Ratgeber PSP 2021 - Prof. Dr. Stefan Lorenzl

25.07.2021 Aufrufe

Patienten.26um die Sprechfähigkeitzu verbessern. Durch dieLogopädie lässt sich dasdurch die Krankheit bedingtverlangsamte Sprechtemponicht verändern,beeinflussbar sind jedochSprechlautstärke und dieSprechdeutlichkeit sowiedie häufig vorkommendeAtemnot beim Sprechen(Sprechdyspnoe). Logopädieermutigt den Patientenauch, trotz der Veränderungder Stimmmelodie zu sprechen.Alternative Kommunikationswegewerden vonPatienten mit PSP seltengenutzt. Hierunter fallenz. B. die Sprechcomputer,die oft aufgrund der Ungeschicklichkeitder Händeschwer zu bedienen sind.AtemtherapieAtemtherapieverbessert die beiPSP-Patienten sehr flacheAtmung und kann Lungenentzündungenvorbeugen.Bei manchen Patientenverbessert sich durch dieAtemtherapie auch derRigor und die Beweglichkeit.Eine in unserem Hausdurchgeführte Studie aneiner kleinen Patientenzahlzeigte einen positivenEinfluss der Atemtherapieauf das Wohlbefinden derStationärer Aufenthalt ineinem ParkinsonfachkrankenhausEine Aufnahme undBehandlung von Patientenmit PSP in einemFachkrankenhaus ist sinnvollund sollte möglichstwiederholt durchgeführtwerden, um insbesonderedie Mobilität so langewie möglich zu erhalten.Besonders nach operativenEingriffen mit längererLiegezeit kommt es beiden Patienten manchmalzu einer Abnahme derBewegungsfähigkeit. Insolchen Situationen ist einestationäre Krankenhausbehandlungmit intensiviertenTherapiemaßnahmendringend angeraten.Generell sind diejenigenKliniken, die auch Patientenmit Parkinson aufnehmen,die geeigneten. Bei einemAufenthalt in einer Fachklinikkönnen das physiotherapeutischeProgrammverstärkt und neue Ansätzeerprobt werden. Zudemkann die Medikationverändert werden, wennBedarf besteht. Durch denstationären Aufenthalt kannder Patient zu verschiedenenTageszeiten und invielen Situationen beurteiltwerden. Das ist bei einerambulanten Vorstellungnicht möglich.Therapie bei fortgeschrittenerSchluckstörungPSP Patienten leidensehr häufig an schwerenSchluckstörungen unddadurch bedingter starkerGewichtsabnahme. Auchdas Trinken kann problematischwerden. Manchmalentsteht daraus Hustenund Würgereiz und eineLungenentzündung. Auchstarke Schleimbildung kanneine Folge davon sein. Indiesem Fall kann in einerinternistischen Praxis oderfast jeder Klinik eine PEG(perkutane endoskopischeGastrostomie) angelegtwerden. Die PEG ist ein weicherSchlauch, der währendeiner Magenspiegelungunter örtlicher Betäubungder Einstichstelle direktdurch die Bauchdeckegelegt wird. Die operativeAnlage und die Pflege derPEG ist einfach und in derRegel komplikationslos. DerSchlauch kann bequemunter der Kleidung verborgenwerden. Eine normaleNahrungsaufnahme istweiterhin möglich und derPatient kann mit Genussdie Speisen essen, auf die erLust verspürt. Die fehlendenKalorien können bequemüber die PEG zugeführtwerden. Auf diese Weisewird dem drohenden Gewichtsverlustvorgebeugt,

