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Sommer

| Die Zukunft des Parkens Parken polarisiert.. - Coverinterview mit Dominik Wegmayer| | Zu Tisch mit Alexander Pongratz | | Exklusiv im Fokus-Interview: Christopher J. Rothschedl | | Die große BauTec-Umfrage zu ESG und EU-Taxonomie-Verordnung | | Kommentare u.a. von Stefan Wernhart, Regina M. Lettner, Andreas Gobiet, Clemens Hecht, Markus Mendel, Philipp Kaufmann, Alexander Bosak, Hannes Gerstmann, Bernd Riesland| | Themen im Fokus: Kreislaufwirtschaft | Nachhaltige Baustoffe | Was treibt die Preise? | Das große Krabbeln am Bau Mediation am Bau |

| Die Zukunft des Parkens Parken polarisiert.. - Coverinterview mit Dominik Wegmayer|
| Zu Tisch mit Alexander Pongratz |
| Exklusiv im Fokus-Interview: Christopher J. Rothschedl |
| Die große BauTec-Umfrage zu ESG und EU-Taxonomie-Verordnung |
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Die Zukunft<br />

des Parkens<br />

Dominik Wegmayer<br />

Wir leben Immobilien.<br />

Vermittlung | Verwaltung | Bewertung | Baumanagement<br />

ehl.at


BauTecFokus.Rubrik<br />

CARE Österreich<br />

CO2-neutral<br />

02 BauTecFokus


Worte füllen keine Corona-Hilfspakete.<br />

Ihre Spende schon. paket.care.at<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

03


BauTecFokus.Rubrik<br />

EXTRA CLEAN<br />

04 BauTecFokus


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<strong>Sommer</strong> 2021<br />

05


BauTecFokus.Rubrik<br />

12<br />

Bauen für die<br />

Zukunft<br />

Die Zukunft des<br />

56<br />

Parkens<br />

INTERVIEW MIT DOMINIK WEGMAYER<br />

INHALT<br />

SOMMER<br />

Rubriken<br />

Positionen & Meinungen<br />

08 VOM HERAUSGEBER<br />

09 EDITORIAL<br />

116 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />

146 BUCHTIPPS<br />

Unternehmen & Projekte<br />

12 BAUEN FÜR DIE ZUKUNFT<br />

24 KURZ UND BÜNDIG<br />

48 UMSTEIGER<br />

49 PROJEKT IM FOKUS<br />

50 TOP DEAL<br />

51 START-UP<br />

52 PROBLEMLÖSER<br />

53 AUFSTEIGER<br />

56 DIE ZUKUNFT DES PARKENS<br />

Coverinterview mit Dominik Wegmayer<br />

64 ZU TISCH MIT ...<br />

Alexander Pongratz<br />

72 ÜBER DEN TELLERRAND<br />

Blackout<br />

74 DA FÄHRT DIE EISENBAHN DRÜBER<br />

Interview mit Christopher J. Rothschedl<br />

78 WIE GEBÄUDE AUF MENSCHEN WIRKEN<br />

Kommentar von Hannes Gerstmann<br />

79 HÄLT DIE FASSADE? DENKEN SIE AN<br />

DEREN PFLEGE UND WARTUNG?<br />

Kommentar von Clemens Hecht<br />

80 IM DRUCK VON GEBÄUDEN LIEGT DIE<br />

ZUKUNFT DER BRANCHE<br />

Kommentar von Andreas Gobiet<br />

81 PARTNERING STRATEGY<br />

Kommentar von Philipp Kaufmann &<br />

Alexander Bosak<br />

82 ABRECHNUNG<br />

Kommentar von Philipp Kaufmann<br />

83 EIN GEWICHTIGES BUCH<br />

Kommentar von Harald Greger<br />

84 NACHHALTIGES BAUEN & WIRTSCHAFTEN<br />

Kommentar von Bernd Rießland<br />

85 SANIERTE BESTANDSIMMOBILIEN<br />

Kommentar von Stefan Wernhart<br />

86 VOX FEMINA<br />

Kommentar von Regina M. Lettner<br />

Fotos: Porr, Peri, EDGE Technologies GmbH<br />

06 BauTecFokus


104 Kreislaufwirtschaft:<br />

Abbruch und Verwertung<br />

64<br />

Zu Tisch mit ...<br />

Alexander Prongratz<br />

90 Roboter<br />

am Bau<br />

AUSGABE<br />

ImFokus<br />

90 ROBOTER AM BAU<br />

98 HOLZ KÖNNTE AUCH SPASS MACHEN<br />

Kommentar von Frank Brün<br />

99 DIE HÜRDEN ZUM HOLZOBJEKTBAU<br />

Kommentar von Andreas Kreutzer<br />

100 STADTERNEUERUNGSPREIS<br />

104 KREISLAUFWIRTSCHAFT<br />

112 NACHHALTIGE BAUSTOFFE<br />

117 TEURES PFLASTER<br />

118 BLOCKCHAIN IN DER BAUWIRTSCHAFT<br />

126 WAS TREIBT DIE PREISE?<br />

132 WEIN & IMMOBILIEN<br />

Kolumne von Lisa Grüner<br />

134 DAS GROSSE KRABBELN AM BAU<br />

138 MEDIATION AM BAU<br />

142 ILLMITZER GESPRÄCHE<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

07


Immer knapper,<br />

immer teurer!<br />

„Eines ist auch klar:<br />

Die Bauherren zahlen<br />

die Zeche.“<br />

H<br />

olz, Metall, Dämmstoffe, Aluminium,<br />

Kunststoffrohre – alles<br />

heiß begehrtes Baumaterial. So<br />

heiß begehrt, dass die Arbeit<br />

auf vielen Baustellen brachliegt. Gründe für den<br />

Baustoffmangel gibt es viele.<br />

COVID-19-bedingt wurden die Kapazitäten<br />

weltweit zurückgefahren und Lager abgebaut.<br />

Jetzt boomt China und kauft Stahl in<br />

großen Mengen auf – anstatt wie früher zu<br />

exportieren. Die Stahlblechpreise können ein<br />

Lied davon singen. Das hat zeitversetzt Auswirkungen<br />

auf die Profilpreise, Metalldecken,<br />

Zargen, Abhängezubehör und so weiter. Wie<br />

verwundbar die Bauindustrie ist, zeigt ein<br />

Blick auf die Flugwirtschaft. Neben deutlich<br />

erhöhten Rohölkosten bereitet nun auch die<br />

Komponente Styrol Kopfzerbrechen. Styrol<br />

ist ein Abfallprodukt der Kerosin-Erzeugung.<br />

Da deutlich weniger Kerosin benötigt wurde,<br />

gibt es auch deutlich weniger Styrol. Die<br />

Folge: Preiserhöhungen um bis zu 30<br />

Prozent. Von den verlängerten Lieferzeiten<br />

ganz zu schweigen. Der<br />

Trend zum Holzbau wiederum<br />

könnte vorbei sein, bevor er<br />

so richtig in Fahrt kommen<br />

konnte. Aufgrund von massivem<br />

Schädlingsbefall kanadischer<br />

Kieferwälder ging<br />

der Holzexport von Kanada<br />

Richtung Vereinigte Staaten<br />

mehr als deutlich zurück.<br />

Die USA holen sich – koste<br />

es, was es auch wolle – den<br />

begehrten Baustoff aus Europa<br />

und treiben den Preis um mehr als 30 Prozent<br />

nach oben, gleichzeitig verknappt sich der<br />

Markt in Europa merklich.<br />

Internationale Lieferketten gestört<br />

Dazu gesellen sich hohe Transportkosten.<br />

LKW-Staus durch Corona-bedingte Grenzkontrollen<br />

und überlastete Testcenter an den<br />

Grenzen, Engpässe bei Verpackungsmaterial<br />

und Paletten, Ausfälle beim Rohstoffeinkauf<br />

auf den internationalen Märkten oder fehlende<br />

Kapazitäten bei Seecontainern. Mit einem<br />

Durchschnittspreis von über 3.500 US-Dollar<br />

ist der Containertransport auf dem Spotmarkt<br />

aktuell viermal so teuer wie vor einem Jahr.<br />

Eines ist auch klar: Die Kleinen bleiben auf der<br />

Strecke. Die Großen und Liquiden, die sich<br />

rechtzeitig mit Material eindecken konnten<br />

(darf man hier vielleicht auch von Hamsterkäufen<br />

sprechen?), sind die Gewinner, die<br />

Kleinen die Verlierer und schlussendlich die<br />

Bauherren – die dürfen die Zeche zahlen.<br />

Michael Neubauer<br />

Herausgeber<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

08 BauTecFokus


Tendenz<br />

steigend<br />

„Informieren Sie sich<br />

über die Top-Themen der<br />

Baubranche bei der<br />

Lektüre der umfangreichen<br />

<strong>Sommer</strong>ausgabe.“<br />

D<br />

amit sind nicht die sommerlichen<br />

Temperaturen gemeint.<br />

Preisanstieg und Verknappung<br />

dominieren seit Monaten die<br />

Schlagzeilen: Holz, das in der letzten Zeit ganz<br />

im Sinne des nachhaltigen Bauens vermehrt<br />

eingesetzt und eingeplant wurde, ist so teuer<br />

wie schon lange nicht mehr. Wer kann, plant<br />

noch schnell um und ersetzt die Holzkonstruktion<br />

oder -fassade durch günstigere Alternativen.<br />

So man diese überhaupt noch findet, denn<br />

auch die anderen Baumaterialien haben sich<br />

signifikant verteuert. Darüber freut sich letztlich<br />

niemand. Je nach Vertrag erwischt die<br />

Teuerung die ausführende Baufirma oder<br />

letztlich den Bauherrn, der plötzlich um einiges<br />

mehr für sein Vorhaben berappen muss. So er<br />

seine Baustelle überhaupt weiterführen kann,<br />

da die Materialien immer knapper werden.<br />

Damit rückt neben dem Einsatz von nachhaltigen<br />

und österreichischen Baustoffen auch<br />

das Thema Kreislaufwirtschaft immer mehr in<br />

den Fokus.<br />

Nehmen, was da ist<br />

Material aus Abbruchobjekten gibt es<br />

genug, die Deponien sind voll. Recycling<br />

heißt das Zauberwort. Doch im Altbestand<br />

muss man erst analysieren, ob und<br />

wie viel man verwenden kann,<br />

denn sehr oft weiß man nicht,<br />

was da so alles verbaut ist. Urban<br />

Mining ist das nächste Schlagwort,<br />

das einem hier begegnet.<br />

Man soll herausholen, was<br />

brauchbar ist und hier ist tatsächlich<br />

so einiges an Material zu holen – wenn die<br />

Aufbereitung und Wiederverwertung nicht<br />

so aufwändig, zeit- und ressourcenintensiv<br />

wäre. Dennoch wird daran langfristig kein<br />

Weg vorbeiführen, ebenso wenig wie an einer<br />

geplanten Kreislaufwirtschaft, die aber erst<br />

beim Abbruch von jetzt gebauten Objekten<br />

so richtig in Schwung kommen wird. Denn<br />

jetzt wird immer mehr genau dokumentiert,<br />

was verbaut wird, vor allem beim Einsatz von<br />

BIM und bei der Erstellung eines digitalen<br />

Zwillings.<br />

Was definitiv weitergetrieben wird, ist die<br />

Digitalisierung: Wie der Einsatz von Apps,<br />

Readern und digitalen Zufahrtssystemen die<br />

Zukunft des Parkens beeinflussen, erzählt Dominik<br />

Wegmayer im Coverinterview. Roboter<br />

am Bau sollen den Fachkräftemangel beheben<br />

und Unfälle reduzieren und die Blockchain-<br />

Technologie rückt auch immer mehr in<br />

den Fokus.<br />

Viel Vergnügen beim Lesen!<br />

Herzlichst,<br />

Lisa Grüner<br />

Chefredakteurin<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

09


Unternehmen & Projekte<br />

49<br />

PROJEKT IM FOKUS<br />

Im bayerischen<br />

Aschheim wird ein<br />

neuer Schulcampus in<br />

Holzhybridbauweise<br />

und nach dem<br />

Effizienzhaus-Plus-<br />

Standard errichtet. Der<br />

Baustart ist für den<br />

Herbst 2022 geplant.<br />

Drees & <strong>Sommer</strong><br />

übernimmt die<br />

Projektsteuerung.<br />

12<br />

HOLZ IN PERFEKTION<br />

In der Bildstrecke zeigen wir, wie vielseitig<br />

das Naturprodukt Holz eingesetzt werden<br />

kann. Als neues Trendprodukt hat Holz einen<br />

bemerkenswerten Aufschwung erfahren, dem die<br />

explosiv steigenden Preise derzeit einen starken<br />

Dämpfer verpassen.<br />

48<br />

UMSTEIGER<br />

Sandra Bauernfeind wechselt nach mehr als 13<br />

Jahren bei der EHL Gruppe in die Geschäftsführung<br />

der Heimat Österreich und damit in die<br />

Bauträgerbranche. Sie ist Vorstandsmitglied<br />

des Österreichischen Verbands der<br />

Immobilienwirtschaft (ÖVI).<br />

Foto: Adobe Stock<br />

10 BauTecFokus


Der perfekte Einfall:<br />

Tageslicht unter flachen Dächern<br />

Von Grund auf Neu: Die neue<br />

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<strong>Sommer</strong> 2021<br />

11


Unternehmen & Projekte<br />

12 BauTecFokus


Für die<br />

Zukunft<br />

Holzboom. Rohstoffknappheit,<br />

Preissteigerungen und lange Lieferzeiten ändern<br />

wenig daran, dass der Holzbau boomt, denn<br />

„Kindergärten, Schulen, öffentliche Gebäude<br />

aus Holz, das ist ein Teil der Zukunft“, sagte<br />

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger<br />

anlässlich des Starts eines Förderprogramms<br />

mit 20 Millionen Euro aus Mitteln des Waldfonds.<br />

Welche Projekte schon jetzt als Holzbau oder<br />

Hybrid umgesetzt werden beziehungsweise<br />

wurden, lesen Sie in der folgenden Bildstrecke.<br />

Autor: Amelie Miller<br />

Foto: Hannes Buchinger<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

13


Unternehmen & Projekte<br />

ILSE WALLENTIN HAUS<br />

Das Seminargebäude der Universität für Bodenkultur<br />

Wien gilt als Pionierwerk, da es das erste<br />

Gebäude in Holzbauweise im Universitätsbereich<br />

ist. Insgesamt 1.000 Kubikmeter Holz wurden am<br />

Standort Peter-Jordan-Straße 82 im 19. Wiener<br />

Gemeindebezirk verbaut. Entstanden ist nach nur 14<br />

Monaten Bauzeit ein zweiter Wald: Das Niedrigstenergiehaus<br />

speichert rund 1.000 Tonnen CO 2<br />

. Die<br />

Planung übernahm eine Arbeitsgemeinschaft aus<br />

Delta und Swap Architekten. Ende März 2021 erhielt<br />

das Ilse Wallentin Haus den Green & Blue Building<br />

Award.<br />

Architekturbüro: Delta und Swap Architekten<br />

Bauherr/Entwickler: Bundesimmobiliengesellschaft<br />

(BIG)<br />

Standort: Wien, Österreich<br />

Bauzeit: 14 Monate<br />

www.big.at/projekte/ilse-wallentin-haus-boku<br />

Fotos: Hannes Buchinger<br />

14 BauTecFokus


HOLZ-CHALETS HANNERSBERG<br />

Chalets in Vollholzbauweise. Dass das möglich ist,<br />

und zwar in nur drei Monaten, hat das Familienunternehmen<br />

Handler Bau in Hannersberg unter<br />

Beweis gestellt. Das Holz für die 35 Chalets stammt<br />

ausschließlich aus Österreich, die Fertigung erfolgte<br />

quasi in der Nachbarschaft. Denn die Holzteile<br />

wurden in der Produktionshalle von Handler Bau im<br />

burgenländischen Neutal in modularer Bauweise<br />

hergestellt. Gestaltet wurde das Chaletdorf von Architekt<br />

Martin Schwartz. Rund die Hälfte der Kosten<br />

für die neu zu gründende GmbH – 500.000 Euro<br />

– konnten durch ein Investment von Leo Hillinger im<br />

Zuge einer Präsentation bei „2 Minuten, 2 Millionen“<br />

auf Puls 4 gedeckt werden.<br />

Architekturbüro: schwartz architekt<br />

Bauherr/Entwickler: Handler Bau<br />

Standort: Hannersberg, Burgenland, Österreich<br />

Bauzeit: ca. drei Monate<br />

www.chaletdorf-hannersberg.at<br />

Fotos: HANDLER Bau<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

15


Unternehmen & Projekte<br />

EDGE SÜDKREUZ BERLIN<br />

Ein Beispiel für ein Büroensemble errichtet als<br />

Holzhybrid ist das Edge auf einem rund 10.100<br />

Quadratmeter großen Grundstück am Berliner Bahnhof<br />

Südkreuz. Verantwortlich für die Errichtung der<br />

neuen Zentrale für den Energiekonzern Vattenfall ist<br />

eine ARGE aus drei Unternehmen: CREE Deutschland,<br />

Rhomberg und Zech Bau. Die Nachhaltigkeit<br />

des Projekts soll die neue Firmenstrategie des<br />

Energiekonzerns symbolisieren. Das Ensemble besteht<br />

aus zwei freistehenden Gebäuden, wobei das<br />

überdachte Atrium mit viel Tageslicht in einem der<br />

Gebäude ein klarer Mittelpunkt ist. Bis zu 15 Meter<br />

hohe baumartige Plattformen sind mit Treppenkonstruktionen<br />

untereinander und ebenso mit angrenzenden<br />

Geschossen verbunden. Die Montage der<br />

CREE-Systemelemente wurde innerhalb von neun<br />

Monaten abgeschlossen. Das Gebäude soll noch in<br />

diesem Jahr fertiggestellt werden.<br />

Architekturbüro: Tchoban Voss Architekten &<br />

granz + zecher architekten<br />

Bauherr: CREE Buildings, Rhomberg und Zech Bau<br />

Standort: Berlin, Deutschland<br />

Geplante Bauzeit: 2016 bis 2021<br />

www.edge.tech.de<br />

Fotos: EDGE Technologies GmbH<br />

16 BauTecFokus


<strong>Sommer</strong> 2021<br />

17


Unternehmen & Projekte<br />

Fotos: Schreiner Kastler (Visualisierungen)<br />

ARE HOLZBAU WILDGARTEN<br />

Mitten im Wildgarten im 12. Wiener Gemeindebezirk<br />

auf dem Bauplatz 7 errichtet die ARE Austrian<br />

Real Estate zehn Wohnhäuser in nachhaltiger<br />

Holzbauweise. Dabei werden die Außenwände<br />

überwiegend in Holzriegelbauweise mit einer naturbelassenen<br />

Fassade aus sibirischer Lärche errichtet.<br />

In den Innenräumen kommt jedoch die heimische<br />

Fichte zum Einsatz: Die Decken in den Wohnräumen<br />

und vereinzelte Wände aus Brettsperrholz werden<br />

sichtbar belassen. Auch die Liftschächte werden<br />

aus Holz errichtet. Nur die Stiegenhäuser und Keller<br />

werden in Massivbauweise errichtet. Der überwiegende<br />

Teil des verwendeten Holzes stammt aus<br />

nachhaltiger Forstwirtschaft.<br />

Architekturbüro: sps architekten zt<br />

Bauherr: ARE Austrian Real Estate<br />

Standort: Wien, Österreich<br />

Geplante Fertigstellung: Herbst 2021<br />

www.wildgarten.wien<br />

18 BauTecFokus


HOLZ-CARRÉ M40<br />

Das Holz-Carré M40 ist der erste Bauteil des<br />

klimafreundlichen Quartiers Die Macherei Berlin-<br />

Kreuzberg auf dem Areal des ehemaligen Postscheckamts<br />

am Halleschen Ufer im Berliner Bezirk<br />

Friedrichshain-Kreuzberg. Insgesamt ist Die Macherei<br />

Berlin-Kreuzberg in drei Gebäudekomplexe aufgeteilt.<br />

So entstehen zusätzlich das M60 – Das Zero<br />

CO 2<br />

-Haus, ein klimaneutrales und zugleich urbanes<br />

Bürohaus, und das Wohnhaus M55 – Urban Living mit<br />

78 Wohnungen. Der dritte und letzte Bauabschnitt<br />

besteht aus dem 90-Meter-Turm, der unter dem<br />

Namen M50 – Der Design Tower, ein ökologisches<br />

Refurbishment erfährt. Das Besondere am Holz-Carré<br />

M40 ist, dass es mit einer Bruttogeschossfläche von<br />

27.800 Quadratmetern in Holz-Hybrid-Bauweise<br />

errichtet wird.<br />

Architekturbüro: Robertneun Architekten &<br />

Sauerbruch Hutton<br />

Bauherr/Entwickler: Art Invest Real Estate<br />

Standort: Berlin, Deutschland<br />

Geplante Bauzeit für das Gesamtprojekt: März<br />

2021 bis Ende 2023/Anfang 2024<br />

www.die-macherei-kreuzberg.de<br />

Fotos: Art Invest Real Estate<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

19


Unternehmen & Projekte<br />

i8 – iCAMPUS AM WERKSVIERTEL<br />

Am Rande des Münchner Werksviertel ist an der August-Everding-Straße ein rund 20.000<br />

Quadratmeter großes Holz-Hybrid-Gebäude als südöstliches Tor zum „iCampus im<br />

Werksviertel“ geplant. Das Bürogebäude i8 soll mit seiner Fertigstellung eine Vielzahl von<br />

flexiblen Räumen bieten, die an die verschiedenen Anforderungen der Benutzer angepasst<br />

werden können. Der Entwurf für die Immobilie stammt aus der Feder von C.F. Møller,<br />

eines der renommiertesten und größten dänischen Architekturbüros, das im Jahr 1924<br />

gegründet wurde und sich unter anderem auf Gebäude mit Holztragwerken spezialisiert<br />

hat. So kommt auch hier Holz zum Einsatz: Eine hybride Holzbauweise kombiniert mit einer<br />

Fassade aus recyceltem eloxierten Aluminium in Grün soll die Nachhaltigkeit des Gebäudes<br />

hervorheben. Für diese sorgen im Inneren unter anderem ein außen liegender Sonnenschutz<br />

und eine natürliche Lüftung.<br />

Architekturbüro: C.F. Møller Architects<br />

Bauherr/Entwickler: R&S Immobilienmanagement<br />

Standort: München, Deutschland<br />

Geplante Bauzeit: 2023 bis 2024<br />

www.icampus-muenchen.de<br />

20 BauTecFokus


Fotos: C.F. Møller Architects<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

21


Unternehmen & Projekte<br />

HOTEL ALPSTADT<br />

In zentraler Lage in Bludenz errichtet Kaufmann<br />

Zwei als Totalunternehmer ein multifunktionales Hotel<br />

mit einer Bruttogeschossfläche von rund 3.000<br />

Quadratmetern und 65 Hotelzimmern inklusive<br />

einem Penthouse. Dabei werden das Untergeschoss<br />

und teilweise das Erdgeschoss in Massivbauweise,<br />

die sechs oberen Zimmergeschosse in nachhaltiger<br />

Holzmodulbauweise errichtet. Die schlüsselfertige<br />

Modulproduktion erfolgt in der Kaufmann Zimmerei<br />

& Tischlerei in Reuthe, sodass die Montage der<br />

Holzmodule für die Hotelzimmer innerhalb von drei<br />

Tagen erfolgen kann.<br />

Architekturbüro: Kaufmann Zwei<br />

Bauherr: Wilfinger Immo<br />

Standort: Bludenz, Vorarlberg, Österreich<br />

Geplante Bauzeit: Neun Monate<br />

www.kaufmannzwei.at<br />

Fotos: Kaufmann Zwei<br />

22 BauTecFokus


WOHNBAU IN SCHRUNS<br />

Im Auweg in Schruns kam 2020 der revolutionär<br />

neue Ansatz für Bauen und Wohnen von purelivin<br />

zum Einsatz. Seriell vorgefertigte, komplett<br />

ausgebaute Raummodule aus Massivholz wurden<br />

hier nach dem Prinzip „Plug & Play“ zu multifunktionalen<br />

Wohngebäuden kombiniert. Das Ergebnis: 15<br />

Mietwohnungen, die jede für sich durch den Einsatz<br />

von Holz rund 25 Tonnen CO 2<br />

speichert. Rund<br />

370 Kubikmeter Holz wurden hier verbaut. Auf die<br />

Baustelle geliefert wurden die 36 Module von der<br />

Modul-Fabrik in Kalwang und konnten vor Ort in nur<br />

drei Tagen nach dem Plug & Play Prinzip mit Hilfe<br />

eines 220-Tonnen-Mobilkrans montiert werden.<br />

Fotos: purelivin/ZIMA<br />

Architekturbüro: Johannes Kaufmann<br />

Bauherr: Alpenländische<br />

Generalunternehmer: purelivin & Dobler Hochbau<br />

Standort: Schruns, Vorarlberg, Österreich<br />

Bauzeit: August 2020 bis November 2020<br />

www.purelivin.net<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

23


Unternehmen & Projekte<br />

Organischer Wachstumskurs<br />

Investition<br />

Der Kunststoffrohr-Spezialist Poloplast<br />

konnte 2020 einen Rekordumsatz von<br />

100 Millionen Euro verzeichnen. Jetzt soll<br />

bis 2025 mit rund 40 Millionen Euro der<br />

Standort Leonding ausgebaut werden – je<br />

nach Konjunkturentwicklung. Bereits von<br />

2016 bis 2020 wurden 46 Millionen Euro in<br />

den Standort investiert. Zudem richtet der<br />

oberösterreichische Kunststoffspezialist die<br />

internationale Strategie für hochwertige<br />

Abfluss- und Kanalrohrsysteme neu aus. Damit<br />

entstehen rund 60 neue Arbeitsplätze.<br />

Erklärtes Ziel sei es, so CEO Wolfgang Lux,<br />

bis 2025 einen Umsatz von rund 130 Millionen<br />

Euro zu erreichen. Erreicht werden soll<br />

die Umsatzsteigerung durch eine verstärkte<br />

Ausrichtung auf die Hauptmärkte Österreich,<br />

Deutschland, Frankreich, Italien und<br />

Skandinavien sowie durch eine Neupositionierung<br />

mit hochwertigen Produkten. Diese<br />

waren zuletzt besonders nachgefragt.<br />

Bosch-Gruppe 2020<br />

Durchwachsen<br />

Die Bosch-Gruppe erwirtschaftete in Österreich<br />

im Geschäftsjahr 2020 insgesamt<br />

einen Umsatz von 1,23 Milliarden Euro. Das<br />

entspricht einem Minus von 12 Prozent im<br />

Vergleich zum Vorjahr. Dabei entwickelten<br />

sich die Sparten der Bosch-Gruppe sehr unterschiedlich:<br />

Während die Heizungssparte<br />

unter dem Vorjahr lag, konnte das Geschäft<br />

mit Haushaltsgeräten und Elektrowerkzeugen<br />

ein deutliches Plus verzeichnen. Somit<br />

verzeichnete die BSH 2020 einen Rekordumsatz.<br />

Der Unternehmensbereich Mobility<br />

Solutions entwickelte sich besser als der<br />

Markt, angesichts der rückläufigen Automobilproduktion<br />

lag der Umsatz jedoch unter<br />

dem Vorjahreswert. Eine Ausnahme bildete<br />

dabei das Geschäft mit Technik für eBikes.<br />

Österreichische Bautechnik Vereinigung (ÖBV) bringt Leitfaden<br />

Initiative wegen Materialmangel<br />

Was längst bekannt ist, bedarf nun einer<br />

Gegenmaßnahme. Ob Stahl, Holz, Kupfer oder<br />

andere Rohstoffe: Auf den österreichischen<br />

Baustellen werden derzeit fast alle Baumaterialien<br />

knapp – und auch teuer. Jetzt hat die<br />

Österreichische Bautechnik Vereinigung eine<br />

Initiative gestartet, um als Auftraggeber und<br />

Auftragnehmer gemeinsam gegen diese Entwicklung<br />

anzukämpfen. Bei dem neuen ÖBV-<br />

Leitfaden handelt es sich um eine Empfehlung<br />

eines paritätisch aus Auftraggebern (ÖBB,<br />

Asfinag, Wiener Linien und BIG) und Auftragnehmern<br />

(Strabag, Porr, Swietelsky, Habau)<br />

besetzten Arbeitskreises. Der Leitfaden gliedert<br />

sich in vier Bereiche, wobei unterschieden<br />

wird in bereits bestehende Verträge und<br />

zukünftige Ausschreibungen, jeweils damit<br />

verbunden die Themen Preisveränderungen<br />

sowie Lieferengpässe/Lieferausfälle. Der Anwendungszeitraum<br />

für die Empfehlungen im<br />

Leitfaden ist mit derzeit 1. Jänner – 30. September<br />

2021 zeitlich begrenzt.<br />

People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />

Um den Anforderungen des dynamisch wachsenden<br />

Heizungsmarktes noch besser gewachsen zu sein, sind<br />

Roman Seitweger und Stefan Gubi zukünftig gemeinsam für<br />

die Leitung der gesamten Windhager Gruppe verantwortlich.<br />

Mit Anfang September übernimmt<br />

die gelernte Betriebswirtin<br />

Barbara Bernsteiner die<br />

Geschäftsführung bei Quester.<br />

News Ticker<br />

Jubiläum: Vasko+Partner feiert COVID-bedingt 2021 ohne Gäste sein 45-jähriges Bestehen.<br />

Umsatzplus: Der Markt für vorgedämmte Versorgungsleitungen wuchs in Österreich im Jahr 2020 um nahezu sechs Prozent<br />

auf 33 Millionen Euro.<br />

Fotos: Keba Veigl, Felbmayr Holding, Scott Bufkin, Vaillant, Doka, Tony Gigov, Franz Neumayr, Quester, Pixabay, Adobe Stock<br />

24 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte<br />

40 Millionen Euro für den Produktionsausbau<br />

Doka investiert<br />

Sie ist eine der größten Investitionen des Schalungsunternehmens<br />

Doka: Die neue Pulverbeschichtungsanlage in<br />

St. Martin, unmittelbar in der Nähe des eigenen Headquarters<br />

in Amstetten. Sie zählt europaweit zu den modernsten<br />

Anlagen auf ihrem Gebiet und ging Anfang Juni in Betrieb.<br />

Die hochautomatisierte Anlage ist Teil eines mehrere Etappen<br />

umfassenden Produktionsausbaus in St. Martin mit<br />

einem Investitionsvolumen von insgesamt 40 Millionen<br />

Euro. Und sie bringt viele Neuerungen: Ab sofort können<br />

auch die Großelemente der Framax Produktfamilie pulverbeschichtet<br />

werden. Des Weiteren ist es nun möglich,<br />

auch Kleinserien rasch und wirtschaftlich zu produzieren.<br />

Die neue Pulverbeschichtungsanlage bringt zudem Farbe<br />

ins Spiel. So können die Rahmenelemente je nach individuellem<br />

Kundenwunsch, zum Beispiel in der Farbe des<br />

jeweiligen Firmenlogos, eingefärbt werden. Derzeit wird<br />

die Anlage im Ein-Schicht-Betrieb hochgefahren. Geplant<br />

ist, die Kapazitäten auch für Lohnfertigung zur Verfügung<br />

zu stellen. Erste Gespräche mit potenziellen Partnern<br />

laufen bereits.<br />

Overtec nutzt die Krise<br />

Expansion nach München<br />

Die Pandemie genutzt hat der Experte für Fertigteilprodukte<br />

für die Bauindustrie Overtec und einen Standort in München<br />

eröffnet sowie den Umsatz durch Wohnbauprojekte in Berlin,<br />

Düsseldorf und Frankfurt verfünffacht. Für Overtec-Eigentümer<br />

Sebastian Hilscher sind vor allem der steigende Bedarf<br />

nach Wohnraum sowie der zunehmende Kostendruck im Bau<br />

Grund genug gewesen, die Expansion zu beschleunigen – und<br />

das trotz COVID-19. Das familiengeführte Unternehmen produziert<br />

seit über 35 Jahren in Wien, Attnang-Puchheim und<br />

München Fertigteilprodukte für die Bauindustrie. Das Portfolio<br />

umfasst die Bereiche Attika, Brüstungen, Flachdachabschlüsse<br />

und Schachtelemente.<br />

Maco verzeichnet Rekordumsatz<br />

Investitionspläne<br />

Mit 311 Millionen Euro erzielte der Weltmarktführer für<br />

Fenster-, Tür- und Großflächenbeschläge Maco den höchsten<br />

Umsatz in der Firmengeschichte. 2021 will das Unternehmen bis<br />

zu 25 Millionen investieren – unter anderem in technische Anlagen.<br />

Aufbauend auf dem erfolgreichen Jahr 2020 sind die Pläne<br />

für 2021 ehrgeizig. Michael Weigand, Geschäftsführer Vertrieb<br />

& Marketing der Maco-Gruppe, über die Ziele: „Wir planen für<br />

das aktuelle Jahr mit einem zweistelligen Umsatzplus. Aber fast<br />

noch wichtiger, wir werden mehr als 25 Millionen Euro vollständig<br />

aus dem Cash-Flow investieren.“ Darüber hinaus werden<br />

zusätzliche Mitarbeiter eingestellt.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

25


Unternehmen & Projekte<br />

Abwasserwärme richtig genutzt<br />

Förderprogramm<br />

Erstmals fördert der Klima- und Energiefonds die klimafreundliche<br />

Energiegewinnung aus dem öffentlichen<br />

Kanalnetz. Die Wärmeenergie aus der Warmwasserproduktion<br />

fließt in Österreich größtenteils ungenutzt in den<br />

Kanal. Das soll sich nun ändern: Mit dem Programm „Energie<br />

aus Abwasser“ fördert der Klima- und Energiefonds<br />

erstmals in Österreich die Gewinnung von thermischer<br />

Energie aus Abwasser. Dafür steht ein Budget von einer Million<br />

Euro, dotiert aus Mitteln des Bundesministeriums für<br />

Klimaschutz (BMK), zur Verfügung. Mittels Wärmetauscher<br />

wird dem Abwasser Wärmeenergie entzogen und mit Wärmepumpen<br />

auf das benötigte Temperaturniveau gebracht.<br />

Damit können etwa umliegende Abnehmer direkt mit<br />

Wärme versorgt oder die Wärmeenergie in das Fernwärmenetz<br />

eingespeist werden. Ziel des Förderprogramms ist<br />

es, einerseits Machbarkeitsstudien und Potentialstudien zu<br />

beauftragen und andererseits jene Projekte, die die Energie<br />

aus dem Abwasser nutzen, zu fördern. Die Ausschreibung<br />

ist bis 28. Februar 2022 um 12:00 Uhr mit zwei Auswahlrunden<br />

geöffnet.<br />

Kaldewei unterzeichnet SBTi<br />

Klimaneutralität<br />

Kaldewei hat als erstes Unternehmen der Sanitär-Branche<br />

die Science Based Target Initiative (SBTi) unterzeichnet. Der<br />

führende internationale Hersteller von hochwertigen Sanitäranlagen<br />

schließt sich damit einer Initiative an, die es sich zur<br />

Aufgabe macht, die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens<br />

durch konkrete Maßnahmendefinition zu erreichen. Konkret<br />

ist die SBTi ein Bündnis aus globalen Non Profit Organisationen<br />

wie UNGC, CDP, WWF und WRI. Das Bündnis ist angetreten, um<br />

wissenschaftlich fundierte Ziele (SBT) zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen<br />

zu einem Standard unternehmerischen<br />

Handelns werden zu lassen. Ziel ist es, die weltweiten Emissionen<br />

bis 2030 so zu reduzieren.<br />

Über 250.000 E-Ladeboxen verkauft<br />

Ladelösungen<br />

Anfang 2021 hat das Linzer Unternehmen Keba einen wichtigen<br />

Meilenstein erreicht. Über 250.000 Wallboxen wurden<br />

verkauft. Damit entwickelt sich das Unternehmen zu einem der<br />

größten Hersteller für Ladelösungen für Hybrid- und Elektrofahrzeuge.<br />

„Mit der Herstellung von intelligenten und langlebigen<br />

Ladestationen ist Keba der Experte in einer prosperierenden<br />

Branche“, freut sich Christoph Knogler, CEO Keba Energy Automation.<br />

Im Geschäftsfeld Energy Automation hat sich der österreichischen<br />

Automatisierungsexperten Keba auf Ladestationen<br />

und Heizungssteuerung spezialisiert. Die gesamte Elektronikentwicklung<br />

und -fertigung findet am Linzer Standort statt.<br />

26 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte<br />

Niedrigstes Niveau seit zehn Jahren<br />

Pelletpreis<br />

Mit einem durchschnittlichen Wert von<br />

21,9 Cent pro Kilogramm liegt der Pelletpreis<br />

heuer erstmals seit dem Jahr 2010 unter<br />

dem Wert von 22 Cent pro Kilogramm. Im<br />

langjährigen Vergleich mit den Öl- und Gaspreisen<br />

wird deutlich, dass Pellets wesentlich<br />

kostengünstiger sind und auch viel geringere<br />

Preisschwankungen aufweisen. „Pelletpreise<br />

sind bei den Einlagerungsaktionen im Frühjahr<br />

immer am günstigsten. Dass die Preise<br />

heuer besonders niedrig sind, liegt daran,<br />

dass derzeit die Pelletproduktion nicht nur in<br />

Österreich, sondern auch in Deutschland auf<br />

einem Rekordniveau läuft. Wer die Einlagerungsaktionen<br />

jetzt nutzt, kann den gesamten<br />

Energiebedarf der kommenden Heizsaison<br />

bereits jetzt zu besten Konditionen im eigenen<br />

Keller speichern“, erklärt Christian Rakos,<br />

Geschäftsführer von proPellets Austria. Pelletpreise<br />

werden von proPellets Austria seit<br />

2006 monatlich erhoben. Mehr als 70 Prozent<br />

der gehandelten Pelletmenge wird bei dieser<br />

Preiserhebung bei über 50 Pellethändlern erfasst,<br />

die damit einen zuverlässigen Indikator<br />

für die Entwicklung der Marktpreise darstellt.<br />

Auch für das abgelaufene Geschäftsjahr fließt erneut keine Dividende<br />

COVID-19 sorgt für Delle in der Porr-Bilanz<br />

„2020 hat mit einem guten Auftragsbestand<br />

im Jänner und Februar begonnen, dann folgte<br />

die Ernüchterung im März“, so CEO Karl-Heinz<br />

Strauss anlässlich der Online-Bilanzpressekonferenz<br />

für das vergangene Geschäftsjahr.<br />

Die Pandemie habe jedenfalls „überraschend<br />

und mit voller Wucht die Welt der Porr heimgesucht“.<br />

Die Folge: Eine Delle in der Bilanz<br />

beziehungsweise ein Verlust von 42 Millionen<br />

Euro – im Übrigen nach einem Gewinn von<br />

27,8 Millionen Euro im Jahr davor. Aber auch<br />

Neubewertungen von Projekten hätten in<br />

diesem Zusammenhang eine Rolle gespielt.<br />

Nichtsdestotrotz konnte der Auftragsbestand<br />

auf den historischen Höchstwert von 7,067<br />

Milliarden Euro erhöht werden. Nachdem<br />

bereits 2019 keine Dividende an die Porr Aktionäre<br />

ausgeschüttet wurde, werden diese auch<br />

heuer leer ausgehen. Zu den drei großen Themen,<br />

die die Porr derzeit beschäftigen, zählt<br />

der CEO die Ermittlungen der Bundeswettbewerbsbehörde<br />

(BWB) wegen des Verdachts<br />

von Preisabsprachen bei Projektvergaben.<br />

Strauss räumte ein, dass Absprachen getroffen<br />

wurden und man einen Brief der BWB erhalten<br />

habe, in dem diese mitteilt, dass sie deshalb<br />

gegen Firmen der Porr einen Antrag an das<br />

Kartellgericht gestellt hat, um eine Geldbuße<br />

zu verhängen. Strauss hielt aber auch fest, dass<br />

die Porr seit Bekanntwerden der Vorwürfe mit<br />

der BWB kooperiert und darüber hinaus sich<br />

auch – als Reaktion – einschlägig zertifizieren<br />

habe lassen. Weiters berichtete Strauss von<br />

zwei Vertragsauflösungen.<br />

Mineralwolle verzeichnet Minus<br />

Umsatzrückgang<br />

Laut aktuellem Branchenradar „Dämmstoffe<br />

in Österreich“ ist im Jahr 2020 bei<br />

nahezu allen Dämmstoffarten ein sinkender<br />

Bedarf zu spüren. So ging die Nachfrage um<br />

3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück.<br />

Nur aufgrund steigender Preise hielt sich der<br />

Umsatzrückgang in Grenzen. Die Herstellererlöse<br />

sanken um ein Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahr auf 317,6 Millionen Euro. Absatzrückgänge<br />

gab es sowohl im Neubau als<br />

auch in der Sanierung. Rund siebzig Prozent<br />

der Kontraktion ließ sich jedoch im Nicht-<br />

Wohnbau verorten, knapp zwei Drittel bei<br />

der Fassade. Besonders hart traf es im vergangenen<br />

Jahr allerdings dieMineralwolle:<br />

Die Erlöse sanken überdurchschnittlich<br />

rasch um mehr als fünf Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahr. Bei Schaumstoffen lag das<br />

Umsatzminus indes nur bei 0,7 Prozent im<br />

Vergleichszeitraum.<br />

Digitale Ferndiagnose via myVaillant Pro<br />

Vaillant setzt auf digitalen Service<br />

Die Heizungsanlage permanent up to date<br />

halten? Das geht. Dank der neuen Online-Serviceplattform<br />

myVaillant Pro. Diese macht aus<br />

jedem internetverbundenen Vaillant-Gerät<br />

eine permanent betreute Anlage. Das heißt, die<br />

Plattform kann jederzeit verlässliche Aussagen<br />

über den Zustand einer Anlage treffen, auf<br />

eine notwendige Gerätebetreuung hinweisen<br />

oder an eine anstehende Wartung erinnern.<br />

Das alles spart nicht nur Zeit, sondern auch<br />

Kosten. Denn dank der IoT-Plattform können<br />

Serviceeinsätze vermieden oder optimiert<br />

erfolgen – so etwa bei drohendem Wassermangel:<br />

Das Vaillant-Gerät meldet sich über das<br />

Internet von selbst beim Fachhandwerker oder<br />

dem zugehörigen Haustechniker, bevor es<br />

überhaupt zu einem Wassermangel in der Heizung<br />

kommt. Damit weiß der Servicetechniker<br />

vorab, welche Anlagensituation er vorfindet,<br />

und welche Ersatzteile er gegebenenfalls für<br />

eine schnelle und fachgerechte Instandsetzung<br />

mitbringen soll.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

27


Unternehmen & Projekte<br />

Wohnhaus in den USA<br />

Frisch gedruckt<br />

Nachdem Peri Ende 2020 zwei gedruckte<br />

Häuser in Deutschland realisierte, druckte<br />

der Hersteller und Anbieter von Schalungsund<br />

Gerüstsystemen nun in Tempe, Arizona<br />

sein erstes Wohnhaus. Das eingeschossige<br />

Wohnhaus verfügt über eine Wohnfläche<br />

von rund 160 Quadratmetern und ist bis dato<br />

eines der ersten im 3D-Druck-Verfahren<br />

druchgeführte Wohnprojekt in den USA, das<br />

alle behördlichen Genehmigungsprozesse<br />

vollständig und erfolgreich durchlaufen hat.<br />

Für die reine Druckzeit sind rund zwei Wochen<br />

angesetzt. Nach aktuellem Planungsstand<br />

soll das Haus im August/September<br />

2021 bezugsfertig sein. Bauherr und Partner<br />

von Peri bei diesem Projekt ist die Regionalorganisation<br />

von „Habitat for Humanity“<br />

in Arizona. Dabei handelt es sich um eine<br />

weltweit tätige Non-Profit Organisation,<br />

die mit Hilfe von Spenden Wohnraum für<br />

bedürftige Menschen schafft.<br />

Energie-Trendmonitor 2021<br />

Umdenken<br />

Laut aktuellem Energie-Trendbarometer,<br />

eines Marktforschungsinstituts im Auftrag<br />

von Stiebel Eltron unter 1.000 Österreichern<br />

erhoben wurde, hat die Pandemie zu einem<br />

Umdenken über die Klima-Risiken geführt:<br />

70 Prozent der Befragten bewerten diese<br />

nun anders und möchten ihren Teil dazu beitragen,<br />

die Klimaziele zu erreichen. Konkret<br />

wünschen sich zwei Drittel, in den eigenen<br />

vier Wänden auf klimafreundliche Heizsysteme<br />

umzusteigen. Gleichzeitig fehlt 60<br />

Prozent aber das Wissen, wie sie bei der privaten<br />

Energiewende vom Staat unterstützt<br />

werden. Dabei stellt die Bundesregierung<br />

für den „Raus aus Öl und Gas“-Bonus sowie<br />

den „Sanierungsscheck“ ein Rekordbudget<br />

von 650 Millionen Euro bereit.<br />

Sechs Tipps vom Dachfenster-Hersteller Velux<br />

Home-Office im Dachgeschoss<br />

Velux hat sechs Tipps, wie sich das Arbeiten<br />

im Dachgeschoss angenehmer gestalten<br />

lässt. So macht es durchaus Sinn, das Tageslicht<br />

punktuell durch Kunstlicht zu ergänzen.<br />

Hier eignen sich vor allem Leuchten mit<br />

Dimmfunktion. Selbstverständlich lohnt sich<br />

auch die Installation eines Rollos, um die<br />

Dachfenster abzudunkeln. Ob es sich dabei<br />

um ein Stoff- oder Faltrollo handelt, ist reine<br />

Geschmackssache. Zusätzliche können sogenannte<br />

Markisetten mit Netzstoff verhindern,<br />

dass das Dachgeschoss bei direkter Sonneneinstrahlung<br />

zu schnell überhitzt. Nicht zu<br />

vergessen: die Gelsen und Fliegen! Auch diese<br />

lassen sich mithilfe eines passenden Insektenschutz<br />

fernhalten. Um konzentriert arbeiten zu<br />

können, macht regelmäßiges Lüften – drei bis<br />

vier mal pro Tag – auch trotz Hitze Sinn, so der<br />

Dachfenster-Spezialist. Auch die Gestaltung<br />

des Arbeitsplatzes spielt eine wichtige Rolle.<br />

Hier kann ein höhenverstellbarer Schreibtisch<br />

Abhilfe verschaffen.<br />

People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />

Mit 1. Juni übernahm Gregor<br />

Bitschnau die Leitung der<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

von Beton Dialog Österreich.<br />

Die studierte Betreibswirtin<br />

Teresa Gangl ist neue<br />

Geschäftsstellenleiterin bei<br />

Otis in Oberösterreich.<br />

Melvin Raffalt verrstärkt ab<br />

sofort als Senior Project<br />

Manager das Team der Rustler<br />

Immobilienentwicklung.<br />

News Ticker<br />

Neustart: Der neue Vorstand der IG Lebenszklus Bau startet mit einem starkem Arbeitsprogramm: „Wer nicht nachhaltig<br />

baut, baut in Zukunft gar nicht mehr“ – so lautet eine der zwölf aktuell erstellten Thesen des am 9. Juni gewählten neuen<br />

Vorstands.<br />

Fotos: Velux, ZOOM VP, Rustler, Otis, Interfoto<br />

28 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Technik & Wissen<br />

Drees & <strong>Sommer</strong> entwickelt Vorzeigeobjekt<br />

Fassaden-Innovation<br />

Drees & <strong>Sommer</strong> und FKN entwickeln eine hochisolierende<br />

Elementfassade. Mit einer Stärke von 210 Millimeter ist die PVintegrierte<br />

Fassade extrem schlank. An den Oberen Waldplätzen<br />

12 in Stuttgart baut das Beratungs- und Planungsunternehmen<br />

Drees & <strong>Sommer</strong> derzeit ein Vorzeigeobjekt für den Eigenbedarf.<br />

Der aufgrund seiner Lage als OWP12 bezeichnete Neubau soll<br />

allen modernen Anforderungen für Umweltfreundlichkeit und<br />

Digitalisierung gerecht werden. Premiere hat in der OWP12 nun<br />

eine neuartige modulare Fassade namens e-coFace des Fassadenbauunternehmens<br />

FKN Fassaden mit Sitz in Neuenstein, Hohenlohekreis.<br />

Die Besonderheit: Die platzsparende und nach Prinzipien<br />

der Materialkreislaufplanung konzipierte Gebäudehülle soll<br />

den Energieverbrauch auf ein Minimum reduzieren, selbst Energie<br />

erzeugen und zugleich den sehr hohen Anforderungen an den<br />

Schallschutz genügen. 22 Millionen Euro betragen die Kosten für<br />

das vierstöckige Gebäude, das auf einer Bruttogrundfläche (BGF)<br />

von rund 7.000 Quadratmetern einen großen Konferenzbereich,<br />

Bereiche für die Mitarbeiter wie eine Terrasse, eine Cafeteria und<br />

eine Kantine im Erdgeschoss für bis zu 1.000 Personen bietet.<br />

Künftig werden am Standort 200 Arbeitsplätze geschaffen. Das<br />

gemeinsam mit SCD Architekten Ingenieure konzipierte Gebäude<br />

ist als Plusenergiehaus konzipiert. Dazu trägt nicht nur die Fassadenkonstruktion<br />

bei, sondern auch Fernwärme.<br />

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freien Parkplätze<br />

Gebäudereport 2020: Zuwachs von 20 Prozent<br />

klimaaktiv-Gebäude<br />

Laut Gebäudereport 2020 des Klimaschutzministeriums befindet<br />

sich das Bewertungssystem klimaaktiv weiterhin auf Erfolgskurs:<br />

2020 stieg die Zahl der klimaaktiv Gebäude um 20 Prozent an.<br />

Seit 2005 wurden insgesamt 1.065 Gebäude nach dem klimaaktiv<br />

Gebäudestandard bewertet und deklariert – knapp die Hälfte davon<br />

erreicht den Gold Standard und entspricht damit den höchsten<br />

Qualitätsansprüchen in puncto klimafreundliches Bauen. Eines<br />

dieser gold-prämierten Gebäude ist der Marina Tower in Wien.<br />

Parker aus Wien & Umgebung<br />

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<strong>Sommer</strong> 2021<br />

29


Unternehmen & Projekte<br />

Somfy launcht Door Keeper<br />

Voll vernetzt<br />

Mit dem Door Keeper baut Somfy sein<br />

Smart-Home-Portfolio im Bereich Zutritt<br />

und Sicherheit weiter aus. Der smarte Türsteher<br />

für die Haustür besitzt integrierte<br />

Sensoren, die unter anderem die Verriegelung<br />

überwachen und Einbruchsversuche<br />

aufzeichnen. Quälende Fragen, ob man die<br />

Tür wirklich abgeschlossen hat, als man das<br />

Haus verlassen hat, gehören so der Vergangenheit<br />

an. Denn dank der Somfy Keys App<br />

kann der Nutzer jederzeit auf seinem Smartphone<br />

überprüfen, ob die Haustür offen oder<br />

geschlossen ist – und sie bei Bedarf aus der<br />

Ferne verriegeln. Wird die Tür offengelassen<br />

oder nicht richtig geschlossen, folgt automatisch<br />

ein Alarmsignal. Bezogen werden kann<br />

der Door Keeper über den Fachhandel.<br />

Nachhaltiges Unternehmen<br />

E-Mobilität<br />

Im Rahmen des Umweltmanagementsystems<br />

hat Leyrer + Graf die ersten Elektroautos<br />

und Elektro-Nutzfahrzeuge für den Firmengebrauch<br />

angeschafft, um diese in den<br />

nächsten Monaten auf ihre Alltagstauglichkeit<br />

zu testen. Zu den Testschwerpunkten für<br />

Firmenfahrten bei den angeschafften PKWs<br />

zählen vor allem die Routen- und Terminplanung<br />

in Zusammenhang mit den Reichweiten<br />

der Fahrzeuge. Ein weiterer wichtiger<br />

Faktor ist die Ladeinfrastruktur. Erfahrungswerte<br />

zum Thema Kostenvergleich und<br />

Zuverlässigkeit gegenüber konventionellen<br />

PKWs sowie die Lebensdauer von Akkus<br />

sind ebenso wesentliche Testschwerpunkte.<br />

Getestet werden Fahrzeuge der Volkswagen-<br />

Unternehmensgruppe und Opel.<br />

Konsequente Kreislaufwirtschaft<br />

Sozialer Mehrwert<br />

Seit 2016 setzt BauKarussell verwertungsorientierten<br />

Rückbau mit sozialem<br />

Mehrwert in die Praxis um. Der in den ersten<br />

fünf Jahren erzielte Impact kann sich sehen<br />

lassen: In Summe hat BauKarussell mit seinen<br />

lokalen sozialwirtschaftlichen Partnerbetrieben<br />

seit den ersten Rückbauprojekten<br />

über 21.000 Stunden sozialwirtschaftliche<br />

Arbeit geleistet und über 100 Zielgruppenpersonen<br />

des AMS beschäftigt. 1.100 Tonnen<br />

Materialien gingen durch die Hände<br />

der Rückbauteams, davon konnte etwa die<br />

Hälfte – 550 Tonnen – in die Wiederverwendung<br />

vermittelt werden. Markus Meissner,<br />

Leiter von BauKarussell, präzisiert: „Das entspricht<br />

mehr als 12.500 Re-Use-Einheiten,<br />

zum Beispiel Stück, kg, m² oder Laufmeter.<br />

Unsere Bilanz zeigt ganz deutlich: Kreislaufwirtschaft<br />

am Bau schafft Arbeit! In unseren<br />

Projekten erhalten benachteiligte Personen<br />

Training und Qualifizierung – das ist neben<br />

dem Aspekt der Ressourcenschonung der<br />

essentielle Teil unserer DNA.“ BauKarussell<br />

ist der erste Anbieter am österreichischen<br />

Markt für Social Urban Mining im Rahmen<br />

des verwertungsorientierten Rückbaus. Und<br />

setzt sich aus Partnern von pulswerk, Romm<br />

und anderen zusammen.<br />

Gira erweitert Sicherheitssystem Alarm Connect um Feuerschutz<br />

Funkbasierte Rauchwarnmelder<br />

Vor allem zur Nachtzeit, wenn der Mensch<br />

für gewöhnlich schläft, kann er Gerüche nur<br />

schwer, im Tiefschlaf sogar kaum wahrnehmen.<br />

Hinzukommt, dass die Brandursache in<br />

den eigenen vier Wänden meist Defekte an<br />

elektrischen Geräten sind. Um einen Brand<br />

so schnell wie möglich zu erkennen und zu<br />

jeder Tages- und Nachzeit zu melden, hat Gira<br />

den neuen und funkbasierten Connect Rauchwarnmelder<br />

entwickelt. Dieser registriert<br />

mithilfe von Streulichtmessung bereits leichte<br />

Rauchentwicklung im Raum und schlägt mit<br />

einem Alarmton von 85 Dezibel an. Zusätzlich<br />

warnt das Gerät mit einem blinkenden LED-<br />

Warnsignal. Der funkbasierte Rauchwarnmelder<br />

lässt sich ohne bauliche Veränderungen<br />

einfach einbauen und eignet sich nicht nur<br />

für den eigenen Haushalt, sondern auch für<br />

Geschäfts- oder Büroflächen. Die Bedienung<br />

des Gira Sicherheitssystems Alarm Connect ist<br />

einfach und sicher und kann sogar bequem via<br />

Gira Smart Home App erfolgen.<br />

Fotos: www.gira.at, Somfy<br />

30 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Technik & Wissen<br />

aep energy bringt Game Changer auf den Markt<br />

Wasserstoff-Batteriesystem<br />

Der Technologie-Profi Gerald Wirtl, aep-Gründer und CEO,<br />

bringt mit AEP H2 ein intelligentes Speichersystem auf Wasserstoffbasis<br />

auf den Markt. Durch Elektrolyse wird mit Solarstrom<br />

Wasserstoff hergestellt, gespeichert und über eine Brennstoffzelle<br />

bei Bedarf wieder in elektrische Energie umgewandelt. Die dazugehörige<br />

Software wurde von aep energy entwickelt und trägt<br />

dazu bei, dass der Strom zukünftig auch in Energie-Communities<br />

gehandelt werden kann. Damit liefert die klimafreundliche Innovation<br />

aus Oberösterreich einen wesentlichen Beitrag zur Lösung<br />

von drängenden Energie-Themen wie Speicherung von Sonnenstrom,<br />

Blackout-Prävention oder Energie-Autarkie. „Wir fokussieren<br />

uns darauf, die besten Komponenten am Markt zu einem<br />

funktionierenden System zusammenzuschließen“, beschreibt<br />

Wirtl den Erfolgsfaktor seines Unternehmens.<br />

Fensterlüfter in Rollladenkästen<br />

Frischluftzufuhr<br />

Mit dem Fensterlüfter von Siegenia lässt sich das Lüften der<br />

Innenräume auch mit einem ästhetischen Anspruch verbinden,<br />

denn die Lüfter können in zahlreichen Rollladenkästen aller<br />

führenden Hersteller angebracht werden. So sorgt der Verzicht<br />

auf einen Wetterschutz an der Außenfassade dafür, dass die<br />

Lüfter von außen komplett unsichtbar sind, und erlaubt eine<br />

Integration in die Gebäudearchitektur. Auch bei geschlossenen<br />

Rollläden sorgen die Fensterlüfter für einen entsprechenden<br />

Luftwechsel. Hohe Schalldämmwerte sorgen dafür, dass störende<br />

Außengeräusche draußen bleiben. Verarbeiter profitieren<br />

darüber hinaus von der einfachen Montage auf der Innenseite<br />

des Rollladenkastens, die ohne die Bearbeitung von Fenster<br />

beziehungsweise Rahmen auskommt. Auch ein nachträglicher<br />

Einbau im Zuge von Sanierungsarbeiten ist möglich.<br />

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Frische Luft für Heiz- und Kühldecken<br />

