"Menschen helfen Menschen" - Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz 2021 - Frohnhofener Bürger helfen mit vor Ort in Insul (23./24.07.2021) - Ein Bericht von Thomas Weyrich
"Menschen helfen Menschen" Frohnhofener Bürger vor Ort in Insul im Hochwassergebiet Rheinland-Pfalz 2021 In Frohnhofen hat man nicht nur fleißig Sach- und Geldspenden getätigt, sondern Ortsbürgermeister Thomas Weyrich und sein Team konnte auch noch zusätzliche Spenden aus Krottelbach, insbesondere auch von der Kaffeemanufaktur Reismühle mitnehmen nach Insul, einen Ort, den das Hochwasser in Rheinland-Pfalz im Juli 2021 besonders schlimm getroffen hatte. In diesem Ort wollten die Frohnhofener direkt mitanpacken und bei den vielfältigen Arbeiten rund um den Wiederaufbau mithelfen. Unser Bericht von Thomas Weyrich schildert die Eindrücke des Teams vor einer Woche, als man die erste Tour nach Insul unternommen hatte - in Text und Bild, um so auch unsere Zuschauern sozusagen aus erster Hand zu informieren über die Lage vor Ort - wenige Tage nach der verheerenden Katastrophe. "Wir waren überwältigt über die Dankbarkeit der Einwohner über unse Mithilfe und wir waren ebenso froh, dass wir inmitten der Trümmer und des großen Leids auch so viel Zuversicht, Hoffnung und Optimismus kennenlernen durften. Ich muss gestehen, wir hatten Tränen in den Augen, als wir von hier wieder weggefahren sind." Hier nun der Bericht von Thomas Weyrich. Bitte auf den Link klicken. Dann kommt man zu unserem Partner YUMPU, mit dessen Publishing Programm wir den Bericht auch über Facebook aussenden können ...
"Menschen helfen Menschen"
Frohnhofener Bürger vor Ort in Insul
im Hochwassergebiet Rheinland-Pfalz 2021
In Frohnhofen hat man nicht nur fleißig Sach- und Geldspenden getätigt, sondern Ortsbürgermeister Thomas Weyrich und sein Team konnte auch noch zusätzliche Spenden aus Krottelbach, insbesondere auch von der Kaffeemanufaktur Reismühle mitnehmen nach Insul, einen Ort, den das Hochwasser in Rheinland-Pfalz im Juli 2021 besonders schlimm getroffen hatte.
In diesem Ort wollten die Frohnhofener direkt mitanpacken und bei den vielfältigen Arbeiten rund um den Wiederaufbau mithelfen.
Unser Bericht von Thomas Weyrich schildert die Eindrücke des Teams vor einer Woche, als man die erste Tour nach Insul unternommen hatte - in Text und Bild, um so auch unsere Zuschauern sozusagen aus erster Hand zu informieren über die Lage vor Ort - wenige Tage nach der verheerenden Katastrophe.
"Wir waren überwältigt über die Dankbarkeit der Einwohner über unse Mithilfe und wir waren ebenso froh, dass wir inmitten der Trümmer und des großen Leids auch so viel Zuversicht, Hoffnung und Optimismus kennenlernen durften. Ich muss gestehen, wir hatten Tränen in den Augen, als wir von hier wieder weggefahren sind."
Hier nun der Bericht von Thomas Weyrich. Bitte auf den Link klicken. Dann kommt man zu unserem Partner YUMPU, mit dessen Publishing Programm wir den Bericht auch über Facebook aussenden können ...
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Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz 2021
Frohnhofener Bürger helfen mit vor Ort in Insul (23./24.07.2021)
Ein Bericht von Thomas Weyrich
Am Freitag, den 23.07.2021, sind wir mit fünf Helfern aus Frohnhofen schon um kurz nach
06:00 Uhr morgens nach Insul aufgebrochen und haben uns unterwegs mit Rolf Braun,
einem früheren Mitarbeiter des Innenministeriums, und dessen Tochter getroffen, um
gemeinsam ins Einsatzgebiet zu fahren. Rolf hatte zuvor Kontakt zu Bürgermeister Ewald
Neiß und dessen Tochter aufgenommen, um konkret in Erfahrung zu bringen, was aktuell
am notwendigsten in diesem von der Flut betroffenen kleinen Dörfchen gebraucht wird. So
haben wir von unseren Sachspenden bereits gezielt Material mitgenommen und zusätzlich
von den Spendengeldern Arbeitsmaterialien wie Schrubber, Gummiabzieher, Handschuhe,
Masken, Reinigungsmittel und -tücher
sowie Taschenlampen besorgt. Auch der
Bürgermeister unserer Nachbargemeinde
Krottelbach, Karlheinz Finkbohner, wurde
von uns informiert und hat uns mit
eingekauften Materialien versorgt. Ebenso
hat sich die Kaffeemanufaktur Reismühle
mit einer großen Sachspende beteiligt.
