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Wirtschafts-News II 2021 Mainz

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6<br />

„Der Mensch im Mittelpunkt”<br />

und andere Utopien<br />

Die Zukunft der Arbeitswelt<br />

Warum sollte irgendein Mensch es genießen, morgens in aller Frühe aus dem warmen Bett zu springen,<br />

sich anzuziehen, sich kaltes Wasser ins Gesicht zu kippen und sich in einen vollkommen unnötigen Stau<br />

zu stellen? Nur um sich dann, am Arbeitsplatz angekommen, vorschreiben zu lassen, was richtig und<br />

falsch ist. Sehr häufig leider auch, ohne die eigenen Interessen und Fähigkeiten gezielt und in Eigenverantwortung<br />

einsetzen zu dürfen? Ein Einblick in die menschliche Seite des Geschäfts und die Notwendigkeit,<br />

unser Verständnis von Arbeitswelt zu renovieren.<br />

Ähnlich wie in einem menschlichen Organismus<br />

müssen die einzelnen Organe in einem Unternehmen<br />

sinnvoll miteinander in Verbindung<br />

stehen – ihre Fähigkeiten sind spezialisiert, doch<br />

erst das Zusammenspiel befähigt uns, zu denken<br />

und uns erfolgreich anzupassen. Seit die<br />

erste Form des Lebens erschien, dauerte es 4,1<br />

Milliarden Jahre Evolution, damit der menschliche<br />

Körper, wie wir ihn heute kennen, zu dem<br />

wurde, was er ist. 4,1 Milliarden Jahre kontinuierlicher<br />

Mutationen, Anpassungen und Verbesserungen,<br />

um in einer Welt ständiger Änderung<br />

zu überleben. Die Natur hatte bis dato<br />

Erfolg – Zeit für uns, die größtenteils noch aus<br />

dem Taylorismus stammenden „Organe“ und<br />

„Hierarchien“ anzupassen.<br />

„Das haben wir schon immer so gemacht!“<br />

Den Unternehmen könnte das Verständnis<br />

helfen, die Digitalisierung nicht als IT-Thema,<br />

sondern als „Menschen-Thema“ zu verstehen.<br />

Denn wer schlechte Prozesse digitalisiert, der<br />

hat am Ende – ganz richtig – schlechte digitale<br />

Prozesse. Momentan konzentriert man sich<br />

aber häufig zu stark darauf, Menschen und ihr<br />

Verhalten zu ändern, indem man ihnen sagt<br />

oder sie schult, wie sie sein sollen. Man passt<br />

eher Menschen an die Software an, nicht die<br />

Software an die realen Bedürfnisse. Dabei ist<br />

das Zielbild häufig ungenügend beschrieben<br />

oder sogar schon veraltet, da interne und externe<br />

Einflüsse die Bedingungen geändert haben.<br />

Die Kompetenzen der Einzelnen werden<br />

nur teilweise wertgeschätzt und „angezapft“.<br />

Das demotiviert. Die gleichen Menschen, die<br />

häufig durch diese Vorgehensweisen zur Unselbstständigkeit<br />

„erzogen“ wurden, sollen nun<br />

aber die Pläne selbstständig umsetzen.<br />

Im Alltag ist es häufig nicht so einfach, die Wirkungen<br />

des selbstständigen Handelns abzusehen.<br />

Wenn wir A machen, geschehen B, C<br />

und D und weil C geschieht, geschieht auch noch<br />

E und spätestens dann verlieren wir den Überblick<br />

über die Wirkung unseres Handelns. Alles,<br />

was wir machen, ist verknüpft mit so vielen<br />

anderen Dingen, die kurz davor, kurz danach<br />

oder sogar gleichzeitig mit unserem Tun geschehen,<br />

das eine sichere Planung nahezu unmöglich<br />

wird. Leider werden die Abhängigkeiten<br />

im beruflichen Alltag nicht immer und nur unzureichend<br />

wahrgenommen. Damit die Kontrolle<br />

des Systems einfacher wird, sind wir es<br />

gewohnt, nur eine Teilaufgabe der Wertschöp-

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