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279.TIROL - Juli 2021

Ausgabe 4, Juli 2021

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1<br />

DER<br />

BÜRGERIN IST<br />

DAS WURSCHT<br />

AUSGABE 4 | JULI <strong>2021</strong><br />

ZUR KLAUSUR<br />

NACH MARIA<br />

WALDRAST<br />

REGIONALE<br />

ZUKUNFT<br />

GESTALTEN


2<br />

3<br />

ZUR BESSEREN ÜBERSICHT<br />

HABEN WIR ZWEI ZENTRA-<br />

LE SCHWERPUNKTE IN DIE-<br />

SER AUSGABE WIE FOLGT<br />

GEKENNZEICHNET.<br />

DIGITALISIERUNG<br />

Die Corona-Krise hat gezeigt, welch<br />

hohen positiven Einfluss die Digitalisierung<br />

in unser aller Leben haben<br />

kann. Alle Artikel im Magazin rund um<br />

dieses Thema sind mit diesem Icon<br />

gekennzeichnet.<br />

ZUKUNFT GEMEINDE<br />

Nur gemeinsam und in Kooperation<br />

mit Expert*innen können die aktuellen<br />

Herausforderungen in den Gemeinden<br />

gelöst werden. Sie finden alle Themen<br />

rund um die Zukunft der Gemeinden<br />

anhand dieser Kennzeichnung.<br />

Die GemNova bemüht sich um eine<br />

gendersensible Sprache in all ihren<br />

Texten. Dies umfasst die Ansprache<br />

nicht nur des männlichen und weiblichen<br />

Geschlechts, sondern auch<br />

des dritten Geschlechts. Dies sind<br />

Personen, die sich nicht in das binäre<br />

Geschlechtssystem „männlich“ und<br />

„weiblich“ einordnen lassen (wollen).<br />

Regionalität und Umweltverträglichkeit<br />

sind uns ein Anliegen.


INHALT<br />

tirol.investiert<br />

GemNova inside<br />

tirol.hat Recht<br />

tirol.traditionell<br />

tirol.ist schön<br />

20<br />

BAUBRANCHE<br />

KÄMPFT MIT<br />

HOHEN PREISEN<br />

06 Bei GemNova kann man<br />

keine Karriere machen<br />

08 Der Bürgerin ist das<br />

wurscht …<br />

34 Nationalpark Hohe Tauern<br />

50 Jahre und kein bisschen<br />

leise<br />

36 Rums, bums, rechtssicher,<br />

fertig, eh klar...<br />

64 Spannender Ausflug in<br />

die Vergangenheit<br />

86 Baumtraum<br />

tirol.Politik<br />

GemNova inside<br />

tirol.digital<br />

40 Grüne Beschaffung<br />

90 Ich brenne für die Gemeinde<br />

14 Digital kommunizieren in<br />

Gemeinden, Teil 2<br />

16 Endlich... unser erstes<br />

gemeinsames Zuhause<br />

18 Die Geschichtenerzähler*innen<br />

tirol.investiert<br />

20 Baubranche kämpft mit<br />

hohen Rohstoffpreisen<br />

tirol.kulturell<br />

43 Die lästige Kunst<br />

44 Lesestoff für heiße Tage<br />

48 Ich will Wissen vermitteln<br />

tirol.extravagant<br />

50 Wie bitte? Wie?<br />

tirol.bunt und vielfältig<br />

66 Hier kann ich ruhig schlafen<br />

tirol.sportlich und gesund<br />

68 Tiroler radeln,<br />

Tirol erradeln<br />

70 Wir würden deine Gemeinde<br />

gerne beschenken!<br />

92 Tirol forstet auf<br />

GemNova.Menschen<br />

95 Die GemNova-Zwillinge<br />

96 Wofür wir stehen<br />

56<br />

tirol.denkt weiter<br />

S DIE WIEGRENZEN<br />

SUSTAINABILITY<br />

DER SCHULEN<br />

Ucil ma quam aut fugit, et lant volor sequiatiat<br />

audant. Sequae adi tectibernam quo<br />

Man fragt sich: „Was ist Nachhaltigkeit<br />

und wer bestimmt, ob etwas nachhaltig<br />

ist ommolup oder nicht?“ tatur.<br />

22 Katastrophenmanagement:<br />

Vorbereitet für den Tag X?<br />

24 Ernstfall Blackout<br />

26 Retten Sie Leben in Ihrer<br />

Gemeinde<br />

tirol.mobil<br />

28 Eine abgefahrene Idee<br />

30 Neues Mobilitätscenter im<br />

Bürgerservice Telfs<br />

tirol.Wissen<br />

52 Land schafft Bäume<br />

tirol.sucht Menschen<br />

54 Wenn die Suche nach<br />

qualifiziertem Personal zur<br />

Herkulesaufgabe wird<br />

tirol.denkt weiter<br />

56 S wie Sustainability<br />

58 Viele Menschen können<br />

vieles ändern<br />

72 Mit dem Abenteuerexpress<br />

bewegt um die Welt<br />

tirol.bildet<br />

74 Zur Klausur nach<br />

Maria Waldrast<br />

76 Sprachliche Förderung für<br />

alle Kinder<br />

80 Netflix für Gemeinderäte<br />

82 Flexible Kinderbetreuung<br />

leicht gemacht –<br />

das Konzept Hort<br />

tirol.blickt über die Grenzen<br />

tirol.kooperiert<br />

98 Eine saubere Sache!?<br />

100 Förderung für innovative<br />

öffentliche Beschaffung<br />

102 Ständig einen Schritt voraus<br />

tirol.modern und innovativ<br />

104 Mehr Dorf, mehr Leben,<br />

mehr Reith<br />

108 erlebnis.film<br />

110 Regionale Zukunft gestalten<br />

112 Der Weg zur Fusion<br />

68<br />

tirol.sportlich und gesund<br />

TIROLER RADELN,<br />

TIROL ERRADELN<br />

Radfahren ist in seinen verschiedenen<br />

Formen in Tirol eine der meist ausgeübten<br />

Sport- und Freizeitaktivitäten. Unter<br />

anderem seit der Durchführung der UCI Radweltmeisterschaft<br />

2018 bemüht sich Tirol verstärkt,<br />

sich auch als internationale und nationale<br />

Raddestination zu positionieren.<br />

tirol.sozial<br />

84 Lernen vom Erfolgsmodell<br />

INKOBA<br />

tirol.spart<br />

32 Voranschlag und MFP (mittelfristige<br />

Finanzplanung)<br />

60 Warum wir uns bei GemNova<br />

dem Thema Pflege widmen<br />

62 Gemeinsam helfen, um<br />

Gutes zu bewirken<br />

108<br />

tirol.modern und innovativ<br />

ERLEBNIS.FILM<br />

Wer heute aktiv, rasch und serviceorientiert<br />

kommunizieren will, kommt am Einsatz von<br />

Video- und TV-Dienstleistungen nicht vorbei.


6 GemNova.inside<br />

GemNova.inside 7<br />

BEI GEMNOVA KANN MAN<br />

KEINE KARRIERE MACHEN<br />

Wenn wir dieses Magazin<br />

durchblättern, fällt uns die<br />

Vielfalt an Themen auf.<br />

Wir hoffen natürlich, dass<br />

Sie als Leser*in auch so<br />

begeistert <strong>279.TIROL</strong> lesen<br />

wie wir. Eigentlich gehen wir<br />

ja davon aus. :-) Vielfalt ist<br />

bei GemNova einer unserer<br />

fünf Werte.<br />

Wir beschäftigen Menschen aus über 30<br />

Ländern dieser Welt. Wir schauen nicht auf<br />

das Alter, die Religion, das Geschlecht, die<br />

sexuelle Ausrichtung oder die Hautfarbe.<br />

Wir machen mit dieser Buntheit die besten<br />

Erfahrungen, und wir stehen ganz klar für<br />

eine offene und vielfältige Gesellschaft.<br />

Unsere Frauenquote liegt bei 85 Prozent,<br />

und wir schütteln eigentlich alle nur den<br />

Kopf, wenn in heutigen Zeiten über gleiche<br />

Bezahlung diskutiert wird. Über eine<br />

Selbstverständlichkeit zu diskutieren, ist<br />

schon äußerst sonderbar.<br />

Neben dem Wert Vielfalt sind uns Wertschätzung,<br />

Verantwortung, Vertrauen<br />

und Authentizität wichtig. Wenn wir Menschen<br />

suchen, dann schauen wir hauptsächlich<br />

auf die gemeinsamen Werte und<br />

die Motive, wieso jemand bei uns arbeiten<br />

will. Wertschätzung, weil es auch selbstverständlich<br />

sein sollte, dass man jede*n<br />

gleich wertschätzend behandelt. Wir<br />

machen keine Unterschiede nach Rang<br />

und Funktion, jede*r ist gleich wichtig<br />

für unsere Gesellschaft. Wir übergeben<br />

Menschen Verantwortung und vertrauen<br />

ihnen dabei, dass sie diese wahrnehmen<br />

und damit umzugehen wissen. Und wir<br />

sagen: „Sei du selbst. Sei authentisch.“<br />

Zusammengefasst nennen wir das „Die<br />

Seele der GemNova“.<br />

Bei uns arbeiten viele Menschen, die diese<br />

Wertehaltung mitbringen und leben.<br />

Wir schauen auch genau darauf. Einher<br />

geht damit auch, dass wir „einen gesellschaftlichen<br />

Beitrag leisten“ als unseren<br />

Unternehmenssinn sehen. Und wir<br />

fördern aktiv noch andere Dinge: Zeige<br />

Schwächen, denn starke Persönlichkeiten<br />

zeigen Schwächen, schwache sind vermeintlich<br />

immer stark. Sei selbstreflexiv,<br />

nimm dich nicht zu wichtig und achte auf<br />

deinen Narzissmus. Kritisiere, bring Ideen<br />

ein und mach Fehler, zu denen du stehst.<br />

Streb nicht nach Karriere im klassischen<br />

Sinn, sondern entwickle dich als Mensch,<br />

als Persönlichkeit. Das ist echte Karriere.<br />

Wieso wir das heute schreiben? Aus<br />

zwei Gründen:<br />

1.<br />

Wir wollen an dieser Stelle unseren<br />

vielen Kolleg*innen unseren Dank aussprechen.<br />

Ihr seid einfach coole, individuelle<br />

und starke Persönlichkeiten, denen<br />

jede*r vertrauen kann, die wertschätzend<br />

Verantwortung übernehmen, ihre Vielfalt<br />

einbringen und dabei sie selbst bleiben.<br />

2.<br />

Ist das auch etwas, auf das sich<br />

unsere Kund*innen verlassen können. Sie<br />

haben es mit Menschen zu tun, die Verantwortung<br />

übernehmen, Fehler eingestehen<br />

und sich nicht in den Mittelpunkt<br />

drängen, sondern nur an der Sache interessiert<br />

sind: einen Beitrag zu leisten für<br />

Tirols Gemeinden. Wir sind überzeugt,<br />

das spüren unsere Kund*innen tagtäglich,<br />

wenn sie mit uns arbeiten.<br />

Herzlichen Dank und einen schönen<br />

Sommer!<br />

Alois Rathgeb<br />

Niki Kraak


8 GemNova.inside<br />

GemNova.inside 9<br />

Der<br />

Bürgerin<br />

ist das<br />

Letztes Mal habe ich über den Georg und den<br />

Karl geschrieben, wie sie sich über echte und<br />

sinnvolle Digitalisierung unterhalten haben.<br />

Mein Wissensstand ist, dass sich nun auch Karl<br />

mit seiner Gemeinde dazu entschlossen hat,<br />

echt und sinnvoll zu digitalisieren. Na ja, er hat<br />

ja dafür einen guten Partner mit einem Tiroler<br />

Dienstleister, der den Gemeinden gehört, gefunden.<br />

Dieser Geschichte lassen wir aber heute<br />

ihren Lauf. Georg und Karl werden in diesem<br />

Magazin schon wieder erscheinen und berichten,<br />

wie es ihnen damit geht.<br />

wurscht …<br />

Aber was hat das nun mit dem Wurschtigkeitsgefühl<br />

der Bürgerin auf sich? Na ja, der Bürgerin<br />

ist es eigentlich herzlich wurscht, wie die<br />

Gemeinde was macht und wie digitalisiert. Der<br />

Bürgerin ist es nur wichtig, dass alles einfach<br />

funktioniert und dass sie alles möglichst einfach<br />

bekommt, was sie von der Gemeinde will.<br />

Und damit sind wir heute beim zweiten wichtigen<br />

Thema im Zusammenhang mit echter und<br />

sinnvoller Digitalisierung: der Bürgerin (natürlich<br />

auch „Der Bürger“ und „Das Bürgerlein“).<br />

Aus unserer Sicht hat die Digitalisierung im<br />

kommunalen Bereich zwei wesentliche Ebenen:<br />

die Ebene der Verwaltung und die Ebene<br />

der Bürgerin.<br />

Es ist natürlich schön, wenn die Verwaltung<br />

durch Digitalisierung effizienter wird, aber es<br />

muss so digitalisiert werden, dass es auch bei<br />

der Bürgerin ankommt.<br />

ZUM AUTOR<br />

ALOIS RATHGEB<br />

Alois Rathgeb ist Gründer und<br />

Geschäftsführer der GemNova.


10 GemNova.inside<br />

GemNova.inside 11<br />

Was meine ich mit „bei der Bürgerin<br />

ankommt“? Es ist ja derzeit offenbar<br />

in, alle möglichen Apps, Anwendungen,<br />

Karten für die Bürgerin zu produzieren.<br />

Kommunikations-App, Müllkarte,<br />

Gutscheine, Beschwerde-App, Kindergartenanmeldeplattform<br />

u. v. m. Wenn<br />

das so weitergeht, dann kommt diese<br />

Digitalisierung bei der Bürgerin eben<br />

nicht an. Irgendwann wird die Bürgerin<br />

– nennen wir sie jetzt einfach mal Lisi<br />

–, also die Lisi wiederum sagen: „Liebe<br />

Gemeinde, mir ist es jetzt echt wurscht.<br />

Ich verzichte auf dieses ganze Wirrwarr,<br />

ich kenn mich nicht mehr aus.“<br />

Da hat sie ja gar nicht ganz so unrecht.<br />

Aber was erwartet sich nun Lisi und wie<br />

könnte man vorgehen?<br />

Die Lisi erwartet sich auf jeden Fall Einfachheit.<br />

Einmal registrieren und aus. Die<br />

Lisi will nicht laufend Apps downloaden,<br />

mehrere Karten mit sich rumschleppen<br />

und in unterschiedlichen Anwendungen<br />

sich registrieren und wieder Datenbanken<br />

befüllen.<br />

Dabei findet man die Lisi ja sehr eindeutig<br />

im Zentralen Melderegister (ZMR). Dort ist<br />

sie mit all ihren Daten vorhanden, sogar<br />

eindeutig vorhanden. Und wenn die Lisi<br />

eine Firma hat, dann ist sie im Unternehmensregister<br />

(UR) auch mit der Firma<br />

eindeutig vorhanden. Und wenn sie<br />

ein Haus hat, das ihr gehört, ist sie im<br />

Adress-, Gebäude- und Wohnungsregister<br />

(AGWR) und im Grundbuch eindeutig vorhanden.<br />

Also alles da, eindeutig da.<br />

Das heißt nun theoretisch: Die Lisi könnte<br />

sich in einer Anwendung einmal einloggen<br />

bzw. registrieren. Künftig mit der Austria-ID.<br />

Das System greift auf die Register zu und<br />

erkennt Lisi. Fast schon persönlich. Und in<br />

dieser Anwendung kann Lisi dann auf alles<br />

zugreifen, was die Gemeinde an Leistungen<br />

zur Verfügung stellt. Wie würde Karl<br />

dazu sagen:<br />

Rums.<br />

Bums. Fertig.<br />

Eh klar !<br />

Die Leistungen der Gemeinde gliedern sich<br />

dabei in drei Hauptkategorien:<br />

+ E-Government-Anwendungen (Meldezettel,<br />

Bauakt u. v. m.)<br />

+ Müll (Müll deshalb separat, weil dieser<br />

nicht personenbezogen, sondern<br />

eigentümerbezogen ist)<br />

+ Serviceleistungen der Gemeinde<br />

(Schwimmbadeintritte, Rückvergütungen,<br />

Liftkarten, Gutscheine zur Belebung<br />

der heimischen Wirtschaft, Jubiläumsgelder<br />

u. v. m.)<br />

Die Drei Module<br />

einer Gemeindekarte<br />

Durchgängige Digitalisierung<br />

Müll Dienstleistungen E-Government<br />

Die Gemeindekarte/<br />

das Gemeindeportal als<br />

zentrales Medium für<br />

Gemeindeprozesse und<br />

Dienstleistungen.<br />

+ Besonderheit der<br />

hoheitlichen Abgaben<br />

+ Liegenschaftsbezogen,<br />

nur für Eigentümer<br />

+ Zutrittssystem<br />

Recycylinghof<br />

+ Verwiegung am<br />

Recyclinghof<br />

+ Müllsäcke-Automat<br />

+ Unterschiedliche Vergünstigungen<br />

und Vorteile<br />

für Bürger*innen<br />

+ Anbindungen von<br />

anderen Institutionen<br />

(u. a. Kaufmannschaft,<br />

TVB etc.)<br />

+ Zutrittsberechtigungen<br />

+ Regionalwährung<br />

+ Service für Bürger*innen<br />

+ Darstellung von kommunalen<br />

Belangen<br />

+ Einbringungen von<br />

Bürgeranliegen<br />

+ Einsicht in Akten<br />

+ Nachrichtenportal<br />

AGWR GB ZMR UR<br />

VERWALTUNG<br />

FINANZ LOHN BAUAMT<br />

DATEIABLAGE BILDUNG<br />

ETC.<br />

E-GOVERNMENT<br />

BÜRGER<br />

SERVICES FÜR<br />

EIGENTÜMER<br />

SERVICES FÜR<br />

BÜRGER<br />

Um das zu verwirklichen, benötigt es<br />

eine Basistechnologie, die all diese Dinge<br />

machbar werden lässt. Diese Basistechnologie<br />

können wir, gemeinsam mit<br />

unserem Partner brain behind zur Verfügung<br />

stellen. Derzeit als nahezu einzige<br />

Technologie in ganz Österreich.<br />

Was kann nun die Lisi damit machen,<br />

wenn das mal alles läuft? Dazu ein paar<br />

kurze Anwendungsbeispiele.<br />

Als Erstes bekommt Lisi ein Schreiben von<br />

der Gemeinde mit einer Karte (oder eine<br />

Einladung, sich einmalig zu registrieren, und


12 GemNova.inside<br />

GemNova.inside 13<br />

sie bekommt dann die Karte). Lisi tut das<br />

natürlich und kann ab jetzt auf alles zugreifen<br />

(künftig natürlich auch mit Mobiltelefon<br />

oder Uhr etc.).<br />

Lisi sieht, dass man auf der Plattform die<br />

Jahreskarte für das Schwimmbad kaufen<br />

kann. Das tut sie, und das System sagt Lisis<br />

Gemeindekarte, dass sie ab jetzt damit ins<br />

Schwimmbad darf. Also keine eigene Karte,<br />

sondern die Gemeindekarte macht das<br />

ab jetzt.<br />

Lisi ist Leiterin der Bücherei, und die<br />

Gemeinde hat ein elektronisches Schloss.<br />

Lisis Gemeindekarte weiß das und öffnet<br />

die Tür zur Bücherei.<br />

Lisi braucht Müllsäcke und geht zum<br />

Gemeindemüllsackautomaten, kurz GEM-<br />

SA, hält ihre Gemeindekarte hin und holt<br />

sich zehn Säcke raus. Fünf davon kostenlos,<br />

fünf werden mit der nächsten Vorschreibung<br />

verrechnet.<br />

Die Gemeinde will die heimische Wirtschaft<br />

nach Corona fördern und stellt jeder Bürgerin<br />

einen 100-Euro-Gutschein zur Verfügung.<br />

Das wird auf die Gemeindekarte<br />

von Lisi gebucht. Lisi kann damit in allen<br />

Betrieben im Ort bezahlen (direkt bei der<br />

Bankomatkasse, wie mit einer Debitkarte).<br />

Und Lisi hat zwei Söhne, Karl und Georg,<br />

und die gehen nächstes Jahr in den Kindergarten.<br />

Lisi steigt in die Anwendung ein,<br />

klickt die Namen ihrer beiden Spitzbuben an<br />

und meldet diese für den Kindergarten an.<br />

Lisi meint, als sie das nächste Mal<br />

die Bürgermeisterin trifft: „Des is mir<br />

jetzt nimmer wurscht. Des is a Wahn-<br />

sinn, was ihr da macht. Geh …“, oder so.<br />

Da müssen wir ihr natürlich Recht geben,<br />

das sehen wir auch so. Echt und sinnvoll<br />

ist das Ganze auf jeden Fall. Aus diesem<br />

Grund möchten wir allen Gemeinden diese<br />

Möglichkeit geben, dass sie einen Schritt in<br />

diese Richtung gehen können. Einfach und<br />

kostengünstig sich zumindest die Voraussetzungen<br />

zu schaffen, künftig mit EINER<br />

Anwendung viele Leistungen den Lisis der<br />

Gemeinde zur Verfügung zu stellen.<br />

Diese Anwendung wird ein Portal, an welches<br />

jede Gemeinde schnell und einfach<br />

andocken wird können. Durch eine Gesamtlösung<br />

wird es für einzelne Gemeinden<br />

natürlich günstiger. Leistungen, die es in<br />

der Gemeinde A gibt, kann die Gemeinde<br />

B einfach übernehmen und auf ihre Bedürfnisse<br />

anpassen. Somit setzen wir auf EINE<br />

Technologie. Und zwar auf die nahezu einzige,<br />

die das alles abbilden kann. Damit sparen<br />

wir Unmengen an Geld, wenn nicht jede<br />

Gemeinde für sich etwas aufbaut. Die Lisi<br />

würd’s freuen.<br />

Des ist mir<br />

jetzt nimmer<br />

wurscht. Des is a<br />

wahnsinn.<br />

„Ja, aber“, sagt Bürgermeisterin Angelika,<br />

„ich habe ja schon eine Müllkarte.“ „Kein<br />

Problem“, sagen wir. „Melde dich bei uns,<br />

wir packen das in eine Gesamtlösung, die<br />

zukunftsfähig ist.“ „Normale“ Müllkarten<br />

sind darauf natürlich nicht vorbereitet.<br />

„Und die Kommunikation mit den Bürgerinnen?“<br />

Eh klar, die geht dann auch über die<br />

Anwendung oder eine App. „Und damit kann<br />

ich wirklich auch ins Parkhaus fahren?“ Ja,<br />

eh klar, der Schranken muss nur mit der<br />

Karte kommunizieren, ganz einfach. „Und<br />

ich kann dann in meinen Bauakt Einsicht<br />

nehmen?“ Ja, schon, wenn du GeOrg als<br />

Kommunalsoftwarelösung hast, dann<br />

ist das recht einfach zu lösen. „Und<br />

…?“ Ja, das geht auch.


14 tirol.digital<br />

tirol.digital<br />

15<br />

DIGITAL<br />

KOMMUNIZIEREN<br />

IN GEMEINDEN<br />

Teil 2: Kommunikation<br />

DIE LEHRE DARAUS:<br />

1. Wer aktiv kommuniziert,<br />

sollte sein Gegenüber kennen.<br />

Oder umgekehrt, wer sich konstruktiv einbringen möchte,<br />

braucht sich nicht in der Anonymität des Netzes zu verstecken.<br />

2. Es ist gefährlich,<br />

Meldungen unverzüglich und<br />

ungefiltert online zu stellen.<br />

Ging es im ersten Teil um die rasche und zielgerichtete Information in Richtung Bürger*in,<br />

liegt der Fokus diesmal auf deren aktiver Einbindung. Die einseitige Information wird durch<br />

die Komponente des beiderseitigen Dialoges ergänzt. Auch dabei stellt die Digitalisierung jene<br />

Instrumente und Prozesse zur Verfügung, die eine aktive Partizipation, Vernetzung und die<br />

dafür nötige Transparenz ermöglichen.<br />

ZUM AUTOR<br />

MAG. MARTIN WEX<br />

Martin Wex ist seit 2019 bei der<br />

GemNova im Bereich Digitalisierung<br />

tätig. Darüber hinaus ist er<br />

Landtagsabgeordneter und Vizebürgermeister<br />

von Schwaz.<br />

Kontakt: m.wex@gemnova.at<br />

Externe Kommunikation<br />

Spätestens, als sich das Internet Mitte der<br />

2000er Jahre zum „Mitmach-Web“ weiterentwickelte<br />

(Stichwort: Web 2.0), eröffneten<br />

sich auch für die Kommunikation zwischen<br />

den Gemeinden und deren Bürger*innen<br />

neue Möglichkeiten.<br />

Web 1.0<br />

Erste Erfahrungen im Web 2.0 haben wir<br />

in Schwaz mit einem elektronischen Tage-<br />

buch auf der Website der Stadt gemacht.<br />

Gut gemeint, mussten wir aber alsbald<br />

auch unliebsame Einträge zur Kenntnis neh-<br />

men. Schließlich musste das Tagebuch vom<br />

Netz genommen werden, da es auch für<br />

Verleumdungen und für bewusste Desinformation<br />

missbraucht wurde. Ähnlich erging<br />

es uns mit der Applikation „Buergermeldungen.com“.<br />

Ungeschult kam es vonseiten der<br />

Beamtenschaft zu unliebsamen Überreaktionen<br />

gegenüber den ungefilterten Meldungen<br />

von Bürger*innen. Ungeklärt war<br />

zudem damals auch noch, wer innerhalb<br />

der Gemeinde nach außen kommuniziert.<br />

Letztlich wurde das Projekt vom Bürger-<br />

meister eingestellt.<br />

Web 2.0<br />

Zwischenzeitlich ist eine Registrierung der<br />

User zum Standard geworden. Sie reicht<br />

vom unsicheren einfachen Opt-in (einmalige<br />

Zustimmung mittels Checkbox oder<br />

Angabe einer Mailadresse) bis zum eher<br />

sicheren „Double-Opt-in“, bei dem der Eintrag<br />

in die Datenbank durch einen zweiten<br />

Schritt bestätigt werden muss. Meist wird<br />

hierzu eine E-Mail-Nachricht mit der Bitte<br />

um Bestätigung an die eingetragene Kontaktadresse<br />

gesendet. Onlineredaktionssysteme<br />

ermöglichen die Kontrolle der freizugebenden<br />

Beiträge.<br />

Gab es früher Einschulungen für das richtige<br />

Formulieren von Briefen und die höfliche<br />

Ansprache am Telefon, so müssen<br />

diese nun um die Onlinekommunikation<br />

erweitert werden. Dies ist umso wichtiger,<br />

da Onlinenachrichten meist sehr zeitnah<br />

erfolgen, von verschiedenen Stellen verfasst<br />

und über einen erweiterten Empfängerkreis<br />

verfügen. Eine klare Aufteilung der<br />

Aufgaben und eine Schulung der Mitarbeiter*innen<br />

sind dazu nötige Voraussetzungen.<br />

Dies beginnt bei der Formulierung von<br />

E-Mails und endet in der laufenden Betreuung<br />

von Social-Media-Einträgen. Denn auch<br />

Kommentare auf Postings der Gemeinde<br />

3. Wer, wann, wie kommuniziert,<br />

muss gelernt sein, auch gemeindeintern.<br />

dürfen nicht unbeobachtet bleiben.<br />

Der eigentliche Mehrwert von Web-2.0-Anwendungen<br />

liegt jedoch nicht in der direkten<br />

Kommunikation, sondern im Aufbau und<br />

der Nutzung von Plattformen, auf denen<br />

sich Gleichgesinnte austauschen und Mitstreiter<br />

für ihre Ideen gewinnen können. Im<br />

besten Fall auch die Entscheidungsträger<br />

der Gemeinde. Eine gelungene Anwendung<br />

einer Bürgerbeteiligung ist die „Ideenplattform<br />

Mannheim“. Für die Verwaltung bietet<br />

die Ideenplattform die Chance, mehr über<br />

die Ideen der Bürger*innen zu erfahren und<br />

relevante Themenfelder zu identifizieren.<br />

Glaubt man diversen Jugendstudien, treten<br />

Werte wie Solidarität, Teilhabe und Engagement<br />

anstelle von Egoismus und Selbstdarstellung.<br />

Das ist erfreulich und sollte von<br />

den Gemeinden aktiv digitale Beteiligungsinstrumente<br />

gefördert werden.<br />

Interne Kommunikation<br />

Verändert hat sich nicht nur die Kommunikation<br />

der Gemeinde mit ihren Gemeindebürger*innen,<br />

sondern auch jene innerhalb<br />

der Gemeinden selbst, ihrer Abteilungen<br />

sowie mit den vor- und nachgelagerten<br />

Stellen. Sicherlich hat die Pandemie und<br />

das oftmals damit verbundene Homeoffice<br />

die Bereitschaft zur Verwendung<br />

neuer digitaler Kommunikationsformen<br />

gesteigert. Videokonferenzen sind zum<br />

täglichen Begleiter geworden. Gemeinden<br />

investieren in Übertragungstechnologien.<br />

Die TGO (Tiroler Gemeindeordnung) wurde<br />

dafür novelliert.<br />

Ganz im Sinne der echten und sinnvollen<br />

Digitalisierung begleiten wir Gemeinden<br />

gerne bei der Umstellung zu einer<br />

digitalen Kommunikationslösung. Unsere<br />

Kolleg*innen aus dem OpenDigital-Team<br />

unterstützen dabei mit ihrer umfangreichen<br />

Expertise im Bereich Digitalisierung.<br />

Hier geht's zum<br />

Erklärvideo zur Ideenplattform<br />

Mannheim


16 tirol.digital<br />

tirol.digital<br />

ENDLICH...<br />

2<br />

17<br />

... UNSER ERSTES GEMEINSAMES ZUHAUSE<br />

Seit März <strong>2021</strong> setzt nun die Gemeindeverwaltung<br />

Kaltenbach in Kombination mit GeOrg auch GISela, die GIS-<br />

Lösung von GISquadrat ein.<br />

GemNova hat sich für die Softwarelösung GISela entschieden, da diese alle in einer<br />

Gemeinde benötigten Geoinformationsanwendungen integriert anbietet. Von klassischen<br />

Fachschalen für Wasser, Kanal und Grundstücke über Wartungsbuch bis zu<br />

Anwendungen zur Visualisierung von Daten aus den zentralen Registern und aus GeOrg.<br />

Darüber hinaus sind GISela und GeOrg direkt ineinander integriert. Ein nahtloser<br />

Übergang zwischen den Programmen wird durch die direkten Integrationen zwischen<br />

den beiden Programmen gewährleistet.<br />

1<br />

GeOrg und Gisela<br />

haben nun ihre<br />

erste gemeinsame<br />

Wohnung in Tirol<br />

bezogen.<br />

Sie unterstützen nun gemeinsam<br />

die Gemeinde Kaltenbach bei den<br />

Verwaltungsprozessen. GeOrg<br />

liefert die Daten und Gisela bildet<br />

diese in ihrem System ab.<br />

3<br />

Der Vorteil für die Gemeinden ist<br />

nun, dass sie nicht nur die Daten<br />

haben, sondern diese auch visualisiert<br />

darstellen können.<br />

ZUR AUTORIN<br />

DIPL.-KFR.<br />

VERENA KAISER<br />

Verena Kaiser ist Projektverantwortliche<br />

im Team Digitalisierung<br />

und seit 2020 bei der GemNova.<br />

Kontakt: v.kaiser@gemnova.at<br />

4So können beispielsweise Leerstände<br />

einer Gemeinde auf<br />

Gebäudeebene angezeigt werden.


18 tirol.digital tirol.mobil tirol.digital<br />

19<br />

Die geschichtenerzähler*innen<br />

Im Gespräch mit Michael Ölhafen (Geschäftsführer Locandy), Dr. Barbara Thaler (Kunsthistorikerin),<br />

<strong>Juli</strong>enne Schult (Biologin & Germanistin) und Prof. Dr. Thorsten Schwerte (Zoologe an der<br />

Universität Innsbruck)<br />

Locandy beschäftigt sich sehr viel mit<br />

Storytelling. Diesen Begriff hört man<br />

immer wieder, aber was ist das denn<br />

eigentlich genau?<br />

<strong>Juli</strong>enne Schult: Storytelling ist eigentlich<br />

nichts Neues. Geschichten zu erzählen,<br />

um eine Botschaft zu vermitteln, ist tief in<br />

unserer Gesellschaft verwurzelt. In den letzten<br />

Jahren hat sich der Begriff Storytelling<br />

jedoch vor allem als eine Marketingmethode<br />

etabliert. Dabei werden Geschichten über<br />

ein Produkt oder ein Unternehmen erzählt,<br />

und durch die Geschichten soll so eine persönliche<br />

Beziehung hergestellt werden.<br />

In der Recherche für dieses Gespräch bin<br />

ich immer wieder auf die Heldenreise als<br />

ein weltweites Grundmuster für Mythologien<br />

gestoßen. Ist das auch im modernen<br />

Storytelling, das du beschreibst,<br />

relevant?<br />

<strong>Juli</strong>enne Schult: Die Dramaturgie ist ein<br />

essenzieller Bestandteil jeder Geschichte.<br />

Bereits Aristoteles hat Geschichten auf ihre<br />

Struktur untersucht und festgestellt, dass<br />

sie immer einen Anfang, Höhepunkt und<br />

Ende haben. Die Heldenreise von Joseph<br />

Campbell ist ein komplexeres Muster, das<br />

man in vielen erfolgreichen Büchern und<br />

Filmen wiederfindet, wie beispielsweise<br />

Odysseus, Harry Potter oder Herr der Ringe.<br />

Und warum eignet sich dieses Muster so<br />

gut für Storytelling?<br />

Barbara Thaler: Bei der Heldenreise stehen<br />

die Person und das, was sie erlebt, im Mittelpunkt.<br />

Ihre Beziehungen, Abenteuer, Erfolge,<br />

aber ganz besonders auch Fehlschläge<br />

machen sie menschlich und nahbar. Man<br />

kann sich dann mit dem Helden identifizieren,<br />

mit ihm fühlen und mitfiebern. Diese<br />

Emotionen sind eine ideale Voraussetzung,<br />

um Inhalte jeder Art zu vermitteln.<br />

Mit Locandy ist ein handlungsorientiertes<br />

Lernen<br />

möglich, welches durch die<br />

Verwendung des Smartphones<br />

im Vergleich zu<br />

Büchern oder anderen gedruckten<br />

Anleitungen sehr<br />

gerne angenommen wird.<br />

Was macht denn für dich eine Geschichte<br />

zu einer richtig guten Geschichte, einer<br />

Story?<br />

<strong>Juli</strong>enne Schult: Für mich ist eine gute<br />

Geschichte, wenn sie einen guten Spannungsbogen<br />

mit unerwarteten Wendungen<br />

aufweist. Wenn sie es schafft, einen wirklich<br />

zu fesseln. Dafür braucht es natürlich sowohl<br />

einen interessanten Protagonisten als auch<br />

einen gleich starken Antagonisten.<br />

Und was mache ich, wenn ich keine guten<br />

Geschichten zu erzählen habe?<br />

<strong>Juli</strong>enne Schult: Gute Geschichten finden<br />

sich eigentlich überall. Die Kunst ist es<br />

nur, sie gut zu erzählen. Wobei sich eine<br />

Geschichte aber auch immer weiter verbessern<br />

kann, je öfter sie erzählt wird.<br />

Durch die Reaktionen der Rezipienten<br />

erkennt man, was gut an einer Geschichte<br />

ist und wo sie Schwachstellen aufweist,<br />

und kann diese ausbessern.<br />

Barbara, ein Beispiel dafür, dass gute<br />

Geschichten überall zu finden sind, ist<br />

deine Arbeit. Auch du als Kunsthistorikerin<br />

verwendest die Plattform von<br />

Locandy, um damit Storytelling umzusetzen<br />

und Wissen zu vermitteln. Welche<br />

Vorteile ergeben sich in diesem Bereich?<br />

Barbara Thaler: Der Vorteil bei der Kunstund<br />

Kulturvermittlung liegt auf der Hand:<br />

Das Wissen wird direkt am Ort des Geschehens<br />

vermittelt. Das steigert die Authentizität<br />

enorm. Wenn man die Auswirkungen und<br />

„Folgen“ einer historischen Entscheidung,<br />

einer künstlerischen Schöpfung unmittelbar<br />

fühlen kann, dann wird Geschichte oder<br />

Kunstgeschichte eben nicht nur gelehrt, sondern<br />

neu erlebbar gemacht. Das ist es, was<br />

Menschen nachhaltig berührt und beeindruckt.<br />

Wo liegen hier die Unterschiede zu einem<br />

klassischen Museum?<br />

Barbara Thaler: Kultur- und Abenteuer-<br />

Guides von Locandy bieten dem Besucher<br />

Freiheit. Zumeist führt ja eine „wiederbelebte“<br />

historische Person durch die jeweilige<br />

Thematik, oder es wird Geschichte<br />

durch spielerische Elemente aufbereitet.<br />

Das unterscheidet sich schon sehr von der<br />

üblichen Weitergabe von Fakten in Museen.<br />

Hier liegt nochmals ein ganz besonderer<br />

Mehrwert, der auch Anreiz sein kann, sich<br />

selbst noch mehr in eine interessante Thematik<br />

zu vertiefen.<br />

Werden die durch Storytelling vermittelten<br />

Inhalte denn auch tatsächlich besser<br />

aufgenommen?<br />

OBEN:<br />

Mit dem Smartphone<br />

durch Tirols Wälder<br />

(© Locandy)<br />

Thorsten Schwerte: In Studien zur Methode<br />

und Wirksamkeit zeigte sich, dass Lernende<br />

Wissensvermittlung mit Storytelling<br />

sehr schätzen, da sie Inhalte mit mehreren<br />

Sinnen begreifbar macht. Mit Locandy ist<br />

ein handlungsorientiertes Lernen möglich,<br />

welches durch die Verwendung des Smartphones<br />

im Vergleich zu Büchern oder anderen<br />

gedruckten Anleitungen sehr gerne<br />

angenommen wird.<br />

Und wie wird gerade bei den komplexeren<br />

Themen die Qualität der Inhalte gesichert?<br />

Thorsten Schwerte: Wir haben Wissenschaftler<br />

aus den Fächern der Geistes- und<br />

Naturwissenschaften in unserem Team. Die<br />

Inhalte werden, wo möglich, aus Publikationen<br />

entnommen, die wissenschaftlich nachvollziehbar<br />

sind.<br />

Michael, mit Locandy bietet ihr einen<br />

Baukasten für digitale Guides und interaktives<br />

Geschichtenerzählen. Kannst du<br />

uns ein Beispiel aus Tirol nennen, wie<br />

Storytelling „made by Locandy“ aussieht?<br />

Locandy<br />

15<br />

LOCANDIANER<br />

EXPERT*INNEN<br />

FÜR DIGITALE, INTERAKTIVE GUIDES ALLER ART<br />

2012<br />

GRÜNDUNG<br />

SITZ IN INNSBRUCK<br />

Michael Ölhafen: Ja, zum Beispiel „Das Rätsel<br />

des Köfler Bergsturzes“ in Längenfeld im<br />

Ötztal. Dieses interaktive Hörspielabenteuer<br />

führt die Besucher auf eine geologische<br />

Spurensuche. Mysteriöse Felszeichnungen,<br />

eine geheimnisvolle Hexenhütte, ein Zeitportal<br />

– das sind die Zutaten des neuen Erlebnisweges<br />

im Ötztal bei Winklen. Man wird<br />

auf eine spannende Zeitreise in die Vergangenheit<br />

geschickt und lernt dabei einiges<br />

über die geologischen Besonderheiten der<br />

Region. Mithilfe von Installationen, der natürlichen<br />

Umgebung und einer analogen Karte<br />

muss man dem Geheimnis des Bergsturzes<br />

auf die Spur kommen.<br />

Aktuell bist du ja auch öfter hier bei uns<br />

im GemNova-Büro anzutreffen. Welche<br />

spannenden Geschichten werden denn<br />

da geschrieben?<br />

Michael Ölhafen: Gemeinsam mit GemNova,<br />

der Pädagogischen Hochschule Tirol und<br />

der Uni Innsbruck entwickeln wir bewusstseinsbildende,<br />

multimediale Hörspiel-Erlebniswege<br />

für Tirol. Diese behandeln sehr<br />

aktuelle Themen wie Klima und Umweltschutz,<br />

Artenvielfalt und Energieeffizienz.<br />

115<br />

PROJEKTE<br />

BEI 56 KUNDEN<br />

LINKS:<br />

Spannung und Interaktion<br />

mit der Umgebung<br />

(© Locandy)<br />

Die Erlebniswege sollen für einen verantwortungsvollen<br />

Umgang mit der Umwelt, den<br />

natürlichen Ressourcen und für die jeweiligen<br />

Auswirkungen auf den Klimaschutz<br />

sensibilisieren. Wir möchten auf spielerische<br />

Art und Weise Wissens- und Handlungskompetenzen<br />

schaffen, die einen kritischen Blick<br />

auf das eigene Konsumverhalten und den<br />

Energieverbrauch ermöglichen.<br />

.<br />

MÄRKTE<br />

AUT/DE/CH/ITA/USA<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTE<br />

FERDINAND ZANGERL<br />

Der gebürtige Tiroler Ferdinand Zangerl<br />

studiert seit 2018 Innovations- und Produktmanagement<br />

an der Fachhochschule Wels,<br />

Oberösterreich. Bei der GemNova begleitet er<br />

die Umsetzung verschiedener Projekte.


20 tirol.investiert<br />

tirol.investiert<br />

21<br />

ZUM AUTOR<br />

DI ALEXANDER GOSTNER<br />

BAUBRANCHE<br />

KÄMPFT MIT<br />

HOHEN<br />

ROHSTOFF-<br />

PREISEN<br />

Alexander Gostner ist seit 2016 bei der GemNova und<br />

verantwortet den Bereich Infrastruktur. In den letzten<br />

Jahren hat die GemNova Infrastruktur bereits über<br />

140 Projekte begleitet.<br />

Kontakt: a.gostner@gemnova.at<br />

Erstens kommt es anders, zweitens<br />

als man denkt. Trotz Corona hat die Baubranche –<br />

im Vergleich zu anderen Bereichen – das Vorjahr<br />

wirtschaftlich recht gut überstanden.<br />

In den vergangenen Monaten hat sich<br />

diese positive Entwicklung weiter verstärkt.<br />

Die Baubranche brummt, die<br />

Auslastung ist sehr hoch, mitunter müssen<br />

Aufträge sogar abgelehnt werden.<br />

Gleichzeitig gehen die Rohstoffpreise<br />

seit Wochen durch die Decke. Bestimmte<br />

Materialien können nur mehr schwer<br />

bis gar nicht mehr geliefert werden.<br />

Völlig klar, dass insbesondere jene Materialien,<br />

an denen am Bau Mangel herrscht, von<br />

massiven Preiserhöhungen betroffen sind.<br />

Fragt man nach den Gründen, erhält man<br />

unter anderem diese Antworten: Erstens:<br />

China freue sich über einen signifikant<br />

starken Wirtschaftsaufschwung, die Konjunktur<br />

ist besser als erwartet angesprungen.<br />

Zweitens gäbe es offensichtlich einen<br />

Mangel an Frachtcontainern, um die benötigten<br />

Materialien nach Europa zu bringen.<br />

Zum dritten, so heißt es, gäbe es bei der<br />

Nachfrage die übliche saisonale Steigerung<br />

in diesen Monaten, und last not least würde<br />

sich auch die Investitionsprämie sehr positiv<br />

auf das Baugeschäft auswirken.<br />

Die Preise explodieren<br />

Besonders deutlich lässt sich diese Entwicklung,<br />

diese Preisexplosion am Beispiel<br />

Stahl ablesen. Dazu folgende Zahlen: Heuer<br />

im März lag der Großhandelspreisindex<br />

von Eisen und Stahl laut Statistik Austria<br />

um 30,9 Prozent über dem Durchschnitt<br />

des Vorjahres. Bei Betonstahl ergeben<br />

sich daraus Preiserhöhungen um mindestens<br />

35 bis 40 Prozent allein im ersten<br />

Quartal <strong>2021</strong>. Doch das ist nur ein<br />

besonders signifikantes Beispiel. Mittlerweile<br />

lassen sich ähnliche Preisexplosionen<br />

auch bei anderen Rohstoffen beobachten<br />

– sei es bei Dämmmaterial, Holz<br />

oder Bitumen. Gleichzeitig lassen auch die<br />

praktische Verfügbarkeit sowie die damit<br />

einhergehenden Lieferzeiten sehr zu wünschen<br />

übrig. Das ist, pointiert formuliert,<br />

ein wahrer Teufelskreis.<br />

Gerade in diesen turbulenten Zeiten ist<br />

es somit unumgänglich, in der Projektvorbereitung<br />

möglichst genau zu arbeiten<br />

und entsprechende Zeit dafür zu verwenden.<br />

Um einen möglichst reibungslosen<br />

Ablauf sicherzustellen, ist es außerdem<br />

wichtig, sowohl bei den Terminen als auch<br />

bei den Kosten Puffer in Form von Reserven<br />

einzukalkulieren. Der Ablauf des Projektes<br />

sollte genau durchgeplant werden,<br />

am besten anhand von Etappenzielen<br />

bis zur finalen Abnahme. Ein sorgfältiges<br />

Abarbeiten der einzelnen Projektphasen<br />

vor dem Hintergrund des beschlossenen<br />

Termin- und Kostenrahmens ermöglicht<br />

es dem Bauherren, rechtzeitig reagieren<br />

zu können. Das Raum- und Funktionsprogramm<br />

bzw. der Leistungskatalog sollte<br />

möglichst genau definiert werden und<br />

neben den rein baulichen Maßnahmen<br />

sollte auch das Controlling der Finanzen<br />

(Stichwort Gesamtbudget, Zwischenfinanzierung,<br />

Fördergelder, Liquiditätsplan)<br />

genauestens erfolgen.<br />

2020<br />

BEISPIEL PREISE<br />

BETOHNSTAHL<br />

<strong>2021</strong><br />

+ 35 BIS<br />

40%<br />

GERADE IN<br />

DIESEN TURBU-<br />

LENTEN ZEITEN<br />

IST ES SOMIT<br />

UNUMGÄNGLICH,<br />

IN DER PROJEKT-<br />

VORBEREITUNG<br />

MÖGLICHST<br />

GENAU ZU ARBEI-<br />

TEN UND ENT-<br />

SPRECHENDE<br />

ZEIT DAFÜR ZU<br />

VERWENDEN.<br />

Fahren auf Sicht<br />

Eine laufende Kostenverfolgung ist für die<br />

Finanzierbarkeit eines Projektes unverzichtbar;<br />

es ist derzeit für die Tiroler<br />

Gemeinden umso wichtiger, auf Sicht zu<br />

fahren. Wenige trauen sich im Moment<br />

vorherzusagen, wie sich die Märkte entwickeln.<br />

Gerade auch deshalb sollte die<br />

Bestellung auf jeden Fall exakt und strategisch<br />

erfolgen.<br />

So herausfordernd die Situation aktuell<br />

auch für alle Beteiligten ist, ein langfristiger<br />

Trend in der aktuellen Preisentwicklung<br />

kann daraus aber nicht automatisch<br />

abgeleitet werden. Im Bau sind die Kunden<br />

sehr preissensitiv. Ein potenzieller<br />

Rückgang der Nachfrage kann dementsprechend<br />

zu einem rückläufigen Auftragsvolumen<br />

führen. Darum gilt es, in den<br />

nächsten Monaten die Preisentwicklung<br />

genau zu beobachten.