Zehnder bringt Luftauslass<br />

Der Spezialist für Design-Heizkörper und Raumluft Zehnder<br />

ergänzt sein Angebot im Geschäftsbereich Heiz- und Kühldecken-<br />

Systeme um eine optionale Lüftungsfunktion. Diese lässt sich<br />

unsichtbar in Zehnder Heiz- und Kühldecken integrieren und<br />

unterstützt deren Heiz- und/oder Kühlleistung mit einem hygienischen<br />

Luftwechsel. Und das geräuscharm und ohne Zugluft zu<br />

erzeugen. Die intelligente Zuluftlösung eignet sich optimal für<br />

den Einsatz in Büros, öffentlichen Gebäuden oder im Hotel- und<br />

Gaststättenbereich. Zehnder Breeze ist ab sofort in verschiedenen<br />

Modellvarianten für geschlossene Metalldecken von Zehnder in<br />

den gängigsten Systemen verfügbar.<br />

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<strong>Sommer</strong> 2021<br />

31


Unternehmen & Projekte<br />

Streng limitierte Vienna Edition<br />

Lichterlebnis<br />

Die limitierte Vienna Edition sorgt mit<br />

ihrer edlen Messing-Optik im brandneuen<br />

Loxone Office & Experience Center in Wien<br />

für das richtige Licht. „Um dem Charakter<br />

des ehrwürdigen Palais in der Johannesgasse<br />

zu entsprechen, haben wir bezüglich<br />

Innenarchitektur mit Materialien wie Marmor,<br />

altem bronzierten Messing oder Eiche<br />

gearbeitet. Die Serie der Vienna Edition von<br />

Loxone ermöglichte eine übergreifende<br />

Gestaltung“, Marcel Amrhein, Architekt bei<br />

ARKD Linz. Zu kaufen gibt es die Leuchten<br />

als Präsenzmelder in Deckeneinbau. Dieser<br />

passt seine Beleuchtung auch dem Lichteinfall<br />

der Umgebung an. Ähnlich funktioniert<br />

die Deckenleuchte der Edition mit LED-<br />

Licht. Neben der Pendulum Slim RGBW<br />

Tree-Leuchte mit passendem Bedienelement<br />

gibt es auch ein Loxone Nightlight, das<br />

sowohl als Nachtlicht als auch als Wecker<br />

und Bedienelement genutzt werden kann.<br />

Artweger MOVE Duschtüre<br />

Extrakomfort<br />

Das Herzstück der neuen Schiebetür-<br />

Serie MOVE von Artweger ist die zum<br />

Patent angemeldete Tür-Führungseinheit.<br />

Diese ist besonders schmal ausgeführt.<br />

Der mit Magnet daran fixierte Anker führt<br />

die Tür ruhig und sicher beim Öffnen und<br />

Schließen – ganz ohne Metallschienen am<br />

Türteil oder am Boden. Zum Reinigen wird<br />

die Türe einfach mitsamt dem Anker weggeschwenkt.<br />

Außerdem ist die Schiebetür<br />

dank extraschmaler Türführungseinheit<br />

und glatter Oberflächen besonders leicht<br />

zu reinigen. Die Artweger MOVE gibt es in<br />

sechs verschiedenen Farbausführungen<br />

angefangen von Schwarz Matt bis zu Champagne.<br />

Viele weitere Sanitärfarben sind auf<br />

Anfrage möglich.<br />

x-well Lüftungsgeräte von Kermi sorgen für regelmäßigen Luftaustausch<br />

Filter-Upgrade mit x-well hygienic<br />

Im Zuge der Pandemie ist die Luftqualität in<br />

Innenräumen in den Fokus gerückt. Kontrollierte<br />

Wohnraumlüftung kann bei dicker Luft<br />

Abhilfe verschaffen. Die x-well Lüftungsgeräte<br />

von Kermi können dank hochwertiger Filter<br />

effektiv Schadstoffe von außen fernhalten.<br />

Ist die Außenluft besonders belastet, kann<br />

der Filter ab sofort auch um den neuen elektronischen<br />

x-well hygienic Filter aufgerüstet<br />

werden und so eine noch bessere Filterleistung<br />

garantieren. Neben eine guten Filterleistung<br />

bieten die Filter des x-well hygienic weitere<br />

Vorteile: Sie arbeiten elektrostatisch und<br />

nicht mechanisch. Das heißt, der Luftstrom<br />

und somit die Effizienz der Lüftungsanlage<br />

werden nicht beeinträchtigt. Somit sind auch<br />

keine Wartungsarbeiten und kein Filtertausch<br />

notwendig: Das Filterelement wird lediglich<br />

regelmäßig ausgewaschen, je nach Belastung<br />

der Außenluft etwa halbjährlich. Der x-well<br />

hygienc Filter kann herstellerunabhängig eingesetzt<br />

oder nachgerüstet werden.<br />

People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />

Nach mehr als 20 Jahren an der Spitze des Supervisory<br />

Boards von Rehau übergibt Jobst Wagner zum 1. Juli 2021 das<br />

Amt des Präsidenten an seinen Bruder Veit Wagner und<br />

übernimmt dessen jetzige Funktion als Vizepräsident.<br />

Günther Orlitsch ist neuer Verkaufsleiter<br />

am Röfix-Standort in Villach. Der 58-Jährige<br />

ist damit für den Vertrieb in der Region<br />

Kärnten und Osttirol verantwortlich.<br />

News Ticker<br />

Starker Preisanstieg: Im Vergleich zum Juli 2020 liegt der Österreichische Gaspreisindex um 274 Prozent höher, gegenüber<br />

dem Vormonat Juni steigt er um 16 Prozent. Nachhaltigkeits-Strategie: Wienerberger will bis spätestens 2050 mittels<br />

Dekarbonisierung der Produktionsprozesse, innovativem Produktportfolio und mit neuen Technologien klimaneutral sein.<br />

Fotos: Kermi, Otis Arnaud Février, Rehau, Röfix<br />

32 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Gebäude Ausrüstung Management<br />

Neueste Aufzug-Generation von Otis<br />

Gen360-Aufzug<br />

Otis stellt die neue Generation digital vernetzter Aufzüge vor,<br />

mit denen sich Menschen in einer größeren, schnelleren und<br />

intelligenteren Welt verbinden: der Gen360. Neben Sicherheit,<br />

Langlebigkeit und Effizienz besticht die neueste Aufzug-Generation<br />

mit der IoT-Plattform Otis ONE. Sie bildet die Grundlage für<br />

die intelligente Vernetzung. Durch die Erfassung und Auswertung<br />

großer Datenmengen durch intelligente Aufzugssensoren<br />

ermöglicht die Otis-ONE-Plattform die Gewinnung wichtiger<br />

Informationen in Echtzeit sowie proaktive Kommunikation und<br />

prädiktive Erkenntnisse. Zusätzlich können mithilfe der Otis-<br />

ONE-Technologie Störungen per Fernzugriff bearbeitet werden.<br />

Dank cloudbasierter APIs (Application Programming Interface)<br />

lassen sich beide Plattformen leicht in andere intelligente Gebäudesysteme<br />

integrieren, was einen wichtigen Mehrwert für<br />

Gebäudemanager, aber auch für die Fahrgäste darstellt. Weiters<br />

braucht der Gen360-Aufzug aufgrund seiner neuen elektronischen<br />

Architektur keinen Sicherheits- beziehungsweise Dachaufbau<br />

im Schachtkopf mehr und kann so problemlos in Bauten<br />

mt Flachdächern verbaut werden.<br />

Biotope City Wienerberg<br />

Auszeichnung<br />

Der neue Favoritner Stadtteil wurde als<br />

Vorzeigeprojekt einer Gartenstadt der Zukunft<br />

konzipiert, die aktiv auf die Herausforderungen<br />

des Klimawandels eingeht.<br />

So soll etwa die Überhitzung der Stadt<br />

durch vertikale Begrünung in dichtverbautem,<br />

urbanem Gebiet abgemildert werden.<br />

Dazu trägt auch die Ausgestaltung der<br />

Dachfläche der neuen Wohnhausanlage<br />

der „Wien-Süd“ in der Biotope City Wienerberg<br />

bei: Durch intensive Begrünung<br />

und die Schaffung von Begegnungsräumen,<br />

wie dem Pool am Dach, einer Sauna,<br />

einem Fitnessraum sowie Hochbeeten<br />

für Urban Gardening, wurden etliche<br />

Erholungszonen in das Objekt integriert.<br />

Für Familienfreundlichkeit sorgen nicht<br />

nur die zentral geschoßweise etablierten<br />

Kinderwagenstellplätze, sondern auch die<br />

Freizeitangebote in unmittelbarer Nähe<br />

mit dem Naherholungsgebiet des Wienerbergs.<br />

Am 29. Juni fand die feierliche Verleihung<br />

des Awards auf der Dachterrasse<br />

der „Wien-Süd“ statt. Mit dabei waren neben<br />

anderen Wohnbaustadträtin Kathrin<br />

Gaál sowie der Vorstand der „Wien-Süd“.<br />

FH Joanneum veröffentlicht Ergänzungsstudie<br />

Lebenszyklus von Fassaden<br />

Im Rahmen der Ergänzungsstudie der FH<br />

Joanneum – Institut Bauplanung und Bauwirtschaft<br />

wurde eine Fassadensystemanalyse in<br />

Zusammenarbeit mit der Landesinnung Bau<br />

Oberösterreich und verschiedenen Herstellern<br />

aus dem Bereich der Metall- und Holzfassaden<br />

vorgenommen. Dabei wurden unterschiedliche<br />

Rohbausysteme mit verschiedenen Fassadenkonstruktionen<br />

kombiniert sowie zwei monolithische<br />

Außenwandsysteme untersucht. „Die Studie<br />

zeigt, dass oft die EPS-Fassade aufgrund der auf<br />

den ersten Blick günstigeren Errichtungskosten<br />

gewählt wird. Aber bei nachhaltiger Betrachtung<br />

der Lebenszykluskosten ist die Auswahl der<br />

Fassadenarten in Bezug auf die Ökologie und<br />

Wirtschaftlichkeit wesentlich größer“, so Landesinnungsmeister<br />

Alexander Pongratz, Landesinnung<br />

Bau Steiermark. In der Baupraxis werden<br />

als Entscheidungsgrundlage meist nur die Errichtungskosten<br />

der Fassade in Betracht gezogen, was<br />

zu einem überproportionalen Einsatz erdölbasierter<br />

Dämmstoffe geführt hat. Vergleichsweise<br />

kostengünstig in der Errichtung, benachteiligen<br />

diese aber massiv alternative, ökologisch nachhaltige<br />

Fassadensysteme. Die in der Studie ausgewählten<br />

Fassadenkonstruktionen sind zwei<br />

Konstruktionsprinzipien zuordenbar und teilen<br />

sich auf in Monolithische Verbundfassaden (inkl.<br />

WDVS - Wärmeverbundsystem) und vorgehängt<br />

hinterlüftete Fassaden (VHF - Vorgehängte Fassade).<br />

Die Lebenszykluskostenbetrachtung über<br />

30 Jahre zeigt: Hinsichtlich der Kosten über den<br />

Lebenszyklus unterscheidet sich der Großteil der<br />

Fassadensysteme nicht so massiv wie bei den Herstellungskosten.<br />

Bei Faserzementfassaden und<br />

Metallfassaden sowie bei Holzfassaden entstehen<br />

im Vergleich zu WDVS geringe Nutzungskosten.<br />

Kostengünstigste Varianten in der Gesamtbetrachtung<br />

sind die monolithischen Systeme,<br />

gefolgt von vorgehängt hinterlüfteten Fassaden<br />

mit Holz-Verkleidung. Vorgehängt hinterlüftete<br />

Fassaden, deren Erst-Herstellungskosten deutlich<br />

über anderen liegen, schneiden über den gesamten<br />

Lebenszyklus besser ab als WDVS-Fassaden.<br />

„Um eine zuverlässige Beurteilung der Wirtschaftlichkeit<br />

einer Konstruktion zu ermöglichen, ist die<br />

Einbeziehung aller Phasen des Lebenszyklus erforderlich.<br />

In der aktuellen Studie hat sich gezeigt,<br />

dass vor allem die Aufwendungen während der<br />

Nutzungsphase zu berücksichtigen sind“, betont<br />

Ewald Hasler, Projektleiter FH Joanneum, Institut<br />

Bauplanung und Bauwirtschaft.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

33


Unternehmen & Projekte<br />

Steinbach mit Rekordumsatz<br />

Poolboom<br />

Die Urlaubsplanung ist ungewiss, doch die<br />

sommerlichen Temperaturen hält das nicht<br />

davon ab, weiter zu steigen. Einer, der davon<br />

profitiert, ist der oberösterreichische Pool-<br />

Hersteller Steinbach aus Schwertberg. Immer<br />

mehr Österreicher investieren in Garten-<br />

Pools. Per 31. August 2020 verzeichnete das<br />

Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als<br />

130 Millionen Euro ein Plus von 35 Prozent im<br />

Vergleich zum Vorjahr. Für heuer wird erwartet,<br />

die 200-Millionen-Euro-Umsatzmarke<br />

zu knacken, so das Unternehmen. Besonders<br />

Aufstellpools, Whirlpools und Solarduschen<br />

seien hoch im Kurs, sagt Geschäftsführer<br />

Horst Lauß. Mit rund 300.000 verkauften<br />

Pools habe sich die Nachfrage nach Aufstellpools<br />

in den letzten drei Jahren bei Steinbach<br />

verdoppelt. Aktuell gilt das Poolunternehmen<br />

als eines der größten Europas.<br />

Sandwichpaneele sind gefragt laut Branchenradar-Daten<br />

Massive Preissteigerung<br />

Der Markt für Sandwichpaneele ist 2020<br />

moderat gewachsen. Im laufenden Jahr wird<br />

die Nachfrage durch substanzielle Preiserhöhungen<br />

gebremst, so aktuelle Daten des<br />

Marktforschungsinstituts Branchenradar.<br />

Trotz Corona haben sich Sandwichpaneele<br />

im vergangenen Jahr sehr gut verkauft. Laut<br />

aktuellem Branchenradar erhöhte sich im<br />

Vergleich zum Vorjahr im Jahr 2020 der<br />

Absatz um 1,5 Prozent auf knapp 3,28 Millionen<br />

Quadratmeter und die Herstellererlöse<br />

um 0,6 Prozent auf 84,2 Millionen Euro. Zuwächse<br />

gab es erlösseitig jedoch nur noch bei<br />

Produkten mit Schaumstoffdämmung und<br />

bei Wandpaneelen. Der Umsatz von mit Mineralwolle<br />

gedämmten Sandwichpaneelen<br />

entwickelte sich seitwärts, jener mit Dachpaneelen<br />

sowie Kühl- und Tiefkühlpaneelen<br />

rückläufig.<br />

Das laufende Jahr ist bislang durch massive<br />

Preiserhöhungen gekennzeichnet.<br />

Sowohl die Preise für Aluminium als auch<br />

für Dämmstoffe erhöhen sich nahezu im<br />

Wochentakt substanziell. Infolgedessen<br />

bremst sich die Nachfrage augenscheinlich<br />

ein, weil mancherorts einschlägige Bauprojekte<br />

entweder rückgestellt oder mit<br />

anderen Baumaterialien ausgeführt werden.<br />

Aus heutiger Sicht könnte der Markt rund<br />

sechs Prozent an Absatzvolumen verlieren,<br />

so die Analyse. Nichtsdestotrotz dürften die<br />

Herstellererlöse auch 2021 signifikant anziehen,<br />

weil der Preisauftrieb die sinkende<br />

Nachfrage bei weitem übertrifft. Für das<br />

heurige Jahr erwartet Branchenradar.com<br />

ein Umsatzplus von etwa neun Prozent, im<br />

kommenden Jahr von ungefähr zwei Prozent<br />

gegenüber Vorjahr.<br />

Somfy und Danfoss kooperieren<br />

Intelligente Klimatisierung<br />

In den eigenen vier Wänden will man ungern bei 30<br />

Grad Celsius schwitzen oder bei Minusgraden frieren. Bei<br />

der Klimatisierung von Innenräumen stößt man jedoch<br />

auf ein bekanntes Problem: Eine Steuerung regelt die Heizung,<br />

eine zweite die Beschattung und eine dritte das Licht.<br />

Was fehlt, ist die Vernetzung. Heizspezialist Danfoss und<br />

Smart-Home-Pionier Somfy wollen das mit ihrer Partnerschaft<br />

ändern. Ermöglicht wird das durch die Integration<br />

der Danfoss Icon Fußbodenheizungsregelung in die Smart-<br />

Home-Steuerzentrale TaHoma DIN Rail von Somfy. So löst<br />

der Somfy Öffnungsmelder über Danfoss Icon automatisch<br />

eine Unterbrechung des Heizbetriebs aus, sobald ein<br />

Fenster geöffnet ist, und kann so Energieverluste effektiv<br />

minimieren. Gleichzeitig kann die intelligente Steuerung<br />

TaHoma im Winter Jalousien und Vorhänge bei starker<br />

Sonneneinstrahlung dank Sonnensensor Somfy Sunis in<br />

Kombination mit dem Danfoss Icon Raumthermostat öffnen,<br />

während gleichzeitig die Heizung reguliert wird. Somit<br />

sorgt die Smart-Home-Lösung für einen ganzjährigen<br />

Wohnkomfort und ermöglicht die Realisierung energieeffizienter<br />

und zugleich benutzerfreundlicher und smarter<br />

Häuser und Wohnungen. Die TaHoma DIN Rail mit Zigbee-<br />

Modul lässt sich über den Elektriker beziehen, das Danfoss<br />

Icon über den Sanitärhandel. Zusätzlich zum Somfy<br />

Heizkörper-Thermostat io kann ebenfalls das Danfoss Ally<br />

Heizkörperthermostat über TaHoma gesteuert werden.<br />

Fotos: Somfy<br />

34 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Gebäude Gebäude Ausrüstung Management<br />

Daikin sorgt für umweltfreundliche Abkühlung<br />

Konsumenten-Liebling<br />

Bereits zum zweiten Mal in Folge wurde ein Split-Klimagerät<br />

der Marke Daikin von Konsument und Stiftung Warentest<br />

zum Testsieger gekürt: Unter den insgesamt zehn getesteten<br />

Geräten, darunter Monoblöcke und Split-Modelle, wird die<br />

Daikin Emura mit der Note „gut“ zum Testsieger gekürt. Besonders<br />

in der Kategorie „Umwelt und Energieeffizienz“ überzeugte<br />

Daikins Emura und kühlt vergleichsweise günstig, mit<br />

einem durchschnittlichen Stromverbrauch von rund 26 Euro<br />

pro Jahr. Alle Testgeräte wurden in vier Kategorien geprüft<br />

und wie folgt gewichtet: Umwelteigenschaften (50 %), Kühlen<br />

(35 %), Handhabung (15 %) und Sicherheit (0 %). In allen vier<br />

Kategorien geht das Split-Gerät Daikin Emura von Daikin als<br />

Sieger hervor. In die Note der Umwelteigenschaften fließen<br />

auch die Bewertungen der Geräusche-Emission sowie des<br />

Kältemittels ein. Mit einem besonders niedrigen Schallpegel<br />

ist Daikin Emura kaum zu hören. Zudem kommt wie bei allen<br />

Daikin Split-Klimageräten auch bei Daikin Emura das klimaschonende<br />

Kältemittel R-32, ein nicht ozonschädigendes,<br />

reines Kältemittel mit einem niedrigen globalen Treibhausgaspotential<br />

und daher leicht zu recyclen, zum Einsatz.<br />

| AT12-20G |<br />

: Schwebend,<br />

kontaktlos, intelligent!<br />

Freie 2D-Produktbewegung<br />

mit bis zu 6 Freiheitsgraden<br />

Schwebende<br />

Planarmover<br />

6D<br />

Bewegung<br />

NEFI-Forschungsprojekt „Sanba“<br />

Abwärme als Energiequelle<br />

kg<br />

Skalierbare<br />

Nutzlast<br />

Individueller<br />

Produkttransport<br />

Dynamisch<br />

mit bis zu 2 m/s<br />

Beliebiges<br />

Anlagenlayout<br />

Nach drei Jahren wurden nun am Areal der ehemaligen<br />

Martinek-Kaserne in der Stadtgemeinde Baden die Forschungsergebnisse<br />

des NEFI-Forschungsprojekts (New<br />

Energy for Induastry) Sanba präsentiert. Der Name des Projekts<br />

steht für Smart Anergy Quarter Baden und entwickelte<br />

ein sogenanntes Anergie- oder Niedertemperatur-Heiz- und<br />

Kühlnetz für die Martinek-Kaserne. Dabei können industrielle<br />

Niedertemperatur-Abwärme aus der benachbarten<br />

NÖM-Molkerei und lokal verfügbare erneuerbare Wärmequellen<br />

wie Geothermie verwendet werden. Als Basis für die<br />

Berechnung wurden drei mögliche Szenarien für das 40 Hektar<br />

große Areal entwickelt. Diese reichen in der ersten Ausbaustufe<br />

von der exklusiven Nutzung der denkmalgeschützten,<br />

sanierten Bestandsgebäude ohne neue Gebäude, bis<br />

hin zu einer verdichteten Bebauung mit Mischnutzung von<br />

Wohnen bis Arbeiten oder Aus- und Weiterbildung. Ergänzend<br />

zur technischen Analyse und Planung erfolgte zudem<br />

eine betriebswirtschaftliche Analyse, bei der die spezifischen<br />

Kosten der unterschiedlichen Energiedienstleistungen für<br />

diese drei Entwicklungsszenarien ermittelt und vergleichend<br />

gegenübergestellt wurden. Die Szenarien gehen auch auf<br />

die Gebäudetypen und ihre Energieverbrauchs-Charakteristik<br />

ein. Die Projektergebnisse zeigen, dass kurze Leitungswege<br />

ein entscheidender Faktor für das kompakte Sanba-<br />

Anergienetz sind.<br />

www.beckhoff.com/xplanar<br />

XPlanar eröffnet neue Freiheitsgrade im Produkthandling: Frei schwebende<br />

Planarmover bewegen sich über individuell angeordneten Planarkacheln<br />

auf beliebig programmierbaren Fahrwegen.<br />

Individueller 2D-Transport mit bis zu 2 m/s<br />

Bearbeitung mit bis zu 6 Freiheitsgraden<br />

Transport und Bearbeitung in einem System<br />

Verschleißfrei, hygienisch und leicht zu reinigen<br />

Beliebiger Systemaufbau durch freie Anordnung der Planarkacheln<br />

Multi-Mover-Control für paralleles und individuelles Produkthandling<br />

Voll integriert in das leistungsfähige PC-basierte Beckhoff-Steuerungssystem<br />

(TwinCAT, PLC IEC 61131, Motion, Measurement,<br />

Machine Learning, Vision, Communication, HMI)<br />

Branchenübergreifend einsetzbar: Montage, Lebensmittel, Pharma,<br />

Labor, Entertainment, …<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

35


Unternehmen & Projekte<br />

Recycelte Baustoffe<br />

Premiere<br />

Mit dem Bau des 21. Objekts im „Nachhaltigen<br />

Immobilienfonds Österreich“ in<br />

der Braunspergengasse 4 im 10. Wiener<br />

Gemeindebezirk setzt Auris Immo Solutions<br />

erstmals auf recycelte Baustoffe.<br />

Für die Errichtung der 80 Wohneinheiten<br />

kommen somit Ziegelfertigwände aus<br />

recycelten Baustoffen zum Einsatz. Der<br />

Massivbaustoff wird aus Ziegelsplitt, Sand<br />

und Zement sowie Wasser produziert<br />

und garantiert nicht nur einen schnellen<br />

Baufortschritt, sondern auch eine hohe<br />

Planungssicherheit. Neben den wirtschaftlichen<br />

Aspekten ist zudem der hohe ökologische<br />

Faktor hervorzuheben. Die Ziegelwände<br />

aus Recyclingbaustoff ermöglichen<br />

einen hohen Schallschutz, sind optimale<br />

Speicher für Wärme und Kühle und bieten<br />

eine ausgeglichene Luftfeuchtigkeit. Eine<br />

klimaaktiv Zertifizierung für das Wohnbauprojekt<br />

wird angestrebt.<br />

Gedämmte Rohre<br />

Umsatzplus<br />

Der Markt für vorgedämmte Versorgungsleitungen<br />

entwickelte sich im vergangenen<br />

Jahr positiv. Laut aktuellem Branchenradar<br />

„Vorgedämmte Versorgungsleitungen in<br />

Österreich“ erhöhte sich die Nachfrage um<br />

3,4 Prozent gegenüber Vorjahr auf rund<br />

900.000 Laufmeter und die Herstellererlöse<br />

um 5,8 Prozent gegenüber Vorjahr auf<br />

33,0 Millionen Euro. Etwa 75 Prozent davon<br />

entfielen auf Rohre aus Stahl. Angeschoben<br />

wurde der Markt im Wesentlichen durch die<br />

Verdichtung des Fernwärme- und Fernkältenetzwerkes,<br />

weniger durch die Erschließung<br />

neuer Absatzgebiete. Zuwächse gab es vor<br />

allem in Ostösterreich sowie in Salzburg und<br />

Tirol. Auch im laufenden Jahr sei ein deutliches<br />

Umsatzplus zu erwarten.<br />

Signa realisiert Wiener KaDeWe auf der Mariahilferstraße<br />

Fliegende Bagger am Leiner-Dach<br />

Über den <strong>Sommer</strong> wird der Bestand abgebrochen,<br />

um danach ein modernes Traditions-<br />

Warenhaus und ein Lifestyle-Hotel zu errichten.<br />

Bis dato werkten daran Bagger mit mehr<br />

als 30 Meter langen Greifarmen und einem<br />

Eigengewicht von bis zu 80 Tonnen. Trotz ihrer<br />

Massivität sind diese High-Tech Geräte vom<br />

Boden aus in der Lage, Gebäudestrukturen in<br />

luftiger Höhe mit absoluter Präzision erfassen<br />

und zu Boden zu bringen. Modernste, technische<br />

Ausrüstung vermindert Staubemissionen<br />

mittels punktgenau eingesetztem Sprühnebel<br />

am Ort des Geschehens. Das hohe Gewicht<br />

ist gleichzeitig aber auch der Grund für den<br />

Strategiewechsel der ARGE Abbruch, bestehend<br />

aus Zöchling/Mayer. Ende Juli wurde ein<br />

16-Tonnen Bagger mittels Raupenkran auf das<br />

Dach gehoben. Dieses „Fliegengewicht“ hängt<br />

durchgehend am (Stahl-)Seil, womit das Gerät<br />

mit „nur“ mehr vier bis fünf Tonnen Auflast<br />

agieren kann. Bis in den September wird also<br />

ab jetzt von oben nach unten rund 180.000<br />

Kubikmeter„umbauter Raum“ abtransportiert.<br />

Das entspricht etwa 50.000 Tonnen Bauschutt.<br />

People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />

Neues Direktoren-Trio für w&p Zement: Seit April 2021 zeichnen Jerneja Potocnik,<br />

Florian Salzer und Peter Ramskogler als Direktoren für die Leitung der w&p Zement<br />

verantwortlich. Ziel des Trios ist es, das familiengeführte Traditionsunternehmen fit für die<br />

Zukunft aufzustellen und dessen regionale Strukturen nachhaltig zu stärken.<br />

News Ticker<br />

Ideenschmiede: Bereits zum vierten Mal lobt proHolz Austria – diesmal in Kooperation mit proHolz Bayern – den interdisziplinären<br />

und internationalen Wettbewerb zum Thema Bauen mit Holz aus. Das Wettbewerbsthema lautet „woodencity“. Einreichfrist<br />

ist der 31. März 2022. Die Preisverleihung findet am 19. Mai 2022 an der Technischen Universität Wien statt.<br />

Fotos: w&p Zement, Signa, i+R Gruppe, PSLoopSitters<br />

36 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen<br />

Europas erste Recyclinganlage zur Aufbereitung von Alt-Styropor<br />

Polystyrene Loop geht in Betrieb<br />

Als Meilenstein für das Kunststoffrecycling<br />

in Europa wurde am 16. Juni in Terneuzen, Niederlande,<br />

eine Recyclinganlage zur Aufbereitung<br />

von expandiertem Polystyrol (EPS) eröffnet.<br />

Mit dieser Referenzanlage können nicht<br />

nur verschmutzte Baustellenabfälle verarbeitet<br />

werden, sondern auch Alt-Dämmstoffe mit<br />

dem Flammschutzmittel HBCD. Das im HBCD<br />

enthaltene wertvolle Brom wird zurückgewonnen<br />

und wiederverwendet. EPS – auch bekannt<br />

unter dem Namen „Styropor“ – ist ein Schaumstoff,<br />

der zu 98 Prozent aus Luft und zu zwei<br />

Prozent aus Polystyrol besteht, und in dieser<br />

Kombination über hervorragende Dämm- und<br />

Schutzeigenschaften verfügt. Es wird häufig<br />

als Dämmstoff in Gebäuden, für Fahrradhelme<br />

sowie als Verpackung für Güter aller<br />

Art verwendet. Bisher galt es aufgrund von<br />

Verunreinigungen durch Kleber oder andere<br />

Baureste als schwierig zu recyceln. EPS selbst<br />

ist zu 100 Prozent recycelbar. Die Recyclinganlage<br />

PolyStyrene Loop wurde gebaut, um die<br />

technische und wirtschaftliche Machbarkeit<br />

einer großtechnischen Kreislauflösung für das<br />

Recycling von EPS-Abbruchabfällen nachzuweisen.<br />

Zunächst wird sie Bauabfälle aus den<br />

Niederlanden und Deutschland recyceln und<br />

zu neuem, hochwertigem<br />

Dämmmaterial<br />

verarbeiten.<br />

Später werden<br />

auch Abfälle aus<br />

anderen Ländern<br />

aufgenommen. Die<br />

Anlage ist in der<br />

Lage, jährlich über<br />

3.000 Tonnen Polystyroldämmplatten<br />

aus Abbruchbaustellen<br />

zu recyceln<br />

und bestätigt damit die technische, ökologische<br />

und wirtschaftliche Machbarkeit eines<br />

neuen Recyclingverfahrens. Dabei ist es gelungen,<br />

HBCD-haltige Polystyrolschaumstoffe<br />

vollständig in die Kreislaufwirtschaft zu integrieren.<br />

In einem weiteren Schritt soll auch XPS<br />

(extrudiertes Polystyrol) recycelt werden.<br />

Einsatz im Karawankentunnel<br />

Platzmangel<br />

Sechs Monate, sieben Tage die Woche,<br />

24 Stunden pro Tag und 1.500 Einsatzstunden:<br />

Im Schichtbetrieb transportierten die<br />

acht Dual View Dumper DV90 von Wacker<br />

Neuson neun Tonnen Nutzlast Material<br />

auf der Großbaustelle Karawankentunnel.<br />

Um den 115 Jahre alten Bahntunnel zwischen<br />

Österreich und Slowenien auf einen<br />

sicheren und modernen Stand zu bringen,<br />

wird der Tunnel auf einem Gleis umgebaut.<br />

Zusätzlich werden das Tunnelgewölbe und<br />

die denkmalgeschützten Portalbauwerke saniert<br />

sowie eine zeitgemäße Entwässerung<br />

eingebaut. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse<br />

entschied sich das ausführende<br />

Bauunternehmen, die Strabag, für die Dual<br />

View Dumper von Wacker Neuson. Insgesamt<br />

knapp 40.000 Kubikmeter Material<br />

wurden mit den Dumpern aus dem Tunnel<br />

befördert. Das Besondere am Dumper: Mit<br />

Dual View kann die Sitzposition durch eine<br />

180-Grad-Drehung der gesamten Bedienund<br />

Sitzkonsole schnell und komfortabel gewechselt<br />

werden. Zeitaufwendiges Wenden<br />

und Rangieren ist somit nicht mehr nötig.<br />

i+R Gruppe wächst und investiert kräftig<br />

Rekordumsatz dank Bagger<br />

Die i+R Gruppe konnte im Geschäftsjahr<br />

2020/21 einen Umsatz von 700 Millionen<br />

Euro erwirtschaften, rund die Hälfte davon<br />

mit der Sparte Bagger. So erwirtschaftete die<br />

Sparte Bagger mit 4.000 verkauften Takeuchi-<br />

Baggern pro Jahr und 6.550 Baggern, Arbeitsbühnen<br />

und Baumaschinen in der Mietflotte<br />

330 Millionen Euro Umsatz im vergangenen<br />

Geschäftsjahr. In der Sparte Bauen lag der<br />

Umsatz bei 160 Millionen Euro. Großprojekte<br />

wie beispielsweise das Hochwasserpumpwerk<br />

der ARA Bregenz oder der vor kurzem unterzeichnete<br />

Generalunternehmerauftrag für die<br />

Verpackungsgruppe CCL Label in Dornbirn<br />

stehen in den Auftragsbüchern. Innerhalb von<br />

sieben Jahren hat sich die Mitarbeiterzahl über<br />

alle Standorte hinweg auf 1.200 verdoppelt.<br />

Dieses Wachstum macht nun Investitionen<br />

nötig: Am i+R Campus in Lauterach wird ein<br />

zweigeschossiger Büro-Neubau in Holzbauweise<br />

errichtet – insgesamt entstehen 100<br />

zusätzliche Arbeitsplätze für bestehende und<br />

neue Mitarbeiter samt Besprechungs- und<br />

Schulungsräumen und Begegnungszonen.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

37


Unternehmen & Projekte<br />

Holz-Installation im Wiener Museumsquartier<br />

Vom Baum zum Haus<br />

Mitten in Wien – genau genommen im Museumsquartier –<br />

konnte man bis Anfang Juni durch die Installation „woodpassage“<br />

die Umwandlung vom Baum zum Haus sinnlich erleben.<br />

So skizzierte die „woodpassage“ mit einfachen Piktogrammen<br />

in 40 Stufen, Scheibe für Scheibe aus großen Holzblöcken herausgeschnitten<br />

die Umformung vom Baum zum Haus. Ziel<br />

der von proHolz Austria in Wien gezeigten Installation war es,<br />

diese Transformation als die Basis für Bauen mit Holz begreifbar<br />

zu machen sowie die damit verbundenen ökologischen<br />

Vorteile aufzuzeigen. Denn global ist der Bausektor für rund<br />

40 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Ein<br />

Kubikmeter Holz bindet eine Tonne CO 2<br />

. „Gerade in Städten<br />

hat der Holzbau enormes Potential. Der Bedarf nach Wohnraum<br />

steigt, mit dem nachwachsenden Material Holz kann er<br />

klima- und ressourcenschonend errichtet werden. Bauen mit<br />

Holz in neuen Dimensionen vom mehrgeschossigen Wohnbau<br />

bis zum Hochhaus ist mittlerweile erprobt. Die Klimaziele<br />

erfordern CO 2<br />

-Einsparungen insbesondere im Bausektor,<br />

Holz ist der wesentliche Schlüssel dazu“, so Richard Stralz,<br />

Obmann von proHolz Austria.<br />

Nachhaltige Dämmung<br />

Aus Hanf und Holz<br />

Der Kindergarten samt Hort am Hauderweg in Linz-Ebelsberg<br />

aus den 1980er Jahren musste geringfügig adaptiert und saniert<br />

werden. Die Architektin Petra Stiermayr, Projektentwicklerin<br />

beim Bauträger Immobilien Linz entschied sich für den Dialog<br />

bei der Integration von Alt- und Neubauten und entwarf ein<br />

zweigeschossiges L-förmiges Gebäude, das sich nahtlos an den<br />

Haupttrakt des Bestandsbaus anschließt. Ausgearbeitet wurde<br />

der Entwurf vom Linzer Architektenbüro mia2. Während einige<br />

erdnahe Teile in Stahlbeton ausgeführt wurden, bestehen die<br />

gartenseitigen Außenwände, das gesamte Obergeschoß und<br />

die inneren Trennwände aus Brettsperrholz. Zur Dämmung<br />

kam ein System von Capatect zum Einsatz. Dämmplatten aus<br />

Hanf sorgen für die ökologische, diffusionsoffene Außenwanddämmung.<br />

Damit zeigen die Verantwortlichen für diesen Bildungsbau<br />

ihre Verantwortung für die nachkommenden Generationen.<br />

Ein weiterer wichtiger Vorteil der Hanffassade ist der<br />

ausgezeichnete Schallschutz. Das ist speziell für Einrichtungen<br />

wie Kindergärten oder Horte ein großer Nutzen, um die Kinder<br />

vor Außenlärm zu schützen. Was die Farbgebung der Außenwände<br />

angeht, so ließ man sich vom rotbraunen Ziegeldach<br />

des Bestandsgebäudes inspirieren. Die Bildungseinrichtung hat<br />

nun mit dem Neubau Platz für insgesamt neun Hortgruppen,<br />

sechs Kindergartengruppen und zwei Krabbelstuben. Eingebettet<br />

in einem großzügigen Garten mit altem Baumbestand bietet<br />

der neue Komplex das ideale Umfeld für Kinder und Betreuende.<br />

EasyHammer von Bosch<br />

Handwerks-Multitalent<br />

Beim EasyHammer 12V von Bosch ist der Name Programm: Das<br />

Multitalent macht es besonders auch Einsteigern im Heimwerker-<br />

Bereich leicht, Löcher in diverse Materialien einschließlich Beton<br />

zu bohren sowie Schrauben einzudrehen oder zu lösen. Grundlage<br />

dafür ist sein innovatives Bedienkonzept mit einem einzigen<br />

Schiebeschalter zentral im Sichtbereich auf der Oberseite des<br />

Geräts: je nachdem, welches Symbol gewählt wird, hämmert,<br />

bohrt oder schraubt er. Dabei hilft der ins Bohrfutter integrierte<br />

360°-LED-Lichtring die entsprechende Stelle, an der gehandwerkt<br />

werden soll, vollständig auszuleuchten. Ist die Arbeit getan, lädt<br />

man den EasyHammer 12V einfach per USB-Kabel.<br />

Fotos: Bosch, proHolz Austria/Redtenbache<br />

38 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen<br />

Klema erweitert Kranflotte<br />

Hohe Einsatzflexibiltät<br />

Klema Kranverleih aus Oberschleißheim bei München hat einen<br />

neuen Liebherr-Mobilkran LTM 1110-5.1 übernommen. Der<br />

neue 110-Tonner erweitert den Fuhrpark des bayerischen Unternehmens.<br />

Die hohe Leistung und große Variabilität hinsichtlich<br />

Achslasten und Transportgewicht des LTM 1110-5.1 waren wichtige<br />

Entscheidungskriterien. Das Konzept des LTM 1110-5.1 ist<br />

sowohl auf hohe Leistung mit langem Teleskopausleger als auch<br />

auf hohe Mobilität ausgelegt. Er ist so leicht gebaut, dass er ein Gesamtgewicht<br />

von nur 48 Tonnen bei Achslasten unter 10 Tonnen<br />

erreicht. Trotz seiner gewichtssparenden Konstruktion übertrifft<br />

der LTM 1110-5.1 mit seinem 60 Meter langen Teleskopausleger<br />

die Leistung vergleichbarer Mobilkrane im Markt.<br />

WISSEN<br />

MACHT<br />

ERFOLG<br />

Gesamtprogramm unter ars.at<br />

DIE TOOL-BOX FÜR IHREN<br />

PROJEKTERFOLG<br />

Riffel-Upgrade für Dünnwandschlauch<br />

Optimierung<br />

Das Produktsortiment des Dämmstoffherstellers Steinbacher<br />

ist um eine Weiterentwicklung reicher: Maßgeblich verbessert<br />

wurden der Dünnwand-Isolierschlauch steinoflex 445 (4 mm<br />

Dämmdicke) sowie der Abfluss-Isolierschlauch steinoflex 405 R<br />

(5 mm Dämmdicke). Beide Produkte – hergestellt aus Polyethylen<br />

– werden jetzt ganz neu mit innenliegender Riffelstruktur<br />

produziert, welche die Elastizität der Schläuche deutlich verbessert.<br />

Der Vorteil: Das oft beschwerliche Aufziehen auf Rohre<br />

– besonders bei Muffen und Bögen – lässt sich wesentlich einfacher<br />

bewerkstelligen.Ein weiteres Plus: Für den Abfluss-Isolierschlauch<br />

mit Riffelstruktur wurden die körperschalldämmenden<br />

Eigenschaften durch das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP<br />

bestätigt. Zusätzlich zur Produktverbesserung wurde die Kartongröße<br />

optimiert – jetzt können 18 Kartons pro Euro-Palette<br />

geliefert werden.<br />

10831<br />

21.09.21, Wien*<br />

10734<br />

30.08.21, Wien*<br />

10820<br />

30.08.21, Graz<br />

10793<br />

14.09.21, Wien*<br />

Claim-Management nach ÖNORM<br />

B 2110 & B 2118<br />

Dipl.-Ing. Dr. techn. Makovec | RA Mag. Gaar<br />

Anti-Claim-Management: Gesetze,<br />

OGH-Entscheidungen & ÖNORMEN<br />

ZT DI Benesch | Dr. Wach<br />

Der Bauprozess in der Praxis<br />

RA Dr. Pochmarski | Mag. Graßler<br />

Vertragsrecht am Bau für<br />

Nicht-Juristen<br />

RA DDr. Müller, TEP | Mag. Hussian<br />

Pilotprojekt auf der Autobahn<br />

Holz statt Alu<br />

Die Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft<br />

(ASFINAG) tauscht im Rahmen eines Pilotprojekts<br />

auf der A2 in der Steiermark und der A12 bei Imst in Tirol die herkömmlichen<br />

Verkehrsschilder aus Aluminium gegen solche aus<br />

Holz. Das Schild besteht aus Bambus, die Steher sind aus Accoyaholz.<br />

Heimisches Holz für die Herstellung der Verkehrsschilder<br />

konnte die Normen hinsichtlich der Stabilität und Belastbarkeit<br />

nicht erfüllen. Bis zum <strong>Sommer</strong> 2022 soll nun evaluiert werden,<br />

ob die Schilder aus Holz Hitze, Kälte und Schnee unbeschadet<br />

überstehen. „Klappt alles so wie gedacht, könnten wir Schritt für<br />

Schritt ganz auf Holz und Bambus umstellen“, sagt ASFINAG-<br />

Produkt- und Projektmanager Peter Rath.<br />

Jetzt Ausbildung starten und in weniger als einem<br />

Jahr zur Meisterprüfung antreten:<br />

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39


Unternehmen & Projekte<br />

Bund & Land Kärnten<br />

Baukultur<br />

Erstmals kooperieren der Bund und ein<br />

Bundesland im Bereich der Baukultur auf Basis<br />

abgestimmter Leitlinien. Die künftige Kooperation<br />

des Bundes mit dem Land Kärnten<br />

nimmt folgende drei Bereiche der Baukultur<br />

in den Fokus: die Stärkung der Orts- und<br />

Stadtkerne, die Abstimmung von Qualitätskriterien<br />

für die Vergabe öffentlicher Mittel<br />

und den Ausbau der baukulturellen Bildung<br />

und Vermittlung. „Baukultur ist jene Kulturform,<br />

die man am unmittelbarsten erlebt,<br />

weil der Raum, den wir um uns herum formen,<br />

letztendlich auch uns formt. Deshalb<br />

ist die aktive und breite Auseinandersetzung<br />

mit Baukultur so wichtig“, erklärt Wohnbaureferentin<br />

Landeshauptmann-Stellvertreterin<br />

Gaby Schaunig, und betont, dass nach<br />

Erstellung der Baukulturellen Leitlinien für<br />

Kärnten das Qualitätskriterium „Baukultur“<br />

in alle relevanten Förderschienen des Landes<br />

integriert wurde.<br />

Griffner baut in Bio-Qualität<br />

Hausbau<br />

Als erster Fertighausspezialist in Österreich<br />

erhält Griffner die baubiologische<br />

Zertifizierung des internationalen Instituts<br />

für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN. Mit<br />

der „Bio Line“ setzt Griffner neue Maßstäbe<br />

im ökologischen und nachhaltigen Holzbau.<br />

Konkret bedeutet das unter anderem: Dämmung<br />

der Installationsebenen ausschließlich<br />

mit Schafwolle, Einsatz von biozidfreien<br />

Materialien, keine großflächigen Verleimungen,<br />

Verzicht auf PU-Schaum sowie<br />

Fußbodenaufbauten mit rein mineralischen<br />

Schüttungen. Dazu werden in den Schlafbereichen<br />

sämtliche Elektroinstallationen abgeschirmt,<br />

um Elektrosmog zu vermeiden.<br />

Angewendet werden kann die „Bio Line“ auf<br />

alle Griffner Haustypen mit Satteldach.<br />

Rhomberg Bau entwickelt Funkhaus-Immobilie weiter<br />

ORF-Funkhaus wird revitalisiert<br />

Die Wiener Niederlassung von Rhomberg<br />

Bau startet im Bauteil D – dem Bauteil, der auch<br />

das Radiocafé beherbergt – mit der Revitalisierung<br />

und errichtet in der Argentinierstraße<br />

im vierten Wiener Gemeindebezirk 21 neue<br />

Wohnungen. Fast alle Wohnungen verfügen<br />

über Balkone, Loggien oder Terrassen. Abstellräume<br />

für Kinderwägen und Fahrräder<br />

sind ebenso eingeplant wie ein Spielraum für<br />

Kleinkinder. Die Modernisierung des Gebäudes<br />

in der Argentinierstraße 30 ist der Auftakt zur<br />

Weiterentwicklung der Funkhaus-Immobilie.<br />

Geplant ist eine Nutzung, die eine Mischung<br />

aus Wohneigentum und Angeboten im Kulturund<br />

im Arbeitsbereich, also Kreativeinrichtung,<br />

Start-ups oder Investoren, vorsieht. Auch der<br />

ORF wird als Eigentümer des Kulturtrakts mit<br />

Radio-Sendesaal und Hörspielstudios weiter an<br />

Bord bleiben. Das Funkhaus in der Argentinierstraße<br />

ist das älteste Funkhaus in Österreich.<br />

Es wurde von 1935 bis 1939 unter Einbeziehung<br />

von älterer Bausubstanz errichtet.<br />

People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />

Alice Godderidge ergänzt die<br />

Unternehmensspitze von<br />

Poloplast um Wolfgang Lux (CEO)<br />

und Konstantin Urbanides (CFO).<br />

Die Architektin Ursula Schrott<br />

leitet seit Mai den Bereich<br />

Wohnbau beim österreichischen<br />

Premiumbauträger Glorit.<br />

Immobilienmarkt-Expertin<br />

Brita Hombrecher wirkt seit 1. Juli<br />

an der strategischen Ausrichtung<br />

der baukult ZT mit.<br />

News Ticker<br />

Standortsuche: Die Bio-Brennstoff, ein Tochterunternehmen der Baumit-Gruppe, beabsichtigt die Errichtung eines Vorzeigebetriebes<br />

der Kreislaufwirtschaft: der sogenannte „Upcycling Park“. Für das 50-Millionen-Euro-Projekt ist eine Fläche von 3,5<br />

Hektar nötig.<br />

Fotos: Rhomberg Bau, ÖSTU-Stettin, Glorit, Poloplast, Jana Madzigon<br />

40 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Hoch- & Tiefbau<br />

Habau Group und Verbund beim Reißeck II plus<br />

Stollentaufe der Kraftwerkerweiterung<br />

Reißeck II plus<br />

Die Wasserkraftwerksgruppe Malta/Reißeck<br />

in Kärnten ist eine der größten ihrer<br />

Art in Europa. Nun feiert die Habau Group<br />

gemeinsam mit dem Verbund die Stollentaufe<br />

der Kraftwerkerweiterung Reißeck II plus. Das<br />

Auftragsvolumen beträgt 15,7 Millionen Euro.<br />

Das Kraftwerk, das zwischen den Speichern<br />

Großer und Kleiner Mühldorfer See gelegen<br />

ist, ist als sogenannte Kavernenanlage geplant<br />

– das bedeutet, dass sich sämtliche Einrichtungen<br />

in einem in den Fels gesprengten Hohlraum<br />

befinden. „Die Lage im Hochgebirge<br />

bei über 2.200 Metern bedingt schwierige<br />

Witterungsverhältnisse und eine schwere<br />

Erreichbarkeit der Baustelle über eine 25 Kilometer<br />

lange Hochgebirgsstraße. Entsprechend<br />

gestalten sich auch Geräte-, Material- und<br />

Personaldisposition“, erklärt Martin Zmölnig,<br />

Geschäftsbereichsleiter für den Untertagebau<br />

bei der Habau-Tochter ÖSTU-Stettin.<br />

Klimafreundliches Unigebäude<br />

Biologiezentrum<br />

Im Stadtviertel Sankt Marx in Wien Landstraße<br />

ist in den letzten drei Jahren ein neues<br />

Biologiezentrum entstanden. Mit Ende Mai<br />

hat die BIG als Bauherr und Liegenschaftseigentümer<br />

den Neubau fertiggestellt und<br />

an die Universität Wien übergeben. Ab<br />

dem Wintersemester 2021 werden 5.000<br />

Biologie-Studenten und 500 Mitarbeiter<br />

der Uni Wien im Biologiezentrum ein- und<br />

ausgehen. Die Investitionskosten betrugen<br />

146 Millionen Euro. Das Gebäude mit der<br />

markanten Fassade aus 400.000 Klinkersteinen<br />

wurde nach den Plänen der<br />

Berliner Architekten Karsten Liebner und<br />

Marcel Backhaus realisiert. Sie zeichnen in<br />

einer Arge mit Vasko+Partner für das neue<br />

Biologiezentrum verantwortlich. Bei der<br />

Planung des Biologiezentrums achtete man<br />

besonders darauf, ein klimafreundliches<br />

Universitäts- und Forschungsgebäude zu<br />

konzipieren. Das begann beim Grundriss,<br />

der so flexibel wie möglich geplant wurde.<br />

Die Größe der Räume kann angepasst<br />

werden, weil die Zwischenwände installationsfrei<br />

sind. Und erstmals wird in Wien bei<br />

einem Forschungsgebäude die Laborabluft<br />

zur Wärmerückgewinnung genutzt.<br />

Energiespeicher unter der Erde<br />

Sonnenspeicher<br />

Im Leitprojekt „Underground Sun Storage<br />

2030“ wird die Speicherung von erneuerbarer<br />

Energie in Form von Wasserstoff in unterirdischen,<br />

ehemaligen Erdgaslagerstätten<br />

entwickelt. Erneuerbare Sonnenenergie<br />

wird zunächst klimaneutral mittels Elektrolyse<br />

in grünen Wasserstoff umgewandelt<br />

und anschließend in reiner Form gespeichert.<br />

Bis 2025 werden unter Leitung von<br />

RAG Austria gemeinsam mit den Projektpartnern<br />

– Axiom Angewandte Prozesstechnik,<br />

Energie Oberösterreich, Energieinstitut<br />

an der Johannes-Kepler-Universität Linz,<br />

EVN, HyCentA Research, K1-MET, Technische<br />

Universität Wien, Universität für<br />

Bodenkultur Wien, Verbund, Verein Wiva<br />

P&G und voestalpine Stahl – Untersuchungen<br />

für die Energiezukunft durchgeführt.<br />

20 Millionen Euro für Holzbau<br />

Förderung<br />

Das Landwirtschaftsministerium vergibt<br />

20 Millionen Euro Förderung für Holzbau.<br />

Mit der CO2-Bonus genannten Förderung<br />

soll der Ersatz anderer Baustoffe, bei deren<br />

Produktion CO2 freigesetzt wird, durch<br />

Holz unterstützt werden. Geld aus dem<br />

CO2-Bonus gibt es für Neu- und Ausbauten<br />

im mehrgeschoßigen Wohnbau sowie für<br />

Gebäude für öffentliche Zwecke in Holzbauweise,<br />

teilte Ministerin Elisabeth Köstinger<br />

(ÖVP) mit. Der nicht rückzahlbare Zuschuss<br />

beträgt einen Euro pro verbautem Kilogramm<br />

Holz, 10 Prozent Aufschlag gibt es,<br />

wenn zusätzlich Dämmung aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen verwendet wird. Seit 1.<br />

Juli sind Einreichungen für die Förderung<br />

möglich. Der Waldfonds hat ein Gesamtvolumen<br />

von 350 Millionen Euro.<br />

Drei Baufelder in Seestadt aspern<br />

Bieterverfahren<br />

Drei Baufelder in Toplage kommen angrenzend<br />

an das in Bau befindliche Quartier<br />

„Am Seebogen“ im Norden der Seestadt zum<br />

Verkauf. Das Bieterverfahren „aspern urban<br />

Waterfront“ umfasst zwei herausragende<br />

Hochhausstandorte, Klimapioniergebäude<br />

mit Gewerbeanteilen, unmittelbar an der<br />

Seestadtpromenade am Nordufer des Asperner<br />

Sees. Das zweistufige Verhandlungsverfahren<br />

für die „aspern Manufactory“ an der<br />

nordöstlichen Sonnenallee und der Zufahrt<br />

zur Spange S 1 wird der Auftakt für die<br />

Entwicklung des nächsten Gewerbeschwerpunkts<br />

in der Seestadt. Die Verfahrensbegleitung<br />

für die Hochhausstandorte erfolgt<br />

durch die EHL Investment Consulting, die<br />

rechtliche Abwicklung durch EY Law – Pelzmann<br />

Gall Größ Rechtsanwälte.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

41


Unternehmen & Projekte<br />

Leyrer + Graf feiert Spatenstich in Horn<br />

Gesundheitszentrum<br />

In der Hopfengartenstraße in Horn entsteht bis Herbst 2022<br />

auf 6.000 Quadratmetern ein neues Gesundheitszentrum. Im<br />

Auftrag der Gesundheitsplatz Horn verrichtet Leyrer + Graf die<br />

Baumeisterarbeiten für das viergeschoßige Gesundheitszentrum<br />

inklusive Tiefgarage. Die Generalplanung erfolgte über<br />

Panis & Markom. Das Gesundheitszentrum soll mit der Fertigstellung<br />

ein breites Leistungsspektrum abdecken und eine<br />

entsprechende Versorgungssicherheit bieten. Besonderes Augenmerk<br />

wird bei diesem Bauprojekt auf eine nachhaltige und<br />

umweltgerechte Umsetzung gelegt. Darüber hinaus soll das<br />

neue Zentrum helle, barrierefreie Räumlichkeiten und eine gute<br />

Erreichbarkeit für alle Kunden und Besucher bieten.<br />

Elk Bau & Mitras Holding setzen auf Holz<br />

Dachgleiche für Wohnpark<br />

Unmittelbar in der Nähe von St. Pölten realisiert Elk Bau mit<br />

Mitras Holding das derzeit größte Holzbauprojekt Österreichs.<br />

In vier Bauphasen entstehen insgesamt 168 Eigentumswohnungen.<br />

Die 42 Wohnungen des ersten Wohngebäudes sollen bereits<br />

im Herbst 2021 an die neuen Eigentümer übergeben werden.<br />

„Dank Car-Sharing Angebot und einem großen Parkplatz, der<br />

am Rand der Siedlung konzipiert wurde, bietet der Wohnpark<br />

Ober-Grafendorf viel Lebensqualität“, zeigt sich Bürgermeister<br />

Rainer Handlfinger über die nachhaltige Wohnraumschaffung<br />

erfreut. Direkt neben der Wohnanlage wird ein rund 1.500 Quadratmeter<br />

großer Spielplatz errichtet.<br />

HNP architects gestaltet zwei Objekte<br />

Stadtentwicklung<br />

Gleich zwei Gebäude – ein Büro- und ein Wohnhaus – gestaltet<br />

das Architektur- und Ingenieurbüro HNP architects<br />

in Wien Landstraße. Im neuen Stadtentwicklungsgebiet<br />

„Village im Dritten“ von ARE, UBM und dem Wohnfonds<br />

Wien entstehen bis 2026 in etwa 1.900 nachhaltige Wohnungen.<br />

Bereits im ersten Quartal 2021 wurde mit den<br />

Abbrucharbeiten der ehemaligen TU-Gebäudes begonnen,<br />

2022 startet der Hochbau. Mit einer Gesamtfläche von<br />

circa elf Hektar zählt das Quartier „Village im Dritten“<br />

zu den größten Österreichs. Auf den Bauplätzen 9A und<br />

9B, Ecke Adolf-Blamauer-Gasse und Landstraßer Gürtel,<br />

entwarfen HNP architects ein Bürogebäude sowie einen<br />

Wohnbau. Der Wohnbau besticht vor allem durch leicht<br />

versetzte, weit auskragende Balkone, eine großzügige<br />

Verglasung und eine Vollwärmeschutzfassade. Für eine<br />

Wohlfühlatmosphäre sollen eine Vielzahl an Gemeinschaftsbereichen<br />

und ein zentraler Durchgang direkt in den<br />

Innenhof sorgen. Begrünte Dachterrassen und westseitig<br />

ausgerichtete Eigengärten sollen den Bewohnern zusätzlichen<br />

Freiraum bieten.<br />

Fotos: Leyrer + Graf, Christian Mikes, E&M Ober-Grafendorf, HNP architects Immobilienentwicklung<br />

