24.12.2012 Aufrufe

Mode 72 - Fiona Hefti

Mode 72 - Fiona Hefti

Mode 72 - Fiona Hefti

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

FOTOS: RAPHAELA PICHLER, AP, KEYSTONE<br />

Einkaufsbummel<br />

mit<strong>Fiona</strong> <strong>Hefti</strong><br />

in St.Moritz<br />

Seite73<br />

Sportstadt<br />

Bald beginnen<br />

die Olympischen<br />

Winterspiele.Der<br />

Austragungsort<br />

Vancouverhat<br />

so oder so sehr<br />

vielzubieten<br />

76<br />

Neustart<br />

DieWinterjacken-<br />

MarkeJetSet<br />

soll mitHilfe von<br />

PhilippeGaydoul<br />

wieder zu einem<br />

Erfolg werden<br />

<strong>72</strong><br />

NZZ am Sonntag • 7. Februar 2010<br />

Handykampf<br />

Wasist smarter:<br />

iPhone,Google<br />

oder Blackberry?<br />

74


<strong>72</strong> NZZ amSonntag � 7. Februar 2010<br />

Shopping mit <strong>Fiona</strong> <strong>Hefti</strong><br />

StillesComeback<br />

einer Kultklamotte<br />

der Achtziger<br />

JetSet wareinstdie<br />

Markeder Reichen und<br />

Schönen. Mit Hilfeder<br />

Gaydoul Group soll das<br />

Label nun auferstehen<br />

Die Geschichte hat ein Schema: Ein Label gerät<br />

auf dem Gipfel des Ruhmes ins Trudeln und<br />

taumelt in die Bedeutungslosigkeit, bis sich jemand<br />

findet, der es dort wieder herausholt. Ursachen<br />

für den Schwächeanfall kann es viele geben.<br />

JetSet, der für seine bunten Farben und innovativenIdeen<br />

berühmteHersteller luxuriöser<br />

Skimode aus St. Moritz, fädelte nach fast drei<br />

Jahrzehnten am Purismus der neunziger Jahre<br />

ein. Vondaanging es im steilen Schuss bergab.<br />

Viele wussten nicht einmal, dass die Marke<br />

auch weiterhin existierte.<br />

Der deutsche <strong>Mode</strong>manager Peter Kappler<br />

wusste es. Und kaufte Jet Set im Juli 2007 zusammen<br />

mit Geschäftspartnern. Doch es blieb<br />

ruhig. Keine Relaunch-Events, kaum ein Interviewdes<br />

Chefs. Für eine Branche,die bereits je-<br />

des erfolgreich auf einem Star placierteProdukt<br />

mit einer Pressemitteilung zu feiern pflegt, hatte<br />

die Verweigerung etwas Provozierendes. An<br />

der Strategie des Leisen soll sich auch nichts<br />

ändern, nun, da mit der Gaydoul Group ein neuer<br />

Mehrheitsgesellschafter anBord ist, welcher<br />

am Dienstag vergangener Woche sein Engagement<br />

bei Jet Set bekanntmachte.<br />

Potenzial wieder ausschöpfen<br />

Treffen mit Peter Kappler zum Lunch. Werbestimmte<br />

Mechanismen einer Zunft ausser Kraft<br />

setzen will, muss entweder naiv sein –oder ein<br />

Vollprofi, der weiss, was ertut. Kappler kann<br />

auf Führungspositionen bei Hugo Boss, Joop<br />

und Strenesse zurückblicken. Er hat internationales<br />

