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1<br />
DER<br />
BÜRGERIN IST<br />
DAS WURSCHT<br />
AUSGABE 4 | JULI <strong>2021</strong><br />
ZUR KLAUSUR<br />
NACH MARIA<br />
WALDRAST<br />
REGIONALE<br />
ZUKUNFT<br />
GESTALTEN
2<br />
3<br />
ZUR BESSEREN ÜBERSICHT<br />
HABEN WIR ZWEI ZENTRA-<br />
LE SCHWERPUNKTE IN DIE-<br />
SER AUSGABE WIE FOLGT<br />
GEKENNZEICHNET.<br />
DIGITALISIERUNG<br />
Die Corona-Krise hat gezeigt, welch<br />
hohen positiven Einfluss die Digitalisierung<br />
in unser aller Leben haben<br />
kann. Alle Artikel im Magazin rund um<br />
dieses Thema sind mit diesem Icon<br />
gekennzeichnet.<br />
ZUKUNFT GEMEINDE<br />
Nur gemeinsam und in Kooperation<br />
mit Expert*innen können die aktuellen<br />
Herausforderungen in den Gemeinden<br />
gelöst werden. Sie finden alle Themen<br />
rund um die Zukunft der Gemeinden<br />
anhand dieser Kennzeichnung.<br />
Die GemNova bemüht sich um eine<br />
gendersensible Sprache in all ihren<br />
Texten. Dies umfasst die Ansprache<br />
nicht nur des männlichen und weiblichen<br />
Geschlechts, sondern auch<br />
des dritten Geschlechts. Dies sind<br />
Personen, die sich nicht in das binäre<br />
Geschlechtssystem „männlich“ und<br />
„weiblich“ einordnen lassen (wollen).<br />
Regionalität und Umweltverträglichkeit<br />
sind uns ein Anliegen.
INHALT<br />
tirol.investiert<br />
GemNova inside<br />
tirol.hat Recht<br />
tirol.traditionell<br />
tirol.ist schön<br />
20<br />
BAUBRANCHE<br />
KÄMPFT MIT<br />
HOHEN PREISEN<br />
06 Bei GemNova kann man<br />
keine Karriere machen<br />
08 Der Bürgerin ist das<br />
wurscht …<br />
34 Nationalpark Hohe Tauern<br />
50 Jahre und kein bisschen<br />
leise<br />
36 Rums, bums, rechtssicher,<br />
fertig, eh klar...<br />
64 Spannender Ausflug in<br />
die Vergangenheit<br />
86 Baumtraum<br />
tirol.Politik<br />
GemNova inside<br />
tirol.digital<br />
40 Grüne Beschaffung<br />
90 Ich brenne für die Gemeinde<br />
14 Digital kommunizieren in<br />
Gemeinden, Teil 2<br />
16 Endlich... unser erstes<br />
gemeinsames Zuhause<br />
18 Die Geschichtenerzähler*innen<br />
tirol.investiert<br />
20 Baubranche kämpft mit<br />
hohen Rohstoffpreisen<br />
tirol.kulturell<br />
43 Die lästige Kunst<br />
44 Lesestoff für heiße Tage<br />
48 Ich will Wissen vermitteln<br />
tirol.extravagant<br />
50 Wie bitte? Wie?<br />
tirol.bunt und vielfältig<br />
66 Hier kann ich ruhig schlafen<br />
tirol.sportlich und gesund<br />
68 Tiroler radeln,<br />
Tirol erradeln<br />
70 Wir würden deine Gemeinde<br />
gerne beschenken!<br />
92 Tirol forstet auf<br />
GemNova.Menschen<br />
95 Die GemNova-Zwillinge<br />
96 Wofür wir stehen<br />
56<br />
tirol.denkt weiter<br />
S DIE WIEGRENZEN<br />
SUSTAINABILITY<br />
DER SCHULEN<br />
Ucil ma quam aut fugit, et lant volor sequiatiat<br />
audant. Sequae adi tectibernam quo<br />
Man fragt sich: „Was ist Nachhaltigkeit<br />
und wer bestimmt, ob etwas nachhaltig<br />
ist ommolup oder nicht?“ tatur.<br />
22 Katastrophenmanagement:<br />
Vorbereitet für den Tag X?<br />
24 Ernstfall Blackout<br />
26 Retten Sie Leben in Ihrer<br />
Gemeinde<br />
tirol.mobil<br />
28 Eine abgefahrene Idee<br />
30 Neues Mobilitätscenter im<br />
Bürgerservice Telfs<br />
tirol.Wissen<br />
52 Land schafft Bäume<br />
tirol.sucht Menschen<br />
54 Wenn die Suche nach<br />
qualifiziertem Personal zur<br />
Herkulesaufgabe wird<br />
tirol.denkt weiter<br />
56 S wie Sustainability<br />
58 Viele Menschen können<br />
vieles ändern<br />
72 Mit dem Abenteuerexpress<br />
bewegt um die Welt<br />
tirol.bildet<br />
74 Zur Klausur nach<br />
Maria Waldrast<br />
76 Sprachliche Förderung für<br />
alle Kinder<br />
80 Netflix für Gemeinderäte<br />
82 Flexible Kinderbetreuung<br />
leicht gemacht –<br />
das Konzept Hort<br />
tirol.blickt über die Grenzen<br />
tirol.kooperiert<br />
98 Eine saubere Sache!?<br />
100 Förderung für innovative<br />
öffentliche Beschaffung<br />
102 Ständig einen Schritt voraus<br />
tirol.modern und innovativ<br />
104 Mehr Dorf, mehr Leben,<br />
mehr Reith<br />
108 erlebnis.film<br />
110 Regionale Zukunft gestalten<br />
112 Der Weg zur Fusion<br />
68<br />
tirol.sportlich und gesund<br />
TIROLER RADELN,<br />
TIROL ERRADELN<br />
Radfahren ist in seinen verschiedenen<br />
Formen in Tirol eine der meist ausgeübten<br />
Sport- und Freizeitaktivitäten. Unter<br />
anderem seit der Durchführung der UCI Radweltmeisterschaft<br />
2018 bemüht sich Tirol verstärkt,<br />
sich auch als internationale und nationale<br />
Raddestination zu positionieren.<br />
tirol.sozial<br />
84 Lernen vom Erfolgsmodell<br />
INKOBA<br />
tirol.spart<br />
32 Voranschlag und MFP (mittelfristige<br />
Finanzplanung)<br />
60 Warum wir uns bei GemNova<br />
dem Thema Pflege widmen<br />
62 Gemeinsam helfen, um<br />
Gutes zu bewirken<br />
108<br />
tirol.modern und innovativ<br />
ERLEBNIS.FILM<br />
Wer heute aktiv, rasch und serviceorientiert<br />
kommunizieren will, kommt am Einsatz von<br />
Video- und TV-Dienstleistungen nicht vorbei.
6 GemNova.inside<br />
GemNova.inside 7<br />
BEI GEMNOVA KANN MAN<br />
KEINE KARRIERE MACHEN<br />
Wenn wir dieses Magazin<br />
durchblättern, fällt uns die<br />
Vielfalt an Themen auf.<br />
Wir hoffen natürlich, dass<br />
Sie als Leser*in auch so<br />
begeistert <strong>279.TIROL</strong> lesen<br />
wie wir. Eigentlich gehen wir<br />
ja davon aus. :-) Vielfalt ist<br />
bei GemNova einer unserer<br />
fünf Werte.<br />
Wir beschäftigen Menschen aus über 30<br />
Ländern dieser Welt. Wir schauen nicht auf<br />
das Alter, die Religion, das Geschlecht, die<br />
sexuelle Ausrichtung oder die Hautfarbe.<br />
Wir machen mit dieser Buntheit die besten<br />
Erfahrungen, und wir stehen ganz klar für<br />
eine offene und vielfältige Gesellschaft.<br />
Unsere Frauenquote liegt bei 85 Prozent,<br />
und wir schütteln eigentlich alle nur den<br />
Kopf, wenn in heutigen Zeiten über gleiche<br />
Bezahlung diskutiert wird. Über eine<br />
Selbstverständlichkeit zu diskutieren, ist<br />
schon äußerst sonderbar.<br />
Neben dem Wert Vielfalt sind uns Wertschätzung,<br />
Verantwortung, Vertrauen<br />
und Authentizität wichtig. Wenn wir Menschen<br />
suchen, dann schauen wir hauptsächlich<br />
auf die gemeinsamen Werte und<br />
die Motive, wieso jemand bei uns arbeiten<br />
will. Wertschätzung, weil es auch selbstverständlich<br />
sein sollte, dass man jede*n<br />
gleich wertschätzend behandelt. Wir<br />
machen keine Unterschiede nach Rang<br />
und Funktion, jede*r ist gleich wichtig<br />
für unsere Gesellschaft. Wir übergeben<br />
Menschen Verantwortung und vertrauen<br />
ihnen dabei, dass sie diese wahrnehmen<br />
und damit umzugehen wissen. Und wir<br />
sagen: „Sei du selbst. Sei authentisch.“<br />
Zusammengefasst nennen wir das „Die<br />
Seele der GemNova“.<br />
Bei uns arbeiten viele Menschen, die diese<br />
Wertehaltung mitbringen und leben.<br />
Wir schauen auch genau darauf. Einher<br />
geht damit auch, dass wir „einen gesellschaftlichen<br />
Beitrag leisten“ als unseren<br />
Unternehmenssinn sehen. Und wir<br />
fördern aktiv noch andere Dinge: Zeige<br />
Schwächen, denn starke Persönlichkeiten<br />
zeigen Schwächen, schwache sind vermeintlich<br />
immer stark. Sei selbstreflexiv,<br />
nimm dich nicht zu wichtig und achte auf<br />
deinen Narzissmus. Kritisiere, bring Ideen<br />
ein und mach Fehler, zu denen du stehst.<br />
Streb nicht nach Karriere im klassischen<br />
Sinn, sondern entwickle dich als Mensch,<br />
als Persönlichkeit. Das ist echte Karriere.<br />
Wieso wir das heute schreiben? Aus<br />
zwei Gründen:<br />
1.<br />
Wir wollen an dieser Stelle unseren<br />
vielen Kolleg*innen unseren Dank aussprechen.<br />
Ihr seid einfach coole, individuelle<br />
und starke Persönlichkeiten, denen<br />
jede*r vertrauen kann, die wertschätzend<br />
Verantwortung übernehmen, ihre Vielfalt<br />
einbringen und dabei sie selbst bleiben.<br />
2.<br />
Ist das auch etwas, auf das sich<br />
unsere Kund*innen verlassen können. Sie<br />
haben es mit Menschen zu tun, die Verantwortung<br />
übernehmen, Fehler eingestehen<br />
und sich nicht in den Mittelpunkt<br />
drängen, sondern nur an der Sache interessiert<br />
sind: einen Beitrag zu leisten für<br />
Tirols Gemeinden. Wir sind überzeugt,<br />
das spüren unsere Kund*innen tagtäglich,<br />
wenn sie mit uns arbeiten.<br />
Herzlichen Dank und einen schönen<br />
Sommer!<br />
Alois Rathgeb<br />
Niki Kraak
8 GemNova.inside<br />
GemNova.inside 9<br />
Der<br />
Bürgerin<br />
ist das<br />
Letztes Mal habe ich über den Georg und den<br />
Karl geschrieben, wie sie sich über echte und<br />
sinnvolle Digitalisierung unterhalten haben.<br />
Mein Wissensstand ist, dass sich nun auch Karl<br />
mit seiner Gemeinde dazu entschlossen hat,<br />
echt und sinnvoll zu digitalisieren. Na ja, er hat<br />
ja dafür einen guten Partner mit einem Tiroler<br />
Dienstleister, der den Gemeinden gehört, gefunden.<br />
Dieser Geschichte lassen wir aber heute<br />
ihren Lauf. Georg und Karl werden in diesem<br />
Magazin schon wieder erscheinen und berichten,<br />
wie es ihnen damit geht.<br />
wurscht …<br />
Aber was hat das nun mit dem Wurschtigkeitsgefühl<br />
der Bürgerin auf sich? Na ja, der Bürgerin<br />
ist es eigentlich herzlich wurscht, wie die<br />
Gemeinde was macht und wie digitalisiert. Der<br />
Bürgerin ist es nur wichtig, dass alles einfach<br />
funktioniert und dass sie alles möglichst einfach<br />
bekommt, was sie von der Gemeinde will.<br />
Und damit sind wir heute beim zweiten wichtigen<br />
Thema im Zusammenhang mit echter und<br />
sinnvoller Digitalisierung: der Bürgerin (natürlich<br />
auch „Der Bürger“ und „Das Bürgerlein“).<br />
Aus unserer Sicht hat die Digitalisierung im<br />
kommunalen Bereich zwei wesentliche Ebenen:<br />
die Ebene der Verwaltung und die Ebene<br />
der Bürgerin.<br />
Es ist natürlich schön, wenn die Verwaltung<br />
durch Digitalisierung effizienter wird, aber es<br />
muss so digitalisiert werden, dass es auch bei<br />
der Bürgerin ankommt.<br />
ZUM AUTOR<br />
ALOIS RATHGEB<br />
Alois Rathgeb ist Gründer und<br />
Geschäftsführer der GemNova.
10 GemNova.inside<br />
GemNova.inside 11<br />
Was meine ich mit „bei der Bürgerin<br />
ankommt“? Es ist ja derzeit offenbar<br />
in, alle möglichen Apps, Anwendungen,<br />
Karten für die Bürgerin zu produzieren.<br />
Kommunikations-App, Müllkarte,<br />
Gutscheine, Beschwerde-App, Kindergartenanmeldeplattform<br />
u. v. m. Wenn<br />
das so weitergeht, dann kommt diese<br />
Digitalisierung bei der Bürgerin eben<br />
nicht an. Irgendwann wird die Bürgerin<br />
– nennen wir sie jetzt einfach mal Lisi<br />
–, also die Lisi wiederum sagen: „Liebe<br />
Gemeinde, mir ist es jetzt echt wurscht.<br />
Ich verzichte auf dieses ganze Wirrwarr,<br />
ich kenn mich nicht mehr aus.“<br />
Da hat sie ja gar nicht ganz so unrecht.<br />
Aber was erwartet sich nun Lisi und wie<br />
könnte man vorgehen?<br />
Die Lisi erwartet sich auf jeden Fall Einfachheit.<br />
Einmal registrieren und aus. Die<br />
Lisi will nicht laufend Apps downloaden,<br />
mehrere Karten mit sich rumschleppen<br />
und in unterschiedlichen Anwendungen<br />
sich registrieren und wieder Datenbanken<br />
befüllen.<br />
Dabei findet man die Lisi ja sehr eindeutig<br />
im Zentralen Melderegister (ZMR). Dort ist<br />
sie mit all ihren Daten vorhanden, sogar<br />
eindeutig vorhanden. Und wenn die Lisi<br />
eine Firma hat, dann ist sie im Unternehmensregister<br />
(UR) auch mit der Firma<br />
eindeutig vorhanden. Und wenn sie<br />
ein Haus hat, das ihr gehört, ist sie im<br />
Adress-, Gebäude- und Wohnungsregister<br />
(AGWR) und im Grundbuch eindeutig vorhanden.<br />
Also alles da, eindeutig da.<br />
Das heißt nun theoretisch: Die Lisi könnte<br />
sich in einer Anwendung einmal einloggen<br />
bzw. registrieren. Künftig mit der Austria-ID.<br />
Das System greift auf die Register zu und<br />
erkennt Lisi. Fast schon persönlich. Und in<br />
dieser Anwendung kann Lisi dann auf alles<br />
zugreifen, was die Gemeinde an Leistungen<br />
zur Verfügung stellt. Wie würde Karl<br />
dazu sagen:<br />
Rums.<br />
Bums. Fertig.<br />
Eh klar !<br />
Die Leistungen der Gemeinde gliedern sich<br />
dabei in drei Hauptkategorien:<br />
+ E-Government-Anwendungen (Meldezettel,<br />
Bauakt u. v. m.)<br />
+ Müll (Müll deshalb separat, weil dieser<br />
nicht personenbezogen, sondern<br />
eigentümerbezogen ist)<br />
+ Serviceleistungen der Gemeinde<br />
(Schwimmbadeintritte, Rückvergütungen,<br />
Liftkarten, Gutscheine zur Belebung<br />
der heimischen Wirtschaft, Jubiläumsgelder<br />
u. v. m.)<br />
Die Drei Module<br />
einer Gemeindekarte<br />
Durchgängige Digitalisierung<br />
Müll Dienstleistungen E-Government<br />
Die Gemeindekarte/<br />
das Gemeindeportal als<br />
zentrales Medium für<br />
Gemeindeprozesse und<br />
Dienstleistungen.<br />
+ Besonderheit der<br />
hoheitlichen Abgaben<br />
+ Liegenschaftsbezogen,<br />
nur für Eigentümer<br />
+ Zutrittssystem<br />
Recycylinghof<br />
+ Verwiegung am<br />
Recyclinghof<br />
+ Müllsäcke-Automat<br />
+ Unterschiedliche Vergünstigungen<br />
und Vorteile<br />
für Bürger*innen<br />
+ Anbindungen von<br />
anderen Institutionen<br />
(u. a. Kaufmannschaft,<br />
TVB etc.)<br />
+ Zutrittsberechtigungen<br />
+ Regionalwährung<br />
+ Service für Bürger*innen<br />
+ Darstellung von kommunalen<br />
Belangen<br />
+ Einbringungen von<br />
Bürgeranliegen<br />
+ Einsicht in Akten<br />
+ Nachrichtenportal<br />
AGWR GB ZMR UR<br />
VERWALTUNG<br />
FINANZ LOHN BAUAMT<br />
DATEIABLAGE BILDUNG<br />
ETC.<br />
E-GOVERNMENT<br />
BÜRGER<br />
SERVICES FÜR<br />
EIGENTÜMER<br />
SERVICES FÜR<br />
BÜRGER<br />
Um das zu verwirklichen, benötigt es<br />
eine Basistechnologie, die all diese Dinge<br />
machbar werden lässt. Diese Basistechnologie<br />
können wir, gemeinsam mit<br />
unserem Partner brain behind zur Verfügung<br />
stellen. Derzeit als nahezu einzige<br />
Technologie in ganz Österreich.<br />
Was kann nun die Lisi damit machen,<br />
wenn das mal alles läuft? Dazu ein paar<br />
kurze Anwendungsbeispiele.<br />
Als Erstes bekommt Lisi ein Schreiben von<br />
der Gemeinde mit einer Karte (oder eine<br />
Einladung, sich einmalig zu registrieren, und
12 GemNova.inside<br />
GemNova.inside 13<br />
sie bekommt dann die Karte). Lisi tut das<br />
natürlich und kann ab jetzt auf alles zugreifen<br />
(künftig natürlich auch mit Mobiltelefon<br />
oder Uhr etc.).<br />
Lisi sieht, dass man auf der Plattform die<br />
Jahreskarte für das Schwimmbad kaufen<br />
kann. Das tut sie, und das System sagt Lisis<br />
Gemeindekarte, dass sie ab jetzt damit ins<br />
Schwimmbad darf. Also keine eigene Karte,<br />
sondern die Gemeindekarte macht das<br />
ab jetzt.<br />
Lisi ist Leiterin der Bücherei, und die<br />
Gemeinde hat ein elektronisches Schloss.<br />
Lisis Gemeindekarte weiß das und öffnet<br />
die Tür zur Bücherei.<br />
Lisi braucht Müllsäcke und geht zum<br />
Gemeindemüllsackautomaten, kurz GEM-<br />
SA, hält ihre Gemeindekarte hin und holt<br />
sich zehn Säcke raus. Fünf davon kostenlos,<br />
fünf werden mit der nächsten Vorschreibung<br />
verrechnet.<br />
Die Gemeinde will die heimische Wirtschaft<br />
nach Corona fördern und stellt jeder Bürgerin<br />
einen 100-Euro-Gutschein zur Verfügung.<br />
Das wird auf die Gemeindekarte<br />
von Lisi gebucht. Lisi kann damit in allen<br />
Betrieben im Ort bezahlen (direkt bei der<br />
Bankomatkasse, wie mit einer Debitkarte).<br />
Und Lisi hat zwei Söhne, Karl und Georg,<br />
und die gehen nächstes Jahr in den Kindergarten.<br />
Lisi steigt in die Anwendung ein,<br />
klickt die Namen ihrer beiden Spitzbuben an<br />
und meldet diese für den Kindergarten an.<br />
Lisi meint, als sie das nächste Mal<br />
die Bürgermeisterin trifft: „Des is mir<br />
jetzt nimmer wurscht. Des is a Wahn-<br />
sinn, was ihr da macht. Geh …“, oder so.<br />
Da müssen wir ihr natürlich Recht geben,<br />
das sehen wir auch so. Echt und sinnvoll<br />
ist das Ganze auf jeden Fall. Aus diesem<br />
Grund möchten wir allen Gemeinden diese<br />
Möglichkeit geben, dass sie einen Schritt in<br />
diese Richtung gehen können. Einfach und<br />
kostengünstig sich zumindest die Voraussetzungen<br />
zu schaffen, künftig mit EINER<br />
Anwendung viele Leistungen den Lisis der<br />
Gemeinde zur Verfügung zu stellen.<br />
Diese Anwendung wird ein Portal, an welches<br />
jede Gemeinde schnell und einfach<br />
andocken wird können. Durch eine Gesamtlösung<br />
wird es für einzelne Gemeinden<br />
natürlich günstiger. Leistungen, die es in<br />
der Gemeinde A gibt, kann die Gemeinde<br />
B einfach übernehmen und auf ihre Bedürfnisse<br />
anpassen. Somit setzen wir auf EINE<br />
Technologie. Und zwar auf die nahezu einzige,<br />
die das alles abbilden kann. Damit sparen<br />
wir Unmengen an Geld, wenn nicht jede<br />
Gemeinde für sich etwas aufbaut. Die Lisi<br />
würd’s freuen.<br />
Des ist mir<br />
jetzt nimmer<br />
wurscht. Des is a<br />
wahnsinn.<br />
„Ja, aber“, sagt Bürgermeisterin Angelika,<br />
„ich habe ja schon eine Müllkarte.“ „Kein<br />
Problem“, sagen wir. „Melde dich bei uns,<br />
wir packen das in eine Gesamtlösung, die<br />
zukunftsfähig ist.“ „Normale“ Müllkarten<br />
sind darauf natürlich nicht vorbereitet.<br />
„Und die Kommunikation mit den Bürgerinnen?“<br />
Eh klar, die geht dann auch über die<br />
Anwendung oder eine App. „Und damit kann<br />
ich wirklich auch ins Parkhaus fahren?“ Ja,<br />
eh klar, der Schranken muss nur mit der<br />
Karte kommunizieren, ganz einfach. „Und<br />
ich kann dann in meinen Bauakt Einsicht<br />
nehmen?“ Ja, schon, wenn du GeOrg als<br />
Kommunalsoftwarelösung hast, dann<br />
ist das recht einfach zu lösen. „Und<br />
…?“ Ja, das geht auch.
14 tirol.digital<br />
tirol.digital<br />
15<br />
DIGITAL<br />
KOMMUNIZIEREN<br />
IN GEMEINDEN<br />
Teil 2: Kommunikation<br />
DIE LEHRE DARAUS:<br />
1. Wer aktiv kommuniziert,<br />
sollte sein Gegenüber kennen.<br />
Oder umgekehrt, wer sich konstruktiv einbringen möchte,<br />
braucht sich nicht in der Anonymität des Netzes zu verstecken.<br />
2. Es ist gefährlich,<br />
Meldungen unverzüglich und<br />
ungefiltert online zu stellen.<br />
Ging es im ersten Teil um die rasche und zielgerichtete Information in Richtung Bürger*in,<br />
liegt der Fokus diesmal auf deren aktiver Einbindung. Die einseitige Information wird durch<br />
die Komponente des beiderseitigen Dialoges ergänzt. Auch dabei stellt die Digitalisierung jene<br />
Instrumente und Prozesse zur Verfügung, die eine aktive Partizipation, Vernetzung und die<br />
dafür nötige Transparenz ermöglichen.<br />
ZUM AUTOR<br />
MAG. MARTIN WEX<br />
Martin Wex ist seit 2019 bei der<br />
GemNova im Bereich Digitalisierung<br />
tätig. Darüber hinaus ist er<br />
Landtagsabgeordneter und Vizebürgermeister<br />
von Schwaz.<br />
Kontakt: m.wex@gemnova.at<br />
Externe Kommunikation<br />
Spätestens, als sich das Internet Mitte der<br />
2000er Jahre zum „Mitmach-Web“ weiterentwickelte<br />
(Stichwort: Web 2.0), eröffneten<br />
sich auch für die Kommunikation zwischen<br />
den Gemeinden und deren Bürger*innen<br />
neue Möglichkeiten.<br />
Web 1.0<br />
Erste Erfahrungen im Web 2.0 haben wir<br />
in Schwaz mit einem elektronischen Tage-<br />
buch auf der Website der Stadt gemacht.<br />
Gut gemeint, mussten wir aber alsbald<br />
auch unliebsame Einträge zur Kenntnis neh-<br />
men. Schließlich musste das Tagebuch vom<br />
Netz genommen werden, da es auch für<br />
Verleumdungen und für bewusste Desinformation<br />
missbraucht wurde. Ähnlich erging<br />
es uns mit der Applikation „Buergermeldungen.com“.<br />
Ungeschult kam es vonseiten der<br />
Beamtenschaft zu unliebsamen Überreaktionen<br />
gegenüber den ungefilterten Meldungen<br />
von Bürger*innen. Ungeklärt war<br />
zudem damals auch noch, wer innerhalb<br />
der Gemeinde nach außen kommuniziert.<br />
Letztlich wurde das Projekt vom Bürger-<br />
meister eingestellt.<br />
Web 2.0<br />
Zwischenzeitlich ist eine Registrierung der<br />
User zum Standard geworden. Sie reicht<br />
vom unsicheren einfachen Opt-in (einmalige<br />
Zustimmung mittels Checkbox oder<br />
Angabe einer Mailadresse) bis zum eher<br />
sicheren „Double-Opt-in“, bei dem der Eintrag<br />
in die Datenbank durch einen zweiten<br />
Schritt bestätigt werden muss. Meist wird<br />
hierzu eine E-Mail-Nachricht mit der Bitte<br />
um Bestätigung an die eingetragene Kontaktadresse<br />
gesendet. Onlineredaktionssysteme<br />
ermöglichen die Kontrolle der freizugebenden<br />
Beiträge.<br />
Gab es früher Einschulungen für das richtige<br />
Formulieren von Briefen und die höfliche<br />
Ansprache am Telefon, so müssen<br />
diese nun um die Onlinekommunikation<br />
erweitert werden. Dies ist umso wichtiger,<br />
da Onlinenachrichten meist sehr zeitnah<br />
erfolgen, von verschiedenen Stellen verfasst<br />
und über einen erweiterten Empfängerkreis<br />
verfügen. Eine klare Aufteilung der<br />
Aufgaben und eine Schulung der Mitarbeiter*innen<br />
sind dazu nötige Voraussetzungen.<br />
Dies beginnt bei der Formulierung von<br />
E-Mails und endet in der laufenden Betreuung<br />
von Social-Media-Einträgen. Denn auch<br />
Kommentare auf Postings der Gemeinde<br />
3. Wer, wann, wie kommuniziert,<br />
muss gelernt sein, auch gemeindeintern.<br />
dürfen nicht unbeobachtet bleiben.<br />
Der eigentliche Mehrwert von Web-2.0-Anwendungen<br />
liegt jedoch nicht in der direkten<br />
Kommunikation, sondern im Aufbau und<br />
der Nutzung von Plattformen, auf denen<br />
sich Gleichgesinnte austauschen und Mitstreiter<br />
für ihre Ideen gewinnen können. Im<br />
besten Fall auch die Entscheidungsträger<br />
der Gemeinde. Eine gelungene Anwendung<br />
einer Bürgerbeteiligung ist die „Ideenplattform<br />
Mannheim“. Für die Verwaltung bietet<br />
die Ideenplattform die Chance, mehr über<br />
die Ideen der Bürger*innen zu erfahren und<br />
relevante Themenfelder zu identifizieren.<br />
Glaubt man diversen Jugendstudien, treten<br />
Werte wie Solidarität, Teilhabe und Engagement<br />
anstelle von Egoismus und Selbstdarstellung.<br />
Das ist erfreulich und sollte von<br />
den Gemeinden aktiv digitale Beteiligungsinstrumente<br />
gefördert werden.<br />
Interne Kommunikation<br />
Verändert hat sich nicht nur die Kommunikation<br />
der Gemeinde mit ihren Gemeindebürger*innen,<br />
sondern auch jene innerhalb<br />
der Gemeinden selbst, ihrer Abteilungen<br />
sowie mit den vor- und nachgelagerten<br />
Stellen. Sicherlich hat die Pandemie und<br />
das oftmals damit verbundene Homeoffice<br />
die Bereitschaft zur Verwendung<br />
neuer digitaler Kommunikationsformen<br />
gesteigert. Videokonferenzen sind zum<br />
täglichen Begleiter geworden. Gemeinden<br />
investieren in Übertragungstechnologien.<br />
Die TGO (Tiroler Gemeindeordnung) wurde<br />
dafür novelliert.<br />
Ganz im Sinne der echten und sinnvollen<br />
Digitalisierung begleiten wir Gemeinden<br />
gerne bei der Umstellung zu einer<br />
digitalen Kommunikationslösung. Unsere<br />
Kolleg*innen aus dem OpenDigital-Team<br />
unterstützen dabei mit ihrer umfangreichen<br />
Expertise im Bereich Digitalisierung.<br />
Hier geht's zum<br />
Erklärvideo zur Ideenplattform<br />
Mannheim
16 tirol.digital<br />
tirol.digital<br />
ENDLICH...<br />
2<br />
17<br />
... UNSER ERSTES GEMEINSAMES ZUHAUSE<br />
Seit März <strong>2021</strong> setzt nun die Gemeindeverwaltung<br />
Kaltenbach in Kombination mit GeOrg auch GISela, die GIS-<br />
Lösung von GISquadrat ein.<br />
GemNova hat sich für die Softwarelösung GISela entschieden, da diese alle in einer<br />
Gemeinde benötigten Geoinformationsanwendungen integriert anbietet. Von klassischen<br />
Fachschalen für Wasser, Kanal und Grundstücke über Wartungsbuch bis zu<br />
Anwendungen zur Visualisierung von Daten aus den zentralen Registern und aus GeOrg.<br />
Darüber hinaus sind GISela und GeOrg direkt ineinander integriert. Ein nahtloser<br />
Übergang zwischen den Programmen wird durch die direkten Integrationen zwischen<br />
den beiden Programmen gewährleistet.<br />
1<br />
GeOrg und Gisela<br />
haben nun ihre<br />
erste gemeinsame<br />
Wohnung in Tirol<br />
bezogen.<br />
Sie unterstützen nun gemeinsam<br />
die Gemeinde Kaltenbach bei den<br />
Verwaltungsprozessen. GeOrg<br />
liefert die Daten und Gisela bildet<br />
diese in ihrem System ab.<br />
3<br />
Der Vorteil für die Gemeinden ist<br />
nun, dass sie nicht nur die Daten<br />
haben, sondern diese auch visualisiert<br />
darstellen können.<br />
ZUR AUTORIN<br />
DIPL.-KFR.<br />
VERENA KAISER<br />
Verena Kaiser ist Projektverantwortliche<br />
im Team Digitalisierung<br />
und seit 2020 bei der GemNova.<br />
Kontakt: v.kaiser@gemnova.at<br />
4So können beispielsweise Leerstände<br />
einer Gemeinde auf<br />
Gebäudeebene angezeigt werden.
18 tirol.digital tirol.mobil tirol.digital<br />
19<br />
Die geschichtenerzähler*innen<br />
Im Gespräch mit Michael Ölhafen (Geschäftsführer Locandy), Dr. Barbara Thaler (Kunsthistorikerin),<br />
<strong>Juli</strong>enne Schult (Biologin & Germanistin) und Prof. Dr. Thorsten Schwerte (Zoologe an der<br />
Universität Innsbruck)<br />
Locandy beschäftigt sich sehr viel mit<br />
Storytelling. Diesen Begriff hört man<br />
immer wieder, aber was ist das denn<br />
eigentlich genau?<br />
<strong>Juli</strong>enne Schult: Storytelling ist eigentlich<br />
nichts Neues. Geschichten zu erzählen,<br />
um eine Botschaft zu vermitteln, ist tief in<br />
unserer Gesellschaft verwurzelt. In den letzten<br />
Jahren hat sich der Begriff Storytelling<br />
jedoch vor allem als eine Marketingmethode<br />
etabliert. Dabei werden Geschichten über<br />
ein Produkt oder ein Unternehmen erzählt,<br />
und durch die Geschichten soll so eine persönliche<br />
Beziehung hergestellt werden.<br />
In der Recherche für dieses Gespräch bin<br />
ich immer wieder auf die Heldenreise als<br />
ein weltweites Grundmuster für Mythologien<br />
gestoßen. Ist das auch im modernen<br />
Storytelling, das du beschreibst,<br />
relevant?<br />
<strong>Juli</strong>enne Schult: Die Dramaturgie ist ein<br />
essenzieller Bestandteil jeder Geschichte.<br />
Bereits Aristoteles hat Geschichten auf ihre<br />
Struktur untersucht und festgestellt, dass<br />
sie immer einen Anfang, Höhepunkt und<br />
Ende haben. Die Heldenreise von Joseph<br />
Campbell ist ein komplexeres Muster, das<br />
man in vielen erfolgreichen Büchern und<br />
Filmen wiederfindet, wie beispielsweise<br />
Odysseus, Harry Potter oder Herr der Ringe.<br />
Und warum eignet sich dieses Muster so<br />
gut für Storytelling?<br />
Barbara Thaler: Bei der Heldenreise stehen<br />
die Person und das, was sie erlebt, im Mittelpunkt.<br />
Ihre Beziehungen, Abenteuer, Erfolge,<br />
aber ganz besonders auch Fehlschläge<br />
machen sie menschlich und nahbar. Man<br />
kann sich dann mit dem Helden identifizieren,<br />
mit ihm fühlen und mitfiebern. Diese<br />
Emotionen sind eine ideale Voraussetzung,<br />
um Inhalte jeder Art zu vermitteln.<br />
Mit Locandy ist ein handlungsorientiertes<br />
Lernen<br />
möglich, welches durch die<br />
Verwendung des Smartphones<br />
im Vergleich zu<br />
Büchern oder anderen gedruckten<br />
Anleitungen sehr<br />
gerne angenommen wird.<br />
Was macht denn für dich eine Geschichte<br />
zu einer richtig guten Geschichte, einer<br />
Story?<br />
<strong>Juli</strong>enne Schult: Für mich ist eine gute<br />
Geschichte, wenn sie einen guten Spannungsbogen<br />
mit unerwarteten Wendungen<br />
aufweist. Wenn sie es schafft, einen wirklich<br />
zu fesseln. Dafür braucht es natürlich sowohl<br />
einen interessanten Protagonisten als auch<br />
einen gleich starken Antagonisten.<br />
Und was mache ich, wenn ich keine guten<br />
Geschichten zu erzählen habe?<br />
<strong>Juli</strong>enne Schult: Gute Geschichten finden<br />
sich eigentlich überall. Die Kunst ist es<br />
nur, sie gut zu erzählen. Wobei sich eine<br />
Geschichte aber auch immer weiter verbessern<br />
kann, je öfter sie erzählt wird.<br />
Durch die Reaktionen der Rezipienten<br />
erkennt man, was gut an einer Geschichte<br />
ist und wo sie Schwachstellen aufweist,<br />
und kann diese ausbessern.<br />
Barbara, ein Beispiel dafür, dass gute<br />
Geschichten überall zu finden sind, ist<br />
deine Arbeit. Auch du als Kunsthistorikerin<br />
verwendest die Plattform von<br />
Locandy, um damit Storytelling umzusetzen<br />
und Wissen zu vermitteln. Welche<br />
Vorteile ergeben sich in diesem Bereich?<br />
Barbara Thaler: Der Vorteil bei der Kunstund<br />
Kulturvermittlung liegt auf der Hand:<br />
Das Wissen wird direkt am Ort des Geschehens<br />
vermittelt. Das steigert die Authentizität<br />
enorm. Wenn man die Auswirkungen und<br />
„Folgen“ einer historischen Entscheidung,<br />
einer künstlerischen Schöpfung unmittelbar<br />
fühlen kann, dann wird Geschichte oder<br />
Kunstgeschichte eben nicht nur gelehrt, sondern<br />
neu erlebbar gemacht. Das ist es, was<br />
Menschen nachhaltig berührt und beeindruckt.<br />
Wo liegen hier die Unterschiede zu einem<br />
klassischen Museum?<br />
Barbara Thaler: Kultur- und Abenteuer-<br />
Guides von Locandy bieten dem Besucher<br />
Freiheit. Zumeist führt ja eine „wiederbelebte“<br />
historische Person durch die jeweilige<br />
Thematik, oder es wird Geschichte<br />
durch spielerische Elemente aufbereitet.<br />
Das unterscheidet sich schon sehr von der<br />
üblichen Weitergabe von Fakten in Museen.<br />
Hier liegt nochmals ein ganz besonderer<br />
Mehrwert, der auch Anreiz sein kann, sich<br />
selbst noch mehr in eine interessante Thematik<br />
zu vertiefen.<br />
Werden die durch Storytelling vermittelten<br />
Inhalte denn auch tatsächlich besser<br />
aufgenommen?<br />
OBEN:<br />
Mit dem Smartphone<br />
durch Tirols Wälder<br />
(© Locandy)<br />
Thorsten Schwerte: In Studien zur Methode<br />
und Wirksamkeit zeigte sich, dass Lernende<br />
Wissensvermittlung mit Storytelling<br />
sehr schätzen, da sie Inhalte mit mehreren<br />
Sinnen begreifbar macht. Mit Locandy ist<br />
ein handlungsorientiertes Lernen möglich,<br />
welches durch die Verwendung des Smartphones<br />
im Vergleich zu Büchern oder anderen<br />
gedruckten Anleitungen sehr gerne<br />
angenommen wird.<br />
Und wie wird gerade bei den komplexeren<br />
Themen die Qualität der Inhalte gesichert?<br />
Thorsten Schwerte: Wir haben Wissenschaftler<br />
aus den Fächern der Geistes- und<br />
Naturwissenschaften in unserem Team. Die<br />
Inhalte werden, wo möglich, aus Publikationen<br />
entnommen, die wissenschaftlich nachvollziehbar<br />
sind.<br />
Michael, mit Locandy bietet ihr einen<br />
Baukasten für digitale Guides und interaktives<br />
Geschichtenerzählen. Kannst du<br />
uns ein Beispiel aus Tirol nennen, wie<br />
Storytelling „made by Locandy“ aussieht?<br />
Locandy<br />
15<br />
LOCANDIANER<br />
EXPERT*INNEN<br />
FÜR DIGITALE, INTERAKTIVE GUIDES ALLER ART<br />
2012<br />
GRÜNDUNG<br />
SITZ IN INNSBRUCK<br />
Michael Ölhafen: Ja, zum Beispiel „Das Rätsel<br />
des Köfler Bergsturzes“ in Längenfeld im<br />
Ötztal. Dieses interaktive Hörspielabenteuer<br />
führt die Besucher auf eine geologische<br />
Spurensuche. Mysteriöse Felszeichnungen,<br />
eine geheimnisvolle Hexenhütte, ein Zeitportal<br />
– das sind die Zutaten des neuen Erlebnisweges<br />
im Ötztal bei Winklen. Man wird<br />
auf eine spannende Zeitreise in die Vergangenheit<br />
geschickt und lernt dabei einiges<br />
über die geologischen Besonderheiten der<br />
Region. Mithilfe von Installationen, der natürlichen<br />
Umgebung und einer analogen Karte<br />
muss man dem Geheimnis des Bergsturzes<br />
auf die Spur kommen.<br />
Aktuell bist du ja auch öfter hier bei uns<br />
im GemNova-Büro anzutreffen. Welche<br />
spannenden Geschichten werden denn<br />
da geschrieben?<br />
Michael Ölhafen: Gemeinsam mit GemNova,<br />
der Pädagogischen Hochschule Tirol und<br />
der Uni Innsbruck entwickeln wir bewusstseinsbildende,<br />
multimediale Hörspiel-Erlebniswege<br />
für Tirol. Diese behandeln sehr<br />
aktuelle Themen wie Klima und Umweltschutz,<br />
Artenvielfalt und Energieeffizienz.<br />
115<br />
PROJEKTE<br />
BEI 56 KUNDEN<br />
LINKS:<br />
Spannung und Interaktion<br />
mit der Umgebung<br />
(© Locandy)<br />
Die Erlebniswege sollen für einen verantwortungsvollen<br />
Umgang mit der Umwelt, den<br />
natürlichen Ressourcen und für die jeweiligen<br />
Auswirkungen auf den Klimaschutz<br />
sensibilisieren. Wir möchten auf spielerische<br />
Art und Weise Wissens- und Handlungskompetenzen<br />
schaffen, die einen kritischen Blick<br />
auf das eigene Konsumverhalten und den<br />
Energieverbrauch ermöglichen.<br />
.<br />
MÄRKTE<br />
AUT/DE/CH/ITA/USA<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTE<br />
FERDINAND ZANGERL<br />
Der gebürtige Tiroler Ferdinand Zangerl<br />
studiert seit 2018 Innovations- und Produktmanagement<br />
an der Fachhochschule Wels,<br />
Oberösterreich. Bei der GemNova begleitet er<br />
die Umsetzung verschiedener Projekte.
20 tirol.investiert<br />
tirol.investiert<br />
21<br />
ZUM AUTOR<br />
DI ALEXANDER GOSTNER<br />
BAUBRANCHE<br />
KÄMPFT MIT<br />
HOHEN<br />
ROHSTOFF-<br />
PREISEN<br />
Alexander Gostner ist seit 2016 bei der GemNova und<br />
verantwortet den Bereich Infrastruktur. In den letzten<br />
Jahren hat die GemNova Infrastruktur bereits über<br />
140 Projekte begleitet.<br />
Kontakt: a.gostner@gemnova.at<br />
Erstens kommt es anders, zweitens<br />
als man denkt. Trotz Corona hat die Baubranche –<br />
im Vergleich zu anderen Bereichen – das Vorjahr<br />
wirtschaftlich recht gut überstanden.<br />
In den vergangenen Monaten hat sich<br />
diese positive Entwicklung weiter verstärkt.<br />
Die Baubranche brummt, die<br />
Auslastung ist sehr hoch, mitunter müssen<br />
Aufträge sogar abgelehnt werden.<br />
Gleichzeitig gehen die Rohstoffpreise<br />
seit Wochen durch die Decke. Bestimmte<br />
Materialien können nur mehr schwer<br />
bis gar nicht mehr geliefert werden.<br />
Völlig klar, dass insbesondere jene Materialien,<br />
an denen am Bau Mangel herrscht, von<br />
massiven Preiserhöhungen betroffen sind.<br />
Fragt man nach den Gründen, erhält man<br />
unter anderem diese Antworten: Erstens:<br />
China freue sich über einen signifikant<br />
starken Wirtschaftsaufschwung, die Konjunktur<br />
ist besser als erwartet angesprungen.<br />
Zweitens gäbe es offensichtlich einen<br />
Mangel an Frachtcontainern, um die benötigten<br />
Materialien nach Europa zu bringen.<br />
Zum dritten, so heißt es, gäbe es bei der<br />
Nachfrage die übliche saisonale Steigerung<br />
in diesen Monaten, und last not least würde<br />
sich auch die Investitionsprämie sehr positiv<br />
auf das Baugeschäft auswirken.<br />
Die Preise explodieren<br />
Besonders deutlich lässt sich diese Entwicklung,<br />
diese Preisexplosion am Beispiel<br />
Stahl ablesen. Dazu folgende Zahlen: Heuer<br />
im März lag der Großhandelspreisindex<br />
von Eisen und Stahl laut Statistik Austria<br />
um 30,9 Prozent über dem Durchschnitt<br />
des Vorjahres. Bei Betonstahl ergeben<br />
sich daraus Preiserhöhungen um mindestens<br />
35 bis 40 Prozent allein im ersten<br />
Quartal <strong>2021</strong>. Doch das ist nur ein<br />
besonders signifikantes Beispiel. Mittlerweile<br />
lassen sich ähnliche Preisexplosionen<br />
auch bei anderen Rohstoffen beobachten<br />
– sei es bei Dämmmaterial, Holz<br />
oder Bitumen. Gleichzeitig lassen auch die<br />
praktische Verfügbarkeit sowie die damit<br />
einhergehenden Lieferzeiten sehr zu wünschen<br />
übrig. Das ist, pointiert formuliert,<br />
ein wahrer Teufelskreis.<br />
Gerade in diesen turbulenten Zeiten ist<br />
es somit unumgänglich, in der Projektvorbereitung<br />
möglichst genau zu arbeiten<br />
und entsprechende Zeit dafür zu verwenden.<br />
Um einen möglichst reibungslosen<br />
Ablauf sicherzustellen, ist es außerdem<br />
wichtig, sowohl bei den Terminen als auch<br />
bei den Kosten Puffer in Form von Reserven<br />
einzukalkulieren. Der Ablauf des Projektes<br />
sollte genau durchgeplant werden,<br />
am besten anhand von Etappenzielen<br />
bis zur finalen Abnahme. Ein sorgfältiges<br />
Abarbeiten der einzelnen Projektphasen<br />
vor dem Hintergrund des beschlossenen<br />
Termin- und Kostenrahmens ermöglicht<br />
es dem Bauherren, rechtzeitig reagieren<br />
zu können. Das Raum- und Funktionsprogramm<br />
bzw. der Leistungskatalog sollte<br />
möglichst genau definiert werden und<br />
neben den rein baulichen Maßnahmen<br />
sollte auch das Controlling der Finanzen<br />
(Stichwort Gesamtbudget, Zwischenfinanzierung,<br />
Fördergelder, Liquiditätsplan)<br />
genauestens erfolgen.<br />
2020<br />
BEISPIEL PREISE<br />
BETOHNSTAHL<br />
<strong>2021</strong><br />
+ 35 BIS<br />
40%<br />
GERADE IN<br />
DIESEN TURBU-<br />
LENTEN ZEITEN<br />
IST ES SOMIT<br />
UNUMGÄNGLICH,<br />
IN DER PROJEKT-<br />
VORBEREITUNG<br />
MÖGLICHST<br />
GENAU ZU ARBEI-<br />
TEN UND ENT-<br />
SPRECHENDE<br />
ZEIT DAFÜR ZU<br />
VERWENDEN.<br />
Fahren auf Sicht<br />
Eine laufende Kostenverfolgung ist für die<br />
Finanzierbarkeit eines Projektes unverzichtbar;<br />
es ist derzeit für die Tiroler<br />
Gemeinden umso wichtiger, auf Sicht zu<br />
fahren. Wenige trauen sich im Moment<br />
vorherzusagen, wie sich die Märkte entwickeln.<br />
Gerade auch deshalb sollte die<br />
Bestellung auf jeden Fall exakt und strategisch<br />
erfolgen.<br />
So herausfordernd die Situation aktuell<br />
auch für alle Beteiligten ist, ein langfristiger<br />
Trend in der aktuellen Preisentwicklung<br />
kann daraus aber nicht automatisch<br />
abgeleitet werden. Im Bau sind die Kunden<br />
sehr preissensitiv. Ein potenzieller<br />
Rückgang der Nachfrage kann dementsprechend<br />
zu einem rückläufigen Auftragsvolumen<br />
führen. Darum gilt es, in den<br />
nächsten Monaten die Preisentwicklung<br />
genau zu beobachten.