42 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Hoch- & Tiefbau<br />

3 rd<br />

SMARTES<br />

HEIMKOMMEN<br />

IM WOHNBEREICH<br />

Süba übergibt Wohnhausanlage in Wien<br />

Klimaschonender Wohnbau<br />

Bereits Ende Mai wurde der nachhaltige Wohnbau in der Urschenböckgasse<br />

3 vom Bauträger Süba an einen neuen Investor<br />

übergeben. Der Gebäudekomplex verfügt über 121 Wohnungen,<br />

alle ausgestattet mit Freiflächen, sowie über eine Tiefgarage mit<br />

insgesamt 188 Stellplätzen. Zweigeschossige Maisonetten, großzügige<br />

Wohnungen bis 110 Quadratmeter, sowie kleinere Wohnungen<br />

bis zu 50 Quadratmeter bieten sowohl für Singles, junge<br />

Paare als auch größere Familien Platz. Die Energieversorgung<br />

erfolgt mittels Fernwärme. Im <strong>Sommer</strong> sorgen Tiefsonden und<br />

Wärmetauscher für eine passive Kühlung der Wohnräume. Die<br />

Energieversorgung der zentralen Haustechnikanlagen wird mittels<br />

Photovoltaikanlage am Dach sichergestellt. Bei der Planung<br />

des klimafreundlichen Wohnbaus wurden die Möglichkeit zur<br />

Solarstromspeicherung sowie zum Einbau von PKW-E-Ladestationen<br />

in der Tiefgarage ebenfalls berücksichtigt. Auch nach<br />

Fertigstellung des Objekts fungiert Immo Solutions als Asset<br />

Manager. Der Einsatz erneuerbarer Energie und der Verzicht<br />

auf fossile Energieträger ist auch der Hauptfokus in der Süba-<br />

Wohnhausanlage „EsslingLiving“ in der Rosthorngasse 5, im<br />

22. Wiener Gemeindebezirk. Bei dem Gebäude mit 82 Wohneinheiten<br />

setzt der Bauträger in seinem Energiekonzept erstmals<br />

auf Betonkernaktivierung. Die für die Betonkernaktivierung<br />

nötigen Wärmepumpen werden zu 100 Prozent mit Strom aus<br />

erneuerbarer Energie betrieben.<br />

Einfache Dinge, wie Türen öffnen, Besucher<br />

hereinlassen oder Lieferungen annehmen, sollten<br />

leicht und bequem funktionieren. Hier kommt<br />

Technologie ins Spiel: Lassen Sie sich den Alltag<br />

von KONE Residential Flow erleichtern!<br />

Genießen Sie nahezu<br />

berührungslosen Komfort<br />

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<strong>Sommer</strong> 2021<br />

43


Unternehmen & Projekte<br />

Stromversorgung in Kärnten<br />

Meilenstein<br />

Vor kurzem haben der Übertragungsnetzbetreiber<br />

Austrian Power Grid (APG) und der<br />

Verteilernetzbetreiber KNG-Kärnten Netz<br />

die 220/110-kV-Netzabstützung Villach Süd<br />

offiziell in Betrieb genommen. Rund 80 Millionen<br />

Euro haben beide Projektpartner in<br />

dieses Projekt investiert. Mit Inbetriebnahme<br />

soll nun die sichere und ausreichende Stromversorgung<br />

des Großraumes Villach in den<br />

nächsten Jahrzehnten gewährleistet sein.<br />

„Diese offizielle Inbetriebnahme bezeichnen<br />

wir als Meilenstein für die Stromversorgung<br />

in Kärnten“, sagt Kelag-Vorstandssprecher<br />

Manfred Freitag. „Die 220/110-kV-Netzabstützung<br />

Villach ist die erst dritte Netzabstützung<br />

dieser Art in Kärnten und wir haben<br />

sie in jener Region errichtet, die am meisten<br />

Strom braucht und die sich dynamisch entwickelt.“<br />

Die 220/110-kV-Netzabstützung<br />

Villach verbindet das 110-kV-Netz mit dem<br />

europäischen Verbundnetz.<br />

Software in Verbindung mit BIM und NFC<br />

Premiere im Tunnelbau<br />

Erstmals wurde die PlanRadar-Software in<br />

Verbindung mit BIM und NFC beim Tunnelbau<br />

eingesetzt. Und zwar für ein Projekt am<br />

Flughafen Salzburg. Um Bauwerksdokumentation,<br />

Schadensbegutachtung oder Mängelbegehungen<br />

bei größeren Tunnelprojekten<br />

zu gewährleisten, werden entlang des Tunnels<br />

sogenannte NFC-Tags angebracht. Sie helfen<br />

unter anderem bei der eindeutigen Positionierung<br />

bestimmter Bauteile. Solche Tags können<br />

aber auch für ultrapräzise Ortungen platziert<br />

werden. Das ermöglicht das Verfolgen standortspezifischer<br />

Begebenheiten. Die Tags sind<br />

extrem langlebig und halten Wasser, Hitze und<br />

extremen Bedingungen stand. Zusätzlich können<br />

dank BIM-Technologie sämtliche Bauteile<br />

in der App abgebildet werden. Das erleichtert<br />

die Dokumentation enorm. Schadstellen an<br />

Bauteilen können so digital dokumentiert und<br />

am entsprechenden Ort ein NFC-Tag angebracht<br />

werden. Dazu braucht es lediglich ein<br />

NFC-fähiges, mobiles Endgerät.<br />

Recycling-Lösung<br />

Rockcycle Austria<br />

Mit Rockcycle Austria bietet Rockwool<br />

bereits seit Mitte 2020 einen kostenpflichtigen<br />

Rücknahme- und Recycling-Service<br />

für Rockwool Dämmstoffe an. Dabei werden<br />

die Steinwolleabfälle mit Hilfe von Entsorgungspartnern<br />

zur Wiederverwertung in<br />

eines der Rockwool Werke in Deutschland<br />

geliefert. Im Werk werden die Steinwolleabfälle<br />

gesammelt, aufbereitet und sukzessive<br />

dem Produktionsprozess wieder zugeführt.<br />

Um die Transportmengen zu optimieren,<br />

sollte eine Mindestmenge von drei Tonnen<br />

gebündelt werden. Eine Kleinmengenlösung<br />

für die Wiederverwertung von Verschnitt<br />

befindet sich derzeit in der Testphase<br />

und soll im Lauf des Jahres österreichweit<br />

ausgerollt werden.<br />

News Ticker<br />

People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />

Christian Göres verantwortet ab Mai 2021 als Verkaufsleiter den<br />

Bereich Technische Isolierung bei Saint-Gobian Österreich.<br />

Gemeinsam mit Maximilian Fetz als Fachberater ist er Ansprechpartner<br />

für Planer, Verarbeiter und den Fachhandel.<br />

Andreas Leobacher übernimmt<br />

die Leitung der Steiner<br />

Haus technik und löst damit<br />

Bernhard Zwielehner ab.<br />

FCP Innovationspreis: Die TU Wien und FCP verliehen im Rahmen einer akademischen Feier der Fakultät für Bauingenieurwesen<br />

an der Technischen Universität Wien den FCP Innovationspreis. Die Gewinner sind Christoffer Vida und Nadia Gremer.<br />

Fotos: Frauenthal Handel Gruppe, PlanRadar, Wien Energie, GC Gruppe, Saint-Gobain Isover<br />

44 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Praxis & Lösung<br />

Sonnenenergie für alle<br />

Bürger-Solarkraftwerk<br />

In der Wiener Donaustadt an der Schafflerhofstraße steht<br />

Österreichs größte Photovoltaik-Anlage. Mit 11,45 Megawatt<br />

Leistung kann das Solarkraftwerk umgerechnet rund<br />

4.900 Haushalte mit Sonnenstrom versorgen. Von diesem<br />

Ausnahme-Projekt sollen ab sofort alle Wienerinnen und<br />

Wiener profitieren können. Interessierte können sich ab<br />

sofort ihren eigenen Anteil in Form von Gutscheinpaketen<br />

sichern und damit nicht nur den weiteren Ausbau von Photovoltaik<br />

in der Stadt unterstützen. Die aktuelle Produktion der<br />

Anlage und damit der Status zur Vergütung ist jederzeit live<br />

über eine neue Online-Plattform abrufbar. Teilnehmer am<br />

Bürger- und Bürgerinnen-Solarkraftwerk erhalten hier einen<br />

personalisierten Zugang. Die Plattform wurde gemeinsam<br />

mit Riddle&Code Energy Solutions entwickelt und basiert auf<br />

Blockchain-Technologie. Mit Hilfe von Blockchain wurde die<br />

gesamte Photovoltaikanlage digitalisiert und jedes Modul mit<br />

einer eindeutigen Identität versehen. Damit ist die Erzeugung<br />

völlig transparent. „Das stärkt das Vertrauen in das Produkt<br />

Strom“, ist Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-<br />

Geschäftsführung überzeugt.<br />

Temporäres Lager & Büro<br />

Container-Service<br />

In Kooperation mit Containex bieten SHT, ÖAG und die Kontinentale<br />

ihren Kunden ab sofort verschiedene Miet-Container an.<br />

Im Programm sind Materialcontainer, Mannschaftscontainer<br />

und WC-Container. Dabei machen die Container in zwei Größen<br />

(10 und 20 Fuß) und in verschiedenen Ausstattungsvarianten<br />

die Baustellenorganisation sicher, flexibel und effizient. Dragan<br />

Skrebic, Gesamtverantwortlicher für Vertrieb & Marketing bei<br />

Frauenthal, über die vielen Vorteile des neuen Angebots: „Es<br />

gibt nur einen Ansprechpartner von der Baustelleneinrichtung<br />

bis zur Warenanlieferung. Nach Abstimmung mit unserer Logistik<br />

bestücken wir Container sogar über Nacht.“ Der Zugang<br />

erfolgt via Chip.<br />

Neue Sport Arena Wien<br />

Multifunktionale Arena<br />

Das legendäre Wiener Dusika-Stadion im zweiten Bezirk<br />

kommt weg, entstehen wird ein Neubau, der Sport Arena heißen<br />

soll. Den Wettbewerb für das 50-Millionen-Projekt holte<br />

sich das Wiener Architekturbüro Karl und Bremhorst. Geplant<br />

ist ein Bau, der sich aus drei Hallen in verschiedenen Ebenen<br />

zusammensetzt. Die Hallen sind unabhängig voneinander<br />

bespielbar und bieten eine ausgewogene Mischung aus Trainings-<br />

und Veranstaltungsstätte. Herzstück des Projekts ist<br />

eine multifunktionale Sporthalle mit Schwerpunkt Ballsport<br />

(Hand-, Volley– und Basketball sowie Hockey und Badminton),<br />

die je nach Bedarf als Veranstaltungs- oder reine Trainingshalle<br />

dient. Rund 3.000 Sitzplätze können je nach Bedarf ein- oder<br />

ausgefahren werden. In der Dachkonstruktion ist eine Trainingshalle<br />

vorgesehen. In der dritten Halle befindet sich ein<br />

Functional Fitness sowie ein Cardio- und Krafttrainings-Bereich.<br />

Die Trainingshallen können modulartig an die jeweilige<br />

Sportart angepasst werden und decken damit die Nachfrage<br />

nach zusätzlichen Trainingszeiten ab. Das Gebäude soll den<br />

modernsten Kriterien zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz entsprechen<br />

und wird als hochwärmegedämmtes Energiespargebäude<br />

konzipiert. Es soll fast ausschließlich mit erneuerbarer<br />

Energie versorgt werden. Dadurch ist es möglich, ein nahezu<br />

energieautarkes Gebäude zu betreiben, so die Ansage der Stadt.<br />

Dazu sind Photovoltaik und Wärmepumpen vorgesehen. Der<br />

Baustart ist für 2022 geplant.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

45


Unternehmen & Projekte<br />

Smatrics erweitert Ladenetz<br />

E-Mobilität<br />

Der E-Mobilitätsdienstleister Smatrics und Tiroler Wasserkraft<br />

(Tiwag) vernetzen ihre Ladesysteme und ermöglichen<br />

damit ihren Ladekunden eine Erweiterung des Ladenetzes.<br />

Die Tiwag, die seit 2014 rund 2,5 Millionen Euro in den Ausbau<br />

des Tiroler Ladenetzes investiert hat, bietet an rund 90<br />

Standorten mehr als 400 öffentlich zugängliche Ladepunkte<br />

an. Smatrics EnBW bringt ein österreichweites Netz mit mehr<br />

als 500 Ladepunkten – davon 300 mit 50 – 300 kW (Kilowatt)<br />

– in die Kooperation ein. Dazu kommen noch weitere 2.500<br />

Ladepunkte, die das Mutterunternehmen Smatrics für Unternehmenskunden<br />

wie beispielsweise die ÖBB managt. „Smatrics<br />

EnBW besitzt Österreichs größtes High-Power-Ladenetz,<br />

welches wir 2021 weiter ausbauen werden. Zu den aktuell<br />

500 Schnellladepunkten kommen bis Ende des Jahres 100<br />

Ultra-Schnellladepunkte mit 300 kW entlang von Autobahnen<br />

und im innerstädtischen Bereich hinzu“, erklärt Smatrics<br />

Geschäftsführer Hauke Hinrichs. Mit der Smatrics Ladekarte<br />

haben Kunden Zugriff auf das gesamte Smatrics EnBW Ladenetz,<br />

auf über 5.000 Ladepunkte von Partnern in Österreich<br />

sowie auf über 40.000 internationale Ladepunkte.<br />

Zumtobel & Kaufmann Bausysteme<br />

Lichtlösung<br />

Bereits von außen zeigt sich die klare, lineare<br />

Struktur des neuen Headquarters von<br />

Kaufmann Bausysteme in Reuthe, Vorarlberg.<br />

Der von Johannes Kaufmann Architektur,<br />

NKBAK Architekten und sps architekten<br />

entworfene Modulbau spiegelt Flexibilität<br />

und Nachhaltigkeit wider. Im Rahmen des<br />

Neubaus arbeitete Zumtobel eng mit dem<br />

Hersteller von Deckensystemen, Haufe, zusammen:<br />

Die Lichtlösung wurde speziell auf<br />

die flächentemperierte Lamellendecke angepasst<br />

und so in die Architektur integriert.<br />

Das 54 Meter lange Gebäude, das sich über<br />

zwei Geschosse erstreckt und aus insgesamt<br />

32 Einzelmodulen besteht, wurde in Rekordzeit<br />

fertiggestellt: Die reine Bauzeit betrug<br />

dank der Modulbauweise gerade einmal ein<br />

halbes Jahr. Das Gebäude greift nicht nur<br />

in seinem Gestaltungskonzept die Themen<br />

Nachhaltigkeit und Natürlichkeit auf – diese<br />

Ansätze wurden auch in der Gebäudeausstattung<br />

konsequent fortgeführt. So wird die<br />

Wärmeerzeugung durch Erdwärme realisiert<br />

und das intensiv begrünte Dach verfügt<br />

über eine Photovoltaikanlage.<br />

Würth sponsert EuroSkills 2021 in Graz<br />

Nachwuchsförderung<br />

Das Unternehmen Würth unterstützt die<br />

internationalen Berufseuropameisterschaften<br />

EuroSkills, die von 22. bis 26. September 2021<br />

erstmals in Österreich stattfinden. Bei Berufswettbewerben<br />

auf nationaler wie internationaler<br />

Ebene stellen junge Menschen in ihren<br />

Berufen ihr Können unter Beweis. Alle zwei<br />

Jahre treffen dann die Besten der Besten aufeinander<br />

und zeigen ihre Leistungen alternierend<br />

bei der EuroSkills oder WorldSkills. Wie<br />

die Jahre zuvor unterstützt Würth das Team<br />

Austria bei den Wettbewerben.<br />

In Graz übernimmt das<br />

Unternehmen erstmals die<br />

Rolle des Diamant Sponsors.<br />

Dabei wird die Veranstaltung<br />

großangelegt unterstützt<br />

und zusätzlich der Wettbewerbsbereich<br />

mit Montageund<br />

Befestigungsmaterial,<br />

Werkzeugen, Maschinen<br />

und Betriebseinrichtung<br />

von Würth ausgestattet. „Als<br />

Sponsor der EuroSkills 2021<br />

setzen wir ein klares Zeichen<br />

für die Zukunft des Handwerks. Wir wollen<br />

gemeinsam dazu beitragen, dass das Handwerk<br />

ins Rampenlicht gerückt wird und junge<br />

Menschen für attraktive Lehrberufe gewonnen<br />

werden. Eine solide Ausbildung in einem<br />

handwerklichen Beruf bietet viele Chancen für<br />

die Zukunft und es ist beeindruckend, welche<br />

Spitzenleistungen die jungen Fachkräfte bei<br />

den Wettbewerben erbringen“, bringt Willi<br />

Trumler, Geschäftsführer Würth Österreich,<br />

das Engagement auf den Punkt.<br />

Fotos: Würth, Smatrics<br />

46 BauTecFokus


Kurz & Bündig > Praxis & Lösung<br />

Energiesparmesse<br />

Goes digital<br />

Es steht fest: Die zwischen 4. und 6. März<br />

2022 stattfindende Webuild Energiesparmesse<br />

Wels wird als Hybridevent über die<br />

Bühne gehen. Das sogenannte „digitale<br />

Plus“ der Messe beinhaltet gleich mehrere<br />

Komponenten im Sinne eines digitalen Ausstellungsraums<br />

für alle Aussteller. In diesem<br />

können sie vor, während und nach der Messe<br />

ihre Produkte und Lösungen präsentieren.<br />

Zusätzlich soll es ein digitales Messeticket<br />

geben. Damit sammelt die Messe eine große<br />

Menge Daten und weiß so, wo die Besucher<br />

waren. Das erleichtert die zielgruppengerechte<br />

Kontaktaufnahme seitens der Aussteller<br />

nach der Messe – selbstverständlich<br />

nur, wenn der Besucher zustimmt, denn das<br />

System soll laut Veranstalter DSVGO-konform<br />

sein.Derzeit wird davon ausgegangen,<br />

dass die Messe im Frühjahr so gut besucht<br />

sein wird wie die Jahre zuvor.<br />

Eisring Süd in Wien<br />

Grüne Energie<br />

Derzeit werden rund 500 neue Wohnungen<br />

um die Wiener Sportanlage auf dem<br />

Areal des ehemaligen Außen-Eisschnelllauf-Ringes,<br />

das auch weitere nicht mehr<br />

genutzter Sportflächen umfasst, errichtet.<br />

Für die Planung und das Nutzungskonzept<br />

bleibt der Sport maßgeblicher Schwerpunkt.<br />

So wurden die in die Jahre gekommenen<br />

Anlagen mit einer Eisfläche von insgesamt<br />

3.600 Quadratmetern in der Halle und im<br />

Freien im Zeitraum Juni 2019 bis November<br />

2020 auf den neuesten technischen Stand<br />

gebracht, die Sport- und Funhalle gänzlich<br />

neu errichtet. Bei der Neugestaltung setzte<br />

der Generalplaner Raumkunst ZT auf ein<br />

nachhaltiges Energiekonzept: Die Abwärme<br />

aus dem Eisaufbereitungsprozess wird zu<br />

100 Prozent für Raumheizung und Warmwasserbereitung<br />

verwendet. Das spart jährlich<br />

bis zu 226 Tonnen CO 2<br />

.<br />

Holter: Reklamationsmanagement<br />

Besserer Service<br />

Mit Juli startete der Sanitär- und Heizungsgroßhandel<br />

Holter mit Sitz in Wels seine neue<br />

Abteilung für Reklamationsmanagement. Erklärtes<br />

Ziel ist es, den Installateurpartnern so<br />

einen besseren Service anzubieten. Dazu zählt<br />

einerseits die fachkundige Auskunft durch einheitliche<br />

Ansprechpartner und andererseits<br />

die rasche Bearbeitung der Kundenwünsche.<br />

Dafür wurden in den vergangenen Monaten<br />

firmeninterne Prozesse optimiert und das Reklamationsteam<br />

zusammengestellt. Mit Hilfe<br />

derer sollen die Anliegen in Zukunft schnell<br />

und effizient geklärt werden. Somit entspricht<br />

die neue Fachabteilung auch den gestiegenen<br />

Serviceanforderungen der Installateurpartner.<br />

Im Rahmen einer Kundenbefragung, die im<br />

Herbst 2020 vom market Institut im Auftrag<br />

von Holter durchgeführt wurde, wünschten<br />

sich die Befragten noch mehr Dienstleistungen<br />

in diesem Bereich.<br />

GARANTIERT ZUKUNFTSORIENTIERT.<br />

Wir von LEYRER + GRAF halten unsere Versprechen nicht nur, wir garantieren sie sogar. Und fühlen uns als eigentümergeführtes,<br />

österreichisches Bauunternehmen verpflichtet, durch zukunftsorientiertes, nachhaltiges Denken und Handeln einen langfristigen<br />

Beitrag für unser Land zu leisten. Auf uns können Sie bauen. Und vertrauen.<br />

LEYRER + GRAF Baugesellschaft m.b.H. | Hochbau • Tiefbau • Energie + Telekom • Holztechnik | www.leyrer-graf.at<br />

<strong>Sommer</strong> 2021 47<br />

Karin Zufall, Sachbearbeiterin


Umsteiger<br />

ImFokus<br />

Umstieg in der Branche<br />

Immobilienkarriere. Sandra Bauernfeind wechselt nach mehr als 13 Jahren bei der EHL Gruppe in<br />

die Geschäftsführung der Heimat Österreich und damit in die Bauträgerbranche.<br />

Sie ist Vorstandsmitglied des Österreichischen Verbands der Immobilienwirtschaft (ÖVI)<br />

und Lektorin an der FH Wien beziehungsweise der FH Wiener Neustadt.<br />

1 1998<br />

Sandra Bauernfeind absolviert das Studium<br />

der Raumplanung und Raumordnung an der<br />

TU Wien, das sie 1998 mit einem Diplomingenieur<br />

abschließt.<br />

2 2001<br />

Bauernfeind übernimmt die Projektleitung<br />

Bauwirtschaft bei der Forschungsgesellschaft<br />

für Wohnen, Bauen und Planen (FGW).<br />

4 2007<br />

Es erfolgt der Wechsel zu EHL, wo die Immobilienexpertin<br />

die Leitung des Bereichs Wohnimmobilien<br />

übernimmt.<br />

5 2012<br />

Bauernfeind erhält den Cäsar – Makler 2012, im<br />

Jahr 2014 folgt ein Cäsar – Real Estate Service.<br />

4<br />

5<br />

6<br />

8 2021<br />

Bauernfeind wechselt in die Bauwirtschaft<br />

und übernimmt die Geschäftsführung des<br />

Bauträgers Heimat Österreich.<br />

7<br />

8<br />

1<br />

2<br />

3<br />

6 2014<br />

Es erfolgt der Aufstieg in die Geschäftsführung<br />

der EHL.<br />

3 2004<br />

Die Raumplanerin wechselt zur Constantia<br />

Privatbank und übernimmt dort das Asset Management<br />

Immobilien.<br />

7 2018<br />

Bauernfeind wird geschäftsführende<br />

Gesellschafterin der EHL Wohnen.<br />

48 BauTecFokus


Projekt<br />

ImFokus<br />

2025<br />

Im bayerischen Aschheim wird ein neuer<br />

Schulcampus in Holzhybridbauweise und nach<br />

dem Effizienzhaus-Plus-Standard errichtet. Der<br />

Baustart ist für den Herbst 2022 geplant, die<br />

Fertigstellung für 2025. Drees & <strong>Sommer</strong><br />

übernimmt die Projektsteuerung.<br />

Fotos: Köhler Architekten + beratende Ingenieure<br />

30.000<br />

Die Gemeinde Aschheim liegt im Landkreis München, östlich<br />

der Stadt München. Das Grundstück, auf dem der Campus<br />

entstehen soll, ist 30.000 Quadratmeter groß und grenzt an<br />

das Gewerbegebiet, ein Freizeitgelände und einen Sportpark<br />

an. Nach Süden hin könnte das Gelände später um eine<br />

Grund- oder Fachoberschule erweitert werden.<br />

25<br />

Neben einer Dreifachsporthalle<br />

für das<br />

Gymnasium soll auf<br />

dem Campus auch eine<br />

Schulschwimmhalle angesiedelt<br />

werden. Diese<br />

bietet Platz für zwei<br />

Becken, eines davon<br />

25 Meter lang und fünf<br />

Bahnen breit.<br />

1.900<br />

Auf dem neuen Campus können bei voller Auslastung künftig bis zu<br />

1.900 Kinder und Jugendliche zur Schule gehen: 1.000 Plätze bietet<br />

das neue Gymnasium, 900 die erweiterte St.-Emmeram-Realschule.<br />

Die insgesamt 72 Klassenzimmer sollen je 70 Quadratmeter groß sein.<br />

200<br />

Das schulische Konzept des<br />

Gymnasiums Aschheim folgt dem<br />

„Lernhausprinzip“. Das bedeutet,<br />

dass pro Jahrgangsstufe eine Lernlandschaft<br />

mit circa 200 Quadratmeter<br />

entstehen soll. Außen herum<br />

reihen sich vier Klassenräume,<br />

Teamräume für Lehrer, Abstellräume<br />

und Toiletteneinheiten.<br />

4<br />

Der Gewinnerentwurf von Köhler<br />

Architekten + beratende<br />

Ingenieure sieht vier zum Teil<br />

über Brücken verbundene Gebäude<br />

vor, die sich als Quader<br />

versetzt über das Areal verteilen<br />

und den Bestandsbau der jetzigen<br />

Realschule mit seiner schiffsartigen<br />

Form eingliedern.<br />

4.104<br />

Auf 11.000 m² Dachfläche werden 4.104<br />

Photovoltaik-Module installiert. Die<br />

Photovoltaikanlage ergibt eine Generatorleistung<br />

von 1,65 MWp. Damit kann<br />

sich der Campus selbst versorgen und<br />

zusätzlich noch Strom in das öffentliche<br />

Netz speisen. Zusätzlich werden die<br />

Dachflächen begrünt.<br />

237<br />

Die geplante Geschäftsstelle für den Zweckverband wird circa<br />

237 Quadratmeter umfassen und neben Büro-, Aufenthalts- und<br />

Küchenräumen über zwei Besprechungszimmer sowie Sanitärund<br />

Technikbereiche verfügen. Auch eine Hausmeisterwohnung<br />

und zwei Appartements für Lehrkräfte sind geplant.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

49


Top Deal<br />

ImFokus<br />

(v.l.n.r.) Wolfgang Kradischnig (Delta),<br />

Maria Dietrich (CMb.industries), Peter Steurer<br />

(Soravia), Wolfgang Gomernik (Delta),<br />

Chris Müller (CMb.industries), Ingo Huber<br />

(Delta) und Erwin Soravia (Soravia)<br />

Delta steigt bei<br />

CMb.industries ein<br />

Siebenstellige Investition. Delta stärkt mit dem Investment ihr Portfolio. Gleichzeitig<br />

verpartnert sich das Unternehmen mit dem Immobilienkonzern Soravia.<br />

C<br />

Mb.industries entwickelt und<br />

berät Greenfield-, Brownfieldsowie<br />

Spezial-Projekte mit spezifischer<br />

Ökologie für internationale<br />

Kunden. Dieses Know-how hat sich Delta nun<br />

strategisch eingekauft. Zukünftig sollen damit<br />

auch Spezialprojekte, wie etwa Atmos<br />

Research&Resort, umgesetzt werden. „Dazu<br />

braucht es, neben dem passenden Mindset und<br />

einem permanenten Streben, eine Vielzahl von<br />

Skills, Disziplinen, agile Prozesse und einen<br />

Ort der Ermöglichung“, so Chris Müller, CEO<br />

und Mitgründer von Atmos Aerosol Research,<br />

die sich auf das Messen von Luftqualität und<br />

deren gesundheitliche Auswirkungen spezialisiert<br />

hat. „Wir sind stolz, mit der Delta Gruppe<br />

einen optimalen Umsetzungs-Partner gefunden<br />

zu haben, mit dem wir nun auch ein europaweit<br />

einzigartiges Projekt starten: das Department<br />

of Disruptive Disciplines in der Grand Garage<br />

der Tabakfabrik Linz.“ Atmos Resort&Research<br />

ist ein Kernprojekt von CMb.industries und<br />

wurde von Soravia, als auch Delta von Anfang<br />

an unterstützt.<br />

Ganzheitlicher Partner<br />

„Wir sind ganzheitlicher Dienstleister im<br />

Hochbau, kreativer Gebäudedenker und der<br />

richtige Partner, um innovativen Ideen Raum<br />

zu geben. Von Beginn an dürfen wir Atmos begleiten<br />

und dieses Pionierprojekt mitformen“,<br />

so Wolfgang Kradischnig, Geschäftsführer der<br />

Delta Holding. „Im Verbund mit CMb.industries<br />

und Soravia wollen wir durch kooperatives,<br />

verlässliches und vorausschauendes Handeln<br />

unsere Vorreiter-Position im Bereich zukunftsweisender<br />

Technologien ausbauen und einen<br />

wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leisten.<br />

Wir erhalten somit Know-how über Sensorik<br />

und Satellitentechnik und dehnen die Betrachtung<br />

aus – vom Fundament bis ins Weltall.<br />

Unsere Vision ist das Schaffen von fühlenden<br />

Gebäuden und sensitiven Städten mittels IoT.“<br />

Maria Dietrich, seit Gründung der CMb.industries<br />

2016 COO, wird neue Gesellschafterin und<br />

bildet weiterhin als Prokuristin neben Chris<br />

Müller und Ingo Huber, Miteigentümer der<br />

Delta Gruppe, die neue Geschäftsführung. <br />

Foto: Delta<br />

50 BauTecFokus


Start-up<br />

ImFokus<br />

Roman Erler,<br />

Gründer & CEO Naturefloor<br />

Gründung<br />

Das ökologische Start-up Unternehmen<br />

wurde 2019 von CEO Roman Erler und<br />

seiner Frau Anja ins Leben gerufen.<br />

Fotos: Naturefloor, Merl<br />

Ökologische<br />

Trockenschüttung und<br />

Fußbodenaufbau<br />

Styroporersatz. Ein Start-up aus Ried im Innkreis bietet eine<br />

Alternative: Die Naturefloor Trockenschüttung wird aus Forstabfällen<br />

erzeugt, wobei Holzhackgut mit Lehm ummantelt und getrocknet<br />

wird. Der gesamte Prozess von der Herstellung bis zur Entsorgung ist<br />

ökologisch und umweltschonend.<br />

J<br />

etzt, wo Styropor schwer zu bekommen<br />

ist und die Erfüllung der ESG-Kriterien<br />

immer mehr in den Fokus rückt, bietet<br />

ein oberösterreichisches Start-up eine<br />

interessante Lösung für Trocken- und Nass-<br />

Estrich-Aufbauten mit und ohne Fußbodenheizung<br />

an. Genutzt werden dabei das nicht<br />

brauchbare Feinmaterial des Holzhackguts für<br />

Fernwärme und Holzabfälle aus der Forstwirtschaft,<br />

Käferbäume oder Bäume aus Windwürfen<br />

für die Herstellung der Späne. Diese werden<br />

mit einem gewissen Lehm- und Wasseranteil<br />

ummantelt, mit einem Bandtrockner getrocknet<br />

und danach in wiederverwendbare 40 Liter<br />

Papiersäcke oder Big Bags gefüllt.<br />

Eigenschaften<br />

Die Methode, dass Lehm im trockenen Zustand<br />

Holz schützt, beruht auf seiner Gleichgewichtsfeuchte<br />

von drei bis fünf Prozent. Dadurch wird<br />

den pflanzlichen und tierischen Schädlingen die<br />

Lebensgrundlage entzogen. Durch die Kantigkeit<br />

des Materials ist eine hohe Formstabilität im<br />

eingebauten Zustand gegeben. Die Schüttung ist<br />

druckbelastbar und gewährleistet gute Schallschutzwerte.<br />

Die Ummantelung mit Lehm setzt<br />

zudem die Brennbarkeit herab. Die Naturefloor<br />

Schüttung eignet sich für Decken und Fußböden<br />

und kann sowohl für den Trockenaufbau gemeinsam<br />

mit Lithotherm als auch für den Nass-<br />

Estrich-Aufbau verwendet werden.<br />

Gründer<br />

Roman Erler arbeitet seit 2004 bei der<br />

Firma Fertighaus Erler und seit 2019<br />

leitet er die Firma Naturefloor.<br />

Umsatz<br />

Umsatzerwartung 2021: 200.000 Euro,<br />

Tendenz steigend.<br />

Mitarbeiter<br />

3<br />

Die Meinung des Profis<br />

Nischenanwendung mit Potential.<br />

Zur faktenbasierten Bewertung<br />

braucht es Daten über die<br />

technischen Eigenschaften, die<br />

quantitativ nachhaltige Verfügbarkeit,<br />

die Kosten und die Ökobilanz<br />

über den gesamten Lebenszyklus.<br />

Eine Bewertung ist ohne<br />

vorliegende Daten nicht möglich,<br />

damit entfällt die übliche Vergabe<br />

von Punkten.<br />

Adolf Daniel Merl<br />

Co-Founder & Managing<br />

Director, Daxner & Merl<br />

Nachhaltigkeitsexperten<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

51


Problemlöser<br />

ImFokus<br />

Torsten<br />

Becker<br />

Dreamer & Innovator<br />

carbonauten<br />

1. DAS PROBLEM<br />

Damit das 1,5 Grad-Ziel erreicht werden kann, muss der Atmosphäre aktiv CO 2<br />

entzogen werden. Dazu identifiziert das Mercator-Institut geeignete sechs<br />

Technologien, darunter auch zwei ökologisch und ökonomisch sinnvolle:<br />

Aufforstung und Biokohlenstoffe aus Biomasseresten. Die Industrie steckt in<br />

dem Dilemma, dass quantitatives Wachstum zwangsweise zu Lasten der Ressourcen,<br />

Natur und Gesellschaft geht. Zudem sind biobasierte Lösungen in der<br />

Regel teurer und nicht in der erforderlichen Menge verfügbar.<br />

2. DIE LÖSUNG<br />

carbonauten hat ein System für die Bauindustrie<br />

entwickelt, das CO 2<br />

-Emissionen und Kosten senkt.<br />

Es umfasst die Herstellung der in vielerlei Hinsicht<br />

innovativen Materialkategorie NET-Materials® (Negative<br />

Emission Technologie), einer Kombination<br />

von CO 2<br />

-senkenden Biokohlenstoffen aus Biomasseresten<br />

mit verschiedenen Bindern wie Polymeren,<br />

Biopolymeren, Silikaten und Mineralien. Die Biokohlenstoffe<br />

werden aus biogenen und industriellen<br />

Reststoffen durch pyrolytische Karbonisierung<br />

hergestellt. Sie sind auch geeignete Zuschlagstoffe<br />

für Beton, Asphalt und Ziegel. Als Nebenprodukt<br />

entsteht bei der Pyrolyse grundlastfähige Erneuerbare<br />

Energie. Die Skalierung ist ab 2022 durch<br />

weltweit entstehende, dezentrale und technologisch<br />

identische Standorte gewährleistet. Diese sind die<br />

Grundlage für die Reduzierung von Klimagasen im<br />

Bereich von Gigatonnen.<br />

3,3<br />

DIE ZAHL<br />

1 Tonne Biokohlenstoff<br />

speichert dauerhaft das<br />

Äquivalent von 3,3 Tonnen<br />

CO 2<br />

. Ein Basisproduktionsstandort<br />

erzeugt<br />

circa 6.000 Tonnen Biokohlenstoffe<br />

beziehungsweise<br />

Zertifikate für<br />

18.000 Tonnen CO 2<br />

.<br />

carbonauten planen<br />

hunderte dezentrale<br />

Standorte.<br />

Foto: carbonauten<br />

52 BauTecFokus


Aufsteiger<br />

Absteiger<br />

Doka mit neuem CEO<br />

Aufstieg. Mit 1. Juli übernimmt Robert Hauser (51) den Vorsitz der Geschäftsführung des international<br />

agierenden Unternehmens für Schalung und Gerüste. Er folgt Harald Ziebula nach, der sich nach<br />

21 Jahren bei Doka in den Ruhestand begibt.<br />

1 1990<br />

Robert Hauser inskribiert für das Studium<br />

der Physik an der Universität Heidelberg und<br />

schließt dort seinen Bachelor ab.<br />

2 1995<br />

Hauser absolviert das Masterstudium der<br />

Physik an der Technischen Universität in<br />

München.<br />

5 2003<br />

Umfassende Erfahrung im Schalungsgeschäft<br />

sammelt Hauser in unterschiedlichen Rollen<br />

bei Peri. Dazu zählen Aufgaben in der Zentrale<br />

wie Aufbau und Leitung des Inhouse<br />

Consultings sowie Leitung von Controlling<br />

und IT. Durch die Regionalleitung für die Region<br />

Mittlerer Osten und Afrika, für Süd- und<br />

Westeuropa sowie die Geschäftsführung der<br />

kanadischen Niederlassung übernimmt er<br />

darüber hinaus Vertriebsaufgaben direkt beim<br />

Kunden. Insgesamt ist Robert Hauser zwölf<br />

Jahre bei Peri.<br />

8 2021<br />

Hauser übernimmt den Vorsitz der Geschäftsführung<br />

von Doka.<br />

7<br />

8<br />

6<br />

3 1997<br />

Hauser geht nach New York und erwirbt an<br />

der Columbia Business School einen MBA im<br />

Studienfach Business Administration.<br />

4<br />

5<br />

1<br />

2<br />

3<br />

6 2015<br />

Hauser ist beim Industriedienstleister Bilfinger<br />

als Divisionsleiter beschäftigt und zeichnet<br />

dort unter anderem für den Bereich Gerüstbau<br />

verantwortlich.<br />

Foto: Doka<br />

4 1998<br />

Der gebürtige Deutsche arbeitet fünf Jahre für<br />

die internationale Unternehmensberatung<br />

McKinsey & Company. Dort zeichnet er für<br />

Projekte in Deutschland, den USA, Portugal,<br />

Argentinien und Brasilien verantwortlich. Er<br />

führt ein Team von sechs Beratern.<br />

7 2018<br />

Hauser startet seine Karriere bei Doka. Seit vergangenem<br />

Jahr ist er Mitglied der Geschäftsleitung<br />

mit Verantwortung für die Regionen<br />

Middle East & Africa sowie East Asia & Pacific.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

53


Positionen & Meinungen<br />

56<br />

COVERINTERVIEW<br />

Payuca-Geschäftsführer Dominik Wegmayer<br />

erzählt im Interview über die Zukunft des<br />

Parkens, wie man Leerstände in Garagen<br />

effizient nutzen kann und welche Lösungen<br />

den Hausverwaltungen die Verwaltung von<br />

Dauerparkern erleichtern sollen.<br />

64<br />

ZU TISCH MIT ...<br />

Alexander Pongratz, Geschäftsführer des<br />

gleichnamigen Grazer Bauunternehmens,<br />

bricht im Interview eine Lanze für den<br />

Massivbau und erzählt über hohe<br />

Umplanungskosten aufgrund<br />

des Mangels an verfügbaren<br />

Baustoffen.<br />

72<br />

BLACKOUT<br />

Wenn es finster wird<br />

und finster bleibt. Sich<br />

ständig erhöhender<br />

Stromverbrauch, veraltete<br />

Leitungen, geringe<br />

Speichermöglichkeit<br />

und Hackerangriffe:<br />

Ein längerfristiger<br />

Stromausfall wird<br />

immer mehr zum<br />

realistischen<br />

Schreckgespenst.<br />

54 BauTecFokus


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INNENANSICHT<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

55


Positionen & Meinungen<br />

Die Zukunft<br />

des Parkens<br />

Parken polarisiert. Angefeuert durch das zukünftig flächendeckende Wiener Parkpickerl,<br />

Leerstände in Garagen und Parkplatzvernichtung durch Umgestaltungen wird der<br />

Parkplatz immer mehr zum heißen Eisen. Ein Wiener Start-up bietet mit digitalen Lösungen<br />

überraschend einfache Auswege, das Auto günstig abzustellen.<br />

Das Gespräch führte: Lisa Grüner<br />

Wie kam es zur Idee von Payuca?<br />

Dominik Wegmayer: Zwei meiner Mitgründer<br />

hatten eine Initialzündung. Einer wurde<br />

beauftragt, den Stellplatz einer älteren Dame<br />

zu vermieten und der zweite ist ein Business<br />

Serviced Apartment-Anbieter, der sehr kurzfristig<br />

Bedarf an Parkplätzen für seine Gäste<br />

für die Zeit ihres Aufenthalts hat. Das führte<br />

uns zu einer Recherche, die ergab, dass es viele<br />

Leerstände von Parkplätzen in Wohngebäuden,<br />

Garagen und Hotels gibt. Wir haben dann<br />

versucht, alle Prozesse zu einer kurzfristigen<br />

Anmietung zu digitalisieren, also die Suche,<br />

das Finden und die Bezahlung etc. Gescheitert<br />

sind wir dann bei den Zugangsmedien, um in<br />

die Garage zu kommen. Da sind hauptsächlich<br />

Schlüssel und Funksender im Einsatz.<br />

Wie ging es dann weiter?<br />

Wir haben begonnen, eine Hardware zu<br />

entwickeln, um es dem Kunden einfacher zu<br />

machen, die Garage zu nutzen. Ohne Schlüssel<br />

und Funksender.<br />

Wie kam es zur Gründung?<br />

Wir haben mehrere Studien analysiert, unter<br />

anderem eine der Stadt Wien, laut der über<br />

17.000 Plätze in Dauerparkgaragen leer<br />

stehen. Demgegenüber steht die Nachfrage<br />

von potenziellen Kurzzeitmietern. Gemeinsam<br />

mit einem Mitarbeiter von Vienna Residence<br />

waren wir dann zu viert und haben Ende 2015<br />

gegründet. Jetzt sind wir dabei, unsere Vision,<br />

das Parken abseits der Straße möglich zu<br />

machen, umzusetzen.<br />

56 BauTecFokus


<strong>Sommer</strong> 2021<br />

57


Positionen & Meinungen<br />

„Unsere Vision ist<br />

es, die führenden<br />

Lösungen zu schaffen,<br />

um Parken abseits der<br />

Straße so einfach wie<br />

möglich zu gestalten.“<br />

Dominik Wegmayer,<br />

Payuca<br />

Wie entstand der Name Payuca?<br />

Der Name ist eigentlich eine Abkürzung und<br />

leitet sich von „park your car“ ab.<br />

Das Unternehmen hat sich ja sehr schnell<br />

entwickelt …<br />

Unser Team besteht mittlerweile aus 23<br />

Mitarbeitern, meinem Bruder und mir.<br />

Was sind Ihre Hauptprodukte?<br />

Einerseits Smart Revenue beziehungsweise<br />

Smart Parking, die Kurzzeitvermietung und<br />

andererseits Smart Access, mit der wir die<br />

Dauerparkplatzverwaltung bedienen.<br />

Was ist Smart Access?<br />

Unsere Lösung für den Geschäftskundenbereich,<br />

die den Liegenschaftsverwaltern das<br />

Leben vereinfacht. Hier wird die komplette<br />

Administration aller Parkgaragennutzer, also<br />

auch der Dauerparker, über ein praktisches<br />

Dashboard angeboten. Dabei wollen wir ganz<br />

weg von Schlüsseln und Funkhandsendern<br />

hin zu einer komplett digitalen Lösung. Viele<br />

Hausverwaltungen managen die Verwaltung<br />

der Dauerparker noch über ein Excelsheet.<br />

Wie viele Schlüssel und Funksender im<br />

Umlauf sind, weiß keiner so genau. Mit Smart<br />

Access können Nutzergruppen eingerichtet<br />

werden, eine Kennzeichenverwaltung schützt<br />

vor Missbrauch und Zugangsberechtigungen<br />

können per Klick erteilt und auch entzogen<br />

werden. Das spart viel Zeit und Verwaltungsaufwand.<br />

Welche Lösung bietet Payuca dem Endkonsumenten?<br />

Garageneigentümern beziehungsweise -<br />

verwaltern bieten wir mit Smart Revenue eine<br />

Lösung zur Leerstandsverwertung an. Sie<br />

stellen ihre leeren Parkflächen zur Verfügung,<br />

wir übernehmen die Installation der Zugangshardware<br />

und bringen eine Beschilderung im<br />

Innen- & Außenbereich an. Die User können<br />

58 BauTecFokus


mithilfe der Smart Parking App nach einem<br />

freien Parkplatz suchen und diesen buchen.<br />

Diese sind über die App, in der sie Name,<br />

Handynummer und Kennzeichen eingeben,<br />

verifiziert. Der Parkvorgang startet mit der<br />

Handy-App. Über 25.000 registrierte User<br />

können mit Payuca in Wien und Umgebung in<br />

60 unserer Partnergaragen nach einem freien<br />

Parkplatz suchen.<br />

Sie haben auch Visionen in Richtung<br />

E-Mobility?<br />

Abseits der Straße ist das Aufladen eines<br />

E-Autos nicht einfach und auch nicht verbreitet.<br />

Jede Prognose beschreibt, dass sich bis<br />

2025 die Zahl der e-Autos verfünffachen wird.<br />

Damit steigt der Bedarf an Ladestationen.<br />

Unsere dritte Schiene wird Smart Charging.<br />

Wir treten gegenüber dem Projektentwickler<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

59


Positionen & Meinungen<br />

Dominik Wegmayer<br />

Dominik Wegmayer wurde 1994 in Wien geboren und ist hier aufgewachsen.<br />

Nach der erfolgreichen Absolvierung der HTL für Bautechnik<br />

und der Sammlung erster Berufserfahrung machte er sich gemeinsam<br />

mit seinem Bruder in der Systemgastronomie selbstständig.<br />

Währenddessen begann Wegmayer zwei berufsbegleitende Studien<br />

an der FHWien und an der TU Wien im Bereich Unternehmensführung<br />

bzw. Immobilienwirtschaft. Ende 2015 gründete er mit drei weiteren<br />

Partnern die Payuca, welche mittlerweile 25 Mitarbeiter zählt, und<br />

vertritt diese seit Anfang 2019 als alleiniger Geschäftsführer.<br />

als Gesamtanbieter für E-Ladestationen auf,<br />

da immer mehr Stationen von Dauerparkern<br />

nachgefragt werden beziehungsweise auch die<br />

Vorkehrungen wie zum Beispiel Leerverrohrungen,<br />

getroffen werden müssen. Wir haben<br />

eine breite B-B- und B-C-Umfrage durchgeführt<br />

und festgestellt, dass es auf beiden Seiten<br />

viele unterschiedliche Interessen gibt, die<br />

zusammengeführt gehören.<br />

Ab wann kann man Smart Charging<br />

nutzen?<br />

Wir sind gerade dabei, drei Pilotprojekte mit<br />

Partnern umzusetzen, um die Prozesse zu<br />

optimieren. Im Herbst 2021 wollen wir das<br />

60 BauTecFokus


Produkt am Markt anbieten. Den Immobilieneigentümern<br />

bieten wir ein Komplettservice<br />

an, also von der Planung, über das Beantragen<br />

und Abrechnen von Förderungen,<br />

das Einholen von Angeboten, Wartung,<br />

24-Stunden-Support etc. Für den Anwender ist<br />

die Nutzung dann so einfach wie ein Mobilfunkvertrag.<br />

Kann man Bestandsgaragen damit<br />

aufrüsten?<br />

Unsere drei Produkte sind sowohl für Neubauprojekte<br />

als auch für Bestandsgaragen anwendbar.<br />

99 Prozent der Garagen sind im Bestand,<br />

daher bieten wir an, diese aufzurüsten.<br />

Sie akquirieren auch sehr viele<br />

Neubauprojekte?<br />

Mit Smart Revenue, also der Kurzzeitmiete, haben<br />

wir uns auf den Bestand konzentriert, weil<br />

es ja dort den Leerstand gibt. Mit Smart Access<br />

haben wir die Möglichkeit, unsere Reader bei<br />

Neubauten auch Unterputz zu installieren.<br />

Wir arbeiten auch mit der Plattform Exploreal<br />

zusammen, die alle Neubauprojekte sammelt<br />

und damit die Recherche stark vereinfacht.<br />

Uns ist wichtig, auch die Stakeholder, die Architekten<br />

und Planer, die örtliche Bauaufsicht<br />

und Elektriker über unser System aufklären, da<br />

sie als Influencer gegenüber dem Bauherren<br />

beziehungsweise Eigentürmer auftreten.<br />

Was ist die Zukunft des Parkens?<br />

Digital. Schlüssel, Funksender und Parktickets<br />

werden der Vergangenheit angehören.<br />

Zugangsmedien wie Apps, NFC-Chips oder das<br />

Kennzeichen als Zugangsmedium werden zum<br />

Standard, weil sie digital verwaltbar sind. Wir<br />

rechnen damit, dass unsere Software zukünftig<br />

in fast jede Applikation integriert wird, wir<br />

decken ja nur einen Teil des Gebäudes ab und<br />

wir versuchen, mit vor- oder nachgelagerten<br />

Branchen oder Proptechs, die andere Themen<br />

in der Immobilien- oder Bauwirtschaft<br />

digitalisieren, zusammenzuarbeiten.<br />

Wer sind Ihre Kunden?<br />

Wir betreuen die drei Segmente Wohn- und<br />

Bürogebäude und Hotels, also hauptsächlich<br />

Genossenschaften, Bauträger, Immobilien-<br />

AGs oder Verwalter und institutionelle<br />

Vermieter.<br />

Wie reagieren Bestandsmieter auf fremde<br />

Kurzmieter in ihrer Garage?<br />

Wir setzen gezielt auf Kommunikation und<br />

heben sowohl den Nachhaltigkeitsaspekt<br />

„Um nahtlosen<br />

und automatischen<br />

Zugang zu garantieren,<br />

wählen wir innovative<br />

Technologien<br />

mit maximaler<br />

Kosteneffizienz.“<br />

Dominik Wegmayer,<br />

Payuca<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

61


Positionen & Meinungen<br />

WORDRAP MIT DOMINIK WEGMAYER<br />

Ihr größtes<br />

Laster?<br />

Gutes Essen<br />

In den nächsten<br />

zehn Jahren möchte<br />

ich unbedingt…<br />

an etwas Bedeutendem<br />

mitgewirkt<br />

haben.<br />

Ihr<br />

Lieblingshobby?<br />

Tennis<br />

Nehmen Sie<br />

gerne Risiko?<br />

Natürlich, jedoch<br />

gut überlegt.<br />

Womit haben Sie Ihr<br />

erstes Geld verdient?<br />

Durch Pflichtpraktika<br />

auf<br />

Baustellen.<br />

Ihren Kaffee trinken<br />

Sie am liebsten?<br />

Gar nicht. Kaltes<br />

Wasser ist eher<br />

meins.<br />

Wenn Sie zehn Millionen<br />

Euro im Lotto gewinnen würden, was<br />

machen Sie damit?<br />

In Payuca investieren<br />

Wenn Sie das<br />

Radio im Auto<br />

aufdrehen,<br />

was läuft?<br />

Spotify<br />

Mit welcher Person<br />

(lebend oder bereits<br />

verstorben) würden Sie<br />

gerne einen Abend<br />

verbringen?<br />

Al Gore<br />

Welches Buch liegt<br />

auf Ihrem Nachttisch?<br />

Keine Regeln:<br />

Warum Netflix so<br />

erfolgreich ist<br />

Morgen- oder<br />

Abendmensch?<br />

Nachtmensch<br />

62 BauTecFokus


hervor als auch die Vorteile, die sich für sie<br />

ergeben. Einige Partner lassen die Einnahmen<br />

durch die Kurzzeitvermietungen wieder in<br />

die Liegenschaft fließen. Das bedeutet einen<br />

konkreten Mehrwert für die Mieter selbst. Die<br />

Sicherheit im Gebäude erhöht sich, man weiß<br />

immer, wer wann wie lange in der Garage ist.<br />

Wie ist es, mit dem eigenen Bruder im<br />

selben Unternehmen zu arbeiten?<br />

Payuca ist großteils durch die Gesellschaft unserer<br />

Familie finanziert. Wir hatten das Glück,<br />

von Anfang an nicht auf externe Investoren<br />

angewiesen zu sein. Mein Bruder ist Ende<br />

2020 ins Unternehmen eingestiegen und das<br />

funktioniert wunderbar und wir stimmen uns<br />

täglich ab. Dadurch können wir sehr schnell<br />

eine einheitliche Willensbildung erzielen.<br />

Wie hat Ihre Familie auf Ihre<br />

Gründungsidee reagiert?<br />

Mein Bruder und ich haben das Glück, unsere<br />

Ideen und Wünsche umsetzen zu können und<br />

dass dies von der Familie auch unterstützt<br />

wird. Darüber bin ich sehr glücklich. Am Ende<br />

des Tages ist man rechenschaftspflichtig, doch<br />

Entscheidungen können sehr schnell getroffen<br />

werden. Natürlich war es schon auch ein<br />

Risiko, eine Hardware zu entwickeln.<br />

Welche Aufgaben haben Sie im<br />

Unternehmen?<br />

Hauptsächlich die formalen Pflichten eines<br />

Geschäftsführers und natürlich die Human<br />

Resources-Themen, aber in die Produktentwicklung<br />

bin ich nach wie vor sehr stark<br />

eingebunden und unterstütze im Bereich<br />

Sales. Mein Bruder kümmert sich um die<br />

Vermarktung und den Außenauftritt.<br />

bin dann an die TU Wien gewechselt, um<br />

den Studienzweig Immobilienwirtschaft und<br />

Liegenschaftsmanagement zu belegen. Aber<br />

das Studium ruht jetzt, da mir die Zeit fehlt.<br />

Was würden Sie anderen Gründern oder<br />

Start-ups raten?<br />

Wir haben bei Payuca alle Fehler gemacht, die<br />

man machen kann. Aber die größte Empfehlung<br />

ist, von Anbeginn an auf sehr, sehr<br />

professionelle Leute zu setzen. Man macht<br />

am Anfang den Fehler, beim Gehalt sparen zu<br />

müssen, dadurch bekommt man aber auch<br />

nicht die Leute, die man haben will oder die<br />

den Aufgaben entsprechen. Wir haben bei<br />

Payuca ein gutes Team aus verschiedenen<br />

Persönlichkeiten zusammengestellt und ich<br />

hätte durchaus schon viel früher auf meine<br />

Intuition hören sollen, als auf Lebensläufe<br />

Payuca<br />

zu schauen. Das ist das größte Learning, die<br />

Wurzel des Erfolgs sind einfach tolle Leute,<br />

tolle Führungskräfte und ein tolles Team.<br />

Haben Sie weitere Ziele?<br />

Wir möchten mit unseren Lösungen österreichweit<br />

agieren und diese natürlich auch am<br />

deutschen Markt sehen. Wir wollen Payuca<br />

skalieren und in mehrere Städte bringen.<br />

Deutschland hat viele große Städte und ist<br />

ein Autofahrerland, daher ist es für uns ein<br />

sehr großes Ziel. In Berlin haben wir bereits<br />

gestartet und passen unser Produkt an die<br />

steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

unseres Nachbarn an. Wir vertreten ja<br />

die Meinung, dass jede Dauerparkgarage ein<br />

System von Payuca verdient hat, und Funksender<br />

und Schlüssel wollen wir ins Museum<br />

verbannen.<br />

Payuca hat es sich zum Ziel gemacht, das Parken abseits der Straße so einfach<br />

& effizient wie möglich zu gestalten. Mit der Payuca-App deckt das Wiener<br />

Unternehmen seit 2017 erfolgreich Kurzparkbedürfnisse für mehr als 25.000<br />

registrierte Autofahrer ab. Seit März 2021 positioniert sich das Unternehmen<br />

als „Payuca Parking Solutions“ in der Immobilienbranche neu. Mit seinen Solutions<br />

zur Dauerparkverwaltung und Leerstandsverwertung konzentriert sich<br />

Payuca dabei auf Wohnungs-, Büro- und Hotelimmobilien.<br />

Welche Ausbildung haben Sie gemacht?<br />

Ich habe die HTL für Bautechnik im 3. Bezirk<br />

gemacht und dann ein Jahr berufsbegleitend<br />

Unternehmensführung an der FH studiert,<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

