Sommer
| Die Zukunft des Parkens Parken polarisiert.. - Coverinterview mit Dominik Wegmayer| | Zu Tisch mit Alexander Pongratz | | Exklusiv im Fokus-Interview: Christopher J. Rothschedl | | Die große BauTec-Umfrage zu ESG und EU-Taxonomie-Verordnung | | Kommentare u.a. von Stefan Wernhart, Regina M. Lettner, Andreas Gobiet, Clemens Hecht, Markus Mendel, Philipp Kaufmann, Alexander Bosak, Hannes Gerstmann, Bernd Riesland| | Themen im Fokus: Kreislaufwirtschaft | Nachhaltige Baustoffe | Was treibt die Preise? | Das große Krabbeln am Bau Mediation am Bau |
| Die Zukunft des Parkens Parken polarisiert.. - Coverinterview mit Dominik Wegmayer|
| Zu Tisch mit Alexander Pongratz |
| Exklusiv im Fokus-Interview: Christopher J. Rothschedl |
| Die große BauTec-Umfrage zu ESG und EU-Taxonomie-Verordnung |
| Kommentare u.a. von Stefan Wernhart, Regina M. Lettner, Andreas Gobiet, Clemens Hecht, Markus Mendel, Philipp Kaufmann, Alexander Bosak, Hannes Gerstmann, Bernd Riesland|
| Themen im Fokus: Kreislaufwirtschaft | Nachhaltige Baustoffe | Was treibt die Preise? | Das große Krabbeln am Bau Mediation am Bau |
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Die Zukunft<br />
des Parkens<br />
Dominik Wegmayer<br />
Wir leben Immobilien.<br />
Vermittlung | Verwaltung | Bewertung | Baumanagement<br />
ehl.at
BauTecFokus.Rubrik<br />
CARE Österreich<br />
CO2-neutral<br />
02 BauTecFokus
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<strong>Sommer</strong> 2021<br />
03
BauTecFokus.Rubrik<br />
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04 BauTecFokus
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<strong>Sommer</strong> 2021<br />
05
BauTecFokus.Rubrik<br />
12<br />
Bauen für die<br />
Zukunft<br />
Die Zukunft des<br />
56<br />
Parkens<br />
INTERVIEW MIT DOMINIK WEGMAYER<br />
INHALT<br />
SOMMER<br />
Rubriken<br />
Positionen & Meinungen<br />
08 VOM HERAUSGEBER<br />
09 EDITORIAL<br />
116 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />
146 BUCHTIPPS<br />
Unternehmen & Projekte<br />
12 BAUEN FÜR DIE ZUKUNFT<br />
24 KURZ UND BÜNDIG<br />
48 UMSTEIGER<br />
49 PROJEKT IM FOKUS<br />
50 TOP DEAL<br />
51 START-UP<br />
52 PROBLEMLÖSER<br />
53 AUFSTEIGER<br />
56 DIE ZUKUNFT DES PARKENS<br />
Coverinterview mit Dominik Wegmayer<br />
64 ZU TISCH MIT ...<br />
Alexander Pongratz<br />
72 ÜBER DEN TELLERRAND<br />
Blackout<br />
74 DA FÄHRT DIE EISENBAHN DRÜBER<br />
Interview mit Christopher J. Rothschedl<br />
78 WIE GEBÄUDE AUF MENSCHEN WIRKEN<br />
Kommentar von Hannes Gerstmann<br />
79 HÄLT DIE FASSADE? DENKEN SIE AN<br />
DEREN PFLEGE UND WARTUNG?<br />
Kommentar von Clemens Hecht<br />
80 IM DRUCK VON GEBÄUDEN LIEGT DIE<br />
ZUKUNFT DER BRANCHE<br />
Kommentar von Andreas Gobiet<br />
81 PARTNERING STRATEGY<br />
Kommentar von Philipp Kaufmann &<br />
Alexander Bosak<br />
82 ABRECHNUNG<br />
Kommentar von Philipp Kaufmann<br />
83 EIN GEWICHTIGES BUCH<br />
Kommentar von Harald Greger<br />
84 NACHHALTIGES BAUEN & WIRTSCHAFTEN<br />
Kommentar von Bernd Rießland<br />
85 SANIERTE BESTANDSIMMOBILIEN<br />
Kommentar von Stefan Wernhart<br />
86 VOX FEMINA<br />
Kommentar von Regina M. Lettner<br />
Fotos: Porr, Peri, EDGE Technologies GmbH<br />
06 BauTecFokus
104 Kreislaufwirtschaft:<br />
Abbruch und Verwertung<br />
64<br />
Zu Tisch mit ...<br />
Alexander Prongratz<br />
90 Roboter<br />
am Bau<br />
AUSGABE<br />
ImFokus<br />
90 ROBOTER AM BAU<br />
98 HOLZ KÖNNTE AUCH SPASS MACHEN<br />
Kommentar von Frank Brün<br />
99 DIE HÜRDEN ZUM HOLZOBJEKTBAU<br />
Kommentar von Andreas Kreutzer<br />
100 STADTERNEUERUNGSPREIS<br />
104 KREISLAUFWIRTSCHAFT<br />
112 NACHHALTIGE BAUSTOFFE<br />
117 TEURES PFLASTER<br />
118 BLOCKCHAIN IN DER BAUWIRTSCHAFT<br />
126 WAS TREIBT DIE PREISE?<br />
132 WEIN & IMMOBILIEN<br />
Kolumne von Lisa Grüner<br />
134 DAS GROSSE KRABBELN AM BAU<br />
138 MEDIATION AM BAU<br />
142 ILLMITZER GESPRÄCHE<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
07
Immer knapper,<br />
immer teurer!<br />
„Eines ist auch klar:<br />
Die Bauherren zahlen<br />
die Zeche.“<br />
H<br />
olz, Metall, Dämmstoffe, Aluminium,<br />
Kunststoffrohre – alles<br />
heiß begehrtes Baumaterial. So<br />
heiß begehrt, dass die Arbeit<br />
auf vielen Baustellen brachliegt. Gründe für den<br />
Baustoffmangel gibt es viele.<br />
COVID-19-bedingt wurden die Kapazitäten<br />
weltweit zurückgefahren und Lager abgebaut.<br />
Jetzt boomt China und kauft Stahl in<br />
großen Mengen auf – anstatt wie früher zu<br />
exportieren. Die Stahlblechpreise können ein<br />
Lied davon singen. Das hat zeitversetzt Auswirkungen<br />
auf die Profilpreise, Metalldecken,<br />
Zargen, Abhängezubehör und so weiter. Wie<br />
verwundbar die Bauindustrie ist, zeigt ein<br />
Blick auf die Flugwirtschaft. Neben deutlich<br />
erhöhten Rohölkosten bereitet nun auch die<br />
Komponente Styrol Kopfzerbrechen. Styrol<br />
ist ein Abfallprodukt der Kerosin-Erzeugung.<br />
Da deutlich weniger Kerosin benötigt wurde,<br />
gibt es auch deutlich weniger Styrol. Die<br />
Folge: Preiserhöhungen um bis zu 30<br />
Prozent. Von den verlängerten Lieferzeiten<br />
ganz zu schweigen. Der<br />
Trend zum Holzbau wiederum<br />
könnte vorbei sein, bevor er<br />
so richtig in Fahrt kommen<br />
konnte. Aufgrund von massivem<br />
Schädlingsbefall kanadischer<br />
Kieferwälder ging<br />
der Holzexport von Kanada<br />
Richtung Vereinigte Staaten<br />
mehr als deutlich zurück.<br />
Die USA holen sich – koste<br />
es, was es auch wolle – den<br />
begehrten Baustoff aus Europa<br />
und treiben den Preis um mehr als 30 Prozent<br />
nach oben, gleichzeitig verknappt sich der<br />
Markt in Europa merklich.<br />
Internationale Lieferketten gestört<br />
Dazu gesellen sich hohe Transportkosten.<br />
LKW-Staus durch Corona-bedingte Grenzkontrollen<br />
und überlastete Testcenter an den<br />
Grenzen, Engpässe bei Verpackungsmaterial<br />
und Paletten, Ausfälle beim Rohstoffeinkauf<br />
auf den internationalen Märkten oder fehlende<br />
Kapazitäten bei Seecontainern. Mit einem<br />
Durchschnittspreis von über 3.500 US-Dollar<br />
ist der Containertransport auf dem Spotmarkt<br />
aktuell viermal so teuer wie vor einem Jahr.<br />
Eines ist auch klar: Die Kleinen bleiben auf der<br />
Strecke. Die Großen und Liquiden, die sich<br />
rechtzeitig mit Material eindecken konnten<br />
(darf man hier vielleicht auch von Hamsterkäufen<br />
sprechen?), sind die Gewinner, die<br />
Kleinen die Verlierer und schlussendlich die<br />
Bauherren – die dürfen die Zeche zahlen.<br />
Michael Neubauer<br />
Herausgeber<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
08 BauTecFokus
Tendenz<br />
steigend<br />
„Informieren Sie sich<br />
über die Top-Themen der<br />
Baubranche bei der<br />
Lektüre der umfangreichen<br />
<strong>Sommer</strong>ausgabe.“<br />
D<br />
amit sind nicht die sommerlichen<br />
Temperaturen gemeint.<br />
Preisanstieg und Verknappung<br />
dominieren seit Monaten die<br />
Schlagzeilen: Holz, das in der letzten Zeit ganz<br />
im Sinne des nachhaltigen Bauens vermehrt<br />
eingesetzt und eingeplant wurde, ist so teuer<br />
wie schon lange nicht mehr. Wer kann, plant<br />
noch schnell um und ersetzt die Holzkonstruktion<br />
oder -fassade durch günstigere Alternativen.<br />
So man diese überhaupt noch findet, denn<br />
auch die anderen Baumaterialien haben sich<br />
signifikant verteuert. Darüber freut sich letztlich<br />
niemand. Je nach Vertrag erwischt die<br />
Teuerung die ausführende Baufirma oder<br />
letztlich den Bauherrn, der plötzlich um einiges<br />
mehr für sein Vorhaben berappen muss. So er<br />
seine Baustelle überhaupt weiterführen kann,<br />
da die Materialien immer knapper werden.<br />
Damit rückt neben dem Einsatz von nachhaltigen<br />
und österreichischen Baustoffen auch<br />
das Thema Kreislaufwirtschaft immer mehr in<br />
den Fokus.<br />
Nehmen, was da ist<br />
Material aus Abbruchobjekten gibt es<br />
genug, die Deponien sind voll. Recycling<br />
heißt das Zauberwort. Doch im Altbestand<br />
muss man erst analysieren, ob und<br />
wie viel man verwenden kann,<br />
denn sehr oft weiß man nicht,<br />
was da so alles verbaut ist. Urban<br />
Mining ist das nächste Schlagwort,<br />
das einem hier begegnet.<br />
Man soll herausholen, was<br />
brauchbar ist und hier ist tatsächlich<br />
so einiges an Material zu holen – wenn die<br />
Aufbereitung und Wiederverwertung nicht<br />
so aufwändig, zeit- und ressourcenintensiv<br />
wäre. Dennoch wird daran langfristig kein<br />
Weg vorbeiführen, ebenso wenig wie an einer<br />
geplanten Kreislaufwirtschaft, die aber erst<br />
beim Abbruch von jetzt gebauten Objekten<br />
so richtig in Schwung kommen wird. Denn<br />
jetzt wird immer mehr genau dokumentiert,<br />
was verbaut wird, vor allem beim Einsatz von<br />
BIM und bei der Erstellung eines digitalen<br />
Zwillings.<br />
Was definitiv weitergetrieben wird, ist die<br />
Digitalisierung: Wie der Einsatz von Apps,<br />
Readern und digitalen Zufahrtssystemen die<br />
Zukunft des Parkens beeinflussen, erzählt Dominik<br />
Wegmayer im Coverinterview. Roboter<br />
am Bau sollen den Fachkräftemangel beheben<br />
und Unfälle reduzieren und die Blockchain-<br />
Technologie rückt auch immer mehr in<br />
den Fokus.<br />
Viel Vergnügen beim Lesen!<br />
Herzlichst,<br />
Lisa Grüner<br />
Chefredakteurin<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
09
Unternehmen & Projekte<br />
49<br />
PROJEKT IM FOKUS<br />
Im bayerischen<br />
Aschheim wird ein<br />
neuer Schulcampus in<br />
Holzhybridbauweise<br />
und nach dem<br />
Effizienzhaus-Plus-<br />
Standard errichtet. Der<br />
Baustart ist für den<br />
Herbst 2022 geplant.<br />
Drees & <strong>Sommer</strong><br />
übernimmt die<br />
Projektsteuerung.<br />
12<br />
HOLZ IN PERFEKTION<br />
In der Bildstrecke zeigen wir, wie vielseitig<br />
das Naturprodukt Holz eingesetzt werden<br />
kann. Als neues Trendprodukt hat Holz einen<br />
bemerkenswerten Aufschwung erfahren, dem die<br />
explosiv steigenden Preise derzeit einen starken<br />
Dämpfer verpassen.<br />
48<br />
UMSTEIGER<br />
Sandra Bauernfeind wechselt nach mehr als 13<br />
Jahren bei der EHL Gruppe in die Geschäftsführung<br />
der Heimat Österreich und damit in die<br />
Bauträgerbranche. Sie ist Vorstandsmitglied<br />
des Österreichischen Verbands der<br />
Immobilienwirtschaft (ÖVI).<br />
Foto: Adobe Stock<br />
10 BauTecFokus
Der perfekte Einfall:<br />
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<strong>Sommer</strong> 2021<br />
11
Unternehmen & Projekte<br />
12 BauTecFokus
Für die<br />
Zukunft<br />
Holzboom. Rohstoffknappheit,<br />
Preissteigerungen und lange Lieferzeiten ändern<br />
wenig daran, dass der Holzbau boomt, denn<br />
„Kindergärten, Schulen, öffentliche Gebäude<br />
aus Holz, das ist ein Teil der Zukunft“, sagte<br />
Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger<br />
anlässlich des Starts eines Förderprogramms<br />
mit 20 Millionen Euro aus Mitteln des Waldfonds.<br />
Welche Projekte schon jetzt als Holzbau oder<br />
Hybrid umgesetzt werden beziehungsweise<br />
wurden, lesen Sie in der folgenden Bildstrecke.<br />
Autor: Amelie Miller<br />
Foto: Hannes Buchinger<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
13
Unternehmen & Projekte<br />
ILSE WALLENTIN HAUS<br />
Das Seminargebäude der Universität für Bodenkultur<br />
Wien gilt als Pionierwerk, da es das erste<br />
Gebäude in Holzbauweise im Universitätsbereich<br />
ist. Insgesamt 1.000 Kubikmeter Holz wurden am<br />
Standort Peter-Jordan-Straße 82 im 19. Wiener<br />
Gemeindebezirk verbaut. Entstanden ist nach nur 14<br />
Monaten Bauzeit ein zweiter Wald: Das Niedrigstenergiehaus<br />
speichert rund 1.000 Tonnen CO 2<br />
. Die<br />
Planung übernahm eine Arbeitsgemeinschaft aus<br />
Delta und Swap Architekten. Ende März 2021 erhielt<br />
das Ilse Wallentin Haus den Green & Blue Building<br />
Award.<br />
Architekturbüro: Delta und Swap Architekten<br />
Bauherr/Entwickler: Bundesimmobiliengesellschaft<br />
(BIG)<br />
Standort: Wien, Österreich<br />
Bauzeit: 14 Monate<br />
www.big.at/projekte/ilse-wallentin-haus-boku<br />
Fotos: Hannes Buchinger<br />
14 BauTecFokus
HOLZ-CHALETS HANNERSBERG<br />
Chalets in Vollholzbauweise. Dass das möglich ist,<br />
und zwar in nur drei Monaten, hat das Familienunternehmen<br />
Handler Bau in Hannersberg unter<br />
Beweis gestellt. Das Holz für die 35 Chalets stammt<br />
ausschließlich aus Österreich, die Fertigung erfolgte<br />
quasi in der Nachbarschaft. Denn die Holzteile<br />
wurden in der Produktionshalle von Handler Bau im<br />
burgenländischen Neutal in modularer Bauweise<br />
hergestellt. Gestaltet wurde das Chaletdorf von Architekt<br />
Martin Schwartz. Rund die Hälfte der Kosten<br />
für die neu zu gründende GmbH – 500.000 Euro<br />
– konnten durch ein Investment von Leo Hillinger im<br />
Zuge einer Präsentation bei „2 Minuten, 2 Millionen“<br />
auf Puls 4 gedeckt werden.<br />
Architekturbüro: schwartz architekt<br />
Bauherr/Entwickler: Handler Bau<br />
Standort: Hannersberg, Burgenland, Österreich<br />
Bauzeit: ca. drei Monate<br />
www.chaletdorf-hannersberg.at<br />
Fotos: HANDLER Bau<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
15
Unternehmen & Projekte<br />
EDGE SÜDKREUZ BERLIN<br />
Ein Beispiel für ein Büroensemble errichtet als<br />
Holzhybrid ist das Edge auf einem rund 10.100<br />
Quadratmeter großen Grundstück am Berliner Bahnhof<br />
Südkreuz. Verantwortlich für die Errichtung der<br />
neuen Zentrale für den Energiekonzern Vattenfall ist<br />
eine ARGE aus drei Unternehmen: CREE Deutschland,<br />
Rhomberg und Zech Bau. Die Nachhaltigkeit<br />
des Projekts soll die neue Firmenstrategie des<br />
Energiekonzerns symbolisieren. Das Ensemble besteht<br />
aus zwei freistehenden Gebäuden, wobei das<br />
überdachte Atrium mit viel Tageslicht in einem der<br />
Gebäude ein klarer Mittelpunkt ist. Bis zu 15 Meter<br />
hohe baumartige Plattformen sind mit Treppenkonstruktionen<br />
untereinander und ebenso mit angrenzenden<br />
Geschossen verbunden. Die Montage der<br />
CREE-Systemelemente wurde innerhalb von neun<br />
Monaten abgeschlossen. Das Gebäude soll noch in<br />
diesem Jahr fertiggestellt werden.<br />
Architekturbüro: Tchoban Voss Architekten &<br />
granz + zecher architekten<br />
Bauherr: CREE Buildings, Rhomberg und Zech Bau<br />
Standort: Berlin, Deutschland<br />
Geplante Bauzeit: 2016 bis 2021<br />
www.edge.tech.de<br />
Fotos: EDGE Technologies GmbH<br />
16 BauTecFokus
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
17
Unternehmen & Projekte<br />
Fotos: Schreiner Kastler (Visualisierungen)<br />
ARE HOLZBAU WILDGARTEN<br />
Mitten im Wildgarten im 12. Wiener Gemeindebezirk<br />
auf dem Bauplatz 7 errichtet die ARE Austrian<br />
Real Estate zehn Wohnhäuser in nachhaltiger<br />
Holzbauweise. Dabei werden die Außenwände<br />
überwiegend in Holzriegelbauweise mit einer naturbelassenen<br />
Fassade aus sibirischer Lärche errichtet.<br />
In den Innenräumen kommt jedoch die heimische<br />
Fichte zum Einsatz: Die Decken in den Wohnräumen<br />
und vereinzelte Wände aus Brettsperrholz werden<br />
sichtbar belassen. Auch die Liftschächte werden<br />
aus Holz errichtet. Nur die Stiegenhäuser und Keller<br />
werden in Massivbauweise errichtet. Der überwiegende<br />
Teil des verwendeten Holzes stammt aus<br />
nachhaltiger Forstwirtschaft.<br />
Architekturbüro: sps architekten zt<br />
Bauherr: ARE Austrian Real Estate<br />
Standort: Wien, Österreich<br />
Geplante Fertigstellung: Herbst 2021<br />
www.wildgarten.wien<br />
18 BauTecFokus
HOLZ-CARRÉ M40<br />
Das Holz-Carré M40 ist der erste Bauteil des<br />
klimafreundlichen Quartiers Die Macherei Berlin-<br />
Kreuzberg auf dem Areal des ehemaligen Postscheckamts<br />
am Halleschen Ufer im Berliner Bezirk<br />
Friedrichshain-Kreuzberg. Insgesamt ist Die Macherei<br />
Berlin-Kreuzberg in drei Gebäudekomplexe aufgeteilt.<br />
So entstehen zusätzlich das M60 – Das Zero<br />
CO 2<br />
-Haus, ein klimaneutrales und zugleich urbanes<br />
Bürohaus, und das Wohnhaus M55 – Urban Living mit<br />
78 Wohnungen. Der dritte und letzte Bauabschnitt<br />
besteht aus dem 90-Meter-Turm, der unter dem<br />
Namen M50 – Der Design Tower, ein ökologisches<br />
Refurbishment erfährt. Das Besondere am Holz-Carré<br />
M40 ist, dass es mit einer Bruttogeschossfläche von<br />
27.800 Quadratmetern in Holz-Hybrid-Bauweise<br />
errichtet wird.<br />
Architekturbüro: Robertneun Architekten &<br />
Sauerbruch Hutton<br />
Bauherr/Entwickler: Art Invest Real Estate<br />
Standort: Berlin, Deutschland<br />
Geplante Bauzeit für das Gesamtprojekt: März<br />
2021 bis Ende 2023/Anfang 2024<br />
www.die-macherei-kreuzberg.de<br />
Fotos: Art Invest Real Estate<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
19
Unternehmen & Projekte<br />
i8 – iCAMPUS AM WERKSVIERTEL<br />
Am Rande des Münchner Werksviertel ist an der August-Everding-Straße ein rund 20.000<br />
Quadratmeter großes Holz-Hybrid-Gebäude als südöstliches Tor zum „iCampus im<br />
Werksviertel“ geplant. Das Bürogebäude i8 soll mit seiner Fertigstellung eine Vielzahl von<br />
flexiblen Räumen bieten, die an die verschiedenen Anforderungen der Benutzer angepasst<br />
werden können. Der Entwurf für die Immobilie stammt aus der Feder von C.F. Møller,<br />
eines der renommiertesten und größten dänischen Architekturbüros, das im Jahr 1924<br />
gegründet wurde und sich unter anderem auf Gebäude mit Holztragwerken spezialisiert<br />
hat. So kommt auch hier Holz zum Einsatz: Eine hybride Holzbauweise kombiniert mit einer<br />
Fassade aus recyceltem eloxierten Aluminium in Grün soll die Nachhaltigkeit des Gebäudes<br />
hervorheben. Für diese sorgen im Inneren unter anderem ein außen liegender Sonnenschutz<br />
und eine natürliche Lüftung.<br />
Architekturbüro: C.F. Møller Architects<br />
Bauherr/Entwickler: R&S Immobilienmanagement<br />
Standort: München, Deutschland<br />
Geplante Bauzeit: 2023 bis 2024<br />
www.icampus-muenchen.de<br />
20 BauTecFokus
Fotos: C.F. Møller Architects<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
21
Unternehmen & Projekte<br />
HOTEL ALPSTADT<br />
In zentraler Lage in Bludenz errichtet Kaufmann<br />
Zwei als Totalunternehmer ein multifunktionales Hotel<br />
mit einer Bruttogeschossfläche von rund 3.000<br />
Quadratmetern und 65 Hotelzimmern inklusive<br />
einem Penthouse. Dabei werden das Untergeschoss<br />
und teilweise das Erdgeschoss in Massivbauweise,<br />
die sechs oberen Zimmergeschosse in nachhaltiger<br />
Holzmodulbauweise errichtet. Die schlüsselfertige<br />
Modulproduktion erfolgt in der Kaufmann Zimmerei<br />
& Tischlerei in Reuthe, sodass die Montage der<br />
Holzmodule für die Hotelzimmer innerhalb von drei<br />
Tagen erfolgen kann.<br />
Architekturbüro: Kaufmann Zwei<br />
Bauherr: Wilfinger Immo<br />
Standort: Bludenz, Vorarlberg, Österreich<br />
Geplante Bauzeit: Neun Monate<br />
www.kaufmannzwei.at<br />
Fotos: Kaufmann Zwei<br />
22 BauTecFokus
WOHNBAU IN SCHRUNS<br />
Im Auweg in Schruns kam 2020 der revolutionär<br />
neue Ansatz für Bauen und Wohnen von purelivin<br />
zum Einsatz. Seriell vorgefertigte, komplett<br />
ausgebaute Raummodule aus Massivholz wurden<br />
hier nach dem Prinzip „Plug & Play“ zu multifunktionalen<br />
Wohngebäuden kombiniert. Das Ergebnis: 15<br />
Mietwohnungen, die jede für sich durch den Einsatz<br />
von Holz rund 25 Tonnen CO 2<br />
speichert. Rund<br />
370 Kubikmeter Holz wurden hier verbaut. Auf die<br />
Baustelle geliefert wurden die 36 Module von der<br />
Modul-Fabrik in Kalwang und konnten vor Ort in nur<br />
drei Tagen nach dem Plug & Play Prinzip mit Hilfe<br />
eines 220-Tonnen-Mobilkrans montiert werden.<br />
Fotos: purelivin/ZIMA<br />
Architekturbüro: Johannes Kaufmann<br />
Bauherr: Alpenländische<br />
Generalunternehmer: purelivin & Dobler Hochbau<br />
Standort: Schruns, Vorarlberg, Österreich<br />
Bauzeit: August 2020 bis November 2020<br />
www.purelivin.net<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
23
Unternehmen & Projekte<br />
Organischer Wachstumskurs<br />
Investition<br />
Der Kunststoffrohr-Spezialist Poloplast<br />
konnte 2020 einen Rekordumsatz von<br />
100 Millionen Euro verzeichnen. Jetzt soll<br />
bis 2025 mit rund 40 Millionen Euro der<br />
Standort Leonding ausgebaut werden – je<br />
nach Konjunkturentwicklung. Bereits von<br />
2016 bis 2020 wurden 46 Millionen Euro in<br />
den Standort investiert. Zudem richtet der<br />
oberösterreichische Kunststoffspezialist die<br />
internationale Strategie für hochwertige<br />
Abfluss- und Kanalrohrsysteme neu aus. Damit<br />
entstehen rund 60 neue Arbeitsplätze.<br />
Erklärtes Ziel sei es, so CEO Wolfgang Lux,<br />
bis 2025 einen Umsatz von rund 130 Millionen<br />
Euro zu erreichen. Erreicht werden soll<br />
die Umsatzsteigerung durch eine verstärkte<br />
Ausrichtung auf die Hauptmärkte Österreich,<br />
Deutschland, Frankreich, Italien und<br />
Skandinavien sowie durch eine Neupositionierung<br />
mit hochwertigen Produkten. Diese<br />
waren zuletzt besonders nachgefragt.<br />
Bosch-Gruppe 2020<br />
Durchwachsen<br />
Die Bosch-Gruppe erwirtschaftete in Österreich<br />
im Geschäftsjahr 2020 insgesamt<br />
einen Umsatz von 1,23 Milliarden Euro. Das<br />
entspricht einem Minus von 12 Prozent im<br />
Vergleich zum Vorjahr. Dabei entwickelten<br />
sich die Sparten der Bosch-Gruppe sehr unterschiedlich:<br />
Während die Heizungssparte<br />
unter dem Vorjahr lag, konnte das Geschäft<br />
mit Haushaltsgeräten und Elektrowerkzeugen<br />
ein deutliches Plus verzeichnen. Somit<br />
verzeichnete die BSH 2020 einen Rekordumsatz.<br />
Der Unternehmensbereich Mobility<br />
Solutions entwickelte sich besser als der<br />
Markt, angesichts der rückläufigen Automobilproduktion<br />
lag der Umsatz jedoch unter<br />
dem Vorjahreswert. Eine Ausnahme bildete<br />
dabei das Geschäft mit Technik für eBikes.<br />
Österreichische Bautechnik Vereinigung (ÖBV) bringt Leitfaden<br />
Initiative wegen Materialmangel<br />
Was längst bekannt ist, bedarf nun einer<br />
Gegenmaßnahme. Ob Stahl, Holz, Kupfer oder<br />
andere Rohstoffe: Auf den österreichischen<br />
Baustellen werden derzeit fast alle Baumaterialien<br />
knapp – und auch teuer. Jetzt hat die<br />
Österreichische Bautechnik Vereinigung eine<br />
Initiative gestartet, um als Auftraggeber und<br />
Auftragnehmer gemeinsam gegen diese Entwicklung<br />
anzukämpfen. Bei dem neuen ÖBV-<br />
Leitfaden handelt es sich um eine Empfehlung<br />
eines paritätisch aus Auftraggebern (ÖBB,<br />
Asfinag, Wiener Linien und BIG) und Auftragnehmern<br />
(Strabag, Porr, Swietelsky, Habau)<br />
besetzten Arbeitskreises. Der Leitfaden gliedert<br />
sich in vier Bereiche, wobei unterschieden<br />
wird in bereits bestehende Verträge und<br />
zukünftige Ausschreibungen, jeweils damit<br />
verbunden die Themen Preisveränderungen<br />
sowie Lieferengpässe/Lieferausfälle. Der Anwendungszeitraum<br />
für die Empfehlungen im<br />
Leitfaden ist mit derzeit 1. Jänner – 30. September<br />
2021 zeitlich begrenzt.<br />
People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />
Um den Anforderungen des dynamisch wachsenden<br />
Heizungsmarktes noch besser gewachsen zu sein, sind<br />
Roman Seitweger und Stefan Gubi zukünftig gemeinsam für<br />
die Leitung der gesamten Windhager Gruppe verantwortlich.<br />
Mit Anfang September übernimmt<br />
die gelernte Betriebswirtin<br />
Barbara Bernsteiner die<br />
Geschäftsführung bei Quester.<br />
News Ticker<br />
Jubiläum: Vasko+Partner feiert COVID-bedingt 2021 ohne Gäste sein 45-jähriges Bestehen.<br />
Umsatzplus: Der Markt für vorgedämmte Versorgungsleitungen wuchs in Österreich im Jahr 2020 um nahezu sechs Prozent<br />
auf 33 Millionen Euro.<br />
Fotos: Keba Veigl, Felbmayr Holding, Scott Bufkin, Vaillant, Doka, Tony Gigov, Franz Neumayr, Quester, Pixabay, Adobe Stock<br />
24 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte<br />
40 Millionen Euro für den Produktionsausbau<br />
Doka investiert<br />
Sie ist eine der größten Investitionen des Schalungsunternehmens<br />
Doka: Die neue Pulverbeschichtungsanlage in<br />
St. Martin, unmittelbar in der Nähe des eigenen Headquarters<br />
in Amstetten. Sie zählt europaweit zu den modernsten<br />
Anlagen auf ihrem Gebiet und ging Anfang Juni in Betrieb.<br />
Die hochautomatisierte Anlage ist Teil eines mehrere Etappen<br />
umfassenden Produktionsausbaus in St. Martin mit<br />
einem Investitionsvolumen von insgesamt 40 Millionen<br />
Euro. Und sie bringt viele Neuerungen: Ab sofort können<br />
auch die Großelemente der Framax Produktfamilie pulverbeschichtet<br />
werden. Des Weiteren ist es nun möglich,<br />
auch Kleinserien rasch und wirtschaftlich zu produzieren.<br />
Die neue Pulverbeschichtungsanlage bringt zudem Farbe<br />
ins Spiel. So können die Rahmenelemente je nach individuellem<br />
Kundenwunsch, zum Beispiel in der Farbe des<br />
jeweiligen Firmenlogos, eingefärbt werden. Derzeit wird<br />
die Anlage im Ein-Schicht-Betrieb hochgefahren. Geplant<br />
ist, die Kapazitäten auch für Lohnfertigung zur Verfügung<br />
zu stellen. Erste Gespräche mit potenziellen Partnern<br />
laufen bereits.<br />
Overtec nutzt die Krise<br />
Expansion nach München<br />
Die Pandemie genutzt hat der Experte für Fertigteilprodukte<br />
für die Bauindustrie Overtec und einen Standort in München<br />
eröffnet sowie den Umsatz durch Wohnbauprojekte in Berlin,<br />
Düsseldorf und Frankfurt verfünffacht. Für Overtec-Eigentümer<br />
Sebastian Hilscher sind vor allem der steigende Bedarf<br />
nach Wohnraum sowie der zunehmende Kostendruck im Bau<br />
Grund genug gewesen, die Expansion zu beschleunigen – und<br />
das trotz COVID-19. Das familiengeführte Unternehmen produziert<br />
seit über 35 Jahren in Wien, Attnang-Puchheim und<br />
München Fertigteilprodukte für die Bauindustrie. Das Portfolio<br />
umfasst die Bereiche Attika, Brüstungen, Flachdachabschlüsse<br />
und Schachtelemente.<br />
Maco verzeichnet Rekordumsatz<br />
Investitionspläne<br />
Mit 311 Millionen Euro erzielte der Weltmarktführer für<br />
Fenster-, Tür- und Großflächenbeschläge Maco den höchsten<br />
Umsatz in der Firmengeschichte. 2021 will das Unternehmen bis<br />
zu 25 Millionen investieren – unter anderem in technische Anlagen.<br />
Aufbauend auf dem erfolgreichen Jahr 2020 sind die Pläne<br />
für 2021 ehrgeizig. Michael Weigand, Geschäftsführer Vertrieb<br />
& Marketing der Maco-Gruppe, über die Ziele: „Wir planen für<br />
das aktuelle Jahr mit einem zweistelligen Umsatzplus. Aber fast<br />
noch wichtiger, wir werden mehr als 25 Millionen Euro vollständig<br />
aus dem Cash-Flow investieren.“ Darüber hinaus werden<br />
zusätzliche Mitarbeiter eingestellt.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
25
Unternehmen & Projekte<br />
Abwasserwärme richtig genutzt<br />
Förderprogramm<br />
Erstmals fördert der Klima- und Energiefonds die klimafreundliche<br />
Energiegewinnung aus dem öffentlichen<br />
Kanalnetz. Die Wärmeenergie aus der Warmwasserproduktion<br />
fließt in Österreich größtenteils ungenutzt in den<br />
Kanal. Das soll sich nun ändern: Mit dem Programm „Energie<br />
aus Abwasser“ fördert der Klima- und Energiefonds<br />
erstmals in Österreich die Gewinnung von thermischer<br />
Energie aus Abwasser. Dafür steht ein Budget von einer Million<br />
Euro, dotiert aus Mitteln des Bundesministeriums für<br />
Klimaschutz (BMK), zur Verfügung. Mittels Wärmetauscher<br />
wird dem Abwasser Wärmeenergie entzogen und mit Wärmepumpen<br />
auf das benötigte Temperaturniveau gebracht.<br />
Damit können etwa umliegende Abnehmer direkt mit<br />
Wärme versorgt oder die Wärmeenergie in das Fernwärmenetz<br />
eingespeist werden. Ziel des Förderprogramms ist<br />
es, einerseits Machbarkeitsstudien und Potentialstudien zu<br />
beauftragen und andererseits jene Projekte, die die Energie<br />
aus dem Abwasser nutzen, zu fördern. Die Ausschreibung<br />
ist bis 28. Februar 2022 um 12:00 Uhr mit zwei Auswahlrunden<br />
geöffnet.<br />
Kaldewei unterzeichnet SBTi<br />
Klimaneutralität<br />
Kaldewei hat als erstes Unternehmen der Sanitär-Branche<br />
die Science Based Target Initiative (SBTi) unterzeichnet. Der<br />
führende internationale Hersteller von hochwertigen Sanitäranlagen<br />
schließt sich damit einer Initiative an, die es sich zur<br />
Aufgabe macht, die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens<br />
durch konkrete Maßnahmendefinition zu erreichen. Konkret<br />
ist die SBTi ein Bündnis aus globalen Non Profit Organisationen<br />
wie UNGC, CDP, WWF und WRI. Das Bündnis ist angetreten, um<br />
wissenschaftlich fundierte Ziele (SBT) zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen<br />
zu einem Standard unternehmerischen<br />
Handelns werden zu lassen. Ziel ist es, die weltweiten Emissionen<br />
bis 2030 so zu reduzieren.<br />
Über 250.000 E-Ladeboxen verkauft<br />
Ladelösungen<br />
Anfang 2021 hat das Linzer Unternehmen Keba einen wichtigen<br />
Meilenstein erreicht. Über 250.000 Wallboxen wurden<br />
verkauft. Damit entwickelt sich das Unternehmen zu einem der<br />
größten Hersteller für Ladelösungen für Hybrid- und Elektrofahrzeuge.<br />
„Mit der Herstellung von intelligenten und langlebigen<br />
Ladestationen ist Keba der Experte in einer prosperierenden<br />
Branche“, freut sich Christoph Knogler, CEO Keba Energy Automation.<br />
Im Geschäftsfeld Energy Automation hat sich der österreichischen<br />
Automatisierungsexperten Keba auf Ladestationen<br />
und Heizungssteuerung spezialisiert. Die gesamte Elektronikentwicklung<br />
und -fertigung findet am Linzer Standort statt.<br />
26 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Unternehmen & Märkte<br />
Niedrigstes Niveau seit zehn Jahren<br />
Pelletpreis<br />
Mit einem durchschnittlichen Wert von<br />
21,9 Cent pro Kilogramm liegt der Pelletpreis<br />
heuer erstmals seit dem Jahr 2010 unter<br />
dem Wert von 22 Cent pro Kilogramm. Im<br />
langjährigen Vergleich mit den Öl- und Gaspreisen<br />
wird deutlich, dass Pellets wesentlich<br />
kostengünstiger sind und auch viel geringere<br />
Preisschwankungen aufweisen. „Pelletpreise<br />
sind bei den Einlagerungsaktionen im Frühjahr<br />
immer am günstigsten. Dass die Preise<br />
heuer besonders niedrig sind, liegt daran,<br />
dass derzeit die Pelletproduktion nicht nur in<br />
Österreich, sondern auch in Deutschland auf<br />
einem Rekordniveau läuft. Wer die Einlagerungsaktionen<br />
jetzt nutzt, kann den gesamten<br />
Energiebedarf der kommenden Heizsaison<br />
bereits jetzt zu besten Konditionen im eigenen<br />
Keller speichern“, erklärt Christian Rakos,<br />
Geschäftsführer von proPellets Austria. Pelletpreise<br />
werden von proPellets Austria seit<br />
2006 monatlich erhoben. Mehr als 70 Prozent<br />
der gehandelten Pelletmenge wird bei dieser<br />
Preiserhebung bei über 50 Pellethändlern erfasst,<br />
die damit einen zuverlässigen Indikator<br />
für die Entwicklung der Marktpreise darstellt.<br />
Auch für das abgelaufene Geschäftsjahr fließt erneut keine Dividende<br />
COVID-19 sorgt für Delle in der Porr-Bilanz<br />
„2020 hat mit einem guten Auftragsbestand<br />
im Jänner und Februar begonnen, dann folgte<br />
die Ernüchterung im März“, so CEO Karl-Heinz<br />
Strauss anlässlich der Online-Bilanzpressekonferenz<br />
für das vergangene Geschäftsjahr.<br />
Die Pandemie habe jedenfalls „überraschend<br />
und mit voller Wucht die Welt der Porr heimgesucht“.<br />
Die Folge: Eine Delle in der Bilanz<br />
beziehungsweise ein Verlust von 42 Millionen<br />
Euro – im Übrigen nach einem Gewinn von<br />
27,8 Millionen Euro im Jahr davor. Aber auch<br />
Neubewertungen von Projekten hätten in<br />
diesem Zusammenhang eine Rolle gespielt.<br />
Nichtsdestotrotz konnte der Auftragsbestand<br />
auf den historischen Höchstwert von 7,067<br />
Milliarden Euro erhöht werden. Nachdem<br />
bereits 2019 keine Dividende an die Porr Aktionäre<br />
ausgeschüttet wurde, werden diese auch<br />
heuer leer ausgehen. Zu den drei großen Themen,<br />
die die Porr derzeit beschäftigen, zählt<br />
der CEO die Ermittlungen der Bundeswettbewerbsbehörde<br />
(BWB) wegen des Verdachts<br />
von Preisabsprachen bei Projektvergaben.<br />
Strauss räumte ein, dass Absprachen getroffen<br />
wurden und man einen Brief der BWB erhalten<br />
habe, in dem diese mitteilt, dass sie deshalb<br />
gegen Firmen der Porr einen Antrag an das<br />
Kartellgericht gestellt hat, um eine Geldbuße<br />
zu verhängen. Strauss hielt aber auch fest, dass<br />
die Porr seit Bekanntwerden der Vorwürfe mit<br />
der BWB kooperiert und darüber hinaus sich<br />
auch – als Reaktion – einschlägig zertifizieren<br />
habe lassen. Weiters berichtete Strauss von<br />
zwei Vertragsauflösungen.<br />
Mineralwolle verzeichnet Minus<br />
Umsatzrückgang<br />
Laut aktuellem Branchenradar „Dämmstoffe<br />
in Österreich“ ist im Jahr 2020 bei<br />
nahezu allen Dämmstoffarten ein sinkender<br />
Bedarf zu spüren. So ging die Nachfrage um<br />
3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück.<br />
Nur aufgrund steigender Preise hielt sich der<br />
Umsatzrückgang in Grenzen. Die Herstellererlöse<br />
sanken um ein Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahr auf 317,6 Millionen Euro. Absatzrückgänge<br />
gab es sowohl im Neubau als<br />
auch in der Sanierung. Rund siebzig Prozent<br />
der Kontraktion ließ sich jedoch im Nicht-<br />
Wohnbau verorten, knapp zwei Drittel bei<br />
der Fassade. Besonders hart traf es im vergangenen<br />
Jahr allerdings dieMineralwolle:<br />
Die Erlöse sanken überdurchschnittlich<br />
rasch um mehr als fünf Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahr. Bei Schaumstoffen lag das<br />
Umsatzminus indes nur bei 0,7 Prozent im<br />
Vergleichszeitraum.<br />
Digitale Ferndiagnose via myVaillant Pro<br />
Vaillant setzt auf digitalen Service<br />
Die Heizungsanlage permanent up to date<br />
halten? Das geht. Dank der neuen Online-Serviceplattform<br />
myVaillant Pro. Diese macht aus<br />
jedem internetverbundenen Vaillant-Gerät<br />
eine permanent betreute Anlage. Das heißt, die<br />
Plattform kann jederzeit verlässliche Aussagen<br />
über den Zustand einer Anlage treffen, auf<br />
eine notwendige Gerätebetreuung hinweisen<br />
oder an eine anstehende Wartung erinnern.<br />
Das alles spart nicht nur Zeit, sondern auch<br />
Kosten. Denn dank der IoT-Plattform können<br />
Serviceeinsätze vermieden oder optimiert<br />
erfolgen – so etwa bei drohendem Wassermangel:<br />
Das Vaillant-Gerät meldet sich über das<br />
Internet von selbst beim Fachhandwerker oder<br />
dem zugehörigen Haustechniker, bevor es<br />
überhaupt zu einem Wassermangel in der Heizung<br />
kommt. Damit weiß der Servicetechniker<br />
vorab, welche Anlagensituation er vorfindet,<br />
und welche Ersatzteile er gegebenenfalls für<br />
eine schnelle und fachgerechte Instandsetzung<br />
mitbringen soll.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
27
Unternehmen & Projekte<br />
Wohnhaus in den USA<br />
Frisch gedruckt<br />
Nachdem Peri Ende 2020 zwei gedruckte<br />
Häuser in Deutschland realisierte, druckte<br />
der Hersteller und Anbieter von Schalungsund<br />
Gerüstsystemen nun in Tempe, Arizona<br />
sein erstes Wohnhaus. Das eingeschossige<br />
Wohnhaus verfügt über eine Wohnfläche<br />
von rund 160 Quadratmetern und ist bis dato<br />
eines der ersten im 3D-Druck-Verfahren<br />
druchgeführte Wohnprojekt in den USA, das<br />
alle behördlichen Genehmigungsprozesse<br />
vollständig und erfolgreich durchlaufen hat.<br />
Für die reine Druckzeit sind rund zwei Wochen<br />
angesetzt. Nach aktuellem Planungsstand<br />
soll das Haus im August/September<br />
2021 bezugsfertig sein. Bauherr und Partner<br />
von Peri bei diesem Projekt ist die Regionalorganisation<br />
von „Habitat for Humanity“<br />
in Arizona. Dabei handelt es sich um eine<br />
weltweit tätige Non-Profit Organisation,<br />
die mit Hilfe von Spenden Wohnraum für<br />
bedürftige Menschen schafft.<br />
Energie-Trendmonitor 2021<br />
Umdenken<br />
Laut aktuellem Energie-Trendbarometer,<br />
eines Marktforschungsinstituts im Auftrag<br />
von Stiebel Eltron unter 1.000 Österreichern<br />
erhoben wurde, hat die Pandemie zu einem<br />
Umdenken über die Klima-Risiken geführt:<br />
70 Prozent der Befragten bewerten diese<br />
nun anders und möchten ihren Teil dazu beitragen,<br />
die Klimaziele zu erreichen. Konkret<br />
wünschen sich zwei Drittel, in den eigenen<br />
vier Wänden auf klimafreundliche Heizsysteme<br />
umzusteigen. Gleichzeitig fehlt 60<br />
Prozent aber das Wissen, wie sie bei der privaten<br />
Energiewende vom Staat unterstützt<br />
werden. Dabei stellt die Bundesregierung<br />
für den „Raus aus Öl und Gas“-Bonus sowie<br />
den „Sanierungsscheck“ ein Rekordbudget<br />
von 650 Millionen Euro bereit.<br />
Sechs Tipps vom Dachfenster-Hersteller Velux<br />
Home-Office im Dachgeschoss<br />
Velux hat sechs Tipps, wie sich das Arbeiten<br />
im Dachgeschoss angenehmer gestalten<br />
lässt. So macht es durchaus Sinn, das Tageslicht<br />
punktuell durch Kunstlicht zu ergänzen.<br />
Hier eignen sich vor allem Leuchten mit<br />
Dimmfunktion. Selbstverständlich lohnt sich<br />
auch die Installation eines Rollos, um die<br />
Dachfenster abzudunkeln. Ob es sich dabei<br />
um ein Stoff- oder Faltrollo handelt, ist reine<br />
Geschmackssache. Zusätzliche können sogenannte<br />