22 tirol.investiert tirol.investiert 23<br />

KATASTROPHENMANAGEMENT<br />

VORBEREITET FÜR DEN TAG X?<br />

Das Hochwasser von Kössen 2013, der Felssturz von Vals 2017 oder die Stürme und das Schneechaos<br />

in Osttirol: Immer wieder sind Tiroler Gemeinden von Katastrophen betroffen. Aber Gefahren<br />

gehen auch von Kraftwerken, Chemietransporten oder Krankheiten aus, wie die anhaltende<br />

Pandemie zeigt. Krisen und Katastrophen sind für die Tiroler Gemeinden eine enorme Herausforderung.<br />

Der in Krisen- und Katastrophenmanagement ausgebildete Bürgermeister von Assling,<br />

Bernhard Schneider, schildert dazu seine Einschätzung.<br />

EIN GESPRÄCH MIT JAN SCHÄFER<br />

Wie kommt ein Bürgermeister dazu, Krisen-<br />

und Katastrophenmanagement zu<br />

studieren?<br />

BILD: Kapitale Schäden<br />

entstanden in den letzten<br />

zwei Wintern durch Sturm<br />

und Schnee in Osttirol.<br />

(© Jan Schäfer)<br />

Die Gemeinde Assling in Osttirol erstreckt<br />

sich über rund 99 Quadratkilometer, auf<br />

denen sich 29 Wildbäche und 19 Lawinenstriche<br />

befinden. Es liegt also auf der Hand:<br />

Als sich 2010 die Möglichkeit für ein entsprechendes<br />

Studium zu diesem wichtigen<br />

Thema ergab, schrieb ich mich ein. Schließlich<br />

geht es in solchen Fällen um weitaus<br />

mehr als einen Katastrophenplan, der im<br />

Ernstfall aus der Schublade geholt wird.<br />

Ohne Frage sind diese Pläne im Katastrophenfall<br />

gute Instrumente. Jedoch ist eine<br />

Gemeinde gut beraten, ständig mögliche<br />

Szenarien durchzuspielen, auch wenn sie<br />

oft noch so weltfremd erscheinen. Man<br />

denke an Fukushima, an das Erdbeben, den<br />

verheerenden Tsunami, Atomunfall, dann<br />

noch ein Wintereinbruch und alles zur gleichen<br />

Zeit. Ich bin mir jedoch sicher, würde<br />

man ein solches Szenario für ein Planspiel<br />

vorschlagen, es führte wohl zu allgemeinem<br />

Kopfschütteln. Obwohl es gut wäre,<br />

das Unmögliche einmal durchzudenken<br />

und durchzuspielen! Die so gewonnenen<br />

Erkenntnisse sind dann im Katastrophenplan<br />

mit den entsprechenden Maßnahmen<br />

zu fixieren. Selbstverständlich müssen auf<br />

dieser Basis sämtliche Szenarien mit der<br />

Gemeindeeinsatzleitung, allen Akteur*innen<br />

wie z. B. Feuerwehr, Lawinenkommission,<br />

Bergrettung usw. und den offiziellen<br />

Stellen geprobt werden! So wie es schon<br />

nach Großereignissen geschieht.<br />

Wenn man die Schlagzeilen regelmäßig<br />

verfolgt, scheint es so, als hätten die<br />

Katastrophen zugenommen. Stimmt dieser<br />

Eindruck?<br />

Teilweise. Katastrophen hat es schon<br />

immer gegeben. Nur: Durch die Medien<br />

werden solche Nachrichten aus der ganzen<br />

Welt rascher verbreitet. Die Digitalisierung<br />

mit ihren Möglichkeiten beschleunigt das<br />

um ein Vielfaches. Aber man muss auch<br />

sehen, unser Leben ist wesentlich komplexer<br />

geworden. Damit steigt das Gefahrenpotenzial.<br />

Ebenfalls ist der Klimawandel<br />

mit seinen Auswirkungen klar erkennbar.<br />

Wird dem in Bezug auf Krisenmanagement<br />

Rechnung getragen?<br />

Ja, aber nicht in dem Umfang, wie es wünschenswert<br />

wäre. Die Möglichkeiten, die<br />

die Digitalisierung bietet, werden noch zu<br />

wenig ausgeschöpft. Hier liegt viel Potenzial.<br />

Generell sollte man mehr ins Katastrophenmanagement<br />

investieren. Damit<br />

meine ich neben den Schutzverbauungen<br />

auch eine ausreichende Unterstützung der<br />

Gemeinden. Schließlich müssen sie die<br />

Sicherheit gewährleisten. Das fängt beim<br />

Schneeräumen an, geht über die Kommunikationsausstattung<br />

und hört beim Einsatzfahrzeug<br />

nicht auf. Nach meinem Verständnis<br />

ist Sicherheit Öffentlichkeitskompetenz.<br />

Wie sieht es in Bezug auf die Krisenkommunikation<br />

aus?<br />

Die Krisenkommunikation geht heute<br />

rasend schnell. Sobald ein Ereignis<br />

passiert, gibt es im Netz schon Bilder<br />

oder einen Film dazu. Man hat als Einsatzleitung<br />

keine Chance mehr, sich auf<br />

eine Presseaussendung oder eine Stellungnahme<br />

vorzubereiten. Man muss sofort<br />

reagieren, anstatt vorbereitet zu agieren.<br />

Hinzu kommt: Für fast alles gibt es mittlerweile<br />

schon eine App. Wir müssen dabei<br />

jedoch aufpassen, dass wir die Bürgerinnen<br />

und Bürger nicht dahin „erziehen“, dass die<br />

Eigenverantwortung noch mehr abnimmt<br />

– unter dem Motto: Ich habe noch keine<br />

Nachricht von einer Winterstraßensperre<br />

bekommen, also kann ich fahren. Diese<br />

Information muss hauptsächlich eine Holschuld<br />

bleiben! Ebenfalls muss die Bevölkerung<br />

bestimmte Gefahren auch selbst einschätzen<br />

können, denn was passiert, wenn<br />

diese Informationsmedien ausfallen? Wie<br />

wird dann kommuniziert und wie leitet die<br />

Gemeindeeinsatzleitung in einem solchen<br />

Fall den Einsatz? Daher sollte als „Plan B“<br />

auf die altbewährten Instrumente nicht verzichtet<br />

werden.<br />

Und wie ist es um das Katastrophenmanagement<br />

in den Tiroler Gemeinden<br />

bestellt?<br />

Generell sind die Gemeinden gut aufgestellt<br />

und haben in der Vergangenheit bei<br />

Katastrophen sehr gut reagiert. Das Thema<br />

wird ernst genommen. Die Blaulichtorganisationen,<br />

die Lawinenkommissionen,<br />

die Ämter wie die BH, die Wildbach- und<br />

Lawinenverbauung, Forst, Baubezirksamt<br />

und Agrar unterstützen die Gemeinden<br />

tatkräftig in diesen Ausnahmesituationen.<br />

Das überbehördliche Zusammenspiel ist<br />

über die Jahre gewachsen und funktioniert<br />

sehr gut. Anhand der letzten Ereignisse<br />

sehen wir, dass der Personalabbau bzw.<br />

das Nichtnachbesetzen des Personals<br />

und die Reduktion des Fuhrparkes in den<br />

angesprochenen Ämtern unser System an<br />

die Grenzen bringt. Bei solchen Ereignissen<br />

benötigen wir in den Tiroler Bezirken<br />

die Unterstützung dieser Fachkräfte. Das<br />

gehört auch zum Katastrophenschutz.<br />

Gibt es etwas zu verbessern?<br />

Es besteht immer Spielraum nach oben.<br />

Aber mit jeder Katastrophe lernt man<br />

dazu und baut dann entsprechend das<br />

Krisen- und Katastrophenmanagement<br />

aus. Die Ausstattung, die es im Ernstfall<br />

braucht, ist nicht überall optimal. Natürlich<br />

ist das eine Frage der Finanzen, wie ich<br />

vorhin schon erwähnte. Man muss einfach<br />

das Verhältnis sehen: Was kostet eine<br />

Investition in den Katastrophenschutz<br />

und welche Kosten entstehen durch eine<br />

Katastrophe? Prävention ist immer billiger,<br />

nur will man sich die nicht immer<br />

leisten. Potenzial gibt es noch in der<br />

Bewertung (Risikoanalyse) der Szenarien.<br />

Diese müssen je nach Zuständigkeit<br />

von der Gemeinde über den Bezirk, das<br />

Land und den Bund nach einem einheitlichen<br />

Bewertungssystem durchgeführt<br />

werden. So kann die Gefahr von allen<br />

handelnden Stellen bzw. Einsatzleitungen<br />

richtig eingeschätzt werden. Da holpert’s<br />

extrem. Zum Beispiel könnte durch<br />

ein einheitliches Beurteilungssystem,<br />

wie bei der Einstufung der Lawinengefahr,<br />

manche Hürde genommen werden.<br />

Was ich mir jedoch grundlegend wünsche,<br />

auch im Hinblick auf die bevorstehenden<br />

Gemeinderatswahlen, ist eine „Grundausbildung<br />

im Krisen- und Katastrophenmanagement“<br />

für Bürgermeisterinnen und<br />

Bürgermeister. Gleiches gilt für Gemeinderätinnen<br />

und Gemeinderäte. Man stelle<br />

sich vor, eine neue Bürgermeisterin oder<br />

ein neuer Bürgermeister wurde gerade<br />

gewählt, ist wenige Wochen im Amt, und<br />

eine Katastrophe passiert. Was dann?<br />

Eine entsprechende Schulung wäre nicht<br />

nur eine enorme Hilfestellung, es geht<br />

auch um Rechts- und Haftungsfragen, für<br />

die der Bürgermeister, die Bürgermeisterin<br />

im schlimmsten Fall dann am Ende<br />

ganz allein geradestehen muss.<br />

Haben Sie zum Abschluss noch einen<br />

Tipp für die Gemeinden?<br />

Regelmäßig schulen und mit Planspielen<br />

den Ernstfall üben, damit die Abläufe<br />

eines Einsatzes verinnerlicht werden.<br />

Sicher lässt es sich von „außen“ immer<br />

g’scheit daherreden. Aber: Das Unvorhergesehene,<br />

Unvorstellbare kann immer und<br />

überall geschehen. Da helfen oft auch die<br />

besten Konzepte und Ausbildungen nichts.<br />

Eine gute Vorbereitung ist noch die beste<br />

Versicherung für den Tag X, den sich niemand<br />

wünscht.<br />

Danke für das Interview, Bürgermeister<br />

Schneider!<br />

ZUR PERSON<br />

Bernhard Schneider, Jahrgang<br />

1964, ist das 18. Jahr Bürgermeister<br />

in der Gemeinde Assling<br />

in Osttirol. Davor war er<br />

sechs Jahre lang Vizebürgermeister.<br />

Neben seinem Amt<br />

in Assling ist der Osttiroler<br />

u. a. Geschäftsführer des<br />

Abfallwirtschaftsverbands Osttirol,<br />

Obmann des Abwasserverbands<br />

Unteres Pustertal<br />

und des Sozialsprengels Assling,<br />

Anras und Abfaltersbach.<br />

2010 inskribierte sich Bernhard<br />

Schneider an der UMIT Hall<br />

für den Studienlehrgang<br />

sozialökonomisches und<br />

psychosoziales Krisen-<br />

und Katastrophenmanagement,<br />

den er<br />

erfolgreich absolvierte.<br />

BERNHARD<br />

SCHNEIDER


24<br />

tirol.investiert tirol.investiert<br />

25<br />

ERNSTFALL<br />

„DIE BESONDERHEIT<br />

BEI UNS IN TIROL<br />

IST WIRKLICH EIN-<br />

ZIGARTIG: WIR HA-<br />

BEN HIER SPEZIELLE<br />

KRAFTWERKE DES<br />

TIWAG-KONZERNS, DIE<br />

SCHWARZSTARTFÄHIG<br />

UND INSELBE TRIEBS-<br />

FÄHIG SIND.“<br />

OBEN: Seit der Fertigstellung<br />

im Jahr 2017 wird im<br />

Gemeindekraftwerk St. Leonhard<br />

im Pitztal Ökostrom für<br />

rund 4.000 Haushalte erzeugt.<br />

(© ZT Eberl)<br />

CHRISTIAN AMMER<br />

ABTEILUNGSLEITER SYSTEM-<br />

FÜHRUNG NETZ DER TINETZ<br />

Ein derartiger Stromausfall XXL führt zu<br />

weitreichenden Infrastrukturausfällen.<br />

Denn betrieben wird fast unsere gesamte<br />

Grundversorgung mit Strom. Christian<br />

Ammer, Abteilungsleiter Systemführung<br />

Netz der TINETZ: „Ganz wesentlich bei<br />

einem Blackout ist, dass das Bewusstsein<br />

da sein muss, dass es hier nicht nur um<br />

einen Stromausfall geht, sondern dass<br />

auch weitere Infrastruktur beeinträchtigt<br />

wird. Das Handynetz fällt aus, Internet fällt<br />

aus, aber nicht nur das, sondern auch die<br />

Wasserversorgung, die Abwasserversorgung,<br />

die Gasversorgung.“<br />

Dabei ist eine ganz wesentliche Kenngröße<br />

die Netzfrequenz von 50 Hertz. Wird diese<br />

um 0,2 Hertz unter- oder überschritten,<br />

droht der Blackout. „Die Netzleitstelle der<br />

TINETZ in Thaur überwacht das Stromnetz<br />

WENN IN GANZ TIROL DIE LICHTER AUSGEHEN<br />

Unsere Gesellschaft war noch nie so abhängig von elektrischer<br />

Energie wie heute. Das Horrorszenario schlechthin ist daher ein<br />

Blackout. Also ein überregionaler und längerfristiger Stromausfall.<br />

Doch was bedeutet ein Blackout für Tirol?<br />

und stellt damit die Versorgung sicher.<br />

In der Erzeugerleitstelle der TIWAG in<br />

Silz werden die Kraftwerke von Prutz im<br />

Oberland bis Amlach in Osttirol, 40 an<br />

der Zahl, überwacht, und sie stellen damit<br />

sicher, dass die Energie auch erzeugt<br />

wird, die in Tirol verbraucht wird“, erklärt<br />

Markus Konrad, zuständig für die Kraftwerksbetriebsführung<br />

der TIWAG. „Den<br />

Blackout stellt die Netzleitstelle in Thaur<br />

fest. Diese Information teilen sie den<br />

unterlagerten Netzbetreibern, den Innsbrucker<br />

Kommunalbetrieben, den Stadtwerken,<br />

dem E-Werk Reutte und auch uns<br />

in der Erzeugerleitstelle der TIWAG mit.<br />

Da poppt dann bei uns auf den Bildschirmen<br />

der Notfallalarm Blackout auf. Diese<br />

Meldung bestätigen wir, um zu signalisieren,<br />

dass wir verstanden haben. Und dann<br />

beginnt die Zeit zu laufen.“<br />

„Die Besonderheit bei uns in Tirol ist wirklich<br />

einzigartig: Wir haben hier spezielle<br />

Kraftwerke des TIWAG-Konzerns, die<br />

schwarzstartfähig und inselbetriebsfähig<br />

sind. Sie ermöglichen uns, rasch wieder<br />

ein Netz im Inselbetrieb aufzubauen und<br />

die Tiroler Bevölkerung und Wirtschaft<br />

wieder mit Energie zu versorgen“, so<br />

Ammer. „Die Schwarzstartfähigkeit eines<br />

Kraftwerkes sagt aus, dass dieses Kraftwerk<br />

von null weg eine Spannung aufbauen<br />

kann und damit in der Lage ist, eine<br />

Insel zu versorgen. Dies sind im wesentlichen<br />

Regelkraftwerke. In dem Fall die<br />

großen Speicherkraftwerke der TIWAG.“<br />

Die genannte Insel ist in diesem Zusammenhang<br />

das Bundesland Tirol.<br />

Im Falle eines Blackouts sind auch die<br />

Tiroler Gemeinden und ihr Krisenma-<br />

nagement stark gefragt. Wir haben<br />

drei Gemeinden besucht, die innovative<br />

Ideen umgesetzt haben, um im Ernstfall<br />

gewappnet zu sein. Wir haben etwa<br />

bei Elmar Haid, Bürgermeister von St.<br />

Leonhard im Pitztal, vorbeigeschaut, um<br />

zu erfahren, wie man sich dort auf ein<br />

Blackout vorbereitet. „Wir sind im Pitztal<br />

momentan sehr stark mit dem Thema<br />

Strom beschäftigt. Wir versuchen gerade,<br />

gemeinsame Notfallpläne zu erstellen. Das<br />

Thema Blackout beschäftigt uns dabei<br />

talweit“, erzählt Haid. Seine Gemeinde<br />

hat einen besonderen Trumpf im Ärmel.<br />

„Wir haben vor vier Jahren ein Kraftwerk in<br />

St. Leonhard in Betrieb genommen, das zu<br />

100 Prozent im Besitz der Gemeinde ist.<br />

Momentan speisen wir den Strom in das<br />

öffentliche Netz ein. Wir sind aber gerade<br />

dabei, eine Versorgungsleitung in Richtung<br />

Gemeindehaus zu legen. Dadurch können<br />

in Zukunft die gemeindeeigenen Gebäude,<br />

also Gemeindehaus, Gemeindesaal, Feuerwehrhalle,<br />

Rettungsgarage, aber auch das<br />

neue Volksschul- und Kindergartenzentrum<br />

mit diesem eigenen Strom im Notfall<br />

versorgt werden“, so Bürgermeister Haid.<br />

Weiter geht es nach Bad Häring. Die<br />

Unterländer haben ihre Blackout-Vorbereitungen<br />

bereits abgeschlossen. Sie setzen<br />

auf eine ähnliche Lösung wie die Pitztaler,<br />

wenn auch auf anderer technischer<br />

Basis. Ziel ist es ebenfalls, eine Notfallversorgungsstruktur<br />

für die Bevölkerung<br />

aufzubauen. Einbezogen sind dabei eine<br />

Reihe von Gemeindeeinrichtungen sowie<br />

Schule, Kindergarten und Altenwohnheim.<br />

Die Notstromversorgung kann innerhalb<br />

kürzester Zeit mit einem leistungsfähigen,<br />

fahrbaren Notstromaggregat aufgebaut<br />

werden und Stromausfälle von bis zu<br />

einer Woche abfedern. „Die Gemeinde Bad<br />

Häring befasst sich schon seit Längerem<br />

mit dem Thema Blackout.<br />

„Wir haben mittlerweile die<br />

tolle Situation, im Ernstfall<br />

eine Woche mit diesem Gerät,<br />

das wir über die GemNova<br />

beschafft haben, unter Volllast<br />

durchfahren zu können.“<br />

HERMANN RITZER<br />

BÜRGERMEISTER BAD HÄRING<br />

Im Zuge der Sanierung des Gemeindeamtes<br />

haben wir uns entschlossen, Notfallvorkehrungen<br />

mit umzusetzen. Mittlerweile<br />

ist es fertig, wir haben es getestet,<br />

es funktioniert wirklich hervorragend. Wir<br />

haben mittlerweile die tolle Situation, im<br />

Ernstfall eine Woche mit diesem Gerät, das<br />

wir über die GemNova beschafft haben,<br />

unter Volllast durchfahren zu können. Wir<br />

hoffen natürlich, dass das Ganze nicht länger<br />

als eine Woche dauert, so lange haben<br />

wir nämlich mit unserem Dieselvorrat vorgesorgt“,<br />

erklärt Bürgermeister Ritzer.<br />

Gute Vorbereitung macht Systeme sicherer<br />

oder hilft bei der Bewältigung eines<br />

Ernstfalls. Die Stadt Schwaz hat sich gut<br />

gewappnet, dass bei einem Blackout nicht<br />

auch noch Feuerwehr, Rettung, Polizei oder<br />

der Winterdienst ausfallen.<br />

„Bei einem Stromausfall<br />

ist nicht nur die Versorgung<br />

der Fahrzeuge wichtig,<br />

sondern auch die der Notstromaggregate.“<br />

GERT DELAZER<br />

SICHERHEITSBEAUFTRAGTER<br />

STADT SCHWAZ<br />

Gert Delazer, Sicherheitsbeauftragter<br />

der Stadt Schwaz: „In der Stadt Schwaz<br />

hat man sich schon länger Gedanken<br />

gemacht, wie die Blaulichtorganisationen<br />

bei einem Blackout zu Treibstoff kommen.<br />

Bei der Schaller-Tankstelle konnten<br />

wir nun eine Lösung umsetzen, bei der<br />

die Zapfsäulen mit einem Notstromgerät<br />

mit Energie versorgt werden, damit Feuerwehr,<br />

Polizei, Rettung, aber auch der<br />

Sozialsprengel und der städtische Bauhof<br />

zu Treibstoff kommen. Bei einem Stromausfall<br />

ist ja nicht nur die Versorgung der<br />

Fahrzeuge wichtig, sondern auch die der<br />

Notstromaggregate.“<br />

ZUM VIDEO-<br />

BEITRAG<br />

AUTOR<br />

MANFRED<br />

SCHIECHTL


26 tirol.investiert<br />

tirol.investiert<br />

27<br />

RETTEN SIE LEBEN<br />

IN IHRER GEMEINDE<br />

CHRISTIAN PLETZER<br />

Durch meine Ausbildung zum<br />

Rettungssanitäter und Feuerwehrmann<br />

weiß ich, wie<br />

wichtig schnelles Handeln<br />

im Ernstfall ist. Mein Ziel als<br />

Medizinprodukteberater ist<br />

es daher, jede Gemeinde individuell<br />

zu beraten und so die<br />

beste Lösung gemeinsam zu<br />

erarbeiten.<br />

ZUM AUTOR<br />

MARIO FOIDL<br />

Mario Foidl ist seit Mai 2019 Projektverantwortlicher im<br />

Bereich Beschaffung. Unter anderem ist er Ihr Ansprechpartner<br />

für nachhaltige Beschaffung und die Einkaufsplattform.<br />

Kontakt: m.foidl@gemnova.at<br />

Ein plötzlicher Herztod kann jedem und jeder widerfahren, jederzeit und überall. Er ist die<br />

häufigste Todesursache bei Erwachsenen über 40 Jahren weltweit. Rund alle 30 Minuten<br />

stirbt in Österreich ein Mensch am plötzlichen Herztod, pro Jahr sind es über 15.000<br />

Menschen. Eine wirksame Behandlung steht zur Verfügung, sie muss nur umgehend<br />

eingesetzt werden – noch bevor Nothelfer eintreffen.<br />

Wertvolles Know-how<br />

Aus diesem Grund möchten wir eine neue<br />

Partnerschaft vorstellen, die das Leben<br />

Ihrer Gemeindebürger*innen sicherer<br />

macht und im Notfall dieses auch retten<br />

kann. Die Koloszar Medizintechnik GmbH<br />

– kurz KMT – betreut seit über 35 Jahren<br />

zuverlässig kleine und große Institutionen<br />

in ganz Österreich. Deren regelmäßig<br />

geschulte Expert*innen aus den Bereichen<br />

Rettung, Flugrettung, Krankenpflege und<br />

Feuerwehr stehen den Gemeinden und<br />

deren dazugehörigen Institutionen jederzeit<br />

mit Rat und Tat zur Seite und geben ihr<br />

Know-how an die Anwender*innen weiter.<br />

Als notfallmedizinischer Komplettausstatter<br />

für Krankenhäuser und medizinische<br />

Einrichtungen sowie für Rettungsdienste<br />

und Feuerwehren sind deren Medizinprodukteberater*innen<br />

genauso für die Anforderungen<br />

der Einsatzkräfte geschult wie für<br />

den betrieblichen und öffentlichen Bereich.<br />

Defibrillatoren retten Leben<br />

Automatisierte externe Defibrillatoren<br />

(AEDs) funktionieren erwiesenermaßen<br />

lebensrettend. Die Überlebensraten bei<br />

plötzlichem Herzstillstand sind mindestens<br />

viermal höher, wenn Herz-Lungen-<br />

Wiederbelebung (HLW) zusammen mit<br />

AED-Schocks verwendet werden, statt<br />

nur HLW allein. Deshalb ist sofortiges<br />

Handeln unumgänglich! Die speziell für<br />

den Laiennutzer*innen konstruierten Defibrillatoren<br />

vereinigen Hochwertigkeit und<br />

Umweltschutz in einem einfach zu bedienenden<br />

System. Und das in der kleinsten<br />

und leichtesten Ausführung, die bei<br />

führenden AED-Herstellern erhältlich ist.<br />

Egal ob für das Gemeindeamt, Schulen,<br />

Turnhallen, Sportplätze, Pflegeheime oder<br />

sonstige kommunale Einrichtungen wird<br />

eine AED-Lösung, die auf die speziellen<br />

Anforderungen in einer Tiroler Gemeinde<br />

zugeschnitten ist, angeboten.<br />

RUND<br />

ALLE 30<br />

MINUTEN<br />

STIRBT EIN<br />

MENSCH<br />

AN HERZ-<br />

TOD.<br />

*<br />

BILD: V. l. n. r.: Prokurist und Verkaufsleiter Marco Sodomka,<br />

Bürgermeister Erich Ruetz, Medizinprodukteberater Christian<br />

Pletzer, Bauamtsleiter Ing. Florian Rangger bei der Defibrillatorübergabe<br />

vor dem Museum Thurnfels in Völs. (© GemNova)<br />

Beispiel Völs<br />

Die Gemeinde Völs durften wir erfreulicherweise<br />

bereits bei der Beschaffung der Defibrillatoren<br />

unterstützen. „Der Ausbau des<br />

Defibrillatorennetzwerkes stand für unseren<br />

Gemeinderat fest und wurde von uns<br />

in Völs von langer Hand geplant. Auch in<br />

unserem Gemeindegebiet soll ein flächendeckendes<br />

Netzwerk an Defibrillatorenstandorten<br />

aufgebaut werden. Rasche Hilfe<br />

bei einem medizinischen Notfall kann binnen<br />

weniger Minuten über Leben und Tod<br />

entscheiden. Dem Gemeinderat ist eine<br />

möglichst breite und öffentliche Zugänglichkeit<br />

ein besonderes Anliegen. Weitere<br />

Standorte sind aktuell in Prüfung, und die<br />

Umsetzung des Projekts soll noch dieses<br />

Jahr abgeschlossen werden. Dabei auf die<br />

Hilfe der GemNova in Kooperation mit ihrer<br />

Partnerin, der KMT, zurückgreifen zu können,<br />

erleichtert für uns den Prozess und<br />

schont die Ressourcen unserer Gemeinde.<br />

Personell ebenso wie finanziell durch die<br />

verhandelten Konditionen“, so Erich Ruetz,<br />

Bürgermeister der Marktgemeinde Völs.<br />

Gerne unterstützen wir, in Zusammenarbeit<br />

mit dem geschulten Personal der<br />

Firma KMT, auch Sie dabei, für ein Stück<br />

mehr Sicherheit in Ihrer Gemeinde zu<br />

sorgen.<br />

* IN ÖSTERREICH<br />

ERICH RUETZ


28 tirol.mobil<br />

ENTGELTLICHE GemNova.Menschen EINSCHALTUNG 29<br />

Eine<br />

„abgefahrene“<br />

Idee<br />

ES WERDE LICHT<br />

ÖFFENTLICHE BELEUCHTUNG UMSTELLEN<br />

UND ENERGIE SPAREN<br />

BILD: Auch der Fußballplatz Beselepark in Innsbruck<br />

ist mit einer modernen LED-Beleuchtung<br />

ausgestattet. (© IKB)<br />

„Fiat lux“ – es werde Licht. Die IKB setzt dabei auf moderne LED-Lösungen. Insbesondere für<br />

Gemeinden und öffentliche Einrichtungen. Kostenlose Beratungen dazu sind jederzeit möglich.<br />

NovaBike ist die neue E-Bike-Sharing-Komplettlösung von GemNova – mit hochwertigen E-Bikes, dazugehörigen<br />

Lademöglichkeiten für drinnen und draußen, einer nutzerfreundlichen App und einem Service- und Reparaturpaket<br />

mit regionalen Partnern. Das NovaBike ist eine gesunde, zeitsparende und umweltfreundliche Alternative<br />

zu anderen Verkehrsmitteln.<br />

Viele Menschen in Tirol lieben ihr Fahrrad<br />

– ob Rennrad, Mountainbike oder Citybike<br />

– das „Zweirad“ liegt voll im Trend. Neben<br />

der sportlichen Nutzung steigen immer<br />

mehr Menschen vom Auto auf ein Rad um,<br />

um im Alltag von A nach B zu kommen.<br />

Das Rad ist eine umweltfreundliche Alternative<br />

zu anderen Verkehrsmitteln. Aus<br />

diesem Grund macht es auch für Gemeinden<br />

Sinn, in eine nachhaltige E-Bike-Flotte<br />

zu investieren. Gerade Gemeindemitarbeiter*innen<br />

haben oft kurze Strecken zu<br />

bewältigen, die für den Fußweg zu lang und<br />

für eine Autofahrt eigentlich zu kurz sind.<br />

Auch Bürger*innen können ihr Auto stehen<br />

lassen und kurze Strecken im Gemeindegebiet<br />

bequem mit dem E-Bike fahren.<br />

Das E-Bike soll keine andere Form von<br />

Mobilität ersetzen, sondern im Idealfall<br />

eine Lücke schließen. Stichwort: multimodale<br />

Mobilität. Der Begriff multimodal<br />

beschreibt nichts weiter als die Nutzung<br />

mehrerer verschiedener statt nur<br />

einer Mobilitätsform. Durch die in Tirol<br />

oft abseits vom Dorfkern gelegenen Bahnhöfe<br />

ist das NovaBike eine richtig interessante<br />

Alternative als First bzw. Last Mile<br />

für Berufspendler*innen. Für die Fahrt in<br />

der Früh hin und am Abend zurück vom<br />

Bahnhof wird oft ein Zweitauto benötigt,<br />

hier ist das NovaBike eine umweltfreundliche<br />

und kostengünstige Alternative. Der<br />

Berufspendler, die Berufspendlerin schaltet<br />

in der Früh per App das NovaBike im<br />

Dorf frei, radelt bequem mit elektrischer<br />

Unterstützung zum Bahnhof, schließt dort<br />

das Bike am Ladehub an und beendet mit<br />

der App die Ausleihe. Am Abend beim<br />

Heimweg kann das NovaBike bequem per<br />

App im Zug schon reserviert werden, nach<br />

der elektrisch unterstützten Heimfahrt<br />

wird die Ausleihe beim Hub im Ortskern<br />

wieder abgeschlossen.<br />

ZUM AUTOR<br />

MARKUS KATHREIN<br />

Markus Kathrein ist bei der GemNova<br />

im Bereich Multimodale Mobilität tätig<br />

und ist Experte im Bereich Planung,<br />

Erstellung und Umsetzung von regionalen<br />

Mobilitätskonzepten.<br />

Kontakt: m.kathrein@gemnova.at<br />

Die Innsbrucker Kommunalbetriebe AG<br />

(IKB) bietet Gemeinden und öffentlichen<br />

Einrichtungen moderne Systeme für die<br />

Beleuchtung von öffentlichen Räumen wie<br />

Sportanlagen, Parks, Straßen und Parkplätzen.<br />

Dabei setzt die IKB auf energieeffiziente<br />

LED-Lösungen: Gemeinde und Bürger<br />

profitieren von einer erheblichen Kostenreduktion<br />

bei Energie (bis zu 50 Prozent)<br />

und Wartung.<br />

Rundum-Service vom Profi<br />

Energiekosten, gesetzliche Richtlinien,<br />

Umweltschutz und Gestaltungsthemen<br />

sind wichtige Aspekte bei der Optimierung<br />

einer bestehenden Sportanlagenbeleuchtung.<br />

Die IKB kann dazu auf die<br />

Bedürfnisse von Gemeinden abgestimmte<br />

All-inclusive-Pakete liefern. Nach der<br />

ausführlichen und individuellen Beratung<br />

kann sich die Gemeinde für eine Lösung<br />

entscheiden, die von den IKB-Fachleuten<br />

umgesetzt wird.<br />

Die Vorteile einer LED-Beleuchtung<br />

LED-Beleuchtungen bringen viele Vorteile,<br />

allen voran die beachtliche Strom- und<br />

Kosteneinsparung. LED-Lampen haben<br />

eine lange Lebensdauer bei geringem<br />

Wartungsbedarf. Das Licht ist gerichtet,<br />

blendet nicht und sorgt für eine bessere<br />

und gleichmäßige Ausleuchtung des Sportplatzes.<br />

Bei der Beleuchtung wird weißes<br />

Licht verwendet, das zu einer besseren<br />

Farbwiedergabe bei Dämmerung und in<br />

der Nacht führt.<br />

Für eine kostenlose Beratung kontaktieren<br />

Sie uns am besten noch heute – wir<br />

freuen uns auf Sie!<br />

MARTIN ANGERER<br />

Geschäftsbereich Energieservices<br />

Innsbrucker Kommunalbetriebe AG<br />

+43 512 502 5234, martin.angerer@ikb.at<br />

www.ikb.at<br />

IHRE VORTEILE<br />

AUF EINEN BLICK<br />

Im Vergleich zu herkömmlichen<br />

Energielösungen überzeugt das<br />

Contracting-Modell der IKB mit<br />

einer Reihe von Vorteilen:<br />

+ Alles aus einer Hand: von<br />

der Planung bis zur Inbetriebnahme<br />

+ Hohe Effizienz und niedrige<br />

Energie- und Betriebskosten<br />

+ Hohe Gleichmäßigkeit der<br />

Ausleuchtung<br />

+ Reduzierte Blendwirkung<br />

+ Flexible Steuerung (Trainingsbetrieb,<br />

Wettkampfbetrieb<br />

...)<br />

+ Garantie bis zu zehn Jahre<br />

+ Rund um die Uhr und an<br />

365 Tagen im Jahr ist unser<br />

Stördienst für Sie erreichbar


30 tirol.mobil tirol.mobil<br />

31<br />

NEUES<br />

MOBILITÄTSCENTER<br />

IM BÜRGERSERVICE TELFS<br />

ZUM AUTOR<br />

DIPL-BW. ANDREAS KNAPP, MBA<br />

Andreas Knapp ist bei der GemNova im Bereich Multimodale<br />

Mobilität tätig. Er verfügt über jahrelange Erfahrung bei der<br />

Planung, Finanzierung und Ausschreibung von regionalen<br />

Mobilitätskonzepten.<br />

Machen Sie Schluss<br />

mit Ihrem alten<br />

Business Banking.<br />

Wechseln Sie jetzt zu TELEBANKING PRO, dem modernsten<br />

Business Banking Österreichs: Das wird ständig erweitert und immer smarter.<br />

Seit 22.4.<strong>2021</strong> ist in der Marktgemeinde<br />

Telfs im Bürgerservicebüro in der<br />

Obermarktstraße auch ein Mobilitätsservice<br />

beheimatet und hat somit den<br />

Weg zum Öffi-Ticket noch einfacher und<br />

attraktiver gestaltet.<br />

Nach der fertiggestellten Park-&-Ride-Anlage<br />

und dem aktuellen Bahnhofsneubau<br />

ist die Installierung der Vertriebspartnerschaft<br />

zwischen den ÖBB und der Marktgemeinde<br />

Telfs ein weiteres Signal an die<br />

Bevölkerung, den öffentlichen Nah- und<br />

Regionalverkehr einfach und komfortabel<br />

Kontakt: a.knapp@gemnova.at<br />

zu nutzen. Nach Seefeld, Reutte, Ötztal<br />

Bahnhof, Sölden, Imst, St. Anton, St. Johann<br />

in Tirol, Hopfgarten, Westendorf, Steinach<br />

und Kirchberg in Tirol ist dieser Vorortservice<br />

nun auch mitten in Telfs gegeben und<br />

erfreut sich großer Beliebtheit in Sachen<br />

Beratung und Information.<br />

Neben ÖBB-Standardtickets und Verbundtickets<br />

sind auch Tickets für die ÖBB-<br />

Sparschiene und Gruppenermäßigungen<br />

sowie die ÖBB-Vorteilscard erhältlich und<br />

machen damit den Weg zum Öffi-Ticket<br />

für die Kund*innen aus dem Raum Telfs<br />

künftig noch einfacher.<br />

Die Mitarbeiter*innen wurden speziell<br />

für den Ticketverkauf und die Beratung<br />

geschult, die technischen Voraussetzungen<br />

sowie Marketingmittel werden von<br />

den ÖBB zur Verfügung gestellt. Geöffnet<br />

ist das Bürgerservice Montag bis Freitag<br />

von 7.30 Uhr bis 17.00 Uhr.<br />

LINKS: Mit dem Mobilitätsservice der<br />

Marktgemeinde Telfs steht einer bequemen<br />

und umweltfreundlichen Fahrt mit der S-Bahn<br />

nichts mehr im Wege. (© ÖBB)<br />

RECHTS: Die Mitarbeiter*innen des Bürgerservice<br />

Vanessa Rusch und Eugen Schilcher<br />

wurden für den Verkauf der ÖBB-Tickets<br />

geschult. (© MG Telfs/Pichler)<br />

„DIE ZUG- UND BUS-<br />

VERBINDUNGEN IM<br />

RAUM TELFS UND<br />

UMGEBUNG ERFREU-<br />

EN SICH STEIGENDER<br />

BELIEBTHEIT.“<br />

„Viele Tickets werden bereits online<br />

gekauft. Dennoch setzen auch Kundinnen<br />

und Kunden auf persönliche<br />

Beratung und Betreuung. Unser Büro<br />

vom Bürgerservice Telfs übernimmt<br />

daher sehr gerne ab 22.4.<strong>2021</strong> diese<br />

Serviceleistung für Einheimische und<br />

Gäste und erweitert damit das Angebot<br />

der klimafreundlichen Mobilität“,<br />

freut sich Bürgermeister<br />

Christian Härting.<br />

sparkasse.at/telebanking-pro<br />

OBEN: ÖBB-Regionalmanager<br />

René Zumtobel<br />

(© ÖBB/Scheiblecker)<br />

Jetzt<br />

umsteigen<br />

„DANK UNSERES<br />

NEUEN VERTRIEBS-<br />

PARTNERS IST<br />

DER ZUGANG ZUM<br />

ÖFFENTLICHEN<br />

VERKEHR IM TIROLER<br />

OBERLAND NOCH<br />

ATTRAKTIVER<br />

GEWORDEN.“<br />

„Alle am ÖBB-Ticketautomaten erhältlichen<br />

Tickets können von den Kundinnen<br />

und Kunden auch hier beim Bürgerservice<br />

der Marktgemeinde Telfs erworben werden.<br />

Zudem spart man sich Wege. So kann<br />

man beispielsweise die ÖBB-Vorteilscard<br />

gleich hier beantragen oder verlängern.<br />

Einer bequemen und umweltfreundlichen<br />

Fahrt mit den Öffis innerhalb von Tirol oder<br />

über die Bundeslandgrenzen hinaus steht<br />

somit nichts mehr im Wege.“


32<br />

tirol.spart<br />

tirol.spart<br />

33<br />

Voranschlag und<br />

MFP (mittelfristige<br />

Finanzplanung)<br />

Vorhaben mit GeOrg dem Gemeindeorganisator:<br />

Über die Unterschiede zwischen der Kameralistik und der Voranschlags- und Rechnungsabschlussverordnung<br />

(VRV) 2015 ist schon ausreichend informiert und diskutiert worden.<br />

Die reine Finanzierungsrechnung der Kameralistik wurde in der VRV 2015 um die Ergebnisrechnung<br />

und die Vermögensrechnung erweitert.<br />

LINKS<br />

Komplett neue und<br />

komfortable Möglichkeiten<br />

der Erfassung<br />

und Darstellung von<br />

Projekten sind mit<br />

GeOrg, dem Gemeindeorganisator.<br />

möglich.<br />

(© rawpixels)<br />

ZUM AUTOR<br />

CHRISTOPH<br />

CAROTTA<br />

Christoph Carotta wechselte<br />

nach langjähriger Tätigkeit in<br />

einer Bank 2017 zur GemNova.<br />

Er verantwortet den Bereich<br />

Kommunalfinanz.<br />

Kontakt:<br />

c.carotta@gemnova.at<br />

Bei meinen Gesprächen und Vorträgen<br />

habe ich häufig den Finanzierungshaushalt<br />

in den Vordergrund gestellt. Dies vor allem,<br />

um dem weniger Geübten mit dem reinen<br />

Zahlungsfluss (Cashflow) einen Zusammenhang<br />

aufzuzeigen. Insbesondere den<br />

Zusammenhang von Stichtagsbetrachtung<br />

(Vermögenshaushalt zum Jahreswechsel)<br />

und periodischer Betrachtung (Finanzierunghaushalt<br />

und Ergebnishaushalt).<br />

Der STICHTAG ist in diesem Fall immer<br />

der Zeitpunkt, zu welchem die Vermögensrechnung<br />

erstellt wird. Bei einem Unternehmen<br />

kann das Wirtschaftsjahr vom<br />

Kalenderjahr abweichen. In der saisonalen<br />

Gastronomie wird häufig davon Gebrauch<br />

gemacht, indem der Bilanzstichtag z. B. auf<br />

den 1. November gelegt wird. Im Geltungsbereich<br />

der VRV 2015 ist das nicht möglich.<br />

Hier ist klar geregelt: Der Rechnungsabschluss<br />

ist für das abgelaufene Kalenderjahr<br />

als Finanzjahr zu erstellen (VRV 2015<br />

§ 13 (1)). Somit ist der „Stichtag“, für den die<br />

Vermögensrechnung gilt, eindeutig. Dementsprechend<br />

sehen wir mit dem Rechnungsabschluss<br />

zum 31. Dezember, wie<br />

sich das Vermögen der Gemeinde zum selben<br />

Zeitpunkt des Vorjahres verändert hat.<br />

Aus den beiden Haushalten (Finanzierungshaushalt,<br />

Ergebnishaushalt) können<br />

wir erkennen, welche Einnahmen und Ausgaben,<br />

welche Aufwendungen und Erträge<br />

unser Vermögen positiv oder negativ beeinflusst<br />

haben.<br />

Die Finanzierungsrechnung und die Ergebnisrechnung<br />

gelten demnach für den Zeitraum<br />

– die Periode – zwischen dem 1. Jänner<br />

und dem 31. Dezember.<br />

Ein Voranschlag muss für den Finanzierungshaushalt<br />

und den Ergebnishaushalt<br />

erstellt werden. Der Vermögenshaushalt<br />

oder Teile daraus sind nicht Teil des Voranschlages,<br />

wohl aber deren Dotierungen,<br />

Auflösungen, Zuführungen oder Entnahmen.<br />

Die relevanten Bestandteile des Voranschlages<br />

finden wir im § 5 der VRV 2015:<br />

Ergebnisvoranschlag, Finanzierungsvoranschlag,<br />

Detailnachweis auf Kontenebene,<br />

Stellenplan Gesamthaushalt und jene<br />

Beilagen, die im § 5 in den Absätzen 2<br />

und 3 explizit angeführt sind. Hier geht<br />

es vor allem um Mittelverwendungs- und<br />

Aufbringungsgruppen, Nachweise von<br />

Transferzahlungen, Zuführungen und<br />

Entnahmen von Haushaltsreserven und<br />

Rücklagen sowie der Dokumentation von<br />

Finanzschulden (Aufnahme, Tilgung, Endstand,<br />

Laufzeit etc.).<br />

Im Detail ist der Voranschlag in der VRV<br />

2015 in Abschnitt 2, §§ 4 bis 12 geregelt.<br />

Zusätzlich zur VRV 2015 ist laut TGO<br />

(Tiroler Gemeindeordnung) § 88 Absatz 2<br />

noch der MFP (Mittelfristiger Finanzplan)<br />

zu erstellen. Er beinhaltet dieselben Inhalte<br />

wie der Voranschlag und soll die dem<br />

Voranschlag folgenden nächsten vier Jahre<br />

darstellen. Dieser MFP und der Nachweis<br />

von Vorhaben (§ 82 TGO) sind Bestandteil<br />

des Voranschlages der Tiroler Gemeinden.<br />

GEORG, der Gemeindeorganisator bietet<br />

auch dazu einen besonderen Komfort.<br />

Mit einem Klick ist ein Haushaltsprogramm<br />

zu erstellen, in welchem einfach<br />

und komfortabel ein Vorhaben dargestellt<br />

werden kann. Das Vorhaben kann dabei<br />

leicht mehrere Kostenstellen und Konten<br />

umfassen (z. B. Gemeindezentrum<br />

mit Kindergarten, Volksschule, Hort und<br />

Arztpraxis). Alle Kostenstellen, Konten und<br />

Steuersätze werden dabei auf einfachste<br />

Art in dieses von Ihnen gestaltete Haushaltsprogramm<br />

integriert. Laufende Kostenüberwachung,<br />

klare Darstellung und<br />

perfekte Dokumentation begleiten auf<br />

diese Art die komplexesten Projekte in<br />

Ihrer Gemeinde. Auf einfachste Art wird<br />

dabei eine „Anlage im Bau“ begleitet und<br />

nach Vollendung aktiviert. Vollkommen<br />

egal, über welchen Zeitraum sich Ihr Vorhaben<br />

erstreckt.