63


Zu Tisch mit ...<br />

Zu<br />

Tisch<br />

mit …<br />

Alexander<br />

Pongratz<br />

Gedanken zu einem Menü verfasst<br />

64 BauTecFokus


Baustoffkrise<br />

hausgemacht<br />

Mangelware. Unternehmen, die verunsichert waren, haben weniger produziert und<br />

ab Lager verkauft. Diese Lager sind leergeräumt worden. „Die Produzenten selbst<br />

haben Fehler begangen, weil sie nicht produziert haben“, betont Alexander Pongratz.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

E<br />

s ist eine Freude. Nach Monaten<br />

unfreiwilliger Restaurant-Abstinenz<br />

können wir – unter strengen Auflagen<br />

– wieder gemütlich in Lokalen<br />

Face-to-Face-Gespräche führen. So führt mich<br />

mein Weg an einem sonnigen Juni-Tag nach<br />

Graz ins Nullneun im MP09, dem Headquarter<br />

der Michael Pachleitner Group.<br />

Mein Gesprächspartner Alexander Pongratz,<br />

Geschäftsführender Gesellschafter der Pongratz<br />

Gruppe, rollt mit seiner Vespa an. Doch<br />

davon später mehr. Warum gerade hier? Die<br />

Frage ist rasch beantwortet. „Das Gebäude ist<br />

ein moderner Hingucker – und von Wien aus<br />

kommend rasch erreichbar. Auf der anderen<br />

Seite ist unsere Firmenzentrale gleich in der<br />

Nähe hinter dem Eisstadion in der Liebenauer<br />

Hauptstraße beziehungsweise am Zoisweg 6“,<br />

so Pongratz. „Wir haben das Gebäude mitgebaut<br />

und sind stolz darauf. Wir haben es für einen<br />

sehr guten Freund von uns, Michael Pachleitner,<br />

errichtet. Ich glaube, es ist eine sehr<br />

ansprechende Architektur und es ist zu Mittag<br />

sehr gut zum Essen. Sehr nahe, sehr schnell –<br />

auch zu Mittag, wenn man zu Mittag nicht so<br />

viel Zeit hat.“ Nicht gesagter Nachsatz: „Wer<br />

hat schon Zeit, auch in Zeiten der Pandemie.“<br />

„‚Business trifft Hunger‘, lautet das Motto,<br />

unter dem die Gaumen unserer Gäste mittags<br />

verwöhnt werden und wir bereits die Mittagspause<br />

zu etwas ganz Besonderem machen.<br />

Die Devise des mehrfach ausgezeichneten<br />

Grazer Kochs Robert Ferstl lautet: Regionale<br />

Küche trifft auf internationale Einflüsse“, so<br />

der Eintrag auf der Homepage. So ein richtiges<br />

Hungergefühl will sich aufgrund der extrem<br />

heißen Temperaturen nicht einstellen. Beim<br />

Studium der Speisekarte ändert sich das aber<br />

gleich. Nach der langen Anfahrt aus Wien – anschließend<br />

an das Mittagessen steht für mich<br />

(Halbsteirer) noch ein kurzer Abstecher zu<br />

Verwandten auf dem Programm samt Nachschub<br />

an Kernöl und Honig – habe ich mir ein<br />

kleines Bier verdient. Die hohen Temperaturen<br />

verlangen anschließend nach Durstlöschern:<br />

Klassisches Soda-Zitrone. Mein Gesprächspartner<br />

wählt Spargel mit heurigen Kartoffeln und<br />

Sauce Hollandaise, ich kann der gebackenen<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

65


Zu Tisch mit ...<br />

„Die Baubranche ist bisher<br />

gut durch die Pandemie<br />

gekommen.“<br />

Alexander Pongratz,<br />

Pongratz Baugesellschaft<br />

Scholle mit Kartoffel-Mayonnaise-Salat nicht<br />

widerstehen. Zuvor noch eine Spargelsuppe.<br />

Die Entscheidung fürs Dessert – wird vorerst<br />

aufgeschoben.<br />

Mein Gesprächspartner ist kein regelmäßiger<br />

Mittagesser, im Gegenteil. „Ich vermeide fast<br />

immer das Mittagessen, was man normalerweise<br />

nicht sollte. Aber es ist eben immer ein<br />

Zeitproblem. Vor allem aber werde ich müde,<br />

wenn ich zu viel esse. Dann ist der Nachmittag<br />

dahin. Zu Mittag habe ich selten Hunger, der<br />

regt sich eher erst am Abend.“ Pongratz bemüht<br />

sich in der Früh, zumindest eine Kleinigkeit<br />

zu essen. „Ein Joghurt, einmal ein weiches<br />

Ei. Ich bemühe mich schon, mir zum Frühstück<br />

so viel Zeit zu nehmen, dass ich eine Kleinig-<br />

66 BauTecFokus


keit esse“. Wie heißt es so schön – morgens wie<br />

ein Kaiser, mittags wie ein König und abends<br />

wie ein Bettler. „Wir machen es leider gerade<br />

umgekehrt“, betont Pongratz selbstkritisch.<br />

„Auf jeden Fall ist es gescheiter, dem Körper in<br />

der Früh Energie zuzuführen, weil man diese<br />

ja sehr gut am Vormittag braucht. Sie rauben<br />

dem Körper die Kraft, wenn Sie ihm in der Früh<br />

nichts zu essen geben. Dann geht er auf Reserven.<br />

Das ist auch nicht gesund.“<br />

In seiner Freizeit ist er gerne mit seinem Fahrrad<br />

unterwegs. „Mit E-Unterstützung“, wie<br />

er betont. „Wenn mir zu warm wird, schalte<br />

ich den Motor dazu. Am Anfang habe ich den<br />

Fehler gemacht, zu ehrgeizig zu sein. Wir hatten<br />

ein Meeting am Bahnhof. Von mir bis zum<br />

Bahnhof sind es ungefähr vier Kilometer. Die<br />

Keplerstraße geht am Ende steil hinauf. Beim<br />

Fahren merkst du es wegen des Fahrtwindes<br />

nicht. Dann habe ich das Rad abgesperrt, bin<br />

hinaufgegangen und auf einmal ist die Hitze<br />

gekommen. Beim Meeting war ich schweißgebadet.“<br />

In der Stadt fährt Pongratz gerne mit<br />

seiner Vespa. „Ein perfektes Fortbewegungsmittel<br />

für die Stadt.“<br />

Erfolgreich durch die Krise<br />

„Wir haben volle Auftragsbücher“, freut sich<br />

Pongratz. „Nicht nur der steirischen Bauwirtschaft<br />

geht es gut. Die Baubranche ist bisher<br />

gut durch die Pandemie gekommen. Die Bauwirtschaft<br />

war nur rund drei Wochen im Vorjahr<br />

– von März bis Mitte April – wirklich stark<br />

beeinträchtigt. Im Juli hatten wir bereits wieder<br />

die Beschäftigtenzahl wie vor Beginn der Pandemie.<br />

Auch weil die Branche rasch reagiert<br />

hat“, blickt Pongratz, der auch als Landesinnungsmeister<br />

des steirischen Baugewerbes<br />

in der Berufsvertretung tätig ist, zurück. „Das<br />

haben wir mit der Sozialpartnerschaft schnell<br />

ausdiskutiert.“ Von Vorteil war sicherlich auch<br />

die gute Gesprächsbasis von Steirer zu Steirer.<br />

„Ich habe zum obersten Gewerkschaftsboss Josef<br />

„Peppo“ Muchitsch gesagt: ‚Du, Peppo, jetzt<br />

können wir uns aussuchen, wir sperren drei<br />

Wochen zu oder wir sperren drei Monate zu.<br />

Aber COVID wird nicht vorbei sein. Das heißt,<br />

wir müssen dieses Problem lösen. Und je früher,<br />

desto besser.‘“ Den rasch umgesetzten Maßnahmen<br />

– wie dem Ein-Meter-Mindestabstand<br />

– sei es zu verdanken, dass die Bauwirtschaft<br />

die Pandemie erfolgreich überstanden hat.<br />

„Mit Maßnahmen wie Maske tragen, desinfizieren,<br />

Aufträge entflechten, dass nicht so viele<br />

Dienstnehmer gleichzeitig auf der Baustelle<br />

sind, konnten wir Schlimmeres verhindern. Im<br />

Oktober 2020 hatten wir bereits um zehn Prozent<br />

mehr Beschäftigte als im Jahr zuvor.“<br />

Wie erklären sich nun aber die hohen Baustoffpreise,<br />

die zum Teil mit Produktionsausfällen<br />

argumentiert werden? „Bedingt durch die<br />

Kurzarbeit, die natürlich auf der einen Seite ein<br />

Segen ist, haben viele Unternehmen, die verunsichert<br />

waren, weniger produziert und ab<br />

Lager verkauft. Diese Lager sind leergeräumt<br />

worden. Die Produzenten selbst haben Fehler<br />

begangen, weil sie nicht produziert haben.“<br />

Kernmärkte Wien und Graz<br />

Pongratz Bau konzentriert sich auf die zwei<br />

Kernmärkte Graz und Wien. „In Wien sind<br />

wir mit einer eigenen Filiale vertreten. Wohlgemerkt<br />

mit einer vollen Mannschaft. Das ist<br />

keine Briefkastenfirma.“ Pongratz Bau erwirtschaftet<br />

zwischen 50 und 60 Millionen Euro<br />

pro Jahr – abhängig von den gerade in Umsetzung<br />

begriffenen Projekten. „Aktuell haben<br />

wir jetzt im Gate 17 in Puntigam ein Projekt mit<br />

ungefähr 40 Millionen. In der Smart City Nord<br />

machen wir auch eines mit rund 40 Millionen.<br />

In der Regel haben die Projekte ein Volumen<br />

zwischen fünf und zehn Millionen, vielleicht<br />

einmal 20 Millionen.“ Bei größeren Projekten<br />

setzt man auf langjährige Partnerschaften.<br />

„Bei 50, 60 Millionen Jahresumsatz ist es ge-<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

67


Zu Tisch mit ...<br />

scheiter, man nimmt sich für ein Projekt mit<br />

40 Millionen einen Partner mit ins Boot und<br />

macht es gemeinsam.“<br />

Preise haben sich verdreifacht<br />

Die steigenden Baustoffpreise bereiten Pongratz,<br />

der auch im Baustoffhandel tätig ist, Sorgen.<br />

„Die Rohstoffpreise sind enorm gestiegen<br />

und damit auch die Baustoffpreise. Während<br />

der Pandemie ist einfach weniger produziert<br />

worden“, bringt es Pongratz auf den Punkt.<br />

Europa leide auch unter dem Rohstoffhunger<br />

Chinas und der Vereinigten Staaten. „Wir sind<br />

in den zweiten Lockdown, gleichzeitig ist die<br />

Wirtschaft in China wieder hochgefahren.<br />

Aus diesem Grund haben sich viele Produktionen<br />

nach China verlagert. Amerika hat zum<br />

Beispiel gar nicht zugesperrt. Da hat es keine<br />

Einbußen gegeben. Das heißt, dort ist die<br />

Konjunktur weitergegangen.“ Diese Märkte<br />

brauchen Rohstoffe und damit auch Baustoffe.<br />

„Holz geht ganz massiv in den nordamerikanischen<br />

Raum. Dort ist die Nachfrage nach Holz,<br />

bedingt durch Produktionsausfälle, massiv<br />

gestiegen. Dadurch haben sich die Preise für<br />

Baustoffe zum Teil verdreifacht.“<br />

Nebenprodukte fehlen<br />

Es sei ein Marktgesetz, dass bei großer Nachfrage<br />

die Preise steigen. Daran werde auch die<br />

COVID-19-Pandemie nichts ändern. „Es wurde<br />

nicht nur die Produktion zurückgefahren, es<br />

wurden auch einzelne Lieferketten unterbrochen.<br />

Zum Beispiel Kerosin: Bedingt durch<br />

den eingeschränkten Flugverkehr wurde sehr<br />

wenig Kerosin produziert.“ Kerosin habe aber<br />

Nebenprodukte, die bei der Kunststofferzeugung,<br />

bei der PE-Erzeugung wichtig sind. „Das<br />

heißt, mir fehlt das Produkt. Das kann man mit<br />

den Chips in den Autos vergleichen. Gehen die<br />

Chips verstärkt in Spielkonsolen, fehlen diese<br />

der Autoindustrie. Ich kann alles rund ums<br />

Auto produzieren, aber mir fehlt der Chip. Das<br />

heißt, das Auto kommt nicht zum Fahren.“<br />

Was für das Auto der Chip, ist der Stahl für die<br />

Bauwirtschaft. „60 Prozent des in Österreich<br />

verbauten Baustahls kommt aus Italien. Die<br />

italienischen Produzenten haben – wie auch<br />

die Voest – die Produktion heruntergefahren.<br />

Der Bedarf aber war da. Jetzt geht es nicht<br />

mehr ‚nur‘ um Preissteigerungen, sondern<br />

um die die generelle Verfügbarkeit. Das trifft<br />

uns sowohl als Bauunternehmen als auch als<br />

68 BauTecFokus


Nullneun<br />

DAS SAGT DER FALSTAFF<br />

Das Haus ist ein moderner Hingucker. Optisch<br />

sind auch die Gerichte ansprechend, Robert<br />

Ferstl schafft den Spagat zwischen regional,<br />

südlich und asiatisch. Beliebt sind Trüffel- und<br />

Schokoladenmenüs<br />

DAS SAGT DER BAUTECFOKUS<br />

Mittagsmenü mit traditionellen Speisen, die<br />

raffiniert zubereitet werden. Top-Service.<br />

NULLNEUN<br />

Liebenauer Tangente 4 - 8041 Graz<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo, Di 09-20 Uhr, Mi-Fr 09-24 Uhr<br />

Samstag, Sonntag geschlossen<br />

www.nullneun.at<br />

16<br />

PUNKTE<br />

„Bis zum Ende des Jahres<br />

werden Lieferengpässe<br />

und Materialverknappung<br />

überwunden sein.“<br />

BauTecFokus Restaurantguide<br />

Essen:<br />

Service:<br />

Weinkarte:<br />

Ambiente:<br />

Alexander Pongratz,<br />

Pongratz Baugesellschaft<br />

Baustoffhändler. Als Bauunternehmen, weil<br />

ich mit den Auftraggebern längerfristig gültige<br />

Preise vereinbart habe. Ich habe den Stahl<br />

zum Beispiel im Vorjahr noch um 600 Euro<br />

die Tonne eingekauft und ich kaufe ihn jetzt<br />

um 1.000 Euro die Tonne – wenn ich ihn überhaupt<br />

bekomme.“ Der Mangel schlage damit<br />

auch auf die Bauzeit durch. „Da ist im Moment<br />

viel Sand im Getriebe.“<br />

Die hohen Preise werden jedoch bleiben, ist<br />

Pongratz überzeugt. „Bis zum Ende des Jahres<br />

werden Lieferengpässe und Materialverknappung<br />

überwunden sein. Die Nachfrage ist sehr<br />

gut. Die Auftragsbücher sind voll. Warum also<br />

sollten die Preise fallen? Die hohen Preise werden<br />

für die Produzenten Ansporn genug sein,<br />

mehr zu produzieren. Das wird sich sicher<br />

rasch einpendeln.“<br />

Einkaufspolitik wird sich verändern<br />

Eines steht aber fest: Die Einkaufspolitik werde<br />

sich verändern. „Wir haben von der Bundesinnung<br />

Empfehlungen herausgegeben, dass die<br />

Verträge nur mehr zu veränderlichen Preisen<br />

abgeschlossen werden sollen. Zudem sollen<br />

Hinweise gegeben werden, dass es durch Eng-<br />

pässe bei den Baustoffen zu Verzögerungen<br />

kommen kann.“ Was sich auf jeden Fall ändern<br />

wird: „Wir werden früher bestellen müssen<br />

– damit kommt der Baustellenplanung eine<br />

immer größer werdende Bedeutung zu. Bauen<br />

ist eine logistische Abwicklung einzelner Abläufe.<br />

Ich werde meine Professionisten noch<br />

stärker in die ganze Bauabwicklung einbeziehen<br />

müssen.“<br />

Umplanen Gebot der Stunde<br />

„Bei Fertigteilen zum Beispiel haben wir Lieferzeiten<br />

teilweise von zwei, drei Monaten. Es gibt<br />

Kollegen, die dazu übergehen, keine Fertigteile<br />

mehr zu verwenden, sondern den Stahlbeton<br />

auf der Baustelle zu erzeugen und entsprechend<br />

einzusetzen. Umplanen ist ein Gebot<br />

der Stunde: Uns hat auf einer Baustelle – aus<br />

welchem Grund auch immer – ein Zehnereisen<br />

gefehlt. Also ein Eisen mit zehn Millimeter<br />

Durchmesser. Dann wird der Plan umgezeichnet<br />

und umgerechnet auf 8-Millimeter-Eisen,<br />

weil das da ist. Aber das ist natürlich wieder<br />

ein Mehraufwand. Ich muss es umplanen, ich<br />

muss es auch entsprechend in die Pläne eintragen.<br />

Das ist eine logistisch und planerisch<br />

große Herausforderung, die wir jetzt haben.<br />

Da hoffen wir wirklich, dass das vielleicht bis<br />

zum Herbst oder bis Ende des Jahres wieder auf<br />

Normalniveau ist.“<br />

Wie wird serielles Bauen die Branche verändern?<br />

„Man muss nicht alles immer wieder<br />

neu erfinden. Serielles Bauen ist sicher die<br />

Zukunft. Letztendlich will man immer mehr<br />

von der Baustelle wegbringen. Stichwort Fachkräftemangel.<br />

Wir haben das Problem, dass<br />

wir nicht genügend Fachkräfte für unsere Baustellen<br />

haben. Geburtenschwache Jahrgänge,<br />

wir kennen die demografischen Probleme. Das<br />

trifft ja nicht nur den Bau, sondern auch andere<br />

Bereiche. Alle fischen im selben Teich, damit<br />

sie ihre Lehrlinge erwischen.“<br />

Der Holzbau habe punkto seriellen Bauens den<br />

Massivbauern schon einiges vorgemacht. „Er<br />

ist an und für sich teurer im Bauen, auch in den<br />

Details komplizierter und mängelanfälliger“,<br />

gibt Pongratz zu bedenken. „Aber durch die<br />

weitgehende Vorplanung besteht die Möglichkeit<br />

einer seriellen Fertigung mit einer kürzeren<br />

Bauzeit. Es wäre schön, wenn wir im Massivbau<br />

auch so weit wären. Dann könnten wir unsere<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

69


Zu Tisch mit ...<br />

„Entscheidungen sind<br />

vom Bauherrn viel<br />

früher abzurufen.“<br />

Alexander Pongratz,<br />

Pongratz Baugesellschaft<br />

Architekten und Bauherren davon überzeugen,<br />

dass wir zum kostengünstigen und weniger<br />

mängelanfälligen Bauen kommen. Da muss<br />

man sagen, sind wir leider noch ein bisschen<br />

in den Kinderschuhen, was den Massivbau anbelangt.<br />

Man ist sehr versucht, es auszunutzen,<br />

dass ich mich noch spät umentscheiden kann,<br />

wo das Fenster genau ist oder wo die Tür ist. Bei<br />

der seriellen Fertigung fällt diese Flexibilität<br />

weg“, unterstreicht Pongratz. Serielles Bauen<br />

bedeute Abkehr vom baubegleitenden Planen.<br />

„Da haben wir noch viel Potential.“ Es stelle<br />

sich auch die Frage, wie weit der Ausführende<br />

in die Planung miteingebunden sein soll. „Im<br />

amerikanischen oder angelsächsischen System<br />

wird ein Design erstellt, die Bewilligung<br />

eingeholt und die Planung dem Ausführenden<br />

übergeben.“ Das habe auch mit Gewährleistung<br />

und Mängelfreiheit zu tun. Natürlich habe<br />

jede Baufirma oder jeder Ausführende gewisse<br />

Eigenschaften, wo er vielleicht da und dort<br />

besser ist als der andere. „Das kann man viel<br />

besser nutzen, wenn man die Planung in der<br />

Hand hat.“ Optimal wäre es, die Detailplanung<br />

abgeschlossen und vom Bauherrn freigegeben<br />

zu bekommen und erst dann zu bauen zu beginnen,<br />

bricht Pongratz eine Lanze für Building<br />

Information Modelling (BIM). „Das spricht auf<br />

alle Fälle für BIM, bei BIM bin ich gezwungen,<br />

die Planungsprozesse und vor allem auch die<br />

Entscheidungen vom Bauherrn viel früher abzurufen.<br />

Damit sind auch die Mengengerüste<br />

viel früher definiert, was wiederum den Bestellvorgang<br />

vereinfacht.“<br />

Jetzt interessiert mich aber, was den Holzbau<br />

fehleranfälliger mache. Denn viele Holzbauer<br />

verwenden dieses Argument gerne gegen<br />

den Massivbau. „Die Details sind wirklich<br />

komplizierter. Ich habe kein Problem mit dem<br />

Baustoff. Ich verbaue Holz genauso gerne wie<br />

Beton. Ich bin aber nicht überzeugt, dass eine<br />

Holzdecke im Zwischengeschoss zielführend<br />

ist. Wird diese undicht, merke ich es erst, wenn<br />

Pongratz Bau<br />

2018 feierte Pongratz Bau ihr 85-jähriges Bestehen und wurde von der Wirtschaftskammer<br />

für die Verdienste am Wirtschaftsstandort Steiermark ausgezeichnet. Das Familienunternehmen<br />

in vierter Generation hat sich vom klassischen Stadtbaumeister zum<br />

angesehenen General- und Totalunternehmer in Österreich entwickelt.<br />

1933 durch Stadtbaumeister Ing. Josef Pongratz gegründet, wird das Unternehmen<br />

heute von den Brüdern Alexander und Josef Pongratz geführt. Auch die vierte Generation<br />

ist bereits seit fünf Jahren im Unternehmen tätig.<br />

Die seit 1999 bestehende Beteiligung an WIG-Beton zur Rohstoff-Sicherung ist nur einer<br />

der zukunftsweisenden Entwicklungsschritte in der Pongratz-Geschichte. 2000 erfolgt<br />

die Gründung der Krenn & Pongratz in Fehring, 2001 die Gründung der Puntigam &<br />

Pongratz in Deutschfeistritz. Gemeinsam mit der Wiener Niederlassung – seit 2001<br />

im Pongratz-Verbund – spezialisiert sich das Unternehmen heute zunehmend auf den<br />

technisch anspruchsvollen Hochbau. Dazu zählen Wohn- und Industriebauten, Sanierungen<br />

und Umbauten, ergänzt um Hotelprojekte und Bauträgermodelle. 2007 folgte<br />

die Erweiterung des Dienstleistungsportfolios durch Pongratz – HLS, 2011 wurde das<br />

Zimmereigewerbe integriert.<br />

70 BauTecFokus


auf Zuruf produziert werde. „Wir erleben es<br />

immer wieder, dass du die Stahlbetonbewehrung<br />

bestellst. Dann heißt es, am Freitag wird<br />

betoniert. Dann trudelt am Mittwoch noch ein<br />

Zettel ein, da brauchen wir noch eine Zulage<br />

und da brauchen wir noch dies oder jenes. Es<br />

ist katastrophal, wenn es so schlecht geplant<br />

wird. Einerseits von den Kosten her, andererseits<br />

auch von der Logistik her und von der<br />

Mängelanfälligkeit. Wenn ich so spät erst<br />

einschreite, dann führt das oft dazu, dass die<br />

Planungsschritte nicht hundertprozentig gut<br />

überlegt sind. Es kommt zu Schnellschüssen.“<br />

Wenn man im Massivbau die Planungsschritte<br />

wirklich diszipliniert und weiter vorausplane,<br />

dann könne man den Fertigteilbau forcieren.<br />

„Natürlich ist es fehleranfälliger auf der Baustelle<br />

als in einer Fertigungsstraße. Das ist klar.<br />

Aber damit ich produzieren kann, muss ich alles<br />

genau vorplanen. Da ist wieder die Planung<br />

gefragt.“<br />

Apropos Planung: Jetzt wird einmal das Dessert<br />

geplant. Doppelte Espressi und überbackene<br />

Topfenpalatschinke.<br />

es beim unteren Nachbarn heraustropft. Dann<br />

aber ist die Holzkonstruktion unter Umständen<br />

kaputt. Dann habe ich ein ernsthaftes<br />

statisches Problem. Wird eine Dusche undicht<br />

wird, dann habe ich auch im Stahlbetonbau<br />

Probleme – habe aber einen Baustoff, der gegen<br />

Wasser unempfindlich ist. Der nächste Punkt<br />

ist der Schallschutz. Holz hat aufgrund der geringen<br />

Dichte Schallschutzprobleme, weil die<br />

Masse beim Schallschutz entscheidend ist. Je<br />

mehr Masse da ist, desto größer ist der Schallschutz.<br />

Dadurch wirken sich Fehler stark aus.<br />

Das heißt, ich muss im Detail genauer planen.<br />

Holzbau ist einfach viel anfälliger für Mängel.<br />

Ich bin kein hundertprozentiger Freund. In der<br />

vorgehängten Fassade kann ich bald einmal<br />

in Holz arbeiten. Bei der Decke bin ich sehr<br />

misstrauisch, weil ich glaube, dass es da für<br />

die Zukunft wirklich große Probleme geben<br />

wird.“ Dass immer wieder mit dem hohen CO2-<br />

Ausstoß bei der Zementproduktion gegen den<br />

Stahlbetonbau Stimmung betrieben wird, ist<br />

Pongratz ein Dorn im Auge. „Es gibt immer ein<br />

Plus und ein Minus. Irgendwann einmal geht<br />

auch bei Holz der Lebenszyklus zu Ende. Wird<br />

es verbrannt oder vermodert es, wird das gebundene<br />

CO2 wieder in die Natur freigesetzt.“<br />

Und: Auch bei Beton oder Ziegel besteht die<br />

Möglichkeit zu recyceln.<br />

Zudem heiße es immer, der Holzbau sei so<br />

schnell. „Davor liegen aber meistens eine Planungsphase<br />

und die Produktion in der Halle.<br />

Anschließend kann der Bau rasch aufgestellt<br />

werden. Das habe ich beim Massivbau nicht.“<br />

Auch weil, so Pongratz, im Massivbau oft<br />

Doch nun schnell zurück zum eigentlichen<br />

Thema. Zudem würden die Vorteile von Beton<br />

oder Ziegel übersehen. „Mit der hohen Masse<br />

kann Energie gespeichert werden. Das habe<br />

ich beim Holz nicht. Wir bauen in unseren<br />

Bauträgerprojekten mittlerweile eine Betonkernaktivierung<br />

ein. Das heißt, wir erwärmen<br />

über Wärmepumpen den Stahlbeton. Damit<br />

habe ich eine sehr gleichmäßige Temperaturverbreitung<br />

im Haus und ich brauche wenig<br />

aufheizen und auch nicht viel kühlen. Ich kann<br />

das über diese Betonkernaktivierung sehr gut<br />

ausgleichen und auch Energie speichern. Das<br />

kann ein Holzbau sicher nicht.“<br />

Die Industrie täte deshalb gut daran, die Forschung<br />

in Alternativprodukte zu forcieren.<br />

„Zement durch Flugasche oder andere Bindemittel<br />

zu ersetzen, verteuert die Betonproduktion.<br />

Umgekehrt ist der Holzpreis auch nicht<br />

immer so niedrig, wie man sieht. Das Bauen<br />

mit Holz ist teurer, weil die Details komplizierter<br />

sind. Das nimmt man aber in Kauf.<br />

Also wird man auch bei der Betonproduktion<br />

in Kauf nehmen müssen, dass der Beton mit<br />

Alternativmitteln ein bisschen teurer in der<br />

Produktion wird.“<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

71


Über den Tellerrand<br />

Blackout<br />

Wenn es finster wird und finster bleibt. Sich ständig<br />

erhöhender Stromverbrauch, veraltete Leitungen, geringe<br />

Speichermöglichkeit und Hackerangriffe: Ein längerfristiger<br />

Stromausfall wird immer mehr zum realistischen<br />

Schreckgespenst.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

E<br />

s gibt Leute, denen macht es Spaß,<br />

sich das Was-wäre-wenn auszumalen.<br />

Einer von ihnen ist der<br />

österreichische Schriftsteller Marc<br />

Elsberg. In seinem Roman „Blackout – Morgen<br />

ist es zu spät“ erzählt er über einen Zeitraum<br />

von zwei Wochen über die katastrophalen<br />

Auswirkungen eines großflächigen Stromausfalls<br />

in Europa. Das Buch wurde zu einem<br />

Bestseller. Warum? Weil es einen empfindlichen<br />

Nerv der Zeit trifft und ein Blackout immer<br />

mehr in den Bereich des Möglichen rutscht.<br />

Im Herbst soll es auch als sechsteilige Event-<br />

Serie verfilmt werden.<br />

Ereignisse wie technische Gebrechen, Naturkatastrophen,<br />

Cyber-Attacken oder Terrorangriffe<br />

könnten einen großflächigen Stromausfall<br />

verursachen. Ein Netzzusammenbruch der<br />

Versorgungsspannung und Leistungsausfälle<br />

oder ein unvorhergesehenes starkes Ungleichgewicht<br />

zwischen Erzeugung und Verbrauch<br />

im Stromnetz können dann zu einem Blackout<br />

führen.<br />

Konkret bedeutet das, dass binnen Minuten<br />

in weiten Teilen Europas die Stromversorgung<br />

ausfällt und damit auch alle anderen<br />

wichtigen Infrastrukturen, wie etwa die Telekommunikationsversorgung,<br />

die gesamte<br />

Logistik und damit auch die Versorgung mit<br />

lebenswichtigen Gütern stillsteht. Während<br />

die Zeit des Stromausfalls noch absehbar ist,<br />

ist eine realistische Einschätzung in anderen<br />

Bereichen kaum möglich. Aufgrund der allgemeinen<br />

schlechten Vorsorge droht damit eine<br />

Katastrophe.<br />

Die unterschiedlichen Phasen<br />

In Österreich sind wir wahrscheinlich in der<br />

Lage, als eines der ersten Länder in Europa<br />

wieder ein Stromnetz aufzubauen, was immer<br />

noch rund einen Tag oder länger dauern<br />

Fotos: Adobe Stock, APG Karl Michalski<br />

72 BauTecFokus


könnte (Phase 1). Bis auf europäischer Ebene<br />

wieder überall der Strom fließt, wird laut<br />

Experten-Einschätzungen im besten Fall zumindest<br />

eine Woche vergehen.<br />

Aber auch danach kehrt noch keine Normalität<br />

zurück. Denn bis die Telekommunikationsversorgung,<br />

also Handy, Festnetz und<br />

Internet, wieder funktioniert (Phase 2), muss<br />

wegen Hardwareschäden, Störungen und<br />

Überlastungen zumindest mit weiteren Tagen<br />

gerechnet werden. Erst danach kann wieder<br />

mit einem breiteren Wiederanlauf gerechnet<br />

werden (Phase 3), der in Teilbereichen Monate<br />

lang dauern kann. Um es zu verdeutlichen: Im<br />

Februar musste in Texas aufgrund der Strommangellage<br />

eine Chipfabrik abgeschaltet werden,<br />

der Normalbetrieb konnte im Juni wieder<br />

aufgenommen werden.<br />

Die hohe Versorgungssicherheit in Österreich<br />

kann leicht zum Bumerang werden, da sich zu<br />

viele Menschen und Organisationen darauf<br />

verlassen, dass immer alles funktioniert und<br />

verfügbar ist. Eigenvorsorgemaßnahmen sind<br />

unabdingbar.<br />

„Die Frequenzstörung am 8. Jänner 2021 hat<br />

uns vor Augen geführt, dass lokale, unvorhersehbare<br />

Ereignisse zu ernsten Krisensituationen<br />

führen können“, erklärt Gerhard<br />

Christiner, technischer Vorstand Austrian<br />

Power Grid (APG). Gleichzeitig haben die<br />

vorgesehenen Schutzmechanismen auf europäischer<br />

Ebene beziehungsweise die von den<br />

Übertragungsnetzbetreiber (TSOs) europaweit<br />

akkordierten Maßnahmen gezeigt, dass sie<br />

über gute Instrumente auf nationaler und<br />

internationaler Ebene bei derartigen Krisen<br />

verfügen.<br />

Stromnetze am Limit<br />

Durch die Transformation des Energiesystems<br />

hin zu einem nachhaltigen und erneuerbaren<br />

steigen die Anforderungen an das Gesamtsystem<br />

enorm. Daher müssen die Instrumente<br />

zur Krisenvermeidung beziehungsweise -behebung<br />

permanent evaluiert und weiterentwickelt<br />

werden.<br />

Weitere Informationen:<br />

Vorbereitungen auf ein Blackout | Blackout-Vorsorge<br />

(saurugg.net)<br />

Verhalten bei Blackout (oesterreich.gv.at)<br />

Blackout-Ratgeber | Sicher informiert mit<br />

Krisenvorsorge.at<br />

„Lokale,<br />

unvorhersehbare<br />

Ereignisse<br />

können zu ernsten<br />

Krisensituationen<br />

führen.“<br />

Gerhard Christiner,<br />

Austrian Power Grid (APG)<br />

„Mittlerweile müssen wir fast täglich die so<br />

genannte Sicherheitsmaßnahme Redispatch<br />

(RD) durchführen, damit die Stromversorgung<br />

auch dann funktioniert, wenn es eng<br />

wird“, so Christiner. „Um die Schwankungen<br />

im Netz auszugleichen, greifen wir auf den<br />

Einsatz von thermischen und hydraulischen<br />

Kraftwerken zurück, mit denen wir Leistung<br />

kontrolliert ins APG-Netz einspeisen oder<br />

entnehmen können.“ Allein im Jahr 2020<br />

musste an 261 Tagen ins Stromnetz eingegriffen<br />

werden.<br />

Insgesamt wird APG in den kommenden zehn<br />

Jahren rund 3,1 Milliarden Euro in die Netzinfrastruktur<br />

investieren. Das sind rund 17 Prozent<br />

der insgesamt 18 Milliarden Euro, die die<br />

E-Wirtschaft Österreichs in den kommenden<br />

zehn Jahren in den Netzausbau investieren<br />

wird. Zu den wichtigsten Projekten zählen die<br />

Salzburgleitung, die Weinviertelleitung und<br />

der Zentralraum Oberösterreich.<br />

Dennoch sollte man sich nicht in Sicherheit<br />

wiegen. Eigenverantwortung, eine gute Vorbereitung,<br />

sowie eine entsprechende Vorratshaltung<br />

sollten eine Selbstverständlichkeit<br />

darstellen. <br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

73


Positionen & Meinungen<br />

Da fährt die<br />

Eisenbahn drüber<br />

Data is an Asset. „Digitale Prozesse erfordern eine Denkweise, zu der wir auch<br />

erziehen und trainieren müssen“, ist Christopher J. Rothschedl überzeugt.<br />

Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />

Christopher J. Rothschedl<br />

Christopher J. Rothschedl wurde 1988 in Graz geboren.<br />

Bereits während des Studiums an der Montanuniversität<br />

vereinte er Theorie mit breitgefächerter Praxis<br />

im Schwermaschinenbau. Bei Sandvik und FLSmidth<br />

tauchte er neben mechanischen Auslegungen vertieft<br />

in datenbasiertes Maschinen- und Prozessverständnis<br />

ein. Seine Erkenntnisse brachte er anschließend bei<br />

Keller Grundbau in der Geotechnik zur Anwendung,<br />

die Promotion erfolgte berufsbegleitend. Nach Bergund<br />

Grundbau nun im Infrastrukturbau angekommen<br />

unterstützt er seit März 2021 Plasser & Theurer, wo er<br />

für den Kompetenzaufbau der Datenanalyse verantwortlich<br />

zeichnet.<br />

Digitalisierung, Augmented Reality (AR),<br />

Künstliche Intelligenz (KI) – es wird viel<br />

geschrieben, viel diskutiert, aber wie<br />

sieht es in der Praxis aus? Angesagte<br />

Revolutionen finden oft nicht statt.<br />

Künstliche Intelligenz und Bauwirtschaft<br />

– ein Begriffspaar das einander<br />

ausschließt?<br />

Christopher J. Rothschedl: Digitalisierung<br />

ist ein omnipräsentes Wort, jeder – und das<br />

macht die Sache nicht einfacher – versteht<br />

ganz etwas anderes darunter. Der eine versteht<br />

unter Digitalisierung das papierlose Büro, ein<br />

anderer redet von automatisch erstellten leistungsbezogenen<br />

Verrechnungsmodellen bei<br />

Bahnbaumaschinen. Auf den Punkt gebracht:<br />

Es geht um bessere Prozesse und nicht um das<br />

papierlose Büro. Digitale Prozesse erfordern<br />

eine Denkweise, zu der wir auch erziehen und<br />

trainieren müssen.<br />

Mit der Digitalisierung haben wir eine neue<br />

Disziplin eröffnet. Wo sie uns endgültig<br />

hinführen wird, wissen wir in Wahrheit<br />

nicht einmal im Ansatz – und ehrlich gesagt:<br />

Digitalisierung ist ein Super-Stichwort im<br />

Marketing. Manchmal sind aber auch super<br />

Lösungen dabei.<br />

Plasser & Theurer ist weltweit tätig.<br />

Welche Rolle spielen da die bei den<br />

74 BauTecFokus


unterschiedlichen Projekten gewonnenen<br />

Daten?<br />

Data is an Asset. Aber wir müssen diese<br />

auch wirklich zum Mehrwert bringen. Das<br />

Asset allein bringt uns auf Dauer nichts.<br />

Datenbasierte Analyse und Optimierung von<br />

Prozessen aber führt zu Effizienz, Wirtschaftlichkeit<br />

und Nachhaltigkeit, vor allem auch<br />

zu einem sparsamen Einsatz von Stoffen und<br />

Humanressourcen.<br />

Wir versuchen zu normieren. Das heißt, wir<br />

versuchen aufgrund der bei den unterschiedlichsten<br />

Gerätetypen aufgezeichneten Daten,<br />

Methoden und Modelle so zu generalisieren,<br />

dass die Erkenntnisse auf andere Arten von<br />

Themen oder Maschinen umlegbar sind. Das<br />

hört sich jetzt einmal leicht und einfach an. So<br />

leicht und einfach ist es dann aber doch nicht.<br />

Man muss da schon einige Randbedingungen<br />

berücksichtigen. Aber im Großen und Ganzen<br />

ist das ein spannendes Feld. Wir lernen bei<br />

jedem Einsatz etwas dazu.<br />

Können Sie uns ein Beispiel geben?<br />

Wir haben verschiedenste Stopfmaschinen.<br />

Es gibt Streckenstopf- und Weichenstopfmaschinen.<br />

Vereinfacht dargestellt ist ein Weichenstopfaggregat<br />

zunächst einmal anders<br />

aufgebaut als ein Streckenstopfaggregat. Bei<br />

einer Weiche wollen Sie sehr prägnant und<br />

präzise vorgehen. Präzise sind Sie auf der Strecke<br />

auch, aber auf der Strecke geht es auch um<br />

die Vortriebsleistung. Da geht es auch darum,<br />

die 2.300 Meter in der Stunde zusammenbringen,<br />

die Sie vertraglich zugesichert haben. Bei<br />

den Weichen geht es um eine aufwendigere<br />

Sensorik. Es kommen mehr Assistenzsysteme<br />

zum Einsatz. Die von uns verbauten Aggregate<br />

sind vom Kundentypus teilweise ähnlich,<br />

teilweise ganz unterschiedlich.<br />

Ich habe erst heute einen 30-seitigen internen<br />

Katalog bekommen, in dem verschiedene Typen<br />

von Aggregaten aufgelistet sind – um hier<br />

auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen,<br />

müssen viele Fachbereiche miteingebunden<br />

werden. Es geht auch darum, vorhandenes<br />

Wissen abzubilden. In den kommenden Jahren<br />

gehen viele Mitarbeiter bei den Eisenbahnen,<br />

die über die Zeit viel Erfahrung aufgebaut<br />

haben, in den Ruhestand. Dieses Wissen darf<br />

„Wir werden<br />

noch viele Jahre<br />

in einer digitalen<br />

Übergangsphase<br />

leben.“<br />

Christopher J. Rothschedl,<br />

Plasser & Theurer<br />

nicht verloren gehen. Der Wissensübertrag<br />

wird häufig stiefmütterlich behandelt. Es geht<br />

wie immer um Kosten – es kostet einfach Geld,<br />

dem scheidenden Mitarbeiter einen zweiten<br />

Mitarbeiter zuzuteilen, der zuschauen und<br />

lernen soll.<br />

Der Ausbau von Assistenzsystemen ist der<br />

Versuch, dies etwas zu glätten. Das große Ziel<br />

ist die vollautomatische Maschine. Da unter-<br />

scheidet sich der Hoch- oder Tiefbau nicht<br />

vom Infrastrukturbau wie eben Gleisanlagen.<br />

Man rennt dem Ziel hinterher, verschwendet<br />

aber keine Gedanken an die Übergangsphase.<br />

Vollautonomes Fahren. Super. Vollautonome<br />

und konventionelle Fahrzeuge nebeneinander<br />

im Straßenverkehr. Wie soll das funktionieren?<br />

Diese Übergangsphase muss geplant<br />

werden. Assistenzsysteme sind der Weg zur<br />

vollautomatischen Maschine. Aber das kurzfristige<br />

Ziel ist es, unerfahrenen Menschen<br />

und Bedienern Unterstützung zu leisten, dass<br />

sie ihre Arbeit auch besser machen könen.<br />

Wir werden noch viele Jahre in einer digitalen<br />

Übergangsphase leben.<br />

Also in letzter Konsequenz –<br />

Personalabbau?<br />

Nicht unbedingt. Ich würde lieber von<br />

Verlagerung sprechen. Mit zum Beispiel<br />

vollautomatischen Maschinen wird es möglich,<br />

Mitarbeiter aus gefährlichen Bereichen<br />

abzuziehen. Jeder Arbeitsunfall, der passiert,<br />

egal in welcher Branche, ist einer zu viel.<br />

Lassen Sie mich noch einmal zu den Assistenzsystemen<br />

zurückkommen. Für die<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

75


Positionen & Meinungen<br />

Entwicklung brauchen Sie Mitarbeiter, die<br />

relevante Daten zur Verfügung stellen und<br />

interpretieren können. Dateninfrastruktur<br />

ist da ein sehr großes Thema. Das können<br />

Sie mit einem Datencenter in Indien nicht<br />

realisieren, nur weil die Lohnbedingungen<br />

für den Auftraggeber vielleicht ein bisschen<br />

günstiger sind.<br />

Sie schauen da auf keine Finanzdaten oder<br />

Ergebnisse wissenschaftlicher Tests. Sie<br />

schauen auf Daten eines Cyber-physischen<br />

Systems. Auf Daten eines Geräts, das physikalischen<br />

Gesetzen folgt. Das müssen Sie bei der<br />

Auswertung berücksichtigen. Es zählt zu meinen<br />

Aufgaben, die Physik und die Gesetze der<br />

Physik einmal grundlegend anzusetzen und<br />

die Modellbildung entsprechend zu betreiben,<br />

um die Daten entsprechend zu interpretieren.<br />

Das gibt den Daten einen anderen Wert. Das<br />

sind keine Zeitreihen, die der Finanzmarkt<br />

ausspuckt, die vom Finanzmarkt ablesbar<br />

sind, sondern das sind Daten, die physischen<br />

Identitäten entsprechen oder entspringen.<br />

Und das macht einen großen Unterschied.<br />

Machine Learning – Zukunftsmusik oder<br />

bereits praxistauglich?<br />

Es kommt darauf an, was sie darunter<br />

verstehen. Unter dem Strich versteht man<br />

darunter Künstliche Intelligenz, den Versuch,<br />

Entscheidungsstrukturen des Menschen<br />

nachzubilden. Einen Computer so zu bauen<br />

und zu programmieren, dass er eigenständig<br />

Probleme lösen kann. Intelligentes Verhalten<br />

wird durch einfache Algorithmen simuliert.<br />

„An Robotik und<br />

vollautonomen<br />

Maschinen führt<br />

kein Weg vorbei.“<br />

Christopher J. Rothschedl,<br />

Plasser & Theurer<br />

Von der Artificial General Intelligence (AGI),<br />

der künstlichen allgemeinen Intelligenz, der<br />

hypothetischen Intelligenz eines Computerprogramms<br />

spricht man, wenn dieser die<br />

Fähigkeit besitzt, jede intellektuelle Aufgabe<br />

zu verstehen oder zu lernen, die ein Mensch<br />

ausführen kann. Davon sind wir aber noch<br />

weit entfernt.<br />

Warum? Wo liegen die Probleme?<br />

Machine Learning ist ein Teilbereich der<br />

künstlichen Intelligenz und nutzt Algorithmen<br />

und statistische Methoden, um Daten zu<br />

analysieren und Muster zu erkennen. Durch<br />

die steigende Datenmenge ist es anhand von<br />

einfachen Datenanalysen schwer, wertvolle<br />

Informationen zu extrahieren. Machine<br />

Learning steckt noch in den Kinderschuhen.<br />

Ein großes Problem ist, dass wir mit Erfolgsmeldungen<br />

auf diesem Gebiet überschüttet<br />

werden. Wie viele Fehlversuche aber vor dem<br />

Erfolg liegen, wissen wir nicht – damit fehlt<br />

uns aber die Möglichkeit zu beurteilen, wie<br />

weit Machine Learning in der Entwicklung<br />

bereits gekommen ist.<br />

Wenn ich ein Beispiel bringen darf. Künstliche<br />

Intelligenz, Machine Learning oder Deep<br />

Learning im Speziellen – angewandt auf Image<br />

Recognition: Sie haben ein Set mit Bildern von<br />

Rasenmähern. Irgendwann wird das System<br />

bei einem neuen Bild mit einem Rasenmäher,<br />

diesen als solchen erkennen. Dasselbe können<br />

Sie mit Bildern von Schafen machen. Irgendwann<br />

wird das System bei einem neuen Bild<br />

mit einem Schaf, dieses als Schaf erkennen.<br />

Was das System nicht kann, ist zu erkennen,<br />

dass Schafe und Rasenmäher in einem Teilbereich<br />

dasselbe machen – Rasen mähen. Dann,<br />

wenn das System auch das kann, dann wird es<br />

interessant. Aber das wird noch dauern.<br />

Wo wir aber schon weiter sind, ist der Bereich<br />

Fernsteuerung. Im Untertagebau ideal. Überall<br />

dort, wo wir die Sicherheit erhöhen können.<br />

Wie lange wird es noch dauern, bis die<br />

ersten vollautonomen Maschinen zum<br />

Einsatz kommen werden?<br />

Da gibt es gerade bei uns in der Branche<br />

seitens des Gesetzgebers noch viel zu tun. Die<br />

Spezialtiefbau-Branche hat hier – weil nicht<br />

gleisgebunden – Vorteile. Bei uns spielen viel<br />

mehr Faktoren eine Rolle. Es wird noch einige<br />

Jahre dauern. Definitiv. Aber eines steht fest:<br />

76 BauTecFokus


An Robotik und vollautonomen Maschinen<br />

führt kein Weg vorbei.<br />

Besonders stolz sind wir auf unsere Innovationskraft.<br />

So sorgen wir mit einer für<br />

Stadt- und Straßenbahnen komplett neu<br />

entwickelten Schienenschleifmaschine für<br />

Ruhe. Auf geschliffenen Schienen fahren die<br />

Züge leiser. Die im Rahmen von Shift2Rail entwickelte<br />

Weltneuheit ATMO (Automatic Track<br />

Machine Oscillator) kombiniert dafür zwei<br />

Arbeitsverfahren. Oberflächenveränderungen<br />

wie Riffel und Wellen, wie sie etwa in Bögen<br />

beim Bremsen und Beschleunigen entstehen,<br />

machen sich besonders im urbanen Umfeld<br />

durch Schallemissionen und Erschütterungen<br />

negativ bemerkbar. ATMO kombiniert das<br />

klassische Rutschersteinschleifen mit dem<br />

oszillierenden Schleifen. Dabei bewegt eine<br />

Hydraulik die zwei Schleifschlitten mit ihren<br />

jeweils zwei Schleifsteinen pro Schienenkopf<br />

mit variabler Frequenz horizontal in Schienen-<br />

längsrichtung. Das stete „Vor-und-Zurück“ bei<br />

Langsamfahrt bis 8 km/h bewirkt einen intensiveren<br />

Feinschliff bei einfacher Überfahrt.<br />

Unser Entwicklungsteam arbeitet aktuell<br />

an einem lernenden 3D-Scan-basierten<br />

Sensorsystem und bringt diesem bei, autonome<br />

Entscheidungen zu treffen. Die hierfür<br />

verwendete Methode: Deep Learning.<br />

Das smarte Weichenstopf-Assistenzsystem<br />

„PlasserSmartTamping – The Assistant“<br />

unterstützt den Bediener, die operativen<br />

Systeme seiner Maschine zu managen, und<br />

stellt darüber hinaus einen wichtigen Schritt<br />

zur Automatisierung von Stopfmaschinen dar.<br />

Das Spannende daran: Das zukünftige Verhalten<br />

wird dem automatischen Assistenzsystem<br />

nicht statisch einprogrammiert, sondern<br />

beruht – wenn man so will – auf aktivem<br />

Selbststudium der Maschine. Die KI-basierte<br />

Deep-Learning-Technik optimiert dabei die<br />

Analyse von visuellen Reizen und der daraus<br />

resultierenden Handlungsentscheidung.<br />

Worum genau geht es bei Deep Learning?<br />

Deep Learning ist eine Form des maschinellen<br />

Lernens, wobei einem Computer ein<br />

Trainingssatz von Beispielen bereitgestellt<br />

wird. Durch diese Lerndaten erlangt er<br />

die Fähigkeit, auch auf die Fälle korrekt zu<br />

reagieren, die im eingespeisten Datenmaterial<br />

so nicht vorkamen. Durch eine Lernphase, in<br />

der mehrmalige Abfolgen von Auswertungen<br />

seitens des Systems und manuelle Korrekturen<br />

vorgenommen werden, kommt es laufend<br />

zu besseren Ergebnissen.<br />

Übrigens: Wir sind nicht nur bei den großen<br />

Infrastrukturprojekten gefragte Partner. Die 11,9<br />

Kilometer lange Strecke des Stainzer Flascherlzugs<br />

zwischen Stainz und Preding-Wieselsdorf<br />

wurde mit unseren Maschinen gestopft.Was<br />

mich als Steirer natürlich sehr freut.<br />

Plasser & Theurer<br />

Plasser & Theurer ist der weltweite Technologieführer für Gleisbaumaschinen.<br />

Zahlreiche Entwicklungen in vielen unterschiedlichen Bereichen sichern diese<br />

Position auch für die nächste Zukunft ab. Gleichzeitig ist das österreichische<br />

Familienunternehmen auch dabei, seine Customer Services massiv auszubauen.<br />

Und sich damit auch als erster Ansprechpartner für die lebenslange<br />

Betreuung der Gleisbaumaschinen anzubieten.<br />

• Gegründet im Jahr 1953<br />

• Ca. 5.000 Mitarbeiter in Österreich und den internationalen 19 Partnerfirmen<br />

• Produktprogramm: Maschinen und Systeme für Neubau, Umbau und Instandhaltung<br />

von Gleisen und Oberleitungen<br />

• Lieferung von mehr als 16.700 Großmaschinen in 109 Länder<br />

• Exportquote 93 Prozent<br />

• Stammwerk in Linz, Firmenzentrale in Wien<br />

• Service-, Reparatur- und Ersatzteilstützpunkte weltweit<br />

• Größte Absatzländer: Deutschland, USA, Großbritannien, Indien, Japan,<br />

Frankreich, Österreich, Brasilien, Spanien, Australien<br />

• Kunden: Bahnbetreiber, Baufirmen, städtische Verkehrsbetriebe, Industrieund<br />

Minenbahnen<br />

• Mehr als 2.000 aufrechte Patente<br />

• Zwölf internationale Zertifikate/Qualifizierungen (zum Beispiel ISO 9001, ISO<br />

14001 und ISO 50001)<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

77


Zum Autor<br />

Hannes Gerstmann ist Sprecher des Bundesverbandes<br />

Sonnenschutztechnik Österreich. Den Bezug zur Praxis hält<br />

er durch sein Planungsbüro, das sich mit der nutzerorientierten<br />

Optimierung transparenter Flächen beschäftigt, aufrecht.<br />

Wie Gebäude auf Menschen wirken<br />

Kommentar: Hannes Gerstmann<br />

Seit den 1990er Jahren lässt sich auf nationaler und europäischer<br />

Ebene bei der Entwicklung nachhaltiger Gebäude ein starker Fokus auf<br />

die Erforschung und Entwicklung von energie- und umweltorientierten<br />

Technologien beobachten. Um die angepeilte Nachhaltigkeit zu erreichen,<br />

wird mit Kennwerten, also harten Fakten und teilweise alternativen<br />

Fakten, gearbeitet. Entscheidend für die Akzeptanz eines Gebäudes<br />

oder das physische und psychische Wohlbefinden ist jedoch die Berücksichtigung<br />

der vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Gebäuden und<br />

den darin lebenden und agierenden Menschen, die jedoch in der Architektur-<br />

und Bauforschung bislang ein Randthema darstellen.<br />

Analyse von Wechselwirkungen<br />

Im Projekt Gebäudesoftskills, so der Titel eines zweijährigen Wissenstransferprojektes,<br />

arbeiteten sechs wissenschaftliche Institutionen und<br />

über 30 Experten aus der Architektur- und Baubranche disziplinübergreifend<br />

zusammen, um wichtige Grundlagen für das Verständnis dieser<br />

Wechselwirkungen zu schaffen. Ziel des Projektes war es, relevantes<br />

Wissen aus dem Bereich der Humanwissenschaften – vor allem aus der<br />

Medizin, der Verhaltensbiologie und der Psychologie<br />

– zu identifizieren, es mit dem in der Architektur- und<br />

Baubranche vorhandenen, faktenbasierten Wissen<br />

abzugleichen und beide Wissensstände zusammenzuführen.<br />

Die Initiatoren des Projektes waren die Donau Universität Krems, Department<br />

für Bauen und Umwelt, sowie der Bau.Energie.Umwelt Cluster<br />

Niederösterreich. Das Projekt wurde vom BMDW im Rahmen des FFG-<br />

Programms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ gefördert.<br />

Im Nachgang zu diesem Forschungsprojekt haben DI. arch. Pia Anna<br />

Buxbaum und Dr. Elisabeth Oberzaucher im IBO-Verlag das Buch „Gebäudesoftskills“<br />

herausgegeben, künstlerisch interpretiert von Michael<br />

Wegerer. Die Autoren der Textbeiträge stammen zu gleichen Teilen<br />

aus der Wissenschaft und der Praxis. Alle Beiträge wurden einem Begutachtungsverfahren<br />

unterzogen, damit ist gewährleistet, dass der<br />

aktuelle Wissensstand dokumentiert, aber<br />

unbelegte Annahmen keinen Platz finden.<br />

„Diese Publikation soll dazu beitragen, leere<br />

Versprechungen von fundierten Inhalten zu<br />

unterscheiden“, so Dr. Oberzaucher.<br />

Ich kann Ihnen dieses Buch sehr empfehlen.<br />

Gebäudesoftskills<br />

Der Projekttitel Gebäudesoftskills bezieht sich dabei<br />

auf Eigenschaften der gebauten Umwelt, die mit<br />

den derzeit in der Baubranche etablierten Methoden<br />

und Werkzeugen nur unzureichend beschrieben<br />

werden. In Hinblick auf die Gesundheit, das Wohlbefinden<br />

und die Akzeptanz sind die Soft Skills jedoch<br />

entscheidend für den langfristigen Erfolg von<br />

Bauprojekten.<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

78 BauTecFokus


Zum Autor<br />

Clemens Hecht, Sprecher der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme<br />

(QG), Referent an der WKO, Geschäftsführer<br />

der Fachvereinigung Mineralwolleindustrie (FMI), Tätigkeit in<br />

verschiedenen nationalen und europäischen Verbänden.<br />

Hält die Fassade?<br />

Denken Sie an deren Pflege und Wartung?<br />

Kommentar: Clemens Hecht<br />

Ist Ihnen eigentlich schon einmal aufgefallen, dass wir sehr viele Dinge<br />

in unserer Umgebung mehr oder weniger intensiv pflegen und warten?<br />

Technische Dinge werden regelmäßig kontrolliert, teilweise sogar verpflichtend.<br />