22 tirol.investiert tirol.investiert 23<br />
KATASTROPHENMANAGEMENT<br />
VORBEREITET FÜR DEN TAG X?<br />
Das Hochwasser von Kössen 2013, der Felssturz von Vals 2017 oder die Stürme und das Schneechaos<br />
in Osttirol: Immer wieder sind Tiroler Gemeinden von Katastrophen betroffen. Aber Gefahren<br />
gehen auch von Kraftwerken, Chemietransporten oder Krankheiten aus, wie die anhaltende<br />
Pandemie zeigt. Krisen und Katastrophen sind für die Tiroler Gemeinden eine enorme Herausforderung.<br />
Der in Krisen- und Katastrophenmanagement ausgebildete Bürgermeister von Assling,<br />
Bernhard Schneider, schildert dazu seine Einschätzung.<br />
EIN GESPRÄCH MIT JAN SCHÄFER<br />
Wie kommt ein Bürgermeister dazu, Krisen-<br />
und Katastrophenmanagement zu<br />
studieren?<br />
BILD: Kapitale Schäden<br />
entstanden in den letzten<br />
zwei Wintern durch Sturm<br />
und Schnee in Osttirol.<br />
(© Jan Schäfer)<br />
Die Gemeinde Assling in Osttirol erstreckt<br />
sich über rund 99 Quadratkilometer, auf<br />
denen sich 29 Wildbäche und 19 Lawinenstriche<br />
befinden. Es liegt also auf der Hand:<br />
Als sich 2010 die Möglichkeit für ein entsprechendes<br />
Studium zu diesem wichtigen<br />
Thema ergab, schrieb ich mich ein. Schließlich<br />
geht es in solchen Fällen um weitaus<br />
mehr als einen Katastrophenplan, der im<br />
Ernstfall aus der Schublade geholt wird.<br />
Ohne Frage sind diese Pläne im Katastrophenfall<br />
gute Instrumente. Jedoch ist eine<br />
Gemeinde gut beraten, ständig mögliche<br />
Szenarien durchzuspielen, auch wenn sie<br />
oft noch so weltfremd erscheinen. Man<br />
denke an Fukushima, an das Erdbeben, den<br />
verheerenden Tsunami, Atomunfall, dann<br />
noch ein Wintereinbruch und alles zur gleichen<br />
Zeit. Ich bin mir jedoch sicher, würde<br />
man ein solches Szenario für ein Planspiel<br />
vorschlagen, es führte wohl zu allgemeinem<br />
Kopfschütteln. Obwohl es gut wäre,<br />
das Unmögliche einmal durchzudenken<br />
und durchzuspielen! Die so gewonnenen<br />
Erkenntnisse sind dann im Katastrophenplan<br />
mit den entsprechenden Maßnahmen<br />
zu fixieren. Selbstverständlich müssen auf<br />
dieser Basis sämtliche Szenarien mit der<br />
Gemeindeeinsatzleitung, allen Akteur*innen<br />
wie z. B. Feuerwehr, Lawinenkommission,<br />
Bergrettung usw. und den offiziellen<br />
Stellen geprobt werden! So wie es schon<br />
nach Großereignissen geschieht.<br />
Wenn man die Schlagzeilen regelmäßig<br />
verfolgt, scheint es so, als hätten die<br />
Katastrophen zugenommen. Stimmt dieser<br />
Eindruck?<br />
Teilweise. Katastrophen hat es schon<br />
immer gegeben. Nur: Durch die Medien<br />
werden solche Nachrichten aus der ganzen<br />
Welt rascher verbreitet. Die Digitalisierung<br />
mit ihren Möglichkeiten beschleunigt das<br />
um ein Vielfaches. Aber man muss auch<br />
sehen, unser Leben ist wesentlich komplexer<br />
geworden. Damit steigt das Gefahrenpotenzial.<br />
Ebenfalls ist der Klimawandel<br />
mit seinen Auswirkungen klar erkennbar.<br />
Wird dem in Bezug auf Krisenmanagement<br />
Rechnung getragen?<br />
Ja, aber nicht in dem Umfang, wie es wünschenswert<br />
wäre. Die Möglichkeiten, die<br />
die Digitalisierung bietet, werden noch zu<br />
wenig ausgeschöpft. Hier liegt viel Potenzial.<br />
Generell sollte man mehr ins Katastrophenmanagement<br />
investieren. Damit<br />
meine ich neben den Schutzverbauungen<br />
auch eine ausreichende Unterstützung der<br />
Gemeinden. Schließlich müssen sie die<br />
Sicherheit gewährleisten. Das fängt beim<br />
Schneeräumen an, geht über die Kommunikationsausstattung<br />
und hört beim Einsatzfahrzeug<br />
nicht auf. Nach meinem Verständnis<br />
ist Sicherheit Öffentlichkeitskompetenz.<br />
Wie sieht es in Bezug auf die Krisenkommunikation<br />
aus?<br />
Die Krisenkommunikation geht heute<br />
rasend schnell. Sobald ein Ereignis<br />
passiert, gibt es im Netz schon Bilder<br />
oder einen Film dazu. Man hat als Einsatzleitung<br />
keine Chance mehr, sich auf<br />
eine Presseaussendung oder eine Stellungnahme<br />
vorzubereiten. Man muss sofort<br />
reagieren, anstatt vorbereitet zu agieren.<br />
Hinzu kommt: Für fast alles gibt es mittlerweile<br />
schon eine App. Wir müssen dabei<br />
jedoch aufpassen, dass wir die Bürgerinnen<br />
und Bürger nicht dahin „erziehen“, dass die<br />
Eigenverantwortung noch mehr abnimmt<br />
– unter dem Motto: Ich habe noch keine<br />
Nachricht von einer Winterstraßensperre<br />
bekommen, also kann ich fahren. Diese<br />
Information muss hauptsächlich eine Holschuld<br />
bleiben! Ebenfalls muss die Bevölkerung<br />
bestimmte Gefahren auch selbst einschätzen<br />
können, denn was passiert, wenn<br />
diese Informationsmedien ausfallen? Wie<br />
wird dann kommuniziert und wie leitet die<br />
Gemeindeeinsatzleitung in einem solchen<br />
Fall den Einsatz? Daher sollte als „Plan B“<br />
auf die altbewährten Instrumente nicht verzichtet<br />
werden.<br />
Und wie ist es um das Katastrophenmanagement<br />
in den Tiroler Gemeinden<br />
bestellt?<br />
Generell sind die Gemeinden gut aufgestellt<br />
und haben in der Vergangenheit bei<br />
Katastrophen sehr gut reagiert. Das Thema<br />
wird ernst genommen. Die Blaulichtorganisationen,<br />
die Lawinenkommissionen,<br />
die Ämter wie die BH, die Wildbach- und<br />
Lawinenverbauung, Forst, Baubezirksamt<br />
und Agrar unterstützen die Gemeinden<br />
tatkräftig in diesen Ausnahmesituationen.<br />
Das überbehördliche Zusammenspiel ist<br />
über die Jahre gewachsen und funktioniert<br />
sehr gut. Anhand der letzten Ereignisse<br />
sehen wir, dass der Personalabbau bzw.<br />
das Nichtnachbesetzen des Personals<br />
und die Reduktion des Fuhrparkes in den<br />
angesprochenen Ämtern unser System an<br />
die Grenzen bringt. Bei solchen Ereignissen<br />
benötigen wir in den Tiroler Bezirken<br />
die Unterstützung dieser Fachkräfte. Das<br />
gehört auch zum Katastrophenschutz.<br />
Gibt es etwas zu verbessern?<br />
Es besteht immer Spielraum nach oben.<br />
Aber mit jeder Katastrophe lernt man<br />
dazu und baut dann entsprechend das<br />
Krisen- und Katastrophenmanagement<br />
aus. Die Ausstattung, die es im Ernstfall<br />
braucht, ist nicht überall optimal. Natürlich<br />
ist das eine Frage der Finanzen, wie ich<br />
vorhin schon erwähnte. Man muss einfach<br />
das Verhältnis sehen: Was kostet eine<br />
Investition in den Katastrophenschutz<br />
und welche Kosten entstehen durch eine<br />
Katastrophe? Prävention ist immer billiger,<br />
nur will man sich die nicht immer<br />
leisten. Potenzial gibt es noch in der<br />
Bewertung (Risikoanalyse) der Szenarien.<br />
Diese müssen je nach Zuständigkeit<br />
von der Gemeinde über den Bezirk, das<br />
Land und den Bund nach einem einheitlichen<br />
Bewertungssystem durchgeführt<br />
werden. So kann die Gefahr von allen<br />
handelnden Stellen bzw. Einsatzleitungen<br />
richtig eingeschätzt werden. Da holpert’s<br />
extrem. Zum Beispiel könnte durch<br />
ein einheitliches Beurteilungssystem,<br />
wie bei der Einstufung der Lawinengefahr,<br />
manche Hürde genommen werden.<br />
Was ich mir jedoch grundlegend wünsche,<br />
auch im Hinblick auf die bevorstehenden<br />
Gemeinderatswahlen, ist eine „Grundausbildung<br />
im Krisen- und Katastrophenmanagement“<br />
für Bürgermeisterinnen und<br />
Bürgermeister. Gleiches gilt für Gemeinderätinnen<br />
und Gemeinderäte. Man stelle<br />
sich vor, eine neue Bürgermeisterin oder<br />
ein neuer Bürgermeister wurde gerade<br />
gewählt, ist wenige Wochen im Amt, und<br />
eine Katastrophe passiert. Was dann?<br />
Eine entsprechende Schulung wäre nicht<br />
nur eine enorme Hilfestellung, es geht<br />
auch um Rechts- und Haftungsfragen, für<br />
die der Bürgermeister, die Bürgermeisterin<br />
im schlimmsten Fall dann am Ende<br />
ganz allein geradestehen muss.<br />
Haben Sie zum Abschluss noch einen<br />
Tipp für die Gemeinden?<br />
Regelmäßig schulen und mit Planspielen<br />
den Ernstfall üben, damit die Abläufe<br />
eines Einsatzes verinnerlicht werden.<br />
Sicher lässt es sich von „außen“ immer<br />
g’scheit daherreden. Aber: Das Unvorhergesehene,<br />
Unvorstellbare kann immer und<br />
überall geschehen. Da helfen oft auch die<br />
besten Konzepte und Ausbildungen nichts.<br />
Eine gute Vorbereitung ist noch die beste<br />
Versicherung für den Tag X, den sich niemand<br />
wünscht.<br />
Danke für das Interview, Bürgermeister<br />
Schneider!<br />
ZUR PERSON<br />
Bernhard Schneider, Jahrgang<br />
1964, ist das 18. Jahr Bürgermeister<br />
in der Gemeinde Assling<br />
in Osttirol. Davor war er<br />
sechs Jahre lang Vizebürgermeister.<br />
Neben seinem Amt<br />
in Assling ist der Osttiroler<br />
u. a. Geschäftsführer des<br />
Abfallwirtschaftsverbands Osttirol,<br />
Obmann des Abwasserverbands<br />
Unteres Pustertal<br />
und des Sozialsprengels Assling,<br />
Anras und Abfaltersbach.<br />
2010 inskribierte sich Bernhard<br />
Schneider an der UMIT Hall<br />
für den Studienlehrgang<br />
sozialökonomisches und<br />
psychosoziales Krisen-<br />
und Katastrophenmanagement,<br />
den er<br />
erfolgreich absolvierte.<br />
BERNHARD<br />
SCHNEIDER
24<br />
tirol.investiert tirol.investiert<br />
25<br />
ERNSTFALL<br />
„DIE BESONDERHEIT<br />
BEI UNS IN TIROL<br />
IST WIRKLICH EIN-<br />
ZIGARTIG: WIR HA-<br />
BEN HIER SPEZIELLE<br />
KRAFTWERKE DES<br />
TIWAG-KONZERNS, DIE<br />
SCHWARZSTARTFÄHIG<br />
UND INSELBE TRIEBS-<br />
FÄHIG SIND.“<br />
OBEN: Seit der Fertigstellung<br />
im Jahr 2017 wird im<br />
Gemeindekraftwerk St. Leonhard<br />
im Pitztal Ökostrom für<br />
rund 4.000 Haushalte erzeugt.<br />
(© ZT Eberl)<br />
CHRISTIAN AMMER<br />
ABTEILUNGSLEITER SYSTEM-<br />
FÜHRUNG NETZ DER TINETZ<br />
Ein derartiger Stromausfall XXL führt zu<br />
weitreichenden Infrastrukturausfällen.<br />
Denn betrieben wird fast unsere gesamte<br />
Grundversorgung mit Strom. Christian<br />
Ammer, Abteilungsleiter Systemführung<br />
Netz der TINETZ: „Ganz wesentlich bei<br />
einem Blackout ist, dass das Bewusstsein<br />
da sein muss, dass es hier nicht nur um<br />
einen Stromausfall geht, sondern dass<br />
auch weitere Infrastruktur beeinträchtigt<br />
wird. Das Handynetz fällt aus, Internet fällt<br />
aus, aber nicht nur das, sondern auch die<br />
Wasserversorgung, die Abwasserversorgung,<br />
die Gasversorgung.“<br />
Dabei ist eine ganz wesentliche Kenngröße<br />
die Netzfrequenz von 50 Hertz. Wird diese<br />
um 0,2 Hertz unter- oder überschritten,<br />
droht der Blackout. „Die Netzleitstelle der<br />
TINETZ in Thaur überwacht das Stromnetz<br />
WENN IN GANZ TIROL DIE LICHTER AUSGEHEN<br />
Unsere Gesellschaft war noch nie so abhängig von elektrischer<br />
Energie wie heute. Das Horrorszenario schlechthin ist daher ein<br />
Blackout. Also ein überregionaler und längerfristiger Stromausfall.<br />
Doch was bedeutet ein Blackout für Tirol?<br />
und stellt damit die Versorgung sicher.<br />
In der Erzeugerleitstelle der TIWAG in<br />
Silz werden die Kraftwerke von Prutz im<br />
Oberland bis Amlach in Osttirol, 40 an<br />
der Zahl, überwacht, und sie stellen damit<br />
sicher, dass die Energie auch erzeugt<br />
wird, die in Tirol verbraucht wird“, erklärt<br />
Markus Konrad, zuständig für die Kraftwerksbetriebsführung<br />
der TIWAG. „Den<br />
Blackout stellt die Netzleitstelle in Thaur<br />
fest. Diese Information teilen sie den<br />
unterlagerten Netzbetreibern, den Innsbrucker<br />
Kommunalbetrieben, den Stadtwerken,<br />
dem E-Werk Reutte und auch uns<br />
in der Erzeugerleitstelle der TIWAG mit.<br />
Da poppt dann bei uns auf den Bildschirmen<br />
der Notfallalarm Blackout auf. Diese<br />
Meldung bestätigen wir, um zu signalisieren,<br />
dass wir verstanden haben. Und dann<br />
beginnt die Zeit zu laufen.“<br />
„Die Besonderheit bei uns in Tirol ist wirklich<br />
einzigartig: Wir haben hier spezielle<br />
Kraftwerke des TIWAG-Konzerns, die<br />
schwarzstartfähig und inselbetriebsfähig<br />
sind. Sie ermöglichen uns, rasch wieder<br />
ein Netz im Inselbetrieb aufzubauen und<br />
die Tiroler Bevölkerung und Wirtschaft<br />
wieder mit Energie zu versorgen“, so<br />
Ammer. „Die Schwarzstartfähigkeit eines<br />
Kraftwerkes sagt aus, dass dieses Kraftwerk<br />
von null weg eine Spannung aufbauen<br />
kann und damit in der Lage ist, eine<br />
Insel zu versorgen. Dies sind im wesentlichen<br />
Regelkraftwerke. In dem Fall die<br />
großen Speicherkraftwerke der TIWAG.“<br />
Die genannte Insel ist in diesem Zusammenhang<br />
das Bundesland Tirol.<br />
Im Falle eines Blackouts sind auch die<br />
Tiroler Gemeinden und ihr Krisenma-<br />
nagement stark gefragt. Wir haben<br />
drei Gemeinden besucht, die innovative<br />
Ideen umgesetzt haben, um im Ernstfall<br />
gewappnet zu sein. Wir haben etwa<br />
bei Elmar Haid, Bürgermeister von St.<br />
Leonhard im Pitztal, vorbeigeschaut, um<br />
zu erfahren, wie man sich dort auf ein<br />
Blackout vorbereitet. „Wir sind im Pitztal<br />
momentan sehr stark mit dem Thema<br />
Strom beschäftigt. Wir versuchen gerade,<br />
gemeinsame Notfallpläne zu erstellen. Das<br />
Thema Blackout beschäftigt uns dabei<br />
talweit“, erzählt Haid. Seine Gemeinde<br />
hat einen besonderen Trumpf im Ärmel.<br />
„Wir haben vor vier Jahren ein Kraftwerk in<br />
St. Leonhard in Betrieb genommen, das zu<br />
100 Prozent im Besitz der Gemeinde ist.<br />
Momentan speisen wir den Strom in das<br />
öffentliche Netz ein. Wir sind aber gerade<br />
dabei, eine Versorgungsleitung in Richtung<br />
Gemeindehaus zu legen. Dadurch können<br />
in Zukunft die gemeindeeigenen Gebäude,<br />
also Gemeindehaus, Gemeindesaal, Feuerwehrhalle,<br />
Rettungsgarage, aber auch das<br />
neue Volksschul- und Kindergartenzentrum<br />
mit diesem eigenen Strom im Notfall<br />
versorgt werden“, so Bürgermeister Haid.<br />
Weiter geht es nach Bad Häring. Die<br />
Unterländer haben ihre Blackout-Vorbereitungen<br />
bereits abgeschlossen. Sie setzen<br />
auf eine ähnliche Lösung wie die Pitztaler,<br />
wenn auch auf anderer technischer<br />
Basis. Ziel ist es ebenfalls, eine Notfallversorgungsstruktur<br />
für die Bevölkerung<br />
aufzubauen. Einbezogen sind dabei eine<br />
Reihe von Gemeindeeinrichtungen sowie<br />
Schule, Kindergarten und Altenwohnheim.<br />
Die Notstromversorgung kann innerhalb<br />
kürzester Zeit mit einem leistungsfähigen,<br />
fahrbaren Notstromaggregat aufgebaut<br />
werden und Stromausfälle von bis zu<br />
einer Woche abfedern. „Die Gemeinde Bad<br />
Häring befasst sich schon seit Längerem<br />
mit dem Thema Blackout.<br />
„Wir haben mittlerweile die<br />
tolle Situation, im Ernstfall<br />
eine Woche mit diesem Gerät,<br />
das wir über die GemNova<br />
beschafft haben, unter Volllast<br />
durchfahren zu können.“<br />
HERMANN RITZER<br />
BÜRGERMEISTER BAD HÄRING<br />
Im Zuge der Sanierung des Gemeindeamtes<br />
haben wir uns entschlossen, Notfallvorkehrungen<br />
mit umzusetzen. Mittlerweile<br />
ist es fertig, wir haben es getestet,<br />
es funktioniert wirklich hervorragend. Wir<br />
haben mittlerweile die tolle Situation, im<br />
Ernstfall eine Woche mit diesem Gerät, das<br />
wir über die GemNova beschafft haben,<br />
unter Volllast durchfahren zu können. Wir<br />
hoffen natürlich, dass das Ganze nicht länger<br />
als eine Woche dauert, so lange haben<br />
wir nämlich mit unserem Dieselvorrat vorgesorgt“,<br />
erklärt Bürgermeister Ritzer.<br />
Gute Vorbereitung macht Systeme sicherer<br />
oder hilft bei der Bewältigung eines<br />
Ernstfalls. Die Stadt Schwaz hat sich gut<br />
gewappnet, dass bei einem Blackout nicht<br />
auch noch Feuerwehr, Rettung, Polizei oder<br />
der Winterdienst ausfallen.<br />
„Bei einem Stromausfall<br />
ist nicht nur die Versorgung<br />
der Fahrzeuge wichtig,<br />
sondern auch die der Notstromaggregate.“<br />
GERT DELAZER<br />
SICHERHEITSBEAUFTRAGTER<br />
STADT SCHWAZ<br />
Gert Delazer, Sicherheitsbeauftragter<br />
der Stadt Schwaz: „In der Stadt Schwaz<br />
hat man sich schon länger Gedanken<br />
gemacht, wie die Blaulichtorganisationen<br />
bei einem Blackout zu Treibstoff kommen.<br />
Bei der Schaller-Tankstelle konnten<br />
wir nun eine Lösung umsetzen, bei der<br />
die Zapfsäulen mit einem Notstromgerät<br />
mit Energie versorgt werden, damit Feuerwehr,<br />
Polizei, Rettung, aber auch der<br />
Sozialsprengel und der städtische Bauhof<br />
zu Treibstoff kommen. Bei einem Stromausfall<br />
ist ja nicht nur die Versorgung der<br />
Fahrzeuge wichtig, sondern auch die der<br />
Notstromaggregate.“<br />
ZUM VIDEO-<br />
BEITRAG<br />
AUTOR<br />
MANFRED<br />
SCHIECHTL
26 tirol.investiert<br />
tirol.investiert<br />
27<br />
RETTEN SIE LEBEN<br />
IN IHRER GEMEINDE<br />
CHRISTIAN PLETZER<br />
Durch meine Ausbildung zum<br />
Rettungssanitäter und Feuerwehrmann<br />
weiß ich, wie<br />
wichtig schnelles Handeln<br />
im Ernstfall ist. Mein Ziel als<br />
Medizinprodukteberater ist<br />
es daher, jede Gemeinde individuell<br />
zu beraten und so die<br />
beste Lösung gemeinsam zu<br />
erarbeiten.<br />
ZUM AUTOR<br />
MARIO FOIDL<br />
Mario Foidl ist seit Mai 2019 Projektverantwortlicher im<br />
Bereich Beschaffung. Unter anderem ist er Ihr Ansprechpartner<br />
für nachhaltige Beschaffung und die Einkaufsplattform.<br />
Kontakt: m.foidl@gemnova.at<br />
Ein plötzlicher Herztod kann jedem und jeder widerfahren, jederzeit und überall. Er ist die<br />
häufigste Todesursache bei Erwachsenen über 40 Jahren weltweit. Rund alle 30 Minuten<br />
stirbt in Österreich ein Mensch am plötzlichen Herztod, pro Jahr sind es über 15.000<br />
Menschen. Eine wirksame Behandlung steht zur Verfügung, sie muss nur umgehend<br />
eingesetzt werden – noch bevor Nothelfer eintreffen.<br />
Wertvolles Know-how<br />
Aus diesem Grund möchten wir eine neue<br />
Partnerschaft vorstellen, die das Leben<br />
Ihrer Gemeindebürger*innen sicherer<br />
macht und im Notfall dieses auch retten<br />
kann. Die Koloszar Medizintechnik GmbH<br />
– kurz KMT – betreut seit über 35 Jahren<br />
zuverlässig kleine und große Institutionen<br />
in ganz Österreich. Deren regelmäßig<br />
geschulte Expert*innen aus den Bereichen<br />
Rettung, Flugrettung, Krankenpflege und<br />
Feuerwehr stehen den Gemeinden und<br />
deren dazugehörigen Institutionen jederzeit<br />
mit Rat und Tat zur Seite und geben ihr<br />
Know-how an die Anwender*innen weiter.<br />
Als notfallmedizinischer Komplettausstatter<br />
für Krankenhäuser und medizinische<br />
Einrichtungen sowie für Rettungsdienste<br />
und Feuerwehren sind deren Medizinprodukteberater*innen<br />
genauso für die Anforderungen<br />
der Einsatzkräfte geschult wie für<br />
den betrieblichen und öffentlichen Bereich.<br />
Defibrillatoren retten Leben<br />
Automatisierte externe Defibrillatoren<br />
(AEDs) funktionieren erwiesenermaßen<br />
lebensrettend. Die Überlebensraten bei<br />
plötzlichem Herzstillstand sind mindestens<br />
viermal höher, wenn Herz-Lungen-<br />
Wiederbelebung (HLW) zusammen mit<br />
AED-Schocks verwendet werden, statt<br />
nur HLW allein. Deshalb ist sofortiges<br />
Handeln unumgänglich! Die speziell für<br />
den Laiennutzer*innen konstruierten Defibrillatoren<br />
vereinigen Hochwertigkeit und<br />
Umweltschutz in einem einfach zu bedienenden<br />
System. Und das in der kleinsten<br />
und leichtesten Ausführung, die bei<br />
führenden AED-Herstellern erhältlich ist.<br />
Egal ob für das Gemeindeamt, Schulen,<br />
Turnhallen, Sportplätze, Pflegeheime oder<br />
sonstige kommunale Einrichtungen wird<br />
eine AED-Lösung, die auf die speziellen<br />
Anforderungen in einer Tiroler Gemeinde<br />
zugeschnitten ist, angeboten.<br />
RUND<br />
ALLE 30<br />
MINUTEN<br />
STIRBT EIN<br />
MENSCH<br />
AN HERZ-<br />
TOD.<br />
*<br />
BILD: V. l. n. r.: Prokurist und Verkaufsleiter Marco Sodomka,<br />
Bürgermeister Erich Ruetz, Medizinprodukteberater Christian<br />
Pletzer, Bauamtsleiter Ing. Florian Rangger bei der Defibrillatorübergabe<br />
vor dem Museum Thurnfels in Völs. (© GemNova)<br />
Beispiel Völs<br />
Die Gemeinde Völs durften wir erfreulicherweise<br />
bereits bei der Beschaffung der Defibrillatoren<br />
unterstützen. „Der Ausbau des<br />
Defibrillatorennetzwerkes stand für unseren<br />
Gemeinderat fest und wurde von uns<br />
in Völs von langer Hand geplant. Auch in<br />
unserem Gemeindegebiet soll ein flächendeckendes<br />
Netzwerk an Defibrillatorenstandorten<br />
aufgebaut werden. Rasche Hilfe<br />
bei einem medizinischen Notfall kann binnen<br />
weniger Minuten über Leben und Tod<br />
entscheiden. Dem Gemeinderat ist eine<br />
möglichst breite und öffentliche Zugänglichkeit<br />
ein besonderes Anliegen. Weitere<br />
Standorte sind aktuell in Prüfung, und die<br />
Umsetzung des Projekts soll noch dieses<br />
Jahr abgeschlossen werden. Dabei auf die<br />
Hilfe der GemNova in Kooperation mit ihrer<br />
Partnerin, der KMT, zurückgreifen zu können,<br />
erleichtert für uns den Prozess und<br />
schont die Ressourcen unserer Gemeinde.<br />
Personell ebenso wie finanziell durch die<br />
verhandelten Konditionen“, so Erich Ruetz,<br />
Bürgermeister der Marktgemeinde Völs.<br />
Gerne unterstützen wir, in Zusammenarbeit<br />
mit dem geschulten Personal der<br />
Firma KMT, auch Sie dabei, für ein Stück<br />
mehr Sicherheit in Ihrer Gemeinde zu<br />
sorgen.<br />
* IN ÖSTERREICH<br />
ERICH RUETZ
28 tirol.mobil<br />
ENTGELTLICHE GemNova.Menschen EINSCHALTUNG 29<br />
Eine<br />
„abgefahrene“<br />
Idee<br />
ES WERDE LICHT<br />
ÖFFENTLICHE BELEUCHTUNG UMSTELLEN<br />
UND ENERGIE SPAREN<br />
BILD: Auch der Fußballplatz Beselepark in Innsbruck<br />
ist mit einer modernen LED-Beleuchtung<br />
ausgestattet. (© IKB)<br />
„Fiat lux“ – es werde Licht. Die IKB setzt dabei auf moderne LED-Lösungen. Insbesondere für<br />
Gemeinden und öffentliche Einrichtungen. Kostenlose Beratungen dazu sind jederzeit möglich.<br />
NovaBike ist die neue E-Bike-Sharing-Komplettlösung von GemNova – mit hochwertigen E-Bikes, dazugehörigen<br />
Lademöglichkeiten für drinnen und draußen, einer nutzerfreundlichen App und einem Service- und Reparaturpaket<br />
mit regionalen Partnern. Das NovaBike ist eine gesunde, zeitsparende und umweltfreundliche Alternative<br />
zu anderen Verkehrsmitteln.<br />
Viele Menschen in Tirol lieben ihr Fahrrad<br />
– ob Rennrad, Mountainbike oder Citybike<br />
– das „Zweirad“ liegt voll im Trend. Neben<br />
der sportlichen Nutzung steigen immer<br />
mehr Menschen vom Auto auf ein Rad um,<br />
um im Alltag von A nach B zu kommen.<br />
Das Rad ist eine umweltfreundliche Alternative<br />
zu anderen Verkehrsmitteln. Aus<br />
diesem Grund macht es auch für Gemeinden<br />
Sinn, in eine nachhaltige E-Bike-Flotte<br />
zu investieren. Gerade Gemeindemitarbeiter*innen<br />
haben oft kurze Strecken zu<br />
bewältigen, die für den Fußweg zu lang und<br />
für eine Autofahrt eigentlich zu kurz sind.<br />
Auch Bürger*innen können ihr Auto stehen<br />
lassen und kurze Strecken im Gemeindegebiet<br />
bequem mit dem E-Bike fahren.<br />
Das E-Bike soll keine andere Form von<br />
Mobilität ersetzen, sondern im Idealfall<br />
eine Lücke schließen. Stichwort: multimodale<br />
Mobilität. Der Begriff multimodal<br />
beschreibt nichts weiter als die Nutzung<br />
mehrerer verschiedener statt nur<br />
einer Mobilitätsform. Durch die in Tirol<br />
oft abseits vom Dorfkern gelegenen Bahnhöfe<br />
ist das NovaBike eine richtig interessante<br />
Alternative als First bzw. Last Mile<br />
für Berufspendler*innen. Für die Fahrt in<br />
der Früh hin und am Abend zurück vom<br />
Bahnhof wird oft ein Zweitauto benötigt,<br />
hier ist das NovaBike eine umweltfreundliche<br />
und kostengünstige Alternative. Der<br />
Berufspendler, die Berufspendlerin schaltet<br />
in der Früh per App das NovaBike im<br />
Dorf frei, radelt bequem mit elektrischer<br />
Unterstützung zum Bahnhof, schließt dort<br />
das Bike am Ladehub an und beendet mit<br />
der App die Ausleihe. Am Abend beim<br />
Heimweg kann das NovaBike bequem per<br />
App im Zug schon reserviert werden, nach<br />
der elektrisch unterstützten Heimfahrt<br />
wird die Ausleihe beim Hub im Ortskern<br />
wieder abgeschlossen.<br />
ZUM AUTOR<br />
MARKUS KATHREIN<br />
Markus Kathrein ist bei der GemNova<br />
im Bereich Multimodale Mobilität tätig<br />
und ist Experte im Bereich Planung,<br />
Erstellung und Umsetzung von regionalen<br />
Mobilitätskonzepten.<br />
Kontakt: m.kathrein@gemnova.at<br />
Die Innsbrucker Kommunalbetriebe AG<br />
(IKB) bietet Gemeinden und öffentlichen<br />
Einrichtungen moderne Systeme für die<br />
Beleuchtung von öffentlichen Räumen wie<br />
Sportanlagen, Parks, Straßen und Parkplätzen.<br />
Dabei setzt die IKB auf energieeffiziente<br />
LED-Lösungen: Gemeinde und Bürger<br />
profitieren von einer erheblichen Kostenreduktion<br />
bei Energie (bis zu 50 Prozent)<br />
und Wartung.<br />
Rundum-Service vom Profi<br />
Energiekosten, gesetzliche Richtlinien,<br />
Umweltschutz und Gestaltungsthemen<br />
sind wichtige Aspekte bei der Optimierung<br />
einer bestehenden Sportanlagenbeleuchtung.<br />
Die IKB kann dazu auf die<br />
Bedürfnisse von Gemeinden abgestimmte<br />
All-inclusive-Pakete liefern. Nach der<br />
ausführlichen und individuellen Beratung<br />
kann sich die Gemeinde für eine Lösung<br />
entscheiden, die von den IKB-Fachleuten<br />
umgesetzt wird.<br />
Die Vorteile einer LED-Beleuchtung<br />
LED-Beleuchtungen bringen viele Vorteile,<br />
allen voran die beachtliche Strom- und<br />
Kosteneinsparung. LED-Lampen haben<br />
eine lange Lebensdauer bei geringem<br />
Wartungsbedarf. Das Licht ist gerichtet,<br />
blendet nicht und sorgt für eine bessere<br />
und gleichmäßige Ausleuchtung des Sportplatzes.<br />
Bei der Beleuchtung wird weißes<br />
Licht verwendet, das zu einer besseren<br />
Farbwiedergabe bei Dämmerung und in<br />
der Nacht führt.<br />
Für eine kostenlose Beratung kontaktieren<br />
Sie uns am besten noch heute – wir<br />
freuen uns auf Sie!<br />
MARTIN ANGERER<br />
Geschäftsbereich Energieservices<br />
Innsbrucker Kommunalbetriebe AG<br />
+43 512 502 5234, martin.angerer@ikb.at<br />
www.ikb.at<br />
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Im Vergleich zu herkömmlichen<br />
Energielösungen überzeugt das<br />
Contracting-Modell der IKB mit<br />
einer Reihe von Vorteilen:<br />
+ Alles aus einer Hand: von<br />
der Planung bis zur Inbetriebnahme<br />
+ Hohe Effizienz und niedrige<br />
Energie- und Betriebskosten<br />
+ Hohe Gleichmäßigkeit der<br />
Ausleuchtung<br />
+ Reduzierte Blendwirkung<br />
+ Flexible Steuerung (Trainingsbetrieb,<br />
Wettkampfbetrieb<br />
...)<br />
+ Garantie bis zu zehn Jahre<br />
+ Rund um die Uhr und an<br />
365 Tagen im Jahr ist unser<br />
Stördienst für Sie erreichbar
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31<br />
NEUES<br />
MOBILITÄTSCENTER<br />
IM BÜRGERSERVICE TELFS<br />
ZUM AUTOR<br />
DIPL-BW. ANDREAS KNAPP, MBA<br />
Andreas Knapp ist bei der GemNova im Bereich Multimodale<br />
Mobilität tätig. Er verfügt über jahrelange Erfahrung bei der<br />
Planung, Finanzierung und Ausschreibung von regionalen<br />
Mobilitätskonzepten.<br />
Machen Sie Schluss<br />
mit Ihrem alten<br />
Business Banking.<br />
Wechseln Sie jetzt zu TELEBANKING PRO, dem modernsten<br />
Business Banking Österreichs: Das wird ständig erweitert und immer smarter.<br />
Seit 22.4.<strong>2021</strong> ist in der Marktgemeinde<br />
Telfs im Bürgerservicebüro in der<br />
Obermarktstraße auch ein Mobilitätsservice<br />
beheimatet und hat somit den<br />
Weg zum Öffi-Ticket noch einfacher und<br />
attraktiver gestaltet.<br />
Nach der fertiggestellten Park-&-Ride-Anlage<br />
und dem aktuellen Bahnhofsneubau<br />
ist die Installierung der Vertriebspartnerschaft<br />
zwischen den ÖBB und der Marktgemeinde<br />
Telfs ein weiteres Signal an die<br />
Bevölkerung, den öffentlichen Nah- und<br />
Regionalverkehr einfach und komfortabel<br />
Kontakt: a.knapp@gemnova.at<br />
zu nutzen. Nach Seefeld, Reutte, Ötztal<br />
Bahnhof, Sölden, Imst, St. Anton, St. Johann<br />
in Tirol, Hopfgarten, Westendorf, Steinach<br />
und Kirchberg in Tirol ist dieser Vorortservice<br />
nun auch mitten in Telfs gegeben und<br />
erfreut sich großer Beliebtheit in Sachen<br />
Beratung und Information.<br />
Neben ÖBB-Standardtickets und Verbundtickets<br />
sind auch Tickets für die ÖBB-<br />
Sparschiene und Gruppenermäßigungen<br />
sowie die ÖBB-Vorteilscard erhältlich und<br />
machen damit den Weg zum Öffi-Ticket<br />
für die Kund*innen aus dem Raum Telfs<br />
künftig noch einfacher.<br />
Die Mitarbeiter*innen wurden speziell<br />
für den Ticketverkauf und die Beratung<br />
geschult, die technischen Voraussetzungen<br />
sowie Marketingmittel werden von<br />
den ÖBB zur Verfügung gestellt. Geöffnet<br />
ist das Bürgerservice Montag bis Freitag<br />
von 7.30 Uhr bis 17.00 Uhr.<br />
LINKS: Mit dem Mobilitätsservice der<br />
Marktgemeinde Telfs steht einer bequemen<br />
und umweltfreundlichen Fahrt mit der S-Bahn<br />
nichts mehr im Wege. (© ÖBB)<br />
RECHTS: Die Mitarbeiter*innen des Bürgerservice<br />
Vanessa Rusch und Eugen Schilcher<br />
wurden für den Verkauf der ÖBB-Tickets<br />
geschult. (© MG Telfs/Pichler)<br />
„DIE ZUG- UND BUS-<br />
VERBINDUNGEN IM<br />
RAUM TELFS UND<br />
UMGEBUNG ERFREU-<br />
EN SICH STEIGENDER<br />
BELIEBTHEIT.“<br />
„Viele Tickets werden bereits online<br />
gekauft. Dennoch setzen auch Kundinnen<br />
und Kunden auf persönliche<br />
Beratung und Betreuung. Unser Büro<br />
vom Bürgerservice Telfs übernimmt<br />
daher sehr gerne ab 22.4.<strong>2021</strong> diese<br />
Serviceleistung für Einheimische und<br />
Gäste und erweitert damit das Angebot<br />
der klimafreundlichen Mobilität“,<br />
freut sich Bürgermeister<br />
Christian Härting.<br />
sparkasse.at/telebanking-pro<br />
OBEN: ÖBB-Regionalmanager<br />
René Zumtobel<br />
(© ÖBB/Scheiblecker)<br />
Jetzt<br />
umsteigen<br />
„DANK UNSERES<br />
NEUEN VERTRIEBS-<br />
PARTNERS IST<br />
DER ZUGANG ZUM<br />
ÖFFENTLICHEN<br />
VERKEHR IM TIROLER<br />
OBERLAND NOCH<br />
ATTRAKTIVER<br />
GEWORDEN.“<br />
„Alle am ÖBB-Ticketautomaten erhältlichen<br />
Tickets können von den Kundinnen<br />
und Kunden auch hier beim Bürgerservice<br />
der Marktgemeinde Telfs erworben werden.<br />
Zudem spart man sich Wege. So kann<br />
man beispielsweise die ÖBB-Vorteilscard<br />
gleich hier beantragen oder verlängern.<br />
Einer bequemen und umweltfreundlichen<br />
Fahrt mit den Öffis innerhalb von Tirol oder<br />
über die Bundeslandgrenzen hinaus steht<br />
somit nichts mehr im Wege.“
32<br />
tirol.spart<br />
tirol.spart<br />
33<br />
Voranschlag und<br />
MFP (mittelfristige<br />
Finanzplanung)<br />
Vorhaben mit GeOrg dem Gemeindeorganisator:<br />
Über die Unterschiede zwischen der Kameralistik und der Voranschlags- und Rechnungsabschlussverordnung<br />
(VRV) 2015 ist schon ausreichend informiert und diskutiert worden.<br />
Die reine Finanzierungsrechnung der Kameralistik wurde in der VRV 2015 um die Ergebnisrechnung<br />
und die Vermögensrechnung erweitert.<br />
LINKS<br />
Komplett neue und<br />
komfortable Möglichkeiten<br />
der Erfassung<br />
und Darstellung von<br />
Projekten sind mit<br />
GeOrg, dem Gemeindeorganisator.<br />
möglich.<br />
(© rawpixels)<br />
ZUM AUTOR<br />
CHRISTOPH<br />
CAROTTA<br />
Christoph Carotta wechselte<br />
nach langjähriger Tätigkeit in<br />
einer Bank 2017 zur GemNova.<br />
Er verantwortet den Bereich<br />
Kommunalfinanz.<br />
Kontakt:<br />
c.carotta@gemnova.at<br />
Bei meinen Gesprächen und Vorträgen<br />
habe ich häufig den Finanzierungshaushalt<br />
in den Vordergrund gestellt. Dies vor allem,<br />
um dem weniger Geübten mit dem reinen<br />
Zahlungsfluss (Cashflow) einen Zusammenhang<br />
aufzuzeigen. Insbesondere den<br />
Zusammenhang von Stichtagsbetrachtung<br />
(Vermögenshaushalt zum Jahreswechsel)<br />
und periodischer Betrachtung (Finanzierunghaushalt<br />
und Ergebnishaushalt).<br />
Der STICHTAG ist in diesem Fall immer<br />
der Zeitpunkt, zu welchem die Vermögensrechnung<br />
erstellt wird. Bei einem Unternehmen<br />
kann das Wirtschaftsjahr vom<br />
Kalenderjahr abweichen. In der saisonalen<br />
Gastronomie wird häufig davon Gebrauch<br />
gemacht, indem der Bilanzstichtag z. B. auf<br />
den 1. November gelegt wird. Im Geltungsbereich<br />
der VRV 2015 ist das nicht möglich.<br />
Hier ist klar geregelt: Der Rechnungsabschluss<br />
ist für das abgelaufene Kalenderjahr<br />
als Finanzjahr zu erstellen (VRV 2015<br />
§ 13 (1)). Somit ist der „Stichtag“, für den die<br />
Vermögensrechnung gilt, eindeutig. Dementsprechend<br />
sehen wir mit dem Rechnungsabschluss<br />
zum 31. Dezember, wie<br />
sich das Vermögen der Gemeinde zum selben<br />
Zeitpunkt des Vorjahres verändert hat.<br />
Aus den beiden Haushalten (Finanzierungshaushalt,<br />
Ergebnishaushalt) können<br />
wir erkennen, welche Einnahmen und Ausgaben,<br />
welche Aufwendungen und Erträge<br />
unser Vermögen positiv oder negativ beeinflusst<br />
haben.<br />
Die Finanzierungsrechnung und die Ergebnisrechnung<br />
gelten demnach für den Zeitraum<br />
– die Periode – zwischen dem 1. Jänner<br />
und dem 31. Dezember.<br />
Ein Voranschlag muss für den Finanzierungshaushalt<br />
und den Ergebnishaushalt<br />
erstellt werden. Der Vermögenshaushalt<br />
oder Teile daraus sind nicht Teil des Voranschlages,<br />
wohl aber deren Dotierungen,<br />
Auflösungen, Zuführungen oder Entnahmen.<br />
Die relevanten Bestandteile des Voranschlages<br />
finden wir im § 5 der VRV 2015:<br />
Ergebnisvoranschlag, Finanzierungsvoranschlag,<br />
Detailnachweis auf Kontenebene,<br />
Stellenplan Gesamthaushalt und jene<br />
Beilagen, die im § 5 in den Absätzen 2<br />
und 3 explizit angeführt sind. Hier geht<br />
es vor allem um Mittelverwendungs- und<br />
Aufbringungsgruppen, Nachweise von<br />
Transferzahlungen, Zuführungen und<br />
Entnahmen von Haushaltsreserven und<br />
Rücklagen sowie der Dokumentation von<br />
Finanzschulden (Aufnahme, Tilgung, Endstand,<br />
Laufzeit etc.).<br />
Im Detail ist der Voranschlag in der VRV<br />
2015 in Abschnitt 2, §§ 4 bis 12 geregelt.<br />
Zusätzlich zur VRV 2015 ist laut TGO<br />
(Tiroler Gemeindeordnung) § 88 Absatz 2<br />
noch der MFP (Mittelfristiger Finanzplan)<br />
zu erstellen. Er beinhaltet dieselben Inhalte<br />
wie der Voranschlag und soll die dem<br />
Voranschlag folgenden nächsten vier Jahre<br />
darstellen. Dieser MFP und der Nachweis<br />
von Vorhaben (§ 82 TGO) sind Bestandteil<br />
des Voranschlages der Tiroler Gemeinden.<br />
GEORG, der Gemeindeorganisator bietet<br />
auch dazu einen besonderen Komfort.<br />
Mit einem Klick ist ein Haushaltsprogramm<br />
zu erstellen, in welchem einfach<br />
und komfortabel ein Vorhaben dargestellt<br />
werden kann. Das Vorhaben kann dabei<br />
leicht mehrere Kostenstellen und Konten<br />
umfassen (z. B. Gemeindezentrum<br />
mit Kindergarten, Volksschule, Hort und<br />
Arztpraxis). Alle Kostenstellen, Konten und<br />
Steuersätze werden dabei auf einfachste<br />
Art in dieses von Ihnen gestaltete Haushaltsprogramm<br />
integriert. Laufende Kostenüberwachung,<br />
klare Darstellung und<br />
perfekte Dokumentation begleiten auf<br />
diese Art die komplexesten Projekte in<br />
Ihrer Gemeinde. Auf einfachste Art wird<br />
dabei eine „Anlage im Bau“ begleitet und<br />
nach Vollendung aktiviert. Vollkommen<br />
egal, über welchen Zeitraum sich Ihr Vorhaben<br />
erstreckt.