Herzlichen Dank dafür! So konnte ein Teil
unserer vielen Sachspenden bereits direkt
nach Insul gelangen.
Unterwegs sahen wir bereits wie mächtig die Ahr geworden war und was sie alles an
Schutt, Bäumen und Gegenständen mitgerissen hatte.
In Insul angekommen nahm uns
die Tochter des Bürgermeisters in
Empfang und fuhr mit uns in den Neubaugebietsteil, der tagelang vom Altort abgeschnitten
war, weil die alte Steinbrücke von den Fluten weggerissen wurde. Hier trafen wir auch
Ihren Vater, den Ortsbürgermeister.
Zwischenzeitlich hat die Bundeswehr eine Behelfsbrücke errichtet, über die man ins
Neubaugebiet gelangt. Wir waren geschockt, als wir über die Ahr fuhren und die ersten
zerstörten Häuser sahen, die nicht mehr bewohnt werden können.
Zuvor hatten wir von der Tochter des Bürgermeisters bereits erfahren, dass drei Häuser
komplett weggespült wurden.
Nachdem wir im Neubaugebiet
anhielten und erstes Material
verteilten, kamen immer wieder
Leute, die nach einzelnen
Gebrauchsgegenständen fragten
und froh waren, dass wir bereits
einiges direkt hierher gebracht
hatten. Rolf hatte über die Polizei
Gummistiefel organisiert, die
reißenden Absatz fanden - auch
wenn die Schuhgröße nicht immer
passte. Viele kamen auf uns zu und
weinten und bedankten sich, dass
wir zu ihnen gekommen sind um zu
helfen.
Ein erster Arbeitstrupp von uns fing
an, in einem völlig zerstörten Neubau
die Küche abzubauen, damit der
Estrich getrocknet werden konnte.
Aus dem Keller wurden dann
zentnerschwere Bauteile, wie z.B. die
zerlegte Heizung, von unseren
Helfern vors Haus gebracht, von wo
aus sie später nach
Zwischenlagerung an einem
Sammelplatz am Ufer der Ahr
abgefahren werden sollen.
Die Hausbesitzerin hatte bereits eine Fachfirma für die
Schadensbegutachtung vor Ort.
Mit dem Material, was wir im
Neubaugebiet nicht verteilt
hatten, fuhren wir zur alten
Schule, die als zentrales
Versorgungszentrum
eingerichtet ist.
Dort erfuhren wir, dass
Kleider und ähnliches zurzeit
ausreichend vorhanden
seien, nachdem diese vom
Nürburgring angeliefert
worden waren. Die Tochter
von Bürgermeister Neiß sagte uns, dass derzeit noch überhaupt nicht überschaubar sei,
was beispielsweise an Schuhwerk, Kleidung, Hygieneartikeln etc. noch gebraucht würde.
Viele, die ihr Haus verlassen mussten, seien in anderen Unterkünften in den Nachbarorten
untergebracht, darunter auch viele alte Menschen. Vermutlich kann man erst einen
Überblick gewinnen, wenn alle wieder zu ihrem Zuhause zurückkehren. Die positive
Nachricht, die sie uns jedoch vermitteln konnte, war, dass in Insul keine Vermissten oder
gar Tote zu beklagen sind.
Nachdem wir unseren Arbeitseinsatz in dem Neubau beendet hatten, fuhren wir dann in
den Altortbereich. Gegenüber dem Hotel Ewert sahen wir einige Leute, die Schutt aus
einem noch etwas neueren Haus entsorgten. Spontan hielten wir an und fragten, ob wir
uns nützlich machen könnten. Hier haben wir mehrere Stunden hart mit Bohrhammer und
entsprechendem Gerät gearbeitet und halfen dabei Wandfliesen zu entfernen und den
Estrich aufzustemmen.
