Ratgeber PSP 2021 - Prof. Dr. Stefan Lorenzl
derter Mobilität kommenkann. Bei Anwendung vonTramadol kann es vermehrtzu nächtlichen Halluzinationenkommen. Dahersollte das Medikamentmöglichst nicht angewendetwerden oder nurkurzfristig. Andere Opioidekönnen bei Patienten mitPSP eingesetzt werden.Der Einsatz muss allerdingsaufgrund der Beeinflussungder Atmungsregulationstreng kontrolliert werdenund sollte dem Fachmannvorbehalten sein. AuchCannabinoide können zurSchmerztherapie eingesetztwerden.Botulinum-Toxinwird zu Behandlung desLidkrampfes, Verkrampfungender Halsmuskulatur,einer Kiefersperreoder Verkrampfungender Füße eingesetzt. DasBotulinumtoxin wird dabeisehr stark verdünnt und miteiner feinen Nadel direktin den betroffenen Muskeleingespritzt. Die Wirkungeiner Spritze in die Muskulaturhält in der Regel 3Monate an und muss dannwiederholt werden. Wiebereits erwähnt ist das Botulinumtoxinnach unserenErfahrungen hauptsächlich24bei Blepharospasmus undFußdystonie wirksam, wenigeroder gar nicht bei derVerkrampfung der Nackenmuskulatur(Nackendystonie)oder Verkrampfungender Kaumuskulatur (Masseterkrampf).Coenzym Q10soll generell beineurodegenerativenErkrankungen, also Erkrankungenmit einem fortschreitendenAbbauprozessder Nervenzellen im Gehirnwirksam sein, indem esals Energielieferant für dieZellen dient. In einer erstenUntersuchung der MarburgerArbeitsgruppe verlangsamten5 mg Coenzym Q10(flüssige Nanodispersion)pro kg Körpergewicht auf3 Tagesdosen verteilt denKrankheitsverlauf.CannabisInzwischen nehmen vielePatienten Cannabis undCannabispräparate. Leidergibt es auch hier keineguten Studien, was bei derAnzahl von Cannabispräparaten,die auf dem Marktsind, doch verwunderlichist. Die am häufigsteneingesetzten Präparate sindSativex® und Dronabinol®.Diese Präparate findenneben dem Einsatz beiSchmerzen, Unruhe undSchlafstörungen auch zurBehandlung von MuskelverkrampfungenundDystonien Anwendung.Man kann in den Apothekeninzwischen auch dieBlüten erhalten. Hier gibt esunterschiedlichste Mischungen.Die am häufigstenverwendete Mischung trägtden Namen „Baker Street“.Diese Mischung soll besondersbei Spastiken undSchmerzen wirksam sein.Tau-Antikörper (bislangnur in Studien)In den vergangenen zweiJahren gab es erstmalsin Studien den Ansatz, dieAblagerungen des Tau-Proteinsaus dem Gehirn zuentfernen. Für diese Studieerhielten die Teilnehmereinmal im Monat eineInfusion mit einem Antikörper.Diese Infusion solltedas frei im Hirnnervenwasserschwimmende Tauabfangen und es dadurchentfernen. Leider wurdendiese beiden ersten Studienabgebrochen, da sie keineüberzeugende Wirksamkeithatten. Dennoch wird andiesem Therapieansatzweiter geforscht und eswerden sicherlich weitereStudien mit dieser Methodedurchgeführt werden.
WeitereBehandlungsmöglichkeitenNaturheilkunde undHomöopathieMaßnahmen der Naturheilkundehabenleider bislang keine belegtegünstige Wirkung gezeigt.Dennoch werden sie vonvielen Patienten genutzt,als Ergänzung zu den vonder Medizin verordnetenMedikamenten. Oftmalswird von einer gutenWirksamkeit berichtet unddaher ist prinzipiell nichtsgegen diese Heilmethodeneinzuwenden. Hierbei istallerdings zu beachten,dass man nicht allzu vielGeld investieren sollte. Beichinesischen Medikamentenmuss beachtet werden,dass sie möglicherweiseschädliche Stoffe enthalten– insbesondere, wennsie in China hergestelltwurden.OsteopathieDie Naturheilkunde Osteopathieversteht sichals gesundheitsorientierteMedizin, die funktionelleStörungen des Körpers mitden Händen aufspürt, löstund das Gleichgewicht desKörpers wiederherstellt.Aber auch hier gilt, dasses noch keine klinischenStudien gibt, die sich mitder Wirkung von osteopathischenBehandlungenauf die PSP beschäftigen.Es gibt allerdings Untersuchungen,die eine positiveWirkung der Osteopathieauf Parkinsonpatientenzeigt, besonders aufGleichgewichtsstörungen,Schwindel und motorischeFunktionsstörungen. Dabeiwird in der Regel alle zweiWochen osteopathischbehandelt.Eine osteopathischeBehandlung wirdals sehr angenehm undentspannend empfunden,was oft zu einer deutlichenBesserung der Stimmungslageführt und beim Umgangmit der Krankheithelfen kann. Osteopathieist auf keinen Fall ein Ersatzder Physiotherapie, derLogopädie und der anderenTherapien, allerdings istsie eine gute und sinnvolleErgänzung. Gerade auch,wenn man einen Knochenbruchbehandeln will.Physiotherapieund ErgotherapieEbenso wichtig wiedie medikamentöseBehandlung ist die Krankengymnastik.Sie fördertund erhält nicht nur dieMobilität, sondern vermindertauch die Muskel- undGelenksteifheit. JederPatient benötigt ein individuellesTrainingsprogramm,in das auch