Markisetten mit Netzstoff verhindern,<br />
dass das Dachgeschoss bei direkter Sonneneinstrahlung<br />
zu schnell überhitzt. Nicht zu<br />
vergessen: die Gelsen und Fliegen! Auch diese<br />
lassen sich mithilfe eines passenden Insektenschutz<br />
fernhalten. Um konzentriert arbeiten zu<br />
können, macht regelmäßiges Lüften – drei bis<br />
vier mal pro Tag – auch trotz Hitze Sinn, so der<br />
Dachfenster-Spezialist. Auch die Gestaltung<br />
des Arbeitsplatzes spielt eine wichtige Rolle.<br />
Hier kann ein höhenverstellbarer Schreibtisch<br />
Abhilfe verschaffen.<br />
People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />
Mit 1. Juni übernahm Gregor<br />
Bitschnau die Leitung der<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
von Beton Dialog Österreich.<br />
Die studierte Betreibswirtin<br />
Teresa Gangl ist neue<br />
Geschäftsstellenleiterin bei<br />
Otis in Oberösterreich.<br />
Melvin Raffalt verrstärkt ab<br />
sofort als Senior Project<br />
Manager das Team der Rustler<br />
Immobilienentwicklung.<br />
News Ticker<br />
Neustart: Der neue Vorstand der IG Lebenszklus Bau startet mit einem starkem Arbeitsprogramm: „Wer nicht nachhaltig<br />
baut, baut in Zukunft gar nicht mehr“ – so lautet eine der zwölf aktuell erstellten Thesen des am 9. Juni gewählten neuen<br />
Vorstands.<br />
Fotos: Velux, ZOOM VP, Rustler, Otis, Interfoto<br />
28 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Technik & Wissen<br />
Drees & <strong>Sommer</strong> entwickelt Vorzeigeobjekt<br />
Fassaden-Innovation<br />
Drees & <strong>Sommer</strong> und FKN entwickeln eine hochisolierende<br />
Elementfassade. Mit einer Stärke von 210 Millimeter ist die PVintegrierte<br />
Fassade extrem schlank. An den Oberen Waldplätzen<br />
12 in Stuttgart baut das Beratungs- und Planungsunternehmen<br />
Drees & <strong>Sommer</strong> derzeit ein Vorzeigeobjekt für den Eigenbedarf.<br />
Der aufgrund seiner Lage als OWP12 bezeichnete Neubau soll<br />
allen modernen Anforderungen für Umweltfreundlichkeit und<br />
Digitalisierung gerecht werden. Premiere hat in der OWP12 nun<br />
eine neuartige modulare Fassade namens e-coFace des Fassadenbauunternehmens<br />
FKN Fassaden mit Sitz in Neuenstein, Hohenlohekreis.<br />
Die Besonderheit: Die platzsparende und nach Prinzipien<br />
der Materialkreislaufplanung konzipierte Gebäudehülle soll<br />
den Energieverbrauch auf ein Minimum reduzieren, selbst Energie<br />
erzeugen und zugleich den sehr hohen Anforderungen an den<br />
Schallschutz genügen. 22 Millionen Euro betragen die Kosten für<br />
das vierstöckige Gebäude, das auf einer Bruttogrundfläche (BGF)<br />
von rund 7.000 Quadratmetern einen großen Konferenzbereich,<br />
Bereiche für die Mitarbeiter wie eine Terrasse, eine Cafeteria und<br />
eine Kantine im Erdgeschoss für bis zu 1.000 Personen bietet.<br />
Künftig werden am Standort 200 Arbeitsplätze geschaffen. Das<br />
gemeinsam mit SCD Architekten Ingenieure konzipierte Gebäude<br />
ist als Plusenergiehaus konzipiert. Dazu trägt nicht nur die Fassadenkonstruktion<br />
bei, sondern auch Fernwärme.<br />
Smart<br />
Revenue<br />
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freien Parkplätze<br />
Gebäudereport 2020: Zuwachs von 20 Prozent<br />
klimaaktiv-Gebäude<br />
Laut Gebäudereport 2020 des Klimaschutzministeriums befindet<br />
sich das Bewertungssystem klimaaktiv weiterhin auf Erfolgskurs:<br />
2020 stieg die Zahl der klimaaktiv Gebäude um 20 Prozent an.<br />
Seit 2005 wurden insgesamt 1.065 Gebäude nach dem klimaaktiv<br />
Gebäudestandard bewertet und deklariert – knapp die Hälfte davon<br />
erreicht den Gold Standard und entspricht damit den höchsten<br />
Qualitätsansprüchen in puncto klimafreundliches Bauen. Eines<br />
dieser gold-prämierten Gebäude ist der Marina Tower in Wien.<br />
Parker aus Wien & Umgebung<br />
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<strong>Sommer</strong> 2021<br />
29
Unternehmen & Projekte<br />
Somfy launcht Door Keeper<br />
Voll vernetzt<br />
Mit dem Door Keeper baut Somfy sein<br />
Smart-Home-Portfolio im Bereich Zutritt<br />
und Sicherheit weiter aus. Der smarte Türsteher<br />
für die Haustür besitzt integrierte<br />
Sensoren, die unter anderem die Verriegelung<br />
überwachen und Einbruchsversuche<br />
aufzeichnen. Quälende Fragen, ob man die<br />
Tür wirklich abgeschlossen hat, als man das<br />
Haus verlassen hat, gehören so der Vergangenheit<br />
an. Denn dank der Somfy Keys App<br />
kann der Nutzer jederzeit auf seinem Smartphone<br />
überprüfen, ob die Haustür offen oder<br />
geschlossen ist – und sie bei Bedarf aus der<br />
Ferne verriegeln. Wird die Tür offengelassen<br />
oder nicht richtig geschlossen, folgt automatisch<br />
ein Alarmsignal. Bezogen werden kann<br />
der Door Keeper über den Fachhandel.<br />
Nachhaltiges Unternehmen<br />
E-Mobilität<br />
Im Rahmen des Umweltmanagementsystems<br />
hat Leyrer + Graf die ersten Elektroautos<br />
und Elektro-Nutzfahrzeuge für den Firmengebrauch<br />
angeschafft, um diese in den<br />
nächsten Monaten auf ihre Alltagstauglichkeit<br />
zu testen. Zu den Testschwerpunkten für<br />
Firmenfahrten bei den angeschafften PKWs<br />
zählen vor allem die Routen- und Terminplanung<br />
in Zusammenhang mit den Reichweiten<br />
der Fahrzeuge. Ein weiterer wichtiger<br />
Faktor ist die Ladeinfrastruktur. Erfahrungswerte<br />
zum Thema Kostenvergleich und<br />
Zuverlässigkeit gegenüber konventionellen<br />
PKWs sowie die Lebensdauer von Akkus<br />
sind ebenso wesentliche Testschwerpunkte.<br />
Getestet werden Fahrzeuge der Volkswagen-<br />
Unternehmensgruppe und Opel.<br />
Konsequente Kreislaufwirtschaft<br />
Sozialer Mehrwert<br />
Seit 2016 setzt BauKarussell verwertungsorientierten<br />
Rückbau mit sozialem<br />
Mehrwert in die Praxis um. Der in den ersten<br />
fünf Jahren erzielte Impact kann sich sehen<br />
lassen: In Summe hat BauKarussell mit seinen<br />
lokalen sozialwirtschaftlichen Partnerbetrieben<br />
seit den ersten Rückbauprojekten<br />
über 21.000 Stunden sozialwirtschaftliche<br />
Arbeit geleistet und über 100 Zielgruppenpersonen<br />
des AMS beschäftigt. 1.100 Tonnen<br />
Materialien gingen durch die Hände<br />
der Rückbauteams, davon konnte etwa die<br />
Hälfte – 550 Tonnen – in die Wiederverwendung<br />
vermittelt werden. Markus Meissner,<br />
Leiter von BauKarussell, präzisiert: „Das entspricht<br />
mehr als 12.500 Re-Use-Einheiten,<br />
zum Beispiel Stück, kg, m² oder Laufmeter.<br />
Unsere Bilanz zeigt ganz deutlich: Kreislaufwirtschaft<br />
am Bau schafft Arbeit! In unseren<br />
Projekten erhalten benachteiligte Personen<br />
Training und Qualifizierung – das ist neben<br />
dem Aspekt der Ressourcenschonung der<br />
essentielle Teil unserer DNA.“ BauKarussell<br />
ist der erste Anbieter am österreichischen<br />
Markt für Social Urban Mining im Rahmen<br />
des verwertungsorientierten Rückbaus. Und<br />
setzt sich aus Partnern von pulswerk, Romm<br />
und anderen zusammen.<br />
Gira erweitert Sicherheitssystem Alarm Connect um Feuerschutz<br />
Funkbasierte Rauchwarnmelder<br />
Vor allem zur Nachtzeit, wenn der Mensch<br />
für gewöhnlich schläft, kann er Gerüche nur<br />
schwer, im Tiefschlaf sogar kaum wahrnehmen.<br />
Hinzukommt, dass die Brandursache in<br />
den eigenen vier Wänden meist Defekte an<br />
elektrischen Geräten sind. Um einen Brand<br />
so schnell wie möglich zu erkennen und zu<br />
jeder Tages- und Nachzeit zu melden, hat Gira<br />
den neuen und funkbasierten Connect Rauchwarnmelder<br />
entwickelt. Dieser registriert<br />
mithilfe von Streulichtmessung bereits leichte<br />
Rauchentwicklung im Raum und schlägt mit<br />
einem Alarmton von 85 Dezibel an. Zusätzlich<br />
warnt das Gerät mit einem blinkenden LED-<br />
Warnsignal. Der funkbasierte Rauchwarnmelder<br />
lässt sich ohne bauliche Veränderungen<br />
einfach einbauen und eignet sich nicht nur<br />
für den eigenen Haushalt, sondern auch für<br />
Geschäfts- oder Büroflächen. Die Bedienung<br />
des Gira Sicherheitssystems Alarm Connect ist<br />
einfach und sicher und kann sogar bequem via<br />
Gira Smart Home App erfolgen.<br />
Fotos: www.gira.at, Somfy<br />
30 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Technik & Wissen<br />
aep energy bringt Game Changer auf den Markt<br />
Wasserstoff-Batteriesystem<br />
Der Technologie-Profi Gerald Wirtl, aep-Gründer und CEO,<br />
bringt mit AEP H2 ein intelligentes Speichersystem auf Wasserstoffbasis<br />
auf den Markt. Durch Elektrolyse wird mit Solarstrom<br />
Wasserstoff hergestellt, gespeichert und über eine Brennstoffzelle<br />
bei Bedarf wieder in elektrische Energie umgewandelt. Die dazugehörige<br />
Software wurde von aep energy entwickelt und trägt<br />
dazu bei, dass der Strom zukünftig auch in Energie-Communities<br />
gehandelt werden kann. Damit liefert die klimafreundliche Innovation<br />
aus Oberösterreich einen wesentlichen Beitrag zur Lösung<br />
von drängenden Energie-Themen wie Speicherung von Sonnenstrom,<br />
Blackout-Prävention oder Energie-Autarkie. „Wir fokussieren<br />
uns darauf, die besten Komponenten am Markt zu einem<br />
funktionierenden System zusammenzuschließen“, beschreibt<br />
Wirtl den Erfolgsfaktor seines Unternehmens.<br />
Fensterlüfter in Rollladenkästen<br />
Frischluftzufuhr<br />
Mit dem Fensterlüfter von Siegenia lässt sich das Lüften der<br />
Innenräume auch mit einem ästhetischen Anspruch verbinden,<br />
denn die Lüfter können in zahlreichen Rollladenkästen aller<br />
führenden Hersteller angebracht werden. So sorgt der Verzicht<br />
auf einen Wetterschutz an der Außenfassade dafür, dass die<br />
Lüfter von außen komplett unsichtbar sind, und erlaubt eine<br />
Integration in die Gebäudearchitektur. Auch bei geschlossenen<br />
Rollläden sorgen die Fensterlüfter für einen entsprechenden<br />
Luftwechsel. Hohe Schalldämmwerte sorgen dafür, dass störende<br />
Außengeräusche draußen bleiben. Verarbeiter profitieren<br />
darüber hinaus von der einfachen Montage auf der Innenseite<br />
des Rollladenkastens, die ohne die Bearbeitung von Fenster<br />
beziehungsweise Rahmen auskommt. Auch ein nachträglicher<br />
Einbau im Zuge von Sanierungsarbeiten ist möglich.<br />
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Frische Luft für Heiz- und Kühldecken<br />
Zehnder bringt Luftauslass<br />
Der Spezialist für Design-Heizkörper und Raumluft Zehnder<br />
ergänzt sein Angebot im Geschäftsbereich Heiz- und Kühldecken-<br />
Systeme um eine optionale Lüftungsfunktion. Diese lässt sich<br />
unsichtbar in Zehnder Heiz- und Kühldecken integrieren und<br />
unterstützt deren Heiz- und/oder Kühlleistung mit einem hygienischen<br />
Luftwechsel. Und das geräuscharm und ohne Zugluft zu<br />
erzeugen. Die intelligente Zuluftlösung eignet sich optimal für<br />
den Einsatz in Büros, öffentlichen Gebäuden oder im Hotel- und<br />
Gaststättenbereich. Zehnder Breeze ist ab sofort in verschiedenen<br />
Modellvarianten für geschlossene Metalldecken von Zehnder in<br />
den gängigsten Systemen verfügbar.<br />
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<strong>Sommer</strong> 2021<br />
31
Unternehmen & Projekte<br />
Streng limitierte Vienna Edition<br />
Lichterlebnis<br />
Die limitierte Vienna Edition sorgt mit<br />
ihrer edlen Messing-Optik im brandneuen<br />
Loxone Office & Experience Center in Wien<br />
für das richtige Licht. „Um dem Charakter<br />
des ehrwürdigen Palais in der Johannesgasse<br />
zu entsprechen, haben wir bezüglich<br />
Innenarchitektur mit Materialien wie Marmor,<br />
altem bronzierten Messing oder Eiche<br />
gearbeitet. Die Serie der Vienna Edition von<br />
Loxone ermöglichte eine übergreifende<br />
Gestaltung“, Marcel Amrhein, Architekt bei<br />
ARKD Linz. Zu kaufen gibt es die Leuchten<br />
als Präsenzmelder in Deckeneinbau. Dieser<br />
passt seine Beleuchtung auch dem Lichteinfall<br />
der Umgebung an. Ähnlich funktioniert<br />
die Deckenleuchte der Edition mit LED-<br />
Licht. Neben der Pendulum Slim RGBW<br />
Tree-Leuchte mit passendem Bedienelement<br />
gibt es auch ein Loxone Nightlight, das<br />
sowohl als Nachtlicht als auch als Wecker<br />
und Bedienelement genutzt werden kann.<br />
Artweger MOVE Duschtüre<br />
Extrakomfort<br />
Das Herzstück der neuen Schiebetür-<br />
Serie MOVE von Artweger ist die zum<br />
Patent angemeldete Tür-Führungseinheit.<br />
Diese ist besonders schmal ausgeführt.<br />
Der mit Magnet daran fixierte Anker führt<br />
die Tür ruhig und sicher beim Öffnen und<br />
Schließen – ganz ohne Metallschienen am<br />
Türteil oder am Boden. Zum Reinigen wird<br />
die Türe einfach mitsamt dem Anker weggeschwenkt.<br />
Außerdem ist die Schiebetür<br />
dank extraschmaler Türführungseinheit<br />
und glatter Oberflächen besonders leicht<br />
zu reinigen. Die Artweger MOVE gibt es in<br />
sechs verschiedenen Farbausführungen<br />
angefangen von Schwarz Matt bis zu Champagne.<br />
Viele weitere Sanitärfarben sind auf<br />
Anfrage möglich.<br />
x-well Lüftungsgeräte von Kermi sorgen für regelmäßigen Luftaustausch<br />
Filter-Upgrade mit x-well hygienic<br />
Im Zuge der Pandemie ist die Luftqualität in<br />
Innenräumen in den Fokus gerückt. Kontrollierte<br />
Wohnraumlüftung kann bei dicker Luft<br />
Abhilfe verschaffen. Die x-well Lüftungsgeräte<br />
von Kermi können dank hochwertiger Filter<br />
effektiv Schadstoffe von außen fernhalten.<br />
Ist die Außenluft besonders belastet, kann<br />
der Filter ab sofort auch um den neuen elektronischen<br />
x-well hygienic Filter aufgerüstet<br />
werden und so eine noch bessere Filterleistung<br />
garantieren. Neben eine guten Filterleistung<br />
bieten die Filter des x-well hygienic weitere<br />
Vorteile: Sie arbeiten elektrostatisch und<br />
nicht mechanisch. Das heißt, der Luftstrom<br />
und somit die Effizienz der Lüftungsanlage<br />
werden nicht beeinträchtigt. Somit sind auch<br />
keine Wartungsarbeiten und kein Filtertausch<br />
notwendig: Das Filterelement wird lediglich<br />
regelmäßig ausgewaschen, je nach Belastung<br />
der Außenluft etwa halbjährlich. Der x-well<br />
hygienc Filter kann herstellerunabhängig eingesetzt<br />
oder nachgerüstet werden.<br />
People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />
Nach mehr als 20 Jahren an der Spitze des Supervisory<br />
Boards von Rehau übergibt Jobst Wagner zum 1. Juli 2021 das<br />
Amt des Präsidenten an seinen Bruder Veit Wagner und<br />
übernimmt dessen jetzige Funktion als Vizepräsident.<br />
Günther Orlitsch ist neuer Verkaufsleiter<br />
am Röfix-Standort in Villach. Der 58-Jährige<br />
ist damit für den Vertrieb in der Region<br />
Kärnten und Osttirol verantwortlich.<br />
News Ticker<br />
Starker Preisanstieg: Im Vergleich zum Juli 2020 liegt der Österreichische Gaspreisindex um 274 Prozent höher, gegenüber<br />
dem Vormonat Juni steigt er um 16 Prozent. Nachhaltigkeits-Strategie: Wienerberger will bis spätestens 2050 mittels<br />
Dekarbonisierung der Produktionsprozesse, innovativem Produktportfolio und mit neuen Technologien klimaneutral sein.<br />
Fotos: Kermi, Otis Arnaud Février, Rehau, Röfix<br />
32 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Gebäude Ausrüstung Management<br />
Neueste Aufzug-Generation von Otis<br />
Gen360-Aufzug<br />
Otis stellt die neue Generation digital vernetzter Aufzüge vor,<br />
mit denen sich Menschen in einer größeren, schnelleren und<br />
intelligenteren Welt verbinden: der Gen360. Neben Sicherheit,<br />
Langlebigkeit und Effizienz besticht die neueste Aufzug-Generation<br />
mit der IoT-Plattform Otis ONE. Sie bildet die Grundlage für<br />
die intelligente Vernetzung. Durch die Erfassung und Auswertung<br />
großer Datenmengen durch intelligente Aufzugssensoren<br />
ermöglicht die Otis-ONE-Plattform die Gewinnung wichtiger<br />
Informationen in Echtzeit sowie proaktive Kommunikation und<br />
prädiktive Erkenntnisse. Zusätzlich können mithilfe der Otis-<br />
ONE-Technologie Störungen per Fernzugriff bearbeitet werden.<br />
Dank cloudbasierter APIs (Application Programming Interface)<br />
lassen sich beide Plattformen leicht in andere intelligente Gebäudesysteme<br />
integrieren, was einen wichtigen Mehrwert für<br />
Gebäudemanager, aber auch für die Fahrgäste darstellt. Weiters<br />
braucht der Gen360-Aufzug aufgrund seiner neuen elektronischen<br />
Architektur keinen Sicherheits- beziehungsweise Dachaufbau<br />
im Schachtkopf mehr und kann so problemlos in Bauten<br />
mt Flachdächern verbaut werden.<br />
Biotope City Wienerberg<br />
Auszeichnung<br />
Der neue Favoritner Stadtteil wurde als<br />
Vorzeigeprojekt einer Gartenstadt der Zukunft<br />
konzipiert, die aktiv auf die Herausforderungen<br />
des Klimawandels eingeht.<br />
So soll etwa die Überhitzung der Stadt<br />
durch vertikale Begrünung in dichtverbautem,<br />
urbanem Gebiet abgemildert werden.<br />
Dazu trägt auch die Ausgestaltung der<br />
Dachfläche der neuen Wohnhausanlage<br />
der „Wien-Süd“ in der Biotope City Wienerberg<br />
bei: Durch intensive Begrünung<br />
und die Schaffung von Begegnungsräumen,<br />
wie dem Pool am Dach, einer Sauna,<br />
einem Fitnessraum sowie Hochbeeten<br />
für Urban Gardening, wurden etliche<br />
Erholungszonen in das Objekt integriert.<br />
Für Familienfreundlichkeit sorgen nicht<br />
nur die zentral geschoßweise etablierten<br />
Kinderwagenstellplätze, sondern auch die<br />
Freizeitangebote in unmittelbarer Nähe<br />
mit dem Naherholungsgebiet des Wienerbergs.<br />
Am 29. Juni fand die feierliche Verleihung<br />
des Awards auf der Dachterrasse<br />
der „Wien-Süd“ statt. Mit dabei waren neben<br />
anderen Wohnbaustadträtin Kathrin<br />
Gaál sowie der Vorstand der „Wien-Süd“.<br />
FH Joanneum veröffentlicht Ergänzungsstudie<br />
Lebenszyklus von Fassaden<br />
Im Rahmen der Ergänzungsstudie der FH<br />
Joanneum – Institut Bauplanung und Bauwirtschaft<br />
wurde eine Fassadensystemanalyse in<br />
Zusammenarbeit mit der Landesinnung Bau<br />
Oberösterreich und verschiedenen Herstellern<br />
aus dem Bereich der Metall- und Holzfassaden<br />
vorgenommen. Dabei wurden unterschiedliche<br />
Rohbausysteme mit verschiedenen Fassadenkonstruktionen<br />
kombiniert sowie zwei monolithische<br />
Außenwandsysteme untersucht. „Die Studie<br />
zeigt, dass oft die EPS-Fassade aufgrund der auf<br />
den ersten Blick günstigeren Errichtungskosten<br />
gewählt wird. Aber bei nachhaltiger Betrachtung<br />
der Lebenszykluskosten ist die Auswahl der<br />
Fassadenarten in Bezug auf die Ökologie und<br />
Wirtschaftlichkeit wesentlich größer“, so Landesinnungsmeister<br />
Alexander Pongratz, Landesinnung<br />
Bau Steiermark. In der Baupraxis werden<br />
als Entscheidungsgrundlage meist nur die Errichtungskosten<br />
der Fassade in Betracht gezogen, was<br />
zu einem überproportionalen Einsatz erdölbasierter<br />
Dämmstoffe geführt hat. Vergleichsweise<br />
kostengünstig in der Errichtung, benachteiligen<br />
diese aber massiv alternative, ökologisch nachhaltige<br />
Fassadensysteme. Die in der Studie ausgewählten<br />
Fassadenkonstruktionen sind zwei<br />
Konstruktionsprinzipien zuordenbar und teilen<br />
sich auf in Monolithische Verbundfassaden (inkl.<br />
WDVS - Wärmeverbundsystem) und vorgehängt<br />
hinterlüftete Fassaden (VHF - Vorgehängte Fassade).<br />
Die Lebenszykluskostenbetrachtung über<br />
30 Jahre zeigt: Hinsichtlich der Kosten über den<br />
Lebenszyklus unterscheidet sich der Großteil der<br />
Fassadensysteme nicht so massiv wie bei den Herstellungskosten.<br />
Bei Faserzementfassaden und<br />
Metallfassaden sowie bei Holzfassaden entstehen<br />
im Vergleich zu WDVS geringe Nutzungskosten.<br />
Kostengünstigste Varianten in der Gesamtbetrachtung<br />
sind die monolithischen Systeme,<br />
gefolgt von vorgehängt hinterlüfteten Fassaden<br />
mit Holz-Verkleidung. Vorgehängt hinterlüftete<br />
Fassaden, deren Erst-Herstellungskosten deutlich<br />
über anderen liegen, schneiden über den gesamten<br />
Lebenszyklus besser ab als WDVS-Fassaden.<br />
„Um eine zuverlässige Beurteilung der Wirtschaftlichkeit<br />
einer Konstruktion zu ermöglichen, ist die<br />
Einbeziehung aller Phasen des Lebenszyklus erforderlich.<br />
In der aktuellen Studie hat sich gezeigt,<br />
dass vor allem die Aufwendungen während der<br />
Nutzungsphase zu berücksichtigen sind“, betont<br />
Ewald Hasler, Projektleiter FH Joanneum, Institut<br />
Bauplanung und Bauwirtschaft.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
33
Unternehmen & Projekte<br />
Steinbach mit Rekordumsatz<br />
Poolboom<br />
Die Urlaubsplanung ist ungewiss, doch die<br />
sommerlichen Temperaturen hält das nicht<br />
davon ab, weiter zu steigen. Einer, der davon<br />
profitiert, ist der oberösterreichische Pool-<br />
Hersteller Steinbach aus Schwertberg. Immer<br />
mehr Österreicher investieren in Garten-<br />
Pools. Per 31. August 2020 verzeichnete das<br />
Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als<br />
130 Millionen Euro ein Plus von 35 Prozent im<br />
Vergleich zum Vorjahr. Für heuer wird erwartet,<br />
die 200-Millionen-Euro-Umsatzmarke<br />
zu knacken, so das Unternehmen. Besonders<br />
Aufstellpools, Whirlpools und Solarduschen<br />
seien hoch im Kurs, sagt Geschäftsführer<br />
Horst Lauß. Mit rund 300.000 verkauften<br />
Pools habe sich die Nachfrage nach Aufstellpools<br />
in den letzten drei Jahren bei Steinbach<br />
verdoppelt. Aktuell gilt das Poolunternehmen<br />
als eines der größten Europas.<br />
Sandwichpaneele sind gefragt laut Branchenradar-Daten<br />
Massive Preissteigerung<br />
Der Markt für Sandwichpaneele ist 2020<br />
moderat gewachsen. Im laufenden Jahr wird<br />
die Nachfrage durch substanzielle Preiserhöhungen<br />
gebremst, so aktuelle Daten des<br />
Marktforschungsinstituts Branchenradar.<br />
Trotz Corona haben sich Sandwichpaneele<br />
im vergangenen Jahr sehr gut verkauft. Laut<br />
aktuellem Branchenradar erhöhte sich im<br />
Vergleich zum Vorjahr im Jahr 2020 der<br />
Absatz um 1,5 Prozent auf knapp 3,28 Millionen<br />
Quadratmeter und die Herstellererlöse<br />
um 0,6 Prozent auf 84,2 Millionen Euro. Zuwächse<br />
gab es erlösseitig jedoch nur noch bei<br />
Produkten mit Schaumstoffdämmung und<br />
bei Wandpaneelen. Der Umsatz von mit Mineralwolle<br />
gedämmten Sandwichpaneelen<br />
entwickelte sich seitwärts, jener mit Dachpaneelen<br />
sowie Kühl- und Tiefkühlpaneelen<br />
rückläufig.<br />
Das laufende Jahr ist bislang durch massive<br />
Preiserhöhungen gekennzeichnet.<br />
Sowohl die Preise für Aluminium als auch<br />
für Dämmstoffe erhöhen sich nahezu im<br />
Wochentakt substanziell. Infolgedessen<br />
bremst sich die Nachfrage augenscheinlich<br />
ein, weil mancherorts einschlägige Bauprojekte<br />
entweder rückgestellt oder mit<br />
anderen Baumaterialien ausgeführt werden.<br />
Aus heutiger Sicht könnte der Markt rund<br />
sechs Prozent an Absatzvolumen verlieren,<br />
so die Analyse. Nichtsdestotrotz dürften die<br />
Herstellererlöse auch 2021 signifikant anziehen,<br />
weil der Preisauftrieb die sinkende<br />
Nachfrage bei weitem übertrifft. Für das<br />
heurige Jahr erwartet Branchenradar.com<br />
ein Umsatzplus von etwa neun Prozent, im<br />
kommenden Jahr von ungefähr zwei Prozent<br />
gegenüber Vorjahr.<br />
Somfy und Danfoss kooperieren<br />
Intelligente Klimatisierung<br />
In den eigenen vier Wänden will man ungern bei 30<br />
Grad Celsius schwitzen oder bei Minusgraden frieren. Bei<br />
der Klimatisierung von Innenräumen stößt man jedoch<br />
auf ein bekanntes Problem: Eine Steuerung regelt die Heizung,<br />
eine zweite die Beschattung und eine dritte das Licht.<br />
Was fehlt, ist die Vernetzung. Heizspezialist Danfoss und<br />
Smart-Home-Pionier Somfy wollen das mit ihrer Partnerschaft<br />
ändern. Ermöglicht wird das durch die Integration<br />
der Danfoss Icon Fußbodenheizungsregelung in die Smart-<br />
Home-Steuerzentrale TaHoma DIN Rail von Somfy. So löst<br />
der Somfy Öffnungsmelder über Danfoss Icon automatisch<br />
eine Unterbrechung des Heizbetriebs aus, sobald ein<br />
Fenster geöffnet ist, und kann so Energieverluste effektiv<br />
minimieren. Gleichzeitig kann die intelligente Steuerung<br />
TaHoma im Winter Jalousien und Vorhänge bei starker<br />
Sonneneinstrahlung dank Sonnensensor Somfy Sunis in<br />
Kombination mit dem Danfoss Icon Raumthermostat öffnen,<br />
während gleichzeitig die Heizung reguliert wird. Somit<br />
sorgt die Smart-Home-Lösung für einen ganzjährigen<br />
Wohnkomfort und ermöglicht die Realisierung energieeffizienter<br />
und zugleich benutzerfreundlicher und smarter<br />
Häuser und Wohnungen. Die TaHoma DIN Rail mit Zigbee-<br />
Modul lässt sich über den Elektriker beziehen, das Danfoss<br />
Icon über den Sanitärhandel. Zusätzlich zum Somfy<br />
Heizkörper-Thermostat io kann ebenfalls das Danfoss Ally<br />
Heizkörperthermostat über TaHoma gesteuert werden.<br />
Fotos: Somfy<br />
34 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Gebäude Gebäude Ausrüstung Management<br />
Daikin sorgt für umweltfreundliche Abkühlung<br />
Konsumenten-Liebling<br />
Bereits zum zweiten Mal in Folge wurde ein Split-Klimagerät<br />
der Marke Daikin von Konsument und Stiftung Warentest<br />
zum Testsieger gekürt: Unter den insgesamt zehn getesteten<br />
Geräten, darunter Monoblöcke und Split-Modelle, wird die<br />
Daikin Emura mit der Note „gut“ zum Testsieger gekürt. Besonders<br />
in der Kategorie „Umwelt und Energieeffizienz“ überzeugte<br />
Daikins Emura und kühlt vergleichsweise günstig, mit<br />
einem durchschnittlichen Stromverbrauch von rund 26 Euro<br />
pro Jahr. Alle Testgeräte wurden in vier Kategorien geprüft<br />
und wie folgt gewichtet: Umwelteigenschaften (50 %), Kühlen<br />
(35 %), Handhabung (15 %) und Sicherheit (0 %). In allen vier<br />
Kategorien geht das Split-Gerät Daikin Emura von Daikin als<br />
Sieger hervor. In die Note der Umwelteigenschaften fließen<br />
auch die Bewertungen der Geräusche-Emission sowie des<br />
Kältemittels ein. Mit einem besonders niedrigen Schallpegel<br />
ist Daikin Emura kaum zu hören. Zudem kommt wie bei allen<br />
Daikin Split-Klimageräten auch bei Daikin Emura das klimaschonende<br />
Kältemittel R-32, ein nicht ozonschädigendes,<br />
reines Kältemittel mit einem niedrigen globalen Treibhausgaspotential<br />
und daher leicht zu recyclen, zum Einsatz.<br />
| AT12-20G |<br />
: Schwebend,<br />
kontaktlos, intelligent!<br />
Freie 2D-Produktbewegung<br />
mit bis zu 6 Freiheitsgraden<br />
Schwebende<br />
Planarmover<br />
6D<br />
Bewegung<br />
NEFI-Forschungsprojekt „Sanba“<br />
Abwärme als Energiequelle<br />
kg<br />
Skalierbare<br />
Nutzlast<br />
Individueller<br />
Produkttransport<br />
Dynamisch<br />
mit bis zu 2 m/s<br />
Beliebiges<br />
Anlagenlayout<br />
Nach drei Jahren wurden nun am Areal der ehemaligen<br />
Martinek-Kaserne in der Stadtgemeinde Baden die Forschungsergebnisse<br />
des NEFI-Forschungsprojekts (New<br />
Energy for Induastry) Sanba präsentiert. Der Name des Projekts<br />
steht für Smart Anergy Quarter Baden und entwickelte<br />
ein sogenanntes Anergie- oder Niedertemperatur-Heiz- und<br />
Kühlnetz für die Martinek-Kaserne. Dabei können industrielle<br />
Niedertemperatur-Abwärme aus der benachbarten<br />
NÖM-Molkerei und lokal verfügbare erneuerbare Wärmequellen<br />
wie Geothermie verwendet werden. Als Basis für die<br />
Berechnung wurden drei mögliche Szenarien für das 40 Hektar<br />
große Areal entwickelt. Diese reichen in der ersten Ausbaustufe<br />
von der exklusiven Nutzung der denkmalgeschützten,<br />
sanierten Bestandsgebäude ohne neue Gebäude, bis<br />
hin zu einer verdichteten Bebauung mit Mischnutzung von<br />
Wohnen bis Arbeiten oder Aus- und Weiterbildung. Ergänzend<br />
zur technischen Analyse und Planung erfolgte zudem<br />
eine betriebswirtschaftliche Analyse, bei der die spezifischen<br />
Kosten der unterschiedlichen Energiedienstleistungen für<br />
diese drei Entwicklungsszenarien ermittelt und vergleichend<br />
gegenübergestellt wurden. Die Szenarien gehen auch auf<br />
die Gebäudetypen und ihre Energieverbrauchs-Charakteristik<br />
ein. Die Projektergebnisse zeigen, dass kurze Leitungswege<br />
ein entscheidender Faktor für das kompakte Sanba-<br />
Anergienetz sind.<br />
www.beckhoff.com/xplanar<br />
XPlanar eröffnet neue Freiheitsgrade im Produkthandling: Frei schwebende<br />
Planarmover bewegen sich über individuell angeordneten Planarkacheln<br />
auf beliebig programmierbaren Fahrwegen.<br />
Individueller 2D-Transport mit bis zu 2 m/s<br />
Bearbeitung mit bis zu 6 Freiheitsgraden<br />
Transport und Bearbeitung in einem System<br />
Verschleißfrei, hygienisch und leicht zu reinigen<br />
Beliebiger Systemaufbau durch freie Anordnung der Planarkacheln<br />
Multi-Mover-Control für paralleles und individuelles Produkthandling<br />
Voll integriert in das leistungsfähige PC-basierte Beckhoff-Steuerungssystem<br />
(TwinCAT, PLC IEC 61131, Motion, Measurement,<br />
Machine Learning, Vision, Communication, HMI)<br />
Branchenübergreifend einsetzbar: Montage, Lebensmittel, Pharma,<br />
Labor, Entertainment, …<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
35
Unternehmen & Projekte<br />
Recycelte Baustoffe<br />
Premiere<br />
Mit dem Bau des 21. Objekts im „Nachhaltigen<br />
Immobilienfonds Österreich“ in<br />
der Braunspergengasse 4 im 10. Wiener<br />
Gemeindebezirk setzt Auris Immo Solutions<br />
erstmals auf recycelte Baustoffe.<br />
Für die Errichtung der 80 Wohneinheiten<br />
kommen somit Ziegelfertigwände aus<br />
recycelten Baustoffen zum Einsatz. Der<br />
Massivbaustoff wird aus Ziegelsplitt, Sand<br />
und Zement sowie Wasser produziert<br />
und garantiert nicht nur einen schnellen<br />
Baufortschritt, sondern auch eine hohe<br />
Planungssicherheit. Neben den wirtschaftlichen<br />
Aspekten ist zudem der hohe ökologische<br />
Faktor hervorzuheben. Die Ziegelwände<br />
aus Recyclingbaustoff ermöglichen<br />
einen hohen Schallschutz, sind optimale<br />
Speicher für Wärme und Kühle und bieten<br />
eine ausgeglichene Luftfeuchtigkeit. Eine<br />
klimaaktiv Zertifizierung für das Wohnbauprojekt<br />
wird angestrebt.<br />
Gedämmte Rohre<br />
Umsatzplus<br />
Der Markt für vorgedämmte Versorgungsleitungen<br />
entwickelte sich im vergangenen<br />
Jahr positiv. Laut aktuellem Branchenradar<br />
„Vorgedämmte Versorgungsleitungen in<br />
Österreich“ erhöhte sich die Nachfrage um<br />
3,4 Prozent gegenüber Vorjahr auf rund<br />
900.000 Laufmeter und die Herstellererlöse<br />
um 5,8 Prozent gegenüber Vorjahr auf<br />
33,0 Millionen Euro. Etwa 75 Prozent davon<br />
entfielen auf Rohre aus Stahl. Angeschoben<br />
wurde der Markt im Wesentlichen durch die<br />
Verdichtung des Fernwärme- und Fernkältenetzwerkes,<br />
weniger durch die Erschließung<br />
neuer Absatzgebiete. Zuwächse gab es vor<br />
allem in Ostösterreich sowie in Salzburg und<br />
Tirol. Auch im laufenden Jahr sei ein deutliches<br />
Umsatzplus zu erwarten.<br />
Signa realisiert Wiener KaDeWe auf der Mariahilferstraße<br />
Fliegende Bagger am Leiner-Dach<br />
Über den <strong>Sommer</strong> wird der Bestand abgebrochen,<br />
um danach ein modernes Traditions-<br />
Warenhaus und ein Lifestyle-Hotel zu errichten.<br />
Bis dato werkten daran Bagger mit mehr<br />
als 30 Meter langen Greifarmen und einem<br />
Eigengewicht von bis zu 80 Tonnen. Trotz ihrer<br />
Massivität sind diese High-Tech Geräte vom<br />
Boden aus in der Lage, Gebäudestrukturen in<br />
luftiger Höhe mit absoluter Präzision erfassen<br />
und zu Boden zu bringen. Modernste, technische<br />
Ausrüstung vermindert Staubemissionen<br />
mittels punktgenau eingesetztem Sprühnebel<br />
am Ort des Geschehens. Das hohe Gewicht<br />
ist gleichzeitig aber auch der Grund für den<br />
Strategiewechsel der ARGE Abbruch, bestehend<br />
aus Zöchling/Mayer. Ende Juli wurde ein<br />
16-Tonnen Bagger mittels Raupenkran auf das<br />
Dach gehoben. Dieses „Fliegengewicht“ hängt<br />
durchgehend am (Stahl-)Seil, womit das Gerät<br />
mit „nur“ mehr vier bis fünf Tonnen Auflast<br />
agieren kann. Bis in den September wird also<br />
ab jetzt von oben nach unten rund 180.000<br />
Kubikmeter„umbauter Raum“ abtransportiert.<br />
Das entspricht etwa 50.000 Tonnen Bauschutt.<br />
People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />
Neues Direktoren-Trio für w&p Zement: Seit April 2021 zeichnen Jerneja Potocnik,<br />
Florian Salzer und Peter Ramskogler als Direktoren für die Leitung der w&p Zement<br />
verantwortlich. Ziel des Trios ist es, das familiengeführte Traditionsunternehmen fit für die<br />
Zukunft aufzustellen und dessen regionale Strukturen nachhaltig zu stärken.<br />
News Ticker<br />
Ideenschmiede: Bereits zum vierten Mal lobt proHolz Austria – diesmal in Kooperation mit proHolz Bayern – den interdisziplinären<br />
und internationalen Wettbewerb zum Thema Bauen mit Holz aus. Das Wettbewerbsthema lautet „woodencity“. Einreichfrist<br />
ist der 31. März 2022. Die Preisverleihung findet am 19. Mai 2022 an der Technischen Universität Wien statt.<br />
Fotos: w&p Zement, Signa, i+R Gruppe, PSLoopSitters<br />
36 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen<br />
Europas erste Recyclinganlage zur Aufbereitung von Alt-Styropor<br />
Polystyrene Loop geht in Betrieb<br />
Als Meilenstein für das Kunststoffrecycling<br />
in Europa wurde am 16. Juni in Terneuzen, Niederlande,<br />
eine Recyclinganlage zur Aufbereitung<br />
von expandiertem Polystyrol (EPS) eröffnet.<br />
Mit dieser Referenzanlage können nicht<br />
nur verschmutzte Baustellenabfälle verarbeitet<br />
werden, sondern auch Alt-Dämmstoffe mit<br />
dem Flammschutzmittel HBCD. Das im HBCD<br />
enthaltene wertvolle Brom wird zurückgewonnen<br />
und wiederverwendet. EPS – auch bekannt<br />
unter dem Namen „Styropor“ – ist ein Schaumstoff,<br />
der zu 98 Prozent aus Luft und zu zwei<br />
Prozent aus Polystyrol besteht, und in dieser<br />
Kombination über hervorragende Dämm- und<br />
Schutzeigenschaften verfügt. Es wird häufig<br />
als Dämmstoff in Gebäuden, für Fahrradhelme<br />
sowie als Verpackung für Güter aller<br />
Art verwendet. Bisher galt es aufgrund von<br />
Verunreinigungen durch Kleber oder andere<br />
Baureste als schwierig zu recyceln. EPS selbst<br />
ist zu 100 Prozent recycelbar. Die Recyclinganlage<br />
PolyStyrene Loop wurde gebaut, um die<br />
technische und wirtschaftliche Machbarkeit<br />
einer großtechnischen Kreislauflösung für das<br />
Recycling von EPS-Abbruchabfällen nachzuweisen.<br />
Zunächst wird sie Bauabfälle aus den<br />
Niederlanden und Deutschland recyceln und<br />
zu neuem, hochwertigem<br />
Dämmmaterial<br />
verarbeiten.<br />
Später werden<br />
auch Abfälle aus<br />
anderen Ländern<br />
aufgenommen. Die<br />
Anlage ist in der<br />
Lage, jährlich über<br />
3.000 Tonnen Polystyroldämmplatten<br />
aus Abbruchbaustellen<br />
zu recyceln<br />
und bestätigt damit die technische, ökologische<br />
und wirtschaftliche Machbarkeit eines<br />
neuen Recyclingverfahrens. Dabei ist es gelungen,<br />
HBCD-haltige Polystyrolschaumstoffe<br />
vollständig in die Kreislaufwirtschaft zu integrieren.<br />
In einem weiteren Schritt soll auch XPS<br />
(extrudiertes Polystyrol) recycelt werden.<br />
Einsatz im Karawankentunnel<br />
Platzmangel<br />
Sechs Monate, sieben Tage die Woche,<br />
24 Stunden pro Tag und 1.500 Einsatzstunden:<br />
Im Schichtbetrieb transportierten die<br />
acht Dual View Dumper DV90 von Wacker<br />
Neuson neun Tonnen Nutzlast Material<br />
auf der Großbaustelle Karawankentunnel.<br />
Um den 115 Jahre alten Bahntunnel zwischen<br />
Österreich und Slowenien auf einen<br />
sicheren und modernen Stand zu bringen,<br />
wird der Tunnel auf einem Gleis umgebaut.<br />
Zusätzlich werden das Tunnelgewölbe und<br />
die denkmalgeschützten Portalbauwerke saniert<br />
sowie eine zeitgemäße Entwässerung<br />
eingebaut. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse<br />
entschied sich das ausführende<br />
Bauunternehmen, die Strabag, für die Dual<br />
View Dumper von Wacker Neuson. Insgesamt<br />
knapp 40.000 Kubikmeter Material<br />
wurden mit den Dumpern aus dem Tunnel<br />
befördert. Das Besondere am Dumper: Mit<br />
Dual View kann die Sitzposition durch eine<br />
180-Grad-Drehung der gesamten Bedienund<br />
Sitzkonsole schnell und komfortabel gewechselt<br />
werden. Zeitaufwendiges Wenden<br />
und Rangieren ist somit nicht mehr nötig.<br />
i+R Gruppe wächst und investiert kräftig<br />
Rekordumsatz dank Bagger<br />
Die i+R Gruppe konnte im Geschäftsjahr<br />
2020/21 einen Umsatz von 700 Millionen<br />
Euro erwirtschaften, rund die Hälfte davon<br />
mit der Sparte Bagger. So erwirtschaftete die<br />
Sparte Bagger mit 4.000 verkauften Takeuchi-<br />
Baggern pro Jahr und 6.550 Baggern, Arbeitsbühnen<br />
und Baumaschinen in der Mietflotte<br />
330 Millionen Euro Umsatz im vergangenen<br />
Geschäftsjahr. In der Sparte Bauen lag der<br />
Umsatz bei 160 Millionen Euro. Großprojekte<br />
wie beispielsweise das Hochwasserpumpwerk<br />
der ARA Bregenz oder der vor kurzem unterzeichnete<br />
Generalunternehmerauftrag für die<br />
Verpackungsgruppe CCL Label in Dornbirn<br />
stehen in den Auftragsbüchern. Innerhalb von<br />
sieben Jahren hat sich die Mitarbeiterzahl über<br />
alle Standorte hinweg auf 1.200 verdoppelt.<br />
Dieses Wachstum macht nun Investitionen<br />
nötig: Am i+R Campus in Lauterach wird ein<br />
zweigeschossiger Büro-Neubau in Holzbauweise<br />
