Sommer
| Die Zukunft des Parkens Parken polarisiert.. - Coverinterview mit Dominik Wegmayer| | Zu Tisch mit Alexander Pongratz | | Exklusiv im Fokus-Interview: Christopher J. Rothschedl | | Die große BauTec-Umfrage zu ESG und EU-Taxonomie-Verordnung | | Kommentare u.a. von Stefan Wernhart, Regina M. Lettner, Andreas Gobiet, Clemens Hecht, Markus Mendel, Philipp Kaufmann, Alexander Bosak, Hannes Gerstmann, Bernd Riesland| | Themen im Fokus: Kreislaufwirtschaft | Nachhaltige Baustoffe | Was treibt die Preise? | Das große Krabbeln am Bau Mediation am Bau |
| Die Zukunft des Parkens Parken polarisiert.. - Coverinterview mit Dominik Wegmayer|
| Zu Tisch mit Alexander Pongratz |
| Exklusiv im Fokus-Interview: Christopher J. Rothschedl |
| Die große BauTec-Umfrage zu ESG und EU-Taxonomie-Verordnung |
| Kommentare u.a. von Stefan Wernhart, Regina M. Lettner, Andreas Gobiet, Clemens Hecht, Markus Mendel, Philipp Kaufmann, Alexander Bosak, Hannes Gerstmann, Bernd Riesland|
| Themen im Fokus: Kreislaufwirtschaft | Nachhaltige Baustoffe | Was treibt die Preise? | Das große Krabbeln am Bau Mediation am Bau |
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Das große Kribbeln<br />
und Krabbeln am Bau<br />
Herausforderung Natur- und Artenschutz. Der Lebensraum streng geschützter Tiere darf in Österreich nur in<br />
Ausnahmefällen bebaut werden. Dabei kommen diese praktisch auf jedem großen Bauareal vor.<br />
Autor: Patrick Baldia<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
D<br />
as hatte sich Elon Musk wohl<br />
anders vorgestellt. Eigentlich<br />
sollte im neuen Tesla-Werk in<br />
Grünheide bei Berlin diesen Juli<br />
die Produktion aufgenommen werden. Dass<br />
nun nicht wie geplant die ersten E-Fahrzeuge<br />
vom Fließband rollen, liegt unter anderem auch<br />
an einem kleinen Reptil, das auf dem Areal der<br />
sogenannten Gigafactory lebt: Der streng geschützten<br />
Zauneidechse. Ende 2020 hatte das<br />
Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg<br />
(OVG) einer Beschwerde von zwei Umweltverbänden<br />
stattgegeben und die Rodung von<br />
Waldflächen auf Teilen der Baustelle untersagt.<br />
Dort sei der Lebensraum überwinternder Zauneidechsen,<br />
die die Rodungsmaßnahmen voraussichtlich<br />
nicht überleben würden, hieß es<br />
in der Entscheidung. Und auch die von Tesla<br />
durchgeführte Umsiedelung der Tiere sei „nicht<br />
geeignet, eine signifikante Erhöhung des Tötungsrisikos<br />
und damit einen Verstoß gegen<br />
das bundes- und europarechtliche Tötungsverbot<br />
auszuschließen“.<br />
Freilich liegt es nicht allein an Lacerta agilis<br />
oder der ebenfalls am Areal lebenden streng<br />
geschützten Schlingnatter (Cornella austriaca),<br />
dass der ursprüngliche Zeitplan des<br />
umtriebigen Unternehmers nicht eingehalten<br />
werden kann. Nach wie vor liegt nämlich die<br />
endgültige umweltrechtliche Genehmigung<br />
des Landes Brandenburg, und damit die Voraussetzung<br />
für den Produktionsstart, nicht<br />
vor, weshalb über einzelne vorläufige Zulassungen<br />
gebaut wird. Vor kurzem hat Tesla den<br />
ursprünglichen Bauantrag für die erste europäische<br />
E-Auto-Fabrik auch noch um ein Batteriewerk<br />
ergänzt, was weitere Verzögerungen<br />
nach sich zieht. Es zeigt aber insgesamt, wie<br />
Umwelt- und Naturschutzrecht, ebenso wie<br />
die Beteiligung von diversen Stakeholdern,<br />
beispielsweise Umweltschützer oder Bürgerinitiativen,<br />
Bauvorhaben in Deutschland<br />
erschweren und mitunter auch verhindern<br />
können.<br />
Wien: 700 geschützte Tierarten<br />
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in der Alpenrepublik.<br />
Hört man sich unter Bauträgern und<br />
Entwicklern um, so erschließt sich schnell der<br />
Eindruck, dass nahezu jeder Baugrund in Wien<br />
bereits bewohnt ist – von seltenen Insekten,<br />
Reptilien, Amphibien, Nagetieren oder Vögeln<br />
wohlgemerkt. Allein in Wien soll es um die 700<br />
geschützte Tierarten geben. Dazu zählen etwa<br />
Juchtenkäfer, Wanderkröte oder Feldhamster.<br />
Zu unverhoffter Prominenz hat es vor einigen<br />
Jahren ein gelb-brauner, mittelgroßer Nager,<br />
der in wiesenartigen Lebensräumen wie Weingärten,<br />
Trockenrasen oder Brachen – aber auch<br />
Flugfeldern oder Golfplätzen – anzutreffen ist,<br />
gebracht: Das Ziesel. Eine Kolonie der streng<br />
geschützten Tiere hat ein Wohnbauprojekt<br />
hinter dem Heeresspital in Stammersdorf nahe<br />
dem Marchfeldkanal jahrelang verzögert – und<br />
mehrere Millionen Mehrkosten verursacht.<br />
Die betreffenden Grundstücke in Floridsdorf<br />
wurden bereits 2008 von den beiden Bauträgern<br />
Kabelwerk und Donaucity erworben.<br />
2009 erfolgte die Umwidmung zu Baugrund.<br />
Auf dem 70.000 Quadratmeter großen Areal<br />
sollten rund 950 geförderte Wohnungen errichtet<br />
werden. Als die Pläne bekannt wurden,<br />
formierte sich rasch Widerstand und die „Interessensgemeinschaft<br />
Lebensqualität (IGL)<br />
Marchfeldkanal“ betrat die Bildfläche. Sie<br />
mauserte sich zur Beschützerin der rund 150<br />
Ziesel, die dort lebten. So mancher Kritiker sah<br />
dahinter auch andere Motive. ORF-Moderator<br />
Paul Tesarek stellte etwa 2012 in einem „Wien<br />
heute“-Bericht in den Raum, dass eine von der<br />
Bürgerinitiative geplante Mahnwache zum<br />
Schutz der Ziesel „vielleicht auch zum Schutz<br />
der eigenen Aussicht“ erfolgen könnte. Seitens<br />
der IGL-Marchfeldkanal war wiederum<br />
zu vernehmen, dass man „nicht grundsätzlich<br />
gegen die Verbauung freier Grundstücke“ sei,<br />
es komme aber immer auf das „Wie“ an.<br />
Ziesel-Steg für 70.000 Euro<br />
2012 gab die MA 22 grünes Licht für ein Projekt,<br />
das die Umsiedelung der Ziesel – sowie<br />
der ebenfalls auf dem Baugrund lebenden<br />
Feldhamster – auf Ausgleichsflächen zum Ziel<br />
hatte. Den Bauträgern wurde per Bescheid<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
135