01.08.2021 Aufrufe

BÖB JOURNAL Fachinformationen für das Rechnungswesen Ausgabe Juni 2021

Wissenswertes und wertvolle Tipps für das Rechnungswesen zum Nachlesen. Die Beiträge stammen aus der Feder von Top-Experten, die in ihrer täglichen Praxis die "graue Theorie" umsetzen und gerne Ihren Schatz an Wissen und Erfahrung mit Ihnen teilen.

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Ein Unternehmen erzielt 2 % Umsatzrendite

und muss eine Forderung

i.H.v. € 5.000 netto ausbuchen. Für

diese € 5.000 Forderungsausfall ist ein

Mehrumsatz von € 250.000 nötig, um

diesen Ausfall zu kompensieren. Bei

€ 50.000 Forderungsausfall sind es bereits

€ 2,5 Mio. Mehrumsatz.

Das vorangegangene Beispiel zeigt

deutlich, dass CM-Maßnahmen (Beurteilung,

Steuerung, Reduzierung des

Risikos) enorm wichtig für die Existenzsicherung

sind. Weiters werden

die Zusammenhänge Marge/Forderungsausfall

anhand des Beispiels gut

sichtbar. Denn es gilt: Je niedriger die

Rendite, desto mehr „Mehrumsatz“

wird zur Kompensation des Ausfalls

benötigt und umso eher bedroht ein

hoher Ausfall die Existenz des Unternehmens.

CM-Maßnahmen müssen daher unbedingt

in jeder strategischen Unternehmensplanung

berücksichtigt

werden. Große Unternehmen formulieren

eigene Richtlinien und definieren

CM-Prozesse in ihrer Credit Policy.

In diesen Richtlinien findet man

Maßnahmen, welche die unternehmenseigene

AGB-Erstellung bis hin

zur Abwicklung des Kundenkonkurses

beinhalten.

Effektives Credit Management verbessert

Bilanz- und GuV-Kennzahlen,

steigert die Eigenkapitalquote, verbessert

den Cashflow, die Ertrags- und

Liquiditätslage, sichert nachhaltig das

Unternehmensbestehen und führt zu

guter Letzt auch zu einer Verbesserung

des eigenen Ratings.

Aufgaben des Credit

Managements

Credit Manager beschäftigen sich mit

dem Management von Lieferantenkrediten.

Unternehmen, welche gleichermaßen

an Konsumenten wie an

andere Unternehmen Waren verkaufen

oder Dienstleistungen erbringen,

räumen nicht selten ein Zahlungsziel

ein. Um die aus diesem Zahlungsziel

resultierende Bilanzposition „Forderungen

aus Lieferungen & Leistungen

dreht sich die Tätigkeit des Credit

Managers. In Deutschland haben viele

Unternehmen eigene Credit Manager

angestellt, große Konzerne führen sogar

eigene Credit Management Abteilungen,

in Österreich werden die

anfallenden Tätigkeiten oft von der

Buchhaltung oder einem Treasurer abgewickelt.

Aber auch in Kleinstunternehmen

wird CM betrieben – natürlich unbewusst.

Denn bereits die Ausstellung

einer ordnungsgemäßen Faktura nach

§11 UStG oder die Vergabe von Zahlungszielen

sind Teilprozesse des operativen

und auch strategischen Credit

Managements. Unabhängig davon,

ob die Ausgangsrechnung durch die

im Betrieb mitarbeitende Ehefrau

des selbständigen Handwerksmeisters

händisch erfasst und postalisch

übermittelt oder diese in Konzernen

vollautomatisiert erstellt und als

E-Rechnung per Email versendet bzw.

in einem Portal direkt beim Kunden

elektronisch hochgeladen wird. Es

stellt sich daher gar nicht die Frage, ob

man CM benötigt, sondern viel mehr

in welcher Ausprägung und Art der

Abwicklung.

„Hauptberufliche“ Credit Manager

wirken bei der Erstellung von unternehmensinternen

Kreditvergaberichtlinien

(Credit Policy), AGB´s oder

diversen Vertragswerken (z.B. Angeboten)

mit. Sie prüfen die Bonität von

Kunden und steuern die Gestaltung

des Kundenportfolios, damit dieses aus

Risikosicht auch ausgewogen bleibt

und nicht ausschließlich aus „Risikokunden“

mit erhöhtem Ausfallrisiko

besteht. Mittels Scoring-Methoden

werden Kunden bewertet und Risikoklassen

zugeordnet. Abhängig von dieser

zugewiesenen Risikoklasse, sollten

Kunden verschiedene Zahlungskonditionen

angeboten werden. Bei „Risikokunden“

würde sich z.B. Lieferung

gegen Vorauskassa anbieten und/oder

sollte dieser zumindest als Intensivgestion-Kunde

in den Debitorenstammdaten

geführt werden (eine einfache

Kennzeichnung mittels Anmerkung/

Mahnkunde etc. reicht schon aus, am

besten filter- oder auswertbar). Kundendiversifikation

und somit auch Risikodiversifikation

zählt zu einer der

wichtigsten Aufgaben im Credit Management.

Weiters planen Credit Manager den

Einsatz von Sicherheiten (Bankgarantie,

Eigentumsvorbehalt...) und legen

Zahlungsbedingungen fest. Sie sichern

Forderungen ab (Factoring, Vorauskassa,

Warenkreditversicherung,

Patronatserklärung...) und verhindern

Obliegenheitsverletzungen durch z.B.

verspätete Überfälligkeitsmeldungen

an Versicherungen, welche zum Verlust

des Versicherungsschutzes führen

können. Mitarbeiter im CM kümmern

sich um die außergerichtliche/gerichtliche

Forderungsbetreibung, vereinbaren

Ratenzahlungen bzw. Zahlpläne

und treffen vorbeugende Maßnahmen

gegen Forderungsbestreitung bzw. Anfechtung

im Insolvenzfall des Kunden.

86 | 21 BÖB Journal 53

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