Auch unser Miteinander wird gepflegt, wir treffen uns und<br />

tauschen uns aus. Zum Glück geht dies nun auch wieder intensiver …<br />

Aber wer denkt schon daran, eine Fassade, einen Vollwärmeschutz zu<br />

pflegen oder zu warten? Natürlich gibt es diejenigen, die dies immer wieder<br />

oder regelmäßig tun. Aber die große Mehrheit?<br />

Auch wenn der Vollwärmeschutz mit einem Wärmedämmverbundsystem<br />

(kurz WDVS) nach den einschlägigen Verarbeitungsrichtlinien<br />

(VAR) und ÖNORMen durch qualifizierte Fachfirmen und deren zertifizierte<br />

Fachverarbeiter für WDVS (ZFV) samt Eigen- und Fremdüberwachung<br />

geplant und ausgeführt wurde:<br />

Trotzdem benötigt die Fassade eine entsprechende<br />

Pflege und Wartung!<br />

Belastungsprobe für Fassaden<br />

Alle der Witterung ausgesetzten Produkte<br />

auf Fassaden müssen zeitweise<br />

extremen Belastungen standhalten. Auch<br />

die Nutzung im und am Gebäude stellt<br />

eine mögliche Belastung der Fassade dar.<br />

Diverse Belastungen wirken sich auf die<br />

Lebensdauer der Fassade aus.<br />

Ziel der Pflege und Wartung ist es, eine<br />

höchstmögliche Nutzungsdauer zu erreichen,<br />

das gewünschte optische Erscheinungsbild<br />

langfristig zu bewahren und<br />

gleichzeitig Schäden durch Belastungen<br />

und damit aufwendige Reparaturen zu<br />

vermeiden. Durch fachgerechte Pflege und Wartung können die Optik<br />

und die schützende Wirkung der Beschichtung/des Putzes kontinuierlich<br />

erhalten und ihre Lebensdauer verlängert werden.<br />

Die Verantwortung trägt der Eigentümer<br />

Für die fachgerechte Pflege und Wartung sowie die Erhaltung eines<br />

sicheren Zustandes des Gebäudes trägt der Eigentümer eines Objektes<br />

eine besondere Verantwortung. Die Pflege und Wartung ist durch den<br />

Eigentümer des Objektes zu veranlassen. Dies gibt unter anderem die<br />

ÖNORM B 1300 „Objektsicherheitsprüfungen für Wohngebäude – Regelmäßige<br />

Prüfroutinen im Rahmen von Sichtkontrollen und zerstörungsfreien<br />

Begutachtungen“ vor.<br />

Für die regelmäßige Überprüfung der Fassadenfläche und allenfalls für<br />

notwendige Pflege- und Wartungsmaßnahmen empfiehlt<br />

es sich, unterstützend Fassadenfachfirmen<br />

mit deren dafür qualifizierten<br />

ZFV beizuziehen. Dies ist mit einem<br />

geringen finanziellen Aufwand, unter<br />

anderem auf Basis eines Wartungsvertrages,<br />

möglich, verlängert jedoch die<br />

Gebrauchstauglichkeit des WDVS und<br />

erspart künftig eventuelle kostenintensive<br />

Sanierungen.<br />

Pflege und Wartung verlängert in jedem<br />

Fall die Lebensdauer der Fassade!<br />

Ein Wärmedämmverbundsystem ist die<br />

Schutzhülle des Hauses. Putz ist Schutz<br />

und Putz braucht Pflege! Was alles zu beachten<br />

ist, finden Sie im entsprechenden<br />

Serviceheft unter https://var.waermedaemmsysteme.at/de/serviceheft.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

79


Zum Autor<br />

Andreas Gobiet, Präsident des Verbands der Ziviltechniker-<br />

und Ingenieurbetriebe (VZI).<br />

Im Druck von Gebäuden<br />

liegt die Zukunft der Branche<br />

Kommentar: Andreas Gobiet<br />

Es ist unbestreitbar: Die<br />

Baukosten sowohl im Hochbau<br />

als auch im Infrastrukturbereich<br />

steigen enorm<br />

an. Dies ist auf die höheren<br />

Preise der Baumaterialien<br />

ebenso zurückzuführen<br />

wie auf den enormen<br />

Fachkräftemangel im Baubereich.<br />

Diese Situation<br />

ist nicht nur aktuell akut,<br />

sondern sie wird sich in<br />

den kommenden Monaten<br />

und Jahren noch verschärfen.<br />

Das weiß die gesamte<br />

Branche.<br />

In weiterer Folge führt diese<br />

gefährliche Entwicklung zu<br />

einem gesellschaftspolitischen<br />

Problem, da leistbares<br />

Wohnen nicht zuletzt auf der<br />

Höhe der Baukosten basiert.<br />

Um diesem Trend entgegenzuwirken,<br />

ist es notwendig,<br />

die Digitalisierung im gesamten<br />

Baubereich massiv<br />

zu forcieren, um so, gemäß zahlreichen Studien, eine nachhaltige Kostenersparnis<br />

von 30–40 Prozent gewährleisten zu können.<br />

Digitalisierung als Ausweg<br />

Die Digitalisierung von der Planung bis zur Ausführung, damit meine<br />

ich das Drucken von Gebäuden, führt zu einer völligen Veränderung<br />

der Bauprozesse, die<br />

unsere Zukunft nachhaltig<br />

prägen wird. Es ist<br />

jetzt und hier dringend<br />

notwendig, dass die Planungsgrundlagen<br />

und die<br />

Planung selbst auf eine<br />

digitale Ausführung des<br />

Baus mittels Drucker angepasst<br />

werden müssen. Das<br />

kann nur in kooperativer<br />

und engster Abstimmung<br />

zwischen Planern und<br />

Ausführenden erfolgen.<br />

Kooperative Abwicklung<br />

ermöglichen<br />

Deswegen ist es notwendig,<br />

die bisher gesetzlich geregelte<br />

Trennung zwischen<br />

Planung und Ausführung<br />

auch im Ziviltechnikergesetz<br />

aufzuheben, um hier,<br />

wie vorgesehen, die kooperative<br />

Abwicklung von Bauvorhaben<br />

zu ermöglichen.<br />

Die international geschätzte und anerkannte Leistung von Architektinnen<br />

und Architekten ist besonders wichtig in der kooperativen Bearbeitung<br />

von Bauvorhaben mit der ausführenden Industrie. Nur so kann<br />

sichergestellt werden, dass sowohl die Gestaltung als auch die Nachhaltigkeit<br />

von Gebäuden in der gewollten und notwendigen Qualität<br />

umgesetzt werden kann.<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

80 BauTecFokus


BauMarketing<br />

Gedankensplitter zum Marketing<br />

als regelmäßige Kolumne.<br />

Partnering Strategy<br />

Sind wir noch zu retten?<br />

Regelmäßiger Kommentar: Philipp Kaufmann und Alexander Bosak<br />

Gerade die Bau- und Immobilienwirtschaft ist hoch komplex und<br />

es ist fast denkunmöglich allein ohne Partner Immobilien zu bauen<br />

beziehungsweise zu bewirtschaften. Wir sind es alle gewohnt, laufend<br />

Partnerschaften einzugehen und gemeinsam die gestellten Aufgaben<br />

zu lösen, wobei darunter unterschiedliche Konstellationen verstanden<br />

werden können: Einerseits handelt es sich rechtlich um eine Beauftragung<br />

und es gibt somit einen Auftraggeber und einen Auftragnehmer.<br />

Andererseits gehen wir echte Partnerschaften ein, da wir auf Augenhöhe<br />

einen Partner suchen, mit dem wir gemeinsam eine spezifische<br />

Funktion, beispielsweise die des Bauherren, wahrnehmen. Bei der ersten<br />

Konstellation gibt es formal eine klare Verantwortlichkeit und eine<br />

offenkundige Machtstruktur, denn der eine „schafft“ an und zahlt, der<br />

andere führt aus. Die zweite ist auf den ersten Blick deutlich komplexer,<br />

denn einer lädt zumeist ein und der andere nimmt ein Angebot zur Zusammenarbeit<br />

an. Die eigentlichen Interessenslagen und Machtverhältnisse<br />

sind hier deutlich komplizierter und äußerst mannigfaltig.<br />

Richtige Partnerwahl<br />

Der Spruch „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“ ist wahrer, als es auf<br />

den ersten Blick scheint, denn mit der Partnerwahl wird eine langfristige<br />

Entscheidung getroffen. Mit dieser Wahl gibt es eine Richtungsentscheidung<br />

und die Weichen sind gestellt. Eine getroffene Wahl zu<br />

ändern, kostet meist nicht nur viel Geld, sondern meist geht Know-how<br />

verloren. Darüber hinaus ist mit der Auflösung einer eingegangenen<br />

Partnerschaft ein großer Zeitverlust verbunden. All dies führt dazu, dass<br />

die falsche Partnerwahl (seien es Dienstleister oder echte Partner) der<br />

offensichtlichste Grund für das Scheitern einer guten Idee, eines erfolgsversprechenden<br />

Projekts ist. Dies gilt es zu verhindern.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

81


#10<br />

BauKaufmann<br />

Regelmäßige Kolumne über Fakten<br />

und Inhalte, die verändern und prägen.<br />

Abrechnung<br />

Szenen zum Schmunzeln und Nachdenken<br />

Kommentar: Philipp Kaufmann<br />

Montag, 10.04 Uhr: Geschäftsführer Hubert Allmächtig bittet via<br />

Teams-Chat um die aktuelle Abrechnung für das Neubauprojekt „ZentrumsPark“.<br />

In seiner kurzen Nachricht steht nur noch „Vor 13 Uhr“ und<br />

Max B. weiß, was zu tun ist. Der Auftrag ist ihm Befehl und er hat seine<br />

Zahlen im Griff. Max kennt seinen Chef, er arbeitet ja schon seit Jahren<br />

mit ihm zusammen. Allmächtig ist ein gewissenhafter Vorgesetzter und<br />

ein Zahlenmensch – er hat immer gerne Kontrolle, sucht nicht unbedingt<br />

die Nähe zu seinen Mitarbeitern und Anfragen sind daher äußerst<br />

selten. Umso dringlicher ist es, wenn er selbst auf einen zukommt und<br />

nicht durchs Sekretariat Aufträge verteilen lässt.<br />

Max macht sich an die Arbeit und er hat sein Projekt gut im Griff. Sein<br />

Projekt mit 54 Wohnungen, drei Geschäftslokalen und einem Park im<br />

neuen Stadtzentrum ist ihm ans Herz gewachsen: Er kennt jede Entscheidung<br />

aus dem Effeff, jeden Auftrag und jede Rechnung. Wie er es<br />

von seinem unmittelbaren Vorgesetzten gelernt hat, kämpft er bei jeder<br />

Beauftragung, jeder Entscheidung für das Unternehmen und es war<br />

durchaus ein wahrer Glücksfall, dass gleichzeitig der Unternehmenssitz<br />

umgebaut wurde. Er koordinierte beide Projekte und war in seinem<br />

Element.<br />

Einzig unangenehm ist, dass er heute den ersten Tag im Büro ist. Max<br />

hat seinen dreiwöchigen Urlaub genossen. In seiner Abwesenheit ist<br />

alles nach Plan gelaufen, soweit hat er sich um 8 Uhr bereits informiert,<br />

aber es sind schon viele Rechnungen eingegangen, die den Weg noch<br />

nicht in seine Kostenverfolgung gefunden haben. Mit wenigen Worten:<br />

Viel zu tun!<br />

12.59 Uhr: Geschafft. Schon zweimal hat das Sekretariat angerufen, leider<br />

war Max noch nicht fertig, jetzt hat er es geschafft und schickt die<br />

Excel-Datei direkt in den Besprechungsraum „Gute Stimmung“. Zufrieden<br />

und erschöpft gönnt er sich sein Mittagessen. Er ist stolz, denn er hat<br />

gute Arbeit geleistet.<br />

17 Uhr: Kurz vor Büroschluss passiert Seltsames: Allmächtig erscheint<br />

bei Max B. im Büro. Max hört zu seiner Überraschung kein Lob, sondern<br />

einen laut schreienden Chef. Warum hat er diese Kalkulation geschickt?<br />

Warum die Aufstellung, wo eindeutig ersichtlich ist, dass der Umbau<br />

des eigenen Büros mit dem „ZentrumsPark“ finanziert wird? Warum<br />

die Aufstellung, wo alle Kick-backs aufgeführt sind? Jetzt erst hört Max,<br />

dass der Termin mit dem 49%-Anteilseigner „Keine Sorgen“, der mit viel<br />

Mezzanin-Kapital das wichtigste Projekt der Unternehmensgeschichte<br />

mitfinanziert, stattgefunden hat. Fakt ist: Diese Partnerschaft ist beendet<br />

und „Keine Sorgen“ steigt aus.<br />

Fotos: Adobe Stock, alufenster.at – Viennamotion<br />

82 BauTecFokus


Zum Autor<br />

Harald Greger ist Geschäftsführer des AFI – Aluminium-<br />

Fenster-Institut. Der 1987 gegründete Verein ist eine spartenübergreifende<br />

Kooperation österreichischer Gewerbe-,<br />

Industrie- und Handelsunternehmen.<br />

Ein geWICHTIGES Buch<br />

1,2 kg Wissen über Fenster<br />

Kommentar: Harald Greger<br />

„Ein Buch ist und bleibt ein Buch“ schreibt ein Empfänger des im<br />

April 2021 erschienenen Weißbuches des Aluminium-Fenster-Instituts.<br />

Obwohl es eine Selbstverständlichkeit ist, den Inhalt eines kompakten<br />

Nachschlagewerkes auch online zur Verfügung zu stellen, bleibt die<br />

Haptik eines Buches unerreicht. Und wenn das Cover und der Buchrücken<br />

auch noch dem qualitätsvollen Inhalt adäquat gestaltet sind, hat<br />

man ein „Werk“ in Händen, stellt es gerne ins Bücherregal und nimmt es<br />

sich spontan wieder heraus, wenn Fragen zu Design, Technik, Ökologie<br />

und/oder Wirtschaftlichkeit zu beantworten sind – ganz ohne Googeln:<br />

Das ist heute schon etwas Besonderes. Und das ist gut so, denn bei Neubau<br />

und Sanierung treffen Architekten, Bauherren und Immobilienfachleute<br />

Entscheidungen, die über viele Jahrzehnte Auswirkungen haben.<br />

Aluminium wiederum liegen in der langen Haltbarkeit und im nahezu<br />

unbegrenzt wiederholbaren, umweltschonenden Recycling. So werden<br />

98 Prozent des Altaluminiums im Bauwesen recycliert. Um die Wahl des<br />

geeignetsten Werkstoffes bestmöglich informiert zu treffen, versammelt<br />

das Weißbuch der Gemeinschaftsmarke ALU-FENSTER diese und<br />

weitere wissenschaftliche Erkenntnisse: Die Daten und Fakten basieren<br />

unter anderem auf Untersuchungen des Instituts für Interdisziplinäres<br />

Bauprozessmanagement der TU Wien in Zusammenarbeit mit der MA<br />

39, Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsstelle der Stadt Wien, sowie einer<br />

Potenzialanalyse von bauXund und M.O.O.CON. Diese wissenschaftlichen<br />

Arbeiten sowie die Richtlinien Metallbautechnik sind im Anhang<br />

des Weißbuches verfügbar.<br />

Faktenbasierte Werkstoffwahl<br />

Für die Materialwahl im Bereich Fenster und Fassade gibt es mit dem<br />

neuen Weißbuch der Gemeinschaftsmarke ALU-FENSTER ab sofort<br />

eine wissenschaftlich fundierte Faktensammlung rund um die Baustoffwahl.<br />

Das kompakte Nachschlagewerk kann kostenfrei bestellt<br />

werden und steht zum Download sowie als Blätterkatalog online unter<br />

www.weissbuch-alufenster.at zur Verfügung.<br />

Ein Weißbuch als Entscheidungshilfe<br />

Eine heute getroffene Entscheidung für einen Werkstoff hat Auswirkungen<br />

über einen Gebäudelebenszyklus von 40 Jahren oder mehr.<br />

Konstruktionen aus Aluminium punkten hier neben großer Gestaltungsfreiheit<br />

mit hoher Verlässlichkeit in Bezug auf ökologische und<br />

wirtschaftliche Aspekte: So sind Aluminiumfenster beispielsweise<br />

längerfristig die wirtschaftlichste Wahl, verglichen mit Holz- oder<br />

Kunststofffenstern. Sie benötigen dank des robusten Werkstoffs und der<br />

Oberflächenveredlung kaum Wartung. In einem Betrachtungszeitraum<br />

von 50 Jahren machen Aluminiumfenster nur 4,1 Prozent der Lebenszykluskosten<br />

eines Gebäudes aus, verglichen mit 7,1 Prozent (Holz) oder<br />

5,4 Prozent (Kunststoff). Die entscheidenden ökologischen Vorzüge von<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

83


Zum Autor<br />

Verbandsobmann Bernd Rießland studierte Klavier und Bauingenieurwesen.<br />

Nach Stationen im Wirtschaftsministerium,<br />

bei Erste Bank und Wirtschaftsagentur Wien ist er seit 2010<br />

Vorstandsmitglied der Sozialbau AG.<br />

Nachhaltiges Bauen und Wirtschaften<br />

Kommentar: Bernd Rießland<br />

Nachhaltigkeit ist aktuell in aller Munde. Oft hört man aber die Kritik,<br />

dass nachhaltig kochen, einkaufen oder leben zu teuer ist. Die gemeinnützigen<br />

Bauvereinigungen (GBVs) zeigen beim Thema Wohnen, dass<br />

Nachhaltigkeit und Leistbarkeit kein Gegensatz sind.<br />

Ein erster Blick auf das Thema Sanieren zeigt, dass im Schnitt der letzten<br />

Jahre pro zwei neu gebauter GBV-Wohnungen eine Bestandswohnung<br />

thermisch saniert wurde, in Summe zwischen 7.000 und 10.000 totalsanierte<br />

Wohnungen pro Jahr. Rund eine Milliarde Euro werden so<br />

jährlich in die Instandhaltung und Sanierung von GBV-Wohnungen<br />

investiert. Das ist rund ein Viertel des Gesamt-Investitionsvolumens der<br />

GBVs. Werte, die man in anderen Sektoren nicht findet: Denn während<br />

bei den GBVs über 70 Prozent aller bis zum Jahr 2000 errichteten Mietwohnungen<br />

bereits thermisch saniert wurden, liegt der Durchschnitt aller<br />

(im Hauptwohnsitz bewohnten) Wohnungen und Häuser bei nur 47<br />

Prozent. Unter den aus Sicht der Energieeffizienz besonders problematischen<br />

Bauperioden vor 1980 sind die GBV-Mietwohnungen praktisch<br />

zur Gänze thermisch saniert worden.<br />

Thema Heizen<br />

Ein zweiter Blick zeigt die Nachhaltigkeit der GBVs beim Heizen: Von<br />

2001 bis 2018 wurden 43.000 Ölheizungen aus dem gemeinnützigen<br />

Mietwohnungsbestand abgebaut und durch ein klimaschonenderes<br />

System ersetzt, das sind fast drei Viertel des Ausgangsbestands<br />

von 2001. Hinzu kommen zahlreiche Pilotprojekte,<br />

wie zum Beispiel die Kombination von Photovoltaikanlagen<br />

am Dach kombiniert mit einem<br />

Umstieg auf Wärmepumpen.<br />

Summiert man diese Leistungen, zeigt<br />

sich ein deutliches Bild: Insgesamt haben<br />

Dämm- und Heizungsoptimierungen bei<br />

den GBVs neben der guten Neubauqualität<br />

dazu beigetragen, dass pro Wohnung weniger als die Hälfte der<br />

CO2-Emissionen des österreichischen Durchschnittshaushaltes anfällt<br />

(0,7 Tonnen gegenüber 2,2 Tonnen pro Jahr). Dieser Effekt ist auch auf<br />

die kompaktere Wohnungsgröße der GBV-Wohnungen vor allem im<br />

Vergleich zum Einfamilienhaus zurückzuführen. Die gemeinnützigen<br />

Mietwohnungen haben einen Anteil von 16 Prozent an allen Hauptwohnsitzen,<br />

rund 11 Prozent an der gesamten Nutzfläche, aber nur rund<br />

5 Prozent am Heizenergieverbrauch und 4,6 Prozent an den heizungsbedingten<br />

CO2-Emissionen.<br />

Leistbarkeit von Nachhaltigkeit<br />

Alle diese nachhaltigen Schritte der letzten Jahrzehnte stehen der<br />

Leistbarkeit nicht im Weg. Erst heuer hat das WIFO den GBVs ihre kostendämpfende<br />

Wirkung in einer Studie bestätigt: 1,2 Milliarden Euro<br />

pro Jahr ersparen sich unsere Mieterinnen und Mieter und auch der geschätzte<br />

Eigentumsvorteil aus GBV-Eigentumswohnungen beträgt rund<br />

122 Millionen Euro pro Jahr. Die Gründe dafür: Das privatwirtschaftliche<br />

und auf das Gemeinwohl gerichtete Agieren von GBVs unterscheidet<br />

sich deutlich von dem der gewinnorientierten Anbieter. Aufgrund der<br />

gesetzlich vorgegebenen Begrenzung der Profite und der kostenbasierten<br />

Preissetzung kommt es zu diesen Vorteilen. Und das ermöglicht<br />

nachhaltiges Bauen und nachhaltiges Wirtschaften für Generationen.<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

84 BauTecFokus


Zum Autor<br />

Stefan Wernhart ist Geschäftsführer der EHL Unternehmenstochter<br />

EHL Gewerbeimmobilien und für die<br />

Bereiche Office, Retail, Asset Management und Market<br />

Research verantwortlich.<br />

Hochwertige sanierte Bestandsimmobilien –<br />

aus Alt mach Neu<br />

Kommentar: Stefan Wernhart<br />

Die aktuelle COVID-19-Pandemie stellt die Unternehmen weltweit vor<br />

sehr große ökonomische und soziale Herausforderungen. Erfreulicherweise<br />

hat sich das letzte Jahr, welches fast zur Gänze von der Pandemie<br />

und damit verbundenen wirtschaftlichen Turbulenzen und Unsicherheiten<br />

geprägt war, rückblickend deutlich erfolgreicher entwickelt, als zunächst<br />

angenommen wurde. Trotz der erschwerten Marktbedingungen<br />

konnte der Wiener Büromarkt das vergangene Jahr mit einer erfreulichen<br />

Gesamtvermietungsleistung von 210.000 m² beenden. Damit lag das Ergebnis<br />

nur sieben Prozent unter jenem der Vorjahresperiode. Diese positiven<br />

Zahlen und das geringe Fertigstellungsvolumen von ca. 120.000 m²<br />

im Vorjahr führten zu einer weiter sinkenden Leerstandsrate.<br />

Im europäischen Vergleich<br />

Aktuell liegt diese mit 4,2 Prozent im europäischen Vergleich auf einem<br />

sehr niedrigen Niveau. Die Anmietungen der letzten Jahre konzentrierten<br />

sich beinahe ausschließlich auf neu erschlossene oder bereits etablierte<br />

Mikrolagen mit perfekter Infrastruktur und idealer Anbindung<br />

an das öffentliche Verkehrsnetz. Dieser Nachfrageüberhang hatte zur<br />

Folge, dass einige Kunden in Lagen wie zum Beispiel der Innenstadt<br />

oder in der Region Hauptbahnhof und Umgebung aufgrund des hohen<br />

Auslastungsgrades nicht mehr ausreichend Büroflächenangebot vorgefunden<br />

haben. Durch die bereits stark reduzierten Flächenreserven<br />

zur Entwicklung neuer Büroflächen in manchen Regionen wird verstärkt<br />

auf die Revitalisierung von Bestandsimmobilien in bester Lage<br />

gesetzt. 2020 betrug der Anteil der Generalsanierungen gemessen am<br />

gesamten Fertigungsstellungsvolumen 16 Prozent. Laut unserem EHL-<br />

Research-Team wird der Wert im heurigen Jahr schon auf ca. 45 Prozent<br />

steigen, bevor dieser Trend 2022 mit rund 75 Prozent seinen bisher<br />

höchsten Wert erreichen wird. Schon heute weisen diese Projekte erfreulicherweise<br />

einen sehr hohen Vorverwertungsgrad auf. So konnte<br />

auch das EHL-Büroteam im Vorjahr zwei Großmieter mit zusammen<br />

ca. 65.000 m² bei der Büroflächenanmietung in generalsanierten Bestandsimmobilien<br />

in der stark nachgefragten Achse Lassallestraße/<br />

Messe/Prater beraten und während des gesamten Anmietprozesses<br />

strukturiert begleiten.<br />

Haus am Schottentor<br />

Ein weiteres prominentes Beispiel für eine erfolgreiche Sanierung einer<br />

Bestandsimmobilie in bester Lage ist das Haus am Schottentor direkt<br />

am Schottenring. Das Haus wird nach einer Generalsanierung den technischen<br />

Anforderungen eines modernen Neubaubüros entsprechen,<br />

verfügt zusätzlich über eine perfekte Infrastruktur im direkten Umfeld<br />

sowie eine sehr gute Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz. Diese<br />

Entwicklungen zeigen, dass sich der Wiener Büromarkt in einer stabilen<br />

und gesunden Verfassung befindet.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

85


Zum Autor<br />

Architektin Regina M. Lettner ist geschäftsführende<br />

Alleingesellschafterin der baukult ZT, Gerichtssachverständige<br />

für Nutzwertgutachten und Parifizierung, Vortragende<br />

und Mitglied bei Salon Real.<br />

Brett vorm Kopf? Warum wir beim Bauen<br />

Materialien UND Prozesse neu denken müssen.<br />

Kommentar: Regina M. Lettner<br />

Holz ist Zukunft: Vom ausreichenden Angebot …<br />

„Wir haben nicht genug Holz.“ Es ist Zeit, mit diesem Vorurteil aufzuräumen:<br />

Ein Drittel des jährlichen österreichischen Holzzuwachses würde<br />

bereits für das gesamte Hochbauvolumen in Österreich ausreichen. 1 Was<br />

wir brauchen, ist eine koordinierte Nutzung der vielen Kleinflächen<br />

in Privatbesitz, deren Bewirtschaftung sich aus unterschiedlichsten<br />

Gründen nicht auszahlt.<br />

… über die steigende Nachfrage …<br />

Die technischen Notwendigkeiten im Holzbau<br />

sind längst gelöst. Wir haben im DACH-<br />

Raum bereits genug Routine der Planer und<br />

der ausführenden Firmen und somit auch<br />

Rechtssicherheit. Aus unseren Gesprächen<br />

mit Investoren wissen wir aber: Ökologische,<br />

ökonomische und soziale Nachhaltigkeitskriterien<br />

erfüllende Objekte<br />

am Markt fehlen. Es wird seit Jahren am<br />

Markt und an den Kunden vorbeigebaut.<br />

Zahlreiche Umfragen und auch einige Masterstudien<br />

an der Donau-Uni Krems zeigen:<br />

Die Kunden wünschen sich Holz und Ziegel<br />

als Rohbaustoff und Holzfaser oder Schafwolle<br />

als Dämmstoff. 2<br />

… bis zur fachgerechten Ausführung.<br />

Um den Kosten- und Termindruck zu managen, braucht es<br />

Systematisierung, Digitalisierung und Prozessoptimierung. Das hat<br />

uns bei baukult ZT bereits 2012 der Bau des Naturfreundehauses Knofeleben<br />

als System- bzw. Massivholzbau gezeigt. Herkömmliches Bauen war<br />

hier auf Grund der Seehöhe nicht möglich. Wir konnten alles mit BIM-<br />

Planung und der daraus gezielt abrufbaren Vorfertigung abwickeln. Nur<br />

das Wetter für die Montage lässt sich bekanntlich nicht planen.<br />

Immobilienentwickler brauchen als Entscheidungsgrundlage wie auch<br />

zur Begleitung ihrer Projekte durch alle Entwicklungsphasen im vorgefertigten<br />

Holzbau völlig neue, aber umso spannendere Denkweisen.<br />

Die Rolle der Generalplanerin baukult ZT ist daher interdisziplinäres<br />

Wirken. 2.500 Quadratmeter Büroflächen in neun Tagen dicht in<br />

Holzsystembauweise aufstellen, bedeutet nachhaltige<br />

Verdichtung, Klimaschutz und schnellere Bauweise<br />

und verkürzt sohin Verzinsungsdauer und<br />

Verwertung. Das rechnet sich.<br />

Auch vergaberechtliche Themen, städtebauliche<br />

Verträge und zahlreiche<br />

andere Berührungspunkte in Bauprozessen<br />

sind neu zu denken. Lösungsansätze<br />

dazu wurden in einer gemeinsam<br />

mit DI Evelyn Susanne Ernst<br />

(DIe ERNST) und Ing. Bernd Höfferl<br />

(pro Holz) seit Winter 2021 laufenden<br />

Workshopserie für Holzbauexperten<br />

aufgezeigt. Fragestellungen waren<br />

etwa: Sind Änderungen des BTVG im<br />

Hinblick auf System- bzw. Modulbau<br />

notwendig? Kann Holzbau für öffentliche<br />

Auftragsvergaben forciert werden? Können<br />

Makler mit neuen Suchkriterien für Materialfilter<br />

Holzbau pushen?<br />

Wenn es gelingt, diese Prozesse für den Holzbau neu zu konstruieren,<br />

haben wir ein stabiles Fundament für eine wirklich nachhaltige<br />

Baubranche.<br />

1: https://www.holzistgenial.at/blog/alle-40-sekunden-waechst-ein-haus-nach/<br />

2: Masterarbeit Donau-Uni Krems 2021: Fabian Pelwecki, MSc, „Die Qual der Baustoffwahl –<br />

Baustoffe/Gebäudehüllen im Wohnbau“<br />

Fotos: Jana Madzigon, Adobe Stock<br />

86 BauTecFokus


Gute Aussichten<br />

Smart Cities, Stadtklima, Architektur, Sozialer<br />

Wohnbau, Nachhaltigkeit, Büros, Wohnungslosigkeit,<br />

Hotellerie, Revitalisierung, Luxus,<br />

Wohnraumgestaltung, Stadtplanung, Investments,<br />

Grätzelentwicklung, …<br />

Wir haben die Gegenwart und Zukunft von<br />

Wohnen und Bauen im Blick.<br />

Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ und unter:<br />

DiePresse.com/immobilien<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

87


ImFokus<br />

90<br />

ROBOTER AM BAU<br />

Sie errichten Ziegelmauern, drucken Betonbauten,<br />

bohren Löcher oder schweißen Bewehrungen –<br />

Roboter automatisieren die Baustelle. Sie erledigen<br />

schwere Arbeiten und könnten gegen den<br />

Fachkräftemangel helfen. Wäre da nicht die Hürde der<br />

fehlenden digitalen Datenbasis.<br />

104<br />

KREISLAUFWIRTSCHAFT<br />

Klimaziele, ESG und zu Ende gehender Deponieraum<br />

verschärfen die Frage nach einer funktionierenden<br />

Kreislaufwirtschaft. Dem hochwertigen Recycling von<br />

Bauabfällen oder Baurestmassen kommt dabei eine<br />

Schlüsselrolle zu.<br />

138<br />

KONFLIKTE KOSTEN<br />

Wenn sich<br />

gegensätzliche<br />

Standpunkte<br />

verhärten und/<br />

oder Emotionen das<br />

Gesprächsklima<br />

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Foto: Adobe Stock<br />

88 BauTecFokus


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<strong>Sommer</strong> 2021<br />

89


ImFokus<br />

Roboter am Bau<br />

Im Einsatz. Sie errichten Ziegelmauern, drucken Betonbauten, bohren Löcher oder schweißen<br />

Bewehrungen – Roboter automatisieren die Baustelle. Sie erledigen schwere Arbeiten und könnten<br />

gegen den Fachkräftemangel helfen. Wäre da nicht die Hürde der fehlenden digitalen Datenbasis und die<br />

mangelnde Einbindung von unter anderem BIM.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

90 BauTecFokus


D<br />

as Thema Robotik steckt im<br />

Handwerk noch in der Anfangsphase<br />

und beschränkt sich auf<br />

erste Praxiseinsätze und Pilotvorhaben<br />

im Rahmen der Forschung und<br />

Entwicklung. Doch jedem Anfang wohnt ein<br />

Zauber inne und auch die längste Reise erfolgt<br />

mit dem ersten Schritt. Eines ist klar, langfristig<br />

wird die Technologie die Arbeit auf dem<br />

Bau verändern und die (teil)automatisierte<br />

Baustelle wird bald zur Realität werden. Wir<br />

wollen einige Roboter vorstellen, die schon im<br />

Einsatz sind: Sie sollen vor allem anstrengende,<br />

gefährliche und monotone Arbeiten verrichten.<br />

Fotos: Aaron Hargreaves/Foster+Partners, Christian Holzinger/Pixelatelier<br />

Auch die EU unternimmt Anstrengungen,<br />

damit Europa beim Thema Robotik und Automation<br />

der Baustelle international vorne<br />

dabei ist. Im Rahmen des Förderprogramms<br />

Horizont 2020 wurde das Projekt „European<br />

SMEs Robotics Applications“, kurz ESMERA,<br />

aufgelegt. Es soll insbesondere kleine und mittelständische<br />

Unternehmen dabei unterstützen,<br />

Robotik-Lösungen zu entwickeln und in<br />

den nächsten Jahren auf den Markt zu bringen.<br />

Roboterhund „Spot“<br />

Der Roboterhund „Spot” ermöglicht es, 3D-<br />

Scandienstleistungen zu (teil)automatisieren,<br />

um Objekte wie Gebäude, Maschinen etc. zu<br />

digitalisieren. Dafür wird ein Laserscanner auf<br />

dem Rücken von „Spot“ montiert. „Spot“ kann<br />

sich eine vorab einmal gegangene Route selbst<br />

einprägen und diese dann automatisch erneut<br />

nachgehen. Dabei erstellt er dann ein reales<br />

und detailgenaues, digitales Abbild, einen<br />

sogenannten „Digital Twin“, des jeweiligen<br />

Objektes. Der Roboterhund kann überall dort<br />

eingesetzt werden, wo Menschen nur schweren<br />

oder keinen Zugang haben, zum Beispiel<br />

in einem kontaminierten Gebiet. Insbesondere<br />

für die Dokumentation von Bauabschnitten<br />

und den verschiedenen Bauphasen ist das von<br />

Nutzen, da die Scans immer von der genau<br />

gleichen Stelle (wie zuvor einprogrammiert)<br />

erstellt werden.<br />

Der Einsatz erfolgt über Fernsteuerung beziehungsweise<br />

eine automatisierte Route,<br />

die ihm vorab eingeprägt wird. Stößt er auf<br />

seinem Weg auf Hindernisse, wie zum Beispiel<br />

Kabelrollen oder Leitern, erkennt er diese<br />

automatisch und weicht aus. Probleme könnten<br />

sehr enge Durchgänge bereiten, durch<br />

die er aufgrund der automatischen „object<br />

avoidance“ (also dem „Kollisionsassistenten“)<br />

eventuell nicht weiterkommt. Zudem können<br />

gänzlich versperrte Wege mit hohen Barrieren<br />

oder eine sich stark veränderte Umgebung<br />

im Vergleich zur vorab gespeicherten Route<br />

Schwierigkeiten darstellen.<br />

Der Einsatz macht überall dort Sinn, wo eine<br />

automatisierte und regelmäßige 3D-Erfassung<br />

eines Objektes gefragt ist. Damit haben Bauleiter,<br />

Planer etc. immer und überall Zugriff auf<br />

aktuelle Daten von der Baustelle. Zusätzlich<br />

kann aber auch zum Beispiel noch Jahre nach<br />

Abschluss des Bauprojekts hinter Fassaden,<br />

Decken oder Böden geschaut und sich ohne<br />

großen Aufwand ein Bild von vor Ort gemacht<br />

werden – um beispielsweise Wartungseinsätze<br />

besser zu planen oder Kosten bei der Suche<br />

nach „Fehlerquellen“ zu reduzieren. Das Aufstemmen<br />

von Böden oder Wänden fällt weg,<br />

denn es kann mit den 3D-Daten gezielt vorgegangen<br />

werden, da Ist-Pläne anstatt Soll-Pläne<br />

zur Verfügung stehen.<br />

www.qapture.at<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

91


ImFokus<br />

Roboterinstallationssystem<br />

Schindler R.I.S.E.<br />

Um den anspruchsvollen Anforderungen<br />

der Montageplanung in hohen Gebäuden<br />

gerecht zu werden, setzt Schindler Roboter<br />

ein, die einzelne Montageschritte autonom<br />

ausführen. Die Form der Montage bietet eine<br />

hohe Genauigkeit, verbesserte Planung durch<br />

BIM-Integration und eine Reduktion von nicht<br />

ergonomischen manuellen Aufgaben. So kann<br />

beispielsweise das Bohren und Setzen der für<br />

Aufzugsschachttüren, Trennbalken sowie<br />

Wandhalterungen erforderlichen Ankerbolzen<br />

viel schneller ausgeführt werden. Auf der<br />

Plattform ist eine Kamera montiert, um eine<br />

konstante Fernüberwachung zu ermöglichen,<br />

wobei das System rund um die Uhr unabhängig<br />

ohne Steuerperson arbeitet. Das System hat<br />

eine Schnittstelle zum Building Information<br />

Modeling (BIM), wodurch der Roboter Daten<br />

direkt aus dem digitalen Gebäudemodell abrufen<br />

kann. Dies stellt sicher, dass die Schrauben<br />

genau entsprechend dem Layout platziert<br />

werden, und macht eine manuelle und fehleranfällige<br />

Datenübertragung an Montagemitarbeiter<br />

obsolet. Informationen und Daten<br />

aus jedem einzelnen Schritt der Installation<br />

werden aufgezeichnet und automatisch im<br />

digitalen Modell des Gebäudes abgespeichert<br />

beziehungsweise ausgetauscht, um später in<br />

der Bau- und Wartungsphase des Projekts darauf<br />

zurückgreifen zu können. Schindler hat<br />

auch eine Forschungsvereinbarung mit dem<br />

Council of Tall Buildings and Urban Habitat<br />

(CTBUH). Es wird untersucht, wie Robotertechnologien<br />

Bauprozesse von Hochhäusern<br />

positiv beeinflussen können, um Qualität sowie<br />

Geschwindigkeit des Baus zu verbessern<br />

und gleichzeitig ein Maximum an Sicherheit<br />

zu gewährleisten.<br />

www.schindler.com<br />

92 BauTecFokus


Fotos: Schindler, KUKA@Aeditive<br />

3D-Betondruck-Fertigung<br />

Brücken, Wände oder ganze Häuser sollen<br />

zukünftig modular aus dem 3D-Drucker kommen.<br />

Experten unterschiedlicher Fachdisziplinen<br />

arbeiten hierbei an der Herstellung von<br />

Betonbauteilen und den dazugehörigen Planungs-<br />

und Ausführungsprozessen. Bei KUKA<br />

tragen Roboter mit gleichmäßigen Bewegungen<br />

aus einer großen Düse Spritzbeton auf<br />

einen Gitterstahlkorb auf. Schicht für Schicht<br />

wächst ein feucht glänzendes, blau-graues<br />

Gebilde – noch mit Wellenstruktur und rauer<br />

Oberfläche, die dann bald von einem zweiten<br />

Roboter mit einem großen spachtelartigen<br />

Werkzeug glatt und in Form gestrichen wird.<br />

Die mobil einsetzbare 3D-Betondruck-Fertigung<br />

erfolgt mit zwei sechsachsigen KUKA<br />

Robotern aus der KR Quantec ultra Serie. Mit<br />

einer maximalen Traglast von 300 Kilogramm<br />

und einer Reichweite bis zu 3.900 Millimetern<br />

gehören sie zu den stärksten und kompaktesten<br />

Industrierobotern. Als Foundry-Varianten<br />

sind sie besonders geeignet für Bereiche mit<br />

hohem Verschmutzungsgrad, hoher Feuchtigkeit<br />

und hohen Temperaturen. Die Maschinen<br />

sind komplett eingehaust, arbeiteten autonom<br />

und lassen so einen maximal sicheren Produktionsraum<br />

für die überwiegend sehr schweren<br />

Bauteile entstehen. Die kompakte Anlage ist<br />

ausgerichtet auf verbaufertige Betonteile in<br />

Größen von bis zu 11 x 4 x 4 Metern, inklusive<br />

Bewehrung und Einbauteilen. Wie die ersten<br />

Ergebnisse in der Zusammenarbeit mit Pilotkunden<br />

zeigten, ergäbe sich für potenzielle<br />

Nutzer eine ganze Reihe attraktiver Vorteile:<br />

Der hohe Automatisierungsgrad steigert die<br />

Produktivität, das Arbeiten ohne Verschalungen<br />

erlaubt flexible Anpassungen der Produktionsplanung,<br />

Schalungsmüll fällt weg. Der<br />

digitale Fertigungsprozess bringt auch eine<br />

höhere Qualität und eine bessere Planbarkeit<br />

aufgrund von präziser Simulationsfähigkeit<br />

mit sich. Voraussetzung für die Automatisierung<br />

und den Roboter-Einsatz im Betonbau<br />

sind eine digitale Bauteilplanung und die<br />

laufende Auswertung von Sensordaten zur<br />

Materialqualität.<br />

www.kuka.com<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

93


ImFokus<br />

Jaibot erledigt Deckenmontage<br />

Mit Hilfe des semiautonomen, mobilen Baustellenroboters<br />

Jaibot können Installateure<br />

Rohrleitungen oder Kabelschächte schneller<br />

und präziser verlegen. Der Jaibot holt sich die<br />

Daten aus dem BIM-Modell und ist in der Lage,<br />

sich unter Aufsicht in den Innenräumen eines<br />

Rohbaus akkurat auszurichten, Löcher zu<br />

bohren und diese für die folgenden Gewerke<br />

zu markieren. Besonders effizient arbeitet der<br />

Roboter bei der Deckenmontage. Denn Bohren<br />

über Kopf gilt als eine der anstrengendsten<br />

Tätigkeiten im Heizungs-, Klima- und Lüftungsbau.<br />

Acht Stunden lang kann der kabellose<br />

Jaibot bohren und erledigt gleichzeitig<br />

die Absaugung des Staubs. Der Installateur<br />

importiert über das Tablet PLC 400 den digitalen<br />

Bohrplan und verbindet den Jaibot mit<br />

der Totalstation PLT 300. Den Rest erledigt der<br />

Roboter.<br />

www.hilti.de/jaibot<br />

exxotec human robotics<br />

Exoskelette zählen zu den dynamischen<br />

Entwicklungen aus Mechanik und Technik,<br />

die industrielle Arbeit durch angewandte<br />

Wissenschaft richtungsweisend ändern. Sie<br />

werden außerhalb des Körpers als Stützstruktur<br />

des menschlichen Organismus angebracht<br />

und unterstützen und verstärken jegliche<br />

Bewegung. Dadurch werden Ausdauer und<br />

Leistungsfähigkeit gesteigert und vor allem<br />

Überlastungen abgefedert und Verletzungen<br />

vorgebeugt. Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates<br />

sind ein Hauptverursacher<br />

von Arbeitsunfähigkeit und krankheitsbedingten<br />

Ausfallzeiten. Eingesetzt werden die<br />

Exoskelette dort, wo die Arbeit des Menschen<br />

durch eine vollautomatisierte Produktion oder<br />

Robotik-Systeme nicht sinnvoll ersetzbar ist.<br />

Dazu zählen schwere Arbeiten am Bau, in der<br />

Pflege, im Bereich der Logistik und der industriellen<br />

Produktion. Ein ganzheitlicher Ansatz<br />

in der Test- und Implementierungsphase von<br />

Exoskeletten ist für das Unternehmen notwendig.<br />

Das bedeutet, dass bei der Evaluierung der<br />

Arbeitsplätze der Mitarbeiter von Anfang an<br />

immer eingebunden ist.<br />

www.exxotec.com<br />

94 BauTecFokus


Fotos: Aerovision Drone Support, Hilti, Marti Holding<br />

Automatisierte Arbeitslinie<br />

Das Schweizer Unternehmen Marti als Hersteller<br />

von Betonfertigteilen und Herrenknecht<br />

Formwork als Lieferant von Tübbing-Produktionsequipment<br />

haben eine automatisierte<br />

Arbeitslinie mit Robotern entwickelt. Das<br />

Robotersystem hängt kopfüber an einer Verfahrbrücke<br />

(ähnlich einem Brückenkran) und<br />

hat dadurch einen optimalen Zugang zu den<br />

Schalungen. Für die Produktion der Betonsegmente<br />

für das Projekt Sarner Aar erledigt<br />

der Roboter folgende Aufgaben: Öffnen der<br />

Schalung durch einen SPS-gesteuerten Drehmomentschrauber,<br />

Reinigen und Einölen<br />

der Schalung, Schließen der Schalung durch<br />

einen SPS-gesteuerten Drehmomentschrauber<br />

und der Einbau von Plastikstutzen. Nach der<br />

Betonierkammer wurde ein weiterer Roboter<br />

installiert, der die Oberfläche des Betonsegmentes<br />

abzieht und verdichtet. Dieser Roboter<br />

ist stationär und kann nicht verfahren werden.<br />

In der Fertigteilindustrie sind Roboter und Automatisierung<br />

im Vormarsch. Es werden zunehmend<br />

kollaborierende Roboter eingesetzt<br />

werden, die ein Arbeiten Mensch & Roboter<br />

ermöglichen. Zudem werden die Prozesse entsprechend<br />

den Ideen zu Industrie 4.0 vernetzt.<br />

Die Systeme, die bislang hauptsächlich Daten<br />

gesammelt haben, werden nun die Produktionsleitung<br />

in ihren Entscheidungen unterstützen<br />

und die Prozesse sicherer machen. Ebenso<br />

wird die Künstliche Intelligenz Einzug halten.<br />

Herrenknecht hat auch hier bereits erste Prototypen<br />

im Einsatz.<br />

www.herrenknecht.com<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

95


ImFokus<br />

Drohnen auf der Baustelle<br />

Im Bereich der Planung und Bauvorbereitung<br />

kommen Drohnen zum Beispiel für Urgeländeaufnahmen<br />

zum Einsatz. Dabei wird der zu bebauende<br />

Untergrund mittels eines Laserscanners<br />

oder einer RGB-Kamera aufgenommen<br />

und eine hochgenaue 3D-Punktwolke erstellt.<br />

In der Baufortschrittsdokumentation wird oftmals<br />

auf Drohnen gesetzt, um den Fortschritt<br />

zu kontrollieren oder auch zu visualisieren. So<br />

können beispielsweise mehrfach Videos aus<br />

den exakt gleichen Winkeln oder Flugpfaden<br />

aufgenommen und später übereinandergelegt<br />

werden. Ein weiterer großer Anwendungsbereich<br />

ist die Berechnung von Aushubmengen.<br />

Wie bei der Urgeländeaufnahme wird das jeweilige<br />

Areal beflogen und in eine Punktwolke<br />

umgewandelt. Im Falle eines Laserscanners<br />

werden die Messpunkte direkt vom Scanner<br />

gemessen und durch die Position der Drohne<br />

im Koordinatensystem zugeordnet. Bei der<br />

fotogrammetrischen Berechnung werden, je<br />

nach Größe, hunderte oder sogar tausende Bilder<br />

in einem vordefinierten Raster aufgenommen.<br />

In jedem dieser Bilder ist hinterlegt, an<br />

welcher Position, in welcher Höhe und in welchem<br />

Winkel es aufgenommen wird. Durch<br />

die visuellen Kontrastpunkte werden einzelne<br />

Punkte multianguliert und im dreidimensionalen<br />

Koordinatensystem vermerkt.<br />

Messungen, die so zustande kommen, weisen<br />

eine Genauigkeit auf, die sich im Millimeterbereich<br />

bewegt. Die gewonnenen Punktwolken<br />

sind georeferenziert und können so in alle<br />

gängigen GIS-Systeme und Software für die<br />

Baubranche importiert werden. Durch die genauen<br />

Berechnungen gewinnt man vor allem<br />

bei sehr weitläufigen Liegenschaften, sehr<br />

unregelmäßigen Aushubflächen oder schwer<br />

zugänglichem Gelände genaue Daten. Branchenriesen<br />

wie die STRABAG oder Betreiber<br />

von Kieswerken und Aushubdeponien setzen<br />

auf Drohnen, um Aushub- oder Materialmengen<br />

zu berechnen und gegebenenfalls auch<br />

zu kontrollieren, da sich die Kosten an zu viel<br />

verrechnetem Schüttungsmaterial oder Aushubmengen<br />

bei größeren Projekten schnell im<br />

Millionenbereich niederschlagen können.<br />

www.dronetech.at<br />

96 BauTecFokus


Fotos: Dronetec, Peri/Achim Reissner<br />

Wohnhaus aus dem 3D-Drucker<br />

In Wallenhausen kam bereits das erste Fünffamilienhaus<br />

mit drei Stockwerken und circa<br />

380 Quadratmeter Wohnfläche aus einem<br />

3D-Betondrucker. Es ist das größte gedruckte<br />

Mehrfamilienhaus Europas. Hierbei setzte<br />

Peri den Portaldrucker BOD2 ein. Bei dieser<br />

Technik bewegt sich der Druckkopf über drei<br />

Achsen auf einem fest installierten Metallrahmen.<br />

Der Vorteil: Der Drucker kann sich<br />

in seinem Rahmen an jede Position innerhalb<br />

der Konstruktion bewegen und muss nur<br />

einmal kalibriert werden. Diese spart Zeit<br />

und Kosten. Während des Druckvorganges<br />

berücksichtigt der Drucker bereits die später<br />

zu verlegenden Leitungen und Anschlüsse für<br />

Wasser, Strom etc. Der BOD2 ist so zertifiziert,<br />

dass auch während des Druckvorgangs im<br />

Druckraum gearbeitet werden kann. Manuelle<br />

Arbeiten, wie zum Beispiel das Verlegen<br />

von Leerrohren und Anschlüssen, können auf<br />

diese Weise einfach in den Druckprozess integriert<br />

werden. Das für den Druck des Hauses<br />

in Wallenhausen eingesetzte Material „i.tech<br />

3D“ wurde von HeidelbergCement speziell für<br />

den 3D-Druck entwickelt. Bedient wird der<br />

Drucker von zwei Personen. Der Druckkopf<br />

und die Druckergebnisse werden per Kamera<br />

überwacht. Mit einer Geschwindigkeit von<br />

1 Meter/Sekunde ist der BOD2 aktuell der<br />

schnellste 3D-Betondrucker auf dem Markt,<br />

er benötigt für eine 1 Quadratmeter große<br />

doppelschalige Wand rund fünf Minuten.<br />

www.peri.de<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

97


Zum Autor<br />

Frank Brün ist Managing Partner bei Phorus Management<br />

und Gründungsvorsitzender der AREAMA – Austrian Real<br />

Estate Asset Management Association.<br />

Holz könnte auch Spaß machen<br />

Kommentar: Frank Brün<br />

Nicht erst, seit die 257ers ihre Hymne „Holz“ vor ein paar Jahren herausgebracht<br />

haben, bin ich ein echter Holz-Fan. Amerikanische Rapper<br />

singen üblicherweise von großen Autos, riesigen Villen, schönen Frauen,<br />

und vor allem über den grandiosen Sex in denselben beziehungsweise<br />

mit jenen. Einem einfachen Geist wie mir hingegen genügt der Baustoff<br />

Holz als solcher und die Möglichkeit einen Artikel darüber für Sie zu<br />

schreiben durchaus, um zufrieden zu sein.<br />

Holz ist immer noch eine ernste Sache: Googelt man nach der lustigen<br />

Seite von Holz, wird es schnell fad. Ja, doch – „wenn Pinocchio sich erkältet<br />

hat, geht er zum Holz-Nasen-Ohrenarzt“ liegt von dem, was ich<br />

gefunden habe, im oberen Segment. Selbst für Genderdiskussionen ist<br />

das sächlich neutrale Holz zum Glück wenig geeignet.<br />

Preistreiberei durch Verknappung<br />

Mehr Spaß haben zurzeit die Holzproduzenten und Händler, nachdem<br />

die globalisierten Proponenten beschlossen haben, den Markt erst einmal<br />

dichtzumachen, den Europäern kurzfristig das Feld für massive<br />

Preissteigerungen zu überlassen, um dann mit vollen Lagern in Europa<br />

nach den Preissteigerungen wieder durchzustarten. Wer aktuell eine<br />

Baumaßnahme plant, ausschreibt oder bereits durchführt, weiß davon<br />

ein Lied zu singen. Die künstliche Verknappung des Baustoffs Holz ist<br />

der Entwicklung des Holzbaus leider nicht zuträglich, da dieser nur eine<br />

breite Akzeptanz erhält, wenn das nicht nur die ökologischere, sondern<br />

auch eine kostengünstigere Alternative bei der Ausführung sein kann.<br />

Neben den kaum kalkulierbaren Preisen in der nahen Zukunft machen<br />

den Käufern insbesondere die erschwerte Verfügbarkeit und nicht garantierte<br />

Lieferzeiten enorme Schwierigkeiten.<br />

Selbst die Flakes gehen aus<br />

Eine Normalisierung ist nicht in Sicht und in England werden „99<br />

Flakes“ des Herstellers Cadbury, die traditionell zu Softeis gereicht werden,<br />

knapp. In sozialen Netzwerken wird schon berichtet, der (englische)<br />

<strong>Sommer</strong> sei so gut wie abgesagt – und das ganz ohne Einfluss durch den<br />

Brexit. Das war jetzt ein komplett Corona-freier Beitrag – ist das überhaupt<br />

erlaubt?<br />

Fotos: Adobe Stock, Sima.pix<br />

98 BauTecFokus


Zum Autor<br />

Andreas Kreutzer ist Geschäftsführer des Beraternetzwerks<br />

Kreutzer Fischer & Partner mit Sitz in Wien. Seit nahezu<br />

30 Jahren unterstützt KFP unter anderem Unternehmen bei<br />

Marktanalysen und Projekten.<br />

Die Hürden zum Holzobjektbau<br />

Kommentar: Andreas Kreutzer<br />

In den letzten Jahren rückten<br />

spektakuläre Projekte wie etwa<br />

der Gare Maritime in Brüssel, das<br />

HoHo Wien, der Mjøsa Tower<br />

in Brumunddal oder zuletzt das<br />

Roots in der Hamburger Hafencity<br />

den Holzobjektbau auch<br />

in unserem Land in den medialen<br />

Fokus. Doch wenngleich<br />

derartige Leuchtturmprojekte<br />

zweifellos das Interesse am großvolumigen<br />

Holzbau wecken, ist<br />

in Österreich dessen Marktanteil<br />

zuletzt kaum gewachsen. Zwar<br />

erhöhte sich der Auftragsstand<br />

bezogen auf die Anzahl der zu<br />

errichtenden Gebäude zwischen<br />

2015 und 2020 jährlich um durchschnittlich 2,9 Prozent, nichtsdestotrotz<br />

lag im vergangenen Jahr der Anteil des Holzobjektbaus an den<br />

insgesamt bewilligten Gebäuden im Geschoßwohnbau und Nicht-<br />

Wohnbau mit 7,7 Prozent (402 Gebäude) nur um wenige Zehntel-<br />

Prozentpunkte über den Marken der Jahre davor. Im Wohnbau lag der<br />

Marktanteil im letzten Jahr bei 4,1 Prozent, im Nicht-Wohnbau bei 12,6<br />

Prozent. Von einem Boom kann also keine Rede sein.<br />

Eine Argumentationsfrage<br />

Wenngleich der Holzbau in einem Land wie Österreich, in dem Beton<br />

und Ziegel als Baustoffe, verkleidet mit glatter Putzfassade das<br />

Stadtbild dominieren, kein einfaches Standing hat, ist er für die vergleichsweise<br />

geringe Dynamik im Wesentlichen selbst verantwortlich.<br />

Denn die Positionierung des Holzobjektbaus dockt vor allem an<br />

„weltanschauliche“ Themen an, anstatt wirtschaftliche Argumente<br />

ins Treffen zu führen. Denn, architektonische Aspekte unberücksichtigt,<br />

wird der Holzbau primär als<br />

ökologische, regional bezogene<br />

Alternative verkauft.<br />

Luxusprodukt Holz?<br />

Ein Bauherr handelt mit einem<br />

Gebäude in Holzbauweise<br />

„nachhaltig“ und demonstriert<br />

Wertschätzung für eine regionale<br />

Wertschöpfung, selbst<br />

wenn – wie so oft – der Kern eines<br />

Gebäudes in Stahlbeton ausgeführt<br />

wird. Von Kosten- oder<br />

Qualitätsargumenten hört man<br />

indessen kaum. Das führt dazu,<br />

dass in der öffentlichen Wahrnehmung<br />

Geschoßbauten in<br />

Holzbauweise in gewisser Weise ein „Luxus“ sind, den man sich leisten<br />

können muss. Dabei gibt es für den Objekt-Holzbau durchaus auch<br />

„handfeste“ Gründe, die allesamt aus der in der Regel kürzeren Bauzeit<br />

und einem alles in allem vergleichsweise höheren Qualitätsanspruch<br />

von holzverarbeitenden Unternehmen resultieren. Unglücklicherweise<br />

werden diese Vorteile aber in keinem Angebot monetär quantifiziert.<br />

Vielmehr beschränkt man sich diesbezüglich auf qualitative<br />

Ansagen und hofft, dass am Ende des Tages die Imagekomponente<br />

sticht. Auf diese Weise wird der Holzbau jedoch die vom Massivbau<br />

definierten Spielregeln nicht wirklich ändern können. Genau das wäre<br />

aber notwendig, wenn man zu einem relevanten Player am Markt<br />

werden möchte. Andernfalls wird man wohl bis auf weiteres nur eine<br />

Nische besetzen – und sei es in architektonischer und ökologischer<br />

Hinsicht eine noch so anziehende. Abgesehen davon sollte man sich<br />

möglicherweise doch noch etwas zum Thema Brandschutz einfallen<br />

lassen. Im HoHo Wien gilt im gesamten Gebäude Rauchverbot.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