Renommee. Werihn länger kennt, weiss:<br />

ein Macher, kein Schwätzer. «Wir hatten uns<br />

entschieden, erst einmal in Ruhe die Situation<br />

zu analysieren», sagt der 46-Jährige. «Es<br />

brauchte Zeit, um das Unternehmen auf eine<br />

Investitions- und Wachstumsphase vorzubereiten.»<br />

Nunsei der richtigeZeitpunkt gekommen,<br />

um, zusammen mit den neuen Partnern, das<br />

Potenzial der Marke auszuschöpfen.<br />

PeterKappler kann eine Vielzahl an Gründen<br />

vorbringen, warum er vom Comeback überzeugt<br />

ist. Trotz einer gerade eher negativen<br />

Marktsituation. «Erstens: der Name. Den muss<br />

man nicht buchstabieren, und er ist weltweit<br />

selbsterklärend. Zweitens: Wirvertreiben selektiv.<br />

Die Leute haben keine Lust mehr auf sogenannten<br />

Luxus, den es an jeder Ecke gibt. Und<br />

drittens: Spass, Lebensfreude,Farbe,ein Schuss<br />

Glamour. Das sind Werte, die derzeit keine<br />

andere Marke im Top-Segment bietet.»<br />

Bunt, aber gleichzeitig edel<br />

Und was tut Kappler mit Menschen, für<br />

die «Jet Set» auch leicht gestrig oder<br />

nach Paris Hilton klingt? O nein, die<br />

bitte nicht. Peter Kappler definiert den<br />

Jetset des 21. Jahrhunderts völlig anders.<br />

«Die Leute, die heute dazugehören,<br />

haben auch soziale und ökologische<br />

Verantwortung übernommen.<br />

Das ist eine völlig andere Einstellung<br />

als beim Jetset früherer Epochen.»<br />

Lapo Elkann fällt ihm als Beispiel ein,<br />

Brad Pitt. «Wir schicken den Stars allerdings<br />

keine Gratiskleidung zu, um<br />

hinterher mit den Fotos anzugeben.»<br />

Natürlich gefällt es ihm,<br />

wenn Uma Thurman, Elle Mac-<br />

Pherson oder die Kennedys Teile<br />

aus der Kollektion tragen.<br />

Vorallem aber, weil sie diese<br />

regulär gekauft haben.<br />

Die Schnitte sind körpernah,<br />

die Farben manchmal<br />

kräftig, aber längst nicht<br />

mehr so plakativ aneinandergereiht<br />

wie früher. «Das ist<br />

überhaupt die ganz grosse<br />

Kunst. Intensive Farben so zu<br />

kombinieren, dass eshochwertig<br />

aussieht», sagt PeterKappler.<br />

Die DNA von Jet Set soll nicht<br />

verändert, nur in einen modernen<br />

und zeitgemässen Kontext eingepasst<br />

werden. Zu bereits existierenden<br />

Geschäften inSt. Moritz, Davos,<br />

Kitzbühel, Crans Montana oder<br />

Cortina d’Ampezzo sollen demnächst<br />

weitereinden sommerlichen<br />

Äquivalenten wie St.Barth oder den<br />

Hamptons hinzukommen. «Orte, die<br />

für Spass und Lebensfreude und einen<br />

bestimmten Lifestyle stehen»,<br />

so Kappler. Axel Botur<br />

...........................................................................<br />

