C. Albert, Titel: Serge Robin, Ajc Presse • S.3: Serge Robin, Ajc<br />

Presse • S.4: Alain Lardière, Ajc Presse; Serge Robin, Ajc Presse; Erlebnis<br />

Akademie AG, DR; Cédric Brown, Ajc Presse; Nicole Cobac, Ajc Presse; Ville<br />

de Boulogne-sur-Mer, Festival Street-Art, DR; Ville de Bayeux, S. Maurice;<br />

Serge Robin, Ajc Presse • S.6-7: MuséoParc Alésia, Sébastien Pl.; Pixabay;<br />

Wolfgang Volz, 2020 Christo and Jeanne-Claude Foundation • S.8-9:<br />

Studio OG, DR; Pressoria, Art Grand-Est, DR; Hôtel de la Marine - Centre des<br />

Monuments Nationaux, Jean-Pierre Delagarde, Photo de Presse; Hôtel de la<br />

Marine - Centre des Monuments Nationaux, DR, Photo de Presse • S.10-11:<br />

Pixabay; Herve Veronese, Centre Georges Pompidou; David Gallard, Saint-<br />

Nazaire Tourisme; Iwan Baan, Luma Arles, DR • S.16-18: Chabe01, Creative<br />

Commons 4.0 • S.20: DR • S.21:Arte, DR • S.22: DR • S.24: DR • S.26-35:<br />

Serge Robin et Jc Albert, Ajc Presse, archives reproduites avec l’aimable<br />

autorisation de l’Espace Georges Brassens de Sète • S.36-45: Serge Robin<br />

et Cédric Brown, Ajc Presse • S.46-55: Ville de Boulogne-sur-Mer, Festival<br />

Street-Art, DR • S.56-57: DR • S.58-65: Alain Lardière, Serge Robin, Cédric<br />

Brown, Ajc Presse. Reproduction des peintures avec l’aimable autorisation<br />

du Musée Robert Tatin • S.66-69: Erlebnis Akademie AG, DR • S.70-73: Ville<br />

de Bayeux, S. Maurice • S.74-77: Cédric Brown et Jc Albert, Ajc Presse • S.<br />

78-83: Pixabay; images d’archives et plan du circuit mémoriel reproduits<br />

avec l’aimable autorisation de l’Office de Tourisme de Sanary-sur-Mer;<br />

Plaque commémorative: Emilie Boulay, Office de Tourisme de Sanary-sur-<br />

Mer • S.84-86: Serge Robin, Ajc Presse • S.92-93: Nicole Cobac, Ajc Presse<br />

• S.94-95: Alain Lardière, Ajc Presse • S.96-97: Françoise Peretti, collection<br />

CIVC; Serge Robin, Ajc Presse • S.98: Pixabay.<br />

Wenn die nächste Ausgabe von Frankreich erleben, die Nummer<br />

81, ab dem 16. November <strong>2021</strong> im Handel erhältlich ist, werden die<br />