34 tirol.hat Recht tirol.hat Recht<br />

35<br />

ZUR AUTORIN<br />

MAG HELENE<br />

MATTERS-<br />

BERGER<br />

Helene Mattersberger ist<br />

seit 20 Jahren im Nationalpark<br />

Hohe Tauern für<br />

Öffentlichkeitsarbeit und<br />

die Nationalpark Akademie<br />

zuständig.<br />

Kontakt: h.mattersberger@<br />

hohetauern.at<br />

BILD: Der Dorfersee ist<br />

ein wunderschön gelegener<br />

Bergsee im Kalser<br />

Dorfertal. (© NPA<br />

Stefan Leitner)<br />

Nationalpark<br />

hohe<br />

Tauern<br />

Mit der politischen Willensbekundung der<br />

Landeshauptleute von Kärnten, Tirol und<br />

Salzburg am Fuße des Großglockners in<br />

Heiligenblut am 23. Oktober 1971, den Nationalpark<br />

Hohe Tauern zu errichten, begann<br />

die österreichische Nationalparkgeschichte.<br />

1981 konnte in Kärnten der Nationalpark<br />

Hohe Tauern ausgewiesen werden. 1984<br />

folgte der Salzburger Anteil und 1992 war<br />

es in Tirol soweit. Eine Erfolgsgeschichte,<br />

die den weiteren fünf österreichischen<br />

Nationalparks den Weg ebnete.<br />

Heute präsentiert sich der Hochgebirgsnationalpark<br />

Hohe Tauern mit einer Fläche<br />

von 1.856 Quadratkilometern als<br />

größtes Schutzgebiet der Alpen. 10.000<br />

Tierarten, 3.500 Pflanzenarten (inkl. Pilzen),<br />

zahlreiche Gletscher und Gletscherbäche,<br />

Hochgebirgsseen und beeindruckende<br />

Gebirgspanoramen machen den<br />

Nationalpark Hohe Tauern aus. Es ist die<br />

50 Jahre und kein bisschen leise<br />

Vielfalt an unterschiedlichen Lebensräumen,<br />

die dieses großartige alpine Naturschutzgebiet<br />

auszeichnet.<br />

Refugium für seltene Arten<br />

Die Murmeltiere haben im Nationalpark<br />

Hohe Tauern einen riesigen Lebensraum.<br />

Außer natürlichen Feinden – wie Steinadlern,<br />

die sich manchmal ein Jungtier<br />

schnappen – haben sie im größten Schutzgebiet<br />

der Alpen nichts zu befürchten. Sie<br />

waren im Gegensatz zu Steinböcken oder<br />

Bartgeiern vermutlich nie ganz aus den<br />

Hohen Tauern verschwunden. Dass Wanderer*innen<br />

heute bei ihren Touren mit<br />

etwas Glück in der Ferne mächtige Steinböcke<br />

beobachten oder von einem neugierigen<br />

Bartgeier ins Visier genommen<br />

werden, hat viel mit dem Nationalpark<br />

Hohe Tauern zu tun. Mit der Einrichtung<br />

des Schutzgebiets wurde der Grundstein<br />

dafür gelegt, dass seltene und an extreme<br />

Standorte angepasste Tier- und Pflanzenarten<br />

einen sicheren Lebensraum haben.<br />

Es ist ein Lebensraum mit über 300 Gipfeln<br />

über 3.000 Meter Höhe, ausgedehnten<br />

Gletschern, vielen Seen und tosenden<br />

Bächen, weiten Almen und urwaldähnlichen<br />

Wäldern. Die Ökosysteme können sich in<br />

der Kernzone weitgehend unbeeinflusst<br />

vom Menschen entwickeln.<br />

Wertvolle Kulturlandschaft<br />

Gleichzeitig gewährleistet der Nationalpark,<br />

dass die traditionell vom Menschen<br />

geprägte Kulturlandschaft der Almen und<br />

Wälder wie seit Generationen bewirtschaftet<br />

wird. Die artenreichen Bergmähder<br />

– unter anderem die berühmten<br />

Sajatmähder in Prägraten in Osttirol oder<br />

die Glocknerwiesen entlang der Großglockner<br />

Hochalpenstraße –, auf denen<br />

Orchideen, Türkenbund, Anemonen und<br />

Flockenblumen für eine außergewöhnliche<br />

Blütenpracht sorgen, sind nur deshalb<br />

so artenreich, weil sie regelmäßig<br />

gemäht werden. Für die arbeitsintensive<br />

und schwere Arbeit der Bergbäuerinnen<br />

und Bergbauern im Nationalparkgebiet<br />

gibt es neben den bestehenden Fördermaßnahmen<br />

auch Sonderförderungen seitens<br />

des Nationalparks Hohe Tauern. Denn<br />

wenn Almen aufgelassen werden, entsteht<br />

Wald, und Artenvielfalt geht verloren.<br />

Naturerlebnis Nationalpark<br />

Der Schutz der einzigartigen Natur ist nur<br />

eine der drei Kernaufgaben der Nationalparkarbeit.<br />

Der Nationalpark Hohe Tauern<br />

ist auch dazu da, den Besucher*innen ein<br />

eindrucksvolles Naturerlebnis zu bieten.<br />

Diese werden von den Nationalpark-Ranger*innen<br />

zu den schönsten Plätzen im<br />

Schutzgebiet geführt und bekommen<br />

dabei interessantes Wissen zur heimischen<br />

Tier- und Pflanzenwelt vermittelt.<br />

Das aktuelle Angebot findet man auf der<br />

Website www.hohetauern.at/besuchen.<br />

Ein Besuch lohnt sich!<br />

www.hohetauern.at<br />

www.facebook.com/hohetauern<br />

WUSSTEN SIE,<br />

DASS ...<br />

… DIE VEGETATION<br />

VOM TAL HINAUF IN<br />

DIE GIPFELREGION<br />

DER HOHEN TAUERN<br />

EINER 4.000 KILO-<br />

METER LANGEN REI-<br />

SE BIS IN DIE ARKTIS<br />

ENTSPRICHT?<br />

Wenn Förderungen genutzt werden<br />

sollen, muss besonderes<br />

Augenmerk auf eine vergaberechtlich<br />

transparente und einwandfreie<br />

dokumentierte Ausschreibung<br />

gelegt werden. Die<br />

GemNova durfte schon zum zweiten<br />

Mal den Nationalpark Hohe<br />

Tauern bei einer Ausschreibung<br />

begleiten und dabei im gewünschten<br />

Umfang von Vorbereitung<br />

bis Vertragsschluss die gesamte<br />

Ausschreibung durchführen.<br />

Fakten des Vergabeverfahrens:<br />

· Oberschwellenbereich<br />

· Offenes Verfahren<br />

· Individuelle Beratung von Vorbereitung<br />

bis Vertragsschluss<br />

· Elektronische Vergabe<br />

· Dokumentation für Förderstelle<br />

Die GemNova unterstützt öffentliche<br />

Auftraggeber bei Ausschreibungen<br />

von Dienstleistungen,<br />

aber auch von Bau- und Lieferaufträgen.<br />

Bei Fragen zu öffentlichen<br />

Ausschreibungen stehen wir<br />

gerne zur Verfügung.<br />

Rückfragen: Mag. Alexander<br />

Sporer, a.sporer@gemnova.at<br />

Nationalpark<br />

Magazin<br />

In der Öffentlichkeitsarbeit<br />

ist neben der Website und<br />

dem Social-Media-Auftritt<br />

des Nationalparks Hohe Tauern<br />

das Nationalpark Magazin<br />

ein unverzichtbares Medium,<br />

um die heimische Bevölkerung<br />

und die Gäste zu informieren.<br />

Zweimal jährlich erscheint das<br />

Magazin mit einer Auflage von<br />

rund 750.000 Stück und wird<br />

an die Haushalte von Kärnten,<br />

Salzburg und Tirol zugesandt.<br />

Weiters kann das Magazin<br />

auf Wunsch bestellt werden<br />

(Bestellung: nationalparkrat@<br />

hohetauern.at).<br />

Die Finanzierung erfolgt über<br />

den Bund und die Länder. Dabei<br />

ist eine vergaberechtlich einwandfreie<br />

Ausschreibung im<br />

EU-Oberschwellenbereich<br />

für die Umsetzung unerlässlich.<br />

Um dies zu gewährleisten,<br />

wurde <strong>2021</strong> die GemNova<br />

mit der vergaberechtlichen<br />

Ausschreibungsdurchführung<br />

und Beratung beauftragt. Die<br />

Erstellung der Unterlagen, die<br />

Bekanntgabe und die vollelek-<br />

tronische Durchführung mittels<br />

der Vergabeplattform und<br />

schlussendlich die<br />

Zuschlagserteilung<br />

konnten somit mit<br />

professioneller<br />

Hilfe durch Mag.<br />

Alexander Sporer<br />

von der GemNova<br />

erfolgreich durchgeführt<br />

werden.<br />

MAG. HELENE<br />

MATTERSBERGER<br />

BILD: (© NPA Stefan Leitner)


36<br />

tirol.hat Recht<br />

tirol.hat Recht<br />

37<br />

ZUM AUTOR<br />

MAG. IUR.<br />

CHRISTIAN LECHNER<br />

Christian Lechner kann auf eine 18-jährige<br />

Berufserfahrung als Amtsleiter,<br />

Bauamtsleiter und Finanzverwalter<br />

zurückblicken. Seit drei Jahren arbeitet er<br />

bei der GemNova in den Bereichen Recht,<br />

Finanzen bzw. Gemeindeentwicklung und<br />

Digitalisierung. In diesen Bereichen ist er<br />

als Jurist und mit seiner Praxiserfahrung<br />

für rechtliche Themen und Fragestellungen,<br />

Prozess- und Projektabläufe in den<br />

Gemeinden verantwortlich.<br />

Rums, bums,<br />

RECHTSSICHER ,<br />

fertig, eh klar …<br />

Rums, bums, RECHTSSICHER, fertig, eh klar … in den unendlichen<br />

Weiten des Weltalls ist Georg immer noch nicht unterwegs,<br />

aber im Hier und Jetzt <strong>2021</strong> geht in Vordermberg die liche Gemeindearbeit effizient und rechtssicher, gestützt durch<br />

tägechte<br />

und sinnvolle Digitalisierung, weiter.<br />

Die Fälligkeit der Gemeindeabgaben rückt<br />

für Georg immer näher, und daher befasst<br />

er sich damit, wie er rechtskonforme<br />

Abgabenbescheide erstellt – dabei stößt<br />

er auf spannende und wichtige Fragen.<br />

Die Entwicklung von leistbarem Wohnen<br />

hat auch vor der Gemeinde Vordermberg<br />

nicht Halt gemacht. In den vergangenen<br />

Jahrzehnten haben fast ausschließlich<br />

(Allein-)Eigentümer den Grundsteuer-,<br />

Wasser-, Kanal- oder Abfallbescheid etc.<br />

für ihre Liegenschaft erhalten – diese<br />

Situation stellt sich nun völlig anders dar.<br />

Mittlerweile weisen über zwei Drittel der<br />

bebauten Liegenschaften mehrere Eigentümer,<br />

also (Mit-)Eigentum auf.<br />

Georg muss klären, wie diese Abgaben bei<br />

(Mit-)Eigentum mittels Bescheide nun festzusetzen<br />

sind.<br />

+ Ist jede der Abgaben (z. B. Wassergebühr)<br />

einer Liegenschaft auf alle<br />

(Mit-)Eigentümer aufzuteilen und sind<br />

damit Bescheide an jeden der (Mit-)<br />

Eigentümer zu richten?<br />

+ Oder genügt es, einen einheitlichen<br />

Bescheid mit der jeweils gesamten<br />

Abgabe (z. B. Wassergebühr) einer<br />

Liegenschaft an einen, mehrere<br />

oder alle dieser (Mit-)Eigentümer<br />

zu richten?<br />

+ Welche Variante ist nun rechtskonform<br />

und somit für die Gemeinde<br />

bindend?<br />

+ Von wem kann Georg die Abgaben<br />

„verlangen“ – wer schuldet die<br />

Abgabe?<br />

Von wem kann<br />

Georg die Abgaben<br />

„verlangen“?<br />

Wer schuldet die Abgabe?<br />

Die Bundesabgabenordnung (BAO), BGBl<br />

194/1961, zuletzt geändert durch BGBl I<br />

52/<strong>2021</strong>, ist die Rechtsgrundlage für das<br />

Abgabenverfahren in der Gemeinde, und<br />

dort ist liest Georg Folgendes:<br />

Gemäß § 6 BAO sind Personen, die<br />

nach den Abgabenvorschriften dieselbe<br />

abgabenrechtliche Leistung schulden,<br />

Gesamtschuldner. Personen, die gemeinsam<br />

zu einer Abgabe heranzuziehen<br />

sind, sind ebenfalls Gesamtschuldner,<br />

dies gilt insbesondere für Gesellschafter<br />

einer nach bürgerlichem Recht nicht<br />

rechtsfähigen Personenvereinigung.<br />

Gesamtschuldner sind demnach Mitschuldner<br />

zur ungeteilten Hand nach § 891 ABGB.<br />

Das heißt, dass jeder einzelne der (Mit-)<br />

Eigentümer grundsätzlich in der Pflicht<br />

steht, dass er den gesamten Abgabenbetrag<br />

der gemeinsamen Liegenschaft an die<br />

Gemeinde bezahlt. Ob das jedem bewusst<br />

bzw. bekannt ist?<br />

Über den § 6 BAO gibt es viel an Judikatur<br />

– unter anderem jene, dass es die Entscheidung<br />

von Georg (Abgabenbehörde) ist,<br />

die Abgaben (Leistungsgebot) an einen der<br />

Gesamtschuldner oder an mehrere oder<br />

gar an alle Gesamtschuldner zu richten,<br />

und weiters, ob die Inanspruchnahme mit<br />

einem Teil oder dem gesamten offenen<br />

Betrag erfolgt (siehe Ritz, Bundesabgabenordnung<br />

Kommentar 2, Rz 7 zu § 6 BAO,<br />

mit weiteren Zitaten). Solche Ermessensentscheidungen<br />

sind zu begründen (siehe<br />

Ritz, Bundesabgabenordnung Kommentar 2,<br />

Rz 13 zu §§ 20, 21 BAO). Georg als Bürgermeister<br />

und damit Abgabenbehörde muss<br />

aus seiner Sicht alles tun, damit dieses<br />

Gesamtschuldverhältnis gegenüber allen<br />

(Mit-)Eigentümern festgesetzt wird.<br />

Nun, Georg ist durchaus bewusst, dass viele<br />

eine Aufteilung der jeweiligen Abgabe (z.<br />

B. der eigene Wasserverbrauch) und somit<br />

getrennte Bescheiderstellung an jeden einzelnen<br />

(Mit-)Eigentümer gerne so haben<br />

wollen. Das Eigentumsdenken ist in vielen<br />

Köpfen stark verankert – nach dem Motto<br />

“„Ich zahle für das, was mir gehört“. Durchaus<br />

kommt es auch vor, dass unter so manchen<br />

(Mit-)Eigentümern nicht gerade ein<br />

gutes Verhältnis herrscht. Unter diesen<br />

Aspekten nehmen viele (Mit-)Eigentümer<br />

die Abgabenaufteilung durch die Gemeinde<br />

sehr gerne in Anspruch bzw. setzen sie diese<br />

mit dem Argument des Bürgerservices<br />

sogar voraus.<br />

Die Fragen zu einheitlichen Abgabenbescheiden<br />

beschäftigen ihn auch noch,<br />

als er in seiner Abendlektüre der Tiroler<br />

Gemeindeordnung „TGO“ blättert.<br />

Da stößt er irgendwann darauf, dass seine<br />

Gemeinde Vordermberg mit seiner<br />

Gebarung sparsam, zweckmäßig und<br />

wirtschaftlich umgehen muss und sein<br />

Überprüfungsausschuss das gemäß § 109<br />

Abs 2 TGO sogar prüfen muss.<br />

Wie ein Blitz rechnet er im Kopf: 200<br />

bebaute Liegenschaften mit Grundsteuer-,<br />

Wasser-, Kanal- und Abfallbescheid<br />

ergibt rund 800 Bescheide, bei durchschnittlich<br />

vier (Mit-)Eigentümern pro Liegenschaft.<br />

Bei einer Aufteilung der Abgaben<br />

auf diese (Mit-)Eigentümer müssten<br />

2.400 Bescheide erstellt werden! Puhhh,<br />

denkt er sich, ein erheblicher und eigentlich<br />

unnötiger Mehraufwand bei einer<br />

Aufteilung, da mehr Sach- und Personalressourcen<br />

benötigt werden.<br />

Spezialfall<br />

Grundsteuer<br />

Aufteilung der Grundsteuer<br />

auf die (Mit-)Eigentümer nach<br />

ideellen Anteilen?<br />

Karin ist (Mit-)Eigentümerin eines Grundstücks<br />

in der Gemeinde Vordermberg und<br />

hat einen Grundsteuerbescheid über die<br />

gesamte Grundsteuer der Liegenschaft<br />

vonseiten der Gemeinde „bekommen“. Sie<br />

verlangt nun von Georg einen eigenen<br />

Grundsteuerbescheid nur für ihren (ideellen)<br />

Liegenschaftsanteil.<br />

Die Grundsteuer wird auf Basis des sogenannten<br />

Einheitswertbescheides des<br />

Finanzamtes festgesetzt. Gemäß § 252<br />

BAO ist die Bindung des Grundsteuerbescheides<br />

durch den Spruch des Einheitswertbescheids<br />

(Feststellungsbescheid)<br />

geregelt. Damit darf Georg (als<br />

Grundsteuer festsetzende Behörde) bei<br />

der Grundsteuerfestsetzung keine andere<br />

Beurteilung zugrunde legen als jene,<br />

die im vorangegangenen Einheitswertbescheid<br />

zum Ausdruck gekommen ist (vgl.<br />

VwGH 91/15/0134).<br />

Für einen Steuergegenstand ist jedenfalls<br />

nur die Erlassung eines einheitlichen<br />

Grundsteuerbescheides zulässig.<br />

Sofern der Steuergegenstand mehreren<br />

gehört, so sind sie Gesamtschuldner<br />

(vgl. § 9 Abs 2 GrStG; Ritz, BAO-<br />

Kommentar 6, Rz 3 zu § 6 BAO).


38<br />

tirol.hat Recht<br />

ENTGELTLICHE tirol.hat EINSCHALTUNG<br />

Recht 39<br />

Spezielle vorgaben<br />

bei einheitlichen<br />

Abgabenbescheiden<br />

gegenüber Gesamtschuldner<br />

in der BAO<br />

Karl aus Hintermberg hat die letzte Diskussion<br />

mit Georg aus Vordermberg bezüglich<br />

der Rechtskonformität und auch effizienteren<br />

Gestaltung der Arbeitsprozesse keine<br />

Ruhe gelassen. Daher schaut Karl aus Hintermberg<br />

bei Georg vorbei. Georg ist noch<br />

ganz in seine Arbeit vertieft und schildert<br />

Karl so nebenbei seine „Überlegungen zu<br />

den Abgaben“. Karl meint: „Ich nutze das<br />

Gesamtschuldverhältnis auch und adressiere<br />

alle (Mit-)Eigentümer, indem ich dem<br />

Empfänger die Ergänzung „… und Mitbes.“<br />

bzw „… und Miteigentümer“ anhänge.“ Georg<br />

erklärt ihm aber in diesem Zusammenhang,<br />

dass der VwGH in seinen Erkenntnissen<br />

bereits mehrmals festgestellt hat,<br />

dass unter anderem die Bezeichnung<br />

„und Mitbes.“ nicht geeignet ist, um den<br />

Bescheid diesen an alle Abgabenschuldner<br />

zu adressieren. Hier geht nämlich nicht<br />

hervor, gegenüber welchen (anderen) Adressaten<br />

als dem Empfänger die Behörde den<br />

Bescheid erlassen will (VwGH 21.07.1995,<br />

92/17/0270, 01.10.2018, 2006/13/0123).<br />

Grundsätzlich sieht § 81 Abs 1 u. 2 BAO<br />

vor, dass mehrere Personen (also alle (Mit-)<br />

Eigentümer), welche für die Erfüllung der<br />

abgabenrechtlichen Pflicht infragekommen,<br />

aus ihrer Mitte einen gemeinsamen<br />

Bevollmächtigten an die Abgabenbehörde<br />

namhaft machen müssen. Sollte dies unterbleiben,<br />

so kann die Abgabenbehörde eine<br />

der zur Erfüllung der abgabenrechtlichen<br />

Pflichten in Betracht kommenden mehreren<br />

Personen als Vertreter mit Wirkung für die<br />

Gesamtheit bestellen.<br />

Wenn das Gesamtschuldverhältnis<br />

gegen alle Abgabenschuldner festgesetzt<br />

wird, ist § 199 BAO zu beachten.<br />

Dort ist normiert, dass gegen Personen,<br />

die zur Entrichtung einer Abgabe als<br />

Gesamtschuldner verpflichtet sind, ein<br />

einheitlicher Abgabenbescheid erlassen<br />

werden kann. Hier muss jedoch dann<br />

unbedingt darauf geachtet werden, dass<br />

diese Personen (alle Miteigentümer)<br />

der Personengemeinschaft im Spruch<br />

des Bescheides gemäß § 93 Abs 2 BAO<br />

anzuführen sind.<br />

Die Gemeinschaft als solche kann nicht<br />

Bescheidadressat sein (vgl. Fischerlehner,<br />

Abgabenverfahren § 199, Anm. 1; VwGH<br />

1.10.2008, 2006/13/0123). Da Georg einen<br />

einheitlichen Abgabenbescheid erlässt, hat<br />

er weiters gemäß § 101 BAO darauf zu achten,<br />

dass er auf die Rechtsfolgen im Abgabenbescheid<br />

hinzuweisen hat.<br />

Spezialfall<br />

zustellung<br />

bei Wohnungseigentum als besonderes<br />

(Mit-)Eigentum<br />

Georg weiß, dass Eigentümergemeinschaften<br />

(EG), die Wohnungseigentum begründet<br />

haben, im Sinne des Umsatzsteuergesetzes<br />

(UStG) Unternehmer darstellen<br />

– diese werden im sogenannten öffentlichen<br />

Unternehmensregister geführt. Bei<br />

ordnungsgemäß vorliegenden Rechnungen<br />

ist diese EG prinzipiell zum Vorsteuerabzug<br />

berechtigt. Es kann durchaus zu einem<br />

steuerlichen Vorteil kommen. Wie schon<br />

erwähnt, ist für einen Vorsteuerabzug eine<br />

ordnungsgemäße Rechnung Voraussetzung.<br />

Damit ist ein Bescheid an die WEG<br />

zustellen mit Nennung der Bescheidadressaten<br />

(alle (Mit-)Eigentümer) im Bescheidspruch<br />

(vgl. BFG RV/7104733/2018). Eine<br />

Lastschriftanzeige ergeht unter Anführung<br />

der UID-Nummer an die Wohnungseigentumsgemeinschaft<br />

(WEG).<br />

Was nun –<br />

Aufgaben Aufteilen<br />

oder nicht?<br />

Für Georg ist klar, seine Software „GeOrg“<br />

kann sämtliche Bescheidadressaten rechtssicher<br />

im Spruch seiner Abgabenbescheide<br />

nennen. Daher wird er für seine Gemeinde<br />

Vordermberg jeweils einen einheitlichen<br />

Abgabenbescheid gegenüber allen (Mit-)<br />

Eigentümern erlassen und damit nach den<br />

Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit<br />

und Zweckmäßigkeit für seine<br />

Gemeinde handeln. Weiters kommt er zum<br />

Schluss, wer als Abgabenbehörde legitimerweise<br />

eine Aufteilung der Abgaben (Ausnahme<br />

Grundsteuer) und damit „Hausverwaltungstätigkeiten“<br />

übernimmt, handelt<br />

auch sparsam und wirtschaftlich, jedoch<br />

für die jeweiligen (Mit-)Eigentümer, die sich<br />

eine selbstständige Aufteilung ersparen,<br />

und nicht für die eigene Gemeinde.<br />

Die Fälligkeit steht bevor, und die Software<br />

in der Gemeinde Vordermberg erstellt Lastschriftanzeigen<br />

bzw. Bescheide und stellt<br />

diese im Versandcockpit zur Freigabe der<br />

Sendung bereit. Georg hat sich intensiv<br />

mit seinen Abgabenverfahren beschäftigt<br />

und alle wichtigen Themen erwogen<br />

und beleuchtet. Er denkt sich: „Mit meiner<br />

Software ‚GeOrg‘ ist die rechtssichere und<br />

effiziente Abwicklung kein Problem.“ Das<br />

Thema Voranschlags- und Rechnungsabschlussverordnung<br />

(VRV 2015) beschäftigt<br />

Georg auch noch immer – er erinnert sich<br />

an sein Gespräch mit Karl und ihr Thema<br />

„Minusvermögen“. Ihm kommt schon der<br />

nächste Gedanke: „Super cool wäre doch<br />

auch, wenn die Gemeinde Vordermberg<br />

ihren Bürger*innen eine Art ‚Bürger*innen-<br />

Cockpit‘ zur Verfügung stellt. Über dieses<br />

können diese selbstständig und jederzeit<br />

ihre bei der Gemeinde Vordermberg liegenden<br />

Grundsteuerakten, Anmeldungen der<br />

Kinder bei den Betreuungseinrichtungen,<br />

Abgabenvorschreibungen etc. einsehen,<br />

anmelden oder ändern.“<br />

Eine Bürgerkommunikation der Zukunft<br />

nach dem Motto:<br />

Rums, bums,<br />

RECHTSSICHER ,<br />

transparent<br />

fertig, eh klar …<br />

In turbulenten Zeiten ist es besonders<br />

wichtig, einen verlässlichen Partner an<br />

der Seite zu haben. Seit 1939 steht die<br />

NEUE HEIMAT TIROL für leistbares Wohnen.<br />

Über 40.000 Tirolerinnen und Tiroler<br />

wohnen unter einem Dach der NHT. Die<br />

günstigen Mieten und hohe Wohnqualität<br />

zeichnen unsere Anlagen ebenso aus wie<br />

die Auszeichnungen für Architektur und<br />

Kunst am Bau.<br />

Eine gute und enge Zusammenarbeit mit<br />

den Tiroler Gemeinden ist uns dabei sehr<br />

wichtig. Gemeinsam verbindet uns das<br />

Ziel, den Menschen ausreichend und<br />

preiswert Wohnraum zur Verfügung zu<br />

stellen, und damit die Ausgewogenheit<br />

zwischen Ballungsräumen und ländlichem<br />

Raum auch in Zukunft zur gewährleisten.<br />

Eine zunehmende Herausforderung ist<br />

dabei die Bereitstellung von entsprechenden<br />

Grundstücken. Grund und Boden sind<br />

in Tirol sehr knapp und teuer. Im Rahmen<br />

der Raumordnungspolitik stehen mit der<br />

Vertragsraumordnung sowie Schaffung<br />

von Vorbehaltsflächen jedoch wirksame<br />

Instrumente für die Gemeinden bereit.<br />

DAS RUNDUM-<br />

Sorglos-<br />

PAKET<br />

Die NEUE HEIMAT TIROL ist der größte, gemeinnützige Wohnbauträger<br />

in Tirol und auch für die Umsetzung großer Gemeindeprojekte<br />

ein verlässlicher Partner. Von der Planung bis zur späteren Bewirtschaftung<br />

der Gebäude bietet die NHT Service aus einer Hand.<br />

Gemeinsam haben wir auf diese Weise<br />

bereits viele, neue und innovative Modelle<br />

in den Tiroler Gemeinden umgesetzt.<br />

Eine große Hürde bei Großprojekten ist<br />

auch immer das Bundesvergabegesetz.<br />

Durch das Bestbieter-Prinzip sind regionale<br />

Lösungen auch in Zukunft möglich.<br />

Die Wertschöpfung bleibt damit vor Ort.<br />

Diese Vorteile gilt es noch mehr zu nutzen!<br />

Die enorme Expertise in unserem Haus<br />

ermöglicht es uns, neben dem Wohnbau<br />

auch im Kommunalbereich zunehmend<br />

Fuß zu fassen. Für die Gemeinden Natters,<br />

Mutters und Götzens haben wir<br />

2018 ein modernes Wohn- und Pflegeheim<br />

errichtet. Ein aktuelles Referenzprojekt<br />

ist das „Haus der Generationen“ mit<br />

Kinderbildungszentrum in Volders.<br />

Aufgrund der gut eingespielten Zusammenarbeit<br />

mit unseren Partnern – vom<br />

Planer und Architekt bis zu den Baufirmen<br />

– führt mit der NHT jedes Projekt<br />

erfolgreich zum Ziel. Seit über 80 Jahren<br />

ist die NHT am Tiroler Markt aktiv und<br />

zählt mittlerweile zu den<br />

größten, gemeinnützigen<br />

Bauträgern in Österreich.<br />

Ein wichtiges Anliegen ist<br />

uns dabei auch die klimafreundliche<br />

Ausstattung<br />

unserer Häuser.<br />

Die NHT ist in diesem<br />

Bereich seit vielen Jahren<br />

Trendsetter für die ganze<br />

Branche. Wir errichten<br />

unsere Objekte seit 2012<br />

ausschließlich im Passivhaustandard.<br />

Bei den<br />

Bestandsanlagen und im Neubau setzen<br />

wir konsequent auf eine klimafreundliche<br />

Ausstattung. Bis 2030 wollen wir<br />

mit unseren zentral beheizten Gebäuden<br />

CO2 neutral sein und sind damit auch ein<br />

wichtiger Begleiter zur Tiroler Energieautonomie<br />

2050.<br />

Faktum ist: Die KundInnen wünschen<br />

sich heute, möglichst Energie-unabhängig<br />

zu sein, gleichzeitig wollen sie einen<br />

Beitrag für die Umwelt leisten. Diese<br />

Erwartungen sind eine tragende Säule bei<br />

der Planung unserer Anlagen. Wir arbeiten<br />

sehr eng mit der Universität Innsbruck<br />

zusammen, ständig auf der Suche nach<br />

neuen und innovativen Lösungen.<br />

Wir wollen dabei nicht nur Leuchtturmprojekte<br />

inszenieren, sondern einen konkreten<br />

Mehrwert für den späteren Betrieb<br />

mitliefern. Nach der Schlüsselübergabe<br />

ist unser Job nicht erledigt. Wir begleiten<br />

und betreuen unsere Immobilien über<br />

den gesamten Lebenszyklus und agieren<br />

damit zu 100 % nachhaltig.<br />

BILD:<br />

Hannes Gschwentner<br />

und DI Mag. Markus<br />

Pollo. (© NHT/Forcher)


40 tirol.hat Recht tirol.hat Recht<br />

41<br />

Grüne<br />

beschaffung<br />

Öffentliche Aufträge sind von großer<br />

Bedeutung für die Volkswirtschaften (in<br />

Österreich werden jährlich rund 66 Milliarden<br />

Euro öffentlich vergeben), weshalb<br />

das Beschaffungswesen EU-weit als<br />

eines der zentralsten Instrumente angesehen<br />

wird, den Ausbau des Umwelt- und<br />

Klimaschutzes zu fördern. Dementsprechend<br />

enthält das Bundesvergabegesetz<br />

2018 in Umsetzung der Vergabe-RL<br />

2014/24/EU auch klare Vorgaben, wie<br />

öffentliche Auftraggeber zur Förderung<br />

einer nachhaltigen Entwicklung beitragen<br />

können und müssen. Die neue Verpflichtung<br />

zur nachhaltigen Beschaffung<br />

kann gerade für die Region eine echte<br />

Chance auf Wertschöpfung sein.<br />

Die (neue) Pflicht zur umweltgerechten Vergabe<br />

als Chance für die Region<br />

Im jüngst veröffentlichten (Vergabe-)Bericht<br />

der Stabsstelle für Vergaberecht (BMJ) wird<br />

betont, dass bei der Durchführung von Vergabeverfahren<br />

in Österreich auf die Grundsätze<br />

einer umweltgerechten, sozialen<br />

und innovativen Beschaffung Bedacht zu<br />

nehmen ist. Abschließend heißt es darin<br />

wörtlich, dass „die nachhaltige Beschaffung<br />

verankert, die Kriterien hinsichtlich<br />

der nachhaltigen öffentlichen Beschaffung<br />

harmonisiert und die Vorreiterrolle Österreichs<br />

bei der nachhaltigen öffentlichen<br />

Beschaffung gesichert werden sollen“<br />

(vgl Bericht der Republik Österreich vom<br />

16.4.<strong>2021</strong>, GZ <strong>2021</strong> 0.172.413). Ausgangspunkt<br />

für die verpflichtende grüne Vergabe<br />

in Österreich ist dabei § 20 Abs. 5 Bundesvergabegesetz<br />

2018, der die Berücksichtigung<br />

der „Umweltgerechtheit der Leistung“<br />

zu einem allgemeinen Vergabegrundsatz<br />

erklärt (gleichrangig mit den Prinzipien<br />

der Bietergleichbehandlung, Nichtdiskriminierung,<br />

Transparenz etc.). Die Umweltgerechtheit<br />

der Leistung kann insbesondere<br />

– so die Bestimmung weiter – durch<br />

die Berücksichtigung ökologischer Aspekte<br />

(z. B. Energieeffizienz, Materialeffizienz,<br />

Abfall und Emissionsvermeidung, Bodenschutz)<br />

bei der Beschreibung der Leistung,<br />

bei der Festlegung der technischen Spezifikationen<br />

(z. B. Vorschreibung von Umweltzeichen,<br />

wie das „Österreichische Umweltzeichen“),<br />

bei der Festlegung nachhaltiger<br />

Zuschlagskriterien (z. B. Bewertung von<br />

Lebenszykluskosten) oder bei der Festlegung<br />

von Bedingungen im Leistungsvertrag<br />

erfolgen (z. B. die Definition des exakten<br />

Prozederes bei der Abholung und Wiederverwendung<br />

von Abfall, der beim Verbrauch<br />

des beschafften Produktes anfällt). Anders<br />

ausgedrückt: Der Auftraggeber kann die<br />

verpflichtenden Aspekte der Nachhaltigkeit<br />

in verschiedenen Vergabephasen und quer<br />

über den gesamten Beschaffungsprozess<br />

berücksichtigen. Das Bundesvergabegesetz<br />

2018 verfolgt daher den Ansatz eines horizontalen<br />

Nachhaltigkeitsprinzips.<br />

Die Tatsache, dass die nachhaltige<br />

Beschaffung bereits Pflicht ist (und<br />

nicht etwa bloße Tugend), verdeutlicht<br />

auch der jüngst veröffentlichte Entwurf<br />

des Straßenfahrzeug-Beschaffungsgesetzes<br />

1 , der alle öffentlichen<br />

Auftraggeber – und nicht nur die Verkehrsbetriebe<br />

– zur Dekarbonisierung<br />

eines Großteils ihres Fuhrparks verpflichtet.<br />

Diese gesetzliche Beschränkung<br />

des grundsätzlich freien öffentlichen<br />

Beschaffungswillens verdeutlicht den steigenden<br />

Handlungsdruck auf die gesamte<br />

öffentliche Privatwirtschaftsverwaltung.<br />

Konkret soll unter Androhung empfindlicher<br />

Geldstrafen ein gewisser Mindestanteil<br />

an emissionsarmen und emissionsfreien<br />

Fahrzeugen der öffentlichen Hand<br />

sichergestellt werden (der Gesetzesentwurf<br />

spricht von „sauberen“ Fahrzeugen).<br />

So müssen bis Ende 2025 10 Prozent der<br />

LKW, 38,5 Prozent der PKW und 45 Prozent<br />

der Busse „sauber“ sein. Die Quote erhöht<br />

sich noch einmal bis Ende 2030, wonach<br />

bis dahin bereits 15 Prozent der LKW, 38,5<br />

Prozent der PKW und 65 Prozent der Busse<br />

saubere Fahrzeuge sein müssen. Als saubere<br />

schwere Straßenfahrzeuge (LKW, Bus)<br />

gelten ausschließlich alternativ betriebene<br />

Fahrzeuge (z. B. Elektro, Wasserstoff, Biogas).<br />

Die Definition eines sauberen leichten<br />

Straßenfahrzeuges basiert hingegen auf<br />

bestimmten maximalen Auspuffemissionen<br />

hinsichtlich CO 2<br />

und Luftschadstoffen.<br />

So darf ein leichtes Fahrzeug nicht<br />

mehr als 50 Gramm CO 2<br />

pro Kilometer<br />

ausstoßen und den Emissionsgrenzwert<br />

an Luftschadstoffen von 80 Prozent nicht<br />

überschreiten.<br />

Die verpflichtende grüne Beschaffung<br />

ist somit – noch mehr als bisher – alternativlos<br />

bei Vergaben der öffentlichen<br />

Hand. Die damit einhergehenden Herausforderungen<br />

sind allerdings auch eine<br />

gute Möglichkeit, den kommenden Wirtschaftsaufschwung<br />

des EU-Green-Deals<br />

in die Gemeinde zu holen und insbesondere<br />

die Erfolgsaussichten von kleinen<br />

regionalen Unternehmen im öffentlichen<br />

Wettbewerb zu stärken. Wie bereits<br />

aufgezeigt, steht öffentlichen Auftraggeber*innen<br />

neben der bloßen Verpflichtung,<br />

auf die Umweltgerechtheit Bedacht<br />

zu nehmen, doch die weite Bandbreite<br />

an entsprechenden vergaberechtlichen<br />

Gestaltungsmöglichkeiten offen. Ein cleverer<br />

Einsatz der passenden „grünen“<br />

Vergabehebel (z. B. Berücksichtigung von<br />

Transportkilometern, des Ausstoßes von<br />

CO 2<br />

-Äquivalenten in der Lieferkette, Bio-<br />

Zertifizierungen bei Lebensmitteln, Dauer<br />

von Tiertransporten, Lehrlingsbeschäftigung<br />

etc.) ermöglicht die Einhaltung der<br />

politischen Vorbildfunktion bei gleichzeitiger<br />

Stärkung der regionalen Wertschöpfung.<br />

Für einen langfristigen (regionalen) Erfolg ist<br />

letztlich die passgenaue Konzipierung und<br />

Integration einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie<br />

im (regionalen) öffentlichen<br />

Einkauf erforderlich: das sogenannte Green<br />

Public Procurement (GPP). Dies hat klarerweise<br />

mit Blick auf den konkreten Anbietermarkt<br />

zu erfolgen, der im besten Fall auch<br />

aktiv am GPP-Prozess teilnimmt. So könnte<br />

die interessierte Unternehmerlandschaft im<br />

Zuge einer vergaberechtlichen Markterkundung<br />

auf förderbare und förderungsfähige<br />

„grüne“ Alleinstellungsmerkmale abgefragt<br />

werden. Welche „grünen“ Kriterien und Innovationen<br />

sind bereits vorhanden? Welche<br />

ökologischen, sozialen, innovativen Nachhaltigkeitsaspekte<br />

können bis wann umgesetzt<br />

werden? Eine derart ausgerichtete Markterkundung<br />

ermöglicht eine fundierte Einschätzung<br />

des Marktgefüges und gibt darüber<br />

hinaus wertvolle Kenntnis über bereits<br />

vorhandene nachhaltige Tools, Zertifizierungen<br />

und/oder innovative Lösungen des<br />

konkreten Anbietermarkts. Die Ergebnisse<br />

der Markterkundung können bei entsprechender<br />

Offenlegung sodann vergabekonform<br />

im zukünftigen Beschaffungsprozess<br />

berücksichtigt werden. Selbst wenn der<br />

potenzielle Bieterkreis diesbezüglich noch<br />

wenig vorzuweisen hätte (was z. B. im Hinblick<br />

auf die aktive Green-Start-up-Szene<br />

in Tirol bezweifelt werden darf 2 ), wird es<br />

naturgemäß gerade den kleineren Einheiten<br />

bzw. kleineren Betrieben leichter fallen, entsprechende<br />

Schritte unternehmensintern<br />

rechtzeitig umzusetzen, um bei der Vergabe<br />

punkten zu können (wie die erfolgreiche<br />

Implementierung eines Umweltmanagementsystems,<br />

die Erlangung von Klimazertifizierungen<br />

etc.). Darüber hinaus kann sich<br />

die Gemeinde über die umgesetzte „grüne“<br />

Beschaffungsstrategie und ein positiv kommuniziertes,<br />

gelebtes Green Public Procurement<br />

wirkungsvoll als zukunftsgewandte<br />

Einheit positionieren und als innovativer<br />

Standort ihre Anziehungskraft auf die junge,<br />

nachhaltige Unternehmerszene erhöhen.<br />

Unter diesen Voraussetzungen ist daher<br />

das (neue) grüne Vergaberecht eine echte<br />

Chance auf nachhaltige Wertschöpfung<br />

in der Region.<br />

DAS (NEUE)<br />

GRÜNE VERGABE-<br />

RECHT IST EINE<br />

ECHTE CHANCE AUF<br />

NACH-<br />

HALTIGE WERT-<br />

SCHÖPFUNG<br />

IN DER REGION.<br />

1<br />

Entwurf des Bundesgesetzes über die Beschaffung und den Einsatz<br />

sauberer Straßenfahrzeuge vom 3.5.<strong>2021</strong>; das Aussendungsschreiben,<br />

der Begutachtungstext und die Erläuterungen sind auch<br />

auf der Website des Bundesministeriums für Justiz abrufbar: https://<br />

www.bmj.gv.at/themen/vergaberecht (Rubrik Dokumente) (letzter<br />

Aufruf: 10.6.<strong>2021</strong>).<br />

2<br />

Siehe z. B. https://www.startup.tirol/. Nach dem aktuellen Austrian<br />

Start-up Monitor 2020 werden österreichweit sogar rund 63 Prozent<br />

aller Start-ups als „Green Start-ups“ eingestuft (https://austrianstartupmonitor.at/)<br />

(letzte Aufrufe: 10.6.<strong>2021</strong>).<br />

ZUM AUTOR<br />

MAG. BERTHOLD HOFBAUER<br />

Berthold Hofbauer ist Partner bei Heid &<br />

Partner Rechtsanwälte. Seine Spezialgebiete<br />

sind das Vergaberecht, das Green<br />

Public Procurement (insbesondere die vergabeund<br />

vertragsrechtliche Verankerung von Nachhaltigkeitszielen),<br />

die Vergabe-Compliance und<br />

das Nachhaltigkeitsrecht. Zudem ist er (Mit-)<br />

Herausgeber des Kommentars zum Vergaberecht<br />

„BVergG 2018“ und der Fachzeitschrift<br />

„Nachhaltigkeitsrecht – Zeitschrift für das<br />

Recht der nachhaltigen Entwicklung“.


42<br />

tirol.kulturell<br />

43<br />

im Waschraum<br />

für die Wäsche<br />

Digitale Spenderdaten<br />

bringen 25 % weniger<br />

Serviceaufwand<br />

und 30 % mehr<br />

Besucherzufriedenheit.<br />

Mit einer Dosieranlage bis zu<br />

vier Waschmaschinen<br />

versorgen.<br />

VER<br />

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DES<br />

INFEKTION<br />

& HYGIENE<br />

Reinigungslösungen und<br />

VAH-gelistete Desinfektionsmittel<br />

exakt dosieren für<br />

30 % mehr Zeit und<br />

30 % weniger Ausgaben.<br />

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Geschirr, 24/7/365 mit<br />

einer App.<br />

DIGITALISIERUNG SCHAFFT EFFIZIENZ UND NACHHALTIGKEIT<br />

fürs Gebäude<br />

in der Küche<br />

Die<br />

Lästige<br />

Kunst<br />

AUTOR<br />

GABRIEL CASTANEDA<br />

Castañeda <strong>2021</strong><br />

05.06. Roppen (T)<br />

12.06. Nassereith (T)<br />

19.06. Wörgl (T)<br />

02.07. Kauns (T)<br />

10.07. Fulpmes (T)<br />

16.07. Elbigenalp (T)<br />

23.07. Zams (T)<br />

24./25.07. Grins (Tyrol Inn Stones) (T)<br />

26.08. Imst (T)<br />

07./08.09. Casanova (Support) (W)<br />

09.09. Brunn am Gebirge (Support) (NÖ)<br />

10.09. Jenbach (T)<br />

11.09. Hatting (T)<br />

15.09. Hohenems (V)<br />

14.10. Kirchberg (T)<br />

12.11. Zirl (T)<br />

26.11. Götzens (T)<br />

www.castaneda.tv<br />

Künstlerinnen und Künstler sind Menschen, die<br />

Dinge nicht als das betrachten, was sie sind.<br />

Ein Baum kann eine Skulptur sein, ein Stein<br />

ein Teil einer Installation, ein Satz aus dem<br />

Kontext gerissen plötzlich eine völlig andere<br />

Bedeutung bekommen. Grandioses Beispiel<br />

für mich ist das „GRÜSS GÖTTIN!“-Schild von<br />

Ursula Beiler. Als ich das Schild zum ersten Mal<br />

sah, dachte ich mir: „Oh, ok. Das ist lustig … aber<br />

was ist da die Kunst daran?“ Heute begreife<br />

ich, welch grandioses Werk das eigentlich ist.<br />

Selbst nach 13 Jahren löst dieses Schild derartige<br />

Emotionen aus, dass es Leute gibt, die sich<br />

die Arbeit machen, dieses völlig harmlose Schild<br />

mit einer völlig harmlosen, lustigen Botschaft zu<br />

überkleben, zu zerstören oder entfernen zu lassen.<br />

In Wahrheit besteht die Performancekunst<br />

des Schildes darin, was es in den Menschen<br />

auslöst, nicht darin, was draufsteht.<br />

In fast jedem kleinen Örtchen gibt es diese<br />

zwei, drei „schrägen Vögel“, die ihr Haus bunt<br />

anmalen, irgendwelche Statuen im Garten stehen<br />

haben, seltsame Performancekunst betreiben,<br />

völlig wirre Bilder zusammenpinseln, verquere<br />

Musikstücke komponieren oder in Laken<br />

gekleidet auf einer Bühne ein Avantgardestück<br />

aufführen. Oft ein Leben lang belächelt, folgen<br />

diese Menschen unbeirrt ihrem inneren Drang,<br />

ihrer Kunst Ausdruck zu verleihen.<br />

Die letzten sieben Monate haben uns eindrucksvoll<br />

gezeigt, was bleibt, wenn wir unser<br />

Leben auf „systemrelevante“ Dinge reduzieren.<br />

So wirklich sexy war das nicht. Kunst, in<br />

welcher Form auch immer, ist das, was uns<br />

Menschen von allen anderen Lebewesen<br />

unterscheidet. Arien komponieren, Gedichte<br />

schreiben, Statuen bauen – all das ist uns Menschen<br />

vorbehalten. Und nehmen wir an, eines<br />

Tages würden irgendwelche Außerirdischen auf<br />

unserer Erde landen: Was würden wir denen<br />

wohl voller Stolz zeigen? Unsere Buchhaltungssysteme?<br />

Unsere Handys? Den neuen Billa?<br />

Wohl eher nicht. Also, kümmert euch um die<br />

schrägen Vögel in eurer Gemeinde. Sie machen<br />

nichts „Sinnloses“. Sie machen Kunst.<br />

www.hagleitner.com


44 tirol.kulturell tirol.kulturell 45<br />

LESEstoff<br />

FÜR<br />

EISSE<br />

HEISSE<br />

TAGE<br />

DER SCHATTEN<br />

DES WINDES<br />

CARLOS RUIZ ZAFÓN<br />

Ein Buch kann ein Leben verändern. Das<br />

stellt Daniel Sempere fest, nachdem ihm<br />

sein Vater 1945 an den geheimnisvollen<br />

Ort – den Friedhof der vergessenen<br />

Bücher – führt. Daniel entdeckt einen<br />

verschollenen Roman, Der Schatten des<br />

Windes“, welcher ihn sein ganzes Leben<br />

lang begleiten und vor große Herausforderungen<br />

stellen wird.<br />

Dieses Buch ist ein richtiger Pageturner,<br />

und man kann sich auf lange Nächte einstellen,<br />

da man es einfach nicht weglegen<br />

möchte. Zu spannend ist es zu verfolgen,<br />

wie sich die Geschichte für Daniel<br />

weiterentwickeln wird. Deshalb ist es<br />

auch nicht erstaunlich, dass man sich<br />

sofort, nachdem man den ersten Teil<br />

gelesen hat, auch die folgenden drei Teile<br />

besorgt. Man will einfach wissen, wie<br />

die Geschichte zu Ende geht und ob es<br />

ein glückliches Ende geben wird.<br />

WÜRDE<br />

GERALD HÜTHER<br />

Wir alle wollen in Würde sterben,<br />

aber sollten wir nicht erst einmal in<br />

Würde leben? Würde ist ein großer<br />

Begriff. Gleich in Artikel 1 des Grundgesetzes<br />

heißt es: „Die Würde des<br />

Menschen ist unantastbar.“ Doch<br />

was genau ist Würde? Was bedeutet<br />

es, wenn uns unsere Würde genommen<br />

wird, weil wir etwa in der digitalen<br />

Welt nur noch als Datensatz<br />

zählen oder im Netz geschmäht werden?<br />

Wenn wir uns selbst würdelos<br />

verhalten oder andere entwürdigen?<br />

Dieses Buch hat mich sehr zum<br />

Nachdenken gebracht. Wie anfangs<br />

geschrieben steht: Was ist Würde?<br />

Ist sie wirklich noch unantastbar?<br />

Wie handelt unsere Gesellschaft in<br />

diesem Zusammenhang? Für mich<br />

war dieses Buch von Gerald Hüther<br />

sehr augenöffnend und bewegend.<br />

EINE LIEBE<br />

ÜBER DEM MEER<br />

JESSICA BROCKMOLE<br />

Isle of Skye, 1912. Eines Tages erhält die schottische Schriftstellerin Elspeth einen Brief aus Amerika. Der<br />

Absender, ein junger Mann namens David, bewundert ihre Gedichte. Obwohl ein Ozean zwischen ihnen<br />

liegt, ist es der Beginn einer tiefen Liebe. Erst die Wirren des Weltkrieges führen die beiden zusammen,<br />

nur um sie unter tragischen Umständen wieder zu trennen. Mehr als zwei Jahrzehnte später stößt Elspeths<br />

Tochter Margaret auf Davids Briefe und kommt so der Geschichte dieser schicksalhaften Liebe auf die Spur.<br />

Es ist eine herzzerreißende Geschichte, in die man sich vollkommen hineinfühlen kann. Der Fernseher wird<br />

länger nicht eingeschaltet, wenn man startet, dieses Buch zu lesen.


46 tirol.kulturell tirol.kulturell 47<br />

Jeder isst sie, jeder liebt sie: Tomaten. Sie stecken in einer Dose Tomatenmark, in<br />

der Soße einer Fertigpizza, in Tomatensaft und Ketchup. Und dennoch wissen wir<br />

fast nichts über ihre Produktion. Wo, wie und von wem werden die industriell verarbeiteten<br />

Früchte angebaut und geerntet? Zwei Jahre lang ist Jean-Baptiste Malet<br />

diesen und anderen Fragen nachgegangen. Seine Suche hat ihn von den Grenzen<br />

Chinas über Peking, Kalifornien, Italien bis nach Ghana geführt. Er hat mit Bauern,<br />

Erntehelfern und Genwissenschaftlern gesprochen und kam Schritt für Schritt den<br />

mafiösen Aktivitäten der Lebensmittelindustrie auf die Spur. Herausgekommen ist<br />

eine faszinierende Reportage, welche die komplexen Zusammenhänge und erschütternden<br />

Verwerfungen des globalisierten Kapitalismus besser erklärt als jeder Roman.<br />

Conclusion für mich aus diesem Buch: Die Welt ist wirklich korrupt, und ich werde nie<br />

wieder sizilianische Tomaten oder -produkte essen (falls du Tomaten liebst, besser<br />

nicht lesen :-)).<br />

DAS TOMATEN-<br />

IMPERIUM<br />

JEAN-BAPTISTE MALET<br />

DIE REGELN<br />

VELOMINATI<br />

Lilys Mutter ist vor zehn Jahren umgekommen. Ihr Vater herrscht wie ein grausamer Rachegott über<br />

die inzwischen 14-Jährige. Eines Tages flieht Lily aus der bedrückenden Atmosphäre ihres Elternhauses,<br />

wandert über die staubigen Straßen der Südstaaten, um ein neues Zuhause zu finden. Sie begegnet<br />

wunderbaren Menschen, rettet mit Mut und Klugheit ein Leben und findet bei drei Frauen Unterschlupf,<br />

die wie im Märchen in großer Eintracht zusammenwohnen. Die drei Schwestern geben dem Mädchen<br />

alles, was es braucht: Liebe, Halt und Geborgenheit. Sie nehmen Lily in ihre Familie auf und weihen sie<br />

in die Geheimnisse weiblichen Wissens ein. Lily lernt alles über die Bienenzucht. Sie erfährt, wer ihre<br />

Mutter, die sie so schmerzlich vermisst, wirklich war, und sie verliebt sich. Doch eines Tages steht ihr<br />

Vater am Gartentor.<br />

Dieses Buch war für meinen Englandaufenthalt ein dauerhafter Begleiter. Nicht nur einmal, sondern<br />

mehrere Male habe ich es während dieses Jahres gelesen. Entsprechend ist es mir auch im Gedächtnis<br />

geblieben. Es ist spannend geschrieben, fesselnd, dramatisch und absolut nicht kitschig. Ich habe<br />

es in Englisch gelesen und kann es absolut weiterempfehlen, da es relativ einfach zu lesen ist. In der<br />

Originalsprache kommen auch die lustigen Szenen besser herüber.<br />

EMPFOHLEN VON<br />

MAG. SANDRA WIMMER<br />

Sandra Wimmer verantwortet den Bereich Aus- und<br />

Weiterbildung. Sie hat selbst als Deutschtrainerin<br />

gearbeitet und ist Expertin im Bereich Sprach- und<br />

Wissensvermittlung.<br />

Kontakt: s.wimmer@gemnova.at<br />

DIE BIENENHÜTERIN<br />

SUE MONK KIDD<br />

IF YOU’RE<br />

OUT RIDING<br />

IN BAD<br />

WEATHER,<br />

IT MEANS<br />

YOU ARE<br />

A BADASS.<br />

PERIOD.<br />

AUSZUG AUS<br />

„DIE REGELN“<br />

Dieses Buch gehört als unverzichtbarer<br />

Leitfaden in die Ausrüstung jedes ernsthaften<br />

Rennradfahrers! Die Velominati<br />

stehen für die bedingungslose Liebe für<br />

das schnelle Radfahren – nicht einfach<br />

nur als Freizeitvergnügen oder als Art<br />

der Fortbewegung, sondern als Ausdruck<br />

einer eigenen Lebensart. Sie haben sich<br />

formiert, um das bedeutende kulturelle<br />

Erbe des Straßenradsports zu feiern und<br />

zu wahren, samt dem steten Streben<br />

nach sportlicher Höchstleistung im Sattel<br />

und absoluter Eleganz im Auftreten. Die<br />

Regeln sind ihre Bibel. Markenzeichen und<br />

Erfolgsgeheimnis der Velominati ist eine<br />

unvergleichlich trockene Mischung aus<br />

echter Passion für den Radsport, enormem<br />

Fachwissen, großer Klappe und viel<br />

Sinn für Humor.<br />

Alle, die mich kennen, wissen, dass immer<br />

auch ein Radbuch dabei sein muss. Dieses<br />

Buch ist für alle, die entweder ihre Stereotype<br />

gegenüber Rennradfahrern bestätigt<br />

haben möchten oder sich vor Lachen<br />

Bauchmuskeln antrainieren möchten oder<br />

verstehen möchten, wie ein Rennradler<br />

tickt oder immer korrekt auf dem Fahrrad<br />

unterwegs sein möchten. Ein super Buch<br />

zum Schmökern. Und die wichtigste Regel<br />

lautet: Regel #5 (wenn du wissen willst,<br />

was sie besagt, lies das Buch :-)).