34 tirol.hat Recht tirol.hat Recht<br />
35<br />
ZUR AUTORIN<br />
MAG HELENE<br />
MATTERS-<br />
BERGER<br />
Helene Mattersberger ist<br />
seit 20 Jahren im Nationalpark<br />
Hohe Tauern für<br />
Öffentlichkeitsarbeit und<br />
die Nationalpark Akademie<br />
zuständig.<br />
Kontakt: h.mattersberger@<br />
hohetauern.at<br />
BILD: Der Dorfersee ist<br />
ein wunderschön gelegener<br />
Bergsee im Kalser<br />
Dorfertal. (© NPA<br />
Stefan Leitner)<br />
Nationalpark<br />
hohe<br />
Tauern<br />
Mit der politischen Willensbekundung der<br />
Landeshauptleute von Kärnten, Tirol und<br />
Salzburg am Fuße des Großglockners in<br />
Heiligenblut am 23. Oktober 1971, den Nationalpark<br />
Hohe Tauern zu errichten, begann<br />
die österreichische Nationalparkgeschichte.<br />
1981 konnte in Kärnten der Nationalpark<br />
Hohe Tauern ausgewiesen werden. 1984<br />
folgte der Salzburger Anteil und 1992 war<br />
es in Tirol soweit. Eine Erfolgsgeschichte,<br />
die den weiteren fünf österreichischen<br />
Nationalparks den Weg ebnete.<br />
Heute präsentiert sich der Hochgebirgsnationalpark<br />
Hohe Tauern mit einer Fläche<br />
von 1.856 Quadratkilometern als<br />
größtes Schutzgebiet der Alpen. 10.000<br />
Tierarten, 3.500 Pflanzenarten (inkl. Pilzen),<br />
zahlreiche Gletscher und Gletscherbäche,<br />
Hochgebirgsseen und beeindruckende<br />
Gebirgspanoramen machen den<br />
Nationalpark Hohe Tauern aus. Es ist die<br />
50 Jahre und kein bisschen leise<br />
Vielfalt an unterschiedlichen Lebensräumen,<br />
die dieses großartige alpine Naturschutzgebiet<br />
auszeichnet.<br />
Refugium für seltene Arten<br />
Die Murmeltiere haben im Nationalpark<br />
Hohe Tauern einen riesigen Lebensraum.<br />
Außer natürlichen Feinden – wie Steinadlern,<br />
die sich manchmal ein Jungtier<br />
schnappen – haben sie im größten Schutzgebiet<br />
der Alpen nichts zu befürchten. Sie<br />
waren im Gegensatz zu Steinböcken oder<br />
Bartgeiern vermutlich nie ganz aus den<br />
Hohen Tauern verschwunden. Dass Wanderer*innen<br />
heute bei ihren Touren mit<br />
etwas Glück in der Ferne mächtige Steinböcke<br />
beobachten oder von einem neugierigen<br />
Bartgeier ins Visier genommen<br />
werden, hat viel mit dem Nationalpark<br />
Hohe Tauern zu tun. Mit der Einrichtung<br />
des Schutzgebiets wurde der Grundstein<br />
dafür gelegt, dass seltene und an extreme<br />
Standorte angepasste Tier- und Pflanzenarten<br />
einen sicheren Lebensraum haben.<br />
Es ist ein Lebensraum mit über 300 Gipfeln<br />
über 3.000 Meter Höhe, ausgedehnten<br />
Gletschern, vielen Seen und tosenden<br />
Bächen, weiten Almen und urwaldähnlichen<br />
Wäldern. Die Ökosysteme können sich in<br />
der Kernzone weitgehend unbeeinflusst<br />
vom Menschen entwickeln.<br />
Wertvolle Kulturlandschaft<br />
Gleichzeitig gewährleistet der Nationalpark,<br />
dass die traditionell vom Menschen<br />
geprägte Kulturlandschaft der Almen und<br />
Wälder wie seit Generationen bewirtschaftet<br />
wird. Die artenreichen Bergmähder<br />
– unter anderem die berühmten<br />
Sajatmähder in Prägraten in Osttirol oder<br />
die Glocknerwiesen entlang der Großglockner<br />
Hochalpenstraße –, auf denen<br />
Orchideen, Türkenbund, Anemonen und<br />
Flockenblumen für eine außergewöhnliche<br />
Blütenpracht sorgen, sind nur deshalb<br />
so artenreich, weil sie regelmäßig<br />
gemäht werden. Für die arbeitsintensive<br />
und schwere Arbeit der Bergbäuerinnen<br />
und Bergbauern im Nationalparkgebiet<br />
gibt es neben den bestehenden Fördermaßnahmen<br />
auch Sonderförderungen seitens<br />
des Nationalparks Hohe Tauern. Denn<br />
wenn Almen aufgelassen werden, entsteht<br />
Wald, und Artenvielfalt geht verloren.<br />
Naturerlebnis Nationalpark<br />
Der Schutz der einzigartigen Natur ist nur<br />
eine der drei Kernaufgaben der Nationalparkarbeit.<br />
Der Nationalpark Hohe Tauern<br />
ist auch dazu da, den Besucher*innen ein<br />
eindrucksvolles Naturerlebnis zu bieten.<br />
Diese werden von den Nationalpark-Ranger*innen<br />
zu den schönsten Plätzen im<br />
Schutzgebiet geführt und bekommen<br />
dabei interessantes Wissen zur heimischen<br />
Tier- und Pflanzenwelt vermittelt.<br />
Das aktuelle Angebot findet man auf der<br />
Website www.hohetauern.at/besuchen.<br />
Ein Besuch lohnt sich!<br />
www.hohetauern.at<br />
www.facebook.com/hohetauern<br />
WUSSTEN SIE,<br />
DASS ...<br />
… DIE VEGETATION<br />
VOM TAL HINAUF IN<br />
DIE GIPFELREGION<br />
DER HOHEN TAUERN<br />
EINER 4.000 KILO-<br />
METER LANGEN REI-<br />
SE BIS IN DIE ARKTIS<br />
ENTSPRICHT?<br />
Wenn Förderungen genutzt werden<br />
sollen, muss besonderes<br />
Augenmerk auf eine vergaberechtlich<br />
transparente und einwandfreie<br />
dokumentierte Ausschreibung<br />
gelegt werden. Die<br />
GemNova durfte schon zum zweiten<br />
Mal den Nationalpark Hohe<br />
Tauern bei einer Ausschreibung<br />
begleiten und dabei im gewünschten<br />
Umfang von Vorbereitung<br />
bis Vertragsschluss die gesamte<br />
Ausschreibung durchführen.<br />
Fakten des Vergabeverfahrens:<br />
· Oberschwellenbereich<br />
· Offenes Verfahren<br />
· Individuelle Beratung von Vorbereitung<br />
bis Vertragsschluss<br />
· Elektronische Vergabe<br />
· Dokumentation für Förderstelle<br />
Die GemNova unterstützt öffentliche<br />
Auftraggeber bei Ausschreibungen<br />
von Dienstleistungen,<br />
aber auch von Bau- und Lieferaufträgen.<br />
Bei Fragen zu öffentlichen<br />
Ausschreibungen stehen wir<br />
gerne zur Verfügung.<br />
Rückfragen: Mag. Alexander<br />
Sporer, a.sporer@gemnova.at<br />
Nationalpark<br />
Magazin<br />
In der Öffentlichkeitsarbeit<br />
ist neben der Website und<br />
dem Social-Media-Auftritt<br />
des Nationalparks Hohe Tauern<br />
das Nationalpark Magazin<br />
ein unverzichtbares Medium,<br />
um die heimische Bevölkerung<br />
und die Gäste zu informieren.<br />
Zweimal jährlich erscheint das<br />
Magazin mit einer Auflage von<br />
rund 750.000 Stück und wird<br />
an die Haushalte von Kärnten,<br />
Salzburg und Tirol zugesandt.<br />
Weiters kann das Magazin<br />
auf Wunsch bestellt werden<br />
(Bestellung: nationalparkrat@<br />
hohetauern.at).<br />
Die Finanzierung erfolgt über<br />
den Bund und die Länder. Dabei<br />
ist eine vergaberechtlich einwandfreie<br />
Ausschreibung im<br />
EU-Oberschwellenbereich<br />
für die Umsetzung unerlässlich.<br />
Um dies zu gewährleisten,<br />
wurde <strong>2021</strong> die GemNova<br />
mit der vergaberechtlichen<br />
Ausschreibungsdurchführung<br />
und Beratung beauftragt. Die<br />
Erstellung der Unterlagen, die<br />
Bekanntgabe und die vollelek-<br />
tronische Durchführung mittels<br />
der Vergabeplattform und<br />
schlussendlich die<br />
Zuschlagserteilung<br />
konnten somit mit<br />
professioneller<br />
Hilfe durch Mag.<br />
Alexander Sporer<br />
von der GemNova<br />
erfolgreich durchgeführt<br />
werden.<br />
MAG. HELENE<br />
MATTERSBERGER<br />
BILD: (© NPA Stefan Leitner)
36<br />
tirol.hat Recht<br />
tirol.hat Recht<br />
37<br />
ZUM AUTOR<br />
MAG. IUR.<br />
CHRISTIAN LECHNER<br />
Christian Lechner kann auf eine 18-jährige<br />
Berufserfahrung als Amtsleiter,<br />
Bauamtsleiter und Finanzverwalter<br />
zurückblicken. Seit drei Jahren arbeitet er<br />
bei der GemNova in den Bereichen Recht,<br />
Finanzen bzw. Gemeindeentwicklung und<br />
Digitalisierung. In diesen Bereichen ist er<br />
als Jurist und mit seiner Praxiserfahrung<br />
für rechtliche Themen und Fragestellungen,<br />
Prozess- und Projektabläufe in den<br />
Gemeinden verantwortlich.<br />
Rums, bums,<br />
RECHTSSICHER ,<br />
fertig, eh klar …<br />
Rums, bums, RECHTSSICHER, fertig, eh klar … in den unendlichen<br />
Weiten des Weltalls ist Georg immer noch nicht unterwegs,<br />
aber im Hier und Jetzt <strong>2021</strong> geht in Vordermberg die liche Gemeindearbeit effizient und rechtssicher, gestützt durch<br />
tägechte<br />
und sinnvolle Digitalisierung, weiter.<br />
Die Fälligkeit der Gemeindeabgaben rückt<br />
für Georg immer näher, und daher befasst<br />
er sich damit, wie er rechtskonforme<br />
Abgabenbescheide erstellt – dabei stößt<br />
er auf spannende und wichtige Fragen.<br />
Die Entwicklung von leistbarem Wohnen<br />
hat auch vor der Gemeinde Vordermberg<br />
nicht Halt gemacht. In den vergangenen<br />
Jahrzehnten haben fast ausschließlich<br />
(Allein-)Eigentümer den Grundsteuer-,<br />
Wasser-, Kanal- oder Abfallbescheid etc.<br />
für ihre Liegenschaft erhalten – diese<br />
Situation stellt sich nun völlig anders dar.<br />
Mittlerweile weisen über zwei Drittel der<br />
bebauten Liegenschaften mehrere Eigentümer,<br />
also (Mit-)Eigentum auf.<br />
Georg muss klären, wie diese Abgaben bei<br />
(Mit-)Eigentum mittels Bescheide nun festzusetzen<br />
sind.<br />
+ Ist jede der Abgaben (z. B. Wassergebühr)<br />
einer Liegenschaft auf alle<br />
(Mit-)Eigentümer aufzuteilen und sind<br />
damit Bescheide an jeden der (Mit-)<br />
Eigentümer zu richten?<br />
+ Oder genügt es, einen einheitlichen<br />
Bescheid mit der jeweils gesamten<br />
Abgabe (z. B. Wassergebühr) einer<br />
Liegenschaft an einen, mehrere<br />
oder alle dieser (Mit-)Eigentümer<br />
zu richten?<br />
+ Welche Variante ist nun rechtskonform<br />
und somit für die Gemeinde<br />
bindend?<br />
+ Von wem kann Georg die Abgaben<br />
„verlangen“ – wer schuldet die<br />
Abgabe?<br />
Von wem kann<br />
Georg die Abgaben<br />
„verlangen“?<br />
Wer schuldet die Abgabe?<br />
Die Bundesabgabenordnung (BAO), BGBl<br />
194/1961, zuletzt geändert durch BGBl I<br />
52/<strong>2021</strong>, ist die Rechtsgrundlage für das<br />
Abgabenverfahren in der Gemeinde, und<br />
dort ist liest Georg Folgendes:<br />
Gemäß § 6 BAO sind Personen, die<br />
nach den Abgabenvorschriften dieselbe<br />
abgabenrechtliche Leistung schulden,<br />
Gesamtschuldner. Personen, die gemeinsam<br />
zu einer Abgabe heranzuziehen<br />
sind, sind ebenfalls Gesamtschuldner,<br />
dies gilt insbesondere für Gesellschafter<br />
einer nach bürgerlichem Recht nicht<br />
rechtsfähigen Personenvereinigung.<br />
Gesamtschuldner sind demnach Mitschuldner<br />
zur ungeteilten Hand nach § 891 ABGB.<br />
Das heißt, dass jeder einzelne der (Mit-)<br />
Eigentümer grundsätzlich in der Pflicht<br />
steht, dass er den gesamten Abgabenbetrag<br />
der gemeinsamen Liegenschaft an die<br />
Gemeinde bezahlt. Ob das jedem bewusst<br />
bzw. bekannt ist?<br />
Über den § 6 BAO gibt es viel an Judikatur<br />
– unter anderem jene, dass es die Entscheidung<br />
von Georg (Abgabenbehörde) ist,<br />
die Abgaben (Leistungsgebot) an einen der<br />
Gesamtschuldner oder an mehrere oder<br />
gar an alle Gesamtschuldner zu richten,<br />
und weiters, ob die Inanspruchnahme mit<br />
einem Teil oder dem gesamten offenen<br />
Betrag erfolgt (siehe Ritz, Bundesabgabenordnung<br />
Kommentar 2, Rz 7 zu § 6 BAO,<br />
mit weiteren Zitaten). Solche Ermessensentscheidungen<br />
sind zu begründen (siehe<br />
Ritz, Bundesabgabenordnung Kommentar 2,<br />
Rz 13 zu §§ 20, 21 BAO). Georg als Bürgermeister<br />
und damit Abgabenbehörde muss<br />
aus seiner Sicht alles tun, damit dieses<br />
Gesamtschuldverhältnis gegenüber allen<br />
(Mit-)Eigentümern festgesetzt wird.<br />
Nun, Georg ist durchaus bewusst, dass viele<br />
eine Aufteilung der jeweiligen Abgabe (z.<br />
B. der eigene Wasserverbrauch) und somit<br />
getrennte Bescheiderstellung an jeden einzelnen<br />
(Mit-)Eigentümer gerne so haben<br />
wollen. Das Eigentumsdenken ist in vielen<br />
Köpfen stark verankert – nach dem Motto<br />
“„Ich zahle für das, was mir gehört“. Durchaus<br />
kommt es auch vor, dass unter so manchen<br />
(Mit-)Eigentümern nicht gerade ein<br />
gutes Verhältnis herrscht. Unter diesen<br />
Aspekten nehmen viele (Mit-)Eigentümer<br />
die Abgabenaufteilung durch die Gemeinde<br />
sehr gerne in Anspruch bzw. setzen sie diese<br />
mit dem Argument des Bürgerservices<br />
sogar voraus.<br />
Die Fragen zu einheitlichen Abgabenbescheiden<br />
beschäftigen ihn auch noch,<br />
als er in seiner Abendlektüre der Tiroler<br />
Gemeindeordnung „TGO“ blättert.<br />
Da stößt er irgendwann darauf, dass seine<br />
Gemeinde Vordermberg mit seiner<br />
Gebarung sparsam, zweckmäßig und<br />
wirtschaftlich umgehen muss und sein<br />
Überprüfungsausschuss das gemäß § 109<br />
Abs 2 TGO sogar prüfen muss.<br />
Wie ein Blitz rechnet er im Kopf: 200<br />
bebaute Liegenschaften mit Grundsteuer-,<br />
Wasser-, Kanal- und Abfallbescheid<br />
ergibt rund 800 Bescheide, bei durchschnittlich<br />
vier (Mit-)Eigentümern pro Liegenschaft.<br />
Bei einer Aufteilung der Abgaben<br />
auf diese (Mit-)Eigentümer müssten<br />
2.400 Bescheide erstellt werden! Puhhh,<br />
denkt er sich, ein erheblicher und eigentlich<br />
unnötiger Mehraufwand bei einer<br />
Aufteilung, da mehr Sach- und Personalressourcen<br />
benötigt werden.<br />
Spezialfall<br />
Grundsteuer<br />
Aufteilung der Grundsteuer<br />
auf die (Mit-)Eigentümer nach<br />
ideellen Anteilen?<br />
Karin ist (Mit-)Eigentümerin eines Grundstücks<br />
in der Gemeinde Vordermberg und<br />
hat einen Grundsteuerbescheid über die<br />
gesamte Grundsteuer der Liegenschaft<br />
vonseiten der Gemeinde „bekommen“. Sie<br />
verlangt nun von Georg einen eigenen<br />
Grundsteuerbescheid nur für ihren (ideellen)<br />
Liegenschaftsanteil.<br />
Die Grundsteuer wird auf Basis des sogenannten<br />
Einheitswertbescheides des<br />
Finanzamtes festgesetzt. Gemäß § 252<br />
BAO ist die Bindung des Grundsteuerbescheides<br />
durch den Spruch des Einheitswertbescheids<br />
(Feststellungsbescheid)<br />
geregelt. Damit darf Georg (als<br />
Grundsteuer festsetzende Behörde) bei<br />
der Grundsteuerfestsetzung keine andere<br />
Beurteilung zugrunde legen als jene,<br />
die im vorangegangenen Einheitswertbescheid<br />
zum Ausdruck gekommen ist (vgl.<br />
VwGH 91/15/0134).<br />
Für einen Steuergegenstand ist jedenfalls<br />
nur die Erlassung eines einheitlichen<br />
Grundsteuerbescheides zulässig.<br />
Sofern der Steuergegenstand mehreren<br />
gehört, so sind sie Gesamtschuldner<br />
(vgl. § 9 Abs 2 GrStG; Ritz, BAO-<br />
Kommentar 6, Rz 3 zu § 6 BAO).
38<br />
tirol.hat Recht<br />
ENTGELTLICHE tirol.hat EINSCHALTUNG<br />
Recht 39<br />
Spezielle vorgaben<br />
bei einheitlichen<br />
Abgabenbescheiden<br />
gegenüber Gesamtschuldner<br />
in der BAO<br />
Karl aus Hintermberg hat die letzte Diskussion<br />
mit Georg aus Vordermberg bezüglich<br />
der Rechtskonformität und auch effizienteren<br />
Gestaltung der Arbeitsprozesse keine<br />
Ruhe gelassen. Daher schaut Karl aus Hintermberg<br />
bei Georg vorbei. Georg ist noch<br />
ganz in seine Arbeit vertieft und schildert<br />
Karl so nebenbei seine „Überlegungen zu<br />
den Abgaben“. Karl meint: „Ich nutze das<br />
Gesamtschuldverhältnis auch und adressiere<br />
alle (Mit-)Eigentümer, indem ich dem<br />
Empfänger die Ergänzung „… und Mitbes.“<br />
bzw „… und Miteigentümer“ anhänge.“ Georg<br />
erklärt ihm aber in diesem Zusammenhang,<br />
dass der VwGH in seinen Erkenntnissen<br />
bereits mehrmals festgestellt hat,<br />
dass unter anderem die Bezeichnung<br />
„und Mitbes.“ nicht geeignet ist, um den<br />
Bescheid diesen an alle Abgabenschuldner<br />
zu adressieren. Hier geht nämlich nicht<br />
hervor, gegenüber welchen (anderen) Adressaten<br />
als dem Empfänger die Behörde den<br />
Bescheid erlassen will (VwGH 21.07.1995,<br />
92/17/0270, 01.10.2018, 2006/13/0123).<br />
Grundsätzlich sieht § 81 Abs 1 u. 2 BAO<br />
vor, dass mehrere Personen (also alle (Mit-)<br />
Eigentümer), welche für die Erfüllung der<br />
abgabenrechtlichen Pflicht infragekommen,<br />
aus ihrer Mitte einen gemeinsamen<br />
Bevollmächtigten an die Abgabenbehörde<br />
namhaft machen müssen. Sollte dies unterbleiben,<br />
so kann die Abgabenbehörde eine<br />
der zur Erfüllung der abgabenrechtlichen<br />
Pflichten in Betracht kommenden mehreren<br />
Personen als Vertreter mit Wirkung für die<br />
Gesamtheit bestellen.<br />
Wenn das Gesamtschuldverhältnis<br />
gegen alle Abgabenschuldner festgesetzt<br />
wird, ist § 199 BAO zu beachten.<br />
Dort ist normiert, dass gegen Personen,<br />
die zur Entrichtung einer Abgabe als<br />
Gesamtschuldner verpflichtet sind, ein<br />
einheitlicher Abgabenbescheid erlassen<br />
werden kann. Hier muss jedoch dann<br />
unbedingt darauf geachtet werden, dass<br />
diese Personen (alle Miteigentümer)<br />
der Personengemeinschaft im Spruch<br />
des Bescheides gemäß § 93 Abs 2 BAO<br />
anzuführen sind.<br />
Die Gemeinschaft als solche kann nicht<br />
Bescheidadressat sein (vgl. Fischerlehner,<br />
Abgabenverfahren § 199, Anm. 1; VwGH<br />
1.10.2008, 2006/13/0123). Da Georg einen<br />
einheitlichen Abgabenbescheid erlässt, hat<br />
er weiters gemäß § 101 BAO darauf zu achten,<br />
dass er auf die Rechtsfolgen im Abgabenbescheid<br />
hinzuweisen hat.<br />
Spezialfall<br />
zustellung<br />
bei Wohnungseigentum als besonderes<br />
(Mit-)Eigentum<br />
Georg weiß, dass Eigentümergemeinschaften<br />
(EG), die Wohnungseigentum begründet<br />
haben, im Sinne des Umsatzsteuergesetzes<br />
(UStG) Unternehmer darstellen<br />
– diese werden im sogenannten öffentlichen<br />
Unternehmensregister geführt. Bei<br />
ordnungsgemäß vorliegenden Rechnungen<br />
ist diese EG prinzipiell zum Vorsteuerabzug<br />
berechtigt. Es kann durchaus zu einem<br />
steuerlichen Vorteil kommen. Wie schon<br />
erwähnt, ist für einen Vorsteuerabzug eine<br />
ordnungsgemäße Rechnung Voraussetzung.<br />
Damit ist ein Bescheid an die WEG<br />
zustellen mit Nennung der Bescheidadressaten<br />
(alle (Mit-)Eigentümer) im Bescheidspruch<br />
(vgl. BFG RV/7104733/2018). Eine<br />
Lastschriftanzeige ergeht unter Anführung<br />
der UID-Nummer an die Wohnungseigentumsgemeinschaft<br />
(WEG).<br />
Was nun –<br />
Aufgaben Aufteilen<br />
oder nicht?<br />
Für Georg ist klar, seine Software „GeOrg“<br />
kann sämtliche Bescheidadressaten rechtssicher<br />
im Spruch seiner Abgabenbescheide<br />
nennen. Daher wird er für seine Gemeinde<br />
Vordermberg jeweils einen einheitlichen<br />
Abgabenbescheid gegenüber allen (Mit-)<br />
Eigentümern erlassen und damit nach den<br />
Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit<br />
und Zweckmäßigkeit für seine<br />
Gemeinde handeln. Weiters kommt er zum<br />
Schluss, wer als Abgabenbehörde legitimerweise<br />
eine Aufteilung der Abgaben (Ausnahme<br />
Grundsteuer) und damit „Hausverwaltungstätigkeiten“<br />
übernimmt, handelt<br />
auch sparsam und wirtschaftlich, jedoch<br />
für die jeweiligen (Mit-)Eigentümer, die sich<br />
eine selbstständige Aufteilung ersparen,<br />
und nicht für die eigene Gemeinde.<br />
Die Fälligkeit steht bevor, und die Software<br />
in der Gemeinde Vordermberg erstellt Lastschriftanzeigen<br />
bzw. Bescheide und stellt<br />
diese im Versandcockpit zur Freigabe der<br />
Sendung bereit. Georg hat sich intensiv<br />
mit seinen Abgabenverfahren beschäftigt<br />
und alle wichtigen Themen erwogen<br />
und beleuchtet. Er denkt sich: „Mit meiner<br />
Software ‚GeOrg‘ ist die rechtssichere und<br />
effiziente Abwicklung kein Problem.“ Das<br />
Thema Voranschlags- und Rechnungsabschlussverordnung<br />
(VRV 2015) beschäftigt<br />
Georg auch noch immer – er erinnert sich<br />
an sein Gespräch mit Karl und ihr Thema<br />
„Minusvermögen“. Ihm kommt schon der<br />
nächste Gedanke: „Super cool wäre doch<br />
auch, wenn die Gemeinde Vordermberg<br />
ihren Bürger*innen eine Art ‚Bürger*innen-<br />
Cockpit‘ zur Verfügung stellt. Über dieses<br />
können diese selbstständig und jederzeit<br />
ihre bei der Gemeinde Vordermberg liegenden<br />
Grundsteuerakten, Anmeldungen der<br />
Kinder bei den Betreuungseinrichtungen,<br />
Abgabenvorschreibungen etc. einsehen,<br />
anmelden oder ändern.“<br />
Eine Bürgerkommunikation der Zukunft<br />
nach dem Motto:<br />
Rums, bums,<br />
RECHTSSICHER ,<br />
transparent<br />
fertig, eh klar …<br />
In turbulenten Zeiten ist es besonders<br />
wichtig, einen verlässlichen Partner an<br />
der Seite zu haben. Seit 1939 steht die<br />
NEUE HEIMAT TIROL für leistbares Wohnen.<br />
Über 40.000 Tirolerinnen und Tiroler<br />
wohnen unter einem Dach der NHT. Die<br />
günstigen Mieten und hohe Wohnqualität<br />
zeichnen unsere Anlagen ebenso aus wie<br />
die Auszeichnungen für Architektur und<br />
Kunst am Bau.<br />
Eine gute und enge Zusammenarbeit mit<br />
den Tiroler Gemeinden ist uns dabei sehr<br />
wichtig. Gemeinsam verbindet uns das<br />
Ziel, den Menschen ausreichend und<br />
preiswert Wohnraum zur Verfügung zu<br />
stellen, und damit die Ausgewogenheit<br />
zwischen Ballungsräumen und ländlichem<br />
Raum auch in Zukunft zur gewährleisten.<br />
Eine zunehmende Herausforderung ist<br />
dabei die Bereitstellung von entsprechenden<br />
Grundstücken. Grund und Boden sind<br />
in Tirol sehr knapp und teuer. Im Rahmen<br />
der Raumordnungspolitik stehen mit der<br />
Vertragsraumordnung sowie Schaffung<br />
von Vorbehaltsflächen jedoch wirksame<br />
Instrumente für die Gemeinden bereit.<br />
DAS RUNDUM-<br />
Sorglos-<br />
PAKET<br />
Die NEUE HEIMAT TIROL ist der größte, gemeinnützige Wohnbauträger<br />
in Tirol und auch für die Umsetzung großer Gemeindeprojekte<br />
ein verlässlicher Partner. Von der Planung bis zur späteren Bewirtschaftung<br />
der Gebäude bietet die NHT Service aus einer Hand.<br />
Gemeinsam haben wir auf diese Weise<br />
bereits viele, neue und innovative Modelle<br />
in den Tiroler Gemeinden umgesetzt.<br />
Eine große Hürde bei Großprojekten ist<br />
auch immer das Bundesvergabegesetz.<br />
Durch das Bestbieter-Prinzip sind regionale<br />
Lösungen auch in Zukunft möglich.<br />
Die Wertschöpfung bleibt damit vor Ort.<br />
Diese Vorteile gilt es noch mehr zu nutzen!<br />
Die enorme Expertise in unserem Haus<br />
ermöglicht es uns, neben dem Wohnbau<br />
auch im Kommunalbereich zunehmend<br />
Fuß zu fassen. Für die Gemeinden Natters,<br />
Mutters und Götzens haben wir<br />
2018 ein modernes Wohn- und Pflegeheim<br />
errichtet. Ein aktuelles Referenzprojekt<br />
ist das „Haus der Generationen“ mit<br />
Kinderbildungszentrum in Volders.<br />
Aufgrund der gut eingespielten Zusammenarbeit<br />
mit unseren Partnern – vom<br />
Planer und Architekt bis zu den Baufirmen<br />
– führt mit der NHT jedes Projekt<br />
erfolgreich zum Ziel. Seit über 80 Jahren<br />
ist die NHT am Tiroler Markt aktiv und<br />
zählt mittlerweile zu den<br />
größten, gemeinnützigen<br />
Bauträgern in Österreich.<br />
Ein wichtiges Anliegen ist<br />
uns dabei auch die klimafreundliche<br />
Ausstattung<br />
unserer Häuser.<br />
Die NHT ist in diesem<br />
Bereich seit vielen Jahren<br />
Trendsetter für die ganze<br />
Branche. Wir errichten<br />
unsere Objekte seit 2012<br />
ausschließlich im Passivhaustandard.<br />
Bei den<br />
Bestandsanlagen und im Neubau setzen<br />
wir konsequent auf eine klimafreundliche<br />
Ausstattung. Bis 2030 wollen wir<br />
mit unseren zentral beheizten Gebäuden<br />
CO2 neutral sein und sind damit auch ein<br />
wichtiger Begleiter zur Tiroler Energieautonomie<br />
2050.<br />
Faktum ist: Die KundInnen wünschen<br />
sich heute, möglichst Energie-unabhängig<br />
zu sein, gleichzeitig wollen sie einen<br />
Beitrag für die Umwelt leisten. Diese<br />
Erwartungen sind eine tragende Säule bei<br />
der Planung unserer Anlagen. Wir arbeiten<br />
sehr eng mit der Universität Innsbruck<br />
zusammen, ständig auf der Suche nach<br />
neuen und innovativen Lösungen.<br />
Wir wollen dabei nicht nur Leuchtturmprojekte<br />
inszenieren, sondern einen konkreten<br />
Mehrwert für den späteren Betrieb<br />
mitliefern. Nach der Schlüsselübergabe<br />
ist unser Job nicht erledigt. Wir begleiten<br />
und betreuen unsere Immobilien über<br />
den gesamten Lebenszyklus und agieren<br />
damit zu 100 % nachhaltig.<br />
BILD:<br />
Hannes Gschwentner<br />
und DI Mag. Markus<br />
Pollo. (© NHT/Forcher)
40 tirol.hat Recht tirol.hat Recht<br />
41<br />
Grüne<br />
beschaffung<br />
Öffentliche Aufträge sind von großer<br />
Bedeutung für die Volkswirtschaften (in<br />
Österreich werden jährlich rund 66 Milliarden<br />
Euro öffentlich vergeben), weshalb<br />
das Beschaffungswesen EU-weit als<br />
eines der zentralsten Instrumente angesehen<br />
wird, den Ausbau des Umwelt- und<br />
Klimaschutzes zu fördern. Dementsprechend<br />
enthält das Bundesvergabegesetz<br />
2018 in Umsetzung der Vergabe-RL<br />
2014/24/EU auch klare Vorgaben, wie<br />
öffentliche Auftraggeber zur Förderung<br />
einer nachhaltigen Entwicklung beitragen<br />
können und müssen. Die neue Verpflichtung<br />
zur nachhaltigen Beschaffung<br />
kann gerade für die Region eine echte<br />
Chance auf Wertschöpfung sein.<br />
Die (neue) Pflicht zur umweltgerechten Vergabe<br />
als Chance für die Region<br />
Im jüngst veröffentlichten (Vergabe-)Bericht<br />
der Stabsstelle für Vergaberecht (BMJ) wird<br />
betont, dass bei der Durchführung von Vergabeverfahren<br />
in Österreich auf die Grundsätze<br />
einer umweltgerechten, sozialen<br />
und innovativen Beschaffung Bedacht zu<br />
nehmen ist. Abschließend heißt es darin<br />
wörtlich, dass „die nachhaltige Beschaffung<br />
verankert, die Kriterien hinsichtlich<br />
der nachhaltigen öffentlichen Beschaffung<br />
harmonisiert und die Vorreiterrolle Österreichs<br />
bei der nachhaltigen öffentlichen<br />
Beschaffung gesichert werden sollen“<br />
(vgl Bericht der Republik Österreich vom<br />
16.4.<strong>2021</strong>, GZ <strong>2021</strong> 0.172.413). Ausgangspunkt<br />
für die verpflichtende grüne Vergabe<br />
in Österreich ist dabei § 20 Abs. 5 Bundesvergabegesetz<br />
2018, der die Berücksichtigung<br />
der „Umweltgerechtheit der Leistung“<br />
zu einem allgemeinen Vergabegrundsatz<br />
erklärt (gleichrangig mit den Prinzipien<br />
der Bietergleichbehandlung, Nichtdiskriminierung,<br />
Transparenz etc.). Die Umweltgerechtheit<br />
der Leistung kann insbesondere<br />
– so die Bestimmung weiter – durch<br />
die Berücksichtigung ökologischer Aspekte<br />
(z. B. Energieeffizienz, Materialeffizienz,<br />
Abfall und Emissionsvermeidung, Bodenschutz)<br />
bei der Beschreibung der Leistung,<br />
bei der Festlegung der technischen Spezifikationen<br />
(z. B. Vorschreibung von Umweltzeichen,<br />
wie das „Österreichische Umweltzeichen“),<br />
bei der Festlegung nachhaltiger<br />
Zuschlagskriterien (z. B. Bewertung von<br />
Lebenszykluskosten) oder bei der Festlegung<br />
von Bedingungen im Leistungsvertrag<br />
erfolgen (z. B. die Definition des exakten<br />
Prozederes bei der Abholung und Wiederverwendung<br />
von Abfall, der beim Verbrauch<br />
des beschafften Produktes anfällt). Anders<br />
ausgedrückt: Der Auftraggeber kann die<br />
verpflichtenden Aspekte der Nachhaltigkeit<br />
in verschiedenen Vergabephasen und quer<br />
über den gesamten Beschaffungsprozess<br />
berücksichtigen. Das Bundesvergabegesetz<br />
2018 verfolgt daher den Ansatz eines horizontalen<br />
Nachhaltigkeitsprinzips.<br />
Die Tatsache, dass die nachhaltige<br />
Beschaffung bereits Pflicht ist (und<br />
nicht etwa bloße Tugend), verdeutlicht<br />
auch der jüngst veröffentlichte Entwurf<br />
des Straßenfahrzeug-Beschaffungsgesetzes<br />
1 , der alle öffentlichen<br />
Auftraggeber – und nicht nur die Verkehrsbetriebe<br />
– zur Dekarbonisierung<br />
eines Großteils ihres Fuhrparks verpflichtet.<br />
Diese gesetzliche Beschränkung<br />
des grundsätzlich freien öffentlichen<br />
Beschaffungswillens verdeutlicht den steigenden<br />
Handlungsdruck auf die gesamte<br />
öffentliche Privatwirtschaftsverwaltung.<br />
Konkret soll unter Androhung empfindlicher<br />
Geldstrafen ein gewisser Mindestanteil<br />
an emissionsarmen und emissionsfreien<br />
Fahrzeugen der öffentlichen Hand<br />
sichergestellt werden (der Gesetzesentwurf<br />
spricht von „sauberen“ Fahrzeugen).<br />
So müssen bis Ende 2025 10 Prozent der<br />
LKW, 38,5 Prozent der PKW und 45 Prozent<br />
der Busse „sauber“ sein. Die Quote erhöht<br />
sich noch einmal bis Ende 2030, wonach<br />
bis dahin bereits 15 Prozent der LKW, 38,5<br />
Prozent der PKW und 65 Prozent der Busse<br />
saubere Fahrzeuge sein müssen. Als saubere<br />
schwere Straßenfahrzeuge (LKW, Bus)<br />
gelten ausschließlich alternativ betriebene<br />
Fahrzeuge (z. B. Elektro, Wasserstoff, Biogas).<br />
Die Definition eines sauberen leichten<br />
Straßenfahrzeuges basiert hingegen auf<br />
bestimmten maximalen Auspuffemissionen<br />
hinsichtlich CO 2<br />
und Luftschadstoffen.<br />
So darf ein leichtes Fahrzeug nicht<br />
mehr als 50 Gramm CO 2<br />
pro Kilometer<br />
ausstoßen und den Emissionsgrenzwert<br />
an Luftschadstoffen von 80 Prozent nicht<br />
überschreiten.<br />
Die verpflichtende grüne Beschaffung<br />
ist somit – noch mehr als bisher – alternativlos<br />
bei Vergaben der öffentlichen<br />
Hand. Die damit einhergehenden Herausforderungen<br />
sind allerdings auch eine<br />
gute Möglichkeit, den kommenden Wirtschaftsaufschwung<br />
des EU-Green-Deals<br />
in die Gemeinde zu holen und insbesondere<br />
die Erfolgsaussichten von kleinen<br />
regionalen Unternehmen im öffentlichen<br />
Wettbewerb zu stärken. Wie bereits<br />
aufgezeigt, steht öffentlichen Auftraggeber*innen<br />
neben der bloßen Verpflichtung,<br />
auf die Umweltgerechtheit Bedacht<br />
zu nehmen, doch die weite Bandbreite<br />
an entsprechenden vergaberechtlichen<br />
Gestaltungsmöglichkeiten offen. Ein cleverer<br />
Einsatz der passenden „grünen“<br />
Vergabehebel (z. B. Berücksichtigung von<br />
Transportkilometern, des Ausstoßes von<br />
CO 2<br />
-Äquivalenten in der Lieferkette, Bio-<br />
Zertifizierungen bei Lebensmitteln, Dauer<br />
von Tiertransporten, Lehrlingsbeschäftigung<br />
etc.) ermöglicht die Einhaltung der<br />
politischen Vorbildfunktion bei gleichzeitiger<br />
Stärkung der regionalen Wertschöpfung.<br />
Für einen langfristigen (regionalen) Erfolg ist<br />
letztlich die passgenaue Konzipierung und<br />
Integration einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie<br />
im (regionalen) öffentlichen<br />
Einkauf erforderlich: das sogenannte Green<br />
Public Procurement (GPP). Dies hat klarerweise<br />
mit Blick auf den konkreten Anbietermarkt<br />
zu erfolgen, der im besten Fall auch<br />
aktiv am GPP-Prozess teilnimmt. So könnte<br />
die interessierte Unternehmerlandschaft im<br />
Zuge einer vergaberechtlichen Markterkundung<br />
auf förderbare und förderungsfähige<br />
„grüne“ Alleinstellungsmerkmale abgefragt<br />
werden. Welche „grünen“ Kriterien und Innovationen<br />
sind bereits vorhanden? Welche<br />
ökologischen, sozialen, innovativen Nachhaltigkeitsaspekte<br />
können bis wann umgesetzt<br />
werden? Eine derart ausgerichtete Markterkundung<br />
ermöglicht eine fundierte Einschätzung<br />
des Marktgefüges und gibt darüber<br />
hinaus wertvolle Kenntnis über bereits<br />
vorhandene nachhaltige Tools, Zertifizierungen<br />
und/oder innovative Lösungen des<br />
konkreten Anbietermarkts. Die Ergebnisse<br />
der Markterkundung können bei entsprechender<br />
Offenlegung sodann vergabekonform<br />
im zukünftigen Beschaffungsprozess<br />
berücksichtigt werden. Selbst wenn der<br />
potenzielle Bieterkreis diesbezüglich noch<br />
wenig vorzuweisen hätte (was z. B. im Hinblick<br />
auf die aktive Green-Start-up-Szene<br />
in Tirol bezweifelt werden darf 2 ), wird es<br />
naturgemäß gerade den kleineren Einheiten<br />
bzw. kleineren Betrieben leichter fallen, entsprechende<br />
Schritte unternehmensintern<br />
rechtzeitig umzusetzen, um bei der Vergabe<br />
punkten zu können (wie die erfolgreiche<br />
Implementierung eines Umweltmanagementsystems,<br />
die Erlangung von Klimazertifizierungen<br />
etc.). Darüber hinaus kann sich<br />
die Gemeinde über die umgesetzte „grüne“<br />
Beschaffungsstrategie und ein positiv kommuniziertes,<br />
gelebtes Green Public Procurement<br />
wirkungsvoll als zukunftsgewandte<br />
Einheit positionieren und als innovativer<br />
Standort ihre Anziehungskraft auf die junge,<br />
nachhaltige Unternehmerszene erhöhen.<br />
Unter diesen Voraussetzungen ist daher<br />
das (neue) grüne Vergaberecht eine echte<br />
Chance auf nachhaltige Wertschöpfung<br />
in der Region.<br />
DAS (NEUE)<br />
GRÜNE VERGABE-<br />
RECHT IST EINE<br />
ECHTE CHANCE AUF<br />
NACH-<br />
HALTIGE WERT-<br />
SCHÖPFUNG<br />
IN DER REGION.<br />
1<br />
Entwurf des Bundesgesetzes über die Beschaffung und den Einsatz<br />
sauberer Straßenfahrzeuge vom 3.5.<strong>2021</strong>; das Aussendungsschreiben,<br />
der Begutachtungstext und die Erläuterungen sind auch<br />
auf der Website des Bundesministeriums für Justiz abrufbar: https://<br />
www.bmj.gv.at/themen/vergaberecht (Rubrik Dokumente) (letzter<br />
Aufruf: 10.6.<strong>2021</strong>).<br />
2<br />
Siehe z. B. https://www.startup.tirol/. Nach dem aktuellen Austrian<br />
Start-up Monitor 2020 werden österreichweit sogar rund 63 Prozent<br />
aller Start-ups als „Green Start-ups“ eingestuft (https://austrianstartupmonitor.at/)<br />
(letzte Aufrufe: 10.6.<strong>2021</strong>).<br />
ZUM AUTOR<br />
MAG. BERTHOLD HOFBAUER<br />
Berthold Hofbauer ist Partner bei Heid &<br />
Partner Rechtsanwälte. Seine Spezialgebiete<br />
sind das Vergaberecht, das Green<br />
Public Procurement (insbesondere die vergabeund<br />
vertragsrechtliche Verankerung von Nachhaltigkeitszielen),<br />
die Vergabe-Compliance und<br />
das Nachhaltigkeitsrecht. Zudem ist er (Mit-)<br />
Herausgeber des Kommentars zum Vergaberecht<br />
„BVergG 2018“ und der Fachzeitschrift<br />
„Nachhaltigkeitsrecht – Zeitschrift für das<br />
Recht der nachhaltigen Entwicklung“.
42<br />
tirol.kulturell<br />
43<br />
im Waschraum<br />
für die Wäsche<br />
Digitale Spenderdaten<br />
bringen 25 % weniger<br />
Serviceaufwand<br />
und 30 % mehr<br />
Besucherzufriedenheit.<br />
Mit einer Dosieranlage bis zu<br />
vier Waschmaschinen<br />
versorgen.<br />
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exakt dosieren für<br />
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30 % weniger Ausgaben.<br />
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Geschirr, 24/7/365 mit<br />
einer App.<br />
DIGITALISIERUNG SCHAFFT EFFIZIENZ UND NACHHALTIGKEIT<br />
fürs Gebäude<br />
in der Küche<br />
Die<br />
Lästige<br />
Kunst<br />
AUTOR<br />
GABRIEL CASTANEDA<br />
Castañeda <strong>2021</strong><br />
05.06. Roppen (T)<br />
12.06. Nassereith (T)<br />
19.06. Wörgl (T)<br />
02.07. Kauns (T)<br />
10.07. Fulpmes (T)<br />
16.07. Elbigenalp (T)<br />
23.07. Zams (T)<br />
24./25.07. Grins (Tyrol Inn Stones) (T)<br />
26.08. Imst (T)<br />
07./08.09. Casanova (Support) (W)<br />
09.09. Brunn am Gebirge (Support) (NÖ)<br />
10.09. Jenbach (T)<br />
11.09. Hatting (T)<br />
15.09. Hohenems (V)<br />
14.10. Kirchberg (T)<br />
12.11. Zirl (T)<br />
26.11. Götzens (T)<br />
www.castaneda.tv<br />
Künstlerinnen und Künstler sind Menschen, die<br />
Dinge nicht als das betrachten, was sie sind.<br />
Ein Baum kann eine Skulptur sein, ein Stein<br />
ein Teil einer Installation, ein Satz aus dem<br />
Kontext gerissen plötzlich eine völlig andere<br />
Bedeutung bekommen. Grandioses Beispiel<br />
für mich ist das „GRÜSS GÖTTIN!“-Schild von<br />
Ursula Beiler. Als ich das Schild zum ersten Mal<br />
sah, dachte ich mir: „Oh, ok. Das ist lustig … aber<br />
was ist da die Kunst daran?“ Heute begreife<br />
ich, welch grandioses Werk das eigentlich ist.<br />
Selbst nach 13 Jahren löst dieses Schild derartige<br />
Emotionen aus, dass es Leute gibt, die sich<br />
die Arbeit machen, dieses völlig harmlose Schild<br />
mit einer völlig harmlosen, lustigen Botschaft zu<br />
überkleben, zu zerstören oder entfernen zu lassen.<br />
In Wahrheit besteht die Performancekunst<br />
des Schildes darin, was es in den Menschen<br />
auslöst, nicht darin, was draufsteht.<br />
In fast jedem kleinen Örtchen gibt es diese<br />
zwei, drei „schrägen Vögel“, die ihr Haus bunt<br />
anmalen, irgendwelche Statuen im Garten stehen<br />
haben, seltsame Performancekunst betreiben,<br />
völlig wirre Bilder zusammenpinseln, verquere<br />
Musikstücke komponieren oder in Laken<br />
gekleidet auf einer Bühne ein Avantgardestück<br />
aufführen. Oft ein Leben lang belächelt, folgen<br />
diese Menschen unbeirrt ihrem inneren Drang,<br />
ihrer Kunst Ausdruck zu verleihen.<br />
Die letzten sieben Monate haben uns eindrucksvoll<br />
gezeigt, was bleibt, wenn wir unser<br />
Leben auf „systemrelevante“ Dinge reduzieren.<br />
So wirklich sexy war das nicht. Kunst, in<br />
welcher Form auch immer, ist das, was uns<br />
Menschen von allen anderen Lebewesen<br />
unterscheidet. Arien komponieren, Gedichte<br />
schreiben, Statuen bauen – all das ist uns Menschen<br />
vorbehalten. Und nehmen wir an, eines<br />
Tages würden irgendwelche Außerirdischen auf<br />
unserer Erde landen: Was würden wir denen<br />
wohl voller Stolz zeigen? Unsere Buchhaltungssysteme?<br />
Unsere Handys? Den neuen Billa?<br />
Wohl eher nicht. Also, kümmert euch um die<br />
schrägen Vögel in eurer Gemeinde. Sie machen<br />
nichts „Sinnloses“. Sie machen Kunst.<br />
www.hagleitner.com
44 tirol.kulturell tirol.kulturell 45<br />
LESEstoff<br />
FÜR<br />
EISSE<br />
HEISSE<br />
TAGE<br />
DER SCHATTEN<br />
DES WINDES<br />
CARLOS RUIZ ZAFÓN<br />
Ein Buch kann ein Leben verändern. Das<br />
stellt Daniel Sempere fest, nachdem ihm<br />
sein Vater 1945 an den geheimnisvollen<br />
Ort – den Friedhof der vergessenen<br />
Bücher – führt. Daniel entdeckt einen<br />
verschollenen Roman, Der Schatten des<br />
Windes“, welcher ihn sein ganzes Leben<br />
lang begleiten und vor große Herausforderungen<br />
stellen wird.<br />
Dieses Buch ist ein richtiger Pageturner,<br />
und man kann sich auf lange Nächte einstellen,<br />
da man es einfach nicht weglegen<br />
möchte. Zu spannend ist es zu verfolgen,<br />
wie sich die Geschichte für Daniel<br />
weiterentwickeln wird. Deshalb ist es<br />
auch nicht erstaunlich, dass man sich<br />
sofort, nachdem man den ersten Teil<br />
gelesen hat, auch die folgenden drei Teile<br />
besorgt. Man will einfach wissen, wie<br />
die Geschichte zu Ende geht und ob es<br />
ein glückliches Ende geben wird.<br />
WÜRDE<br />
GERALD HÜTHER<br />
Wir alle wollen in Würde sterben,<br />
aber sollten wir nicht erst einmal in<br />
Würde leben? Würde ist ein großer<br />
Begriff. Gleich in Artikel 1 des Grundgesetzes<br />
heißt es: „Die Würde des<br />
Menschen ist unantastbar.“ Doch<br />
was genau ist Würde? Was bedeutet<br />
es, wenn uns unsere Würde genommen<br />
wird, weil wir etwa in der digitalen<br />
Welt nur noch als Datensatz<br />
zählen oder im Netz geschmäht werden?<br />
Wenn wir uns selbst würdelos<br />
verhalten oder andere entwürdigen?<br />
Dieses Buch hat mich sehr zum<br />
Nachdenken gebracht. Wie anfangs<br />
geschrieben steht: Was ist Würde?<br />
Ist sie wirklich noch unantastbar?<br />
Wie handelt unsere Gesellschaft in<br />
diesem Zusammenhang? Für mich<br />
war dieses Buch von Gerald Hüther<br />
sehr augenöffnend und bewegend.<br />
EINE LIEBE<br />
ÜBER DEM MEER<br />
JESSICA BROCKMOLE<br />
Isle of Skye, 1912. Eines Tages erhält die schottische Schriftstellerin Elspeth einen Brief aus Amerika. Der<br />
Absender, ein junger Mann namens David, bewundert ihre Gedichte. Obwohl ein Ozean zwischen ihnen<br />
liegt, ist es der Beginn einer tiefen Liebe. Erst die Wirren des Weltkrieges führen die beiden zusammen,<br />
nur um sie unter tragischen Umständen wieder zu trennen. Mehr als zwei Jahrzehnte später stößt Elspeths<br />
Tochter Margaret auf Davids Briefe und kommt so der Geschichte dieser schicksalhaften Liebe auf die Spur.<br />
Es ist eine herzzerreißende Geschichte, in die man sich vollkommen hineinfühlen kann. Der Fernseher wird<br />
länger nicht eingeschaltet, wenn man startet, dieses Buch zu lesen.
46 tirol.kulturell tirol.kulturell 47<br />
Jeder isst sie, jeder liebt sie: Tomaten. Sie stecken in einer Dose Tomatenmark, in<br />
der Soße einer Fertigpizza, in Tomatensaft und Ketchup. Und dennoch wissen wir<br />
fast nichts über ihre Produktion. Wo, wie und von wem werden die industriell verarbeiteten<br />
Früchte angebaut und geerntet? Zwei Jahre lang ist Jean-Baptiste Malet<br />
diesen und anderen Fragen nachgegangen. Seine Suche hat ihn von den Grenzen<br />
Chinas über Peking, Kalifornien, Italien bis nach Ghana geführt. Er hat mit Bauern,<br />
Erntehelfern und Genwissenschaftlern gesprochen und kam Schritt für Schritt den<br />
mafiösen Aktivitäten der Lebensmittelindustrie auf die Spur. Herausgekommen ist<br />
eine faszinierende Reportage, welche die komplexen Zusammenhänge und erschütternden<br />
Verwerfungen des globalisierten Kapitalismus besser erklärt als jeder Roman.<br />
Conclusion für mich aus diesem Buch: Die Welt ist wirklich korrupt, und ich werde nie<br />
wieder sizilianische Tomaten oder -produkte essen (falls du Tomaten liebst, besser<br />
nicht lesen :-)).<br />
DAS TOMATEN-<br />
IMPERIUM<br />
JEAN-BAPTISTE MALET<br />
DIE REGELN<br />
VELOMINATI<br />
Lilys Mutter ist vor zehn Jahren umgekommen. Ihr Vater herrscht wie ein grausamer Rachegott über<br />
die inzwischen 14-Jährige. Eines Tages flieht Lily aus der bedrückenden Atmosphäre ihres Elternhauses,<br />
wandert über die staubigen Straßen der Südstaaten, um ein neues Zuhause zu finden. Sie begegnet<br />
wunderbaren Menschen, rettet mit Mut und Klugheit ein Leben und findet bei drei Frauen Unterschlupf,<br />
die wie im Märchen in großer Eintracht zusammenwohnen. Die drei Schwestern geben dem Mädchen<br />
alles, was es braucht: Liebe, Halt und Geborgenheit. Sie nehmen Lily in ihre Familie auf und weihen sie<br />
in die Geheimnisse weiblichen Wissens ein. Lily lernt alles über die Bienenzucht. Sie erfährt, wer ihre<br />
Mutter, die sie so schmerzlich vermisst, wirklich war, und sie verliebt sich. Doch eines Tages steht ihr<br />
Vater am Gartentor.<br />
Dieses Buch war für meinen Englandaufenthalt ein dauerhafter Begleiter. Nicht nur einmal, sondern<br />
mehrere Male habe ich es während dieses Jahres gelesen. Entsprechend ist es mir auch im Gedächtnis<br />
geblieben. Es ist spannend geschrieben, fesselnd, dramatisch und absolut nicht kitschig. Ich habe<br />
es in Englisch gelesen und kann es absolut weiterempfehlen, da es relativ einfach zu lesen ist. In der<br />
Originalsprache kommen auch die lustigen Szenen besser herüber.<br />
EMPFOHLEN VON<br />
MAG. SANDRA WIMMER<br />
Sandra Wimmer verantwortet den Bereich Aus- und<br />
Weiterbildung. Sie hat selbst als Deutschtrainerin<br />
gearbeitet und ist Expertin im Bereich Sprach- und<br />
Wissensvermittlung.<br />
Kontakt: s.wimmer@gemnova.at<br />
DIE BIENENHÜTERIN<br />
SUE MONK KIDD<br />
IF YOU’RE<br />
OUT RIDING<br />
IN BAD<br />
WEATHER,<br />
IT MEANS<br />
YOU ARE<br />
A BADASS.<br />
PERIOD.<br />
AUSZUG AUS<br />
„DIE REGELN“<br />
Dieses Buch gehört als unverzichtbarer<br />
Leitfaden in die Ausrüstung jedes ernsthaften<br />
Rennradfahrers! Die Velominati<br />
stehen für die bedingungslose Liebe für<br />
das schnelle Radfahren – nicht einfach<br />
nur als Freizeitvergnügen oder als Art<br />
der Fortbewegung, sondern als Ausdruck<br />
einer eigenen Lebensart. Sie haben sich<br />
formiert, um das bedeutende kulturelle<br />
Erbe des Straßenradsports zu feiern und<br />
zu wahren, samt dem steten Streben<br />
nach sportlicher Höchstleistung im Sattel<br />
und absoluter Eleganz im Auftreten. Die<br />
Regeln sind ihre Bibel. Markenzeichen und<br />
Erfolgsgeheimnis der Velominati ist eine<br />
unvergleichlich trockene Mischung aus<br />
echter Passion für den Radsport, enormem<br />
Fachwissen, großer Klappe und viel<br />
Sinn für Humor.<br />
Alle, die mich kennen, wissen, dass immer<br />
auch ein Radbuch dabei sein muss. Dieses<br />
Buch ist für alle, die entweder ihre Stereotype<br />
gegenüber Rennradfahrern bestätigt<br />
haben möchten oder sich vor Lachen<br />
Bauchmuskeln antrainieren möchten oder<br />
verstehen möchten, wie ein Rennradler<br />
tickt oder immer korrekt auf dem Fahrrad<br />
unterwegs sein möchten. Ein super Buch<br />
zum Schmökern. Und die wichtigste Regel<br />
lautet: Regel #5 (wenn du wissen willst,<br />
was sie besagt, lies das Buch :-)).
