Wirtschafts-News II 2021 Mainz
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Pendelschwung<br />
Frisches Bier, schaler Wein, heulende Gitarren<br />
– in Pendelschwung debattieren Maasland und<br />
Wildemann über Aktuelles aus dem Zeitgeschehen.<br />
Die Verschiedenartigkeit beider sorgt dabei<br />
zuverlässig für unterschiedliche Betrachtungsweisen,<br />
Ansichten und Schlussfolgerungen.<br />
Sagen Sie, Frau Maasland, Sie stehen doch auf<br />
Rocknummern, oder? So musikalisch meine<br />
ich. Wie ist´n das mit `ner langgezogenen, heulenden<br />
Gitarre zwischen zwei Themen? Ist das<br />
ein Puffer? Oder ne Überleitung zum nächsten<br />
Thema? Oder ne Kompensation zwischen Hochdruck<br />
und Tiefdruck? Denken Sie an Sultans<br />
of Swing in der besten Fassung bei der Alchemy-Tour.<br />
Was hat der Knopfler da gemacht?<br />
War das ein Tanz auf der Gitarre oder ne Themenüberleitung.<br />
Oder Bohemian Rhapsody<br />
aus der Feder von Freddie Mercury. Wie mag<br />
es wohl gelingen, so viele Themen in einem<br />
Song zu vereinen? Und so mit Hoch- und Tiefdruck;<br />
was machtn der Wind da eigentlich?<br />
Ausgleichen? Ach und wo wir gerade reden,<br />
wie kam es nur dazu, dass auf die Flower-<br />
Power Punk folgte? Und auf die Härten der<br />
Aufklärer nach kurzer Überleitung die Romantik?<br />
Jetzt, da ich schreibe, frage ich mich, ob<br />
die Überleiter, die Stürmer und Dränger, die<br />
Gitarre waren? Sorry, dass ich Sie jetzt derartig<br />
belagere, aber ich kenne niemanden sonst,<br />
der Geisteswissenschaften und Musik kann.<br />
Außerdem las ich aufmerksam einen Text von<br />
Ihnen. Da sprachen Sie von disruptiver Krise<br />
im Zusammenhang mit der Pandemie. Da haben<br />
ja jetzt viele Leute im Heft wieder mitgeschrieben.<br />
Haben Sie das gelesen? Da reden<br />
die Leute über Homeoffice, die Veränderung<br />
der Arbeitswelt im Allgemeinen und über einen<br />
Paradigmenwechsel, der in der Politik stattfinden<br />
muss. Zum Beispiel sagte der Alexander<br />
Schweitzer, dass Beschäftige während<br />
Corona keinen Pendelstress hatten und mehr<br />
Zeit für die Familie. Gleichzeitig stellt er fest,<br />
dass die Belastungen für Unternehmen derzeit<br />
gewaltig sind. Ist Herr Schweitzer die Gitarre?<br />
Frau Maasland?<br />
Hm, diese Rolle kann er natürlich übernehmen,<br />
wenn er will. Doch die interessantere<br />
Frage ist ja vielmehr, welches Stück er spielt.<br />
Und für welches Publikum. Wer nach neuer<br />
Inspiration oder gar Disruption sucht, wird<br />
für dieses Konzert möglichweise keinen Eintritt<br />
zahlen. Denn dass Corona einerseits<br />
Belastungen und andererseits Entlastungen<br />
bringt, ist nach den ersten Empörungswellen<br />
ja allgemein anerkannt. Jetzt darf man<br />
gespannt sein, was die Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Gemeinschaft<br />
daraus macht. Aktuell<br />
macht es durchaus den Eindruck, dass<br />
viele bei „New Work“ einfach mal mitreden<br />
und dabei vor allem große Freude am Spiel<br />
mit den dazugehörigen Buzzwords haben.<br />
Aber die Beschäftigung mit dem Geist der<br />
Prämisse „Jeder macht, was er wirklich wirklich<br />
will“ jenseits einer schmerzlosen Oberfläche<br />
scheint nicht so recht erstrebenswert.<br />
Einzig bei David Dietz lässt sich die Radikalität<br />
der New Work-Idee erkennen. Er legt