99


ImFokus<br />

GOLD „PIONIERLEISTUNG“:<br />

PILOTPROJEKT „SMART BLOCK, GEBLERGASSE 11 + 13, 1170“<br />

Bei diesem Revitalisierungsprojekt entstand das erste nachhaltige<br />

Energienetz in einem gründerzeitlichen Häuserblock. Es basiert auf<br />

dem Forschungsprojekt „Smart Block“ und „Smart Block II Energy“,<br />

dass durch die Architektinnen Jutta Wörtl-Gössler und Uli Machold<br />

konzipiert und von der Stadt Wien (MA50, MA20) sowie dem<br />

Umwelt- und Energiefonds gefördert wurde. Durch liegenschaftsübergreifende<br />

Gemeinschaften sollen dabei bessere Resultate bei<br />

Energie-, Freiraum- und Mobilitätsversorgung erreicht werden.<br />

Auf Grundlage dieses wissenschaftlichen Konzepts wurde das<br />

Projekt in Abstimmung mit dem Wohnfonds Wien sowie durch<br />

Kooperation der Eigentümer ermöglicht und ganz im Zeichen einer<br />

aktiven Energiewende umgesetzt.<br />

Bauherr: GEB11: Angelika + Johannes Zeininger,<br />

GEB13: Stefan + Johann Fischer<br />

Planer: Zeininger Architekten; Hollinsky & Partner ZT;<br />

TB Käferhaus; Prause iC ZT<br />

Bauausführendes Unternehmen: Profitbau; SOLO Bau<br />

Fotos: Lisi Zeininger<br />

Wiener<br />

Stadterneuerungspreis<br />

2020/21<br />

Ausgezeichnet. Der Wiener Stadterneuerungspreis der Landesinnung Bau zeichnet die umfassende<br />

Expertise von Planern und ausführenden Bauunternehmen aus und veranschaulicht Trends und<br />

Innovationen bei Sanierungen. Die Fachjury kürte zehn Projekte in den Kategorien „Pionierleistung“,<br />

„Wiener Meisterleistung“ und „Bravour Leistung“ und vergab auch einen Sonderpreis. Die vier<br />

Siegerprojekte wollen wir hier vorstellen.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

100 BauTecFokus


Fotos: Bruno Klomfar<br />

GOLD „WIENER MEISTERLEISTUNG“:<br />

PORZELLANGASSE 36, 1090<br />

Die denkmalgeschützte Wohn- und Geschäftsimmobilie<br />

aus der Gründerzeit befindet sich im<br />

Besitz der PUBA Privatstiftung, die auf die Kombination<br />

aus traditionellem Handwerk und dessen<br />

moderner Interpretation setzte. Die Planung<br />

übernahm Praschl-Goodarzi Architekten. Die originalgetreue<br />

Sanierung fand in enger Abstimmung<br />

mit dem Bundesdenkmalamt sowie zahlreichen<br />

Restauratoren statt und wurde von Baumeister<br />

Rudolf Denk realisiert. Gefördert wurde die<br />

Restaurierung der straßenseitigen Fassade vom<br />

Wiener Altstadterhaltungsfonds.<br />

Bauherr: PUBA Privatstiftung zur Unterstützung<br />

und Bildung von Arbeitnehmerlnnen<br />

Planer: Praschl-Goodarzi Architekten ZT<br />

Bauausführendes Unternehmen: Baumeister<br />

Rudolf Denk<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

101


ImFokus<br />

GOLD „BRAVOUR LEISTUNG“:<br />

TRAUNGASSE 12, 1030<br />

Das ehemalige Bürohaus wurde in den 1960er Jahren vom<br />

Wiener Architekten Harry Glück in Stahlbetonskelettbauweise<br />

errichtet. Nun wurde es von BWM Architekten im Auftrag<br />

der WertInvest als modernes Wohnhaus mit plastischer<br />

Fassadengestaltung revitalisiert.<br />

Das Sanierungsprojekt umfasste unter anderem die<br />

komplette Neugestaltung der Fassade mit Loggien und<br />

Austritten für die Fassadenbegrünung zur Aufwertung von<br />

Wohn- und Stadtraum. Bauausführendes Unternehmen war<br />

AY-KA Bau. Im Zuge der Realisierung erfuhr das Objekt im 3.<br />

Wiener Gemeindebezirk eine vollständige bauliche Transformation<br />

in eine hochwertige, moderne Wohnimmobilie.<br />

Bauherr: WertInvest<br />

Planer: BWM Architekten und Partner ZT<br />

Bauausführendes Unternehmen: AY-KA Bau<br />

Fotos: BWM Architekten<br />

102 BauTecFokus


SONDERPREIS FÜR „SCHWIMMENDE GÄRTEN“<br />

Mit den „Schwimmenden Gärten“ der Kaiserbadschleuse<br />

am Wiener Donaukanal wurde im Rahmen<br />

des Wiener Stadterneuerungspreis 2020/21 erstmals<br />

ein Sonderpreis für ein herausragendes Projekt<br />

vergeben, das auf innovative Weise neue Erholungsflächen<br />

mitten in Wien schafft. Gebaut wurde<br />

die Kaiserbadschleuse zu Beginn des 20. Jahrhunderts,<br />

um den Donaukanal schiffbar zu machen. Im<br />

<strong>Sommer</strong> 2020 erfolgte der Umbau der Schleuseninsel<br />

sowie die Erschließung für die Öffentlichkeit<br />

im Auftrag der Stadt Wien durch die STRABAG<br />

als Generalunternehmerin nach dem Vorbild der<br />

„Schwimmenden Gärten“ an der Pariser Seine. Die<br />

Schleuseninsel wurde mit Sitzlandschaften aus Holz,<br />

neuen Bodenbelägen sowie Pflanzeninseln ausgestattet.<br />

Die urbane Begrünung soll im <strong>Sommer</strong> aktiv<br />

zu einem angenehmeren Stadtklima beitragen.<br />

Bauherr: Wiener Gewässer Management<br />

Planer: Carla Lo Landschaftsarchitektur,<br />

ghp Gmeiner Haferl & Partner ZT<br />

Bauausführendes Unternehmen: STRABAG<br />

Fotos: Wiener Gewässer Management<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

103


ImFokus<br />

104 BauTecFokus


Kreislaufwirtschaft<br />

Abbruch und Verwertung. Klimaziele, ESG und zu Ende gehender Deponieraum<br />

verschärfen die Frage nach einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Dem<br />

hochwertigen Recycling von Bauabfällen oder Baurestmassen kommt dabei eine<br />

Schlüsselrolle zu.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

Foto: Porr<br />

D<br />

ass ein Denken in Kreisläufen<br />

essenziell ist, zeigen die Zahlen:<br />

Die Bauwirtschaft verursacht<br />

rund 40 bis 50 Prozent des gesamten<br />

österreichischen Energie- und Ressourcenverbrauchs<br />

und rund 72 Prozent des<br />

gesamten Abfallaufkommens inklusive Aushubmaterialien.<br />

Es geht bei der Kreislaufwirtschaft<br />

darum, Baurestmassen wie zum Beispiel Beton<br />

oder Ziegel möglichst sortenrein zurückzugewinnen.<br />

Innovationspotential liegt beispielsweise<br />

bei der automatisierten Identifizierung und<br />

Ausschleusung von Störstoffen. Ziegel und<br />

Beton sind prinzipiell sehr gut wiederverwertbar,<br />

trotzdem ist Recyclingbeton noch nicht sehr<br />

weit verbreitet. Hauptsächlich werden Recyclingfraktionen<br />

im Straßen- und Wegebau verwendet.<br />

Die vermischteren beziehungsweise<br />

auch feinere Bestandteile von Baurestmassen<br />

spielen heute schon eine wichtige Rolle bei der<br />

Zementherstellung. Auch Ziegelsplitt wird dort<br />

ganz gezielt als Tonträger eingesetzt. In Zukunft<br />

wird auch das Karbonatisierungs-Potential, also<br />

die Fähigkeit des Zementsteins im Beton CO2<br />

wieder aufzunehmen und in stabilen Kalkstein<br />

umzuwandeln, eine wichtige Rolle in der Kreislaufwirtschaft<br />

spielen.<br />

Urban Mining nimmt damit tatsächlich Fahrt<br />

auf. Da die im Bau teilweise verwendeten<br />

Primärressourcen nicht nur umwelt- und<br />

gesundheitsschädigend sein können, sondern<br />

auch immer knapper und immer teurer<br />

werden, spitzt sich das Thema weiter zu. Doch<br />

die Praxis zeigt, dass noch viel Entwicklungsbedarf<br />

besteht.<br />

Schwierigkeiten des Urban Mining<br />

Zurück zum Urban Mining. Viele Bestandsbauten,<br />

die nicht in diesem Sinne errichtet wurden<br />

und deren Baustoffvorrat nicht bekannt ist,<br />

stellen ein Problem dar. Hier fällt es besonders<br />

schwer, verbautes Baumaterial zu trennen,<br />

weiterzuverarbeiten und wiederzuverwenden.<br />

„Zentral sind hier natürlich auch allgemeine<br />

Rahmenbedingungen und Möglichkeiten,<br />

denn es reicht nicht, wenn ein Umdenken in<br />

einzelnen Unternehmen stattfindet. Vor allem<br />

die Bauherren haben hier eine zentrale Rolle<br />

und entscheiden, wie viel Nachhaltigkeit in<br />

einem Gebäude umgesetzt wird“, so Wolfgang<br />

Kradischnig, Geschäftsführer von Delta. „Das<br />

müssen keine durch und durch grünen Projekte<br />

sein – jeder kleine Schritt in Richtung<br />

mehr Nachhaltigkeit ist bereits ein Erfolg und<br />

zeigt, wie positiv sich zum Beispiel natürliche<br />

Materialien auf die Nutzer, die Umwelt und natürlich<br />

auch die langfristigen Betriebskosten<br />

einer Immobilie auswirken.“<br />

Wie geht es weiter?<br />

Seit Anfang 2020 unterzieht die BIG jeden<br />

Neubau und jede Generalsanierung mit dem<br />

OI3 Berechnungsverfahren einer ökologischen<br />

Gesamtbewertung. Dadurch kennen sie<br />

die Masse aller Materialien der thermischen<br />

Hülle, der tragenden Konstruktion und der<br />

Trennwände von Nutzungseinheiten und wis-<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

105


ImFokus<br />

„Die eingeschränkten<br />

Materialverfügbarkeiten<br />

relevanter Bauprodukte<br />

zeigen einen dringenden<br />

Handlungsbedarf.“<br />

Hubert Wetschnig,<br />

Habau Group<br />

sen, welche Materialien in welchem Umfang<br />

in Gebäuden verbaut sind und welche davon<br />

wiederverwendet beziehungsweise -verwertet<br />

werden können. Eine weitere Maßnahme ist<br />

die Einführung eines Rückbaukonzepts bei<br />

Planungen, um damit die Wiederverwendbarkeit<br />

von Materialien zu forcieren und die<br />

Abfallmengen in der Immobilienwirtschaft<br />

deutlich zu reduzieren.<br />

erfolgen im Rahmen des Umweltmanagementsystems<br />

nach ISO 14001 Maßnahmen zur Reduktion<br />

von Abfällen und Schadstoffen und die<br />

Förderung von Recycling, neuen Technologien<br />

wie E-Mobilität und PV-Anlagen über Green<br />

Building bis zum Einsatz von Wasserstoff.<br />

Bei Drees & <strong>Sommer</strong> blickt man schon in die<br />

Zukunft, wo kreislauffähige Gebäude, die das<br />

ihnen innewohnende Rohstoffdepot ausweisen<br />

können, einen höheren wirtschaftlichen<br />

Wert haben werden. Denn die Baumaterialien<br />

machen zumindest 20 Prozent der Baukosten<br />

aus. Je höher der Anteil an wiederverwendbaren<br />

Materialien, desto höher der Gebäudewert.<br />

Klingt futuristisch? Ist es aber nicht. „Wir haben<br />

bereits die ersten Pilotprojekte umgesetzt,<br />

wo mit derzeit gängigen Bewertungsmethoden<br />

der Materialwert in die Gebäudebewertung<br />

einfließt“, so Nadja Pröwer, Mitglied der Geschäftsführung<br />

des Immobilienberatungsunternehmens<br />

Drees & <strong>Sommer</strong> Österreich. „Eine<br />

andere spannende Tendenz am Markt ist das<br />

Leasen von Services. So gibt es bereits Anbieter,<br />

die eine bestimmte Lichtleistung und keine<br />

Recycling Center Himberg (RHC)<br />

Leuchten verkaufen. Am Ende der Lebensdauer<br />

der Leuchten werden diese vom Anbieter ausgetauscht<br />

und das Material wiederverwendet.“<br />

Die Rolle von BIM<br />

Mit BIM lässt sich ein Gebäude lebenszyklusorientiert<br />

planen, weil von Anfang an<br />

verschiedenste Aspekte vom ersten Entwurf<br />

bis zum Facility Management und Rückbau<br />

berücksichtigt werden können. Mit BIM lässt<br />

sich bereits in 3D, 4D und 5D (die 4D- und<br />

5D-Versionen beinhalten bereits Termine<br />

und Kosten des Bauvorhabens) arbeiten – in<br />

Bei der EHL wird im Bereich Sanierung, Umund<br />

Ausbau bei jedem Projekt auf die Wiederverwendbarkeit<br />

von Materialien geachtet.<br />

Die Kunden werden auch in Richtung Energieeinsparung<br />

und Nachhaltigkeit beraten<br />

bis hin zur Umsetzung. Ein Fokus liegt dabei<br />

unter anderem auf Sanierungen von Kälteanlagen.<br />

„Wir legen Wert darauf, mit Firmen<br />

zusammenarbeiten, die das Abbruchmaterial<br />

ordnungsgemäß entsorgen und uns das auch<br />

bescheinigen können“, so Yasmin Obojkovits,<br />

Bereichsleiterin der Baumanagement Abteilung<br />

bei EHL Immobilien.<br />

Bei Habau blickt man auf eine jahrzehntelange<br />

Erfahrung in der Baurestmassenaufbereitung<br />

zurück. „Aktuell sind Themen rund um die Ökobilanz<br />

von zum Beispiel Betonstahl, Recyclinganteil<br />

von Asphaltmischgut und Transportleistungen<br />

bereits bei ausgewählten öffentlichen<br />

Ausschreibungen Bestandteil der Bestbieterermittlung“,<br />

so Hubert Wetschnig, CEO der Habau<br />

Group. Bei der Leyrer + Graf Baugesellschaft<br />

106 BauTecFokus


Fotos: Porr, Gerry Mayer-Rohrmoser, Horst Dockal<br />

Zukunft wird es mit der BIM 6D-Version auch<br />

möglich sein, den ökologischen Footprint<br />

eines Gebäues zu berechnen. Jedenfalls enthält<br />

das 3D-Gebäudemodell die wesentlichen<br />

Informationen über die in einem Gebäude<br />

verbauten Materialien. „Dieses Wissen ist die<br />

wichtigste Grundlage für das künftige Wiederverwenden,<br />

Aufbereiten oder Rezyklieren von<br />

Baumaterialien“, so Hans-Peter Weiss, CEO<br />

der BIG. „BIM hat jedenfalls das Potenzial, ein<br />

bedeutendes Werkzeug für die Kreislaufwirtschaft<br />

in der Immobilienbranche zu werden.“<br />

Schon in der Planungsphase und dem Ein-<br />

satz moderner Tools und Software sind viele<br />

Optimierungen im Bereich eines umweltoptimierten<br />

Entwurfs möglich. Dabei können<br />

erneuerbare oder recycelte Materialien mit<br />

neuen Bauverfahren wie Lean-Management<br />

oder 3D-Druck kombiniert werden. „Der Einbau<br />

von Sensoren trägt zur Optimierung der<br />

Energieeffizienz oder auch der Raumluft oder<br />

-auslastung bei“, so Stefan Graf, CEO der Leyrer<br />

+ Graf Baugesellschaft. „Dies wiederum<br />

wirkt sich sehr positiv auf die Nutzungsdauer<br />

des Bauwerks aus und ermöglicht eine intelligente,<br />

vorausschauende Wartung.“<br />

„Firmen müssen das<br />

Abbruchmaterial<br />

ordnungsgemäß entsorgen<br />

und dies auch<br />

bescheinigen können.“<br />

Yasmin Obojkovits,<br />

EHL Immobilien<br />

Ausweg umweltfreundliche<br />

Materialien?<br />

Abfälle aus Land- und Forstwirtschaft könnten<br />

in Zukunft als Basis für umweltfreundliche<br />

Baumaterialien, Dämmschäume oder Treibstoffe<br />

dienen und damit langfristig eine Kreislaufwirtschaft<br />

erleichtern. Viereinhalb Jahre<br />

hat das EU-Projekt REHAP unter Beteiligung<br />

der Universität Augsburg das Potenzial solcher<br />

Produkte untersucht. Nicht ganz überraschend<br />

zeigen die Ergebnisse auch, wie wichtig<br />

ein ganzheitlicher Blick ist, um unerwünschte<br />

Nebenwirkungen zu vermeiden.<br />

Werden herkömmliche Materialien durch<br />

grüne Alternativen ersetzt, hat das Konsequenzen<br />

in unterschiedlichen ökologischen<br />

Bereichen, kurz gesagt, die Ökobilanz von<br />

Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen<br />

muss genau geprüft werden. Wissenschaftler<br />

setzen Computerprogramme ein, um die<br />

Wechselbeziehungen algorithmisch abbilden<br />

zu können. Auf diese Weise lässt sich sichtbar<br />

machen, wie sich die Optimierung eines Parameters<br />

wie zum Beispiel des Kohlendioxid-<br />

Ausstoßes auf einen anderen Parameter – wie<br />

die Landnutzung oder die Bodenqualität<br />

– auswirkt. Auf diese Weise lassen sich die<br />

Sweet Spots identifizieren, aufgrund derer<br />

eine Abwägung der Schadenskategorien gegeneinander<br />

möglich ist.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

107


ImFokus<br />

„Öffentliche Förderungen<br />

oder Steuererlässe sind<br />

für die Unterstützung<br />

der Kreislaufwirtschaft<br />

notwendig.“<br />

Friedrich Gruber,<br />

6B47<br />

Was es noch braucht<br />

Eines ist klar, die Bauwirtschaft muss einen<br />

wesentlichen Beitrag zum Erreichen der<br />

Klimaziele leisten. Die Kreislaufwirtschaft<br />

ist zwar in vielen Verordnungen EU-weit<br />

verankert, wird aber noch nicht nachhaltig<br />

angewandt und gelebt. „Um eine funktionierende<br />

Kreislaufwirtschaft in der österreichischen<br />

Immobilienwirtschaft nachhaltig<br />

zu etablieren, sind öffentliche Förderungen<br />

oder Steuererlässe unabdingbar“, so Friedrich<br />

Gruber, COO der 6B47. Konkret führt er die<br />

Notwendigkeit entsprechender Förderungen,<br />

Verordnungen und Gesetze, den Madaster<br />

Gebäudematerialkatalog, eine passende Finanzierung<br />

und Softwarelösungen an.“ Das sieht<br />

auch BIG-Chef Hans-Peter Weiss so: „Eine der<br />

größten Herausforderungen sehen wir in der<br />

detaillierten Ausformulierung einheitlicher<br />

Grundanforderungen auf regulativer Ebene,<br />

damit Kreislaufwirtschaft nicht als Hürde, sondern<br />

als Selbstverständlichkeit, die sich auch<br />

wirtschaftlich rechnet, gesehen wird.“<br />

In den kommenden Jahren werden die Vorgaben<br />

der Politik, wie zum Beispiel Green Deal,<br />

die 17 Ziele für eine nachhaltige Zukunft der<br />

UN etc., verstärkt in Ausschreibungen, Richtlinien,<br />

Förderungen & Co. Eingang finden. „Die<br />

aktuelle Situation im Zusammenhang mit den<br />

teilweise stark eingeschränkten Materialverfügbarkeiten<br />

relevanter Bauprodukte verdeutlicht,<br />

dass nicht bloß ein Umdenken einsetzen<br />

muss, sondern bereits ein dringender Handlungsbedarf<br />

auf europäischer Ebene gegeben<br />

ist“, so Wetschnig. „Wir sind überzeugt, dass<br />

hierbei neben dem Grundansatz der Kreislaufwirtschaft<br />

auch der Fokus auf neue nachhaltige<br />

Baustoffe gelegt werden muss. Hierbei muss es<br />

uns gelingen, innerhalb der EU unsere Stärken<br />

zu bündeln und unsere Abhängigkeiten außerhalb<br />

der EU zu reduzieren. Allerdings gilt<br />

es auch, Partnerschaften und Kooperationen<br />

zu forcieren.“<br />

Beispiele für Wiederverwertung<br />

In Ansätzen wird die Kreislaufwirtschaft bereits<br />

in der Praxis umgesetzt, auch wenn diese<br />

ersten Schritte erst einmal im Recycling und<br />

der Wiederverwertung von Materialen bestehen.<br />

Eine komplette Kreislaufwirtschaft, wie<br />

sie im Buche steht, wird erst mit der genauen<br />

Dokumentation von verwendeten Materialien<br />

im Neubau möglich sein – wenn diese im<br />

Sinne der Grundidee entsprechende Baustoffe<br />

verwendet.<br />

Abbruch Althanquartier<br />

Für den Abbruch hat die 6B47 ein befugtes<br />

Zivilingenieurbüro beauftragt, ein Konzept zu<br />

erstellen und danach ein „Schad- & Störstoffgutachten“<br />

auszuarbeiten. Bereits während<br />

der Ausarbeitung erfolgte eine laufende Abstimmung<br />

mit den zuständigen Behörden.<br />

Aus der getesteten Methode beziehungsweise<br />

aus der Laboruntersuchung und dem Entsorgungskonzept<br />

wurde ein abschließendes Gutachten<br />

erstellt und durch die Behörde genehmigt.<br />

Nach Rückbaubeginn wurden laufend<br />

die Arbeiten für den Abbruch bzw. die Entsorgung<br />

durch die örtliche Bauaufsicht, also<br />

das Ingenieurbüro, beziehungsweise durch<br />

Lokalaugenscheintermine mit der Behörde<br />

überwacht. Parallel dazu wurde eine Versuchsfläche<br />

für einen Proberückbau eingerichtet<br />

und mit begleitenden Messungen, Aufzeichnungen<br />

beziehungsweise Einbindung der Behörden<br />

wurde die Methode für die Schad- und<br />

Störstoffentsorgung festgelegt. Beim Rückbau<br />

selbst wurde auf eine entsprechende Trennung<br />

des Materials in die verschiedensten Fraktionen<br />

geachtet. Das betraf hauptsächlich die Materialien<br />

verschiedene Metalle wie Aluminium<br />

„BIM hat das Potenzial,<br />

ein bedeutendes Werkzeug<br />

für die Kreislaufwirtschaft<br />

in der Immobilienbranche<br />

zu werden.“<br />

Hans-Peter Weiss,<br />

BIG<br />

Fotos: Irene Schanda, feelimage/Matern, Harald A. Jahn, Peter Rigaud, Fürnkranz<br />

108 BauTecFokus


Abriss Joseph und Francis/Althanquartier (l. & r.o.),<br />

Abriss MedUni Campus Mariannengasse (r.u.)<br />

Kupfer, etc. und Holz, sowie Kunststoff. Dabei<br />

konnten an recyclingfähigem Material circa 50<br />

Prozent gewonnen werden.<br />

MedUni Campus Mariannengasse<br />

Eines der größten Re-Use-Projekte der BIG ist<br />

aktuell der MedUni Campus Mariannengasse.<br />

In Kooperation mit BauKarussell wurden über<br />

140 Tonnen Ressourcen bewegt: 60 Tonnen<br />

Material wurden wiederverwendet, 80 Tonnen<br />

sortenrein getrennt und der stofflichen<br />

Verwertung zugeführt. Darunter Leuchtstoffröhren,<br />

Zwischendecken, Schwerlastregale<br />

oder Treppenhandläufe. Türen aus dem Areal<br />

des MedUni Campus werden beispielsweise<br />

im Restaurant Dogenhof als stilvolle Wandvertäfelungen<br />

genutzt.<br />

Erdaushub Wohnquartier Wildgarten<br />

Eine weitere wesentliche Rolle spielt auch die<br />

Wiederverwendung und -verwertung von<br />

mineralischen Werkstoffen. Ein Beispiel dafür<br />

ist die Wiederverwertung des Erdaushubs im<br />

Wohnquartier Wildgarten. Wertvolle Rohstoffe<br />

wurden vor Ort aufbereitet und genutzt.<br />

Ein anderer Teil des Aushubs kommt bei einem<br />

anderen ARE Projekt, dem Village im Dritten,<br />

zum Einsatz. Dort werden übrigens auch vier<br />

von sechs ehemaligen Hallen durch BauKarussell<br />

verwertungsorientiert abgetragen. Das<br />

BauKarussel ist spezialisiert auf den verwertungsorientierten<br />

Rückbau und setzt auf Re-<br />

Use-Produkte wie Fenster, Türen, Fliesen, Parkettböden,<br />

Fassadenelemente, Dachbegrünung<br />

etc., die im Neubau wieder eingeplant werden.<br />

Das ehemalige Zollamt<br />

Ein weiteres Beispiel der BIG ist das Bauschuttrecycling<br />

beim TrIIIple, das gemeinsam<br />

mit Soravia umgesetzt wurde. Insgesamt<br />

fielen bei den Abbrucharbeiten des ehemaligen<br />

Zollamts, auf dessen Grund das TrIIIple<br />

„Der Einbau von<br />

Sensoren trägt zur<br />

Optimierung der Energieeffizienz<br />

oder auch<br />

der Raumluft bei.“<br />

Stefan Graf,<br />

Leyrer + Graf<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

109


ImFokus<br />

errichtet wurde, rund 130.000 Tonnen an<br />

Bauschutt und Eisenabfällen an, die vom Abbruchunternehmen<br />

recycelt und ordnungsgemäß<br />

entsorgt wurden. Der Großteil der<br />

Abbruchmasse – rund 120.000 Tonnen – bestand<br />

aus Betonschutt, der wiederaufbereitet<br />

wurde. Um Bauschutt und Baurestmassen<br />

fachgerecht verwerten zu können, wurden<br />

Abfälle bereits vor Ort von einer Recyclingmaschine<br />

verarbeitet und sortiert. Sekundärprodukte<br />

wurden fachgerecht gelagert und in<br />

verschiedenen Industriebereichen verarbeitet<br />

oder eingesetzt.<br />

Holzneubau der Boku (l.), ZIN Brüssel (r.o.), Village im Dritten/Reuse Halle (r.u)<br />

Türme des Brüsseler<br />

World Trade Center<br />

Das Projekt „ZIN“, das von Befimmo zusammen<br />

mit dem Unternehmen „Open Minds“<br />

entwickelt wurde, besteht aus der Renovierung<br />

der Türme 1 und 2 des Brüsseler World<br />

Trade Center. Am Ende des Projekts wird<br />

das multifunktionale Gebäude auf 110.000<br />

Quadratmetern Büros, Coworking-Flächen,<br />

Wohnungen und Hoteldienstleistungen<br />

beherbergen. Eines der großen Ziele dieses<br />

Projektes war die Integration des Konzepts<br />

der Kreislaufwirtschaft durch die Inven-<br />

„Die Basis für jede gute<br />

Kreislaufwirtschaft sind die<br />

Materialdaten. Das ist bei<br />

Neubauten natürlich einfacher.“<br />

Nadja Pröwer,<br />

Drees & <strong>Sommer</strong><br />

Fotos: Drees & <strong>Sommer</strong>, Stanislav Kogiku, Erich Sinzinger, Anna Rauchenberger, Florian Voggeneder, Befimmo Jaspers-Eyers 51N4E L‘AUC<br />

110 BauTecFokus


tarisierung und Wiederverwendung eines<br />

Maximums an Materialien und die „Cradle<br />

to Cradle®“-Zertifizierung. Ein Großteil der<br />

vorhandenen Materialien wird entweder beibehalten<br />

oder an anderen Standorten wiederverwendet<br />

beziehungsweise recycelt. Drees &<br />

<strong>Sommer</strong> unterstützt dieses Projekt mit „Cradle<br />

to Cradle®“-Beratung, Implementierung des<br />

Materialpasses und einem Vorschlag für effiziente<br />

Ökosysteme.<br />

„Die Bauherren haben<br />

eine zentrale Rolle und<br />

entscheiden, wie viel<br />

Nachhaltigkeit in einem<br />

Gebäude umgesetzt wird.“<br />

Wolfgang Kradischnig,<br />

Delta<br />

Götschka Tunnel<br />

Ein gutes Beispiel für Wiederverwendung<br />

„on-site“ ist die bewusste Verwendung von<br />

Ausbruchmaterial als Substitut von Virgin<br />

Material im Zuge der Errichtung des Götschka<br />

Tunnels durch die Porr Niederlassung Oberösterreich.<br />

Entsprechend der Größe des Projekts<br />

fiel beim Bau des Tunnels Götschka eine<br />

enorme Menge an Ausbruch- und Aushubmaterial<br />

an. Die Entsorgung von insgesamt<br />

1.200.000 Kubikmetern stellte eine massive<br />

Herausforderung dar. Die Porr begegnete<br />

dieser, indem sie den dafür geeigneten Materialanteil<br />

zu hochwertigem Spritz- und<br />

Konstruktionsbeton verarbeitete. Mit Hilfe<br />

einer Kieselaufbereitungsanlage konnten<br />

Gesteinskörnungen für Beton, ungebundene<br />

Tragschichten und Filterschichten wiederverwertet<br />

werden. Das führte auch dazu, dass<br />

weniger Kies, Deponieflächen und Transportwege<br />

benötigt wurden. Und schließlich wirkte<br />

sich auch die geringere Lärm-, Staub- und<br />

Luftbelastung positiv aus – sowohl für die<br />

Anrainer als auch auf die Klimabilanz des Bauvorhabens.<br />

RCH Recycling Center Himberg<br />

Im RCH Recycling Center Himberg, einem<br />

Tochterunternehmen der Porr, werden Baurestmassen<br />

wie Ziegel, Beton oder Bauschutt<br />

von Abbruchobjekten übernommen und nach<br />

den geltenden Richtlinien, Gesetzen und Verordnungen<br />

aufbereitet und daraus Produkte<br />

hergestellt, die wieder in den Wirtschaftskreislauf<br />

zurückgeführt werden. Dabei wird so<br />

viel wie möglich wiederverwertet, abgesehen<br />

von Schrott oder anderen Störstoffen, die im<br />

angelieferten Material enthalten sein können<br />

und aussortiert werden. „Ziel ist es, dass<br />

keine Fraktionen übrigbleiben, die man auf<br />

einer Deponie endlagern muss“, erklärt René<br />

Trauner, Betriebsleiter und abfallrechtlicher<br />

Geschäftsführer der RCH. „Alles, was bei der<br />

RCH reinkommt, soll auch als Produkt den<br />

Standort wieder verlassen.“<br />

So wird aus Ziegelabbruchmaterialien Ziegelsplitt<br />

mit einer Körnung von 2 bis 11 mm<br />

erzeugt. In einer eigenen Mischanlage werden<br />

aus diesen Ziegelsplittfraktionen und zahlreichen<br />

anderen Zuschlagsstoffen wie Kompost,<br />

Blähton oder Natursand nach verschiedenen<br />

Rezepturen Substrate hergestellt. Zum Einsatz<br />

kommen diese Materialien dann vor allem als<br />

Dachsubstrat zur Begrünung von Dächern.<br />

Neben der Aufbereitung von Ziegelabbruchmaterialien<br />

können auch Betonabbruchmaterialien<br />

zu hochwertigen Recyclingmaterialien<br />

verarbeitet werden. Diese finden hauptsächlich<br />

als Drainagematerialien und im Straßenunterbau<br />

Verwendung. Wenn im Zuge von<br />

Abbruchmaßnahmen auch Bauschutt anfällt<br />

„Ziel ist es, dass keine<br />

Fraktionen übrigbleiben,<br />

die man auf einer Deponie<br />

endlagern muss.“<br />

René Trauner,<br />

RCH Recycling Center Himberg<br />

(Mischung aus Beton, Ziegel, Ytong, Fliesen,<br />

Keramik), können auch diese Materialien zu<br />

einem Ersatzrohstoff oder Schüttmaterial aufgearbeitet<br />

werden. Ebenso werden Bodenaushubmaterialien<br />

von Baustellen durch spezielle<br />

Aufbereitungsschritte als Recyclingmaterial<br />

wiederverwertet.<br />

Ein Neubaubeispiel von Delta<br />

Im Herbst letzten Jahres wurde der BOKU<br />

Holzneubau an der Türkenschanze in Wien<br />

fertiggestellt, der zu 78 Prozent aus Holz besteht.<br />

Hier wurden 1.000 Kubikmeter Holz<br />

verbaut: Das klingt im ersten Moment viel, ist<br />

aber jene Holzmenge, die in einem Land wie<br />

Österreich schon in 17 Minuten nachwächst.<br />

Das Besondere bei diesem Projekt sind die wenigen<br />

unterschiedlichen Baustoffe, die aber<br />

die oben genannten Aspekte erfüllen. Holz<br />

ist ein natürlicher und nachwachsender Rohstoff,<br />

der viele architektonische Möglichkeiten<br />

sowie Flexibilität bietet. Durch den hohen<br />

Vorfertigungsgrad des Baustoffes konnte das<br />

Gebäude in nur 14 Monaten errichtet werden.<br />

Der Holzneubau ist ein Niedrigstenergiegebäude<br />

und trägt mit einem sehr niedrigen<br />

CO2-Ausstoß beim Bau und im Betrieb zum<br />

Klimaschutz bei. Dafür wurde es kürzlich mit<br />

dem Green and Blue Building Award ausgezeichnet.<br />

<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

111


ImFokus<br />

Ökologische<br />

Baustoffe<br />

Sehr gefragt. Mit der Einführung der ESG-Kriterien und dem Bestreben,<br />

Europa bis 2050 klimaneutral zu machen, steigt die Nachfrage nach<br />

ökologisch verträglichen Baustoffen.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

G<br />

lobal gesehen stammen 40 Prozent<br />

des Abfalls aus der Bauindustrie.<br />

Zu einem guten Teil<br />

handelt es sich um Pre-Consumer-<br />

Waste, der bereits entsteht, ehe das Produkt<br />

auf die Baustelle gelangt. Zum anderen handelt<br />

es sich um Abfall, der durch Umbauten oder<br />

am Ende des Lebenszyklus eines Gebäudes<br />

anfällt. Je weniger Materialien und Baustoffe<br />

für die Erstellung des Gebäudes benötigt werden,<br />

desto weniger wird die Umwelt und das<br />

Baubudget belastet. Daher sind bei der Baustoffwahl<br />

auch Produkte empfehlenswert, die<br />

wenig Energie für ihre Herstellung benötigen<br />

oder aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen<br />

Fotos: Rieder Group, Saint-Gobain Weber Terranova<br />

112 BauTecFokus


Wiederverwendung von Baustoffen und eine<br />

Planung, die konsequent auf Ressourceneffizienz<br />

ausgerichtet ist.<br />

freestyle GW von webertherm<br />

Das neuartige Fassadensystem hat einen Glaswolle-Kern<br />

des innovativen Wärmedämm-<br />

Verbundsystems (WDVS) vom Dämmstoffspezialisten<br />

Isover. Er besteht zu circa 80 Prozent<br />

aus Recyclingglas und sorgt für viele positive<br />

Eigenschaften: extrem niedrige Wärmeleitfähigkeit<br />

von λ = 0,034 W/mK, A2-geprüfter<br />

Brandschutz, perfekter Schallschutz, federleichtes<br />

Gewicht. Damit ist dieses Wärmedämm-Verbundsystem<br />

für alle Gebäudetypen<br />

geeignet.<br />

wie Holz, Schilf, Stroh, Flachs, Hanf, Schafwolle<br />

usw. Diese Materialien können bei der Tragkonstruktion,<br />

der Wärmedämmung, der Fassade,<br />

im Innenraum und vielem mehr eingesetzt<br />

werden. Zusätzlich zur Umweltfreundlichkeit<br />

unterstützen diese Baustoffe auch oft das gesunde<br />

Wohnklima.<br />

Materialien mit einem hohem Herstellungsaufwand<br />

wie beispielsweise Metalle, Stahlbeton,<br />

Kunststoffe, Abdichtungsbahnen etc.<br />

sollten reduziert oder nur dann eingesetzt<br />

werden, wenn die technischen Vorteile deutlich<br />

überwiegen oder keine Alternativen zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Gütesiegel<br />

Umwelt- und Qualitätszeichen für Bau- und<br />

Wohnprodukte geben allen Baubeteiligten<br />

Orientierung in Richtung Gesundheit, Umweltverträglichkeit<br />

und technischer Zuverlässigkeit.<br />

Das Institut für Baubiologie und<br />

Bauökologie (IBO) vergibt das IBO Prüfzeichen<br />

und führt Prüfungen für natureplus und das<br />

Österreichische Umweltzeichen durch. Ein<br />

weiteres Gütesiegel ist der Blaue Engel. Baustoffe,<br />

die auf ökologische Kriterien geprüft<br />

wurden, werden nicht nur mit Gütesiegeln<br />

ausgezeichnet, sie sind auch am Oekoindex<br />

erkennbar. Der Oekoindex drückt die Wirkung<br />

eines Produktes auf die Umwelt aus. Er wird<br />

vom IBO mittels Ökobilanzen errechnet. Dazu<br />

werden von der Rohstoffgewinnung bis zum<br />

versandfertigen Produkt der Energieeinsatz<br />

und sämtliche Emissionen berücksichtigt. Betrachtet<br />

wird dabei der gesamte Lebenszyklus<br />

eines Produktes wie die Verwendung nachwachsender<br />

Rohstoffe, der Transportaufwand,<br />

der Energieeinsatz beim Herstellungsprozess,<br />

der Einsatz erneuerbarer Energien, die Länge<br />

der Nutzung und Reparaturfähigkeit, sowie<br />

die Recyclingfähigkeit. Eine Alternative ist die<br />

Für die Herstellung des Dämmstoffes wird 100<br />

Prozent Strom aus zertifizierter Wasserkraft<br />

eingesetzt. Es werden keine chemischen Brandhemmer,<br />

keine Stützfasern aus Kunststoff und<br />

keine Pestizide verwendet. In der Ausführung<br />

mit Weber Edelputzen ist das Fassadensystem<br />

ohne Biozide endbeschichtet. Zudem ist das<br />

innovative Wärmedämm-Verbundsystem voll<br />

recyclingfähig. Die Dämmstoffe besitzen eine<br />

EPD (Umweltproduktdeklaration). Dieses Dokument<br />

bildet sämtliche relevante ökologische<br />

Parameter transparent und nachvollziehbar ab<br />

und bietet auch europaweit eine objektive Produktbewertung<br />

nach einheitlichen Kriterien.<br />

öko skin pixel von Rieder<br />

Eine wichtige Strategie lautet bei Rieder<br />

„Zero Waste“, also die Rohstoffminimierung<br />

und Müllvermeidung in der Produktion und<br />

Logistik, sowohl im Pre- als auch im Post-<br />

Consumer-Bereich. Rieder stellt auf nachhaltige<br />

Primärenergie um und bereits 2021 wird<br />

der Zementanteil in ihrer Betonmatrix um<br />

50 Prozent reduziert sein. Um den Verschnitt<br />

bei der Produktion der öko skin Betonlatten<br />

zu reduzieren, hat Rieder ein neues Produkt<br />

entwickelt, die öko skin pixel. Das Produkt<br />

hat durch die Kleinteiligkeit eine andere Ästhetik<br />

und wirkt dadurch nicht so perfekt. In<br />

Zusammenarbeit mit einem Partner wurde ein<br />

digitales Werkzeug entwickelt. Diese Software<br />

greift auf die Bestände des Verschnitts zu und<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

113


ImFokus<br />

generiert projektbezogene Gestaltungsmöglichkeiten<br />

für Fassaden. Es handelt sich dabei<br />

um Verschnittteile aus dem Glasfaserbetonplatten-Sortiment,<br />

die dank einer innovativen<br />

Methode der Katalogisierung für neue Anwendungen<br />

als kleinteilige Schindeln aufbereitet<br />

und weiterverarbeitet werden. Somit bietet<br />

sich für die aus mineralischen Grundstoffen<br />

bestehenden Werkstoffe nicht nur die Option<br />

des Recyclings, sondern auch jene des Upcyclings<br />

in Form kleinteiligerer Elemente, die<br />

zahlreiche Einsatz- und Gestaltungsmöglichkeiten<br />

bieten. Zudem arbeitet Rieder an einem<br />

Kreislaufsystem, sprich der Rücknahme der<br />

Produkte, um sie wieder in den Produktionskreislauf<br />

zurückzuführen.<br />

Ökobeton von Wopfinger<br />

Mit der Produktlinie Ökobeton führt Wopfinger<br />

Baurestmassen durch hochwertige<br />

Aufbereitung wieder der Betonproduktion zu<br />

und schließt den Kreislauf des Gesteins. Um<br />

hochwertig rezyklierte Gesteinskörnung mit<br />

gleichbleibender Qualität herzustellen, sind<br />

moderne Aufbereitungstechnik und strikte<br />

Vorgaben im Prozesskreislauf einzuhalten.<br />

Den Kernprozess des Nassaufbereitungsverfahrens<br />

stellt das Waschen und Sieben der<br />

zerkleinerten Baurestmassen nach vorheriger<br />

Entfernung unerwünschter Fremdstoffe dar.<br />

Rund 98 Prozent des Ausgangsmaterials können<br />

so dem Stoffkreislauf wieder zugeführt<br />

werden. Dieses Recyclingmaterial kann natürliche<br />

Sande und Kiese bei gleichbleibender<br />

Betonqualität ersetzen.<br />

Das so hergestellte Recyclingmaterial wird<br />

nach geltenden Regelwerken kontrolliert<br />

und fremdüberwacht. Unter Beachtung<br />

gewisser grundlegender Voraussetzungen<br />

können so hergestellte hochwertige Ökobetone,<br />

neben Anwendungen als Füllbeton<br />

oder Magerbeton, auch im konstruktiven Betonbau<br />

verwendet werden. Damit steht nun<br />

im Vergleich zu herkömmlichen Transportbetonen<br />

ein ÖNORM geprüftes, gleichwertiges<br />

Transportbetonprodukt zur Verfügung,<br />

welches sowohl Ressourcen schont als auch<br />

Deponievolumen spart.<br />

Ökobeton ist beim Österreichischen Institut<br />

für Bauen und Ökologie mit dem IBO-Gütesiegel<br />

zertifiziert, im baubook gelistet und<br />

darüber hinaus mehrfach als innovatives,<br />

nachhaltiges Produkt ausgezeichnet (zum<br />

Beispiel NÖ-Innovationspreis 2020, ÖGUT<br />

Umweltpreis 2019, Energy Globe Award<br />

2019). Und: Optisch sieht man keinen Unterschied<br />

zu herkömmlichem Beton.<br />

GO2morrow Recycling Beton B20<br />

von Baumit<br />

Die Klimaschutzpotenziale mineralischer<br />

Baustoffe wurden lange nicht genutzt. Betrachtet<br />

man den gesamten Lebenszyklus,<br />

weisen mineralische Baustoffe die gleiche<br />

Ökobilanz wie organische Baustoffe auf.<br />

Durch neue Technologien, aber auch aktiv<br />

betriebene Kreislaufwirtschaft können sie<br />

einen ganz massiven Beitrag zur Senkung des<br />

Energieverbrauchs im Gebäudebereich und<br />

zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten.<br />

Unter dem Label GO2morrow entwickelt<br />

Baumit aktuell Baustoffe, deren mineralische<br />

Basis aus recycelten Rohstoffen besteht. Den<br />

Anfang macht dabei der GO2morrow Recycling<br />

Beton B20, der von der Güteklasse her<br />

wie ein Trockenbeton 20 speziell für kleinere<br />

Anwendungen im Gartenbereich zum Betonieren<br />

von Grillplätzen oder zum Verfüllen<br />

von Schalsteinen geeignet ist.<br />

Baumit GO2morrow Recycling Beton B20 ist<br />

ein werksgemischter Trockenbeton der Fes-<br />

Weitere Informationen<br />

• Relevante Umweltgütesiegel listet das Österreichische<br />

Institut für Baubiologie und Bauökologie (IBO) auf.<br />

• Produkte, die mit dem österreichischen Umweltzeichen<br />

ausgezeichnet wurden, präsentiert das Österreichische<br />

Umweltzeichen.<br />

• Interessante Informationen über Oekoindex-Bauprodukte<br />

und deren ökologischen Hintergrund sind im<br />

Oekoindex-Baubook-Produktekatalog verzeichnet.<br />

• Zur Berechnung und Auswahl ökologischer Bauprodukte<br />

steht unter www.baubook.at eine qualitätsgesicherte<br />

Datenbank zur Verfügung.<br />

• Die Umweltberatung berät beim Einsatz ökologischer<br />

Stoffe und beim Setzen von nachhaltigen Maßnahmen<br />

im Betrieb.<br />

Fotos: MABA Fertigteilindustrie GmbH/Christian Postl, Wopfinger<br />

114 BauTecFokus


tigkeitsklasse C 16/20. Die bisher verwendete<br />

Kalksteinkörnung wird hier zu 100 Prozent<br />

durch gewaschene, sortenrein recycelte und<br />

qualitätsgesichert zur Verfügung gestellte Betonbruchkörnung<br />

ersetzt. Damit wird Baustoff<br />

wieder zu Baustoff.<br />

SILE & SAFE von Kirchdorfer<br />

Mit der SILE & SAFE-Serie hat die MABA eine<br />

ökologisch nachhaltige Lösung aus Betonfertigteilen<br />

für die Bereiche Lärmschutz und<br />

Verkehrssicherheit entwickelt. Im August<br />

2020 wurde das patentierte System im Auftrag<br />

der Gemeinde Wöllersdorf in Kooperation mit<br />

dem Land Niederösterreich auf einer Länge<br />

von über 1,2 Kilometer entlang der B21 in Wöllersdorf<br />

installiert, wodurch eine Reduktion<br />

des Schallpegels um die Hälfte sowie eine Steigerung<br />

der Straßensicherheit erzielt werden<br />

konnte. Durch die Kombination von Lärmund<br />

Rückhalteschutz in einem einzigen, kompakten<br />

System aus Betonfertigteilen ergibt<br />

sich aufgrund der niedrigeren erforderlichen<br />

Höhe im Vergleich zu einer konventionellen<br />

Lärmschutzwand eine besonders ressourcenschonende<br />

Bauweise. Die bei herkömmlichen<br />

Lärmschutzwänden erforderliche Stahlleitschiene<br />

mit einem Gewicht von etwa 25 Kilogramm<br />

pro Laufmeter entfällt, was allein beim<br />

Projekt an der B21 eine CO2-Reduktion von 60<br />

Tonnen bedeutet. Auch das Einbringen von<br />

Schwermetall über die Straßenabwässer in die<br />

Naturkreisläufe, zu dem es bei Stahlsystemen<br />

durch den kontinuierlichen Abbau von Zinküberzügen<br />

kommt, kann dadurch vermieden<br />

werden. Das Absorbermaterial besteht aus<br />

mineralischem, gebrochenem Gestein und ist<br />

daher umweltfreundlich und recyclebar. Eine<br />

regionale Herstellung kann durch österreichweite<br />

Produktionsstandorte sichergestellt<br />

werden. Außerdem zeichnet sich das Produkt<br />

im Vergleich zu Stahlsystemen durch seine<br />

Langlebigkeit und die in Folge geringeren Erhaltungskosten<br />

aus. Das SILE & SAFE-System<br />

ist aktuell das einzige, das alle Aspekte der<br />

Fahrzeugsicherheit (Rückhaltewirkung, Insassensicherheit<br />

etc.) mit integrierter Funktion<br />

einer Lärmschutzwand erfüllt.<br />

MonoTop-412 Eco von Sika<br />

Mit dem MonoTop-412 Eco hat Sika in Österreich<br />

einen Hochleistungsinstandsetzungsmörtel<br />

mit verbesserter Performance<br />

bei gleichzeitig 30 Prozent reduziertem<br />

Zementeinsatz entwickelt. Dieser wird an<br />

Schwestergesellschaften in Europa geliefert.<br />

Damit zeigt sich, dass Nachhaltigkeit und<br />

bessere Performance kein Widerspruch sind.<br />

Beim Einsatz von einer Palette Mörtel spart der<br />

Kunde über 60 kg CO2.<br />

Auch bei anderen Produkten setzt Sika auf<br />

Nachhaltigkeit: Das Produkt Sika CarboDur<br />

Kohlefaserlamellen schützt und verstärkt Bauwerke<br />

und vermeidet dadurch den Neubau<br />

von Brücken und unnötige CO2-Emissionen.<br />

Die neu entwickelte Sarnafil AT Dachabdichtungsbahn<br />

kommt ganz ohne Weichmacher<br />

oder andere flüchtige und umweltrelevante<br />

Stoffe aus. Die Dachabdichtungsbahn ist<br />

wurzelfest und enthält keine Herbizide, die<br />

durch Regenwasser ausgewaschen werden<br />

und die Umwelt verschmutzen könnten. Auch<br />

die Art der Verschweißung trägt zur ökologischen<br />

Positionierung von Sarnafil AT bei.<br />

Die Dachabdichtungsbahn wird thermisch,<br />

ganz ohne Lärm, Flamme und Emissionen,<br />

verschweißt. Eine Nahtvorbereitung mit<br />

Lösemitteln ist nicht mehr erforderlich. Dies<br />

ermöglicht die Verarbeitung auch bei tiefen<br />

Temperaturen und wirkt sich wesentlich auf<br />

die Umweltfreundlichkeit aus. Sika arbeitet<br />

in verschiedenen Forschungszentren rund um<br />

den Globus daran, bei der nächsten Generation<br />

ihrer Mörtel Zement zu 50 bis 90 Prozent<br />

zu ersetzen und den CO2-Ausstoß in gleichem<br />

Umfang zu reduzieren.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

115


IMPRESSUM<br />

Vorschau<br />

Lesen Sie in der<br />

nächsten Ausgabe:<br />

Sicherheit. Brand- und Schallschutz; Sicherheitstechnik<br />

& Arbeitssicherheit; Gebäudeplanung:<br />

Digital zum optimierten Workflow; Revolution in der<br />

Baubranche: Künstliche Intelligenz - Zu Tisch mit … -<br />

Das große Interview mit …<br />

Medieneigentümer<br />

Real Estate Media Group GmbH<br />

Handelskai 94-96<br />

1200 Wien<br />

Tel. +43 1 890 18 26-100<br />

office@media-group.immo<br />

www.media-group.immo<br />

Herausgeber<br />

Mag. Michael Neubauer<br />

Chefredaktion<br />

Mag. Lisa Grüner<br />

Grafik & Layout<br />

Eva Stern<br />

Lektorat<br />

Mag. Karlheinz Hoffelner<br />

Autoren dieser Ausgabe<br />

Mag. Andreas Altstädter, Mag. Patrick Baldia,<br />

Mag. Lisa Grüner, Amelie Miller, BA,<br />

Mag. Michael Neubauer,<br />

sowie die Kommentatoren<br />

Sales & Relations<br />

Rudolf E. Oezelt<br />

ERSCHEINUNGSTERMIN: Herbst 2021<br />

Relations Management<br />

Tanja Klingseis<br />

Fotos<br />

wenn nicht anders angegeben:<br />

Real Estate Media Group/Katharina Schiffl,<br />

Michael Hetzmannseder, Richard Tanzer<br />

Druck<br />

Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H<br />

Täglich top informiert: www.bautecfokus.at<br />

Den BauTecFokus jetzt immer und überall lesen, mit der neuen REMG-App.<br />

Der BauTecFokus wendet sich im Sinne der<br />

Gleichstellung gleichermaßen an Frauen<br />

und Männer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />

und Verständlichkeit kann es bei den<br />

Beiträgen vorkommen, dass nur die maskuline<br />

Ansprechform verwendet wird.<br />

BauTecFokus ist Mitglied bei:<br />

116 BauTecFokus


Teures Pflaster<br />

Wohnbauprojekte in der Pipeline. In Kärnten werden dieses Jahr<br />

ca. 1.300 Wohneinheiten fertiggestellt. Damit entspricht die Anzahl<br />

der Fertigstellungen ungefähr jener der Vorjahre.<br />

Autor: Andreas Altstädter<br />

K<br />

ärntner haben mehr Platz – müssen<br />

dafür aber auch tiefer in die<br />

Tasche greifen. Im Median sind<br />

pro Wohneinheit 321.000 Euro<br />

zu zahlen. Das sind fast 100.000 Euro mehr als<br />

in der Steiermark, wo es lediglich 223.400 Euro<br />

sind. „Auch im Vergleich zu Oberösterreich<br />

und Niederösterreich zeigt sich ein Ungleichgewicht“,<br />

so Studieninitiator „Wohnbauprojekte<br />

in der Pipeline“ und Exploreal-Geschäftsführer<br />

Alexander Bosak: „In Niederösterreich kostet<br />

eine Wohnung im Median 274.000 Euro, in<br />

Oberösterreich 278.400 Euro.“ Von den bereits<br />

ausgewerteten Bundesländern sind lediglich<br />

Salzburg mit 364.006 Euro und Wien mit 399.000<br />

Euro pro Quadratmeter im Median teurer.<br />

Wird mehr gebaut als benötigt?<br />

In Kärnten werden dieses Jahr ca. 1.300<br />

Wohneinheiten fertiggestellt. Damit entspricht<br />

die Anzahl der Fertigstellungen<br />

ungefähr jener der Vorjahre. 2022 ist mit<br />

rund 1.500 geplanten Einheiten mit einer<br />

ähnlich hohen Fertigstellungsquote zu rechnen.<br />

Allerdings könnte das auch in weiterer<br />

Folge Probleme aufwerfen. Seit 2017 kamen<br />

deutlich mehr Wohnungen auf den Markt,<br />

als aufgrund der Bevölkerungsentwicklung<br />

benötig worden wären. Das Hauptaugenmerk<br />

der aktuellen Bauprojekte liegt in Kärnten auf<br />

Klagenfurt mit Klagenfurt Land und Villach<br />

mit Villach Land. Genau dort, wo ein Bevölkerungswachstum<br />

prognostiziert wird.<br />

Gebaut wird in der Stadt<br />

Die Frage „wo gebaut wird in Kärnten“ ist relativ<br />

leicht zu beantworten: Ein Großteil der Neubauleistung<br />

findet in den Städten Klagenfurt und<br />

Villach statt. Wobei die Landeshauptstadt an<br />

erster Stelle steht. Hier werden in den kommenden<br />

Jahern um rund 1500 mehr Einheiten fertig<br />

gestellt bzw. sind in Planung als in Villach. In<br />

den anderen Regionen Kärntens liegt die Neubauaktivität<br />

bei unter 500 Wohneinheiten.<br />

Gewerbliche Bauträger<br />

versus Gemeinnützige<br />

65 Prozent der Einheiten werden von gewerblichen<br />

Bauträgern errichtet. Ein hoher Prozentsatz,<br />

der nur in Wien mit 68 Prozent höher liegt.<br />

70 Prozent der Wohneinheiten werden im<br />

Eigentum errichtet, freifinanzierte Mietwohneinheiten<br />

werden hingegen kaum gebaut.<br />

Die Studien „Wohnbauprojekte in der Pipeline“<br />

vom WKÖ-Fachverband Immobilien und<br />

Exploreal stellen die Ist-Situation der Neubauleistung<br />

in den jeweiligen Bundesländern dar<br />

und geben einen Ausblick auf die kommenden<br />

Jahre. Kärnten ist das siebente Bundesland, das<br />

aufgearbeitet wurde. Fehlen somit nur noch<br />

Tirol und Vorarlberg, dann ist die Neubauleistung<br />

bei Wohnprojekten in ganz Österreich<br />

erfasst.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

117


ImFokus<br />

Blockchain in der<br />

Bauwirtschaft<br />

Sprung aus der Nische. Die Blockchain-Technologie hat das Potential, die<br />

Baubranche zu revolutionieren, und bietet vielseitige Einsatzmöglichkeiten.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