48<br />
tirol.kulturell<br />
tirol.kulturell<br />
49<br />
ICH<br />
WILL<br />
WISSEN<br />
VER-<br />
MITTELN<br />
VON<br />
REINHOLD<br />
OBLAK<br />
Im November wird Michael Forcher 80 Jahre jung. Der Historiker,<br />
Autor, Gründer des Haymon Verlages spricht über „seinen“ Verlag,<br />
über Andreas Hofer und Michael Gaismair, über die Tiroler Schützen<br />
und Eduard Wallnöfer. Michael Forcher befindet sich nach wie vor<br />
im selbst gewählten Unruhestand.<br />
Damit sind wir eh beim Thema. 1982<br />
hast du in Innsbruck den Haymon Verlag<br />
gegründet. Warum gründet ein vernunftbegabter<br />
Mensch wie du ausgerechnet<br />
einen Verlag?<br />
Michael Forcher: Mein erklärtes Ziel war<br />
und ist es, Wissen zu vermitteln. Darum<br />
wollte ich zuerst Professor am Gymnasium<br />
werden, darum entschied ich mich dann für<br />
den Journalismus, später war ich Pressereferent<br />
am Theater. Darum schreibe ich auch<br />
Bücher. Wissensvermittlung ist mein Credo,<br />
mein Antrieb, mein Bildungsauftrag, wenn<br />
du so willst. Aber natürlich hast du schon<br />
Recht: Am Anfang wusste ich wirklich nicht,<br />
worauf konkret ich mich da einlasse. Andererseits<br />
habe ich auch viel Glück gehabt.<br />
Michael Gaismair, auf ihn kommen<br />
wir noch zurück, war ja indirekt dein<br />
Geburtshelfer.<br />
So ist es. Ich wollte immer schon ein Buch<br />
über diese faszinierende Persönlichkeit<br />
schreiben. Der Tyrolia Verlag hatte mir<br />
bereits zugesagt. Doch dann war das Land<br />
Tirol plötzlich nicht bereit, ein Buch über<br />
Gaismair zu subventionieren, die Tyrolia hat<br />
mir daraufhin wieder abgesagt. Gut, habe<br />
ich mir gedacht, dann gründe ich halt selbst<br />
einen Verlag. So ist es dann zum Haymon<br />
Verlag gekommen.<br />
Ein Schritt ins Ungewisse.<br />
UNTEN:<br />
Michael Forcher<br />
versteht sich vor allem<br />
als Wissensvermittler.<br />
Darum studierte er<br />
Geschichte, darum hat<br />
er den Haymon Verlag<br />
gegründet, darum<br />
schreibt er Bücher.<br />
(© Felix Richter)<br />
Das kann man ruhig so sagen, ja. Mein Bruder<br />
hat mir damals 100.000 Schilling geliehen,<br />
ich selbst hatte auch etwas auf der<br />
hohen Kante. Natürlich habe ich mir alles<br />
viel einfacher vorgestellt, als es dann tatsächlich<br />
war. Es gibt ja nicht nur die Druckkosten<br />
zu bezahlen, die Autorenhonorare.<br />
Was man als Neuling gerne vergisst, sind<br />
die allgemeinen Kosten, dafür ist Monat für<br />
Monat ein Haufen Geld notwendig. Aber ich<br />
habe auch großes Glück gehabt.<br />
Weil es plötzlich viele Subventionen<br />
gegeben hat?<br />
(Lacht.) Nein. Ich wollte nie auf Subventionen<br />
angewiesen sein, hab sie darum auch<br />
für meinen Verlag kategorisch abgelehnt.<br />
Zumindest die ersten Jahre. Mein Glück war,<br />
dass sich gleich zwei der ersten Bücher ausgezeichnet<br />
verkauft haben. Die Memoiren<br />
des Südtirolers Friedl Volgger, der ja schon<br />
in der faschistischen Zeit eine Rolle im<br />
Widerstand gespielt hat und von den Nazis<br />
ins KZ Dachau deportiert wurde. Nach 1945<br />
war er in allen Phasen der Südtirolpolitik<br />
eine der Schlüsselfiguren, sowohl als Journalist<br />
als auch als Politiker nicht unumstritten.<br />
Er hatte viel Aufregendes zu erzählen.<br />
Eine Autobiografie, die für großes Aufsehen<br />
sorgte, heftig diskutiert wurde und sich ausgezeichnet<br />
verkaufte. Der zweite Glücksfall,<br />
das zweite Buch …<br />
… war deines über Michael Gaismair.<br />
Nicht ganz, mein Buch über Tirols Geschichte<br />
in Wort und Bild. Über 130.000 verkaufte<br />
Exemplare, nun bereits in der zwölften Auflage.<br />
Diese beiden Bücher haben den Haymon<br />
Verlag, insbesondere am Beginn, schon<br />
sehr gestützt. Am Anfang waren meine Frau<br />
und ich die einzigen Angestellten, dann sind<br />
es halt immer mehr geworden. Heute, im<br />
Rückblick, war die Verlagsgründung eine<br />
Erfolgsgeschichte.<br />
2005 hast du dich endgültig vom Verlag<br />
getrennt, ein Jahr später bist du in<br />
den Unruhestand gegangen. Und hast<br />
begonnen, Bücher um Bücher um Bücher<br />
zu schreiben. Flucht vor der Langeweile?<br />
Als Verleger hatte ich einfach keine Zeit<br />
mehr, Bücher zu schreiben. Da musste ich<br />
mich um all die anderen Sachen kümmern.<br />
Doch dann das große Aufatmen, endlich<br />
durfte ich wieder schreiben, mein Wissen<br />
bzw. jenes anderer Menschen in Buchform<br />
weitergeben.<br />
In Tirol wird der stockkonservative Andreas<br />
Hofer (1767–1810) überschätzt und<br />
als „Nationalheld“ hochverehrt, der sozial<br />
engagierte und liberale Bauernführer<br />
Michael Gaismair hingegen unterschätzt<br />
und kleingehalten. Du hast über beide<br />
Personen ein Buch geschrieben. Warum<br />
dieses eklatante Ungleichgewicht?<br />
Das ist einfach zu erklären. Gaismair war<br />
damals gegen die herrschende Regierung,<br />
Hofer hingegen für den Kaiser. Auch heute<br />
werden brave, obrigkeitshörige Menschen<br />
vielfach mehr geschätzt als unbequeme Kritiker,<br />
auch wenn – zumindest bei uns – die<br />
Mächtigen ihre Gegner nicht wie den Gaismair<br />
gleich umbringen lassen. Als vor über<br />
25 Jahren mein Buch über Michael Gaismair<br />
erschien, wurde ich schon gefragt, wie ich<br />
über so einen Rebellen schreiben könne, der<br />
die Verhältnisse in Tirol massiv kritisiert hat.<br />
Auch deshalb wurden die Erinnerungen an<br />
den Bauernführer über Jahrhunderte unterdrückt,<br />
und auch in unserer Zeit blieb Gaismair<br />
fast verschwiegen. Mittlerweile hat<br />
sich das geändert.<br />
Und bei Hofer?<br />
Auch da ändert sich etwas. Heute wird anerkannt,<br />
was er alles falsch gemacht, wo er<br />
versagt hat. Andererseits kann man nicht<br />
nur aus heutiger Zeit über ihn urteilen. Er<br />
trat mit allem, was er hatte und konnte, für<br />
seine Überzeugung ein. Wenn er mit seinen<br />
Getreuen jeden Tag einen Rosenkranz gebetet<br />
hat, dann war das damals halt so. Seine<br />
Persönlichkeit und sein Schicksal faszinieren<br />
mich genauso wie Michael Gaismair.<br />
Über die Tiroler Schützen und ihre Verstrickungen<br />
in der NS-Zeit hast du ebenfalls<br />
geforscht und geschrieben. Die<br />
Erwartungen an dieses Buch waren sehr<br />
hoch, deine Kritik fiel relativ milde aus.<br />
Findest du? So milde ist meine Kritik ja<br />
gar nicht. Andererseits bleiben natürlich<br />
viele Details offen, weil es nur mehr wenige<br />
Unterlagen dazu gibt. Mit Zeitzeugen<br />
konnte ich leider nicht mehr sprechen, die<br />
allermeisten sind schon gestorben. Und ja,<br />
natürlich sind die Schützen mit den Nazis<br />
mitgelaufen, haben sich für die Nazipropaganda<br />
vereinnahmen lassen, waren an vorderster<br />
Front. Gleichzeitig muss man erkennen,<br />
dass die Schützen ein Spiegelbild der<br />
damaligen Gesellschaft waren. Da waren<br />
natürlich viele Nazis dabei, noch mehr Mitläufer.<br />
Letztendlich war selbst der extreme<br />
Schützenkritiker Markus Wilhelm, der<br />
bekannte Blogger aus dem Ötztal, mit dem<br />
Buch zufrieden.<br />
Im November wirst du 80 Jahre jung.<br />
Über Eduard Wallnöfer (1913–1989),<br />
fast 25 Jahre lang Landeshauptmann von<br />
Tirol, eine Persönlichkeit mit Licht und<br />
Schatten, mit Stärken und Schwächen,<br />
gibt es noch keine umfassende Biografie.<br />
Wäre das ein Projekt für dich?<br />
Nein, heute nicht mehr. Früher hätte mich<br />
das durchaus interessiert, aber alles kann<br />
man nicht machen. Jetzt schreibe ich kein<br />
neues Buch mehr. Meine alten Bücher aktualisieren,<br />
das schon, aber was Neues möchte<br />
ich mir mit meinem Alter nun wirklich<br />
nicht mehr anfangen.<br />
ZUR PERSON: DR.<br />
MICHAEL FORCHER<br />
1941 in Lienz als jüngstes von sechs<br />
Kindern geboren und aufgewachsen.<br />
Sein Vater war Tischlermeister und<br />
Pfarrmesner, seine Mutter Hausfrau.<br />
Er studierte in Wien und Innsbruck.<br />
Seine Dissertation verfasste<br />
er in österreichischer Geschichte<br />
über „Die geheime Staatspolizei im<br />
vormärzlichen Tirol und Vorarlberg“.<br />
Um all seine beruflichen Stationen<br />
aufzuzählen, reicht der Platz nicht.<br />
Er ist Historiker, Journalist, hat einen<br />
Verlag gegründet, unzählige Bücher<br />
geschrieben. Seit 1966 ist er mit<br />
der Innsbruckerin Christine Daprá<br />
verheiratet, gemeinsam haben sie<br />
einen Sohn und eine Tochter, mittlerweile<br />
auch sechs Enkelkinder.
50 tirol.extravagant tirol.extravagant<br />
51<br />
Wie bitte?<br />
Ob es eine gute Idee war, ausgerechnet mich einzuladen,<br />
ein Porträt über die drei Musiker aus dem Tiroler<br />
Oberland zu schreiben? „Von Seiten der Gemeinde“<br />
heißt diese Band, was für ein Name, und Hip-Hop<br />
machen sie. Hip-Hop, na ja. Gut, neugierig bin ich,<br />
somit ist es ein Versuch wert. Was dabei herausgekommen<br />
ist? Lesen Sie einfach weiter.<br />
VON REINHOLD OBLAK<br />
Wie?<br />
Chris, einer der drei Musiker, ist zum Glück<br />
ein sehr geduldiger Mensch. Außerdem ist<br />
er bereit, mir alles von Anfang an zu erklären.<br />
Auch mehrmals hintereinander. Gut,<br />
über die eine oder andere meiner Fragen<br />
mag er schon gelächelt, innerlich sogar<br />
heftig den Kopf über so viel Unwissenheit<br />
geschüttelt haben. „Musikexperte bist du<br />
aber keiner, oder? Aber das macht nichts.“<br />
Angefangen hat alles kurz nach der Jahrtausendwende.<br />
Die drei jungen Oberländer<br />
aus dem Bezirk Landeck – Chris, David und<br />
Lukas – kannten sich schon länger, waren<br />
Freunde, verbrachten viel Zeit miteinander.<br />
Das gemeinsame Hobby war die Musik,<br />
gerappt wurde in den ersten Jahren ausschließlich<br />
auf Hochdeutsch. Man wollte<br />
schließlich auch verstanden werden. Vor<br />
knapp 15 Jahren gingen Chris und Lukas<br />
dann nach Wien, „wir wollten einfach Veränderung,<br />
Tapetenwechsel, uns mit Gleichgesinnten<br />
vernetzen. Wien war einfach ein<br />
großes, buntes Versprechen, da wollten wir<br />
hin.“ Klar, mit Anfang 20 steht den jungen<br />
Leuten die Welt offen. Wer da in Tirol<br />
bleibt, nichts Neues probiert, bleibt wohl<br />
eher in eingefahrenen Bahnen stecken.<br />
Yo!Zepp, Testa & Chrisfader<br />
„Wie bitte? Wie hat eure Band damals<br />
geheißen? (…) Das merkt sich ja kein<br />
Mensch. Kannst du das bitte buchstabieren?“<br />
Wie gesagt, ich bin ein Mann der<br />
Bücher, keiner des Hip-Hop. Chris bleibt<br />
geduldig: „Also pass auf. Ypsilon. Otto. Zeppelin.<br />
Also ‚Yo!Zepp, Testa & Chrisfader‘, so<br />
hießen wir damals. Das war die Zusammensetzung<br />
unserer Solopseudonyme<br />
als Hip-Hop-Künstler. Verstehst du das?“<br />
Damals rappte David bereits im Dialekt, mit<br />
skurrilen, witzigen, amüsanten, nicht ganz<br />
leicht verständlichen Texten. „Der Dialekt<br />
war schon ein Alleinstellungsmerkmal. Klar,<br />
viel Reichweite erzielt man damit nicht.<br />
Aber es war eben unsere Umgangssprache,<br />
authentisch und ehrlich. Außerdem muss<br />
man bei unserer Art Musik zu machen<br />
nicht jedes einzelne Wort verstehen.“<br />
Unterstützung erhielt die Gruppe mit<br />
dem unaussprechlichen Namen damals<br />
BILD: (© Derryl Danston)<br />
übrigens vom Kulturradiosender FM4. Zur<br />
dortigen Redaktion gab es gute Kontakte,<br />
das half beim Durchstarten. „Wir wurden<br />
zu Interviews geladen, unsere Musik wurde<br />
im Radio gespielt, langsam machten<br />
wir uns in der Szene und darüber hinaus<br />
einen Namen“, erinnert sich Lukas zurück.<br />
Und ein Moderator von FM4 war es dann<br />
auch, der die Gruppe plötzlich „Von Seiten<br />
der Gemeinde“ nannte, eigentlich der Titel<br />
ihres ersten Albums. „Das hat uns gefallen,<br />
so kamen wir also in Wien zu unserem<br />
Bandnamen.“<br />
Von Seiten der Gemeinde<br />
2014 erschien dann das erste Album, eine<br />
interessante Ansammlung verschiedener<br />
Hip-Hop-Nummern. Deren Inhalt? Keine<br />
Ahnung. Ob es überhaupt einen Inhalt,<br />
eine Botschaft gibt? Keine Ahnung, ich<br />
versteh ja den Text nicht.. Chris setzt also<br />
zur nächsten Erklärung an: „Du musst dir<br />
das so vorstellen. Wir ziehen uns da die<br />
verschiedensten Audioschnipsel von Oberländer<br />
Fernsehinterviews raus. Je kräftiger<br />
und origineller ein Zitat, desto besser. Diese<br />
schnipseln wir dann in eigenen Collagen<br />
zusammen, finden eine Musik, eine<br />
Melodie dazu, schneiden, probieren herum,<br />
lachen, blödeln, haben unglaublich viel Spaß<br />
dabei. Fertig ist’s, wenn wir drei es gut finden.<br />
Ist doch recht einfach zu verstehen,<br />
oder?“ Zumindest nicke ich stumm.<br />
Ein Jahr später, 2015 also, wird ihr erstes<br />
Album für den Amadeus, den größten und<br />
wichtigsten österreichischen Musikpreis,<br />
nominiert. „Wir sind fast aus allen Wolken<br />
gefallen, das haben wir uns nie erwartet.<br />
Unser absurder Humor, unsere Musik,<br />
unser Dialekt könnten ausgezeichnet werden.<br />
Das war ein Grund, uns gleich die<br />
„WIR SIND FAST<br />
AUS ALLEN WOLKEN<br />
GEFALLEN, DAS<br />
HABEN WIR UNS NIE<br />
ERWARTET. UNSER<br />
ABSURDER HUMOR,<br />
UNSERE MUSIK,<br />
UNSER DIALEKT<br />
KÖNNTEN AUSGE-<br />
ZEICHNET WERDEN.“<br />
nächsten Nummern vorzunehmen“, lacht<br />
David, der als Einziger der drei in Tirol<br />
geblieben ist, einen bürgerlichen Beruf<br />
ausübt, Familie hat. Gleichzeitig erinnert<br />
er sich an die frühen Anfänge zurück, als<br />
sie die Musik nur für sich selbst, für einige<br />
ausgewählte Freunde machten. Und diese<br />
dann im Internet gratis zum Download zur<br />
Verfügung stellten. Tempora mutantur, die<br />
Zeiten ändern sich …<br />
State of Gmeind<br />
2017 brachte „Von Seiten der Gemeinde“<br />
das zweite Album mit dem Titel „State of<br />
Gmeind“ heraus, drei Jahre später dann in<br />
Kooperation mit der Tiroler Hip-Hop-Gruppe<br />
„DaKessl“ das Album „Pfau“. Chris: „Nein,<br />
das war kein Album, das war eine EP.“ Ich<br />
schreibe die beiden Buchstaben achselzuckend<br />
und kommentarlos auf, frage nur<br />
kurz nach. „EP, also Emil Paula?“ „Ja, das<br />
steht für Extended Player, ist also ein kleines<br />
Album.“ Wieder etwas dazugelernt.<br />
Die drei Oberländer haben mit ihrer Art<br />
von Musik freilich Erfolg, betreiben ein<br />
eigenes Musiklabel, bringen eigene Sachen<br />
raus, ja, es lief so richtig gut in den vergangenen<br />
Jahren. Es gab ausverkaufte Konzerte<br />
im Innsbrucker Treibhaus, im Alten Kino<br />
in Landeck, im Flexcafé in Wien, in Linz,<br />
Graz, fast in jeder Landeshauptstadt. Dazu<br />
BILD: „Von Seiten der Gemeinde“ heißt die<br />
Hip-Hop-Band, Chris, David und Lukas sind die<br />
Gesichter dazu. (© Derryl Danston)<br />
Konzerte in Südtirol, etwa in Schlanders, in<br />
einer leer stehenden Kaserne. Voriges Jahr<br />
im September, mitten während der sanften<br />
Corona-Lockerungen, dann noch ein<br />
Konzert im Innsbrucker Zeughaus. „Klar,<br />
Corona hat uns massiv getroffen, wie<br />
auch andere Musiker. Es ist völlig ungewiss,<br />
wann es wieder große Live-Konzerte,<br />
überfüllte Clubs, diese tolle Atmosphäre<br />
geben wird. Zum einen bricht uns damit<br />
eine wichtige Einnahmequelle weg, zum<br />
anderen kriegt man bei diesen Live-Events<br />
vom Publikum unglaublich viel zurück. Das<br />
alles fehlt jetzt, leider“, so David.<br />
Ernst. Düster. Kritisch.<br />
Zwischenzeitlich arbeiten die drei Musiker<br />
mit Hochdruck an ihrem dritten Album,<br />
welches Ende dieses Jahres erscheinen<br />
soll. Natürlich abermals im Dialekt, allerdings<br />
deutlich ernster, düsterer, kritischer.<br />
Corona ist dabei auch ein Thema, eine<br />
„große Inspiration“ das legendäre Tilg-<br />
Interview, Stichwort: „Wir haben alles<br />
richtig gemacht.“ Alledem wollen sie sich<br />
„mit Humor, mit einem Augenzwinkern“<br />
widmen, freilich auch „Salz in die offene<br />
Wunde streuen“. Auch mit den Themen<br />
Tourismus, Glaube, Nationalstolz. Ein<br />
spannendes, ein interessant klingendes<br />
Projekt. Gut möglich, dass selbst ich mir<br />
dann dieses Album kaufe.
52 tirol.wissen tirol.wissen 53<br />
LAND SCHAFFT BÄUME<br />
Bergahorn, Linde und Vogelkirsche führen die Hitliste an.<br />
Der Wald ist für Tirol von wesentlicher Bedeutung. Vor<br />
allem in Zeiten des Klimawandels, der immense Auswirkungen<br />
auf den Wald hat. Das Land Tirol reagiert mit unterschiedlichen<br />
Initiativen darauf. Etwa mit der Aktion<br />
„Klimafitter Bergwald“, aber auch „Land schafft Bäume“.<br />
Die erste Auflage von „Land schafft Bäume“<br />
war ein voller Erfolg. Aufgrund der<br />
regen Nachfrage wurde nun ein gleichnamiges<br />
Projekt für die folgenden drei Jahre<br />
ins Leben gerufen. Es wird wieder in<br />
Kooperation von Tiroler Gemeindeverband,<br />
Land Tirol, GemNova und Tirol Werbung<br />
abgewickelt. „Wir haben die Aktion ‚Land<br />
schafft Bäume‘ mit dem Jahr 2019 gestartet.<br />
Unser Ziel war es, innerhalb von zwei<br />
Jahren 1.000 Einzelbäume in den Tiroler<br />
Gemeinden zu pflanzen. Das Interesse<br />
der Gemeinden war groß, und wir haben<br />
unser Ziel erreicht. Durch die Pflanzung<br />
heimischer Laubbaumarten soll die Tiroler<br />
Landschaft aufgewertet werden. Die<br />
Bäume sollen zu einem ästhetischen Blickfang<br />
werden, zum Verweilen im Schatten<br />
einladen und einen ökologischen Mehrwert<br />
bringen. Und natürlich ist jeder Baum auch<br />
ein Gewinn für das Klima“, freut sich Landeshauptmann-Stellvertreter<br />
Josef Geisler<br />
über die äußerst erfolgreiche erste Auflage<br />
der Aktion, weshalb nun eine zweite folgt.<br />
„Das Land Tirol stellt aus dem im Rahmen<br />
der Konjunkturoffensive beschlossenen<br />
"Naturschutzschwerpunkt" 500.000 Euro<br />
zur Pflanzung heimischer Bäume Verfügung“,<br />
erklärt Landeshauptmann-Stellvertreterin<br />
Ingrid Felipe. „Bäume sind wertvolle<br />
Lebensräume für eine Vielzahl von<br />
Tieren, anderen Pflanzen und Pilze. Als<br />
‚Wohnzimmer‘ vieler Arten sind sie damit<br />
auch wesentliche Faktoren bei der Erhaltung<br />
der Biodiversität und damit neben<br />
ihrer wichtigen Eigenschaft als Schattenspender<br />
eine ganz wichtige natürliche<br />
Maßnahme gegen den Klimawandel. Dass<br />
Bäume durch ihre natürliche Anmut auch<br />
noch das Landschaftsbild verschönern, ist<br />
ein optisch sehr erfreulicher Nebeneffekt“,<br />
so die Naturschutzlandesrätin. Die zweite<br />
Aktion „Land schafft Bäume“ eröffnet den<br />
Gemeinden zusätzliche<br />
Möglichkeiten. „In<br />
der Neuauflage der<br />
Aktion bis 2023 sollen<br />
heimische Bäume<br />
nun auch als Sichtund<br />
Lärmschutz<br />
rund um Gewerbegebiete<br />
sowie in Parks<br />
gepflanzt werden. Ich<br />
könnte mir auch vorstellen,<br />
dass die eine<br />
oder andere Allee<br />
angelegt wird. 3.000<br />
Bäume stehen zur<br />
Verfügung“, fasst Geisler die Änderungen<br />
zusammen. Doch welche Bäume sind die<br />
beliebtesten bei den Tiroler Gemeinden?<br />
„Bergahorn, Linde und Vogelkirsche führen<br />
die Hitliste der beliebtesten Bäume an. In<br />
der zweiten Auflage neu dazugekommen<br />
ist jetzt die Vogelbeere. Ganz wichtig ist<br />
uns, dass ausschließlich heimische Baumarten<br />
zum Einsatz kommen“, so Geisler.<br />
Wald ist für Tirol besonders wichtig. Vor<br />
allem in seiner Ausprägung als Schutzwald.<br />
Dazu zählen rund 70 Prozent der Tiroler<br />
Wälder. Schutzwald schützt vor Steinschlag,<br />
Erdrutschen und auch Lawinen. Beim<br />
Schutzwaldmanagement müssen umfassende<br />
Anpassungen<br />
WALD IST FÜR<br />
TIROL BESON-<br />
DERS WICHTIG.<br />
VOR ALLEM<br />
IN SEINER<br />
AUSPRÄGUNG<br />
ALS SCHUTZ-<br />
WALD. DAZU<br />
ZÄHLEN RUND<br />
70 PROZENT<br />
DER TIROLER<br />
WÄLDER.<br />
wegen des Klimawandels<br />
berücksichtigt<br />
werden. Die Forstplanung<br />
des Landes Tirol<br />
hat zuletzt in einem<br />
Bericht zum klimafitten<br />
Bergwald festgestellt,<br />
dass Experten<br />
in Gebieten unter<br />
1.000 Meter Meereshöhe<br />
vermehrt höhere<br />
Schäden an Fichten,<br />
Kiefern, Eschen<br />
und Ulmen durch klimawandelbedingten<br />
Trockenstress feststellen.<br />
„Die vielfältigen Auswirkungen<br />
des menschengemachten Klimawandels<br />
machen sich längst schon auch bei uns<br />
in Tirol bemerkbar“, hält Felipe fest. „Der<br />
jährliche Klimastatusbericht bestätigt für<br />
das Jahr 2020, dass die gemessenen Werte<br />
in Tirol um 2,1 Grad Celsius über der<br />
Durchschnittstemperatur der ‚Klimanormalperiode‘<br />
von 1961 bis 1990 lagen. Die<br />
LINKS: Landeshauptmann-Stellvertreterin<br />
Ingrid Felipe und Landeshauptmann-Stellvertreter<br />
Josef Geisler unterstützen mit<br />
verschiedensten Aktionen und Initiativen den<br />
Tiroler Wald. (© Land Tirol)<br />
Monate Jänner, April und November sind<br />
jeweils unter den drei wärmsten Monaten<br />
seit Messbeginn einzuordnen. Mit plus neun<br />
Prozent fiel im Jahr 2020 aber auch mehr<br />
Niederschlag als üblich. Die unmittelbaren<br />
Auswirkungen dieser Veränderungen sind<br />
Vermurungen oder Lawinen, die ganze Ortschaften,<br />
Straßen und weitere wichtige Infrastruktur<br />
gefährden bzw. zerstören. Wälder<br />
erfüllen in unseren Bergen eine bedeutende<br />
Schutzfunktion. Es ist daher wichtig, jetzt<br />
in einen klimafitten und resistenten Bergwald<br />
langfristig zu investieren, um damit die<br />
Folgekosten für die Wiederherstellung der<br />
Straßeninfrastruktur, Wildbach- und Lawinenverbauungen<br />
zu minimieren“, erläutert<br />
Felipe den Mehrfachnutzen dieser Aktion.<br />
Die Bäume für Pflanzungen und Aufforstungen<br />
in Tirol kommen zu einem wesentlichen<br />
Teil aus den Forstgärten des Landes<br />
Tirol in Bad Häring, Nikolsdorf und Stams.<br />
„Die Landesforstgärten sind nicht nur die<br />
Baumschule des Landes, sie sind unser<br />
Genreservoir für heimische, standortangepasste<br />
Bäume. In den Tiroler Landesforstgärten<br />
werden auf einer Anbaufläche<br />
von ca. 31 Hektar jährlich rund zwei Millionen<br />
Forstpflanzen produziert und vermarktet.<br />
Dafür werden auch Samenbäume<br />
in ganz Tirol beerntet. Zum Einsatz kommen<br />
die Forstpflanzen etwa bei Aufforstungen.<br />
Neben Waldbesitzern sind aber eben<br />
auch Gemeinden und Privatpersonen herzlich<br />
willkommen. Die Auswahl ist groß und<br />
umfasst neben Laub- und Nadelbäumen<br />
auch Sträucher“, fasst Geisler zusammen.<br />
ZUM AUTOR<br />
MANFRED SCHIECHTL<br />
25 Jahre Medienerfahrung in verschiedensten<br />
Bereichen bei der Tiroler Tageszeitung und dem<br />
Kurier sind die Basis für seine umfangreiche<br />
Expertise in allen Kommunikationsbelangen.<br />
Kontakt: m.schiechtl@gemnova.at<br />
So<br />
Funktioniert'S<br />
1<br />
AUSWAHL<br />
Zur Auswahl stehen:<br />
Bergahorn, Birke, Vogelbeere,<br />
Eiche, Linde, Rotbuche, Silberweide,<br />
Vogelkirsche und<br />
Zitterpappel.<br />
3<br />
LIEFERUNG<br />
2<br />
BESTELLUNG<br />
Erfolgt über die<br />
Formularanwendung unter<br />
portal.tirol.gv.at<br />
gewünschtem Termin<br />
ausgeliefert. FÖRDERKULISSE<br />
Das Pflanzmaterial wird<br />
von den Tiroler Landesforstgärten<br />
zur Verfügung<br />
gestellt und je nach 4<br />
WÄHLEN<br />
Als Förderkulisse dienen<br />
öffentlich zugängliche<br />
Bereiche, z. B. Rastplätze,<br />
Spielplätze, Wegkreuze, Bildstöcke,<br />
Wegränder, Dorfplätze,<br />
landwirtschaftliche Flächen<br />
und heuer neu – Alleen, Parks<br />
und Gewerbegebiete.
54 tirol.sucht Menschen<br />
tirol.sucht Menschen<br />
55<br />
Wenn die<br />
Suche nach<br />
qualifiziertem<br />
Personal<br />
zur Herkulesaufgabe<br />
wird.<br />
Die Zeiten, in denen es ausreichte, ein Inserat für eine vakante Position zu schalten, sind längst<br />
vorbei. Mittlerweile muss viel mehr bedacht und müssen eine Menge Richtlinien berücksichtigt<br />
werden. Das führt Gemeinden bei der Personalsuche zunehmend an ihre Grenzen. Die GemNova<br />
unterstützt Gemeinden bei dieser Herausforderung auf vielfache Weise.<br />
AUTOR<br />
JAN SCHÄFER<br />
Die Aufgabenbereiche von Gemeinden<br />
und deren Komplexität sind in den letzten<br />
Jahren stetig gewachsen. Die klassische<br />
Amtsstube hat sich zum modernen<br />
Dienstleistungszentrum für Bürger*innen<br />
gewandelt. Um diesen Anforderungen<br />
gerecht zu werden, benötigt eine Gemeinde<br />
entsprechend qualifiziertes und motiviertes<br />
Personal. Neben der Einhaltung<br />
sämtlicher rechtlichen Vorschriften ist<br />
ein Einstellungsverfahren mit enormen<br />
zeitlichen und finanziellen Aufwänden<br />
verbunden. Hinzu kommt: Der schärfer<br />
gewordene Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt<br />
macht die Suche nicht einfacher.<br />
Vom „War for Talents“ ist ja schon seit<br />
Längerem die Rede. Gemeinden konkurrieren<br />
mit Industrie, Handwerk, Dienstleistung<br />
und Handel um qualifiziertes Personal.<br />
Daher sind inzwischen professionelles<br />
Personalmanagement und Personalmarketing<br />
auch für Gemeinden unabdingbar.<br />
Drei Amtsleiterpositionen in Osttirol<br />
zeitgleich vakant<br />
Besonders herausfordernd wird es, wenn<br />
im Gemeindeamt von heute auf morgen<br />
eine Position neu zu besetzen ist – und<br />
das vor dem Hintergrund einer ohnehin<br />
schon angespannten Personalsituation.<br />
Eine solche besondere Situation, bei der<br />
das Personalmanagement der GemNova<br />
um Unterstützung gebeten wurde, trat<br />
kürzlich in Osttirol ein. Im zurückliegenden<br />
halben Jahr suchten nahezu zeitgleich drei<br />
Gemeinden eine neue Amtsleiterin bzw.<br />
einen neuen Amtsleiter. In Obertilliach war<br />
diese Position im Zuge eines umfangreichen<br />
Evaluierungsprozesses, den die Gem-<br />
Nova begleitete, ohnehin neu zu besetzen.<br />
Während Ausschreibungs- und Recruitingprozess<br />
in Obertilliach liefen, verloren die<br />
Gemeinden Virgen und Sillian ihre erfahrenen<br />
Amtsleiter durch tragische Umstände<br />
unmittelbar hintereinander. Also mussten<br />
BESONDERS HER-<br />
AUSFORDERND WIRD<br />
ES, WENN IM GE-<br />
MEINDEAMT VON<br />
HEUTE AUF MORGEN<br />
EINE POSITION NEU<br />
ZU BESETZEN IST –<br />
UND DAS VOR DEM<br />
HINTERGRUND EINER<br />
OHNEHIN SCHON<br />
ANGESPANNTEN PER-<br />
SONALSITUATION.<br />
auch diese Stellen rasch nachbesetzt werden.<br />
Die beiden betroffenen Gemeinden<br />
wandten sich an die GemNova und baten<br />
um Unterstützung.<br />
„Der plötzliche Verlust unseres langgedienten<br />
und geschätzten Amtsleiters und Kollegen<br />
traf uns völlig unerwartet und überraschend.<br />
Durch den engen Zusammenhalt<br />
im Gemeindeamt und durch die tatkräftige<br />
Zusammenarbeit aller konnten wir gewährleisten,<br />
dass der Verwaltungsbetrieb weiterging.<br />
Das war jedoch keine Dauerlösung.<br />
Daher beauftragten wir die GemNova, uns<br />
bei der Personalsuche zu begleiten. Das<br />
ging von Gestaltung und Schaltung von<br />
Inseraten über die Analyse der Bewerbungen<br />
bis hin zur Empfehlung an den Gemeinderat.<br />
Dank dieser professionellen externen<br />
Unterstützung gelang es uns relativ rasch,<br />
die Position des Amtsleiters neu zu besetzen“,<br />
sagt Sillians Bürgermeister Hermann<br />
Mitteregger rückblickend.<br />
BÜRGERMEISTER<br />
HERMANN<br />
MITTEREGGER,<br />
SILLIAN<br />
Objektivität ist das Um und Auf<br />
Auch die Gemeinde Virgen stand vor dieser<br />
Herausforderung und beauftragte die<br />
GemNova damit, sie bei der Nachbesetzung<br />
der Amtsleiterposition zu begleiten. Insgesamt<br />
15 Bewerber*innen meldeten sich<br />
schließlich. Sämtliche Bewerbungsunterlagen<br />
wurden analysiert und entsprechend<br />
aufbereitet. Aus dem Kreis der potenziellen<br />
Kandidat*innen wurden weiterführend vier<br />
Berwerber*innen zu einem Hearing eingeladen,<br />
das von der GemNova moderiert<br />
und begleitet wurde.<br />
„Um die nötige Objektivität und Transparenz<br />
zu gewährleisten und besonders die<br />
fachlichen und sozialen Qualifikationen der<br />
Bewerber*innen näher zu beleuchten, wurde<br />
der gesamte Bewerbungsprozess von<br />
der GemNova als externer Beraterin begleitet.<br />
Zum Hearing, dem ein Casting vorausging,<br />
wurde außerdem der Obmann des<br />
Fachverbandes der leitenden Gemeindebediensteten<br />
Tirols, Mag. Bernhard Scharmer,<br />
als neutraler Berater hinzugezogen“, hebt<br />
Dietmar Ruggenthaler, Bürgermeister von<br />
Virgen, die Vorgehensweise hervor.<br />
Transparenz und Rechtssicherheit durch<br />
begleitendes Recruitment<br />
Auch die Gemeinde Obertilliach fand<br />
durch einen begleiteten Ausschreibungsund<br />
Recruitingprozess eine neue Amtsleiterin.<br />
„Nach 15 Jahren in Nordtirol hatte<br />
ich den Wunsch, wieder in der Heimat zu<br />
leben und zu arbeiten. Als ich von der Ausschreibung<br />
erfuhr, nutzte ich die Chance.<br />
Darüber hinaus reizten mich der sehr<br />
abwechslungsreiche Verantwortungsbe-<br />
reich des Amtsleiters und der direkte Kontakt<br />
zu den Menschen. Nachdem ich meine<br />
Bewerbung eingereicht hatte, dauerte<br />
es nicht lange, und ich wurde zum Hearing<br />
eingeladen. Alles ging recht rasch. Zu<br />
jedem Zeitpunkt war ich über den jeweiligen<br />
Status informiert, bis schließlich die<br />
Nachricht kam: Die Gemeinde Obertilliach<br />
hat sich für mich entschieden. Ich<br />
freue mich sehr auf meine Aufgaben und<br />
darüber, wieder in der Heimat zu sein“,<br />
BÜRGERMEISTER<br />
ING. DIETMAR<br />
RUGGENTHALER,<br />
VIRGEN<br />
erklärt Magdalena Winkler, Amtsleiterin<br />
von Obertilliach ihre Motivation.<br />
Wie die drei Beispiele verdeutlichen, hat<br />
eine professionelle Unterstützung bei der<br />
Personalsuche etliche Vorteile für eine<br />
Gemeinde: Transparenz von Beginn an,<br />
Rechtssicherheit, Entlastung der Gemeinde,<br />
Kostenersparnisse, z. B. Sonderkonditionen<br />
bei Inseratsschaltungen, und Gewährleistung<br />
der Objektivität. In vielen Fällen<br />
kann die GemNova direkt auf potenzielle<br />
Kandidat*innen – ob Verwaltung, Pflege<br />
oder Pädagogik – aus ihrem ständig wachsenden<br />
Bewerber*innenpool zurückgreifen,<br />
auch bei Vertretungsbedarf.<br />
AMTSLEITERIN<br />
DR.IN MAGDALENA<br />
WINKLER,<br />
OBERTILLIACH
56<br />
tirol.denkt weiter<br />
tirol.denkt weiter<br />
57<br />
1<br />
KEINE<br />
ARMUT<br />
2<br />
KEIN<br />
HUNGER<br />
3<br />
4<br />
5<br />
GESUNDHEIT &<br />
WOHLERGEHEN<br />
HOCHWERTIGE<br />
BILDUNG<br />
GESCHLECHTLICHE<br />
GLEICHHEIT<br />
WIE<br />
SUSTAIN-<br />
ABILITY<br />
6<br />
SAUBERES<br />
WASSER &<br />
SANITÄR-<br />
ANLAGEN<br />
12<br />
NACHHALTIGER<br />
KONSUM &<br />
PRODUKTION<br />
BEZAHLBARE<br />
& SAUBERE<br />
ENERGIE<br />
7<br />
13<br />
MASSNAHMEN ZUM<br />
KLIMASCHUTZ<br />
8<br />
MENSCHEN-<br />
WÜRDIGE<br />
ARBEIT &<br />
WIRTSCHAFTS-<br />
WACHSTUM<br />
14<br />
LEBEN<br />
UNTER WASSER<br />
INDUSTRIE,<br />
INNOVATION &<br />
INFRASTRUKTUR<br />
9<br />
15 AN LAND<br />
LEBEN<br />
10<br />
WENIGER<br />
UNGLEICH-<br />
HEITEN<br />
16 17<br />
FRIEDEN,<br />
GERECHTIGKEIT<br />
& STARKE<br />
INSTITUTIONEN<br />
11<br />
GEMEINDEN<br />
NACHHALTIGE<br />
STÄDTE UND<br />
PARTNER-<br />
SCHAFTEN ZUR<br />
ERREICHUNG<br />
DER ZIELE<br />
QUELLE: https://www.bundeskanzleramt.gv.at/themen/nachhaltige-entwicklung-agenda-2030.html<br />
Man fragt sich: „Was ist Nachhaltigkeit<br />
und wer bestimmt, ob<br />
etwas nachhaltig ist oder nicht?“<br />
Anscheinend kann ja (fast) jeder<br />
„Nachhaltigkeit“: nachhaltige<br />
Verpackung, nachhaltige Lebensmittel,<br />
nachhaltige Kleidung,<br />
nachhaltig wirtschaften – nachhaltig<br />
halt! Der UNO-Aktionsplan<br />
weist 17 Ziele für eine nachhaltige<br />
Entwicklung aus, und daraus<br />
erkennen wir: Nachhaltigkeit<br />
ist nicht eine Sache, sondern<br />
umfasst viele Aspekte, Nachhaltigkeit<br />
ist ein ganzheitliches<br />
SKonzept.<br />
Auch Österreich hat diese Ziele mit der<br />
„Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“,<br />
wie auch 192 andere Staaten, unterzeichnet.<br />
Die Agenda 2030 „soll mit ihren<br />
nachhaltigen Entwicklungszielen, den<br />
Sustainable Development Goals (SGDs),<br />
dazu beitragen, künftigen Generationen<br />
eine lebenswerte Welt zu hinterlassen und<br />
für die komplexen Herausforderungen der<br />
heutigen Zeit umwelt- und sozialverträgliche<br />
Lösungen zu finden“, 1 heißt es, und das<br />
heißt auch ganz schön viel Arbeit.<br />
Wir von der alpS GmbH helfen Ihnen bei<br />
dieser Arbeit. Wir unterstützen dort, wo<br />
es sich lohnt, die gesteckten Ziele nachhaltig<br />
umzusetzen. Natürlich schaffen wir<br />
das nicht allein, sondern erarbeiten gemeinsam<br />
mit Partner*innen Lösungen, in die alle<br />
wichtigen Akteur*innen eingebunden sind.<br />
Hier ein Beispiel dafür aus dem Stanzertal:<br />
Auch im Stanzertal stellt der Klimawandel<br />
für den Tourismus eine große Herausforderung<br />
dar. Gleichzeitig wird das Thema<br />
Nachhaltigkeit zunehmend ein wichtiges<br />
Element für Urlaubsgäste bei der Entscheidung<br />
für eine Reisedestination. In diesem<br />
Kontext gilt es, Maßnahmen des Klimaschutzes<br />
und der Klimaanpassung zu initiieren.<br />
In Zusammenarbeit mit der Beratungsfirma<br />
fresh thoughts unterstützt alpS<br />
GmbH den Tourismusverband Stanzertal<br />
bei der Ausarbeitung eines Konzepts für<br />
nachhaltigen Tourismus. Es werden sowohl<br />
wissenschaftliche Grundlagen erhoben und<br />
relevante Interessengruppen in den Prozess<br />
eingebunden als auch konkrete Maßnahmen<br />
entwickelt. Dabei bearbeiten wir die<br />
Ziele 8, 9, 12, 13 und 15 der SGDs. Auch in<br />
Zusammenarbeit mit der GemNova sind<br />
Projekte für eine nachhaltige Entwicklung<br />
speziell für Gemeinden geplant. Die alpS<br />
GmbH möchte mit ihrem Team und ihren<br />
fast 20 Jahren Erfahrung in diesem Themenfeld<br />
als starke Partnerin, die weit über<br />
die Grenzen von Tirol hinaus Unternehmen,<br />
Kommunen, Städte und Länder berät, die<br />
Zukunft nachhaltig mitgestalten.<br />
… und übrigens: Das S von alpS steht für<br />
Sustainability, also Nachhaltigkeit.<br />
ZUM AUTOR<br />
DIPL.-ING. ALEXANDER KNAPP<br />
Alexander Knapp ist seit Jänner <strong>2021</strong><br />
Geschäftsführer der alpS GmbH.<br />
1<br />
https://www.bmbwf.gv.at/Themen/HS-Uni/Hochschulgovernance/<br />
Leitthemen/Nachhaltigkeit.html (letzter Aufruf: 10.6.<strong>2021</strong>).<br />
FACTS<br />
Die alpS GmbH, ein Tochterunternehmen<br />
der Universität<br />
Innsbruck, berät seit knapp<br />
20 Jahren Kommunen und Regionen<br />
in den Bereichen Nachhaltigkeit,<br />
Klimaschutz und Anpassung<br />
an den Klimawandel.<br />
Dabei wird ein wissenschaftlich<br />
fundierter, aber auch praxisorientierter<br />
Ansatz verfolgt.<br />
Limitierte Zeitressourcen der<br />
Kund*innen im kommunalen<br />
Bereich werden dabei ebenso<br />
berücksichtigt, wie die Bedeutung<br />
der Einbindung relevanter<br />
Akteur*innen vor Ort. Die Breite<br />
des partizipativen Prozesses<br />
wird individuell mit den Auftraggeber*innen<br />
abgestimmt, setzt<br />
sich aber idealerweise aus Vertreter*innen<br />
der Gemeinden,<br />
der Einsatzleitung, aber auch<br />
Vereinen, NGOs und Interessenvertretungen<br />
zusammen.<br />
www.alps-gmbh.com
58 tirol.denkt weiter<br />
59<br />
VIELE MENSCHEN KÖNNEN<br />
VIELES VERÄNDERN.<br />
MENSCHEN BEI GEMNOVA NOCH MEHR.<br />
Und bis die Flasche hier so auf dem Tisch<br />
steht, muss ja einiges passieren.<br />
Plastikflaschen<br />
bestehen zu einem<br />
Großteil aus dem Rohstoff<br />
Mineralöl. Dieses<br />
muss zunächst unter<br />
einem aufwändigen<br />
Fracking-Verfahren aus<br />
dem Boden gefördert<br />
werden.<br />
Dieses Öl wird dann in einer Raffinerie<br />
aufbereitet, um Kunststoff zu erzeugen,<br />
der dann geschmolzen zu Flaschen<br />
geformt wird.<br />
Gemeinsam können wir viel bewegen. Deshalb hat sich die GemNova entschlossen,<br />
in Zukunft das Thema Nachhaltigkeit noch mehr in den Fokus zu rücken.<br />
ZUR AUTORIN<br />
JULIA WOLF<br />
<strong>Juli</strong>a Wolf ist seit 2019 als Koordinatorin im<br />
Bildungspool bei der GemNova. Ihr ist ökologische<br />
und soziale Nachhaltigkeit wichtig,<br />
und sie freut sich, dieses Thema nun auch<br />
intern in der GemNova weiterzudenken.<br />
Kontakt: j.wolf@gemnova.at<br />
Wir befinden uns gerade in der ersten<br />
Phase auf dem Weg zum Klimabündnis-<br />
Betrieb. Hier führt das Klimabündnis Tirol<br />
mit uns einen Klimacheck durch und analysiert<br />
die GemNova in den Bereichen<br />
Energie, Mobilität, Umgang mit Abfall<br />
etc. In einem nächsten Schritt werden<br />
gemeinsam Handlungsempfehlungen<br />
ausgearbeitet und betriebsspezifische<br />
Klima- und Nachhaltigkeitsziele vereinbart.<br />
Danach sind wir alle gefragt, diese<br />
Maßnahmen kontinuierlich umzusetzen.<br />
Dieses Wissen nehmen wir natürlich<br />
auch in all unsere Projekte in die Gemeinden<br />
mit. So schaffen wir gemeinsam<br />
eine nachhaltige Veränderung.<br />
Gut gemacht – weiter gedacht<br />
In Zukunft wollen wir euch mit diesem Symbol<br />
informieren, wie wir unsere Projekte als<br />
Chance nutzen, um die GemNova und die<br />
Gemeinden nachhaltiger zu gestalten.<br />
Der Endproduzent bringt die Flasche<br />
dann in ihre individuelle Form, befüllt<br />
und etikettiert sie.<br />
Zwischen all diesen Stationen müssen<br />
die Stoffe natürlich auch transportiert<br />
werden. Zuletzt in deinen Supermarkt<br />
und dann womöglich noch von dir mit<br />
dem Auto nach Hause.<br />
Danke, ich habe meine eigene<br />
Flasche dabei und fülle sie<br />
lieber mit Leitungswasser. Das<br />
spart Plastikmüll.<br />
Das ist sicher gut gemeint, aber bei<br />
dem ganzen Plastikmüll, der auf der<br />
Welt produziert wird, kommt es auf die<br />
eine kleine Flasche auch nicht mehr an.<br />
Mir ist es wichtig, einen<br />
Beitrag zu leisten,<br />
denn wenn viele solche<br />
Kleinigkeiten bedenken,<br />
macht es in der Summe<br />
einen Unterschied.<br />
Und kaum hat man<br />
ausgetrunken, landet<br />
die Flasche schon im<br />
Müll, und es geht ein<br />
aufwändiger Prozess<br />
weiter …<br />
Wenn ich recht überlege, habe ich eh<br />
noch eine tolle Glasflasche zuhause, die<br />
werde ich nun öfters verwenden!<br />
Hier, möchtest<br />
du auch<br />
ein Wasser?<br />
Schauen wir uns mal als Beispiel die<br />
GemNova an. Wenn wir annehmen, dass<br />
jede Person sich für die Mittagspause ein<br />
Getränk kauft ...<br />
... wären das auf all unsere Kolleg*innen<br />
zusammen gerechnet über 530 Plastikflaschen<br />
an nur einem Tag.<br />
Und wenn wir wieder an die GemNova denken, passiert<br />
das alles über 530 Mal für nur ein Getränk zum Mittagessen<br />
… Für meine wiederverwendbare Flasche müssen<br />
natürlich auch Ressourcen verwendet werden, aber wenn<br />
ich die immer wieder verwende, dann ist das eben nur einmal<br />
notwendig.