www.jetset.ch<br />

<strong>Mode</strong><br />

1. In der Blumengalerie istschon fast Frühling.<br />

2. Laudenbachersschneiden Salsiz vorder Türeauf.<br />

3. Faorobieteteine modische Manikürean.<br />

4. Bei Una findetman eine Unzahl im Engadin<br />

Handwerksk<br />

St. Moritzhat mehr als<br />

nur Designer-Boutiquen<br />

zu bieten. Eine Einkaufstour<br />

abseitsder sattsam<br />

bekanntenKlischees<br />

Unsere Einkaufstour startet an jener Strasse in<br />

St. Moritz, die das berühmt-berüchtigte Dorf<br />

am besten repräsentiert: der Via Serlas. Diese<br />

Einkaufsmeile oder besser gesagt diese «Einkaufs-Zweihundert-Meter»<br />

sind das, was inZürich<br />

die Storchengasse oder in Genf die Rue du<br />

Rhô ne ist: Ein bedeutendes Label reiht sich an<br />

das nächste. Im vergangenen Jahr hat dort die<br />

erste Ralph-Lauren-Boutique der Schweiz eröffnet.<br />

Daneben scharen sich Bottega Veneta,<br />

Gucci, Louis Vuitton, Cartier und andere mehr.<br />

An dieser noblen Adresse ist auch Trudie<br />

Götz mit einigen ihrer Geschäfte ansässig. Setzt<br />

man einen Fuss in das ehemaligeCafé Palacezu<br />

Trois Pommes Style (Via Serlas 29), sollte man –<br />

wie fast überall im Nobel-Skiort –die grosse<br />

Geldbörse dabeihaben. Dafür aber kann man<br />

sich in einem Balmain-Kleid wie Madonna<br />

fühlen, auf schwindelerregenden Absätzen der<br />

kunstvoll gefertigten Alaïa-Schuhe stehen oder<br />

8. Im Souvenirladen SwissCorner<br />

wirdnach alter Engadiner Tradition<br />

geschnitzt.


NZZ amSonntag � 7. Februar 2010 73<br />

FOTOS: RAPHAELA PICHLER<br />

5. In der Umkleidekabine der Boutique Trois PommesStyle hatman nichtnur Aussichtauf exklusive<strong>Mode</strong>.<br />

Una-Handschuh-<br />

Manufaktur<br />

Swiss Corner<br />

St. Moritz Moritz<br />

Dorf<br />

Via Somplaz<br />

Via Somplaz<br />

Via dal Bagn<br />

Via dal Bagn<br />

8<br />

Via Via Rosatsch Rosatsch<br />

4<br />

Plazza<br />

dal Mulin 3<br />

6<br />

St. Moritz<br />

Bad<br />

1<br />

2<br />

Via Via Tegiatscha Tegiatscha<br />

Via Via Maistra Maistra<br />

Via Serlas<br />

Via Serlas<br />

5<br />

7<br />

St.-Moritzer-See<br />

Blumengalerie<br />

Faoro und ACôté<br />

Joy Fashion AG<br />

Riccardo Laudenbacher<br />

Rebecca Ardessi<br />

Trois Pommes Style<br />

gefertigter Handschuhe und anderemodische Trouvaillen. 6. Jeans,Leder und Nietenbei Joy. 7. Rebecca Ardessiund ihreSchmuckstücke.<br />