errichtet – insgesamt entstehen 100<br />
zusätzliche Arbeitsplätze für bestehende und<br />
neue Mitarbeiter samt Besprechungs- und<br />
Schulungsräumen und Begegnungszonen.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
37
Unternehmen & Projekte<br />
Holz-Installation im Wiener Museumsquartier<br />
Vom Baum zum Haus<br />
Mitten in Wien – genau genommen im Museumsquartier –<br />
konnte man bis Anfang Juni durch die Installation „woodpassage“<br />
die Umwandlung vom Baum zum Haus sinnlich erleben.<br />
So skizzierte die „woodpassage“ mit einfachen Piktogrammen<br />
in 40 Stufen, Scheibe für Scheibe aus großen Holzblöcken herausgeschnitten<br />
die Umformung vom Baum zum Haus. Ziel<br />
der von proHolz Austria in Wien gezeigten Installation war es,<br />
diese Transformation als die Basis für Bauen mit Holz begreifbar<br />
zu machen sowie die damit verbundenen ökologischen<br />
Vorteile aufzuzeigen. Denn global ist der Bausektor für rund<br />
40 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Ein<br />
Kubikmeter Holz bindet eine Tonne CO 2<br />
. „Gerade in Städten<br />
hat der Holzbau enormes Potential. Der Bedarf nach Wohnraum<br />
steigt, mit dem nachwachsenden Material Holz kann er<br />
klima- und ressourcenschonend errichtet werden. Bauen mit<br />
Holz in neuen Dimensionen vom mehrgeschossigen Wohnbau<br />
bis zum Hochhaus ist mittlerweile erprobt. Die Klimaziele<br />
erfordern CO 2<br />
-Einsparungen insbesondere im Bausektor,<br />
Holz ist der wesentliche Schlüssel dazu“, so Richard Stralz,<br />
Obmann von proHolz Austria.<br />
Nachhaltige Dämmung<br />
Aus Hanf und Holz<br />
Der Kindergarten samt Hort am Hauderweg in Linz-Ebelsberg<br />
aus den 1980er Jahren musste geringfügig adaptiert und saniert<br />
werden. Die Architektin Petra Stiermayr, Projektentwicklerin<br />
beim Bauträger Immobilien Linz entschied sich für den Dialog<br />
bei der Integration von Alt- und Neubauten und entwarf ein<br />
zweigeschossiges L-förmiges Gebäude, das sich nahtlos an den<br />
Haupttrakt des Bestandsbaus anschließt. Ausgearbeitet wurde<br />
der Entwurf vom Linzer Architektenbüro mia2. Während einige<br />
erdnahe Teile in Stahlbeton ausgeführt wurden, bestehen die<br />
gartenseitigen Außenwände, das gesamte Obergeschoß und<br />
die inneren Trennwände aus Brettsperrholz. Zur Dämmung<br />
kam ein System von Capatect zum Einsatz. Dämmplatten aus<br />
Hanf sorgen für die ökologische, diffusionsoffene Außenwanddämmung.<br />
Damit zeigen die Verantwortlichen für diesen Bildungsbau<br />
ihre Verantwortung für die nachkommenden Generationen.<br />
Ein weiterer wichtiger Vorteil der Hanffassade ist der<br />
ausgezeichnete Schallschutz. Das ist speziell für Einrichtungen<br />
wie Kindergärten oder Horte ein großer Nutzen, um die Kinder<br />
vor Außenlärm zu schützen. Was die Farbgebung der Außenwände<br />
angeht, so ließ man sich vom rotbraunen Ziegeldach<br />
des Bestandsgebäudes inspirieren. Die Bildungseinrichtung hat<br />
nun mit dem Neubau Platz für insgesamt neun Hortgruppen,<br />
sechs Kindergartengruppen und zwei Krabbelstuben. Eingebettet<br />
in einem großzügigen Garten mit altem Baumbestand bietet<br />
der neue Komplex das ideale Umfeld für Kinder und Betreuende.<br />
EasyHammer von Bosch<br />
Handwerks-Multitalent<br />
Beim EasyHammer 12V von Bosch ist der Name Programm: Das<br />
Multitalent macht es besonders auch Einsteigern im Heimwerker-<br />
Bereich leicht, Löcher in diverse Materialien einschließlich Beton<br />
zu bohren sowie Schrauben einzudrehen oder zu lösen. Grundlage<br />
dafür ist sein innovatives Bedienkonzept mit einem einzigen<br />
Schiebeschalter zentral im Sichtbereich auf der Oberseite des<br />
Geräts: je nachdem, welches Symbol gewählt wird, hämmert,<br />
bohrt oder schraubt er. Dabei hilft der ins Bohrfutter integrierte<br />
360°-LED-Lichtring die entsprechende Stelle, an der gehandwerkt<br />
werden soll, vollständig auszuleuchten. Ist die Arbeit getan, lädt<br />
man den EasyHammer 12V einfach per USB-Kabel.<br />
Fotos: Bosch, proHolz Austria/Redtenbache<br />
38 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Materialien & Maschinen<br />
Klema erweitert Kranflotte<br />
Hohe Einsatzflexibiltät<br />
Klema Kranverleih aus Oberschleißheim bei München hat einen<br />
neuen Liebherr-Mobilkran LTM 1110-5.1 übernommen. Der<br />
neue 110-Tonner erweitert den Fuhrpark des bayerischen Unternehmens.<br />
Die hohe Leistung und große Variabilität hinsichtlich<br />
Achslasten und Transportgewicht des LTM 1110-5.1 waren wichtige<br />
Entscheidungskriterien. Das Konzept des LTM 1110-5.1 ist<br />
sowohl auf hohe Leistung mit langem Teleskopausleger als auch<br />
auf hohe Mobilität ausgelegt. Er ist so leicht gebaut, dass er ein Gesamtgewicht<br />
von nur 48 Tonnen bei Achslasten unter 10 Tonnen<br />
erreicht. Trotz seiner gewichtssparenden Konstruktion übertrifft<br />
der LTM 1110-5.1 mit seinem 60 Meter langen Teleskopausleger<br />
die Leistung vergleichbarer Mobilkrane im Markt.<br />
WISSEN<br />
MACHT<br />
ERFOLG<br />
Gesamtprogramm unter ars.at<br />
DIE TOOL-BOX FÜR IHREN<br />
PROJEKTERFOLG<br />
Riffel-Upgrade für Dünnwandschlauch<br />
Optimierung<br />
Das Produktsortiment des Dämmstoffherstellers Steinbacher<br />
ist um eine Weiterentwicklung reicher: Maßgeblich verbessert<br />
wurden der Dünnwand-Isolierschlauch steinoflex 445 (4 mm<br />
Dämmdicke) sowie der Abfluss-Isolierschlauch steinoflex 405 R<br />
(5 mm Dämmdicke). Beide Produkte – hergestellt aus Polyethylen<br />
– werden jetzt ganz neu mit innenliegender Riffelstruktur<br />
produziert, welche die Elastizität der Schläuche deutlich verbessert.<br />
Der Vorteil: Das oft beschwerliche Aufziehen auf Rohre<br />
– besonders bei Muffen und Bögen – lässt sich wesentlich einfacher<br />
bewerkstelligen.Ein weiteres Plus: Für den Abfluss-Isolierschlauch<br />
mit Riffelstruktur wurden die körperschalldämmenden<br />
Eigenschaften durch das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP<br />
bestätigt. Zusätzlich zur Produktverbesserung wurde die Kartongröße<br />
optimiert – jetzt können 18 Kartons pro Euro-Palette<br />
geliefert werden.<br />
10831<br />
21.09.21, Wien*<br />
10734<br />
30.08.21, Wien*<br />
10820<br />
30.08.21, Graz<br />
10793<br />
14.09.21, Wien*<br />
Claim-Management nach ÖNORM<br />
B 2110 & B 2118<br />
Dipl.-Ing. Dr. techn. Makovec | RA Mag. Gaar<br />
Anti-Claim-Management: Gesetze,<br />
OGH-Entscheidungen & ÖNORMEN<br />
ZT DI Benesch | Dr. Wach<br />
Der Bauprozess in der Praxis<br />
RA Dr. Pochmarski | Mag. Graßler<br />
Vertragsrecht am Bau für<br />
Nicht-Juristen<br />
RA DDr. Müller, TEP | Mag. Hussian<br />
Pilotprojekt auf der Autobahn<br />
Holz statt Alu<br />
Die Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft<br />
(ASFINAG) tauscht im Rahmen eines Pilotprojekts<br />
auf der A2 in der Steiermark und der A12 bei Imst in Tirol die herkömmlichen<br />
Verkehrsschilder aus Aluminium gegen solche aus<br />
Holz. Das Schild besteht aus Bambus, die Steher sind aus Accoyaholz.<br />
Heimisches Holz für die Herstellung der Verkehrsschilder<br />
konnte die Normen hinsichtlich der Stabilität und Belastbarkeit<br />
nicht erfüllen. Bis zum <strong>Sommer</strong> 2022 soll nun evaluiert werden,<br />
ob die Schilder aus Holz Hitze, Kälte und Schnee unbeschadet<br />
überstehen. „Klappt alles so wie gedacht, könnten wir Schritt für<br />
Schritt ganz auf Holz und Bambus umstellen“, sagt ASFINAG-<br />
Produkt- und Projektmanager Peter Rath.<br />
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39
Unternehmen & Projekte<br />
Bund & Land Kärnten<br />
Baukultur<br />
Erstmals kooperieren der Bund und ein<br />
Bundesland im Bereich der Baukultur auf Basis<br />
abgestimmter Leitlinien. Die künftige Kooperation<br />
des Bundes mit dem Land Kärnten<br />
nimmt folgende drei Bereiche der Baukultur<br />
in den Fokus: die Stärkung der Orts- und<br />
Stadtkerne, die Abstimmung von Qualitätskriterien<br />
für die Vergabe öffentlicher Mittel<br />
und den Ausbau der baukulturellen Bildung<br />
und Vermittlung. „Baukultur ist jene Kulturform,<br />
die man am unmittelbarsten erlebt,<br />
weil der Raum, den wir um uns herum formen,<br />
letztendlich auch uns formt. Deshalb<br />
ist die aktive und breite Auseinandersetzung<br />
mit Baukultur so wichtig“, erklärt Wohnbaureferentin<br />
Landeshauptmann-Stellvertreterin<br />
Gaby Schaunig, und betont, dass nach<br />
Erstellung der Baukulturellen Leitlinien für<br />
Kärnten das Qualitätskriterium „Baukultur“<br />
in alle relevanten Förderschienen des Landes<br />
integriert wurde.<br />
Griffner baut in Bio-Qualität<br />
Hausbau<br />
Als erster Fertighausspezialist in Österreich<br />
erhält Griffner die baubiologische<br />
Zertifizierung des internationalen Instituts<br />
für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN. Mit<br />
der „Bio Line“ setzt Griffner neue Maßstäbe<br />
im ökologischen und nachhaltigen Holzbau.<br />
Konkret bedeutet das unter anderem: Dämmung<br />
der Installationsebenen ausschließlich<br />
mit Schafwolle, Einsatz von biozidfreien<br />
Materialien, keine großflächigen Verleimungen,<br />
Verzicht auf PU-Schaum sowie<br />
Fußbodenaufbauten mit rein mineralischen<br />
Schüttungen. Dazu werden in den Schlafbereichen<br />
sämtliche Elektroinstallationen abgeschirmt,<br />
um Elektrosmog zu vermeiden.<br />
Angewendet werden kann die „Bio Line“ auf<br />
alle Griffner Haustypen mit Satteldach.<br />
Rhomberg Bau entwickelt Funkhaus-Immobilie weiter<br />
ORF-Funkhaus wird revitalisiert<br />
Die Wiener Niederlassung von Rhomberg<br />
Bau startet im Bauteil D – dem Bauteil, der auch<br />
das Radiocafé beherbergt – mit der Revitalisierung<br />
und errichtet in der Argentinierstraße<br />
im vierten Wiener Gemeindebezirk 21 neue<br />
Wohnungen. Fast alle Wohnungen verfügen<br />
über Balkone, Loggien oder Terrassen. Abstellräume<br />
für Kinderwägen und Fahrräder<br />
sind ebenso eingeplant wie ein Spielraum für<br />
Kleinkinder. Die Modernisierung des Gebäudes<br />
in der Argentinierstraße 30 ist der Auftakt zur<br />
Weiterentwicklung der Funkhaus-Immobilie.<br />
Geplant ist eine Nutzung, die eine Mischung<br />
aus Wohneigentum und Angeboten im Kulturund<br />
im Arbeitsbereich, also Kreativeinrichtung,<br />
Start-ups oder Investoren, vorsieht. Auch der<br />
ORF wird als Eigentümer des Kulturtrakts mit<br />
Radio-Sendesaal und Hörspielstudios weiter an<br />
Bord bleiben. Das Funkhaus in der Argentinierstraße<br />
ist das älteste Funkhaus in Österreich.<br />
Es wurde von 1935 bis 1939 unter Einbeziehung<br />
von älterer Bausubstanz errichtet.<br />
People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />
Alice Godderidge ergänzt die<br />
Unternehmensspitze von<br />
Poloplast um Wolfgang Lux (CEO)<br />
und Konstantin Urbanides (CFO).<br />
Die Architektin Ursula Schrott<br />
leitet seit Mai den Bereich<br />
Wohnbau beim österreichischen<br />
Premiumbauträger Glorit.<br />
Immobilienmarkt-Expertin<br />
Brita Hombrecher wirkt seit 1. Juli<br />
an der strategischen Ausrichtung<br />
der baukult ZT mit.<br />
News Ticker<br />
Standortsuche: Die Bio-Brennstoff, ein Tochterunternehmen der Baumit-Gruppe, beabsichtigt die Errichtung eines Vorzeigebetriebes<br />
der Kreislaufwirtschaft: der sogenannte „Upcycling Park“. Für das 50-Millionen-Euro-Projekt ist eine Fläche von 3,5<br />
Hektar nötig.<br />
Fotos: Rhomberg Bau, ÖSTU-Stettin, Glorit, Poloplast, Jana Madzigon<br />
40 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Hoch- & Tiefbau<br />
Habau Group und Verbund beim Reißeck II plus<br />
Stollentaufe der Kraftwerkerweiterung<br />
Reißeck II plus<br />
Die Wasserkraftwerksgruppe Malta/Reißeck<br />
in Kärnten ist eine der größten ihrer<br />
Art in Europa. Nun feiert die Habau Group<br />
gemeinsam mit dem Verbund die Stollentaufe<br />
der Kraftwerkerweiterung Reißeck II plus. Das<br />
Auftragsvolumen beträgt 15,7 Millionen Euro.<br />
Das Kraftwerk, das zwischen den Speichern<br />
Großer und Kleiner Mühldorfer See gelegen<br />
ist, ist als sogenannte Kavernenanlage geplant<br />
– das bedeutet, dass sich sämtliche Einrichtungen<br />
in einem in den Fels gesprengten Hohlraum<br />
befinden. „Die Lage im Hochgebirge<br />
bei über 2.200 Metern bedingt schwierige<br />
Witterungsverhältnisse und eine schwere<br />
Erreichbarkeit der Baustelle über eine 25 Kilometer<br />
lange Hochgebirgsstraße. Entsprechend<br />
gestalten sich auch Geräte-, Material- und<br />
Personaldisposition“, erklärt Martin Zmölnig,<br />
Geschäftsbereichsleiter für den Untertagebau<br />
bei der Habau-Tochter ÖSTU-Stettin.<br />
Klimafreundliches Unigebäude<br />
Biologiezentrum<br />
Im Stadtviertel Sankt Marx in Wien Landstraße<br />
ist in den letzten drei Jahren ein neues<br />
Biologiezentrum entstanden. Mit Ende Mai<br />
hat die BIG als Bauherr und Liegenschaftseigentümer<br />
den Neubau fertiggestellt und<br />
an die Universität Wien übergeben. Ab<br />
dem Wintersemester 2021 werden 5.000<br />
Biologie-Studenten und 500 Mitarbeiter<br />
der Uni Wien im Biologiezentrum ein- und<br />
ausgehen. Die Investitionskosten betrugen<br />
146 Millionen Euro. Das Gebäude mit der<br />
markanten Fassade aus 400.000 Klinkersteinen<br />
wurde nach den Plänen der<br />
Berliner Architekten Karsten Liebner und<br />
Marcel Backhaus realisiert. Sie zeichnen in<br />
einer Arge mit Vasko+Partner für das neue<br />
Biologiezentrum verantwortlich. Bei der<br />
Planung des Biologiezentrums achtete man<br />
besonders darauf, ein klimafreundliches<br />
Universitäts- und Forschungsgebäude zu<br />
konzipieren. Das begann beim Grundriss,<br />
der so flexibel wie möglich geplant wurde.<br />
Die Größe der Räume kann angepasst<br />
werden, weil die Zwischenwände installationsfrei<br />
sind. Und erstmals wird in Wien bei<br />
einem Forschungsgebäude die Laborabluft<br />
zur Wärmerückgewinnung genutzt.<br />
Energiespeicher unter der Erde<br />
Sonnenspeicher<br />
Im Leitprojekt „Underground Sun Storage<br />
2030“ wird die Speicherung von erneuerbarer<br />
Energie in Form von Wasserstoff in unterirdischen,<br />
ehemaligen Erdgaslagerstätten<br />
entwickelt. Erneuerbare Sonnenenergie<br />
wird zunächst klimaneutral mittels Elektrolyse<br />
in grünen Wasserstoff umgewandelt<br />
und anschließend in reiner Form gespeichert.<br />
Bis 2025 werden unter Leitung von<br />
RAG Austria gemeinsam mit den Projektpartnern<br />
– Axiom Angewandte Prozesstechnik,<br />
Energie Oberösterreich, Energieinstitut<br />
an der Johannes-Kepler-Universität Linz,<br />
EVN, HyCentA Research, K1-MET, Technische<br />
Universität Wien, Universität für<br />
Bodenkultur Wien, Verbund, Verein Wiva<br />
P&G und voestalpine Stahl – Untersuchungen<br />
für die Energiezukunft durchgeführt.<br />
20 Millionen Euro für Holzbau<br />
Förderung<br />
Das Landwirtschaftsministerium vergibt<br />
20 Millionen Euro Förderung für Holzbau.<br />
Mit der CO2-Bonus genannten Förderung<br />
soll der Ersatz anderer Baustoffe, bei deren<br />
Produktion CO2 freigesetzt wird, durch<br />
Holz unterstützt werden. Geld aus dem<br />
CO2-Bonus gibt es für Neu- und Ausbauten<br />
im mehrgeschoßigen Wohnbau sowie für<br />
Gebäude für öffentliche Zwecke in Holzbauweise,<br />
teilte Ministerin Elisabeth Köstinger<br />
(ÖVP) mit. Der nicht rückzahlbare Zuschuss<br />
beträgt einen Euro pro verbautem Kilogramm<br />
Holz, 10 Prozent Aufschlag gibt es,<br />
wenn zusätzlich Dämmung aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen verwendet wird. Seit 1.<br />
Juli sind Einreichungen für die Förderung<br />
möglich. Der Waldfonds hat ein Gesamtvolumen<br />
von 350 Millionen Euro.<br />
Drei Baufelder in Seestadt aspern<br />
Bieterverfahren<br />
Drei Baufelder in Toplage kommen angrenzend<br />
an das in Bau befindliche Quartier<br />
„Am Seebogen“ im Norden der Seestadt zum<br />
Verkauf. Das Bieterverfahren „aspern urban<br />
Waterfront“ umfasst zwei herausragende<br />
Hochhausstandorte, Klimapioniergebäude<br />
mit Gewerbeanteilen, unmittelbar an der<br />
Seestadtpromenade am Nordufer des Asperner<br />
Sees. Das zweistufige Verhandlungsverfahren<br />
für die „aspern Manufactory“ an der<br />
nordöstlichen Sonnenallee und der Zufahrt<br />
zur Spange S 1 wird der Auftakt für die<br />
Entwicklung des nächsten Gewerbeschwerpunkts<br />
in der Seestadt. Die Verfahrensbegleitung<br />
für die Hochhausstandorte erfolgt<br />
durch die EHL Investment Consulting, die<br />
rechtliche Abwicklung durch EY Law – Pelzmann<br />
Gall Größ Rechtsanwälte.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
41
Unternehmen & Projekte<br />
Leyrer + Graf feiert Spatenstich in Horn<br />
Gesundheitszentrum<br />
In der Hopfengartenstraße in Horn entsteht bis Herbst 2022<br />
auf 6.000 Quadratmetern ein neues Gesundheitszentrum. Im<br />
Auftrag der Gesundheitsplatz Horn verrichtet Leyrer + Graf die<br />
Baumeisterarbeiten für das viergeschoßige Gesundheitszentrum<br />
inklusive Tiefgarage. Die Generalplanung erfolgte über<br />
Panis & Markom. Das Gesundheitszentrum soll mit der Fertigstellung<br />
ein breites Leistungsspektrum abdecken und eine<br />
entsprechende Versorgungssicherheit bieten. Besonderes Augenmerk<br />
wird bei diesem Bauprojekt auf eine nachhaltige und<br />
umweltgerechte Umsetzung gelegt. Darüber hinaus soll das<br />
neue Zentrum helle, barrierefreie Räumlichkeiten und eine gute<br />
Erreichbarkeit für alle Kunden und Besucher bieten.<br />
Elk Bau & Mitras Holding setzen auf Holz<br />
Dachgleiche für Wohnpark<br />
Unmittelbar in der Nähe von St. Pölten realisiert Elk Bau mit<br />
Mitras Holding das derzeit größte Holzbauprojekt Österreichs.<br />
In vier Bauphasen entstehen insgesamt 168 Eigentumswohnungen.<br />
Die 42 Wohnungen des ersten Wohngebäudes sollen bereits<br />
im Herbst 2021 an die neuen Eigentümer übergeben werden.<br />
„Dank Car-Sharing Angebot und einem großen Parkplatz, der<br />
am Rand der Siedlung konzipiert wurde, bietet der Wohnpark<br />
Ober-Grafendorf viel Lebensqualität“, zeigt sich Bürgermeister<br />
Rainer Handlfinger über die nachhaltige Wohnraumschaffung<br />
erfreut. Direkt neben der Wohnanlage wird ein rund 1.500 Quadratmeter<br />
großer Spielplatz errichtet.<br />
HNP architects gestaltet zwei Objekte<br />
Stadtentwicklung<br />
Gleich zwei Gebäude – ein Büro- und ein Wohnhaus – gestaltet<br />
das Architektur- und Ingenieurbüro HNP architects<br />
in Wien Landstraße. Im neuen Stadtentwicklungsgebiet<br />
„Village im Dritten“ von ARE, UBM und dem Wohnfonds<br />
Wien entstehen bis 2026 in etwa 1.900 nachhaltige Wohnungen.<br />
Bereits im ersten Quartal 2021 wurde mit den<br />
Abbrucharbeiten der ehemaligen TU-Gebäudes begonnen,<br />
2022 startet der Hochbau. Mit einer Gesamtfläche von<br />
circa elf Hektar zählt das Quartier „Village im Dritten“<br />
zu den größten Österreichs. Auf den Bauplätzen 9A und<br />
9B, Ecke Adolf-Blamauer-Gasse und Landstraßer Gürtel,<br />
entwarfen HNP architects ein Bürogebäude sowie einen<br />
Wohnbau. Der Wohnbau besticht vor allem durch leicht<br />
versetzte, weit auskragende Balkone, eine großzügige<br />
Verglasung und eine Vollwärmeschutzfassade. Für eine<br />
Wohlfühlatmosphäre sollen eine Vielzahl an Gemeinschaftsbereichen<br />
und ein zentraler Durchgang direkt in den<br />
Innenhof sorgen. Begrünte Dachterrassen und westseitig<br />
ausgerichtete Eigengärten sollen den Bewohnern zusätzlichen<br />
Freiraum bieten.<br />
Fotos: Leyrer + Graf, Christian Mikes, E&M Ober-Grafendorf, HNP architects Immobilienentwicklung<br />
42 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Hoch- & Tiefbau<br />
3 rd<br />
SMARTES<br />
HEIMKOMMEN<br />
IM WOHNBEREICH<br />
Süba übergibt Wohnhausanlage in Wien<br />
Klimaschonender Wohnbau<br />
Bereits Ende Mai wurde der nachhaltige Wohnbau in der Urschenböckgasse<br />
3 vom Bauträger Süba an einen neuen Investor<br />
übergeben. Der Gebäudekomplex verfügt über 121 Wohnungen,<br />
alle ausgestattet mit Freiflächen, sowie über eine Tiefgarage mit<br />
insgesamt 188 Stellplätzen. Zweigeschossige Maisonetten, großzügige<br />
Wohnungen bis 110 Quadratmeter, sowie kleinere Wohnungen<br />
bis zu 50 Quadratmeter bieten sowohl für Singles, junge<br />
Paare als auch größere Familien Platz. Die Energieversorgung<br />
erfolgt mittels Fernwärme. Im <strong>Sommer</strong> sorgen Tiefsonden und<br />
Wärmetauscher für eine passive Kühlung der Wohnräume. Die<br />
Energieversorgung der zentralen Haustechnikanlagen wird mittels<br />
Photovoltaikanlage am Dach sichergestellt. Bei der Planung<br />
des klimafreundlichen Wohnbaus wurden die Möglichkeit zur<br />
Solarstromspeicherung sowie zum Einbau von PKW-E-Ladestationen<br />
in der Tiefgarage ebenfalls berücksichtigt. Auch nach<br />
Fertigstellung des Objekts fungiert Immo Solutions als Asset<br />
Manager. Der Einsatz erneuerbarer Energie und der Verzicht<br />
auf fossile Energieträger ist auch der Hauptfokus in der Süba-<br />
Wohnhausanlage „EsslingLiving“ in der Rosthorngasse 5, im<br />
22. Wiener Gemeindebezirk. Bei dem Gebäude mit 82 Wohneinheiten<br />
setzt der Bauträger in seinem Energiekonzept erstmals<br />
auf Betonkernaktivierung. Die für die Betonkernaktivierung<br />
nötigen Wärmepumpen werden zu 100 Prozent mit Strom aus<br />
erneuerbarer Energie betrieben.<br />
Einfache Dinge, wie Türen öffnen, Besucher<br />
hereinlassen oder Lieferungen annehmen, sollten<br />
leicht und bequem funktionieren. Hier kommt<br />
Technologie ins Spiel: Lassen Sie sich den Alltag<br />
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Access | Visit | Information<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
43
Unternehmen & Projekte<br />
Stromversorgung in Kärnten<br />
Meilenstein<br />
Vor kurzem haben der Übertragungsnetzbetreiber<br />
Austrian Power Grid (APG) und der<br />
Verteilernetzbetreiber KNG-Kärnten Netz<br />
die 220/110-kV-Netzabstützung Villach Süd<br />
offiziell in Betrieb genommen. Rund 80 Millionen<br />
Euro haben beide Projektpartner in<br />
dieses Projekt investiert. Mit Inbetriebnahme<br />
soll nun die sichere und ausreichende Stromversorgung<br />
des Großraumes Villach in den<br />
nächsten Jahrzehnten gewährleistet sein.<br />
„Diese offizielle Inbetriebnahme bezeichnen<br />
wir als Meilenstein für die Stromversorgung<br />
in Kärnten“, sagt Kelag-Vorstandssprecher<br />
Manfred Freitag. „Die 220/110-kV-Netzabstützung<br />
Villach ist die erst dritte Netzabstützung<br />
dieser Art in Kärnten und wir haben<br />
sie in jener Region errichtet, die am meisten<br />
Strom braucht und die sich dynamisch entwickelt.“<br />
Die 220/110-kV-Netzabstützung<br />
Villach verbindet das 110-kV-Netz mit dem<br />
europäischen Verbundnetz.<br />
Software in Verbindung mit BIM und NFC<br />
Premiere im Tunnelbau<br />
Erstmals wurde die PlanRadar-Software in<br />
Verbindung mit BIM und NFC beim Tunnelbau<br />
eingesetzt. Und zwar für ein Projekt am<br />
Flughafen Salzburg. Um Bauwerksdokumentation,<br />
Schadensbegutachtung oder Mängelbegehungen<br />
bei größeren Tunnelprojekten<br />
zu gewährleisten, werden entlang des Tunnels<br />
sogenannte NFC-Tags angebracht. Sie helfen<br />
unter anderem bei der eindeutigen Positionierung<br />
bestimmter Bauteile. Solche Tags können<br />
aber auch für ultrapräzise Ortungen platziert<br />
werden. Das ermöglicht das Verfolgen standortspezifischer<br />
Begebenheiten. Die Tags sind<br />
extrem langlebig und halten Wasser, Hitze und<br />
extremen Bedingungen stand. Zusätzlich können<br />
dank BIM-Technologie sämtliche Bauteile<br />
in der App abgebildet werden. Das erleichtert<br />
die Dokumentation enorm. Schadstellen an<br />
Bauteilen können so digital dokumentiert und<br />
am entsprechenden Ort ein NFC-Tag angebracht<br />
werden. Dazu braucht es lediglich ein<br />
NFC-fähiges, mobiles Endgerät.<br />
Recycling-Lösung<br />
Rockcycle Austria<br />
Mit Rockcycle Austria bietet Rockwool<br />
bereits seit Mitte 2020 einen kostenpflichtigen<br />
Rücknahme- und Recycling-Service<br />
für Rockwool Dämmstoffe an. Dabei werden<br />
die Steinwolleabfälle mit Hilfe von Entsorgungspartnern<br />
zur Wiederverwertung in<br />
eines der Rockwool Werke in Deutschland<br />
geliefert. Im Werk werden die Steinwolleabfälle<br />
gesammelt, aufbereitet und sukzessive<br />
dem Produktionsprozess wieder zugeführt.<br />
Um die Transportmengen zu optimieren,<br />
sollte eine Mindestmenge von drei Tonnen<br />
gebündelt werden. Eine Kleinmengenlösung<br />
für die Wiederverwertung von Verschnitt<br />
befindet sich derzeit in der Testphase<br />
und soll im Lauf des Jahres österreichweit<br />
ausgerollt werden.<br />
News Ticker<br />
People in Motion - People in Motion - People in Motion<br />
Christian Göres verantwortet ab Mai 2021 als Verkaufsleiter den<br />
Bereich Technische Isolierung bei Saint-Gobian Österreich.<br />
Gemeinsam mit Maximilian Fetz als Fachberater ist er Ansprechpartner<br />
für Planer, Verarbeiter und den Fachhandel.<br />
Andreas Leobacher übernimmt<br />
die Leitung der Steiner<br />
Haus technik und löst damit<br />
Bernhard Zwielehner ab.<br />
FCP Innovationspreis: Die TU Wien und FCP verliehen im Rahmen einer akademischen Feier der Fakultät für Bauingenieurwesen<br />
an der Technischen Universität Wien den FCP Innovationspreis. Die Gewinner sind Christoffer Vida und Nadia Gremer.<br />
Fotos: Frauenthal Handel Gruppe, PlanRadar, Wien Energie, GC Gruppe, Saint-Gobain Isover<br />
44 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Praxis & Lösung<br />
Sonnenenergie für alle<br />
Bürger-Solarkraftwerk<br />
In der Wiener Donaustadt an der Schafflerhofstraße steht<br />
Österreichs größte Photovoltaik-Anlage. Mit 11,45 Megawatt<br />
Leistung kann das Solarkraftwerk umgerechnet rund<br />
4.900 Haushalte mit Sonnenstrom versorgen. Von diesem<br />
Ausnahme-Projekt sollen ab sofort alle Wienerinnen und<br />
Wiener profitieren können. Interessierte können sich ab<br />
sofort ihren eigenen Anteil in Form von Gutscheinpaketen<br />
sichern und damit nicht nur den weiteren Ausbau von Photovoltaik<br />
in der Stadt unterstützen. Die aktuelle Produktion der<br />
Anlage und damit der Status zur Vergütung ist jederzeit live<br />
über eine neue Online-Plattform abrufbar. Teilnehmer am<br />
Bürger- und Bürgerinnen-Solarkraftwerk erhalten hier einen<br />
personalisierten Zugang. Die Plattform wurde gemeinsam<br />
mit Riddle&Code Energy Solutions entwickelt und basiert auf<br />
Blockchain-Technologie. Mit Hilfe von Blockchain wurde die<br />
gesamte Photovoltaikanlage digitalisiert und jedes Modul mit<br />
einer eindeutigen Identität versehen. Damit ist die Erzeugung<br />
völlig transparent. „Das stärkt das Vertrauen in das Produkt<br />
Strom“, ist Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-<br />
Geschäftsführung überzeugt.<br />
Temporäres Lager & Büro<br />
Container-Service<br />
In Kooperation mit Containex bieten SHT, ÖAG und die Kontinentale<br />
ihren Kunden ab sofort verschiedene Miet-Container an.<br />
Im Programm sind Materialcontainer, Mannschaftscontainer<br />
und WC-Container. Dabei machen die Container in zwei Größen<br />
(10 und 20 Fuß) und in verschiedenen Ausstattungsvarianten<br />
die Baustellenorganisation sicher, flexibel und effizient. Dragan<br />
Skrebic, Gesamtverantwortlicher für Vertrieb & Marketing bei<br />
Frauenthal, über die vielen Vorteile des neuen Angebots: „Es<br />
gibt nur einen Ansprechpartner von der Baustelleneinrichtung<br />
bis zur Warenanlieferung. Nach Abstimmung mit unserer Logistik<br />
bestücken wir Container sogar über Nacht.“ Der Zugang<br />
erfolgt via Chip.<br />
Neue Sport Arena Wien<br />
Multifunktionale Arena<br />
Das legendäre Wiener Dusika-Stadion im zweiten Bezirk<br />
kommt weg, entstehen wird ein Neubau, der Sport Arena heißen<br />
soll. Den Wettbewerb für das 50-Millionen-Projekt holte<br />
sich das Wiener Architekturbüro Karl und Bremhorst. Geplant<br />
ist ein Bau, der sich aus drei Hallen in verschiedenen Ebenen<br />
zusammensetzt. Die Hallen sind unabhängig voneinander<br />
bespielbar und bieten eine ausgewogene Mischung aus Trainings-<br />
und Veranstaltungsstätte. Herzstück des Projekts ist<br />
eine multifunktionale Sporthalle mit Schwerpunkt Ballsport<br />
(Hand-, Volley– und Basketball sowie Hockey und Badminton),<br />
die je nach Bedarf als Veranstaltungs- oder reine Trainingshalle<br />
dient. Rund 3.000 Sitzplätze können je nach Bedarf ein- oder<br />
ausgefahren werden. In der Dachkonstruktion ist eine Trainingshalle<br />
vorgesehen. In der dritten Halle befindet sich ein<br />
Functional Fitness sowie ein Cardio- und Krafttrainings-Bereich.<br />
Die Trainingshallen können modulartig an die jeweilige<br />
Sportart angepasst werden und decken damit die Nachfrage<br />
nach zusätzlichen Trainingszeiten ab. Das Gebäude soll den<br />
modernsten Kriterien zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz entsprechen<br />
und wird als hochwärmegedämmtes Energiespargebäude<br />
konzipiert. Es soll fast ausschließlich mit erneuerbarer<br />
Energie versorgt werden. Dadurch ist es möglich, ein nahezu<br />
energieautarkes Gebäude zu betreiben, so die Ansage der Stadt.<br />
Dazu sind Photovoltaik und Wärmepumpen vorgesehen. Der<br />
Baustart ist für 2022 geplant.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
45
Unternehmen & Projekte<br />
Smatrics erweitert Ladenetz<br />
E-Mobilität<br />
Der E-Mobilitätsdienstleister Smatrics und Tiroler Wasserkraft<br />
(Tiwag) vernetzen ihre Ladesysteme und ermöglichen<br />
damit ihren Ladekunden eine Erweiterung des Ladenetzes.<br />
Die Tiwag, die seit 2014 rund 2,5 Millionen Euro in den Ausbau<br />
des Tiroler Ladenetzes investiert hat, bietet an rund 90<br />
Standorten mehr als 400 öffentlich zugängliche Ladepunkte<br />
an. Smatrics EnBW bringt ein österreichweites Netz mit mehr<br />
als 500 Ladepunkten – davon 300 mit 50 – 300 kW (Kilowatt)<br />
– in die Kooperation ein. Dazu kommen noch weitere 2.500<br />
Ladepunkte, die das Mutterunternehmen Smatrics für Unternehmenskunden<br />
wie beispielsweise die ÖBB managt. „Smatrics<br />
EnBW besitzt Österreichs größtes High-Power-Ladenetz,<br />
welches wir 2021 weiter ausbauen werden. Zu den aktuell<br />
500 Schnellladepunkten kommen bis Ende des Jahres 100<br />
Ultra-Schnellladepunkte mit 300 kW entlang von Autobahnen<br />
und im innerstädtischen Bereich hinzu“, erklärt Smatrics<br />
Geschäftsführer Hauke Hinrichs. Mit der Smatrics Ladekarte<br />
haben Kunden Zugriff auf das gesamte Smatrics EnBW Ladenetz,<br />
auf über 5.000 Ladepunkte von Partnern in Österreich<br />
sowie auf über 40.000 internationale Ladepunkte.<br />
Zumtobel & Kaufmann Bausysteme<br />
Lichtlösung<br />
Bereits von außen zeigt sich die klare, lineare<br />
Struktur des neuen Headquarters von<br />
Kaufmann Bausysteme in Reuthe, Vorarlberg.<br />
Der von Johannes Kaufmann Architektur,<br />
NKBAK Architekten und sps architekten<br />
entworfene Modulbau spiegelt Flexibilität<br />
und Nachhaltigkeit wider. Im Rahmen des<br />
Neubaus arbeitete Zumtobel eng mit dem<br />
Hersteller von Deckensystemen, Haufe, zusammen:<br />
Die Lichtlösung wurde speziell auf<br />
die flächentemperierte Lamellendecke angepasst<br />
und so in die Architektur integriert.<br />
Das 54 Meter lange Gebäude, das sich über<br />
zwei Geschosse erstreckt und aus insgesamt<br />
32 Einzelmodulen besteht, wurde in Rekordzeit<br />
fertiggestellt: Die reine Bauzeit betrug<br />
dank der Modulbauweise gerade einmal ein<br />
halbes Jahr. Das Gebäude greift nicht nur<br />
in seinem Gestaltungskonzept die Themen<br />
Nachhaltigkeit und Natürlichkeit auf – diese<br />
Ansätze wurden auch in der Gebäudeausstattung<br />
konsequent fortgeführt. So wird die<br />
Wärmeerzeugung durch Erdwärme realisiert<br />
und das intensiv begrünte Dach verfügt<br />
über eine Photovoltaikanlage.<br />
Würth sponsert EuroSkills 2021 in Graz<br />
Nachwuchsförderung<br />
Das Unternehmen Würth unterstützt die<br />
internationalen Berufseuropameisterschaften<br />
EuroSkills, die von 22. bis 26. September 2021<br />
erstmals in Österreich stattfinden. Bei Berufswettbewerben<br />
auf nationaler wie internationaler<br />
Ebene stellen junge Menschen in ihren<br />
Berufen ihr Können unter Beweis. Alle zwei<br />
Jahre treffen dann die Besten der Besten aufeinander<br />
und zeigen ihre Leistungen alternierend<br />
bei der EuroSkills oder WorldSkills. Wie<br />
die Jahre zuvor unterstützt Würth das Team<br />
Austria bei den Wettbewerben.<br />
In Graz übernimmt das<br />
Unternehmen erstmals die<br />
Rolle des Diamant Sponsors.<br />
Dabei wird die Veranstaltung<br />
großangelegt unterstützt<br />
und zusätzlich der Wettbewerbsbereich<br />
mit Montageund<br />
Befestigungsmaterial,<br />
Werkzeugen, Maschinen<br />
und Betriebseinrichtung<br />
von Würth ausgestattet. „Als<br />
Sponsor der EuroSkills 2021<br />
setzen wir ein klares Zeichen<br />
für die Zukunft des Handwerks. Wir wollen<br />
gemeinsam dazu beitragen, dass das Handwerk<br />
ins Rampenlicht gerückt wird und junge<br />
Menschen für attraktive Lehrberufe gewonnen<br />
werden. Eine solide Ausbildung in einem<br />
handwerklichen Beruf bietet viele Chancen für<br />
die Zukunft und es ist beeindruckend, welche<br />
Spitzenleistungen die jungen Fachkräfte bei<br />
den Wettbewerben erbringen“, bringt Willi<br />
Trumler, Geschäftsführer Würth Österreich,<br />
das Engagement auf den Punkt.<br />
Fotos: Würth, Smatrics<br />
46 BauTecFokus
Kurz & Bündig > Praxis & Lösung<br />
Energiesparmesse<br />
Goes digital<br />
Es steht fest: Die zwischen 4. und 6. März<br />
2022 stattfindende Webuild Energiesparmesse<br />
Wels wird als Hybridevent über die<br />
Bühne gehen. Das sogenannte „digitale<br />
Plus“ der Messe beinhaltet gleich mehrere<br />
Komponenten im Sinne eines digitalen Ausstellungsraums<br />
für alle Aussteller. In diesem<br />
können sie vor, während und nach der Messe<br />
ihre Produkte und Lösungen präsentieren.<br />
Zusätzlich soll es ein digitales Messeticket<br />
geben. Damit sammelt die Messe eine große<br />
Menge Daten und weiß so, wo die Besucher<br />
waren. Das erleichtert die zielgruppengerechte<br />
Kontaktaufnahme seitens der Aussteller<br />
nach der Messe – selbstverständlich<br />
nur, wenn der Besucher zustimmt, denn das<br />
System soll laut Veranstalter DSVGO-konform<br />
sein.Derzeit wird davon ausgegangen,<br />
dass die Messe im Frühjahr so gut besucht<br />
sein wird wie die Jahre zuvor.<br />
Eisring Süd in Wien<br />
Grüne Energie<br />
Derzeit werden rund 500 neue Wohnungen<br />
um die Wiener Sportanlage auf dem<br />
Areal des ehemaligen Außen-Eisschnelllauf-Ringes,<br />
das auch weitere nicht mehr<br />
genutzter Sportflächen umfasst, errichtet.<br />
Für die Planung und das Nutzungskonzept<br />
bleibt der Sport maßgeblicher Schwerpunkt.<br />
So wurden die in die Jahre gekommenen<br />
Anlagen mit einer Eisfläche von insgesamt<br />
3.600 Quadratmetern in der Halle und im<br />
Freien im Zeitraum Juni 2019 bis November<br />
2020 auf den neuesten technischen Stand<br />
gebracht, die Sport- und Funhalle gänzlich<br />
neu errichtet. Bei der Neugestaltung setzte<br />
der Generalplaner Raumkunst ZT auf ein<br />
nachhaltiges Energiekonzept: Die Abwärme<br />
aus dem Eisaufbereitungsprozess wird zu<br />
100 Prozent für Raumheizung und Warmwasserbereitung<br />
verwendet. Das spart jährlich<br />
bis zu 226 Tonnen CO 2<br />
.<br />
Holter: Reklamationsmanagement<br />
Besserer Service<br />
Mit Juli startete der Sanitär- und Heizungsgroßhandel<br />
Holter mit Sitz in Wels seine neue<br />
Abteilung für Reklamationsmanagement. Erklärtes<br />
Ziel ist es, den Installateurpartnern so<br />
einen besseren Service anzubieten. Dazu zählt<br />
einerseits die fachkundige Auskunft durch einheitliche<br />
Ansprechpartner und andererseits<br />
die rasche Bearbeitung der Kundenwünsche.<br />
Dafür wurden in den vergangenen Monaten<br />
firmeninterne Prozesse optimiert und das Reklamationsteam<br />
zusammengestellt. Mit Hilfe<br />
derer sollen die Anliegen in Zukunft schnell<br />
und effizient geklärt werden. Somit entspricht<br />
die neue Fachabteilung auch den gestiegenen<br />
Serviceanforderungen der Installateurpartner.<br />
Im Rahmen einer Kundenbefragung, die im<br />
Herbst 2020 vom market Institut im Auftrag<br />
von Holter durchgeführt wurde, wünschten<br />
sich die Befragten noch mehr Dienstleistungen<br />
in diesem Bereich.<br />
GARANTIERT ZUKUNFTSORIENTIERT.<br />
Wir von LEYRER + GRAF halten unsere Versprechen nicht nur, wir garantieren sie sogar. Und fühlen uns als eigentümergeführtes,<br />
österreichisches Bauunternehmen verpflichtet, durch zukunftsorientiertes, nachhaltiges Denken und Handeln einen langfristigen<br />
Beitrag für unser Land zu leisten. Auf uns können Sie bauen. Und vertrauen.<br />
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<strong>Sommer</strong> 2021 47<br />
Karin Zufall, Sachbearbeiterin
Umsteiger<br />
ImFokus<br />
Umstieg in der Branche<br />
Immobilienkarriere. Sandra Bauernfeind wechselt nach mehr als 13 Jahren bei der EHL Gruppe in<br />
die Geschäftsführung der Heimat Österreich und damit in die Bauträgerbranche.<br />
Sie ist Vorstandsmitglied des Österreichischen Verbands der Immobilienwirtschaft (ÖVI)<br />
und Lektorin an der FH Wien beziehungsweise der FH Wiener Neustadt.<br />
1 1998<br />
Sandra Bauernfeind absolviert das Studium<br />
der Raumplanung und Raumordnung an der<br />