60 76 tirol.sozial<br />
tirol.sozial<br />
61 77<br />
WARUM WIR UNS BEI GEMNOVA<br />
DEM THEMA PFLEGE WIDMEN<br />
ZU DEN AUTORINNEN<br />
Eine Vielfalt von Menschen, junge<br />
und alte, arme und reiche, gesunde<br />
und kranke, lustige und ernste,<br />
mutige und ängstliche leben und<br />
bereichern unsere Gemeinden.<br />
DGKP DGKP ANNETTE<br />
ANNETTE<br />
STOFFANELLER<br />
STOFFANELLER<br />
Annette Stoffaneller, ist Diplomierte diplomierte-<br />
Gesundheits- und Krankenpflegerin,<br />
hat hat die die Weiterbildung „Pflegeplanung<br />
–– Pflegeberatung – Praxisanleitung“<br />
absolviert und ist seit <strong>2021</strong> in der<br />
GemNova-Akademie tätig. Bei der<br />
Vermittlung von Pflegefachwissen, sei<br />
sei es es im im Seminarraum oder oder direkt direkt vor<br />
Ort vor in Ort den in Einrichtungen, den stellt stellt sie die<br />
sie Praxisanleitung die in den in Mittelpunkt. den Mittelpunkt.<br />
Ein achtsames Ein achtsames Miteinander, Miteinander sowie<br />
das sowie einfühlsame das einfühlsame Gestalten Gestalten von Kommunikation<br />
Kommunikation und Begegnung und Begegnung zeichnet<br />
von<br />
zeichnet sie aus. sie aus.<br />
Kontakt:<br />
a.stoffaneller@gemnova.at<br />
DGKP<br />
MARTINA DGKP BACHLER<br />
MARTINA BACHLER<br />
Martina Bachler ist als sachverständige<br />
Martina Gesundheits- Bachler ist als und sachverständigschwester<br />
Gesundheits- seit 2019 bei und der Kranken-<br />
Gem-<br />
Krankenschwester<br />
Nova tätig. seit Sie 2019 gestaltet bei der sowohl Gem-<br />
Nova online tätig. als Sie auch gestaltet tirolweit online, den als<br />
auch Räumlichkeiten tirolweit, in der den GemNova-Akademie<br />
der GemNova Fortbildungen Akademie im Bereich Fortbildun-<br />
der<br />
Räumlichkeiten<br />
Pflege. gen im Bei Bereich ihrer Praxisanleitung der Pflege. Bei ihrer legt<br />
Praxisanleitung sie großen Wert legt auf sie die großen kollegiale Wert<br />
Stärkung auf die kollegiale mittels Kompetenzförderung<br />
im Pflegeprozess im zur Pflegepro-<br />
Quali-<br />
Stärkung mittels<br />
Kompetenzförderung<br />
tätsentwicklung. zess zur Qualitätsentwicklung. Mit ihrem umfangreichen<br />
ihrem umfangreichen Wissen ist sie eine Wissen Expertin ist sie<br />
Mit<br />
eine Expertin auf ihrem auf Gebiet. ihrem Gebiet.<br />
Kontakt: m.bachler@gemnova.at<br />
Jeder und jede davon trägt diese Eigenschaften<br />
mehr oder weniger ausgeprägt<br />
in sich, und je nach Situation ist jeder Einzelne<br />
und jede Einzelne einmal der Junge<br />
und einmal die Alte, mal ängstlich und mal<br />
mutig. Manchmal gesund und manchmal<br />
krank. Solange unser Kranksein in geregelten<br />
Bahnen verläuft, kommen wir im<br />
Familienverband und mit Nachbarschaftshilfe<br />
mehr oder weniger gut damit zurecht.<br />
Wir helfen uns gegenseitig, gesunden und<br />
denken uns – Glück gehabt! Es ist bewältigt<br />
– das Leben geht wieder weiter!<br />
Aber wie geht es weiter, wenn uns<br />
plötzlich ein Unfall passiert und uns die<br />
eigene Behinderung einschränkt, oder<br />
bei einer chronischen Erkrankung unserer<br />
Angehörigen, wenn diese ab morgen<br />
unsere Hilfe und Betreuung brauchen?<br />
Wie werden wir den neuen, unbekannten<br />
Alltag stemmen bzw. mit Zeitmanagement<br />
unsere Lücken in der wertvollen Freizeit<br />
für die Versorgung unserer lieben Angehörigen<br />
oder Kinder planen und bewältigen?<br />
In den letzten Jahren hat sich eine Gesellschaft<br />
der Doppelverdiener entwickelt.<br />
Denken wir an die nächste Generation.<br />
Immer weniger Frauen sind zu Hause<br />
bei Angehörigen oder Kindern. Allerdings<br />
werden aktuell 80 Prozent der häuslichen<br />
Pflege von Frauen geleistet. Sie sind dabei<br />
mehr oder weniger oft, rund um die Uhr,<br />
24 Stunden, sieben Tage in der Woche und<br />
365 Tage im Jahr im Einsatz. Manchmal<br />
über Jahre hinweg. Viele von ihnen nehmen<br />
einen Einkommensverzicht in Kauf, um ihre<br />
Lieben zu betreuen und zu versorgen. Sie<br />
sind dabei einer großen psychischen und<br />
körperlichen Belastung ausgesetzt.<br />
Gesundheits- und Krankenpflege<br />
Zum Glück leben wir in einem der reichsten<br />
Länder der Welt mit vielen sozialen<br />
Unterstützungsleistungen, die wir in<br />
Anspruch nehmen können. Diese Unterstützungsleistungen<br />
passieren informell,<br />
materiell und finanziell. Die größte<br />
Berufsgruppe für diese Unterstützung<br />
und Versorgung der Bürger*innen auf<br />
Gemeindeebene ist die Gesundheits- und<br />
Krankenpflege. Pflegekräfte arbeiten in<br />
allen Einrichtungen, Wohnheimen, Krankenanstalten,<br />
in der versorgenden Pflege<br />
zu Hause und auch freiberuflich. Dabei<br />
+ beraten sie gemeindenah zur Gesund-<br />
heitspflege und -entwicklung,<br />
+ bieten sie Beratung für Angehörige<br />
zum Umgang mit schwierigen Pflege-<br />
situationen,<br />
+ informieren sie zu Krankheitsbewälti-<br />
gung und über finanzielle Unterstüt-<br />
zungsangebote,<br />
+ unterstützen sie direkt vor Ort, bei<br />
vorübergehender Erkrankung und im<br />
Pflegefall,<br />
+ planen sie den passenden Pflegeplan<br />
und sichern Qualität für die Versorgung,<br />
+ dokumentieren sie den Pflegebedarf,<br />
um den Finanzierungsanspruch nach-<br />
zuweisen.<br />
Dazu braucht es hohe persönliche und<br />
fachliche Kompetenz mit einem breiten<br />
Spektrum an Techniken, Fachwissen,<br />
Einfühlungsvermögen und praktischen<br />
Fähigkeiten. Diese Pflegekräfte arbeiten<br />
unter hoher Belastung und aktuell unter<br />
erschwerten Bedingungen. Sie wählen diesen<br />
Beruf, weil sie ihn gerne ausüben und<br />
Menschen helfen wollen. Sie geben ihr<br />
Bestes, um Menschen ein Leben in Würde<br />
zu ermöglichen.<br />
„Wissen ist Macht“<br />
und bietet Sicherheit im Tun<br />
Das Wissen in Medizin und Pflege verdoppelt<br />
sich ungefähr alle fünf Jahre. Für die<br />
Pflegewissenschaftler*innen eine wunderbare<br />
Tatsache, für die in der Praxis Tätigen<br />
eine große Herausforderung.<br />
Um den Wissenstransfer<br />
von der Theorie in die Praxis<br />
zu erleichtern, haben wir<br />
Online-Kurse mit pflegerelevanten<br />
Themen sowohl für<br />
einzelne Pflegepersonen<br />
als auch für ganze Einrichtungen<br />
konzipiert.<br />
Im Mittelpunkt dieser Kurse steht die<br />
Praxisanleitung direkt vor Ort in den Einrichtungen.<br />
Mit diesem Werkzeug ist es<br />
uns möglich, die Kursteilnehmer*innen<br />
auf ihrem Lernweg zu begleiten und letztlich<br />
die Umsetzung des neugewonnenen<br />
Wissens in die Praxis erfolgreich zu unterstützen.<br />
Zudem besteht für Pflegekräfte eine<br />
Fortbildungspflicht, welche für diplomierte<br />
Pflegepersonen 60 Stunden und für<br />
Pflegeassistent*innen bzw. Pflegefachassistent*innen<br />
40 Stunden innerhalb von<br />
fünf Jahren umfasst. Die GemNova Aus-<br />
und Weiterbildungs GmbH ist ÖGKV PFP®<br />
BILD: Mit unseren BILD:<br />
maßgeschneiderten<br />
Mit unseren maßgeschneiderten<br />
möchten Kursen wir<br />
Kursen<br />
den Wissenstransfer<br />
möchten wir den<br />
in Wissenstransfer die Praxis sichern. in<br />
die (© Praxis shutterstock) sichern.<br />
(© shutterstock)<br />
zertifizierte Veranstalterin und somit für<br />
Fortbildungsveranstaltungen im im Rahmen Rahmen<br />
des Fortbildungsprogramms des zertifiziert. zertifiziert.<br />
Das bedeutet, Das bedeutet, dass dass Pflegekräfte Pflegekräfte bei<br />
bei Absolvierung unserer unserer Kurse Kurse die für die sie für<br />
sie notwendigen Punkte für für Fortbildungen<br />
bekommen.<br />
Um den Pflegekräften in in den den Gemeinden Gemeinden<br />
die Kompetenzentwicklung zu erleichtern, zu<br />
die<br />
bietet erleichtern, die GemNova-Akademie bietet die GemNova-Akademie<br />
einen niederschwelligen Zugang zur kollegialen Zugang<br />
einen niederschwelligen<br />
Beratung zur kollegialen über Online-Schulungen Beratung über Online- an. Diese<br />
Schulungen finden im an. Blended-Learning-Stil Diese finden im Blended-Learning-Stil<br />
dazu gehören Praxisanleitungen, statt – dazu gehören das<br />
statt<br />
–<br />
Online-Selbststudium Praxisanleitungen, das auf Online-Selbststudium<br />
auf und unserer Online-Sprechstunden Lernplattform und mit<br />
unserer Lernplattform<br />
unseren Online-Sprechstunden Expert*innen. mit unseren<br />
Expert*innen.<br />
Daneben gibt es diese Inhalte auch in<br />
Seminarform Daneben gibt sowohl es diese als Inhalte Angebot auch in den in<br />
zentralen Seminarform und sowohl dezentralen als Angebot Seminarräu-<br />
den<br />
men zentralen der GemNova-Akademie und dezentralen Seminarräumen<br />
der GemNova-Akademie vor Ort in den Einrichtun-<br />
als auch<br />
als auch als<br />
Praxisanleitung<br />
gen als der Praxisanleitung Pflegepersonen. vor Ort Die Pflegekräfte<br />
in den Einrichtungen<br />
Gemeinden der Pflegepersonen. haben ein Die reichhal-<br />
Pfle-<br />
unserer<br />
tiges gekräfte und unserer buntes Fachwissen Gemeinden mit haben praktischen<br />
reichhaltiges Kenntnissen und buntes und Fähigkeiten. Fachwissen Unser mit<br />
ein<br />
maßgeschneidertes praktischen Kenntnissen Fortbildungsangebot<br />
und Fähigkeiten.<br />
dient Unser der maßgeschneidertes Erhaltung und Förderung Fortbildungsangebot<br />
dient der zur Erhaltung Versorgung und der Förde-<br />
Men-<br />
dieser<br />
Professionalität<br />
schen rung dieser und zur Professionalität Erhaltung der zur Diversität Versorgung<br />
Tiroler der Menschen Gemeinden. und zur Erhaltung<br />
in<br />
den<br />
der Diversität in den Tiroler Gemeinden.<br />
UNSER AKTUELLES<br />
KURSANGEBOT<br />
Unser aktuelles Angebot umfasst<br />
folgende Themen:<br />
+ Praxisanleitung Pflegevisite<br />
mit wohlwollend kritischer<br />
Außensicht – eine kollegiale<br />
Beratung in Ihrer Einrichtung<br />
+ Frau Erna hat ein Problem:<br />
Freiheitseinschränkende<br />
Pflegemaßnahmen<br />
+ Herr Josef braucht Pflegegeld!<br />
Wir berechnen seinen<br />
Pflegeaufwand zur Pflegegeldeinstufung<br />
+ Wir schreiben einfach einen<br />
präzisen Pflegebericht!<br />
Wir bieten unsere Seminare<br />
+ in den Räumlichkeiten der Akademie<br />
in Präsenz<br />
+ in Ihrer Einrichtung vor Ort<br />
+ online auf unserer Lernplattform<br />
zum Selbststudium an.<br />
Mit unserer Praxisanleitung in<br />
Ihrer Einrichtung begleiten wir<br />
den Implementierungsprozess zur<br />
Qualitätssicherung vom Wissenstransfer.<br />
Kontaktieren Sie uns – wir machen<br />
Ihnen ein maßgeschneidertes und<br />
unverbindliches Angebot.
62 tirol.sozial tirol.sozial 63<br />
Gemeinsam<br />
helfen, um Gutes zu<br />
bewirken<br />
ZUM AUTOR<br />
JAN SCHÄFER<br />
Jan Schäfer ist Experte für<br />
Marketing und Kommunikation.<br />
Er war maßgeblich bei der<br />
Entstehung des neuen GemNova-<br />
Buches „Wir alle sind Gemeinde“<br />
beteiligt und unterstützt seit 2020<br />
die GemNova als Gemeindebetreuer<br />
in Osttirol.<br />
Kontakt:<br />
j.schaefer@gemnova.at<br />
Unbeschwert das Leben genießen ist für viele eine Selbstverständlichkeit.<br />
Kaum ein Mensch denkt darüber nach, wie es<br />
anders wäre. Jedoch kann sich mit einem Schlag alles radikal ändern.<br />
Oft stehen Betroffene dann vor großen Herausforderungen.<br />
Der Osttiroler Philipp Steiner aus Lienz gründete den Verein<br />
„Time is your Life“, eine private Initiative mit einer bemerkenswerten<br />
Philosophie, die in Not geratene Menschen unterstützt.<br />
Der Anstoß zu „Time is your Life“ kam<br />
durch persönliche Erfahrungen. „Ich<br />
war in meiner Jugend Skirennfahrer mit<br />
dem Ziel, in den ÖSV-Kader zu kommen.<br />
Damals gab es für mich nur den Sport.<br />
Alles andere musste sich dem unterordnen.<br />
Ich merkte gar nicht, wie sehr ich<br />
durch ‚noch härter und noch mehr‘ zunehmend<br />
verkrampfte. Ich verlor schließlich<br />
den Spaß und das Warum aus den Augen.<br />
Erfolge drehten sich ins Gegenteil um.<br />
Mir war gar nicht mehr bewusst, welches<br />
Glück und Privileg es ist, das zu machen,<br />
wozu ich Lust habe. Auch die Gesundheit<br />
war selbstverständlich“, erinnert sich der<br />
heute 29-jährige Osttiroler Unternehmer.<br />
Als in dieser Phase ein enges Familienmitglied<br />
am Berg tödlich verunglückte, fiel<br />
Philipp Steiner in ein großes Loch.<br />
Die Idee von „Time is your Life“<br />
Zum ersten Mal fing der junge Osttiroler<br />
an, über das Leben nachzudenken, welchen<br />
Sinn es hat, welche Aufgabe wir in<br />
unserem Dasein haben. Durch weitere<br />
einschneidende Erfahrungen wuchs allmählich<br />
die Erkenntnis heran, wie kostbar<br />
das Leben, die Gesundheit und die<br />
Lebenszeit sind. Als Philipp Steiner 2015<br />
eines Tages erfuhr, dass das Kind eines<br />
guten Freundes an Leukämie erkrankt<br />
war, sagte er sich: Das kann nicht sein,<br />
da muss man etwas machen. Aber nur<br />
Spenden zu sammeln, kam nicht infrage.<br />
Gemeinsam mit seinem Bruder Fabian<br />
und ihrem Freund kamen die drei auf die<br />
Idee, mit dem Verkaufserlös von Merchandise<br />
nicht nur Gutes zu bewirken.<br />
Die Artikel sollten auch an Lebenszeit<br />
und Lebensqualität erinnern. So produzierten<br />
und verkauften die drei einfache<br />
Armbänder aus Kautschuk mit dem Aufdruck<br />
„TIYL“ für „Time is your Life“ – zur<br />
Unterstützung der Familie mit dem an<br />
Leukämie erkrankten Kind. Die Grundidee<br />
des Vereins war geboren.<br />
Die Aktion war auch deshalb ein Erfolg,<br />
weil viele Menschen den Slogan „Time<br />
is your Life“ sofort verstanden. Jeder<br />
verband damit seine eigene Lebensgeschichte<br />
oder Erlebnisse, die ihm wichtig<br />
BILD: Mit „TIYL - Time<br />
is your Life“ werden Menschen<br />
in Not unterstützt.<br />
(© Philipp Steiner)<br />
Ich merkte<br />
gar nicht, wie sehr ich<br />
durch ‚noch härter<br />
und noch mehr‘ zunehmend<br />
verkrampfte.<br />
Ich verlor schließlich<br />
den Spaß und das<br />
Warum aus den Augen.<br />
sind. „Durch die unglaubliche Resonanz<br />
beschlossen wir, den Verein ‚Time is your<br />
Life‘ zu gründen, um mehr Menschen in<br />
der Region zu unterstützen, die in eine<br />
Notlage geraten sind“, erzählt Philipp<br />
Steiner. Nun sollte es nicht bei den Armbändern<br />
bleiben. Innerhalb eines Jahres<br />
entwickelte der gelernte Uhrmacher mit<br />
seinem Bruder und der Osttiroler Modedesignerin<br />
Barbara ‚Bobs‘ Schusteritsch<br />
eine kleine Kollektion mit dem Logo<br />
„TIYL“, die von Kappen bis T-Shirts<br />
reicht. Im Zentrum stehen aber Uhren,<br />
das Sinnbild von Zeit, die mit jeder<br />
Sekunde voranschreitet.<br />
Jeder kann helfen<br />
Nach und nach schlossen sich immer<br />
mehr Unternehmer*innen und Privatpersonen<br />
dem Charity-Verein an, der<br />
mittlerweile auch Veranstaltungen wie<br />
Nachttourenläufe, Karaoke-Wettbewerbe<br />
oder Charity-Partys organisiert. Stets<br />
steht jedoch der soziale Zweck im Mittelpunkt.<br />
„Allerdings stießen wir irgendwann<br />
an unsere Grenzen. Neben unserem<br />
Engagement sollten auch Familie,<br />
Beruf und unsere eigene Freizeit nicht<br />
zu kurz kommen. Daher beschlossen wir,<br />
Produktion und Vertrieb in ein eigenes<br />
Unternehmen auszulagern, damit Spenden<br />
unabhängig vom Verkauf direkt in<br />
den Verein fließen können. 20 Prozent<br />
des Reinerlöses aus dem Verkauf gehen<br />
zusätzlich in den Verein, der dadurch<br />
weiter Menschen in Not helfen kann“,<br />
sagt der Osttiroler und fährt fort: „Das<br />
mag auf den ersten Blick nicht nach viel<br />
klingen, aber das zu garantieren ist nur<br />
möglich, wenn der betriebswirtschaftliche<br />
Hintergrund stimmt. Es gibt nur<br />
wenige vergleichbare Unternehmen, die<br />
20 Prozent ihrer Einnahmen spenden.“<br />
BILD: Zusammen mit seinen Mitstreitern<br />
übergibt Philipp Steiner einen<br />
Scheck in Höhe von 11.000.- Euro an<br />
Familie Brugger. (© TIYL)<br />
Seit seiner Gründung hat der Verein etliche<br />
soziale Projekte ins Leben gerufen<br />
und umgesetzt – wie einen elektrischen<br />
Rollstuhl für einen fünfjährigen Buben,<br />
die Unterstützung einer alleinerziehen-<br />
den, an Leukämie erkrankten Mutter<br />
mit zwei Kindern mit schwerer Beeinträchtigung<br />
oder Menschen, die plötzlich<br />
und unverschuldet in Not geraten<br />
sind. Die Arbeit des Vereins erhält viel<br />
Zuspruch im Bezirk. Das kommt nicht nur<br />
in Gesprächen oder Mails zum Ausdruck.<br />
Zahlreiche Privatpersonen oder Firmen<br />
wollen einfach nur spenden, um damit<br />
ebenso die Arbeit des Vereins zu ermöglichen.<br />
Die Spenden werden zu 100 Prozent<br />
für Projekte verwendet. Auch das ist ein<br />
Grund, warum die Menschen ein Teil von<br />
„Time is your Life“ sein wollen.<br />
Lebenszeit ist etwas Kostbares<br />
Wer Unterstützung braucht oder in Not<br />
geraten ist, erfährt der Verein durch Hinweise<br />
von Freund*innen und durch das<br />
breite Netzwerk in der Region. „Die Tipps,<br />
die wir bekommen, sammeln wir und beraten<br />
im Vorstand darüber. Daraus ergeben<br />
sich die Projekte, die wir unterstützen. Wir<br />
sind auf diese Empfehlungen angewiesen,<br />
denn jemand, der Hilfe braucht, schämt<br />
sich oft deswegen. Man erfährt eher per<br />
Zufall von der Situation. Umso größer ist<br />
die Freude, wenn geholfen werden kann.<br />
Es geht dabei nicht einmal primär um<br />
den finanziellen Aspekt. Das Gefühl, nicht<br />
allein zu sein, sondern Teil der Gemeinschaft,<br />
ist dabei ebenso wichtig“, betont<br />
Philipp Steiner. Dieses Gemeinschaftsgefühl<br />
schweißt zusammen und erzeugt<br />
Synergieeffekte. So entstand aus einer<br />
Idee nicht nur eine gelebte Philosophie,<br />
„Time is your Life“ ist zu einer wichtigen<br />
sozialen, vielschichtigen Komponente in<br />
Osttirol geworden.
64 tirol.traditionell tirol.traditionell<br />
65<br />
SPANNENDER AUSFLUG<br />
IN DIE VERGANGENHEIT<br />
ZUM AUTOR<br />
MAG. DR. THOMAS<br />
BERTAGNOLLI<br />
Thomas Bertagnolli studierte<br />
Geschichte und Geografie<br />
an der Universität Innsbruck<br />
und ist wissenschaftlicher Leiter<br />
des Museums Tiroler Bauernhöfe<br />
in Kramsach.<br />
Kontakt: bertagnolli@museum-tb.at<br />
Heuer wäre der Initiator des Museums<br />
Tiroler Bauernhöfe, Heinz A. E. Mantl,<br />
100 Jahre alt geworden. Mantl war<br />
ein österreichischer Volkskundler und<br />
Sammler von Tiroler Kulturgut. Die ersten<br />
Bauwerke spendete er dem Museum<br />
und setzte seine Kraft für den Aufbau<br />
des Museums ein, das heute eine der<br />
touristischen und kulturellen Institutionen<br />
des Landes Tirol ist.<br />
So entstand im Gebiet der Kramsacher<br />
Badeseen das Museum Tiroler Bauernhöfe.<br />
Durch seine einzigartige Lage wird<br />
der Besuch zum Naturerlebnis und erfrischenden<br />
Ausflug für die ganze Familie.<br />
Hier wandelt man sprichwörtlich auf den<br />
Spuren der Vergangenheit. Knorrige Holzböden,<br />
alte Steinmauern und tiefe Türrahmen,<br />
die einen beim Betreten der Stube<br />
dazu zwingen, seinen Kopf einzuziehen –<br />
wie Zeugen aus einer anderen Zeit stehen<br />
14 Bauernhöfe und 23 Nebengebäude aus<br />
den verschiedensten Talschaften Tirols in<br />
der Museumslandschaft. Seit über 45 Jahren<br />
bietet das Museum eine wunderbare<br />
Möglichkeit, die verschwundene Welt der<br />
Landbevölkerung zu entdecken. Und weil<br />
man im Gegensatz zu einer Kunstgalerie in<br />
die ausgestellten Bauernhöfe hineingehen<br />
kann, ist das Museum ein Ort, wo Wissen<br />
tatsächlich mit allen Sinnen vermittelt wird.<br />
OBEN: Heinz<br />
Mantl, Elektromeister<br />
in Kramsach,<br />
war der Initiator und<br />
langjährige Motor<br />
des Museums Tiroler<br />
Bauernhöfe in Kramsach.<br />
(© Alpbachtal<br />
Tourismus)<br />
DIESE ZEIT<br />
ERINNERT UNS<br />
AUCH AN DIE<br />
HEUTIGE ZEIT<br />
MIT DEN HERAUS-<br />
FORDERUNGEN<br />
EINER PANDEMIE,<br />
DIE UNS ZWINGT,<br />
RUHIGER ZU<br />
TRETEN UND<br />
SICH IM FAMILIEN-<br />
VERBAND BZW. IN<br />
DEN EIGENEN VIER<br />
WÄNDEN AUF-<br />
ZUHALTEN.<br />
Stumme Zeitzeugen erzählen<br />
Wie Zeugen aus einer anderen Zeit stehen<br />
die Gebäude aus den verschiedensten<br />
Talschaften Tirols auf einem Areal von<br />
ca. zehn Hektar. Wer in den kleinen, roh<br />
gezimmerten Stuben steht, der spürt den<br />
Atem der Geschichte, die Magie der Vergangenheit.<br />
Und man begreift auch, welche<br />
Herausforderungen damals bewältigt<br />
werden mussten. Man lebte relativ abgeschieden<br />
von anderen Familien und kümmerte<br />
sich um den eigenen Hof. Diese Zeit<br />
erinnert uns auch an die heutige Zeit mit<br />
den Herausforderungen einer Pandemie, die<br />
uns zwingt, ruhiger zu treten und sich im<br />
Familienverband bzw. in den eigenen vier<br />
Wänden aufzuhalten. Im Inneren vieler Höfe<br />
begegnet man virtuellen Zeitzeugen. Sie<br />
erzählen in Videos, wie man beispielsweise<br />
das Fleisch verarbeitete oder wie die Arbeit<br />
am Spinnrad verlief. Plötzlich beginnt man<br />
zu erahnen, wie vergleichsweise leicht das<br />
Leben heute geworden ist. Aber wer den<br />
Fortschritt verstehen will, muss die Vergangenheit<br />
begreifen.<br />
Spielerisch die Uhr zurückdrehen<br />
Eine Erlebnisreise in die Zeit der Vorfahren<br />
darf Kindern alles bieten. Alles außer Langeweile.<br />
Deswegen sorgen zahlreiche Mitmachstationen<br />
auf dem gesamten Gelände<br />
für Unterhaltung. Kinder, aber auch deren<br />
Eltern entdecken,<br />
erfahren, wie vergleichsweise<br />
einfach<br />
unser Alltag heutzutage<br />
gemeistert<br />
werden kann. Zum<br />
Beispiel können die<br />
Sprösslinge bei der<br />
Kuhattrappe „Leni“<br />
mit eigenen Händen<br />
erfahren, dass man<br />
schon ganz ordentlich<br />
schuften muss,<br />
bis man genug Milch<br />
für eine Tasse Kakao<br />
zusammen hat. Das Leben im Einklang mit<br />
der Natur war wunderschön, aber weil es<br />
eben keinen Supermarkt gab, musste man<br />
sehr genau im Voraus planen. Auf Schautafeln<br />
erfahren die Kinder, zu welcher Jahreszeit<br />
es welche Lebensmittel gab. Mithilfe<br />
von einem Wissensspiel können sie ausprobieren,<br />
welche Menüs daraus möglich<br />
waren.<br />
Handwerk und Wissenswertes an den<br />
Sonntagen<br />
Sehen, lauschen und staunen: Vor der<br />
Kulisse der historischen Höfe entfalten<br />
Handwerksvorführungen ihren besonderen<br />
Charme. Jeden Sonntag zeigen Handwerker<br />
aus der Region traditionelle Herstellungsweisen<br />
im Freien vor. Das traditionelle<br />
Repertoire reicht vom Backen einer Prügeltorte<br />
oder eines Bauernbrots, Herstellen<br />
von Zaunringen, Schindeln machen bis<br />
hin zum Schmieden. Jeweils von 13.00 bis<br />
16.00 Uhr kann man den Handwerkern über<br />
die Schulter schauen und viel dabei lernen.<br />
UNTEN: Blick auf die malerische Gruppe von<br />
Haupt- und Nebengebäuden aus dem Unterinntal.<br />
(© Alpbachtal Tourismus)
66 tirol.bunt und vielfältig tirol.bunt und vielfältig<br />
67<br />
„Hier kann<br />
ich ruhig schlafen.“<br />
Afghanistan ist kein sicheres Land, kriegerische Auseinandersetzungen<br />
bestimmen nach wie vor den Alltag.<br />
Mohammad ist darum aus dem Land geflüchtet. Seit November<br />
2015 ist er in Österreich, drei Jahre später erhielt<br />
er den positiven Asylbescheid. Und heute? Das ist die Geschichte<br />
einer geglückten Integration.<br />
„Ich war sieben Jahre alt, als mein Vater<br />
gestorben ist. Er wurde von einer Autobombe<br />
getötet, welche die Taliban gelegt<br />
haben. Hier kann man sich das alles ja gar<br />
nicht vorstellen: das ganze Militär mit den<br />
Waffen. Die Taliban, die immer präsent<br />
sind. Das wahllose Schlagen von Leuten,<br />
die nichts getan haben. Die dauernden<br />
Unruhen, die große Angst, immer wieder<br />
Tote, Verletzte, Morde. Du lebst mit deiner<br />
Großfamilie zusammen, weißt nicht, was<br />
morgen geschieht. Weil immer, es kann<br />
immer etwas passieren.“ Wenn Mohammad<br />
von seiner Kindheit, seiner Jugend in<br />
Afghanistan erzählt, glaubt man tatsächlich,<br />
er lebte in einer anderen Welt. Und ja,<br />
dem war auch so.<br />
Als Mohammad Anfang März 1993 in<br />
Hearat, einem kleinen, sehr ärmlichen<br />
Dorf in Afghanistan und an der Grenze<br />
zum Iran gelegen, geboren wurde, verbreiteten<br />
die fundamentalistischen Taliban-Milizen<br />
Angst und Schrecken. So verpflichtete<br />
die Taliban etwa alle Frauen,<br />
ausnahmslos eine Burka zu tragen. Frauen<br />
war jegliche Berufstätigkeit untersagt,<br />
zum Verlassen des Hauses benötigten<br />
sie das Einverständnis des Ehemannes.<br />
Mädchen war es verboten, eine Schule zu<br />
besuchen. Dazu immer wieder Überfälle<br />
und Tote. Erst heuer im März untersagte<br />
das afghanische Erziehungsministerium<br />
allen Mädchen über zwölf Jahren,<br />
in Anwesenheit von Männern zu singen.<br />
Ich konnte nur meinen Namen schreiben<br />
„Ich habe nichts gelernt, habe nur vier Jahre<br />
eine Schule besucht, konnte nur meinen<br />
Namen schreiben. Religion war und ist das<br />
Wichtigste. Der Besuch der Moschee, der<br />
Islam, die Scharia. Aber das ist in Afghanistan<br />
nicht ungewöhnlich“, erzählt Mohammad.<br />
Erst vor einigen Jahren forderte etwa<br />
der stellvertretende Parlamentspräsident<br />
Abdul Satter Chowasi die öffentliche Hinrichtung<br />
von Personen, die vom Islam zum<br />
Christentum übertreten. Ein anderer Politiker<br />
erklärte, die Ermordung solcher Konvertierten<br />
sei kein Verbrechen.<br />
Ja, in diesem Land lebte Mohammad und<br />
arbeitete auf den Feldern. Es wurde Mais<br />
angebaut, auch Kichererbsen. Im Dorf<br />
gab es keinen Strom, natürlich auch keinen<br />
Kühlschrank. „Dort hab ich dann auch<br />
meine jetzige Frau kennengelernt.“ Man<br />
muss diese andere Welt verstehen wollen,<br />
um zu verstehen, was das bedeutet.<br />
Mohammad hilft uns dabei: „Wir dürfen<br />
nicht selbst entscheiden, wen wir heiraten.<br />
Das macht die Familie. Ich war nicht<br />
religiös, damit war eigentlich schon alles<br />
vorbei. Mein Onkel, bei dem ich nach dem<br />
Tod meines Vaters aufgewachsen bin, war<br />
strikt gegen eine Heirat. Auch die Familie<br />
meiner Frau, also ihr Vater, war ganz klar<br />
gegen mich Ungläubigen. Das ist unsere<br />
Kultur, da kann man nichts dagegen<br />
machen.“ Allein die Liebe zwischen den<br />
beiden Menschen war stärker, sie wollten<br />
eine gemeinsame Zukunft, entschlossen<br />
sich zur Flucht. Für den Schlepper sind<br />
2.000 Dollar zu bezahlen. „2012 sind wir<br />
dann in den Iran geflüchtet, drei Jahre lang<br />
haben wir dort mit großer Angst in einfachsten<br />
Verhältnissen gelebt. Ich habe<br />
auf verschiedenen Baustellen gearbeitet,<br />
immer mit der Angst, kontrolliert zu werden.“<br />
Rund zwei Millionen Afghanen lebten<br />
damals im Iran, illegal, unter erbärmlichen<br />
Voraussetzungen.<br />
Flucht nach Österreich<br />
In den Jahren 2015/16 flüchteten hunderttausende<br />
Menschen in die Europäische<br />
Union. Mohammad und seine Frau waren<br />
zwei davon. „Wir wussten nicht wohin, wollten<br />
nur weg, in Sicherheit, endlich einmal<br />
ohne Angst einschlafen und aufwachen.<br />
Österreich habe ich nicht gekannt, wir<br />
haben nur von Deutschland gehört.“ Ein<br />
Schlepper aus Hearat, seinem Geburtsdorf,<br />
wird gefunden. 5.000 Dollar sind<br />
zu bezahlen, doch woher nehmen? „Wir<br />
haben schon davor alles gespart, Verwandte<br />
unterstützten uns zusätzlich.<br />
So haben wir Dollar um Dollar zusammengekratzt.“<br />
Im Oktober 2015 ging<br />
es zuerst illegal und in Bussen,<br />
zumeist in der Nacht, in die Türkei.<br />
Dann weiter, über Griechenland,<br />
Mazedonien, die Slowakei<br />
nach Salzburg, wo sie im<br />
November 2015 ankamen.<br />
„Endlich ein warmer Platz,<br />
Ich habe<br />
nichts gelernt,<br />
habe nur vier<br />
Jahre eine<br />
Schule besucht,<br />
konnte nur<br />
meinen Namen<br />
schreiben.<br />
keine Angst mehr. Wir konnten kein Englisch,<br />
Deutsch sowieso nicht. Aber wir<br />
waren in Sicherheit, endlich.“<br />
Gleich zu Beginn wurde der Asylantrag<br />
gestellt, nach zwei Wochen in Salzburg<br />
ging es weiter nach Innsbruck. Warum?<br />
„Das weiß ich nicht, das hat mir niemand<br />
gesagt.“ Man fand Unterkunft im Flüchtlingsheim<br />
Graßmayrstraße, mit zwei anderen<br />
Familien. „Das Lernen der Sprache<br />
war für uns das Wichtigste. Wir haben<br />
jeden Tag drei bis vier Deutschkurse<br />
gemacht. Die Mitarbeiter vom Sozialamt<br />
haben uns sehr geholfen, sie haben uns<br />
an der Hand genommen, in den Super-<br />
markt geführt, uns alles erklärt. Dafür bin<br />
ich unsagbar dankbar.“ Finanzielle Unter-<br />
stützung gibt es auch, insgesamt etwas<br />
über 500 Euro monatlich für die ganze<br />
Familie. Also für Mohammad, seine Frau<br />
und die beiden Töchter Melika und Ele-<br />
na. Nachdem er schon recht gut Deutsch<br />
spricht, beginnt er im Oktober 2017 eine<br />
Lehre in einem Mangelberuf, als Koch, im<br />
Löwenhaus, nach dessen Konkurs im Res-<br />
taurant Froschkönig. Daneben besucht er<br />
die Berufsschule, gemeinsam mit einem<br />
Afrikaner, der ebenfalls Koch lernt. Drei<br />
Jahre nach der Ankunft in Österreich<br />
erhält er endlich den positiven Asylbe-<br />
scheid. Warum das so lange gedauert<br />
hat? „Das weiß ich nicht, ich war einfach<br />
nur glücklich.“<br />
BILD: Mohammad hat es geschafft.<br />
Aus Afghanistan geflüchtet, Deutsch<br />
gelernt, eine Ausbildung gemacht. Nun<br />
ist er Koch, lebt mit seiner Frau und<br />
den beiden Töchtern in Innsbruck.<br />
(© Felix Richter)<br />
Bildung öffnet Türen<br />
Es ist eine Binsenwahrheit, die sich immer<br />
wieder zeigt: Bildung öffnet Türen, ist der<br />
Schlüssel hin zu einer besseren Zukunft.<br />
2018/19 holt Mohammed in Tirol den<br />
Pflichtschulabschluss am WIFI nach, im<br />
Jänner des heurigen Jahres schafft er die<br />
Abschlussprüfung an der Berufsschule.<br />
Mit sehr gutem Erfolg übrigens. Nun ist er<br />
ausgebildeter Koch, Respekt und Anerkennung<br />
dafür! Klar, es war schon eine große<br />
Herausforderung, auch der fremden Sprache<br />
wegen. Im März stellt er sich in einem<br />
bekannten Hotel vor, bekommt auch gleich<br />
eine Jobzusage. Gute Fachkräfte werden<br />
gebraucht, gerade auch in diesen Zeiten.<br />
Seit Mai übt er nun seinen Beruf als Koch<br />
auch aus.<br />
Zwischenzeitlich bildet sich Mohammad<br />
weiter. In diesen Wochen besucht er gerade<br />
einen Ausbildungskurs am WIFI, mit<br />
dem Ziel, danach auch selbst Lehrlinge<br />
ausbilden zu können. Der junge Mann tut<br />
viel, um sich und seiner Familie eine starke<br />
Zukunft in Tirol bieten zu können. Sein<br />
nächstes großes Projekt: eine andere<br />
Wohnung zu finden, die jetzige sei vor<br />
allem für die zwei Töchter nicht optimal.<br />
Weil im Keller gelegen, teilweise Schimmel<br />
an den Wänden, etwas feucht. Doch<br />
all das, sagt Mohammad, sei eigentlich<br />
nicht das Entscheidende. Wirklich wichtig<br />
sei die geglückte Flucht aus Afghanistan<br />
gewesen. Und sein großes Glück,<br />
hier in Tirol eine neue Heimat gefunden<br />
zu haben. „Hier kann ich jede Nacht ruhig<br />
schlafen, ohne Angst. Das ist einfach …<br />
danke für alles.“<br />
AUTOR REINHOLD OBLAK
68 tirol.sportlich und gesund<br />
tirol.sportlich und gesund<br />
69<br />
TIROLER RADELN,<br />
TIROL ERRADELN<br />
FACTBOX<br />
ONLINE-BEFRAGUNG<br />
ZUM AUTOR<br />
SEBASTIAN<br />
SCHACHINGER,<br />
MSC<br />
Sebastian Schachinger ist als<br />
Projektmitarbeiter des Arbeitsbereich<br />
Sportökonomie des<br />
Instituts für Sportwissenschaft<br />
der Universität Innsbruck tätig.<br />
Dort beschäftigt er sich neben<br />
der Koordination und wissenschaftlichen<br />
Begleitung von<br />
Drittmittelprojekten u. a. mit der<br />
Erforschung von Nutzerkonflikten<br />
von Sporttreibenden.<br />
Radfahren ist in seinen verschiedenen<br />
Formen in Tirol eine der meist ausgeübten<br />
Sport- und Freizeitaktivitäten. Unter<br />
anderem seit der Durchführung der UCI<br />
Radweltmeisterschaft 2018 bemüht sich<br />
Tirol verstärkt, sich auch als internationale<br />
und nationale Raddestination zu positionieren.<br />
Die Radinfrastruktur besteht daher<br />
auch aus vielen Mountainbike- und Rennradstrecken,<br />
die in verschiedenen (Online-)Portalen<br />
dargestellt sind. Aktuell fehlt jedoch<br />
eine zentrale webbasierte Plattform, die<br />
alle Touren nach einheitlichen Standards<br />
umfasst und beschreibt. Daher ist die Gem-<br />
OBEN: Die Einrichtung eines Tourenportals<br />
wäre ein wichtiger Bestandteil in<br />
der Bewerbung Tirols als Raddestination.<br />
(© Sandra Wimmer)<br />
Nova aktiv geworden und hat das Projekt<br />
„Tourenportal Tirol“ gestartet, das darauf<br />
abzielt, ein Webportal zur Verfügung zu stellen,<br />
auf dem Radfahrer*innen alle Informationen<br />
finden, die sie für Radtouren in Tirol<br />
benötigen. Die Einrichtung eines Tourenportals<br />
wäre ein wichtiger Bestandteil in der<br />
Bewerbung Tirols als Raddestination und<br />
würde sowohl Einheimische als auch Gästen<br />
in der Planung und Durchführung ihrer<br />
Radtouren helfen. Als Kooperationspartner<br />
begleitet das Institut für Sportwissenschaft<br />
der Universität Innsbruck das Projekt wissenschaftlich,<br />
u. a. mit einer breit angeleg-<br />
OBEN:<br />
Mountainbikes<br />
gehören zu den<br />
beliebtesten Rädern.<br />
(© Sandra Wimmer)<br />
ten Erhebung zum Tourenverhalten von<br />
Radfahrer*innen (siehe Factbox). Zusätzlich<br />
sind Studierende aus Bachelor- und Masterstudiengängen<br />
in das Projekt aktiv eingebunden<br />
und bearbeiten im Zuge praktisch<br />
und sportmanagementorientierter Lehrveranstaltungen<br />
gemeinsam mit der GemNova<br />
verschiedene für das Projekt relevante<br />
Fragestellungen und unterstützen dadurch<br />
tatkräftig bei der Weiterentwicklung des<br />
Konzepts des „Tourenportals Tirol“.<br />
Über das Institut für Sportwissenschaft<br />
Neben der Forschungstätigkeit bietet das<br />
Institut für Sportwissenschaft (ISW) der<br />
Universität Innsbruck ein umfangreiches<br />
Lehr- und Studienangebot. Rund 750 Studierende<br />
sind in den insgesamt zwei Bachelorstudiengängen<br />
in Sportwissenschaft und<br />
Sportmanagement, dem Master- und Doktorstudium<br />
in Sportwissenschaft sowie<br />
dem Bachelor- und Masterstudium Lehramt<br />
im Unterrichtsfach Bewegung und<br />
Sport eingeschrieben. Der Lehr- und Forschungsschwerpunkt<br />
teilt sich dabei in die<br />
fünf Kernbereiche Leistungsphysiologie,<br />
Sportpsychologie und Spotpädagogik, Biomechanik<br />
und Bewegungswissenschaft,<br />
Neurophysiologie und Sportökonomie auf.<br />
Letzterer widmet sich u. a. Projekten, welche<br />
die ökonomischen Aspekte von Freizeitund<br />
Leistungssport behandeln.<br />
Laut der Online-Befragung unter<br />
Radfahrer*innen, die im Zeitraum<br />
vom 29. März <strong>2021</strong> bis 26. April<br />
<strong>2021</strong> mit 780 Teilnehmer*innen<br />
durchgeführt wurde, unternimmt<br />
der Großteil während der Saison<br />
mehrmals pro Woche eine Radtour.<br />
Rund ein Drittel legt dabei mehr als<br />
5.000 Kilometer pro Radsaison zurück,<br />
und 62,3 Prozent nutzen mehr als<br />
einen Radtyp für ihre Touren. Vorwiegend<br />
greifen sie dabei auf Mountainbikes<br />
(68,3 %), gefolgt von Rennrädern<br />
(55,4 %) und E-Bikes (15,2 %) zurück.<br />
Für die Auswahl einer Fahrradroute<br />
spielen vor allem die Vermeidung<br />
stark befahrener Straßen und die landschaftliche<br />
Attraktivität eine wichtige<br />
43,5 %<br />
SMARTPHONE<br />
APPS<br />
43,0 %<br />
ONLINE-<br />
TOUREN-<br />
PLATTFORM<br />
40,4 %<br />
FREUNDE &<br />
BEKANNTE<br />
38,9 % 25,9 %<br />
29,0 %<br />
TOURISMUS-<br />
REGIONEN<br />
WEBSITES<br />
SOCIAL<br />
MEDIA<br />
TOURENKARTEN,<br />
KARTEN-<br />
MATERIAL<br />
Rolle. 65,1 Prozent investiert im Durchschnitt<br />
weniger als 30 Minuten, um<br />
sich vor Antritt einer Radtour über für<br />
sie unbekannte Touren zu informieren.<br />
Gerade für die Vorbereitung auf eine<br />
Fahrradtour im eigenen Bundesland<br />
greifen viele der Tiroler*innen neben<br />
Smartphone-Apps und Online-Tourenportalen<br />
auch auf die Auskünfte<br />
und Erfahrungen ihrer Freunde und<br />
Bekannten zurück (Abb. 1). Bei der<br />
Wahl eines Online-Tourenportals wird<br />
zusätzlich zu den entsprechenden<br />
Angaben von Dauer, Länge, Höhenmeter<br />
etc. und der kartografischen<br />
Darstellung einer Radtour auch die<br />
Möglichkeit der Offline-Nutzung als<br />
wichtiges Kriterium gesehen.<br />
17,1 %<br />
ZEITUNG/<br />
MAGAZINE<br />
16,6 % 11,9 %<br />
ONLINE-<br />
FOREN<br />
TOURISTENINFO<br />
LOKALE<br />
9,8 %<br />
GEDRUCKTE<br />
TOURENBÄNDE<br />
ABBILDUNG 1: Genutzte Medien/Kanäle, um sich über Fahrradtouren in Tirol zu informieren.<br />
4,1 %<br />
ANDERE
70 tirol.sportlich und gesund<br />
tirol.sportlich und gesund<br />
71<br />
wir würden<br />
deine Gemeinde<br />
gerne beschenken!<br />
Die<br />
Unterstützer*innen<br />
Aufbau<br />
der<br />
Tafeln<br />
In einer COPSY-Studie vom Februar <strong>2021</strong> heißt es: „Die Lebensqualität und die psychische Gesundheit<br />
von Kindern und Jugendlichen hat sich in Deutschland im Verlauf der Corona-Pandemie weiter<br />
verschlechtert. Fast jedes dritte Kind leidet ein knappes Jahr nach Beginn der Pandemie unter<br />
PORTRÄIT<br />
des Mentors<br />
VIDEO-<br />
ANLEITUNG<br />
psychischen Auffälligkeiten. Sorgen und Ängste haben noch einmal zugenommen, auch depressive<br />
Symptome und psychosomatische Beschwerden sind verstärkt zu beobachten.“<br />
ÜBUNGEN<br />
Anzahl und analoge<br />
Ausführung<br />
GERY SEIDL<br />
ANDY HOLZER<br />
ZUR AUTORIN<br />
MAG. (FH) CORINA<br />
KOLLNIG<br />
Corina Kollnig ist seit 2020 bei<br />
der GemNova und arbeitet an<br />
Projekten rund um das Thema<br />
Gesundheit.<br />
c.kollnig@gemnova.at<br />
Die COPSY-Studie wurde bereits zum<br />
zweiten Mal seit Beginn der Corona-Krise<br />
veröffentlicht. Auch weitere Expert*innen<br />
warnen in regelmäßigen Abständen vor<br />
den Auswirkungen der Situation auf Kinder<br />
und Jugendliche. Der „Mental-Fit-Pfad“<br />
in Zusammenarbeit mit acht Persönlichkeiten<br />
kann auf sehr niederschwellige Art<br />
und Weise Kinder und Jugendliche unterstützend<br />
begleiten. Das Projekt wurde vom<br />
Projekt Handschlag initiiert und wird von<br />
Landesrätin Dr. Beate Palfrader und der<br />
Bildungsdirektion unterstützt.<br />
In Form von acht individuell bedruckbaren<br />
Tafeln, die im Umfeld eines Waldweges,<br />
eines Parks usw. kann in kürzester Zeit ein<br />
Mental-Fit-Pfad entstehen. Da das Konzept<br />
auf die mentale Situation von Kindern<br />
und Jugendlichen besonders eingehen soll,<br />
sind diese in der Anzahl der Übungen auf<br />
drei Gruppen aufgeteilt: den Held*innen<br />
(Kindergarten), den Kämpfer*innen (aus<br />
sportlicher Sicht die Volksschule) und den<br />
Meister*innen (ab 14 Jahre). Diese stellen<br />
sich je einer Übung und einer Aufgabe.<br />
Via QR-Code soll so der Erfahrungsschatz<br />
zwischen Persönlichkeiten aus<br />
Spitzen- bzw. Extremsport stattfinden.<br />
Diese erklären über einen persönlichen<br />
Videoclip, der über die Tafeln via Smartphone<br />
abrufbar ist, diverse Übungen oder<br />
Praktiken zur mentalen Entspannung und<br />
zur sportlichen Betätigung. Damit soll es<br />
für Gemeinden, Schulen und Vereine einfacher<br />
werden, mit Bewegung und Spaß<br />
der Problematik entgegenzutreten.<br />
Welche Persönlichkeiten kennen den<br />
Umgang mit mentalen Herausforderungen,<br />
haben diese schon erlebt und<br />
haben daraus ihre eigenen Lehren<br />
gezogen? Gerade im Spitzensport, z. B.<br />
im Umfeld von Extrembergsteiger*innen<br />
usw., gehört die mentale Verfassung zum<br />
„Arbeitsalltag“. Niemand wird bezweifeln,<br />
dass es mit diversen Ängsten verbunden<br />
ist, mit über 100 km/h über einen „Schanzentisch“<br />
zu fahren, einen Achttausender<br />
zu bezwingen oder über Wochen isoliert<br />
zu leben. Wie lösen bzw. gehen Menschen,<br />
die in diesen Bereichen seit Jahren tätig<br />
sind, damit um und welche Lösungsansätze<br />
können sie aus diesen Ausnahmesituationen<br />
an die Gesellschaft weitergeben?<br />
Folgende Persönlichkeiten unterstützen<br />
das Projekt mit einem Beitrag bzw.<br />
Lösungsansatz. Vom Kabarettisten bis zur<br />
Astronautin, vom blinden Kletterer bis zum<br />
erfolgreichsten Olympiateilnehmer Österreichs:<br />
Zahlreiche Persönlichkeiten aus den<br />
verschiedensten Bereichen erzählen von<br />
mentalen Lösungsansätzen und ergänzen<br />
ihren Beitrag mit einer sportlichen Übung.<br />
FELIX GOTTWALD<br />
DR. CARMEN KÖHLER<br />
DIE „HUBERBUAM“<br />
DUNJA ZDOUC<br />
WOLFGANG FASCHING<br />
THOMAS SYKORA<br />
AUFGABE<br />
QR-Code zu einer<br />
Aufgabe des Mentors<br />
Kann dadurch der eigene Umgang mit<br />
mentalen Techniken und sportlicher<br />
Bewegung verbessert bzw. überhaupt<br />
erst erlernt werden? Tatsache ist, alles,<br />
was man mit Neugier und Humor anpackt,<br />
macht zumindest Spaß! Deshalb ist es uns<br />
ein Anliegen, kreative, lustige Aufgaben<br />
und Übungen zu sammeln. Dabei bleibt<br />
unser Ziel klar definiert, und wir versuchen,<br />
den Mental-Fit-Pfad zu einem spannenden<br />
und lustigen Ausgleich zu machen.<br />
mitmachen<br />
& gewinnen<br />
Das Tiroler Projekt wird vom Land Tirol<br />
und der GemNova im Zuge der „Gesunden<br />
Gemeinde“ unterstützt. Gemeinsam verlosen<br />
wir zehn Mental-Fit-Pfade unter allen<br />
Tiroler Gemeinden, Schulen, Vereinen etc.,<br />
die uns bis zum 30. <strong>Juli</strong> <strong>2021</strong> eine Mail an<br />
Corina Kollnig (c.kollnig@gemnova.at) mit<br />
der Betreffzeile „Mental-Fit-Pfad“ schicken.