unstundGlamour<br />

den Schmuck der Pariserin Lydia Courteille<br />

exklusiv inder Schweiz erstehen. Einen Steinwurf<br />

entfernt findet man ebenfalls Schmuck,<br />

und zwar solchen, der eine bewegteVergangenheit<br />

hat.<br />

Rebecca Ardessi (Via Serlas 27) handelt mit<br />

antikem Schmuck. Sie sucht in der ganzen Welt<br />

ihre Preziosen und verkauft sie in St. Moritz an<br />

neue Besitzer, wie etwa unlängst ein Paar Armbänder<br />

aus der Belle Epoque von Boucheron:<br />

Das eine der aus Platin gefertigten und mit<br />

65 Karat Diamanten besetzten Schmuckstücke<br />

ziert bald das Handgelenk einer «besonderen»<br />

Kundin, das Pendant dazu, sozusagen der Zwilling,<br />

bleibt aber bei Rebecca Ardessi. So besteht<br />

die Chance, dassdas getrenntePaar eines Tages<br />

wieder zusammenfindet.<br />

Entfernt man sich etwas von der Via Serlas<br />

und biegt in die Via Somplaz ein, entdeckt man<br />

bei Una (Via Somplaz 7) auf knapp zwanzig<br />

Quadratmetern eine Unzahl handgefertigter<br />

Handschuhe und Foulards. Die Vielfalt an Farben,<br />

Formen und Materialien ist riesig. Die Besitzerin<br />

steht selber im Geschäft und hilft den<br />

Kunden, sich zurechtzufinden. Helen von Albertini<br />

weiss genau, wo sie welche Artikel hat,<br />

und kann zu sämtlichen ihrer im Unterengadin<br />

gefertigten Accessoires eine Geschichte erzählen.<br />

So ist das aus feinster Wolle gewobene<br />

Tuch (siehe grosses Bild) mit Zeichnungen aus<br />

einem Gedichtband des persischen Dichters<br />

Hafis bestickt. Beim Kauf dieser Unikate kann<br />

man sich sein Lieblingsgedicht dazu aussuchen.<br />

Zwei Kurven weiter oben setzt man bei Faoro<br />

(Plazza dal Mulin 8) die Shoppingtour fort –<br />

oder man gönnt sich eine Pause. Im rückwärtigen<br />

Bereich des Geschäfts befindet sich die<br />

kleine Beauty-Ecke «ACô té». An der Nailbar<br />

vonOpi sollteman den Fingernägeln einen neuen<br />

Anstrich verpassen lassen. Nach dieser<br />

Quick-Maniküre für dreissig Franken sind nicht<br />

nur die Nägel wieder perfekt gestylt, sondern<br />

auch die müden Beine erholt.<br />

Vonhier aus geht’s weiter ans obereEnde der<br />

Via Maistra, in die Boutique Joy (Via Maistra<br />

25). Der Concept-Store führt viele Labels aus<br />

Los Angeles, darunter exklusiv für die Schweiz<br />

die Schmuck-Linie Chrome Hearts, das Lieblings-Label<br />

der Besitzer Kurt und Juli Sweet Ulmer.<br />

Gefällt einem dieser «Rock Chic», ist man<br />

bei Joy ander richtigen Adresse. Neben Jeans<br />

und Leder gibt es auch die nietenreiche Spezial-<br />

Kollektion von Givenchy zuEhren von Michael<br />

Jackson. Romantische Naturen werden bei Blumarine<br />

oder Missoni fündig, und für drunter<br />

gibt es feine Spitzenwäsche.<br />

Nun, am oberen Ende von St. Moritz angelangt,<br />

geht’s wieder runter nach St. Moritz Bad.<br />

Diesem Ortsteil eilt der Ruf voraus, der unansehnlichereTeil<br />

des Ski-Resorts zu sein. Im Bad<br />

wurden in den siebziger Jahren viele hässliche<br />

Wohnblocks erbaut, die das Bild des breiten<br />

Tals verunstalten. Gleichwohl lohnt es sich,<br />

auch hier genau hinzuschauen, etwa bei der<br />

Galerie an der Via Rosatsch und der Via Tegiatscha,<br />

die zauberhaft authentisch aussieht.<br />

Unter den kleinen Arkaden befinden sich zwei<br />

Geschäfte, die uns aufgefallen sind: Eines verschönert<br />

den Wohnraum, das andere bietet etwas<br />

für das leibliche Wohl. Beim erstgenannten<br />

handelt es sich um Claudia Lischers Blumengalerie<br />

(Via Rosatsch 9). Hier findet man neben<br />

Schnittblumen auch selbstgemachte Kränze<br />

oder Cachepots. Der Besitzerin ist es ein Anliegen,<br />

dass der Hauptteil ihres Sortiments aus<br />

dem Engadin stammt. So kauft Claudia Lischer<br />

den Sommerflor in der Bio-Gärtnerei in Lavin.<br />

Original Engadiner Salsiz gibt es bei der Familie<br />

Laudenbacher (Via Tegiatscha 5). Man darf<br />

die verschiedenen Sorten sogar probieren, bevor<br />

man das Geschäft betritt, denn vor dem<br />

Schaufenster liegen die einheimischen Wurstwaren<br />

aufgeschnitten bereit. Und imSouvenir-<br />

Shop Swiss Corner (Via dal Bagn 8) finden wir<br />

schliesslich das, was zum Salsiz unbedingt dazugehört:<br />

Dieter Leipold schnitzt nach alter Engadiner<br />

Tradition Verzierungen auf Holzplättli<br />

und Möbel. Er tut dies mitten imGeschäft, zwischen<br />

all seinen Souvenirs. Unser Favorit: ein<br />

einfaches Holzbrettchen in Form eines Bündner<br />

Steinbocks – ideal, um darauf das Salsiz zu<br />

schneiden und es (mit den frisch manikürten<br />

Fingern) genüsslich zu verzehren. Arevair!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!