48<br />

tirol.kulturell<br />

tirol.kulturell<br />

49<br />

ICH<br />

WILL<br />

WISSEN<br />

VER-<br />

MITTELN<br />

VON<br />

REINHOLD<br />

OBLAK<br />

Im November wird Michael Forcher 80 Jahre jung. Der Historiker,<br />

Autor, Gründer des Haymon Verlages spricht über „seinen“ Verlag,<br />

über Andreas Hofer und Michael Gaismair, über die Tiroler Schützen<br />

und Eduard Wallnöfer. Michael Forcher befindet sich nach wie vor<br />

im selbst gewählten Unruhestand.<br />

Damit sind wir eh beim Thema. 1982<br />

hast du in Innsbruck den Haymon Verlag<br />

gegründet. Warum gründet ein vernunftbegabter<br />

Mensch wie du ausgerechnet<br />

einen Verlag?<br />

Michael Forcher: Mein erklärtes Ziel war<br />

und ist es, Wissen zu vermitteln. Darum<br />

wollte ich zuerst Professor am Gymnasium<br />

werden, darum entschied ich mich dann für<br />

den Journalismus, später war ich Pressereferent<br />

am Theater. Darum schreibe ich auch<br />

Bücher. Wissensvermittlung ist mein Credo,<br />

mein Antrieb, mein Bildungsauftrag, wenn<br />

du so willst. Aber natürlich hast du schon<br />

Recht: Am Anfang wusste ich wirklich nicht,<br />

worauf konkret ich mich da einlasse. Andererseits<br />

habe ich auch viel Glück gehabt.<br />

Michael Gaismair, auf ihn kommen<br />

wir noch zurück, war ja indirekt dein<br />

Geburtshelfer.<br />

So ist es. Ich wollte immer schon ein Buch<br />

über diese faszinierende Persönlichkeit<br />

schreiben. Der Tyrolia Verlag hatte mir<br />

bereits zugesagt. Doch dann war das Land<br />

Tirol plötzlich nicht bereit, ein Buch über<br />

Gaismair zu subventionieren, die Tyrolia hat<br />

mir daraufhin wieder abgesagt. Gut, habe<br />

ich mir gedacht, dann gründe ich halt selbst<br />

einen Verlag. So ist es dann zum Haymon<br />

Verlag gekommen.<br />

Ein Schritt ins Ungewisse.<br />

UNTEN:<br />

Michael Forcher<br />

versteht sich vor allem<br />

als Wissensvermittler.<br />

Darum studierte er<br />

Geschichte, darum hat<br />

er den Haymon Verlag<br />

gegründet, darum<br />

schreibt er Bücher.<br />

(© Felix Richter)<br />

Das kann man ruhig so sagen, ja. Mein Bruder<br />

hat mir damals 100.000 Schilling geliehen,<br />

ich selbst hatte auch etwas auf der<br />

hohen Kante. Natürlich habe ich mir alles<br />

viel einfacher vorgestellt, als es dann tatsächlich<br />

war. Es gibt ja nicht nur die Druckkosten<br />

zu bezahlen, die Autorenhonorare.<br />

Was man als Neuling gerne vergisst, sind<br />

die allgemeinen Kosten, dafür ist Monat für<br />

Monat ein Haufen Geld notwendig. Aber ich<br />

habe auch großes Glück gehabt.<br />

Weil es plötzlich viele Subventionen<br />

gegeben hat?<br />

(Lacht.) Nein. Ich wollte nie auf Subventionen<br />

angewiesen sein, hab sie darum auch<br />

für meinen Verlag kategorisch abgelehnt.<br />

Zumindest die ersten Jahre. Mein Glück war,<br />

dass sich gleich zwei der ersten Bücher ausgezeichnet<br />

verkauft haben. Die Memoiren<br />

des Südtirolers Friedl Volgger, der ja schon<br />

in der faschistischen Zeit eine Rolle im<br />

Widerstand gespielt hat und von den Nazis<br />

ins KZ Dachau deportiert wurde. Nach 1945<br />

war er in allen Phasen der Südtirolpolitik<br />

eine der Schlüsselfiguren, sowohl als Journalist<br />

als auch als Politiker nicht unumstritten.<br />

Er hatte viel Aufregendes zu erzählen.<br />

Eine Autobiografie, die für großes Aufsehen<br />

sorgte, heftig diskutiert wurde und sich ausgezeichnet<br />

verkaufte. Der zweite Glücksfall,<br />

das zweite Buch …<br />

… war deines über Michael Gaismair.<br />

Nicht ganz, mein Buch über Tirols Geschichte<br />

in Wort und Bild. Über 130.000 verkaufte<br />

Exemplare, nun bereits in der zwölften Auflage.<br />

Diese beiden Bücher haben den Haymon<br />

Verlag, insbesondere am Beginn, schon<br />

sehr gestützt. Am Anfang waren meine Frau<br />

und ich die einzigen Angestellten, dann sind<br />

es halt immer mehr geworden. Heute, im<br />

Rückblick, war die Verlagsgründung eine<br />

Erfolgsgeschichte.<br />

2005 hast du dich endgültig vom Verlag<br />

getrennt, ein Jahr später bist du in<br />

den Unruhestand gegangen. Und hast<br />

begonnen, Bücher um Bücher um Bücher<br />

zu schreiben. Flucht vor der Langeweile?<br />

Als Verleger hatte ich einfach keine Zeit<br />

mehr, Bücher zu schreiben. Da musste ich<br />

mich um all die anderen Sachen kümmern.<br />

Doch dann das große Aufatmen, endlich<br />

durfte ich wieder schreiben, mein Wissen<br />

bzw. jenes anderer Menschen in Buchform<br />

weitergeben.<br />

In Tirol wird der stockkonservative Andreas<br />

Hofer (1767–1810) überschätzt und<br />

als „Nationalheld“ hochverehrt, der sozial<br />

engagierte und liberale Bauernführer<br />

Michael Gaismair hingegen unterschätzt<br />

und kleingehalten. Du hast über beide<br />

Personen ein Buch geschrieben. Warum<br />

dieses eklatante Ungleichgewicht?<br />

Das ist einfach zu erklären. Gaismair war<br />

damals gegen die herrschende Regierung,<br />

Hofer hingegen für den Kaiser. Auch heute<br />

werden brave, obrigkeitshörige Menschen<br />

vielfach mehr geschätzt als unbequeme Kritiker,<br />

auch wenn – zumindest bei uns – die<br />

Mächtigen ihre Gegner nicht wie den Gaismair<br />

gleich umbringen lassen. Als vor über<br />

25 Jahren mein Buch über Michael Gaismair<br />

erschien, wurde ich schon gefragt, wie ich<br />

über so einen Rebellen schreiben könne, der<br />

die Verhältnisse in Tirol massiv kritisiert hat.<br />

Auch deshalb wurden die Erinnerungen an<br />

den Bauernführer über Jahrhunderte unterdrückt,<br />

und auch in unserer Zeit blieb Gaismair<br />

fast verschwiegen. Mittlerweile hat<br />

sich das geändert.<br />

Und bei Hofer?<br />

Auch da ändert sich etwas. Heute wird anerkannt,<br />

was er alles falsch gemacht, wo er<br />

versagt hat. Andererseits kann man nicht<br />

nur aus heutiger Zeit über ihn urteilen. Er<br />

trat mit allem, was er hatte und konnte, für<br />

seine Überzeugung ein. Wenn er mit seinen<br />

Getreuen jeden Tag einen Rosenkranz gebetet<br />

hat, dann war das damals halt so. Seine<br />

Persönlichkeit und sein Schicksal faszinieren<br />

mich genauso wie Michael Gaismair.<br />

Über die Tiroler Schützen und ihre Verstrickungen<br />

in der NS-Zeit hast du ebenfalls<br />

geforscht und geschrieben. Die<br />

Erwartungen an dieses Buch waren sehr<br />

hoch, deine Kritik fiel relativ milde aus.<br />

Findest du? So milde ist meine Kritik ja<br />

gar nicht. Andererseits bleiben natürlich<br />

viele Details offen, weil es nur mehr wenige<br />

Unterlagen dazu gibt. Mit Zeitzeugen<br />

konnte ich leider nicht mehr sprechen, die<br />

allermeisten sind schon gestorben. Und ja,<br />

natürlich sind die Schützen mit den Nazis<br />

mitgelaufen, haben sich für die Nazipropaganda<br />

vereinnahmen lassen, waren an vorderster<br />

Front. Gleichzeitig muss man erkennen,<br />

dass die Schützen ein Spiegelbild der<br />

damaligen Gesellschaft waren. Da waren<br />

natürlich viele Nazis dabei, noch mehr Mitläufer.<br />

Letztendlich war selbst der extreme<br />

Schützenkritiker Markus Wilhelm, der<br />

bekannte Blogger aus dem Ötztal, mit dem<br />

Buch zufrieden.<br />

Im November wirst du 80 Jahre jung.<br />

Über Eduard Wallnöfer (1913–1989),<br />

fast 25 Jahre lang Landeshauptmann von<br />

Tirol, eine Persönlichkeit mit Licht und<br />

Schatten, mit Stärken und Schwächen,<br />

gibt es noch keine umfassende Biografie.<br />

Wäre das ein Projekt für dich?<br />

Nein, heute nicht mehr. Früher hätte mich<br />

das durchaus interessiert, aber alles kann<br />

man nicht machen. Jetzt schreibe ich kein<br />

neues Buch mehr. Meine alten Bücher aktualisieren,<br />

das schon, aber was Neues möchte<br />

ich mir mit meinem Alter nun wirklich<br />

nicht mehr anfangen.<br />

ZUR PERSON: DR.<br />

MICHAEL FORCHER<br />

1941 in Lienz als jüngstes von sechs<br />

Kindern geboren und aufgewachsen.<br />

Sein Vater war Tischlermeister und<br />

Pfarrmesner, seine Mutter Hausfrau.<br />

Er studierte in Wien und Innsbruck.<br />

Seine Dissertation verfasste<br />

er in österreichischer Geschichte<br />

über „Die geheime Staatspolizei im<br />

vormärzlichen Tirol und Vorarlberg“.<br />

Um all seine beruflichen Stationen<br />

aufzuzählen, reicht der Platz nicht.<br />

Er ist Historiker, Journalist, hat einen<br />

Verlag gegründet, unzählige Bücher<br />

geschrieben. Seit 1966 ist er mit<br />

der Innsbruckerin Christine Daprá<br />

verheiratet, gemeinsam haben sie<br />

einen Sohn und eine Tochter, mittlerweile<br />

auch sechs Enkelkinder.


50 tirol.extravagant tirol.extravagant<br />

51<br />

Wie bitte?<br />

Ob es eine gute Idee war, ausgerechnet mich einzuladen,<br />

ein Porträt über die drei Musiker aus dem Tiroler<br />

Oberland zu schreiben? „Von Seiten der Gemeinde“<br />

heißt diese Band, was für ein Name, und Hip-Hop<br />

machen sie. Hip-Hop, na ja. Gut, neugierig bin ich,<br />

somit ist es ein Versuch wert. Was dabei herausgekommen<br />

ist? Lesen Sie einfach weiter.<br />

VON REINHOLD OBLAK<br />

Wie?<br />

Chris, einer der drei Musiker, ist zum Glück<br />

ein sehr geduldiger Mensch. Außerdem ist<br />

er bereit, mir alles von Anfang an zu erklären.<br />

Auch mehrmals hintereinander. Gut,<br />

über die eine oder andere meiner Fragen<br />

mag er schon gelächelt, innerlich sogar<br />

heftig den Kopf über so viel Unwissenheit<br />

geschüttelt haben. „Musikexperte bist du<br />

aber keiner, oder? Aber das macht nichts.“<br />

Angefangen hat alles kurz nach der Jahrtausendwende.<br />

Die drei jungen Oberländer<br />

aus dem Bezirk Landeck – Chris, David und<br />

Lukas – kannten sich schon länger, waren<br />

Freunde, verbrachten viel Zeit miteinander.<br />

Das gemeinsame Hobby war die Musik,<br />

gerappt wurde in den ersten Jahren ausschließlich<br />

auf Hochdeutsch. Man wollte<br />

schließlich auch verstanden werden. Vor<br />

knapp 15 Jahren gingen Chris und Lukas<br />

dann nach Wien, „wir wollten einfach Veränderung,<br />

Tapetenwechsel, uns mit Gleichgesinnten<br />

vernetzen. Wien war einfach ein<br />

großes, buntes Versprechen, da wollten wir<br />

hin.“ Klar, mit Anfang 20 steht den jungen<br />

Leuten die Welt offen. Wer da in Tirol<br />

bleibt, nichts Neues probiert, bleibt wohl<br />

eher in eingefahrenen Bahnen stecken.<br />

Yo!Zepp, Testa & Chrisfader<br />

„Wie bitte? Wie hat eure Band damals<br />

geheißen? (…) Das merkt sich ja kein<br />

Mensch. Kannst du das bitte buchstabieren?“<br />

Wie gesagt, ich bin ein Mann der<br />

Bücher, keiner des Hip-Hop. Chris bleibt<br />

geduldig: „Also pass auf. Ypsilon. Otto. Zeppelin.<br />

Also ‚Yo!Zepp, Testa & Chrisfader‘, so<br />

hießen wir damals. Das war die Zusammensetzung<br />

unserer Solopseudonyme<br />

als Hip-Hop-Künstler. Verstehst du das?“<br />

Damals rappte David bereits im Dialekt, mit<br />

skurrilen, witzigen, amüsanten, nicht ganz<br />

leicht verständlichen Texten. „Der Dialekt<br />

war schon ein Alleinstellungsmerkmal. Klar,<br />

viel Reichweite erzielt man damit nicht.<br />

Aber es war eben unsere Umgangssprache,<br />

authentisch und ehrlich. Außerdem muss<br />

man bei unserer Art Musik zu machen<br />

nicht jedes einzelne Wort verstehen.“<br />

Unterstützung erhielt die Gruppe mit<br />

dem unaussprechlichen Namen damals<br />

BILD: (© Derryl Danston)<br />

übrigens vom Kulturradiosender FM4. Zur<br />

dortigen Redaktion gab es gute Kontakte,<br />

das half beim Durchstarten. „Wir wurden<br />

zu Interviews geladen, unsere Musik wurde<br />

im Radio gespielt, langsam machten<br />

wir uns in der Szene und darüber hinaus<br />

einen Namen“, erinnert sich Lukas zurück.<br />

Und ein Moderator von FM4 war es dann<br />

auch, der die Gruppe plötzlich „Von Seiten<br />

der Gemeinde“ nannte, eigentlich der Titel<br />

ihres ersten Albums. „Das hat uns gefallen,<br />

so kamen wir also in Wien zu unserem<br />

Bandnamen.“<br />

Von Seiten der Gemeinde<br />

2014 erschien dann das erste Album, eine<br />

interessante Ansammlung verschiedener<br />

Hip-Hop-Nummern. Deren Inhalt? Keine<br />

Ahnung. Ob es überhaupt einen Inhalt,<br />

eine Botschaft gibt? Keine Ahnung, ich<br />

versteh ja den Text nicht.. Chris setzt also<br />

zur nächsten Erklärung an: „Du musst dir<br />

das so vorstellen. Wir ziehen uns da die<br />

verschiedensten Audioschnipsel von Oberländer<br />

Fernsehinterviews raus. Je kräftiger<br />

und origineller ein Zitat, desto besser. Diese<br />

schnipseln wir dann in eigenen Collagen<br />

zusammen, finden eine Musik, eine<br />

Melodie dazu, schneiden, probieren herum,<br />

lachen, blödeln, haben unglaublich viel Spaß<br />

dabei. Fertig ist’s, wenn wir drei es gut finden.<br />

Ist doch recht einfach zu verstehen,<br />

oder?“ Zumindest nicke ich stumm.<br />

Ein Jahr später, 2015 also, wird ihr erstes<br />

Album für den Amadeus, den größten und<br />

wichtigsten österreichischen Musikpreis,<br />

nominiert. „Wir sind fast aus allen Wolken<br />

gefallen, das haben wir uns nie erwartet.<br />

Unser absurder Humor, unsere Musik,<br />

unser Dialekt könnten ausgezeichnet werden.<br />

Das war ein Grund, uns gleich die<br />

„WIR SIND FAST<br />

AUS ALLEN WOLKEN<br />

GEFALLEN, DAS<br />

HABEN WIR UNS NIE<br />

ERWARTET. UNSER<br />

ABSURDER HUMOR,<br />

UNSERE MUSIK,<br />

UNSER DIALEKT<br />

KÖNNTEN AUSGE-<br />

ZEICHNET WERDEN.“<br />

nächsten Nummern vorzunehmen“, lacht<br />

David, der als Einziger der drei in Tirol<br />

geblieben ist, einen bürgerlichen Beruf<br />

ausübt, Familie hat. Gleichzeitig erinnert<br />

er sich an die frühen Anfänge zurück, als<br />

sie die Musik nur für sich selbst, für einige<br />

ausgewählte Freunde machten. Und diese<br />

dann im Internet gratis zum Download zur<br />

Verfügung stellten. Tempora mutantur, die<br />

Zeiten ändern sich …<br />

State of Gmeind<br />

2017 brachte „Von Seiten der Gemeinde“<br />

das zweite Album mit dem Titel „State of<br />

Gmeind“ heraus, drei Jahre später dann in<br />

Kooperation mit der Tiroler Hip-Hop-Gruppe<br />

„DaKessl“ das Album „Pfau“. Chris: „Nein,<br />

das war kein Album, das war eine EP.“ Ich<br />

schreibe die beiden Buchstaben achselzuckend<br />

und kommentarlos auf, frage nur<br />

kurz nach. „EP, also Emil Paula?“ „Ja, das<br />

steht für Extended Player, ist also ein kleines<br />

Album.“ Wieder etwas dazugelernt.<br />

Die drei Oberländer haben mit ihrer Art<br />

von Musik freilich Erfolg, betreiben ein<br />

eigenes Musiklabel, bringen eigene Sachen<br />

raus, ja, es lief so richtig gut in den vergangenen<br />

Jahren. Es gab ausverkaufte Konzerte<br />

im Innsbrucker Treibhaus, im Alten Kino<br />

in Landeck, im Flexcafé in Wien, in Linz,<br />

Graz, fast in jeder Landeshauptstadt. Dazu<br />

BILD: „Von Seiten der Gemeinde“ heißt die<br />

Hip-Hop-Band, Chris, David und Lukas sind die<br />

Gesichter dazu. (© Derryl Danston)<br />

Konzerte in Südtirol, etwa in Schlanders, in<br />

einer leer stehenden Kaserne. Voriges Jahr<br />

im September, mitten während der sanften<br />

Corona-Lockerungen, dann noch ein<br />

Konzert im Innsbrucker Zeughaus. „Klar,<br />

Corona hat uns massiv getroffen, wie<br />

auch andere Musiker. Es ist völlig ungewiss,<br />

wann es wieder große Live-Konzerte,<br />

überfüllte Clubs, diese tolle Atmosphäre<br />

geben wird. Zum einen bricht uns damit<br />

eine wichtige Einnahmequelle weg, zum<br />

anderen kriegt man bei diesen Live-Events<br />

vom Publikum unglaublich viel zurück. Das<br />

alles fehlt jetzt, leider“, so David.<br />

Ernst. Düster. Kritisch.<br />

Zwischenzeitlich arbeiten die drei Musiker<br />

mit Hochdruck an ihrem dritten Album,<br />

welches Ende dieses Jahres erscheinen<br />

soll. Natürlich abermals im Dialekt, allerdings<br />

deutlich ernster, düsterer, kritischer.<br />

Corona ist dabei auch ein Thema, eine<br />

„große Inspiration“ das legendäre Tilg-<br />

Interview, Stichwort: „Wir haben alles<br />

richtig gemacht.“ Alledem wollen sie sich<br />

„mit Humor, mit einem Augenzwinkern“<br />

widmen, freilich auch „Salz in die offene<br />

Wunde streuen“. Auch mit den Themen<br />

Tourismus, Glaube, Nationalstolz. Ein<br />

spannendes, ein interessant klingendes<br />

Projekt. Gut möglich, dass selbst ich mir<br />

dann dieses Album kaufe.


52 tirol.wissen tirol.wissen 53<br />

LAND SCHAFFT BÄUME<br />

Bergahorn, Linde und Vogelkirsche führen die Hitliste an.<br />

Der Wald ist für Tirol von wesentlicher Bedeutung. Vor<br />

allem in Zeiten des Klimawandels, der immense Auswirkungen<br />

auf den Wald hat. Das Land Tirol reagiert mit unterschiedlichen<br />

Initiativen darauf. Etwa mit der Aktion<br />

„Klimafitter Bergwald“, aber auch „Land schafft Bäume“.<br />

Die erste Auflage von „Land schafft Bäume“<br />

war ein voller Erfolg. Aufgrund der<br />

regen Nachfrage wurde nun ein gleichnamiges<br />

Projekt für die folgenden drei Jahre<br />

ins Leben gerufen. Es wird wieder in<br />

Kooperation von Tiroler Gemeindeverband,<br />

Land Tirol, GemNova und Tirol Werbung<br />

abgewickelt. „Wir haben die Aktion ‚Land<br />

schafft Bäume‘ mit dem Jahr 2019 gestartet.<br />

Unser Ziel war es, innerhalb von zwei<br />

Jahren 1.000 Einzelbäume in den Tiroler<br />

Gemeinden zu pflanzen. Das Interesse<br />

der Gemeinden war groß, und wir haben<br />

unser Ziel erreicht. Durch die Pflanzung<br />

heimischer Laubbaumarten soll die Tiroler<br />

Landschaft aufgewertet werden. Die<br />

Bäume sollen zu einem ästhetischen Blickfang<br />

werden, zum Verweilen im Schatten<br />

einladen und einen ökologischen Mehrwert<br />

bringen. Und natürlich ist jeder Baum auch<br />

ein Gewinn für das Klima“, freut sich Landeshauptmann-Stellvertreter<br />

Josef Geisler<br />

über die äußerst erfolgreiche erste Auflage<br />

der Aktion, weshalb nun eine zweite folgt.<br />

„Das Land Tirol stellt aus dem im Rahmen<br />

der Konjunkturoffensive beschlossenen<br />

"Naturschutzschwerpunkt" 500.000 Euro<br />

zur Pflanzung heimischer Bäume Verfügung“,<br />

erklärt Landeshauptmann-Stellvertreterin<br />

Ingrid Felipe. „Bäume sind wertvolle<br />

Lebensräume für eine Vielzahl von<br />

Tieren, anderen Pflanzen und Pilze. Als<br />

‚Wohnzimmer‘ vieler Arten sind sie damit<br />

auch wesentliche Faktoren bei der Erhaltung<br />

der Biodiversität und damit neben<br />

ihrer wichtigen Eigenschaft als Schattenspender<br />

eine ganz wichtige natürliche<br />

Maßnahme gegen den Klimawandel. Dass<br />

Bäume durch ihre natürliche Anmut auch<br />

noch das Landschaftsbild verschönern, ist<br />

ein optisch sehr erfreulicher Nebeneffekt“,<br />

so die Naturschutzlandesrätin. Die zweite<br />

Aktion „Land schafft Bäume“ eröffnet den<br />

Gemeinden zusätzliche<br />

Möglichkeiten. „In<br />

der Neuauflage der<br />

Aktion bis 2023 sollen<br />

heimische Bäume<br />

nun auch als Sichtund<br />

Lärmschutz<br />

rund um Gewerbegebiete<br />

sowie in Parks<br />

gepflanzt werden. Ich<br />

könnte mir auch vorstellen,<br />

dass die eine<br />

oder andere Allee<br />

angelegt wird. 3.000<br />

Bäume stehen zur<br />

Verfügung“, fasst Geisler die Änderungen<br />

zusammen. Doch welche Bäume sind die<br />

beliebtesten bei den Tiroler Gemeinden?<br />

„Bergahorn, Linde und Vogelkirsche führen<br />

die Hitliste der beliebtesten Bäume an. In<br />

der zweiten Auflage neu dazugekommen<br />

ist jetzt die Vogelbeere. Ganz wichtig ist<br />

uns, dass ausschließlich heimische Baumarten<br />

zum Einsatz kommen“, so Geisler.<br />

Wald ist für Tirol besonders wichtig. Vor<br />

allem in seiner Ausprägung als Schutzwald.<br />

Dazu zählen rund 70 Prozent der Tiroler<br />

Wälder. Schutzwald schützt vor Steinschlag,<br />

Erdrutschen und auch Lawinen. Beim<br />

Schutzwaldmanagement müssen umfassende<br />

Anpassungen<br />

WALD IST FÜR<br />

TIROL BESON-<br />

DERS WICHTIG.<br />

VOR ALLEM<br />

IN SEINER<br />

AUSPRÄGUNG<br />

ALS SCHUTZ-<br />

WALD. DAZU<br />

ZÄHLEN RUND<br />

70 PROZENT<br />

DER TIROLER<br />

WÄLDER.<br />

wegen des Klimawandels<br />

berücksichtigt<br />

werden. Die Forstplanung<br />

des Landes Tirol<br />

hat zuletzt in einem<br />

Bericht zum klimafitten<br />

Bergwald festgestellt,<br />

dass Experten<br />

in Gebieten unter<br />

1.000 Meter Meereshöhe<br />

vermehrt höhere<br />

Schäden an Fichten,<br />

Kiefern, Eschen<br />

und Ulmen durch klimawandelbedingten<br />

Trockenstress feststellen.<br />

„Die vielfältigen Auswirkungen<br />

des menschengemachten Klimawandels<br />

machen sich längst schon auch bei uns<br />

in Tirol bemerkbar“, hält Felipe fest. „Der<br />

jährliche Klimastatusbericht bestätigt für<br />

das Jahr 2020, dass die gemessenen Werte<br />

in Tirol um 2,1 Grad Celsius über der<br />

Durchschnittstemperatur der ‚Klimanormalperiode‘<br />

von 1961 bis 1990 lagen. Die<br />

LINKS: Landeshauptmann-Stellvertreterin<br />

Ingrid Felipe und Landeshauptmann-Stellvertreter<br />

Josef Geisler unterstützen mit<br />

verschiedensten Aktionen und Initiativen den<br />

Tiroler Wald. (© Land Tirol)<br />

Monate Jänner, April und November sind<br />

jeweils unter den drei wärmsten Monaten<br />

seit Messbeginn einzuordnen. Mit plus neun<br />

Prozent fiel im Jahr 2020 aber auch mehr<br />

Niederschlag als üblich. Die unmittelbaren<br />

Auswirkungen dieser Veränderungen sind<br />

Vermurungen oder Lawinen, die ganze Ortschaften,<br />

Straßen und weitere wichtige Infrastruktur<br />

gefährden bzw. zerstören. Wälder<br />

erfüllen in unseren Bergen eine bedeutende<br />

Schutzfunktion. Es ist daher wichtig, jetzt<br />

in einen klimafitten und resistenten Bergwald<br />

langfristig zu investieren, um damit die<br />

Folgekosten für die Wiederherstellung der<br />

Straßeninfrastruktur, Wildbach- und Lawinenverbauungen<br />

zu minimieren“, erläutert<br />

Felipe den Mehrfachnutzen dieser Aktion.<br />

Die Bäume für Pflanzungen und Aufforstungen<br />

in Tirol kommen zu einem wesentlichen<br />

Teil aus den Forstgärten des Landes<br />

Tirol in Bad Häring, Nikolsdorf und Stams.<br />

„Die Landesforstgärten sind nicht nur die<br />

Baumschule des Landes, sie sind unser<br />

Genreservoir für heimische, standortangepasste<br />

Bäume. In den Tiroler Landesforstgärten<br />

werden auf einer Anbaufläche<br />

von ca. 31 Hektar jährlich rund zwei Millionen<br />

Forstpflanzen produziert und vermarktet.<br />

Dafür werden auch Samenbäume<br />

in ganz Tirol beerntet. Zum Einsatz kommen<br />

die Forstpflanzen etwa bei Aufforstungen.<br />

Neben Waldbesitzern sind aber eben<br />

auch Gemeinden und Privatpersonen herzlich<br />

willkommen. Die Auswahl ist groß und<br />

umfasst neben Laub- und Nadelbäumen<br />

auch Sträucher“, fasst Geisler zusammen.<br />

ZUM AUTOR<br />

MANFRED SCHIECHTL<br />

25 Jahre Medienerfahrung in verschiedensten<br />

Bereichen bei der Tiroler Tageszeitung und dem<br />

Kurier sind die Basis für seine umfangreiche<br />

Expertise in allen Kommunikationsbelangen.<br />

Kontakt: m.schiechtl@gemnova.at<br />

So<br />

Funktioniert'S<br />

1<br />

AUSWAHL<br />

Zur Auswahl stehen:<br />

Bergahorn, Birke, Vogelbeere,<br />

Eiche, Linde, Rotbuche, Silberweide,<br />

Vogelkirsche und<br />

Zitterpappel.<br />

3<br />

LIEFERUNG<br />

2<br />

BESTELLUNG<br />

Erfolgt über die<br />

Formularanwendung unter<br />

portal.tirol.gv.at<br />

gewünschtem Termin<br />

ausgeliefert. FÖRDERKULISSE<br />

Das Pflanzmaterial wird<br />

von den Tiroler Landesforstgärten<br />

zur Verfügung<br />

gestellt und je nach 4<br />

WÄHLEN<br />

Als Förderkulisse dienen<br />

öffentlich zugängliche<br />

Bereiche, z. B. Rastplätze,<br />

Spielplätze, Wegkreuze, Bildstöcke,<br />

Wegränder, Dorfplätze,<br />

landwirtschaftliche Flächen<br />

und heuer neu – Alleen, Parks<br />

und Gewerbegebiete.


54 tirol.sucht Menschen<br />

tirol.sucht Menschen<br />

55<br />

Wenn die<br />

Suche nach<br />

qualifiziertem<br />

Personal<br />

zur Herkulesaufgabe<br />

wird.<br />

Die Zeiten, in denen es ausreichte, ein Inserat für eine vakante Position zu schalten, sind längst<br />

vorbei. Mittlerweile muss viel mehr bedacht und müssen eine Menge Richtlinien berücksichtigt<br />

werden. Das führt Gemeinden bei der Personalsuche zunehmend an ihre Grenzen. Die GemNova<br />

unterstützt Gemeinden bei dieser Herausforderung auf vielfache Weise.<br />

AUTOR<br />

JAN SCHÄFER<br />

Die Aufgabenbereiche von Gemeinden<br />

und deren Komplexität sind in den letzten<br />

Jahren stetig gewachsen. Die klassische<br />

Amtsstube hat sich zum modernen<br />

Dienstleistungszentrum für Bürger*innen<br />

gewandelt. Um diesen Anforderungen<br />

gerecht zu werden, benötigt eine Gemeinde<br />

entsprechend qualifiziertes und motiviertes<br />

Personal. Neben der Einhaltung<br />

sämtlicher rechtlichen Vorschriften ist<br />

ein Einstellungsverfahren mit enormen<br />

zeitlichen und finanziellen Aufwänden<br />

verbunden. Hinzu kommt: Der schärfer<br />

gewordene Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt<br />

macht die Suche nicht einfacher.<br />

Vom „War for Talents“ ist ja schon seit<br />

Längerem die Rede. Gemeinden konkurrieren<br />

mit Industrie, Handwerk, Dienstleistung<br />

und Handel um qualifiziertes Personal.<br />

Daher sind inzwischen professionelles<br />

Personalmanagement und Personalmarketing<br />

auch für Gemeinden unabdingbar.<br />

Drei Amtsleiterpositionen in Osttirol<br />

zeitgleich vakant<br />

Besonders herausfordernd wird es, wenn<br />

im Gemeindeamt von heute auf morgen<br />

eine Position neu zu besetzen ist – und<br />

das vor dem Hintergrund einer ohnehin<br />

schon angespannten Personalsituation.<br />

Eine solche besondere Situation, bei der<br />

das Personalmanagement der GemNova<br />

um Unterstützung gebeten wurde, trat<br />

kürzlich in Osttirol ein. Im zurückliegenden<br />

halben Jahr suchten nahezu zeitgleich drei<br />

Gemeinden eine neue Amtsleiterin bzw.<br />

einen neuen Amtsleiter. In Obertilliach war<br />

diese Position im Zuge eines umfangreichen<br />

Evaluierungsprozesses, den die Gem-<br />

Nova begleitete, ohnehin neu zu besetzen.<br />

Während Ausschreibungs- und Recruitingprozess<br />

in Obertilliach liefen, verloren die<br />

Gemeinden Virgen und Sillian ihre erfahrenen<br />

Amtsleiter durch tragische Umstände<br />

unmittelbar hintereinander. Also mussten<br />

BESONDERS HER-<br />

AUSFORDERND WIRD<br />

ES, WENN IM GE-<br />

MEINDEAMT VON<br />

HEUTE AUF MORGEN<br />

EINE POSITION NEU<br />

ZU BESETZEN IST –<br />

UND DAS VOR DEM<br />

HINTERGRUND EINER<br />

OHNEHIN SCHON<br />

ANGESPANNTEN PER-<br />

SONALSITUATION.<br />

auch diese Stellen rasch nachbesetzt werden.<br />

Die beiden betroffenen Gemeinden<br />

wandten sich an die GemNova und baten<br />

um Unterstützung.<br />

„Der plötzliche Verlust unseres langgedienten<br />

und geschätzten Amtsleiters und Kollegen<br />

traf uns völlig unerwartet und überraschend.<br />

Durch den engen Zusammenhalt<br />

im Gemeindeamt und durch die tatkräftige<br />

Zusammenarbeit aller konnten wir gewährleisten,<br />

dass der Verwaltungsbetrieb weiterging.<br />

Das war jedoch keine Dauerlösung.<br />

Daher beauftragten wir die GemNova, uns<br />

bei der Personalsuche zu begleiten. Das<br />

ging von Gestaltung und Schaltung von<br />

Inseraten über die Analyse der Bewerbungen<br />

bis hin zur Empfehlung an den Gemeinderat.<br />

Dank dieser professionellen externen<br />

Unterstützung gelang es uns relativ rasch,<br />

die Position des Amtsleiters neu zu besetzen“,<br />

sagt Sillians Bürgermeister Hermann<br />

Mitteregger rückblickend.<br />

BÜRGERMEISTER<br />

HERMANN<br />

MITTEREGGER,<br />

SILLIAN<br />

Objektivität ist das Um und Auf<br />

Auch die Gemeinde Virgen stand vor dieser<br />

Herausforderung und beauftragte die<br />

GemNova damit, sie bei der Nachbesetzung<br />

der Amtsleiterposition zu begleiten. Insgesamt<br />

15 Bewerber*innen meldeten sich<br />

schließlich. Sämtliche Bewerbungsunterlagen<br />

wurden analysiert und entsprechend<br />

aufbereitet. Aus dem Kreis der potenziellen<br />

Kandidat*innen wurden weiterführend vier<br />

Berwerber*innen zu einem Hearing eingeladen,<br />

das von der GemNova moderiert<br />

und begleitet wurde.<br />

„Um die nötige Objektivität und Transparenz<br />

zu gewährleisten und besonders die<br />

fachlichen und sozialen Qualifikationen der<br />

Bewerber*innen näher zu beleuchten, wurde<br />

der gesamte Bewerbungsprozess von<br />

der GemNova als externer Beraterin begleitet.<br />

Zum Hearing, dem ein Casting vorausging,<br />

wurde außerdem der Obmann des<br />

Fachverbandes der leitenden Gemeindebediensteten<br />

Tirols, Mag. Bernhard Scharmer,<br />

als neutraler Berater hinzugezogen“, hebt<br />

Dietmar Ruggenthaler, Bürgermeister von<br />

Virgen, die Vorgehensweise hervor.<br />

Transparenz und Rechtssicherheit durch<br />

begleitendes Recruitment<br />

Auch die Gemeinde Obertilliach fand<br />

durch einen begleiteten Ausschreibungsund<br />

Recruitingprozess eine neue Amtsleiterin.<br />

„Nach 15 Jahren in Nordtirol hatte<br />

ich den Wunsch, wieder in der Heimat zu<br />

leben und zu arbeiten. Als ich von der Ausschreibung<br />

erfuhr, nutzte ich die Chance.<br />

Darüber hinaus reizten mich der sehr<br />

abwechslungsreiche Verantwortungsbe-<br />

reich des Amtsleiters und der direkte Kontakt<br />

zu den Menschen. Nachdem ich meine<br />

Bewerbung eingereicht hatte, dauerte<br />

es nicht lange, und ich wurde zum Hearing<br />

eingeladen. Alles ging recht rasch. Zu<br />

jedem Zeitpunkt war ich über den jeweiligen<br />

Status informiert, bis schließlich die<br />

Nachricht kam: Die Gemeinde Obertilliach<br />

hat sich für mich entschieden. Ich<br />

freue mich sehr auf meine Aufgaben und<br />

darüber, wieder in der Heimat zu sein“,<br />

BÜRGERMEISTER<br />

ING. DIETMAR<br />

RUGGENTHALER,<br />

VIRGEN<br />

erklärt Magdalena Winkler, Amtsleiterin<br />

von Obertilliach ihre Motivation.<br />

Wie die drei Beispiele verdeutlichen, hat<br />

eine professionelle Unterstützung bei der<br />

Personalsuche etliche Vorteile für eine<br />

Gemeinde: Transparenz von Beginn an,<br />

Rechtssicherheit, Entlastung der Gemeinde,<br />

Kostenersparnisse, z. B. Sonderkonditionen<br />

bei Inseratsschaltungen, und Gewährleistung<br />

der Objektivität. In vielen Fällen<br />

kann die GemNova direkt auf potenzielle<br />

Kandidat*innen – ob Verwaltung, Pflege<br />

oder Pädagogik – aus ihrem ständig wachsenden<br />

Bewerber*innenpool zurückgreifen,<br />

auch bei Vertretungsbedarf.<br />

AMTSLEITERIN<br />

DR.IN MAGDALENA<br />

WINKLER,<br />

OBERTILLIACH


56<br />

tirol.denkt weiter<br />

tirol.denkt weiter<br />

57<br />

1<br />

KEINE<br />

ARMUT<br />

2<br />

KEIN<br />

HUNGER<br />

3<br />

4<br />

5<br />

GESUNDHEIT &<br />

WOHLERGEHEN<br />

HOCHWERTIGE<br />

BILDUNG<br />

GESCHLECHTLICHE<br />

GLEICHHEIT<br />

WIE<br />

SUSTAIN-<br />

ABILITY<br />

6<br />

SAUBERES<br />

WASSER &<br />

SANITÄR-<br />

ANLAGEN<br />

12<br />

NACHHALTIGER<br />

KONSUM &<br />

PRODUKTION<br />

BEZAHLBARE<br />

& SAUBERE<br />

ENERGIE<br />

7<br />

13<br />

MASSNAHMEN ZUM<br />

KLIMASCHUTZ<br />

8<br />

MENSCHEN-<br />

WÜRDIGE<br />

ARBEIT &<br />

WIRTSCHAFTS-<br />

WACHSTUM<br />

14<br />

LEBEN<br />

UNTER WASSER<br />

INDUSTRIE,<br />

INNOVATION &<br />

INFRASTRUKTUR<br />

9<br />

15 AN LAND<br />

LEBEN<br />

10<br />

WENIGER<br />

UNGLEICH-<br />

HEITEN<br />

16 17<br />

FRIEDEN,<br />

GERECHTIGKEIT<br />

& STARKE<br />

INSTITUTIONEN<br />

11<br />

GEMEINDEN<br />

NACHHALTIGE<br />

STÄDTE UND<br />

PARTNER-<br />

SCHAFTEN ZUR<br />

ERREICHUNG<br />

DER ZIELE<br />

QUELLE: https://www.bundeskanzleramt.gv.at/themen/nachhaltige-entwicklung-agenda-2030.html<br />

Man fragt sich: „Was ist Nachhaltigkeit<br />

und wer bestimmt, ob<br />

etwas nachhaltig ist oder nicht?“<br />

Anscheinend kann ja (fast) jeder<br />

„Nachhaltigkeit“: nachhaltige<br />

Verpackung, nachhaltige Lebensmittel,<br />

nachhaltige Kleidung,<br />

nachhaltig wirtschaften – nachhaltig<br />

halt! Der UNO-Aktionsplan<br />

weist 17 Ziele für eine nachhaltige<br />

Entwicklung aus, und daraus<br />

erkennen wir: Nachhaltigkeit<br />

ist nicht eine Sache, sondern<br />

umfasst viele Aspekte, Nachhaltigkeit<br />

ist ein ganzheitliches<br />

SKonzept.<br />

Auch Österreich hat diese Ziele mit der<br />

„Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“,<br />

wie auch 192 andere Staaten, unterzeichnet.<br />

Die Agenda 2030 „soll mit ihren<br />

nachhaltigen Entwicklungszielen, den<br />

Sustainable Development Goals (SGDs),<br />

dazu beitragen, künftigen Generationen<br />

eine lebenswerte Welt zu hinterlassen und<br />

für die komplexen Herausforderungen der<br />

heutigen Zeit umwelt- und sozialverträgliche<br />

Lösungen zu finden“, 1 heißt es, und das<br />

heißt auch ganz schön viel Arbeit.<br />

Wir von der alpS GmbH helfen Ihnen bei<br />

dieser Arbeit. Wir unterstützen dort, wo<br />

es sich lohnt, die gesteckten Ziele nachhaltig<br />

umzusetzen. Natürlich schaffen wir<br />

das nicht allein, sondern erarbeiten gemeinsam<br />

mit Partner*innen Lösungen, in die alle<br />

wichtigen Akteur*innen eingebunden sind.<br />

Hier ein Beispiel dafür aus dem Stanzertal:<br />

Auch im Stanzertal stellt der Klimawandel<br />

für den Tourismus eine große Herausforderung<br />

dar. Gleichzeitig wird das Thema<br />

Nachhaltigkeit zunehmend ein wichtiges<br />

Element für Urlaubsgäste bei der Entscheidung<br />

für eine Reisedestination. In diesem<br />

Kontext gilt es, Maßnahmen des Klimaschutzes<br />

und der Klimaanpassung zu initiieren.<br />

In Zusammenarbeit mit der Beratungsfirma<br />

fresh thoughts unterstützt alpS<br />

GmbH den Tourismusverband Stanzertal<br />

bei der Ausarbeitung eines Konzepts für<br />

nachhaltigen Tourismus. Es werden sowohl<br />

wissenschaftliche Grundlagen erhoben und<br />

relevante Interessengruppen in den Prozess<br />

eingebunden als auch konkrete Maßnahmen<br />

entwickelt. Dabei bearbeiten wir die<br />

Ziele 8, 9, 12, 13 und 15 der SGDs. Auch in<br />

Zusammenarbeit mit der GemNova sind<br />

Projekte für eine nachhaltige Entwicklung<br />

speziell für Gemeinden geplant. Die alpS<br />

GmbH möchte mit ihrem Team und ihren<br />

fast 20 Jahren Erfahrung in diesem Themenfeld<br />

als starke Partnerin, die weit über<br />

die Grenzen von Tirol hinaus Unternehmen,<br />

Kommunen, Städte und Länder berät, die<br />

Zukunft nachhaltig mitgestalten.<br />

… und übrigens: Das S von alpS steht für<br />

Sustainability, also Nachhaltigkeit.<br />

ZUM AUTOR<br />

DIPL.-ING. ALEXANDER KNAPP<br />

Alexander Knapp ist seit Jänner <strong>2021</strong><br />

Geschäftsführer der alpS GmbH.<br />

1<br />

https://www.bmbwf.gv.at/Themen/HS-Uni/Hochschulgovernance/<br />

Leitthemen/Nachhaltigkeit.html (letzter Aufruf: 10.6.<strong>2021</strong>).<br />

FACTS<br />

Die alpS GmbH, ein Tochterunternehmen<br />

der Universität<br />

Innsbruck, berät seit knapp<br />

20 Jahren Kommunen und Regionen<br />

in den Bereichen Nachhaltigkeit,<br />

Klimaschutz und Anpassung<br />

an den Klimawandel.<br />

Dabei wird ein wissenschaftlich<br />

fundierter, aber auch praxisorientierter<br />

Ansatz verfolgt.<br />

Limitierte Zeitressourcen der<br />

Kund*innen im kommunalen<br />

Bereich werden dabei ebenso<br />

berücksichtigt, wie die Bedeutung<br />

der Einbindung relevanter<br />

Akteur*innen vor Ort. Die Breite<br />

des partizipativen Prozesses<br />

wird individuell mit den Auftraggeber*innen<br />

abgestimmt, setzt<br />

sich aber idealerweise aus Vertreter*innen<br />

der Gemeinden,<br />

der Einsatzleitung, aber auch<br />

Vereinen, NGOs und Interessenvertretungen<br />

zusammen.<br />

www.alps-gmbh.com


58 tirol.denkt weiter<br />

59<br />

VIELE MENSCHEN KÖNNEN<br />

VIELES VERÄNDERN.<br />

MENSCHEN BEI GEMNOVA NOCH MEHR.<br />

Und bis die Flasche hier so auf dem Tisch<br />

steht, muss ja einiges passieren.<br />

Plastikflaschen<br />

bestehen zu einem<br />

Großteil aus dem Rohstoff<br />

Mineralöl. Dieses<br />

muss zunächst unter<br />

einem aufwändigen<br />

Fracking-Verfahren aus<br />

dem Boden gefördert<br />

werden.<br />

Dieses Öl wird dann in einer Raffinerie<br />

aufbereitet, um Kunststoff zu erzeugen,<br />

der dann geschmolzen zu Flaschen<br />

geformt wird.<br />

Gemeinsam können wir viel bewegen. Deshalb hat sich die GemNova entschlossen,<br />

in Zukunft das Thema Nachhaltigkeit noch mehr in den Fokus zu rücken.<br />

ZUR AUTORIN<br />

JULIA WOLF<br />

<strong>Juli</strong>a Wolf ist seit 2019 als Koordinatorin im<br />

Bildungspool bei der GemNova. Ihr ist ökologische<br />

und soziale Nachhaltigkeit wichtig,<br />

und sie freut sich, dieses Thema nun auch<br />

intern in der GemNova weiterzudenken.<br />

Kontakt: j.wolf@gemnova.at<br />

Wir befinden uns gerade in der ersten<br />

Phase auf dem Weg zum Klimabündnis-<br />

Betrieb. Hier führt das Klimabündnis Tirol<br />

mit uns einen Klimacheck durch und analysiert<br />

die GemNova in den Bereichen<br />

Energie, Mobilität, Umgang mit Abfall<br />

etc. In einem nächsten Schritt werden<br />

gemeinsam Handlungsempfehlungen<br />

ausgearbeitet und betriebsspezifische<br />

Klima- und Nachhaltigkeitsziele vereinbart.<br />

Danach sind wir alle gefragt, diese<br />

Maßnahmen kontinuierlich umzusetzen.<br />

Dieses Wissen nehmen wir natürlich<br />

auch in all unsere Projekte in die Gemeinden<br />

mit. So schaffen wir gemeinsam<br />

eine nachhaltige Veränderung.<br />

Gut gemacht – weiter gedacht<br />

In Zukunft wollen wir euch mit diesem Symbol<br />

informieren, wie wir unsere Projekte als<br />

Chance nutzen, um die GemNova und die<br />

Gemeinden nachhaltiger zu gestalten.<br />

Der Endproduzent bringt die Flasche<br />

dann in ihre individuelle Form, befüllt<br />

und etikettiert sie.<br />

Zwischen all diesen Stationen müssen<br />

die Stoffe natürlich auch transportiert<br />

werden. Zuletzt in deinen Supermarkt<br />

und dann womöglich noch von dir mit<br />

dem Auto nach Hause.<br />

Danke, ich habe meine eigene<br />

Flasche dabei und fülle sie<br />

lieber mit Leitungswasser. Das<br />

spart Plastikmüll.<br />

Das ist sicher gut gemeint, aber bei<br />

dem ganzen Plastikmüll, der auf der<br />

Welt produziert wird, kommt es auf die<br />

eine kleine Flasche auch nicht mehr an.<br />

Mir ist es wichtig, einen<br />

Beitrag zu leisten,<br />

denn wenn viele solche<br />

Kleinigkeiten bedenken,<br />

macht es in der Summe<br />

einen Unterschied.<br />

Und kaum hat man<br />

ausgetrunken, landet<br />

die Flasche schon im<br />

Müll, und es geht ein<br />

aufwändiger Prozess<br />

weiter …<br />

Wenn ich recht überlege, habe ich eh<br />

noch eine tolle Glasflasche zuhause, die<br />

werde ich nun öfters verwenden!<br />

Hier, möchtest<br />

du auch<br />

ein Wasser?<br />

Schauen wir uns mal als Beispiel die<br />

GemNova an. Wenn wir annehmen, dass<br />

jede Person sich für die Mittagspause ein<br />

Getränk kauft ...<br />

... wären das auf all unsere Kolleg*innen<br />

zusammen gerechnet über 530 Plastikflaschen<br />

an nur einem Tag.<br />

Und wenn wir wieder an die GemNova denken, passiert<br />

das alles über 530 Mal für nur ein Getränk zum Mittagessen<br />

… Für meine wiederverwendbare Flasche müssen<br />

natürlich auch Ressourcen verwendet werden, aber wenn<br />

ich die immer wieder verwende, dann ist das eben nur einmal<br />

notwendig.