Temperaturen deutlich niedriger sein als zurzeit. Alle diejenigen, die<br />

das Magazin jedoch abonniert haben, können gemütlich zu Hause<br />

bleiben, denn bei den Abonnenten steckt es wie immer eine Woche<br />

früher im Briefkasten. Wie auch immer: Wir sind bereits mit den<br />

Vorbereitungen beschäftigt, und Sie können sich schon heute auf<br />

ungewöhnliche Entdeckungen und interessante Begegnungen in<br />

ganz Frankreich freuen.<br />

Bis dahin erhalten Sie im<br />

Rahmen unseres kleinen<br />

Spiels auf dieser letzten<br />

Seite einige Hinweise<br />

auf den Inhalt der<br />

kommenden Ausgabe.<br />

Zunächst zwei Fotos:<br />

Und dann zwei<br />

Hinweise, von denen<br />

jeder eine Verbindung<br />

zu einem der Fotos<br />

hat.<br />

• Ich bin ein Dorf im Zentralmassiv und liege verloren inmitten eines<br />

kleinen Gebietes, mit einem Durchmesser von nicht einmal 10<br />

Kilometern. Zwischen 1925 und 1950 hielten sich hier nicht weniger<br />

als 17 international renommierte Schriftsteller auf, darunter ein<br />

Nobelpreisträger und ein Träger der Fields-Medaille. Während des<br />

Zweiten Weltkriegs nahm dieses Hugenotten-Gebiet mit seiner<br />

wilden, rauen Landschaft viele Menschen auf und retteten ihnen<br />

dadurch das Leben. Meine Geschichte ist relativ unbekannt, aber<br />

sehr fesselnd.<br />

• Ich bin eine Abtei mit einem sehr besonderen Schicksal. Gegründet<br />

wurde ich vor 920 Jahren an der Grenze von Poitou, Touraine und<br />

Anjou. War mir zunächst ein königliches Schicksal beschieden,<br />

wurde ich später in ein Gefängnis verwandelt. Heute gehöre ich<br />

dem Staat und beherberge dank einer Schenkung von fast 900<br />

Werken ein ganz neues Museum für zeitgenössische Kunst, das<br />

bereits als eines der bedeutendsten Frankreichs gilt.<br />

Haben Sie alles erraten? Dann können Sie die Antworten überprüfen,<br />

indem Sie die folgenden Begriffe vervollständigen:<br />

L _ C _ _ _ B _ _ - _ _ R - _ I _ _ O N<br />

A _ _ A _ _ D _<br />

F _ _ T _ _ R _ _ D<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 81 - Winter <strong>2021</strong>-2022<br />

Erscheint am 16. November <strong>2021</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Herbst</strong> <strong>2021</strong>


Großzügige Unterkünfte im modernen Design, eine Wellnesslandschaft<br />

mit 5 Saunen, Sonnenterrasse und Boddenblick, ein Fitnessstudio mit<br />

professionellen Geräten, ein Hobbyraum mit Billardtisch, Tischtennisplatte<br />

und Tischfußball sowie eine Lounge mit Kamin und Panoramablick,<br />

mönchgut living & spa bietet Ihnen alles, um einen perfekten Urlaub auf<br />

Rügen zu verleben. Die Lage im Herzen des romantischen Fischerdorfes<br />

Gager im UNESCO­Biosphärenreservat Südost­Rügen verspricht zudem<br />

Entspannung und Erholung inmitten unberührter Natur, nur wenige Minuten<br />

vom Ostseestrand und den berühmten Seebädern der Insel entfernt.<br />

www.moenchgut-living.de


Es gibt viele Villen in der Provence, die Sie mieten können.<br />

Doch in diese Villa werden Sie sich verlieben!<br />

Sie genießen eine atemberaubende Aussicht über das weite Tal des Naturparks Lubéron,<br />

nach Gordes, auf die Monts de Vaucluse und den Mont Ventoux. Allein dieser atemberaubende<br />

Panoramablick ist unbezahlbar! Außerdem erreichen Sie in nur wenigen<br />

Minuten zu Fuß den Dorfkern von Roussillon mit seinen Geschäften und Restaurants<br />

und bekommen trotzdem wegen der geschützten Lage der Villa nichts vom Trubel im<br />

Ort mit. Die provenzalische Architektur und die Einrichtung im modernen Design bilden<br />

eine gekonnte Symbiose, die Sie so schnell nicht ein zweites Mal in der Provence finden<br />

werden. Der beheizte Infinity-Pool und 2.600 qm große Garten sind Garant für einen<br />

erholsamen Urlaub. Die Villa verfügt über Platz für bis zu zehn Personen, doch durch<br />

den modularen Grundriss fühlt man sich aber auch zu zweit oder viert nicht zu einsam.<br />

www.provence-living.fr

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