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Sommer

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Das große Kribbeln<br />

und Krabbeln am Bau<br />

Herausforderung Natur- und Artenschutz. Der Lebensraum streng geschützter Tiere darf in Österreich nur in<br />

Ausnahmefällen bebaut werden. Dabei kommen diese praktisch auf jedem großen Bauareal vor.<br />

Autor: Patrick Baldia<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

D<br />

as hatte sich Elon Musk wohl<br />

anders vorgestellt. Eigentlich<br />

sollte im neuen Tesla-Werk in<br />

Grünheide bei Berlin diesen Juli<br />

die Produktion aufgenommen werden. Dass<br />

nun nicht wie geplant die ersten E-Fahrzeuge<br />

vom Fließband rollen, liegt unter anderem auch<br />

an einem kleinen Reptil, das auf dem Areal der<br />

sogenannten Gigafactory lebt: Der streng geschützten<br />

Zauneidechse. Ende 2020 hatte das<br />

Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg<br />

(OVG) einer Beschwerde von zwei Umweltverbänden<br />

stattgegeben und die Rodung von<br />

Waldflächen auf Teilen der Baustelle untersagt.<br />

Dort sei der Lebensraum überwinternder Zauneidechsen,<br />

die die Rodungsmaßnahmen voraussichtlich<br />

nicht überleben würden, hieß es<br />

in der Entscheidung. Und auch die von Tesla<br />

durchgeführte Umsiedelung der Tiere sei „nicht<br />

geeignet, eine signifikante Erhöhung des Tötungsrisikos<br />

und damit einen Verstoß gegen<br />

das bundes- und europarechtliche Tötungsverbot<br />

auszuschließen“.<br />

Freilich liegt es nicht allein an Lacerta agilis<br />

oder der ebenfalls am Areal lebenden streng<br />

geschützten Schlingnatter (Cornella austriaca),<br />

dass der ursprüngliche Zeitplan des<br />

umtriebigen Unternehmers nicht eingehalten<br />

werden kann. Nach wie vor liegt nämlich die<br />

endgültige umweltrechtliche Genehmigung<br />

des Landes Brandenburg, und damit die Voraussetzung<br />

für den Produktionsstart, nicht<br />

vor, weshalb über einzelne vorläufige Zulassungen<br />

gebaut wird. Vor kurzem hat Tesla den<br />

ursprünglichen Bauantrag für die erste europäische<br />

E-Auto-Fabrik auch noch um ein Batteriewerk<br />

ergänzt, was weitere Verzögerungen<br />

nach sich zieht. Es zeigt aber insgesamt, wie<br />

Umwelt- und Naturschutzrecht, ebenso wie<br />

die Beteiligung von diversen Stakeholdern,<br />

beispielsweise Umweltschützer oder Bürgerinitiativen,<br />

Bauvorhaben in Deutschland<br />

erschweren und mitunter auch verhindern<br />

können.<br />

Wien: 700 geschützte Tierarten<br />

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in der Alpenrepublik.<br />

Hört man sich unter Bauträgern und<br />

Entwicklern um, so erschließt sich schnell der<br />

Eindruck, dass nahezu jeder Baugrund in Wien<br />

bereits bewohnt ist – von seltenen Insekten,<br />

Reptilien, Amphibien, Nagetieren oder Vögeln<br />

wohlgemerkt. Allein in Wien soll es um die 700<br />

geschützte Tierarten geben. Dazu zählen etwa<br />

Juchtenkäfer, Wanderkröte oder Feldhamster.<br />

Zu unverhoffter Prominenz hat es vor einigen<br />

Jahren ein gelb-brauner, mittelgroßer Nager,<br />

der in wiesenartigen Lebensräumen wie Weingärten,<br />

Trockenrasen oder Brachen – aber auch<br />

Flugfeldern oder Golfplätzen – anzutreffen ist,<br />

gebracht: Das Ziesel. Eine Kolonie der streng<br />

geschützten Tiere hat ein Wohnbauprojekt<br />

hinter dem Heeresspital in Stammersdorf nahe<br />

dem Marchfeldkanal jahrelang verzögert – und<br />

mehrere Millionen Mehrkosten verursacht.<br />

Die betreffenden Grundstücke in Floridsdorf<br />

wurden bereits 2008 von den beiden Bauträgern<br />

Kabelwerk und Donaucity erworben.<br />

2009 erfolgte die Umwidmung zu Baugrund.<br />

Auf dem 70.000 Quadratmeter großen Areal<br />

sollten rund 950 geförderte Wohnungen errichtet<br />

werden. Als die Pläne bekannt wurden,<br />

formierte sich rasch Widerstand und die „Interessensgemeinschaft<br />

Lebensqualität (IGL)<br />

Marchfeldkanal“ betrat die Bildfläche. Sie<br />

mauserte sich zur Beschützerin der rund 150<br />

Ziesel, die dort lebten. So mancher Kritiker sah<br />

dahinter auch andere Motive. ORF-Moderator<br />

Paul Tesarek stellte etwa 2012 in einem „Wien<br />

heute“-Bericht in den Raum, dass eine von der<br />

Bürgerinitiative geplante Mahnwache zum<br />

Schutz der Ziesel „vielleicht auch zum Schutz<br />

der eigenen Aussicht“ erfolgen könnte. Seitens<br />

der IGL-Marchfeldkanal war wiederum<br />

zu vernehmen, dass man „nicht grundsätzlich<br />

gegen die Verbauung freier Grundstücke“ sei,<br />

es komme aber immer auf das „Wie“ an.<br />

Ziesel-Steg für 70.000 Euro<br />

2012 gab die MA 22 grünes Licht für ein Projekt,<br />

das die Umsiedelung der Ziesel – sowie<br />

der ebenfalls auf dem Baugrund lebenden<br />

Feldhamster – auf Ausgleichsflächen zum Ziel<br />

hatte. Den Bauträgern wurde per Bescheid<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

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