Ratgeber PSP 2021 - Prof. Dr. Stefan Lorenzl

25.07.2021 Aufrufe

Parkinsonpatienten nurnachts gegeben werden.Ebenfalls sollten Kombinationspräparate,die einenCOMT-Hemmer enthalten,versucht werden.Trihexyphenidylkann ebenso wie L-Dopazur Verbesserung derBewegung beitragen. In derRegel sollte man mit 2 mgmorgens beginnen. DasMedikament wird bislangwenig zur Therapie der PSPgenutzt und es ist unklar,wie langes es angewendetwerden sollte. Auch beiPatienten mit CBD kanndieses eingesetzt werden.Amantadinwird von vielen Patienteneingenommen.Obwohl eine Besserung fastaller Symptome der Erkrankungverspürt wird, gibt esbislang keine kontrolliertenStudien. Es wirkt möglicherweiseüber eine vermehrteFreisetzung von Dopaminim Gehirn. Die empfohleneDosis liegt normalerweisebei 2 – 3 x täglich 100 mg.Einige Patienten benötigenallerdings Tagesdosenbis 600 mg. Man sollteregelmäßige EKG-Kontrollendurchführen, da22das Medikament zu Herzrhythmusstörungenführenkann. Interessant, dass wirdiese Rhythmusstörungenbei Patienten mit PSP nurselten beobachten. ManchePatienten berichten voneiner Besserung nachwöchentlichen Infusionenvon Amantadin. Bei Patientenmit Demenz oderPersönlichkeitsveränderungenkönnen nächtlicheHalluzinationen auftreten.Dann sollte man zunächstauf die abendliche Dosisverzichten.Wir geben inzwischenstandardmäßig eineInfusion von Amantadin von200 mg täglich über 5 Tage.In dieser Zeit beginnen wirein intensives und speziellfür PSP-Patienten ausgerichtetesÜbungsprogramm(Physiotherapie, Ergotherapieund Logopädie). Wirhaben das „Agatharieder-Konzept“ genannt.Dopamin-Agonistenwie z. B. Pramipexol,Pergolid, Bromocritpinoder Rotigotin zeigen in derRegel nur eine sehr geringeWirksamkeit bei PSP-Patienten,da die Zellen mitden Dopamin-Rezeptorenuntergehen. Im Anfangsstadiumder Erkrankungist der Einsatz eines Dopamin-Agonistenaber durchausgerechtfertigt. Übereine Dauertherapie bei derPSP ist nicht viel bekannt.Dopamin-Agonisten verbesserndie gleichen Symptomewie L-Dopa. Rotigotin,das als Pflaster auf die Hautgeklebt wird, eignet sichbesonders für Patienten mitSchluckstörungen.MAO-B-Hemmer (Monoaminooxidase-B-Hemmer)wie z. B. Rasagilinund Selegilin vermindernden Abbau vonDopamin im Gehirn. BeideSubstanzen werden beiPSP-Patienten eingesetzt.Möglicherweise verbessertRasagilin die Stimmung,es hat aber keinen langanhaltendenEinfluss aufdie Gangstörung oder dieKrankheitsprogression, wiewir in einer kleinen Studiezeigen konnten. Übliche Tagesdosensind für Selegilin5 – 10 mg und für Rasagilin1 mg pro Tag. KontrollierteStudien wurden bislangnur für Rasagilin durchgeführt.In dieser Studiezeigte sich kein großerEffekt, allerdings wurdedie Sturz frequenz geringvermindert.

Therapie mit anderenMedikamenten und Therapieeinzelner SymptomeAmitriptylinund Imipraminsind beides sogenanntetrizyklische Antidepressiva,sie werden beidepressiver Stimmungslageeingesetzt. Amitriptylinsoll auch die Sturzhäufigkeitvermindern und dieSchluckstörung verbessern.Übliche Tagesdosen liegenzwischen 25 – 200 mg.Beide Substanzen wirkenüber eine Verbesserung desserotonergenen Stoffwechselsin den Nervenzellen. Siefördern auch den Nachtschlaf.Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer(SSRI) undRitalinhaben auch eine Bedeutungbei der Behandlungder depressivenStimmungslage, sind aberbesonders wirksam beimsogenannten „pathologischenLachen/Weinen“, alsowenn jemand bei einemfreudigen Ereignis dasWeinen nicht unterdrückenkann. Übliche Tagesdosenliegen zwischen 10 – 40 mg.Medikamente wie Citalopram®oder Escitalopram®finden häufig Anwendung,aber auch Venlafaxin®.Zolpidemist ein Schlafmittel, dasangeblich die AugenbewegungsstörungenbeiPSP-Patienten verbessernsoll. Allerdings ist Müdigkeiteine häufige Nebenwirkung,weswegen einemehrmalige Einnahmetagsüber nicht ratsam ist(vermehrte Sturzgefahrwegen Müdigkeit). Es istsehr wirksam bei Schlafstörungen.Die üblicheDosis liegt bei 5-10 mg proTag.Atypische Neuroleptikasind Medikamente,die beispielsweise beiHalluzinationen eingesetztwerden können. Sie sindaber auch bei ausgeprägtenSchlafstörungen und Unruhezuständengut einsetzbar.Wir verwenden dafürüblicherweise Quetiapin ineiner sehr geringen Dosisvon 25 –50 mg zur Nacht.Medikamente bei Störungendes GastrointestinaltraktsViele PSP-Patientenbeklagen sich überandauernde Verstopfung.Diese kann in der Regel gutmedikamentös beherrschtwerden. Allerdings ist eswichtig, die gewähltenMedikamente regelmäßigund dauerhaft einzunehmen,und nicht nur, wenndie Verstopfung besondersschlimm ist. Initial kannman versuchen, dieDarmtätigkeit durch LeinoderFlohsamen anzuregen.Diese Mittel können z. B. inJoghurt eingerührt jedenMorgen zugeführt werden.Bei allen Medikamentengegen Verstopfung ist eswichtig, auf eine ausreichendeTrinkmenge zuachten. Bei Unwirksamkeitdieser Maßnahme kannzu Mitteln wie Macrogoloder Natrium-Picosulfatgegriffen werden, die auchregelmäßig eingenommenwerden sollten.SchmerzmedikationSchmerzen kommenbei PSP-Patienten trotzder regelmäßigen Stürzenicht häufig vor. Es istbisher nicht gut erforscht,warum das Schmerzempfindenso deutlichreduziert ist. Grundsätzlichunterscheidet sich aberdie Schmerztherapie beiPSP-Patienten nicht vonder bei anderen Erkrankungen.Es ist wichtig, Schmerzenfrüh und umfassend zubehandeln, da es sonst zuFehlhaltungen und vermin-23