60 76 tirol.sozial<br />

tirol.sozial<br />

61 77<br />

WARUM WIR UNS BEI GEMNOVA<br />

DEM THEMA PFLEGE WIDMEN<br />

ZU DEN AUTORINNEN<br />

Eine Vielfalt von Menschen, junge<br />

und alte, arme und reiche, gesunde<br />

und kranke, lustige und ernste,<br />

mutige und ängstliche leben und<br />

bereichern unsere Gemeinden.<br />

DGKP DGKP ANNETTE<br />

ANNETTE<br />

STOFFANELLER<br />

STOFFANELLER<br />

Annette Stoffaneller, ist Diplomierte diplomierte-<br />

Gesundheits- und Krankenpflegerin,<br />

hat hat die die Weiterbildung „Pflegeplanung<br />

–– Pflegeberatung – Praxisanleitung“<br />

absolviert und ist seit <strong>2021</strong> in der<br />

GemNova-Akademie tätig. Bei der<br />

Vermittlung von Pflegefachwissen, sei<br />

sei es es im im Seminarraum oder oder direkt direkt vor<br />

Ort vor in Ort den in Einrichtungen, den stellt stellt sie die<br />

sie Praxisanleitung die in den in Mittelpunkt. den Mittelpunkt.<br />

Ein achtsames Ein achtsames Miteinander, Miteinander sowie<br />

das sowie einfühlsame das einfühlsame Gestalten Gestalten von Kommunikation<br />

Kommunikation und Begegnung und Begegnung zeichnet<br />

von<br />

zeichnet sie aus. sie aus.<br />

Kontakt:<br />

a.stoffaneller@gemnova.at<br />

DGKP<br />

MARTINA DGKP BACHLER<br />

MARTINA BACHLER<br />

Martina Bachler ist als sachverständige<br />

Martina Gesundheits- Bachler ist als und sachverständigschwester<br />

Gesundheits- seit 2019 bei und der Kranken-<br />

Gem-<br />

Krankenschwester<br />

Nova tätig. seit Sie 2019 gestaltet bei der sowohl Gem-<br />

Nova online tätig. als Sie auch gestaltet tirolweit online, den als<br />

auch Räumlichkeiten tirolweit, in der den GemNova-Akademie<br />

der GemNova Fortbildungen Akademie im Bereich Fortbildun-<br />

der<br />

Räumlichkeiten<br />

Pflege. gen im Bei Bereich ihrer Praxisanleitung der Pflege. Bei ihrer legt<br />

Praxisanleitung sie großen Wert legt auf sie die großen kollegiale Wert<br />

Stärkung auf die kollegiale mittels Kompetenzförderung<br />

im Pflegeprozess im zur Pflegepro-<br />

Quali-<br />

Stärkung mittels<br />

Kompetenzförderung<br />

tätsentwicklung. zess zur Qualitätsentwicklung. Mit ihrem umfangreichen<br />

ihrem umfangreichen Wissen ist sie eine Wissen Expertin ist sie<br />

Mit<br />

eine Expertin auf ihrem auf Gebiet. ihrem Gebiet.<br />

Kontakt: m.bachler@gemnova.at<br />

Jeder und jede davon trägt diese Eigenschaften<br />

mehr oder weniger ausgeprägt<br />

in sich, und je nach Situation ist jeder Einzelne<br />

und jede Einzelne einmal der Junge<br />

und einmal die Alte, mal ängstlich und mal<br />

mutig. Manchmal gesund und manchmal<br />

krank. Solange unser Kranksein in geregelten<br />

Bahnen verläuft, kommen wir im<br />

Familienverband und mit Nachbarschaftshilfe<br />

mehr oder weniger gut damit zurecht.<br />

Wir helfen uns gegenseitig, gesunden und<br />

denken uns – Glück gehabt! Es ist bewältigt<br />

– das Leben geht wieder weiter!<br />

Aber wie geht es weiter, wenn uns<br />

plötzlich ein Unfall passiert und uns die<br />

eigene Behinderung einschränkt, oder<br />

bei einer chronischen Erkrankung unserer<br />

Angehörigen, wenn diese ab morgen<br />

unsere Hilfe und Betreuung brauchen?<br />

Wie werden wir den neuen, unbekannten<br />

Alltag stemmen bzw. mit Zeitmanagement<br />

unsere Lücken in der wertvollen Freizeit<br />

für die Versorgung unserer lieben Angehörigen<br />

oder Kinder planen und bewältigen?<br />

In den letzten Jahren hat sich eine Gesellschaft<br />

der Doppelverdiener entwickelt.<br />

Denken wir an die nächste Generation.<br />

Immer weniger Frauen sind zu Hause<br />

bei Angehörigen oder Kindern. Allerdings<br />

werden aktuell 80 Prozent der häuslichen<br />

Pflege von Frauen geleistet. Sie sind dabei<br />

mehr oder weniger oft, rund um die Uhr,<br />

24 Stunden, sieben Tage in der Woche und<br />

365 Tage im Jahr im Einsatz. Manchmal<br />

über Jahre hinweg. Viele von ihnen nehmen<br />

einen Einkommensverzicht in Kauf, um ihre<br />

Lieben zu betreuen und zu versorgen. Sie<br />

sind dabei einer großen psychischen und<br />

körperlichen Belastung ausgesetzt.<br />

Gesundheits- und Krankenpflege<br />

Zum Glück leben wir in einem der reichsten<br />

Länder der Welt mit vielen sozialen<br />

Unterstützungsleistungen, die wir in<br />

Anspruch nehmen können. Diese Unterstützungsleistungen<br />

passieren informell,<br />

materiell und finanziell. Die größte<br />

Berufsgruppe für diese Unterstützung<br />

und Versorgung der Bürger*innen auf<br />

Gemeindeebene ist die Gesundheits- und<br />

Krankenpflege. Pflegekräfte arbeiten in<br />

allen Einrichtungen, Wohnheimen, Krankenanstalten,<br />

in der versorgenden Pflege<br />

zu Hause und auch freiberuflich. Dabei<br />

+ beraten sie gemeindenah zur Gesund-<br />

heitspflege und -entwicklung,<br />

+ bieten sie Beratung für Angehörige<br />

zum Umgang mit schwierigen Pflege-<br />

situationen,<br />

+ informieren sie zu Krankheitsbewälti-<br />

gung und über finanzielle Unterstüt-<br />

zungsangebote,<br />

+ unterstützen sie direkt vor Ort, bei<br />

vorübergehender Erkrankung und im<br />

Pflegefall,<br />

+ planen sie den passenden Pflegeplan<br />

und sichern Qualität für die Versorgung,<br />

+ dokumentieren sie den Pflegebedarf,<br />

um den Finanzierungsanspruch nach-<br />

zuweisen.<br />

Dazu braucht es hohe persönliche und<br />

fachliche Kompetenz mit einem breiten<br />

Spektrum an Techniken, Fachwissen,<br />

Einfühlungsvermögen und praktischen<br />

Fähigkeiten. Diese Pflegekräfte arbeiten<br />

unter hoher Belastung und aktuell unter<br />

erschwerten Bedingungen. Sie wählen diesen<br />

Beruf, weil sie ihn gerne ausüben und<br />

Menschen helfen wollen. Sie geben ihr<br />

Bestes, um Menschen ein Leben in Würde<br />

zu ermöglichen.<br />

„Wissen ist Macht“<br />

und bietet Sicherheit im Tun<br />

Das Wissen in Medizin und Pflege verdoppelt<br />

sich ungefähr alle fünf Jahre. Für die<br />

Pflegewissenschaftler*innen eine wunderbare<br />

Tatsache, für die in der Praxis Tätigen<br />

eine große Herausforderung.<br />

Um den Wissenstransfer<br />

von der Theorie in die Praxis<br />

zu erleichtern, haben wir<br />

Online-Kurse mit pflegerelevanten<br />

Themen sowohl für<br />

einzelne Pflegepersonen<br />

als auch für ganze Einrichtungen<br />

konzipiert.<br />

Im Mittelpunkt dieser Kurse steht die<br />

Praxisanleitung direkt vor Ort in den Einrichtungen.<br />

Mit diesem Werkzeug ist es<br />

uns möglich, die Kursteilnehmer*innen<br />

auf ihrem Lernweg zu begleiten und letztlich<br />

die Umsetzung des neugewonnenen<br />

Wissens in die Praxis erfolgreich zu unterstützen.<br />

Zudem besteht für Pflegekräfte eine<br />

Fortbildungspflicht, welche für diplomierte<br />

Pflegepersonen 60 Stunden und für<br />

Pflegeassistent*innen bzw. Pflegefachassistent*innen<br />

40 Stunden innerhalb von<br />

fünf Jahren umfasst. Die GemNova Aus-<br />

und Weiterbildungs GmbH ist ÖGKV PFP®<br />

BILD: Mit unseren BILD:<br />

maßgeschneiderten<br />

Mit unseren maßgeschneiderten<br />

möchten Kursen wir<br />

Kursen<br />

den Wissenstransfer<br />

möchten wir den<br />

in Wissenstransfer die Praxis sichern. in<br />

die (© Praxis shutterstock) sichern.<br />

(© shutterstock)<br />

zertifizierte Veranstalterin und somit für<br />

Fortbildungsveranstaltungen im im Rahmen Rahmen<br />

des Fortbildungsprogramms des zertifiziert. zertifiziert.<br />

Das bedeutet, Das bedeutet, dass dass Pflegekräfte Pflegekräfte bei<br />

bei Absolvierung unserer unserer Kurse Kurse die für die sie für<br />

sie notwendigen Punkte für für Fortbildungen<br />

bekommen.<br />

Um den Pflegekräften in in den den Gemeinden Gemeinden<br />

die Kompetenzentwicklung zu erleichtern, zu<br />

die<br />

bietet erleichtern, die GemNova-Akademie bietet die GemNova-Akademie<br />

einen niederschwelligen Zugang zur kollegialen Zugang<br />

einen niederschwelligen<br />

Beratung zur kollegialen über Online-Schulungen Beratung über Online- an. Diese<br />

Schulungen finden im an. Blended-Learning-Stil Diese finden im Blended-Learning-Stil<br />

dazu gehören Praxisanleitungen, statt – dazu gehören das<br />

statt<br />

–<br />

Online-Selbststudium Praxisanleitungen, das auf Online-Selbststudium<br />

auf und unserer Online-Sprechstunden Lernplattform und mit<br />

unserer Lernplattform<br />

unseren Online-Sprechstunden Expert*innen. mit unseren<br />

Expert*innen.<br />

Daneben gibt es diese Inhalte auch in<br />

Seminarform Daneben gibt sowohl es diese als Inhalte Angebot auch in den in<br />

zentralen Seminarform und sowohl dezentralen als Angebot Seminarräu-<br />

den<br />

men zentralen der GemNova-Akademie und dezentralen Seminarräumen<br />

der GemNova-Akademie vor Ort in den Einrichtun-<br />

als auch<br />

als auch als<br />

Praxisanleitung<br />

gen als der Praxisanleitung Pflegepersonen. vor Ort Die Pflegekräfte<br />

in den Einrichtungen<br />

Gemeinden der Pflegepersonen. haben ein Die reichhal-<br />

Pfle-<br />

unserer<br />

tiges gekräfte und unserer buntes Fachwissen Gemeinden mit haben praktischen<br />

reichhaltiges Kenntnissen und buntes und Fähigkeiten. Fachwissen Unser mit<br />

ein<br />

maßgeschneidertes praktischen Kenntnissen Fortbildungsangebot<br />

und Fähigkeiten.<br />

dient Unser der maßgeschneidertes Erhaltung und Förderung Fortbildungsangebot<br />

dient der zur Erhaltung Versorgung und der Förde-<br />

Men-<br />

dieser<br />

Professionalität<br />

schen rung dieser und zur Professionalität Erhaltung der zur Diversität Versorgung<br />

Tiroler der Menschen Gemeinden. und zur Erhaltung<br />

in<br />

den<br />

der Diversität in den Tiroler Gemeinden.<br />

UNSER AKTUELLES<br />

KURSANGEBOT<br />

Unser aktuelles Angebot umfasst<br />

folgende Themen:<br />

+ Praxisanleitung Pflegevisite<br />

mit wohlwollend kritischer<br />

Außensicht – eine kollegiale<br />

Beratung in Ihrer Einrichtung<br />

+ Frau Erna hat ein Problem:<br />

Freiheitseinschränkende<br />

Pflegemaßnahmen<br />

+ Herr Josef braucht Pflegegeld!<br />

Wir berechnen seinen<br />

Pflegeaufwand zur Pflegegeldeinstufung<br />

+ Wir schreiben einfach einen<br />

präzisen Pflegebericht!<br />

Wir bieten unsere Seminare<br />

+ in den Räumlichkeiten der Akademie<br />

in Präsenz<br />

+ in Ihrer Einrichtung vor Ort<br />

+ online auf unserer Lernplattform<br />

zum Selbststudium an.<br />

Mit unserer Praxisanleitung in<br />

Ihrer Einrichtung begleiten wir<br />

den Implementierungsprozess zur<br />

Qualitätssicherung vom Wissenstransfer.<br />

Kontaktieren Sie uns – wir machen<br />

Ihnen ein maßgeschneidertes und<br />

unverbindliches Angebot.


62 tirol.sozial tirol.sozial 63<br />

Gemeinsam<br />

helfen, um Gutes zu<br />

bewirken<br />

ZUM AUTOR<br />

JAN SCHÄFER<br />

Jan Schäfer ist Experte für<br />

Marketing und Kommunikation.<br />

Er war maßgeblich bei der<br />

Entstehung des neuen GemNova-<br />

Buches „Wir alle sind Gemeinde“<br />

beteiligt und unterstützt seit 2020<br />

die GemNova als Gemeindebetreuer<br />

in Osttirol.<br />

Kontakt:<br />

j.schaefer@gemnova.at<br />

Unbeschwert das Leben genießen ist für viele eine Selbstverständlichkeit.<br />

Kaum ein Mensch denkt darüber nach, wie es<br />

anders wäre. Jedoch kann sich mit einem Schlag alles radikal ändern.<br />

Oft stehen Betroffene dann vor großen Herausforderungen.<br />

Der Osttiroler Philipp Steiner aus Lienz gründete den Verein<br />

„Time is your Life“, eine private Initiative mit einer bemerkenswerten<br />

Philosophie, die in Not geratene Menschen unterstützt.<br />

Der Anstoß zu „Time is your Life“ kam<br />

durch persönliche Erfahrungen. „Ich<br />

war in meiner Jugend Skirennfahrer mit<br />

dem Ziel, in den ÖSV-Kader zu kommen.<br />

Damals gab es für mich nur den Sport.<br />

Alles andere musste sich dem unterordnen.<br />

Ich merkte gar nicht, wie sehr ich<br />

durch ‚noch härter und noch mehr‘ zunehmend<br />

verkrampfte. Ich verlor schließlich<br />

den Spaß und das Warum aus den Augen.<br />

Erfolge drehten sich ins Gegenteil um.<br />

Mir war gar nicht mehr bewusst, welches<br />

Glück und Privileg es ist, das zu machen,<br />

wozu ich Lust habe. Auch die Gesundheit<br />

war selbstverständlich“, erinnert sich der<br />

heute 29-jährige Osttiroler Unternehmer.<br />

Als in dieser Phase ein enges Familienmitglied<br />

am Berg tödlich verunglückte, fiel<br />

Philipp Steiner in ein großes Loch.<br />

Die Idee von „Time is your Life“<br />

Zum ersten Mal fing der junge Osttiroler<br />

an, über das Leben nachzudenken, welchen<br />

Sinn es hat, welche Aufgabe wir in<br />

unserem Dasein haben. Durch weitere<br />

einschneidende Erfahrungen wuchs allmählich<br />

die Erkenntnis heran, wie kostbar<br />

das Leben, die Gesundheit und die<br />

Lebenszeit sind. Als Philipp Steiner 2015<br />

eines Tages erfuhr, dass das Kind eines<br />

guten Freundes an Leukämie erkrankt<br />

war, sagte er sich: Das kann nicht sein,<br />

da muss man etwas machen. Aber nur<br />

Spenden zu sammeln, kam nicht infrage.<br />

Gemeinsam mit seinem Bruder Fabian<br />

und ihrem Freund kamen die drei auf die<br />

Idee, mit dem Verkaufserlös von Merchandise<br />

nicht nur Gutes zu bewirken.<br />

Die Artikel sollten auch an Lebenszeit<br />

und Lebensqualität erinnern. So produzierten<br />

und verkauften die drei einfache<br />

Armbänder aus Kautschuk mit dem Aufdruck<br />

„TIYL“ für „Time is your Life“ – zur<br />

Unterstützung der Familie mit dem an<br />

Leukämie erkrankten Kind. Die Grundidee<br />

des Vereins war geboren.<br />

Die Aktion war auch deshalb ein Erfolg,<br />

weil viele Menschen den Slogan „Time<br />

is your Life“ sofort verstanden. Jeder<br />

verband damit seine eigene Lebensgeschichte<br />

oder Erlebnisse, die ihm wichtig<br />

BILD: Mit „TIYL - Time<br />

is your Life“ werden Menschen<br />

in Not unterstützt.<br />

(© Philipp Steiner)<br />

Ich merkte<br />

gar nicht, wie sehr ich<br />

durch ‚noch härter<br />

und noch mehr‘ zunehmend<br />

verkrampfte.<br />

Ich verlor schließlich<br />

den Spaß und das<br />

Warum aus den Augen.<br />

sind. „Durch die unglaubliche Resonanz<br />

beschlossen wir, den Verein ‚Time is your<br />

Life‘ zu gründen, um mehr Menschen in<br />

der Region zu unterstützen, die in eine<br />

Notlage geraten sind“, erzählt Philipp<br />

Steiner. Nun sollte es nicht bei den Armbändern<br />

bleiben. Innerhalb eines Jahres<br />

entwickelte der gelernte Uhrmacher mit<br />

seinem Bruder und der Osttiroler Modedesignerin<br />

Barbara ‚Bobs‘ Schusteritsch<br />

eine kleine Kollektion mit dem Logo<br />

„TIYL“, die von Kappen bis T-Shirts<br />

reicht. Im Zentrum stehen aber Uhren,<br />

das Sinnbild von Zeit, die mit jeder<br />

Sekunde voranschreitet.<br />

Jeder kann helfen<br />

Nach und nach schlossen sich immer<br />

mehr Unternehmer*innen und Privatpersonen<br />

dem Charity-Verein an, der<br />

mittlerweile auch Veranstaltungen wie<br />

Nachttourenläufe, Karaoke-Wettbewerbe<br />

oder Charity-Partys organisiert. Stets<br />

steht jedoch der soziale Zweck im Mittelpunkt.<br />

„Allerdings stießen wir irgendwann<br />

an unsere Grenzen. Neben unserem<br />

Engagement sollten auch Familie,<br />

Beruf und unsere eigene Freizeit nicht<br />

zu kurz kommen. Daher beschlossen wir,<br />

Produktion und Vertrieb in ein eigenes<br />

Unternehmen auszulagern, damit Spenden<br />

unabhängig vom Verkauf direkt in<br />

den Verein fließen können. 20 Prozent<br />

des Reinerlöses aus dem Verkauf gehen<br />

zusätzlich in den Verein, der dadurch<br />

weiter Menschen in Not helfen kann“,<br />

sagt der Osttiroler und fährt fort: „Das<br />

mag auf den ersten Blick nicht nach viel<br />

klingen, aber das zu garantieren ist nur<br />

möglich, wenn der betriebswirtschaftliche<br />

Hintergrund stimmt. Es gibt nur<br />

wenige vergleichbare Unternehmen, die<br />

20 Prozent ihrer Einnahmen spenden.“<br />

BILD: Zusammen mit seinen Mitstreitern<br />

übergibt Philipp Steiner einen<br />

Scheck in Höhe von 11.000.- Euro an<br />

Familie Brugger. (© TIYL)<br />

Seit seiner Gründung hat der Verein etliche<br />

soziale Projekte ins Leben gerufen<br />

und umgesetzt – wie einen elektrischen<br />

Rollstuhl für einen fünfjährigen Buben,<br />

die Unterstützung einer alleinerziehen-<br />

den, an Leukämie erkrankten Mutter<br />

mit zwei Kindern mit schwerer Beeinträchtigung<br />

oder Menschen, die plötzlich<br />

und unverschuldet in Not geraten<br />

sind. Die Arbeit des Vereins erhält viel<br />

Zuspruch im Bezirk. Das kommt nicht nur<br />

in Gesprächen oder Mails zum Ausdruck.<br />

Zahlreiche Privatpersonen oder Firmen<br />

wollen einfach nur spenden, um damit<br />

ebenso die Arbeit des Vereins zu ermöglichen.<br />

Die Spenden werden zu 100 Prozent<br />

für Projekte verwendet. Auch das ist ein<br />

Grund, warum die Menschen ein Teil von<br />

„Time is your Life“ sein wollen.<br />

Lebenszeit ist etwas Kostbares<br />

Wer Unterstützung braucht oder in Not<br />

geraten ist, erfährt der Verein durch Hinweise<br />

von Freund*innen und durch das<br />

breite Netzwerk in der Region. „Die Tipps,<br />

die wir bekommen, sammeln wir und beraten<br />

im Vorstand darüber. Daraus ergeben<br />

sich die Projekte, die wir unterstützen. Wir<br />

sind auf diese Empfehlungen angewiesen,<br />

denn jemand, der Hilfe braucht, schämt<br />

sich oft deswegen. Man erfährt eher per<br />

Zufall von der Situation. Umso größer ist<br />

die Freude, wenn geholfen werden kann.<br />

Es geht dabei nicht einmal primär um<br />

den finanziellen Aspekt. Das Gefühl, nicht<br />

allein zu sein, sondern Teil der Gemeinschaft,<br />

ist dabei ebenso wichtig“, betont<br />

Philipp Steiner. Dieses Gemeinschaftsgefühl<br />

schweißt zusammen und erzeugt<br />

Synergieeffekte. So entstand aus einer<br />

Idee nicht nur eine gelebte Philosophie,<br />

„Time is your Life“ ist zu einer wichtigen<br />

sozialen, vielschichtigen Komponente in<br />

Osttirol geworden.


64 tirol.traditionell tirol.traditionell<br />

65<br />

SPANNENDER AUSFLUG<br />

IN DIE VERGANGENHEIT<br />

ZUM AUTOR<br />

MAG. DR. THOMAS<br />

BERTAGNOLLI<br />

Thomas Bertagnolli studierte<br />

Geschichte und Geografie<br />

an der Universität Innsbruck<br />

und ist wissenschaftlicher Leiter<br />

des Museums Tiroler Bauernhöfe<br />

in Kramsach.<br />

Kontakt: bertagnolli@museum-tb.at<br />

Heuer wäre der Initiator des Museums<br />

Tiroler Bauernhöfe, Heinz A. E. Mantl,<br />

100 Jahre alt geworden. Mantl war<br />

ein österreichischer Volkskundler und<br />

Sammler von Tiroler Kulturgut. Die ersten<br />

Bauwerke spendete er dem Museum<br />

und setzte seine Kraft für den Aufbau<br />

des Museums ein, das heute eine der<br />

touristischen und kulturellen Institutionen<br />

des Landes Tirol ist.<br />

So entstand im Gebiet der Kramsacher<br />

Badeseen das Museum Tiroler Bauernhöfe.<br />

Durch seine einzigartige Lage wird<br />

der Besuch zum Naturerlebnis und erfrischenden<br />

Ausflug für die ganze Familie.<br />

Hier wandelt man sprichwörtlich auf den<br />

Spuren der Vergangenheit. Knorrige Holzböden,<br />

alte Steinmauern und tiefe Türrahmen,<br />

die einen beim Betreten der Stube<br />

dazu zwingen, seinen Kopf einzuziehen –<br />

wie Zeugen aus einer anderen Zeit stehen<br />

14 Bauernhöfe und 23 Nebengebäude aus<br />

den verschiedensten Talschaften Tirols in<br />

der Museumslandschaft. Seit über 45 Jahren<br />

bietet das Museum eine wunderbare<br />

Möglichkeit, die verschwundene Welt der<br />

Landbevölkerung zu entdecken. Und weil<br />

man im Gegensatz zu einer Kunstgalerie in<br />

die ausgestellten Bauernhöfe hineingehen<br />

kann, ist das Museum ein Ort, wo Wissen<br />

tatsächlich mit allen Sinnen vermittelt wird.<br />

OBEN: Heinz<br />

Mantl, Elektromeister<br />

in Kramsach,<br />

war der Initiator und<br />

langjährige Motor<br />

des Museums Tiroler<br />

Bauernhöfe in Kramsach.<br />

(© Alpbachtal<br />

Tourismus)<br />

DIESE ZEIT<br />

ERINNERT UNS<br />

AUCH AN DIE<br />

HEUTIGE ZEIT<br />

MIT DEN HERAUS-<br />

FORDERUNGEN<br />

EINER PANDEMIE,<br />

DIE UNS ZWINGT,<br />

RUHIGER ZU<br />

TRETEN UND<br />

SICH IM FAMILIEN-<br />

VERBAND BZW. IN<br />

DEN EIGENEN VIER<br />

WÄNDEN AUF-<br />

ZUHALTEN.<br />

Stumme Zeitzeugen erzählen<br />

Wie Zeugen aus einer anderen Zeit stehen<br />

die Gebäude aus den verschiedensten<br />

Talschaften Tirols auf einem Areal von<br />

ca. zehn Hektar. Wer in den kleinen, roh<br />

gezimmerten Stuben steht, der spürt den<br />

Atem der Geschichte, die Magie der Vergangenheit.<br />

Und man begreift auch, welche<br />

Herausforderungen damals bewältigt<br />

werden mussten. Man lebte relativ abgeschieden<br />

von anderen Familien und kümmerte<br />

sich um den eigenen Hof. Diese Zeit<br />

erinnert uns auch an die heutige Zeit mit<br />

den Herausforderungen einer Pandemie, die<br />

uns zwingt, ruhiger zu treten und sich im<br />

Familienverband bzw. in den eigenen vier<br />

Wänden aufzuhalten. Im Inneren vieler Höfe<br />

begegnet man virtuellen Zeitzeugen. Sie<br />

erzählen in Videos, wie man beispielsweise<br />

das Fleisch verarbeitete oder wie die Arbeit<br />

am Spinnrad verlief. Plötzlich beginnt man<br />

zu erahnen, wie vergleichsweise leicht das<br />

Leben heute geworden ist. Aber wer den<br />

Fortschritt verstehen will, muss die Vergangenheit<br />

begreifen.<br />

Spielerisch die Uhr zurückdrehen<br />

Eine Erlebnisreise in die Zeit der Vorfahren<br />

darf Kindern alles bieten. Alles außer Langeweile.<br />

Deswegen sorgen zahlreiche Mitmachstationen<br />

auf dem gesamten Gelände<br />

für Unterhaltung. Kinder, aber auch deren<br />

Eltern entdecken,<br />

erfahren, wie vergleichsweise<br />

einfach<br />

unser Alltag heutzutage<br />

gemeistert<br />

werden kann. Zum<br />

Beispiel können die<br />

Sprösslinge bei der<br />

Kuhattrappe „Leni“<br />

mit eigenen Händen<br />

erfahren, dass man<br />

schon ganz ordentlich<br />

schuften muss,<br />

bis man genug Milch<br />

für eine Tasse Kakao<br />

zusammen hat. Das Leben im Einklang mit<br />

der Natur war wunderschön, aber weil es<br />

eben keinen Supermarkt gab, musste man<br />

sehr genau im Voraus planen. Auf Schautafeln<br />

erfahren die Kinder, zu welcher Jahreszeit<br />

es welche Lebensmittel gab. Mithilfe<br />

von einem Wissensspiel können sie ausprobieren,<br />

welche Menüs daraus möglich<br />

waren.<br />

Handwerk und Wissenswertes an den<br />

Sonntagen<br />

Sehen, lauschen und staunen: Vor der<br />

Kulisse der historischen Höfe entfalten<br />

Handwerksvorführungen ihren besonderen<br />

Charme. Jeden Sonntag zeigen Handwerker<br />

aus der Region traditionelle Herstellungsweisen<br />

im Freien vor. Das traditionelle<br />

Repertoire reicht vom Backen einer Prügeltorte<br />

oder eines Bauernbrots, Herstellen<br />

von Zaunringen, Schindeln machen bis<br />

hin zum Schmieden. Jeweils von 13.00 bis<br />

16.00 Uhr kann man den Handwerkern über<br />

die Schulter schauen und viel dabei lernen.<br />

UNTEN: Blick auf die malerische Gruppe von<br />

Haupt- und Nebengebäuden aus dem Unterinntal.<br />

(© Alpbachtal Tourismus)


66 tirol.bunt und vielfältig tirol.bunt und vielfältig<br />

67<br />

„Hier kann<br />

ich ruhig schlafen.“<br />

Afghanistan ist kein sicheres Land, kriegerische Auseinandersetzungen<br />

bestimmen nach wie vor den Alltag.<br />

Mohammad ist darum aus dem Land geflüchtet. Seit November<br />

2015 ist er in Österreich, drei Jahre später erhielt<br />

er den positiven Asylbescheid. Und heute? Das ist die Geschichte<br />

einer geglückten Integration.<br />

„Ich war sieben Jahre alt, als mein Vater<br />

gestorben ist. Er wurde von einer Autobombe<br />

getötet, welche die Taliban gelegt<br />

haben. Hier kann man sich das alles ja gar<br />

nicht vorstellen: das ganze Militär mit den<br />

Waffen. Die Taliban, die immer präsent<br />

sind. Das wahllose Schlagen von Leuten,<br />

die nichts getan haben. Die dauernden<br />

Unruhen, die große Angst, immer wieder<br />

Tote, Verletzte, Morde. Du lebst mit deiner<br />

Großfamilie zusammen, weißt nicht, was<br />

morgen geschieht. Weil immer, es kann<br />

immer etwas passieren.“ Wenn Mohammad<br />

von seiner Kindheit, seiner Jugend in<br />

Afghanistan erzählt, glaubt man tatsächlich,<br />

er lebte in einer anderen Welt. Und ja,<br />

dem war auch so.<br />

Als Mohammad Anfang März 1993 in<br />

Hearat, einem kleinen, sehr ärmlichen<br />

Dorf in Afghanistan und an der Grenze<br />

zum Iran gelegen, geboren wurde, verbreiteten<br />

die fundamentalistischen Taliban-Milizen<br />

Angst und Schrecken. So verpflichtete<br />

die Taliban etwa alle Frauen,<br />

ausnahmslos eine Burka zu tragen. Frauen<br />

war jegliche Berufstätigkeit untersagt,<br />

zum Verlassen des Hauses benötigten<br />

sie das Einverständnis des Ehemannes.<br />

Mädchen war es verboten, eine Schule zu<br />

besuchen. Dazu immer wieder Überfälle<br />

und Tote. Erst heuer im März untersagte<br />

das afghanische Erziehungsministerium<br />

allen Mädchen über zwölf Jahren,<br />

in Anwesenheit von Männern zu singen.<br />

Ich konnte nur meinen Namen schreiben<br />

„Ich habe nichts gelernt, habe nur vier Jahre<br />

eine Schule besucht, konnte nur meinen<br />

Namen schreiben. Religion war und ist das<br />

Wichtigste. Der Besuch der Moschee, der<br />

Islam, die Scharia. Aber das ist in Afghanistan<br />

nicht ungewöhnlich“, erzählt Mohammad.<br />

Erst vor einigen Jahren forderte etwa<br />

der stellvertretende Parlamentspräsident<br />

Abdul Satter Chowasi die öffentliche Hinrichtung<br />

von Personen, die vom Islam zum<br />

Christentum übertreten. Ein anderer Politiker<br />

erklärte, die Ermordung solcher Konvertierten<br />

sei kein Verbrechen.<br />

Ja, in diesem Land lebte Mohammad und<br />

arbeitete auf den Feldern. Es wurde Mais<br />

angebaut, auch Kichererbsen. Im Dorf<br />

gab es keinen Strom, natürlich auch keinen<br />

Kühlschrank. „Dort hab ich dann auch<br />

meine jetzige Frau kennengelernt.“ Man<br />

muss diese andere Welt verstehen wollen,<br />

um zu verstehen, was das bedeutet.<br />

Mohammad hilft uns dabei: „Wir dürfen<br />

nicht selbst entscheiden, wen wir heiraten.<br />

Das macht die Familie. Ich war nicht<br />

religiös, damit war eigentlich schon alles<br />

vorbei. Mein Onkel, bei dem ich nach dem<br />

Tod meines Vaters aufgewachsen bin, war<br />

strikt gegen eine Heirat. Auch die Familie<br />

meiner Frau, also ihr Vater, war ganz klar<br />

gegen mich Ungläubigen. Das ist unsere<br />

Kultur, da kann man nichts dagegen<br />

machen.“ Allein die Liebe zwischen den<br />

beiden Menschen war stärker, sie wollten<br />

eine gemeinsame Zukunft, entschlossen<br />

sich zur Flucht. Für den Schlepper sind<br />

2.000 Dollar zu bezahlen. „2012 sind wir<br />

dann in den Iran geflüchtet, drei Jahre lang<br />

haben wir dort mit großer Angst in einfachsten<br />

Verhältnissen gelebt. Ich habe<br />

auf verschiedenen Baustellen gearbeitet,<br />

immer mit der Angst, kontrolliert zu werden.“<br />

Rund zwei Millionen Afghanen lebten<br />

damals im Iran, illegal, unter erbärmlichen<br />

Voraussetzungen.<br />

Flucht nach Österreich<br />

In den Jahren 2015/16 flüchteten hunderttausende<br />

Menschen in die Europäische<br />

Union. Mohammad und seine Frau waren<br />

zwei davon. „Wir wussten nicht wohin, wollten<br />

nur weg, in Sicherheit, endlich einmal<br />

ohne Angst einschlafen und aufwachen.<br />

Österreich habe ich nicht gekannt, wir<br />

haben nur von Deutschland gehört.“ Ein<br />

Schlepper aus Hearat, seinem Geburtsdorf,<br />

wird gefunden. 5.000 Dollar sind<br />

zu bezahlen, doch woher nehmen? „Wir<br />

haben schon davor alles gespart, Verwandte<br />

unterstützten uns zusätzlich.<br />

So haben wir Dollar um Dollar zusammengekratzt.“<br />

Im Oktober 2015 ging<br />

es zuerst illegal und in Bussen,<br />

zumeist in der Nacht, in die Türkei.<br />

Dann weiter, über Griechenland,<br />

Mazedonien, die Slowakei<br />

nach Salzburg, wo sie im<br />

November 2015 ankamen.<br />

„Endlich ein warmer Platz,<br />

Ich habe<br />

nichts gelernt,<br />

habe nur vier<br />

Jahre eine<br />

Schule besucht,<br />

konnte nur<br />

meinen Namen<br />

schreiben.<br />

keine Angst mehr. Wir konnten kein Englisch,<br />

Deutsch sowieso nicht. Aber wir<br />

waren in Sicherheit, endlich.“<br />

Gleich zu Beginn wurde der Asylantrag<br />

gestellt, nach zwei Wochen in Salzburg<br />

ging es weiter nach Innsbruck. Warum?<br />

„Das weiß ich nicht, das hat mir niemand<br />

gesagt.“ Man fand Unterkunft im Flüchtlingsheim<br />

Graßmayrstraße, mit zwei anderen<br />

Familien. „Das Lernen der Sprache<br />

war für uns das Wichtigste. Wir haben<br />

jeden Tag drei bis vier Deutschkurse<br />

gemacht. Die Mitarbeiter vom Sozialamt<br />

haben uns sehr geholfen, sie haben uns<br />

an der Hand genommen, in den Super-<br />

markt geführt, uns alles erklärt. Dafür bin<br />

ich unsagbar dankbar.“ Finanzielle Unter-<br />

stützung gibt es auch, insgesamt etwas<br />

über 500 Euro monatlich für die ganze<br />

Familie. Also für Mohammad, seine Frau<br />

und die beiden Töchter Melika und Ele-<br />

na. Nachdem er schon recht gut Deutsch<br />

spricht, beginnt er im Oktober 2017 eine<br />

Lehre in einem Mangelberuf, als Koch, im<br />

Löwenhaus, nach dessen Konkurs im Res-<br />

taurant Froschkönig. Daneben besucht er<br />

die Berufsschule, gemeinsam mit einem<br />

Afrikaner, der ebenfalls Koch lernt. Drei<br />

Jahre nach der Ankunft in Österreich<br />

erhält er endlich den positiven Asylbe-<br />

scheid. Warum das so lange gedauert<br />

hat? „Das weiß ich nicht, ich war einfach<br />

nur glücklich.“<br />

BILD: Mohammad hat es geschafft.<br />

Aus Afghanistan geflüchtet, Deutsch<br />

gelernt, eine Ausbildung gemacht. Nun<br />

ist er Koch, lebt mit seiner Frau und<br />

den beiden Töchtern in Innsbruck.<br />

(© Felix Richter)<br />

Bildung öffnet Türen<br />

Es ist eine Binsenwahrheit, die sich immer<br />

wieder zeigt: Bildung öffnet Türen, ist der<br />

Schlüssel hin zu einer besseren Zukunft.<br />

2018/19 holt Mohammed in Tirol den<br />

Pflichtschulabschluss am WIFI nach, im<br />

Jänner des heurigen Jahres schafft er die<br />

Abschlussprüfung an der Berufsschule.<br />

Mit sehr gutem Erfolg übrigens. Nun ist er<br />

ausgebildeter Koch, Respekt und Anerkennung<br />

dafür! Klar, es war schon eine große<br />

Herausforderung, auch der fremden Sprache<br />

wegen. Im März stellt er sich in einem<br />

bekannten Hotel vor, bekommt auch gleich<br />

eine Jobzusage. Gute Fachkräfte werden<br />

gebraucht, gerade auch in diesen Zeiten.<br />

Seit Mai übt er nun seinen Beruf als Koch<br />

auch aus.<br />

Zwischenzeitlich bildet sich Mohammad<br />

weiter. In diesen Wochen besucht er gerade<br />

einen Ausbildungskurs am WIFI, mit<br />

dem Ziel, danach auch selbst Lehrlinge<br />

ausbilden zu können. Der junge Mann tut<br />

viel, um sich und seiner Familie eine starke<br />

Zukunft in Tirol bieten zu können. Sein<br />

nächstes großes Projekt: eine andere<br />

Wohnung zu finden, die jetzige sei vor<br />

allem für die zwei Töchter nicht optimal.<br />

Weil im Keller gelegen, teilweise Schimmel<br />

an den Wänden, etwas feucht. Doch<br />

all das, sagt Mohammad, sei eigentlich<br />

nicht das Entscheidende. Wirklich wichtig<br />

sei die geglückte Flucht aus Afghanistan<br />

gewesen. Und sein großes Glück,<br />

hier in Tirol eine neue Heimat gefunden<br />

zu haben. „Hier kann ich jede Nacht ruhig<br />

schlafen, ohne Angst. Das ist einfach …<br />

danke für alles.“<br />

AUTOR REINHOLD OBLAK


68 tirol.sportlich und gesund<br />

tirol.sportlich und gesund<br />

69<br />

TIROLER RADELN,<br />

TIROL ERRADELN<br />

FACTBOX<br />

ONLINE-BEFRAGUNG<br />

ZUM AUTOR<br />

SEBASTIAN<br />

SCHACHINGER,<br />

MSC<br />

Sebastian Schachinger ist als<br />

Projektmitarbeiter des Arbeitsbereich<br />

Sportökonomie des<br />

Instituts für Sportwissenschaft<br />

der Universität Innsbruck tätig.<br />

Dort beschäftigt er sich neben<br />

der Koordination und wissenschaftlichen<br />

Begleitung von<br />

Drittmittelprojekten u. a. mit der<br />

Erforschung von Nutzerkonflikten<br />

von Sporttreibenden.<br />

Radfahren ist in seinen verschiedenen<br />

Formen in Tirol eine der meist ausgeübten<br />

Sport- und Freizeitaktivitäten. Unter<br />

anderem seit der Durchführung der UCI<br />

Radweltmeisterschaft 2018 bemüht sich<br />

Tirol verstärkt, sich auch als internationale<br />

und nationale Raddestination zu positionieren.<br />

Die Radinfrastruktur besteht daher<br />

auch aus vielen Mountainbike- und Rennradstrecken,<br />

die in verschiedenen (Online-)Portalen<br />

dargestellt sind. Aktuell fehlt jedoch<br />

eine zentrale webbasierte Plattform, die<br />

alle Touren nach einheitlichen Standards<br />

umfasst und beschreibt. Daher ist die Gem-<br />

OBEN: Die Einrichtung eines Tourenportals<br />

wäre ein wichtiger Bestandteil in<br />

der Bewerbung Tirols als Raddestination.<br />

(© Sandra Wimmer)<br />

Nova aktiv geworden und hat das Projekt<br />

„Tourenportal Tirol“ gestartet, das darauf<br />

abzielt, ein Webportal zur Verfügung zu stellen,<br />

auf dem Radfahrer*innen alle Informationen<br />

finden, die sie für Radtouren in Tirol<br />

benötigen. Die Einrichtung eines Tourenportals<br />

wäre ein wichtiger Bestandteil in der<br />

Bewerbung Tirols als Raddestination und<br />

würde sowohl Einheimische als auch Gästen<br />

in der Planung und Durchführung ihrer<br />

Radtouren helfen. Als Kooperationspartner<br />

begleitet das Institut für Sportwissenschaft<br />

der Universität Innsbruck das Projekt wissenschaftlich,<br />

u. a. mit einer breit angeleg-<br />

OBEN:<br />

Mountainbikes<br />

gehören zu den<br />

beliebtesten Rädern.<br />

(© Sandra Wimmer)<br />

ten Erhebung zum Tourenverhalten von<br />

Radfahrer*innen (siehe Factbox). Zusätzlich<br />

sind Studierende aus Bachelor- und Masterstudiengängen<br />

in das Projekt aktiv eingebunden<br />

und bearbeiten im Zuge praktisch<br />

und sportmanagementorientierter Lehrveranstaltungen<br />

gemeinsam mit der GemNova<br />

verschiedene für das Projekt relevante<br />

Fragestellungen und unterstützen dadurch<br />

tatkräftig bei der Weiterentwicklung des<br />

Konzepts des „Tourenportals Tirol“.<br />

Über das Institut für Sportwissenschaft<br />

Neben der Forschungstätigkeit bietet das<br />

Institut für Sportwissenschaft (ISW) der<br />

Universität Innsbruck ein umfangreiches<br />

Lehr- und Studienangebot. Rund 750 Studierende<br />

sind in den insgesamt zwei Bachelorstudiengängen<br />

in Sportwissenschaft und<br />

Sportmanagement, dem Master- und Doktorstudium<br />

in Sportwissenschaft sowie<br />

dem Bachelor- und Masterstudium Lehramt<br />

im Unterrichtsfach Bewegung und<br />

Sport eingeschrieben. Der Lehr- und Forschungsschwerpunkt<br />

teilt sich dabei in die<br />

fünf Kernbereiche Leistungsphysiologie,<br />

Sportpsychologie und Spotpädagogik, Biomechanik<br />

und Bewegungswissenschaft,<br />

Neurophysiologie und Sportökonomie auf.<br />

Letzterer widmet sich u. a. Projekten, welche<br />

die ökonomischen Aspekte von Freizeitund<br />

Leistungssport behandeln.<br />

Laut der Online-Befragung unter<br />

Radfahrer*innen, die im Zeitraum<br />

vom 29. März <strong>2021</strong> bis 26. April<br />

<strong>2021</strong> mit 780 Teilnehmer*innen<br />

durchgeführt wurde, unternimmt<br />

der Großteil während der Saison<br />

mehrmals pro Woche eine Radtour.<br />

Rund ein Drittel legt dabei mehr als<br />

5.000 Kilometer pro Radsaison zurück,<br />

und 62,3 Prozent nutzen mehr als<br />

einen Radtyp für ihre Touren. Vorwiegend<br />

greifen sie dabei auf Mountainbikes<br />

(68,3 %), gefolgt von Rennrädern<br />

(55,4 %) und E-Bikes (15,2 %) zurück.<br />

Für die Auswahl einer Fahrradroute<br />

spielen vor allem die Vermeidung<br />

stark befahrener Straßen und die landschaftliche<br />

Attraktivität eine wichtige<br />

43,5 %<br />

SMARTPHONE<br />

APPS<br />

43,0 %<br />

ONLINE-<br />

TOUREN-<br />

PLATTFORM<br />

40,4 %<br />

FREUNDE &<br />

BEKANNTE<br />

38,9 % 25,9 %<br />

29,0 %<br />

TOURISMUS-<br />

REGIONEN<br />

WEBSITES<br />

SOCIAL<br />

MEDIA<br />

TOURENKARTEN,<br />

KARTEN-<br />

MATERIAL<br />

Rolle. 65,1 Prozent investiert im Durchschnitt<br />

weniger als 30 Minuten, um<br />

sich vor Antritt einer Radtour über für<br />

sie unbekannte Touren zu informieren.<br />

Gerade für die Vorbereitung auf eine<br />

Fahrradtour im eigenen Bundesland<br />

greifen viele der Tiroler*innen neben<br />

Smartphone-Apps und Online-Tourenportalen<br />

auch auf die Auskünfte<br />

und Erfahrungen ihrer Freunde und<br />

Bekannten zurück (Abb. 1). Bei der<br />

Wahl eines Online-Tourenportals wird<br />

zusätzlich zu den entsprechenden<br />

Angaben von Dauer, Länge, Höhenmeter<br />

etc. und der kartografischen<br />

Darstellung einer Radtour auch die<br />

Möglichkeit der Offline-Nutzung als<br />

wichtiges Kriterium gesehen.<br />

17,1 %<br />

ZEITUNG/<br />

MAGAZINE<br />

16,6 % 11,9 %<br />

ONLINE-<br />

FOREN<br />

TOURISTENINFO<br />

LOKALE<br />

9,8 %<br />

GEDRUCKTE<br />

TOURENBÄNDE<br />

ABBILDUNG 1: Genutzte Medien/Kanäle, um sich über Fahrradtouren in Tirol zu informieren.<br />

4,1 %<br />

ANDERE


70 tirol.sportlich und gesund<br />

tirol.sportlich und gesund<br />

71<br />

wir würden<br />

deine Gemeinde<br />

gerne beschenken!<br />

Die<br />

Unterstützer*innen<br />

Aufbau<br />

der<br />

Tafeln<br />

In einer COPSY-Studie vom Februar <strong>2021</strong> heißt es: „Die Lebensqualität und die psychische Gesundheit<br />

von Kindern und Jugendlichen hat sich in Deutschland im Verlauf der Corona-Pandemie weiter<br />

verschlechtert. Fast jedes dritte Kind leidet ein knappes Jahr nach Beginn der Pandemie unter<br />

PORTRÄIT<br />

des Mentors<br />

VIDEO-<br />

ANLEITUNG<br />

psychischen Auffälligkeiten. Sorgen und Ängste haben noch einmal zugenommen, auch depressive<br />

Symptome und psychosomatische Beschwerden sind verstärkt zu beobachten.“<br />

ÜBUNGEN<br />

Anzahl und analoge<br />

Ausführung<br />

GERY SEIDL<br />

ANDY HOLZER<br />

ZUR AUTORIN<br />

MAG. (FH) CORINA<br />

KOLLNIG<br />

Corina Kollnig ist seit 2020 bei<br />

der GemNova und arbeitet an<br />

Projekten rund um das Thema<br />

Gesundheit.<br />

c.kollnig@gemnova.at<br />

Die COPSY-Studie wurde bereits zum<br />

zweiten Mal seit Beginn der Corona-Krise<br />

veröffentlicht. Auch weitere Expert*innen<br />

warnen in regelmäßigen Abständen vor<br />

den Auswirkungen der Situation auf Kinder<br />

und Jugendliche. Der „Mental-Fit-Pfad“<br />

in Zusammenarbeit mit acht Persönlichkeiten<br />

kann auf sehr niederschwellige Art<br />

und Weise Kinder und Jugendliche unterstützend<br />

begleiten. Das Projekt wurde vom<br />

Projekt Handschlag initiiert und wird von<br />

Landesrätin Dr. Beate Palfrader und der<br />

Bildungsdirektion unterstützt.<br />

In Form von acht individuell bedruckbaren<br />

Tafeln, die im Umfeld eines Waldweges,<br />

eines Parks usw. kann in kürzester Zeit ein<br />

Mental-Fit-Pfad entstehen. Da das Konzept<br />

auf die mentale Situation von Kindern<br />

und Jugendlichen besonders eingehen soll,<br />

sind diese in der Anzahl der Übungen auf<br />

drei Gruppen aufgeteilt: den Held*innen<br />

(Kindergarten), den Kämpfer*innen (aus<br />

sportlicher Sicht die Volksschule) und den<br />

Meister*innen (ab 14 Jahre). Diese stellen<br />

sich je einer Übung und einer Aufgabe.<br />

Via QR-Code soll so der Erfahrungsschatz<br />

zwischen Persönlichkeiten aus<br />

Spitzen- bzw. Extremsport stattfinden.<br />

Diese erklären über einen persönlichen<br />

Videoclip, der über die Tafeln via Smartphone<br />

abrufbar ist, diverse Übungen oder<br />

Praktiken zur mentalen Entspannung und<br />

zur sportlichen Betätigung. Damit soll es<br />

für Gemeinden, Schulen und Vereine einfacher<br />

werden, mit Bewegung und Spaß<br />

der Problematik entgegenzutreten.<br />

Welche Persönlichkeiten kennen den<br />

Umgang mit mentalen Herausforderungen,<br />

haben diese schon erlebt und<br />

haben daraus ihre eigenen Lehren<br />

gezogen? Gerade im Spitzensport, z. B.<br />

im Umfeld von Extrembergsteiger*innen<br />

usw., gehört die mentale Verfassung zum<br />

„Arbeitsalltag“. Niemand wird bezweifeln,<br />

dass es mit diversen Ängsten verbunden<br />

ist, mit über 100 km/h über einen „Schanzentisch“<br />

zu fahren, einen Achttausender<br />

zu bezwingen oder über Wochen isoliert<br />

zu leben. Wie lösen bzw. gehen Menschen,<br />

die in diesen Bereichen seit Jahren tätig<br />

sind, damit um und welche Lösungsansätze<br />

können sie aus diesen Ausnahmesituationen<br />

an die Gesellschaft weitergeben?<br />

Folgende Persönlichkeiten unterstützen<br />

das Projekt mit einem Beitrag bzw.<br />

Lösungsansatz. Vom Kabarettisten bis zur<br />

Astronautin, vom blinden Kletterer bis zum<br />

erfolgreichsten Olympiateilnehmer Österreichs:<br />

Zahlreiche Persönlichkeiten aus den<br />

verschiedensten Bereichen erzählen von<br />

mentalen Lösungsansätzen und ergänzen<br />

ihren Beitrag mit einer sportlichen Übung.<br />

FELIX GOTTWALD<br />

DR. CARMEN KÖHLER<br />

DIE „HUBERBUAM“<br />

DUNJA ZDOUC<br />

WOLFGANG FASCHING<br />

THOMAS SYKORA<br />

AUFGABE<br />

QR-Code zu einer<br />

Aufgabe des Mentors<br />

Kann dadurch der eigene Umgang mit<br />

mentalen Techniken und sportlicher<br />

Bewegung verbessert bzw. überhaupt<br />

erst erlernt werden? Tatsache ist, alles,<br />

was man mit Neugier und Humor anpackt,<br />

macht zumindest Spaß! Deshalb ist es uns<br />

ein Anliegen, kreative, lustige Aufgaben<br />

und Übungen zu sammeln. Dabei bleibt<br />

unser Ziel klar definiert, und wir versuchen,<br />

den Mental-Fit-Pfad zu einem spannenden<br />

und lustigen Ausgleich zu machen.<br />

mitmachen<br />

& gewinnen<br />

Das Tiroler Projekt wird vom Land Tirol<br />

und der GemNova im Zuge der „Gesunden<br />

Gemeinde“ unterstützt. Gemeinsam verlosen<br />

wir zehn Mental-Fit-Pfade unter allen<br />

Tiroler Gemeinden, Schulen, Vereinen etc.,<br />

die uns bis zum 30. <strong>Juli</strong> <strong>2021</strong> eine Mail an<br />

Corina Kollnig (c.kollnig@gemnova.at) mit<br />

der Betreffzeile „Mental-Fit-Pfad“ schicken.