D<br />

ie Digitalisierung scheint sich<br />

selbst zu überholen. BIM ist noch<br />

nicht flächendeckend im Einsatz<br />

und schon erscheint das nächste<br />

kryptische Wesen am Horizont, wobei das<br />

kryptisch durchaus im wahrsten Sinne des<br />

Wortes zu nehmen ist. Hinter Blockchain steht<br />

eine Technologie, bei der Teilnehmer Transaktionen<br />

tätigen können und die ohne zentrale<br />

Zertifizierungsstelle auskommt. Wie der Name<br />

bereits verrät, handelt es sich bei der Blockchain<br />

um eine „Kette“ von Blöcken, die bestimmte<br />

Informationen beziehungsweise Daten enthalten.<br />

Eine Manipulation ist auszuschließen, da<br />

die einzelnen Blöcke aneinandergereiht werden.<br />

Ein Block baut auf dem nächsten auf, wobei die<br />

einzelnen Blöcke durch kryptografische Schlüssel<br />

verkettet sind. Nach einer Transaktion<br />

können die Daten, die innerhalb einer Blockchain<br />

aufgezeichnet wurden, nicht mehr verändert<br />

werden, da die nachgeschaltete Kette die vorgelagerten<br />

Transaktionen verifiziert. So weit,<br />

so theoretisch. Sieht man sich die Einsatzmöglichkeiten<br />

an, so wäre ein Use Case zum Beispiel<br />

die automatisierte Überwachung des Baufortschritts,<br />

die Koordination von Bauprojekten<br />

oder die Prüfung der Herkunft von Bauteilen<br />

in der Vertriebskette. Auch im Abrechnungswesen<br />

innerhalb komplexer Vertragskonstellationen<br />

könnte die Technologie Vorteile bieten.<br />

Vorausgesetzt, jede zu erbringende Leistung<br />

ist durch einen digitalen Vertrag geregelt und<br />

alle Akteure sind Teil der Blockchain. Hat ein<br />

Handwerker oder Lieferant seine Leistung<br />

erbracht und somit seinen Teil des Vertrages<br />

erfüllt, meldet er dies mittels eines mobilen<br />

Geräts auf der Baustelle, dann erfolgt die Bauabnahme<br />

oder die Bestätigung des Warenerhalts,<br />

Foto: Adobe Stock<br />

118 BauTecFokus


der Prüfer kennzeichnet den Auftrag als erledigt<br />

und schon kann die fällige Rechnung automatisch<br />

zur Zahlung angewiesen werden.<br />

Neue Finanzierungsformen<br />

Auch bei der Finanzierung will die Blockchain<br />

mitspielen. Die Tokenisierung von<br />

Immobilien erlebt im Crowdinvesting-<br />

Bereich und der Immobilienfinanzierung<br />

einen Aufschwung, an einer automatisierten<br />

Abwicklung von standardisierten Kauf- und<br />

Mietverträgen (Smart Contracts) wird eifrig<br />

gearbeitet. Diese vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten<br />

verdankt die Blockchain der<br />

Fälschungssicherheit und der Dezentralität.<br />

Informationen können manipulationssicher<br />

auf der Blockchain gespeichert werden, ermöglichen<br />

jederzeit eine Rückverfolgung der<br />

Transaktionsschritte durch alle Teilnehmer<br />

des Blockchain-Netzes und schaffen so eine<br />

einzigartige Vertrauensbasis. Und damit präsentieren<br />

sich Security Token Offerings als<br />

alternative Finanzierungsform.<br />

beteiligt sind. Das Unternehmen kann durch<br />

den entsprechenden „Smart Contract“ unmittelbar<br />

an die Tokeninhaber auszahlen, die<br />

Bank als Intermediär fällt weg. Die Tokeninhaber<br />

können die in Form von Token verbrieften<br />

Genussrechte auch jederzeit unkompliziert<br />

übertragen und verkaufen.<br />

Praxisbeispiele<br />

Der Kauf eines Zinshauses oder einer Wohnung<br />

ist finanzierungstechnisch häufig nicht<br />

allein zu stemmen. Durch die Tokenisierung<br />

können zum Beispiel einzelne Quadratmeter<br />

erworben werden, der mittelbare Teileigentümer<br />

ist dann anteilsmäßig an deren Wertsteigerung<br />

und laufenden Erträgen beteiligt.<br />

Als konkretes Beispiel kann hier das Berliner<br />

Wohnbau-Projekt Tigris S17A genannt werden,<br />

an welchem sich Investoren am Bauträger<br />

und Eigentümer der Liegenschaft mittels tokenisierter<br />

Genussscheine beteiligen konnten. Es<br />

wurden von rund elf Millionen Euro Gesamtkosten<br />

zwei Millionen über Security Token<br />

finanziert. Nach Fertigstellung des Objekts<br />

und dem Verkauf der einzelnen Wohneinheiten<br />

werden die Anleger am Bilanzgewinn der<br />

Gesellschaft zu 20 Prozent beteiligt. Der Projekteigentümer<br />

wiederum konnte hierdurch<br />

seinen erforderlichen Eigenkapitalanteil refinanzieren<br />

beziehungsweise durch die Ausgabe<br />

von Security Token ein entsprechend größeres<br />

Projekt realisieren. Es eröffnen sich somit für<br />

beide Seiten, Immobiliengesellschaften als<br />

auch Investoren, neue Möglichkeiten einer<br />

Interaktion im Rahmen von Beteiligungs- oder<br />

Finanzierungsprojekten.<br />

Durch die große Flexibilität, die Vorteile bei<br />

der Begebung und der laufenden Verwaltung<br />

und den großen Kreis an potenziellen Investoren<br />

wird die Finanzierung über Token die<br />

Unternehmensfinanzierung in den nächsten<br />

Jahren stark beeinflussen. Anlegern können<br />

alternative Investitionsmöglichkeiten am<br />

Immobilienmarkt eröffnet werden, welche<br />

bislang für diese nicht zugänglich waren. <br />

Der Security Token ist, vereinfacht gesagt,<br />

ein Transport-Medium auf der Blockchain,<br />

das Rechte und Pflichten an einem zugrundeliegenden<br />

Vermögenswert widerspiegelt<br />

und transportiert. Security Token Offerings<br />

(STO) sind demnach ein alternatives Beteiligungs-<br />

und Finanzierungsinstrument unter<br />

Verwendung der Blockchain-Technologie.<br />

Verdeutlichen wir das an einem Beispiel: Will<br />

ein Unternehmen großflächig Solaranlagen<br />

bauen und betreiben, so benötigt es Geld. Muss<br />

es für das erste entsprechende Großprojekt<br />

eine eigenkapitalähnliche Anlauffinanzierung<br />

von 1,5 Millionen Euro aufstellen, so kann es<br />

ein tokenisiertes Genussrecht begeben, wobei<br />

die Genussrechtsbedingungen derart ausgestaltet<br />

sind, dass die Investoren zu 70 Prozent<br />

am laufenden Ergebnis und einem allfälligen<br />

Veräußerungserlös dieses Solarkraftwerkes<br />

Vorteile der Blockchain:<br />

Transparenz,<br />

Änderungen sind nachverfolgbar,<br />

Daten sind permanent abrufbar,<br />

Manipulation der Daten wird ausgeschlossen,<br />

Daten werden dezentral gespeichert und validiert,<br />

Zeit- und Kostenersparnis,<br />

Wegfall von Intermediären wie zum Beispiel Banken oder Maklern.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

119


ImFokus<br />

Ronald Frankl,<br />

Lansky, Ganzger & Partner<br />

Rechtsanwälte<br />

Wirft man einen Blick auf die Entwicklung<br />

der Gesetzeslage rund um Crypto-Assets, so<br />

sieht man, dass die derzeitige Gesetzeslage<br />

der rasanten Entwicklung der Blockchain-<br />

Technologie weit hinterher hinkt. Einen ersten<br />

Anlauf zur Aufholjagd hat die Europäische<br />

Kommission im September 2020 mit der Veröffentlichung<br />

des Verordnungsentwurf mit dem<br />

Titel „on Markets in Crypto-Assets“ („MiCAR“)<br />

gewagt, der eine europaweite Regulierung für<br />

Emissionen von Stablecoins und Utility Tokens<br />

sowie für das Anbieten von Dienstleistungen<br />

im Zusammenhang mit Kryptowerten vorsieht.<br />

Die MiCAR soll voraussichtlich Ende 2022 in<br />

Kraft treten.<br />

Die MiCAR normiert drei unterschiedliche<br />

Token-Arten und knüpft daran für den Emittenten<br />

– abhängig von der jeweiligen Einordnung<br />

– teils sehr umfangreiche Rechtsfolgen.<br />

Die vom Anwendungsbereich der MiCAR<br />

umfassten Token-Arten sind dabei „Asset<br />

Referenced Tokens“ („ARTs“) und E-Money<br />

Tokens („EMTs“) – beides Stablecoins – sowie<br />

Utility Tokens („UTs“).<br />

Als gemeinsame Voraussetzung teilen sich<br />

diese drei Token-Arten, dass die MiCAR Emittenten<br />

eines öffentlichen Angebots jeweils<br />

zur Veröffentlichung eines sogenanntes<br />

„White-Papers“ verpflichtet. Ein White-Paper<br />

dient dabei insbesondere dem Anleger- und<br />

Verbraucherschutz sowie einer allfälligen Haftungsbegründung<br />

des Emittenten gegenüber<br />

dem jeweiligen Investor und erfüllt damit einen<br />

ähnlichen Zweck wie ein Kapitalmarktprospekt.<br />

Neben diesen für Emittenten vorgesehenen<br />

Verpflichtungen normiert die MiCAR auch<br />

ein Zulassungserfordernis sowie besondere<br />

Anforderungen und Sorgfaltspflichten für<br />

das berufliche und gewerbliche Anbieten von<br />

Dienstleistungen im Zusammenhang mit Krpytowerten.<br />

Nicht umfasst sind von der MiCAR hingegen<br />

Security Tokens. Dies hat zur Folge, dass auf<br />

diese wertpapierähnlichen Tokens weiterhin<br />

das bestehende kapitalmarktrechtliche<br />

Regime Anwendung findet, das jedoch nicht<br />

speziell für Tokens konzipiert wurde. Es wäre<br />

wünschenswert, dass auch für diese Token-Art<br />

ein maßgeschneidertes Regelwerk geschaffen<br />

wird, das deren Eigenheiten in angemessener<br />

Weise berücksichtigt und dementsprechend<br />

differenzierte Regelungen trifft.<br />

Der Entwurf der MiCAR erscheint für die<br />

umfassten Anwendungsbereiche als vereinheitlichte<br />

rechtliche Regelung geeignet, um<br />

den – mangels spezieller Regelungen – vorherrschenden<br />

Missbrauchsmöglichkeiten<br />

entgegenzuwirken und Rahmenbedingungen<br />

für einen durch Rechtssicherheit und Verbraucherschutz<br />

geprägten Wettbewerb zu schaffen.<br />

Fast jede Diskussionsrunde zur Digitalisierung<br />

in der Immobilienwirtschaft beginnt mit dem<br />

Statement, dass die Branche sehr langsam<br />

ist und auf neue Technologien nur sehr zögerlich<br />

reagiert. Und im Gegensatz zu vielen<br />

anderen digitalen Möglichkeiten trifft dieses<br />

Vorurteil bei der Anwendung der Blockchain<br />

auch ausnahmsweise voll zu. Während Cloud<br />

Computing und Robotics Process Automation<br />

Einzug in die IT und Geschäftsprozesse gehalten<br />

haben, sind die Anwendungsmöglichkeiten<br />

der Blockchain weitestgehend unbekannt.<br />

Allein im Investment Management, also dem<br />

An- und Verkauf von Immobilien, werden gerade<br />

erste Projekte auf dem Markt bekannt, die<br />

darüber abgewickelt werden.<br />

Dabei sehe ich beispielsweise in der Umsetzung<br />

um ESG zahlreiche Möglichkeiten für<br />

deren Anwendung. Man stelle sich nur die<br />

Transparenz für alle Marktteilnehmer und<br />

über den gesamten Immobilien-Lebenszyklus<br />

vor, die eine sichere Speicherung von Bau-,<br />

Betriebs-, Verbrauchs- und Bewirtschaftungsdaten<br />

in einer gegenseitig verifizierten Datenhaltung<br />

schaffen würde. Hierfür müssen sich<br />

jedoch alle Markteilnehmer zu einer qualitativ<br />

hochwertigen Datenhaltung und der Transparenzschaffung<br />

bereit erklären.<br />

Erst dann kann die Auswahl einer geeigneten<br />

„Public Blockchain“ für die Immobilienwirtschaft<br />

erfolgen, denn nicht jedes DLT<br />

(Distributed Ledger Technology)-Verfahren<br />

ist technisch und fachlich gleichzusetzen. Es<br />

existieren Anbieter, die dem „Proof of Work“,<br />

vereinfacht gesagt der inhaltlich sachlichen<br />

Verifizierung dienen, und andere Verfahren,<br />

die eher dem „Proof of Identity“, also der Identifikation<br />

der Prozessbeteiligten einen Beitrag<br />

leisten. Beides ist für die Immobilienwirtschaft<br />

relevant und muss berücksichtigt werden,<br />

damit auf einem einheitlichen Standard aufgesetzt<br />

wird und nicht die gleiche babylonische<br />

Sprachverwirrung wie bei den Smart Building-<br />

Standards entsteht.<br />

Robert Betz,<br />

KPMG<br />

Erst wenn das Commitment der Immobilienbranche<br />

für Transparenz und Datenqualität<br />

für einen allgemein anerkannten Anwendungsfall<br />

besteht, kann die Blockchain einen<br />

Mehrwert für die Reduzierung von „Daten-Intermediären“<br />

liefern. Ob dies dann noch beim<br />

derzeit notwendigen Stromverbrauch auch im<br />

Sinne von ESG nachhaltig ist, steht auf einem<br />

anderen Blatt der aktuellen Diskussion.<br />

Fotos: Adobe Stock, LGP, KPMG, Tanja Hofer<br />

120 BauTecFokus


„Die automatische<br />

Vertragsdurchführung mittels Smart<br />

Contracts kann über Blockchains<br />

optimal ausgeführt werden.“<br />

Sonja Dürager,<br />

bpv Hügel Rechtsanwälte<br />

Sonja Dürager,<br />

bpv Hügel Rechtsanwälte<br />

Smart Contracts – Die Revolution der Immobilienwirtschaft?<br />

Bislang ging man in vielen<br />

Branchen davon aus, dass das in der Finanzwirtschaft<br />

omnipräsente technische Phänomen<br />

der Blockchain nur ein Spezifikum für Bitcoins<br />

oder andere Kryptowährungen wäre. Der<br />

Gedanke, Prozesse der Immobilienwirtschaft<br />

zu digitalisieren und über eine Blockchain abzubilden,<br />

lag fern. Dabei kann der Blockchain<br />

vor allem wegen der Fähigkeit, Transaktionen<br />

ohne Intermediär, der die Richtigkeit und<br />

Vollständigkeit des Inhalts der Transaktion<br />

kontrolliert (zB Banken), abzubilden, aus Effizienz-<br />

und Simplifizierungsgründen hohes<br />

Potential zugeschrieben werden.<br />

So kann beispielsweise die automatische Vertragsdurchführung<br />

mittels Smart Contracts<br />

über Blockchains optimal ausgeführt werden.<br />

Wenn nämlich eine im Vertrag festgelegte<br />

Bedingung erfüllt wird, dann führt dies automatisch<br />

zu der vorher bestimmten Folge. Das<br />

könnte etwa das Management von Mietobjekten<br />

erleichtern, indem basierend auf den<br />

Vertragsbedingungen des Smart Contracts<br />

periodisch die Mietzahlungen vom Mieter an<br />

den Vermieter und die sonst eingebundenen<br />

Parteien (zum Beispiel Energieanbieter) veranlasst<br />

werden.<br />

Signifikant für Smart Contracts ist jedoch, dass<br />

diese nicht der Vertrag selbst sind, sondern<br />

diesen nur in einem Code abbilden, und so<br />

Abschluss und/oder Durchführung erleichtern.<br />

Maßgeblich bleibt jedoch der Wille der<br />

Parteien off-chain. In diesem Sinn kann man<br />

auch die Vertragsdurchführung sehr diffizil<br />

gestalten, und muss nicht jeder Vorgang onchain<br />

abgebildet sein. So könnten etwa nur<br />

nicht verhandelbare Bestimmungen mit klaren<br />

Anordnungen – und keinen unbestimmten<br />

Rechtsbegriffen oder sonst auslegungsbedürftigen<br />

Spielräumen – im Smart Contract<br />

programmiert werden, und der übrige Teil des<br />

Vertrags (etwa die Hauptleistungspflichten<br />

und Gewährleistungsbehelfe dazu) individuell<br />

off-chain ausgehandelt und exekutiert werden.<br />

Industrie und Gewerbe sind nicht zuletzt ob des<br />

noch unklaren Verhältnisses zum traditionellen<br />

Schuldrecht und dessen Gestaltungsrechten<br />

(zum Beispiel Vertragsrückabwicklung)<br />

zurückhaltend beim Einsatz von Blockchains,<br />

allerdings ist die Blockchain ein disruptiver<br />

Technologie-Trend, der gerade auch in der Immobilienbranche<br />

vielfältige Einsatzmöglichkeiten<br />

vorfindet, und standardisierte Prozesse<br />

(zum Beispiel Abwicklung von Mietverträgen<br />

und Verträgen der Immobilienverwaltung)<br />

durch digitale Wenn-Dann-Verknüpfungen<br />

effizienter gestalten kann. Langfristig sollte<br />

man sich daher der Herausforderung stellen,<br />

rechtliche Anforderungen an Immobilienverträge<br />

mit den technischen Möglichkeiten in<br />

Einklang zu bringen.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

121


ImFokus<br />

„Blockchain-Technologie hat die Chance, den<br />

langsamen und illiquiden Immobilienmarkt<br />

dynamischer und liquider zu gestalten.“<br />

Christoph Urbanek,<br />

DLA Piper<br />

Christoph Urbanek,<br />

DLA Piper<br />

Blockchain-gesteuerte Wertschöpfung in der<br />

Immobilienwirtschaft ist in aller Munde. Eine<br />

dezentralisierte, transparente, unverfälschbare<br />

und vor allem kostengünstige Datenbank. Abgesehen<br />

von Kryptowährungen gibt es für die<br />

Blockchain-Technologie noch zahlreiche weitere<br />

Anwendungsbereiche. Vor allem für die<br />

Immobilienbranche und deren gesamte Wertschöpfungskette<br />

bestehen besondere – bei weitem<br />

noch nicht ausgeschöpfte – Möglichkeiten<br />

und Einsatzbereiche. Durch das transparente<br />

und beinahe manipulationssichere Peer-to-<br />

Peer Blockchain-Netzwerk ergeben sich durch<br />

den Ausschluss von einigen bis dato mitwirkenden<br />

Intermediären zahlreiche Vorteile.<br />

Blockchain-Technologie hat die Chance, den<br />

langsamen und illiquiden Immobilienmarkt<br />

dynamischer und liquider zu gestalten. Verschiedene<br />

Rechte an Immobilien können in<br />

Form von Immo-Token verbrieft werden. Diese<br />

könnten in Zukunft ähnlich wie Aktien am<br />

Sekundärmarkt gehandelt werden. Diese als<br />

Security Token ausgestalteten Immobilienanteile<br />

unterliegen denselben Regeln wie Finanzinstrumente<br />

im Sinne der MiFID. Immobilien<br />

können somit in sehr kleine Teile geteilt werden,<br />

womit auch Kleinanleger in Immobilien<br />

investieren können. Dies kann dem Immobilienmarkt<br />

einen großen Aufschwung geben.<br />

Der Handel von Eigentum an Grundstücken<br />

ist nur bei gleichzeitiger Eintragung in das<br />

Grundbuch möglich. Obwohl Österreich schon<br />

ein Vorreiter in der Digitalisierung des Grundbuchs<br />

ist, würde der Einsatz der Blockchain-<br />

Technologie der Übertragung noch einmal<br />

einen enormen Vorteil verschaffen. Möglich<br />

wären demnach vollkommen digitalisierte<br />

und automatisierte Eigentumsübertragungen<br />

von Immobilien durch sogenannte „Smart<br />

Contracts“, also auf der Blockchain gespeicherte<br />

Verträge, welche beim Eintritt von<br />

bestimmten Bedingungen automatisch exekutiert<br />

werden. Beispielsweise startete Schweden<br />

bereits 2016 ein Pilotprojekt, womit ein Blockchain-basiertes<br />

Grundbuch geschaffen werden<br />

soll. Die zwingenden Formvorschriften bei<br />

der Eigentumsübertragung einer Immobilie<br />

stehen diesem Digitalisierungsschritt in Österreich<br />

noch entgegen.<br />

Dennoch gibt es viele andere Möglichkeiten,<br />

um durch Token indirekt mit Immobilien zu<br />

handeln. Dazu gehören Genussrechte, Aktien,<br />

Anleihen oder Fonds. Möglich ist auch<br />

die Immobilienprojektfinanzierung mittels<br />

eines Token Offerings. Bei diesen können<br />

Unternehmen ein Projekt finanzieren, indem<br />

sie Anlegern Token verkaufen, welche dann<br />

bestimmte Rechte verleihen. Die konkrete<br />

Ausgestaltung ist sehr variabel und kann nicht<br />

nur klassische Auszahlungen in Form von<br />

Genussrechten, sondern auch eine Mischform<br />

mit einem Utility Token vorsehen. Letzterer<br />

könnte zum Beispiel im Tourismusbereich<br />

interessant sein, womit die Token-Inhaber<br />

auch Übernachtungsgutscheine zu ihrem Investment<br />

erhalten. Vergleichbar ist in einem<br />

Neubauprojekt auch die Vergabe von Vorkaufsrechten<br />

an bestimmten Wohnungen<br />

denkbar. In der Ausgestaltung sind der Fantasie<br />

im Rahmen des rechtlich Möglichen kaum<br />

Grenzen gesetzt.<br />

Fotos: Adobe Stock, Advoodle, EY<br />

122 BauTecFokus


Andreas Böcskör,<br />

Advoodle<br />

Die digitale Immobilientransaktion ist Realität<br />

geworden. Sie schafft neue Möglichkeiten<br />

in der professionellen Arbeit mit den Kunden,<br />

spart Kosten und Zeit und ist rechtssicher.<br />

Die Einbindung der Blockchain als Plattform<br />

für qualifizierte Transaktionsketten ist offensichtlich,<br />

weil sie technisch transparent und<br />

manipulationssicher ist. Während die Public<br />

Blockchain Sicherheit ausschließlich durch<br />

die Rechenkraft der Teilnehmer gewährleistet,<br />

können in Permissioned Blockchains spezielle<br />

Autorisierungskonzepte zusätzliche Sicherheit<br />

vermitteln. Permissioned Blockchains liefern<br />

somit Vorteile hinsichtlich Performance<br />

und den datenschutzrechtlichen Anforderungen.<br />

Unser Schwerpunkt ist die Verarbeitung<br />

von Rechtstransaktionen unter Zuhilfenahme<br />

von Smart Contracts. Dabei lehnen wir uns<br />

bewusst an die juristische Praxis an und optimieren<br />

bestehende Prozesse. Smart Contracts<br />

werden idealtypisch in der Blockchain gespeichert<br />

und über den Konsensmechanismus<br />

legitimiert.<br />

Praktisch relevant sind vor allem die sogenannten<br />

Automated Contracts. Diese sind<br />

ebenfalls Smart Contracts, weil sie zumindest<br />

teilweise self-executing sind. Ihr Vorteil besteht<br />

in ihrer Methode, nämlich der Verarbeitung<br />

von menschlich-lesbaren Rechtstexten.<br />

Somit können sie für den Immobilienkauf<br />

ebenso wie für die Immobilienfinanzierung<br />

eingesetzt werden. Sie bilden letztendlich ein<br />

Tool, in dem der automatisiert erstellte Vertrag<br />

beraten, verhandelt und in den vollautomatisierten<br />

Transaktionsprozess eingebunden<br />

werden kann. Die sohin erstellten Dokumente<br />

sind nicht nur der Rechtsauslegung unmittelbar<br />

zugänglich, sondern können auch rechtskonform<br />

qualifiziert elektronisch (mittels eID)<br />

signiert werden, ohne die Notwendigkeit eines<br />

technischen Kunstgriffes.<br />

Alexander Hellmuth,<br />

EY Real Estate<br />

Welche Potenziale, welche Anwendungsfelder<br />

eröffnet die Blockchain-Technologie der Immobilienwirtschaft?<br />

Die Blockchain-Technologie<br />

kann überall dort ihr Potenzial entfalten,<br />

wo es um Vertrauen geht. Traditionell wird für<br />

solche Konstellationen ein Intermediär, etwa<br />

eine Bank oder ein Treuhänder, eingesetzt.<br />

Diese Rolle kann eine Blockchain übernehmen<br />

und ist dann effizienter, schneller und transparenter.<br />

So lassen sich etwa kleine Transaktionen<br />

im Facility Management einfach abwickeln:<br />

Wenn der Facility Manager einen Auftrag<br />

abgeschlossen hat, hinterlegt er das auf der<br />

Blockchain und wird ausgezahlt. Eine vergleichsweise<br />

aufwendige Rechnungsstellung<br />

mit allem, was dazu gehört, ist nicht nötig.<br />

Auch große Transaktionen von ganzen Gebäuden<br />

lassen sich via Blockchain abbilden. Eine<br />

Anteilsübertragung kommt dann ohne Fonds,<br />

Urkunde und notarielle Beglaubigungen aus.<br />

Generell ist das gesamte Vertragswesen ein<br />

breites Anwendungsfeld für die Blockchain-<br />

Technologie.<br />

Allerdings hängt in all diesen Bereichen der<br />

Erfolg der Blockchain von der Akzeptanz und<br />

dem Vertrauen der Beteiligten in die Technologie<br />

ab. Nur wenn eine kritische Masse von<br />

Akteuren der Immobilienwirtschaft der Blockchain<br />

mindestens genauso stark vertraut wie<br />

den althergebrachten Intermediären, hat sie<br />

eine Zukunft.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

123


ImFokus<br />

Florian Petrikovics,<br />

tpa<br />

Die Blockchain-Technologie ermöglicht Unternehmen<br />

eine neue Form der Finanzierung<br />

sowohl durch Groß- als auch Kleinanleger.<br />

Konkret kann im Wege der Tokenisierung eine<br />

Finanzierung (zB Genussrecht oder Anleihe)<br />

ohne aufwendiges Listing an einer Börse handelbar<br />

gemacht werden. Somit vergrößert sich<br />

der Kreis potenzieller Investoren signifikant.<br />

Besonders bei tokenisierten Genussrechten<br />

kann das Unternehmen eine für die jeweiligen<br />

Bedürfnisse maßgeschneiderte Finanzierungslösung<br />

schaffen. Je nach konkreter<br />

Ausgestaltung kann unternehmensrechtlich<br />

Eigen-, Hybrid- oder Fremdkapital und steuerlich<br />

Eigenkapital (steuerlich gleichbehandelt<br />

wie eine unmittelbare Beteiligung) oder<br />

Fremdkapital (bei entsprechender Ausgestaltung<br />

stellen die Zinsen beim Unternehmen<br />

steuerlich Werbungskosten dar und werden<br />

beim Empfänger mit 27,5 Prozent KESt endbesteuert)<br />

vorliegen.<br />

Weiters können die Zahlungen aus diesem Genussrecht<br />

auf einzelne Projekte eingeschränkt<br />

werden. Das bedeutet zum Beispiel, dass ein<br />

Unternehmen spezifisch die Investition in eine<br />

neue Immobilie oder eine neue Fabrik finanzieren<br />

kann und die Anleger an den Gewinnen<br />

dieses konkreten Projektes beteiligt werden.<br />

Durch die Blockchain-Technologie kann auch<br />

die laufende Verwaltung der Finanzierung<br />

effizient umgesetzt werden. Einerseits kann<br />

über die Analyse der Blockchain ausgewertet<br />

werden, wer die Anleger sind und andererseits<br />

kann durch sogenannte „smart contracts“ die<br />

Abwicklung der laufenden Zahlungen aus der<br />

Finanzierung effizient ohne Einschaltung einer<br />

Bank als Intermediär durchgeführt werden.<br />

Ein Praxisbeispiel: Ein Unternehmen will großflächig<br />

Solaranlagen bauen und betreiben und<br />

benötigt für das erste entsprechende Großprojekt<br />

eine eigenkapitalähnliche Anlauffinanzierung<br />

von 1,5 Millionen Euro. Das Unternehmen<br />

begibt ein tokenisiertes Genussrecht, wobei<br />

die Genussrechtsbedingungen derart ausgestaltet<br />

sind, dass die Investoren zu 70 Prozent<br />

am laufenden Ergebnis und einem allfälligen<br />

Veräußerungserlös dieses Solarkraftwerkes<br />

beteiligt sind. Das Unternehmen muss für die<br />

Auszahlung der laufenden Beteiligung nicht<br />

umständlich über eine auszahlende Stelle<br />

unter Einschaltung der Kontrollbank als Zentralverwahrer<br />

agieren, sondern kann durch den<br />

entsprechenden „smart contract“ unmittelbar<br />

an die Tokeninhaber auszahlen. Die Tokeninhaber<br />

können die in Form von Token verbrieften<br />

Genussrechte falls gewünscht jederzeit<br />

unkompliziert übertragen und verkaufen.<br />

Durch die große Flexibilität, die Vorteile bei<br />

Begebung und der laufenden Verwaltung und<br />

den großen Kreis an potenziellen Investoren<br />

wird die Finanzierung über Token die Unternehmensfinanzierung<br />

in den nächsten Jahren<br />

stark beeinflussen.<br />

Derzeit ist in Österreich leider gefühlt die Luft<br />

etwas raus aus dem Thema Token-Offerings<br />

bzw Security Tokens. Klassische Kapitalmarktinstrumente<br />

gewinnen wieder verstärkt<br />

an Bedeutung, auch im Bereich des Crowdfunding.<br />

Eventuell bietet die digitale Sammelurkunde<br />

(die freilich nichts mit Blockchain<br />

oder klassischen Security Tokens zu tun hat)<br />

einen Anschub, dass das Thema digitale Investments<br />

wieder in den Fokus rückt. Einen<br />

weiteren Anschub könnte die geplante EU-<br />

Verordnung über eine Pilotregelung für auf<br />

der Distributed-Ledger-Technologie (DLT)<br />

basierende Marktinfrastrukturen leisten.<br />

Während Regulierung auf der einen Seite bei<br />

vielen Marktteilnehmern verpönt ist, kann<br />

Regulierung auf der anderen Seite Vertrauen<br />

bei potenziellen Investoren schaffen. Da in der<br />

Vergangenheit gerade im Markt der Token-<br />

Offerings oftmals „Wild West“ geherrscht<br />

hat, ist nicht verwunderlich, dass vor allem<br />

der breiten Masse an Kleinanlegern derzeit<br />

wohl vielfach das Vertrauen in DLT fehlt. Die<br />

geplante Verordnung wird die starre Verwahrung<br />

von „digitalen Wertpapieren“ bei Wertpapiersammelbanken<br />

durchbrechen oder<br />

auch kleineren Wertpapierfirmen das Betreiben<br />

eines DLT-basierten Handelssystems und<br />

den Handel mit DLT-basierten Wertpapieren<br />

ermöglichen.<br />

Stefan Paulmayer,<br />

CMS Reich Rohrwig<br />

Hainz Rechtsanwälte<br />

Fotos: Adobe Stock, Alexander Müller, Michael Sazel, Black Manta Capital Partners<br />

124 BauTecFokus


„Unser Ziel ist es,<br />

Anlegern alternative<br />

Investitionsmöglichkeiten am<br />

Immobilienmarkt zu eröffnen.“<br />

Alexander Rapatz,<br />

Black Manta Capital Partners<br />

Alexander Rapatz,<br />

Black Manta Capital Partners<br />

Security Token Offerings als alternative Finanzierungsform?<br />

Der Security Token ist – vereinfacht<br />

gesagt – ein Transport-Medium auf der<br />

Blockchain, welches Rechte und Pflichten an<br />

einem zugrundeliegenden Vermögenswert<br />

widerspiegelt und transportiert. Security<br />

Token Offerings (STO) sind demnach ein<br />

alternatives Beteiligungs- und Finanzierungsinstrument<br />

unter Verwendung der Blockchain-<br />

Technologie.<br />

Grundsätzlich gilt, dass Security Token im Rahmen<br />

des rechtlich Zulässigen frei gestaltbar<br />

sind und man jede Form einer direkten oder indirekten<br />

Beteiligung individuell strukturieren<br />

und abbilden kann. Die Ausgestaltung eines<br />

STO ist jedoch stark abhängig vom jeweiligen<br />

Vermögenswert und auch den Zielen des emittierenden<br />

Unternehmens.<br />

Obwohl es derzeit nur sehr eingeschränkt<br />

möglich ist, unmittelbares Eigentum (iS einer<br />

Handelsregister- oder Grundbuchseintragung)<br />

durch einen Security Token darzustellen,<br />

kann man jedoch mit Treuhandstrukturen<br />

oder Genussrechten ein wirtschaftlich sehr<br />

ähnliches Ergebnis erzielen. Ausnahme in Österreich<br />

ist zum Beispiel das Aktienbuch einer<br />

AG, welches bereits auf der Blockchain geführt<br />

werden kann.<br />

Zinshauses oder einer Wohnung nicht leisten<br />

kann, kann nun über den Erwerb von zum Beispiel<br />

einzelnen Quadratmetern einer solchen<br />

Immobilie mittelbarer Teileigentümer und<br />

anteilsmäßig an deren Wertsteigerung und<br />

laufenden Erträgen beteiligt werden.<br />

Als Beispiel kann hier das Berliner Wohnbau-<br />

Projekt Tigris S17A genannt werden, an<br />

welchem sich Investoren am Bauträger und<br />

Eigentümer der Liegenschaft mittels tokenisierter<br />

Genussscheine beteiligen konnten.<br />

Als eigenkapitalähnliches Instrument ist der<br />

Anleger (im Gegensatz zu Fremdkapitalinstrumenten)<br />

am Erfolg des Immobilien-Projekts<br />

beteiligt. Konkret wurden von rund 11 Millionen<br />

Euro Gesamtkosten zwei Millionen über<br />

Security Token finanziert. Nach Fertigstellung<br />

des Objekts und dem Verkauf der einzelnen<br />

Wohneinheiten werden die Anleger am Bilanzgewinn<br />

der Gesellschaft zu 20 Prozent<br />

beteiligt. Dies bedeutet, der Anleger erhält<br />

die Möglichkeit, sich an der Wertentwicklung<br />

eines einzelnen Immobilienobjektes zu beteiligen,<br />

dies schon ab einem Investment von<br />

500 Euro. Der Projekteigentümer wiederum<br />

konnte hierdurch seinen erforderlichen Eigenkapitalanteil<br />

refinanzieren bzw. durch die<br />

Ausgabe von Security Token ein entsprechend<br />

größeres Projekt realisieren.<br />

Unser Ziel ist es, Anlegern alternative Investitionsmöglichkeiten<br />

am Immobilienmarkt<br />

zu eröffnen, welche bislang für diese nicht<br />

zugänglich waren. Wer sich den Kauf eines<br />

Es eröffnen sich somit für beide Seiten, Immobiliengesellschaften<br />

als auch Investoren, neue<br />

Möglichkeiten einer Interaktion im Rahmen<br />

von Beteiligungs- oder Finanzierungsprojekten.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

125


ImFokus<br />

Baukosten: Rasantester<br />

Preisanstieg seit 2008<br />

Rallye an den Rohstoffmärkten. Egal ob Stahl, Holz, Kupfer, Bitumen oder Kunststoffe –<br />

hohe Nachfrage trifft auf ein knapperes Angebot. Die Folge: Drastische Preisanstiege.<br />

M<br />

it einem Plus von 0,9 Prozent<br />

fiel der Kostenanstieg im<br />

heimischen Wohnhaus- und<br />

Siedlungsbau im Vorjahr noch<br />

relativ erträglich aus. Anders die Ausgangslage<br />

im bisherigen Jahresverlauf: Im Wohnbau<br />

stiegen die Baukosten zwischen Anfang Jänner<br />

und Ende April um durchschnittlich 4,7 Prozent.<br />

Allein im April stand im Jahresvergleich ein<br />

Anstieg von sieben Prozent zu Buche. Ähnlich<br />

Autor: Patrick Baldia<br />

dynamisch entwickelten sich die Baukosten<br />

im Straßenbau, wenngleich mit drei Prozent<br />

zwischen Jänner und April auf einem etwas<br />

tieferen Niveau. Experten fühlen sich an die<br />

Jahre 2006 bis 2008 erinnert, als die Preise<br />

infolge eines Wohnbaubooms ähnlich stark in<br />

die Höhe schossen.<br />

„Hinter dem Kostenanstieg seit Jahresbeginn<br />

steht vor allem der Preisanstieg bei Stahl und<br />

Bauholz“, erklärt Günter Wolf, Ökonom bei der<br />

Unicredit Bank Austria, der sich der Thematik<br />

in einer kürzlich erschienenen Analyse („Entwicklung<br />

der Baukosten 2021“) widmete. So<br />

sei etwa Stahl, der einen Anteil von rund zehn<br />

Prozent an den Wohnbaukosten habe, im Mai<br />

im österreichischen Großhandel gegenüber<br />

dem Vorjahr um 51 Prozent teurer gewesen.<br />

Bei Schnittholz und Holzplatten habe sich das<br />

Plus auf 16 Prozent belaufen. Aber auch andere<br />

Fotos: Adobe Stock, Michael Hetzmannseder, Omnicon, UniCredit Bank Austria<br />

126 BauTecFokus


„Die Gefahr wächst,<br />

dass mit den rückläufigen<br />

Margen die Eigenkapitalausstattung<br />

der<br />

Baufirmen abschmilzt.“<br />

Günter Wolf,<br />

Unicredit Bank Austria<br />

Baurohstoffe wie Kupfer, Bitumen oder Kunststoffe<br />

– beispielsweise in Form von Dämmstoffen<br />

– sind in den letzten Monaten infolge der<br />

hier wie da stark gestiegenen Nachfrage nach<br />

Metallen sowie des höheren Ölpreises deutlich<br />

teurer geworden.<br />

Rallye an den Rohstoffmärkten<br />

Auch ein aktueller Research-Report („Baustelle:<br />

Rallye an den Rohstoffmärkten“) der<br />

Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)<br />

vermittelt ein Bild über die Rallye an den<br />

Rohstoffmärkten. So hat etwa das Industriemetall<br />

Kupfer Rekordpreise von über 8.400<br />

Euro pro Tonne erreicht und sich allein in den<br />

vergangenen zwölf Monaten um mehr als 70<br />

Prozent verteuert. Aluminium hat sich über<br />

denselben Zeitraum um fast 50 Prozent auf<br />

mehr als 2.000 Euro pro Tonne verteuert. Die<br />

Holzpreise haben wiederum an der Chicagoer<br />

Börse mit einem Anstieg von über 250 Prozent<br />

eine wahre Kursexplosion erlebt.<br />

„Die Produktionskapazitäten in der Stahl- und<br />

Sägeindustrie wurden Anfang 2020 aufgrund<br />

des Ausbruchs der COVID-19-Pandemie zum<br />

Teil stillgelegt. Mit der raschen Erholung der<br />

Nachfrage konnten sie aber nicht schnell genug<br />

wieder in Betrieb genommen werden“, so<br />

Wolf zur wesentlichen Ursache der Preisanstiege<br />

beider Rohstoffe. Allein die Nachfrage<br />

aus den USA und China nach Schnittholz<br />

aus Deutschland und Europa sei 2020 kräftig<br />

gestiegen. Zur Veranschaulichung: In diese<br />

beiden Märkte gehen insgesamt 25 Prozent<br />

der gesamten Schnittholzexportmenge aus<br />

Deutschland und acht Prozent jener aus Österreich.<br />

Denn auch in den USA und China erlebt<br />

die Baubranche aktuell einen Boom. Dazu<br />

kommen fehlende Einschnittkapazitäten und<br />

ein Mangel an Rundholz, hinter dem erhöhte<br />

Zölle auf kanadisches Holz (in den USA) und<br />

der Handelsstreit mit Russland (im Falle von<br />

China) stehen. Es kann also angenommen<br />

werden, dass die Gewinnmargen der Holzproduzenten<br />

schon einmal schlechter waren.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

127


ImFokus<br />

„Die zugespitzte<br />

Situation der letzten<br />

Monate entspannt sich<br />

derzeit allmählich.“<br />

Karl-Heinz Strauss,<br />

Porr<br />

Österreich: Baustoffmangel<br />

stärker ausgeprägt<br />

Der Mangel an Baustoffen ist derzeit in Österreich<br />

und Deutschland sogar noch stärker<br />

ausgeprägt als im Rest von Europa. Laut der<br />

Analyse der Unicredit Bank Austria klagten<br />

im Mai elf Prozent der Baufirmen in der EU<br />

über einen Materialmangel. In Österreich und<br />

Deutschland waren es hingegen 34 Prozent.<br />

„Das ist auf die aktuell besonders dynamische<br />

Wohnbaukonjunktur in beiden Ländern zurückzuführen“,<br />

hält Wolf fest. Tatsächlich ist<br />

die Baukonjunktur in Österreich auch 2020<br />

kaum abgekühlt, da die Baufirmen nach einem<br />

kurzen Lockdown relativ früh wieder die<br />

Arbeit aufgenommen haben. Im Wohnungsneubau<br />

und in der Hochbausanierung sind<br />

die Umsätze daher nur um ein, zwei Prozent<br />

zurückgegangen.<br />

Die Zahl der fertiggestellten neuen Wohnungen<br />

belief sich im Vorjahr auf starke 72.000.<br />

Dafür, dass heuer mit ähnlich hohen Neubauzahlen<br />

gerechnet werden kann, spricht<br />

einiges. Etwa die Tatsache, dass die Baugenehmigungen<br />

Ende 2020 um 15 Prozent über dem<br />

Durchschnitt des letzten Jahrzehnts lagen.<br />

Gleichzeitig sollte die Baunachfrage hierzulande<br />

von der Förderung von Sanierungsmaßnahmen<br />

– in den kommenden Jahren stehen<br />

dabei vor allem energetische Bauvorhaben im<br />

Fokus – profitieren. Wolf glaubt, dass die Zahl<br />

der Konsumenten, die in den kommenden<br />

zwölf Monaten eine Wohnraumsanierung ins<br />

Auge fassen, im zweiten Quartal 2021 einen<br />

Rekordwert erreichen können. Daraus ergibt<br />

sich auch für Nicht-Ökonomen eine relativ<br />

einfache Schlussfolgerung: Zumindest auf<br />

kurze Sicht sollte nicht mit einer schwächeren<br />

Nachfrage und – sich daraus ergebend – einer<br />

Entspannung der Wohnbaukosten gerechnet<br />

werden.<br />

Fokus auf Preisvolatilität<br />

Wie erleben die Baufirmen die aktuelle Situation?<br />

„Wir haben heuer bei nahezu allen Warengruppen<br />

überproportional Preiserhöhungen<br />

verzeichnet“, sagt Porr-CEO Karl-Heinz<br />

Strauss. Für bestehende Aufträge habe man<br />

jedoch bereits Preisabsicherungen im Kernsortiment<br />

getroffen. Darüber hinaus verfüge man<br />

über ein breites Netzwerk an Lieferanten und<br />

setze innerhalb der Gruppe auf eng vernetzte<br />

Beschaffungsbereiche, um Preissteigerungen<br />

abzufedern und Stillstandzeiten auf den<br />

Baustellen des Unternehmens zu vermeiden.<br />

Davon profitiere die gesamte Porr Gruppe.<br />

„Zudem liegt der Fokus unserer Kalkulationsverantwortlichen<br />

im Einkauf aktuell auf<br />

der vorherrschenden Preisvolatilität“, erklärt<br />

Strauss.<br />

„Aktuell sehen wir Lieferengpässe bei bestimmten<br />

Produkten, wie zum Beispiel bei<br />

Dämmstoffen, Gipskarton oder Holz“, berichtet<br />

Markus Rink, Geschäftsführer der Omnicon,<br />

von der Erfahrung der Bautochter der CA<br />

Immo in Deutschland. Deshalb versuche man,<br />

frühzeitig mit Lieferanten Lösungsansätze zu<br />

finden und langfristig zu planen, um eventuelle<br />

Engpässe zu überbrücken. Auf den Baustellen<br />

seines Unternehmens sieht Rink jedenfalls<br />

128 BauTecFokus


„Aktuell sehen wir Lieferengpässe<br />

bei bestimmten<br />

Produkten, wie zum<br />

Beispiel bei Dämmstoffen,<br />

Gipskarton oder Holz.“<br />

Markus Rink,<br />

Omnicon<br />

aktuell keinen Terminverzug aufgrund von<br />

Materialverknappung. Da man in bestehenden<br />

Verträgen die Projektpreise fixiert habe, sei die<br />

Preisbasis stabil. „Bei anstehenden Verträgen<br />

wird anhand des freien Wettbewerbs der Preis<br />

bestmöglich ausbalanciert“, so Rink.<br />

Stahl- und Holzproduktion steigt<br />

Wolf geht davon aus, dass sich die Versorgung<br />

mit Baustoffen mit zunehmender Produktion<br />

im zweiten Halbjahr verbessern sollte. Er verweist<br />

darauf, dass die Top-20 der europäischen<br />

Sägewerke vorhaben, heuer um mindestens<br />

sechs Prozent mehr zu produzieren. Allein die<br />

deutsche Sägeindustrie habe im ersten Quartal<br />

ein Produktionsplus von 18 Prozent vermeldet.<br />

Daher sollten auch die Preise zumindest<br />

leicht zurückgehen. Darauf deutet im Übrigen<br />

auch die jüngste Abkühlung der US-Sägeholz-<br />

Futures hin.<br />

Etwas anders schaut die Sache hingegen beim<br />

Stahlpreis aus. Zwar wird auch in der Stahlindustrie<br />

die Produktion hochgefahren. Aus der<br />

Mai-Befragung über die Produktionserwartungen<br />

der nächsten Monate ist jedoch zu entnehmen,<br />

dass die europäischen Unternehmen in<br />

der zweiten Jahreshälfte mehrheitlich einen<br />

deutlichen Anstieg des Outputs erwarten.<br />

Mit dem zunehmenden Angebot sollte auch<br />

die Dynamik der Preisanstiege nachlassen.<br />

Für Wolf bedeutet das allerdings nicht, dass<br />

der Stahlpreis fallen wird. „Er könnte in den<br />

kommenden Monaten durchaus noch steigen<br />

und bis ins Frühjahr 2022 hinein relativ hoch<br />

bleiben“, so der Ökonom.<br />

Situation entspannt sich<br />

„Die Preissituation wird meiner Meinung nach<br />

2021 anhalten“, meint Strauss. Was etwaige<br />

Lieferengpässe betreffe, nehme er derzeit leider<br />

auch „vermeidbare Engpässe“ wahr und<br />

gehe aber davon aus, dass es im dritten oder<br />

vierten Quartal wieder gewohnte Lieferintervalle<br />

geben werde. „Aber natürlich wird es<br />

auch im Herbst noch vereinzelte Bereiche geben,<br />

in denen wir mit Störungen rechnen“, so<br />

der Porr-CEO. Nachsatz: „Grundsätzlich lässt<br />

sich aber festhalten, dass sich die zugespitzte<br />

Situation der letzten Monate derzeit allmählich<br />

wieder entspannt.“<br />

Nicht von der Hand zu weisen ist, dass angesichts<br />

der Entwicklung der letzten Monate der<br />

Margendruck im Wohnbau zuletzt gestiegen<br />

ist. Der Kostenanstieg konnte nämlich nur<br />

mehr zum Teil in den Baupreisen abgefangen<br />

werden, die in den ersten drei Monaten des<br />

Jahres um durchschnittlich 3,7 Prozent stiegen.<br />

„Vor allem bei Pauschalaufträgen und vereinbarten<br />

Festpreisen konnten die Teuerungen<br />

bei den Vormaterialien kaum weitergereicht<br />

werden. Zugleich berichtet die Baubranche,<br />

dass die Baustofflieferanten vielfach nur kurze<br />

Bindungsfristen und Tagespreise anbieten“,<br />

heißt es etwa in der Analyse der Unicredit<br />

Bank Austria. Angesichts der guten Auftragslage<br />

dürfte das Insolvenzrisiko in der Bauindustrie<br />

kaum gestiegen sein. „Aber es wächst<br />

die Gefahr, dass die Eigenkapitalausstattung<br />

der Baufirmen mit den rückläufigen Margen<br />

abschmilzt“, bringt es Wolf auf den Punkt.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

129


ImFokus<br />

Gründe für den<br />

Preisauftrieb<br />

Blitzumfrage. Das sagen befragte Firmen zum Thema.<br />

Andreas Wolf,<br />

Mapei Austria<br />

Corona-Pandemie, weltweite Rohstoffkrise<br />

und was kommt als nächstes? Als wäre die Pandemie<br />

nicht schon genug, hatten wir vor allem<br />

im zweiten Quartal 2021 mit der weltweit herrschenden<br />

Ressourcenverknappung zu schaffen.<br />

Für uns alle ist diese Entwicklung stark spürbar,<br />

ob Lieferant, Kunde oder Endverbraucher.<br />

Durch die hohe Nachfrage von Endkunden,<br />

unter anderem aufgrund von absehbaren<br />

Preiserhöhungen, stieg natürlich die Nachfrage<br />

an Rohstoffen seitens der Unternehmen.<br />

Seit über eineinhalb Jahren befinden wir uns<br />

in einer absoluten Ausnahmesituation, durch<br />

Corona-bedingte Grenzkontrollen, geschlossene<br />

Produktionsstätten sowie Probleme mit<br />

internationalen Containerschiffen wurde die<br />

Situation zusätzlich verschärft. Es folgte die<br />

weltweit herrschende Rohstoffverknappung.<br />

Die Nachfrage unserer Kunden stieg infolgedessen<br />

immens, sodass teilweise schon im April<br />

Jahresmengen bestellt wurden. Mehrere Unternehmen<br />

gleichzeitig mit Jahresmengen zu<br />

beliefern, ist eine logistische Herausforderung<br />

und auch für die Produktion kaum machbar.<br />

Zu Beginn eines Geschäftsjahres ist man<br />

natürlich auf etwaige Ausnahmesituationen<br />

vorbereitet, jedoch mit Sicherheit nicht auf<br />

eine weltweite Ressourcenkrise und die damit<br />

einhergehenden Preiserhöhungen von bis<br />

zu 100 Prozent! Aus diesem Grund sind die<br />

meisten Unternehmen, so auch Mapei Austria,<br />

gezwungen, unterjährige Preisanpassungen<br />

vorzunehmen. Bereits im April mussten wir<br />

unsere Partner über Preisanpassungen, geltend<br />

ab Mai 2021, informieren. Wir haben<br />

davon abgesehen, die Preisanpassungen am<br />

gesamten Produktsortiment vorzunehmen<br />

und haben lediglich jene Produkte erhöht,<br />

welche auch im Einkauf massiv teurer wurden.<br />

Aus diesem Grund haben wir auch eine Neuauflage<br />

unseres Produkt- und Preiskataloges<br />

veröffentlicht. Diese ist auf unserer Website<br />

– natürlich als digitaler Blätterkatalog – verfügbar.<br />

Um Ressourcen einzusparen, sehen wir<br />

jedoch davon ab, den Katalog als Druckversion<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Ein Ende der Corona-Pandemie ist jedoch in<br />

Sicht, weshalb sich Nachfrage und Angebot<br />

wieder besser entsprechen werden, Logistikketten<br />

sich schließen und sich weltweit die<br />

Gegebenheiten am Rohstoffmarkt einpendeln<br />

werden – und wir werden Schritt für Schritt zur<br />

„Normalität“ zurückkehren.<br />

Fotos: Mapei, Robert Tober, Uponor<br />

130 BauTecFokus


Werner Hoyer-Weber,<br />

Hoyer Brandschutz<br />

Aus meiner Sicht hat der derzeitige Baustoffmangel<br />

zwei Hauptursachen: Unsere Abhängigkeit<br />

von globalen Lieferketten, wenn mit<br />

Produkten aus Übersee gebaut wird anstelle<br />

mit Erzeugnissen aus Österreich oder Europa,<br />

und zum anderen die Rohstoffknappheit<br />

durch die massive Ausbeutung von Ressourcen.<br />

Wenn man hört, dass bald kein Beton<br />

mehr hergestellt werden kann, weil sämtliche<br />

Sandvorräte aufgebraucht sind, stellt sich<br />

die Frage, ob wir weiter auf Baustoffe setzen,<br />

wo schon Knappheit herrscht, oder mehr auf<br />

andere beziehungsweise nachwachsende wie<br />

Holz zurückgreifen.<br />

Auch die aktuelle Preissituation ist verheerend.<br />

Als Fachplaner geben wir auf Basis unserer<br />

Erfahrungswerte Schätzkosten für Brandschutzanlagen<br />

ab und sehen dann, dass die<br />

Preise teils im zweistelligen Prozentbereich<br />

steigen. Den Bauherren trifft es am härtesten,<br />

denn er hat mit einem gewissen Budget kalkuliert<br />

und muss nun einen weitaus höheren<br />

Preis zahlen.<br />

Aus meiner Sicht kann die Bauwirtschaft<br />

dieses Dilemma nur überwinden, indem wir<br />

in der Planung konsequent auf den ressourcenschonendsten<br />

Weg setzen, die Wahl der<br />

Baustoffe überdenken und uns verstärkt dem<br />

Kreislaufdenken zuwenden. Muss bei Umbauten<br />

wirklich immer alles erneuert werden? Ich<br />

sage nein und selbst im Brandschutz kommen<br />

wir bei vielen Sanierungen mit Bestehendem<br />

gut und sicher aus. Das betrifft nicht nur Bestandsdecken<br />

oder -wände, sondern auch die<br />

Anlagentechnik. Wir können Aufzüge ertüchtigen<br />

und als Evakuierungsaufzüge weiterverwenden<br />

und Löschanlagen oder Brandmeldeanlagen<br />

so adaptieren, dass sie viele weitere<br />

Jahre einsetzbar bleiben. Diese nachhaltigeren<br />

Lösungen erfordern mehr Know-how und oft<br />

auch die planerische Extrameile, aber machen<br />

sich am Ende des Tages mehrfach bezahlt.<br />

Rudolf Donner,<br />

Uponor<br />

Trotz der angespannten Lage auf dem Rohstoffmarkt<br />

kann Uponor insgesamt eine zuverlässige<br />

Belieferung der Kunden sicherstellen<br />

– wobei partiell Engpässe nicht immer auszuschließen<br />

sind. Im Interesse der Kundenzufriedenheit<br />

werden Aufträge teilweise priorisiert,<br />

um vorrangig laufende Projekte zu bedienen.<br />

Der Preisdruck in der Branche hat mehrere<br />

Gründe. Die Anspannung in der Lieferkette<br />

aufgrund der Materialverknappung, Engpässe<br />

in der Logistik angesichts der starken Auslastung<br />

der Lieferdienste und der hohe Bestelleingang<br />

führen zu steigenden direkten Kosten.<br />

Die Auswirkungen auf den Preis sind über das<br />

gesamte Sortiment von Uponor zu spüren. Es<br />

hat sich gezeigt, dass in dieser Situation Augenmaß,<br />

Transparenz und Fairness entscheidend<br />

sind bei der Preisgestaltung. Unter dem<br />

Eindruck der steigenden Materialkosten hat<br />

Uponor die Preise einmalig maßvoll erhöht<br />

und vermeidet dadurch in kürzeren Abständen<br />

nötige Preisanpassungen.<br />

Durch den Dialog mit den Kunden ist es gelungen,<br />

Verständnis zu wecken: Nur gemeinsam<br />

können Hersteller, Handel und Handwerk<br />

diese Situation meistern. Dies liegt auch im<br />

Interesse der Endkunden, die langfristig die<br />

Kosten tragen müssen, wenn sich die Situation<br />

nicht entspannt – was sich dann wiederum negativ<br />

auf die Bauwirtschaft auswirken könnte.<br />

Zu einer gewissen Entspannung beitragen<br />

könnte, wenn der im öffentlichen Bereich geltende<br />

Baukostenindex gesetzlich auch auf die<br />

Privatwirtschaft übertragen würde.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

131


Wein &<br />

Immobilien<br />

Frisch von der Leber weg<br />

Ein lockeres Gespräch bei einem Vinotheksstreifzug<br />

mit Christian Babler, Geschäftsführer von<br />

BauConsult Group.<br />

Agieren statt Reagieren<br />

Stete Veränderung. Arbeitsweisen und Bürokonzepte müssen neu gedacht und definiert werden. Dabei<br />

immer einen Schritt voraus zu sein, schafft einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil.<br />