TU Wien, das sie 1998 mit einem Diplomingenieur<br />
abschließt.<br />
2 2001<br />
Bauernfeind übernimmt die Projektleitung<br />
Bauwirtschaft bei der Forschungsgesellschaft<br />
für Wohnen, Bauen und Planen (FGW).<br />
4 2007<br />
Es erfolgt der Wechsel zu EHL, wo die Immobilienexpertin<br />
die Leitung des Bereichs Wohnimmobilien<br />
übernimmt.<br />
5 2012<br />
Bauernfeind erhält den Cäsar – Makler 2012, im<br />
Jahr 2014 folgt ein Cäsar – Real Estate Service.<br />
4<br />
5<br />
6<br />
8 2021<br />
Bauernfeind wechselt in die Bauwirtschaft<br />
und übernimmt die Geschäftsführung des<br />
Bauträgers Heimat Österreich.<br />
7<br />
8<br />
1<br />
2<br />
3<br />
6 2014<br />
Es erfolgt der Aufstieg in die Geschäftsführung<br />
der EHL.<br />
3 2004<br />
Die Raumplanerin wechselt zur Constantia<br />
Privatbank und übernimmt dort das Asset Management<br />
Immobilien.<br />
7 2018<br />
Bauernfeind wird geschäftsführende<br />
Gesellschafterin der EHL Wohnen.<br />
48 BauTecFokus
Projekt<br />
ImFokus<br />
2025<br />
Im bayerischen Aschheim wird ein neuer<br />
Schulcampus in Holzhybridbauweise und nach<br />
dem Effizienzhaus-Plus-Standard errichtet. Der<br />
Baustart ist für den Herbst 2022 geplant, die<br />
Fertigstellung für 2025. Drees & <strong>Sommer</strong><br />
übernimmt die Projektsteuerung.<br />
Fotos: Köhler Architekten + beratende Ingenieure<br />
30.000<br />
Die Gemeinde Aschheim liegt im Landkreis München, östlich<br />
der Stadt München. Das Grundstück, auf dem der Campus<br />
entstehen soll, ist 30.000 Quadratmeter groß und grenzt an<br />
das Gewerbegebiet, ein Freizeitgelände und einen Sportpark<br />
an. Nach Süden hin könnte das Gelände später um eine<br />
Grund- oder Fachoberschule erweitert werden.<br />
25<br />
Neben einer Dreifachsporthalle<br />
für das<br />
Gymnasium soll auf<br />
dem Campus auch eine<br />
Schulschwimmhalle angesiedelt<br />
werden. Diese<br />
bietet Platz für zwei<br />
Becken, eines davon<br />
25 Meter lang und fünf<br />
Bahnen breit.<br />
1.900<br />
Auf dem neuen Campus können bei voller Auslastung künftig bis zu<br />
1.900 Kinder und Jugendliche zur Schule gehen: 1.000 Plätze bietet<br />
das neue Gymnasium, 900 die erweiterte St.-Emmeram-Realschule.<br />
Die insgesamt 72 Klassenzimmer sollen je 70 Quadratmeter groß sein.<br />
200<br />
Das schulische Konzept des<br />
Gymnasiums Aschheim folgt dem<br />
„Lernhausprinzip“. Das bedeutet,<br />
dass pro Jahrgangsstufe eine Lernlandschaft<br />
mit circa 200 Quadratmeter<br />
entstehen soll. Außen herum<br />
reihen sich vier Klassenräume,<br />
Teamräume für Lehrer, Abstellräume<br />
und Toiletteneinheiten.<br />
4<br />
Der Gewinnerentwurf von Köhler<br />
Architekten + beratende<br />
Ingenieure sieht vier zum Teil<br />
über Brücken verbundene Gebäude<br />
vor, die sich als Quader<br />
versetzt über das Areal verteilen<br />
und den Bestandsbau der jetzigen<br />
Realschule mit seiner schiffsartigen<br />
Form eingliedern.<br />
4.104<br />
Auf 11.000 m² Dachfläche werden 4.104<br />
Photovoltaik-Module installiert. Die<br />
Photovoltaikanlage ergibt eine Generatorleistung<br />
von 1,65 MWp. Damit kann<br />
sich der Campus selbst versorgen und<br />
zusätzlich noch Strom in das öffentliche<br />
Netz speisen. Zusätzlich werden die<br />
Dachflächen begrünt.<br />
237<br />
Die geplante Geschäftsstelle für den Zweckverband wird circa<br />
237 Quadratmeter umfassen und neben Büro-, Aufenthalts- und<br />
Küchenräumen über zwei Besprechungszimmer sowie Sanitärund<br />
Technikbereiche verfügen. Auch eine Hausmeisterwohnung<br />
und zwei Appartements für Lehrkräfte sind geplant.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
49
Top Deal<br />
ImFokus<br />
(v.l.n.r.) Wolfgang Kradischnig (Delta),<br />
Maria Dietrich (CMb.industries), Peter Steurer<br />
(Soravia), Wolfgang Gomernik (Delta),<br />
Chris Müller (CMb.industries), Ingo Huber<br />
(Delta) und Erwin Soravia (Soravia)<br />
Delta steigt bei<br />
CMb.industries ein<br />
Siebenstellige Investition. Delta stärkt mit dem Investment ihr Portfolio. Gleichzeitig<br />
verpartnert sich das Unternehmen mit dem Immobilienkonzern Soravia.<br />
C<br />
Mb.industries entwickelt und<br />
berät Greenfield-, Brownfieldsowie<br />
Spezial-Projekte mit spezifischer<br />
Ökologie für internationale<br />
Kunden. Dieses Know-how hat sich Delta nun<br />
strategisch eingekauft. Zukünftig sollen damit<br />
auch Spezialprojekte, wie etwa Atmos<br />
Research&Resort, umgesetzt werden. „Dazu<br />
braucht es, neben dem passenden Mindset und<br />
einem permanenten Streben, eine Vielzahl von<br />
Skills, Disziplinen, agile Prozesse und einen<br />
Ort der Ermöglichung“, so Chris Müller, CEO<br />
und Mitgründer von Atmos Aerosol Research,<br />
die sich auf das Messen von Luftqualität und<br />
deren gesundheitliche Auswirkungen spezialisiert<br />
hat. „Wir sind stolz, mit der Delta Gruppe<br />
einen optimalen Umsetzungs-Partner gefunden<br />
zu haben, mit dem wir nun auch ein europaweit<br />
einzigartiges Projekt starten: das Department<br />
of Disruptive Disciplines in der Grand Garage<br />
der Tabakfabrik Linz.“ Atmos Resort&Research<br />
ist ein Kernprojekt von CMb.industries und<br />
wurde von Soravia, als auch Delta von Anfang<br />
an unterstützt.<br />
Ganzheitlicher Partner<br />
„Wir sind ganzheitlicher Dienstleister im<br />
Hochbau, kreativer Gebäudedenker und der<br />
richtige Partner, um innovativen Ideen Raum<br />
zu geben. Von Beginn an dürfen wir Atmos begleiten<br />
und dieses Pionierprojekt mitformen“,<br />
so Wolfgang Kradischnig, Geschäftsführer der<br />
Delta Holding. „Im Verbund mit CMb.industries<br />
und Soravia wollen wir durch kooperatives,<br />
verlässliches und vorausschauendes Handeln<br />
unsere Vorreiter-Position im Bereich zukunftsweisender<br />
Technologien ausbauen und einen<br />
wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leisten.<br />
Wir erhalten somit Know-how über Sensorik<br />
und Satellitentechnik und dehnen die Betrachtung<br />
aus – vom Fundament bis ins Weltall.<br />
Unsere Vision ist das Schaffen von fühlenden<br />
Gebäuden und sensitiven Städten mittels IoT.“<br />
Maria Dietrich, seit Gründung der CMb.industries<br />
2016 COO, wird neue Gesellschafterin und<br />
bildet weiterhin als Prokuristin neben Chris<br />
Müller und Ingo Huber, Miteigentümer der<br />
Delta Gruppe, die neue Geschäftsführung. <br />
Foto: Delta<br />
50 BauTecFokus
Start-up<br />
ImFokus<br />
Roman Erler,<br />
Gründer & CEO Naturefloor<br />
Gründung<br />
Das ökologische Start-up Unternehmen<br />
wurde 2019 von CEO Roman Erler und<br />
seiner Frau Anja ins Leben gerufen.<br />
Fotos: Naturefloor, Merl<br />
Ökologische<br />
Trockenschüttung und<br />
Fußbodenaufbau<br />
Styroporersatz. Ein Start-up aus Ried im Innkreis bietet eine<br />
Alternative: Die Naturefloor Trockenschüttung wird aus Forstabfällen<br />
erzeugt, wobei Holzhackgut mit Lehm ummantelt und getrocknet<br />
wird. Der gesamte Prozess von der Herstellung bis zur Entsorgung ist<br />
ökologisch und umweltschonend.<br />
J<br />
etzt, wo Styropor schwer zu bekommen<br />
ist und die Erfüllung der ESG-Kriterien<br />
immer mehr in den Fokus rückt, bietet<br />
ein oberösterreichisches Start-up eine<br />
interessante Lösung für Trocken- und Nass-<br />
Estrich-Aufbauten mit und ohne Fußbodenheizung<br />
an. Genutzt werden dabei das nicht<br />
brauchbare Feinmaterial des Holzhackguts für<br />
Fernwärme und Holzabfälle aus der Forstwirtschaft,<br />
Käferbäume oder Bäume aus Windwürfen<br />
für die Herstellung der Späne. Diese werden<br />
mit einem gewissen Lehm- und Wasseranteil<br />
ummantelt, mit einem Bandtrockner getrocknet<br />
und danach in wiederverwendbare 40 Liter<br />
Papiersäcke oder Big Bags gefüllt.<br />
Eigenschaften<br />
Die Methode, dass Lehm im trockenen Zustand<br />
Holz schützt, beruht auf seiner Gleichgewichtsfeuchte<br />
von drei bis fünf Prozent. Dadurch wird<br />
den pflanzlichen und tierischen Schädlingen die<br />
Lebensgrundlage entzogen. Durch die Kantigkeit<br />
des Materials ist eine hohe Formstabilität im<br />
eingebauten Zustand gegeben. Die Schüttung ist<br />
druckbelastbar und gewährleistet gute Schallschutzwerte.<br />
Die Ummantelung mit Lehm setzt<br />
zudem die Brennbarkeit herab. Die Naturefloor<br />
Schüttung eignet sich für Decken und Fußböden<br />
und kann sowohl für den Trockenaufbau gemeinsam<br />
mit Lithotherm als auch für den Nass-<br />
Estrich-Aufbau verwendet werden.<br />
Gründer<br />
Roman Erler arbeitet seit 2004 bei der<br />
Firma Fertighaus Erler und seit 2019<br />
leitet er die Firma Naturefloor.<br />
Umsatz<br />
Umsatzerwartung 2021: 200.000 Euro,<br />
Tendenz steigend.<br />
Mitarbeiter<br />
3<br />
Die Meinung des Profis<br />
Nischenanwendung mit Potential.<br />
Zur faktenbasierten Bewertung<br />
braucht es Daten über die<br />
technischen Eigenschaften, die<br />
quantitativ nachhaltige Verfügbarkeit,<br />
die Kosten und die Ökobilanz<br />
über den gesamten Lebenszyklus.<br />
Eine Bewertung ist ohne<br />
vorliegende Daten nicht möglich,<br />
damit entfällt die übliche Vergabe<br />
von Punkten.<br />
Adolf Daniel Merl<br />
Co-Founder & Managing<br />
Director, Daxner & Merl<br />
Nachhaltigkeitsexperten<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
51
Problemlöser<br />
ImFokus<br />
Torsten<br />
Becker<br />
Dreamer & Innovator<br />
carbonauten<br />
1. DAS PROBLEM<br />
Damit das 1,5 Grad-Ziel erreicht werden kann, muss der Atmosphäre aktiv CO 2<br />
entzogen werden. Dazu identifiziert das Mercator-Institut geeignete sechs<br />
Technologien, darunter auch zwei ökologisch und ökonomisch sinnvolle:<br />
Aufforstung und Biokohlenstoffe aus Biomasseresten. Die Industrie steckt in<br />
dem Dilemma, dass quantitatives Wachstum zwangsweise zu Lasten der Ressourcen,<br />
Natur und Gesellschaft geht. Zudem sind biobasierte Lösungen in der<br />
Regel teurer und nicht in der erforderlichen Menge verfügbar.<br />
2. DIE LÖSUNG<br />
carbonauten hat ein System für die Bauindustrie<br />
entwickelt, das CO 2<br />
-Emissionen und Kosten senkt.<br />
Es umfasst die Herstellung der in vielerlei Hinsicht<br />
innovativen Materialkategorie NET-Materials® (Negative<br />
Emission Technologie), einer Kombination<br />
von CO 2<br />
-senkenden Biokohlenstoffen aus Biomasseresten<br />
mit verschiedenen Bindern wie Polymeren,<br />
Biopolymeren, Silikaten und Mineralien. Die Biokohlenstoffe<br />
werden aus biogenen und industriellen<br />
Reststoffen durch pyrolytische Karbonisierung<br />
hergestellt. Sie sind auch geeignete Zuschlagstoffe<br />
für Beton, Asphalt und Ziegel. Als Nebenprodukt<br />
entsteht bei der Pyrolyse grundlastfähige Erneuerbare<br />
Energie. Die Skalierung ist ab 2022 durch<br />
weltweit entstehende, dezentrale und technologisch<br />
identische Standorte gewährleistet. Diese sind die<br />
Grundlage für die Reduzierung von Klimagasen im<br />
Bereich von Gigatonnen.<br />
3,3<br />
DIE ZAHL<br />
1 Tonne Biokohlenstoff<br />
speichert dauerhaft das<br />
Äquivalent von 3,3 Tonnen<br />
CO 2<br />
. Ein Basisproduktionsstandort<br />
erzeugt<br />
circa 6.000 Tonnen Biokohlenstoffe<br />
beziehungsweise<br />
Zertifikate für<br />
18.000 Tonnen CO 2<br />
.<br />
carbonauten planen<br />
hunderte dezentrale<br />
Standorte.<br />
Foto: carbonauten<br />
52 BauTecFokus
Aufsteiger<br />
Absteiger<br />
Doka mit neuem CEO<br />
Aufstieg. Mit 1. Juli übernimmt Robert Hauser (51) den Vorsitz der Geschäftsführung des international<br />
agierenden Unternehmens für Schalung und Gerüste. Er folgt Harald Ziebula nach, der sich nach<br />
21 Jahren bei Doka in den Ruhestand begibt.<br />
1 1990<br />
Robert Hauser inskribiert für das Studium<br />
der Physik an der Universität Heidelberg und<br />
schließt dort seinen Bachelor ab.<br />
2 1995<br />
Hauser absolviert das Masterstudium der<br />
Physik an der Technischen Universität in<br />
München.<br />
5 2003<br />
Umfassende Erfahrung im Schalungsgeschäft<br />
sammelt Hauser in unterschiedlichen Rollen<br />
bei Peri. Dazu zählen Aufgaben in der Zentrale<br />
wie Aufbau und Leitung des Inhouse<br />
Consultings sowie Leitung von Controlling<br />
und IT. Durch die Regionalleitung für die Region<br />
Mittlerer Osten und Afrika, für Süd- und<br />
Westeuropa sowie die Geschäftsführung der<br />
kanadischen Niederlassung übernimmt er<br />
darüber hinaus Vertriebsaufgaben direkt beim<br />
Kunden. Insgesamt ist Robert Hauser zwölf<br />
Jahre bei Peri.<br />
8 2021<br />
Hauser übernimmt den Vorsitz der Geschäftsführung<br />
von Doka.<br />
7<br />
8<br />
6<br />
3 1997<br />
Hauser geht nach New York und erwirbt an<br />
der Columbia Business School einen MBA im<br />
Studienfach Business Administration.<br />
4<br />
5<br />
1<br />
2<br />
3<br />
6 2015<br />
Hauser ist beim Industriedienstleister Bilfinger<br />
als Divisionsleiter beschäftigt und zeichnet<br />
dort unter anderem für den Bereich Gerüstbau<br />
verantwortlich.<br />
Foto: Doka<br />
4 1998<br />
Der gebürtige Deutsche arbeitet fünf Jahre für<br />
die internationale Unternehmensberatung<br />
McKinsey & Company. Dort zeichnet er für<br />
Projekte in Deutschland, den USA, Portugal,<br />
Argentinien und Brasilien verantwortlich. Er<br />
führt ein Team von sechs Beratern.<br />
7 2018<br />
Hauser startet seine Karriere bei Doka. Seit vergangenem<br />
Jahr ist er Mitglied der Geschäftsleitung<br />
mit Verantwortung für die Regionen<br />
Middle East & Africa sowie East Asia & Pacific.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
53
Positionen & Meinungen<br />
56<br />
COVERINTERVIEW<br />
Payuca-Geschäftsführer Dominik Wegmayer<br />
erzählt im Interview über die Zukunft des<br />
Parkens, wie man Leerstände in Garagen<br />
effizient nutzen kann und welche Lösungen<br />
den Hausverwaltungen die Verwaltung von<br />
Dauerparkern erleichtern sollen.<br />
64<br />
ZU TISCH MIT ...<br />
Alexander Pongratz, Geschäftsführer des<br />
gleichnamigen Grazer Bauunternehmens,<br />
bricht im Interview eine Lanze für den<br />
Massivbau und erzählt über hohe<br />
Umplanungskosten aufgrund<br />
des Mangels an verfügbaren<br />
Baustoffen.<br />
72<br />
BLACKOUT<br />
Wenn es finster wird<br />
und finster bleibt. Sich<br />
ständig erhöhender<br />
Stromverbrauch, veraltete<br />
Leitungen, geringe<br />
Speichermöglichkeit<br />
und Hackerangriffe:<br />
Ein längerfristiger<br />
Stromausfall wird<br />
immer mehr zum<br />
realistischen<br />
Schreckgespenst.<br />
54 BauTecFokus
INNOVATION HUB<br />
IHR NEUES BÜRO<br />
IM HERZEN<br />
VON FLORIDSDORF<br />
www.twentyone.immo<br />
INNOVATION HUB<br />
TWENTYONE IM ÜBERBLICK<br />
INNENANSICHT<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
55
Positionen & Meinungen<br />
Die Zukunft<br />
des Parkens<br />
Parken polarisiert. Angefeuert durch das zukünftig flächendeckende Wiener Parkpickerl,<br />
Leerstände in Garagen und Parkplatzvernichtung durch Umgestaltungen wird der<br />
Parkplatz immer mehr zum heißen Eisen. Ein Wiener Start-up bietet mit digitalen Lösungen<br />
überraschend einfache Auswege, das Auto günstig abzustellen.<br />
Das Gespräch führte: Lisa Grüner<br />
Wie kam es zur Idee von Payuca?<br />
Dominik Wegmayer: Zwei meiner Mitgründer<br />
hatten eine Initialzündung. Einer wurde<br />
beauftragt, den Stellplatz einer älteren Dame<br />
zu vermieten und der zweite ist ein Business<br />
Serviced Apartment-Anbieter, der sehr kurzfristig<br />
Bedarf an Parkplätzen für seine Gäste<br />
für die Zeit ihres Aufenthalts hat. Das führte<br />
uns zu einer Recherche, die ergab, dass es viele<br />
Leerstände von Parkplätzen in Wohngebäuden,<br />
Garagen und Hotels gibt. Wir haben dann<br />
versucht, alle Prozesse zu einer kurzfristigen<br />
Anmietung zu digitalisieren, also die Suche,<br />
das Finden und die Bezahlung etc. Gescheitert<br />
sind wir dann bei den Zugangsmedien, um in<br />
die Garage zu kommen. Da sind hauptsächlich<br />
Schlüssel und Funksender im Einsatz.<br />
Wie ging es dann weiter?<br />
Wir haben begonnen, eine Hardware zu<br />
entwickeln, um es dem Kunden einfacher zu<br />
machen, die Garage zu nutzen. Ohne Schlüssel<br />
und Funksender.<br />
Wie kam es zur Gründung?<br />
Wir haben mehrere Studien analysiert, unter<br />
anderem eine der Stadt Wien, laut der über<br />
17.000 Plätze in Dauerparkgaragen leer<br />
stehen. Demgegenüber steht die Nachfrage<br />
von potenziellen Kurzzeitmietern. Gemeinsam<br />
mit einem Mitarbeiter von Vienna Residence<br />
waren wir dann zu viert und haben Ende 2015<br />
gegründet. Jetzt sind wir dabei, unsere Vision,<br />
das Parken abseits der Straße möglich zu<br />
machen, umzusetzen.<br />
56 BauTecFokus
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
57
Positionen & Meinungen<br />
„Unsere Vision ist<br />
es, die führenden<br />
Lösungen zu schaffen,<br />
um Parken abseits der<br />
Straße so einfach wie<br />
möglich zu gestalten.“<br />
Dominik Wegmayer,<br />
Payuca<br />
Wie entstand der Name Payuca?<br />
Der Name ist eigentlich eine Abkürzung und<br />
leitet sich von „park your car“ ab.<br />
Das Unternehmen hat sich ja sehr schnell<br />
entwickelt …<br />
Unser Team besteht mittlerweile aus 23<br />
Mitarbeitern, meinem Bruder und mir.<br />
Was sind Ihre Hauptprodukte?<br />
Einerseits Smart Revenue beziehungsweise<br />
Smart Parking, die Kurzzeitvermietung und<br />
andererseits Smart Access, mit der wir die<br />
Dauerparkplatzverwaltung bedienen.<br />
Was ist Smart Access?<br />
Unsere Lösung für den Geschäftskundenbereich,<br />
die den Liegenschaftsverwaltern das<br />
Leben vereinfacht. Hier wird die komplette<br />
Administration aller Parkgaragennutzer, also<br />
auch der Dauerparker, über ein praktisches<br />
Dashboard angeboten. Dabei wollen wir ganz<br />
weg von Schlüsseln und Funkhandsendern<br />
hin zu einer komplett digitalen Lösung. Viele<br />
Hausverwaltungen managen die Verwaltung<br />
der Dauerparker noch über ein Excelsheet.<br />
Wie viele Schlüssel und Funksender im<br />
Umlauf sind, weiß keiner so genau. Mit Smart<br />
Access können Nutzergruppen eingerichtet<br />
werden, eine Kennzeichenverwaltung schützt<br />
vor Missbrauch und Zugangsberechtigungen<br />
können per Klick erteilt und auch entzogen<br />
werden. Das spart viel Zeit und Verwaltungsaufwand.<br />
Welche Lösung bietet Payuca dem Endkonsumenten?<br />
Garageneigentümern beziehungsweise -<br />
verwaltern bieten wir mit Smart Revenue eine<br />
Lösung zur Leerstandsverwertung an. Sie<br />
stellen ihre leeren Parkflächen zur Verfügung,<br />
wir übernehmen die Installation der Zugangshardware<br />
und bringen eine Beschilderung im<br />
Innen- & Außenbereich an. Die User können<br />
58 BauTecFokus
mithilfe der Smart Parking App nach einem<br />
freien Parkplatz suchen und diesen buchen.<br />
Diese sind über die App, in der sie Name,<br />
Handynummer und Kennzeichen eingeben,<br />
verifiziert. Der Parkvorgang startet mit der<br />
Handy-App. Über 25.000 registrierte User<br />
können mit Payuca in Wien und Umgebung in<br />
60 unserer Partnergaragen nach einem freien<br />
Parkplatz suchen.<br />
Sie haben auch Visionen in Richtung<br />
E-Mobility?<br />
Abseits der Straße ist das Aufladen eines<br />
E-Autos nicht einfach und auch nicht verbreitet.<br />
Jede Prognose beschreibt, dass sich bis<br />
2025 die Zahl der e-Autos verfünffachen wird.<br />
Damit steigt der Bedarf an Ladestationen.<br />
Unsere dritte Schiene wird Smart Charging.<br />
Wir treten gegenüber dem Projektentwickler<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
59
Positionen & Meinungen<br />
Dominik Wegmayer<br />
Dominik Wegmayer wurde 1994 in Wien geboren und ist hier aufgewachsen.<br />
Nach der erfolgreichen Absolvierung der HTL für Bautechnik<br />
und der Sammlung erster Berufserfahrung machte er sich gemeinsam<br />
mit seinem Bruder in der Systemgastronomie selbstständig.<br />
Währenddessen begann Wegmayer zwei berufsbegleitende Studien<br />
an der FHWien und an der TU Wien im Bereich Unternehmensführung<br />
bzw. Immobilienwirtschaft. Ende 2015 gründete er mit drei weiteren<br />
Partnern die Payuca, welche mittlerweile 25 Mitarbeiter zählt, und<br />
vertritt diese seit Anfang 2019 als alleiniger Geschäftsführer.<br />
als Gesamtanbieter für E-Ladestationen auf,<br />
da immer mehr Stationen von Dauerparkern<br />
nachgefragt werden beziehungsweise auch die<br />
Vorkehrungen wie zum Beispiel Leerverrohrungen,<br />
getroffen werden müssen. Wir haben<br />
eine breite B-B- und B-C-Umfrage durchgeführt<br />
und festgestellt, dass es auf beiden Seiten<br />
viele unterschiedliche Interessen gibt, die<br />
zusammengeführt gehören.<br />
Ab wann kann man Smart Charging<br />
nutzen?<br />
Wir sind gerade dabei, drei Pilotprojekte mit<br />
Partnern umzusetzen, um die Prozesse zu<br />
optimieren. Im Herbst 2021 wollen wir das<br />
60 BauTecFokus
Produkt am Markt anbieten. Den Immobilieneigentümern<br />
bieten wir ein Komplettservice<br />
an, also von der Planung, über das Beantragen<br />
und Abrechnen von Förderungen,<br />
das Einholen von Angeboten, Wartung,<br />
24-Stunden-Support etc. Für den Anwender ist<br />
die Nutzung dann so einfach wie ein Mobilfunkvertrag.<br />
Kann man Bestandsgaragen damit<br />
aufrüsten?<br />
Unsere drei Produkte sind sowohl für Neubauprojekte<br />
als auch für Bestandsgaragen anwendbar.<br />
99 Prozent der Garagen sind im Bestand,<br />
daher bieten wir an, diese aufzurüsten.<br />
Sie akquirieren auch sehr viele<br />
Neubauprojekte?<br />
Mit Smart Revenue, also der Kurzzeitmiete, haben<br />
wir uns auf den Bestand konzentriert, weil<br />
es ja dort den Leerstand gibt. Mit Smart Access<br />
haben wir die Möglichkeit, unsere Reader bei<br />
Neubauten auch Unterputz zu installieren.<br />
Wir arbeiten auch mit der Plattform Exploreal<br />
zusammen, die alle Neubauprojekte sammelt<br />
und damit die Recherche stark vereinfacht.<br />
Uns ist wichtig, auch die Stakeholder, die Architekten<br />
und Planer, die örtliche Bauaufsicht<br />
und Elektriker über unser System aufklären, da<br />
sie als Influencer gegenüber dem Bauherren<br />
beziehungsweise Eigentürmer auftreten.<br />
Was ist die Zukunft des Parkens?<br />
Digital. Schlüssel, Funksender und Parktickets<br />
werden der Vergangenheit angehören.<br />
Zugangsmedien wie Apps, NFC-Chips oder das<br />
Kennzeichen als Zugangsmedium werden zum<br />
Standard, weil sie digital verwaltbar sind. Wir<br />
rechnen damit, dass unsere Software zukünftig<br />
in fast jede Applikation integriert wird, wir<br />
decken ja nur einen Teil des Gebäudes ab und<br />
wir versuchen, mit vor- oder nachgelagerten<br />
Branchen oder Proptechs, die andere Themen<br />
in der Immobilien- oder Bauwirtschaft<br />
digitalisieren, zusammenzuarbeiten.<br />
Wer sind Ihre Kunden?<br />
Wir betreuen die drei Segmente Wohn- und<br />
Bürogebäude und Hotels, also hauptsächlich<br />
Genossenschaften, Bauträger, Immobilien-<br />
AGs oder Verwalter und institutionelle<br />
Vermieter.<br />
Wie reagieren Bestandsmieter auf fremde<br />
Kurzmieter in ihrer Garage?<br />
Wir setzen gezielt auf Kommunikation und<br />
heben sowohl den Nachhaltigkeitsaspekt<br />
„Um nahtlosen<br />
und automatischen<br />
Zugang zu garantieren,<br />
wählen wir innovative<br />
Technologien<br />
mit maximaler<br />
Kosteneffizienz.“<br />
Dominik Wegmayer,<br />
Payuca<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
61
Positionen & Meinungen<br />
WORDRAP MIT DOMINIK WEGMAYER<br />
Ihr größtes<br />
Laster?<br />
Gutes Essen<br />
In den nächsten<br />
zehn Jahren möchte<br />
ich unbedingt…<br />
an etwas Bedeutendem<br />
mitgewirkt<br />
haben.<br />
Ihr<br />
Lieblingshobby?<br />
Tennis<br />
Nehmen Sie<br />
gerne Risiko?<br />
Natürlich, jedoch<br />
gut überlegt.<br />
Womit haben Sie Ihr<br />
erstes Geld verdient?<br />
Durch Pflichtpraktika<br />
auf<br />
Baustellen.<br />
Ihren Kaffee trinken<br />
Sie am liebsten?<br />
Gar nicht. Kaltes<br />
Wasser ist eher<br />
meins.<br />
Wenn Sie zehn Millionen<br />
Euro im Lotto gewinnen würden, was<br />
machen Sie damit?<br />
In Payuca investieren<br />
Wenn Sie das<br />
Radio im Auto<br />
aufdrehen,<br />
was läuft?<br />
Spotify<br />
Mit welcher Person<br />
(lebend oder bereits<br />
verstorben) würden Sie<br />
gerne einen Abend<br />
verbringen?<br />
Al Gore<br />
Welches Buch liegt<br />
auf Ihrem Nachttisch?<br />
Keine Regeln:<br />
Warum Netflix so<br />
erfolgreich ist<br />
Morgen- oder<br />
Abendmensch?<br />
Nachtmensch<br />
62 BauTecFokus
hervor als auch die Vorteile, die sich für sie<br />
ergeben. Einige Partner lassen die Einnahmen<br />
durch die Kurzzeitvermietungen wieder in<br />
die Liegenschaft fließen. Das bedeutet einen<br />
konkreten Mehrwert für die Mieter selbst. Die<br />
Sicherheit im Gebäude erhöht sich, man weiß<br />
immer, wer wann wie lange in der Garage ist.<br />
Wie ist es, mit dem eigenen Bruder im<br />
selben Unternehmen zu arbeiten?<br />
Payuca ist großteils durch die Gesellschaft unserer<br />
Familie finanziert. Wir hatten das Glück,<br />
von Anfang an nicht auf externe Investoren<br />
angewiesen zu sein. Mein Bruder ist Ende<br />
2020 ins Unternehmen eingestiegen und das<br />
funktioniert wunderbar und wir stimmen uns<br />
täglich ab. Dadurch können wir sehr schnell<br />
eine einheitliche Willensbildung erzielen.<br />
Wie hat Ihre Familie auf Ihre<br />
Gründungsidee reagiert?<br />
Mein Bruder und ich haben das Glück, unsere<br />
Ideen und Wünsche umsetzen zu können und<br />
dass dies von der Familie auch unterstützt<br />
wird. Darüber bin ich sehr glücklich. Am Ende<br />
des Tages ist man rechenschaftspflichtig, doch<br />
Entscheidungen können sehr schnell getroffen<br />
werden. Natürlich war es schon auch ein<br />
Risiko, eine Hardware zu entwickeln.<br />
Welche Aufgaben haben Sie im<br />
Unternehmen?<br />
Hauptsächlich die formalen Pflichten eines<br />
Geschäftsführers und natürlich die Human<br />
Resources-Themen, aber in die Produktentwicklung<br />
bin ich nach wie vor sehr stark<br />
eingebunden und unterstütze im Bereich<br />
Sales. Mein Bruder kümmert sich um die<br />
Vermarktung und den Außenauftritt.<br />
bin dann an die TU Wien gewechselt, um<br />
den Studienzweig Immobilienwirtschaft und<br />
Liegenschaftsmanagement zu belegen. Aber<br />
das Studium ruht jetzt, da mir die Zeit fehlt.<br />
Was würden Sie anderen Gründern oder<br />
Start-ups raten?<br />
Wir haben bei Payuca alle Fehler gemacht, die<br />
man machen kann. Aber die größte Empfehlung<br />
ist, von Anbeginn an auf sehr, sehr<br />
professionelle Leute zu setzen. Man macht<br />
am Anfang den Fehler, beim Gehalt sparen zu<br />
müssen, dadurch bekommt man aber auch<br />
nicht die Leute, die man haben will oder die<br />
den Aufgaben entsprechen. Wir haben bei<br />
Payuca ein gutes Team aus verschiedenen<br />
Persönlichkeiten zusammengestellt und ich<br />
hätte durchaus schon viel früher auf meine<br />
Intuition hören sollen, als auf Lebensläufe<br />
Payuca<br />
zu schauen. Das ist das größte Learning, die<br />
Wurzel des Erfolgs sind einfach tolle Leute,<br />
tolle Führungskräfte und ein tolles Team.<br />
Haben Sie weitere Ziele?<br />
Wir möchten mit unseren Lösungen österreichweit<br />
agieren und diese natürlich auch am<br />
deutschen Markt sehen. Wir wollen Payuca<br />
skalieren und in mehrere Städte bringen.<br />
Deutschland hat viele große Städte und ist<br />
ein Autofahrerland, daher ist es für uns ein<br />
sehr großes Ziel. In Berlin haben wir bereits<br />
gestartet und passen unser Produkt an die<br />
steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
unseres Nachbarn an. Wir vertreten ja<br />
die Meinung, dass jede Dauerparkgarage ein<br />
System von Payuca verdient hat, und Funksender<br />
und Schlüssel wollen wir ins Museum<br />
verbannen.<br />
Payuca hat es sich zum Ziel gemacht, das Parken abseits der Straße so einfach<br />
& effizient wie möglich zu gestalten. Mit der Payuca-App deckt das Wiener<br />
Unternehmen seit 2017 erfolgreich Kurzparkbedürfnisse für mehr als 25.000<br />
registrierte Autofahrer ab. Seit März 2021 positioniert sich das Unternehmen<br />
als „Payuca Parking Solutions“ in der Immobilienbranche neu. Mit seinen Solutions<br />
zur Dauerparkverwaltung und Leerstandsverwertung konzentriert sich<br />
Payuca dabei auf Wohnungs-, Büro- und Hotelimmobilien.<br />
Welche Ausbildung haben Sie gemacht?<br />
Ich habe die HTL für Bautechnik im 3. Bezirk<br />
gemacht und dann ein Jahr berufsbegleitend<br />
Unternehmensführung an der FH studiert,<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
63
Zu Tisch mit ...<br />
Zu<br />
Tisch<br />
mit …<br />
Alexander<br />
Pongratz<br />
Gedanken zu einem Menü verfasst<br />
64 BauTecFokus
Baustoffkrise<br />
hausgemacht<br />
Mangelware. Unternehmen, die verunsichert waren, haben weniger produziert und<br />
ab Lager verkauft. Diese Lager sind leergeräumt worden. „Die Produzenten selbst<br />
haben Fehler begangen, weil sie nicht produziert haben“, betont Alexander Pongratz.<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
E<br />
s ist eine Freude. Nach Monaten<br />
unfreiwilliger Restaurant-Abstinenz<br />
können wir – unter strengen Auflagen<br />
– wieder gemütlich in Lokalen<br />
Face-to-Face-Gespräche führen. So führt mich<br />
mein Weg an einem sonnigen Juni-Tag nach<br />
Graz ins Nullneun im MP09, dem Headquarter<br />
der Michael Pachleitner Group.<br />
Mein Gesprächspartner Alexander Pongratz,<br />
Geschäftsführender Gesellschafter der Pongratz<br />
Gruppe, rollt mit seiner Vespa an. Doch<br />
davon später mehr. Warum gerade hier? Die<br />
Frage ist rasch beantwortet. „Das Gebäude ist<br />
ein moderner Hingucker – und von Wien aus<br />
kommend rasch erreichbar. Auf der anderen<br />
Seite ist unsere Firmenzentrale gleich in der<br />
Nähe hinter dem Eisstadion in der Liebenauer<br />
Hauptstraße beziehungsweise am Zoisweg 6“,<br />
so Pongratz. „Wir haben das Gebäude mitgebaut<br />
und sind stolz darauf. Wir haben es für einen<br />
sehr guten Freund von uns, Michael Pachleitner,<br />
errichtet. Ich glaube, es ist eine sehr<br />
ansprechende Architektur und es ist zu Mittag<br />
sehr gut zum Essen. Sehr nahe, sehr schnell –<br />
auch zu Mittag, wenn man zu Mittag nicht so<br />
viel Zeit hat.“ Nicht gesagter Nachsatz: „Wer<br />
hat schon Zeit, auch in Zeiten der Pandemie.“<br />
„‚Business trifft Hunger‘, lautet das Motto,<br />
unter dem die Gaumen unserer Gäste mittags<br />
verwöhnt werden und wir bereits die Mittagspause<br />
zu etwas ganz Besonderem machen.<br />
Die Devise des mehrfach ausgezeichneten<br />
Grazer Kochs Robert Ferstl lautet: Regionale<br />
Küche trifft auf internationale Einflüsse“, so<br />
der Eintrag auf der Homepage. So ein richtiges<br />
Hungergefühl will sich aufgrund der extrem<br />
heißen Temperaturen nicht einstellen. Beim<br />
Studium der Speisekarte ändert sich das aber<br />
gleich. Nach der langen Anfahrt aus Wien – anschließend<br />
an das Mittagessen steht für mich<br />
(Halbsteirer) noch ein kurzer Abstecher zu<br />
Verwandten auf dem Programm samt Nachschub<br />
an Kernöl und Honig – habe ich mir ein<br />
kleines Bier verdient. Die hohen Temperaturen<br />
verlangen anschließend nach Durstlöschern:<br />
Klassisches Soda-Zitrone. Mein Gesprächspartner<br />
wählt Spargel mit heurigen Kartoffeln und<br />
Sauce Hollandaise, ich kann der gebackenen<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
65
Zu Tisch mit ...<br />
„Die Baubranche ist bisher<br />
gut durch die Pandemie<br />
gekommen.“<br />
Alexander Pongratz,<br />
Pongratz Baugesellschaft<br />
Scholle mit Kartoffel-Mayonnaise-Salat nicht<br />
widerstehen. Zuvor noch eine Spargelsuppe.<br />
Die Entscheidung fürs Dessert – wird vorerst<br />
aufgeschoben.<br />
Mein Gesprächspartner ist kein regelmäßiger<br />
Mittagesser, im Gegenteil. „Ich vermeide fast<br />
immer das Mittagessen, was man normalerweise<br />
nicht sollte. Aber es ist eben immer ein<br />
Zeitproblem. Vor allem aber werde ich müde,<br />
wenn ich zu viel esse. Dann ist der Nachmittag<br />
dahin. Zu Mittag habe ich selten Hunger, der<br />
regt sich eher erst am Abend.“ Pongratz bemüht<br />
sich in der Früh, zumindest eine Kleinigkeit<br />
zu essen. „Ein Joghurt, einmal ein weiches<br />
Ei. Ich bemühe mich schon, mir zum Frühstück<br />
so viel Zeit zu nehmen, dass ich eine Kleinig-<br />
66 BauTecFokus
keit esse“. Wie heißt es so schön – morgens wie<br />
ein Kaiser, mittags wie ein König und abends<br />
wie ein Bettler. „Wir machen es leider gerade<br />
umgekehrt“, betont Pongratz selbstkritisch.<br />
„Auf jeden Fall ist es gescheiter, dem Körper in<br />
der Früh Energie zuzuführen, weil man diese<br />
ja sehr gut am Vormittag braucht. Sie rauben<br />
dem Körper die Kraft, wenn Sie ihm in der Früh<br />
nichts zu essen geben. Dann geht er auf Reserven.<br />
Das ist auch nicht gesund.“<br />
In seiner Freizeit ist er gerne mit seinem Fahrrad<br />
unterwegs. „Mit E-Unterstützung“, wie<br />
er betont. „Wenn mir zu warm wird, schalte<br />
ich den Motor dazu. Am Anfang habe ich den<br />
Fehler gemacht, zu ehrgeizig zu sein. Wir hatten<br />
ein Meeting am Bahnhof. Von mir bis zum<br />
Bahnhof sind es ungefähr vier Kilometer. Die<br />
Keplerstraße geht am Ende steil hinauf. Beim<br />
Fahren merkst du es wegen des Fahrtwindes<br />
nicht. Dann habe ich das Rad abgesperrt, bin<br />
hinaufgegangen und auf einmal ist die Hitze<br />
gekommen. Beim Meeting war ich schweißgebadet.“<br />
In der Stadt fährt Pongratz gerne mit<br />
seiner Vespa. „Ein perfektes Fortbewegungsmittel<br />
für die Stadt.“<br />
Erfolgreich durch die Krise<br />
„Wir haben volle Auftragsbücher“, freut sich<br />
Pongratz. „Nicht nur der steirischen Bauwirtschaft<br />
geht es gut. Die Baubranche ist bisher<br />
gut durch die Pandemie gekommen. Die Bauwirtschaft<br />
war nur rund drei Wochen im Vorjahr<br />
– von März bis Mitte April – wirklich stark<br />
beeinträchtigt. Im Juli hatten wir bereits wieder<br />
die Beschäftigtenzahl wie vor Beginn der Pandemie.<br />
Auch weil die Branche rasch reagiert<br />
hat“, blickt Pongratz, der auch als Landesinnungsmeister<br />
des steirischen Baugewerbes<br />
in der Berufsvertretung tätig ist, zurück. „Das<br />
haben wir mit der Sozialpartnerschaft schnell<br />
ausdiskutiert.“ Von Vorteil war sicherlich auch<br />
die gute Gesprächsbasis von Steirer zu Steirer.<br />
„Ich habe zum obersten Gewerkschaftsboss Josef<br />
„Peppo“ Muchitsch gesagt: ‚Du, Peppo, jetzt<br />
können wir uns aussuchen, wir sperren drei<br />
Wochen zu oder wir sperren drei Monate zu.<br />
Aber COVID wird nicht vorbei sein. Das heißt,<br />
wir müssen dieses Problem lösen. Und je früher,<br />
desto besser.‘“ Den rasch umgesetzten Maßnahmen<br />
– wie dem Ein-Meter-Mindestabstand<br />
– sei es zu verdanken, dass die Bauwirtschaft<br />
die Pandemie erfolgreich überstanden hat.<br />
„Mit Maßnahmen wie Maske tragen, desinfizieren,<br />
Aufträge entflechten, dass nicht so viele<br />
Dienstnehmer gleichzeitig auf der Baustelle<br />
sind, konnten wir Schlimmeres verhindern. Im<br />
Oktober 2020 hatten wir bereits um zehn Prozent<br />
mehr Beschäftigte als im Jahr zuvor.“<br />
Wie erklären sich nun aber die hohen Baustoffpreise,<br />
die zum Teil mit Produktionsausfällen<br />
argumentiert werden? „Bedingt durch die<br />
Kurzarbeit, die natürlich auf der einen Seite ein<br />
Segen ist, haben viele Unternehmen, die verunsichert<br />
waren, weniger produziert und ab<br />
Lager verkauft. Diese Lager sind leergeräumt<br />
worden. Die Produzenten selbst haben Fehler<br />
begangen, weil sie nicht produziert haben.“<br />
Kernmärkte Wien und Graz<br />
Pongratz Bau konzentriert sich auf die zwei<br />
Kernmärkte Graz und Wien. „In Wien sind<br />
wir mit einer eigenen Filiale vertreten. Wohlgemerkt<br />
mit einer vollen Mannschaft. Das ist<br />
keine Briefkastenfirma.“ Pongratz Bau erwirtschaftet<br />
zwischen 50 und 60 Millionen Euro<br />
pro Jahr – abhängig von den gerade in Umsetzung<br />
begriffenen Projekten. „Aktuell haben<br />
wir jetzt im Gate 17 in Puntigam ein Projekt mit<br />
ungefähr 40 Millionen. In der Smart City Nord<br />
machen wir auch eines mit rund 40 Millionen.<br />
In der Regel haben die Projekte ein Volumen<br />
zwischen fünf und zehn Millionen, vielleicht<br />
einmal 20 Millionen.“ Bei größeren Projekten<br />
setzt man auf langjährige Partnerschaften.<br />
„Bei 50, 60 Millionen Jahresumsatz ist es ge-<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
67
Zu Tisch mit ...<br />
scheiter, man nimmt sich für ein Projekt mit<br />
40 Millionen einen Partner mit ins Boot und<br />
macht es gemeinsam.“<br />
Preise haben sich verdreifacht<br />
Die steigenden Baustoffpreise bereiten Pongratz,<br />
der auch im Baustoffhandel tätig ist, Sorgen.<br />
„Die Rohstoffpreise sind enorm gestiegen<br />
und damit auch die Baustoffpreise. Während<br />
der Pandemie ist einfach weniger produziert<br />
worden“, bringt es Pongratz auf den Punkt.<br />
Europa leide auch unter dem Rohstoffhunger<br />
Chinas und der Vereinigten Staaten. „Wir sind<br />
in den zweiten Lockdown, gleichzeitig ist die<br />
Wirtschaft in China wieder hochgefahren.<br />
Aus diesem Grund haben sich viele Produktionen<br />
nach China verlagert. Amerika hat zum<br />
Beispiel gar nicht zugesperrt. Da hat es keine<br />
Einbußen gegeben. Das heißt, dort ist die<br />