72 tirol.sportlich und gesund tirol.sportlich und gesund<br />

MIT DEM<br />

73<br />

© TVB Wipptal<br />

WALD.RAST.AKADEMIE<br />

Die GemNova Akademie bietet ab Herbst <strong>2021</strong> Klausurtage für Gemeinderät*innen an<br />

und bereitet die Teams auf neue Herausforderungen vor.<br />

BEWEGT UM DIE WELT<br />

TEAMENTWICKLUNG. KOMMUNIKATION. MENTALTRAINING.<br />

Mit dem neuen Projekt Abenteuerexpress<br />

sollen zukünftig<br />

Schwerpunktthemen für eine<br />

pädagogische Umsetzung in<br />

der schulischen Betreuung<br />

ausgearbeitet werden.<br />

Für den Auftakt des Projektes im kommenden<br />

Schuljahr wurde das Thema Bewegung<br />

und Ernährung gewählt. Unter dem Titel<br />

„Bewegt um die Welt“ werden Kinder spielerisch<br />

mit der Thematik vertraut gemacht.<br />

Die Idee, Kinder für spezifische Themen zu<br />

begeistern und Kolleg*innen in ihrer täglichen<br />

Arbeit in der schulischen Betreuung<br />

zusätzlich mit pädagogischem Material zu<br />

versorgen, wurde geboren. Ein Team von<br />

kreativen und motivierten Köpfen aus dem<br />

pädagogischen sowie projektorientierten<br />

Bereich hat sich schnell zusammengefunden,<br />

um das Fokusthema für das kommende<br />

Schuljahr gemeinsam zu bearbeiten.<br />

Zielsetzung war es, die pädagogische Aufarbeitung<br />

der Materialien so zu gestalten,<br />

dass sie für Kolleg*innen in der schulischen<br />

Betreuung einfach einsetzbar und umsetzbar<br />

sind. Das oberste Credo für das Projekt<br />

ist, Kinder für die spannenden und<br />

zugleich wichtigen Themen zu gewinnen<br />

und zu begeistern. Dabei soll der Abenteuerexpress<br />

keine Eintagsfliege darstellen,<br />

sondern auch die kommenden Jahre mit<br />

unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen<br />

durch die schulische Betreuung dampfen.<br />

Tuuut-tuuut … alle einsteigen! Die Reise<br />

mit dem „Abenteuerexpress – Bewegt<br />

um die Welt“ beginnt. Das Konzept des<br />

Projektes basiert auf einer Reise zu den<br />

Kontinenten dieser Welt, wo Tiere leben,<br />

die spezifische Bewegungen ausführen,<br />

wie beispielsweise der Steinbock, der<br />

gerne im Gelände klettert, das talentierte<br />

Känguru beim Boxen, der Wal als ein<br />

ausgezeichneter Schwimmer. In Form von<br />

Spielen und Sportübungen sollen die spezifischen<br />

Bewegungsformen umgesetzt werden.<br />

Darüber hinaus können auch passend<br />

zu den sportlichen Tätigkeiten Vereine in<br />

die Schule eingeladen werden, die Kindern<br />

Bewegung und Sport näherbringen. Ergänzend<br />

dazu wird das Thema Ernährung aufgegriffen<br />

und anhand von Kochrezepten,<br />

kleinen Kräuteranbauten und Verkostungen<br />

bearbeitet. Kinder kommen so auf den<br />

Geschmack und lernen dabei auch noch,<br />

wie lecker gesunde Ernährung sein kann.<br />

Der Mehrwert des Projektes liegt klar auf<br />

der Hand: Bewegung und Ernährung unterstützen<br />

die Gesundheit und das Wohlbefinden<br />

unserer Kinder. Dies im täglichen<br />

Tun in der schulischen Betreuung einzubinden,<br />

soll Kindern helfen, ein Bewusstsein<br />

und vielleicht auch die eine oder<br />

andere Leidenschaft für Bewegung<br />

und Sport im Alltag zu entwickeln.<br />

Zudem wird das Kollegium in der<br />

schulischen Betreuung in der<br />

Ausübung der Tätigkeit unterstützt<br />

und die Qualität der<br />

schulischen Betreuung optimiert.<br />

Der Start für das Projekt ist für kommendes<br />

Schuljahr <strong>2021</strong>/22 angesetzt<br />

und soll mit einer Kick-off-Veranstaltung<br />

mit Kolleg*innen in<br />

der schulischen Betreuung,<br />

pädagogischem Material<br />

sowie Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen<br />

beginnen.<br />

AUTORIN<br />

HEIDI JEHLE<br />

PLÄNE<br />

SCHMIEDEN.<br />

GEDANKEN<br />

SORTIEREN.<br />

ENERGIE<br />

GEWINNEN.<br />

WALD.RAST.AKADEMIE<br />

Ein Naturspektakel dort oben,<br />

dass sich sogar das Wasser<br />

nach rechts dreht.<br />

WWW.GEMNOVA.AT


74 tirol.bildet tirol.bildet<br />

75<br />

Zur Klausur<br />

nach Maria Waldrast<br />

UNTEN: Am Kraftplatz Maria<br />

Waldrast werden für Gemeinderät*innen<br />

ein- oder mehrtägige<br />

Klausurtage angeboten. Teamfindung,<br />

Kommunikation, Stressabbau<br />

stehen dabei im Fokus. (© Maria<br />

Waldrast/Mike Rabensteiner)<br />

Die „Wald.Rast.Akademie“ ist eine bemerkenswerte Initiative des<br />

Mühlbachler Bürgermeisters Alfons Rastner und der GemNova. Rechtzeitig<br />

vor den Gemeinderatswahlen im Februar kommenden Jahres<br />

werden ein- oder mehrtägige Klausurtage für Gemeinderät*innen angeboten.<br />

All das am Kraftplatz Maria Waldrast, am Fuße der Serles.<br />

OBEN: Ruhe. Entspannung.<br />

Erholung. Der<br />

Mühlbachler Bürgermeister<br />

Alfons Rastner<br />

zeigt eindrucksvoll, was<br />

das bedeutet. (© Maria<br />

Waldrast)<br />

Das Zitat wird John Lennon, dem legendären<br />

Beatles-Musiker, zugeschrieben: „Als<br />

ich fünf Jahre alt war, hat mir meine Mutter<br />

gesagt, dass Glück der Schlüssel zum<br />

Leben ist. Als ich zur Schule ging, fragten<br />

sie mich, was ich werden will, wenn ich<br />

groß bin. Ich schrieb ‚glücklich‘. Sie sagten<br />

mir, dass ich die Aufgabe nicht verstanden<br />

habe, aber ich sagte ihnen, dass sie das<br />

Leben nicht verstanden haben.“<br />

Im Wesentlichen ist es aber genau das,<br />

was die breit angelegte Wald.Rast.Akademie<br />

allen Gemeinderät*innen in Tirol<br />

anbietet. „Wir haben ein spezielles Programm<br />

für die Gemeinderätinnen und<br />

Gemeinderäte bei uns im Land ausgearbeitet,<br />

speziell für sie konzipiert, auf ihre<br />

individuellen Bedürfnisse abgestimmt. In<br />

diesen ein- oder mehrtägigen Klausurtagen<br />

geht es somit nicht nur um reine<br />

Wissensvermittlung, sondern insbesondere<br />

um Soft Skills. Der ganze Gemeinderat<br />

erhält dabei die Möglichkeit, zu einem<br />

starken Team zusammenzufinden. Da<br />

geht es um Fragen der Kommunikation<br />

untereinander, um Teamfindung, um das<br />

Sich-aufeinander-Einlassen, ums Zuhören,<br />

um Stressbewältigung“, erklärt Sandra<br />

Wimmer von der GemNova-Akademie.<br />

Nutze den Tag<br />

Carpe diem – nutze den Tag, genieße den<br />

Augenblick. „Wir haben uns ganz bewusst<br />

für Maria Waldrast entschieden“, so Sandra<br />

Wimmer, „weil hier alles perfekt zusammenpasst.<br />

Jeder von uns<br />

braucht mal eine<br />

Auszeit, jede von uns<br />

soll regelmäßig zur<br />

Ruhe kommen.<br />

Gleichzeitig sind wir überzeugt, gerade hier<br />

Gemeindepolitikerinnen und Gemeindepolitiker<br />

bestmöglich unterstützen zu können.<br />

Jeder von uns braucht mal eine Auszeit,<br />

jede von uns soll in regelmäßigen Abständen<br />

zur Ruhe kommen. Das wollen wir<br />

unterstützen, fördern, das entsprechende<br />

Angebot bereithalten.“ Ein Ansatz, den<br />

die GemNova-Akademie übrigens auch in<br />

anderen Bereichen verfolgt.<br />

Was das Besondere an diesen Klausurtagen<br />

neben dem Kraftplatz Maria Waldrast<br />

ist? Der Gemeinderat als Ganzes soll,<br />

kann sich bei diesen Klausurtagen neu finden,<br />

sich besser kennenlernen. Dazu gibt<br />

es dann spezielle Seminare zur Sitzungskultur,<br />

zur Gesprächsabwicklung, zu einer<br />

ausgeglichenen Work-Life-Balance. Und<br />

noch vieles mehr. „Wir wollen die Politikerinnen<br />

und Politiker aus ihrem gestressten<br />

Alltag herausholen, ihnen Zeit schenken,<br />

sie in einer wunderschönen Landschaft<br />

zur Ruhe kommen lassen. Sei es mit Erlebniswanderungen<br />

und Entspannungsübungen,<br />

mit Yoga, Qi Gong oder autogenem<br />

Training, mit Supervisionen, Coachings,<br />

Teambildungsseminaren oder – ganz<br />

ausgefallen – mit Waldbaden“, so Sandra<br />

Wimmer von der GemNova-Akademie.<br />

Ausgewogene Work-Life-Balance<br />

Wir alle leben in unruhigen, ungewissen<br />

Zeiten. Gleichzeitig bringen Globalisierung<br />

und Digitalisierung veränderte Herausforderungen<br />

mit sich. Dafür ist viel Kraft,<br />

Energie, Konzentration, psychische Stabilität<br />

oder körperliche Fitness erforderlich.<br />

Eine ausgeglichene Work-Life-Balance,<br />

eine umfassende Gesundheitsvorsorge<br />

wird immer wichtiger. Verbunden mit der<br />

Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen, sich zu<br />

ordnen, Prioritäten neu zu setzen. Kraftplätze<br />

wie das Wallfahrtskloster Maria<br />

Waldrast laden darum ganz bewusst zum<br />

Verweilen, zum Stressabbau ein. „Dieser<br />

Ort hier ist eine wahre Oase der Stille, der<br />

Ruhe. Diese Atmosphäre tut allen gut, es<br />

gibt wohl keinen besseren Platz, um innere<br />

Einkehr zu halten. Die GemNova hat dies<br />

sofort erkannt und mit ihrer Akademie<br />

die entsprechenden Angebote für Politikerinnen<br />

und Politiker entwickelt. Davon<br />

profitieren letztendlich alle“, so der Mühlbachler<br />

Bürgermeister Alfons Rastner.<br />

Auf über 1.600 Metern, am Fuße der Serles,<br />

dem Altar Tirols, gelegen, ist Maria<br />

Waldrast eines der höchstgelegenen Kloster<br />

Europas. Mit einer ganz speziellen<br />

Aura, einer ganz speziellen Magie. 1429<br />

wurde hier die erste Kapelle errichtet, in<br />

weiterer Folge erlebte der Ort eine überaus<br />

wechselvolle Geschichte mit vielen<br />

Höhen und Tiefen. So hatte Maria Waldrast<br />

im 18. Jahrhundert seine größte<br />

Blüte, mehr als 40.000 Pilger kamen in<br />

jenen Zeiten jährlich hier herauf. Heute<br />

ist das Wallfahrtskloster des Servitenordens<br />

sommers wie winters ein beliebtes<br />

Ausflugsziel, es gibt tolle Seminarräume,<br />

eine ausgezeichnete Gastronomie sowie<br />

gemütliche Übernachtungsmöglichkeiten.<br />

Die Maria Waldrast ist<br />

eines der höchstgelegenen<br />

Kloster Europas.<br />

Für den Mühlbachler Bürgermeister Alfons<br />

Rastner sind es genau solche Initiativen,<br />

die er ganz bewusst forciert. „Bildung ist in<br />

unserer Gesellschaft einfach unverzichtbar.<br />

Gleichzeitig dürfen wir nicht übersehen,<br />

uns auch mal Zeit zum Luftholen,<br />

zum Abschalten zu gönnen. Denn niemand<br />

von uns kann oder soll dauernd 100 Prozent<br />

geben. Mit unserer Wald.Rast.Akadmie<br />

in Maria Waldrast wollen wir genau<br />

das erreichen.“<br />

ZUR AUTORIN<br />

DIPL. SOZ. PÄD.<br />

CHRISTIANE MAYER<br />

Seit 2019 unterstützt Christiane Mayer die<br />

GemNova als Projektkoordinatorin von Young-<br />

Star und der Wald.Rast.Akademie. Der Sozialpädagogin<br />

und dreifachen Mama ist es wichtig,<br />

den Blick immer wieder auf etwas Neues zu<br />

legen, denn so ergeben sich tolle Chancen und<br />

Möglichkeiten für die eigene Herzensbildung und<br />

persönliche Weiterentwicklung.<br />

Kontakt: c.mayer@gemnova.at


76 tirol.bildet tirol.bildet 77<br />

Sprachliche Förderung<br />

für alle Kinder<br />

als Schlüssel zur Bildung und im Sinne der Chancengerechtigkeit<br />

Die Teamberatung ist eine geförderte Maßnahme für Kindergartenteams<br />

in ganz Tirol zur Einschätzung und Weiterentwicklung der Qualität sprachlicher<br />

Bildung in der elementarpädagogischen Arbeit.<br />

Die Corona-Pandemie hat das Brennglas<br />

noch stärker auf bereits vorher dagewesene<br />

Bildungsungleichheiten von Kindern<br />

aufgrund sprachlicher Barrieren gerichtet.<br />

Dazu gehören beispielsweise Kinder<br />

mit Migrationsgeschichte, die Deutsch als<br />

Zweitsprache ab dem dritten Lebensjahr<br />

in Bildungseinrichtungen erlernen, oder<br />

Kinder aus sozial benachteiligten Familien,<br />

die im familiären Kontext aufgrund<br />

fehlender zeitlicher oder finanzieller Ressourcen<br />

in ihrer Erstsprache Deutsch nicht<br />

ausreichend gefördert werden können. Solche<br />

Kinder brauchen auf ihrem Bildungsweg<br />

genügend Zeit, intensive und positive<br />

Lerngelegenheiten sowie gleichaltrige<br />

und erwachsene Sprachvorbilder, um sich<br />

sprachlich gut entwickeln zu können. Sprache<br />

ist nämlich der Schlüssel zur Bildung<br />

und die Grundlage für eine gesellschaftliche<br />

Teilhabe.<br />

Die aktuelle Lebenswirklichkeit von Kindern<br />

unter der Lupe<br />

Ein im Idealfall dreijähriger Kindergartenbesuch<br />

war schon vor Corona zu kurz<br />

bemessen, um vorhandene Bildungsungleichheiten<br />

von Kindern aufgrund ihrer<br />

Sprachkenntnisse ausgleichen zu können.<br />

In der Praxis zeigt sich, dass nicht nur<br />

in Städten, sondern auch in ländlichen<br />

Gemeinden Kindergartengruppen von<br />

hoher Heterogenität gekennzeichnet sind,<br />

was auf die vielfältigen sprachlichen Entwicklungen<br />

von Kindern zurückzuführen<br />

ist. Die damit verbundenen Herausforderungen<br />

für pädagogisches Fachpersonal<br />

lassen sich folgendermaßen skizzieren: Im<br />

Bildungsalltag gilt es einerseits, ein- und<br />

mehrsprachige Kinder in ihren individuellen<br />

Entwicklungsbedarfen zu fördern und<br />

andererseits, mit Blick auf die Schulbildung,<br />

eventuell vorhandene sprachliche Defizite<br />

„rechtzeitig“ auszugleichen.<br />

Diskriminierende<br />

Praktiken stellen im<br />

aktuellen österreichischen<br />

Bildungssystem<br />

die Realität dar.<br />

Diskriminierende Praktiken wie die Durchführung<br />

von Sprachtestungen vor Schulstart<br />

oder auch das Separieren von Kindern<br />

in Regel- und Sprachstartklassen, je nach<br />

sprachlichem Können, stellen nämlich im<br />

aktuellen österreichischen Bildungssystem<br />

die Realität dar. Sie zeigt auf, dass Kinder<br />

keineswegs barrierefreie Zugänge zur Bildung<br />

erfahren, sondern aufgrund „sprachlicher<br />

Barrieren“ in ihrer gesellschaftlichen<br />

Teilhabe eingeschränkt werden.<br />

Bildungsungleichheiten in der Elementarpädagogik<br />

erkennen und durch professionelle<br />

Sprachbildung ausgleichen<br />

Elementarpädagogische Einrichtungen in<br />

Tirol leben eine inklusive Pädagogik, sprich<br />

eine auf die individuellen Bedürfnisse jedes<br />

Kindes abgestimmte Praxis im Kindergarten,<br />

um Bildungschancenungleichheiten<br />

entgegenzuwirken, das heißt, Kindern<br />

eine Lernumgebung zu bieten, die sie vor<br />

sprachlicher Diskriminierung schützt. Pädagogische<br />

Fach- und Assistenzkräfte wissen<br />

um die Bedeutung von Interaktionsqualität<br />

und deren Merkmale, welche jedem<br />

Gespräch mit Kindern innewohnen muss,<br />

um als gelingende sprachförderliche Situation<br />

genutzt werden zu können. Kindergartenteams<br />

wissen um das Potenzial eines<br />

ressourcenorientierten Blicks auf Kinder,<br />

unabhängig von ihrem sprachlichen Bildungskapital,<br />

und nutzen diesen zur Stärkung<br />

des Selbstwertgefühls bzw. Identitätsbewusstseins<br />

jedes Kindes als basale<br />

Voraussetzung für seine erfolgreiche Teilhabe<br />

auf seinem Bildungsweg.<br />

Möglichkeiten der pädagogisch fachlichen<br />

Begleitung durch die Sprachberatung<br />

– individuelle Teamberatung in<br />

Tiroler Kindergärten als gefördertes<br />

Qualitätsangebot<br />

Damit sich elementarpädagogische Teams<br />

im Kindergarten als Sprachförder*innen<br />

von Kindern professionell begleitet fühlen,<br />

werden im Rahmen der Sprachförderung<br />

gemäß der Vereinbarung nach Art. 15a<br />

B-VG über die Elementarpädagogik seitens<br />

des Landes Tirol Fördermittel zur Durchführung<br />

von ganzjähriger Sprachberatung<br />

für Kindergärten vor Ort zu Verfügung<br />

gestellt. Diese können von allen Erhaltern<br />

von Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen<br />

jährlich beantragt werden.<br />

Die Tiroler Sprachberater*innen unterstützen<br />

jedes Kindergartenteam prozessbegleitend<br />

in seinen individuellen Praxisherausforderungen<br />

und insbesondere bei der<br />

„pädagogischen Gratwanderung“, eine ausgewogene<br />

Balance zu finden zwischen dem<br />

eigenen Sprachbildungsverständnis (Befähigung<br />

von Kindern, sich mit ihren Potenzialen<br />

individuell entwickeln zu können)<br />

und den sprachlichen Bildungsstandards,<br />

welche als Maßstab für schulische Bildung<br />

vorgegeben werden. Die Angebote, die im<br />

Rahmen der Teamberatung in Anspruch<br />

genommen werden können, reichen von<br />

der Intervision über Themenworkshops,<br />

Fallbesprechungen bis zum Mentoring im<br />

pädagogischen Alltag. Gemeinden als inklusives<br />

Lebensumfeld mit wertvollen Ressourcen<br />

zur Unterstützung von Teilhabemöglichkeiten<br />

für alle Kinder auch abseits<br />

von Schule und Kindergarten birgt unsere<br />

vielfältige Gesellschaft enormes Potenzial,<br />

sich für die Chancengerechtigkeit von<br />

Kindern einzusetzen und ihnen barrierefreie<br />

Zugänge zu sprachlichem Lernen zu<br />

ermöglichen. So können Gemeinden im Sinne<br />

eines Sprachennetzwerkes genutzt werden,<br />

in dem Kinder in ihrem unmittelbaren<br />

Lebensumfeld durch gezielte Angebote in<br />

Sport-, Kultur- oder auch Traditionsvereinen<br />

alltagsintegrierte sprachförderliche Beteiligungsformen<br />

finden.<br />

Hinweise zur Beantragung von Fördermitteln<br />

im Rahmen der Sprachförderung<br />

für Erhalter*innen von Kinderbildungsund<br />

Betreuungseinrichtungen<br />

Damit Erhalter*innen von Kindergärten<br />

auch im kommenden Jahr <strong>2021</strong>/22<br />

Zuschüsse zu den Personalkosten für die<br />

Durchführung von Maßnahmen der Sprachförderung<br />

gewährt werden können, sind alle<br />

Förderanträge mittels Online-Formular bei<br />

der Abteilung Arbeit und Gesellschaft der<br />

Tiroler Landesregierung bis spätestens vor<br />

© un attimo/Kaser<br />

MAG.<br />

ELISABETH MAYR<br />

STADTRÄTIN<br />

Beginn der Maßnahme (= vor 1. September<br />

<strong>2021</strong>) einzubringen. Nähere Informationen<br />

zur Förderabwicklung bzw. zu den<br />

erforderlichen Unterlagen finden sich auf<br />

der Homepage des Landes Tirol: https://<br />

rb.gy/oxmwwy<br />

Die Stadt<br />

Innsbruck<br />

legt als Erhalterin<br />

großen<br />

Wert auf die<br />

Qualität der<br />

pädagogischen<br />

Arbeit.<br />

Ein essenzieller Teil davon ist die alltagsintegrierte Sprachförderung, die in<br />

allen 30 städtischen Kindergärten gelebt wird. Die Umsetzung der Teamberatung<br />

wird deshalb in allen städtischen Betrieben forciert. Leitungen, die<br />

schon eine Teamberatung in Anspruch genommen haben, fühlen sich durch<br />

die individuelle Beratung ihrer Sprachberaterin sehr gut begleitet und auch<br />

bestärkt, was sich positiv auf die tägliche Praxis und somit die pädagogische<br />

Qualität im Sinne der Kinder auswirkt.<br />

ZUR AUTORIN<br />

MAG. NINA REDLICH, MA ECED<br />

Leiterin des Teams Sprachberatung des Landes<br />

Tirol und Koordinatorin des Fachbereichs Elementarpädagogik<br />

im GemNova-Bildungspool Tirol.<br />

Kontakt: n.redlich@gemnova.at<br />

ZUKUNFT<br />

GEMEINDE -<br />

AGENDA 2030<br />

Im Rahmen des Projekts<br />

„ZUKUNFT GEMEINDE – Agenda<br />

2030“ wird im aktuell stattfindenden<br />

Arbeitskreis „Kinderbildung<br />

und -betreuung“ nach gelingenden<br />

kommunalen und interkommunalen<br />

Handlungskonzepten<br />

zur Vernetzungsarbeit von<br />

Gemeinden im Bereich der Kinderbetreuung<br />

wie auch in Bezug<br />

auf Bildungsangebote gesucht,<br />

welche die Chancengleichheit<br />

von Kindern im Fokus hat.


78<br />

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG 79<br />

KLAUSNER<br />

DER PARTNER<br />

FÜR VIDEO-<br />

KONFERENZEN<br />

BILD: Immer mehr<br />

Geschäftskunden<br />

setzen in diesen Tagen<br />

auf Videokonferenzen.<br />

(© Clevertouch)<br />

Die Firma J. Klausner Professional<br />

Multimedia GmbH mit Sitz in<br />

Innsbruck ist der Partner für professionelle<br />

audiovisuelle Lösungen.<br />

Bei den Geschäftskunden werden<br />

derzeit insbesondere Videokonferenzen<br />

stark nachgefragt.<br />

“IMPACT Plus Serie” —<br />

So viel mehr als nur ein<br />

interaktiver Touchscreen!<br />

Leistungsstark und funktionsreich - Die UX Pro Serie ist<br />

für die Zusammenarbeit optimiert und ermöglicht es<br />

Ihnen, Ihr Potenzial zu maximieren:<br />

Von Empfangs- über Buchungssysteme bis hin zu<br />

interaktiven Displays in Besprechungen!<br />

Connecting people with technology.<br />

Für Jasmin Klausner ist die weitere Entwicklung<br />

im audiovisuellen Bereich ganz<br />

klar: „Im vergangenen Jahr wurden 80 Prozent<br />

aller Konferenz- und Besprechungsräume<br />

weltweit mit Touchdisplays ausgestattet.<br />

Der E-Learning-Markt wächst im<br />

Businessbereich jährlich um 15 Prozent<br />

und wird sich in den kommenden fünf Jahren<br />

somit verdoppeln.“<br />

UNSER<br />

ERFOLGSREZEPT IST<br />

DIE QUALITÄT<br />

DER PLANUNG UND<br />

DIE GEWISSENHAFTE<br />

AUSFÜHRUNG.<br />

Das 2005 gegründete Familienunternehmen<br />

Klausner hat sich auf die Planung und<br />

den Verkauf von professionellen audiovisuellen<br />

Lösungen spezialisiert. Ihr Erfolgsrezept<br />

dabei ist die Qualität der Planung und<br />

die gewissenhafte Ausführung.<br />

Außerdem haben sie die Generalvertretung<br />

der Firma Clevertouch für Österreich,<br />

Liechtenstein und Südtirol. Clevertouch<br />

ist in diesem Bereich Marktführer,<br />

was auch durch viele internationale Auszeichnungen<br />

bestätigt wird.<br />

Starke Nachfrage bei Videokonferenzen<br />

Besonders stark nachgefragt werden derzeit<br />

Videokonferenzsysteme und andere<br />

Werkzeuge zum kollaborativen Arbeiten.<br />

Diese Werkzeuge für Remote Meetings<br />

sind für Unternehmen natürlich nicht nur<br />

in Krisenzeiten wertvoll. Jasmin Klausner:<br />

„Videokonferenzen ermöglichen schnellere<br />

Entscheidungen und erhöhen damit die Produktivität,<br />

sorgen für stärkere Effizienz und<br />

reduzieren auch die Reisekosten. Natürlich<br />

können Videokonferenzen ein persönliches<br />

Meeting nicht ersetzen, sie sind aber schneller<br />

umsetzbar, für die Teilnehmenden<br />

weniger strapaziös und deutlich umweltfreundlicher.“<br />

Ausstellungsfläche verdreifacht<br />

Aufgrund dieser Digitalisierung ist das Sortiment<br />

der Firma Klausner in den vergangenen<br />

Monaten massiv gewachsen. „Wir<br />

haben unseren Schauraum in der Eduard-Bodem-Gasse<br />

6 in Innsbruck umgebaut,<br />

die entsprechende Ausstellungsfläche<br />

verdreifacht, außerdem auch die restlichen<br />

Büroräumlichkeiten erweitert“, so Jasmin<br />

Klausner. Der große Schauraum bietet die<br />

einzigartige Gelegenheit, sich mit mobilen<br />

Systemen, mit elektrischen und manuellen<br />

Höhenverstellungen, aber auch mit<br />

verschiedenen Video- und Audiokonferenzlösungen<br />

im Detail auseinanderzusetzen.<br />

DIE VORTEILE<br />

VON CLEVER-<br />

TOUCH-LÖSUNGEN<br />

AUF EINEN BLICK:<br />

+ Interaktive und vielfach prämierte<br />

Touchdisplays oder<br />

professionelle Non-Touch-<br />

Displays<br />

+ Geeignet für Konferenz-, Besprechungs-<br />

und Schulungsräume<br />

wie auch für Webinaranwendungen<br />

+ Kabellose Präsentationslösungen<br />

+ Partnerschaften mit den führenden<br />

Herstellern<br />

+ Arbeiten Sie mit Räumen wie<br />

Zoom Rooms oder MS Teams<br />

Rooms – ein Klick zum Beitritt<br />

von Videokonferenzen, ein Klick<br />

zum Teilen von Inhalten<br />

+ Leistungsstarke Sicherheit<br />

und verbesserte Produktivität<br />

+ Optimale Lösungen für jede<br />

Raumgröße<br />

+ Interaktive Whiteboarding-<br />

Funktionen<br />

klausner.at | +43 512 391940 | clevertouch@klausner.at<br />

#clevertouch


80 tirol.bildet<br />

tirol.bildet<br />

81<br />

Pitsch.<br />

Patsch. Bum.<br />

NETFLIX<br />

FÜR<br />

GEMEINDE-<br />

R ÄTE<br />

AUTORIN<br />

SANDRA WIMMER<br />

„WISSEN IST DIE<br />

MACHT ZU WISSEN,<br />

WAS MAN BESSER<br />

NICHT MACHT.“<br />

Auf einmal war alles anders. Von gestern<br />

auf heute musste im Bildungssektor vollkommen<br />

neu gedacht werden. Was vor<br />

nicht einmal zwei Jahren noch vollkommen<br />

unvorstellbar war, ist knappe 365<br />

Tage später allgegenwärtig. Die Rede ist<br />

von digitaler Wissensvermittlung.<br />

Gerhard Uhlenbruck sagte einst:<br />

„Wissen ist die Macht zu wissen,<br />

was man besser nicht macht.“<br />

Kaum ein Zitat hat die GemNova<br />

Akademie im Bereich des E-Learnings<br />

so begleitet wie dieses. Der<br />

Hintergrund ist sehr simpel, denn auf einmal<br />

sollte alles, aber wirklich alles als<br />

E-Learning abgebildet werden. Schnell wurde<br />

klar, dass dies weder sinnvoll geschweige<br />

denn zielführend ist. Deshalb fiel der<br />

Entschluss, dass sich das Projektteam<br />

auf die Konzeptionierung und Erarbeitung<br />

einer Learning-Experience-Plattform zur<br />

Wissensvermittlung von gemeindepolitischen<br />

Inhalten für Gemeinderäte*innen<br />

beschränken wird.<br />

Was kann man sich darunter vorstellen?<br />

Naja. Eine Kollegin von uns vergleicht es<br />

gerne mit Netflix. Nur noch besser. Wissensaneignung<br />

passiert heutzutage deutlich<br />

abwechslungsreicher, selbstgesteuert<br />

und auf die Lernenden abgestimmt.<br />

Inhalte werden mittels mediendidaktischer<br />

Methoden heruntergebrochen und<br />

in kleinen Häppchen zum Lernen auf einer<br />

Lernplattform (learning experience plattform,<br />

kurz LXP) serviert. Dies bedeutet,<br />

dass die Handhabung intuitiv steuerbar<br />

ist und der Inhalt qualitativ hochwertig,<br />

ansprechend sowie zielgruppenorientiert<br />

für Gemeinderäte*innen aufbereitet wird.<br />

Was soll diese LXP bringen?<br />

Sie ermöglicht das Aneignen von Wissen,<br />

welches Gemeinderäte*innen benötigen,<br />

um sachlich fundierte Entscheidungen<br />

treffen zu können. Sei es rechtliches Wissen<br />

rund um die Tiroler Gemeindeordnung<br />

oder auch vertiefende Kenntnisse zur Bauordnung.<br />

Der Unterschied liegt darin, dass<br />

die Lerneinheiten in kurzen Sequenzen<br />

ortsunabhängig gelernt werden können.<br />

Aber die Gemeinschaft und der soziale<br />

Kontakt sind doch auch wichtig?<br />

Ja klar! Deshalb wird auch der soziale<br />

Erfahrungsaustausch berücksichtigt.<br />

Allerdings wird dieser auch über moderne<br />

Wege ermöglicht. Dies bedeutet, dass sich<br />

Gemeinderäte*innen über ganz Tirol vernetzen<br />

können.<br />

Wie diese moderne Wissensvermittlung<br />

genau aussehen wird und ob es für das<br />

Team möglich war zu wissen, was besser<br />

nicht gemacht wird, wird in der nächsten<br />

Ausgabe des Magazins im Detail vorgestellt.<br />

Bis dahin heißt es gespannt bleiben<br />

und sich auch Gedanken darüber machen,<br />

was denn für Sie als Gemeinderätin bzw.<br />

Gemeinderat wichtig zu wissen wäre.<br />

Gerne können Anliegen und Anregungen<br />

zu Schwerpunktthemen an die Projektverantwortliche<br />

Sabine Gatt (s.gatt@<br />

gemnova.at) geschickt werden.


82 tirol.bildet<br />

tirol.Politik tirol.bildet<br />

83<br />

FLEXIBLE KINDERBETREUUNG<br />

LEICHT GEMACHT –<br />

DAS KONZEPT HORT<br />

In zahlreichen Gemeinden Tirols wird das Konzept Hort als ein außerschulisches<br />

Angebot zur Betreuung von Kindern im schulpflichtigen Alter bereits angeboten. Die<br />

Flexibilität des Hortes bietet Eltern die Möglichkeit, den Alltag mit Kindern einfacher<br />

zu gestalten und Familie und Beruf in Einklang zu bringen.<br />

Mahlzeit!<br />

WAS VERSPRICHT DAS KON-<br />

ZEPT HORT FÜR KINDER?<br />

In einem Hort, der eine Kinderbildungs- und<br />

Betreuungseinrichtung darstellt, werden<br />

Kinder im Alter zwischen 6 und 15 Jahren<br />

von pädagogischem Fachpersonal gefördert<br />

und betreut. Dabei kann man sich folgenden<br />

Tagesablauf vorstellen: Um ca. 12.00<br />

Uhr trudeln die Kinder aus der Schule im<br />

Hort ein. Dort können sie bis 13.00 Uhr<br />

die Zeit zum Spielen, Austoben oder auch<br />

zum Ruhen nutzen. Um 13.00 Uhr findet<br />

dann das gemeinsame Mittagessen statt,<br />

wo die Kinder bereits beim Tischdecken<br />

usw. aktiv eingebunden werden. Nach dem<br />

Mittagessen ist es Zeit für die Hausaufgabenbetreuung.<br />

Dabei steht das pädagogische<br />

Fachpersonal als Ansprechpartner<br />

für Hilfestellung zur Verfügung. Ab ca. 14.30<br />

Uhr heißt es dann ab in die Freizeit. Dort<br />

können Kinder am pädagogischen Angebot<br />

teilnehmen, aber auch die Gelegenheit nutzen,<br />

ihren eigenen Interessen nachzugehen.<br />

Dabei sind die Pädagog*innen vor Ort sehr<br />

bemüht, die individuelle Entfaltung des einzelnen<br />

Kindes sowie der gesamten Gruppe<br />

zu unterstützen.<br />

den Hort auch in den Ferienzeiten zu öffnen.<br />

Gerade im vergangenen Jahr war es<br />

für viele Eltern eine Herausforderung,<br />

in Zeiten von Homeschooling auch noch<br />

Ferienzeiten zu überbrücken. Genau dort<br />

unterstützt das ganzjährige Konzept<br />

des Hortes Eltern immens in deren Alltagsmanagement<br />

mit Kindern. Zu wissen,<br />

dass Kinder gut aufgehoben sind, den Tag<br />

mit ihren Freund*innen verbringen können<br />

und auch bei den Hausaufgaben unterstützt<br />

werden, bietet einen essenziellen<br />

Rahmen für die Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf.<br />

WELCHEN MEHRWERT BIETET<br />

EIN HORT FÜR GEMEINDEN?<br />

Die Kinder sind die Zukunft jeder Gemeinde.<br />

Sie sind kleine Bürger*innen, die aufwachsen<br />

und auf ihrem Weg durch Maßnahmen<br />

in der Betreuung durch die Gemeinde<br />

begleitet werden können. Die Gemeinde<br />

ermöglicht Eltern durch die Installierung<br />

eines Hortes eine flexible, einfache und<br />

ganzjährige Kinderbetreuung die von pädagogischem<br />

Fachpersonal ausgeführt wird.<br />

Wir, die GemNova Bildungspool Tirol gem.<br />

GmbH, unterstützen Gemeinden gerne bei<br />

der Umsetzung des Konzeptes Hort, vom<br />

Personaleinsatz über die Betreuung und<br />

Supplierung sowie Weiterentwicklung der<br />

Kolleg*innen im pädagogischen Bereich<br />

durch Fort- und Weiterbildung bis hin zu<br />

Kollegialer Beratung, Supervision u. v. m.<br />

Dies schafft nicht nur Planungssicherheit in<br />

Gemeinden, sondern führt auch zur Entlastung<br />

in der Organisation. Durch den Einsatz<br />

von Koordinator*innen und Teambetreuer*innen<br />

im Bildungspool können<br />

pädagogische Fachkräfte in ihrem täglichen<br />

Tun gezielt unterstützt und<br />

gefördert werden und haben dadurch<br />

immer eine*n Ansprechpartner*in für<br />

alle beruflichen Themen und Belange.<br />

Mit Jausengeld.at, dem intelligenten<br />

Essensgutschein gib's mehr Knödel für<br />

a e!<br />

www.jausengeld.at<br />

WELCHE VORTEILE BIETET<br />

EIN HORT FÜR ELTERN?<br />

Der Hort bietet durch flexible Abholzeiten<br />

und einer unkomplizierten Planung bei der<br />

Kinderbetreuung eine Entlastung für Eltern.<br />

Zudem gibt es die Möglichkeit, bei Bedarf,<br />

Der Mehrwert für Gemeinden zeichnet<br />

sich dadurch aus, dass die Bürger*innen<br />

– ob Groß oder Klein – in ihren Bedürfnissen<br />

unterstützt und dadurch Familien in<br />

ihrem hektischen Alltag massive Unterstützungsleistung<br />

erfahren. Dies zeichnet<br />

eine Gemeinde als familienfreundlich und<br />

bedarfsorientiert aus.<br />

ZUR AUTORIN<br />

HEIDI JEHLE, MBA<br />

Heidi Jehle ist seit 2018 im GemNova-<br />

Bildungspool tätig und ist für die Projektentwicklung<br />

und Förderung der Weiterentwicklung<br />

der Kolleg*innen in der schulischen<br />

Betreuung verantwortlich.<br />

Kontakt: h.jehle@gemnova.at


84 tirol.blickt über die Grenzen tirol.blickt über die Grenzen<br />

85<br />

LERNEN VOM<br />

ERFOLGSMODELL INKOBA<br />

Tiroler Delegation auf Exkursion in Oberösterreich: Eine Delegation aus dem Tiroler Bezirk<br />

Kitzbühel besuchte Ende April Oberösterreich und schaute sich drei unterschiedliche INKOBA-<br />

Modelle vor Ort an. INKOBA steht für „Interkommunale Betriebsansiedlung“. Fünf Gemeinden<br />

um St. Johann in Tirol wollen einen gemeindeübergreifenden Betriebsstandort nach dem oberösterreichischen<br />

Vorbild entwickeln.<br />

OBEN: Die INKOBA-Delegation<br />

aus Tirol bei ihrem<br />

Besuch im INKOBA-Betriebsbaugebiet<br />

Freistadt-Süd.<br />

(© Business Upper Austria)<br />

Lengau<br />

Freistadt<br />

Schwanenstadt Steyr<br />

Salzkammergut Nord<br />

ZUR AUTORIN<br />

MAG. PETRA DANHOFER<br />

Als Mitarbeiterin in der Unternehmenskommunikation<br />

bei Business Upper<br />

Austria kümmert sich Petra Danhofer<br />

um Pressearbeit, Medienkooperationen<br />

und Kundenmagazine der oberösterreichischen.<br />

Standortagentur.<br />

Am 28. April <strong>2021</strong> hat sich die Tiroler Delegation<br />

bei oberösterreichischen INKOBA-<br />

Verbänden vor Ort informiert. Die Bürgermeister*innen<br />

der fünf Gemeinden<br />

St. Johann in Tirol, Going, Reith, Kirchdorf<br />

und Oberndorf in Tirol, Vertreter*innen des<br />

Tiroler Regionalmanagements, der Tiroler<br />

Ansiedlungsagentur und der GemNova nahmen<br />

an der Exkursion teil.<br />

1.000 Arbeitsplätze geschaffen<br />

Erste Station war die INKOBA-Region Freistadt,<br />

der größte INKOBA-Verband Oberösterreichs.<br />

Alle Gemeinden des Bezirks<br />

Freistadt sind Mitglied. Sie bewirtschaften<br />

mittlerweile neun Standorte gemeinsam.<br />

Die angesiedelten Unternehmen haben<br />

1.000 Arbeitsplätze in der Region geschaffen.<br />

Obmann Bürgermeister Friedrich Stockinger<br />

erklärte, warum die INKOBA in der<br />

Region zur Selbstverständlichkeit geworden<br />

ist: „Es werden alle Beschlüsse einstimmig<br />

gefasst. Das Argument, dass sämtliche<br />

Wohnlandgemeinden im Umland die Fachkräfte<br />

für die Standortgemeinden liefern,<br />

hat alle Gemeinderäte zur Aufteilung der<br />

Kommunalsteuer überzeugt.“<br />

www.freistadt.inkoba.at<br />

Innovative Powerregion<br />

Zweiter Halt war die Powerregion Enns-<br />

Steyr, zu der sich acht Gemeinden zusammengeschlossen<br />

haben. Sie bearbeiten die<br />

gemeinsame Raumordnung, gemeinsame<br />

Betriebsstandortentwicklung und gemeinsame<br />

Regionalentwicklung. Die ersten<br />

Betriebe haben am Standort Asten/St. Florian<br />

mit den Bauarbeiten begonnen. Mit<br />

innovativen Baulandsicherungsverträgen<br />

finanziert die jeweilige Standortgemeinde<br />

die Infrastruktur. „Alle Gemeinden müssen<br />

ihre Fläche der INKOBA anbieten, und<br />

es wird einstimmig beschlossen, welche<br />

Standorte entwickelt werden“, erläutert<br />

Obmann Bürgermeister Christian Kolarik.<br />

www.power-region.at<br />

Bundesländerübergreifende Zusammenarbeit<br />

Zwei oberösterreichische und zwei Salzburger<br />

Gemeinden haben 2007 die bundesländerübergreifende<br />

INKOBA Lengau<br />

gegründet. Mittlerweile sind mehr als 400<br />

Arbeitsplätze entstanden. Seit drei Jahren<br />

teilen sich die vier Gemeinden die Kommunalsteuern.<br />

Oberösterreich hat die günstigen<br />

Grundstücke beigesteuert, Salzburg<br />

die Errichtung der Infrastruktur. Die Kommunalsteuern<br />

jener Unternehmen, die das<br />

Bundesland gewechselt haben, fließen ins<br />

ursprüngliche Bundesland zurück. Das ist<br />

ein wichtiges Argument bei der Vermarktung<br />

des Standorts.<br />

Vorteil: schnelle Verfahren<br />

Obmann Bürgermeister Erich Rippl weiß,<br />

warum die INKOBA Lengau so gut funktioniert:<br />

„Insbesondere die kurze Verfahrensdauer<br />

bei der Flächenwidmung in<br />

Oberösterreich ist für die Unternehmen<br />

ein wesentlicher Standortfaktor. Beispiel<br />

KS Pharma: Erstgespräch im Dezember,<br />

Handschlag für Kaufvertragsunterzeichnung<br />

am 12. Jänner, Gemeinderatsbeschluss<br />

im Februar. Die rechtskräftige<br />

Widmung erfolgte im April. Gleichzeitig<br />

war die Einreichplanung fertig und die<br />

bau- und gewerberechtliche Verhandlung<br />

abgeschlossen. Baubeginn war im<br />

Mai und Inbetriebnahme im November.“<br />

www.standortooe.at/inkoba<br />

Kooperation ist Trumpf<br />

Kein anderes Bundesland verfügt auch nur<br />

annähernd über eine derartige Dichte von<br />

kooperierenden Gemeinden wie Oberösterreich.<br />

Mit der im Dezember 2020 gegründeten<br />

INKOBA-Region Schwanenstadt<br />

gibt es bereits 29 gemeindeübergreifende<br />

Kooperationsgemeinschaften im Land ob<br />

der Enns. 295 der 438 Gemeinden sind<br />

in INKOBA-Verbänden und Wirtschaftsparks<br />

organisiert. Das sind zwei Drittel aller<br />

Gemeinden Oberösterreichs.<br />

RECHTS: Die INKOBA Salzkammergut Nord<br />

hat im April <strong>2021</strong> einstimmig einen neuen<br />

Obmann gewählt. V. l.: Der neue Obmann, Herbert<br />

Schönberger aus der Gemeinde St. Konrad,<br />

sein Vorgänger Bürgermeister Hans Kronberger<br />

aus der Gemeinde Kirchheim und Rainer Edelsbrunner<br />

von Business Upper Austria.<br />

(© Business Upper Austria)<br />

Vorteile für Gemeinden<br />

Zahlreiche Vorteile für Gemeinden<br />

machen das INKOBA-Modell in Oberösterreich<br />

so erfolgreich, erklärt die Leiterin<br />

der Abteilung Investoren- und Standortmanagement<br />

bei Business Upper Austria,<br />

Tanja Spennlingwimmer: „Durch das<br />

gemeinsame Entwickeln, Erschließen<br />

und die gemeinsame Vermarktung von<br />

Betriebsstandorten können sich die Kommunen<br />

sowohl die Kosten als auch die<br />

Erträge teilen. Das erleichtert die Finanzierung.“<br />

Alle Gemeinden einer Region –<br />

auch jene mit geringerem Standortpotenzial<br />

– profitieren von der Aufteilung der<br />

Kommunalsteuern. Weil Schwerpunkte<br />

miteinander abgestimmt werden, werden<br />

Nutzungskonflikte und Standortkonkurrenz<br />

vermieden. Und nicht zuletzt entlasten die<br />

Synergien die Gemeinden organisatorisch.<br />

Standortagentur ist kompetenter Partner<br />

Bei all diesen Vorhaben übernimmt die<br />

oberösterreichische Standortagentur die<br />

Rolle des Förderers und Beraters. „Noch<br />

heuer werden wir einzelne Aspekte des<br />

INKOBA-Modells überarbeiten und an die<br />

aktuellen Rahmenbedingungen anpassen“,<br />

sagt Spennlingwimmer. In den vergangenen<br />

Monaten hat Business Upper<br />

Austria beispielsweise Möglichkeiten für<br />

ein steuerlich optimiertes Vorgehen analysiert.<br />

Die Plattform<br />

www.inkoba.at ist eine<br />

umfassende Wissensdatenbank,<br />

u. a. mit<br />

hilfreichen Dokumenten<br />

zum Download.<br />

KOMMENTAR<br />

VON GEORG<br />

KEUSCHNIGG<br />

RECHTS: Im Stift St. Florian<br />

erklärte Bürgermeister Christian<br />

Kolarik das INKOBA-Modell der<br />

Powerregion Enns-Steyr. Auch die<br />

INKOBA-Delegation aus Tirol war<br />

Gast. (© Business Upper Austria)<br />

Gewerbegebiete: Die oberösterreichische<br />

Politik der Flächensicherung<br />

69 Prozent der 438 oberösterreichischen<br />

Gemeinden sind Mitglied eines INKO-<br />

BA-Gemeindeverbandes (interkommunales<br />

Gewerbegebiet). Wie der frühere<br />

Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl und der<br />

Geschäftsführer von Business Upper Austria,<br />

Werner Pamminger, in einem Hintergrundgespräch<br />

mit der Tiroler Delegation<br />

berichteten, war es von Beginn an das Ziel,<br />

für die bestehenden Betriebe Erweiterungs-<br />

flächen vorzuhalten und für mögliche Neuansiedlungen<br />

Flächen rasch und zu verlässlichen<br />

Preisen verfügbar zu haben. Zudem<br />

galt es, Arbeitsplätze in die ländlichen Regionen<br />

zu bringen. Bei den erfolgreicheren<br />

INKOBAS sind die Infrastrukturinvestitionen<br />

bereits refinanziert, sodass die Gemeinden<br />

schon Rückflüsse lukrieren können.