72 tirol.sportlich und gesund tirol.sportlich und gesund<br />
MIT DEM<br />
73<br />
© TVB Wipptal<br />
WALD.RAST.AKADEMIE<br />
Die GemNova Akademie bietet ab Herbst <strong>2021</strong> Klausurtage für Gemeinderät*innen an<br />
und bereitet die Teams auf neue Herausforderungen vor.<br />
BEWEGT UM DIE WELT<br />
TEAMENTWICKLUNG. KOMMUNIKATION. MENTALTRAINING.<br />
Mit dem neuen Projekt Abenteuerexpress<br />
sollen zukünftig<br />
Schwerpunktthemen für eine<br />
pädagogische Umsetzung in<br />
der schulischen Betreuung<br />
ausgearbeitet werden.<br />
Für den Auftakt des Projektes im kommenden<br />
Schuljahr wurde das Thema Bewegung<br />
und Ernährung gewählt. Unter dem Titel<br />
„Bewegt um die Welt“ werden Kinder spielerisch<br />
mit der Thematik vertraut gemacht.<br />
Die Idee, Kinder für spezifische Themen zu<br />
begeistern und Kolleg*innen in ihrer täglichen<br />
Arbeit in der schulischen Betreuung<br />
zusätzlich mit pädagogischem Material zu<br />
versorgen, wurde geboren. Ein Team von<br />
kreativen und motivierten Köpfen aus dem<br />
pädagogischen sowie projektorientierten<br />
Bereich hat sich schnell zusammengefunden,<br />
um das Fokusthema für das kommende<br />
Schuljahr gemeinsam zu bearbeiten.<br />
Zielsetzung war es, die pädagogische Aufarbeitung<br />
der Materialien so zu gestalten,<br />
dass sie für Kolleg*innen in der schulischen<br />
Betreuung einfach einsetzbar und umsetzbar<br />
sind. Das oberste Credo für das Projekt<br />
ist, Kinder für die spannenden und<br />
zugleich wichtigen Themen zu gewinnen<br />
und zu begeistern. Dabei soll der Abenteuerexpress<br />
keine Eintagsfliege darstellen,<br />
sondern auch die kommenden Jahre mit<br />
unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen<br />
durch die schulische Betreuung dampfen.<br />
Tuuut-tuuut … alle einsteigen! Die Reise<br />
mit dem „Abenteuerexpress – Bewegt<br />
um die Welt“ beginnt. Das Konzept des<br />
Projektes basiert auf einer Reise zu den<br />
Kontinenten dieser Welt, wo Tiere leben,<br />
die spezifische Bewegungen ausführen,<br />
wie beispielsweise der Steinbock, der<br />
gerne im Gelände klettert, das talentierte<br />
Känguru beim Boxen, der Wal als ein<br />
ausgezeichneter Schwimmer. In Form von<br />
Spielen und Sportübungen sollen die spezifischen<br />
Bewegungsformen umgesetzt werden.<br />
Darüber hinaus können auch passend<br />
zu den sportlichen Tätigkeiten Vereine in<br />
die Schule eingeladen werden, die Kindern<br />
Bewegung und Sport näherbringen. Ergänzend<br />
dazu wird das Thema Ernährung aufgegriffen<br />
und anhand von Kochrezepten,<br />
kleinen Kräuteranbauten und Verkostungen<br />
bearbeitet. Kinder kommen so auf den<br />
Geschmack und lernen dabei auch noch,<br />
wie lecker gesunde Ernährung sein kann.<br />
Der Mehrwert des Projektes liegt klar auf<br />
der Hand: Bewegung und Ernährung unterstützen<br />
die Gesundheit und das Wohlbefinden<br />
unserer Kinder. Dies im täglichen<br />
Tun in der schulischen Betreuung einzubinden,<br />
soll Kindern helfen, ein Bewusstsein<br />
und vielleicht auch die eine oder<br />
andere Leidenschaft für Bewegung<br />
und Sport im Alltag zu entwickeln.<br />
Zudem wird das Kollegium in der<br />
schulischen Betreuung in der<br />
Ausübung der Tätigkeit unterstützt<br />
und die Qualität der<br />
schulischen Betreuung optimiert.<br />
Der Start für das Projekt ist für kommendes<br />
Schuljahr <strong>2021</strong>/22 angesetzt<br />
und soll mit einer Kick-off-Veranstaltung<br />
mit Kolleg*innen in<br />
der schulischen Betreuung,<br />
pädagogischem Material<br />
sowie Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen<br />
beginnen.<br />
AUTORIN<br />
HEIDI JEHLE<br />
PLÄNE<br />
SCHMIEDEN.<br />
GEDANKEN<br />
SORTIEREN.<br />
ENERGIE<br />
GEWINNEN.<br />
WALD.RAST.AKADEMIE<br />
Ein Naturspektakel dort oben,<br />
dass sich sogar das Wasser<br />
nach rechts dreht.<br />
WWW.GEMNOVA.AT
74 tirol.bildet tirol.bildet<br />
75<br />
Zur Klausur<br />
nach Maria Waldrast<br />
UNTEN: Am Kraftplatz Maria<br />
Waldrast werden für Gemeinderät*innen<br />
ein- oder mehrtägige<br />
Klausurtage angeboten. Teamfindung,<br />
Kommunikation, Stressabbau<br />
stehen dabei im Fokus. (© Maria<br />
Waldrast/Mike Rabensteiner)<br />
Die „Wald.Rast.Akademie“ ist eine bemerkenswerte Initiative des<br />
Mühlbachler Bürgermeisters Alfons Rastner und der GemNova. Rechtzeitig<br />
vor den Gemeinderatswahlen im Februar kommenden Jahres<br />
werden ein- oder mehrtägige Klausurtage für Gemeinderät*innen angeboten.<br />
All das am Kraftplatz Maria Waldrast, am Fuße der Serles.<br />
OBEN: Ruhe. Entspannung.<br />
Erholung. Der<br />
Mühlbachler Bürgermeister<br />
Alfons Rastner<br />
zeigt eindrucksvoll, was<br />
das bedeutet. (© Maria<br />
Waldrast)<br />
Das Zitat wird John Lennon, dem legendären<br />
Beatles-Musiker, zugeschrieben: „Als<br />
ich fünf Jahre alt war, hat mir meine Mutter<br />
gesagt, dass Glück der Schlüssel zum<br />
Leben ist. Als ich zur Schule ging, fragten<br />
sie mich, was ich werden will, wenn ich<br />
groß bin. Ich schrieb ‚glücklich‘. Sie sagten<br />
mir, dass ich die Aufgabe nicht verstanden<br />
habe, aber ich sagte ihnen, dass sie das<br />
Leben nicht verstanden haben.“<br />
Im Wesentlichen ist es aber genau das,<br />
was die breit angelegte Wald.Rast.Akademie<br />
allen Gemeinderät*innen in Tirol<br />
anbietet. „Wir haben ein spezielles Programm<br />
für die Gemeinderätinnen und<br />
Gemeinderäte bei uns im Land ausgearbeitet,<br />
speziell für sie konzipiert, auf ihre<br />
individuellen Bedürfnisse abgestimmt. In<br />
diesen ein- oder mehrtägigen Klausurtagen<br />
geht es somit nicht nur um reine<br />
Wissensvermittlung, sondern insbesondere<br />
um Soft Skills. Der ganze Gemeinderat<br />
erhält dabei die Möglichkeit, zu einem<br />
starken Team zusammenzufinden. Da<br />
geht es um Fragen der Kommunikation<br />
untereinander, um Teamfindung, um das<br />
Sich-aufeinander-Einlassen, ums Zuhören,<br />
um Stressbewältigung“, erklärt Sandra<br />
Wimmer von der GemNova-Akademie.<br />
Nutze den Tag<br />
Carpe diem – nutze den Tag, genieße den<br />
Augenblick. „Wir haben uns ganz bewusst<br />
für Maria Waldrast entschieden“, so Sandra<br />
Wimmer, „weil hier alles perfekt zusammenpasst.<br />
Jeder von uns<br />
braucht mal eine<br />
Auszeit, jede von uns<br />
soll regelmäßig zur<br />
Ruhe kommen.<br />
Gleichzeitig sind wir überzeugt, gerade hier<br />
Gemeindepolitikerinnen und Gemeindepolitiker<br />
bestmöglich unterstützen zu können.<br />
Jeder von uns braucht mal eine Auszeit,<br />
jede von uns soll in regelmäßigen Abständen<br />
zur Ruhe kommen. Das wollen wir<br />
unterstützen, fördern, das entsprechende<br />
Angebot bereithalten.“ Ein Ansatz, den<br />
die GemNova-Akademie übrigens auch in<br />
anderen Bereichen verfolgt.<br />
Was das Besondere an diesen Klausurtagen<br />
neben dem Kraftplatz Maria Waldrast<br />
ist? Der Gemeinderat als Ganzes soll,<br />
kann sich bei diesen Klausurtagen neu finden,<br />
sich besser kennenlernen. Dazu gibt<br />
es dann spezielle Seminare zur Sitzungskultur,<br />
zur Gesprächsabwicklung, zu einer<br />
ausgeglichenen Work-Life-Balance. Und<br />
noch vieles mehr. „Wir wollen die Politikerinnen<br />
und Politiker aus ihrem gestressten<br />
Alltag herausholen, ihnen Zeit schenken,<br />
sie in einer wunderschönen Landschaft<br />
zur Ruhe kommen lassen. Sei es mit Erlebniswanderungen<br />
und Entspannungsübungen,<br />
mit Yoga, Qi Gong oder autogenem<br />
Training, mit Supervisionen, Coachings,<br />
Teambildungsseminaren oder – ganz<br />
ausgefallen – mit Waldbaden“, so Sandra<br />
Wimmer von der GemNova-Akademie.<br />
Ausgewogene Work-Life-Balance<br />
Wir alle leben in unruhigen, ungewissen<br />
Zeiten. Gleichzeitig bringen Globalisierung<br />
und Digitalisierung veränderte Herausforderungen<br />
mit sich. Dafür ist viel Kraft,<br />
Energie, Konzentration, psychische Stabilität<br />
oder körperliche Fitness erforderlich.<br />
Eine ausgeglichene Work-Life-Balance,<br />
eine umfassende Gesundheitsvorsorge<br />
wird immer wichtiger. Verbunden mit der<br />
Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen, sich zu<br />
ordnen, Prioritäten neu zu setzen. Kraftplätze<br />
wie das Wallfahrtskloster Maria<br />
Waldrast laden darum ganz bewusst zum<br />
Verweilen, zum Stressabbau ein. „Dieser<br />
Ort hier ist eine wahre Oase der Stille, der<br />
Ruhe. Diese Atmosphäre tut allen gut, es<br />
gibt wohl keinen besseren Platz, um innere<br />
Einkehr zu halten. Die GemNova hat dies<br />
sofort erkannt und mit ihrer Akademie<br />
die entsprechenden Angebote für Politikerinnen<br />
und Politiker entwickelt. Davon<br />
profitieren letztendlich alle“, so der Mühlbachler<br />
Bürgermeister Alfons Rastner.<br />
Auf über 1.600 Metern, am Fuße der Serles,<br />
dem Altar Tirols, gelegen, ist Maria<br />
Waldrast eines der höchstgelegenen Kloster<br />
Europas. Mit einer ganz speziellen<br />
Aura, einer ganz speziellen Magie. 1429<br />
wurde hier die erste Kapelle errichtet, in<br />
weiterer Folge erlebte der Ort eine überaus<br />
wechselvolle Geschichte mit vielen<br />
Höhen und Tiefen. So hatte Maria Waldrast<br />
im 18. Jahrhundert seine größte<br />
Blüte, mehr als 40.000 Pilger kamen in<br />
jenen Zeiten jährlich hier herauf. Heute<br />
ist das Wallfahrtskloster des Servitenordens<br />
sommers wie winters ein beliebtes<br />
Ausflugsziel, es gibt tolle Seminarräume,<br />
eine ausgezeichnete Gastronomie sowie<br />
gemütliche Übernachtungsmöglichkeiten.<br />
Die Maria Waldrast ist<br />
eines der höchstgelegenen<br />
Kloster Europas.<br />
Für den Mühlbachler Bürgermeister Alfons<br />
Rastner sind es genau solche Initiativen,<br />
die er ganz bewusst forciert. „Bildung ist in<br />
unserer Gesellschaft einfach unverzichtbar.<br />
Gleichzeitig dürfen wir nicht übersehen,<br />
uns auch mal Zeit zum Luftholen,<br />
zum Abschalten zu gönnen. Denn niemand<br />
von uns kann oder soll dauernd 100 Prozent<br />
geben. Mit unserer Wald.Rast.Akadmie<br />
in Maria Waldrast wollen wir genau<br />
das erreichen.“<br />
ZUR AUTORIN<br />
DIPL. SOZ. PÄD.<br />
CHRISTIANE MAYER<br />
Seit 2019 unterstützt Christiane Mayer die<br />
GemNova als Projektkoordinatorin von Young-<br />
Star und der Wald.Rast.Akademie. Der Sozialpädagogin<br />
und dreifachen Mama ist es wichtig,<br />
den Blick immer wieder auf etwas Neues zu<br />
legen, denn so ergeben sich tolle Chancen und<br />
Möglichkeiten für die eigene Herzensbildung und<br />
persönliche Weiterentwicklung.<br />
Kontakt: c.mayer@gemnova.at
76 tirol.bildet tirol.bildet 77<br />
Sprachliche Förderung<br />
für alle Kinder<br />
als Schlüssel zur Bildung und im Sinne der Chancengerechtigkeit<br />
Die Teamberatung ist eine geförderte Maßnahme für Kindergartenteams<br />
in ganz Tirol zur Einschätzung und Weiterentwicklung der Qualität sprachlicher<br />
Bildung in der elementarpädagogischen Arbeit.<br />
Die Corona-Pandemie hat das Brennglas<br />
noch stärker auf bereits vorher dagewesene<br />
Bildungsungleichheiten von Kindern<br />
aufgrund sprachlicher Barrieren gerichtet.<br />
Dazu gehören beispielsweise Kinder<br />
mit Migrationsgeschichte, die Deutsch als<br />
Zweitsprache ab dem dritten Lebensjahr<br />
in Bildungseinrichtungen erlernen, oder<br />
Kinder aus sozial benachteiligten Familien,<br />
die im familiären Kontext aufgrund<br />
fehlender zeitlicher oder finanzieller Ressourcen<br />
in ihrer Erstsprache Deutsch nicht<br />
ausreichend gefördert werden können. Solche<br />
Kinder brauchen auf ihrem Bildungsweg<br />
genügend Zeit, intensive und positive<br />
Lerngelegenheiten sowie gleichaltrige<br />
und erwachsene Sprachvorbilder, um sich<br />
sprachlich gut entwickeln zu können. Sprache<br />
ist nämlich der Schlüssel zur Bildung<br />
und die Grundlage für eine gesellschaftliche<br />
Teilhabe.<br />
Die aktuelle Lebenswirklichkeit von Kindern<br />
unter der Lupe<br />
Ein im Idealfall dreijähriger Kindergartenbesuch<br />
war schon vor Corona zu kurz<br />
bemessen, um vorhandene Bildungsungleichheiten<br />
von Kindern aufgrund ihrer<br />
Sprachkenntnisse ausgleichen zu können.<br />
In der Praxis zeigt sich, dass nicht nur<br />
in Städten, sondern auch in ländlichen<br />
Gemeinden Kindergartengruppen von<br />
hoher Heterogenität gekennzeichnet sind,<br />
was auf die vielfältigen sprachlichen Entwicklungen<br />
von Kindern zurückzuführen<br />
ist. Die damit verbundenen Herausforderungen<br />
für pädagogisches Fachpersonal<br />
lassen sich folgendermaßen skizzieren: Im<br />
Bildungsalltag gilt es einerseits, ein- und<br />
mehrsprachige Kinder in ihren individuellen<br />
Entwicklungsbedarfen zu fördern und<br />
andererseits, mit Blick auf die Schulbildung,<br />
eventuell vorhandene sprachliche Defizite<br />
„rechtzeitig“ auszugleichen.<br />
Diskriminierende<br />
Praktiken stellen im<br />
aktuellen österreichischen<br />
Bildungssystem<br />
die Realität dar.<br />
Diskriminierende Praktiken wie die Durchführung<br />
von Sprachtestungen vor Schulstart<br />
oder auch das Separieren von Kindern<br />
in Regel- und Sprachstartklassen, je nach<br />
sprachlichem Können, stellen nämlich im<br />
aktuellen österreichischen Bildungssystem<br />
die Realität dar. Sie zeigt auf, dass Kinder<br />
keineswegs barrierefreie Zugänge zur Bildung<br />
erfahren, sondern aufgrund „sprachlicher<br />
Barrieren“ in ihrer gesellschaftlichen<br />
Teilhabe eingeschränkt werden.<br />
Bildungsungleichheiten in der Elementarpädagogik<br />
erkennen und durch professionelle<br />
Sprachbildung ausgleichen<br />
Elementarpädagogische Einrichtungen in<br />
Tirol leben eine inklusive Pädagogik, sprich<br />
eine auf die individuellen Bedürfnisse jedes<br />
Kindes abgestimmte Praxis im Kindergarten,<br />
um Bildungschancenungleichheiten<br />
entgegenzuwirken, das heißt, Kindern<br />
eine Lernumgebung zu bieten, die sie vor<br />
sprachlicher Diskriminierung schützt. Pädagogische<br />
Fach- und Assistenzkräfte wissen<br />
um die Bedeutung von Interaktionsqualität<br />
und deren Merkmale, welche jedem<br />
Gespräch mit Kindern innewohnen muss,<br />
um als gelingende sprachförderliche Situation<br />
genutzt werden zu können. Kindergartenteams<br />
wissen um das Potenzial eines<br />
ressourcenorientierten Blicks auf Kinder,<br />
unabhängig von ihrem sprachlichen Bildungskapital,<br />
und nutzen diesen zur Stärkung<br />
des Selbstwertgefühls bzw. Identitätsbewusstseins<br />
jedes Kindes als basale<br />
Voraussetzung für seine erfolgreiche Teilhabe<br />
auf seinem Bildungsweg.<br />
Möglichkeiten der pädagogisch fachlichen<br />
Begleitung durch die Sprachberatung<br />
– individuelle Teamberatung in<br />
Tiroler Kindergärten als gefördertes<br />
Qualitätsangebot<br />
Damit sich elementarpädagogische Teams<br />
im Kindergarten als Sprachförder*innen<br />
von Kindern professionell begleitet fühlen,<br />
werden im Rahmen der Sprachförderung<br />
gemäß der Vereinbarung nach Art. 15a<br />
B-VG über die Elementarpädagogik seitens<br />
des Landes Tirol Fördermittel zur Durchführung<br />
von ganzjähriger Sprachberatung<br />
für Kindergärten vor Ort zu Verfügung<br />
gestellt. Diese können von allen Erhaltern<br />
von Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen<br />
jährlich beantragt werden.<br />
Die Tiroler Sprachberater*innen unterstützen<br />
jedes Kindergartenteam prozessbegleitend<br />
in seinen individuellen Praxisherausforderungen<br />
und insbesondere bei der<br />
„pädagogischen Gratwanderung“, eine ausgewogene<br />
Balance zu finden zwischen dem<br />
eigenen Sprachbildungsverständnis (Befähigung<br />
von Kindern, sich mit ihren Potenzialen<br />
individuell entwickeln zu können)<br />
und den sprachlichen Bildungsstandards,<br />
welche als Maßstab für schulische Bildung<br />
vorgegeben werden. Die Angebote, die im<br />
Rahmen der Teamberatung in Anspruch<br />
genommen werden können, reichen von<br />
der Intervision über Themenworkshops,<br />
Fallbesprechungen bis zum Mentoring im<br />
pädagogischen Alltag. Gemeinden als inklusives<br />
Lebensumfeld mit wertvollen Ressourcen<br />
zur Unterstützung von Teilhabemöglichkeiten<br />
für alle Kinder auch abseits<br />
von Schule und Kindergarten birgt unsere<br />
vielfältige Gesellschaft enormes Potenzial,<br />
sich für die Chancengerechtigkeit von<br />
Kindern einzusetzen und ihnen barrierefreie<br />
Zugänge zu sprachlichem Lernen zu<br />
ermöglichen. So können Gemeinden im Sinne<br />
eines Sprachennetzwerkes genutzt werden,<br />
in dem Kinder in ihrem unmittelbaren<br />
Lebensumfeld durch gezielte Angebote in<br />
Sport-, Kultur- oder auch Traditionsvereinen<br />
alltagsintegrierte sprachförderliche Beteiligungsformen<br />
finden.<br />
Hinweise zur Beantragung von Fördermitteln<br />
im Rahmen der Sprachförderung<br />
für Erhalter*innen von Kinderbildungsund<br />
Betreuungseinrichtungen<br />
Damit Erhalter*innen von Kindergärten<br />
auch im kommenden Jahr <strong>2021</strong>/22<br />
Zuschüsse zu den Personalkosten für die<br />
Durchführung von Maßnahmen der Sprachförderung<br />
gewährt werden können, sind alle<br />
Förderanträge mittels Online-Formular bei<br />
der Abteilung Arbeit und Gesellschaft der<br />
Tiroler Landesregierung bis spätestens vor<br />
© un attimo/Kaser<br />
MAG.<br />
ELISABETH MAYR<br />
STADTRÄTIN<br />
Beginn der Maßnahme (= vor 1. September<br />
<strong>2021</strong>) einzubringen. Nähere Informationen<br />
zur Förderabwicklung bzw. zu den<br />
erforderlichen Unterlagen finden sich auf<br />
der Homepage des Landes Tirol: https://<br />
rb.gy/oxmwwy<br />
Die Stadt<br />
Innsbruck<br />
legt als Erhalterin<br />
großen<br />
Wert auf die<br />
Qualität der<br />
pädagogischen<br />
Arbeit.<br />
Ein essenzieller Teil davon ist die alltagsintegrierte Sprachförderung, die in<br />
allen 30 städtischen Kindergärten gelebt wird. Die Umsetzung der Teamberatung<br />
wird deshalb in allen städtischen Betrieben forciert. Leitungen, die<br />
schon eine Teamberatung in Anspruch genommen haben, fühlen sich durch<br />
die individuelle Beratung ihrer Sprachberaterin sehr gut begleitet und auch<br />
bestärkt, was sich positiv auf die tägliche Praxis und somit die pädagogische<br />
Qualität im Sinne der Kinder auswirkt.<br />
ZUR AUTORIN<br />
MAG. NINA REDLICH, MA ECED<br />
Leiterin des Teams Sprachberatung des Landes<br />
Tirol und Koordinatorin des Fachbereichs Elementarpädagogik<br />
im GemNova-Bildungspool Tirol.<br />
Kontakt: n.redlich@gemnova.at<br />
ZUKUNFT<br />
GEMEINDE -<br />
AGENDA 2030<br />
Im Rahmen des Projekts<br />
„ZUKUNFT GEMEINDE – Agenda<br />
2030“ wird im aktuell stattfindenden<br />
Arbeitskreis „Kinderbildung<br />
und -betreuung“ nach gelingenden<br />
kommunalen und interkommunalen<br />
Handlungskonzepten<br />
zur Vernetzungsarbeit von<br />
Gemeinden im Bereich der Kinderbetreuung<br />
wie auch in Bezug<br />
auf Bildungsangebote gesucht,<br />
welche die Chancengleichheit<br />
von Kindern im Fokus hat.
78<br />
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG 79<br />
KLAUSNER<br />
DER PARTNER<br />
FÜR VIDEO-<br />
KONFERENZEN<br />
BILD: Immer mehr<br />
Geschäftskunden<br />
setzen in diesen Tagen<br />
auf Videokonferenzen.<br />
(© Clevertouch)<br />
Die Firma J. Klausner Professional<br />
Multimedia GmbH mit Sitz in<br />
Innsbruck ist der Partner für professionelle<br />
audiovisuelle Lösungen.<br />
Bei den Geschäftskunden werden<br />
derzeit insbesondere Videokonferenzen<br />
stark nachgefragt.<br />
“IMPACT Plus Serie” —<br />
So viel mehr als nur ein<br />
interaktiver Touchscreen!<br />
Leistungsstark und funktionsreich - Die UX Pro Serie ist<br />
für die Zusammenarbeit optimiert und ermöglicht es<br />
Ihnen, Ihr Potenzial zu maximieren:<br />
Von Empfangs- über Buchungssysteme bis hin zu<br />
interaktiven Displays in Besprechungen!<br />
Connecting people with technology.<br />
Für Jasmin Klausner ist die weitere Entwicklung<br />
im audiovisuellen Bereich ganz<br />
klar: „Im vergangenen Jahr wurden 80 Prozent<br />
aller Konferenz- und Besprechungsräume<br />
weltweit mit Touchdisplays ausgestattet.<br />
Der E-Learning-Markt wächst im<br />
Businessbereich jährlich um 15 Prozent<br />
und wird sich in den kommenden fünf Jahren<br />
somit verdoppeln.“<br />
UNSER<br />
ERFOLGSREZEPT IST<br />
DIE QUALITÄT<br />
DER PLANUNG UND<br />
DIE GEWISSENHAFTE<br />
AUSFÜHRUNG.<br />
Das 2005 gegründete Familienunternehmen<br />
Klausner hat sich auf die Planung und<br />
den Verkauf von professionellen audiovisuellen<br />
Lösungen spezialisiert. Ihr Erfolgsrezept<br />
dabei ist die Qualität der Planung und<br />
die gewissenhafte Ausführung.<br />
Außerdem haben sie die Generalvertretung<br />
der Firma Clevertouch für Österreich,<br />
Liechtenstein und Südtirol. Clevertouch<br />
ist in diesem Bereich Marktführer,<br />
was auch durch viele internationale Auszeichnungen<br />
bestätigt wird.<br />
Starke Nachfrage bei Videokonferenzen<br />
Besonders stark nachgefragt werden derzeit<br />
Videokonferenzsysteme und andere<br />
Werkzeuge zum kollaborativen Arbeiten.<br />
Diese Werkzeuge für Remote Meetings<br />
sind für Unternehmen natürlich nicht nur<br />
in Krisenzeiten wertvoll. Jasmin Klausner:<br />
„Videokonferenzen ermöglichen schnellere<br />
Entscheidungen und erhöhen damit die Produktivität,<br />
sorgen für stärkere Effizienz und<br />
reduzieren auch die Reisekosten. Natürlich<br />
können Videokonferenzen ein persönliches<br />
Meeting nicht ersetzen, sie sind aber schneller<br />
umsetzbar, für die Teilnehmenden<br />
weniger strapaziös und deutlich umweltfreundlicher.“<br />
Ausstellungsfläche verdreifacht<br />
Aufgrund dieser Digitalisierung ist das Sortiment<br />
der Firma Klausner in den vergangenen<br />
Monaten massiv gewachsen. „Wir<br />
haben unseren Schauraum in der Eduard-Bodem-Gasse<br />
6 in Innsbruck umgebaut,<br />
die entsprechende Ausstellungsfläche<br />
verdreifacht, außerdem auch die restlichen<br />
Büroräumlichkeiten erweitert“, so Jasmin<br />
Klausner. Der große Schauraum bietet die<br />
einzigartige Gelegenheit, sich mit mobilen<br />
Systemen, mit elektrischen und manuellen<br />
Höhenverstellungen, aber auch mit<br />
verschiedenen Video- und Audiokonferenzlösungen<br />
im Detail auseinanderzusetzen.<br />
DIE VORTEILE<br />
VON CLEVER-<br />
TOUCH-LÖSUNGEN<br />
AUF EINEN BLICK:<br />
+ Interaktive und vielfach prämierte<br />
Touchdisplays oder<br />
professionelle Non-Touch-<br />
Displays<br />
+ Geeignet für Konferenz-, Besprechungs-<br />
und Schulungsräume<br />
wie auch für Webinaranwendungen<br />
+ Kabellose Präsentationslösungen<br />
+ Partnerschaften mit den führenden<br />
Herstellern<br />
+ Arbeiten Sie mit Räumen wie<br />
Zoom Rooms oder MS Teams<br />
Rooms – ein Klick zum Beitritt<br />
von Videokonferenzen, ein Klick<br />
zum Teilen von Inhalten<br />
+ Leistungsstarke Sicherheit<br />
und verbesserte Produktivität<br />
+ Optimale Lösungen für jede<br />
Raumgröße<br />
+ Interaktive Whiteboarding-<br />
Funktionen<br />
klausner.at | +43 512 391940 | clevertouch@klausner.at<br />
#clevertouch
80 tirol.bildet<br />
tirol.bildet<br />
81<br />
Pitsch.<br />
Patsch. Bum.<br />
NETFLIX<br />
FÜR<br />
GEMEINDE-<br />
R ÄTE<br />
AUTORIN<br />
SANDRA WIMMER<br />
„WISSEN IST DIE<br />
MACHT ZU WISSEN,<br />
WAS MAN BESSER<br />
NICHT MACHT.“<br />
Auf einmal war alles anders. Von gestern<br />
auf heute musste im Bildungssektor vollkommen<br />
neu gedacht werden. Was vor<br />
nicht einmal zwei Jahren noch vollkommen<br />
unvorstellbar war, ist knappe 365<br />
Tage später allgegenwärtig. Die Rede ist<br />
von digitaler Wissensvermittlung.<br />
Gerhard Uhlenbruck sagte einst:<br />
„Wissen ist die Macht zu wissen,<br />
was man besser nicht macht.“<br />
Kaum ein Zitat hat die GemNova<br />
Akademie im Bereich des E-Learnings<br />
so begleitet wie dieses. Der<br />
Hintergrund ist sehr simpel, denn auf einmal<br />
sollte alles, aber wirklich alles als<br />
E-Learning abgebildet werden. Schnell wurde<br />
klar, dass dies weder sinnvoll geschweige<br />
denn zielführend ist. Deshalb fiel der<br />
Entschluss, dass sich das Projektteam<br />
auf die Konzeptionierung und Erarbeitung<br />
einer Learning-Experience-Plattform zur<br />
Wissensvermittlung von gemeindepolitischen<br />
Inhalten für Gemeinderäte*innen<br />
beschränken wird.<br />
Was kann man sich darunter vorstellen?<br />
Naja. Eine Kollegin von uns vergleicht es<br />
gerne mit Netflix. Nur noch besser. Wissensaneignung<br />
passiert heutzutage deutlich<br />
abwechslungsreicher, selbstgesteuert<br />
und auf die Lernenden abgestimmt.<br />
Inhalte werden mittels mediendidaktischer<br />
Methoden heruntergebrochen und<br />
in kleinen Häppchen zum Lernen auf einer<br />
Lernplattform (learning experience plattform,<br />
kurz LXP) serviert. Dies bedeutet,<br />
dass die Handhabung intuitiv steuerbar<br />
ist und der Inhalt qualitativ hochwertig,<br />
ansprechend sowie zielgruppenorientiert<br />
für Gemeinderäte*innen aufbereitet wird.<br />
Was soll diese LXP bringen?<br />
Sie ermöglicht das Aneignen von Wissen,<br />
welches Gemeinderäte*innen benötigen,<br />
um sachlich fundierte Entscheidungen<br />
treffen zu können. Sei es rechtliches Wissen<br />
rund um die Tiroler Gemeindeordnung<br />
oder auch vertiefende Kenntnisse zur Bauordnung.<br />
Der Unterschied liegt darin, dass<br />
die Lerneinheiten in kurzen Sequenzen<br />
ortsunabhängig gelernt werden können.<br />
Aber die Gemeinschaft und der soziale<br />
Kontakt sind doch auch wichtig?<br />
Ja klar! Deshalb wird auch der soziale<br />
Erfahrungsaustausch berücksichtigt.<br />
Allerdings wird dieser auch über moderne<br />
Wege ermöglicht. Dies bedeutet, dass sich<br />
Gemeinderäte*innen über ganz Tirol vernetzen<br />
können.<br />
Wie diese moderne Wissensvermittlung<br />
genau aussehen wird und ob es für das<br />
Team möglich war zu wissen, was besser<br />
nicht gemacht wird, wird in der nächsten<br />
Ausgabe des Magazins im Detail vorgestellt.<br />
Bis dahin heißt es gespannt bleiben<br />
und sich auch Gedanken darüber machen,<br />
was denn für Sie als Gemeinderätin bzw.<br />
Gemeinderat wichtig zu wissen wäre.<br />
Gerne können Anliegen und Anregungen<br />
zu Schwerpunktthemen an die Projektverantwortliche<br />
Sabine Gatt (s.gatt@<br />
gemnova.at) geschickt werden.
82 tirol.bildet<br />
tirol.Politik tirol.bildet<br />
83<br />
FLEXIBLE KINDERBETREUUNG<br />
LEICHT GEMACHT –<br />
DAS KONZEPT HORT<br />
In zahlreichen Gemeinden Tirols wird das Konzept Hort als ein außerschulisches<br />
Angebot zur Betreuung von Kindern im schulpflichtigen Alter bereits angeboten. Die<br />
Flexibilität des Hortes bietet Eltern die Möglichkeit, den Alltag mit Kindern einfacher<br />
zu gestalten und Familie und Beruf in Einklang zu bringen.<br />
Mahlzeit!<br />
WAS VERSPRICHT DAS KON-<br />
ZEPT HORT FÜR KINDER?<br />
In einem Hort, der eine Kinderbildungs- und<br />
Betreuungseinrichtung darstellt, werden<br />
Kinder im Alter zwischen 6 und 15 Jahren<br />
von pädagogischem Fachpersonal gefördert<br />
und betreut. Dabei kann man sich folgenden<br />
Tagesablauf vorstellen: Um ca. 12.00<br />
Uhr trudeln die Kinder aus der Schule im<br />
Hort ein. Dort können sie bis 13.00 Uhr<br />
die Zeit zum Spielen, Austoben oder auch<br />
zum Ruhen nutzen. Um 13.00 Uhr findet<br />
dann das gemeinsame Mittagessen statt,<br />
wo die Kinder bereits beim Tischdecken<br />
usw. aktiv eingebunden werden. Nach dem<br />
Mittagessen ist es Zeit für die Hausaufgabenbetreuung.<br />
Dabei steht das pädagogische<br />
Fachpersonal als Ansprechpartner<br />
für Hilfestellung zur Verfügung. Ab ca. 14.30<br />
Uhr heißt es dann ab in die Freizeit. Dort<br />
können Kinder am pädagogischen Angebot<br />
teilnehmen, aber auch die Gelegenheit nutzen,<br />
ihren eigenen Interessen nachzugehen.<br />
Dabei sind die Pädagog*innen vor Ort sehr<br />
bemüht, die individuelle Entfaltung des einzelnen<br />
Kindes sowie der gesamten Gruppe<br />
zu unterstützen.<br />
den Hort auch in den Ferienzeiten zu öffnen.<br />
Gerade im vergangenen Jahr war es<br />
für viele Eltern eine Herausforderung,<br />
in Zeiten von Homeschooling auch noch<br />
Ferienzeiten zu überbrücken. Genau dort<br />
unterstützt das ganzjährige Konzept<br />
des Hortes Eltern immens in deren Alltagsmanagement<br />
mit Kindern. Zu wissen,<br />
dass Kinder gut aufgehoben sind, den Tag<br />
mit ihren Freund*innen verbringen können<br />
und auch bei den Hausaufgaben unterstützt<br />
werden, bietet einen essenziellen<br />
Rahmen für die Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf.<br />
WELCHEN MEHRWERT BIETET<br />
EIN HORT FÜR GEMEINDEN?<br />
Die Kinder sind die Zukunft jeder Gemeinde.<br />
Sie sind kleine Bürger*innen, die aufwachsen<br />
und auf ihrem Weg durch Maßnahmen<br />
in der Betreuung durch die Gemeinde<br />
begleitet werden können. Die Gemeinde<br />
ermöglicht Eltern durch die Installierung<br />
eines Hortes eine flexible, einfache und<br />
ganzjährige Kinderbetreuung die von pädagogischem<br />
Fachpersonal ausgeführt wird.<br />
Wir, die GemNova Bildungspool Tirol gem.<br />
GmbH, unterstützen Gemeinden gerne bei<br />
der Umsetzung des Konzeptes Hort, vom<br />
Personaleinsatz über die Betreuung und<br />
Supplierung sowie Weiterentwicklung der<br />
Kolleg*innen im pädagogischen Bereich<br />
durch Fort- und Weiterbildung bis hin zu<br />
Kollegialer Beratung, Supervision u. v. m.<br />
Dies schafft nicht nur Planungssicherheit in<br />
Gemeinden, sondern führt auch zur Entlastung<br />
in der Organisation. Durch den Einsatz<br />
von Koordinator*innen und Teambetreuer*innen<br />
im Bildungspool können<br />
pädagogische Fachkräfte in ihrem täglichen<br />
Tun gezielt unterstützt und<br />
gefördert werden und haben dadurch<br />
immer eine*n Ansprechpartner*in für<br />
alle beruflichen Themen und Belange.<br />
Mit Jausengeld.at, dem intelligenten<br />
Essensgutschein gib's mehr Knödel für<br />
a e!<br />
www.jausengeld.at<br />
WELCHE VORTEILE BIETET<br />
EIN HORT FÜR ELTERN?<br />
Der Hort bietet durch flexible Abholzeiten<br />
und einer unkomplizierten Planung bei der<br />
Kinderbetreuung eine Entlastung für Eltern.<br />
Zudem gibt es die Möglichkeit, bei Bedarf,<br />
Der Mehrwert für Gemeinden zeichnet<br />
sich dadurch aus, dass die Bürger*innen<br />
– ob Groß oder Klein – in ihren Bedürfnissen<br />
unterstützt und dadurch Familien in<br />
ihrem hektischen Alltag massive Unterstützungsleistung<br />
erfahren. Dies zeichnet<br />
eine Gemeinde als familienfreundlich und<br />
bedarfsorientiert aus.<br />
ZUR AUTORIN<br />
HEIDI JEHLE, MBA<br />
Heidi Jehle ist seit 2018 im GemNova-<br />
Bildungspool tätig und ist für die Projektentwicklung<br />
und Förderung der Weiterentwicklung<br />
der Kolleg*innen in der schulischen<br />
Betreuung verantwortlich.<br />
Kontakt: h.jehle@gemnova.at
84 tirol.blickt über die Grenzen tirol.blickt über die Grenzen<br />
85<br />
LERNEN VOM<br />
ERFOLGSMODELL INKOBA<br />
Tiroler Delegation auf Exkursion in Oberösterreich: Eine Delegation aus dem Tiroler Bezirk<br />
Kitzbühel besuchte Ende April Oberösterreich und schaute sich drei unterschiedliche INKOBA-<br />
Modelle vor Ort an. INKOBA steht für „Interkommunale Betriebsansiedlung“. Fünf Gemeinden<br />
um St. Johann in Tirol wollen einen gemeindeübergreifenden Betriebsstandort nach dem oberösterreichischen<br />
Vorbild entwickeln.<br />
OBEN: Die INKOBA-Delegation<br />
aus Tirol bei ihrem<br />
Besuch im INKOBA-Betriebsbaugebiet<br />
Freistadt-Süd.<br />
(© Business Upper Austria)<br />
Lengau<br />
Freistadt<br />
Schwanenstadt Steyr<br />
Salzkammergut Nord<br />
ZUR AUTORIN<br />
MAG. PETRA DANHOFER<br />
Als Mitarbeiterin in der Unternehmenskommunikation<br />
bei Business Upper<br />
Austria kümmert sich Petra Danhofer<br />
um Pressearbeit, Medienkooperationen<br />
und Kundenmagazine der oberösterreichischen.<br />
Standortagentur.<br />
Am 28. April <strong>2021</strong> hat sich die Tiroler Delegation<br />
bei oberösterreichischen INKOBA-<br />
Verbänden vor Ort informiert. Die Bürgermeister*innen<br />
der fünf Gemeinden<br />
St. Johann in Tirol, Going, Reith, Kirchdorf<br />
und Oberndorf in Tirol, Vertreter*innen des<br />
Tiroler Regionalmanagements, der Tiroler<br />
Ansiedlungsagentur und der GemNova nahmen<br />
an der Exkursion teil.<br />
1.000 Arbeitsplätze geschaffen<br />
Erste Station war die INKOBA-Region Freistadt,<br />
der größte INKOBA-Verband Oberösterreichs.<br />
Alle Gemeinden des Bezirks<br />
Freistadt sind Mitglied. Sie bewirtschaften<br />
mittlerweile neun Standorte gemeinsam.<br />
Die angesiedelten Unternehmen haben<br />
1.000 Arbeitsplätze in der Region geschaffen.<br />
Obmann Bürgermeister Friedrich Stockinger<br />
erklärte, warum die INKOBA in der<br />
Region zur Selbstverständlichkeit geworden<br />
ist: „Es werden alle Beschlüsse einstimmig<br />
gefasst. Das Argument, dass sämtliche<br />
Wohnlandgemeinden im Umland die Fachkräfte<br />
für die Standortgemeinden liefern,<br />
hat alle Gemeinderäte zur Aufteilung der<br />
Kommunalsteuer überzeugt.“<br />
www.freistadt.inkoba.at<br />
Innovative Powerregion<br />
Zweiter Halt war die Powerregion Enns-<br />
Steyr, zu der sich acht Gemeinden zusammengeschlossen<br />
haben. Sie bearbeiten die<br />
gemeinsame Raumordnung, gemeinsame<br />
Betriebsstandortentwicklung und gemeinsame<br />
Regionalentwicklung. Die ersten<br />
Betriebe haben am Standort Asten/St. Florian<br />
mit den Bauarbeiten begonnen. Mit<br />
innovativen Baulandsicherungsverträgen<br />
finanziert die jeweilige Standortgemeinde<br />
die Infrastruktur. „Alle Gemeinden müssen<br />
ihre Fläche der INKOBA anbieten, und<br />
es wird einstimmig beschlossen, welche<br />
Standorte entwickelt werden“, erläutert<br />
Obmann Bürgermeister Christian Kolarik.<br />
www.power-region.at<br />
Bundesländerübergreifende Zusammenarbeit<br />
Zwei oberösterreichische und zwei Salzburger<br />
Gemeinden haben 2007 die bundesländerübergreifende<br />
INKOBA Lengau<br />
gegründet. Mittlerweile sind mehr als 400<br />
Arbeitsplätze entstanden. Seit drei Jahren<br />
teilen sich die vier Gemeinden die Kommunalsteuern.<br />
Oberösterreich hat die günstigen<br />
Grundstücke beigesteuert, Salzburg<br />
die Errichtung der Infrastruktur. Die Kommunalsteuern<br />
jener Unternehmen, die das<br />
Bundesland gewechselt haben, fließen ins<br />
ursprüngliche Bundesland zurück. Das ist<br />
ein wichtiges Argument bei der Vermarktung<br />
des Standorts.<br />
Vorteil: schnelle Verfahren<br />
Obmann Bürgermeister Erich Rippl weiß,<br />
warum die INKOBA Lengau so gut funktioniert:<br />
„Insbesondere die kurze Verfahrensdauer<br />
bei der Flächenwidmung in<br />
Oberösterreich ist für die Unternehmen<br />
ein wesentlicher Standortfaktor. Beispiel<br />
KS Pharma: Erstgespräch im Dezember,<br />
Handschlag für Kaufvertragsunterzeichnung<br />
am 12. Jänner, Gemeinderatsbeschluss<br />
im Februar. Die rechtskräftige<br />
Widmung erfolgte im April. Gleichzeitig<br />
war die Einreichplanung fertig und die<br />
bau- und gewerberechtliche Verhandlung<br />
abgeschlossen. Baubeginn war im<br />
Mai und Inbetriebnahme im November.“<br />
www.standortooe.at/inkoba<br />
Kooperation ist Trumpf<br />
Kein anderes Bundesland verfügt auch nur<br />
annähernd über eine derartige Dichte von<br />
kooperierenden Gemeinden wie Oberösterreich.<br />
Mit der im Dezember 2020 gegründeten<br />
INKOBA-Region Schwanenstadt<br />
gibt es bereits 29 gemeindeübergreifende<br />
Kooperationsgemeinschaften im Land ob<br />
der Enns. 295 der 438 Gemeinden sind<br />
in INKOBA-Verbänden und Wirtschaftsparks<br />
organisiert. Das sind zwei Drittel aller<br />
Gemeinden Oberösterreichs.<br />
RECHTS: Die INKOBA Salzkammergut Nord<br />
hat im April <strong>2021</strong> einstimmig einen neuen<br />
Obmann gewählt. V. l.: Der neue Obmann, Herbert<br />
Schönberger aus der Gemeinde St. Konrad,<br />
sein Vorgänger Bürgermeister Hans Kronberger<br />
aus der Gemeinde Kirchheim und Rainer Edelsbrunner<br />
von Business Upper Austria.<br />
(© Business Upper Austria)<br />
Vorteile für Gemeinden<br />
Zahlreiche Vorteile für Gemeinden<br />
machen das INKOBA-Modell in Oberösterreich<br />
so erfolgreich, erklärt die Leiterin<br />
der Abteilung Investoren- und Standortmanagement<br />
bei Business Upper Austria,<br />
Tanja Spennlingwimmer: „Durch das<br />
gemeinsame Entwickeln, Erschließen<br />
und die gemeinsame Vermarktung von<br />
Betriebsstandorten können sich die Kommunen<br />
sowohl die Kosten als auch die<br />
Erträge teilen. Das erleichtert die Finanzierung.“<br />
Alle Gemeinden einer Region –<br />
auch jene mit geringerem Standortpotenzial<br />
– profitieren von der Aufteilung der<br />
Kommunalsteuern. Weil Schwerpunkte<br />
miteinander abgestimmt werden, werden<br />
Nutzungskonflikte und Standortkonkurrenz<br />
vermieden. Und nicht zuletzt entlasten die<br />
Synergien die Gemeinden organisatorisch.<br />
Standortagentur ist kompetenter Partner<br />
Bei all diesen Vorhaben übernimmt die<br />
oberösterreichische Standortagentur die<br />
Rolle des Förderers und Beraters. „Noch<br />
heuer werden wir einzelne Aspekte des<br />
INKOBA-Modells überarbeiten und an die<br />
aktuellen Rahmenbedingungen anpassen“,<br />
sagt Spennlingwimmer. In den vergangenen<br />
Monaten hat Business Upper<br />
Austria beispielsweise Möglichkeiten für<br />
ein steuerlich optimiertes Vorgehen analysiert.<br />
Die Plattform<br />
www.inkoba.at ist eine<br />
umfassende Wissensdatenbank,<br />
u. a. mit<br />
hilfreichen Dokumenten<br />
zum Download.<br />
KOMMENTAR<br />
VON GEORG<br />
KEUSCHNIGG<br />
RECHTS: Im Stift St. Florian<br />
erklärte Bürgermeister Christian<br />
Kolarik das INKOBA-Modell der<br />
Powerregion Enns-Steyr. Auch die<br />
INKOBA-Delegation aus Tirol war<br />
Gast. (© Business Upper Austria)<br />
Gewerbegebiete: Die oberösterreichische<br />
Politik der Flächensicherung<br />
69 Prozent der 438 oberösterreichischen<br />
Gemeinden sind Mitglied eines INKO-<br />
BA-Gemeindeverbandes (interkommunales<br />
Gewerbegebiet). Wie der frühere<br />
Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl und der<br />
Geschäftsführer von Business Upper Austria,<br />
Werner Pamminger, in einem Hintergrundgespräch<br />
mit der Tiroler Delegation<br />
berichteten, war es von Beginn an das Ziel,<br />
für die bestehenden Betriebe Erweiterungs-<br />
flächen vorzuhalten und für mögliche Neuansiedlungen<br />
Flächen rasch und zu verlässlichen<br />
Preisen verfügbar zu haben. Zudem<br />
galt es, Arbeitsplätze in die ländlichen Regionen<br />
zu bringen. Bei den erfolgreicheren<br />
INKOBAS sind die Infrastrukturinvestitionen<br />
bereits refinanziert, sodass die Gemeinden<br />
schon Rückflüsse lukrieren können.