Konjunktur weitergegangen.“ Diese Märkte<br />
brauchen Rohstoffe und damit auch Baustoffe.<br />
„Holz geht ganz massiv in den nordamerikanischen<br />
Raum. Dort ist die Nachfrage nach Holz,<br />
bedingt durch Produktionsausfälle, massiv<br />
gestiegen. Dadurch haben sich die Preise für<br />
Baustoffe zum Teil verdreifacht.“<br />
Nebenprodukte fehlen<br />
Es sei ein Marktgesetz, dass bei großer Nachfrage<br />
die Preise steigen. Daran werde auch die<br />
COVID-19-Pandemie nichts ändern. „Es wurde<br />
nicht nur die Produktion zurückgefahren, es<br />
wurden auch einzelne Lieferketten unterbrochen.<br />
Zum Beispiel Kerosin: Bedingt durch<br />
den eingeschränkten Flugverkehr wurde sehr<br />
wenig Kerosin produziert.“ Kerosin habe aber<br />
Nebenprodukte, die bei der Kunststofferzeugung,<br />
bei der PE-Erzeugung wichtig sind. „Das<br />
heißt, mir fehlt das Produkt. Das kann man mit<br />
den Chips in den Autos vergleichen. Gehen die<br />
Chips verstärkt in Spielkonsolen, fehlen diese<br />
der Autoindustrie. Ich kann alles rund ums<br />
Auto produzieren, aber mir fehlt der Chip. Das<br />
heißt, das Auto kommt nicht zum Fahren.“<br />
Was für das Auto der Chip, ist der Stahl für die<br />
Bauwirtschaft. „60 Prozent des in Österreich<br />
verbauten Baustahls kommt aus Italien. Die<br />
italienischen Produzenten haben – wie auch<br />
die Voest – die Produktion heruntergefahren.<br />
Der Bedarf aber war da. Jetzt geht es nicht<br />
mehr ‚nur‘ um Preissteigerungen, sondern<br />
um die die generelle Verfügbarkeit. Das trifft<br />
uns sowohl als Bauunternehmen als auch als<br />
68 BauTecFokus
Nullneun<br />
DAS SAGT DER FALSTAFF<br />
Das Haus ist ein moderner Hingucker. Optisch<br />
sind auch die Gerichte ansprechend, Robert<br />
Ferstl schafft den Spagat zwischen regional,<br />
südlich und asiatisch. Beliebt sind Trüffel- und<br />
Schokoladenmenüs<br />
DAS SAGT DER BAUTECFOKUS<br />
Mittagsmenü mit traditionellen Speisen, die<br />
raffiniert zubereitet werden. Top-Service.<br />
NULLNEUN<br />
Liebenauer Tangente 4 - 8041 Graz<br />
Öffnungszeiten<br />
Mo, Di 09-20 Uhr, Mi-Fr 09-24 Uhr<br />
Samstag, Sonntag geschlossen<br />
www.nullneun.at<br />
16<br />
PUNKTE<br />
„Bis zum Ende des Jahres<br />
werden Lieferengpässe<br />
und Materialverknappung<br />
überwunden sein.“<br />
BauTecFokus Restaurantguide<br />
Essen:<br />
Service:<br />
Weinkarte:<br />
Ambiente:<br />
Alexander Pongratz,<br />
Pongratz Baugesellschaft<br />
Baustoffhändler. Als Bauunternehmen, weil<br />
ich mit den Auftraggebern längerfristig gültige<br />
Preise vereinbart habe. Ich habe den Stahl<br />
zum Beispiel im Vorjahr noch um 600 Euro<br />
die Tonne eingekauft und ich kaufe ihn jetzt<br />
um 1.000 Euro die Tonne – wenn ich ihn überhaupt<br />
bekomme.“ Der Mangel schlage damit<br />
auch auf die Bauzeit durch. „Da ist im Moment<br />
viel Sand im Getriebe.“<br />
Die hohen Preise werden jedoch bleiben, ist<br />
Pongratz überzeugt. „Bis zum Ende des Jahres<br />
werden Lieferengpässe und Materialverknappung<br />
überwunden sein. Die Nachfrage ist sehr<br />
gut. Die Auftragsbücher sind voll. Warum also<br />
sollten die Preise fallen? Die hohen Preise werden<br />
für die Produzenten Ansporn genug sein,<br />
mehr zu produzieren. Das wird sich sicher<br />
rasch einpendeln.“<br />
Einkaufspolitik wird sich verändern<br />
Eines steht aber fest: Die Einkaufspolitik werde<br />
sich verändern. „Wir haben von der Bundesinnung<br />
Empfehlungen herausgegeben, dass die<br />
Verträge nur mehr zu veränderlichen Preisen<br />
abgeschlossen werden sollen. Zudem sollen<br />
Hinweise gegeben werden, dass es durch Eng-<br />
pässe bei den Baustoffen zu Verzögerungen<br />
kommen kann.“ Was sich auf jeden Fall ändern<br />
wird: „Wir werden früher bestellen müssen<br />
– damit kommt der Baustellenplanung eine<br />
immer größer werdende Bedeutung zu. Bauen<br />
ist eine logistische Abwicklung einzelner Abläufe.<br />
Ich werde meine Professionisten noch<br />
stärker in die ganze Bauabwicklung einbeziehen<br />
müssen.“<br />
Umplanen Gebot der Stunde<br />
„Bei Fertigteilen zum Beispiel haben wir Lieferzeiten<br />
teilweise von zwei, drei Monaten. Es gibt<br />
Kollegen, die dazu übergehen, keine Fertigteile<br />
mehr zu verwenden, sondern den Stahlbeton<br />
auf der Baustelle zu erzeugen und entsprechend<br />
einzusetzen. Umplanen ist ein Gebot<br />
der Stunde: Uns hat auf einer Baustelle – aus<br />
welchem Grund auch immer – ein Zehnereisen<br />
gefehlt. Also ein Eisen mit zehn Millimeter<br />
Durchmesser. Dann wird der Plan umgezeichnet<br />
und umgerechnet auf 8-Millimeter-Eisen,<br />
weil das da ist. Aber das ist natürlich wieder<br />
ein Mehraufwand. Ich muss es umplanen, ich<br />
muss es auch entsprechend in die Pläne eintragen.<br />
Das ist eine logistisch und planerisch<br />
große Herausforderung, die wir jetzt haben.<br />
Da hoffen wir wirklich, dass das vielleicht bis<br />
zum Herbst oder bis Ende des Jahres wieder auf<br />
Normalniveau ist.“<br />
Wie wird serielles Bauen die Branche verändern?<br />
„Man muss nicht alles immer wieder<br />
neu erfinden. Serielles Bauen ist sicher die<br />
Zukunft. Letztendlich will man immer mehr<br />
von der Baustelle wegbringen. Stichwort Fachkräftemangel.<br />
Wir haben das Problem, dass<br />
wir nicht genügend Fachkräfte für unsere Baustellen<br />
haben. Geburtenschwache Jahrgänge,<br />
wir kennen die demografischen Probleme. Das<br />
trifft ja nicht nur den Bau, sondern auch andere<br />
Bereiche. Alle fischen im selben Teich, damit<br />
sie ihre Lehrlinge erwischen.“<br />
Der Holzbau habe punkto seriellen Bauens den<br />
Massivbauern schon einiges vorgemacht. „Er<br />
ist an und für sich teurer im Bauen, auch in den<br />
Details komplizierter und mängelanfälliger“,<br />
gibt Pongratz zu bedenken. „Aber durch die<br />
weitgehende Vorplanung besteht die Möglichkeit<br />
einer seriellen Fertigung mit einer kürzeren<br />
Bauzeit. Es wäre schön, wenn wir im Massivbau<br />
auch so weit wären. Dann könnten wir unsere<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
69
Zu Tisch mit ...<br />
„Entscheidungen sind<br />
vom Bauherrn viel<br />
früher abzurufen.“<br />
Alexander Pongratz,<br />
Pongratz Baugesellschaft<br />
Architekten und Bauherren davon überzeugen,<br />
dass wir zum kostengünstigen und weniger<br />
mängelanfälligen Bauen kommen. Da muss<br />
man sagen, sind wir leider noch ein bisschen<br />
in den Kinderschuhen, was den Massivbau anbelangt.<br />
Man ist sehr versucht, es auszunutzen,<br />
dass ich mich noch spät umentscheiden kann,<br />
wo das Fenster genau ist oder wo die Tür ist. Bei<br />
der seriellen Fertigung fällt diese Flexibilität<br />
weg“, unterstreicht Pongratz. Serielles Bauen<br />
bedeute Abkehr vom baubegleitenden Planen.<br />
„Da haben wir noch viel Potential.“ Es stelle<br />
sich auch die Frage, wie weit der Ausführende<br />
in die Planung miteingebunden sein soll. „Im<br />
amerikanischen oder angelsächsischen System<br />
wird ein Design erstellt, die Bewilligung<br />
eingeholt und die Planung dem Ausführenden<br />
übergeben.“ Das habe auch mit Gewährleistung<br />
und Mängelfreiheit zu tun. Natürlich habe<br />
jede Baufirma oder jeder Ausführende gewisse<br />
Eigenschaften, wo er vielleicht da und dort<br />
besser ist als der andere. „Das kann man viel<br />
besser nutzen, wenn man die Planung in der<br />
Hand hat.“ Optimal wäre es, die Detailplanung<br />
abgeschlossen und vom Bauherrn freigegeben<br />
zu bekommen und erst dann zu bauen zu beginnen,<br />
bricht Pongratz eine Lanze für Building<br />
Information Modelling (BIM). „Das spricht auf<br />
alle Fälle für BIM, bei BIM bin ich gezwungen,<br />
die Planungsprozesse und vor allem auch die<br />
Entscheidungen vom Bauherrn viel früher abzurufen.<br />
Damit sind auch die Mengengerüste<br />
viel früher definiert, was wiederum den Bestellvorgang<br />
vereinfacht.“<br />
Jetzt interessiert mich aber, was den Holzbau<br />
fehleranfälliger mache. Denn viele Holzbauer<br />
verwenden dieses Argument gerne gegen<br />
den Massivbau. „Die Details sind wirklich<br />
komplizierter. Ich habe kein Problem mit dem<br />
Baustoff. Ich verbaue Holz genauso gerne wie<br />
Beton. Ich bin aber nicht überzeugt, dass eine<br />
Holzdecke im Zwischengeschoss zielführend<br />
ist. Wird diese undicht, merke ich es erst, wenn<br />
Pongratz Bau<br />
2018 feierte Pongratz Bau ihr 85-jähriges Bestehen und wurde von der Wirtschaftskammer<br />
für die Verdienste am Wirtschaftsstandort Steiermark ausgezeichnet. Das Familienunternehmen<br />
in vierter Generation hat sich vom klassischen Stadtbaumeister zum<br />
angesehenen General- und Totalunternehmer in Österreich entwickelt.<br />
1933 durch Stadtbaumeister Ing. Josef Pongratz gegründet, wird das Unternehmen<br />
heute von den Brüdern Alexander und Josef Pongratz geführt. Auch die vierte Generation<br />
ist bereits seit fünf Jahren im Unternehmen tätig.<br />
Die seit 1999 bestehende Beteiligung an WIG-Beton zur Rohstoff-Sicherung ist nur einer<br />
der zukunftsweisenden Entwicklungsschritte in der Pongratz-Geschichte. 2000 erfolgt<br />
die Gründung der Krenn & Pongratz in Fehring, 2001 die Gründung der Puntigam &<br />
Pongratz in Deutschfeistritz. Gemeinsam mit der Wiener Niederlassung – seit 2001<br />
im Pongratz-Verbund – spezialisiert sich das Unternehmen heute zunehmend auf den<br />
technisch anspruchsvollen Hochbau. Dazu zählen Wohn- und Industriebauten, Sanierungen<br />
und Umbauten, ergänzt um Hotelprojekte und Bauträgermodelle. 2007 folgte<br />
die Erweiterung des Dienstleistungsportfolios durch Pongratz – HLS, 2011 wurde das<br />
Zimmereigewerbe integriert.<br />
70 BauTecFokus
auf Zuruf produziert werde. „Wir erleben es<br />
immer wieder, dass du die Stahlbetonbewehrung<br />
bestellst. Dann heißt es, am Freitag wird<br />
betoniert. Dann trudelt am Mittwoch noch ein<br />
Zettel ein, da brauchen wir noch eine Zulage<br />
und da brauchen wir noch dies oder jenes. Es<br />
ist katastrophal, wenn es so schlecht geplant<br />
wird. Einerseits von den Kosten her, andererseits<br />
auch von der Logistik her und von der<br />
Mängelanfälligkeit. Wenn ich so spät erst<br />
einschreite, dann führt das oft dazu, dass die<br />
Planungsschritte nicht hundertprozentig gut<br />
überlegt sind. Es kommt zu Schnellschüssen.“<br />
Wenn man im Massivbau die Planungsschritte<br />
wirklich diszipliniert und weiter vorausplane,<br />
dann könne man den Fertigteilbau forcieren.<br />
„Natürlich ist es fehleranfälliger auf der Baustelle<br />
als in einer Fertigungsstraße. Das ist klar.<br />
Aber damit ich produzieren kann, muss ich alles<br />
genau vorplanen. Da ist wieder die Planung<br />
gefragt.“<br />
Apropos Planung: Jetzt wird einmal das Dessert<br />
geplant. Doppelte Espressi und überbackene<br />
Topfenpalatschinke.<br />
es beim unteren Nachbarn heraustropft. Dann<br />
aber ist die Holzkonstruktion unter Umständen<br />
kaputt. Dann habe ich ein ernsthaftes<br />
statisches Problem. Wird eine Dusche undicht<br />
wird, dann habe ich auch im Stahlbetonbau<br />
Probleme – habe aber einen Baustoff, der gegen<br />
Wasser unempfindlich ist. Der nächste Punkt<br />
ist der Schallschutz. Holz hat aufgrund der geringen<br />
Dichte Schallschutzprobleme, weil die<br />
Masse beim Schallschutz entscheidend ist. Je<br />
mehr Masse da ist, desto größer ist der Schallschutz.<br />
Dadurch wirken sich Fehler stark aus.<br />
Das heißt, ich muss im Detail genauer planen.<br />
Holzbau ist einfach viel anfälliger für Mängel.<br />
Ich bin kein hundertprozentiger Freund. In der<br />
vorgehängten Fassade kann ich bald einmal<br />
in Holz arbeiten. Bei der Decke bin ich sehr<br />
misstrauisch, weil ich glaube, dass es da für<br />
die Zukunft wirklich große Probleme geben<br />
wird.“ Dass immer wieder mit dem hohen CO2-<br />
Ausstoß bei der Zementproduktion gegen den<br />
Stahlbetonbau Stimmung betrieben wird, ist<br />
Pongratz ein Dorn im Auge. „Es gibt immer ein<br />
Plus und ein Minus. Irgendwann einmal geht<br />
auch bei Holz der Lebenszyklus zu Ende. Wird<br />
es verbrannt oder vermodert es, wird das gebundene<br />
CO2 wieder in die Natur freigesetzt.“<br />
Und: Auch bei Beton oder Ziegel besteht die<br />
Möglichkeit zu recyceln.<br />
Zudem heiße es immer, der Holzbau sei so<br />
schnell. „Davor liegen aber meistens eine Planungsphase<br />
und die Produktion in der Halle.<br />
Anschließend kann der Bau rasch aufgestellt<br />
werden. Das habe ich beim Massivbau nicht.“<br />
Auch weil, so Pongratz, im Massivbau oft<br />
Doch nun schnell zurück zum eigentlichen<br />
Thema. Zudem würden die Vorteile von Beton<br />
oder Ziegel übersehen. „Mit der hohen Masse<br />
kann Energie gespeichert werden. Das habe<br />
ich beim Holz nicht. Wir bauen in unseren<br />
Bauträgerprojekten mittlerweile eine Betonkernaktivierung<br />
ein. Das heißt, wir erwärmen<br />
über Wärmepumpen den Stahlbeton. Damit<br />
habe ich eine sehr gleichmäßige Temperaturverbreitung<br />
im Haus und ich brauche wenig<br />
aufheizen und auch nicht viel kühlen. Ich kann<br />
das über diese Betonkernaktivierung sehr gut<br />
ausgleichen und auch Energie speichern. Das<br />
kann ein Holzbau sicher nicht.“<br />
Die Industrie täte deshalb gut daran, die Forschung<br />
in Alternativprodukte zu forcieren.<br />
„Zement durch Flugasche oder andere Bindemittel<br />
zu ersetzen, verteuert die Betonproduktion.<br />
Umgekehrt ist der Holzpreis auch nicht<br />
immer so niedrig, wie man sieht. Das Bauen<br />
mit Holz ist teurer, weil die Details komplizierter<br />
sind. Das nimmt man aber in Kauf.<br />
Also wird man auch bei der Betonproduktion<br />
in Kauf nehmen müssen, dass der Beton mit<br />
Alternativmitteln ein bisschen teurer in der<br />
Produktion wird.“<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
71
Über den Tellerrand<br />
Blackout<br />
Wenn es finster wird und finster bleibt. Sich ständig<br />
erhöhender Stromverbrauch, veraltete Leitungen, geringe<br />
Speichermöglichkeit und Hackerangriffe: Ein längerfristiger<br />
Stromausfall wird immer mehr zum realistischen<br />
Schreckgespenst.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
E<br />
s gibt Leute, denen macht es Spaß,<br />
sich das Was-wäre-wenn auszumalen.<br />
Einer von ihnen ist der<br />
österreichische Schriftsteller Marc<br />
Elsberg. In seinem Roman „Blackout – Morgen<br />
ist es zu spät“ erzählt er über einen Zeitraum<br />
von zwei Wochen über die katastrophalen<br />
Auswirkungen eines großflächigen Stromausfalls<br />
in Europa. Das Buch wurde zu einem<br />
Bestseller. Warum? Weil es einen empfindlichen<br />
Nerv der Zeit trifft und ein Blackout immer<br />
mehr in den Bereich des Möglichen rutscht.<br />
Im Herbst soll es auch als sechsteilige Event-<br />
Serie verfilmt werden.<br />
Ereignisse wie technische Gebrechen, Naturkatastrophen,<br />
Cyber-Attacken oder Terrorangriffe<br />
könnten einen großflächigen Stromausfall<br />
verursachen. Ein Netzzusammenbruch der<br />
Versorgungsspannung und Leistungsausfälle<br />
oder ein unvorhergesehenes starkes Ungleichgewicht<br />
zwischen Erzeugung und Verbrauch<br />
im Stromnetz können dann zu einem Blackout<br />
führen.<br />
Konkret bedeutet das, dass binnen Minuten<br />
in weiten Teilen Europas die Stromversorgung<br />
ausfällt und damit auch alle anderen<br />
wichtigen Infrastrukturen, wie etwa die Telekommunikationsversorgung,<br />
die gesamte<br />
Logistik und damit auch die Versorgung mit<br />
lebenswichtigen Gütern stillsteht. Während<br />
die Zeit des Stromausfalls noch absehbar ist,<br />
ist eine realistische Einschätzung in anderen<br />
Bereichen kaum möglich. Aufgrund der allgemeinen<br />
schlechten Vorsorge droht damit eine<br />
Katastrophe.<br />
Die unterschiedlichen Phasen<br />
In Österreich sind wir wahrscheinlich in der<br />
Lage, als eines der ersten Länder in Europa<br />
wieder ein Stromnetz aufzubauen, was immer<br />
noch rund einen Tag oder länger dauern<br />
Fotos: Adobe Stock, APG Karl Michalski<br />
72 BauTecFokus
könnte (Phase 1). Bis auf europäischer Ebene<br />
wieder überall der Strom fließt, wird laut<br />
Experten-Einschätzungen im besten Fall zumindest<br />
eine Woche vergehen.<br />
Aber auch danach kehrt noch keine Normalität<br />
zurück. Denn bis die Telekommunikationsversorgung,<br />
also Handy, Festnetz und<br />
Internet, wieder funktioniert (Phase 2), muss<br />
wegen Hardwareschäden, Störungen und<br />
Überlastungen zumindest mit weiteren Tagen<br />
gerechnet werden. Erst danach kann wieder<br />
mit einem breiteren Wiederanlauf gerechnet<br />
werden (Phase 3), der in Teilbereichen Monate<br />
lang dauern kann. Um es zu verdeutlichen: Im<br />
Februar musste in Texas aufgrund der Strommangellage<br />
eine Chipfabrik abgeschaltet werden,<br />
der Normalbetrieb konnte im Juni wieder<br />
aufgenommen werden.<br />
Die hohe Versorgungssicherheit in Österreich<br />
kann leicht zum Bumerang werden, da sich zu<br />
viele Menschen und Organisationen darauf<br />
verlassen, dass immer alles funktioniert und<br />
verfügbar ist. Eigenvorsorgemaßnahmen sind<br />
unabdingbar.<br />
„Die Frequenzstörung am 8. Jänner 2021 hat<br />
uns vor Augen geführt, dass lokale, unvorhersehbare<br />
Ereignisse zu ernsten Krisensituationen<br />
führen können“, erklärt Gerhard<br />
Christiner, technischer Vorstand Austrian<br />
Power Grid (APG). Gleichzeitig haben die<br />
vorgesehenen Schutzmechanismen auf europäischer<br />
Ebene beziehungsweise die von den<br />
Übertragungsnetzbetreiber (TSOs) europaweit<br />
akkordierten Maßnahmen gezeigt, dass sie<br />
über gute Instrumente auf nationaler und<br />
internationaler Ebene bei derartigen Krisen<br />
verfügen.<br />
Stromnetze am Limit<br />
Durch die Transformation des Energiesystems<br />
hin zu einem nachhaltigen und erneuerbaren<br />
steigen die Anforderungen an das Gesamtsystem<br />
enorm. Daher müssen die Instrumente<br />
zur Krisenvermeidung beziehungsweise -behebung<br />
permanent evaluiert und weiterentwickelt<br />
werden.<br />
Weitere Informationen:<br />
Vorbereitungen auf ein Blackout | Blackout-Vorsorge<br />
(saurugg.net)<br />
Verhalten bei Blackout (oesterreich.gv.at)<br />
Blackout-Ratgeber | Sicher informiert mit<br />
Krisenvorsorge.at<br />
„Lokale,<br />
unvorhersehbare<br />
Ereignisse<br />
können zu ernsten<br />
Krisensituationen<br />
führen.“<br />
Gerhard Christiner,<br />
Austrian Power Grid (APG)<br />
„Mittlerweile müssen wir fast täglich die so<br />
genannte Sicherheitsmaßnahme Redispatch<br />
(RD) durchführen, damit die Stromversorgung<br />
auch dann funktioniert, wenn es eng<br />
wird“, so Christiner. „Um die Schwankungen<br />
im Netz auszugleichen, greifen wir auf den<br />
Einsatz von thermischen und hydraulischen<br />
Kraftwerken zurück, mit denen wir Leistung<br />
kontrolliert ins APG-Netz einspeisen oder<br />
entnehmen können.“ Allein im Jahr 2020<br />
musste an 261 Tagen ins Stromnetz eingegriffen<br />
werden.<br />
Insgesamt wird APG in den kommenden zehn<br />
Jahren rund 3,1 Milliarden Euro in die Netzinfrastruktur<br />
investieren. Das sind rund 17 Prozent<br />
der insgesamt 18 Milliarden Euro, die die<br />
E-Wirtschaft Österreichs in den kommenden<br />
zehn Jahren in den Netzausbau investieren<br />
wird. Zu den wichtigsten Projekten zählen die<br />
Salzburgleitung, die Weinviertelleitung und<br />
der Zentralraum Oberösterreich.<br />
Dennoch sollte man sich nicht in Sicherheit<br />
wiegen. Eigenverantwortung, eine gute Vorbereitung,<br />
sowie eine entsprechende Vorratshaltung<br />
sollten eine Selbstverständlichkeit<br />
darstellen. <br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
73
Positionen & Meinungen<br />
Da fährt die<br />
Eisenbahn drüber<br />
Data is an Asset. „Digitale Prozesse erfordern eine Denkweise, zu der wir auch<br />
erziehen und trainieren müssen“, ist Christopher J. Rothschedl überzeugt.<br />
Das Gespräch führte: Michael Neubauer<br />
Christopher J. Rothschedl<br />
Christopher J. Rothschedl wurde 1988 in Graz geboren.<br />
Bereits während des Studiums an der Montanuniversität<br />
vereinte er Theorie mit breitgefächerter Praxis<br />
im Schwermaschinenbau. Bei Sandvik und FLSmidth<br />
tauchte er neben mechanischen Auslegungen vertieft<br />
in datenbasiertes Maschinen- und Prozessverständnis<br />
ein. Seine Erkenntnisse brachte er anschließend bei<br />
Keller Grundbau in der Geotechnik zur Anwendung,<br />
die Promotion erfolgte berufsbegleitend. Nach Bergund<br />
Grundbau nun im Infrastrukturbau angekommen<br />
unterstützt er seit März 2021 Plasser & Theurer, wo er<br />
für den Kompetenzaufbau der Datenanalyse verantwortlich<br />
zeichnet.<br />
Digitalisierung, Augmented Reality (AR),<br />
Künstliche Intelligenz (KI) – es wird viel<br />
geschrieben, viel diskutiert, aber wie<br />
sieht es in der Praxis aus? Angesagte<br />
Revolutionen finden oft nicht statt.<br />
Künstliche Intelligenz und Bauwirtschaft<br />
– ein Begriffspaar das einander<br />
ausschließt?<br />
Christopher J. Rothschedl: Digitalisierung<br />
ist ein omnipräsentes Wort, jeder – und das<br />
macht die Sache nicht einfacher – versteht<br />
ganz etwas anderes darunter. Der eine versteht<br />
unter Digitalisierung das papierlose Büro, ein<br />
anderer redet von automatisch erstellten leistungsbezogenen<br />
Verrechnungsmodellen bei<br />
Bahnbaumaschinen. Auf den Punkt gebracht:<br />
Es geht um bessere Prozesse und nicht um das<br />
papierlose Büro. Digitale Prozesse erfordern<br />
eine Denkweise, zu der wir auch erziehen und<br />
trainieren müssen.<br />
Mit der Digitalisierung haben wir eine neue<br />
Disziplin eröffnet. Wo sie uns endgültig<br />
hinführen wird, wissen wir in Wahrheit<br />
nicht einmal im Ansatz – und ehrlich gesagt:<br />
Digitalisierung ist ein Super-Stichwort im<br />
Marketing. Manchmal sind aber auch super<br />
Lösungen dabei.<br />
Plasser & Theurer ist weltweit tätig.<br />
Welche Rolle spielen da die bei den<br />
74 BauTecFokus
unterschiedlichen Projekten gewonnenen<br />
Daten?<br />
Data is an Asset. Aber wir müssen diese<br />
auch wirklich zum Mehrwert bringen. Das<br />
Asset allein bringt uns auf Dauer nichts.<br />
Datenbasierte Analyse und Optimierung von<br />
Prozessen aber führt zu Effizienz, Wirtschaftlichkeit<br />
und Nachhaltigkeit, vor allem auch<br />
zu einem sparsamen Einsatz von Stoffen und<br />
Humanressourcen.<br />
Wir versuchen zu normieren. Das heißt, wir<br />
versuchen aufgrund der bei den unterschiedlichsten<br />
Gerätetypen aufgezeichneten Daten,<br />
Methoden und Modelle so zu generalisieren,<br />
dass die Erkenntnisse auf andere Arten von<br />
Themen oder Maschinen umlegbar sind. Das<br />
hört sich jetzt einmal leicht und einfach an. So<br />
leicht und einfach ist es dann aber doch nicht.<br />
Man muss da schon einige Randbedingungen<br />
berücksichtigen. Aber im Großen und Ganzen<br />
ist das ein spannendes Feld. Wir lernen bei<br />
jedem Einsatz etwas dazu.<br />
Können Sie uns ein Beispiel geben?<br />
Wir haben verschiedenste Stopfmaschinen.<br />
Es gibt Streckenstopf- und Weichenstopfmaschinen.<br />
Vereinfacht dargestellt ist ein Weichenstopfaggregat<br />
zunächst einmal anders<br />
aufgebaut als ein Streckenstopfaggregat. Bei<br />
einer Weiche wollen Sie sehr prägnant und<br />
präzise vorgehen. Präzise sind Sie auf der Strecke<br />
auch, aber auf der Strecke geht es auch um<br />
die Vortriebsleistung. Da geht es auch darum,<br />
die 2.300 Meter in der Stunde zusammenbringen,<br />
die Sie vertraglich zugesichert haben. Bei<br />
den Weichen geht es um eine aufwendigere<br />
Sensorik. Es kommen mehr Assistenzsysteme<br />
zum Einsatz. Die von uns verbauten Aggregate<br />
sind vom Kundentypus teilweise ähnlich,<br />
teilweise ganz unterschiedlich.<br />
Ich habe erst heute einen 30-seitigen internen<br />
Katalog bekommen, in dem verschiedene Typen<br />
von Aggregaten aufgelistet sind – um hier<br />
auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen,<br />
müssen viele Fachbereiche miteingebunden<br />
werden. Es geht auch darum, vorhandenes<br />
Wissen abzubilden. In den kommenden Jahren<br />
gehen viele Mitarbeiter bei den Eisenbahnen,<br />
die über die Zeit viel Erfahrung aufgebaut<br />
haben, in den Ruhestand. Dieses Wissen darf<br />
„Wir werden<br />
noch viele Jahre<br />
in einer digitalen<br />
Übergangsphase<br />
leben.“<br />
Christopher J. Rothschedl,<br />
Plasser & Theurer<br />
nicht verloren gehen. Der Wissensübertrag<br />
wird häufig stiefmütterlich behandelt. Es geht<br />
wie immer um Kosten – es kostet einfach Geld,<br />
dem scheidenden Mitarbeiter einen zweiten<br />
Mitarbeiter zuzuteilen, der zuschauen und<br />
lernen soll.<br />
Der Ausbau von Assistenzsystemen ist der<br />
Versuch, dies etwas zu glätten. Das große Ziel<br />
ist die vollautomatische Maschine. Da unter-<br />
scheidet sich der Hoch- oder Tiefbau nicht<br />
vom Infrastrukturbau wie eben Gleisanlagen.<br />
Man rennt dem Ziel hinterher, verschwendet<br />
aber keine Gedanken an die Übergangsphase.<br />
Vollautonomes Fahren. Super. Vollautonome<br />
und konventionelle Fahrzeuge nebeneinander<br />
im Straßenverkehr. Wie soll das funktionieren?<br />
Diese Übergangsphase muss geplant<br />
werden. Assistenzsysteme sind der Weg zur<br />
vollautomatischen Maschine. Aber das kurzfristige<br />
Ziel ist es, unerfahrenen Menschen<br />
und Bedienern Unterstützung zu leisten, dass<br />
sie ihre Arbeit auch besser machen könen.<br />
Wir werden noch viele Jahre in einer digitalen<br />
Übergangsphase leben.<br />
Also in letzter Konsequenz –<br />
Personalabbau?<br />
Nicht unbedingt. Ich würde lieber von<br />
Verlagerung sprechen. Mit zum Beispiel<br />
vollautomatischen Maschinen wird es möglich,<br />
Mitarbeiter aus gefährlichen Bereichen<br />
abzuziehen. Jeder Arbeitsunfall, der passiert,<br />
egal in welcher Branche, ist einer zu viel.<br />
Lassen Sie mich noch einmal zu den Assistenzsystemen<br />
zurückkommen. Für die<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
75
Positionen & Meinungen<br />
Entwicklung brauchen Sie Mitarbeiter, die<br />
relevante Daten zur Verfügung stellen und<br />
interpretieren können. Dateninfrastruktur<br />
ist da ein sehr großes Thema. Das können<br />
Sie mit einem Datencenter in Indien nicht<br />
realisieren, nur weil die Lohnbedingungen<br />
für den Auftraggeber vielleicht ein bisschen<br />
günstiger sind.<br />
Sie schauen da auf keine Finanzdaten oder<br />
Ergebnisse wissenschaftlicher Tests. Sie<br />
schauen auf Daten eines Cyber-physischen<br />
Systems. Auf Daten eines Geräts, das physikalischen<br />
Gesetzen folgt. Das müssen Sie bei der<br />
Auswertung berücksichtigen. Es zählt zu meinen<br />
Aufgaben, die Physik und die Gesetze der<br />
Physik einmal grundlegend anzusetzen und<br />
die Modellbildung entsprechend zu betreiben,<br />
um die Daten entsprechend zu interpretieren.<br />
Das gibt den Daten einen anderen Wert. Das<br />
sind keine Zeitreihen, die der Finanzmarkt<br />
ausspuckt, die vom Finanzmarkt ablesbar<br />
sind, sondern das sind Daten, die physischen<br />
Identitäten entsprechen oder entspringen.<br />
Und das macht einen großen Unterschied.<br />
Machine Learning – Zukunftsmusik oder<br />
bereits praxistauglich?<br />
Es kommt darauf an, was sie darunter<br />
verstehen. Unter dem Strich versteht man<br />
darunter Künstliche Intelligenz, den Versuch,<br />
Entscheidungsstrukturen des Menschen<br />
nachzubilden. Einen Computer so zu bauen<br />
und zu programmieren, dass er eigenständig<br />
Probleme lösen kann. Intelligentes Verhalten<br />
wird durch einfache Algorithmen simuliert.<br />
„An Robotik und<br />
vollautonomen<br />
Maschinen führt<br />
kein Weg vorbei.“<br />
Christopher J. Rothschedl,<br />
Plasser & Theurer<br />
Von der Artificial General Intelligence (AGI),<br />
der künstlichen allgemeinen Intelligenz, der<br />
hypothetischen Intelligenz eines Computerprogramms<br />
spricht man, wenn dieser die<br />
Fähigkeit besitzt, jede intellektuelle Aufgabe<br />
zu verstehen oder zu lernen, die ein Mensch<br />
ausführen kann. Davon sind wir aber noch<br />
weit entfernt.<br />
Warum? Wo liegen die Probleme?<br />
Machine Learning ist ein Teilbereich der<br />
künstlichen Intelligenz und nutzt Algorithmen<br />
und statistische Methoden, um Daten zu<br />
analysieren und Muster zu erkennen. Durch<br />
die steigende Datenmenge ist es anhand von<br />
einfachen Datenanalysen schwer, wertvolle<br />
Informationen zu extrahieren. Machine<br />
Learning steckt noch in den Kinderschuhen.<br />
Ein großes Problem ist, dass wir mit Erfolgsmeldungen<br />
auf diesem Gebiet überschüttet<br />
werden. Wie viele Fehlversuche aber vor dem<br />
Erfolg liegen, wissen wir nicht – damit fehlt<br />
uns aber die Möglichkeit zu beurteilen, wie<br />
weit Machine Learning in der Entwicklung<br />
bereits gekommen ist.<br />
Wenn ich ein Beispiel bringen darf. Künstliche<br />
Intelligenz, Machine Learning oder Deep<br />
Learning im Speziellen – angewandt auf Image<br />
Recognition: Sie haben ein Set mit Bildern von<br />
Rasenmähern. Irgendwann wird das System<br />
bei einem neuen Bild mit einem Rasenmäher,<br />
diesen als solchen erkennen. Dasselbe können<br />
Sie mit Bildern von Schafen machen. Irgendwann<br />
wird das System bei einem neuen Bild<br />
mit einem Schaf, dieses als Schaf erkennen.<br />
Was das System nicht kann, ist zu erkennen,<br />
dass Schafe und Rasenmäher in einem Teilbereich<br />
dasselbe machen – Rasen mähen. Dann,<br />
wenn das System auch das kann, dann wird es<br />
interessant. Aber das wird noch dauern.<br />
Wo wir aber schon weiter sind, ist der Bereich<br />
Fernsteuerung. Im Untertagebau ideal. Überall<br />
dort, wo wir die Sicherheit erhöhen können.<br />
Wie lange wird es noch dauern, bis die<br />
ersten vollautonomen Maschinen zum<br />
Einsatz kommen werden?<br />
Da gibt es gerade bei uns in der Branche<br />
seitens des Gesetzgebers noch viel zu tun. Die<br />
Spezialtiefbau-Branche hat hier – weil nicht<br />
gleisgebunden – Vorteile. Bei uns spielen viel<br />
mehr Faktoren eine Rolle. Es wird noch einige<br />
Jahre dauern. Definitiv. Aber eines steht fest:<br />
76 BauTecFokus
An Robotik und vollautonomen Maschinen<br />
führt kein Weg vorbei.<br />
Besonders stolz sind wir auf unsere Innovationskraft.<br />
So sorgen wir mit einer für<br />
Stadt- und Straßenbahnen komplett neu<br />
entwickelten Schienenschleifmaschine für<br />
Ruhe. Auf geschliffenen Schienen fahren die<br />
Züge leiser. Die im Rahmen von Shift2Rail entwickelte<br />
Weltneuheit ATMO (Automatic Track<br />
Machine Oscillator) kombiniert dafür zwei<br />
Arbeitsverfahren. Oberflächenveränderungen<br />
wie Riffel und Wellen, wie sie etwa in Bögen<br />
beim Bremsen und Beschleunigen entstehen,<br />
machen sich besonders im urbanen Umfeld<br />
durch Schallemissionen und Erschütterungen<br />
negativ bemerkbar. ATMO kombiniert das<br />
klassische Rutschersteinschleifen mit dem<br />
oszillierenden Schleifen. Dabei bewegt eine<br />
Hydraulik die zwei Schleifschlitten mit ihren<br />
jeweils zwei Schleifsteinen pro Schienenkopf<br />
mit variabler Frequenz horizontal in Schienen-<br />
längsrichtung. Das stete „Vor-und-Zurück“ bei<br />
Langsamfahrt bis 8 km/h bewirkt einen intensiveren<br />
Feinschliff bei einfacher Überfahrt.<br />
Unser Entwicklungsteam arbeitet aktuell<br />
an einem lernenden 3D-Scan-basierten<br />
Sensorsystem und bringt diesem bei, autonome<br />
Entscheidungen zu treffen. Die hierfür<br />
verwendete Methode: Deep Learning.<br />
Das smarte Weichenstopf-Assistenzsystem<br />
„PlasserSmartTamping – The Assistant“<br />
unterstützt den Bediener, die operativen<br />
Systeme seiner Maschine zu managen, und<br />
stellt darüber hinaus einen wichtigen Schritt<br />
zur Automatisierung von Stopfmaschinen dar.<br />
Das Spannende daran: Das zukünftige Verhalten<br />
wird dem automatischen Assistenzsystem<br />
nicht statisch einprogrammiert, sondern<br />
beruht – wenn man so will – auf aktivem<br />
Selbststudium der Maschine. Die KI-basierte<br />
Deep-Learning-Technik optimiert dabei die<br />
Analyse von visuellen Reizen und der daraus<br />
resultierenden Handlungsentscheidung.<br />
Worum genau geht es bei Deep Learning?<br />
Deep Learning ist eine Form des maschinellen<br />
Lernens, wobei einem Computer ein<br />
Trainingssatz von Beispielen bereitgestellt<br />
wird. Durch diese Lerndaten erlangt er<br />
die Fähigkeit, auch auf die Fälle korrekt zu<br />
reagieren, die im eingespeisten Datenmaterial<br />
so nicht vorkamen. Durch eine Lernphase, in<br />
der mehrmalige Abfolgen von Auswertungen<br />
seitens des Systems und manuelle Korrekturen<br />
vorgenommen werden, kommt es laufend<br />
zu besseren Ergebnissen.<br />
Übrigens: Wir sind nicht nur bei den großen<br />
Infrastrukturprojekten gefragte Partner. Die 11,9<br />
Kilometer lange Strecke des Stainzer Flascherlzugs<br />
zwischen Stainz und Preding-Wieselsdorf<br />
wurde mit unseren Maschinen gestopft.Was<br />
mich als Steirer natürlich sehr freut.<br />
Plasser & Theurer<br />
Plasser & Theurer ist der weltweite Technologieführer für Gleisbaumaschinen.<br />
Zahlreiche Entwicklungen in vielen unterschiedlichen Bereichen sichern diese<br />
Position auch für die nächste Zukunft ab. Gleichzeitig ist das österreichische<br />
Familienunternehmen auch dabei, seine Customer Services massiv auszubauen.<br />
Und sich damit auch als erster Ansprechpartner für die lebenslange<br />
Betreuung der Gleisbaumaschinen anzubieten.<br />
• Gegründet im Jahr 1953<br />
• Ca. 5.000 Mitarbeiter in Österreich und den internationalen 19 Partnerfirmen<br />
• Produktprogramm: Maschinen und Systeme für Neubau, Umbau und Instandhaltung<br />
von Gleisen und Oberleitungen<br />
• Lieferung von mehr als 16.700 Großmaschinen in 109 Länder<br />
• Exportquote 93 Prozent<br />
• Stammwerk in Linz, Firmenzentrale in Wien<br />
• Service-, Reparatur- und Ersatzteilstützpunkte weltweit<br />
• Größte Absatzländer: Deutschland, USA, Großbritannien, Indien, Japan,<br />
Frankreich, Österreich, Brasilien, Spanien, Australien<br />
• Kunden: Bahnbetreiber, Baufirmen, städtische Verkehrsbetriebe, Industrieund<br />
Minenbahnen<br />
• Mehr als 2.000 aufrechte Patente<br />
• Zwölf internationale Zertifikate/Qualifizierungen (zum Beispiel ISO 9001, ISO<br />
14001 und ISO 50001)<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
77
Zum Autor<br />
Hannes Gerstmann ist Sprecher des Bundesverbandes<br />
Sonnenschutztechnik Österreich. Den Bezug zur Praxis hält<br />
er durch sein Planungsbüro, das sich mit der nutzerorientierten<br />
Optimierung transparenter Flächen beschäftigt, aufrecht.<br />
Wie Gebäude auf Menschen wirken<br />
Kommentar: Hannes Gerstmann<br />
Seit den 1990er Jahren lässt sich auf nationaler und europäischer<br />
Ebene bei der Entwicklung nachhaltiger Gebäude ein starker Fokus auf<br />
die Erforschung und Entwicklung von energie- und umweltorientierten<br />
Technologien beobachten. Um die angepeilte Nachhaltigkeit zu erreichen,<br />
wird mit Kennwerten, also harten Fakten und teilweise alternativen<br />
Fakten, gearbeitet. Entscheidend für die Akzeptanz eines Gebäudes<br />
oder das physische und psychische Wohlbefinden ist jedoch die Berücksichtigung<br />
der vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Gebäuden und<br />
den darin lebenden und agierenden Menschen, die jedoch in der Architektur-<br />
und Bauforschung bislang ein Randthema darstellen.<br />
Analyse von Wechselwirkungen<br />
Im Projekt Gebäudesoftskills, so der Titel eines zweijährigen Wissenstransferprojektes,<br />
arbeiteten sechs wissenschaftliche Institutionen und<br />
über 30 Experten aus der Architektur- und Baubranche disziplinübergreifend<br />
zusammen, um wichtige Grundlagen für das Verständnis dieser<br />
Wechselwirkungen zu schaffen. Ziel des Projektes war es, relevantes<br />
Wissen aus dem Bereich der Humanwissenschaften – vor allem aus der<br />
Medizin, der Verhaltensbiologie und der Psychologie<br />
– zu identifizieren, es mit dem in der Architektur- und<br />
Baubranche vorhandenen, faktenbasierten Wissen<br />
abzugleichen und beide Wissensstände zusammenzuführen.<br />
Die Initiatoren des Projektes waren die Donau Universität Krems, Department<br />
für Bauen und Umwelt, sowie der Bau.Energie.Umwelt Cluster<br />
Niederösterreich. Das Projekt wurde vom BMDW im Rahmen des FFG-<br />
Programms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ gefördert.<br />
Im Nachgang zu diesem Forschungsprojekt haben DI. arch. Pia Anna<br />
Buxbaum und Dr. Elisabeth Oberzaucher im IBO-Verlag das Buch „Gebäudesoftskills“<br />
herausgegeben, künstlerisch interpretiert von Michael<br />
Wegerer. Die Autoren der Textbeiträge stammen zu gleichen Teilen<br />
aus der Wissenschaft und der Praxis. Alle Beiträge wurden einem Begutachtungsverfahren<br />
unterzogen, damit ist gewährleistet, dass der<br />
aktuelle Wissensstand dokumentiert, aber<br />
unbelegte Annahmen keinen Platz finden.<br />
„Diese Publikation soll dazu beitragen, leere<br />
Versprechungen von fundierten Inhalten zu<br />
unterscheiden“, so Dr. Oberzaucher.<br />
Ich kann Ihnen dieses Buch sehr empfehlen.<br />
Gebäudesoftskills<br />
Der Projekttitel Gebäudesoftskills bezieht sich dabei<br />
auf Eigenschaften der gebauten Umwelt, die mit<br />
den derzeit in der Baubranche etablierten Methoden<br />
und Werkzeugen nur unzureichend beschrieben<br />