Diese Arbeiten stehen in ganz vielen Häusern an, damit die Trockenarbeiten beginnen
können. In den Häusern gibt es kein fließendes Wasser und keinen Strom. Alles wird an
zentralen Sammelstellen zur Versorgung bereitgestellt. Es liegen kilometerweit Kabel und
mobile Flutlichtmasten mit Aggregaten sorgen für Licht am Abend.
Für die großen und kleinen Geschäfte wurden in den Straßen Dixi-Klos aufgestellt. Vor fast
jedem Haus liegen Schuttberge und die Straßen sind staubig vom vielen Matsch, den die
Ahr angeschwemmt hat.
Was uns besonders aufgefallen ist, ist die Vielzahl privater Helfer, die teilweise durch die
Straßen laufen und die Hausbewohner ansprechen, was an Hilfe geleistet werden kann.
Auch wurden wir immer wieder mit Getränken und Brötchen von Privatleuten versorgt, die
mit Bollerwagen und Schubkarren durch die Straßen und Sammelplätze fahren und die
Bewohner und die Helfer versorgen.
Ganz toll fanden wir, dass sogar Salat mit
verschiedenen Dressings in Einwegtellern mit
Einweggeschirr angeboten wurde. Es gibt auch
eine zentrale Essensausgabe für warme
Mahlzeiten im Bereich der Hauptstraße, die
offensichtlich nicht von der Flut erreicht wurde.
Was uns gestern schon aufgefallen war, waren die vielen großen Feuerwehrautos in den
Straßen, die - wie wir gesehen haben - sogar aus Schleswig-Holstein angerückt waren.
Allerdings fiel uns auf, dass in
diesen Fahrzeugen nur wenig
Personal saß und die Fahrzeuge
aus unserer Sicht ohne Plan
durch Insul bewegt wurden. Wir
sahen keine Feuerwehrleute oder
THW-Helfer, die irgendwo die
Einwohner bei den
Aufräumarbeiten unterstützt
hätten. Lediglich fünf
Feuerwehrleute der Feuerwehr
Dudenhofen gingen durch die
Straßen und fragten bei
verschiedenen Bewohnern, ob sie
denn helfen könnten. Die, die
keine Hilfe benötigten, bedankten
sich und gaben einen Tipp, wo die jungen Männer sich vermutlich nützlich machen
könnten. Für uns war etwas merkwürdig, dass sich die Leute in den Häusern selbst mit
Bohrhämmern und weiteren Werkzeugen versorgen mussten, obwohl dieses Material
sicherlich reichlich auf den Feuerwehrwagen vorhanden ist. Auch Stromaggregate wurden
offensichtlich privat organisiert. Weil diese nicht leistungsfähig genug sind, musste unsere
Arbeit ständig unterbrochen werden, weil Sicherungen herausgeflogen waren.
Als wir an der alten Schule waren, ist uns dort eine Liste aufgefallen, auf der die freiwilligen
Helfer der Zentralsammelstelle alles notiert hatten, was tagesaktuell dringend benötigt
wird.
Rolf fuhr deshalb spontan nach Adenau und besorgte vom Spendengeld dringend
benötigtes Verbandsmaterial, Salben und sonstiges medizinisch notwendiges Equipment.
Dabei nahm er auch gleich Leergut mit, dass die Betroffenen gesammelt hatten, und
brachte im Gegenzug einen ganzen Anhänger voll Wasserkästen, die wir einfach an den
Häusern verteilten.
Kurz vor 18:00 Uhr traten wir an diesem Tag den Rückweg an und unterhielten uns im Bus
über die gesammelten Eindrücke des Tages. Einheitliches Fazit war, dass hier noch über
Wochen private Unterstützung gebraucht wird, damit die
Menschen ihre Häuser vielleicht bis zum Winter wieder
bewohnbar machen können und diejenigen, die jetzt noch
in Notunterkünften untergebracht sind, wieder
zurückkehren können.
Wieder zuhause in Frohnhofen eingetroffen, haben wir den
Bus, den uns der Landrat zur Verfügung gestellt hatte,
gleich wieder mit notwendigem Material beladen, um direkt
am Samstagmorgen, 24.07.2021, wieder nach Insul fahren
zu können.