die pflegendenAngehörigen mit eingebundenwerden können.Das Training kann auch dieSchwere von Verletzungenbei den häufigen Stürzenvermindern. Außerdemkönnen Techniken erlerntwerden, die z. B. dasAufrichten des Patientenerleichtern.Die Bewegung ist abernicht nur für denKörper sinnvoll, sondernauch für die Krankheitsbewältigungund die Stimmungslage.FrühzeitigeKrankengymnastik kannauch das Fortschreitenbestimmter Symptomeverlangsamen. In der Regelist eine krankengymnastischeBehandlung übereinen längeren Zeitraumvonnöten, wobei kaumklinische Studien zu diesemThema durchgeführt wurden.Die PSP-Gesellschafthat einen eigenen Ratgeberzur Physiotherapie fürPSP-Patienten erstellt.LogopädieSprechtherapie kannüber einen gewissenZeitraum Sprechstörungenund auch Schluckstörungenverbessern. Manchmal hilftanfangs auch eine geringeDosis eines Antispastikums,25
- Seite 1 und 2: PSPDie progressive supranukleäre B
- Seite 3 und 4: INHALTVorwort 5Die ersten Krankheit
- Seite 5 und 6: VORWORTFür diese Neuauflage habe i
- Seite 7 und 8: PSPPatienten mit PSP gibt essicherl
- Seite 9 und 10: lich ein Objekt erscheintund man au
- Seite 11 und 12: SchlafstörungenUnruheSchlafstörun
- Seite 13 und 14: PSPDauerhafte Verkrampfungender Mus
- Seite 15 und 16: PSPsein. Ein spitzfindigerAngehöri
- Seite 17 und 18: PSPte ansprechen, die zurBehandlung
- Seite 19 und 20: PSPDiese Patienten zeigenoft eine E
- Seite 21 und 22: Untersuchungen des Blutesund Hirnwa
- Seite 23: Therapie mit anderenMedikamenten un
- Seite 27 und 28: PSPund auch Medikamentekönnen leic
- Seite 29 und 30: PSPDie schriftlicheFestlegung desPa
- Seite 31 und 32: PSPeine 24-Stunden-Tätigkeit,die m
- Seite 33 und 34: Glossarnützlicher BegriffeUm sich
- Seite 35 und 36: Glossarnützlicher BegriffeUm sich
Weitere
Behandlungsmöglichkeiten
Naturheilkunde und
Homöopathie
Maßnahmen der Naturheilkunde
haben
leider bislang keine belegte
günstige Wirkung gezeigt.
Dennoch werden sie von
vielen Patienten genutzt,
als Ergänzung zu den von
der Medizin verordneten
Medikamenten. Oftmals
wird von einer guten
Wirksamkeit berichtet und
daher ist prinzipiell nichts
gegen diese Heilmethoden
einzuwenden. Hierbei ist
allerdings zu beachten,
dass man nicht allzu viel
Geld investieren sollte. Bei
chinesischen Medikamenten
muss beachtet werden,
dass sie möglicherweise
schädliche Stoffe enthalten
– insbesondere, wenn
sie in China hergestellt
wurden.
Osteopathie
Die Naturheilkunde Osteopathie
versteht sich
als gesundheitsorientierte
Medizin, die funktionelle
Störungen des Körpers mit
den Händen aufspürt, löst
und das Gleichgewicht des
Körpers wiederherstellt.
Aber auch hier gilt, dass
es noch keine klinischen
Studien gibt, die sich mit
der Wirkung von osteopathischen
Behandlungen
auf die PSP beschäftigen.
Es gibt allerdings Untersuchungen,
die eine positive
Wirkung der Osteopathie
auf Parkinsonpatienten
zeigt, besonders auf
Gleichgewichtsstörungen,
Schwindel und motorische
Funktionsstörungen. Dabei
wird in der Regel alle zwei
Wochen osteopathisch
behandelt.
Eine osteopathische
Behandlung wird
als sehr angenehm und
entspannend empfunden,
was oft zu einer deutlichen
Besserung der Stimmungslage
führt und beim Umgang
mit der Krankheit
helfen kann. Osteopathie
ist auf keinen Fall ein Ersatz
der Physiotherapie, der
Logopädie und der anderen
Therapien, allerdings ist
sie eine gute und sinnvolle
Ergänzung. Gerade auch,
wenn man einen Knochenbruch
behandeln will.
Physiotherapie
und Ergotherapie
Ebenso wichtig wie
die medikamentöse
Behandlung ist die Krankengymnastik.
Sie fördert
und erhält nicht nur die
Mobilität, sondern vermindert
auch die Muskel- und
Gelenksteifheit. Jeder
Patient benötigt ein individuelles
Trainingsprogramm,
in das auch die pflegenden
Angehörigen mit eingebunden
werden können.
Das Training kann auch die
Schwere von Verletzungen
bei den häufigen Stürzen
vermindern. Außerdem
können Techniken erlernt
werden, die z. B. das
Aufrichten des Patienten
erleichtern.
Die Bewegung ist aber
nicht nur für den
Körper sinnvoll, sondern
auch für die Krankheitsbewältigung
und die Stimmungslage.
Frühzeitige
Krankengymnastik kann
auch das Fortschreiten
bestimmter Symptome
verlangsamen. In der Regel
ist eine krankengymnastische
Behandlung über
einen längeren Zeitraum
vonnöten, wobei kaum
klinische Studien zu diesem
Thema durchgeführt wurden.
Die PSP-Gesellschaft
hat einen eigenen Ratgeber
zur Physiotherapie für
PSP-Patienten erstellt.
Logopädie
Sprechtherapie kann
über einen gewissen
Zeitraum Sprechstörungen
und auch Schluckstörungen
verbessern. Manchmal hilft
anfangs auch eine geringe
Dosis eines Antispastikums,
25