86 tirol.ist schön<br />

tirol.ist schön<br />

87<br />

BAUMTRAUM<br />

Bäume und Fotografie haben eines gemeinsam: Sie entfalten ihre Wirkung mit der<br />

Aufmerksamkeit, die Mensch ihnen entgegenbringen. Ich mag Bäume. Sie machen mich ruhig, riechen<br />

wunderbar und lassen mich zusehen, wie sie im Wind tanzen.<br />

UNTEN:<br />

Baum mit alter Villa, Telfs<br />

(© Michael Putzlocher)<br />

DER BAUM<br />

KENNT ALLE<br />

GESCHICHTEN<br />

DIESES HAUSES.<br />

LINKS:<br />

Blätter „Unter dem Baum<br />

liegen, nach oben sehen und<br />

auf den Wind warten …“<br />

(© Michael Putzlocher)<br />

OBEN<br />

Baum mit alter Villa, Telfs<br />

(© Michael Putzlocher)


88 GemNova.inside tirol.ist schön<br />

tirol.ist schön<br />

89<br />

RECHTS:<br />

Bäume mit Ausblick<br />

ins Inntal, Weerberg.<br />

(© Michael Putzlocher)<br />

MEINE<br />

LIEBLINGSBÄUME<br />

HABEN NAMEN.<br />

WIR BEGRÜSSEN<br />

UNS, WENN WIR<br />

UNS SEHEN.<br />

OBEN:<br />

Hausbaum, Wildermieming<br />

„Unzertrennliche Freunde“<br />

(© Michael Putzlocher)<br />

LINKS:<br />

Baumhaus, Pollingberg.<br />

„Der beste Spielplatz<br />

meiner Kindheit“<br />

(© Michael Putzlocher)<br />

ZUM FOTOGRAFEN<br />

MICHAEL<br />

PUTZLOCHER<br />

Michael Putzlocher ist<br />

Fotograf und Digital Creator.<br />

Sein Studium absolvierte<br />

er an der FH Multi-<br />

MediaArt in Salzburg. In<br />

Michaels Studio in Telfs<br />

und On-Location fertigt<br />

er ausdrucksstarke,<br />

positive und wirkungsvolle<br />

Portraits für Menschen,<br />

Orte und Unternehmen.


90 tirol.Politik tirol.Politik 91<br />

ICH<br />

BRENNE<br />

Für Die<br />

gemeinde<br />

OBEN: Christoph Walch wurde<br />

als 21-Jähriger in den Gemeinderat<br />

gewählt, seit 2016 ist er nun<br />

Vizebürgermeister von Telfs.<br />

(© Mitspieler)<br />

ZUM AUTOR<br />

MAG. REINHOLD OBLAK<br />

Aufgewachsen in Kärnten studierte<br />

er an den Universitäten Wien und<br />

Perugia, Italien. Er war viele Jahre Journalist,<br />

Konzernsprecher, Vorstand und<br />

Aufsichtsrat. Seit 2018 ist er bei der<br />

GemNova für die Unternehmenskommunikation<br />

zuständig.<br />

Kontakt: r.oblak@gemnova.at<br />

Sein großes moralisches, auch politisches<br />

Vorbild war sein Opa. Damals<br />

schon Sozialdemokrat, ausgerechnet im<br />

pechschwarzen Ötztal. Das will schon<br />

was heißen. Christoph Walch selbst ist<br />

heute Vizebürgermeister in Telfs. So<br />

überraschend es dazu auch kam, so sehr<br />

brennt er für die Gemeindepolitik. Weil<br />

es die ehrlichste, die direkteste Art ist,<br />

für die Menschen da zu sein.<br />

Es wird wohl nicht viele geben, die im zarten<br />

Alter von 14 Jahren bereits einer Partei<br />

beitreten. Bei Christoph Walch war es<br />

allerdings so. „Ich komme aus einem sehr<br />

politischen Elternhaus, einem noch politischeren<br />

Großelternhaus. Mein Opa war<br />

damals einer der ganz, ganz wenigen Sozialdemokraten<br />

im Ötztal. Da gab es eigentlich<br />

nur scharfen Gegenwind, der ist sogar<br />

noch bei mir angekommen. Mein Opa war<br />

CHRISTOPH<br />

WALCH<br />

mein moralisches, mein politisches Vorbild.<br />

Er hat sein ganzes Leben lang für eine bessere<br />

Gesellschaft gekämpft. Das habe ich<br />

fast mit der Muttermilch aufgesogen.“ Mit<br />

14 Jahren tritt er also der grünen Partei<br />

bei, bei der ersten Landesversammlung<br />

wählt der junge Kerl dann auch Georg Willi<br />

zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl.<br />

„Das war für mich schon unglaublich<br />

beeindruckend, damals.“<br />

Geboren ist er ja im Ötztal, in Längenfeld,<br />

doch aufgewachsen und sozialisiert<br />

wurde Christoph Walch in Telfs. „Mein<br />

absoluter Lieblingsort, nirgendwo sonst<br />

in der Welt möchte ich leben.“ Während<br />

seiner Gymnasialzeit in Stams engagiert<br />

er sich bei der „Aktion kritischer<br />

Schüler“, das Diskutieren gefällt ihm,<br />

das Aufeinanderprallen verschiedener<br />

Meinungen.<br />

„GUTE ARBEIT IN DER GEMEINDESTUBE<br />

ALLEIN NUTZT ÜBERHAUPT NICHTS, MAN MUSS DIE<br />

MENSCHEN ERREICHEN, DIREKT BEI IHNEN SEIN.“<br />

Danach beginnt er mit dem Studium der<br />

Theologie in Innsbruck, ausgerechnet, doch<br />

irgendwann erkennt er, dass dies nicht<br />

sein Weg ist. Er arbeitet bei der Jugendwohlfahrt<br />

als Betreuer, bei den Grünen als<br />

Bezirkskoordinator, etwas später macht er<br />

sich selbstständig. Zwischenzeitlich wird<br />

er von einer Gemeindevorständin in Telfs<br />

angesprochen: ob er nicht auf ihrer Liste<br />

kandidieren möchte, gleich auf Platz zwei.<br />

„Die hat sich damals unglaublich stark für<br />

mich eingesetzt, so bin ich als 21-Jähriger<br />

doch tatsächlich in den Gemeinderat eingezogen.<br />

Das war 2004.“<br />

Lernen. Lernen. Lernen.<br />

Natürlich waren die ersten Jahre im<br />

Gemeinderat hart, sehr hart. „Wir haben<br />

da massiv Opposition gemacht, einfach<br />

versucht, unsere Anliegen durchzusetzen.<br />

Gelungen ist uns gefühlt wenig bis gar<br />

nichts. Aber ich habe in diesen Jahren<br />

fast alles über Politik gelernt. Inhaltlich,<br />

taktisch, menschlich. Das war schon sehr,<br />

sehr wichtig für mich.“<br />

Seine wichtigste Erkenntnis: „Gute Arbeit<br />

in der Gemeindestube allein nutzt überhaupt<br />

nichts, man muss die Menschen<br />

erreichen, direkt bei ihnen sein.“ Der junge<br />

Gemeinderat geht darum hinaus in den<br />

Ort, setzt sich an die Stammtische und<br />

in die Cafés, diskutiert leidenschaftlich,<br />

hört zu, macht sich die eine oder andere<br />

Notiz. Innerhalb seiner eigenen Partei<br />

wird er deshalb als „Wirtshausgrüner“<br />

bezeichnet. Christoph heute dazu: „Das<br />

kann schon stimmen. Ich fühle mich einfach<br />

an den Stammtischen wohler als im<br />

Elfenbeinturm der allwissenden Politik.<br />

Wer die Leute nicht mag, sollte nicht in<br />

die Politik gehen.“<br />

Bei der Gemeinderatswahl im Jahre 2016<br />

dann die große Überraschung: Zum einen<br />

schafft er aufgrund vieler Vorzugsstimmen<br />

den direkten Einzug in den Gemeinderat,<br />

zum anderen wird er völlig ungeplant<br />

zum Vizebürgermeister gewählt. „Da<br />

hat es im Vorfeld einige taktische Spielereien<br />

gegeben. Und wie es halt oft so<br />

ist: Wenn sich zwei streiten, freut sich<br />

der Dritte. Und so bin dann ich zu meiner<br />

großen Überraschung bei der konstituierenden<br />

Sitzung zum Vizebürgermeister<br />

gewählt worden.<br />

Was sich in der neuen Position für ihn<br />

geändert hat? „Ich erhalte mehr Informationen,<br />

darf mehr mitentscheiden, bin<br />

auch informell plötzlich besser vernetzt.“<br />

Wobei: Parteipolitik spielt in der Gemeinde<br />

eine eher untergeordnete Rolle, die Inhalte<br />

überwiegen, geht es doch um die Sache.<br />

„Ich habe zu den meisten Mandatarinnen<br />

und Mandataren ein ausgezeichnetes Verhältnis“,<br />

so Christoph Walch.<br />

Arbeiten. Arbeiten. Arbeiten.<br />

Was er insbesondere den jungen Menschen<br />

mitgeben will? „Die eigentliche<br />

Arbeit findet in den Ausschüssen statt.<br />

Da werden die Ideen eingebracht, diskutiert,<br />

da wird um eine gemeinsame Lösung<br />

gerungen. Wer wirklich etwas verändern<br />

Die Gemeindeschmiede<br />

Eine gemeinsame Initiative von Land Tirol,<br />

Tiroler Gemeindeverband und der GemNova.<br />

Ziel ist es, junge Menschen zwischen 15<br />

und 30 Jahren für die Gemeindepolitik zu<br />

begeistern. Denn genau dort können Ideen<br />

am besten eingebracht und umgesetzt werden.<br />

Unter dem Motto „Was kann i fia mei<br />

Gemeinde dia“ finden derzeit in allen Bezirken<br />

Tirols große Auftaktveranstaltungen<br />

statt. Die aktuellen Details dazu finden<br />

sich auf: www.gemeindeschmiede.at<br />

will, muss in die Ausschüsse und dort<br />

intensiv arbeiten. Wer nur bei den öffentlichen<br />

Gemeinderatssitzungen große Sprüche<br />

klopft, der ist ein PR-Politiker, der will<br />

nicht wirklich etwas bewegen.“<br />

So ist es auch kein Wunder, dass Christoph<br />

seine eigene Arbeit als Obmann<br />

des Verkehrsausschusses nicht überbewerten<br />

will: die Temporeduktion und Einführung<br />

des verpflichtenden 40ers auf<br />

Gemeindestraßen, die Begegnungszone<br />

und das Blindenleitsystem im Zentrum,<br />

der massive Ausbau des öffentlichen Verkehrs<br />

usw. „Das haben wir alle gemeinsam<br />

geschafft, einer allein kann nichts<br />

umsetzen.“ Wobei es zu alledem auch<br />

einen netten Witz gab, der in Telfs die<br />

Runde machte: „Warum man im Ort den<br />

40er eingeführt hat? Weil man aufgrund<br />

der unzähligen Schlaglöcher in den Straßen<br />

ohnehin nicht schneller fahren kann.“<br />

Natürlich will er bei der Wahl im Februar<br />

2022 wieder kandidieren, voraussichtlich<br />

sogar als Spitzenkandidat. Und ja, je<br />

mehr junge Menschen und auch Frauen<br />

sich für die Politik begeistern, desto besser.<br />

„Es ist einfach wichtig, auch heute<br />

für eine bessere Gesellschaft zu brennen,<br />

dafür zu kämpfen. Schritt für Schritt Veränderungen<br />

durchzusetzen. Es geht halt<br />

um die Sache, um die Menschen im Ort.“<br />

Das könnte auch der Opa von Christoph<br />

Walch gesagt haben.<br />

Die Gemeindeschmiede ist überparteilich,<br />

das heißt, jede und jeder kann und soll hier<br />

mitmachen. Nur wer sich engagiert, wer<br />

sich einbringt, kann auch tatsächlich etwas<br />

verändern. Was sich Ernst Schöpf, der Präsident<br />

des Tiroler Gemeindeverbandes<br />

ausdrücklich wünscht. „Junge Menschen<br />

sollen auf den unterschiedlichsten Listen<br />

kandidieren. Einfach weil dadurch die<br />

ganze Breite des politischen Spektrums<br />

abgebildet wird. Außerdem hoffe ich, dass<br />

sich insbesondere Frauen für die Gemeindepolitik<br />

begeistern, denn da gilt es noch<br />

einiges aufzuholen.“


92 tirol.Politik tirol.Politik 93<br />

TIROL FORSTET AUF<br />

3.000 BÄUME FÜR DIE<br />

GEMEINDEN<br />

Land bringt Bäume in die<br />

Gemeinden<br />

Die Gemeinden leisten einen wesentlichen<br />

Beitrag zur hohen Lebensqualität<br />

in unserem Land. Das geht von der<br />

Umsetzung wesentlicher Infrastrukturvorhaben<br />

bis hin zur nachhaltigen<br />

und klimafreundlichen Gestaltung von<br />

Lebensräumen. Um die ökologische<br />

Landschaft in den Ortschaften noch<br />

weiter zu verbessern und aufzuwerten,<br />

werden den Gemeinden vom Land Tirol<br />

im Rahmen der Aktion „Land schafft<br />

Bäume“ heimische Bäume zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Das Projekt „Land schafft Bäume“ stellt<br />

den Tiroler Gemeinden dabei heimische<br />

Einzelbäume zur weiteren Pflanzung zur<br />

Verfügung. Die Initiative hat sich als<br />

Erfolgskonzept herausgestellt: In einem<br />

ersten Schritt wurden 2019 und 2020<br />

bereits knapp 1.000 heimische Bäume<br />

für die nächsten Generationen in Tirol<br />

gepflanzt. Vor diesem erfolgreichen Hintergrund<br />

startet nun die zweite Auflage<br />

des Projektes: In den nächsten drei<br />

Jahren werden vom Land Tirol weitere<br />

3.000 Bäume – finanzielle Mittel in der<br />

Höhe von 500.000 Euro – zur Verfügung<br />

gestellt. Auch Gemeindereferent LR<br />

Johannes Tratter zeigt sich vom Erfolg<br />

der Initiative erfreut und betont vor<br />

allem die gute Zusammenarbeit mit den<br />

Tiroler Gemeinden: „Mit Unterstützung<br />

des Tiroler Gemeindeverbandes und der<br />

GemNova wurde mit ‚Land schafft Bäume‘<br />

auf Initiative des Landes ein absolutes<br />

Erfolgsprojekt ins Leben gerufen.<br />

Als Gemeindereferent gilt mein Dank in<br />

diesem Zusammenhang vor allem den<br />

Tiroler Gemeinden, die das Angebot in<br />

der Vergangenheit bereits hervorragend<br />

angenommen haben. Insgesamt wurden<br />

bisher knapp 1.000 heimische Bäume in<br />

104 Gemeinden gepflanzt – aus diesem<br />

Grund wird das Projekt weiter ausgerollt<br />

und bis zum Jahr 2024 den Gemeinden<br />

weitere 3.000 Bäume bereitgestellt.<br />

Begünstigt sind alle Tiroler Gemeinden<br />

– an dieser Stelle sind die Gemeinden<br />

erneut eingeladen, von dem Angebot<br />

Gebrauch zu machen.“<br />

Tiroler Kulturlandschaft fördern<br />

Durch die Pflanzung heimischer Bäume<br />

soll die Tiroler Kulturlandschaft aufgewertet<br />

werden. Die Bäume sollen zu<br />

einem ästhetischen Blickfang werden,<br />

zum Verweilen im Schatten einladen<br />

und die Landschaft ökologisch aufwerten.<br />

Das Land Tirol trägt die Materialkosten<br />

für die Bäume, die Gemeinden<br />

übernehmen die Pflanzung. Die einzelnen<br />

Gemeinden können wie bereits<br />

im vergangenen Projekt über die Formularanwendung<br />

im Portal Tirol die<br />

Bäume bestellen. Nach Auswahl der<br />

Bäume und der Bestellung wird das<br />

Pflanzmaterial von den Tiroler Landesforstgärten<br />

zur Verfügung gestellt und<br />

je nach gewünschtem Termin ausgeliefert.<br />

Als Förderkulisse dienen öffentlich<br />

zugängliche Bereiche, wie beispielsweise<br />

Rastplätze, Spielplätze, Wegkreuze,<br />

Bildstöcke, Wegränder, Dorfplätze, landwirtschaftliche<br />

Flächen und seit heuer<br />

auch Alleen, Parks und Gewerbegebiete.<br />

Die Auswahl der Standorte erfolgt in<br />

der Regel von der Gemeinde in Absprache<br />

mit dem Tourismusverband. An den<br />

im Rahmen der Aktion „Land schafft<br />

Bäume“ gepflanzten Bäumen werden<br />

Tafeln angebracht, auf denen das Sinnbild<br />

der jeweiligen Baumart erklärt und<br />

die Bedeutung des Projekts dargestellt<br />

wird. „Freistehende Einzelbäume haben<br />

in Tirol eine lange Tradition. Sie sind<br />

prägende Elemente unserer Kulturlandschaft<br />

und oft auch ein beliebtes Fotomotiv<br />

für Einheimische und Gäste“, so<br />

LR Tratter abschließend.<br />

Ihr LR Mag. Johannes Tratter<br />

© Land Tirol<br />

© <strong>Juli</strong>a Moll<br />

Die Tiroler Bergwälder<br />

klimafit machen<br />

Die klimatischen Veränderungen in den<br />

Alpen, die sich oftmals in einem vermehrten<br />

Aufkommen von Felsstürzen<br />

und Muren, aber auch im Gletscherschwund<br />

manifestieren, stellen nicht<br />

nur die Bewohner*innen der Region vor<br />

immer größere Herausforderungen, sondern<br />

auch den gerade in Tirol so wichtigen<br />

Tourismus. Die Effekte des Klimawandels<br />

sorgen für viel Gesprächs-,<br />

aber auch einigen Handlungsbedarf. Vor<br />

allem auch für uns Bürgermeister.<br />

Viel diskutiert wird beispielsweise über<br />

die Chancen und Risiken für einen nachhaltigen<br />

Tourismus. Und in dieser Diskussion<br />

sitzen wir in Sölden in der ersten<br />

Reihe. Der Söldener Ortsteil Vent<br />

gilt als eines der Bergsteigerdörfer des<br />

Alpenvereins ja als richtungsweisendes<br />

Paradebeispiel. Die Gefahren der Wetterextreme<br />

sind allerdings auch in nachhaltigen<br />

Tourismuskonzepten gegeben.<br />

Selbstverständlich muss man sich auch<br />

dort davor wappnen.<br />

Doch wie schützen wir uns und unsere<br />

Gemeinden vor Steinschlag, Erdrutschen<br />

und auch Lawinen? Immer schon<br />

eine zentrale Rolle nahm und nimmt der<br />

Schutzwald in Tirol ein. Eines hat sich<br />

allerdings geändert: Beim Schutzwaldmanagement<br />

müssen wir ein immer<br />

größeres Augenmerk auf Anpassungen<br />

wegen des Klimawandels richten. Nur<br />

so kann eine dauerhafte Schutzerfüllung<br />

durch den Wald gesichert werden.<br />

Ein Beispiel: Fichte und Lärche verstärken<br />

aktuell ihr Aufkommen in höheren<br />

Lagen und werden in tieferen Lagen<br />

hingegen durch wärmeliebendere Arten<br />

stärker konkurrenziert.<br />

Die Forstplanung der Tiroler Landesregierung<br />

hat in einem Bericht zum<br />

klimafitten Bergwald festgestellt, dass<br />

Expert*innen in Gebieten unter 1000<br />

Meter Meereshöhe vermehrt größere<br />

Schäden an Fichten, Kiefern, Eschen<br />

und Ulmen feststellen. Und dies ganz<br />

besonders auf nach Süden ausgerichteten<br />

Hängen. Vor allem die auch in Tirol<br />

allgegenwärtige Fichte gerät durch<br />

Trockenheit und dadurch vermehrten<br />

Borkenkäferbefall stark unter Druck.<br />

Rund 70 Prozent<br />

des Tiroler Waldes<br />

sind Schutzwald.<br />

Damit seine<br />

Funktion auch<br />

in Zukunft zu<br />

hundert Prozent<br />

gewährleistet ist,<br />

muss dies bei<br />

Waldverjüngung<br />

und Wiederaufforstung<br />

berücksichtigt<br />

werden.<br />

Denn das Bild,<br />

das wir von einem<br />

ausgewachsenen<br />

Wald haben, entsteht<br />

nicht über<br />

Nacht. Was wir<br />

heute pflanzen,<br />

bestimmt den<br />

Wald in einigen<br />

Jahrzehnten. Für<br />

die nächste Waldgeneration<br />

ist es<br />

also von entscheidender<br />

Wichtigkeit,<br />

dass wir heute<br />

die richtigen<br />

Entscheidungen<br />

treffen. Dabei sind wir auf einem guten<br />

Weg. 2019 hat der Tiroler Landtag die<br />

Initiative „Klimafitter Bergwald“ gestartet.<br />

Und Ziel dieser Initiative ist es, die<br />

Tiroler Wälder langfristig an den Klimawandel<br />

anzupassen.<br />

Die Gemeinde Sölden, der ich als Bürgermeister<br />

vorstehe, ist die flächenmäßig<br />

größte Gemeinde Österreichs.<br />

Sölden und seine Ortsteile bauen auf<br />

die Schutzwirkung der Schutzwälder.<br />

Deshalb unterstützen wir jede sinnvolle<br />

Initiative, die zur Erhaltung der Schutzwälder<br />

beiträgt. In den anderen Tiroler<br />

Gemeinden geht es meinen Bürgermeisterkolleg*innen<br />

gleich.<br />

Ihr Bgm. Mag. Ernst Schöpf<br />

TlROLER<br />

Blaulichtpolizze<br />

Spezialkonzept für Feuerwehrfahrzeuge<br />

inkl. Aufbauten und Ausrüstungsgegenstände.<br />

Versicherte Sparten: Kfz-Haftpflichtversicherung,<br />

Vollkaskoversicherung, Kfz-Rechtsschutzversicherung<br />

Neuerungen:<br />

• Erhöhung der Versicherungssumme in der<br />

Haftpflichtversicherung auf EUR 20 Mio.<br />

• Erhöhung der Versicherungssumme in der<br />

Rechtsschutzversicherung auf EUR 200.000<br />

• Anhänger können im neuen Versicherungskonzept<br />

aufgenommen werden<br />

Unser Spezialisten-Team erreichen<br />

Sie unter 0512 5313-1701 oder per<br />

mail@tiroler.at.


94 ENTGELTLICHE GemNova.Menschen<br />

EINSCHALTUNG<br />

GemNova.Menschen<br />

95<br />

NATURGEFAHREN:<br />

VORBEUGEN GIBT SICHERHEIT<br />

Sichere Lebensräume für die Bürger zu schaffen zählt für alle Gemeinden zu den wichtigsten Aufgaben der Daseinsvorsorge.<br />

Möglichen Naturgefahren – von Sturmschäden über Hangrutschungen bis hin zur Ausbreitung von<br />

Schädlingen – vorzubeugen wird in diesem Bereich immer wichtiger, denn die Risiken werden nicht zuletzt durch<br />

den Klimawandel verschärft. Der Maschinenring steht Gemeinden als erfahrener, kompetenter Partner zur Seite.<br />

(Verkehrs)sichere Bäume und Wälder,<br />

die schützen<br />

Egal ob Stadtgemeinde oder am Land –<br />

gesunde, sichere Bäume sind nicht nur<br />

als Schattenspender und liebgewonnenen<br />

Grün-Oasen wichtig, sondern eine Voraussetzung,<br />

damit der Verkehr fließen kann<br />

bzw. sich Groß und Klein unbeschwert<br />

bewegen können. Abgesehen vom Wert –<br />

ca. 4.000 Euro setzt man für einen durchschnittlichen<br />

Straßenbaum an – steht die<br />

Gefahrenvermeidung an oberster Stelle.<br />

Auch aus Rechtsgründen, denn Baumbesitzer<br />

haften für alle Schäden, die durch herabfallende<br />

Äste oder umstürzende Bäume<br />

verursacht werden – sofern sie nicht die<br />

zur Abwendung der Gefahr erforderliche<br />

Sorgfalt angewendet haben.<br />

„Diesen Bereich des „Naturgefahrenmanagements“<br />

bieten wir schon seit vielen<br />

Jahren an, 2020 setzten 26 Tiroler Gemeinden<br />

auf unseren Service. Unsere ausgebildeten<br />

Baumkontrolleure kümmern sich um<br />

das Baummonitoring, die Erstellung des<br />

Baumkatasters und natürlich um die Baumpflege,<br />

sodass die Gemeinde jedenfalls auf<br />

der sicheren Seite ist“, erklärt Baum-Experte<br />

Sven Langner vom Maschinenring.<br />

Mitarbeiter, die mitdenken<br />

Mit dem Maschinenring steht aber auch<br />

ein Partner bereit, der mit großer Erfahrung<br />

im Forstbereich tätig ist und so bei<br />

der Schutzwaldbewirtschaftung bzw. bei<br />

der Aufforstung nicht nur über fachliches<br />

Know-how, sondern vor allem auch über<br />

Mitarbeiter aus der Region verfügt. „Unsere<br />

Arbeitskräfte kommen Großteils aus<br />

der Landwirtschaft. Die enorme Bedeutung<br />

intakter Wälder für unsere Lebensqualität<br />

und das Verständnis für Abläufe<br />

und Gesetzmäßigkeiten in der Natur<br />

werden hier über Generationen gelebt“,<br />

so Maschinenring-Geschäftsführer Hannes<br />

Ziegler. Diese Kompetenz stellt der<br />

Maschinenring auch im Rahmen des Landes-Projektes<br />

„Klimafitter Bergwald“ unter<br />

Beweis, wo er für die fachgerechte Anlage<br />

von zukunftsfitten Mischwaldinseln verantwortlich<br />

zeichnet.<br />

DIE ENORME BEDEUTUNG<br />

INTAKTER WÄLDER FÜR<br />

UNSERE LEBENSQUALITÄT<br />

UND DAS VERSTÄNDNIS FÜR<br />

ABLÄUFE UND GESETZ-<br />

MÄSSIGKEITEN IN DER<br />

NATUR WERDEN HIER ÜBER<br />

GENERATIONEN GELEBT<br />

HANNES ZIEGLER<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />

Im Bereich des Naturgefahrenmanagements<br />

reicht das Dienstleistungsangebot<br />

des Maschinenring jedoch viel weiter: Bahnlinien<br />

oder auch Stromleitungen werden<br />

durch Freischneiden betriebssicher gehalten,<br />

Forstwege oder Wanderwege instandgesetzt.<br />

Auch wenn es darum geht, nach Schadensereignissen<br />

umgehend Aufräumarbeiten<br />

zu starten oder längerfristig Rekultivierungsmaßnahmen<br />

in Angriff zu nehmen,<br />

hat der Maschinenring qualifiziertes Personal<br />

und die notwendigen Gerätschaften<br />

zur Verfügung. „Wir sehen uns als Partner<br />

der Kommunen und arbeiten laufend daran,<br />

genau jene Dienstleistungen anzubieten, die<br />

gebraucht werden“, so Ziegler abschließend.<br />

WWW.MASCHINENRING.TIROL<br />

Die<br />

GEMNOVA-<br />

ZWILLINGE<br />

Seit 2018 sind Yasmina und Ines bei<br />

der GemNova beschäftigt. Gut, das sind<br />

mittlerweile rund 550 andere Personen<br />

auch. Yasmina und Ines sind allerdings<br />

Zwillingsschwestern. Und sie arbeiten<br />

beide als Freizeitpädagoginnen an Innsbrucker<br />

Volksschulen.<br />

Vorab zur Vermeidung möglicher Unklarheiten.<br />

Nein, mit den „Zwillingsschwestern<br />

aus Tirol“, dem seichten Heimatfilm von<br />

Franz Antel aus dem Jahre 1992, haben<br />

Yasmina und Ines wirklich nichts zu tun.<br />

Unsere Zwillingsschwestern sind ausgebildete<br />

Kindergartenpädagoginnen, selbstbewusst,<br />

engagiert und seit 2018 hochprofessionell<br />

im Einsatz. „Ich arbeite an<br />

der Volksschule Pradl Ost, fünf Tage die<br />

Woche und freu mich jeden Tag auf die<br />

Kinder“, beginnt Yasmina, und Ines, die<br />

an der Volksschule Leitgeb in Innsbruck<br />

arbeitet, ergänzt sofort: „Weil mit Kindern<br />

zu arbeiten genau das ist, was ich von<br />

allem Anfang an unbedingt wollte.“<br />

Dass die eine einen Satz beginnt, den die<br />

andere dann sofort beendet, ist übrigens<br />

nichts Ungewöhnliches bei den Zwillingen.<br />

„Wir sind uns einfach in fast allen Dingen<br />

unglaublich ähnlich, wissen, was die andere<br />

denkt, wie es ihr geht, worüber sie sich<br />

freut. Das war schon in der Schule so, und<br />

daran hat sich bis heute nichts geändert“,<br />

sagt Yasmina. Oder hat das Ines gesagt?<br />

Vom Charakter her sind die beiden recht<br />

gut auseinanderzuhalten. Yasmina ist eher<br />

ruhig, zurückhaltend, fast schon schüchtern.<br />

Ines hingegen ist das Gegenteil, sehr<br />

offen, neigt eher in Richtung Wirbelwind.<br />

Papa aus Ägypten, Mama aus Tirol<br />

Dass sie 1997 in Innsbruck geboren wurden,<br />

kam übrigens so: „Unsere Mama<br />

hat in Ägypten einen Tauchurlaub verbracht.<br />

Dabei lernte sie Papa, der aus<br />

Kairo stammt, kennen und lieben. Darum<br />

auch ist unser Familienname Metwally.<br />

In weiterer Folge ist Papa Mama nach<br />

Innsbruck gefolgt, hier leben wir nun alle.“<br />

Wobei „alle“ noch eine dritte Schwester<br />

umschließt, Laila, das Nesthäkchen, geboren<br />

2004. Ein Drei-Mäderl-Haus also. Der<br />

Kontakt zu Ägypten ist natürlich nicht<br />

abgebrochen, jedes Jahr verbringt die<br />

Familie dort gemeinsam ihren Sommerurlaub.<br />

Schon allein deshalb, um die vielen<br />

Verwandten wiederzusehen.<br />

In Kairo lernte Ines dann auch ihren heutigen<br />

Mann – er wohnte in der gleichen<br />

Straße wie ihre Großeltern – kennen. Der<br />

wiederum hatte einen sehr guten Freund,<br />

und bald schon funkte es auch zwischen<br />

diesem und Yasmina. In weiterer Folge gab<br />

es eine Doppelhochzeit. In Ägypten, nach<br />

muslimischem Ritual. Mittlerweile sind die<br />

beiden Schwestern auch Mutter und Tante<br />

zugleich, weil beide einen Sohn zur Welt<br />

brachten. Ines 2018, Yasmina ein Jahr später.<br />

Klar, auch bei den Hobbys befinden<br />

sie sich im Einklang: Schwimmen,<br />

Familie, vor allem aber das<br />

Kochen. Vorwiegend ägyptische<br />

Küche. Mit Reis gefüllte Weinblätter,<br />

richtig gut gewürzt<br />

mit frischen Kräutern. Da<br />

rinnt einem schon das<br />

Wasser im Mund<br />

zusammen.<br />

Yasmina<br />

Hijab, keine Burka<br />

„Wir wurden von Anfang an muslimisch<br />

erzogen, sind entsprechend aufgewachsen.<br />

Dennoch können wir als Frauen<br />

selbstbestimmt über unser Leben<br />

entscheiden. Nein, das ist kein Widerspruch<br />

zum Islam.“ Wenn Ines zu diesen<br />

Erklärungen ansetzt, ist schon ein wenig<br />

Wirbelwind spürbar. „Alles andere ist ein<br />

Vorurteil, davon gibt es leider noch sehr<br />

viele.“ Auch ihre Mutter sei mittlerweile<br />

zum Islam übergetreten und selbstverständlich<br />

nach wie vor eine ausgesprochen<br />

selbstbewusste Frau. Noch ist der<br />

Wirbelwind nicht ganz verebbt, als ich meine<br />

Frage zu ihrer Kleidung, wie am Foto<br />

sichtbar, stelle: „Du kannst Kopftuch dazu<br />

sagen, auf Arabisch Hijab, und nein, das ist<br />

keine Burka. Wir tragen es, weil es unsere<br />

islamische Identität zeigt, gleichzeitig ist<br />

es auch Ausdruck unserer Religiosität“,<br />

erklärt Ines.<br />

Übrigens: Dass sowohl Yasmina als auch<br />

Ines bei der GemNova beschäftigt sind,<br />

ist auch kein Zufall. Zuerst wurde Yasmina<br />

eingestellt, sie sprach mit ihrer Zwillingsschwester,<br />

die sich gleich bewarb und wenige<br />

Tage später ebenfalls angestellt wurde …<br />

AUTOR<br />

REINHOLD OBLAK<br />

BILD: Yasmina und Ines<br />

Metwally, die beiden selbstbewussten<br />

GemNova-<br />

Zwillinge aus Innsbruck.<br />

Ihren Mädchennamen haben<br />

sie übrigens auch nach der<br />

Hochzeit behalten.<br />

(© Michael Putzlocher)<br />

Ines


96 GemNova.Menschen<br />

GemNova.Menschen<br />

WOFÜR WIR STEHEN<br />

„Wer sind wir und wie gehen wir miteinander um?“ Das war die Ausgangsbasis und zentrale<br />

Frage im Jahr 2015 bei GemNova, als man damit begann, sich mit den dazugehörigen<br />

Werten auseinanderzusetzen. Das Ergebnis waren fünf Begriffe, die inzwischen tägliche<br />

Begleiter und Basis für die Beantwortung der ursprünglichen Frage darstellen. Mitglieder<br />

des Werte-Teams wollen die fünf Werte hier erläutern und damit „die Seele“ der GemNova<br />

den Leser*innen näherbringen.<br />

1<br />

Isolde Marketz-Raggl, BSc<br />

Schulassistentin, Freizeitpädagogin<br />

& Teambetreuerin<br />

VERTRAUEN<br />

Das gegenseitige Vertrauen schafft die Basis<br />

für eine funktionierende Beziehung. Sei es in<br />

der Partnerschaft, im Freundeskreis oder im<br />

Unternehmen. Dabei ist es besonders wichtig,<br />

dass ein Unternehmen diesen Wert nicht nur<br />

beschreibt, sondern auch lebt. Bei GemNova<br />

arbeiten wir vertrauensvoll und offen miteinander,<br />

da wir der Meinung sind, dass Vertrauen<br />

das Rezept zum Erfolg ist. Vertrauen in sich<br />

selbst, in die eigenen Fähigkeiten und das Vertrauen,<br />

welches wir den anderen Mitarbeitern<br />

schenken, ermöglichen eine offene Unternehmenskommunikation<br />

und stärken das Gemeinschaftsgefühl.<br />

Als Teil des Werteteams bei<br />

GemNova ist es mir ein besonderes Anliegen,<br />

Vertrauen im Unternehmen aufzubauen und<br />

zu vermitteln. Bei meiner Arbeit mit Kindern<br />

ist Vertrauen und Zutrauen besonders wichtig.<br />

Diese Werte zu vermitteln ist eine wichtige<br />

Voraussetzung dafür, dass sich Kinder zu<br />

selbstbewussten und selbstständigen Individuen<br />

entwickeln können. Ich bemühe mich,<br />

bei meiner Arbeit als Freizeitpädagogin eine<br />

Vertrauensperson für die Kinder zu sein, um<br />

auf Augenhöhe mit ihnen zu kommunizieren.<br />

2Robert Balazinec Kollnig<br />

Koordinator Beschaffung<br />

VERANTWORTUNG<br />

Gerade das Thema Verantwortung bzw. Eigenverantwortung<br />

wurde in den letzten Monaten<br />

viel in den Medien erwähnt und wohl in jedem<br />

Freundes- und Familienkreis zuweilen heiß diskutiert.<br />

Für mich persönlich ist es auch außerhalb<br />

meines Berufs nicht nur ein Schlagwort,<br />

sondern wesentlich entscheidend, im Umgang<br />

mit meinen Mitmenschen, aber vor allem mit<br />

meinen Freund*innen und Familie Verantwor-<br />

tung zu übernehmen, damit man sich auf meine<br />

Worte und Taten verlassen kann.<br />

Auch bei der GemNova leben wir, besonders<br />

bedingt durch unsere flachen Strukturen, das<br />

Übernehmen von Verantwortung in unserem<br />

täglichen Tun. Egal ob innerhalb eines<br />

bestimmten Teams oder bei der Umsetzung<br />

von gemeinsamen Projekten, es ist immer<br />

von entscheidender Bedeutung, sich über seine<br />

Verantwortung im Klaren zu sein. Ganz<br />

besonders in der Zusammenarbeit mit Tiroler<br />

Gemeinden, wo wir eine besondere Konstellation<br />

haben, dass unsere Kund*innen zu gleichen<br />

Teilen auch unsere Eigentümer sind, und das<br />

Übernehmen der Verantwortung<br />

essenziell ist für den Erfolg<br />

eines Vorhabens. Denn<br />

schlussendlich ist es ein<br />

Kreislauf. Wir übernehmen<br />

individuell Verantwortung<br />

für uns alle als Gemeinschaft<br />

– denn wir alle<br />

sind GemNova, und wir<br />

alle sind Gemeinde.<br />

3Verena Broszio<br />

Assistentin Recht, Infrastruktur und<br />

Administration<br />

+<br />

Mag. Georg Hochfilzer<br />

Strategische Projektentwicklung<br />

AUTHENTIZITÄT<br />

4Dipl.-Soz.-Päd. Christiane Mayer<br />

Projektkoordination<br />

WERTSCHÄTZUNG<br />

Wertschätzung ist für mich persönlich eine positive Grundhaltung<br />

und ein wohlwollendes Begegnen meines Gegenübers. Wertschätzung<br />

betrifft den Menschen immer als Ganzes, sein gesamtes<br />

Wesen, unabhängig von seinen Taten oder Leistungen. Ich versuche,<br />

mein Gegenüber mit seinen positiven Eigenschaften wahrzunehmen<br />

und ihn in seinem Selbstwert zu stärken, um daraus<br />

Zuversicht und Energie zu beziehen. Somit zeige ich Interesse,<br />

Achtung und Respekt an seiner Person und nicht an seinen Handlungen.<br />

Es geht um ein Verstandenwerden meines Gegenübers.<br />

Persönlich begleitet mich dieser besonders wertvolle Wert schon<br />

ziemlich lange. Ich sehe die Wertschätzung wie eine lebensbejahende<br />

Reise, in der ich meine Persönlichkeit und meine innere<br />

Haltung entwickeln darf. Die Kunst dabei ist, immer wieder nachzuschauen,<br />

ob die Wertschätzung noch im Zentrum meines Seins ist,<br />

in meiner Seele. Und das bringt spürbare Freude und Lebenslust.<br />

Die Wertschätzung ist ein fantastischer Wegbegleiter. Als Gem-<br />

Novianerin ist es mir eine Herzensangelegenheit, meine gelebten<br />

Werte den Gemeinden weiterzugeben. Denn ein wertschätzendes<br />

und wohlwollendes Miteinander sorgt für Freude, Vertrauen und<br />

Zuversicht. Wir alle brauchen die Wertschätzung wie die Blume<br />

die Sonne, den Regen und den Boden, denn die Blüte der Blume<br />

ist das Lächeln der Pflanze. Und die wahre Wertschätzung ist das<br />

Lächeln der Menschen.<br />

Autenzität oder doch Autizität oder wie lautet dieses schwierige Wort nochmal?<br />

Authentizität, richtig. Doch was bedeutet es eigentlich genau? Wenige wissen<br />

es – und was hat dieser Wert mit einer Gemeinde zu tun? Authentizität bedeutet,<br />

sich gemäß seinen Werten, Gedanken, Emotionen, Überzeugungen und<br />

Bedürfnissen auszudrücken und dementsprechend zu handeln und sich nicht<br />

durch äußere Einflüsse bestimmen zu lassen. Gruppenzwang und Manipulation<br />

konterkarieren diese Eigenschaft. Es macht ein Unternehmen aus, wenn sich<br />

der Kern, die Kolleg*innen aus einem Konglomerat unterschiedlichster Menschen<br />

zusammensetzt, und eine jede und ein jeder sich selbst sein kann und<br />

sich nicht der Masse unterwirft, dennoch aber ein gemeinsames Ziel verfolgt.<br />

Das ist es genau, was die GemNova anstrebt und ausmacht.<br />

Ebenso ist dies in jeder Gemeinde wichtig. Sei es im Parteienverkehr, in der<br />

Verwaltung, am Bauhof oder auch in den politischen Gremien – Authentizität<br />

prägt das Gegenüber. Ist sympathisch. Ehrlich sein, selbst sein, nicht einfach<br />

blind der Masse folgen. Beginnend bei den Kolleg*innen der GemNova wird<br />

dieser Wert auch tagtäglich in die Gemeinden hinausgetragen. Denn wir alle<br />

sind Gemeinde.<br />

5<br />

DI Alois Ilmer, MEng<br />

Projektverantwortlicher Infrastruktur<br />

VIELFALT<br />

Vielfalt – man könnte auch sagen Buntheit, Reichhaltigkeit,<br />

Verschiedenartigkeit – als Wert der Gem-<br />

Nova ist eine Grundhaltung, wie wir andersartigem<br />

begegnen, wie wir uns als Teil des Ganzen<br />

wahrnehmen. Die Welt ist voll von differenzierten<br />

Strukturen und ökologischen Kreisläufen, die sich<br />

über eine lange Zeit entwickelt und sich damit eine<br />

Daseinsberechtigung erarbeitet haben. Ein offener<br />

Zugang ermöglicht neue Erfahrungen und bewegende<br />

Begegnungen. Im ersten Moment kann etwas<br />

Fremdes auch Angst machen. Dann kann ich mich<br />

entscheiden, Ablehnung oder doch ein genaueres<br />

Hinschauen, sich ein klein wenig einzulassen auf<br />

das Unbekannte und sich bereichern<br />

zu lassen von einem neuen Gedanken,<br />

Zugang oder Haltung. Vielfalt<br />

in ihrer Großartigkeit bereichert<br />

unser Leben, sie führt uns zu neuen<br />

Überlegungen und zeigt uns<br />

schlussendlich, dass wir wirklich<br />

ein Teil des Ganzen sind.<br />

97


98 tirol.kooperiert<br />

tirol.kooperiert<br />

EINE<br />

SAUBERE<br />

SACHE!?<br />

Wasser und Luft – unsere beiden wichtigsten<br />

Lebensmittel! Weil wir ohne sie gar nicht<br />

leben können, ist ein sorgsamer Umgang mit<br />

ihnen umso wichtiger. Die Experten von der<br />

Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) und Gem-<br />

Nova geben Tipps und unterstützen die Tiroler<br />

Gemeinden bei der Qualitätssicherung.<br />

Bekanntlich besteht Luft aus rund 78 Prozent<br />

Stickstoff und etwa 21 Prozent Sauerstoff.<br />

Der Rest entfällt auf CO 2<br />

(ca. 0,04<br />

Prozent), das Edelgas Argon (immerhin 0,93<br />

Prozent) und andere Gase in sehr geringer<br />

Konzentration. Neben der chemischen<br />

Zusammensetzung enthält Luft auch Staub<br />

– gerade in Tirol ist uns der föhnbedingte<br />

Saharastaub bestens bekannt – und biologische<br />

Teilchen wie Pollen, Pilze und Sporen.<br />

Und dass über die Aerosole auch Viren<br />

wie z. B. SARS-CoV-2 transportiert werden,<br />

ist uns seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie<br />

schmerzlich bewusst.<br />

So weit, so wissenschaftlich – mindestens<br />

so wichtig ist zu wissen, dass wir<br />

uns heutzutage durchschnittlich etwa 90<br />

Prozent des Tages in Innenräumen aufhalten.<br />

Nicht nur Planer und ausführende<br />

Firmen, sondern vor allem auch die Betreiber<br />

von Immobilien stehen somit vor der<br />

Herausforderung, mögliche Gesundheitsrisiken<br />

konstant gering zu halten. Wesentliche<br />

Parameter in diesem Zusammenhang<br />

sind Luftaustausch bzw. Frischluftzufuhr,<br />

Luftströme und Luftfeuchtigkeit.<br />

1<br />

FRISCHLUFTZUFUHR<br />

Eine möglichst hohe Frischluftzufuhr<br />

ist die wirksamste Methode, potenziell<br />

gesundheitsgefährdende Aerosole<br />

aus Innenräumen zu entfernen.<br />

Dabei gilt, dass ohne Wind und bei<br />

geringen Temperaturdifferenzen zwischen<br />

Raumluft und Außenluft nur<br />

ein minimaler Luftwechsel stattfinden<br />

kann. Oft scheitert die ausreichende<br />

Frischluftzufuhr aber auch<br />

daran, dass nicht genügend Fenster<br />

oder diese nicht in entsprechender<br />

Größe vorhanden sind. Und wenn<br />

doch – regulierbar ist das Raumklima<br />

durch eine rein mechanische Frischluftzufuhr<br />

immer noch nicht. Da helfen<br />

raumlufttechnische Anlagen wie<br />

kompakte Be- und Entlüftungsanlagen<br />

(mit und ohne Befeuchtung).<br />

Auch hier gilt, möglichst vom Umluftbetrieb<br />

auf 100 Prozent Außenluft<br />

umzustellen, um Gesundheitsrisiken<br />

abzufedern. Unterrichts-, Besprechungs-<br />

und Aufenthaltsräume sollen<br />

eine Stunde vor der geplanten Nutzung<br />

mit dem Nenn-Volumenstrom<br />

(m³/h) belüftet werden, während der<br />

Benützung ist regelmäßig Frischluft<br />

über die Fenster zuzuführen. Bei<br />

nicht vermeidbarem Umluftbetrieb<br />

oder wenn ein solcher mit Rücksicht<br />

auf die Energieeffizienz geboten ist,<br />

müssen tunlichst hochabscheidende<br />

Schwebstofffilter eingebaut und<br />

regelmäßig gereinigt (gewartet) werden.<br />

„Das ist eine Kernkompetenz<br />

unserer Servicetechnikerinnen und<br />

-techniker“, weiß Wolfgang Rauth<br />

vom Objekt & Facility Management<br />

Team Tirol der BIG zu berichten.<br />

RAUM-<br />

2LUFTFEUCHTE<br />

Kommen raumlufttechnische Anlagen mit eingebauter Befeuchtungsfunktion<br />

zum Einsatz, sollen sie so eingestellt werden, dass in der<br />

kalten Jahreszeit – in Tirol immerhin zumindest ein halbes Jahr –<br />

in Innenräumen eine relative Luftfeuchtigkeit von etwa 40 Prozent<br />

erreicht und gehalten wird. Trockenere Luft führt zu einer zunehmenden<br />

Austrocknung der Atemwege, feuchtere Luft ab etwa 50–55<br />

Prozent kann die Schimmelbildung begünstigen.<br />

3<br />

TRINKWASSER<br />

Gerade in Tirol wissen wir, wie gut und erfrischend unser Wasser ist.<br />

Dass es auch verderben kann, wissen die wenigsten. Unbewegtes, also<br />

stehendes Wasser ist ein guter Nährboden für Keime und Bakterien.<br />

Eine Wassertemperatur zwischen 25 und 60 Grad Celsius ist am<br />

ungünstigsten. Auch deshalb sollten Wasserleitungen alle 72 Stunden<br />

gespült werden, wenn keine Wasserentnahme stattgefunden hat. Bei<br />

Gebäuden, die wenig – oder wegen der Corona-Pandemie gar nicht<br />

– genutzt werden, sollte ein Spülplan mit entsprechender Dokumentation<br />

aufgestellt werden. Zwei Mal pro Woche für ca. zwei Minuten<br />

alle Auslässe (Wasserhähne, Schlauchanschlüsse, Duschköpfe etc.) zu<br />

spülen wird empfohlen.<br />

Will man auf Nummer sicher gehen, muss eine rechtzeitige Beprobung<br />

her. Wird dabei eine fortgeschrittene Verkeimung im Sinne einer gröberen<br />

Belastung des Trinkwassers, z. B. mit Legionellen, festgestellt,<br />

hilft oftmals als letzter Ausweg nur eine Desinfektion des gesamten<br />

Warmwassersystems, insbesondere wenn mit Aufheizen und Spülen<br />

keine Verbesserung mehr erzielt wird. Mit regelmäßigen Kontrollen,<br />

Wartungen und einem klar definierten Spülplan, der auch eingehalten<br />

und dokumentiert werden muss, sollte es gar nicht so weit kommen.<br />

Mit unserem Kooperationspartner BIG<br />

stehen wir den Tiroler Gemeinden<br />

bei diesem heiklen Thema mit unserer<br />

Expertise unterstützend zur Seite.<br />

Die BIG und wir haben kompetente<br />

Geschäftspartner wie den TÜV Austria<br />

und lokale Anbieter, die in Notlagen<br />

genauso rasch und umsichtig agieren wie<br />

bei der vorausschauenden Beprobung.<br />

MAG. NIKOLAUS KRAAK<br />

PROKURIST GEMNOVA<br />

Kontakt: n.kraak@gemnova.at<br />

ZUM AUTOR<br />

DR. WOLFGANG<br />

RAUTH<br />

Wolfgang Rauth ist Leiter des<br />

Objekt & Facility Managements<br />

der Bundesimmobiliengesellschaft<br />

in Tirol.<br />

Kontakt: wolfgang.rauth@big.at<br />

99


100 tirol.kooperiert tirol.kooperiert<br />

101<br />

Förderung für<br />

innovative<br />

öffentliche<br />

Beschaffung<br />

Ob neue digitale Services oder<br />

Investitionen für den Klimaschutz –<br />

kommunale Einrichtungen stehen<br />

immer vor neuen Herausforderungen.<br />

Das öffentliche Beschaffungsvolumen<br />

beträgt in Österreich<br />

rund 45 Millionen Euro pro Jahr.<br />

Eine hohe Summe, die idealerweise<br />

in neueste Technologien und Innovationen<br />

investiert wird.<br />

ZUR AUTORIN<br />

DR. BARBARA FRICK<br />

Dr. Barbara Frick ist Prokuristin der<br />

Cemit – speeding up innovation<br />

GmbH, welche sowohl Start-ups,<br />

Gemeinden als auch Großunternehmen<br />

im Innovationsprozess begleitet.<br />

Sie ist eine von wenigen zertifizierten<br />

IÖB-Berater*innen und Expertin im<br />

Bereich Forschung und Entwicklung.<br />

Um dies anzuregen, wurde vonseiten des<br />

Bundes die Förderschiene IÖB (Innovative<br />

öffentliche Beschaffung) ins Leben<br />

gerufen. Diese Förderung ermöglicht allen<br />

öffentlichen Körperschaften und Unternehmen,<br />

die dem Bundesvergabegesetz<br />

unterliegen, finanzielle Unterstützung für<br />

Projekte, welche die Beschaffung innovativer<br />

Produkte bzw. Dienstleistungen zum<br />

Ziel haben.<br />

Der öffentliche Sektor profitiert so von<br />

Innovationen, die zu einer Modernisierung<br />

beitragen, den Bürger*innen bessere Services<br />

anbieten oder andere Herausforderungen<br />

lösen können. Zudem nimmt der<br />

Bund auch eine Vorbildfunktion ein, indem<br />

er als Referenzkunde für den erstmaligen<br />

Einsatz der neuartigen Produkte bzw.<br />

Dienstleistungen hilft, diese zu verbessern<br />

und in den Markt zu bringen.<br />

IÖB bietet dafür eine Toolbox aus zwei<br />

Fördermodulen an. Beim Modul IÖB<br />

– Prepare geht es darum, den Markt<br />

bzw. Lösungsansätze für Herausforderungen<br />

zu sondieren. Dafür wird auf der<br />

IÖB-Innovationsplattform eine Challenge<br />

geschaltet, für die Unternehmen und<br />

Start-ups Ideen- und Lösungsvorschläge<br />

einreichen können. Das Modul wird<br />

durch eine*n externe*n Moderator*in<br />

gestaltet und durchgeführt. Förderbar<br />

sind die Kosten dieser Beratung mit<br />

bis zu 15.000 Euro und 100 Prozent.<br />

Das Modul IÖB – Transfer umfasst die<br />

Implementierung der Lösungen. Hier<br />

beträgt die Förderung maximal 90 Prozent<br />

und bis zu 100.000 Euro. Gefördert<br />

werden können Kosten für innovative<br />

Anschaffungen oder Dienstleistungen.<br />

Für Kommunen und deren Betriebe bietet<br />

diese Förderschiene eine attraktive Möglichkeit,<br />

neue Lösungen zu sondieren und<br />

innovative Produkte oder Systeme einzuführen.<br />

Lassen Sie sich von uns beraten.<br />

Als eine der wenigen Unternehmen mit<br />

einer zertifizierten IÖB-Beraterin können<br />

wir Sie auch durch den Prozess der Prepare-Phase<br />

führen – mit einer 100-prozentigen<br />

Förderung ein guter Einstieg in<br />

die Umsetzung innovativer Ideen!<br />

DER ÖFFENTLICHE<br />

SEKTOR PROFITIERT<br />

VON INNOVATIONEN,<br />

DIE ZU EINER<br />

MODERNISIERUNG<br />

BEITRAGEN, DEN<br />

BÜRGER*INNEN<br />

BESSERE SERVICES<br />

ANBIETEN ODER<br />

ANDERE HERAUS-<br />

FORDERUNGEN<br />

LÖSEN KÖNNEN.