Kolumne: Lisa Grüner<br />

D<br />

ie Sonne brennt unbarmherzig<br />

auf den Asphalt des Rochusmarkts.<br />

Die Markise der Vinothek<br />

spendet wohltuenden Schatten,<br />

doch die Luft steht. Da drängen sich gleich<br />

Themen wie Bodenversiegelung und Nachhaltigkeit<br />

auf. Wie wirken sich die neuen ESG-<br />

Richtlinien auf die BauConsult Group aus? „Was<br />

für ein intelligentes Instrumentarium der Finanzwirtschaft,<br />

um auf die Nachhaltigkeitsthemen<br />

einzuwirken“, lacht Babler. „Den Investoren<br />

Rahmenbedingungen aufzuerlegen, dass sie<br />

nur unter gewissen Voraussetzungen sinnvoll<br />

erwerben dürfen, war von der EU sehr geschickt<br />

eingefädelt. Wir als Industrie müssen uns langfristig<br />

danach richten.“ Wir nehmen einen Schluck<br />

vom Frizzante Syrah von Roland Steindorfer aus<br />

Apetlon. Der trockene, leicht herbe Frizzante ist<br />

erfrischend mit einem milden Abgang, im Duft<br />

mit feinen Noten nach Erdbeeren und dunklen<br />

Waldbeeren. „Auch wenn es uns in unserer<br />

Tätigkeit noch nicht unmittelbar betrifft, so<br />

setzen wir uns mit dem Thema intensiv auseinander.<br />

Man muss sich immer die Frage stellen,<br />

für wen arbeite ich, wer sind meine Auftraggeber?<br />

Wir müssen Immobilien errichten, die den<br />

Kaufkriterien institutioneller Investoren und<br />

auch einer internationalen Klientel entsprechen.<br />

Auch wenn wir Investoren haben, die mit 100<br />

Prozent Eigenkapital finanzieren, ist das nachhaltige<br />

Bauen und entsprechende Zertifizierungen<br />

kein Nice-to-have, sondern ein Must-have.<br />

„Man muss sich<br />

immer die Frage<br />

stellen: Für wen<br />

arbeite ich?“<br />

Christian Babler,<br />

BauConsult Group<br />

132 BauTecFokus


Fotos: Mopix Photography, Adobe Stock<br />

Mit der ÖGNI haben wir ein enges Verhältnis<br />

und mit unserem Preferred Partner Beyond<br />

Carbon Energy setzen wir nachhaltige Energiekonzepte<br />

um.“ So wurde beim Viertel 2 auf regenerative<br />

Energieerzeugung und energetische<br />

Kommunikation zwischen den Gebäuden gesetzt.<br />

Mit moderner Haustechnik und entsprechenden<br />

Wärmeschutzmaßnahmen an der Gebäudehülle<br />

werden bereits mehr als 70 Prozent an CO2-<br />

Emissionen und Brennstoffen eingespart. „Wir<br />

nehmen das CO2-Thema ernst und bringen in<br />

Projekten entsprechende Konzepte unter. Ideal<br />

sind verschiedene Nutzungsformen wie im<br />

Viertel 2. Die Büros brauchen Kälte, aus der<br />

Abwärme wird das Warmwasser für das Wohngebäude<br />

aufbereitet, das macht Sinn.“<br />

Verkleinert wird nicht<br />

Als nächsten Wein versuchen wir einen<br />

Welschriesling vom Weingut Benjamin und<br />

Elisabeth Spät aus Großkrut. Der schöne,<br />

leichte <strong>Sommer</strong>wein präsentiert sich spritzig<br />

und fruchtig fein. Demnächst übersiedelt die<br />

BauConsult Group ins Korso, eine größere<br />

Bürofläche wurde notwendig, nachdem das<br />

Unternehmen stark gewachsen ist. Hat Corona<br />

etwas an der Entscheidung, auf 850 Quadratmeter<br />

zu gehen, geändert?<br />

„Wir verkleinern nicht, sondern lassen dem<br />

Büro eine andere Funktion zukommen“,<br />

erklärt Babler. „Es wird ein Kommunikationszentrum<br />

mit unterschiedlichen Zonen werden,<br />

in denen das Arbeiten in unterschiedlichsten<br />

Qualitäten über die Bühne gehen kann.“ So<br />

werden ruhige, aber auch Kreativzonen geplant,<br />

in denen es auch lauter zugehen kann.<br />

Für das Backoffice sind fixe Arbeitsplätze und<br />

zusätzlich ein paar flexible vorgesehen. Ein<br />

Drittel der Mitarbeiter ist immer auf Baustellen<br />

unterwegs. „Wir haben schon vor Corona ein<br />

flexibles Arbeitszeitmodell erarbeitet, jetzt<br />

haben wir aufgrund der Erfahrungen der Mitarbeiter<br />

im letzten Jahr nachjustiert und die<br />

Ergebnisse einer Mitarbeiter-Befragung einfließen<br />

lassen.“ Gezeigt hat sich, dass die Projektarbeit<br />

in den Teams gut funktioniert hat,<br />

untergegangen ist die Kommunikation zwischen<br />

den Teams. „Das gemeinsame Lernen,<br />

das Reden über Problemstellungen und wie sie<br />

gelöst wurden, fehlt, wenn es kein gemeinsames<br />

Büro gibt“, erzählt Babler. „Unsere Leute<br />

fordern diese gelebte Lösungskultur auch ein.“<br />

Zukunftsfit sein<br />

Babler, der 2014 in die BauConsult Group eingestiegen<br />

ist, hat das Unternehmen gemeinsam<br />

mit Andreas Laschober stark ausgebaut.<br />

Mit über 40 Mitarbeitern, Laschober als Baumeister<br />

und ihm selbst als Immobilientreuhänder<br />

deckt das Unternehmen ein breites<br />

Spektrum ab. Den steigenden Rohstoffpreise<br />

und Kosten sieht er gelassen entgegen. „Es<br />

ist ja nicht das erste Mal, dass sich Baukosten<br />

bewegen, weil sich Rohstoffpreise verändert<br />

haben. Es wurde immer wieder mal der Stahl<br />

teurer, die Energiepreise höher, Kupfer teurer<br />

usw. Das sind Themen, mit denen man sich<br />

immer schon hat beschäftigen müssen, das<br />

heißt nicht, dass man diese Baustoffe nicht<br />

mehr verwendet, sondern mehr Effizienz in<br />

die Planung bekommen muss.“ Hier setzt die<br />

BauConsult Group auf Digitalisierung. „Das<br />

letzte Jahr haben wir genutzt, um die EDV zu<br />

erneuern und auf eine neue Rechnungswesensoftware<br />

umzustellen. Die digitale Projektplattform<br />

wurde so ausgebaut, dass weitere<br />

Prozesse digitalisiert werden können. „Wir<br />

haben alle Daten in der Cloud und am Sharepoint<br />

integriert“, so Babler, „damit können<br />

unsere Mitarbeiter von überall sauber und<br />

schnell arbeiten.“ Stichwort BIM? „Da sind wir<br />

in Österreich deutlich hinten nach, in Großbritannien<br />

und Deutschland ist das viel mehr im<br />

Einsatz, öffentliche Ausschreibungen setzen<br />

oft schon eine Abwicklung über BIM voraus“,<br />

so Babler. „Der Planungsprozess ändert sich<br />

durch BIM komplett, wir haben zwei Mitarbeiterinnen,<br />

die sich rein mit BIM beschäftigen,<br />

damit wir dieses Know-how im Unternehmen<br />

haben.“ Die Vorteile bei der Kostenermittlung<br />

liegen für den Geschäftsführer auf der Hand.<br />

„Die Massenberechnung ist leichter, ein Knopfdruck<br />

und man weiß, wie viel Beton, Türen,<br />

Holz etc. benötigt werden.“<br />

Der Kellner stellt uns zwei Gläser Oberberg vom<br />

Weber Arkadenweinhof aus Lutzmannsburg<br />

auf den Tisch. Der schöne dichte Blaufränkische<br />

hat 320 Sonnentage gesehen und bildet<br />

einen schönen Abschluss für unser Gespräch.<br />

Überholt sich die Digitalisierung nicht selbst,<br />

da ja schon Blockchain und Smart Contracts an<br />

die Türe klopfen? „Wir sind dem Thema offen<br />

gegenüber und versuchen immer zeitnah herauszufinden,<br />

welche Konsequenz es für unser<br />

Geschäftsmodell hat“, so Babler. „Es ist wie bei<br />

ESG, wenn es zum Thema wird und ein Investor<br />

das fordert, dann müssen wir das können.<br />

Und weil wir das wissen, beschäftigen wir uns<br />

damit, wir müssen agieren, nicht reagieren.“ <br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

133


ImFokus<br />

134 BauTecFokus


Das große Kribbeln<br />

und Krabbeln am Bau<br />

Herausforderung Natur- und Artenschutz. Der Lebensraum streng geschützter Tiere darf in Österreich nur in<br />

Ausnahmefällen bebaut werden. Dabei kommen diese praktisch auf jedem großen Bauareal vor.<br />

Autor: Patrick Baldia<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

D<br />

as hatte sich Elon Musk wohl<br />

anders vorgestellt. Eigentlich<br />

sollte im neuen Tesla-Werk in<br />

Grünheide bei Berlin diesen Juli<br />

die Produktion aufgenommen werden. Dass<br />

nun nicht wie geplant die ersten E-Fahrzeuge<br />

vom Fließband rollen, liegt unter anderem auch<br />

an einem kleinen Reptil, das auf dem Areal der<br />

sogenannten Gigafactory lebt: Der streng geschützten<br />

Zauneidechse. Ende 2020 hatte das<br />

Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg<br />

(OVG) einer Beschwerde von zwei Umweltverbänden<br />

stattgegeben und die Rodung von<br />

Waldflächen auf Teilen der Baustelle untersagt.<br />

Dort sei der Lebensraum überwinternder Zauneidechsen,<br />

die die Rodungsmaßnahmen voraussichtlich<br />

nicht überleben würden, hieß es<br />

in der Entscheidung. Und auch die von Tesla<br />

durchgeführte Umsiedelung der Tiere sei „nicht<br />

geeignet, eine signifikante Erhöhung des Tötungsrisikos<br />

und damit einen Verstoß gegen<br />

das bundes- und europarechtliche Tötungsverbot<br />

auszuschließen“.<br />

Freilich liegt es nicht allein an Lacerta agilis<br />

oder der ebenfalls am Areal lebenden streng<br />

geschützten Schlingnatter (Cornella austriaca),<br />

dass der ursprüngliche Zeitplan des<br />

umtriebigen Unternehmers nicht eingehalten<br />

werden kann. Nach wie vor liegt nämlich die<br />

endgültige umweltrechtliche Genehmigung<br />

des Landes Brandenburg, und damit die Voraussetzung<br />

für den Produktionsstart, nicht<br />

vor, weshalb über einzelne vorläufige Zulassungen<br />

gebaut wird. Vor kurzem hat Tesla den<br />

ursprünglichen Bauantrag für die erste europäische<br />

E-Auto-Fabrik auch noch um ein Batteriewerk<br />

ergänzt, was weitere Verzögerungen<br />

nach sich zieht. Es zeigt aber insgesamt, wie<br />

Umwelt- und Naturschutzrecht, ebenso wie<br />

die Beteiligung von diversen Stakeholdern,<br />

beispielsweise Umweltschützer oder Bürgerinitiativen,<br />

Bauvorhaben in Deutschland<br />

erschweren und mitunter auch verhindern<br />

können.<br />

Wien: 700 geschützte Tierarten<br />

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in der Alpenrepublik.<br />

Hört man sich unter Bauträgern und<br />

Entwicklern um, so erschließt sich schnell der<br />

Eindruck, dass nahezu jeder Baugrund in Wien<br />

bereits bewohnt ist – von seltenen Insekten,<br />

Reptilien, Amphibien, Nagetieren oder Vögeln<br />

wohlgemerkt. Allein in Wien soll es um die 700<br />

geschützte Tierarten geben. Dazu zählen etwa<br />

Juchtenkäfer, Wanderkröte oder Feldhamster.<br />

Zu unverhoffter Prominenz hat es vor einigen<br />

Jahren ein gelb-brauner, mittelgroßer Nager,<br />

der in wiesenartigen Lebensräumen wie Weingärten,<br />

Trockenrasen oder Brachen – aber auch<br />

Flugfeldern oder Golfplätzen – anzutreffen ist,<br />

gebracht: Das Ziesel. Eine Kolonie der streng<br />

geschützten Tiere hat ein Wohnbauprojekt<br />

hinter dem Heeresspital in Stammersdorf nahe<br />

dem Marchfeldkanal jahrelang verzögert – und<br />

mehrere Millionen Mehrkosten verursacht.<br />

Die betreffenden Grundstücke in Floridsdorf<br />

wurden bereits 2008 von den beiden Bauträgern<br />

Kabelwerk und Donaucity erworben.<br />

2009 erfolgte die Umwidmung zu Baugrund.<br />

Auf dem 70.000 Quadratmeter großen Areal<br />

sollten rund 950 geförderte Wohnungen errichtet<br />

werden. Als die Pläne bekannt wurden,<br />

formierte sich rasch Widerstand und die „Interessensgemeinschaft<br />

Lebensqualität (IGL)<br />

Marchfeldkanal“ betrat die Bildfläche. Sie<br />

mauserte sich zur Beschützerin der rund 150<br />

Ziesel, die dort lebten. So mancher Kritiker sah<br />

dahinter auch andere Motive. ORF-Moderator<br />

Paul Tesarek stellte etwa 2012 in einem „Wien<br />

heute“-Bericht in den Raum, dass eine von der<br />

Bürgerinitiative geplante Mahnwache zum<br />

Schutz der Ziesel „vielleicht auch zum Schutz<br />

der eigenen Aussicht“ erfolgen könnte. Seitens<br />

der IGL-Marchfeldkanal war wiederum<br />

zu vernehmen, dass man „nicht grundsätzlich<br />

gegen die Verbauung freier Grundstücke“ sei,<br />

es komme aber immer auf das „Wie“ an.<br />

Ziesel-Steg für 70.000 Euro<br />

2012 gab die MA 22 grünes Licht für ein Projekt,<br />

das die Umsiedelung der Ziesel – sowie<br />

der ebenfalls auf dem Baugrund lebenden<br />

Feldhamster – auf Ausgleichsflächen zum Ziel<br />

hatte. Den Bauträgern wurde per Bescheid<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

135


ImFokus<br />

vorgeschrieben, eine ökologische Bauaufsicht<br />

einzurichten. Damit wurde unter anderem<br />

die Verhaltensbiologin Irene Hoffmann von<br />

der Uni Wien betraut. Unter ihrer Aufsicht<br />

wurden die Tiere mit Transpondern versehen<br />

und regelmäßig gezählt. Gleichzeitig wurde<br />

für kolportierte 70.000 Euro ein eigener<br />

Ziesel-Steg über den Marchfeldkanal gebaut,<br />

über den die Abwanderung zu den Ausgleichsflächen<br />

erfolgen sollte. Als sich erwies,<br />

dass der Umsiedelungsplan erfolgreich war<br />

beziehungsweise zumindest 50 der Nager sich<br />

ein neues Zuhause gesucht hatten, konnten<br />

schließlich die Baumaschinen auffahren. Allerdings<br />

erst 2018. Im Frühjahr 2019 wurden<br />

dann die ersten Gebäude mit 156 Wohnungen<br />

fertig und damit um einiges später als ursprünglich<br />

geplant.<br />

Tierische Troubles mit den Nachbarn<br />

Geschützte heimische Tiere, die in den vergangenen Jahren auf die eine<br />

oder andere Art Bauvorhaben beeinflussten:<br />

• Feldhamster: Eine eigene Schutzzone soll während der Sanierung der<br />

Hochstraße St. Marx für die Sicherheit der Nager sorgen.<br />

• Juchtenkäfer: Sein Vorkommen im Hietzinger Hörndlwald verhinderte<br />

dort den Bau einer Burnout-Klinik.<br />

• Triel: Der vom Aussterben gefährdete Vogel könnte die geplante<br />

Marchfeld Schnellstraße (S8) kippen.<br />

• Wanderkröte: Verzögerte 2016 das Wohnprojekt am Nordbahnhof.<br />

Konnte in eigens angelegte Biotope umgesiedelt werden.<br />

• Zauneidechse: Das Reptil der Jahre 2019-2021 zählt zu den Mitbewohnern<br />

der Wanderkröte am Nordbahnhof.<br />

• Ziesel: Der wohl berühmteste Nager Ostösterreichs sorgte für jahrelange<br />

Verzögerungen eines Wohnprojekts in Stammersdorf.<br />

„Artenschutzbestimmungen werden im EU-<br />

Recht sehr streng gefasst“, sagt Paul Reichel,<br />

Partner bei NHP Rechtsanwälte. Wie der Experte<br />

für Naturschutzrecht erklärt, würden in<br />

den neun heimischen Naturschutzgesetzen<br />

zwei EU-Richtlinien umgesetzt: Die Vogelschutz-<br />

und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie.<br />

Ihr Ziel ist die Erhaltung wildlebender<br />

Vogelarten beziehungsweise die Sicherung der<br />

Artenvielfalt durch die Erhaltung der natürlichen<br />

Lebensräume sowie der wildlebenden<br />

Tiere und Pflanzen. Um dies zu erreichen sind<br />

laut Reichel unter anderem drei zentrale artenschutzrechtliche<br />

Verbote normiert: das Töten<br />

und Fangen von Exemplaren geschützter Tierarten,<br />

die Störung geschützter Tierarten sowie<br />

die Zerstörung oder Beschädigung von Fortpflanzungs-<br />

und Ruhestätten beziehungsweise<br />

Nestern bestimmter Tierarten.<br />

Problematisch: Deutlich<br />

höheres Tötungsrisiko<br />

Was passiert aber, wenn bei einem Bauprojekt<br />

einzelne Tiere getötet werden, was natürlich<br />

immer vorkommen kann? „Das wäre für sich<br />

genommen dann kein Problem, wenn sich<br />

das durch ein Bauvorhaben hervorgerufene<br />

Tötungsrisiko in einem Bereich bewegt, der<br />

im allgemeinen Naturgeschehen immer gegeben<br />

ist“, so Reichel. Problematisch wäre es,<br />

wenn es zu einer signifikanten Erhöhung des<br />

Tötungsrisikos kommen würde. Das wäre beispielsweise<br />

dann der Fall, wenn ein Windpark-<br />

136 BauTecFokus


in frostfreie Höhlen zurückziehen, saniert.<br />

Bereits Anfang April 2018 hingen die Säuger<br />

bereits an ihren gewohnten Plätzen.<br />

Projekt auf der Route von Zugvögeln realisiert<br />

werden soll. Nachsatz des Experten: „Zu berücksichtigen<br />

ist allerdings, dass für die Frage,<br />

ob artenschutzrechtliche Verbotstatbestände<br />

ausgelöst werden, immer auch projektimmanente<br />

ökologische Begleitmaßnahmen – wie<br />

zum Beispiel die Schaffung von Lebensraumstrukturen<br />

oder Umsiedelungsmaßnahmen<br />

– mitberücksichtigt werden müssen.“<br />

Wie wichtig in diesem Zusammenhang die<br />

offene Kommunikation zwischen allen wichtigen<br />

Stakeholdern ist, zeigt das Beispiel des<br />

Schloss Frein in Frankenburg am Hausruck.<br />

Das denkmalgeschützte Objekt wurde 2017<br />

von der Green Finance erworben, um es einer<br />

Generalsanierung zu unterziehen. Vor<br />

dem Baubeginn wurde das Unternehmen<br />

jedenfalls von Naturschutzbund und Koordinationsstelle<br />

für Fledermausschutz und -forschung<br />

in Österreich (KFFÖ) darauf hingewiesen,<br />

dass sich am Dachboden des Schlosses<br />

eine Wochenstube von Fledermäusen der<br />

Art „Großes Mausohr“ befindet. Laut Green-<br />

Finance-Geschäftsführer Michael Kottnig,<br />

Geschäftsführer der Green Finance, war man<br />

bemüht Naturschutz und KFFÖ während des<br />

gesamten Projekts miteinzubeziehen. Mit<br />

Erfolg: Der Dachstuhl wurde 2018, während<br />

der Wintermonate, über die sich die Tiere<br />

15 Millionen Euro für<br />

Reptilien-Umsiedelung<br />

Es kann auch extremer ablaufen, wie ein weiteres<br />

Beispiel aus Deutschland aufzeigt. Mit dem<br />

Kauf der Vivico, einer Verwertungsgesellschaft<br />

der Deutschen Bahn, kam die CA Immo 2007<br />

zwar in den Besitz von etlichen Top-Liegenschaften<br />

in den besten innerstädtischen Lagen<br />

Deutschlands. Auf Bahngrundstücken fühlt<br />

sich aber nun mal auch ein kleines Tierchen<br />

offenbar pudelwohl, weshalb es dort oft in großer<br />

Zahl anzutreffen ist: die bereits erwähnte<br />

Zauneidechse. Bei einem Entwicklungsprojekt<br />

in Frankfurt mussten daher die dort lebenden<br />

Tiere – auf Basis eines Behördenbeschlusses –<br />

zum Umsiedeln auf die Nachbarfläche bewegt<br />

werden, wie sich Patrick Kaurisch, Leiter der<br />

Grundstücksaufbereitung/Erschließung bei<br />

der CA Immo, erinnert. Als sich herausstellte,<br />

dass es dort nicht möglich sei, über Ausgleichsmöglichkeiten<br />

die Lebensgrundlage der<br />

hiesigen Zauneidechsen zu sichern, mussten<br />

Biologen jedes einzelne der insgesamt 2.000<br />

Tiere einfangen, um sie zu einem eigens angelegten<br />

Biotop in zwei Kilometer Entfernung zu<br />

bringen. Dabei war man allerdings auf schönes<br />

Wetter angewiesen. Nur dann kommen Zauneidechsen<br />

nämlich aus ihrem Unterschlupf,<br />

um ein Sonnenbad zu genießen.<br />

Die Kosten solcher Aktionen umschreibt<br />

Kaurisch – auch wenn sie im Vergleich zu den<br />

Baukosten „vernachlässigbar“ wären – als<br />

„nicht unerheblich“. Ein weiteres Beispiel<br />

aus Deutschland hilft das konkrete Ausmaß<br />

jedenfalls zu veranschaulichen: Im Rahmen<br />

des Milliardenprojekts Stuttgart 21 mussten<br />

in Stuttgart-Untertürkheim 6.000 Mauereidechsen<br />

umgesiedelt werden. Jedes einzelne<br />

Tier musste mit einer an einer Rute befestigten<br />

Schlinge von Experten gefangen werden. Laut<br />

der Deutschen Bahn kostete die Umsiedelung<br />

einer Eidechse durch Planung, Gutachten,<br />

Monitoring, Fang und Grunderwerb zwischen<br />

2.000 und 4.000 Euro. Insgesamt soll die Umsiedelung<br />

von geschützten Reptilien für Stuttgart<br />

21 Kosten in der Höhe von 15 Millionen<br />

Euro verursacht haben. <br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

137


ImFokus<br />

Konflikte<br />

kosten<br />

Baumediation. Wenn sich gegensätzliche Standpunkte verhärten<br />

und/oder Emotionen das Gesprächsklima beherrschen, ist eine<br />

sachliche Lösung eines Konfliktes oft, ohne Hilfe Dritter, nicht möglich.<br />

Spannungsfelder gibt es überall, wo es menschelt.<br />

Autor: Lisa Grüner<br />

138 BauTecFokus


Fotos: ISMIB, Adobe Stock<br />

„Die Idealsituation ist<br />

dann gegeben, wenn<br />

schon zu Projektbeginn<br />

ein Mediatorenteam<br />

eingebunden wird.“<br />

Franz Taumberger,<br />

eingetragener Mediator<br />

S<br />

ind beim Bau eines Objektes<br />

mehrere Unternehmen beteiligt,<br />

gibt es immer wieder Anlässe für<br />

Spannungsfelder und Konflikte:<br />

Terminverzug, strittige Vorleistungen, Leistungsänderungen,<br />

Abrechnungsthemen,<br />

Leistungsfeststellungen, Behinderung und<br />

Störung der Leistungserbringung, Gewährleistungsmängel<br />

oder Konflikte mit Anrainern und<br />

Bewohnern. In hoch eskalierten Fällen können<br />

eine Ersatzvornahme oder eine Vertragsauflösung<br />

im Raum stehen. Das kostet alles verzögert<br />

die Fertigstellung und kostet Geld und Nerven.<br />

Mediatoren können in all diesen Situationen<br />

bei der Lösungsfindung zeitnah Konflikte klären<br />

und unterstützen.<br />

„Die Idealsituation ist dann gegeben, wenn<br />

schon zu Beginn des Projektes ein Mediatorenteam<br />

eingebunden wird“, erklärt Franz<br />

Taumberger, eingetragener Mediator in Wien.<br />

„Damit ist gewährleistet, dass die Mediatoren<br />

das Projekt von Beginn an kennen, mögliche<br />

Konfliktlinien erkennen und zeitnah zu agieren<br />

beginnen.“ Ist im Bauvertrag eine Mediationsklausel,<br />

zum Beispiel als Ergänzung zur<br />

Schlichtungsklausel wie in der ÖNorm 2110,<br />

vereinbart, kann das Mediatorenteam rasch<br />

aktiv werden. Dieses sollte möglichst vor einem<br />

Aktivwerden von Rechtsanwälten, allein<br />

aus Kostengründen, beigezogen werden.<br />

„Das Bundesministerium für Justiz führt ein<br />

Verzeichnis der eingetragenen Mediatoren“,<br />

erklärt Johannes Göstl, Mitglied des Vorstandes<br />

ISMIB und eingetragener Mediator. „Diese<br />

unterliegen dem Zivilrechts-Mediationsgesetz<br />

und sind in der Liste mit dem jeweiligen Tätigkeitsbereich<br />

angeführt.“ Baumediatoren<br />

sollten neben ausreichender Erfahrung auch<br />

eine Affinität zur Bauwirtschaft aus ihrem<br />

Herkunftsberuf haben, also beispielsweise<br />

Architekt oder Bauträger sein. Damit wird sichergestellt,<br />

dass die hohe Komplexität eines<br />

Bauprojekts erfasst werden kann.<br />

Brennt der Hut, so muss zeitnah reagiert werden.<br />

„Wie schnell ein Mediator tätig werden<br />

kann, hängt einerseits von der Verfügbarkeit<br />

und andererseits von der Bereitschaft aller<br />

erforderlichen Beteiligten ab, an einem Mediationsverfahren<br />

teilzunehmen“, so Göstl.<br />

„Ein zentrales Prinzip der Mediation ist die<br />

Freiwilligkeit einer Teilnahme am Verfahren<br />

und die Option, zu jeder Zeit aus dem Verfahren<br />

auszusteigen.“ Die Vorbereitungszeit für<br />

die Mediationssitzungen ist von der Komplexität<br />

der Konfliktthemen und der Anzahl der<br />

Beteiligten abhängig, meist aber kurz, weil<br />

Mediatoren sich nicht in die Details der Auseinandersetzung<br />

einarbeiten müssen.<br />

Kosten/Nutzen<br />

Die grundlegende Frage ist: Welche direkten<br />

und auch Folgekosten bewirkt ein nicht geregelter<br />

Konflikt? „Dazu kommt, dass eskalierende<br />

Konflikte nicht nur soziale und wirtschaftliche<br />

Beziehungen schädigen oder im<br />

schlimmsten Fall sogar zerstören, sondern sich<br />

auf die Konfliktparteien und Dritte nachhaltig<br />

nachteilig auswirken können“, so Göstl. „Auch<br />

mögliche Rechtsverfahren bedeuten Zeitaufwand<br />

und Kosten.“<br />

Abgerechnet wird die Mediation üblicherweise<br />

auf Basis eines Stundenhonorars. Der Aufwand<br />

für Vor- und Nachbereitung sowie die<br />

Mediationssitzungen selbst steht in etwa im<br />

Verhältnis 1:1. „Der Einsatz eines Zweierteams<br />

ist nicht nur aus Qualitätsgründen sinnvoll, in<br />

meiner Berufspraxis biete ich auch keine andere<br />

Form von Mediation an“, so Taumberger.<br />

Es gibt keine Honorarrichtlinie für Mediatoren.<br />

Der übliche Stundensatz für ein Baumediatorenteam<br />

liegt zwischen 300 und 500<br />

Euro zuzüglich Umsatzsteuer. Die höchsten<br />

Honorarkosten fallen erfahrungsgemäß dann<br />

an, wenn Baukonflikte bereits gerichtsanhängig<br />

sind und konsensuale Lösungen in einem<br />

gerichtsnahen Mediationsverfahren gesucht<br />

werden. Auch für die Kostenübernahme gibt<br />

es keine einheitlichen Richtlinien. „Üblicherweise<br />

übernehmen diese die Konfliktparteien<br />

zu gleichen Teilen, in der Praxis können aber<br />

auch vertragliche Vereinbarungen getroffen<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

139


ImFokus<br />

werden, dass diese Kosten aus der Position<br />

‚nicht zuordenbare Baukostenʻ getragen werden“,<br />

so Taumberger. „Es macht Sinn, diese<br />

Frage schon bei Projektbeginn zu klären.“<br />

Zieht man nur Gerichtkosten und Anwaltskosten<br />

heran, wird die Kostenersparnis durch ein<br />

erfolgreiches Mediationsverfahren sehr klar<br />

sichtbar, besonders deshalb, da viele gerichtsanhängige<br />

Verfahren mit einem Vergleich<br />

oder einer Quotenteilung enden.<br />

Garantierter Erfolg?<br />

Mediationen können aber auch scheitern.<br />

Erfahrene Mediatoren werden üblicherweise<br />

rasch erkennen, ob eine Mediation sinnvoll ist<br />

oder nicht und das Verfahren nicht in die Länge<br />

ziehen. Auch deshalb wird im Normalfall eine<br />

Mediation rascher und kostengünstiger abzuwickeln<br />

sein als ein Gerichtsverfahren.<br />

Beispiel: Projektabrechnung<br />

Die Projektabrechnung beziehungsweise die<br />

Schlussrechnung birgt immer wieder ein großes<br />

Konfliktpotential. Unterschiedliche Standpunkte<br />

in Bezug auf den Grad und die Qualität<br />

der Leistungserbringung führen zu Nach- oder<br />

Gegenforderungen beziehungsweise Rechnungsabstrichen.<br />

Oftmalig sind hierfür Änderungen<br />

im Leistungs- beziehungsweise Lieferumfang,<br />

Nachträge oder im Raum stehende<br />

Mängel der Grund. Die Mediatoren wirken hier<br />

unterstützend, indem den Emotionen zwar<br />

Raum gegeben wird, diese jedoch auf die Bedürfnisse<br />

und Interessen, also was den Beteiligten<br />

wichtig ist und was diese brauchen, zurückgeführt<br />

werden. Auf Basis der Bedürfnisse und<br />

Interessen der Beteiligten werden von diesen<br />

Optionen entwickelt, die möglichst viele (im<br />

best case: alle) Interessen der teilnehmenden<br />

Parteien erfüllen. Im Falle der einvernehmlichen<br />

Verständigung über die Beiziehung eines<br />

Sachverständigen zu Themenbereichen, die<br />

von den Mediationsparteien nicht selbst gelöst<br />

werden können, erfolgt in der Mediation die<br />

Einigung über die Auswahl eines Sachverständigen.<br />

Damit werden Diskussionen über<br />

divergierende Gutachten verhindert. Aus den<br />

derart durch die Mediationsparteien kreierten<br />

Lösungsoptionen werden auf Basis der zuvor<br />

ermittelten Interessen (Kriterien) Lösungen<br />

erarbeitet, welche die Basis für die weitere Zusammenarbeit<br />

schaffen. Die Mediatoren leiten<br />

dabei den Mediationsprozess, haben jedoch die<br />

Verpflichtung, sich aus der inhaltlichen Gestaltung<br />

der Lösungsfindung herauszuhalten.<br />

Beispiel: Begleitende Baumediation<br />

Um den geplanten Dachbodenausbau in Wien<br />

wirtschaftlich optimal gestalten zu können,<br />

musste in bestehende Mietverträge wegen des<br />

Lifteinbaues und der Konstruktion von Balkonen<br />

eingegriffen werden, dazu war die Zustimmung<br />

der Betroffenen erforderlich. Nach der<br />

Einigung über ein Mediationsverfahren wurde<br />

in Vorgesprächen mit dem Architekten und<br />

den Eigentümern klar, dass mehrere Mieter<br />

das Bauvorhaben zumindest verzögern, wenn<br />

nicht sogar in der vorgeplanten Form zu verhindern<br />

versuchen werden.<br />

Der Eigentümer hatte das Gebäude erst kürzlich<br />

erworben. Zwischen dem Vorbesitzer<br />

beziehungsweise dessen Hausverwaltung und<br />

den Mietern gab es große Spannungen, unter<br />

anderem wegen der Nichteinhaltung von Sanierungszusagen.<br />

Dieses Misstrauen wurde<br />

auf den neuen Eigentümer übertragen.<br />

Die erste Aufgabe der Mediation war es daher,<br />

zwischen allen Beteiligten wieder ein tragfähiges<br />

Vertrauensverhältnis herzustellen. Deshalb<br />

wurden zur ersten Sitzung, noch vor der<br />

Einleitung des Baugenehmigungsverfahrens,<br />

alle betroffenen Mieter, die neue Hausverwaltung,<br />

das Planungsteam und der Eigentümer<br />

eingeladen. Die hier vorgebrachten Einwände<br />

und Wünsche der Mieter wurden im Wesentlichen<br />

in die Planung eingearbeitet.<br />

Eine zweite Sitzung diente vor allem dazu, die<br />

nun vorliegende Baugenehmigung nochmals<br />

vorzustellen und die zu erwartenden Beeinträchtigungen<br />

während der Bauzeit zu besprechen.<br />

Zu dieser Sitzung wurden alle Mieter des<br />

Hauses eingeladen. Der Bauzeitplan wurde<br />

„Eskalierende Konflikte<br />

können soziale und<br />

wirtschaftliche<br />

Beziehungen schädigen<br />

und im schlimmsten Fall<br />

sogar zerstören.“<br />

Johannes Göstl,<br />

ISMIB<br />

140 BauTecFokus


esprochen und zusätzlich vereinbart, dass<br />

jederzeit eine weitere Mieterversammlung<br />

einberufen wird, sollten unerwartete Konflikte<br />

auftreten. Im Bauvorhaben selbst war die Mediation<br />

Vertragsbestandteil. Dadurch wurde<br />

sichergestellt, dass mögliche auftretende Konflikte<br />

rasch, kostengünstig und zeitnah gelöst<br />

werden können. Das Projekt befindet sich in<br />

der Fertigstellungphase.<br />

Beispiel: Anlassbezogene Baumediation<br />

Im Zuge der Projektübergabe eines Neubauprojektes<br />

im Süden von Wien mit circa 30<br />

Wohneinheiten wurden erhebliche Mängel in<br />

der Warmwasserversorgung des errichteten<br />

Gebäudes festgestellt. Da der beauftragte Installateur<br />

jedoch Konkurs angemeldet hatte,<br />

konnte er als Verursacher nicht mehr herangezogen<br />

werden. Der Bauherr versuchte daher,<br />

den Schaden beim Architekten, der auch mit<br />

der Örtlichen Bauaufsicht beauftragt war,<br />

geltend zu machen. Zum Zeitpunkt der Einleitung<br />

des Mediationsverfahrens war bereits ein<br />

Anwalt vom Bauherrn eingeschaltet worden,<br />

der eine Klage in der Höhe von 150.000 Euro<br />

angedroht hatte.<br />

An den Haftpflichtversicherer des Architekten<br />

war noch keine Schadensmeldung ergangen,<br />

daher war auf dieser Seite auch noch kein Anwalt<br />

eingeschaltet. Im Mediationsverfahren<br />

wurde zunächst die Einigung über die Beauftragung<br />

eines von beiden Seiten anerkannten<br />

Sachverständigen erzielt. Auf Basis dessen<br />

Gutachtens konnte der Streitwert auf 25.000<br />

Euro reduziert werden. Im weiteren Verlauf<br />

wurde der Haftpflichtversicherer des Architekten<br />

eingeschaltet. Dieser erklärte sich bereit, in<br />

Form einer Prozesskostenablöse einen Teil der<br />

Schadenssumme zu übernehmen.<br />

Von Beginn an signalisierte der Architekt<br />

starkes Interesse an einer außergerichtlichen<br />

Lösung. Für ihn war es wichtig, dass seine Leistungen<br />

durch den Bauherrn anerkannt und<br />

gewürdigt werden. Als diese Anerkennung erfolgte,<br />

war er bereit, einen erheblichen Betrag<br />

zur Schadensbehebung anzubieten.<br />

Nach der vierten Sitzung wurde die Mediation<br />

(auch auf Anraten des Anwalts) vom Bauherrn<br />

jedoch abgebrochen. Die bis dahin erzielten<br />

Teileinigungen wurden nun als nicht ausreichend<br />

bezeichnet.<br />

Nach mehreren Tagsatzungen, einer Prozessdauer<br />

von nunmehr mehr als drei Jahren und<br />

der Einschaltung weiterer Sachverständiger<br />

wurde auf Intervention des Architekten ein<br />

weiterer Mediationsversuch unternommen,<br />

welcher jedoch wiederum durch den Bauherrn<br />

(beziehungsweise dessen Anwalt) abgebrochen<br />

wurde. Der Streitfall wird nun beim HG<br />

Wien entschieden, das endgültige Urteil steht<br />

noch aus. In der Zwischenzeit übersteigen die<br />

Gerichts- und Anwaltskosten den Streitwert<br />

bei weitem, ein Ende ist nicht in Sicht. Dieses<br />

Beispiel zeigt, dass es, trotz Mediation, keine<br />

Erfolgsgarantie gibt.<br />

Factbox Mediatoren<br />

Institut für Schlichtung und Mediation im Bauwesen: www.ismib.at<br />

Mediatorenliste für Zivilrechtssachen: www.mediatorenliste.justiz.gv.at<br />

Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten: www.arching.at<br />

Fachverband UBIT der WKÖ, Experts Group Wirtschaftsmediation: www.wirtschaftsmediation.cc<br />

Forum Wirtschaftsmediation: www.wirtschaftsmediation.at<br />

Gesellschaft für Wirtschaftsmediation (GWM): www.gwm.or.at<br />

Österreichischer Bundesverband für Mediation: www.oebm.at<br />

Dachverband für Außergerichtliche Konfliktlösung in Österreich: www.netzwerk-mediation.at<br />

Mediation Austria: www.mediation-austria.at<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

141


Illmitzer Gespräche<br />

Klimavolksbegehren<br />

jetzt!<br />

Wir haben keine Zeit mehr. Während unsere wohnrechtliche Diskussion zurzeit von der Novellierung des<br />

HeizKG einerseits, von einer möglichen Novelle zum WEG andererseits bestimmt wird, geraten die Forderungen<br />

des Klimavolksbegehrens in den Hintergrund.<br />

Autor: Thomas Malloth<br />

T<br />

rotz coronarer Umstände, in der<br />

Zwischenzeit aber zumindest<br />

einmal geimpft und dem letzten<br />

Lockdown entronnen, arbeiten wir<br />

an den Illmitzer Gesprächen 2021 vom 14. bis<br />

zum 16.10.2021. Nochmals ein Danke an die<br />

Spitzen der Wirtschaftskammern im Bund, KR<br />

Mag. Georg Edlauer, und in Wien, KR Michael<br />

Pisecky, die uns nicht nur tatkräftig unterstützen,<br />

sondern auch am 14.10. den Wiener Immobilientag<br />

nach Illmitz verlegen. Wir haben<br />

damit die Chance, echte Entscheider für unser<br />

brennheißes Thema zu gewinnen, denn wir<br />

Immobilientreuhänder haben es in der Hand<br />

rund 30 Prozent des Energiebedarfs im Wohnbereich<br />

zu steuern.<br />

Während unsere wohnrechtliche Diskussion<br />

zurzeit von der Novellierung des HeizKG einerseits,<br />

von einer möglichen Novelle zum<br />

WEG andererseits bestimmt wird, geraten die<br />

Forderungen des Klimavolksbegehrens in den<br />

Hintergrund und drohen zwischen Ibiza und<br />

dem Festland zu versinken. Gerade an den beiden<br />

geplanten Novellen wird ersichtlich, dass<br />

eine weitgehend visionsbefreite Politik endlich<br />

der Vergangenheit angehören muss. Nehmen<br />

wir einmal das HeizKG, in Zukunft auch für<br />

Kälte zuständig: Wir beschäftigen uns – auf<br />

höchstem Expertenniveau und viele Stunden<br />

lang – mit der Frage einer effektiven und transparenten<br />

Abrechnung, ohne vorab klargestellt<br />

zu haben, dass es nachvollziehbarer, für jeden<br />

Einzelnen sichtbarer Umsetzungsschritte vor<br />

allem zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern<br />

bedarf. Betrachten wir auch die Diskussion<br />

rund um Änderungen im Wohnungseigentumsgesetz:<br />

Statt einfach zu sagen „Maßnahmen,<br />

die zur Erreichung der Klimaschutzziele<br />

dienen – und keine schutzwürdigen Interessen<br />

der WE verletzen –, sind privilegierte Maßnahmen<br />

im Sinne des Gesetzes“ – beschäftigen<br />

wir uns kasuistisch mit E-Ladestationen und<br />

Verschattungsfragen. Wovor haben wir Angst?<br />

Vor der eigenen Zukunft?<br />

Am 26.03.2021 hat der Nationalrat mit dem<br />

Stimmen von ÖVP, Grünen und Neos einen<br />

Mehrheitsbeschluss gefasst, mit dem der Bundesregierung<br />

eine breite Palette an Maßnahmen<br />

zur Umsetzung aufgetragen wird. Es liegt<br />

an uns nunmehr einzufordern, wofür 380.590<br />

Bürger unterschrieben haben:<br />

1. Verankerung des Rechtes auf<br />

Klimaschutz in der Verfassung<br />

Erinnern wir uns an den Stufenbau der Rechtsordnung,<br />

an dessen nationaler Spitze das Verfassungsrecht<br />

steht. Jedes staatliche Handeln<br />

und jede Maßnahme der Legislative muss diesem<br />

„höchsten“ Recht entsprechen. Hebt man<br />

nun den Klimaschutz in den Verfassungsrang,<br />

so zwingt man alle drei Staatsgewalten – Legislative,<br />

Judikative und Exekutive – das übergeordnete<br />

Ziel des Klimaschutzes immer im Kalkül<br />

zu haben. Das spart zwar noch kein Gramm<br />

CO2 und rettet auch noch keine Art, bewirkt<br />

aber eine unabdingbare Rücksichtnahme auf<br />

die wirklich übergeordneten Zielsetzungen.<br />

2. Schaffung eines verbindlichen<br />

CO2-Budgets<br />

Keiner von uns würde sein Unternehmen<br />

führen können, ohne eindeutige Zielsetzungen.<br />

Wir leben als Unternehmer nicht für den<br />

Moment, sondern planen umsichtig und nach<br />

Maßgabe unserer Ressourcen unser Handeln.<br />

Im Gegensatz zu aktuellen tagespolitischen<br />

„Sagern“, die nur dazu dienen, das Emotionale<br />

im Wähler anzusprechen, verfolgen wir unsere<br />

unternehmerischen Zielsetzungen auf Basis<br />

von Markt- und Trendbeobachtungen. Entscheidend<br />

ist für uns die Messbarkeit. Exakt<br />

diese jährlichen Meilensteine gilt es für unsere<br />

„Mitarbeiter“ in der Exekutive – Bund, Länder<br />

und Gemeinden – einzuführen und gesetzlich<br />

zu verankern.<br />

3. Controlling durch einen<br />

Klimarechnungshof<br />

Gleich wie in unseren Unternehmen muss es<br />

eine von der obersten Leitung unabhängige<br />

und nur dieser berichtspflichtige Instanz geben,<br />

die die Einhaltung des Budgets überwacht<br />

und – wenn erforderlich – geeignete Maßnahmen<br />

empfiehlt, die – binnen angemessener<br />

Frist – umzusetzen sind. Ich würde in diesem<br />

Zusammenhang über den vom genannten Entschließungsantrag<br />

geforderten Expertenrat<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

142 BauTecFokus


hinaus einen Umweltbundesanwalt einrichten,<br />

der ein Gesicht und eine Stimme für das<br />

Thema ist.<br />

4. Kostenwahrheit und<br />

ökosoziale Steuerreform<br />

Das Steuerrecht ist schon immer eine zentrale<br />

Stellschraube gewesen, um gewünschte volkwirtschaftliche<br />

Veränderungen zu bewirken.<br />

Entscheidend ist bei Ein- und Durchgriffen in<br />

dieser Materie die Akzeptanz der Normunterworfenen.<br />

Zweckbindung, Kostenwahrheit,<br />

zielgerichtete Förderungen, vor allem aber<br />

„Belohnungstatbestände“, sind wirkungsvolle<br />

Treiber in diesem Zusammenhang. An historischen<br />

Beispielen mangelt es nicht. Diejenigen,<br />

die schon ein wenig länger dabei sind, wie ich,<br />

erinnern sich an die „steuerfreie Rücklage“.<br />

Man durfte den Überschuss eines Jahres neun<br />

Jahre zurückstellen und musste ihn erst im<br />

zehnten Jahr versteuern, es sein denn, man<br />

hatte ihn bereits mit sinnvollen Investitionen<br />

verbraucht. Gerne berechne ich für die für Finanzen<br />

zuständigen Autoritäten die positiven<br />

Einkommen- und Umsatzsteuereffekte, wenn<br />

man diese Methodik auf klimarelevante Investitionen<br />

anwendet. Warum sollte die Zukunft<br />

kein positives Abbild der Vergangenheit sein?!<br />

5. Brauchen wir wirklich eine dritte<br />

Spur auf jeder Autobahn?<br />

Vor mehr als 30 (!) Jahren hat ein unbeugsamer<br />

Stadterneuerer zu mir als jungem Immobilientreuhänder<br />

gesagt: „Thomy: Stadterneuerung<br />

und ruhendes Blech sind einander ausschließende<br />

Ziele und – es gibt kein Recht innerhalb<br />

bestimmter Zeit von A nach B zu gelangen.“<br />

Seine Worte haben sich tief in mein Denken<br />

eingeprägt und es vergeht kaum ein Vortrag, in<br />

dem ich dieses Zitat nicht bringe. Jeder von uns<br />

muss die Möglichkeit haben, klimaschonend<br />

mobil zu sein. Da darf die Forderung nicht lauten<br />

1, 2 oder 3 Euro pro Tag für den öffentlichen<br />

Verkehr, sondern null Euro und das aus jedem<br />

Winkel der Alpenrepublik.<br />

6. Partizipation als<br />

Schlüssel zum Erfolg?<br />

Vor kurzem habe ich aus Anlass des Drei-<br />

Parteien-Mehrheitsbeschlusses mit einem<br />

Freund die Frage der Einrichtung von Bürgerbeiräten<br />

diskutiert. Ich gebe zu: Wegen des<br />

Mietermitbestimmungsstatutes der Gemeinde<br />

Wien (kennen Sie das noch?) bis hin zu den<br />

Regelungen rund um die Wohnungseigentümerversammlung<br />

habe ich nicht geringe Teile<br />

meines Lebens in den Hinterzimmern von<br />

Gasthäusern mit den Wünschen der Menschen<br />

verbracht. Manchmal habe ich mich vor diesen<br />

Abenden gefürchtet, zumeist habe ich sie –<br />

vielleicht etwas zerzaust – gut überstanden<br />

und war beim Einschlafen stolz auf kleine oder<br />

große Erfolge. WUINAN heißt Wohlfühlen<br />

und ist der Sprachstamm von Wohnen und<br />

für dieses Wohlfühlen sind wir verantwortlich.<br />

Bewusst haben wir 2002 die – physische<br />

– Versammlung der Wohnungseigentümer<br />

zum zentralen Element der Willensbildung<br />

gemacht, denn je weiter wir von der Entscheidung<br />

– auch körperlich – weg sind, desto einfacher<br />

wird das vielgeliebte Nein, das weitaus<br />

häufiger als ein beherztes JA ist. JA: Die Einrichtung<br />

von Bürgerbeiräten kann jenen politischen<br />

Druck erzeugen, den es in dieser lauen<br />

und visionslosen „Realpolitik“ bedarf, warum<br />

sind sie noch nicht eingerichtet?<br />

DENN WIR HABEN KEINE ZEIT MEHR<br />

Melden Sie sich an und<br />

sind Sie dabei:<br />

www.illmitzer-gespraeche.at<br />

oder noch einfacher:<br />

t.malloth@malloth.at.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

143


Illmitzer Gespräche<br />

Das Programm<br />

Gemeinsam die Zukunft gestalten. Wie schon für die ersten offiziellen<br />

Illmitzer Gespräche 2019 ist es uns gelungen, hochkarätige Vortragende<br />

für unser Forum zu gewinnen. Nachstehend finden Sie das vorläufige<br />

Programm. Durch die 3 Tage führen Sie, wie bereits auch bei den<br />

Gesprächen 2019, Romy-Preisträger Gerald Votava und Thomas Malloth.<br />

Donnerstag, 14. 10. 2021<br />

# Global und Wissenschaft<br />

13:00 LH Mag. Hans Peter Doskozil<br />

Eröffnung – Labor Burgenland<br />

13:30 Prof. Mag. Thomas Malloth FRICS<br />

Ziele und Ablauf<br />

14:00 Prof.in (FH) PD Dr.in Christine Vallaster (angefragt)<br />

Was kommt nach dem Kapitalismus?<br />

15:00 Podiumsdiskussion<br />

KommR Mag. Michael Gehbauer<br />

Gemeinützigkeit als Ausweg?<br />

DI Wolfgang Gleissner<br />

Mit Beispiel voran<br />

KommR Michael Pisecky<br />

Wirtschaft neu gedacht.<br />

Bmst. Ing.in Caroline Palfy<br />

17:00 Ivana Vlahusic<br />

„Mutmachen“ Poetry Slammerin<br />

18:00 SchülerInnen des Gymnasiums Neusiedl am See<br />

Präsentation der Projekte im Nationalpark-Kino<br />

20:00 Empfang am Seegelände<br />

mit Musik von Monsieur Lothar und Plakat-Versteigerung<br />

zu Gunsten von Bildungseinrichtungen im Seewinkel.<br />

144 BauTecFokus


Freitag, 15. 10. 2021<br />

# Klima, Natur und regional<br />

09:30 Em. o. Univ.-Prof.in Dr.in Helga Kromp-Kolb<br />

Klimawandel<br />

10:30 Mag. Dr. Georg Wolfram<br />

Der See stirbt.<br />

11:45 Lisa Weddig, BA (angefragt)<br />

Tourismus nachhaltig.<br />

Mittagspause<br />

13:30 Vor den Vorhang<br />

LA DIin Elisabeth Blanik, BM von Lienz<br />

„Prozesse zur Stärkung des Zentrums“<br />

Ing. Hans Peter Bock, BM von Fließ<br />

„Baulandpolitik und Betriebsansiedelung“<br />

DI (FH) Rainer Handlfinger, BM von Ober-Grafendorf<br />

„Ernährungssouveränität und Bodenschutz“<br />

Alfred Reinisch, BM von Tattendorf<br />

„Nationalpark Garten Gemeinde“<br />

Dr. Alexander Scheuch, GF Rustler Immobilien<br />

„Nachhaltig Häuser bewirtschaften“<br />

15:00 Workshop: FORUM Umweltbildung (am Weingut Salzl)<br />

„Bildung for Future“<br />

Parallel dazu:<br />

Exkursion in den Nationalpark<br />

Keynote von DI Johannes Ehrenfeldner<br />

Wissenswertes erklärt durch die Nationalpark-Ranger<br />

Ausstellung<br />

Arbeiten der Volksschule und der neuen Mittelschule<br />

Illmitz zum Thema Nachhaltigkeit<br />

20:00 Empfang in der Pusztascheune<br />

geselliges Beisammensein<br />

20:15 LH-Stvin Mag.a Astrid Eisenkopf<br />

Grußworte<br />

21:30 Boogie-Night<br />

Christoph Steinbach and friends<br />

Anmeldung:<br />

www.illmitzer-gespraeche.at<br />

Samstag, 16. 10. 2021<br />

# Neue Wege<br />

09:30 Global 2000<br />

Vom Sterben der Arten<br />

10:30 Dr. Peter Resetarits<br />

Recht nachhaltig<br />

Pause<br />

12:00 Humorvolles<br />

Eva Maria Marold<br />

13:00 DI Dr. Harald Frey<br />

Zusammenfassung und Verabschiedung<br />

Mittagspause<br />

16:00 Ausklang – Rebenrundfahrt und Kellerbesichtigung<br />

Ab 16.00 Uhr besteht die Möglichkeit, etwas mehr über den Weinbau<br />

im Seewinkel zu erfahren. Namhafte WinzerInnen führen durch ihre<br />

Weingärten und Weinkeller und werden Ihnen bei dem einen oder<br />

anderen Glas Wein die Besonderheiten des Seewinkels, das Terroir und<br />

die Vinifikation näherbringen.<br />

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

145


Buchtipps<br />

EDITOR´S<br />

CHOICE:<br />

Lesenswert!<br />

Hans Drexler<br />

Open Architecture –<br />

Nachhaltiger Holzbau mit System<br />

352 Seiten<br />

ISBN: 978-3-86859-681-6<br />

Jovis Verlag | 2021<br />

€ 38,00<br />

Nachhaltigkeit, so das Plädoyer des Autors, ist ein integraler Bestandteil des architektonischen Entwurfs und<br />

der Konstruktion. Dafür hat er einen ganzheitlichen Ansatz entwickelt: Ein flexibles Holzbausystem, das die<br />

Interaktion der Nutzer mit dem Gebäude ins Zentrum des Entwurfs rückt. Die nachhaltige Bauweise wird<br />

nicht allein durch das Material Holz erreicht, sondern auch durch die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der<br />

Wohngebäude. In diesem Werk werden zwölf Architekturprojekte vorgestellt, analysiert und verglichen, die die<br />

weitreichenden Potenziale dieses Bausystems aufzeigen.<br />

128 Seiten<br />

ISBN: 9783900403515<br />

Ibo Verlag | 2021<br />

€ 39,00<br />

208 Seiten<br />

ISBN: 9783707344158<br />

Linde Verlag | 2021<br />

€ 52,00<br />

Pia Anna Buxbaum, Elisabeth Oberzaucher,<br />

Michael Wegerer<br />

Gebäudesoftskills –<br />

Bauen in menschlichen<br />

Dimensionen<br />

Im ersten Buch über den jungen Begriff „Gebäudesoftskills“<br />

teilen zahlreiche Experten<br />

aus der Baupraxis und Wissenschaft ihr Wissen<br />

über die Mensch-Gebäude-Wechselwirkungen mit den Lesern. Gut verständlich<br />

und praxisbezogen beschreiben sie, wie die vielfältigen Eigenschaften der<br />

Gebäude langfristig auf die Gesundheit, Wahrnehmung und das Verhalten von<br />

uns Menschen einwirken. Die einzelnen Beiträge beschäftigen sich mit den sichtbaren,<br />

hörbaren, fühlbaren oder riechbaren Eigenschaften der Gebäude. Dieses<br />

Werk vereint planungsrelevante und wissenschaftlich basierte Erkenntnisse für<br />

das Planen, Bauen und Wohnen, die bei rein wirtschaftlichen Überlegungen oft<br />

zu wenig Beachtung finden. Dennoch sind gerade sie es, die langfristig auf unser<br />

Wohlbefinden und Gesundheit wirken.<br />

Lukas Flener<br />

Bauträgerprojekte<br />

umsetzen und verstehen<br />

Dieser Band ist ein Leitfaden für eine gelungene Abwicklung von Bauträgerprojekten.<br />

Von der Rolle des Bauträgers über die Projektumsetzung bis zu den<br />

Rücktrittsrechten und Rückforderungsansprüchen: „Bauträgerprojekte umsetzen<br />

und verstehen“ bietet einen Überblick über die gesamte Abwicklung eines<br />

Bauträgerprojektes aus rechtlicher Sicht. Der Leitfaden vereint dabei juristisches<br />

Hintergrundwissen mit verständlicher, praxisnaher Anwendung.<br />

Zudem enthält die dritte, aktualisierte Auflage einen Überblick über die seit der<br />

Vorauflage ergangene höchstgerichtliche Judikatur und die aktuelle Literatur<br />

zum Thema Bauträgervertragsgesetz.<br />

260 Seiten<br />

ISBN: 978-3-7913-8754-3<br />

Prestel Verlag | 2021<br />

€ 60,70<br />

Bettina Hintze<br />

Nachhaltige Häuser<br />

Zeitgemäß und zukunftsfähig – Die Sieger des HÄUSER-Award<br />

Die besten nachhaltigen Wohnhäuser von heute, ausgewählt von der Jury des renommierten HÄUSER-Awards, reich bebildert<br />

in einem edlen Band! Klimawandel und knapper werdende Ressourcen stellen auch unser Planen und Bauen vor neue Herausforderungen.<br />

Doch dank kluger Ideen und kreativer Konzepte lässt sich nachhaltige Architektur mit gelungener Gestaltung<br />

hervorragend verbinden. Dies beweisen die 29 Wohnhäuser aus ganz Europa in diesem Werk, ausgewählt von der Jury des<br />

HÄUSER-Awards.<br />

146 BauTecFokus


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147


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Als Manager Ihrer Bauprojekte nehmen wir Ihnen gerne alle Aufgaben ab und sorgen<br />

dafür, dass Ihre Anlage auch in Zukunft einen entsprechenden realen Wert hat. Wir<br />

unterstützen Sie mit Kompetenz und Leidenschaft in allen Projektphasen: von der<br />

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Fertigstellung und Gewährleistungsverfolgung.<br />

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148 BauTecFokus<br />

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