86 tirol.ist schön<br />
tirol.ist schön<br />
87<br />
BAUMTRAUM<br />
Bäume und Fotografie haben eines gemeinsam: Sie entfalten ihre Wirkung mit der<br />
Aufmerksamkeit, die Mensch ihnen entgegenbringen. Ich mag Bäume. Sie machen mich ruhig, riechen<br />
wunderbar und lassen mich zusehen, wie sie im Wind tanzen.<br />
UNTEN:<br />
Baum mit alter Villa, Telfs<br />
(© Michael Putzlocher)<br />
DER BAUM<br />
KENNT ALLE<br />
GESCHICHTEN<br />
DIESES HAUSES.<br />
LINKS:<br />
Blätter „Unter dem Baum<br />
liegen, nach oben sehen und<br />
auf den Wind warten …“<br />
(© Michael Putzlocher)<br />
OBEN<br />
Baum mit alter Villa, Telfs<br />
(© Michael Putzlocher)
88 GemNova.inside tirol.ist schön<br />
tirol.ist schön<br />
89<br />
RECHTS:<br />
Bäume mit Ausblick<br />
ins Inntal, Weerberg.<br />
(© Michael Putzlocher)<br />
MEINE<br />
LIEBLINGSBÄUME<br />
HABEN NAMEN.<br />
WIR BEGRÜSSEN<br />
UNS, WENN WIR<br />
UNS SEHEN.<br />
OBEN:<br />
Hausbaum, Wildermieming<br />
„Unzertrennliche Freunde“<br />
(© Michael Putzlocher)<br />
LINKS:<br />
Baumhaus, Pollingberg.<br />
„Der beste Spielplatz<br />
meiner Kindheit“<br />
(© Michael Putzlocher)<br />
ZUM FOTOGRAFEN<br />
MICHAEL<br />
PUTZLOCHER<br />
Michael Putzlocher ist<br />
Fotograf und Digital Creator.<br />
Sein Studium absolvierte<br />
er an der FH Multi-<br />
MediaArt in Salzburg. In<br />
Michaels Studio in Telfs<br />
und On-Location fertigt<br />
er ausdrucksstarke,<br />
positive und wirkungsvolle<br />
Portraits für Menschen,<br />
Orte und Unternehmen.
90 tirol.Politik tirol.Politik 91<br />
ICH<br />
BRENNE<br />
Für Die<br />
gemeinde<br />
OBEN: Christoph Walch wurde<br />
als 21-Jähriger in den Gemeinderat<br />
gewählt, seit 2016 ist er nun<br />
Vizebürgermeister von Telfs.<br />
(© Mitspieler)<br />
ZUM AUTOR<br />
MAG. REINHOLD OBLAK<br />
Aufgewachsen in Kärnten studierte<br />
er an den Universitäten Wien und<br />
Perugia, Italien. Er war viele Jahre Journalist,<br />
Konzernsprecher, Vorstand und<br />
Aufsichtsrat. Seit 2018 ist er bei der<br />
GemNova für die Unternehmenskommunikation<br />
zuständig.<br />
Kontakt: r.oblak@gemnova.at<br />
Sein großes moralisches, auch politisches<br />
Vorbild war sein Opa. Damals<br />
schon Sozialdemokrat, ausgerechnet im<br />
pechschwarzen Ötztal. Das will schon<br />
was heißen. Christoph Walch selbst ist<br />
heute Vizebürgermeister in Telfs. So<br />
überraschend es dazu auch kam, so sehr<br />
brennt er für die Gemeindepolitik. Weil<br />
es die ehrlichste, die direkteste Art ist,<br />
für die Menschen da zu sein.<br />
Es wird wohl nicht viele geben, die im zarten<br />
Alter von 14 Jahren bereits einer Partei<br />
beitreten. Bei Christoph Walch war es<br />
allerdings so. „Ich komme aus einem sehr<br />
politischen Elternhaus, einem noch politischeren<br />
Großelternhaus. Mein Opa war<br />
damals einer der ganz, ganz wenigen Sozialdemokraten<br />
im Ötztal. Da gab es eigentlich<br />
nur scharfen Gegenwind, der ist sogar<br />
noch bei mir angekommen. Mein Opa war<br />
CHRISTOPH<br />
WALCH<br />
mein moralisches, mein politisches Vorbild.<br />
Er hat sein ganzes Leben lang für eine bessere<br />
Gesellschaft gekämpft. Das habe ich<br />
fast mit der Muttermilch aufgesogen.“ Mit<br />
14 Jahren tritt er also der grünen Partei<br />
bei, bei der ersten Landesversammlung<br />
wählt der junge Kerl dann auch Georg Willi<br />
zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl.<br />
„Das war für mich schon unglaublich<br />
beeindruckend, damals.“<br />
Geboren ist er ja im Ötztal, in Längenfeld,<br />
doch aufgewachsen und sozialisiert<br />
wurde Christoph Walch in Telfs. „Mein<br />
absoluter Lieblingsort, nirgendwo sonst<br />
in der Welt möchte ich leben.“ Während<br />
seiner Gymnasialzeit in Stams engagiert<br />
er sich bei der „Aktion kritischer<br />
Schüler“, das Diskutieren gefällt ihm,<br />
das Aufeinanderprallen verschiedener<br />
Meinungen.<br />
„GUTE ARBEIT IN DER GEMEINDESTUBE<br />
ALLEIN NUTZT ÜBERHAUPT NICHTS, MAN MUSS DIE<br />
MENSCHEN ERREICHEN, DIREKT BEI IHNEN SEIN.“<br />
Danach beginnt er mit dem Studium der<br />
Theologie in Innsbruck, ausgerechnet, doch<br />
irgendwann erkennt er, dass dies nicht<br />
sein Weg ist. Er arbeitet bei der Jugendwohlfahrt<br />
als Betreuer, bei den Grünen als<br />
Bezirkskoordinator, etwas später macht er<br />
sich selbstständig. Zwischenzeitlich wird<br />
er von einer Gemeindevorständin in Telfs<br />
angesprochen: ob er nicht auf ihrer Liste<br />
kandidieren möchte, gleich auf Platz zwei.<br />
„Die hat sich damals unglaublich stark für<br />
mich eingesetzt, so bin ich als 21-Jähriger<br />
doch tatsächlich in den Gemeinderat eingezogen.<br />
Das war 2004.“<br />
Lernen. Lernen. Lernen.<br />
Natürlich waren die ersten Jahre im<br />
Gemeinderat hart, sehr hart. „Wir haben<br />
da massiv Opposition gemacht, einfach<br />
versucht, unsere Anliegen durchzusetzen.<br />
Gelungen ist uns gefühlt wenig bis gar<br />
nichts. Aber ich habe in diesen Jahren<br />
fast alles über Politik gelernt. Inhaltlich,<br />
taktisch, menschlich. Das war schon sehr,<br />
sehr wichtig für mich.“<br />
Seine wichtigste Erkenntnis: „Gute Arbeit<br />
in der Gemeindestube allein nutzt überhaupt<br />
nichts, man muss die Menschen<br />
erreichen, direkt bei ihnen sein.“ Der junge<br />
Gemeinderat geht darum hinaus in den<br />
Ort, setzt sich an die Stammtische und<br />
in die Cafés, diskutiert leidenschaftlich,<br />
hört zu, macht sich die eine oder andere<br />
Notiz. Innerhalb seiner eigenen Partei<br />
wird er deshalb als „Wirtshausgrüner“<br />
bezeichnet. Christoph heute dazu: „Das<br />
kann schon stimmen. Ich fühle mich einfach<br />
an den Stammtischen wohler als im<br />
Elfenbeinturm der allwissenden Politik.<br />
Wer die Leute nicht mag, sollte nicht in<br />
die Politik gehen.“<br />
Bei der Gemeinderatswahl im Jahre 2016<br />
dann die große Überraschung: Zum einen<br />
schafft er aufgrund vieler Vorzugsstimmen<br />
den direkten Einzug in den Gemeinderat,<br />
zum anderen wird er völlig ungeplant<br />
zum Vizebürgermeister gewählt. „Da<br />
hat es im Vorfeld einige taktische Spielereien<br />
gegeben. Und wie es halt oft so<br />
ist: Wenn sich zwei streiten, freut sich<br />
der Dritte. Und so bin dann ich zu meiner<br />
großen Überraschung bei der konstituierenden<br />
Sitzung zum Vizebürgermeister<br />
gewählt worden.<br />
Was sich in der neuen Position für ihn<br />
geändert hat? „Ich erhalte mehr Informationen,<br />
darf mehr mitentscheiden, bin<br />
auch informell plötzlich besser vernetzt.“<br />
Wobei: Parteipolitik spielt in der Gemeinde<br />
eine eher untergeordnete Rolle, die Inhalte<br />
überwiegen, geht es doch um die Sache.<br />
„Ich habe zu den meisten Mandatarinnen<br />
und Mandataren ein ausgezeichnetes Verhältnis“,<br />
so Christoph Walch.<br />
Arbeiten. Arbeiten. Arbeiten.<br />
Was er insbesondere den jungen Menschen<br />
mitgeben will? „Die eigentliche<br />
Arbeit findet in den Ausschüssen statt.<br />
Da werden die Ideen eingebracht, diskutiert,<br />
da wird um eine gemeinsame Lösung<br />
gerungen. Wer wirklich etwas verändern<br />
Die Gemeindeschmiede<br />
Eine gemeinsame Initiative von Land Tirol,<br />
Tiroler Gemeindeverband und der GemNova.<br />
Ziel ist es, junge Menschen zwischen 15<br />
und 30 Jahren für die Gemeindepolitik zu<br />
begeistern. Denn genau dort können Ideen<br />
am besten eingebracht und umgesetzt werden.<br />
Unter dem Motto „Was kann i fia mei<br />
Gemeinde dia“ finden derzeit in allen Bezirken<br />
Tirols große Auftaktveranstaltungen<br />
statt. Die aktuellen Details dazu finden<br />
sich auf: www.gemeindeschmiede.at<br />
will, muss in die Ausschüsse und dort<br />
intensiv arbeiten. Wer nur bei den öffentlichen<br />
Gemeinderatssitzungen große Sprüche<br />
klopft, der ist ein PR-Politiker, der will<br />
nicht wirklich etwas bewegen.“<br />
So ist es auch kein Wunder, dass Christoph<br />
seine eigene Arbeit als Obmann<br />
des Verkehrsausschusses nicht überbewerten<br />
will: die Temporeduktion und Einführung<br />
des verpflichtenden 40ers auf<br />
Gemeindestraßen, die Begegnungszone<br />
und das Blindenleitsystem im Zentrum,<br />
der massive Ausbau des öffentlichen Verkehrs<br />
usw. „Das haben wir alle gemeinsam<br />
geschafft, einer allein kann nichts<br />
umsetzen.“ Wobei es zu alledem auch<br />
einen netten Witz gab, der in Telfs die<br />
Runde machte: „Warum man im Ort den<br />
40er eingeführt hat? Weil man aufgrund<br />
der unzähligen Schlaglöcher in den Straßen<br />
ohnehin nicht schneller fahren kann.“<br />
Natürlich will er bei der Wahl im Februar<br />
2022 wieder kandidieren, voraussichtlich<br />
sogar als Spitzenkandidat. Und ja, je<br />
mehr junge Menschen und auch Frauen<br />
sich für die Politik begeistern, desto besser.<br />
„Es ist einfach wichtig, auch heute<br />
für eine bessere Gesellschaft zu brennen,<br />
dafür zu kämpfen. Schritt für Schritt Veränderungen<br />
durchzusetzen. Es geht halt<br />
um die Sache, um die Menschen im Ort.“<br />
Das könnte auch der Opa von Christoph<br />
Walch gesagt haben.<br />
Die Gemeindeschmiede ist überparteilich,<br />
das heißt, jede und jeder kann und soll hier<br />
mitmachen. Nur wer sich engagiert, wer<br />
sich einbringt, kann auch tatsächlich etwas<br />
verändern. Was sich Ernst Schöpf, der Präsident<br />
des Tiroler Gemeindeverbandes<br />
ausdrücklich wünscht. „Junge Menschen<br />
sollen auf den unterschiedlichsten Listen<br />
kandidieren. Einfach weil dadurch die<br />
ganze Breite des politischen Spektrums<br />
abgebildet wird. Außerdem hoffe ich, dass<br />
sich insbesondere Frauen für die Gemeindepolitik<br />
begeistern, denn da gilt es noch<br />
einiges aufzuholen.“
92 tirol.Politik tirol.Politik 93<br />
TIROL FORSTET AUF<br />
3.000 BÄUME FÜR DIE<br />
GEMEINDEN<br />
Land bringt Bäume in die<br />
Gemeinden<br />
Die Gemeinden leisten einen wesentlichen<br />
Beitrag zur hohen Lebensqualität<br />
in unserem Land. Das geht von der<br />
Umsetzung wesentlicher Infrastrukturvorhaben<br />
bis hin zur nachhaltigen<br />
und klimafreundlichen Gestaltung von<br />
Lebensräumen. Um die ökologische<br />
Landschaft in den Ortschaften noch<br />
weiter zu verbessern und aufzuwerten,<br />
werden den Gemeinden vom Land Tirol<br />
im Rahmen der Aktion „Land schafft<br />
Bäume“ heimische Bäume zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Das Projekt „Land schafft Bäume“ stellt<br />
den Tiroler Gemeinden dabei heimische<br />
Einzelbäume zur weiteren Pflanzung zur<br />
Verfügung. Die Initiative hat sich als<br />
Erfolgskonzept herausgestellt: In einem<br />
ersten Schritt wurden 2019 und 2020<br />
bereits knapp 1.000 heimische Bäume<br />
für die nächsten Generationen in Tirol<br />
gepflanzt. Vor diesem erfolgreichen Hintergrund<br />
startet nun die zweite Auflage<br />
des Projektes: In den nächsten drei<br />
Jahren werden vom Land Tirol weitere<br />
3.000 Bäume – finanzielle Mittel in der<br />
Höhe von 500.000 Euro – zur Verfügung<br />
gestellt. Auch Gemeindereferent LR<br />
Johannes Tratter zeigt sich vom Erfolg<br />
der Initiative erfreut und betont vor<br />
allem die gute Zusammenarbeit mit den<br />
Tiroler Gemeinden: „Mit Unterstützung<br />
des Tiroler Gemeindeverbandes und der<br />
GemNova wurde mit ‚Land schafft Bäume‘<br />
auf Initiative des Landes ein absolutes<br />
Erfolgsprojekt ins Leben gerufen.<br />
Als Gemeindereferent gilt mein Dank in<br />
diesem Zusammenhang vor allem den<br />
Tiroler Gemeinden, die das Angebot in<br />
der Vergangenheit bereits hervorragend<br />
angenommen haben. Insgesamt wurden<br />
bisher knapp 1.000 heimische Bäume in<br />
104 Gemeinden gepflanzt – aus diesem<br />
Grund wird das Projekt weiter ausgerollt<br />
und bis zum Jahr 2024 den Gemeinden<br />
weitere 3.000 Bäume bereitgestellt.<br />
Begünstigt sind alle Tiroler Gemeinden<br />
– an dieser Stelle sind die Gemeinden<br />
erneut eingeladen, von dem Angebot<br />
Gebrauch zu machen.“<br />
Tiroler Kulturlandschaft fördern<br />
Durch die Pflanzung heimischer Bäume<br />
soll die Tiroler Kulturlandschaft aufgewertet<br />
werden. Die Bäume sollen zu<br />
einem ästhetischen Blickfang werden,<br />
zum Verweilen im Schatten einladen<br />
und die Landschaft ökologisch aufwerten.<br />
Das Land Tirol trägt die Materialkosten<br />
für die Bäume, die Gemeinden<br />
übernehmen die Pflanzung. Die einzelnen<br />
Gemeinden können wie bereits<br />
im vergangenen Projekt über die Formularanwendung<br />
im Portal Tirol die<br />
Bäume bestellen. Nach Auswahl der<br />
Bäume und der Bestellung wird das<br />
Pflanzmaterial von den Tiroler Landesforstgärten<br />
zur Verfügung gestellt und<br />
je nach gewünschtem Termin ausgeliefert.<br />
Als Förderkulisse dienen öffentlich<br />
zugängliche Bereiche, wie beispielsweise<br />
Rastplätze, Spielplätze, Wegkreuze,<br />
Bildstöcke, Wegränder, Dorfplätze, landwirtschaftliche<br />
Flächen und seit heuer<br />
auch Alleen, Parks und Gewerbegebiete.<br />
Die Auswahl der Standorte erfolgt in<br />
der Regel von der Gemeinde in Absprache<br />
mit dem Tourismusverband. An den<br />
im Rahmen der Aktion „Land schafft<br />
Bäume“ gepflanzten Bäumen werden<br />
Tafeln angebracht, auf denen das Sinnbild<br />
der jeweiligen Baumart erklärt und<br />
die Bedeutung des Projekts dargestellt<br />
wird. „Freistehende Einzelbäume haben<br />
in Tirol eine lange Tradition. Sie sind<br />
prägende Elemente unserer Kulturlandschaft<br />
und oft auch ein beliebtes Fotomotiv<br />
für Einheimische und Gäste“, so<br />
LR Tratter abschließend.<br />
Ihr LR Mag. Johannes Tratter<br />
© Land Tirol<br />
© <strong>Juli</strong>a Moll<br />
Die Tiroler Bergwälder<br />
klimafit machen<br />
Die klimatischen Veränderungen in den<br />
Alpen, die sich oftmals in einem vermehrten<br />
Aufkommen von Felsstürzen<br />
und Muren, aber auch im Gletscherschwund<br />
manifestieren, stellen nicht<br />
nur die Bewohner*innen der Region vor<br />
immer größere Herausforderungen, sondern<br />
auch den gerade in Tirol so wichtigen<br />
Tourismus. Die Effekte des Klimawandels<br />
sorgen für viel Gesprächs-,<br />
aber auch einigen Handlungsbedarf. Vor<br />
allem auch für uns Bürgermeister.<br />
Viel diskutiert wird beispielsweise über<br />
die Chancen und Risiken für einen nachhaltigen<br />
Tourismus. Und in dieser Diskussion<br />
sitzen wir in Sölden in der ersten<br />
Reihe. Der Söldener Ortsteil Vent<br />
gilt als eines der Bergsteigerdörfer des<br />
Alpenvereins ja als richtungsweisendes<br />
Paradebeispiel. Die Gefahren der Wetterextreme<br />
sind allerdings auch in nachhaltigen<br />
Tourismuskonzepten gegeben.<br />
Selbstverständlich muss man sich auch<br />
dort davor wappnen.<br />
Doch wie schützen wir uns und unsere<br />
Gemeinden vor Steinschlag, Erdrutschen<br />
und auch Lawinen? Immer schon<br />
eine zentrale Rolle nahm und nimmt der<br />
Schutzwald in Tirol ein. Eines hat sich<br />
allerdings geändert: Beim Schutzwaldmanagement<br />
müssen wir ein immer<br />
größeres Augenmerk auf Anpassungen<br />
wegen des Klimawandels richten. Nur<br />
so kann eine dauerhafte Schutzerfüllung<br />
durch den Wald gesichert werden.<br />
Ein Beispiel: Fichte und Lärche verstärken<br />
aktuell ihr Aufkommen in höheren<br />
Lagen und werden in tieferen Lagen<br />
hingegen durch wärmeliebendere Arten<br />
stärker konkurrenziert.<br />
Die Forstplanung der Tiroler Landesregierung<br />
hat in einem Bericht zum<br />
klimafitten Bergwald festgestellt, dass<br />
Expert*innen in Gebieten unter 1000<br />
Meter Meereshöhe vermehrt größere<br />
Schäden an Fichten, Kiefern, Eschen<br />
und Ulmen feststellen. Und dies ganz<br />
besonders auf nach Süden ausgerichteten<br />
Hängen. Vor allem die auch in Tirol<br />
allgegenwärtige Fichte gerät durch<br />
Trockenheit und dadurch vermehrten<br />
Borkenkäferbefall stark unter Druck.<br />
Rund 70 Prozent<br />
des Tiroler Waldes<br />
sind Schutzwald.<br />
Damit seine<br />
Funktion auch<br />
in Zukunft zu<br />
hundert Prozent<br />
gewährleistet ist,<br />
muss dies bei<br />
Waldverjüngung<br />
und Wiederaufforstung<br />
berücksichtigt<br />
werden.<br />
Denn das Bild,<br />
das wir von einem<br />
ausgewachsenen<br />
Wald haben, entsteht<br />
nicht über<br />
Nacht. Was wir<br />
heute pflanzen,<br />
bestimmt den<br />
Wald in einigen<br />
Jahrzehnten. Für<br />
die nächste Waldgeneration<br />
ist es<br />
also von entscheidender<br />
Wichtigkeit,<br />
dass wir heute<br />
die richtigen<br />
Entscheidungen<br />
treffen. Dabei sind wir auf einem guten<br />
Weg. 2019 hat der Tiroler Landtag die<br />
Initiative „Klimafitter Bergwald“ gestartet.<br />
Und Ziel dieser Initiative ist es, die<br />
Tiroler Wälder langfristig an den Klimawandel<br />
anzupassen.<br />
Die Gemeinde Sölden, der ich als Bürgermeister<br />
vorstehe, ist die flächenmäßig<br />
größte Gemeinde Österreichs.<br />
Sölden und seine Ortsteile bauen auf<br />
die Schutzwirkung der Schutzwälder.<br />
Deshalb unterstützen wir jede sinnvolle<br />
Initiative, die zur Erhaltung der Schutzwälder<br />
beiträgt. In den anderen Tiroler<br />
Gemeinden geht es meinen Bürgermeisterkolleg*innen<br />
gleich.<br />
Ihr Bgm. Mag. Ernst Schöpf<br />
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Spezialkonzept für Feuerwehrfahrzeuge<br />
inkl. Aufbauten und Ausrüstungsgegenstände.<br />
Versicherte Sparten: Kfz-Haftpflichtversicherung,<br />
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• Erhöhung der Versicherungssumme in der<br />
Haftpflichtversicherung auf EUR 20 Mio.<br />
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95<br />
NATURGEFAHREN:<br />
VORBEUGEN GIBT SICHERHEIT<br />
Sichere Lebensräume für die Bürger zu schaffen zählt für alle Gemeinden zu den wichtigsten Aufgaben der Daseinsvorsorge.<br />
Möglichen Naturgefahren – von Sturmschäden über Hangrutschungen bis hin zur Ausbreitung von<br />
Schädlingen – vorzubeugen wird in diesem Bereich immer wichtiger, denn die Risiken werden nicht zuletzt durch<br />
den Klimawandel verschärft. Der Maschinenring steht Gemeinden als erfahrener, kompetenter Partner zur Seite.<br />
(Verkehrs)sichere Bäume und Wälder,<br />
die schützen<br />
Egal ob Stadtgemeinde oder am Land –<br />
gesunde, sichere Bäume sind nicht nur<br />
als Schattenspender und liebgewonnenen<br />
Grün-Oasen wichtig, sondern eine Voraussetzung,<br />
damit der Verkehr fließen kann<br />
bzw. sich Groß und Klein unbeschwert<br />
bewegen können. Abgesehen vom Wert –<br />
ca. 4.000 Euro setzt man für einen durchschnittlichen<br />
Straßenbaum an – steht die<br />
Gefahrenvermeidung an oberster Stelle.<br />
Auch aus Rechtsgründen, denn Baumbesitzer<br />
haften für alle Schäden, die durch herabfallende<br />
Äste oder umstürzende Bäume<br />
verursacht werden – sofern sie nicht die<br />
zur Abwendung der Gefahr erforderliche<br />
Sorgfalt angewendet haben.<br />
„Diesen Bereich des „Naturgefahrenmanagements“<br />
bieten wir schon seit vielen<br />
Jahren an, 2020 setzten 26 Tiroler Gemeinden<br />
auf unseren Service. Unsere ausgebildeten<br />
Baumkontrolleure kümmern sich um<br />
das Baummonitoring, die Erstellung des<br />
Baumkatasters und natürlich um die Baumpflege,<br />
sodass die Gemeinde jedenfalls auf<br />
der sicheren Seite ist“, erklärt Baum-Experte<br />
Sven Langner vom Maschinenring.<br />
Mitarbeiter, die mitdenken<br />
Mit dem Maschinenring steht aber auch<br />
ein Partner bereit, der mit großer Erfahrung<br />
im Forstbereich tätig ist und so bei<br />
der Schutzwaldbewirtschaftung bzw. bei<br />
der Aufforstung nicht nur über fachliches<br />
Know-how, sondern vor allem auch über<br />
Mitarbeiter aus der Region verfügt. „Unsere<br />
Arbeitskräfte kommen Großteils aus<br />
der Landwirtschaft. Die enorme Bedeutung<br />
intakter Wälder für unsere Lebensqualität<br />
und das Verständnis für Abläufe<br />
und Gesetzmäßigkeiten in der Natur<br />
werden hier über Generationen gelebt“,<br />
so Maschinenring-Geschäftsführer Hannes<br />
Ziegler. Diese Kompetenz stellt der<br />
Maschinenring auch im Rahmen des Landes-Projektes<br />
„Klimafitter Bergwald“ unter<br />
Beweis, wo er für die fachgerechte Anlage<br />
von zukunftsfitten Mischwaldinseln verantwortlich<br />
zeichnet.<br />
DIE ENORME BEDEUTUNG<br />
INTAKTER WÄLDER FÜR<br />
UNSERE LEBENSQUALITÄT<br />
UND DAS VERSTÄNDNIS FÜR<br />
ABLÄUFE UND GESETZ-<br />
MÄSSIGKEITEN IN DER<br />
NATUR WERDEN HIER ÜBER<br />
GENERATIONEN GELEBT<br />
HANNES ZIEGLER<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
Im Bereich des Naturgefahrenmanagements<br />
reicht das Dienstleistungsangebot<br />
des Maschinenring jedoch viel weiter: Bahnlinien<br />
oder auch Stromleitungen werden<br />
durch Freischneiden betriebssicher gehalten,<br />
Forstwege oder Wanderwege instandgesetzt.<br />
Auch wenn es darum geht, nach Schadensereignissen<br />
umgehend Aufräumarbeiten<br />
zu starten oder längerfristig Rekultivierungsmaßnahmen<br />
in Angriff zu nehmen,<br />
hat der Maschinenring qualifiziertes Personal<br />
und die notwendigen Gerätschaften<br />
zur Verfügung. „Wir sehen uns als Partner<br />
der Kommunen und arbeiten laufend daran,<br />
genau jene Dienstleistungen anzubieten, die<br />
gebraucht werden“, so Ziegler abschließend.<br />
WWW.MASCHINENRING.TIROL<br />
Die<br />
GEMNOVA-<br />
ZWILLINGE<br />
Seit 2018 sind Yasmina und Ines bei<br />
der GemNova beschäftigt. Gut, das sind<br />
mittlerweile rund 550 andere Personen<br />
auch. Yasmina und Ines sind allerdings<br />
Zwillingsschwestern. Und sie arbeiten<br />
beide als Freizeitpädagoginnen an Innsbrucker<br />
Volksschulen.<br />
Vorab zur Vermeidung möglicher Unklarheiten.<br />
Nein, mit den „Zwillingsschwestern<br />
aus Tirol“, dem seichten Heimatfilm von<br />
Franz Antel aus dem Jahre 1992, haben<br />
Yasmina und Ines wirklich nichts zu tun.<br />
Unsere Zwillingsschwestern sind ausgebildete<br />
Kindergartenpädagoginnen, selbstbewusst,<br />
engagiert und seit 2018 hochprofessionell<br />
im Einsatz. „Ich arbeite an<br />
der Volksschule Pradl Ost, fünf Tage die<br />
Woche und freu mich jeden Tag auf die<br />
Kinder“, beginnt Yasmina, und Ines, die<br />
an der Volksschule Leitgeb in Innsbruck<br />
arbeitet, ergänzt sofort: „Weil mit Kindern<br />
zu arbeiten genau das ist, was ich von<br />
allem Anfang an unbedingt wollte.“<br />
Dass die eine einen Satz beginnt, den die<br />
andere dann sofort beendet, ist übrigens<br />
nichts Ungewöhnliches bei den Zwillingen.<br />
„Wir sind uns einfach in fast allen Dingen<br />
unglaublich ähnlich, wissen, was die andere<br />
denkt, wie es ihr geht, worüber sie sich<br />
freut. Das war schon in der Schule so, und<br />
daran hat sich bis heute nichts geändert“,<br />
sagt Yasmina. Oder hat das Ines gesagt?<br />
Vom Charakter her sind die beiden recht<br />
gut auseinanderzuhalten. Yasmina ist eher<br />
ruhig, zurückhaltend, fast schon schüchtern.<br />
Ines hingegen ist das Gegenteil, sehr<br />
offen, neigt eher in Richtung Wirbelwind.<br />
Papa aus Ägypten, Mama aus Tirol<br />
Dass sie 1997 in Innsbruck geboren wurden,<br />
kam übrigens so: „Unsere Mama<br />
hat in Ägypten einen Tauchurlaub verbracht.<br />
Dabei lernte sie Papa, der aus<br />
Kairo stammt, kennen und lieben. Darum<br />
auch ist unser Familienname Metwally.<br />
In weiterer Folge ist Papa Mama nach<br />
Innsbruck gefolgt, hier leben wir nun alle.“<br />
Wobei „alle“ noch eine dritte Schwester<br />
umschließt, Laila, das Nesthäkchen, geboren<br />
2004. Ein Drei-Mäderl-Haus also. Der<br />
Kontakt zu Ägypten ist natürlich nicht<br />
abgebrochen, jedes Jahr verbringt die<br />
Familie dort gemeinsam ihren Sommerurlaub.<br />
Schon allein deshalb, um die vielen<br />
Verwandten wiederzusehen.<br />
In Kairo lernte Ines dann auch ihren heutigen<br />
Mann – er wohnte in der gleichen<br />
Straße wie ihre Großeltern – kennen. Der<br />
wiederum hatte einen sehr guten Freund,<br />
und bald schon funkte es auch zwischen<br />
diesem und Yasmina. In weiterer Folge gab<br />
es eine Doppelhochzeit. In Ägypten, nach<br />
muslimischem Ritual. Mittlerweile sind die<br />
beiden Schwestern auch Mutter und Tante<br />
zugleich, weil beide einen Sohn zur Welt<br />
brachten. Ines 2018, Yasmina ein Jahr später.<br />
Klar, auch bei den Hobbys befinden<br />
sie sich im Einklang: Schwimmen,<br />
Familie, vor allem aber das<br />
Kochen. Vorwiegend ägyptische<br />
Küche. Mit Reis gefüllte Weinblätter,<br />
richtig gut gewürzt<br />
mit frischen Kräutern. Da<br />
rinnt einem schon das<br />
Wasser im Mund<br />
zusammen.<br />
Yasmina<br />
Hijab, keine Burka<br />
„Wir wurden von Anfang an muslimisch<br />
erzogen, sind entsprechend aufgewachsen.<br />
Dennoch können wir als Frauen<br />
selbstbestimmt über unser Leben<br />
entscheiden. Nein, das ist kein Widerspruch<br />
zum Islam.“ Wenn Ines zu diesen<br />
Erklärungen ansetzt, ist schon ein wenig<br />
Wirbelwind spürbar. „Alles andere ist ein<br />
Vorurteil, davon gibt es leider noch sehr<br />
viele.“ Auch ihre Mutter sei mittlerweile<br />
zum Islam übergetreten und selbstverständlich<br />
nach wie vor eine ausgesprochen<br />
selbstbewusste Frau. Noch ist der<br />
Wirbelwind nicht ganz verebbt, als ich meine<br />
Frage zu ihrer Kleidung, wie am Foto<br />
sichtbar, stelle: „Du kannst Kopftuch dazu<br />
sagen, auf Arabisch Hijab, und nein, das ist<br />
keine Burka. Wir tragen es, weil es unsere<br />
islamische Identität zeigt, gleichzeitig ist<br />
es auch Ausdruck unserer Religiosität“,<br />
erklärt Ines.<br />
Übrigens: Dass sowohl Yasmina als auch<br />
Ines bei der GemNova beschäftigt sind,<br />
ist auch kein Zufall. Zuerst wurde Yasmina<br />
eingestellt, sie sprach mit ihrer Zwillingsschwester,<br />
die sich gleich bewarb und wenige<br />
Tage später ebenfalls angestellt wurde …<br />
AUTOR<br />
REINHOLD OBLAK<br />
BILD: Yasmina und Ines<br />
Metwally, die beiden selbstbewussten<br />
GemNova-<br />
Zwillinge aus Innsbruck.<br />
Ihren Mädchennamen haben<br />
sie übrigens auch nach der<br />
Hochzeit behalten.<br />
(© Michael Putzlocher)<br />
Ines
96 GemNova.Menschen<br />
GemNova.Menschen<br />
WOFÜR WIR STEHEN<br />
„Wer sind wir und wie gehen wir miteinander um?“ Das war die Ausgangsbasis und zentrale<br />
Frage im Jahr 2015 bei GemNova, als man damit begann, sich mit den dazugehörigen<br />
Werten auseinanderzusetzen. Das Ergebnis waren fünf Begriffe, die inzwischen tägliche<br />
Begleiter und Basis für die Beantwortung der ursprünglichen Frage darstellen. Mitglieder<br />
des Werte-Teams wollen die fünf Werte hier erläutern und damit „die Seele“ der GemNova<br />
den Leser*innen näherbringen.<br />
1<br />
Isolde Marketz-Raggl, BSc<br />
Schulassistentin, Freizeitpädagogin<br />
& Teambetreuerin<br />
VERTRAUEN<br />
Das gegenseitige Vertrauen schafft die Basis<br />
für eine funktionierende Beziehung. Sei es in<br />
der Partnerschaft, im Freundeskreis oder im<br />
Unternehmen. Dabei ist es besonders wichtig,<br />
dass ein Unternehmen diesen Wert nicht nur<br />
beschreibt, sondern auch lebt. Bei GemNova<br />
arbeiten wir vertrauensvoll und offen miteinander,<br />
da wir der Meinung sind, dass Vertrauen<br />
das Rezept zum Erfolg ist. Vertrauen in sich<br />
selbst, in die eigenen Fähigkeiten und das Vertrauen,<br />
welches wir den anderen Mitarbeitern<br />
schenken, ermöglichen eine offene Unternehmenskommunikation<br />
und stärken das Gemeinschaftsgefühl.<br />
Als Teil des Werteteams bei<br />
GemNova ist es mir ein besonderes Anliegen,<br />
Vertrauen im Unternehmen aufzubauen und<br />
zu vermitteln. Bei meiner Arbeit mit Kindern<br />
ist Vertrauen und Zutrauen besonders wichtig.<br />
Diese Werte zu vermitteln ist eine wichtige<br />
Voraussetzung dafür, dass sich Kinder zu<br />
selbstbewussten und selbstständigen Individuen<br />
entwickeln können. Ich bemühe mich,<br />
bei meiner Arbeit als Freizeitpädagogin eine<br />
Vertrauensperson für die Kinder zu sein, um<br />
auf Augenhöhe mit ihnen zu kommunizieren.<br />
2Robert Balazinec Kollnig<br />
Koordinator Beschaffung<br />
VERANTWORTUNG<br />
Gerade das Thema Verantwortung bzw. Eigenverantwortung<br />
wurde in den letzten Monaten<br />
viel in den Medien erwähnt und wohl in jedem<br />
Freundes- und Familienkreis zuweilen heiß diskutiert.<br />
Für mich persönlich ist es auch außerhalb<br />
meines Berufs nicht nur ein Schlagwort,<br />
sondern wesentlich entscheidend, im Umgang<br />
mit meinen Mitmenschen, aber vor allem mit<br />
meinen Freund*innen und Familie Verantwor-<br />
tung zu übernehmen, damit man sich auf meine<br />
Worte und Taten verlassen kann.<br />
Auch bei der GemNova leben wir, besonders<br />
bedingt durch unsere flachen Strukturen, das<br />
Übernehmen von Verantwortung in unserem<br />
täglichen Tun. Egal ob innerhalb eines<br />
bestimmten Teams oder bei der Umsetzung<br />
von gemeinsamen Projekten, es ist immer<br />
von entscheidender Bedeutung, sich über seine<br />
Verantwortung im Klaren zu sein. Ganz<br />
besonders in der Zusammenarbeit mit Tiroler<br />
Gemeinden, wo wir eine besondere Konstellation<br />
haben, dass unsere Kund*innen zu gleichen<br />
Teilen auch unsere Eigentümer sind, und das<br />
Übernehmen der Verantwortung<br />
essenziell ist für den Erfolg<br />
eines Vorhabens. Denn<br />
schlussendlich ist es ein<br />
Kreislauf. Wir übernehmen<br />
individuell Verantwortung<br />
für uns alle als Gemeinschaft<br />
– denn wir alle<br />
sind GemNova, und wir<br />
alle sind Gemeinde.<br />
3Verena Broszio<br />
Assistentin Recht, Infrastruktur und<br />
Administration<br />
+<br />
Mag. Georg Hochfilzer<br />
Strategische Projektentwicklung<br />
AUTHENTIZITÄT<br />
4Dipl.-Soz.-Päd. Christiane Mayer<br />
Projektkoordination<br />
WERTSCHÄTZUNG<br />
Wertschätzung ist für mich persönlich eine positive Grundhaltung<br />
und ein wohlwollendes Begegnen meines Gegenübers. Wertschätzung<br />
betrifft den Menschen immer als Ganzes, sein gesamtes<br />
Wesen, unabhängig von seinen Taten oder Leistungen. Ich versuche,<br />
mein Gegenüber mit seinen positiven Eigenschaften wahrzunehmen<br />
und ihn in seinem Selbstwert zu stärken, um daraus<br />
Zuversicht und Energie zu beziehen. Somit zeige ich Interesse,<br />
Achtung und Respekt an seiner Person und nicht an seinen Handlungen.<br />
Es geht um ein Verstandenwerden meines Gegenübers.<br />
Persönlich begleitet mich dieser besonders wertvolle Wert schon<br />
ziemlich lange. Ich sehe die Wertschätzung wie eine lebensbejahende<br />
Reise, in der ich meine Persönlichkeit und meine innere<br />
Haltung entwickeln darf. Die Kunst dabei ist, immer wieder nachzuschauen,<br />
ob die Wertschätzung noch im Zentrum meines Seins ist,<br />
in meiner Seele. Und das bringt spürbare Freude und Lebenslust.<br />
Die Wertschätzung ist ein fantastischer Wegbegleiter. Als Gem-<br />
Novianerin ist es mir eine Herzensangelegenheit, meine gelebten<br />
Werte den Gemeinden weiterzugeben. Denn ein wertschätzendes<br />
und wohlwollendes Miteinander sorgt für Freude, Vertrauen und<br />
Zuversicht. Wir alle brauchen die Wertschätzung wie die Blume<br />
die Sonne, den Regen und den Boden, denn die Blüte der Blume<br />
ist das Lächeln der Pflanze. Und die wahre Wertschätzung ist das<br />
Lächeln der Menschen.<br />
Autenzität oder doch Autizität oder wie lautet dieses schwierige Wort nochmal?<br />
Authentizität, richtig. Doch was bedeutet es eigentlich genau? Wenige wissen<br />
es – und was hat dieser Wert mit einer Gemeinde zu tun? Authentizität bedeutet,<br />
sich gemäß seinen Werten, Gedanken, Emotionen, Überzeugungen und<br />
Bedürfnissen auszudrücken und dementsprechend zu handeln und sich nicht<br />
durch äußere Einflüsse bestimmen zu lassen. Gruppenzwang und Manipulation<br />
konterkarieren diese Eigenschaft. Es macht ein Unternehmen aus, wenn sich<br />
der Kern, die Kolleg*innen aus einem Konglomerat unterschiedlichster Menschen<br />
zusammensetzt, und eine jede und ein jeder sich selbst sein kann und<br />
sich nicht der Masse unterwirft, dennoch aber ein gemeinsames Ziel verfolgt.<br />
Das ist es genau, was die GemNova anstrebt und ausmacht.<br />
Ebenso ist dies in jeder Gemeinde wichtig. Sei es im Parteienverkehr, in der<br />
Verwaltung, am Bauhof oder auch in den politischen Gremien – Authentizität<br />
prägt das Gegenüber. Ist sympathisch. Ehrlich sein, selbst sein, nicht einfach<br />
blind der Masse folgen. Beginnend bei den Kolleg*innen der GemNova wird<br />
dieser Wert auch tagtäglich in die Gemeinden hinausgetragen. Denn wir alle<br />
sind Gemeinde.<br />
5<br />
DI Alois Ilmer, MEng<br />
Projektverantwortlicher Infrastruktur<br />
VIELFALT<br />
Vielfalt – man könnte auch sagen Buntheit, Reichhaltigkeit,<br />
Verschiedenartigkeit – als Wert der Gem-<br />
Nova ist eine Grundhaltung, wie wir andersartigem<br />
begegnen, wie wir uns als Teil des Ganzen<br />
wahrnehmen. Die Welt ist voll von differenzierten<br />
Strukturen und ökologischen Kreisläufen, die sich<br />
über eine lange Zeit entwickelt und sich damit eine<br />
Daseinsberechtigung erarbeitet haben. Ein offener<br />
Zugang ermöglicht neue Erfahrungen und bewegende<br />
Begegnungen. Im ersten Moment kann etwas<br />
Fremdes auch Angst machen. Dann kann ich mich<br />
entscheiden, Ablehnung oder doch ein genaueres<br />
Hinschauen, sich ein klein wenig einzulassen auf<br />
das Unbekannte und sich bereichern<br />
zu lassen von einem neuen Gedanken,<br />
Zugang oder Haltung. Vielfalt<br />
in ihrer Großartigkeit bereichert<br />
unser Leben, sie führt uns zu neuen<br />
Überlegungen und zeigt uns<br />
schlussendlich, dass wir wirklich<br />
ein Teil des Ganzen sind.<br />
97
98 tirol.kooperiert<br />
tirol.kooperiert<br />
EINE<br />
SAUBERE<br />
SACHE!?<br />
Wasser und Luft – unsere beiden wichtigsten<br />
Lebensmittel! Weil wir ohne sie gar nicht<br />
leben können, ist ein sorgsamer Umgang mit<br />
ihnen umso wichtiger. Die Experten von der<br />
Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) und Gem-<br />
Nova geben Tipps und unterstützen die Tiroler<br />
Gemeinden bei der Qualitätssicherung.<br />
Bekanntlich besteht Luft aus rund 78 Prozent<br />
Stickstoff und etwa 21 Prozent Sauerstoff.<br />
Der Rest entfällt auf CO 2<br />
(ca. 0,04<br />
Prozent), das Edelgas Argon (immerhin 0,93<br />
Prozent) und andere Gase in sehr geringer<br />
Konzentration. Neben der chemischen<br />
Zusammensetzung enthält Luft auch Staub<br />
– gerade in Tirol ist uns der föhnbedingte<br />
Saharastaub bestens bekannt – und biologische<br />
Teilchen wie Pollen, Pilze und Sporen.<br />
Und dass über die Aerosole auch Viren<br />
wie z. B. SARS-CoV-2 transportiert werden,<br />
ist uns seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie<br />
schmerzlich bewusst.<br />
So weit, so wissenschaftlich – mindestens<br />
so wichtig ist zu wissen, dass wir<br />
uns heutzutage durchschnittlich etwa 90<br />
Prozent des Tages in Innenräumen aufhalten.<br />
Nicht nur Planer und ausführende<br />
Firmen, sondern vor allem auch die Betreiber<br />
von Immobilien stehen somit vor der<br />
Herausforderung, mögliche Gesundheitsrisiken<br />
konstant gering zu halten. Wesentliche<br />
Parameter in diesem Zusammenhang<br />
sind Luftaustausch bzw. Frischluftzufuhr,<br />
Luftströme und Luftfeuchtigkeit.<br />
1<br />
FRISCHLUFTZUFUHR<br />
Eine möglichst hohe Frischluftzufuhr<br />
ist die wirksamste Methode, potenziell<br />
gesundheitsgefährdende Aerosole<br />
aus Innenräumen zu entfernen.<br />
Dabei gilt, dass ohne Wind und bei<br />
geringen Temperaturdifferenzen zwischen<br />
Raumluft und Außenluft nur<br />
ein minimaler Luftwechsel stattfinden<br />
kann. Oft scheitert die ausreichende<br />
Frischluftzufuhr aber auch<br />
daran, dass nicht genügend Fenster<br />
oder diese nicht in entsprechender<br />
Größe vorhanden sind. Und wenn<br />
doch – regulierbar ist das Raumklima<br />
durch eine rein mechanische Frischluftzufuhr<br />
immer noch nicht. Da helfen<br />
raumlufttechnische Anlagen wie<br />
kompakte Be- und Entlüftungsanlagen<br />
(mit und ohne Befeuchtung).<br />
Auch hier gilt, möglichst vom Umluftbetrieb<br />
auf 100 Prozent Außenluft<br />
umzustellen, um Gesundheitsrisiken<br />
abzufedern. Unterrichts-, Besprechungs-<br />
und Aufenthaltsräume sollen<br />
eine Stunde vor der geplanten Nutzung<br />
mit dem Nenn-Volumenstrom<br />
(m³/h) belüftet werden, während der<br />
Benützung ist regelmäßig Frischluft<br />
über die Fenster zuzuführen. Bei<br />
nicht vermeidbarem Umluftbetrieb<br />
oder wenn ein solcher mit Rücksicht<br />
auf die Energieeffizienz geboten ist,<br />
müssen tunlichst hochabscheidende<br />
Schwebstofffilter eingebaut und<br />
regelmäßig gereinigt (gewartet) werden.<br />
„Das ist eine Kernkompetenz<br />
unserer Servicetechnikerinnen und<br />
-techniker“, weiß Wolfgang Rauth<br />
vom Objekt & Facility Management<br />
Team Tirol der BIG zu berichten.<br />
RAUM-<br />
2LUFTFEUCHTE<br />
Kommen raumlufttechnische Anlagen mit eingebauter Befeuchtungsfunktion<br />
zum Einsatz, sollen sie so eingestellt werden, dass in der<br />
kalten Jahreszeit – in Tirol immerhin zumindest ein halbes Jahr –<br />
in Innenräumen eine relative Luftfeuchtigkeit von etwa 40 Prozent<br />
erreicht und gehalten wird. Trockenere Luft führt zu einer zunehmenden<br />
Austrocknung der Atemwege, feuchtere Luft ab etwa 50–55<br />
Prozent kann die Schimmelbildung begünstigen.<br />
3<br />
TRINKWASSER<br />
Gerade in Tirol wissen wir, wie gut und erfrischend unser Wasser ist.<br />
Dass es auch verderben kann, wissen die wenigsten. Unbewegtes, also<br />
stehendes Wasser ist ein guter Nährboden für Keime und Bakterien.<br />
Eine Wassertemperatur zwischen 25 und 60 Grad Celsius ist am<br />
ungünstigsten. Auch deshalb sollten Wasserleitungen alle 72 Stunden<br />
gespült werden, wenn keine Wasserentnahme stattgefunden hat. Bei<br />
Gebäuden, die wenig – oder wegen der Corona-Pandemie gar nicht<br />
– genutzt werden, sollte ein Spülplan mit entsprechender Dokumentation<br />
aufgestellt werden. Zwei Mal pro Woche für ca. zwei Minuten<br />
alle Auslässe (Wasserhähne, Schlauchanschlüsse, Duschköpfe etc.) zu<br />
spülen wird empfohlen.<br />
Will man auf Nummer sicher gehen, muss eine rechtzeitige Beprobung<br />
her. Wird dabei eine fortgeschrittene Verkeimung im Sinne einer gröberen<br />
Belastung des Trinkwassers, z. B. mit Legionellen, festgestellt,<br />
hilft oftmals als letzter Ausweg nur eine Desinfektion des gesamten<br />
Warmwassersystems, insbesondere wenn mit Aufheizen und Spülen<br />
keine Verbesserung mehr erzielt wird. Mit regelmäßigen Kontrollen,<br />
Wartungen und einem klar definierten Spülplan, der auch eingehalten<br />
und dokumentiert werden muss, sollte es gar nicht so weit kommen.<br />
Mit unserem Kooperationspartner BIG<br />
stehen wir den Tiroler Gemeinden<br />
bei diesem heiklen Thema mit unserer<br />
Expertise unterstützend zur Seite.<br />
Die BIG und wir haben kompetente<br />
Geschäftspartner wie den TÜV Austria<br />
und lokale Anbieter, die in Notlagen<br />
genauso rasch und umsichtig agieren wie<br />
bei der vorausschauenden Beprobung.<br />
MAG. NIKOLAUS KRAAK<br />
PROKURIST GEMNOVA<br />
Kontakt: n.kraak@gemnova.at<br />
ZUM AUTOR<br />
DR. WOLFGANG<br />
RAUTH<br />
Wolfgang Rauth ist Leiter des<br />
Objekt & Facility Managements<br />
der Bundesimmobiliengesellschaft<br />
in Tirol.<br />
Kontakt: wolfgang.rauth@big.at<br />
99
100 tirol.kooperiert tirol.kooperiert<br />
101<br />
Förderung für<br />
innovative<br />
öffentliche<br />
Beschaffung<br />
Ob neue digitale Services oder<br />
Investitionen für den Klimaschutz –<br />
kommunale Einrichtungen stehen<br />
immer vor neuen Herausforderungen.<br />
Das öffentliche Beschaffungsvolumen<br />
beträgt in Österreich<br />
rund 45 Millionen Euro pro Jahr.<br />
Eine hohe Summe, die idealerweise<br />
in neueste Technologien und Innovationen<br />
investiert wird.<br />
ZUR AUTORIN<br />
DR. BARBARA FRICK<br />
Dr. Barbara Frick ist Prokuristin der<br />
Cemit – speeding up innovation<br />
GmbH, welche sowohl Start-ups,<br />
Gemeinden als auch Großunternehmen<br />
im Innovationsprozess begleitet.<br />
Sie ist eine von wenigen zertifizierten<br />
IÖB-Berater*innen und Expertin im<br />
Bereich Forschung und Entwicklung.<br />
Um dies anzuregen, wurde vonseiten des<br />
Bundes die Förderschiene IÖB (Innovative<br />
öffentliche Beschaffung) ins Leben<br />
gerufen. Diese Förderung ermöglicht allen<br />
öffentlichen Körperschaften und Unternehmen,<br />
die dem Bundesvergabegesetz<br />
unterliegen, finanzielle Unterstützung für<br />
Projekte, welche die Beschaffung innovativer<br />
Produkte bzw. Dienstleistungen zum<br />
Ziel haben.<br />
Der öffentliche Sektor profitiert so von<br />
Innovationen, die zu einer Modernisierung<br />
beitragen, den Bürger*innen bessere Services<br />
anbieten oder andere Herausforderungen<br />
lösen können. Zudem nimmt der<br />
Bund auch eine Vorbildfunktion ein, indem<br />
er als Referenzkunde für den erstmaligen<br />
Einsatz der neuartigen Produkte bzw.<br />
Dienstleistungen hilft, diese zu verbessern<br />
und in den Markt zu bringen.<br />
IÖB bietet dafür eine Toolbox aus zwei<br />
Fördermodulen an. Beim Modul IÖB<br />
– Prepare geht es darum, den Markt<br />
bzw. Lösungsansätze für Herausforderungen<br />
zu sondieren. Dafür wird auf der<br />
IÖB-Innovationsplattform eine Challenge<br />
geschaltet, für die Unternehmen und<br />
Start-ups Ideen- und Lösungsvorschläge<br />
einreichen können. Das Modul wird<br />
durch eine*n externe*n Moderator*in<br />
gestaltet und durchgeführt. Förderbar<br />
sind die Kosten dieser Beratung mit<br />
bis zu 15.000 Euro und 100 Prozent.<br />
Das Modul IÖB – Transfer umfasst die<br />
Implementierung der Lösungen. Hier<br />
beträgt die Förderung maximal 90 Prozent<br />
und bis zu 100.000 Euro. Gefördert<br />
werden können Kosten für innovative<br />
Anschaffungen oder Dienstleistungen.<br />
Für Kommunen und deren Betriebe bietet<br />
diese Förderschiene eine attraktive Möglichkeit,<br />
neue Lösungen zu sondieren und<br />
innovative Produkte oder Systeme einzuführen.<br />
Lassen Sie sich von uns beraten.<br />
Als eine der wenigen Unternehmen mit<br />
einer zertifizierten IÖB-Beraterin können<br />
wir Sie auch durch den Prozess der Prepare-Phase<br />
führen – mit einer 100-prozentigen<br />
Förderung ein guter Einstieg in<br />
die Umsetzung innovativer Ideen!<br />
DER ÖFFENTLICHE<br />
SEKTOR PROFITIERT<br />
VON INNOVATIONEN,<br />
DIE ZU EINER<br />
MODERNISIERUNG<br />
BEITRAGEN, DEN<br />
BÜRGER*INNEN<br />
BESSERE SERVICES<br />
ANBIETEN ODER<br />
ANDERE HERAUS-<br />
FORDERUNGEN<br />
LÖSEN KÖNNEN.