PSPund auch Medikamentekönnen leichter gegebenwerden. Natürlich kannman über die PEG auchFlüssigkeit geben und damitdem Flüssigkeitsverlustvorbeugen, denn Menschenmit PSP trinken oft zuwenig. Eine PEG kann überJahre dem Patienten helfenund braucht bei guterPflege nicht ausgewechseltwerden. Es muss allerdingsvermieden werden, dass derdünne Schlauch verstopftoder an der EintrittstelleEntzündungen auftreten.Tiefe HirnstimulationDie tiefe Hirnstimulationwird bei Patienten mitder Parkinsonerkrankungeingesetzt. Hierbei werdenim Rahmen einer OperationElektroden in bestimmteKerngebiete im Gehirneingepflanzt, die dortelektrische Impulse freisetzen,vergleichbar einemHerzschrittmacher. DieseOperation ist nicht für allePatienten mit der Parkinsonerkrankunghilfreich undbei Patienten mit PSP istdiese Methode umstritten.Sie wird auch nur an wenigenZentren in Deutschlanddurchgeführt. Bislang konntekein eindeutiger Erfolgdieser Methode bei Patientenmit PSP nachgewiesenwerden. In experimentellenStudien profitierten einigePatienten aus der Gruppeder PSP-PGF („Freezing ofGait“).Weitereunterstützende MaßnahmenEine Sonnenbrille kannbei leichten Formen desLidkrampfes, bei denenkeine Botulinumtoxininjektionmöglich ist, helfen,die sehr lichtempfindlichenAugen zu schützen.Manche Patienten tragendaher ihre Brillen auch inder Wohnung.Augentropfen, eineAugensalbe oder sichauflösende Tränenplugssollten bei den nicht seltenenBindehautreizungenaufgrund des seltenen Lidschlagesmehrmals täglichangewendet werden, sindin ihrer Wirkung jedochbegrenzt. Die Daueranwendungsollte kontrolliertwerden.Manchmal sind Gehhilfennotwendig, diedas sichere Fortbewegenunterstützen. Geeigneterals ein Gehstock ist einRollator, da man bei diesemGerät das eigene Gewichtbesser ausbalancieren kann.Der Rollator besteht auseinem Metallgestell mit vierRädern, auf das man sichaufstützen kann. Gleichzeitigkann man in einemKorb mehrere Gegenständemitnehmen. Allerdingsschützt der Rollator nichtvor Stürzen nach hinten.Wichtig ist auch daraufzu achten, dass„Stolperfallen“ wie herumliegendesKinderspielzeug,niedrige Tische oder loseTeppiche (die man mit einerGummiunterlage befestigenkann) beseitigt werden.Haltegriffe an Wändenund insbesondere imBadezimmer und auf der27

PSP

und auch Medikamente

können leichter gegeben

werden. Natürlich kann

man über die PEG auch

Flüssigkeit geben und damit

dem Flüssigkeitsverlust

vorbeugen, denn Menschen

mit PSP trinken oft zu

wenig. Eine PEG kann über

Jahre dem Patienten helfen

und braucht bei guter

Pflege nicht ausgewechselt

werden. Es muss allerdings

vermieden werden, dass der

dünne Schlauch verstopft

oder an der Eintrittstelle

Entzündungen auftreten.

Tiefe Hirnstimulation

Die tiefe Hirnstimulation

wird bei Patienten mit

der Parkinsonerkrankung

eingesetzt. Hierbei werden

im Rahmen einer Operation

Elektroden in bestimmte

Kerngebiete im Gehirn

eingepflanzt, die dort

elektrische Impulse freisetzen,

vergleichbar einem

Herzschrittmacher. Diese

Operation ist nicht für alle

Patienten mit der Parkinsonerkrankung

hilfreich und

bei Patienten mit PSP ist

diese Methode umstritten.

Sie wird auch nur an wenigen

Zentren in Deutschland

durchgeführt. Bislang konnte

kein eindeutiger Erfolg

dieser Methode bei Patienten

mit PSP nachgewiesen

werden. In experimentellen

Studien profitierten einige

Patienten aus der Gruppe

der PSP-PGF („Freezing of

Gait“).

Weitere

unterstützende Maßnahmen

Eine Sonnenbrille kann

bei leichten Formen des

Lidkrampfes, bei denen

keine Botulinumtoxininjektion

möglich ist, helfen,

die sehr lichtempfindlichen

Augen zu schützen.

Manche Patienten tragen

daher ihre Brillen auch in

der Wohnung.

Augentropfen, eine

Augensalbe oder sich

auflösende Tränenplugs

sollten bei den nicht seltenen

Bindehautreizungen

aufgrund des seltenen Lidschlages

mehrmals täglich

angewendet werden, sind

in ihrer Wirkung jedoch

begrenzt. Die Daueranwendung

sollte kontrolliert

werden.

Manchmal sind Gehhilfen

notwendig, die

das sichere Fortbewegen

unterstützen. Geeigneter

als ein Gehstock ist ein

Rollator, da man bei diesem

Gerät das eigene Gewicht

besser ausbalancieren kann.

Der Rollator besteht aus

einem Metallgestell mit vier

Rädern, auf das man sich

aufstützen kann. Gleichzeitig

kann man in einem

Korb mehrere Gegenstände

mitnehmen. Allerdings

schützt der Rollator nicht

vor Stürzen nach hinten.

Wichtig ist auch darauf

zu achten, dass

„Stolperfallen“ wie herumliegendes

Kinderspielzeug,

niedrige Tische oder lose

Teppiche (die man mit einer

Gummiunterlage befestigen

kann) beseitigt werden.

Haltegriffe an Wänden

und insbesondere im

Badezimmer und auf der

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