102 tirol.kooperiert<br />

tirol.kooperiert<br />

103<br />

STÄNDIG EINEN<br />

SCHRITT VORAUS<br />

Die Comm-Unity EDV GmbH macht digital fit!<br />

Die Comm-Unity EDV GmbH entstand<br />

2001 aus einem Zusammenschluss<br />

von vier kommunalen<br />

Softwareanbietern aus der<br />

Steiermark, Kärnten und dem<br />

Burgenland. Die Wurzeln der<br />

Unternehmen reichen bis in die<br />

späten 1970er Jahre zurück.<br />

So wurden z.B. die steirischen EDV-Dienste<br />

bereits 1979 gegründet. Von Beginn an liegt<br />

der Fokus auf der Entwicklung von Gemeindesoftware<br />

und der damit verbundenen<br />

Betreuung der Gemeinden. Die Comm-Unity<br />

betreut mehr als 350 Städte, Gemeinden<br />

und Verbände in ganz Österreich – und alle<br />

profitieren sie vom jahrzehntelangen kommunalen<br />

Know-how.<br />

Seit dem Zusammenschluss 2001 hat sich<br />

die Comm-Unity zu Österreichs führendem<br />

Entwickler für innovative, maßgeschneiderte<br />

und branchenunabhängige Verwaltungslösungen<br />

entfaltet. Kaum ein anderes<br />

Unternehmen versteht es besser, komplexe<br />

Zusammenhänge – unter Berücksichtigung<br />

der aktuellen technischen Möglichkeiten –<br />

derart zu vereinfachen und für die Benutzer*innen<br />

effizient miteinander zu verknüpfen.<br />

An ihrem steirischen Hauptstandort in<br />

Lannach sowie an drei weiteren Standorten<br />

in Kärnten, Burgenland und Oberösterreich<br />

beschäftigt die Comm-Unity heute insgesamt<br />

120 Mitarbeiter*innen in den Bereichen<br />

Produkte, Dienstleistungen, Technik<br />

und Betrieb. Besonders erwähnenswert ist<br />

hierbei der hohe Mitarbeiterinnenanteil von<br />

50 Prozent – für ein IT-Unternehmen ungewöhnlich,<br />

aber der Zeit einen Schritt voraus!<br />

Wie auch das lokale Melderegister LMR!<br />

2004 startete die gemeinsame Entwicklung<br />

von LMR mit dem BM.I. Mittlerweile<br />

hat sich das LMR als “Defacto-Standard“<br />

im Bereich von Meldewesenlösungen von<br />

Österreichs Städten und Gemeinden etabliert.<br />

2.000 Gemeinden in ganz Österreich<br />

verwalten rund 6 Millionen Österreicher*innen.<br />

Und wieder einen Schritt voraus – das<br />

Wahl-Service und wahlkartenantrag.at<br />

Wie schon das LMR hat sich auch das<br />

Wahl-Service rasch als Standard etabliert.<br />

Bei Bundeswahlen werden mittlerweile<br />

mehr als 4,5 Millionen amtliche Wahlinformationen<br />

mit dem Wahl-Service<br />

bereitgestellt. Daneben hat sich die Plattform<br />

wahlkartenantrag.at zum Nummereins-Portal<br />

für elektronische Wahlkartenanträge<br />

entwickelt – z. B. mit mehreren<br />

Hunderttausend elektronischen Anträgen<br />

alleine bei der Nationalratswahl 2019.<br />

Wahl-Service und wahlkartenantrag.at –<br />

beides aus dem Hause Comm-Unity.<br />

In die Zukunft geblickt!<br />

In den letzten Jahren verlagerte sich der<br />

Fokus vom kommunalen Soft- und Hardwareanbieter<br />

hin zu einem umfassenden<br />

Digitalisierungsexperten und Komplettanbieter<br />

für branchenunabhängige Digitalisierungslösungen.<br />

Für uns bedeutet die Expertise<br />

der GemNova eine echte<br />

Steigerung in der Qualität<br />

unserer Beratungsleistungen<br />

in den Gemeinden. Die<br />

Geschwindigkeit der Weiterentwicklung<br />

unserer Software<br />

wird durch die GemNova<br />

nochmals verstärkt.<br />

HELMUT GRATZ<br />

PRODUKTMANAGEMENT<br />

Im Zentrum der Tätigkeiten steht GeOrg<br />

– der Städte- und Gemeinde-Organisator.<br />

GeOrg zeichnet sich durch seinen modularen<br />

Aufbau aus und bietet Lösungen vom<br />

Aktenmanagement über das Rechnungswesen<br />

bis hin zur Zustellung. GeOrg, die<br />

360-Grad-Verwaltungssoftware, ein auf<br />

SAP-Basis entwickeltes Komplettsystem,<br />

wurde speziell für die Verwaltung von<br />

Städten und Gemeinden entwickelt. Heute<br />

kommt GeOrg österreichweit nicht nur in<br />

Hunderten österreichischen Städten und<br />

Gemeinden – darunter auch drei Landeshauptstädten<br />

– tagtäglich zum Einsatz,<br />

sondern bildet auch die Basissoftware für<br />

unzählige Verbände und Unternehmen, die<br />

größten Wert auf revisionssichere, ortsunabhängige<br />

Prozesse und umfassenden<br />

fachlichen und technischen Support legen.<br />

GemNova & Comm-Unity – eine beispielgebende<br />

Partnerschaft für den kommunalen<br />

Markt<br />

Eines der wesentlichen Merkmale der<br />

Comm-Unity sind gelebte Partnerschaften.<br />

Ständig wachsende Herausforderungen<br />

führen dazu, dass auch wir unser<br />

Lösungsangebot laufend erweitern müssen<br />

und vor allem wollen. Dies ist oftmals<br />

nur unter Einbeziehung von starken<br />

Partner*innen möglich. Mit der GemNova<br />

haben wir genau so einen starken Partner<br />

gefunden.<br />

Beide Unternehmen gleichen sich nicht<br />

nur in ihrer Unternehmenskultur, sondern<br />

ergänzen sich auch hervorragend in der<br />

täglichen Arbeit. Die GemNova hat mit den<br />

Berater*innen in den unterschiedlichen<br />

Bereichen ein sehr breites und gleichzeitig<br />

tiefes Wissen in der Gemeindeverwaltung,<br />

das in die Weiterentwicklung der Comm-<br />

Unity-Produkte miteinfließen wird.<br />

Mit der GemNova konnten<br />

wir einen erfahrenen Partner<br />

gewinnen, der es versteht, mit<br />

Begeisterung, Einsatzbereitschaft<br />

und Professionalität seine<br />

Ziele zu verfolgen. Ich bin<br />

davon überzeugt, dass diese<br />

Partnerschaft einen langanhaltenden<br />

‚digitalen Fußabdruck‘ in<br />

Tirol hinterlassen wird.<br />

MICHAEL STARK<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />

DIE COMM-UNITY EDV GMBH<br />

SOFTWAREENTWICKLER UND<br />

DIENSTLEISTER MIT JAHRZEHN-<br />

TELANGEM KNOW-HOW<br />

+ Digitale Verwaltung<br />

• GeOrg – der Städte- und Gemeindeorganisator,<br />

die flexibel kombinierbare<br />

und integrierte 360-Grad-<br />

Gemeindelösung für die digitale Verwaltung<br />

der Zukunft<br />

+ Meldewesen, Wahlen<br />

• LMR, der Österreich-Standard im<br />

Bereich Meldewesen<br />

• Wahl-Service, amtliche Wahlinformation<br />

& Wahlkartenantrag, Online-Portal und<br />

www.einfachfürdich.at in einem Service<br />

gebündelt<br />

+ Personalverrechnung<br />

und Zeitwirtschaft<br />

• Publicware-HR<br />

Dienstleistungen für eine flexible und<br />

maßgeschneiderte Personalabrechnung.<br />

Vernetzt und durchdacht für Stellenpläne,<br />

Zeiterfassung, Reisekosten<br />

und Budget<br />

+ Smarte Gemeinde<br />

• CO2Wizard<br />

„Der CO2Wizard sagt dir,<br />

wann du lüften sollst!“<br />

www.co2wizard.at<br />

• Digitale Assistenten<br />

basierend auf Künstlicher Intelligenz<br />

(KI) – maßgeschneidert für den Einsatz<br />

in der Gemeinde<br />

www.botunity.at<br />

LINKS:<br />

Die Comm-Unity<br />

wurde im Juni bei<br />

der Verleihung des<br />

Austrias Leading<br />

Companies Awards<br />

mit dem zweiten<br />

Platz in der Kategorie<br />

National<br />

– Großbetriebe<br />

ausgezeichnet.<br />

(© Comm-Unity)<br />

ZUM AUTOR<br />

MICHAEL STARK<br />

Michael Stark ist seit seinem<br />

Informatikstudium besonders<br />

mit kommunaler Software<br />

verbunden. Er befasst sich seit<br />

Mitte der 1990er Jahre mit<br />

der Entwicklung kommunaler<br />

Anwendungen (Meldewesen,<br />

Wahlen, Bau, Rechnungswesen)<br />

und hat in der Comm-Unity die<br />

Leitung der Softwareentwicklung<br />

übernommen. Seit mittlerweile<br />

mehr als zehn Jahren ist<br />

er in der Geschäftsführung mit<br />

ungebrochener Leidenschaft für<br />

IT und Digitalisierung tätig.<br />

Kontakt:<br />

office@comm-unity.at


104 tirol.modern und innovativ tirol.modern und innovativ<br />

105<br />

MEHR DORF,<br />

MEHR LEBEN,<br />

MEHR REITH<br />

„In welche Richtung soll sich Reith zukünftig entwickeln?“<br />

Diese Frage hat sich der Gemeinderat von Reith bei Kitzbühel<br />

bereits im Jahre 2018 gestellt und einen Dorferneuerungsprozess<br />

in Auftrag gegeben.<br />

BILD: Zahlreiche<br />

Reither*innen bringen<br />

ihre Wünsche und<br />

Ideen bei der Auftaktveranstaltung<br />

zur<br />

Gestaltung des Dorfes<br />

ein. (© GemNova)<br />

Was wünschen sich nun die Reither*innen?<br />

Die Bevölkerung von Reith hat in dem Prozess<br />

relativ konkrete Vorstellungen, was<br />

im Dorf zukünftig alles verbessert werden<br />

soll. Vor allem wurde mehrfach der Wunsch<br />

eines attraktiven, verkehrsberuhigten Ortskerns<br />

mit sozialem Treffpunkt und Nahversorger<br />

geäußert. Dabei wurde in mehreren<br />

Arbeitskreisen das Haus „Dorf 4“<br />

angesprochen. Dies steht im Eigentum der<br />

Gemeinde und soll laut einigen Bürger*innen<br />

weichen, um einen neuen Dorfplatz zu<br />

schaffen. Dabei wird vorgeschlagen, einen<br />

Teil des Platzes sowie den Vorbereich des<br />

Gemeindeamtes zu einem attraktiven Dorfplatz<br />

mit Bäumen als Schattenspender,<br />

Sitzmöglichkeiten und einem Trinkwasserbrunnen<br />

auszubauen.<br />

ZUR AUTORIN<br />

STEFANIE<br />

PALMA, MSC<br />

Stefanie Palma<br />

studierte an der<br />

Universität Innsbruck<br />

Geografie und<br />

Wirtschaftswissenschaften.<br />

Sie ist<br />

seit Mai 2017 in der<br />

Gemeindeentwicklung<br />

der GemNova<br />

tätig und begleitet<br />

u. a. Dorferneuerungsprozesse.<br />

Kontakt:<br />

s.palma@gemnova.at<br />

Die Bevölkerung der Gemeinde ist seit<br />

den 1960er Jahren im Wachstum, es gibt<br />

immer mehr Zuzüge aus dem Ausland,<br />

und die Prognosen zeigen auf, dass die<br />

Reither*innen immer älter werden. Vor<br />

diesem Hintergrund braucht es ein visionäres<br />

Zukunftsleitbild, das dem Gemeinderat,<br />

der Gemeindeverwaltung und der<br />

Bevölkerung bei ihren strategischen Entscheidungen<br />

als langfristige Orientierung<br />

dient. GemNova und QNA urban design<br />

architecture begleiten die Gemeinde bei<br />

dieser Aufgabe und erarbeiten gemeinsam<br />

unter Einbindung der Bürger*innen<br />

spannende Verbesserungsvorschläge für<br />

das Dorf.<br />

Bürger*innen sollen das Dorf mitgestalten<br />

Um einen erfolgreichen Bürgerbeteiligungsprozess<br />

abzuwickeln, braucht es<br />

unterschiedliche Interessenträger vor<br />

Ort. Gerade deswegen wurde die Bevölkerung<br />

in konstruktiven Arbeitskreisen<br />

und einer sehr gut besuchten öffentlichen<br />

Auftaktveranstaltung eingeladen, kreative<br />

Ideen und Maßnahmen für ein noch<br />

lebenswerteres Reith zu entwickeln. „Bei<br />

unserer Dorfentwicklung haben wir ganz<br />

bewusst die Einwohner*innen von Reith<br />

miteingebunden, denn unter ihnen gibt es<br />

viele innovative Köpfe mit zukunftsweisenden<br />

Ideen“, fasst Bürgermeister Stefan<br />

Jöchl zusammen. Gleich zu<br />

Beginn der Bürgerbeteiligung<br />

sind die Einheimischen ERGEBNISSEN EINER<br />

BASIEREND AUF DEN<br />

aufgerufen worden, an einer ÖFFENTLICHEN BEöffentlichen<br />

Befragung teilzunehmen,<br />

um ihre wich-<br />

DER FOLGE EIN ÖFFENT-<br />

FRAGUNG WURDE IN<br />

tigsten Themenbereiche (z. LICHER DORFABEND<br />

B. Nahversorgung, Raumordnung<br />

…) für den Prozess<br />

VERANSTALTET, BEI<br />

DEM DIE HERAUSFORDEfestzulegen.<br />

Eine Rücklaufquote<br />

mit 42,5 Prozent zeigt,<br />

RUNGEN DER GEMEINDE<br />

DISKUTIERT WURDEN.<br />

dass den Reither*innen die<br />

Gestaltung ihrer eigenen<br />

Gemeinde sehr am Herzen liegt. Basierend<br />

auf den Ergebnissen wurde in der<br />

Folge ein öffentlicher Dorfabend veranstaltet,<br />

bei dem die Herausforderungen<br />

der Gemeinde diskutiert wurden.<br />

Anschließend folgte eine Ideensammlung<br />

in insgesamt zehn Arbeitskreissitzungen<br />

und Vernetzungstreffen, die inhaltliche<br />

Schwerpunkte zur Vertiefung der zu bearbeiteten<br />

Themen setzten.<br />

Für das alte Feuerwehrhaus wurde im Zuge<br />

der Dorferneuerung ebenfalls ein interessantes<br />

Nachnutzungskonzept erarbeitet,<br />

welches inzwischen bereits umgesetzt<br />

worden ist. Reith steht nun seit 2020 ein<br />

Dorfladen mit Verkauf von regionalen Spezialitäten,<br />

Zeitungen, Trafik und Lottoannahmestelle<br />

zur Verfügung.<br />

In einem weiteren Arbeitskreis wurde der<br />

„Verkehr im Dorf“ diskutiert. Dabei wurden<br />

interessante Vorschläge für eine Verkehrsberuhigung<br />

im Ortskern wie auch für<br />

den Bereich rund um das Bildungszentrum<br />

ausgearbeitet. Auch kleinere Projekte,<br />

sogenannte „Quick-wins“ sind während<br />

des Prozesses realisiert worden. Dies zeigt<br />

auch das Beispiel des begehbaren Adventkalenders,<br />

der als eine sehr wichtige Veranstaltung<br />

für Reith empfunden wurde,<br />

jedoch an der Komplexität der Organisation<br />

scheiterte. Durch die Bildung eines neuen<br />

Organisationsteams konnte der Adventkalender<br />

letztendlich in einer neuen Form<br />

wieder organisiert werden. Weitere Ideenvorschläge<br />

wie die Kooperation mit dem<br />

Projekt „Computeria“ in Ellmau, die Anstellung<br />

einer neuen Dorfkoordinatorin in der<br />

Gemeinde oder die Einführung eines Vereinsstammtisches<br />

sind bereits im Gange.<br />

LOKALE AGENDA 21<br />

Die Lokale Agenda 21 ist ein Aktionsprogramm,<br />

welches nachhaltige<br />

Entwicklungsprozesse auf Gemeindeebene<br />

unter Einbezug der Bevölkerung<br />

startet. Der Dorferneuerungsprozess<br />

von Reith wurde vom<br />

Land Tirol finanziell unterstützt<br />

und von der GemNova und QNA<br />

architecture begleitet. Details zum<br />

Prozess können unter www.mehrreith.eu<br />

nachgelesen werden.<br />

Reith erhält 5.000 Euro für konkrete<br />

Projekte<br />

Im April <strong>2021</strong> zertifizierte das Land<br />

Tirol den positiv abgeschlossenen<br />

„Lokalen-Agenda-21-Prozess“ und<br />

sicherte der Gemeinde zusätzlich<br />

einen Anerkennungsscheck in<br />

der Höhe von 5.000 Euro für die<br />

erfolgreiche Arbeit zu. „Das Geld<br />

soll ebenfalls in die Realisierung<br />

konkreter Projekte fließen“, so Bürgermeister<br />

Stefan Jöchl.<br />

BILD: (© Kitzbühel Tourismus)


106 tirol.modern und innovativ ENTGELTLICHE tirol.modern GemNova.Menschen<br />

und innovativ EINSCHALTUNG 107<br />

NEUE DORFKOORDINATORIN<br />

FÜR NEUE IDEEN<br />

Ein besonders interessantes Ergebnis des Dorferneuerungsprozesses<br />

ist die Anstellung einer Dorfkoordinatorin, die das Projekt für die<br />

nächsten zwei Jahre weiterhin betreut und konkrete Ideen aus dem<br />

Prozess umsetzt. Mit 1. September 2020 hat Kerstin Erber ihre Arbeit<br />

als Dorferneuerungskoordinatorin in Reith aufgenommen und setzt sich<br />

seither maßgeblich für die Weiterentwicklung des Dorfes ein.<br />

Leistbares Wohnen für<br />

junge Menschen und junge Familien<br />

Der Siedlerbund ist ein gemeinnütziger Wohnbauträger,<br />

der seit 70 Jahren hauptsächlich in Tirol tätig ist.<br />

Laut dem Aufsichtsratsvorsitzenden MMag. Dr. Eduard<br />

Wallnöfer und dem kaufmännischen Vorstand DI (FH)<br />

Mag. (FH) Martin Mimm ist das Hauptanliegen der GHS,<br />

leistbaren Wohnraum für Gemeindebürger*innen im<br />

städtischen wie im ländlichen Raum zu schaffen sowie<br />

kommunale Einrichtungen zu entwickeln.<br />

BILD: (© Gerhard Berger)<br />

OBEN: Kerstin Erber<br />

bei ihrer Arbeit als<br />

Dorfkoordinatorin.<br />

(© Michelle Hirnsberger<br />

Fotografie)<br />

„Mein Name ist Kerstin Erber, und ich<br />

habe im September 2020 bei der Gemeinde<br />

Reith bei Kitzbühel die Position der<br />

Koordinatorin für den Dorferneuerungsprozess<br />

übernommen. Da ich selbst in<br />

Reith bei Kitzbühel lebe, war diese Stelle<br />

für mich besonders interessant. Mein<br />

Antrieb für diese Position ist und war<br />

vor allem, aktiv und voller Elan an der<br />

Gestaltung unseres Dorfes mitzuwirken<br />

sowie nachhaltige Ideen und Entwicklungen<br />

anzustoßen. Von diesen Dingen werden<br />

auch die nachfolgenden Generationen<br />

noch profitieren können!<br />

Aus meiner Sicht war es wichtig und<br />

gut, eine gesonderte Position für diesen<br />

Bereich zu schaffen, da so Ressourcen<br />

und Wissen gebündelt werden und es<br />

jemanden gibt, der auch für Kleinigkeiten,<br />

neue Projekte etc. Zeit hat bzw. Verantwortung<br />

übernehmen kann. Bislang konnten<br />

so schon viele kleinere und größere<br />

Aktionen umgesetzt werden – weitere<br />

warten (auch aufgrund der Corona-Lage)<br />

noch in der Schublade darauf, endlich realisiert<br />

zu werden.<br />

Eine meiner ersten Maßnahmen war es,<br />

Reith bei Kitzbühel im Social-Media-<br />

Bereich neu bzw. besser aufzustellen.<br />

Meine Vision ist es, Reith als lebens-<br />

und liebenswertes Dorf zu positionieren<br />

– denn das ist Reith auch. Um das<br />

umzusetzen, wurde nicht nur ein Instagram-Account<br />

erstellt, sondern auch eine<br />

Facebook-Seite. Es freut mich ganz besonders,<br />

dass sich die Kanäle nach so kurzer<br />

Zeit schon sehr großer Beliebtheit unter<br />

den Reither*innen erfreuen.<br />

Weitere Aktionen, die wir bereits umsetzen<br />

konnten, war die Einführung von „Reither<br />

Gutscheinen“ für die Gemeinde, die<br />

Etablierung eines Fotowettbewerbs, durch<br />

welchen Fotos von Reith generiert werden,<br />

die dann auch auf den eigenen Kanälen<br />

und in der Reither Zeitung verwendet werden<br />

können, sowie die Neugestaltung der<br />

Reither Zeitung selbst, welche gerade voll<br />

im Gange ist.<br />

Immer mehr fällt mir auf, wie hoch das<br />

Potenzial in der Gemeinde Reith bei Kitzbühel<br />

ist. Ohne eine Dorfpolitik und Bevölkerung,<br />

die hinter so einem Prozess steht,<br />

könnten die meisten Projekte wohl kaum<br />

umgesetzt werden. Diese Einstellung in<br />

Reith finde ich großartig, und sie bildet –<br />

meiner Meinung nach –- das Fundament<br />

für eine positive Zukunft. Viel ist schon<br />

passiert, es gibt aber noch immer viel zu<br />

tun – für ein lebens- und liebenswertes<br />

Reith bei Kitzbühel. Ich freue mich darauf!“<br />

Die GHS feiert heuer ihr 70-jähriges Jubiläum.<br />

Wie hat sich das Unternehmen entwickelt?<br />

Mimm: Wir sind sehr stolz, auf<br />

ein gesundes mittelständisches Unternehmen<br />

mit vielen langjährigen Mitarbeiter*innen<br />

herangewachsen zu sein.<br />

Wallnöfer: Der Fokus des Siedlerbundes<br />

liegt seit jeher in Stetigkeit und Beständigkeit;<br />

wir können heute auf 70 Jahre Erfahrung<br />

zurückblicken und diese ganze Erfahrung<br />

für unsere Partner verwenden.<br />

Welche Aufgabe erfüllt die GHS für<br />

Gemeinden? Wallnöfer: Wir schaffen<br />

ein Zuhause für die Bürger*innen und<br />

unterstützen die Gemeinden bei kommunalen<br />

Bauten. Es ist uns wichtig, die<br />

Projekte nach den Vorgaben und Zielen<br />

der Gemeinden partnerschaftlich mit der<br />

Gemeinde zu entwickeln und für die Menschen<br />

zu realisieren.<br />

Entwickelt die GHS „nur“ Wohnprojekte?<br />

Mimm: Die Kernkompetenz ist zweifellos<br />

die Realisierung von Wohnprojekten.<br />

Um die Frage jedoch umfassend zu<br />

beantworten – nein, wir engagieren uns<br />

auch im Bereich betreutes und betreubares<br />

Wohnen und greifen den Gemeinden<br />

ganz generell bei der Realisierung von<br />

Kommunalbauten unter die Arme.<br />

Was sind aktuell die großen Herausforderungen<br />

für einen gemeinnützigen Bauträger?<br />

Wallnöfer: Die größte Herausforderung<br />

ist die Beschaffung von Grundstücken<br />

zu den vorgegebenen Preisen der Wohnbauförderung.<br />

Oft gelingt dies nur noch in<br />

Zusammenarbeit mit Umwidmungen oder<br />

sonstigen Raumordnungsbedürfnissen auf<br />

Verkäuferseite – in allen Fällen ist dabei die<br />

gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden<br />

vital, um nachfolgend auch mit vertrauensvollem<br />

Teamwork Projekte für die Gemeindebürger*innen<br />

realisieren zu können. Die<br />

nächste Hürde – aktuell sogar noch deutlich<br />

verschärft – sind die Baukosten, wenn trotz<br />

der geforderten hohen Qualitäts-Standards<br />

noch leistbares Wohnen möglich sein soll.<br />

Worin liegt der Unterschied zwischen<br />

der GHS und anderen Bauträgern? Mimm:<br />

Im Vergleich zu anderen Bauträgern sind<br />

wir kleiner, aber dadurch auch flexibler und<br />

schneller in der Entscheidungsfindung. Die<br />

Wege zum Ziel sind daher sehr kurz. Wir<br />

entscheiden uns auch ganz bewusst für<br />

Regionalität und versuchen – wann immer<br />

möglich – die Wertschöpfung mit unseren<br />

Partnern genau dort zu generieren.<br />

Wallnöfer: Die GHS ist genossenschaftlich<br />

organisiert. Sie gehört vielen tausenden<br />

Genossenschaftern gemeinsam. Daher<br />

ist die Gemeinwohlorientierung sehr stark<br />

ausgeprägt.<br />

Wie begegnet die GHS den wachsenden<br />

Anforderungen in der Kommunikation<br />

mit den Mieter*innen/Eigentümer*innen?<br />

Mimm: Das Herzstück ist das neue<br />

Kundenportal für unsere Mieter*innen und<br />

Eigentümer*innen. Es bietet einen hohen<br />

Kundennutzen und eine rasche Kommunikation<br />

mit den richtigen Ansprechpartner*innen.<br />

Unsere Mitarbeiter*innen sind<br />

sehr bemüht, mit diesen Anliegen kompetent<br />

und hilfsbereit umzugehen.<br />

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?<br />

Mimm: Ganz ehrlich? Grundstücke zu<br />

Konditionen, die auch in Zukunft leistbares<br />

Wohnen in Tirol möglich machen.<br />

Wallnöfer: Ich wünsche mir ein Umdenken<br />

im Land. Leistbares Wohnen für junge<br />

Menschen und junge Familien muss ein<br />

ganz zentrales Thema der Zukunftsentwicklung<br />

sein – dafür brauchen wir die<br />

rechtlichen Rahmenbedingungen ebenso<br />

wie ein Verständnis für ein größeres Ganzes,<br />

das über die Interessen des Einzelnen<br />

hinausgeht. Nur wer ein Zuhause hat,<br />

kann auch daheim sein.


108 tirol.modern und innovativ<br />

tirol.modern und innovativ<br />

109<br />

ZUM AUTOR<br />

MANUEL<br />

WESTREICHER<br />

Manuel Westreicher kann auf<br />

jahrelange Erfahrung in der<br />

Videoproduktion zurückgreifen<br />

und setzt vom Sportevent bis<br />

hin zum Livestream sämtliche<br />

Themen perfekt in Szene.<br />

Neben seiner Leidenschaft für<br />

das Bewegtbild ist er Obmann<br />

des SC Sparkasse Imst 1933.<br />

BILD:<br />

Seit 2004<br />

gehört die Kamera<br />

zu unseren täglichen<br />

Begleitern.<br />

(© Jessica Wallner)<br />

Wer heute aktiv, rasch und serviceorientiert<br />

kommunizieren will, kommt am<br />

Einsatz von Video- und TV-Dienstleistungen<br />

nicht vorbei. Dabei ist die einfache<br />

Zugänglichkeit und bedarfsgerechte Aufarbeitung<br />

von Themen und Abläufen auch<br />

auf Gemeindeebene besonders wichtig. So<br />

haben Gemeinden und Unternehmen eine<br />

Vielzahl an Aufgaben und damit verbundene<br />

Kommunikationsanliegen, die durch<br />

Videos am besten abgebildet werden können.<br />

Erlebnis.film, eine Initiative von Tiroler<br />

Pionieren im Bereich der Videoproduktion<br />

zusammen mit der GemNova, bietet<br />

zukünftig Gemeinden, Tourismusverbänden<br />

und Unternehmen umfassende Serviceleistungen<br />

im Bereich Bewegtbild an.<br />

Bewegte Bilder<br />

Videos sind optimale<br />

Kommunikationsformate<br />

mit<br />

niederschwelligem<br />

Zugang für alle.<br />

Angefangen bei<br />

Livestreams bis hin<br />

zu Imagefilmen und<br />

Luftaufnahmen, mit<br />

einer durchdachten<br />

Videokommunikation<br />

sichert man den<br />

Informationsfluss<br />

an die Gemeindebürger*innen sowie an<br />

Kund*innen. Komplexe oder mehrstufige<br />

Amtsabläufe lassen sich beispielsweise<br />

in Erklärvideos perfekt erfassen und sind<br />

für Interessent*innen – sei es die Einschreibung<br />

in den Kindergarten oder das<br />

Ansuchen um ein Bauvorhaben – jederzeit<br />

abrufbar.<br />

Kommunikation auf allen Kanälen<br />

In Zeiten der digitalen Übersättigung ist es<br />

nicht nur wichtig, dass Videos gut produziert<br />

sind, sie müssen im nächsten Schritt auch<br />

die richtigen Menschen im richtigen Moment<br />

erreichen. Um beides umzusetzen, braucht<br />

es eine ganzheitliche, strategische Videokommunikation.<br />

Dabei stehen Expert*innen<br />

BILD: Livestreams sind<br />

vor allem seit vorigem Jahr<br />

immer beliebter geworden.<br />

(© Michael Putzlocher)<br />

IN ZEITEN<br />

DER DIGITALEN<br />

ÜBERSÄTTIGUNG<br />

IST ES NICHT<br />

NUR WICHTIG,<br />

DASS VIDEOS<br />

GUT PRODUZIERT<br />

SIND, SIE MÜS-<br />

SEN IM NÄCHSTEN<br />

SCHRITT AUCH DIE<br />

RICHTIGEN MEN-<br />

SCHEN IM RICH-<br />

TIGEN MOMENT<br />

ERREICHEN.<br />

aus dem Marketing-Team bei der zielgruppenorientierten<br />

Ansprache in allen Onlineund<br />

Social-Media-Kanälen zur Verfügung.<br />

Ebenfalls werden Kund*innen bei der Distribution<br />

an internationale Fernsehstationen<br />

und Tourismusverbände unterstützt.<br />

Das Team von erlebnis.film<br />

Unter anderem dürfen wir – Manuel Westreicher<br />

und Bernhard Rangger – das Team<br />

von erlebnis.film unterstützen. Gerne stellen<br />

wir ab sofort unsere jahrelangen Erfahrungen<br />

im Bereich regionales Fernsehen<br />

und Videoproduktion den Tiroler Gemeinden,<br />

Tourismusverbänden und Unternehmen<br />

zur Verfügung. So dürfen wir beispielsweise<br />

bereits seit 2004 für die Regionen<br />

Ischgl, St. Anton und Seefeld lokale TV-Programme<br />

gestalten, sowie Film- und Multimediaproduktionen<br />

umsetzen. Ab sofort<br />

verwandelt erlebnis.film mit erfahrenen<br />

Videoproducer*innen und einem Netzwerk<br />

aus Moderator*innen, Models, Übersetzer*innen<br />

und Influencer*innen Informationen<br />

in spannende und interaktive Geschehnisse,<br />

die gern gesehen und geteilt werden.


110 tirol.modern und innovativ<br />

tirol.modern und innovativ<br />

111<br />

REGIONALE ZUKUNFT GESTALTEN<br />

DIGITALISIERUNG ALS CHANCE FÜR GEMEINDEN?<br />

Das INTERREG-Projekt „Smart Villages“ bereitet Gemeinden in ländlichen Räumen darauf vor, die<br />

Chancen der Digitalisierung zu erkennen und zu ihrem Vorteil zu nutzen. Dabei wird ein partizipativer<br />

Ansatz verfolgt. Das Konzept wurde jetzt erstmals im Pitztal getestet. Digitalisierung verändert<br />

unser Leben langfristig. Durch verbesserte digitale Infrastruktur und neue Möglichkeiten zur<br />

Vernetzung entstehen Potenziale – diese gilt es besonders für Gemeinden und ländliche Regionen<br />

zu nutzen. Neben technischen Innovationen und ressourcenschonenden nachhaltigen Ansätzen liegt<br />

der Fokus insbesondere auf der aktiven Einbindung der lokalen Bevölkerung.<br />

(© Standortagentur Tirol)<br />

Digitalisierung hilft, Innovationen<br />

voranzutreiben und den<br />

Standort Tirol somit nachhaltig<br />

zu stärken. Dabei ist es wichtig,<br />

neue Technologien an die<br />

spezifischen lokalen Herausforderungen,<br />

insbesondere im<br />

alpinen Raum, anzupassen. Mit<br />

dem EU-Projekt ‚Smart Villages‘<br />

konnten wir dies gemeinsam<br />

mit den Gemeinden und<br />

der GemNova erfolgreich testen<br />

und umsetzen.<br />

DR. MARCUS HOFER,<br />

GESCHÄFTSFÜHRER STANDORT-<br />

AGENTUR TIROL<br />

Was sind Smart Villages?<br />

Smart-Village-Initiativen werden durch<br />

Mitgestaltungsprozesse in Gemeinden<br />

und ländlichen Regionen entwickelt und<br />

bauen auf bestehenden lokalen Stärken<br />

auf. Sie beruhen immer auf einem<br />

partizipativen Ansatz, der die verschiedenen<br />

Interessengruppen innerhalb der<br />

Gemeinde mit einbezieht. Diese Initiativen<br />

richten sich nach den aktuellen, potenziellen<br />

und zukünftigen Bedürfnissen der<br />

Einwohner*innen. Das Ergebnis verbessert<br />

die Qualität bestehender und neuer<br />

Dienstleistungen mittels digitaler Technologien,<br />

Innovationen und einer besseren<br />

Nutzung von Wissen. Sie tragen zu einer<br />

Aufwertung der wirtschaftlichen, sozialen<br />

und ökologischen Bedingungen bei und<br />

erhöhen die Lebensqualität der örtlichen<br />

Bevölkerung. Der partizipative Prozess<br />

stellt sicher, dass erarbeitete Strategien<br />

oder Werkzeuge an die Bedürfnisse der<br />

Nutzer*innen angepasst sind, und erhöht<br />

auch die Akzeptanz und damit die Annahme<br />

der neuen „smarten“ Lösungen.<br />

Das Pitztal als Pilotregion<br />

In einem ersten Schritt war es wichtig,<br />

ein gemeinsames Verständnis für Digitalisierung<br />

im ländlichen Raum zu generieren.<br />

Dazu wurden Expert*innen aus unterschiedlichen<br />

Bereichen eingeladen, das<br />

Themenfeld mit Gemeindevertreter*innen<br />

„Die Gemeinden vom Pitztal<br />

arbeiten bereits über den<br />

Planungsverband Pitztal eng<br />

zusammen. Digitale Projekte<br />

eröffnen eine vertiefte und<br />

sinnstiftende Zusammenarbeit<br />

für die Talgemeinschaft mit<br />

Nutzen für die Bürger*innen.<br />

MICHAEL KIRCHMAIR,<br />

PROJEKTVERANTWORTLICHER<br />

GEMEINDEENTWICKLUNG BEI<br />

DER GEMNOVA<br />

zu diskutieren. Gemeinsam mit den vier<br />

Gemeinden Arzl, Wenns, Jerzens und St.<br />

Leonhard sowie regionalen Stakeholdern<br />

wurden relevante Herausforderungen definiert.<br />

Infolgedessen sind mehrere Projekte<br />

entstanden und wurden umgesetzt. Im<br />

Bereich der Mobilität wurden mit einer<br />

App eines Tiroler Start-ups Anreize für<br />

die Nutzung einer digitale Mitfahrbörse<br />

gesetzt. Für Hoteliers und Vermieter*innen<br />

gab es eigene Workshops, bei denen<br />

Stärken und Schwächen der Digitalisierung<br />

für Tourismusbetriebe identifiziert<br />

sowie Unterstützungsmöglichkeiten zum<br />

Thema KMU digital aufgezeigt wurden.<br />

Parallel dazu wurde in einem Strategieprozess<br />

ein gemeinsames digitales Leitbild<br />

für die Region erarbeitet. Dieses beinhaltet<br />

verschiedene Szenarien mit jeweils<br />

eigenen Leitsätzen und Projekten. Die<br />

Ergebnisse wurden durch Einzelinterviews<br />

erhoben und in gemeinsamen Workshops<br />

bearbeitet. Anschließend hat die GemNova<br />

diese Ergebnisse zum Leitbild nochmals<br />

auf Gemeindeebene konkretisiert.<br />

Gemeinsam mit den Bürgermeistern<br />

und IT-Verantwortlichen der Gemeinden<br />

wurden konkrete Maßnahmenpakete<br />

geschnürt, die in drei Arbeitsgruppen zu<br />

den Themen Infrastruktur, digitales Amt<br />

und Bürgerservices umgesetzt werden.<br />

(© Land Tirol)<br />

Durch das Projekt Smart Villages<br />

haben wir Bürgermeister<br />

des Pitztals gesehen, wie vielfältig<br />

die Digitalisierungsmöglichkeiten<br />

in den Gemeinden sind.<br />

Wir haben gezielt Arbeitsgruppen<br />

gebildet, damit die Ideen zu<br />

Bürgerservices, Infrastruktur und<br />

digitales Amt in konkrete Projekte<br />

überführt werden können.“<br />

BÜRGERMEISTER<br />

ELMAR HAID,<br />

ST. LEONHARD IM PITZTAL<br />

Über das Projekt<br />

Von 2018 bis <strong>2021</strong> wurde das Konzept<br />

„Smart Villages“ in den Bereichen Mobilität,<br />

Governance, Wirtschaft, Umwelt und<br />

Lebensqualität in elf ausgewählten alpinen<br />

Pilotregionen in ganz Europa getestet.<br />

Das Projekt wird im Rahmen des INTER-<br />

REG-Alpenraumprogrammes der EU gefördert.<br />

Die Projektpartnerin Standortagentur<br />

Tirol wurde im Rahmen des Projekts von<br />

der GemNova tatkräftig in der Umsetzung<br />

unterstützt. Durch die Zusammenarbeit<br />

konnten wertvolles Know-how gebündelt<br />

und Synergien genutzt werden. Das Konzept<br />

der Smart Villages wurde dabei an<br />

den alpinen Kontext angepasst, und es<br />

wurden gemeinsame übertragbare Instrumente<br />

und politische Empfehlungen<br />

entwickelt. Es gibt ein starkes Engagement<br />

innerhalb der EUSALP, die Arbeit<br />

am Thema Smart Villages fortzusetzen<br />

und das Konzept auch für andere Regionen<br />

individuell anzuwenden. So kann das<br />

digitale Know-how künftig auch weiteren<br />

Gemeinden zugänglich gemacht werden,<br />

können Zukunftschancen identifiziert und<br />

Potenziale genutzt werden.<br />

SMART<br />

VILLAGE<br />

Die Bürgermeister haben durch<br />

den Ankauf des bestehenden<br />

Glasfasernetzes die Voraussetzung<br />

für die Digitalisierung im<br />

Pitztal geschaffen. Durch den<br />

Netzausbau und die Entwicklung<br />

von Umsetzungsprojekten<br />

kann eine umfassende Digitalisierung<br />

im Pitztal schrittweise<br />

umgesetzt werden.<br />

ING. MARKUS<br />

MAURACHER, MSC,<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />

REGIONALMANAGEMENT<br />

IMST<br />

ZUR AUTORIN<br />

MAG. JULIA<br />

SCHARTING, PHD<br />

<strong>Juli</strong>a Scharting ist seit<br />

2014 in der Standortagentur<br />

Tirol als Projektmanagerin<br />

im Bereich regionale<br />

Standortentwicklung<br />

tätig. Als Geografin ist es<br />

ihre Passion, Neues in der<br />

Welt zu entdecken.<br />

Kontakt: julia.scharting@<br />

standort-tirol.at


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tirol.modern und innovativ<br />

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DER WEG<br />

ZUR FUSION –<br />

WIPPTALER GEMEINDEN GEBEN VOLLGAS<br />

Vor rund einem halben Jahr fand in den drei Wipptaler Gemeinden Matrei am Brenner,<br />

Mühlbachl und Pfons die Bürgerbefragung hinsichtlich der geplanten Fusion<br />

statt, die mit einem klaren „Ja“ endete. Nun, wieder rund ein halbes Jahr später, laufen<br />

die Vorbereitungen für die Fusion in ca. sechs Monaten per 1. Jänner 2022 auf<br />

Hochtouren. Bürgermeister Alexander Woerz aus Pfons, einer der Kandidaten auf<br />

den Bürgermeisterposten der fusionierten Gemeinde, erzählt in einem Interview von<br />

den umfangreichen Vorbereitungsarbeiten.<br />

BILD:<br />

Alexander Woerz,<br />

Bürgermeister<br />

von Pfons, hat<br />

mittlerweile große<br />

Fusionserfahrung.<br />

(© GemNova)<br />

GemNova: Wie wird sich die Fusion auf<br />

die Gemeindefinanzen auswirken?<br />

Alexander Woerz: „Pro 1.000 Einwohner*innen<br />

kann ein Ort mit ca. 1,1 bis 1,2 Millionen<br />

Euro an Einnahmen aus Ertragsanteilen<br />

und Körperschaftssteuern rechnen. Über<br />

den Daumen kommt die gleiche Summe<br />

noch einmal durch Abgaben, Förderungen<br />

und Subventionen dazu. Nur zehn<br />

bis 15 Prozent davon stehen für die freie<br />

Gestaltung zur Verfügung. Richtung Fusion<br />

gedacht ergeben sich eine Reihe von<br />

Synergien, die weitaus mehr Gelder für die<br />

freie Gestaltung ermöglichen und somit<br />

der Bevölkerung zugutekommen. Sind es<br />

aktuell etwa 250.000 bis 300.000 Euro,<br />

ergibt sich für die gemeinsame Zukunft<br />

eine Summe von etwa einer Million Euro<br />

für die freie Gestaltung. Das bringt viel die<br />

mehr Schlagkraft bei Investitionen und bessere<br />

Preise durch größere Baulose.“<br />

Was hat sich nach der Volksbefragung<br />

geändert?<br />

„Das gute Verhältnis zwischen den drei<br />

Bürgermeistern ist ein Eckpfeiler für den<br />

erfolgreichen Weg Richtung Fusion. Das<br />

Ergebnis der Volksbefragung war der<br />

Startschuss für eine noch engere Zusammenarbeit.<br />

Und wir sind auf einem sehr<br />

guten Weg.“<br />

Was bedeutet dies im Detail?<br />

„Die Verwaltungsmitarbeiter*innen<br />

der drei Gemeinden haben<br />

sich die künftigen Aufgaben in<br />

der fusionierten Gemeinde aufgeteilt.<br />

Konkret nach den jeweiligen<br />

Fähigkeiten. Nun gilt es,<br />

die Zusammenarbeit bis zur<br />

Zusammenlegung zu verfeinern.<br />

Ein wichtiger Termin ist<br />

dabei der Herbst, wenn die neuen<br />

Räumlichkeiten der Verwaltung<br />

bezogen werden. Gemeinsam<br />

haben wir mittlerweile auch einen<br />

neuen Bauhofleiter eingestellt. Parallel<br />

dazu haben wir in Pfons, dem Standort<br />

des Bauhofs, eine weitere Halle angemietet,<br />

um die Herausforderungen durch<br />

die größere fusionierte Gemeinde ab<br />

nächstem Jahr stemmen zu können.“<br />

Welche zusätzlichen Änderungen kommen<br />

auf die Gemeindeverwaltung zu?<br />

„Zwei Bürgermeister fallen nach der Fusion<br />

weg. Deren Kompetenzen wandern zu<br />

Spezialist*innen in der Verwaltung bzw.<br />

im Bauhof.“<br />

Wie laufen die Umstrukturierungen?<br />

„Alles ist auf Schiene. Wir sind sehr gut<br />

auf dem Weg. Das Land Tirol betreut uns<br />

wirklich sehr gut. Und auch die Unterstützung<br />

der GemNova, mit dem wichtigen<br />

Blick von außen, ohne den wir chancenlos<br />

wären, ist extrem hilfreich. Mittlerweile<br />

sind wir in der Phase des Aufbaus der<br />

endgültigen Strukturen und dem Verfeinern<br />

der neuen Abläufe.“<br />

Wie läuft der Übergang zur fusionierten<br />

Gemeinde ab?<br />

„Am 31. Dezember werden die drei aktuell<br />

amtierenden Bürgermeister außer Dienst<br />

gestellt. Dann übernimmt für vier Monate<br />

ein Verwalter den laufenden Betrieb. Verbände,<br />

an denen nur die drei Gemeinden<br />

Matrei am Brenner, Mühlbachl und Pfons<br />

beteiligt sind, etwa der Kindergarten- und<br />

Volksschulverband, werden in die fusionierte<br />

Gemeinde eingegliedert.“<br />

Wann hat dann die neue Gemeinde<br />

wieder einen Bürgermeister und einen<br />

neuen Gemeinderat?<br />

„Die Gemeinderatswahl muss dann ehest<br />

möglich ausgeschrieben werden. Ich rechne<br />

mit einem Wahltermin Ende März/<br />

Anfang April 2022. Da sich derzeit vier<br />

Kandidaten um den Bürgermeisterposten<br />

der fusionierten Gemeinde bewerben,<br />

ist standardmäßig 14 Tage später mit<br />

einer Stichwahl zu rechnen. Außer einer<br />

der Kandidaten schafft bereits im ersten<br />

Durchgang mehr als 50 Prozent der<br />

Stimmen. Nochmals 14 Tage später wird<br />

dann der neue Bürgermeister angelobt<br />

und der Gemeinderat konstituiert. Also<br />

voraussichtlich Anfang/Mitte Mai 2022.“<br />

AUTOR<br />

MANFRED SCHIECHTL


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IMPRESSUM: Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: GemNova Dienstleistungs GmbH | Adamgasse 7a, A-6020 Innsbruck, office@gemnova.at,<br />

+43 (0) 50 4711, www.gemnova.at, © <strong>2021</strong>. Herstellung und Druck: Alpina Druck GmbH, www.alpinadruck.com. Auflage: 11.500 Stück. Anzeigenverkauf:<br />

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Text:Quell, Innsbruck, www.text-quell.at. Redaktionsschluss: 11.06.<strong>2021</strong>. Mit „Entgeltliche Einschaltung“ gekennzeichnete Artikel sind bezahlte Informationen<br />

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