102 tirol.kooperiert<br />
tirol.kooperiert<br />
103<br />
STÄNDIG EINEN<br />
SCHRITT VORAUS<br />
Die Comm-Unity EDV GmbH macht digital fit!<br />
Die Comm-Unity EDV GmbH entstand<br />
2001 aus einem Zusammenschluss<br />
von vier kommunalen<br />
Softwareanbietern aus der<br />
Steiermark, Kärnten und dem<br />
Burgenland. Die Wurzeln der<br />
Unternehmen reichen bis in die<br />
späten 1970er Jahre zurück.<br />
So wurden z.B. die steirischen EDV-Dienste<br />
bereits 1979 gegründet. Von Beginn an liegt<br />
der Fokus auf der Entwicklung von Gemeindesoftware<br />
und der damit verbundenen<br />
Betreuung der Gemeinden. Die Comm-Unity<br />
betreut mehr als 350 Städte, Gemeinden<br />
und Verbände in ganz Österreich – und alle<br />
profitieren sie vom jahrzehntelangen kommunalen<br />
Know-how.<br />
Seit dem Zusammenschluss 2001 hat sich<br />
die Comm-Unity zu Österreichs führendem<br />
Entwickler für innovative, maßgeschneiderte<br />
und branchenunabhängige Verwaltungslösungen<br />
entfaltet. Kaum ein anderes<br />
Unternehmen versteht es besser, komplexe<br />
Zusammenhänge – unter Berücksichtigung<br />
der aktuellen technischen Möglichkeiten –<br />
derart zu vereinfachen und für die Benutzer*innen<br />
effizient miteinander zu verknüpfen.<br />
An ihrem steirischen Hauptstandort in<br />
Lannach sowie an drei weiteren Standorten<br />
in Kärnten, Burgenland und Oberösterreich<br />
beschäftigt die Comm-Unity heute insgesamt<br />
120 Mitarbeiter*innen in den Bereichen<br />
Produkte, Dienstleistungen, Technik<br />
und Betrieb. Besonders erwähnenswert ist<br />
hierbei der hohe Mitarbeiterinnenanteil von<br />
50 Prozent – für ein IT-Unternehmen ungewöhnlich,<br />
aber der Zeit einen Schritt voraus!<br />
Wie auch das lokale Melderegister LMR!<br />
2004 startete die gemeinsame Entwicklung<br />
von LMR mit dem BM.I. Mittlerweile<br />
hat sich das LMR als “Defacto-Standard“<br />
im Bereich von Meldewesenlösungen von<br />
Österreichs Städten und Gemeinden etabliert.<br />
2.000 Gemeinden in ganz Österreich<br />
verwalten rund 6 Millionen Österreicher*innen.<br />
Und wieder einen Schritt voraus – das<br />
Wahl-Service und wahlkartenantrag.at<br />
Wie schon das LMR hat sich auch das<br />
Wahl-Service rasch als Standard etabliert.<br />
Bei Bundeswahlen werden mittlerweile<br />
mehr als 4,5 Millionen amtliche Wahlinformationen<br />
mit dem Wahl-Service<br />
bereitgestellt. Daneben hat sich die Plattform<br />
wahlkartenantrag.at zum Nummereins-Portal<br />
für elektronische Wahlkartenanträge<br />
entwickelt – z. B. mit mehreren<br />
Hunderttausend elektronischen Anträgen<br />
alleine bei der Nationalratswahl 2019.<br />
Wahl-Service und wahlkartenantrag.at –<br />
beides aus dem Hause Comm-Unity.<br />
In die Zukunft geblickt!<br />
In den letzten Jahren verlagerte sich der<br />
Fokus vom kommunalen Soft- und Hardwareanbieter<br />
hin zu einem umfassenden<br />
Digitalisierungsexperten und Komplettanbieter<br />
für branchenunabhängige Digitalisierungslösungen.<br />
Für uns bedeutet die Expertise<br />
der GemNova eine echte<br />
Steigerung in der Qualität<br />
unserer Beratungsleistungen<br />
in den Gemeinden. Die<br />
Geschwindigkeit der Weiterentwicklung<br />
unserer Software<br />
wird durch die GemNova<br />
nochmals verstärkt.<br />
HELMUT GRATZ<br />
PRODUKTMANAGEMENT<br />
Im Zentrum der Tätigkeiten steht GeOrg<br />
– der Städte- und Gemeinde-Organisator.<br />
GeOrg zeichnet sich durch seinen modularen<br />
Aufbau aus und bietet Lösungen vom<br />
Aktenmanagement über das Rechnungswesen<br />
bis hin zur Zustellung. GeOrg, die<br />
360-Grad-Verwaltungssoftware, ein auf<br />
SAP-Basis entwickeltes Komplettsystem,<br />
wurde speziell für die Verwaltung von<br />
Städten und Gemeinden entwickelt. Heute<br />
kommt GeOrg österreichweit nicht nur in<br />
Hunderten österreichischen Städten und<br />
Gemeinden – darunter auch drei Landeshauptstädten<br />
– tagtäglich zum Einsatz,<br />
sondern bildet auch die Basissoftware für<br />
unzählige Verbände und Unternehmen, die<br />
größten Wert auf revisionssichere, ortsunabhängige<br />
Prozesse und umfassenden<br />
fachlichen und technischen Support legen.<br />
GemNova & Comm-Unity – eine beispielgebende<br />
Partnerschaft für den kommunalen<br />
Markt<br />
Eines der wesentlichen Merkmale der<br />
Comm-Unity sind gelebte Partnerschaften.<br />
Ständig wachsende Herausforderungen<br />
führen dazu, dass auch wir unser<br />
Lösungsangebot laufend erweitern müssen<br />
und vor allem wollen. Dies ist oftmals<br />
nur unter Einbeziehung von starken<br />
Partner*innen möglich. Mit der GemNova<br />
haben wir genau so einen starken Partner<br />
gefunden.<br />
Beide Unternehmen gleichen sich nicht<br />
nur in ihrer Unternehmenskultur, sondern<br />
ergänzen sich auch hervorragend in der<br />
täglichen Arbeit. Die GemNova hat mit den<br />
Berater*innen in den unterschiedlichen<br />
Bereichen ein sehr breites und gleichzeitig<br />
tiefes Wissen in der Gemeindeverwaltung,<br />
das in die Weiterentwicklung der Comm-<br />
Unity-Produkte miteinfließen wird.<br />
Mit der GemNova konnten<br />
wir einen erfahrenen Partner<br />
gewinnen, der es versteht, mit<br />
Begeisterung, Einsatzbereitschaft<br />
und Professionalität seine<br />
Ziele zu verfolgen. Ich bin<br />
davon überzeugt, dass diese<br />
Partnerschaft einen langanhaltenden<br />
‚digitalen Fußabdruck‘ in<br />
Tirol hinterlassen wird.<br />
MICHAEL STARK<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
DIE COMM-UNITY EDV GMBH<br />
SOFTWAREENTWICKLER UND<br />
DIENSTLEISTER MIT JAHRZEHN-<br />
TELANGEM KNOW-HOW<br />
+ Digitale Verwaltung<br />
• GeOrg – der Städte- und Gemeindeorganisator,<br />
die flexibel kombinierbare<br />
und integrierte 360-Grad-<br />
Gemeindelösung für die digitale Verwaltung<br />
der Zukunft<br />
+ Meldewesen, Wahlen<br />
• LMR, der Österreich-Standard im<br />
Bereich Meldewesen<br />
• Wahl-Service, amtliche Wahlinformation<br />
& Wahlkartenantrag, Online-Portal und<br />
www.einfachfürdich.at in einem Service<br />
gebündelt<br />
+ Personalverrechnung<br />
und Zeitwirtschaft<br />
• Publicware-HR<br />
Dienstleistungen für eine flexible und<br />
maßgeschneiderte Personalabrechnung.<br />
Vernetzt und durchdacht für Stellenpläne,<br />
Zeiterfassung, Reisekosten<br />
und Budget<br />
+ Smarte Gemeinde<br />
• CO2Wizard<br />
„Der CO2Wizard sagt dir,<br />
wann du lüften sollst!“<br />
www.co2wizard.at<br />
• Digitale Assistenten<br />
basierend auf Künstlicher Intelligenz<br />
(KI) – maßgeschneidert für den Einsatz<br />
in der Gemeinde<br />
www.botunity.at<br />
LINKS:<br />
Die Comm-Unity<br />
wurde im Juni bei<br />
der Verleihung des<br />
Austrias Leading<br />
Companies Awards<br />
mit dem zweiten<br />
Platz in der Kategorie<br />
National<br />
– Großbetriebe<br />
ausgezeichnet.<br />
(© Comm-Unity)<br />
ZUM AUTOR<br />
MICHAEL STARK<br />
Michael Stark ist seit seinem<br />
Informatikstudium besonders<br />
mit kommunaler Software<br />
verbunden. Er befasst sich seit<br />
Mitte der 1990er Jahre mit<br />
der Entwicklung kommunaler<br />
Anwendungen (Meldewesen,<br />
Wahlen, Bau, Rechnungswesen)<br />
und hat in der Comm-Unity die<br />
Leitung der Softwareentwicklung<br />
übernommen. Seit mittlerweile<br />
mehr als zehn Jahren ist<br />
er in der Geschäftsführung mit<br />
ungebrochener Leidenschaft für<br />
IT und Digitalisierung tätig.<br />
Kontakt:<br />
office@comm-unity.at
104 tirol.modern und innovativ tirol.modern und innovativ<br />
105<br />
MEHR DORF,<br />
MEHR LEBEN,<br />
MEHR REITH<br />
„In welche Richtung soll sich Reith zukünftig entwickeln?“<br />
Diese Frage hat sich der Gemeinderat von Reith bei Kitzbühel<br />
bereits im Jahre 2018 gestellt und einen Dorferneuerungsprozess<br />
in Auftrag gegeben.<br />
BILD: Zahlreiche<br />
Reither*innen bringen<br />
ihre Wünsche und<br />
Ideen bei der Auftaktveranstaltung<br />
zur<br />
Gestaltung des Dorfes<br />
ein. (© GemNova)<br />
Was wünschen sich nun die Reither*innen?<br />
Die Bevölkerung von Reith hat in dem Prozess<br />
relativ konkrete Vorstellungen, was<br />
im Dorf zukünftig alles verbessert werden<br />
soll. Vor allem wurde mehrfach der Wunsch<br />
eines attraktiven, verkehrsberuhigten Ortskerns<br />
mit sozialem Treffpunkt und Nahversorger<br />
geäußert. Dabei wurde in mehreren<br />
Arbeitskreisen das Haus „Dorf 4“<br />
angesprochen. Dies steht im Eigentum der<br />
Gemeinde und soll laut einigen Bürger*innen<br />
weichen, um einen neuen Dorfplatz zu<br />
schaffen. Dabei wird vorgeschlagen, einen<br />
Teil des Platzes sowie den Vorbereich des<br />
Gemeindeamtes zu einem attraktiven Dorfplatz<br />
mit Bäumen als Schattenspender,<br />
Sitzmöglichkeiten und einem Trinkwasserbrunnen<br />
auszubauen.<br />
ZUR AUTORIN<br />
STEFANIE<br />
PALMA, MSC<br />
Stefanie Palma<br />
studierte an der<br />
Universität Innsbruck<br />
Geografie und<br />
Wirtschaftswissenschaften.<br />
Sie ist<br />
seit Mai 2017 in der<br />
Gemeindeentwicklung<br />
der GemNova<br />
tätig und begleitet<br />
u. a. Dorferneuerungsprozesse.<br />
Kontakt:<br />
s.palma@gemnova.at<br />
Die Bevölkerung der Gemeinde ist seit<br />
den 1960er Jahren im Wachstum, es gibt<br />
immer mehr Zuzüge aus dem Ausland,<br />
und die Prognosen zeigen auf, dass die<br />
Reither*innen immer älter werden. Vor<br />
diesem Hintergrund braucht es ein visionäres<br />
Zukunftsleitbild, das dem Gemeinderat,<br />
der Gemeindeverwaltung und der<br />
Bevölkerung bei ihren strategischen Entscheidungen<br />
als langfristige Orientierung<br />
dient. GemNova und QNA urban design<br />
architecture begleiten die Gemeinde bei<br />
dieser Aufgabe und erarbeiten gemeinsam<br />
unter Einbindung der Bürger*innen<br />
spannende Verbesserungsvorschläge für<br />
das Dorf.<br />
Bürger*innen sollen das Dorf mitgestalten<br />
Um einen erfolgreichen Bürgerbeteiligungsprozess<br />
abzuwickeln, braucht es<br />
unterschiedliche Interessenträger vor<br />
Ort. Gerade deswegen wurde die Bevölkerung<br />
in konstruktiven Arbeitskreisen<br />
und einer sehr gut besuchten öffentlichen<br />
Auftaktveranstaltung eingeladen, kreative<br />
Ideen und Maßnahmen für ein noch<br />
lebenswerteres Reith zu entwickeln. „Bei<br />
unserer Dorfentwicklung haben wir ganz<br />
bewusst die Einwohner*innen von Reith<br />
miteingebunden, denn unter ihnen gibt es<br />
viele innovative Köpfe mit zukunftsweisenden<br />
Ideen“, fasst Bürgermeister Stefan<br />
Jöchl zusammen. Gleich zu<br />
Beginn der Bürgerbeteiligung<br />
sind die Einheimischen ERGEBNISSEN EINER<br />
BASIEREND AUF DEN<br />
aufgerufen worden, an einer ÖFFENTLICHEN BEöffentlichen<br />
Befragung teilzunehmen,<br />
um ihre wich-<br />
DER FOLGE EIN ÖFFENT-<br />
FRAGUNG WURDE IN<br />
tigsten Themenbereiche (z. LICHER DORFABEND<br />
B. Nahversorgung, Raumordnung<br />
…) für den Prozess<br />
VERANSTALTET, BEI<br />
DEM DIE HERAUSFORDEfestzulegen.<br />
Eine Rücklaufquote<br />
mit 42,5 Prozent zeigt,<br />
RUNGEN DER GEMEINDE<br />
DISKUTIERT WURDEN.<br />
dass den Reither*innen die<br />
Gestaltung ihrer eigenen<br />
Gemeinde sehr am Herzen liegt. Basierend<br />
auf den Ergebnissen wurde in der<br />
Folge ein öffentlicher Dorfabend veranstaltet,<br />
bei dem die Herausforderungen<br />
der Gemeinde diskutiert wurden.<br />
Anschließend folgte eine Ideensammlung<br />
in insgesamt zehn Arbeitskreissitzungen<br />
und Vernetzungstreffen, die inhaltliche<br />
Schwerpunkte zur Vertiefung der zu bearbeiteten<br />
Themen setzten.<br />
Für das alte Feuerwehrhaus wurde im Zuge<br />
der Dorferneuerung ebenfalls ein interessantes<br />
Nachnutzungskonzept erarbeitet,<br />
welches inzwischen bereits umgesetzt<br />
worden ist. Reith steht nun seit 2020 ein<br />
Dorfladen mit Verkauf von regionalen Spezialitäten,<br />
Zeitungen, Trafik und Lottoannahmestelle<br />
zur Verfügung.<br />
In einem weiteren Arbeitskreis wurde der<br />
„Verkehr im Dorf“ diskutiert. Dabei wurden<br />
interessante Vorschläge für eine Verkehrsberuhigung<br />
im Ortskern wie auch für<br />
den Bereich rund um das Bildungszentrum<br />
ausgearbeitet. Auch kleinere Projekte,<br />
sogenannte „Quick-wins“ sind während<br />
des Prozesses realisiert worden. Dies zeigt<br />
auch das Beispiel des begehbaren Adventkalenders,<br />
der als eine sehr wichtige Veranstaltung<br />
für Reith empfunden wurde,<br />
jedoch an der Komplexität der Organisation<br />
scheiterte. Durch die Bildung eines neuen<br />
Organisationsteams konnte der Adventkalender<br />
letztendlich in einer neuen Form<br />
wieder organisiert werden. Weitere Ideenvorschläge<br />
wie die Kooperation mit dem<br />
Projekt „Computeria“ in Ellmau, die Anstellung<br />
einer neuen Dorfkoordinatorin in der<br />
Gemeinde oder die Einführung eines Vereinsstammtisches<br />
sind bereits im Gange.<br />
LOKALE AGENDA 21<br />
Die Lokale Agenda 21 ist ein Aktionsprogramm,<br />
welches nachhaltige<br />
Entwicklungsprozesse auf Gemeindeebene<br />
unter Einbezug der Bevölkerung<br />
startet. Der Dorferneuerungsprozess<br />
von Reith wurde vom<br />
Land Tirol finanziell unterstützt<br />
und von der GemNova und QNA<br />
architecture begleitet. Details zum<br />
Prozess können unter www.mehrreith.eu<br />
nachgelesen werden.<br />
Reith erhält 5.000 Euro für konkrete<br />
Projekte<br />
Im April <strong>2021</strong> zertifizierte das Land<br />
Tirol den positiv abgeschlossenen<br />
„Lokalen-Agenda-21-Prozess“ und<br />
sicherte der Gemeinde zusätzlich<br />
einen Anerkennungsscheck in<br />
der Höhe von 5.000 Euro für die<br />
erfolgreiche Arbeit zu. „Das Geld<br />
soll ebenfalls in die Realisierung<br />
konkreter Projekte fließen“, so Bürgermeister<br />
Stefan Jöchl.<br />
BILD: (© Kitzbühel Tourismus)
106 tirol.modern und innovativ ENTGELTLICHE tirol.modern GemNova.Menschen<br />
und innovativ EINSCHALTUNG 107<br />
NEUE DORFKOORDINATORIN<br />
FÜR NEUE IDEEN<br />
Ein besonders interessantes Ergebnis des Dorferneuerungsprozesses<br />
ist die Anstellung einer Dorfkoordinatorin, die das Projekt für die<br />
nächsten zwei Jahre weiterhin betreut und konkrete Ideen aus dem<br />
Prozess umsetzt. Mit 1. September 2020 hat Kerstin Erber ihre Arbeit<br />
als Dorferneuerungskoordinatorin in Reith aufgenommen und setzt sich<br />
seither maßgeblich für die Weiterentwicklung des Dorfes ein.<br />
Leistbares Wohnen für<br />
junge Menschen und junge Familien<br />
Der Siedlerbund ist ein gemeinnütziger Wohnbauträger,<br />
der seit 70 Jahren hauptsächlich in Tirol tätig ist.<br />
Laut dem Aufsichtsratsvorsitzenden MMag. Dr. Eduard<br />
Wallnöfer und dem kaufmännischen Vorstand DI (FH)<br />
Mag. (FH) Martin Mimm ist das Hauptanliegen der GHS,<br />
leistbaren Wohnraum für Gemeindebürger*innen im<br />
städtischen wie im ländlichen Raum zu schaffen sowie<br />
kommunale Einrichtungen zu entwickeln.<br />
BILD: (© Gerhard Berger)<br />
OBEN: Kerstin Erber<br />
bei ihrer Arbeit als<br />
Dorfkoordinatorin.<br />
(© Michelle Hirnsberger<br />
Fotografie)<br />
„Mein Name ist Kerstin Erber, und ich<br />
habe im September 2020 bei der Gemeinde<br />
Reith bei Kitzbühel die Position der<br />
Koordinatorin für den Dorferneuerungsprozess<br />
übernommen. Da ich selbst in<br />
Reith bei Kitzbühel lebe, war diese Stelle<br />
für mich besonders interessant. Mein<br />
Antrieb für diese Position ist und war<br />
vor allem, aktiv und voller Elan an der<br />
Gestaltung unseres Dorfes mitzuwirken<br />
sowie nachhaltige Ideen und Entwicklungen<br />
anzustoßen. Von diesen Dingen werden<br />
auch die nachfolgenden Generationen<br />
noch profitieren können!<br />
Aus meiner Sicht war es wichtig und<br />
gut, eine gesonderte Position für diesen<br />
Bereich zu schaffen, da so Ressourcen<br />
und Wissen gebündelt werden und es<br />
jemanden gibt, der auch für Kleinigkeiten,<br />
neue Projekte etc. Zeit hat bzw. Verantwortung<br />
übernehmen kann. Bislang konnten<br />
so schon viele kleinere und größere<br />
Aktionen umgesetzt werden – weitere<br />
warten (auch aufgrund der Corona-Lage)<br />
noch in der Schublade darauf, endlich realisiert<br />
zu werden.<br />
Eine meiner ersten Maßnahmen war es,<br />
Reith bei Kitzbühel im Social-Media-<br />
Bereich neu bzw. besser aufzustellen.<br />
Meine Vision ist es, Reith als lebens-<br />
und liebenswertes Dorf zu positionieren<br />
– denn das ist Reith auch. Um das<br />
umzusetzen, wurde nicht nur ein Instagram-Account<br />
erstellt, sondern auch eine<br />
Facebook-Seite. Es freut mich ganz besonders,<br />
dass sich die Kanäle nach so kurzer<br />
Zeit schon sehr großer Beliebtheit unter<br />
den Reither*innen erfreuen.<br />
Weitere Aktionen, die wir bereits umsetzen<br />
konnten, war die Einführung von „Reither<br />
Gutscheinen“ für die Gemeinde, die<br />
Etablierung eines Fotowettbewerbs, durch<br />
welchen Fotos von Reith generiert werden,<br />
die dann auch auf den eigenen Kanälen<br />
und in der Reither Zeitung verwendet werden<br />
können, sowie die Neugestaltung der<br />
Reither Zeitung selbst, welche gerade voll<br />
im Gange ist.<br />
Immer mehr fällt mir auf, wie hoch das<br />
Potenzial in der Gemeinde Reith bei Kitzbühel<br />
ist. Ohne eine Dorfpolitik und Bevölkerung,<br />
die hinter so einem Prozess steht,<br />
könnten die meisten Projekte wohl kaum<br />
umgesetzt werden. Diese Einstellung in<br />
Reith finde ich großartig, und sie bildet –<br />
meiner Meinung nach –- das Fundament<br />
für eine positive Zukunft. Viel ist schon<br />
passiert, es gibt aber noch immer viel zu<br />
tun – für ein lebens- und liebenswertes<br />
Reith bei Kitzbühel. Ich freue mich darauf!“<br />
Die GHS feiert heuer ihr 70-jähriges Jubiläum.<br />
Wie hat sich das Unternehmen entwickelt?<br />
Mimm: Wir sind sehr stolz, auf<br />
ein gesundes mittelständisches Unternehmen<br />
mit vielen langjährigen Mitarbeiter*innen<br />
herangewachsen zu sein.<br />
Wallnöfer: Der Fokus des Siedlerbundes<br />
liegt seit jeher in Stetigkeit und Beständigkeit;<br />
wir können heute auf 70 Jahre Erfahrung<br />
zurückblicken und diese ganze Erfahrung<br />
für unsere Partner verwenden.<br />
Welche Aufgabe erfüllt die GHS für<br />
Gemeinden? Wallnöfer: Wir schaffen<br />
ein Zuhause für die Bürger*innen und<br />
unterstützen die Gemeinden bei kommunalen<br />
Bauten. Es ist uns wichtig, die<br />
Projekte nach den Vorgaben und Zielen<br />
der Gemeinden partnerschaftlich mit der<br />
Gemeinde zu entwickeln und für die Menschen<br />
zu realisieren.<br />
Entwickelt die GHS „nur“ Wohnprojekte?<br />
Mimm: Die Kernkompetenz ist zweifellos<br />
die Realisierung von Wohnprojekten.<br />
Um die Frage jedoch umfassend zu<br />
beantworten – nein, wir engagieren uns<br />
auch im Bereich betreutes und betreubares<br />
Wohnen und greifen den Gemeinden<br />
ganz generell bei der Realisierung von<br />
Kommunalbauten unter die Arme.<br />
Was sind aktuell die großen Herausforderungen<br />
für einen gemeinnützigen Bauträger?<br />
Wallnöfer: Die größte Herausforderung<br />
ist die Beschaffung von Grundstücken<br />
zu den vorgegebenen Preisen der Wohnbauförderung.<br />
Oft gelingt dies nur noch in<br />
Zusammenarbeit mit Umwidmungen oder<br />
sonstigen Raumordnungsbedürfnissen auf<br />
Verkäuferseite – in allen Fällen ist dabei die<br />
gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden<br />
vital, um nachfolgend auch mit vertrauensvollem<br />
Teamwork Projekte für die Gemeindebürger*innen<br />
realisieren zu können. Die<br />
nächste Hürde – aktuell sogar noch deutlich<br />
verschärft – sind die Baukosten, wenn trotz<br />
der geforderten hohen Qualitäts-Standards<br />
noch leistbares Wohnen möglich sein soll.<br />
Worin liegt der Unterschied zwischen<br />
der GHS und anderen Bauträgern? Mimm:<br />
Im Vergleich zu anderen Bauträgern sind<br />
wir kleiner, aber dadurch auch flexibler und<br />
schneller in der Entscheidungsfindung. Die<br />
Wege zum Ziel sind daher sehr kurz. Wir<br />
entscheiden uns auch ganz bewusst für<br />
Regionalität und versuchen – wann immer<br />
möglich – die Wertschöpfung mit unseren<br />
Partnern genau dort zu generieren.<br />
Wallnöfer: Die GHS ist genossenschaftlich<br />
organisiert. Sie gehört vielen tausenden<br />
Genossenschaftern gemeinsam. Daher<br />
ist die Gemeinwohlorientierung sehr stark<br />
ausgeprägt.<br />
Wie begegnet die GHS den wachsenden<br />
Anforderungen in der Kommunikation<br />
mit den Mieter*innen/Eigentümer*innen?<br />
Mimm: Das Herzstück ist das neue<br />
Kundenportal für unsere Mieter*innen und<br />
Eigentümer*innen. Es bietet einen hohen<br />
Kundennutzen und eine rasche Kommunikation<br />
mit den richtigen Ansprechpartner*innen.<br />
Unsere Mitarbeiter*innen sind<br />
sehr bemüht, mit diesen Anliegen kompetent<br />
und hilfsbereit umzugehen.<br />
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?<br />
Mimm: Ganz ehrlich? Grundstücke zu<br />
Konditionen, die auch in Zukunft leistbares<br />
Wohnen in Tirol möglich machen.<br />
Wallnöfer: Ich wünsche mir ein Umdenken<br />
im Land. Leistbares Wohnen für junge<br />
Menschen und junge Familien muss ein<br />
ganz zentrales Thema der Zukunftsentwicklung<br />
sein – dafür brauchen wir die<br />
rechtlichen Rahmenbedingungen ebenso<br />
wie ein Verständnis für ein größeres Ganzes,<br />
das über die Interessen des Einzelnen<br />
hinausgeht. Nur wer ein Zuhause hat,<br />
kann auch daheim sein.
108 tirol.modern und innovativ<br />
tirol.modern und innovativ<br />
109<br />
ZUM AUTOR<br />
MANUEL<br />
WESTREICHER<br />
Manuel Westreicher kann auf<br />
jahrelange Erfahrung in der<br />
Videoproduktion zurückgreifen<br />
und setzt vom Sportevent bis<br />
hin zum Livestream sämtliche<br />
Themen perfekt in Szene.<br />
Neben seiner Leidenschaft für<br />
das Bewegtbild ist er Obmann<br />
des SC Sparkasse Imst 1933.<br />
BILD:<br />
Seit 2004<br />
gehört die Kamera<br />
zu unseren täglichen<br />
Begleitern.<br />
(© Jessica Wallner)<br />
Wer heute aktiv, rasch und serviceorientiert<br />
kommunizieren will, kommt am<br />
Einsatz von Video- und TV-Dienstleistungen<br />
nicht vorbei. Dabei ist die einfache<br />
Zugänglichkeit und bedarfsgerechte Aufarbeitung<br />
von Themen und Abläufen auch<br />
auf Gemeindeebene besonders wichtig. So<br />
haben Gemeinden und Unternehmen eine<br />
Vielzahl an Aufgaben und damit verbundene<br />
Kommunikationsanliegen, die durch<br />
Videos am besten abgebildet werden können.<br />
Erlebnis.film, eine Initiative von Tiroler<br />
Pionieren im Bereich der Videoproduktion<br />
zusammen mit der GemNova, bietet<br />
zukünftig Gemeinden, Tourismusverbänden<br />
und Unternehmen umfassende Serviceleistungen<br />
im Bereich Bewegtbild an.<br />
Bewegte Bilder<br />
Videos sind optimale<br />
Kommunikationsformate<br />
mit<br />
niederschwelligem<br />
Zugang für alle.<br />
Angefangen bei<br />
Livestreams bis hin<br />
zu Imagefilmen und<br />
Luftaufnahmen, mit<br />
einer durchdachten<br />
Videokommunikation<br />
sichert man den<br />
Informationsfluss<br />
an die Gemeindebürger*innen sowie an<br />
Kund*innen. Komplexe oder mehrstufige<br />
Amtsabläufe lassen sich beispielsweise<br />
in Erklärvideos perfekt erfassen und sind<br />
für Interessent*innen – sei es die Einschreibung<br />
in den Kindergarten oder das<br />
Ansuchen um ein Bauvorhaben – jederzeit<br />
abrufbar.<br />
Kommunikation auf allen Kanälen<br />
In Zeiten der digitalen Übersättigung ist es<br />
nicht nur wichtig, dass Videos gut produziert<br />
sind, sie müssen im nächsten Schritt auch<br />
die richtigen Menschen im richtigen Moment<br />
erreichen. Um beides umzusetzen, braucht<br />
es eine ganzheitliche, strategische Videokommunikation.<br />
Dabei stehen Expert*innen<br />
BILD: Livestreams sind<br />
vor allem seit vorigem Jahr<br />
immer beliebter geworden.<br />
(© Michael Putzlocher)<br />
IN ZEITEN<br />
DER DIGITALEN<br />
ÜBERSÄTTIGUNG<br />
IST ES NICHT<br />
NUR WICHTIG,<br />
DASS VIDEOS<br />
GUT PRODUZIERT<br />
SIND, SIE MÜS-<br />
SEN IM NÄCHSTEN<br />
SCHRITT AUCH DIE<br />
RICHTIGEN MEN-<br />
SCHEN IM RICH-<br />
TIGEN MOMENT<br />
ERREICHEN.<br />
aus dem Marketing-Team bei der zielgruppenorientierten<br />
Ansprache in allen Onlineund<br />
Social-Media-Kanälen zur Verfügung.<br />
Ebenfalls werden Kund*innen bei der Distribution<br />
an internationale Fernsehstationen<br />
und Tourismusverbände unterstützt.<br />
Das Team von erlebnis.film<br />
Unter anderem dürfen wir – Manuel Westreicher<br />
und Bernhard Rangger – das Team<br />
von erlebnis.film unterstützen. Gerne stellen<br />
wir ab sofort unsere jahrelangen Erfahrungen<br />
im Bereich regionales Fernsehen<br />
und Videoproduktion den Tiroler Gemeinden,<br />
Tourismusverbänden und Unternehmen<br />
zur Verfügung. So dürfen wir beispielsweise<br />
bereits seit 2004 für die Regionen<br />
Ischgl, St. Anton und Seefeld lokale TV-Programme<br />
gestalten, sowie Film- und Multimediaproduktionen<br />
umsetzen. Ab sofort<br />
verwandelt erlebnis.film mit erfahrenen<br />
Videoproducer*innen und einem Netzwerk<br />
aus Moderator*innen, Models, Übersetzer*innen<br />
und Influencer*innen Informationen<br />
in spannende und interaktive Geschehnisse,<br />
die gern gesehen und geteilt werden.
110 tirol.modern und innovativ<br />
tirol.modern und innovativ<br />
111<br />
REGIONALE ZUKUNFT GESTALTEN<br />
DIGITALISIERUNG ALS CHANCE FÜR GEMEINDEN?<br />
Das INTERREG-Projekt „Smart Villages“ bereitet Gemeinden in ländlichen Räumen darauf vor, die<br />
Chancen der Digitalisierung zu erkennen und zu ihrem Vorteil zu nutzen. Dabei wird ein partizipativer<br />
Ansatz verfolgt. Das Konzept wurde jetzt erstmals im Pitztal getestet. Digitalisierung verändert<br />
unser Leben langfristig. Durch verbesserte digitale Infrastruktur und neue Möglichkeiten zur<br />
Vernetzung entstehen Potenziale – diese gilt es besonders für Gemeinden und ländliche Regionen<br />
zu nutzen. Neben technischen Innovationen und ressourcenschonenden nachhaltigen Ansätzen liegt<br />
der Fokus insbesondere auf der aktiven Einbindung der lokalen Bevölkerung.<br />
(© Standortagentur Tirol)<br />
Digitalisierung hilft, Innovationen<br />
voranzutreiben und den<br />
Standort Tirol somit nachhaltig<br />
zu stärken. Dabei ist es wichtig,<br />
neue Technologien an die<br />
spezifischen lokalen Herausforderungen,<br />
insbesondere im<br />
alpinen Raum, anzupassen. Mit<br />
dem EU-Projekt ‚Smart Villages‘<br />
konnten wir dies gemeinsam<br />
mit den Gemeinden und<br />
der GemNova erfolgreich testen<br />
und umsetzen.<br />
DR. MARCUS HOFER,<br />
GESCHÄFTSFÜHRER STANDORT-<br />
AGENTUR TIROL<br />
Was sind Smart Villages?<br />
Smart-Village-Initiativen werden durch<br />
Mitgestaltungsprozesse in Gemeinden<br />
und ländlichen Regionen entwickelt und<br />
bauen auf bestehenden lokalen Stärken<br />
auf. Sie beruhen immer auf einem<br />
partizipativen Ansatz, der die verschiedenen<br />
Interessengruppen innerhalb der<br />
Gemeinde mit einbezieht. Diese Initiativen<br />
richten sich nach den aktuellen, potenziellen<br />
und zukünftigen Bedürfnissen der<br />
Einwohner*innen. Das Ergebnis verbessert<br />
die Qualität bestehender und neuer<br />
Dienstleistungen mittels digitaler Technologien,<br />
Innovationen und einer besseren<br />
Nutzung von Wissen. Sie tragen zu einer<br />
Aufwertung der wirtschaftlichen, sozialen<br />
und ökologischen Bedingungen bei und<br />
erhöhen die Lebensqualität der örtlichen<br />
Bevölkerung. Der partizipative Prozess<br />
stellt sicher, dass erarbeitete Strategien<br />
oder Werkzeuge an die Bedürfnisse der<br />
Nutzer*innen angepasst sind, und erhöht<br />
auch die Akzeptanz und damit die Annahme<br />
der neuen „smarten“ Lösungen.<br />
Das Pitztal als Pilotregion<br />
In einem ersten Schritt war es wichtig,<br />
ein gemeinsames Verständnis für Digitalisierung<br />
im ländlichen Raum zu generieren.<br />
Dazu wurden Expert*innen aus unterschiedlichen<br />
Bereichen eingeladen, das<br />
Themenfeld mit Gemeindevertreter*innen<br />
„Die Gemeinden vom Pitztal<br />
arbeiten bereits über den<br />
Planungsverband Pitztal eng<br />
zusammen. Digitale Projekte<br />
eröffnen eine vertiefte und<br />
sinnstiftende Zusammenarbeit<br />
für die Talgemeinschaft mit<br />
Nutzen für die Bürger*innen.<br />
MICHAEL KIRCHMAIR,<br />
PROJEKTVERANTWORTLICHER<br />
GEMEINDEENTWICKLUNG BEI<br />
DER GEMNOVA<br />
zu diskutieren. Gemeinsam mit den vier<br />
Gemeinden Arzl, Wenns, Jerzens und St.<br />
Leonhard sowie regionalen Stakeholdern<br />
wurden relevante Herausforderungen definiert.<br />
Infolgedessen sind mehrere Projekte<br />
entstanden und wurden umgesetzt. Im<br />
Bereich der Mobilität wurden mit einer<br />
App eines Tiroler Start-ups Anreize für<br />
die Nutzung einer digitale Mitfahrbörse<br />
gesetzt. Für Hoteliers und Vermieter*innen<br />
gab es eigene Workshops, bei denen<br />
Stärken und Schwächen der Digitalisierung<br />
für Tourismusbetriebe identifiziert<br />
sowie Unterstützungsmöglichkeiten zum<br />
Thema KMU digital aufgezeigt wurden.<br />
Parallel dazu wurde in einem Strategieprozess<br />
ein gemeinsames digitales Leitbild<br />
für die Region erarbeitet. Dieses beinhaltet<br />
verschiedene Szenarien mit jeweils<br />
eigenen Leitsätzen und Projekten. Die<br />
Ergebnisse wurden durch Einzelinterviews<br />
erhoben und in gemeinsamen Workshops<br />
bearbeitet. Anschließend hat die GemNova<br />
diese Ergebnisse zum Leitbild nochmals<br />
auf Gemeindeebene konkretisiert.<br />
Gemeinsam mit den Bürgermeistern<br />
und IT-Verantwortlichen der Gemeinden<br />
wurden konkrete Maßnahmenpakete<br />
geschnürt, die in drei Arbeitsgruppen zu<br />
den Themen Infrastruktur, digitales Amt<br />
und Bürgerservices umgesetzt werden.<br />
(© Land Tirol)<br />
Durch das Projekt Smart Villages<br />
haben wir Bürgermeister<br />
des Pitztals gesehen, wie vielfältig<br />
die Digitalisierungsmöglichkeiten<br />
in den Gemeinden sind.<br />
Wir haben gezielt Arbeitsgruppen<br />
gebildet, damit die Ideen zu<br />
Bürgerservices, Infrastruktur und<br />
digitales Amt in konkrete Projekte<br />
überführt werden können.“<br />
BÜRGERMEISTER<br />
ELMAR HAID,<br />
ST. LEONHARD IM PITZTAL<br />
Über das Projekt<br />
Von 2018 bis <strong>2021</strong> wurde das Konzept<br />
„Smart Villages“ in den Bereichen Mobilität,<br />
Governance, Wirtschaft, Umwelt und<br />
Lebensqualität in elf ausgewählten alpinen<br />
Pilotregionen in ganz Europa getestet.<br />
Das Projekt wird im Rahmen des INTER-<br />
REG-Alpenraumprogrammes der EU gefördert.<br />
Die Projektpartnerin Standortagentur<br />
Tirol wurde im Rahmen des Projekts von<br />
der GemNova tatkräftig in der Umsetzung<br />
unterstützt. Durch die Zusammenarbeit<br />
konnten wertvolles Know-how gebündelt<br />
und Synergien genutzt werden. Das Konzept<br />
der Smart Villages wurde dabei an<br />
den alpinen Kontext angepasst, und es<br />
wurden gemeinsame übertragbare Instrumente<br />
und politische Empfehlungen<br />
entwickelt. Es gibt ein starkes Engagement<br />
innerhalb der EUSALP, die Arbeit<br />
am Thema Smart Villages fortzusetzen<br />
und das Konzept auch für andere Regionen<br />
individuell anzuwenden. So kann das<br />
digitale Know-how künftig auch weiteren<br />
Gemeinden zugänglich gemacht werden,<br />
können Zukunftschancen identifiziert und<br />
Potenziale genutzt werden.<br />
SMART<br />
VILLAGE<br />
Die Bürgermeister haben durch<br />
den Ankauf des bestehenden<br />
Glasfasernetzes die Voraussetzung<br />
für die Digitalisierung im<br />
Pitztal geschaffen. Durch den<br />
Netzausbau und die Entwicklung<br />
von Umsetzungsprojekten<br />
kann eine umfassende Digitalisierung<br />
im Pitztal schrittweise<br />
umgesetzt werden.<br />
ING. MARKUS<br />
MAURACHER, MSC,<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
REGIONALMANAGEMENT<br />
IMST<br />
ZUR AUTORIN<br />
MAG. JULIA<br />
SCHARTING, PHD<br />
<strong>Juli</strong>a Scharting ist seit<br />
2014 in der Standortagentur<br />
Tirol als Projektmanagerin<br />
im Bereich regionale<br />
Standortentwicklung<br />
tätig. Als Geografin ist es<br />
ihre Passion, Neues in der<br />
Welt zu entdecken.<br />
Kontakt: julia.scharting@<br />
standort-tirol.at
112<br />
tirol.modern und innovativ<br />
tirol.modern und innovativ<br />
113<br />
DER WEG<br />
ZUR FUSION –<br />
WIPPTALER GEMEINDEN GEBEN VOLLGAS<br />
Vor rund einem halben Jahr fand in den drei Wipptaler Gemeinden Matrei am Brenner,<br />
Mühlbachl und Pfons die Bürgerbefragung hinsichtlich der geplanten Fusion<br />
statt, die mit einem klaren „Ja“ endete. Nun, wieder rund ein halbes Jahr später, laufen<br />
die Vorbereitungen für die Fusion in ca. sechs Monaten per 1. Jänner 2022 auf<br />
Hochtouren. Bürgermeister Alexander Woerz aus Pfons, einer der Kandidaten auf<br />
den Bürgermeisterposten der fusionierten Gemeinde, erzählt in einem Interview von<br />
den umfangreichen Vorbereitungsarbeiten.<br />
BILD:<br />
Alexander Woerz,<br />
Bürgermeister<br />
von Pfons, hat<br />
mittlerweile große<br />
Fusionserfahrung.<br />
(© GemNova)<br />
GemNova: Wie wird sich die Fusion auf<br />
die Gemeindefinanzen auswirken?<br />
Alexander Woerz: „Pro 1.000 Einwohner*innen<br />
kann ein Ort mit ca. 1,1 bis 1,2 Millionen<br />
Euro an Einnahmen aus Ertragsanteilen<br />
und Körperschaftssteuern rechnen. Über<br />
den Daumen kommt die gleiche Summe<br />
noch einmal durch Abgaben, Förderungen<br />
und Subventionen dazu. Nur zehn<br />
bis 15 Prozent davon stehen für die freie<br />
Gestaltung zur Verfügung. Richtung Fusion<br />
gedacht ergeben sich eine Reihe von<br />
Synergien, die weitaus mehr Gelder für die<br />
freie Gestaltung ermöglichen und somit<br />
der Bevölkerung zugutekommen. Sind es<br />
aktuell etwa 250.000 bis 300.000 Euro,<br />
ergibt sich für die gemeinsame Zukunft<br />
eine Summe von etwa einer Million Euro<br />
für die freie Gestaltung. Das bringt viel die<br />
mehr Schlagkraft bei Investitionen und bessere<br />
Preise durch größere Baulose.“<br />
Was hat sich nach der Volksbefragung<br />
geändert?<br />
„Das gute Verhältnis zwischen den drei<br />
Bürgermeistern ist ein Eckpfeiler für den<br />
erfolgreichen Weg Richtung Fusion. Das<br />
Ergebnis der Volksbefragung war der<br />
Startschuss für eine noch engere Zusammenarbeit.<br />
Und wir sind auf einem sehr<br />
guten Weg.“<br />
Was bedeutet dies im Detail?<br />
„Die Verwaltungsmitarbeiter*innen<br />
der drei Gemeinden haben<br />
sich die künftigen Aufgaben in<br />
der fusionierten Gemeinde aufgeteilt.<br />
Konkret nach den jeweiligen<br />
Fähigkeiten. Nun gilt es,<br />
die Zusammenarbeit bis zur<br />
Zusammenlegung zu verfeinern.<br />
Ein wichtiger Termin ist<br />
dabei der Herbst, wenn die neuen<br />
Räumlichkeiten der Verwaltung<br />
bezogen werden. Gemeinsam<br />
haben wir mittlerweile auch einen<br />
neuen Bauhofleiter eingestellt. Parallel<br />
dazu haben wir in Pfons, dem Standort<br />
des Bauhofs, eine weitere Halle angemietet,<br />
um die Herausforderungen durch<br />
die größere fusionierte Gemeinde ab<br />
nächstem Jahr stemmen zu können.“<br />
Welche zusätzlichen Änderungen kommen<br />
auf die Gemeindeverwaltung zu?<br />
„Zwei Bürgermeister fallen nach der Fusion<br />
weg. Deren Kompetenzen wandern zu<br />
Spezialist*innen in der Verwaltung bzw.<br />
im Bauhof.“<br />
Wie laufen die Umstrukturierungen?<br />
„Alles ist auf Schiene. Wir sind sehr gut<br />
auf dem Weg. Das Land Tirol betreut uns<br />
wirklich sehr gut. Und auch die Unterstützung<br />
der GemNova, mit dem wichtigen<br />
Blick von außen, ohne den wir chancenlos<br />
wären, ist extrem hilfreich. Mittlerweile<br />
sind wir in der Phase des Aufbaus der<br />
endgültigen Strukturen und dem Verfeinern<br />
der neuen Abläufe.“<br />
Wie läuft der Übergang zur fusionierten<br />
Gemeinde ab?<br />
„Am 31. Dezember werden die drei aktuell<br />
amtierenden Bürgermeister außer Dienst<br />
gestellt. Dann übernimmt für vier Monate<br />
ein Verwalter den laufenden Betrieb. Verbände,<br />
an denen nur die drei Gemeinden<br />
Matrei am Brenner, Mühlbachl und Pfons<br />
beteiligt sind, etwa der Kindergarten- und<br />
Volksschulverband, werden in die fusionierte<br />
Gemeinde eingegliedert.“<br />
Wann hat dann die neue Gemeinde<br />
wieder einen Bürgermeister und einen<br />
neuen Gemeinderat?<br />
„Die Gemeinderatswahl muss dann ehest<br />
möglich ausgeschrieben werden. Ich rechne<br />
mit einem Wahltermin Ende März/<br />
Anfang April 2022. Da sich derzeit vier<br />
Kandidaten um den Bürgermeisterposten<br />
der fusionierten Gemeinde bewerben,<br />
ist standardmäßig 14 Tage später mit<br />
einer Stichwahl zu rechnen. Außer einer<br />
der Kandidaten schafft bereits im ersten<br />
Durchgang mehr als 50 Prozent der<br />
Stimmen. Nochmals 14 Tage später wird<br />
dann der neue Bürgermeister angelobt<br />
und der Gemeinderat konstituiert. Also<br />
voraussichtlich Anfang/Mitte Mai 2022.“<br />
AUTOR<br />
MANFRED SCHIECHTL
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