werden. In Hinblick auf die Gesundheit, das Wohlbefinden<br />
und die Akzeptanz sind die Soft Skills jedoch<br />
entscheidend für den langfristigen Erfolg von<br />
Bauprojekten.<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
78 BauTecFokus
Zum Autor<br />
Clemens Hecht, Sprecher der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme<br />
(QG), Referent an der WKO, Geschäftsführer<br />
der Fachvereinigung Mineralwolleindustrie (FMI), Tätigkeit in<br />
verschiedenen nationalen und europäischen Verbänden.<br />
Hält die Fassade?<br />
Denken Sie an deren Pflege und Wartung?<br />
Kommentar: Clemens Hecht<br />
Ist Ihnen eigentlich schon einmal aufgefallen, dass wir sehr viele Dinge<br />
in unserer Umgebung mehr oder weniger intensiv pflegen und warten?<br />
Technische Dinge werden regelmäßig kontrolliert, teilweise sogar verpflichtend.<br />
Auch unser Miteinander wird gepflegt, wir treffen uns und<br />
tauschen uns aus. Zum Glück geht dies nun auch wieder intensiver …<br />
Aber wer denkt schon daran, eine Fassade, einen Vollwärmeschutz zu<br />
pflegen oder zu warten? Natürlich gibt es diejenigen, die dies immer wieder<br />
oder regelmäßig tun. Aber die große Mehrheit?<br />
Auch wenn der Vollwärmeschutz mit einem Wärmedämmverbundsystem<br />
(kurz WDVS) nach den einschlägigen Verarbeitungsrichtlinien<br />
(VAR) und ÖNORMen durch qualifizierte Fachfirmen und deren zertifizierte<br />
Fachverarbeiter für WDVS (ZFV) samt Eigen- und Fremdüberwachung<br />
geplant und ausgeführt wurde:<br />
Trotzdem benötigt die Fassade eine entsprechende<br />
Pflege und Wartung!<br />
Belastungsprobe für Fassaden<br />
Alle der Witterung ausgesetzten Produkte<br />
auf Fassaden müssen zeitweise<br />
extremen Belastungen standhalten. Auch<br />
die Nutzung im und am Gebäude stellt<br />
eine mögliche Belastung der Fassade dar.<br />
Diverse Belastungen wirken sich auf die<br />
Lebensdauer der Fassade aus.<br />
Ziel der Pflege und Wartung ist es, eine<br />
höchstmögliche Nutzungsdauer zu erreichen,<br />
das gewünschte optische Erscheinungsbild<br />
langfristig zu bewahren und<br />
gleichzeitig Schäden durch Belastungen<br />
und damit aufwendige Reparaturen zu<br />
vermeiden. Durch fachgerechte Pflege und Wartung können die Optik<br />
und die schützende Wirkung der Beschichtung/des Putzes kontinuierlich<br />
erhalten und ihre Lebensdauer verlängert werden.<br />
Die Verantwortung trägt der Eigentümer<br />
Für die fachgerechte Pflege und Wartung sowie die Erhaltung eines<br />
sicheren Zustandes des Gebäudes trägt der Eigentümer eines Objektes<br />
eine besondere Verantwortung. Die Pflege und Wartung ist durch den<br />
Eigentümer des Objektes zu veranlassen. Dies gibt unter anderem die<br />
ÖNORM B 1300 „Objektsicherheitsprüfungen für Wohngebäude – Regelmäßige<br />
Prüfroutinen im Rahmen von Sichtkontrollen und zerstörungsfreien<br />
Begutachtungen“ vor.<br />
Für die regelmäßige Überprüfung der Fassadenfläche und allenfalls für<br />
notwendige Pflege- und Wartungsmaßnahmen empfiehlt<br />
es sich, unterstützend Fassadenfachfirmen<br />
mit deren dafür qualifizierten<br />
ZFV beizuziehen. Dies ist mit einem<br />
geringen finanziellen Aufwand, unter<br />
anderem auf Basis eines Wartungsvertrages,<br />
möglich, verlängert jedoch die<br />
Gebrauchstauglichkeit des WDVS und<br />
erspart künftig eventuelle kostenintensive<br />
Sanierungen.<br />
Pflege und Wartung verlängert in jedem<br />
Fall die Lebensdauer der Fassade!<br />
Ein Wärmedämmverbundsystem ist die<br />
Schutzhülle des Hauses. Putz ist Schutz<br />
und Putz braucht Pflege! Was alles zu beachten<br />
ist, finden Sie im entsprechenden<br />
Serviceheft unter https://var.waermedaemmsysteme.at/de/serviceheft.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
79
Zum Autor<br />
Andreas Gobiet, Präsident des Verbands der Ziviltechniker-<br />
und Ingenieurbetriebe (VZI).<br />
Im Druck von Gebäuden<br />
liegt die Zukunft der Branche<br />
Kommentar: Andreas Gobiet<br />
Es ist unbestreitbar: Die<br />
Baukosten sowohl im Hochbau<br />
als auch im Infrastrukturbereich<br />
steigen enorm<br />
an. Dies ist auf die höheren<br />
Preise der Baumaterialien<br />
ebenso zurückzuführen<br />
wie auf den enormen<br />
Fachkräftemangel im Baubereich.<br />
Diese Situation<br />
ist nicht nur aktuell akut,<br />
sondern sie wird sich in<br />
den kommenden Monaten<br />
und Jahren noch verschärfen.<br />
Das weiß die gesamte<br />
Branche.<br />
In weiterer Folge führt diese<br />
gefährliche Entwicklung zu<br />
einem gesellschaftspolitischen<br />
Problem, da leistbares<br />
Wohnen nicht zuletzt auf der<br />
Höhe der Baukosten basiert.<br />
Um diesem Trend entgegenzuwirken,<br />
ist es notwendig,<br />
die Digitalisierung im gesamten<br />
Baubereich massiv<br />
zu forcieren, um so, gemäß zahlreichen Studien, eine nachhaltige Kostenersparnis<br />
von 30–40 Prozent gewährleisten zu können.<br />
Digitalisierung als Ausweg<br />
Die Digitalisierung von der Planung bis zur Ausführung, damit meine<br />
ich das Drucken von Gebäuden, führt zu einer völligen Veränderung<br />
der Bauprozesse, die<br />
unsere Zukunft nachhaltig<br />
prägen wird. Es ist<br />
jetzt und hier dringend<br />
notwendig, dass die Planungsgrundlagen<br />
und die<br />
Planung selbst auf eine<br />
digitale Ausführung des<br />
Baus mittels Drucker angepasst<br />
werden müssen. Das<br />
kann nur in kooperativer<br />
und engster Abstimmung<br />
zwischen Planern und<br />
Ausführenden erfolgen.<br />
Kooperative Abwicklung<br />
ermöglichen<br />
Deswegen ist es notwendig,<br />
die bisher gesetzlich geregelte<br />
Trennung zwischen<br />
Planung und Ausführung<br />
auch im Ziviltechnikergesetz<br />
aufzuheben, um hier,<br />
wie vorgesehen, die kooperative<br />
Abwicklung von Bauvorhaben<br />
zu ermöglichen.<br />
Die international geschätzte und anerkannte Leistung von Architektinnen<br />
und Architekten ist besonders wichtig in der kooperativen Bearbeitung<br />
von Bauvorhaben mit der ausführenden Industrie. Nur so kann<br />
sichergestellt werden, dass sowohl die Gestaltung als auch die Nachhaltigkeit<br />
von Gebäuden in der gewollten und notwendigen Qualität<br />
umgesetzt werden kann.<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
80 BauTecFokus
BauMarketing<br />
Gedankensplitter zum Marketing<br />
als regelmäßige Kolumne.<br />
Partnering Strategy<br />
Sind wir noch zu retten?<br />
Regelmäßiger Kommentar: Philipp Kaufmann und Alexander Bosak<br />
Gerade die Bau- und Immobilienwirtschaft ist hoch komplex und<br />
es ist fast denkunmöglich allein ohne Partner Immobilien zu bauen<br />
beziehungsweise zu bewirtschaften. Wir sind es alle gewohnt, laufend<br />
Partnerschaften einzugehen und gemeinsam die gestellten Aufgaben<br />
zu lösen, wobei darunter unterschiedliche Konstellationen verstanden<br />
werden können: Einerseits handelt es sich rechtlich um eine Beauftragung<br />
und es gibt somit einen Auftraggeber und einen Auftragnehmer.<br />
Andererseits gehen wir echte Partnerschaften ein, da wir auf Augenhöhe<br />
einen Partner suchen, mit dem wir gemeinsam eine spezifische<br />
Funktion, beispielsweise die des Bauherren, wahrnehmen. Bei der ersten<br />
Konstellation gibt es formal eine klare Verantwortlichkeit und eine<br />
offenkundige Machtstruktur, denn der eine „schafft“ an und zahlt, der<br />
andere führt aus. Die zweite ist auf den ersten Blick deutlich komplexer,<br />
denn einer lädt zumeist ein und der andere nimmt ein Angebot zur Zusammenarbeit<br />
an. Die eigentlichen Interessenslagen und Machtverhältnisse<br />
sind hier deutlich komplizierter und äußerst mannigfaltig.<br />
Richtige Partnerwahl<br />
Der Spruch „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“ ist wahrer, als es auf<br />
den ersten Blick scheint, denn mit der Partnerwahl wird eine langfristige<br />
Entscheidung getroffen. Mit dieser Wahl gibt es eine Richtungsentscheidung<br />
und die Weichen sind gestellt. Eine getroffene Wahl zu<br />
ändern, kostet meist nicht nur viel Geld, sondern meist geht Know-how<br />
verloren. Darüber hinaus ist mit der Auflösung einer eingegangenen<br />
Partnerschaft ein großer Zeitverlust verbunden. All dies führt dazu, dass<br />
die falsche Partnerwahl (seien es Dienstleister oder echte Partner) der<br />
offensichtlichste Grund für das Scheitern einer guten Idee, eines erfolgsversprechenden<br />
Projekts ist. Dies gilt es zu verhindern.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
81
#10<br />
BauKaufmann<br />
Regelmäßige Kolumne über Fakten<br />
und Inhalte, die verändern und prägen.<br />
Abrechnung<br />
Szenen zum Schmunzeln und Nachdenken<br />
Kommentar: Philipp Kaufmann<br />
Montag, 10.04 Uhr: Geschäftsführer Hubert Allmächtig bittet via<br />
Teams-Chat um die aktuelle Abrechnung für das Neubauprojekt „ZentrumsPark“.<br />
In seiner kurzen Nachricht steht nur noch „Vor 13 Uhr“ und<br />
Max B. weiß, was zu tun ist. Der Auftrag ist ihm Befehl und er hat seine<br />
Zahlen im Griff. Max kennt seinen Chef, er arbeitet ja schon seit Jahren<br />
mit ihm zusammen. Allmächtig ist ein gewissenhafter Vorgesetzter und<br />
ein Zahlenmensch – er hat immer gerne Kontrolle, sucht nicht unbedingt<br />
die Nähe zu seinen Mitarbeitern und Anfragen sind daher äußerst<br />
selten. Umso dringlicher ist es, wenn er selbst auf einen zukommt und<br />
nicht durchs Sekretariat Aufträge verteilen lässt.<br />
Max macht sich an die Arbeit und er hat sein Projekt gut im Griff. Sein<br />
Projekt mit 54 Wohnungen, drei Geschäftslokalen und einem Park im<br />
neuen Stadtzentrum ist ihm ans Herz gewachsen: Er kennt jede Entscheidung<br />
aus dem Effeff, jeden Auftrag und jede Rechnung. Wie er es<br />
von seinem unmittelbaren Vorgesetzten gelernt hat, kämpft er bei jeder<br />
Beauftragung, jeder Entscheidung für das Unternehmen und es war<br />
durchaus ein wahrer Glücksfall, dass gleichzeitig der Unternehmenssitz<br />
umgebaut wurde. Er koordinierte beide Projekte und war in seinem<br />
Element.<br />
Einzig unangenehm ist, dass er heute den ersten Tag im Büro ist. Max<br />
hat seinen dreiwöchigen Urlaub genossen. In seiner Abwesenheit ist<br />
alles nach Plan gelaufen, soweit hat er sich um 8 Uhr bereits informiert,<br />
aber es sind schon viele Rechnungen eingegangen, die den Weg noch<br />
nicht in seine Kostenverfolgung gefunden haben. Mit wenigen Worten:<br />
Viel zu tun!<br />
12.59 Uhr: Geschafft. Schon zweimal hat das Sekretariat angerufen, leider<br />
war Max noch nicht fertig, jetzt hat er es geschafft und schickt die<br />
Excel-Datei direkt in den Besprechungsraum „Gute Stimmung“. Zufrieden<br />
und erschöpft gönnt er sich sein Mittagessen. Er ist stolz, denn er hat<br />
gute Arbeit geleistet.<br />
17 Uhr: Kurz vor Büroschluss passiert Seltsames: Allmächtig erscheint<br />
bei Max B. im Büro. Max hört zu seiner Überraschung kein Lob, sondern<br />
einen laut schreienden Chef. Warum hat er diese Kalkulation geschickt?<br />
Warum die Aufstellung, wo eindeutig ersichtlich ist, dass der Umbau<br />
des eigenen Büros mit dem „ZentrumsPark“ finanziert wird? Warum<br />
die Aufstellung, wo alle Kick-backs aufgeführt sind? Jetzt erst hört Max,<br />
dass der Termin mit dem 49%-Anteilseigner „Keine Sorgen“, der mit viel<br />
Mezzanin-Kapital das wichtigste Projekt der Unternehmensgeschichte<br />
mitfinanziert, stattgefunden hat. Fakt ist: Diese Partnerschaft ist beendet<br />
und „Keine Sorgen“ steigt aus.<br />
Fotos: Adobe Stock, alufenster.at – Viennamotion<br />
82 BauTecFokus
Zum Autor<br />
Harald Greger ist Geschäftsführer des AFI – Aluminium-<br />
Fenster-Institut. Der 1987 gegründete Verein ist eine spartenübergreifende<br />
Kooperation österreichischer Gewerbe-,<br />
Industrie- und Handelsunternehmen.<br />
Ein geWICHTIGES Buch<br />
1,2 kg Wissen über Fenster<br />
Kommentar: Harald Greger<br />
„Ein Buch ist und bleibt ein Buch“ schreibt ein Empfänger des im<br />
April 2021 erschienenen Weißbuches des Aluminium-Fenster-Instituts.<br />
Obwohl es eine Selbstverständlichkeit ist, den Inhalt eines kompakten<br />
Nachschlagewerkes auch online zur Verfügung zu stellen, bleibt die<br />
Haptik eines Buches unerreicht. Und wenn das Cover und der Buchrücken<br />
auch noch dem qualitätsvollen Inhalt adäquat gestaltet sind, hat<br />
man ein „Werk“ in Händen, stellt es gerne ins Bücherregal und nimmt es<br />
sich spontan wieder heraus, wenn Fragen zu Design, Technik, Ökologie<br />
und/oder Wirtschaftlichkeit zu beantworten sind – ganz ohne Googeln:<br />
Das ist heute schon etwas Besonderes. Und das ist gut so, denn bei Neubau<br />
und Sanierung treffen Architekten, Bauherren und Immobilienfachleute<br />
Entscheidungen, die über viele Jahrzehnte Auswirkungen haben.<br />
Aluminium wiederum liegen in der langen Haltbarkeit und im nahezu<br />
unbegrenzt wiederholbaren, umweltschonenden Recycling. So werden<br />
98 Prozent des Altaluminiums im Bauwesen recycliert. Um die Wahl des<br />
geeignetsten Werkstoffes bestmöglich informiert zu treffen, versammelt<br />
das Weißbuch der Gemeinschaftsmarke ALU-FENSTER diese und<br />
weitere wissenschaftliche Erkenntnisse: Die Daten und Fakten basieren<br />
unter anderem auf Untersuchungen des Instituts für Interdisziplinäres<br />
Bauprozessmanagement der TU Wien in Zusammenarbeit mit der MA<br />
39, Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsstelle der Stadt Wien, sowie einer<br />
Potenzialanalyse von bauXund und M.O.O.CON. Diese wissenschaftlichen<br />
Arbeiten sowie die Richtlinien Metallbautechnik sind im Anhang<br />
des Weißbuches verfügbar.<br />
Faktenbasierte Werkstoffwahl<br />
Für die Materialwahl im Bereich Fenster und Fassade gibt es mit dem<br />
neuen Weißbuch der Gemeinschaftsmarke ALU-FENSTER ab sofort<br />
eine wissenschaftlich fundierte Faktensammlung rund um die Baustoffwahl.<br />
Das kompakte Nachschlagewerk kann kostenfrei bestellt<br />
werden und steht zum Download sowie als Blätterkatalog online unter<br />
www.weissbuch-alufenster.at zur Verfügung.<br />
Ein Weißbuch als Entscheidungshilfe<br />
Eine heute getroffene Entscheidung für einen Werkstoff hat Auswirkungen<br />
über einen Gebäudelebenszyklus von 40 Jahren oder mehr.<br />
Konstruktionen aus Aluminium punkten hier neben großer Gestaltungsfreiheit<br />
mit hoher Verlässlichkeit in Bezug auf ökologische und<br />
wirtschaftliche Aspekte: So sind Aluminiumfenster beispielsweise<br />
längerfristig die wirtschaftlichste Wahl, verglichen mit Holz- oder<br />
Kunststofffenstern. Sie benötigen dank des robusten Werkstoffs und der<br />
Oberflächenveredlung kaum Wartung. In einem Betrachtungszeitraum<br />
von 50 Jahren machen Aluminiumfenster nur 4,1 Prozent der Lebenszykluskosten<br />
eines Gebäudes aus, verglichen mit 7,1 Prozent (Holz) oder<br />
5,4 Prozent (Kunststoff). Die entscheidenden ökologischen Vorzüge von<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
83
Zum Autor<br />
Verbandsobmann Bernd Rießland studierte Klavier und Bauingenieurwesen.<br />
Nach Stationen im Wirtschaftsministerium,<br />
bei Erste Bank und Wirtschaftsagentur Wien ist er seit 2010<br />
Vorstandsmitglied der Sozialbau AG.<br />
Nachhaltiges Bauen und Wirtschaften<br />
Kommentar: Bernd Rießland<br />
Nachhaltigkeit ist aktuell in aller Munde. Oft hört man aber die Kritik,<br />
dass nachhaltig kochen, einkaufen oder leben zu teuer ist. Die gemeinnützigen<br />
Bauvereinigungen (GBVs) zeigen beim Thema Wohnen, dass<br />
Nachhaltigkeit und Leistbarkeit kein Gegensatz sind.<br />
Ein erster Blick auf das Thema Sanieren zeigt, dass im Schnitt der letzten<br />
Jahre pro zwei neu gebauter GBV-Wohnungen eine Bestandswohnung<br />
thermisch saniert wurde, in Summe zwischen 7.000 und 10.000 totalsanierte<br />
Wohnungen pro Jahr. Rund eine Milliarde Euro werden so<br />
jährlich in die Instandhaltung und Sanierung von GBV-Wohnungen<br />
investiert. Das ist rund ein Viertel des Gesamt-Investitionsvolumens der<br />
GBVs. Werte, die man in anderen Sektoren nicht findet: Denn während<br />
bei den GBVs über 70 Prozent aller bis zum Jahr 2000 errichteten Mietwohnungen<br />
bereits thermisch saniert wurden, liegt der Durchschnitt aller<br />
(im Hauptwohnsitz bewohnten) Wohnungen und Häuser bei nur 47<br />
Prozent. Unter den aus Sicht der Energieeffizienz besonders problematischen<br />
Bauperioden vor 1980 sind die GBV-Mietwohnungen praktisch<br />
zur Gänze thermisch saniert worden.<br />
Thema Heizen<br />
Ein zweiter Blick zeigt die Nachhaltigkeit der GBVs beim Heizen: Von<br />
2001 bis 2018 wurden 43.000 Ölheizungen aus dem gemeinnützigen<br />
Mietwohnungsbestand abgebaut und durch ein klimaschonenderes<br />
System ersetzt, das sind fast drei Viertel des Ausgangsbestands<br />
von 2001. Hinzu kommen zahlreiche Pilotprojekte,<br />
wie zum Beispiel die Kombination von Photovoltaikanlagen<br />
am Dach kombiniert mit einem<br />
Umstieg auf Wärmepumpen.<br />
Summiert man diese Leistungen, zeigt<br />
sich ein deutliches Bild: Insgesamt haben<br />
Dämm- und Heizungsoptimierungen bei<br />
den GBVs neben der guten Neubauqualität<br />
dazu beigetragen, dass pro Wohnung weniger als die Hälfte der<br />
CO2-Emissionen des österreichischen Durchschnittshaushaltes anfällt<br />
(0,7 Tonnen gegenüber 2,2 Tonnen pro Jahr). Dieser Effekt ist auch auf<br />
die kompaktere Wohnungsgröße der GBV-Wohnungen vor allem im<br />
Vergleich zum Einfamilienhaus zurückzuführen. Die gemeinnützigen<br />
Mietwohnungen haben einen Anteil von 16 Prozent an allen Hauptwohnsitzen,<br />
rund 11 Prozent an der gesamten Nutzfläche, aber nur rund<br />
5 Prozent am Heizenergieverbrauch und 4,6 Prozent an den heizungsbedingten<br />
CO2-Emissionen.<br />
Leistbarkeit von Nachhaltigkeit<br />
Alle diese nachhaltigen Schritte der letzten Jahrzehnte stehen der<br />
Leistbarkeit nicht im Weg. Erst heuer hat das WIFO den GBVs ihre kostendämpfende<br />
Wirkung in einer Studie bestätigt: 1,2 Milliarden Euro<br />
pro Jahr ersparen sich unsere Mieterinnen und Mieter und auch der geschätzte<br />
Eigentumsvorteil aus GBV-Eigentumswohnungen beträgt rund<br />
122 Millionen Euro pro Jahr. Die Gründe dafür: Das privatwirtschaftliche<br />
und auf das Gemeinwohl gerichtete Agieren von GBVs unterscheidet<br />
sich deutlich von dem der gewinnorientierten Anbieter. Aufgrund der<br />
gesetzlich vorgegebenen Begrenzung der Profite und der kostenbasierten<br />
Preissetzung kommt es zu diesen Vorteilen. Und das ermöglicht<br />
nachhaltiges Bauen und nachhaltiges Wirtschaften für Generationen.<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
84 BauTecFokus
Zum Autor<br />
Stefan Wernhart ist Geschäftsführer der EHL Unternehmenstochter<br />
EHL Gewerbeimmobilien und für die<br />
Bereiche Office, Retail, Asset Management und Market<br />
Research verantwortlich.<br />
Hochwertige sanierte Bestandsimmobilien –<br />
aus Alt mach Neu<br />
Kommentar: Stefan Wernhart<br />
Die aktuelle COVID-19-Pandemie stellt die Unternehmen weltweit vor<br />
sehr große ökonomische und soziale Herausforderungen. Erfreulicherweise<br />
hat sich das letzte Jahr, welches fast zur Gänze von der Pandemie<br />
und damit verbundenen wirtschaftlichen Turbulenzen und Unsicherheiten<br />
geprägt war, rückblickend deutlich erfolgreicher entwickelt, als zunächst<br />
angenommen wurde. Trotz der erschwerten Marktbedingungen<br />
konnte der Wiener Büromarkt das vergangene Jahr mit einer erfreulichen<br />
Gesamtvermietungsleistung von 210.000 m² beenden. Damit lag das Ergebnis<br />
nur sieben Prozent unter jenem der Vorjahresperiode. Diese positiven<br />
Zahlen und das geringe Fertigstellungsvolumen von ca. 120.000 m²<br />
im Vorjahr führten zu einer weiter sinkenden Leerstandsrate.<br />
Im europäischen Vergleich<br />
Aktuell liegt diese mit 4,2 Prozent im europäischen Vergleich auf einem<br />
sehr niedrigen Niveau. Die Anmietungen der letzten Jahre konzentrierten<br />
sich beinahe ausschließlich auf neu erschlossene oder bereits etablierte<br />
Mikrolagen mit perfekter Infrastruktur und idealer Anbindung<br />
an das öffentliche Verkehrsnetz. Dieser Nachfrageüberhang hatte zur<br />
Folge, dass einige Kunden in Lagen wie zum Beispiel der Innenstadt<br />
oder in der Region Hauptbahnhof und Umgebung aufgrund des hohen<br />
Auslastungsgrades nicht mehr ausreichend Büroflächenangebot vorgefunden<br />
haben. Durch die bereits stark reduzierten Flächenreserven<br />
zur Entwicklung neuer Büroflächen in manchen Regionen wird verstärkt<br />
auf die Revitalisierung von Bestandsimmobilien in bester Lage<br />
gesetzt. 2020 betrug der Anteil der Generalsanierungen gemessen am<br />
gesamten Fertigungsstellungsvolumen 16 Prozent. Laut unserem EHL-<br />
Research-Team wird der Wert im heurigen Jahr schon auf ca. 45 Prozent<br />
steigen, bevor dieser Trend 2022 mit rund 75 Prozent seinen bisher<br />
höchsten Wert erreichen wird. Schon heute weisen diese Projekte erfreulicherweise<br />
einen sehr hohen Vorverwertungsgrad auf. So konnte<br />
auch das EHL-Büroteam im Vorjahr zwei Großmieter mit zusammen<br />
ca. 65.000 m² bei der Büroflächenanmietung in generalsanierten Bestandsimmobilien<br />
in der stark nachgefragten Achse Lassallestraße/<br />
Messe/Prater beraten und während des gesamten Anmietprozesses<br />
strukturiert begleiten.<br />
Haus am Schottentor<br />
Ein weiteres prominentes Beispiel für eine erfolgreiche Sanierung einer<br />
Bestandsimmobilie in bester Lage ist das Haus am Schottentor direkt<br />
am Schottenring. Das Haus wird nach einer Generalsanierung den technischen<br />
Anforderungen eines modernen Neubaubüros entsprechen,<br />
verfügt zusätzlich über eine perfekte Infrastruktur im direkten Umfeld<br />
sowie eine sehr gute Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz. Diese<br />
Entwicklungen zeigen, dass sich der Wiener Büromarkt in einer stabilen<br />
und gesunden Verfassung befindet.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
85
Zum Autor<br />
Architektin Regina M. Lettner ist geschäftsführende<br />
Alleingesellschafterin der baukult ZT, Gerichtssachverständige<br />
für Nutzwertgutachten und Parifizierung, Vortragende<br />
und Mitglied bei Salon Real.<br />
Brett vorm Kopf? Warum wir beim Bauen<br />
Materialien UND Prozesse neu denken müssen.<br />
Kommentar: Regina M. Lettner<br />
Holz ist Zukunft: Vom ausreichenden Angebot …<br />
„Wir haben nicht genug Holz.“ Es ist Zeit, mit diesem Vorurteil aufzuräumen:<br />
Ein Drittel des jährlichen österreichischen Holzzuwachses würde<br />
bereits für das gesamte Hochbauvolumen in Österreich ausreichen. 1 Was<br />
wir brauchen, ist eine koordinierte Nutzung der vielen Kleinflächen<br />
in Privatbesitz, deren Bewirtschaftung sich aus unterschiedlichsten<br />
Gründen nicht auszahlt.<br />
… über die steigende Nachfrage …<br />
Die technischen Notwendigkeiten im Holzbau<br />
sind längst gelöst. Wir haben im DACH-<br />
Raum bereits genug Routine der Planer und<br />
der ausführenden Firmen und somit auch<br />
Rechtssicherheit. Aus unseren Gesprächen<br />
mit Investoren wissen wir aber: Ökologische,<br />
ökonomische und soziale Nachhaltigkeitskriterien<br />
erfüllende Objekte<br />
am Markt fehlen. Es wird seit Jahren am<br />
Markt und an den Kunden vorbeigebaut.<br />
Zahlreiche Umfragen und auch einige Masterstudien<br />
an der Donau-Uni Krems zeigen:<br />
Die Kunden wünschen sich Holz und Ziegel<br />
als Rohbaustoff und Holzfaser oder Schafwolle<br />
als Dämmstoff. 2<br />
… bis zur fachgerechten Ausführung.<br />
Um den Kosten- und Termindruck zu managen, braucht es<br />
Systematisierung, Digitalisierung und Prozessoptimierung. Das hat<br />
uns bei baukult ZT bereits 2012 der Bau des Naturfreundehauses Knofeleben<br />
als System- bzw. Massivholzbau gezeigt. Herkömmliches Bauen war<br />
hier auf Grund der Seehöhe nicht möglich. Wir konnten alles mit BIM-<br />
Planung und der daraus gezielt abrufbaren Vorfertigung abwickeln. Nur<br />
das Wetter für die Montage lässt sich bekanntlich nicht planen.<br />
Immobilienentwickler brauchen als Entscheidungsgrundlage wie auch<br />
zur Begleitung ihrer Projekte durch alle Entwicklungsphasen im vorgefertigten<br />
Holzbau völlig neue, aber umso spannendere Denkweisen.<br />
Die Rolle der Generalplanerin baukult ZT ist daher interdisziplinäres<br />
Wirken. 2.500 Quadratmeter Büroflächen in neun Tagen dicht in<br />
Holzsystembauweise aufstellen, bedeutet nachhaltige<br />
Verdichtung, Klimaschutz und schnellere Bauweise<br />
und verkürzt sohin Verzinsungsdauer und<br />
Verwertung. Das rechnet sich.<br />
Auch vergaberechtliche Themen, städtebauliche<br />
Verträge und zahlreiche<br />
andere Berührungspunkte in Bauprozessen<br />
sind neu zu denken. Lösungsansätze<br />
dazu wurden in einer gemeinsam<br />
mit DI Evelyn Susanne Ernst<br />
(DIe ERNST) und Ing. Bernd Höfferl<br />
(pro Holz) seit Winter 2021 laufenden<br />
Workshopserie für Holzbauexperten<br />
aufgezeigt. Fragestellungen waren<br />
etwa: Sind Änderungen des BTVG im<br />
Hinblick auf System- bzw. Modulbau<br />
notwendig? Kann Holzbau für öffentliche<br />
Auftragsvergaben forciert werden? Können<br />
Makler mit neuen Suchkriterien für Materialfilter<br />
Holzbau pushen?<br />
Wenn es gelingt, diese Prozesse für den Holzbau neu zu konstruieren,<br />
haben wir ein stabiles Fundament für eine wirklich nachhaltige<br />
Baubranche.<br />
1: https://www.holzistgenial.at/blog/alle-40-sekunden-waechst-ein-haus-nach/<br />
2: Masterarbeit Donau-Uni Krems 2021: Fabian Pelwecki, MSc, „Die Qual der Baustoffwahl –<br />
Baustoffe/Gebäudehüllen im Wohnbau“<br />
Fotos: Jana Madzigon, Adobe Stock<br />
86 BauTecFokus
Gute Aussichten<br />
Smart Cities, Stadtklima, Architektur, Sozialer<br />
Wohnbau, Nachhaltigkeit, Büros, Wohnungslosigkeit,<br />
Hotellerie, Revitalisierung, Luxus,<br />
Wohnraumgestaltung, Stadtplanung, Investments,<br />
Grätzelentwicklung, …<br />
Wir haben die Gegenwart und Zukunft von<br />
Wohnen und Bauen im Blick.<br />
Jeden Samstag in Ihrer „Presse“ und unter:<br />
DiePresse.com/immobilien<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
87
ImFokus<br />
90<br />
ROBOTER AM BAU<br />
Sie errichten Ziegelmauern, drucken Betonbauten,<br />
bohren Löcher oder schweißen Bewehrungen –<br />
Roboter automatisieren die Baustelle. Sie erledigen<br />
schwere Arbeiten und könnten gegen den<br />
Fachkräftemangel helfen. Wäre da nicht die Hürde der<br />
fehlenden digitalen Datenbasis.<br />
104<br />
KREISLAUFWIRTSCHAFT<br />
Klimaziele, ESG und zu Ende gehender Deponieraum<br />
verschärfen die Frage nach einer funktionierenden<br />
Kreislaufwirtschaft. Dem hochwertigen Recycling von<br />
Bauabfällen oder Baurestmassen kommt dabei eine<br />
Schlüsselrolle zu.<br />
138<br />
KONFLIKTE KOSTEN<br />
Wenn sich<br />
gegensätzliche<br />
Standpunkte<br />
verhärten und/<br />
oder Emotionen das<br />
Gesprächsklima<br />
beherrschen, ist eine<br />
sachliche Lösung<br />
eines Konfliktes oft,<br />
ohne Hilfe Dritter,<br />
nicht möglich.<br />
Eine professionelle<br />
Mediation kann<br />
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88 BauTecFokus
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<strong>Sommer</strong> 2021<br />
89
ImFokus<br />
Roboter am Bau<br />
Im Einsatz. Sie errichten Ziegelmauern, drucken Betonbauten, bohren Löcher oder schweißen<br />
Bewehrungen – Roboter automatisieren die Baustelle. Sie erledigen schwere Arbeiten und könnten<br />
gegen den Fachkräftemangel helfen. Wäre da nicht die Hürde der fehlenden digitalen Datenbasis und die<br />
mangelnde Einbindung von unter anderem BIM.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
90 BauTecFokus
D<br />
as Thema Robotik steckt im<br />
Handwerk noch in der Anfangsphase<br />
und beschränkt sich auf<br />
erste Praxiseinsätze und Pilotvorhaben<br />
im Rahmen der Forschung und<br />
Entwicklung. Doch jedem Anfang wohnt ein<br />
Zauber inne und auch die längste Reise erfolgt<br />
mit dem ersten Schritt. Eines ist klar, langfristig<br />
wird die Technologie die Arbeit auf dem<br />
Bau verändern und die (teil)automatisierte<br />
Baustelle wird bald zur Realität werden. Wir<br />
wollen einige Roboter vorstellen, die schon im<br />
Einsatz sind: Sie sollen vor allem anstrengende,<br />
gefährliche und monotone Arbeiten verrichten.<br />
Fotos: Aaron Hargreaves/Foster+Partners, Christian Holzinger/Pixelatelier<br />
Auch die EU unternimmt Anstrengungen,<br />
damit Europa beim Thema Robotik und Automation<br />
der Baustelle international vorne<br />
dabei ist. Im Rahmen des Förderprogramms<br />
Horizont 2020 wurde das Projekt „European<br />
SMEs Robotics Applications“, kurz ESMERA,<br />
aufgelegt. Es soll insbesondere kleine und mittelständische<br />
Unternehmen dabei unterstützen,<br />
Robotik-Lösungen zu entwickeln und in<br />
den nächsten Jahren auf den Markt zu bringen.<br />
Roboterhund „Spot“<br />
Der Roboterhund „Spot” ermöglicht es, 3D-<br />
Scandienstleistungen zu (teil)automatisieren,<br />
um Objekte wie Gebäude, Maschinen etc. zu<br />
digitalisieren. Dafür wird ein Laserscanner auf<br />
dem Rücken von „Spot“ montiert. „Spot“ kann<br />
sich eine vorab einmal gegangene Route selbst<br />
einprägen und diese dann automatisch erneut<br />
nachgehen. Dabei erstellt er dann ein reales<br />
und detailgenaues, digitales Abbild, einen<br />
sogenannten „Digital Twin“, des jeweiligen<br />
Objektes. Der Roboterhund kann überall dort<br />
eingesetzt werden, wo Menschen nur schweren<br />
oder keinen Zugang haben, zum Beispiel<br />
in einem kontaminierten Gebiet. Insbesondere<br />
für die Dokumentation von Bauabschnitten<br />
und den verschiedenen Bauphasen ist das von<br />
Nutzen, da die Scans immer von der genau<br />
gleichen Stelle (wie zuvor einprogrammiert)<br />
erstellt werden.<br />
Der Einsatz erfolgt über Fernsteuerung beziehungsweise<br />
eine automatisierte Route,<br />
die ihm vorab eingeprägt wird. Stößt er auf<br />
seinem Weg auf Hindernisse, wie zum Beispiel<br />
Kabelrollen oder Leitern, erkennt er diese<br />
automatisch und weicht aus. Probleme könnten<br />
sehr enge Durchgänge bereiten, durch<br />
die er aufgrund der automatischen „object<br />
avoidance“ (also dem „Kollisionsassistenten“)<br />
eventuell nicht weiterkommt. Zudem können<br />
gänzlich versperrte Wege mit hohen Barrieren<br />
oder eine sich stark veränderte Umgebung<br />
im Vergleich zur vorab gespeicherten Route<br />
Schwierigkeiten darstellen.<br />
Der Einsatz macht überall dort Sinn, wo eine<br />
automatisierte und regelmäßige 3D-Erfassung<br />
eines Objektes gefragt ist. Damit haben Bauleiter,<br />
Planer etc. immer und überall Zugriff auf<br />
aktuelle Daten von der Baustelle. Zusätzlich<br />
kann aber auch zum Beispiel noch Jahre nach<br />
Abschluss des Bauprojekts hinter Fassaden,<br />
Decken oder Böden geschaut und sich ohne<br />
großen Aufwand ein Bild von vor Ort gemacht<br />
werden – um beispielsweise Wartungseinsätze<br />
besser zu planen oder Kosten bei der Suche<br />
nach „Fehlerquellen“ zu reduzieren. Das Aufstemmen<br />
von Böden oder Wänden fällt weg,<br />
denn es kann mit den 3D-Daten gezielt vorgegangen<br />
werden, da Ist-Pläne anstatt Soll-Pläne<br />
zur Verfügung stehen.<br />
www.qapture.at<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
91
ImFokus<br />
Roboterinstallationssystem<br />
Schindler R.I.S.E.<br />
Um den anspruchsvollen Anforderungen<br />
der Montageplanung in hohen Gebäuden<br />
gerecht zu werden, setzt Schindler Roboter<br />
ein, die einzelne Montageschritte autonom<br />
ausführen. Die Form der Montage bietet eine<br />
hohe Genauigkeit, verbesserte Planung durch<br />
BIM-Integration und eine Reduktion von nicht<br />
ergonomischen manuellen Aufgaben. So kann<br />
beispielsweise das Bohren und Setzen der für<br />
Aufzugsschachttüren, Trennbalken sowie<br />
Wandhalterungen erforderlichen Ankerbolzen<br />
viel schneller ausgeführt werden. Auf der<br />
Plattform ist eine Kamera montiert, um eine<br />
konstante Fernüberwachung zu ermöglichen,<br />
wobei das System rund um die Uhr unabhängig<br />
ohne Steuerperson arbeitet. Das System hat<br />
eine Schnittstelle zum Building Information<br />
Modeling (BIM), wodurch der Roboter Daten<br />
direkt aus dem digitalen Gebäudemodell abrufen<br />
kann. Dies stellt sicher, dass die Schrauben<br />
genau entsprechend dem Layout platziert<br />
werden, und macht eine manuelle und fehleranfällige<br />
Datenübertragung an Montagemitarbeiter<br />
obsolet. Informationen und Daten<br />
aus jedem einzelnen Schritt der Installation<br />
werden aufgezeichnet und automatisch im<br />
digitalen Modell des Gebäudes abgespeichert<br />
beziehungsweise ausgetauscht, um später in<br />
der Bau- und Wartungsphase des Projekts darauf<br />
zurückgreifen zu können. Schindler hat<br />
auch eine Forschungsvereinbarung mit dem<br />
Council of Tall Buildings and Urban Habitat<br />
(CTBUH). Es wird untersucht, wie Robotertechnologien<br />
Bauprozesse von Hochhäusern<br />
positiv beeinflussen können, um Qualität sowie<br />
Geschwindigkeit des Baus zu verbessern<br />
und gleichzeitig ein Maximum an Sicherheit<br />
zu gewährleisten.<br />
www.schindler.com<br />
92 BauTecFokus
Fotos: Schindler, KUKA@Aeditive<br />
3D-Betondruck-Fertigung<br />
Brücken, Wände oder ganze Häuser sollen<br />
zukünftig modular aus dem 3D-Drucker kommen.<br />
Experten unterschiedlicher Fachdisziplinen<br />
arbeiten hierbei an der Herstellung von<br />
Betonbauteilen und den dazugehörigen Planungs-<br />
und Ausführungsprozessen. Bei KUKA<br />
tragen Roboter mit gleichmäßigen Bewegungen<br />
aus einer großen Düse Spritzbeton auf<br />
einen Gitterstahlkorb auf. Schicht für Schicht<br />
wächst ein feucht glänzendes, blau-graues<br />
Gebilde – noch mit Wellenstruktur und rauer<br />
Oberfläche, die dann bald von einem zweiten<br />
Roboter mit einem großen spachtelartigen<br />
Werkzeug glatt und in Form gestrichen wird.<br />
Die mobil einsetzbare 3D-Betondruck-Fertigung<br />
erfolgt mit zwei sechsachsigen KUKA<br />
Robotern aus der KR Quantec ultra Serie. Mit<br />
einer maximalen Traglast von 300 Kilogramm<br />
und einer Reichweite bis zu 3.900 Millimetern<br />
gehören sie zu den stärksten und kompaktesten<br />
Industrierobotern. Als Foundry-Varianten<br />
sind sie besonders geeignet für Bereiche mit<br />
hohem Verschmutzungsgrad, hoher Feuchtigkeit<br />
und hohen Temperaturen. Die Maschinen<br />
sind komplett eingehaust, arbeiteten autonom<br />
und lassen so einen maximal sicheren Produktionsraum<br />
für die überwiegend sehr schweren<br />
Bauteile entstehen. Die kompakte Anlage ist<br />
ausgerichtet auf verbaufertige Betonteile in<br />
Größen von bis zu 11 x 4 x 4 Metern, inklusive<br />
Bewehrung und Einbauteilen. Wie die ersten<br />
Ergebnisse in der Zusammenarbeit mit Pilotkunden<br />
zeigten, ergäbe sich für potenzielle<br />
Nutzer eine ganze Reihe attraktiver Vorteile:<br />
Der hohe Automatisierungsgrad steigert die<br />
Produktivität, das Arbeiten ohne Verschalungen<br />
erlaubt flexible Anpassungen der Produktionsplanung,<br />
Schalungsmüll fällt weg. Der<br />
digitale Fertigungsprozess bringt auch eine<br />
höhere Qualität und eine bessere Planbarkeit<br />
aufgrund von präziser Simulationsfähigkeit<br />
mit sich. Voraussetzung für die Automatisierung<br />
und den Roboter-Einsatz im Betonbau<br />
sind eine digitale Bauteilplanung und die<br />
laufende Auswertung von Sensordaten zur<br />
Materialqualität.<br />
www.kuka.com<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
93
ImFokus<br />
Jaibot erledigt Deckenmontage<br />
Mit Hilfe des semiautonomen, mobilen Baustellenroboters<br />
Jaibot können Installateure<br />
Rohrleitungen oder Kabelschächte schneller<br />
und präziser verlegen. Der Jaibot holt sich die<br />
Daten aus dem BIM-Modell und ist in der Lage,<br />
sich unter Aufsicht in den Innenräumen eines<br />
Rohbaus akkurat auszurichten, Löcher zu<br />
bohren und diese für die folgenden Gewerke<br />
zu markieren. Besonders effizient arbeitet der<br />
Roboter bei der Deckenmontage. Denn Bohren<br />
über Kopf gilt als eine der anstrengendsten<br />
Tätigkeiten im Heizungs-, Klima- und Lüftungsbau.<br />
Acht Stunden lang kann der kabellose<br />
Jaibot bohren und erledigt gleichzeitig<br />
die Absaugung des Staubs. Der Installateur<br />
importiert über das Tablet PLC 400 den digitalen<br />
Bohrplan und verbindet den Jaibot mit<br />
der Totalstation PLT 300. Den Rest erledigt der<br />
Roboter.<br />
www.hilti.de/jaibot<br />
exxotec human robotics<br />
Exoskelette zählen zu den dynamischen<br />
Entwicklungen aus Mechanik und Technik,<br />
die industrielle Arbeit durch angewandte<br />
Wissenschaft richtungsweisend ändern. Sie<br />
werden außerhalb des Körpers als Stützstruktur<br />
des menschlichen Organismus angebracht<br />
und unterstützen und verstärken jegliche<br />
Bewegung. Dadurch werden Ausdauer und<br />
Leistungsfähigkeit gesteigert und vor allem<br />
Überlastungen abgefedert und Verletzungen<br />
vorgebeugt. Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates<br />
sind ein Hauptverursacher<br />
von Arbeitsunfähigkeit und krankheitsbedingten<br />
Ausfallzeiten. Eingesetzt werden die<br />
Exoskelette dort, wo die Arbeit des Menschen<br />
durch eine vollautomatisierte Produktion oder<br />
Robotik-Systeme nicht sinnvoll ersetzbar ist.<br />
Dazu zählen schwere Arbeiten am Bau, in der<br />
Pflege, im Bereich der Logistik und der industriellen<br />
Produktion. Ein ganzheitlicher Ansatz<br />
in der Test- und Implementierungsphase von<br />
