• Garçon-Gespräch Spreewald kulinarischWas macht den Spreewälder stark?Kneedelen, Leinöl und Quark.Was schmeckt am zur Sonntagsruh?Kaffee und Plinze dazu.Was werd er immer lieben?Grützwurscht und große Grieben.Was gibt am Mut und Zorn?Alter Cottbuser Korn.Was klärt den Kopp bei Mann und Frau?Saure Gurken aus Lübbenau.40
Spreewald kulinarisch Garçon-Gespräch •Melanie Kossatz ist waschechte Spreewälderin – geboren undaufgewachsen in Lübben. Nach dem Abitur verließ sie die Heimatund studierte an der Hochschule Braunschweig-WolfenbüttelTourismuswirtschaft, Abschluss als Diplom-Kauffrau. Es folgtenBeratungstätigkeiten in Consulting- und Marketingfirmen in Dresdenund Berlin sowie die Arbeit als Referentin beim Deutschen IndustrieundHandelskammertag, ebenfalls in Berlin. 2016 folgte sie einemRuf aus ihrer Heimatstadt und übernahm die Geschäftsführung desSpreewaldvereins e. V. mit Sitz in Lübben.Man sagte uns, in Ihrem Verein schlage das kulinarische Herz desSpreewaldes und nun gibt es hier nur ein paar normale Büros.Was haben Sie denn erwartet? Eine Großküche?Zumindest ein Kochstudio, einen Kochbuchverkauf, so was.Da muss ich Sie enttäuschen.Und womit können Sie mich erfreuen?Vielleicht damit, dass ich Ihnen sage, dass wir dem Spreewald einkulinarisches Gesicht geben.Und wie tun Sie das?Das Arsenal unserer Mittel ist vielfältig. Zum Beispiel sind wir Inhaberder regionalen Dachmarke Spreewald, das ist ein Gütesiegel, mit demwir regionale Produkte und Dienstleistungen sowohl der Land- undErnährungswirtschaft, aber auch des Handwerks, des Handels undder Tourismuswirtschaft zertifizieren.Welche Bedingungen müssen Produkte oder Dienstleistungen erfüllen,damit Sie ihnen dieses Gütesiegel zuerkennen können?Sie müssen im so genannten Wirtschaftsraum Spreewald, der nichtnur das UNESCO-Biospährengebiet umfasst, sondern ein ganzesStück darüber hinaus reicht, angebaut, verarbeitet, erzeugt oder – imFalle von Dienstleistungen – angeboten werden. Sie müssen hohenQualitätsstandards genügen und sie müssen natürlich typisch fürunsere Region sein.Haben Sie ein kulinarisches Beispiel parat?Nicht nur eins, aber am bekanntesten ist sicher die Spreewälder Gurke,die inzwischen auf rund 600 Hektar kultiviert wird – das sind übrigens80 Hektar mehr als im Vorjahr – und deren Ernte am 24. Juni begonnenhat und bis in den September andauern wird.Und diese Spreewald-Berühmtheit braucht noch ein Gütesiegel?Richtig. Sowohl das von der EU 1999 verliehene g. g. A. -Prädikat, alsodie geschützte geografische Angabe, als auch unser Spreewald-Gütesiegelgarantieren, dass es sich dort, wo Spreewälder Gurke draufsteht, auch wirklich um Spreewälder Gurke handelt.Das ist wirklich so immens wichtig?Keine Frage. Die Spreewälder Gurke ist sowohl Imageprodukt undSympathieträger als auch ein beträchtlicher Wirtschaftsfaktor fürunsere Region. Und gewissermaßen auch eine Werbeikone. Dasgilt übrigens genauso für den Spreewälder Meerrettich. GestattenSie mir in diesem Zusammenhang noch einen Gedanken. Indemwir uns um den Schutz und die Sicherung der Qualitätsstandardsdieser Produkte kümmern, stärken wir die ländliche Wirtschaftund den Tourismus – sozusagen als unsere übergeordnete Aufgabe.Oder, um auf den Anfang unseres Gespräches zurückzukommen,indem wir dem Spreewald ein kulinarisches Gesicht geben,tragen wir dazu bei, den Prozess der ländlichen Entwicklung unddamit der Lebensverhältnisse der Menschen in unserer Regionvoranzubringen.Eigentlich ist das ein gutes Schlusswort, aber zwei direkte Essenund-Trinken-Fragenhätte ich dann doch noch.Bitte.Erstens – welches kulinarische Potenzial hat denn die viel gerühmteSpreewaldgurke – außer, dass sie knackig und ziemlich einzigartigim Geschmack ist?Wir haben gemeinsam mit 18 bekannten Spreewälder Küchenchefinnenund Küchenchefs eine umfangreiche Sammlung mitGurkenrezepten veröffentlicht, die Ihre Frage sicher beantwortet.Weil ich die Rezepte jetzt nicht alle aufzählen kann, empfehle ichIhnen diese Lektüre. Ich wette, Sie werden staunen. Soviel dazu –und Ihre zweite Frage?Stellen Sie sich vor, Frau Kossatz, Sie wollen Freunden, denendie Spreewaldküche völlig fremd ist, ein regionaltypisches Menüservieren. Was käme auf die Teller?Wow, geben Sie mir eine Minute zum Überlegen … Also: Zuerst eineSpreewälder Senfgurkensuppe. Als Hauptgang würde ich Ochsenbäckchenmit Meerrettichsauce servieren und als Dessert Eierplinse,angerichtet mit Zucker und Zimt. Ach ja, und dazu würde ich eineSpreewälder Gurkenbowle nach einem Rezept von Peter Franke einschenken.Zufrieden?Voll und ganz und vielen Dank für das Gespräch.41