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Magazin GARCON - Essen, Trinken, Lebensart Nr. 58

Unsere Annette (Torten-) Zeller hat Applaus verdient. Warum? Lesen Sie alles dazu im neuen GARCON Genuss Magazin! Auch was es mit dem VOLK oder Burneleits vierten Streich auf sich hat, was das Besondere an den Corises mi-cuites von Anais oder den Shitake aus Kyushu ist oder wie eine Spreewälder Traditionsfleischerei bis heute bestehen konnte. Natürlich waren wir auch wieder bei tollen Produzenten in Brandenburg zu Gast, aber auch bei einer adligen Dame vom Grill, bei Christoph Hauser und seinen Mitstreitern und bei Natalie, die sich mit polnischen Backwaren auskennt. Lesen Sie alles rund um Passionsfrucht, Buchweizen und Porridge - auf keinen Fall langweilig!

Unsere Annette (Torten-) Zeller hat Applaus verdient. Warum? Lesen Sie alles dazu im neuen GARCON Genuss Magazin! Auch was es mit dem VOLK oder Burneleits vierten Streich auf sich hat, was das Besondere an den Corises mi-cuites von Anais oder den Shitake aus Kyushu ist oder wie eine Spreewälder Traditionsfleischerei bis heute bestehen konnte. Natürlich waren wir auch wieder bei tollen Produzenten in Brandenburg zu Gast, aber auch bei einer adligen Dame vom Grill, bei Christoph Hauser und seinen Mitstreitern und bei Natalie, die sich mit polnischen Backwaren auskennt. Lesen Sie alles rund um Passionsfrucht, Buchweizen und Porridge - auf keinen Fall langweilig!

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Kulinarische Nachlese Rubriken •

NWDR-Fernsehkoch Clemens Wilmenrod im Hamburger TV-Kochstudio.

Wir beide sind Jahrgang 1956 bzw. 1963, haben also auf Grund später

Geburt ein revolutionäres Ereignis der deutschen Fernsehgeschichte

verpasst und können es nur mit Hilfe unserer Bücher und des Internets

rekapitulieren.

Es geschah am 20. Februar 1953, einem Freitag. Um 21.30 Uhr,

zur besten Sendezeit, begrüßte aus einem deckenhoch gefliesten

Studio des Nordwestdeutschen Rundfunks auf dem Hamburger

Heiligengeistfeld ein Mann die Zuschauer. Markenzeichen: schwarzes

Menjoubärtchen, knappe Latzschürze, schmieriger Hausfrauenverführerblick.

„Ihr lieben goldigen Menschen“, säuselte er und kochte

in den folgenden fünfzehn Minuten live und in schwarz-weiß ein

italienisches Omelett und Kalbsniere mit Mischgemüse aus der Dose.

Dazu gab es Fruchtsaft im Glas, danach türkischen Mokka.

Wer damals vor dem Fernsehapparat saß, hatte die Geburtsstunde

des deutschen TV-Kochens erlebt (die Sendung konnte übrigens auch

in Berlin empfangen werden, denn der NWDR versorgte von 1946 bis

1954 die Stadt mit seinem Programm, der Sender Freies Berlin ging

erst am 1. Juni 1954 an den Start).

Und den ersten deutschen Fernsehkoch. Übrigens: Weder sein

Name noch sein Beruf waren echt. Er hieß nicht Clemens Wilmenrod,

sondern Carl Clemens Hahn (Wilmenrod im schönen Westerwald

war sein Geburtsort), und er war kein Koch, sondern ein mittelloser

Schauspieler mit mäßigem Erfolg. Das Konzept für die Kochsendung

ersann er gemeinsam mit seiner Frau Erika, einer Metzgerstochter aus

Wiesbaden. Sie war es auch, die dem blutigen Anfänger die wichtigsten

Handgriffe beibrachte, die er für die Sendung brauchte. Beide stellten

ihr Projekt dem damaligen NWDR-Intendanten Adolf Grimme vor, der

hatte offensichtlich einen guten Riecher für erfolgversprechende

Exposés – und gab grünes Licht.

Grimmes Entscheidung erwies sich als goldrichtig. „Bitte, in zehn

Minuten zu Tisch“ avancierte schnell zur beliebtesten Fernsehsendung

der Deutschen. Zuschauerzahlen von bis zu drei Millionen entsprachen

zur damaligen Zeit Einschaltquoten von 50 bis 80 Prozent. Das lag

vor allem daran, dass Koch-Darsteller Wilmenrod perfekt sowohl auf

der Fress- als auch auf der Reisewelle der 1950er Jahre surfte und

unserer Elterngeneration vor Augen führte, dass sie wieder wer sei.

Leute mit Geschmack und „Was-kostet-die-Welt-Flavour“.

Irgendwo lasen wir im Zusammenhang mit dem Phänomen der

Gastronomisierung deutscher TV-Kanäle und dem damit verbundenen

massenhaften Auftritt von televisionären Herdarbeitern mal den

Satz, dass man fürs Fernsehen weder kompetent noch originell, nur

penetrant genug sein müsse. Sicher eine böse Formulierung, aber

auf Clemens Wilmenrod, den „Felix Krull des Fernsehkochens“, traf

sie ohne jede Einschränkung zu. Er jazzte Banalrezepte (Arabisches

Reiterfleisch oder Gefüllte Erdbeere) zu kulinarischen Außergewöhnlichkeiten

hoch; entdeckte, wie lukrativ Schleichwerbung sein kann

und wie man Popularität sonst noch zu Geld machen kann.. .

Immer dabei: Der Infrarotgrill „Heinzelmann“.

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