Ratgeber PSP 2021 - Prof. Dr. Stefan Lorenzl

25.07.2021 Aufrufe

derter Mobilität kommenkann. Bei Anwendung vonTramadol kann es vermehrtzu nächtlichen Halluzinationenkommen. Dahersollte das Medikamentmöglichst nicht angewendetwerden oder nurkurzfristig. Andere Opioidekönnen bei Patienten mitPSP eingesetzt werden.Der Einsatz muss allerdingsaufgrund der Beeinflussungder Atmungsregulationstreng kontrolliert werdenund sollte dem Fachmannvorbehalten sein. AuchCannabinoide können zurSchmerztherapie eingesetztwerden.Botulinum-Toxinwird zu Behandlung desLidkrampfes, Verkrampfungender Halsmuskulatur,einer Kiefersperreoder Verkrampfungender Füße eingesetzt. DasBotulinumtoxin wird dabeisehr stark verdünnt und miteiner feinen Nadel direktin den betroffenen Muskeleingespritzt. Die Wirkungeiner Spritze in die Muskulaturhält in der Regel 3Monate an und muss dannwiederholt werden. Wiebereits erwähnt ist das Botulinumtoxinnach unserenErfahrungen hauptsächlich24bei Blepharospasmus undFußdystonie wirksam, wenigeroder gar nicht bei derVerkrampfung der Nackenmuskulatur(Nackendystonie)oder Verkrampfungender Kaumuskulatur (Masseterkrampf).Coenzym Q10soll generell beineurodegenerativenErkrankungen, also Erkrankungenmit einem fortschreitendenAbbauprozessder Nervenzellen im Gehirnwirksam sein, indem esals Energielieferant für dieZellen dient. In einer erstenUntersuchung der MarburgerArbeitsgruppe verlangsamten5 mg Coenzym Q10(flüssige Nanodispersion)pro kg Körpergewicht auf3 Tagesdosen verteilt denKrankheitsverlauf.CannabisInzwischen nehmen vielePatienten Cannabis undCannabispräparate. Leidergibt es auch hier keineguten Studien, was bei derAnzahl von Cannabispräparaten,die auf dem Marktsind, doch verwunderlichist. Die am häufigsteneingesetzten Präparate sindSativex® und Dronabinol®.Diese Präparate findenneben dem Einsatz beiSchmerzen, Unruhe undSchlafstörungen auch zurBehandlung von MuskelverkrampfungenundDystonien Anwendung.Man kann in den Apothekeninzwischen auch dieBlüten erhalten. Hier gibt esunterschiedlichste Mischungen.Die am häufigstenverwendete Mischung trägtden Namen „Baker Street“.Diese Mischung soll besondersbei Spastiken undSchmerzen wirksam sein.Tau-Antikörper (bislangnur in Studien)In den vergangenen zweiJahren gab es erstmalsin Studien den Ansatz, dieAblagerungen des Tau-Proteinsaus dem Gehirn zuentfernen. Für diese Studieerhielten die Teilnehmereinmal im Monat eineInfusion mit einem Antikörper.Diese Infusion solltedas frei im Hirnnervenwasserschwimmende Tauabfangen und es dadurchentfernen. Leider wurdendiese beiden ersten Studienabgebrochen, da sie keineüberzeugende Wirksamkeithatten. Dennoch wird andiesem Therapieansatzweiter geforscht und eswerden sicherlich weitereStudien mit dieser Methodedurchgeführt werden.

WeitereBehandlungsmöglichkeitenNaturheilkunde undHomöopathieMaßnahmen der Naturheilkundehabenleider bislang keine belegtegünstige Wirkung gezeigt.Dennoch werden sie vonvielen Patienten genutzt,als Ergänzung zu den vonder Medizin verordnetenMedikamenten. Oftmalswird von einer gutenWirksamkeit berichtet unddaher ist prinzipiell nichtsgegen diese Heilmethodeneinzuwenden. Hierbei istallerdings zu beachten,dass man nicht allzu vielGeld investieren sollte. Beichinesischen Medikamentenmuss beachtet werden,dass sie möglicherweiseschädliche Stoffe enthalten– insbesondere, wennsie in China hergestelltwurden.OsteopathieDie Naturheilkunde Osteopathieversteht sichals gesundheitsorientierteMedizin, die funktionelleStörungen des Körpers mitden Händen aufspürt, löstund das Gleichgewicht desKörpers wiederherstellt.Aber auch hier gilt, dasses noch keine klinischenStudien gibt, die sich mitder Wirkung von osteopathischenBehandlungenauf die PSP beschäftigen.Es gibt allerdings Untersuchungen,die eine positiveWirkung der Osteopathieauf Parkinsonpatientenzeigt, besonders aufGleichgewichtsstörungen,Schwindel und motorischeFunktionsstörungen. Dabeiwird in der Regel alle zweiWochen osteopathischbehandelt.Eine osteopathischeBehandlung wirdals sehr angenehm undentspannend empfunden,was oft zu einer deutlichenBesserung der Stimmungslageführt und beim Umgangmit der Krankheithelfen kann. Osteopathieist auf keinen Fall ein Ersatzder Physiotherapie, derLogopädie und der anderenTherapien, allerdings istsie eine gute und sinnvolleErgänzung. Gerade auch,wenn man einen Knochenbruchbehandeln will.Physiotherapieund ErgotherapieEbenso wichtig wiedie medikamentöseBehandlung ist die Krankengymnastik.Sie fördertund erhält nicht nur dieMobilität, sondern vermindertauch die Muskel- undGelenksteifheit. JederPatient benötigt ein individuellesTrainingsprogramm,in das auch die pflegendenAngehörigen mit eingebundenwerden können.Das Training kann auch dieSchwere von Verletzungenbei den häufigen Stürzenvermindern. Außerdemkönnen Techniken erlerntwerden, die z. B. dasAufrichten des Patientenerleichtern.Die Bewegung ist abernicht nur für denKörper sinnvoll, sondernauch für die Krankheitsbewältigungund die Stimmungslage.FrühzeitigeKrankengymnastik kannauch das Fortschreitenbestimmter Symptomeverlangsamen. In der Regelist eine krankengymnastischeBehandlung übereinen längeren Zeitraumvonnöten, wobei kaumklinische Studien zu diesemThema durchgeführt wurden.Die PSP-Gesellschafthat einen eigenen Ratgeberzur Physiotherapie fürPSP-Patienten erstellt.LogopädieSprechtherapie kannüber einen gewissenZeitraum Sprechstörungenund auch Schluckstörungenverbessern. Manchmal hilftanfangs auch eine geringeDosis eines Antispastikums,25