Parkinsonpatienten nur

nachts gegeben werden.

Ebenfalls sollten Kombinationspräparate,

die einen

COMT-Hemmer enthalten,

versucht werden.

Trihexyphenidyl

kann ebenso wie L-Dopa

zur Verbesserung der

Bewegung beitragen. In der

Regel sollte man mit 2 mg

morgens beginnen. Das

Medikament wird bislang

wenig zur Therapie der PSP

genutzt und es ist unklar,

wie langes es angewendet

werden sollte. Auch bei

Patienten mit CBD kann

dieses eingesetzt werden.

Amantadin

wird von vielen Patienten

eingenommen.

Obwohl eine Besserung fast

aller Symptome der Erkrankung

verspürt wird, gibt es

bislang keine kontrollierten

Studien. Es wirkt möglicherweise

über eine vermehrte

Freisetzung von Dopamin

im Gehirn. Die empfohlene

Dosis liegt normalerweise

bei 2 – 3 x täglich 100 mg.

Einige Patienten benötigen

allerdings Tagesdosen

bis 600 mg. Man sollte

regelmäßige EKG-Kontrollen

durchführen, da

22

das Medikament zu Herzrhythmusstörungen

führen

kann. Interessant, dass wir

diese Rhythmusstörungen

bei Patienten mit PSP nur

selten beobachten. Manche

Patienten berichten von

einer Besserung nach

wöchentlichen Infusionen

von Amantadin. Bei Patienten

mit Demenz oder

Persönlichkeitsveränderungen

können nächtliche

Halluzinationen auftreten.

Dann sollte man zunächst

auf die abendliche Dosis

verzichten.

Wir geben inzwischen

standardmäßig eine

Infusion von Amantadin von

200 mg täglich über 5 Tage.

In dieser Zeit beginnen wir

ein intensives und speziell

für PSP-Patienten ausgerichtetes

Übungsprogramm

(Physiotherapie, Ergotherapie

und Logopädie). Wir

haben das „Agatharieder-

Konzept“ genannt.

Dopamin-Agonisten

wie z. B. Pramipexol,

Pergolid, Bromocritpin

oder Rotigotin zeigen in der

Regel nur eine sehr geringe

Wirksamkeit bei PSP-Patienten,

da die Zellen mit

den Dopamin-Rezeptoren

untergehen. Im Anfangsstadium

der Erkrankung

ist der Einsatz eines Dopamin-Agonisten

aber durchaus

gerechtfertigt. Über

eine Dauertherapie bei der

PSP ist nicht viel bekannt.

Dopamin-Agonisten verbessern

die gleichen Symptome

wie L-Dopa. Rotigotin,

das als Pflaster auf die Haut

geklebt wird, eignet sich

besonders für Patienten mit

Schluckstörungen.

MAO-B-Hemmer (Monoaminooxidase-B-Hemmer)

wie z. B. Rasagilin

und Selegilin vermindern

den Abbau von

Dopamin im Gehirn. Beide

Substanzen werden bei

PSP-Patienten eingesetzt.

Möglicherweise verbessert

Rasagilin die Stimmung,

es hat aber keinen langanhaltenden

Einfluss auf

die Gangstörung oder die

Krankheitsprogression, wie

wir in einer kleinen Studie

zeigen konnten. Übliche Tagesdosen

sind für Selegilin

5 – 10 mg und für Rasagilin

1 mg pro Tag. Kontrollierte

Studien wurden bislang

nur für Rasagilin durchgeführt.

In dieser Studie

zeigte sich kein großer

Effekt, allerdings wurde

die Sturz frequenz gering

vermindert.

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