Wir hatten im Radio gehört, dass für diesen Samstag wieder Unwetterwarnungen
herausgegeben wurden und so wollten wir unbedingt die Versorgungsgüter noch nach
Insul bringen, bevor eine Fahrt dorthin evtl. nicht mehr möglich gewesen wäre. Also sind
wir wieder um 06:00 Uhr losgefahren und haben Bürgermeister Neiß direkt an der alten
Schule angetroffen, der heftig gestikulierte und wohl etwas verärgert war, dass einfach ein
großer Sattelzug mit Hilfsgütern, vorwiegend Kleidern, ohne Ankündigung vorgefahren war
und offensichtlich ausladen wollte. Für uns ist wieder der Eindruck entstanden, dass die
Koordinierung der Hilfslieferungen dringend verbessert werden muss. Auch wir in
Frohnhofen und Krottelbach haben zusammen noch etwa 7,5 t an Hilfsgütern eingelagert
und warten auf die Rückmeldung der VG Adenau, bei der wir uns bereits letzten Samstag
haben registrieren lassen mit Angabe, was wir alles gesammelt haben.
Nachdem es um 09:00 Uhr noch nicht regnete, haben
wir uns entschlossen, spontan wieder in den
Altortbereich zu fahren und dort weiterzuarbeiten, wo
wir gestern geholfen hatten. Die jungen Leute, denen
das Haus gehört, haben sich gefreut und uns erzählt,
dass im Erdgeschoss ältere Menschen wohnten, die
mit einer Leiter aufs Dach gekrabbelt seien um sich vor
dem Wasser zu retten. Das Bild zeigt, wie hoch das
Wasser im Haus gestanden hat.
Als wir mit den Aufräumarbeiten in diesem Gebäude „fertig“ waren, hat uns der Besitzer zu
einem anderen Bau in der gleichen Straße mitgenommen.
Dort waren bereits viele fleißige Helfer damit beschäftigt, den Estrichboden über der
Fußbodenheizung zu entfernen und
den Schutt mit einem Traktor mit
Schaufel zu einem zentralen
Sammelplatz am Ortsrand zu
bringen. Die Leute, die diesen
Neubau im Altortteil bewohnten,
hatten vermutlich altersgerecht
ebenerdig gebaut und das Wasser
stand ungefähr 1,60 m hoch im
Gebäude. Das Haus steht Luftlinie
von der Ahr ca. 70 m entfernt. Man
sieht also, welche gewaltigen
Wassermassen diesen großen
Schaden angerichtet haben.
Ins Neubaugebiet konnten wir an diesem zweiten Tag überhaupt nicht mehr fahren, da die
Behelfsbrücke der Bundeswehr aufgrund der erneuten Unwetterwarnung bereits gegen
10:00 Uhr abgebaut worden war.
Gegen 12:00 Uhr kam ein Gewitter auf und es fing ziemlich stark an zu regnen. Geschockt
waren wir, als wir dann eine Durchsage hörten, dass sich bitte keiner mehr im Bereich der
Ahr aufhalten solle, weil wohl akut wieder Hochwassergefahr bestand. Die Warnung wurde
von der Kreisverwaltung Ahrweiler ausgegeben. Auch wir beschlossen daraufhin, das
Katastrophengebiet zu verlassen, um nicht zu riskieren, hieraus nicht mehr zurückfahren
zu können.
Am Abend haben wir dann im Fernsehen erfahren, dass in den nächsten Tagen keine
freiwilligen Helfer mehr ins Katastrophengebiet fahren sollen, da bereits an diesem
Samstag erhebliche Verkehrsprobleme auftraten und man auch aufgrund der Wetterlage
am folgenden Tag mit weiteren Regenfällen rechnen müsse.
Bei der Metzgerei Braun, Konken, möchten wir uns ganz besonders bedanken. Sie hat
unsere Hilfsaktion mit mehreren hundert Dosen Wurst unterstützt. Bereits bei der ersten
Fahrt nach Insul hatten wir ca. 50 Dosen mitgenommen und waren hocherfreut, als wir an
diesem Samstag im Lager eintrafen und sahen, dass nur noch drei Dosen gelagert waren.
Deshalb war es uns eine Freude, das Versorgungslager in der alten Schule mit der Wurst
der Metzgerei Braun auffüllen zu können.
Unser Fazit: Es war für alle Beteiligten eine gelungene Aktion, die mit großer Dankbarkeit
angenommen wurde.