32ZoomChristoph Elwert war lange Zeit Leiter und Gesicht des Modular Festivals. Vor zwei Jahren übergab er dann denmodularen Stab, um seinen anderen Berufsfeldern mehr Zeit widmen zu können. Verschiedene Festivals, dieeigene Ticketplattform und Gastronomie standen auf dem Plan für 2020, doch dann kam Corona ...Von Markus KrapfAugsburger KulturmacherAuf zwei Kurze mit Christoph Elwert,Veranstaltungsagent und SchnapsbrennerOpen Airs der „Mategroup“ im August:20./21.08.Alb Festival, St. Patritz Kapelle Böhmenkirch28./29.08.kunstWERK Open Air, Gaswerksgelände AugsburgTickets: www.ourticket.deFotos: Jonathan Stodtmeister
Zoom33Fotos: Jonathan StodtmeisterFotos: Max TankDu bist mit deinen beiden Geschäftsfeldernin der Gastronomie und in der Kulturbrachezuhause. War das die richtige Entscheidungoder spekulierst du nach den wahrscheinlichhärtesten zwei Jahren deines Berufslebensnicht vielleicht doch irgendwann mit einemWechsel ins „seriöse Fach“?Hey, seriös finde ich unser Business auch(lacht)! Und ja, es war die richtige Entscheidung.Dass es so kam und dies die neue pandemischeRealität ist, in der wir leben müssen, war ja nichtabsehbar.Corona hat vieles verzögert oder erschwert,aber auch eine schärfere Sicht auf die Dingegebracht. Aber gut, nach dem Ausstieg aus demModular Festival standen viele Projekte an, die wirnun angehen können.“Wie die zwei eigenen Open Air-Formate, diedeine Veranstaltungsagentur „Mategroup“ anden letzten beiden August-Wochenenden amStart hat?Stimmt genau. Und auf die freuen wir unssehr. Es gibt zwei Konzepte, die wir bereits vorder Pandemie entwickelten. Das Eine ist das „Alb-Festival“, ein Festival-Format in meiner HeimatgemeindeBöhmenkirch. Dort gab es früher fast25 Jahre lang das „Cross Over Festival“, auf demschon Uriah Heep, Jennifer Rostock, Emil Bullsoder Fury in the Slaughterhouse gespielt haben.Irgendwann fehlten aber die strukturellen Voraussetzungen.Die können wir jetzt mit der „Mategroup“abdecken und setzen dieses Festival neu auf.Dafür nehmen wir übrigens auch ein Learningaus der Corona-Zeit mit. Es muss nicht immergrößer, schneller, weiter sein! Auch Kleinstfestivalsmit bis zu 2.000 Besuchern können lukrativumgesetzt werden. Und auch der Zeitpunkt, EndeAugust, war dafür gut. Daumen drücken, dassWetter und Inzidenz passen!Sowieso, denn nur eine Woche später ziehtihr ja dann mit dem ganzen Equipment nachAugsburg um. Ich kann übrigens echt nur gratulieren,das Line Up des kunstWERK OpenAir ist das Beste, das es diesen Sommer hier zusehen gibt.Danke schön. Ja, wir bauen die komplette Produktionin Böhmenkirch ab und dann am Gaswerkin Augsburg wieder auf. Nur das Line Upist nicht komplett gleich, in Augsburg konntenwir für den Samstag beispielsweise Niels Frevertgewinnen. Am Freitag haben wir eine Kooperationmit dem Independent Label „Audiolith“. Dawerden Akne Kid Joe, Frittenbude, Egotronic undDie Sauna spielen.Das kunstWERK-Format habt ihr erstmalsletzten Sommer am Gaswerksgeländeerfolgreich über zwei Monate veranstaltet.Warum ist es heuer auf zwei Tage zusammengeschrumpft?Letzten Sommer waren wir trotz all derUngewissheit rund um die Pandemie sehr früham Start und bekamen schnell das Go der Stadtwerke,unsere Bühne aufbauen und das Areal überacht Wochen bespielen zu dürfen. Dieses Jahrlief das anders, weil die Stadt Augsburg unter derDachmarke #augsburgbewegt den Gaswerksommerextra aufgelegt und viele Veranstalter*innenmit ins Boot genommen hat.Es muss nicht immergrößer, schneller,weiter sein!“Ihr habt Euch in den letzten Monaten auchdigitaler aufgestellt und eure eigene Ticketplattform„ourticket“ ausgebaut. Wir selbsthaben diese Plattform 2020 bei unserem„Heute im Stadion“- Festival genutzt. Erstaunlich,wie unkompliziert ihr uns damals geholfenhabt. Wird euer Ticketsystem eigentlichauch bei anderen Veranstaltungen in Augsburggenutzt?Ja, wir haben dieses Jahr für „Le Heat“ amProvino das Ticketing gemacht. Weitere sind inPlanung.Die großen Veranstaltungen in Augsburgwerden über die Big-Player wie Eventim oderReservix abgewickelt. Wäre es nicht denkbar,dass ihr als lokaler Anbieter diese Leistungenim Ticketingbereich abdeckt?Es wäre sicher kein Nachteil, wenn derTicketpartner die Örtlichkeiten kennt undwenn man die vielen Kulturveranstaltungen,die es in Augsburg gibt, zentral und mit einemzusätzlichen, übersichtlichen Veranstaltungskalenderüber eine hier ansässige Ticketplattformanbieten würde. Durch unser Knowhow vor Orthaben wir auch Vorteile beim Troubleshootingund wissen sehr genau, wo die Daten gespeichertwerden. Wir arbeiten hier mit der HamburgerFirma „White Label“ zusammen, die für uns dastechnische Backup macht.Darauf erstmal einen Schnaps! Sehr zumWohle, Christoph! Dieser weiße Pfeffi hier istmein absolutes Lieblings-Likörchen. Du stellstihn und auch andere Spirituosen, die hier im„Tante Frizzante und Herr Brand“ verkauftwerden, selbst her.Das stimmt und das war auch der Grund,warum ich damals im Restaurant „Färberei“ eingestiegenbin. Wir wollten einen Laden in Augsburghaben, in dem wir unsere Produkte direkt an dieLeute bringen können.Wer ist denn eigentlich wir?Mein Bruder Philipp und ich produzierenunter dem Label „Gebrüder Elwert“ zusammenSpirituosen und haben mittlerweile 5 Gins, denKräuterlikör unseres Großvaters, diesen Pfeffi undverschiedene Obstbrände im Sortiment. Dafürbauen wir auf der schwäbischen Alb in unsererHeimat Böhmenkirch auf Streuobstwiesen selberan. Mein Bruder ist dort der ortsansässige Apotheker,er hat die elterliche Apotheke übernommenund produziert die Spirituosen. Ich kümmeremich um Marketing und Verkauf. Dafür ist „DieFrizzante“ natürlich perfekt.Wie sind nun deine weiteren Pläne für dieZukunft?Genauso weitermachen wie bisher und amursprünglichen Plan festhalten: Produkte selbstherstellen, Angebote in Gastronomie und derKultur schaffen, denn das ist und bleibt wichtigfür die Lebensqualität. Wir sind in Bereichentätig, die gerade sehr viel Umstellungen erfordernund allen Mitarbeiter*innen viel abverlangthaben. Daher ist das oberste Ziel für dieses unddas kommende Jahr, Planungssicherheit zuerlangen und dadurch Ruhe reinzubringen. Eingroßes Resümee kann ich noch nicht ziehenoder sogar sagen, was mögliche positive Effekteder Krise sind. Aber eines ist sicher: Wir bleibenden Branchen treu! (max)