Weitere

Behandlungsmöglichkeiten

Naturheilkunde und

Homöopathie

Maßnahmen der Naturheilkunde

haben

leider bislang keine belegte

günstige Wirkung gezeigt.

Dennoch werden sie von

vielen Patienten genutzt,

als Ergänzung zu den von

der Medizin verordneten

Medikamenten. Oftmals

wird von einer guten

Wirksamkeit berichtet und

daher ist prinzipiell nichts

gegen diese Heilmethoden

einzuwenden. Hierbei ist

allerdings zu beachten,

dass man nicht allzu viel

Geld investieren sollte. Bei

chinesischen Medikamenten

muss beachtet werden,

dass sie möglicherweise

schädliche Stoffe enthalten

– insbesondere, wenn

sie in China hergestellt

wurden.

Osteopathie

Die Naturheilkunde Osteopathie

versteht sich

als gesundheitsorientierte

Medizin, die funktionelle

Störungen des Körpers mit

den Händen aufspürt, löst

und das Gleichgewicht des

Körpers wiederherstellt.

Aber auch hier gilt, dass

es noch keine klinischen

Studien gibt, die sich mit

der Wirkung von osteopathischen

Behandlungen

auf die PSP beschäftigen.

Es gibt allerdings Untersuchungen,

die eine positive

Wirkung der Osteopathie

auf Parkinsonpatienten

zeigt, besonders auf

Gleichgewichtsstörungen,

Schwindel und motorische

Funktionsstörungen. Dabei

wird in der Regel alle zwei

Wochen osteopathisch

behandelt.

Eine osteopathische

Behandlung wird

als sehr angenehm und

entspannend empfunden,

was oft zu einer deutlichen

Besserung der Stimmungslage

führt und beim Umgang

mit der Krankheit

helfen kann. Osteopathie

ist auf keinen Fall ein Ersatz

der Physiotherapie, der

Logopädie und der anderen

Therapien, allerdings ist

sie eine gute und sinnvolle

Ergänzung. Gerade auch,

wenn man einen Knochenbruch

behandeln will.

Physiotherapie

und Ergotherapie

Ebenso wichtig wie

die medikamentöse

Behandlung ist die Krankengymnastik.

Sie fördert

und erhält nicht nur die

Mobilität, sondern vermindert

auch die Muskel- und

Gelenksteifheit. Jeder

Patient benötigt ein individuelles

Trainingsprogramm,

in das auch die pflegenden

Angehörigen mit eingebunden

werden können.

Das Training kann auch die

Schwere von Verletzungen

bei den häufigen Stürzen

vermindern. Außerdem

können Techniken erlernt

werden, die z. B. das

Aufrichten des Patienten

erleichtern.

Die Bewegung ist aber

nicht nur für den

Körper sinnvoll, sondern

auch für die Krankheitsbewältigung

und die Stimmungslage.

Frühzeitige

Krankengymnastik kann

auch das Fortschreiten

bestimmter Symptome

verlangsamen. In der Regel

ist eine krankengymnastische

Behandlung über

einen längeren Zeitraum

vonnöten, wobei kaum

klinische Studien zu diesem

Thema durchgeführt wurden.

Die PSP-Gesellschaft

hat einen eigenen Ratgeber

zur Physiotherapie für

PSP-Patienten erstellt.

Logopädie

Sprechtherapie kann

über einen gewissen

Zeitraum Sprechstörungen

und auch Schluckstörungen

verbessern. Manchmal hilft

anfangs auch eine geringe

Dosis eines Antispastikums,

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