Exoskeletten ist für das Unternehmen notwendig.<br />
Das bedeutet, dass bei der Evaluierung der<br />
Arbeitsplätze der Mitarbeiter von Anfang an<br />
immer eingebunden ist.<br />
www.exxotec.com<br />
94 BauTecFokus
Fotos: Aerovision Drone Support, Hilti, Marti Holding<br />
Automatisierte Arbeitslinie<br />
Das Schweizer Unternehmen Marti als Hersteller<br />
von Betonfertigteilen und Herrenknecht<br />
Formwork als Lieferant von Tübbing-Produktionsequipment<br />
haben eine automatisierte<br />
Arbeitslinie mit Robotern entwickelt. Das<br />
Robotersystem hängt kopfüber an einer Verfahrbrücke<br />
(ähnlich einem Brückenkran) und<br />
hat dadurch einen optimalen Zugang zu den<br />
Schalungen. Für die Produktion der Betonsegmente<br />
für das Projekt Sarner Aar erledigt<br />
der Roboter folgende Aufgaben: Öffnen der<br />
Schalung durch einen SPS-gesteuerten Drehmomentschrauber,<br />
Reinigen und Einölen<br />
der Schalung, Schließen der Schalung durch<br />
einen SPS-gesteuerten Drehmomentschrauber<br />
und der Einbau von Plastikstutzen. Nach der<br />
Betonierkammer wurde ein weiterer Roboter<br />
installiert, der die Oberfläche des Betonsegmentes<br />
abzieht und verdichtet. Dieser Roboter<br />
ist stationär und kann nicht verfahren werden.<br />
In der Fertigteilindustrie sind Roboter und Automatisierung<br />
im Vormarsch. Es werden zunehmend<br />
kollaborierende Roboter eingesetzt<br />
werden, die ein Arbeiten Mensch & Roboter<br />
ermöglichen. Zudem werden die Prozesse entsprechend<br />
den Ideen zu Industrie 4.0 vernetzt.<br />
Die Systeme, die bislang hauptsächlich Daten<br />
gesammelt haben, werden nun die Produktionsleitung<br />
in ihren Entscheidungen unterstützen<br />
und die Prozesse sicherer machen. Ebenso<br />
wird die Künstliche Intelligenz Einzug halten.<br />
Herrenknecht hat auch hier bereits erste Prototypen<br />
im Einsatz.<br />
www.herrenknecht.com<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
95
ImFokus<br />
Drohnen auf der Baustelle<br />
Im Bereich der Planung und Bauvorbereitung<br />
kommen Drohnen zum Beispiel für Urgeländeaufnahmen<br />
zum Einsatz. Dabei wird der zu bebauende<br />
Untergrund mittels eines Laserscanners<br />
oder einer RGB-Kamera aufgenommen<br />
und eine hochgenaue 3D-Punktwolke erstellt.<br />
In der Baufortschrittsdokumentation wird oftmals<br />
auf Drohnen gesetzt, um den Fortschritt<br />
zu kontrollieren oder auch zu visualisieren. So<br />
können beispielsweise mehrfach Videos aus<br />
den exakt gleichen Winkeln oder Flugpfaden<br />
aufgenommen und später übereinandergelegt<br />
werden. Ein weiterer großer Anwendungsbereich<br />
ist die Berechnung von Aushubmengen.<br />
Wie bei der Urgeländeaufnahme wird das jeweilige<br />
Areal beflogen und in eine Punktwolke<br />
umgewandelt. Im Falle eines Laserscanners<br />
werden die Messpunkte direkt vom Scanner<br />
gemessen und durch die Position der Drohne<br />
im Koordinatensystem zugeordnet. Bei der<br />
fotogrammetrischen Berechnung werden, je<br />
nach Größe, hunderte oder sogar tausende Bilder<br />
in einem vordefinierten Raster aufgenommen.<br />
In jedem dieser Bilder ist hinterlegt, an<br />
welcher Position, in welcher Höhe und in welchem<br />
Winkel es aufgenommen wird. Durch<br />
die visuellen Kontrastpunkte werden einzelne<br />
Punkte multianguliert und im dreidimensionalen<br />
Koordinatensystem vermerkt.<br />
Messungen, die so zustande kommen, weisen<br />
eine Genauigkeit auf, die sich im Millimeterbereich<br />
bewegt. Die gewonnenen Punktwolken<br />
sind georeferenziert und können so in alle<br />
gängigen GIS-Systeme und Software für die<br />
Baubranche importiert werden. Durch die genauen<br />
Berechnungen gewinnt man vor allem<br />
bei sehr weitläufigen Liegenschaften, sehr<br />
unregelmäßigen Aushubflächen oder schwer<br />
zugänglichem Gelände genaue Daten. Branchenriesen<br />
wie die STRABAG oder Betreiber<br />
von Kieswerken und Aushubdeponien setzen<br />
auf Drohnen, um Aushub- oder Materialmengen<br />
zu berechnen und gegebenenfalls auch<br />
zu kontrollieren, da sich die Kosten an zu viel<br />
verrechnetem Schüttungsmaterial oder Aushubmengen<br />
bei größeren Projekten schnell im<br />
Millionenbereich niederschlagen können.<br />
www.dronetech.at<br />
96 BauTecFokus
Fotos: Dronetec, Peri/Achim Reissner<br />
Wohnhaus aus dem 3D-Drucker<br />
In Wallenhausen kam bereits das erste Fünffamilienhaus<br />
mit drei Stockwerken und circa<br />
380 Quadratmeter Wohnfläche aus einem<br />
3D-Betondrucker. Es ist das größte gedruckte<br />
Mehrfamilienhaus Europas. Hierbei setzte<br />
Peri den Portaldrucker BOD2 ein. Bei dieser<br />
Technik bewegt sich der Druckkopf über drei<br />
Achsen auf einem fest installierten Metallrahmen.<br />
Der Vorteil: Der Drucker kann sich<br />
in seinem Rahmen an jede Position innerhalb<br />
der Konstruktion bewegen und muss nur<br />
einmal kalibriert werden. Diese spart Zeit<br />
und Kosten. Während des Druckvorganges<br />
berücksichtigt der Drucker bereits die später<br />
zu verlegenden Leitungen und Anschlüsse für<br />
Wasser, Strom etc. Der BOD2 ist so zertifiziert,<br />
dass auch während des Druckvorgangs im<br />
Druckraum gearbeitet werden kann. Manuelle<br />
Arbeiten, wie zum Beispiel das Verlegen<br />
von Leerrohren und Anschlüssen, können auf<br />
diese Weise einfach in den Druckprozess integriert<br />
werden. Das für den Druck des Hauses<br />
in Wallenhausen eingesetzte Material „i.tech<br />
3D“ wurde von HeidelbergCement speziell für<br />
den 3D-Druck entwickelt. Bedient wird der<br />
Drucker von zwei Personen. Der Druckkopf<br />
und die Druckergebnisse werden per Kamera<br />
überwacht. Mit einer Geschwindigkeit von<br />
1 Meter/Sekunde ist der BOD2 aktuell der<br />
schnellste 3D-Betondrucker auf dem Markt,<br />
er benötigt für eine 1 Quadratmeter große<br />
doppelschalige Wand rund fünf Minuten.<br />
www.peri.de<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
97
Zum Autor<br />
Frank Brün ist Managing Partner bei Phorus Management<br />
und Gründungsvorsitzender der AREAMA – Austrian Real<br />
Estate Asset Management Association.<br />
Holz könnte auch Spaß machen<br />
Kommentar: Frank Brün<br />
Nicht erst, seit die 257ers ihre Hymne „Holz“ vor ein paar Jahren herausgebracht<br />
haben, bin ich ein echter Holz-Fan. Amerikanische Rapper<br />
singen üblicherweise von großen Autos, riesigen Villen, schönen Frauen,<br />
und vor allem über den grandiosen Sex in denselben beziehungsweise<br />
mit jenen. Einem einfachen Geist wie mir hingegen genügt der Baustoff<br />
Holz als solcher und die Möglichkeit einen Artikel darüber für Sie zu<br />
schreiben durchaus, um zufrieden zu sein.<br />
Holz ist immer noch eine ernste Sache: Googelt man nach der lustigen<br />
Seite von Holz, wird es schnell fad. Ja, doch – „wenn Pinocchio sich erkältet<br />
hat, geht er zum Holz-Nasen-Ohrenarzt“ liegt von dem, was ich<br />
gefunden habe, im oberen Segment. Selbst für Genderdiskussionen ist<br />
das sächlich neutrale Holz zum Glück wenig geeignet.<br />
Preistreiberei durch Verknappung<br />
Mehr Spaß haben zurzeit die Holzproduzenten und Händler, nachdem<br />
die globalisierten Proponenten beschlossen haben, den Markt erst einmal<br />
dichtzumachen, den Europäern kurzfristig das Feld für massive<br />
Preissteigerungen zu überlassen, um dann mit vollen Lagern in Europa<br />
nach den Preissteigerungen wieder durchzustarten. Wer aktuell eine<br />
Baumaßnahme plant, ausschreibt oder bereits durchführt, weiß davon<br />
ein Lied zu singen. Die künstliche Verknappung des Baustoffs Holz ist<br />
der Entwicklung des Holzbaus leider nicht zuträglich, da dieser nur eine<br />
breite Akzeptanz erhält, wenn das nicht nur die ökologischere, sondern<br />
auch eine kostengünstigere Alternative bei der Ausführung sein kann.<br />
Neben den kaum kalkulierbaren Preisen in der nahen Zukunft machen<br />
den Käufern insbesondere die erschwerte Verfügbarkeit und nicht garantierte<br />
Lieferzeiten enorme Schwierigkeiten.<br />
Selbst die Flakes gehen aus<br />
Eine Normalisierung ist nicht in Sicht und in England werden „99<br />
Flakes“ des Herstellers Cadbury, die traditionell zu Softeis gereicht werden,<br />
knapp. In sozialen Netzwerken wird schon berichtet, der (englische)<br />
<strong>Sommer</strong> sei so gut wie abgesagt – und das ganz ohne Einfluss durch den<br />
Brexit. Das war jetzt ein komplett Corona-freier Beitrag – ist das überhaupt<br />
erlaubt?<br />
Fotos: Adobe Stock, Sima.pix<br />
98 BauTecFokus
Zum Autor<br />
Andreas Kreutzer ist Geschäftsführer des Beraternetzwerks<br />
Kreutzer Fischer & Partner mit Sitz in Wien. Seit nahezu<br />
30 Jahren unterstützt KFP unter anderem Unternehmen bei<br />
Marktanalysen und Projekten.<br />
Die Hürden zum Holzobjektbau<br />
Kommentar: Andreas Kreutzer<br />
In den letzten Jahren rückten<br />
spektakuläre Projekte wie etwa<br />
der Gare Maritime in Brüssel, das<br />
HoHo Wien, der Mjøsa Tower<br />
in Brumunddal oder zuletzt das<br />
Roots in der Hamburger Hafencity<br />
den Holzobjektbau auch<br />
in unserem Land in den medialen<br />
Fokus. Doch wenngleich<br />
derartige Leuchtturmprojekte<br />
zweifellos das Interesse am großvolumigen<br />
Holzbau wecken, ist<br />
in Österreich dessen Marktanteil<br />
zuletzt kaum gewachsen. Zwar<br />
erhöhte sich der Auftragsstand<br />
bezogen auf die Anzahl der zu<br />
errichtenden Gebäude zwischen<br />
2015 und 2020 jährlich um durchschnittlich 2,9 Prozent, nichtsdestotrotz<br />
lag im vergangenen Jahr der Anteil des Holzobjektbaus an den<br />
insgesamt bewilligten Gebäuden im Geschoßwohnbau und Nicht-<br />
Wohnbau mit 7,7 Prozent (402 Gebäude) nur um wenige Zehntel-<br />
Prozentpunkte über den Marken der Jahre davor. Im Wohnbau lag der<br />
Marktanteil im letzten Jahr bei 4,1 Prozent, im Nicht-Wohnbau bei 12,6<br />
Prozent. Von einem Boom kann also keine Rede sein.<br />
Eine Argumentationsfrage<br />
Wenngleich der Holzbau in einem Land wie Österreich, in dem Beton<br />
und Ziegel als Baustoffe, verkleidet mit glatter Putzfassade das<br />
Stadtbild dominieren, kein einfaches Standing hat, ist er für die vergleichsweise<br />
geringe Dynamik im Wesentlichen selbst verantwortlich.<br />
Denn die Positionierung des Holzobjektbaus dockt vor allem an<br />
„weltanschauliche“ Themen an, anstatt wirtschaftliche Argumente<br />
ins Treffen zu führen. Denn, architektonische Aspekte unberücksichtigt,<br />
wird der Holzbau primär als<br />
ökologische, regional bezogene<br />
Alternative verkauft.<br />
Luxusprodukt Holz?<br />
Ein Bauherr handelt mit einem<br />
Gebäude in Holzbauweise<br />
„nachhaltig“ und demonstriert<br />
Wertschätzung für eine regionale<br />
Wertschöpfung, selbst<br />
wenn – wie so oft – der Kern eines<br />
Gebäudes in Stahlbeton ausgeführt<br />
wird. Von Kosten- oder<br />
Qualitätsargumenten hört man<br />
indessen kaum. Das führt dazu,<br />
dass in der öffentlichen Wahrnehmung<br />
Geschoßbauten in<br />
Holzbauweise in gewisser Weise ein „Luxus“ sind, den man sich leisten<br />
können muss. Dabei gibt es für den Objekt-Holzbau durchaus auch<br />
„handfeste“ Gründe, die allesamt aus der in der Regel kürzeren Bauzeit<br />
und einem alles in allem vergleichsweise höheren Qualitätsanspruch<br />
von holzverarbeitenden Unternehmen resultieren. Unglücklicherweise<br />
werden diese Vorteile aber in keinem Angebot monetär quantifiziert.<br />
Vielmehr beschränkt man sich diesbezüglich auf qualitative<br />
Ansagen und hofft, dass am Ende des Tages die Imagekomponente<br />
sticht. Auf diese Weise wird der Holzbau jedoch die vom Massivbau<br />
definierten Spielregeln nicht wirklich ändern können. Genau das wäre<br />
aber notwendig, wenn man zu einem relevanten Player am Markt<br />
werden möchte. Andernfalls wird man wohl bis auf weiteres nur eine<br />
Nische besetzen – und sei es in architektonischer und ökologischer<br />
Hinsicht eine noch so anziehende. Abgesehen davon sollte man sich<br />
möglicherweise doch noch etwas zum Thema Brandschutz einfallen<br />
lassen. Im HoHo Wien gilt im gesamten Gebäude Rauchverbot.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
99
ImFokus<br />
GOLD „PIONIERLEISTUNG“:<br />
PILOTPROJEKT „SMART BLOCK, GEBLERGASSE 11 + 13, 1170“<br />
Bei diesem Revitalisierungsprojekt entstand das erste nachhaltige<br />
Energienetz in einem gründerzeitlichen Häuserblock. Es basiert auf<br />
dem Forschungsprojekt „Smart Block“ und „Smart Block II Energy“,<br />
dass durch die Architektinnen Jutta Wörtl-Gössler und Uli Machold<br />
konzipiert und von der Stadt Wien (MA50, MA20) sowie dem<br />
Umwelt- und Energiefonds gefördert wurde. Durch liegenschaftsübergreifende<br />
Gemeinschaften sollen dabei bessere Resultate bei<br />
Energie-, Freiraum- und Mobilitätsversorgung erreicht werden.<br />
Auf Grundlage dieses wissenschaftlichen Konzepts wurde das<br />
Projekt in Abstimmung mit dem Wohnfonds Wien sowie durch<br />
Kooperation der Eigentümer ermöglicht und ganz im Zeichen einer<br />
aktiven Energiewende umgesetzt.<br />
Bauherr: GEB11: Angelika + Johannes Zeininger,<br />
GEB13: Stefan + Johann Fischer<br />
Planer: Zeininger Architekten; Hollinsky & Partner ZT;<br />
TB Käferhaus; Prause iC ZT<br />
Bauausführendes Unternehmen: Profitbau; SOLO Bau<br />
Fotos: Lisi Zeininger<br />
Wiener<br />
Stadterneuerungspreis<br />
2020/21<br />
Ausgezeichnet. Der Wiener Stadterneuerungspreis der Landesinnung Bau zeichnet die umfassende<br />
Expertise von Planern und ausführenden Bauunternehmen aus und veranschaulicht Trends und<br />
Innovationen bei Sanierungen. Die Fachjury kürte zehn Projekte in den Kategorien „Pionierleistung“,<br />
„Wiener Meisterleistung“ und „Bravour Leistung“ und vergab auch einen Sonderpreis. Die vier<br />
Siegerprojekte wollen wir hier vorstellen.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
100 BauTecFokus
Fotos: Bruno Klomfar<br />
GOLD „WIENER MEISTERLEISTUNG“:<br />
PORZELLANGASSE 36, 1090<br />
Die denkmalgeschützte Wohn- und Geschäftsimmobilie<br />
aus der Gründerzeit befindet sich im<br />
Besitz der PUBA Privatstiftung, die auf die Kombination<br />
aus traditionellem Handwerk und dessen<br />
moderner Interpretation setzte. Die Planung<br />
übernahm Praschl-Goodarzi Architekten. Die originalgetreue<br />
Sanierung fand in enger Abstimmung<br />
mit dem Bundesdenkmalamt sowie zahlreichen<br />
Restauratoren statt und wurde von Baumeister<br />
Rudolf Denk realisiert. Gefördert wurde die<br />
Restaurierung der straßenseitigen Fassade vom<br />
Wiener Altstadterhaltungsfonds.<br />
Bauherr: PUBA Privatstiftung zur Unterstützung<br />
und Bildung von Arbeitnehmerlnnen<br />
Planer: Praschl-Goodarzi Architekten ZT<br />
Bauausführendes Unternehmen: Baumeister<br />
Rudolf Denk<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
101
ImFokus<br />
GOLD „BRAVOUR LEISTUNG“:<br />
TRAUNGASSE 12, 1030<br />
Das ehemalige Bürohaus wurde in den 1960er Jahren vom<br />
Wiener Architekten Harry Glück in Stahlbetonskelettbauweise<br />
errichtet. Nun wurde es von BWM Architekten im Auftrag<br />
der WertInvest als modernes Wohnhaus mit plastischer<br />
Fassadengestaltung revitalisiert.<br />
Das Sanierungsprojekt umfasste unter anderem die<br />
komplette Neugestaltung der Fassade mit Loggien und<br />
Austritten für die Fassadenbegrünung zur Aufwertung von<br />
Wohn- und Stadtraum. Bauausführendes Unternehmen war<br />
AY-KA Bau. Im Zuge der Realisierung erfuhr das Objekt im 3.<br />
Wiener Gemeindebezirk eine vollständige bauliche Transformation<br />
in eine hochwertige, moderne Wohnimmobilie.<br />
Bauherr: WertInvest<br />
Planer: BWM Architekten und Partner ZT<br />
Bauausführendes Unternehmen: AY-KA Bau<br />
Fotos: BWM Architekten<br />
102 BauTecFokus
SONDERPREIS FÜR „SCHWIMMENDE GÄRTEN“<br />
Mit den „Schwimmenden Gärten“ der Kaiserbadschleuse<br />
am Wiener Donaukanal wurde im Rahmen<br />
des Wiener Stadterneuerungspreis 2020/21 erstmals<br />
ein Sonderpreis für ein herausragendes Projekt<br />
vergeben, das auf innovative Weise neue Erholungsflächen<br />
mitten in Wien schafft. Gebaut wurde<br />
die Kaiserbadschleuse zu Beginn des 20. Jahrhunderts,<br />
um den Donaukanal schiffbar zu machen. Im<br />
<strong>Sommer</strong> 2020 erfolgte der Umbau der Schleuseninsel<br />
sowie die Erschließung für die Öffentlichkeit<br />
im Auftrag der Stadt Wien durch die STRABAG<br />
als Generalunternehmerin nach dem Vorbild der<br />
„Schwimmenden Gärten“ an der Pariser Seine. Die<br />
Schleuseninsel wurde mit Sitzlandschaften aus Holz,<br />
neuen Bodenbelägen sowie Pflanzeninseln ausgestattet.<br />
Die urbane Begrünung soll im <strong>Sommer</strong> aktiv<br />
zu einem angenehmeren Stadtklima beitragen.<br />
Bauherr: Wiener Gewässer Management<br />
Planer: Carla Lo Landschaftsarchitektur,<br />
ghp Gmeiner Haferl & Partner ZT<br />
Bauausführendes Unternehmen: STRABAG<br />
Fotos: Wiener Gewässer Management<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
103
ImFokus<br />
104 BauTecFokus
Kreislaufwirtschaft<br />
Abbruch und Verwertung. Klimaziele, ESG und zu Ende gehender Deponieraum<br />
verschärfen die Frage nach einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Dem<br />
hochwertigen Recycling von Bauabfällen oder Baurestmassen kommt dabei eine<br />
Schlüsselrolle zu.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
Foto: Porr<br />
D<br />
ass ein Denken in Kreisläufen<br />
essenziell ist, zeigen die Zahlen:<br />
Die Bauwirtschaft verursacht<br />
rund 40 bis 50 Prozent des gesamten<br />
österreichischen Energie- und Ressourcenverbrauchs<br />
und rund 72 Prozent des<br />
gesamten Abfallaufkommens inklusive Aushubmaterialien.<br />
Es geht bei der Kreislaufwirtschaft<br />
darum, Baurestmassen wie zum Beispiel Beton<br />
oder Ziegel möglichst sortenrein zurückzugewinnen.<br />
Innovationspotential liegt beispielsweise<br />
bei der automatisierten Identifizierung und<br />
Ausschleusung von Störstoffen. Ziegel und<br />
Beton sind prinzipiell sehr gut wiederverwertbar,<br />
trotzdem ist Recyclingbeton noch nicht sehr<br />
weit verbreitet. Hauptsächlich werden Recyclingfraktionen<br />
im Straßen- und Wegebau verwendet.<br />
Die vermischteren beziehungsweise<br />
auch feinere Bestandteile von Baurestmassen<br />
spielen heute schon eine wichtige Rolle bei der<br />
Zementherstellung. Auch Ziegelsplitt wird dort<br />
ganz gezielt als Tonträger eingesetzt. In Zukunft<br />
wird auch das Karbonatisierungs-Potential, also<br />
die Fähigkeit des Zementsteins im Beton CO2<br />
wieder aufzunehmen und in stabilen Kalkstein<br />
umzuwandeln, eine wichtige Rolle in der Kreislaufwirtschaft<br />
spielen.<br />
Urban Mining nimmt damit tatsächlich Fahrt<br />
auf. Da die im Bau teilweise verwendeten<br />
Primärressourcen nicht nur umwelt- und<br />
gesundheitsschädigend sein können, sondern<br />
auch immer knapper und immer teurer<br />
werden, spitzt sich das Thema weiter zu. Doch<br />
die Praxis zeigt, dass noch viel Entwicklungsbedarf<br />
besteht.<br />
Schwierigkeiten des Urban Mining<br />
Zurück zum Urban Mining. Viele Bestandsbauten,<br />
die nicht in diesem Sinne errichtet wurden<br />
und deren Baustoffvorrat nicht bekannt ist,<br />
stellen ein Problem dar. Hier fällt es besonders<br />
schwer, verbautes Baumaterial zu trennen,<br />
weiterzuverarbeiten und wiederzuverwenden.<br />
„Zentral sind hier natürlich auch allgemeine<br />
Rahmenbedingungen und Möglichkeiten,<br />
denn es reicht nicht, wenn ein Umdenken in<br />
einzelnen Unternehmen stattfindet. Vor allem<br />
die Bauherren haben hier eine zentrale Rolle<br />
und entscheiden, wie viel Nachhaltigkeit in<br />
einem Gebäude umgesetzt wird“, so Wolfgang<br />
Kradischnig, Geschäftsführer von Delta. „Das<br />
müssen keine durch und durch grünen Projekte<br />
sein – jeder kleine Schritt in Richtung<br />
mehr Nachhaltigkeit ist bereits ein Erfolg und<br />
zeigt, wie positiv sich zum Beispiel natürliche<br />
Materialien auf die Nutzer, die Umwelt und natürlich<br />
auch die langfristigen Betriebskosten<br />
einer Immobilie auswirken.“<br />
Wie geht es weiter?<br />
Seit Anfang 2020 unterzieht die BIG jeden<br />
Neubau und jede Generalsanierung mit dem<br />
OI3 Berechnungsverfahren einer ökologischen<br />
Gesamtbewertung. Dadurch kennen sie<br />
die Masse aller Materialien der thermischen<br />
Hülle, der tragenden Konstruktion und der<br />
Trennwände von Nutzungseinheiten und wis-<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
105
ImFokus<br />
„Die eingeschränkten<br />
Materialverfügbarkeiten<br />
relevanter Bauprodukte<br />
zeigen einen dringenden<br />
Handlungsbedarf.“<br />
Hubert Wetschnig,<br />
Habau Group<br />
sen, welche Materialien in welchem Umfang<br />
in Gebäuden verbaut sind und welche davon<br />
wiederverwendet beziehungsweise -verwertet<br />
werden können. Eine weitere Maßnahme ist<br />
die Einführung eines Rückbaukonzepts bei<br />
Planungen, um damit die Wiederverwendbarkeit<br />
von Materialien zu forcieren und die<br />
Abfallmengen in der Immobilienwirtschaft<br />
deutlich zu reduzieren.<br />
erfolgen im Rahmen des Umweltmanagementsystems<br />
nach ISO 14001 Maßnahmen zur Reduktion<br />
von Abfällen und Schadstoffen und die<br />
Förderung von Recycling, neuen Technologien<br />
wie E-Mobilität und PV-Anlagen über Green<br />
Building bis zum Einsatz von Wasserstoff.<br />
Bei Drees & <strong>Sommer</strong> blickt man schon in die<br />
Zukunft, wo kreislauffähige Gebäude, die das<br />
ihnen innewohnende Rohstoffdepot ausweisen<br />
können, einen höheren wirtschaftlichen<br />
Wert haben werden. Denn die Baumaterialien<br />
machen zumindest 20 Prozent der Baukosten<br />
aus. Je höher der Anteil an wiederverwendbaren<br />
Materialien, desto höher der Gebäudewert.<br />
Klingt futuristisch? Ist es aber nicht. „Wir haben<br />
bereits die ersten Pilotprojekte umgesetzt,<br />
wo mit derzeit gängigen Bewertungsmethoden<br />
der Materialwert in die Gebäudebewertung<br />
einfließt“, so Nadja Pröwer, Mitglied der Geschäftsführung<br />
des Immobilienberatungsunternehmens<br />
Drees & <strong>Sommer</strong> Österreich. „Eine<br />
andere spannende Tendenz am Markt ist das<br />
Leasen von Services. So gibt es bereits Anbieter,<br />
die eine bestimmte Lichtleistung und keine<br />
Recycling Center Himberg (RHC)<br />
Leuchten verkaufen. Am Ende der Lebensdauer<br />
der Leuchten werden diese vom Anbieter ausgetauscht<br />
und das Material wiederverwendet.“<br />
Die Rolle von BIM<br />
Mit BIM lässt sich ein Gebäude lebenszyklusorientiert<br />
planen, weil von Anfang an<br />
verschiedenste Aspekte vom ersten Entwurf<br />
bis zum Facility Management und Rückbau<br />
berücksichtigt werden können. Mit BIM lässt<br />
sich bereits in 3D, 4D und 5D (die 4D- und<br />
5D-Versionen beinhalten bereits Termine<br />
und Kosten des Bauvorhabens) arbeiten – in<br />
Bei der EHL wird im Bereich Sanierung, Umund<br />
Ausbau bei jedem Projekt auf die Wiederverwendbarkeit<br />
von Materialien geachtet.<br />
Die Kunden werden auch in Richtung Energieeinsparung<br />
und Nachhaltigkeit beraten<br />
bis hin zur Umsetzung. Ein Fokus liegt dabei<br />
unter anderem auf Sanierungen von Kälteanlagen.<br />
„Wir legen Wert darauf, mit Firmen<br />
zusammenarbeiten, die das Abbruchmaterial<br />
ordnungsgemäß entsorgen und uns das auch<br />
bescheinigen können“, so Yasmin Obojkovits,<br />
Bereichsleiterin der Baumanagement Abteilung<br />
bei EHL Immobilien.<br />
Bei Habau blickt man auf eine jahrzehntelange<br />
Erfahrung in der Baurestmassenaufbereitung<br />
zurück. „Aktuell sind Themen rund um die Ökobilanz<br />
von zum Beispiel Betonstahl, Recyclinganteil<br />
von Asphaltmischgut und Transportleistungen<br />
bereits bei ausgewählten öffentlichen<br />
Ausschreibungen Bestandteil der Bestbieterermittlung“,<br />
so Hubert Wetschnig, CEO der Habau<br />
Group. Bei der Leyrer + Graf Baugesellschaft<br />
106 BauTecFokus
Fotos: Porr, Gerry Mayer-Rohrmoser, Horst Dockal<br />
Zukunft wird es mit der BIM 6D-Version auch<br />
möglich sein, den ökologischen Footprint<br />
eines Gebäues zu berechnen. Jedenfalls enthält<br />
das 3D-Gebäudemodell die wesentlichen<br />
Informationen über die in einem Gebäude<br />
verbauten Materialien. „Dieses Wissen ist die<br />
wichtigste Grundlage für das künftige Wiederverwenden,<br />
Aufbereiten oder Rezyklieren von<br />
Baumaterialien“, so Hans-Peter Weiss, CEO<br />
der BIG. „BIM hat jedenfalls das Potenzial, ein<br />
bedeutendes Werkzeug für die Kreislaufwirtschaft<br />
in der Immobilienbranche zu werden.“<br />
Schon in der Planungsphase und dem Ein-<br />
satz moderner Tools und Software sind viele<br />
Optimierungen im Bereich eines umweltoptimierten<br />
Entwurfs möglich. Dabei können<br />
erneuerbare oder recycelte Materialien mit<br />
neuen Bauverfahren wie Lean-Management<br />
oder 3D-Druck kombiniert werden. „Der Einbau<br />
von Sensoren trägt zur Optimierung der<br />
Energieeffizienz oder auch der Raumluft oder<br />
-auslastung bei“, so Stefan Graf, CEO der Leyrer<br />
+ Graf Baugesellschaft. „Dies wiederum<br />
wirkt sich sehr positiv auf die Nutzungsdauer<br />
des Bauwerks aus und ermöglicht eine intelligente,<br />
vorausschauende Wartung.“<br />
„Firmen müssen das<br />
Abbruchmaterial<br />
ordnungsgemäß entsorgen<br />
und dies auch<br />
bescheinigen können.“<br />
Yasmin Obojkovits,<br />
EHL Immobilien<br />
Ausweg umweltfreundliche<br />
Materialien?<br />
Abfälle aus Land- und Forstwirtschaft könnten<br />
in Zukunft als Basis für umweltfreundliche<br />
Baumaterialien, Dämmschäume oder Treibstoffe<br />
dienen und damit langfristig eine Kreislaufwirtschaft<br />
erleichtern. Viereinhalb Jahre<br />
hat das EU-Projekt REHAP unter Beteiligung<br />
der Universität Augsburg das Potenzial solcher<br />
Produkte untersucht. Nicht ganz überraschend<br />
zeigen die Ergebnisse auch, wie wichtig<br />
ein ganzheitlicher Blick ist, um unerwünschte<br />
Nebenwirkungen zu vermeiden.<br />
Werden herkömmliche Materialien durch<br />
grüne Alternativen ersetzt, hat das Konsequenzen<br />
in unterschiedlichen ökologischen<br />
Bereichen, kurz gesagt, die Ökobilanz von<br />
Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen<br />
muss genau geprüft werden. Wissenschaftler<br />
setzen Computerprogramme ein, um die<br />
Wechselbeziehungen algorithmisch abbilden<br />
zu können. Auf diese Weise lässt sich sichtbar<br />
machen, wie sich die Optimierung eines Parameters<br />
wie zum Beispiel des Kohlendioxid-<br />
Ausstoßes auf einen anderen Parameter – wie<br />
die Landnutzung oder die Bodenqualität<br />
– auswirkt. Auf diese Weise lassen sich die<br />
Sweet Spots identifizieren, aufgrund derer<br />
eine Abwägung der Schadenskategorien gegeneinander<br />
möglich ist.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
107
ImFokus<br />
„Öffentliche Förderungen<br />
oder Steuererlässe sind<br />
für die Unterstützung<br />
der Kreislaufwirtschaft<br />
notwendig.“<br />
Friedrich Gruber,<br />
6B47<br />
Was es noch braucht<br />
Eines ist klar, die Bauwirtschaft muss einen<br />
wesentlichen Beitrag zum Erreichen der<br />
Klimaziele leisten. Die Kreislaufwirtschaft<br />
ist zwar in vielen Verordnungen EU-weit<br />
verankert, wird aber noch nicht nachhaltig<br />
angewandt und gelebt. „Um eine funktionierende<br />
Kreislaufwirtschaft in der österreichischen<br />
Immobilienwirtschaft nachhaltig<br />
zu etablieren, sind öffentliche Förderungen<br />
oder Steuererlässe unabdingbar“, so Friedrich<br />
Gruber, COO der 6B47. Konkret führt er die<br />
Notwendigkeit entsprechender Förderungen,<br />
Verordnungen und Gesetze, den Madaster<br />
Gebäudematerialkatalog, eine passende Finanzierung<br />
und Softwarelösungen an.“ Das sieht<br />
auch BIG-Chef Hans-Peter Weiss so: „Eine der<br />
größten Herausforderungen sehen wir in der<br />
detaillierten Ausformulierung einheitlicher<br />
Grundanforderungen auf regulativer Ebene,<br />
damit Kreislaufwirtschaft nicht als Hürde, sondern<br />
als Selbstverständlichkeit, die sich auch<br />
wirtschaftlich rechnet, gesehen wird.“<br />
In den kommenden Jahren werden die Vorgaben<br />
der Politik, wie zum Beispiel Green Deal,<br />
die 17 Ziele für eine nachhaltige Zukunft der<br />
UN etc., verstärkt in Ausschreibungen, Richtlinien,<br />
Förderungen & Co. Eingang finden. „Die<br />
aktuelle Situation im Zusammenhang mit den<br />
teilweise stark eingeschränkten Materialverfügbarkeiten<br />
relevanter Bauprodukte verdeutlicht,<br />
dass nicht bloß ein Umdenken einsetzen<br />
muss, sondern bereits ein dringender Handlungsbedarf<br />
auf europäischer Ebene gegeben<br />
ist“, so Wetschnig. „Wir sind überzeugt, dass<br />
hierbei neben dem Grundansatz der Kreislaufwirtschaft<br />
auch der Fokus auf neue nachhaltige<br />
Baustoffe gelegt werden muss. Hierbei muss es<br />
uns gelingen, innerhalb der EU unsere Stärken<br />
zu bündeln und unsere Abhängigkeiten außerhalb<br />
der EU zu reduzieren. Allerdings gilt<br />
es auch, Partnerschaften und Kooperationen<br />
zu forcieren.“<br />
Beispiele für Wiederverwertung<br />
In Ansätzen wird die Kreislaufwirtschaft bereits<br />
in der Praxis umgesetzt, auch wenn diese<br />
ersten Schritte erst einmal im Recycling und<br />
der Wiederverwertung von Materialen bestehen.<br />
Eine komplette Kreislaufwirtschaft, wie<br />
sie im Buche steht, wird erst mit der genauen<br />
Dokumentation von verwendeten Materialien<br />
im Neubau möglich sein – wenn diese im<br />
Sinne der Grundidee entsprechende Baustoffe<br />
verwendet.<br />
Abbruch Althanquartier<br />
Für den Abbruch hat die 6B47 ein befugtes<br />
Zivilingenieurbüro beauftragt, ein Konzept zu<br />
erstellen und danach ein „Schad- & Störstoffgutachten“<br />
auszuarbeiten. Bereits während<br />
der Ausarbeitung erfolgte eine laufende Abstimmung<br />
mit den zuständigen Behörden.<br />
Aus der getesteten Methode beziehungsweise<br />
aus der Laboruntersuchung und dem Entsorgungskonzept<br />
wurde ein abschließendes Gutachten<br />
erstellt und durch die Behörde genehmigt.<br />
Nach Rückbaubeginn wurden laufend<br />
die Arbeiten für den Abbruch bzw. die Entsorgung<br />
durch die örtliche Bauaufsicht, also<br />
das Ingenieurbüro, beziehungsweise durch<br />
Lokalaugenscheintermine mit der Behörde<br />
überwacht. Parallel dazu wurde eine Versuchsfläche<br />
für einen Proberückbau eingerichtet<br />
und mit begleitenden Messungen, Aufzeichnungen<br />
beziehungsweise Einbindung der Behörden<br />
wurde die Methode für die Schad- und<br />
Störstoffentsorgung festgelegt. Beim Rückbau<br />
selbst wurde auf eine entsprechende Trennung<br />
des Materials in die verschiedensten Fraktionen<br />
geachtet. Das betraf hauptsächlich die Materialien<br />
verschiedene Metalle wie Aluminium<br />
„BIM hat das Potenzial,<br />
ein bedeutendes Werkzeug<br />
für die Kreislaufwirtschaft<br />
in der Immobilienbranche<br />
zu werden.“<br />
Hans-Peter Weiss,<br />
BIG<br />
Fotos: Irene Schanda, feelimage/Matern, Harald A. Jahn, Peter Rigaud, Fürnkranz<br />
108 BauTecFokus
Abriss Joseph und Francis/Althanquartier (l. & r.o.),<br />
Abriss MedUni Campus Mariannengasse (r.u.)<br />
Kupfer, etc. und Holz, sowie Kunststoff. Dabei<br />
konnten an recyclingfähigem Material circa 50<br />
Prozent gewonnen werden.<br />
MedUni Campus Mariannengasse<br />
Eines der größten Re-Use-Projekte der BIG ist<br />
aktuell der MedUni Campus Mariannengasse.<br />
In Kooperation mit BauKarussell wurden über<br />
140 Tonnen Ressourcen bewegt: 60 Tonnen<br />
Material wurden wiederverwendet, 80 Tonnen<br />
sortenrein getrennt und der stofflichen<br />
Verwertung zugeführt. Darunter Leuchtstoffröhren,<br />
Zwischendecken, Schwerlastregale<br />
oder Treppenhandläufe. Türen aus dem Areal<br />
des MedUni Campus werden beispielsweise<br />
im Restaurant Dogenhof als stilvolle Wandvertäfelungen<br />
genutzt.<br />
Erdaushub Wohnquartier Wildgarten<br />
Eine weitere wesentliche Rolle spielt auch die<br />
Wiederverwendung und -verwertung von<br />
mineralischen Werkstoffen. Ein Beispiel dafür<br />
ist die Wiederverwertung des Erdaushubs im<br />
Wohnquartier Wildgarten. Wertvolle Rohstoffe<br />
wurden vor Ort aufbereitet und genutzt.<br />
Ein anderer Teil des Aushubs kommt bei einem<br />
anderen ARE Projekt, dem Village im Dritten,<br />
zum Einsatz. Dort werden übrigens auch vier<br />
von sechs ehemaligen Hallen durch BauKarussell<br />
verwertungsorientiert abgetragen. Das<br />
BauKarussel ist spezialisiert auf den verwertungsorientierten<br />
Rückbau und setzt auf Re-<br />
Use-Produkte wie Fenster, Türen, Fliesen, Parkettböden,<br />
Fassadenelemente, Dachbegrünung<br />
etc., die im Neubau wieder eingeplant werden.<br />
Das ehemalige Zollamt<br />
Ein weiteres Beispiel der BIG ist das Bauschuttrecycling<br />
beim TrIIIple, das gemeinsam<br />
mit Soravia umgesetzt wurde. Insgesamt<br />
fielen bei den Abbrucharbeiten des ehemaligen<br />
Zollamts, auf dessen Grund das TrIIIple<br />
„Der Einbau von<br />
Sensoren trägt zur<br />
Optimierung der Energieeffizienz<br />
oder auch<br />
der Raumluft bei.“<br />
Stefan Graf,<br />
Leyrer + Graf<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
109
ImFokus<br />
errichtet wurde, rund 130.000 Tonnen an<br />
Bauschutt und Eisenabfällen an, die vom Abbruchunternehmen<br />
recycelt und ordnungsgemäß<br />
entsorgt wurden. Der Großteil der<br />
Abbruchmasse – rund 120.000 Tonnen – bestand<br />
aus Betonschutt, der wiederaufbereitet<br />
wurde. Um Bauschutt und Baurestmassen<br />
fachgerecht verwerten zu können, wurden<br />
Abfälle bereits vor Ort von einer Recyclingmaschine<br />
verarbeitet und sortiert. Sekundärprodukte<br />
wurden fachgerecht gelagert und in<br />
verschiedenen Industriebereichen verarbeitet<br />
oder eingesetzt.<br />
Holzneubau der Boku (l.), ZIN Brüssel (r.o.), Village im Dritten/Reuse Halle (r.u)<br />
Türme des Brüsseler<br />
World Trade Center<br />
Das Projekt „ZIN“, das von Befimmo zusammen<br />
mit dem Unternehmen „Open Minds“<br />
entwickelt wurde, besteht aus der Renovierung<br />
der Türme 1 und 2 des Brüsseler World<br />
Trade Center. Am Ende des Projekts wird<br />
das multifunktionale Gebäude auf 110.000<br />
Quadratmetern Büros, Coworking-Flächen,<br />
Wohnungen und Hoteldienstleistungen<br />
beherbergen. Eines der großen Ziele dieses<br />
Projektes war die Integration des Konzepts<br />
der Kreislaufwirtschaft durch die Inven-<br />
„Die Basis für jede gute<br />
Kreislaufwirtschaft sind die<br />
Materialdaten. Das ist bei<br />
Neubauten natürlich einfacher.“<br />
Nadja Pröwer,<br />
Drees & <strong>Sommer</strong><br />
Fotos: Drees & <strong>Sommer</strong>, Stanislav Kogiku, Erich Sinzinger, Anna Rauchenberger, Florian Voggeneder, Befimmo Jaspers-Eyers 51N4E L‘AUC<br />
110 BauTecFokus
tarisierung und Wiederverwendung eines<br />
Maximums an Materialien und die „Cradle<br />
to Cradle®“-Zertifizierung. Ein Großteil der<br />
vorhandenen Materialien wird entweder beibehalten<br />
oder an anderen Standorten wiederverwendet<br />
beziehungsweise recycelt. Drees &<br />
<strong>Sommer</strong> unterstützt dieses Projekt mit „Cradle<br />
to Cradle®“-Beratung, Implementierung des<br />
Materialpasses und einem Vorschlag für effiziente<br />
Ökosysteme.<br />
„Die Bauherren haben<br />
eine zentrale Rolle und<br />
entscheiden, wie viel<br />
Nachhaltigkeit in einem<br />
Gebäude umgesetzt wird.“<br />
Wolfgang Kradischnig,<br />
Delta<br />
Götschka Tunnel<br />
Ein gutes Beispiel für Wiederverwendung<br />
„on-site“ ist die bewusste Verwendung von<br />
Ausbruchmaterial als Substitut von Virgin<br />
Material im Zuge der Errichtung des Götschka<br />
Tunnels durch die Porr Niederlassung Oberösterreich.<br />
Entsprechend der Größe des Projekts<br />
fiel beim Bau des Tunnels Götschka eine<br />
enorme Menge an Ausbruch- und Aushubmaterial<br />
an. Die Entsorgung von insgesamt<br />
1.200.000 Kubikmetern stellte eine massive<br />
Herausforderung dar. Die Porr begegnete<br />
dieser, indem sie den dafür geeigneten Materialanteil<br />
zu hochwertigem Spritz- und<br />
Konstruktionsbeton verarbeitete. Mit Hilfe<br />
einer Kieselaufbereitungsanlage konnten<br />
Gesteinskörnungen für Beton, ungebundene<br />
Tragschichten und Filterschichten wiederverwertet<br />
werden. Das führte auch dazu, dass<br />
weniger Kies, Deponieflächen und Transportwege<br />
benötigt wurden. Und schließlich wirkte<br />
sich auch die geringere Lärm-, Staub- und<br />
Luftbelastung positiv aus – sowohl für die<br />
Anrainer als auch auf die Klimabilanz des Bauvorhabens.<br />
RCH Recycling Center Himberg<br />
Im RCH Recycling Center Himberg, einem<br />
Tochterunternehmen der Porr, werden Baurestmassen<br />
wie Ziegel, Beton oder Bauschutt<br />
von Abbruchobjekten übernommen und nach<br />
den geltenden Richtlinien, Gesetzen und Verordnungen<br />
aufbereitet und daraus Produkte<br />
hergestellt, die wieder in den Wirtschaftskreislauf<br />
zurückgeführt werden. Dabei wird so<br />
viel wie möglich wiederverwertet, abgesehen<br />
von Schrott oder anderen Störstoffen, die im<br />
angelieferten Material enthalten sein können<br />
und aussortiert werden. „Ziel ist es, dass<br />
keine Fraktionen übrigbleiben, die man auf<br />
einer Deponie endlagern muss“, erklärt René<br />
Trauner, Betriebsleiter und abfallrechtlicher<br />
Geschäftsführer der RCH. „Alles, was bei der<br />
RCH reinkommt, soll auch als Produkt den<br />
Standort wieder verlassen.“<br />
So wird aus Ziegelabbruchmaterialien Ziegelsplitt<br />
mit einer Körnung von 2 bis 11 mm<br />
erzeugt. In einer eigenen Mischanlage werden<br />
aus diesen Ziegelsplittfraktionen und zahlreichen<br />
anderen Zuschlagsstoffen wie Kompost,<br />
Blähton oder Natursand nach verschiedenen<br />
Rezepturen Substrate hergestellt. Zum Einsatz<br />
kommen diese Materialien dann vor allem als<br />
Dachsubstrat zur Begrünung von Dächern.<br />
Neben der Aufbereitung von Ziegelabbruchmaterialien<br />
können auch Betonabbruchmaterialien<br />
zu hochwertigen Recyclingmaterialien<br />
verarbeitet werden. Diese finden hauptsächlich<br />
als Drainagematerialien und im Straßenunterbau<br />
Verwendung. Wenn im Zuge von<br />
Abbruchmaßnahmen auch Bauschutt anfällt<br />
„Ziel ist es, dass keine<br />
Fraktionen übrigbleiben,<br />
die man auf einer Deponie<br />
endlagern muss.“<br />
René Trauner,<br />
RCH Recycling Center Himberg<br />
(Mischung aus Beton, Ziegel, Ytong, Fliesen,<br />
Keramik), können auch diese Materialien zu<br />
einem Ersatzrohstoff oder Schüttmaterial aufgearbeitet<br />
werden. Ebenso werden Bodenaushubmaterialien<br />
von Baustellen durch spezielle<br />
Aufbereitungsschritte als Recyclingmaterial<br />
wiederverwertet.<br />
Ein Neubaubeispiel von Delta<br />
Im Herbst letzten Jahres wurde der BOKU<br />
Holzneubau an der Türkenschanze in Wien<br />
fertiggestellt, der zu 78 Prozent aus Holz besteht.<br />
Hier wurden 1.000 Kubikmeter Holz<br />
verbaut: Das klingt im ersten Moment viel, ist<br />
aber jene Holzmenge, die in einem Land wie<br />
Österreich schon in 17 Minuten nachwächst.<br />
Das Besondere bei diesem Projekt sind die wenigen<br />
unterschiedlichen Baustoffe, die aber<br />
die oben genannten Aspekte erfüllen. Holz<br />
ist ein natürlicher und nachwachsender Rohstoff,<br />
der viele architektonische Möglichkeiten<br />
sowie Flexibilität bietet. Durch den hohen<br />
Vorfertigungsgrad des Baustoffes konnte das<br />
Gebäude in nur 14 Monaten errichtet werden.<br />
Der Holzneubau ist ein Niedrigstenergiegebäude<br />
und trägt mit einem sehr niedrigen<br />
CO2-Ausstoß beim Bau und im Betrieb zum<br />
Klimaschutz bei. Dafür wurde es kürzlich mit<br />
dem Green and Blue Building Award ausgezeichnet.<br />
<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
111
ImFokus<br />
Ökologische<br />
Baustoffe<br />
Sehr gefragt. Mit der Einführung der ESG-Kriterien und dem Bestreben,<br />
Europa bis 2050 klimaneutral zu machen, steigt die Nachfrage nach<br />
ökologisch verträglichen Baustoffen.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
G<br />
lobal gesehen stammen 40 Prozent<br />
des Abfalls aus der Bauindustrie.<br />
Zu einem guten Teil<br />
handelt es sich um Pre-Consumer-<br />
Waste, der bereits entsteht, ehe das Produkt<br />
auf die Baustelle gelangt. Zum anderen handelt<br />
es sich um Abfall, der durch Umbauten oder<br />
am Ende des Lebenszyklus eines Gebäudes<br />
anfällt. Je weniger Materialien und Baustoffe<br />
für die Erstellung des Gebäudes benötigt werden,<br />
desto weniger wird die Umwelt und das<br />
Baubudget belastet. Daher sind bei der Baustoffwahl<br />
auch Produkte empfehlenswert, die<br />
wenig Energie für ihre Herstellung benötigen<br />
oder aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen<br />
Fotos: Rieder Group, Saint-Gobain Weber Terranova<br />
112 BauTecFokus
Wiederverwendung von Baustoffen und eine<br />
Planung, die konsequent auf Ressourceneffizienz<br />
ausgerichtet ist.<br />
freestyle GW von webertherm<br />
Das neuartige Fassadensystem hat einen Glaswolle-Kern<br />
des innovativen Wärmedämm-<br />
Verbundsystems (WDVS) vom Dämmstoffspezialisten<br />
Isover. Er besteht zu circa 80 Prozent<br />
aus Recyclingglas und sorgt für viele positive<br />
Eigenschaften: extrem niedrige Wärmeleitfähigkeit<br />
von λ = 0,034 W/mK, A2-geprüfter<br />
Brandschutz, perfekter Schallschutz, federleichtes<br />
Gewicht. Damit ist dieses Wärmedämm-Verbundsystem<br />
für alle Gebäudetypen<br />
geeignet.<br />
wie Holz, Schilf, Stroh, Flachs, Hanf, Schafwolle<br />
usw. Diese Materialien können bei der Tragkonstruktion,<br />
der Wärmedämmung, der Fassade,<br />
im Innenraum und vielem mehr eingesetzt<br />
werden. Zusätzlich zur Umweltfreundlichkeit<br />
unterstützen diese Baustoffe auch oft das gesunde<br />
Wohnklima.<br />
Materialien mit einem hohem Herstellungsaufwand<br />
wie beispielsweise Metalle, Stahlbeton,<br />
Kunststoffe, Abdichtungsbahnen etc.<br />
sollten reduziert oder nur dann eingesetzt<br />
werden, wenn die technischen Vorteile deutlich<br />
überwiegen oder keine Alternativen zur<br />
Verfügung stehen.<br />
Gütesiegel<br />
Umwelt- und Qualitätszeichen für Bau- und<br />
Wohnprodukte geben allen Baubeteiligten<br />
Orientierung in Richtung Gesundheit, Umweltverträglichkeit<br />
und technischer Zuverlässigkeit.<br />
Das Institut für Baubiologie und<br />
Bauökologie (IBO) vergibt das IBO Prüfzeichen<br />
und führt Prüfungen für natureplus und das<br />
Österreichische Umweltzeichen durch. Ein<br />
weiteres Gütesiegel ist der Blaue Engel. Baustoffe,<br />
die auf ökologische Kriterien geprüft<br />
wurden, werden nicht nur mit Gütesiegeln<br />
ausgezeichnet, sie sind auch am Oekoindex<br />
erkennbar. Der Oekoindex drückt die Wirkung<br />
eines Produktes auf die Umwelt aus. Er wird<br />
vom IBO mittels Ökobilanzen errechnet. Dazu<br />
werden von der Rohstoffgewinnung bis zum<br />
versandfertigen Produkt der Energieeinsatz<br />
und sämtliche Emissionen berücksichtigt. Betrachtet<br />
wird dabei der gesamte Lebenszyklus<br />
eines Produktes wie die Verwendung nachwachsender<br />
Rohstoffe, der Transportaufwand,<br />
der Energieeinsatz beim Herstellungsprozess,<br />
der Einsatz erneuerbarer Energien, die Länge<br />
der Nutzung und Reparaturfähigkeit, sowie<br />
die Recyclingfähigkeit. Eine Alternative ist die<br />
Für die Herstellung des Dämmstoffes wird 100<br />
Prozent Strom aus zertifizierter Wasserkraft<br />
eingesetzt. Es werden keine chemischen Brandhemmer,<br />
keine Stützfasern aus Kunststoff und<br />
keine Pestizide verwendet. In der Ausführung<br />
mit Weber Edelputzen ist das Fassadensystem<br />
ohne Biozide endbeschichtet. Zudem ist das<br />
innovative Wärmedämm-Verbundsystem voll<br />
recyclingfähig. Die Dämmstoffe besitzen eine<br />
EPD (Umweltproduktdeklaration). Dieses Dokument<br />
bildet sämtliche relevante ökologische<br />
Parameter transparent und nachvollziehbar ab<br />
und bietet auch europaweit eine objektive Produktbewertung<br />
nach einheitlichen Kriterien.<br />
öko skin pixel von Rieder<br />
Eine wichtige Strategie lautet bei Rieder<br />
„Zero Waste“, also die Rohstoffminimierung<br />
und Müllvermeidung in der Produktion und<br />
Logistik, sowohl im Pre- als auch im Post-<br />
Consumer-Bereich. Rieder stellt auf nachhaltige<br />
Primärenergie um und bereits 2021 wird<br />
der Zementanteil in ihrer Betonmatrix um<br />
50 Prozent reduziert sein. Um den Verschnitt<br />
bei der Produktion der öko skin Betonlatten<br />
zu reduzieren, hat Rieder ein neues Produkt<br />
entwickelt, die öko skin pixel. Das Produkt<br />
hat durch die Kleinteiligkeit eine andere Ästhetik<br />
und wirkt dadurch nicht so perfekt. In<br />
Zusammenarbeit mit einem Partner wurde ein<br />
digitales Werkzeug entwickelt. Diese Software<br />
greift auf die Bestände des Verschnitts zu und<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
113
ImFokus<br />
generiert projektbezogene Gestaltungsmöglichkeiten<br />
für Fassaden. Es handelt sich dabei<br />
um Verschnittteile aus dem Glasfaserbetonplatten-Sortiment,<br />
die dank einer innovativen<br />
Methode der Katalogisierung für neue Anwendungen<br />
als kleinteilige Schindeln aufbereitet<br />
und weiterverarbeitet werden. Somit bietet<br />
sich für die aus mineralischen Grundstoffen<br />
bestehenden Werkstoffe nicht nur die Option<br />
des Recyclings, sondern auch jene des Upcyclings<br />
in Form kleinteiligerer Elemente, die<br />
zahlreiche Einsatz- und Gestaltungsmöglichkeiten<br />
bieten. Zudem arbeitet Rieder an einem<br />
Kreislaufsystem, sprich der Rücknahme der<br />
Produkte, um sie wieder in den Produktionskreislauf<br />
zurückzuführen.<br />
Ökobeton von Wopfinger<br />
Mit der Produktlinie Ökobeton führt Wopfinger<br />
Baurestmassen durch hochwertige<br />
Aufbereitung wieder der Betonproduktion zu<br />
und schließt den Kreislauf des Gesteins. Um<br />
hochwertig rezyklierte Gesteinskörnung mit<br />
gleichbleibender Qualität herzustellen, sind<br />
moderne Aufbereitungstechnik und strikte<br />
Vorgaben im Prozesskreislauf einzuhalten.<br />
Den Kernprozess des Nassaufbereitungsverfahrens<br />
stellt das Waschen und Sieben der<br />
zerkleinerten Baurestmassen nach vorheriger<br />
Entfernung unerwünschter Fremdstoffe dar.<br />
Rund 98 Prozent des Ausgangsmaterials können<br />
so dem Stoffkreislauf wieder zugeführt<br />
werden. Dieses Recyclingmaterial kann natürliche<br />
Sande und Kiese bei gleichbleibender<br />
Betonqualität ersetzen.<br />
Das so hergestellte Recyclingmaterial wird<br />
nach geltenden Regelwerken kontrolliert<br />
und fremdüberwacht. Unter Beachtung<br />
gewisser grundlegender Voraussetzungen<br />
können so hergestellte hochwertige Ökobetone,<br />
neben Anwendungen als Füllbeton<br />
oder Magerbeton, auch im konstruktiven Betonbau<br />
verwendet werden. Damit steht nun<br />
im Vergleich zu herkömmlichen Transportbetonen<br />
ein ÖNORM geprüftes, gleichwertiges<br />
Transportbetonprodukt zur Verfügung,<br />
welches sowohl Ressourcen schont als auch<br />
Deponievolumen spart.<br />
Ökobeton ist beim Österreichischen Institut<br />
für Bauen und Ökologie mit dem IBO-Gütesiegel<br />
zertifiziert, im baubook gelistet und<br />
darüber hinaus mehrfach als innovatives,<br />
nachhaltiges Produkt ausgezeichnet (zum<br />
Beispiel NÖ-Innovationspreis 2020, ÖGUT<br />
Umweltpreis 2019, Energy Globe Award<br />
2019). Und: Optisch sieht man keinen Unterschied<br />
zu herkömmlichem Beton.<br />
GO2morrow Recycling Beton B20<br />
von Baumit<br />
Die Klimaschutzpotenziale mineralischer<br />
Baustoffe wurden lange nicht genutzt. Betrachtet<br />
man den gesamten Lebenszyklus,<br />
weisen mineralische Baustoffe die gleiche<br />
Ökobilanz wie organische Baustoffe auf.<br />
Durch neue Technologien, aber auch aktiv<br />
betriebene Kreislaufwirtschaft können sie<br />
einen ganz massiven Beitrag zur Senkung des<br />
Energieverbrauchs im Gebäudebereich und<br />
zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten.<br />
Unter dem Label GO2morrow entwickelt<br />
Baumit aktuell Baustoffe, deren mineralische<br />
Basis aus recycelten Rohstoffen besteht. Den<br />
Anfang macht dabei der GO2morrow Recycling<br />
Beton B20, der von der Güteklasse her<br />
wie ein Trockenbeton 20 speziell für kleinere<br />
Anwendungen im Gartenbereich zum Betonieren<br />
von Grillplätzen oder zum Verfüllen<br />
von Schalsteinen geeignet ist.<br />
Baumit GO2morrow Recycling Beton B20 ist<br />
ein werksgemischter Trockenbeton der Fes-<br />
Weitere Informationen<br />
• Relevante Umweltgütesiegel listet das Österreichische<br />
Institut für Baubiologie und Bauökologie (IBO) auf.<br />
• Produkte, die mit dem österreichischen Umweltzeichen<br />
ausgezeichnet wurden, präsentiert das Österreichische<br />
Umweltzeichen.<br />
• Interessante Informationen über Oekoindex-Bauprodukte<br />
und deren ökologischen Hintergrund sind im<br />
Oekoindex-Baubook-Produktekatalog verzeichnet.<br />
• Zur Berechnung und Auswahl ökologischer Bauprodukte<br />
steht unter www.baubook.at eine qualitätsgesicherte<br />
Datenbank zur Verfügung.<br />
• Die Umweltberatung berät beim Einsatz ökologischer<br />
Stoffe und beim Setzen von nachhaltigen Maßnahmen<br />
im Betrieb.<br />
Fotos: MABA Fertigteilindustrie GmbH/Christian Postl, Wopfinger<br />
114 BauTecFokus
tigkeitsklasse C 16/20. Die bisher verwendete<br />
Kalksteinkörnung wird hier zu 100 Prozent<br />
durch gewaschene, sortenrein recycelte und<br />
qualitätsgesichert zur Verfügung gestellte Betonbruchkörnung<br />
ersetzt. Damit wird Baustoff<br />
wieder zu Baustoff.<br />
SILE & SAFE von Kirchdorfer<br />
Mit der SILE & SAFE-Serie hat die MABA eine<br />
ökologisch nachhaltige Lösung aus Betonfertigteilen<br />
für die Bereiche Lärmschutz und<br />
Verkehrssicherheit entwickelt. Im August<br />
2020 wurde das patentierte System im Auftrag<br />
der Gemeinde Wöllersdorf in Kooperation mit<br />
dem Land Niederösterreich auf einer Länge<br />
von über 1,2 Kilometer entlang der B21 in Wöllersdorf<br />
installiert, wodurch eine Reduktion<br />
des Schallpegels um die Hälfte sowie eine Steigerung<br />
der Straßensicherheit erzielt werden<br />
konnte. Durch die Kombination von Lärmund<br />
Rückhalteschutz in einem einzigen, kompakten<br />
System aus Betonfertigteilen ergibt<br />
sich aufgrund der niedrigeren erforderlichen<br />
Höhe im Vergleich zu einer konventionellen<br />
Lärmschutzwand eine besonders ressourcenschonende<br />
Bauweise. Die bei herkömmlichen<br />
Lärmschutzwänden erforderliche Stahlleitschiene<br />
mit einem Gewicht von etwa 25 Kilogramm<br />
pro Laufmeter entfällt, was allein beim<br />
Projekt an der B21 eine CO2-Reduktion von 60<br />
Tonnen bedeutet. Auch das Einbringen von<br />
Schwermetall über die Straßenabwässer in die<br />
Naturkreisläufe, zu dem es bei Stahlsystemen<br />
durch den kontinuierlichen Abbau von Zinküberzügen<br />
kommt, kann dadurch vermieden<br />
werden. Das Absorbermaterial besteht aus<br />
mineralischem, gebrochenem Gestein und ist<br />
daher umweltfreundlich und recyclebar. Eine<br />
regionale Herstellung kann durch österreichweite<br />
Produktionsstandorte sichergestellt<br />
werden. Außerdem zeichnet sich das Produkt<br />
im Vergleich zu Stahlsystemen durch seine<br />
Langlebigkeit und die in Folge geringeren Erhaltungskosten<br />
aus. Das SILE & SAFE-System<br />
ist aktuell das einzige, das alle Aspekte der<br />
Fahrzeugsicherheit (Rückhaltewirkung, Insassensicherheit<br />
etc.) mit integrierter Funktion<br />
einer Lärmschutzwand erfüllt.<br />
MonoTop-412 Eco von Sika<br />
Mit dem MonoTop-412 Eco hat Sika in Österreich<br />
einen Hochleistungsinstandsetzungsmörtel<br />
mit verbesserter Performance<br />
bei gleichzeitig 30 Prozent reduziertem<br />
Zementeinsatz entwickelt. Dieser wird an<br />
Schwestergesellschaften in Europa geliefert.<br />
Damit zeigt sich, dass Nachhaltigkeit und<br />
bessere Performance kein Widerspruch sind.<br />
Beim Einsatz von einer Palette Mörtel spart der<br />
Kunde über 60 kg CO2.<br />
Auch bei anderen Produkten setzt Sika auf<br />
Nachhaltigkeit: Das Produkt Sika CarboDur<br />
Kohlefaserlamellen schützt und verstärkt Bauwerke<br />
und vermeidet dadurch den Neubau<br />
von Brücken und unnötige CO2-Emissionen.<br />
Die neu entwickelte Sarnafil AT Dachabdichtungsbahn<br />
kommt ganz ohne Weichmacher<br />
oder andere flüchtige und umweltrelevante<br />
Stoffe aus. Die Dachabdichtungsbahn ist<br />
wurzelfest und enthält keine Herbizide, die<br />
durch Regenwasser ausgewaschen werden<br />
und die Umwelt verschmutzen könnten. Auch<br />
die Art der Verschweißung trägt zur ökologischen<br />
Positionierung von Sarnafil AT bei.<br />
Die Dachabdichtungsbahn wird thermisch,<br />
ganz ohne Lärm, Flamme und Emissionen,<br />
verschweißt. Eine Nahtvorbereitung mit<br />
Lösemitteln ist nicht mehr erforderlich. Dies<br />
ermöglicht die Verarbeitung auch bei tiefen<br />
Temperaturen und wirkt sich wesentlich auf<br />
die Umweltfreundlichkeit aus. Sika arbeitet<br />
in verschiedenen Forschungszentren rund um<br />
den Globus daran, bei der nächsten Generation<br />
ihrer Mörtel Zement zu 50 bis 90 Prozent<br />
zu ersetzen und den CO2-Ausstoß in gleichem<br />
Umfang zu reduzieren.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
115
IMPRESSUM<br />
Vorschau<br />
Lesen Sie in der<br />
nächsten Ausgabe:<br />
Sicherheit. Brand- und Schallschutz; Sicherheitstechnik<br />
& Arbeitssicherheit; Gebäudeplanung:<br />
Digital zum optimierten Workflow; Revolution in der<br />
Baubranche: Künstliche Intelligenz - Zu Tisch mit … -<br />
Das große Interview mit …<br />
Medieneigentümer<br />
Real Estate Media Group GmbH<br />
Handelskai 94-96<br />
1200 Wien<br />
Tel. +43 1 890 18 26-100<br />
office@media-group.immo<br />
www.media-group.immo<br />
Herausgeber<br />
Mag. Michael Neubauer<br />
Chefredaktion<br />
Mag. Lisa Grüner<br />
Grafik & Layout<br />
Eva Stern<br />
Lektorat<br />
Mag. Karlheinz Hoffelner<br />
Autoren dieser Ausgabe<br />
Mag. Andreas Altstädter, Mag. Patrick Baldia,<br />
Mag. Lisa Grüner, Amelie Miller, BA,<br />
Mag. Michael Neubauer,<br />
sowie die Kommentatoren<br />
Sales & Relations<br />
Rudolf E. Oezelt<br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: Herbst 2021<br />
Relations Management<br />
Tanja Klingseis<br />
Fotos<br />
wenn nicht anders angegeben:<br />
Real Estate Media Group/Katharina Schiffl,<br />
Michael Hetzmannseder, Richard Tanzer<br />
Druck<br />
Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H<br />
Täglich top informiert: www.bautecfokus.at<br />
Den BauTecFokus jetzt immer und überall lesen, mit der neuen REMG-App.<br />
Der BauTecFokus wendet sich im Sinne der<br />
Gleichstellung gleichermaßen an Frauen<br />
und Männer. Aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />
und Verständlichkeit kann es bei den<br />
Beiträgen vorkommen, dass nur die maskuline<br />
Ansprechform verwendet wird.<br />
BauTecFokus ist Mitglied bei:<br />
116 BauTecFokus
Teures Pflaster<br />
Wohnbauprojekte in der Pipeline. In Kärnten werden dieses Jahr<br />
ca. 1.300 Wohneinheiten fertiggestellt. Damit entspricht die Anzahl<br />
der Fertigstellungen ungefähr jener der Vorjahre.<br />
Autor: Andreas Altstädter<br />
K<br />
ärntner haben mehr Platz – müssen<br />
dafür aber auch tiefer in die<br />
Tasche greifen. Im Median sind<br />
pro Wohneinheit 321.000 Euro<br />
zu zahlen. Das sind fast 100.000 Euro mehr als<br />
in der Steiermark, wo es lediglich 223.400 Euro<br />
sind. „Auch im Vergleich zu Oberösterreich<br />
und Niederösterreich zeigt sich ein Ungleichgewicht“,<br />
so Studieninitiator „Wohnbauprojekte<br />
in der Pipeline“ und Exploreal-Geschäftsführer<br />
Alexander Bosak: „In Niederösterreich kostet<br />
eine Wohnung im Median 274.000 Euro, in<br />
Oberösterreich 278.400 Euro.“ Von den bereits<br />
ausgewerteten Bundesländern sind lediglich<br />
Salzburg mit 364.006 Euro und Wien mit 399.000<br />
Euro pro Quadratmeter im Median teurer.<br />
Wird mehr gebaut als benötigt?<br />
In Kärnten werden dieses Jahr ca. 1.300<br />
Wohneinheiten fertiggestellt. Damit entspricht<br />
die Anzahl der Fertigstellungen<br />
ungefähr jener der Vorjahre. 2022 ist mit<br />
rund 1.500 geplanten Einheiten mit einer<br />
ähnlich hohen Fertigstellungsquote zu rechnen.<br />
Allerdings könnte das auch in weiterer<br />
Folge Probleme aufwerfen. Seit 2017 kamen<br />
deutlich mehr Wohnungen auf den Markt,<br />
als aufgrund der Bevölkerungsentwicklung<br />
benötig worden wären. Das Hauptaugenmerk<br />
der aktuellen Bauprojekte liegt in Kärnten auf<br />
Klagenfurt mit Klagenfurt Land und Villach<br />
mit Villach Land. Genau dort, wo ein Bevölkerungswachstum<br />
prognostiziert wird.<br />
Gebaut wird in der Stadt<br />
Die Frage „wo gebaut wird in Kärnten“ ist relativ<br />
leicht zu beantworten: Ein Großteil der Neubauleistung<br />
findet in den Städten Klagenfurt und<br />
Villach statt. Wobei die Landeshauptstadt an<br />
erster Stelle steht. Hier werden in den kommenden<br />
Jahern um rund 1500 mehr Einheiten fertig<br />
gestellt bzw. sind in Planung als in Villach. In<br />
den anderen Regionen Kärntens liegt die Neubauaktivität<br />
bei unter 500 Wohneinheiten.<br />
Gewerbliche Bauträger<br />
versus Gemeinnützige<br />
65 Prozent der Einheiten werden von gewerblichen<br />
Bauträgern errichtet. Ein hoher Prozentsatz,<br />
der nur in Wien mit 68 Prozent höher liegt.<br />
70 Prozent der Wohneinheiten werden im<br />
Eigentum errichtet, freifinanzierte Mietwohneinheiten<br />
werden hingegen kaum gebaut.<br />
Die Studien „Wohnbauprojekte in der Pipeline“<br />
vom WKÖ-Fachverband Immobilien und<br />
Exploreal stellen die Ist-Situation der Neubauleistung<br />
in den jeweiligen Bundesländern dar<br />
und geben einen Ausblick auf die kommenden<br />
Jahre. Kärnten ist das siebente Bundesland, das<br />
aufgearbeitet wurde. Fehlen somit nur noch<br />
Tirol und Vorarlberg, dann ist die Neubauleistung<br />
bei Wohnprojekten in ganz Österreich<br />
erfasst.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
117
ImFokus<br />
Blockchain in der<br />
Bauwirtschaft<br />
Sprung aus der Nische. Die Blockchain-Technologie hat das Potential, die<br />
Baubranche zu revolutionieren, und bietet vielseitige Einsatzmöglichkeiten.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
D<br />
ie Digitalisierung scheint sich<br />
selbst zu überholen. BIM ist noch<br />
nicht flächendeckend im Einsatz<br />
und schon erscheint das nächste<br />
kryptische Wesen am Horizont, wobei das<br />
kryptisch durchaus im wahrsten Sinne des<br />
Wortes zu nehmen ist. Hinter Blockchain steht<br />
eine Technologie, bei der Teilnehmer Transaktionen<br />
tätigen können und die ohne zentrale<br />
Zertifizierungsstelle auskommt. Wie der Name<br />
bereits verrät, handelt es sich bei der Blockchain<br />
um eine „Kette“ von Blöcken, die bestimmte<br />
Informationen beziehungsweise Daten enthalten.<br />
Eine Manipulation ist auszuschließen, da<br />
die einzelnen Blöcke aneinandergereiht werden.<br />
Ein Block baut auf dem nächsten auf, wobei die<br />
einzelnen Blöcke durch kryptografische Schlüssel<br />
verkettet sind. Nach einer Transaktion<br />
können die Daten, die innerhalb einer Blockchain<br />
aufgezeichnet wurden, nicht mehr verändert<br />
werden, da die nachgeschaltete Kette die vorgelagerten<br />
Transaktionen verifiziert. So weit,<br />
so theoretisch. Sieht man sich die Einsatzmöglichkeiten<br />
an, so wäre ein Use Case zum Beispiel<br />
die automatisierte Überwachung des Baufortschritts,<br />
die Koordination von Bauprojekten<br />
oder die Prüfung der Herkunft von Bauteilen<br />
in der Vertriebskette. Auch im Abrechnungswesen<br />
innerhalb komplexer Vertragskonstellationen<br />
könnte die Technologie Vorteile bieten.<br />
Vorausgesetzt, jede zu erbringende Leistung<br />
ist durch einen digitalen Vertrag geregelt und<br />
alle Akteure sind Teil der Blockchain. Hat ein<br />
Handwerker oder Lieferant seine Leistung<br />
erbracht und somit seinen Teil des Vertrages<br />
erfüllt, meldet er dies mittels eines mobilen<br />
Geräts auf der Baustelle, dann erfolgt die Bauabnahme<br />
oder die Bestätigung des Warenerhalts,<br />
Foto: Adobe Stock<br />
118 BauTecFokus
der Prüfer kennzeichnet den Auftrag als erledigt<br />
und schon kann die fällige Rechnung automatisch<br />
zur Zahlung angewiesen werden.<br />
Neue Finanzierungsformen<br />
Auch bei der Finanzierung will die Blockchain<br />
mitspielen. Die Tokenisierung von<br />
Immobilien erlebt im Crowdinvesting-<br />
Bereich und der Immobilienfinanzierung<br />
einen Aufschwung, an einer automatisierten<br />
Abwicklung von standardisierten Kauf- und<br />
Mietverträgen (Smart Contracts) wird eifrig<br />
gearbeitet. Diese vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten<br />
verdankt die Blockchain der<br />
Fälschungssicherheit und der Dezentralität.<br />
Informationen können manipulationssicher<br />
auf der Blockchain gespeichert werden, ermöglichen<br />
jederzeit eine Rückverfolgung der<br />
Transaktionsschritte durch alle Teilnehmer<br />
des Blockchain-Netzes und schaffen so eine<br />
einzigartige Vertrauensbasis. Und damit präsentieren<br />
sich Security Token Offerings als<br />
alternative Finanzierungsform.<br />
beteiligt sind. Das Unternehmen kann durch<br />
den entsprechenden „Smart Contract“ unmittelbar<br />
an die Tokeninhaber auszahlen, die<br />
Bank als Intermediär fällt weg. Die Tokeninhaber<br />
können die in Form von Token verbrieften<br />
Genussrechte auch jederzeit unkompliziert<br />
übertragen und verkaufen.<br />
Praxisbeispiele<br />
Der Kauf eines Zinshauses oder einer Wohnung<br />
ist finanzierungstechnisch häufig nicht<br />
allein zu stemmen. Durch die Tokenisierung<br />
können zum Beispiel einzelne Quadratmeter<br />
erworben werden, der mittelbare Teileigentümer<br />
ist dann anteilsmäßig an deren Wertsteigerung<br />
und laufenden Erträgen beteiligt.<br />
Als konkretes Beispiel kann hier das Berliner<br />
Wohnbau-Projekt Tigris S17A genannt werden,<br />
an welchem sich Investoren am Bauträger<br />
und Eigentümer der Liegenschaft mittels tokenisierter<br />
Genussscheine beteiligen konnten. Es<br />
wurden von rund elf Millionen Euro Gesamtkosten<br />
zwei Millionen über Security Token<br />
finanziert. Nach Fertigstellung des Objekts<br />
und dem Verkauf der einzelnen Wohneinheiten<br />
werden die Anleger am Bilanzgewinn der<br />
Gesellschaft zu 20 Prozent beteiligt. Der Projekteigentümer<br />
wiederum konnte hierdurch<br />
seinen erforderlichen Eigenkapitalanteil refinanzieren<br />
beziehungsweise durch die Ausgabe<br />
von Security Token ein entsprechend größeres<br />
Projekt realisieren. Es eröffnen sich somit für<br />
beide Seiten, Immobiliengesellschaften als<br />
auch Investoren, neue Möglichkeiten einer<br />
Interaktion im Rahmen von Beteiligungs- oder<br />
Finanzierungsprojekten.<br />
Durch die große Flexibilität, die Vorteile bei<br />
der Begebung und der laufenden Verwaltung<br />
und den großen Kreis an potenziellen Investoren<br />
wird die Finanzierung über Token die<br />
Unternehmensfinanzierung in den nächsten<br />
Jahren stark beeinflussen. Anlegern können<br />
alternative Investitionsmöglichkeiten am<br />
Immobilienmarkt eröffnet werden, welche<br />
bislang für diese nicht zugänglich waren. <br />
Der Security Token ist, vereinfacht gesagt,<br />
ein Transport-Medium auf der Blockchain,<br />
das Rechte und Pflichten an einem zugrundeliegenden<br />
Vermögenswert widerspiegelt<br />
und transportiert. Security Token Offerings<br />
(STO) sind demnach ein alternatives Beteiligungs-<br />
und Finanzierungsinstrument unter<br />
Verwendung der Blockchain-Technologie.<br />
Verdeutlichen wir das an einem Beispiel: Will<br />
ein Unternehmen großflächig Solaranlagen<br />
bauen und betreiben, so benötigt es Geld. Muss<br />
es für das erste entsprechende Großprojekt<br />
eine eigenkapitalähnliche Anlauffinanzierung<br />
von 1,5 Millionen Euro aufstellen, so kann es<br />
ein tokenisiertes Genussrecht begeben, wobei<br />
die Genussrechtsbedingungen derart ausgestaltet<br />
sind, dass die Investoren zu 70 Prozent<br />
am laufenden Ergebnis und einem allfälligen<br />
Veräußerungserlös dieses Solarkraftwerkes<br />
Vorteile der Blockchain:<br />
Transparenz,<br />
Änderungen sind nachverfolgbar,<br />
Daten sind permanent abrufbar,<br />
Manipulation der Daten wird ausgeschlossen,<br />
Daten werden dezentral gespeichert und validiert,<br />
Zeit- und Kostenersparnis,<br />
Wegfall von Intermediären wie zum Beispiel Banken oder Maklern.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
119
ImFokus<br />
Ronald Frankl,<br />
Lansky, Ganzger & Partner<br />
Rechtsanwälte<br />
Wirft man einen Blick auf die Entwicklung<br />
der Gesetzeslage rund um Crypto-Assets, so<br />
sieht man, dass die derzeitige Gesetzeslage<br />
der rasanten Entwicklung der Blockchain-<br />
Technologie weit hinterher hinkt. Einen ersten<br />
Anlauf zur Aufholjagd hat die Europäische<br />
Kommission im September 2020 mit der Veröffentlichung<br />
des Verordnungsentwurf mit dem<br />
Titel „on Markets in Crypto-Assets“ („MiCAR“)<br />
gewagt, der eine europaweite Regulierung für<br />
Emissionen von Stablecoins und Utility Tokens<br />
sowie für das Anbieten von Dienstleistungen<br />
im Zusammenhang mit Kryptowerten vorsieht.<br />
Die MiCAR soll voraussichtlich Ende 2022 in<br />
Kraft treten.<br />
Die MiCAR normiert drei unterschiedliche<br />
Token-Arten und knüpft daran für den Emittenten<br />
– abhängig von der jeweiligen Einordnung<br />
– teils sehr umfangreiche Rechtsfolgen.<br />
Die vom Anwendungsbereich der MiCAR<br />
umfassten Token-Arten sind dabei „Asset<br />
Referenced Tokens“ („ARTs“) und E-Money<br />
Tokens („EMTs“) – beides Stablecoins – sowie<br />
Utility Tokens („UTs“).<br />
Als gemeinsame Voraussetzung teilen sich<br />
diese drei Token-Arten, dass die MiCAR Emittenten<br />
eines öffentlichen Angebots jeweils<br />
zur Veröffentlichung eines sogenanntes<br />
„White-Papers“ verpflichtet. Ein White-Paper<br />
dient dabei insbesondere dem Anleger- und<br />
Verbraucherschutz sowie einer allfälligen Haftungsbegründung<br />
des Emittenten gegenüber<br />
dem jeweiligen Investor und erfüllt damit einen<br />
ähnlichen Zweck wie ein Kapitalmarktprospekt.<br />
Neben diesen für Emittenten vorgesehenen<br />
Verpflichtungen normiert die MiCAR auch<br />
ein Zulassungserfordernis sowie besondere<br />
Anforderungen und Sorgfaltspflichten für<br />
das berufliche und gewerbliche Anbieten von<br />
Dienstleistungen im Zusammenhang mit Krpytowerten.<br />
Nicht umfasst sind von der MiCAR hingegen<br />
Security Tokens. Dies hat zur Folge, dass auf<br />
diese wertpapierähnlichen Tokens weiterhin<br />
das bestehende kapitalmarktrechtliche<br />
Regime Anwendung findet, das jedoch nicht<br />
speziell für Tokens konzipiert wurde. Es wäre<br />
wünschenswert, dass auch für diese Token-Art<br />
ein maßgeschneidertes Regelwerk geschaffen<br />
wird, das deren Eigenheiten in angemessener<br />
Weise berücksichtigt und dementsprechend<br />
differenzierte Regelungen trifft.<br />
Der Entwurf der MiCAR erscheint für die<br />
umfassten Anwendungsbereiche als vereinheitlichte<br />
rechtliche Regelung geeignet, um<br />
den – mangels spezieller Regelungen – vorherrschenden<br />
Missbrauchsmöglichkeiten<br />
entgegenzuwirken und Rahmenbedingungen<br />
für einen durch Rechtssicherheit und Verbraucherschutz<br />
geprägten Wettbewerb zu schaffen.<br />
Fast jede Diskussionsrunde zur Digitalisierung<br />
in der Immobilienwirtschaft beginnt mit dem<br />
Statement, dass die Branche sehr langsam<br />
ist und auf neue Technologien nur sehr zögerlich<br />
reagiert. Und im Gegensatz zu vielen<br />
anderen digitalen Möglichkeiten trifft dieses<br />
Vorurteil bei der Anwendung der Blockchain<br />
auch ausnahmsweise voll zu. Während Cloud<br />
Computing und Robotics Process Automation<br />
Einzug in die IT und Geschäftsprozesse gehalten<br />
haben, sind die Anwendungsmöglichkeiten<br />
der Blockchain weitestgehend unbekannt.<br />
Allein im Investment Management, also dem<br />
An- und Verkauf von Immobilien, werden gerade<br />
erste Projekte auf dem Markt bekannt, die<br />
darüber abgewickelt werden.<br />
Dabei sehe ich beispielsweise in der Umsetzung<br />
um ESG zahlreiche Möglichkeiten für<br />
deren Anwendung. Man stelle sich nur die<br />
Transparenz für alle Marktteilnehmer und<br />
über den gesamten Immobilien-Lebenszyklus<br />
vor, die eine sichere Speicherung von Bau-,<br />
Betriebs-, Verbrauchs- und Bewirtschaftungsdaten<br />
in einer gegenseitig verifizierten Datenhaltung<br />
schaffen würde. Hierfür müssen sich<br />
jedoch alle Markteilnehmer zu einer qualitativ<br />
hochwertigen Datenhaltung und der Transparenzschaffung<br />
bereit erklären.<br />
Erst dann kann die Auswahl einer geeigneten<br />
„Public Blockchain“ für die Immobilienwirtschaft<br />
erfolgen, denn nicht jedes DLT<br />
(Distributed Ledger Technology)-Verfahren<br />
ist technisch und fachlich gleichzusetzen. Es<br />
existieren Anbieter, die dem „Proof of Work“,<br />
vereinfacht gesagt der inhaltlich sachlichen<br />
Verifizierung dienen, und andere Verfahren,<br />
die eher dem „Proof of Identity“, also der Identifikation<br />
der Prozessbeteiligten einen Beitrag<br />
leisten. Beides ist für die Immobilienwirtschaft<br />
relevant und muss berücksichtigt werden,<br />
damit auf einem einheitlichen Standard aufgesetzt<br />
wird und nicht die gleiche babylonische<br />
Sprachverwirrung wie bei den Smart Building-<br />
Standards entsteht.<br />
Robert Betz,<br />
KPMG<br />
Erst wenn das Commitment der Immobilienbranche<br />
für Transparenz und Datenqualität<br />
für einen allgemein anerkannten Anwendungsfall<br />
besteht, kann die Blockchain einen<br />
Mehrwert für die Reduzierung von „Daten-Intermediären“<br />
liefern. Ob dies dann noch beim<br />
derzeit notwendigen Stromverbrauch auch im<br />
Sinne von ESG nachhaltig ist, steht auf einem<br />
anderen Blatt der aktuellen Diskussion.<br />
Fotos: Adobe Stock, LGP, KPMG, Tanja Hofer<br />
120 BauTecFokus
„Die automatische<br />
Vertragsdurchführung mittels Smart<br />
Contracts kann über Blockchains<br />
optimal ausgeführt werden.“<br />
Sonja Dürager,<br />
bpv Hügel Rechtsanwälte<br />
Sonja Dürager,<br />
bpv Hügel Rechtsanwälte<br />
Smart Contracts – Die Revolution der Immobilienwirtschaft?<br />
Bislang ging man in vielen<br />
Branchen davon aus, dass das in der Finanzwirtschaft<br />
omnipräsente technische Phänomen<br />
der Blockchain nur ein Spezifikum für Bitcoins<br />
oder andere Kryptowährungen wäre. Der<br />
Gedanke, Prozesse der Immobilienwirtschaft<br />
zu digitalisieren und über eine Blockchain abzubilden,<br />
lag fern. Dabei kann der Blockchain<br />
vor allem wegen der Fähigkeit, Transaktionen<br />
ohne Intermediär, der die Richtigkeit und<br />
Vollständigkeit des Inhalts der Transaktion<br />
kontrolliert (zB Banken), abzubilden, aus Effizienz-<br />
und Simplifizierungsgründen hohes<br />
Potential zugeschrieben werden.<br />
So kann beispielsweise die automatische Vertragsdurchführung<br />
mittels Smart Contracts<br />
über Blockchains optimal ausgeführt werden.<br />
Wenn nämlich eine im Vertrag festgelegte<br />
Bedingung erfüllt wird, dann führt dies automatisch<br />
zu der vorher bestimmten Folge. Das<br />
könnte etwa das Management von Mietobjekten<br />
erleichtern, indem basierend auf den<br />
Vertragsbedingungen des Smart Contracts<br />
periodisch die Mietzahlungen vom Mieter an<br />
den Vermieter und die sonst eingebundenen<br />
Parteien (zum Beispiel Energieanbieter) veranlasst<br />
werden.<br />
Signifikant für Smart Contracts ist jedoch, dass<br />
diese nicht der Vertrag selbst sind, sondern<br />
diesen nur in einem Code abbilden, und so<br />
Abschluss und/oder Durchführung erleichtern.<br />
Maßgeblich bleibt jedoch der Wille der<br />
Parteien off-chain. In diesem Sinn kann man<br />
auch die Vertragsdurchführung sehr diffizil<br />
gestalten, und muss nicht jeder Vorgang onchain<br />
abgebildet sein. So könnten etwa nur<br />
nicht verhandelbare Bestimmungen mit klaren<br />
Anordnungen – und keinen unbestimmten<br />
Rechtsbegriffen oder sonst auslegungsbedürftigen<br />
Spielräumen – im Smart Contract<br />
programmiert werden, und der übrige Teil des<br />
Vertrags (etwa die Hauptleistungspflichten<br />
und Gewährleistungsbehelfe dazu) individuell<br />
off-chain ausgehandelt und exekutiert werden.<br />
Industrie und Gewerbe sind nicht zuletzt ob des<br />
noch unklaren Verhältnisses zum traditionellen<br />
Schuldrecht und dessen Gestaltungsrechten<br />
(zum Beispiel Vertragsrückabwicklung)<br />
zurückhaltend beim Einsatz von Blockchains,<br />
allerdings ist die Blockchain ein disruptiver<br />
Technologie-Trend, der gerade auch in der Immobilienbranche<br />
vielfältige Einsatzmöglichkeiten<br />
vorfindet, und standardisierte Prozesse<br />
(zum Beispiel Abwicklung von Mietverträgen<br />
und Verträgen der Immobilienverwaltung)<br />
durch digitale Wenn-Dann-Verknüpfungen<br />
effizienter gestalten kann. Langfristig sollte<br />
man sich daher der Herausforderung stellen,<br />
rechtliche Anforderungen an Immobilienverträge<br />
mit den technischen Möglichkeiten in<br />
Einklang zu bringen.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
121
ImFokus<br />
„Blockchain-Technologie hat die Chance, den<br />
langsamen und illiquiden Immobilienmarkt<br />
dynamischer und liquider zu gestalten.“<br />
Christoph Urbanek,<br />
DLA Piper<br />
Christoph Urbanek,<br />
DLA Piper<br />
Blockchain-gesteuerte Wertschöpfung in der<br />
Immobilienwirtschaft ist in aller Munde. Eine<br />
dezentralisierte, transparente, unverfälschbare<br />
und vor allem kostengünstige Datenbank. Abgesehen<br />
von Kryptowährungen gibt es für die<br />
Blockchain-Technologie noch zahlreiche weitere<br />
Anwendungsbereiche. Vor allem für die<br />
Immobilienbranche und deren gesamte Wertschöpfungskette<br />
bestehen besondere – bei weitem<br />
noch nicht ausgeschöpfte – Möglichkeiten<br />
und Einsatzbereiche. Durch das transparente<br />
und beinahe manipulationssichere Peer-to-<br />
Peer Blockchain-Netzwerk ergeben sich durch<br />
den Ausschluss von einigen bis dato mitwirkenden<br />
Intermediären zahlreiche Vorteile.<br />
Blockchain-Technologie hat die Chance, den<br />
langsamen und illiquiden Immobilienmarkt<br />
dynamischer und liquider zu gestalten. Verschiedene<br />
Rechte an Immobilien können in<br />
Form von Immo-Token verbrieft werden. Diese<br />
könnten in Zukunft ähnlich wie Aktien am<br />
Sekundärmarkt gehandelt werden. Diese als<br />
Security Token ausgestalteten Immobilienanteile<br />
unterliegen denselben Regeln wie Finanzinstrumente<br />
im Sinne der MiFID. Immobilien<br />
können somit in sehr kleine Teile geteilt werden,<br />
womit auch Kleinanleger in Immobilien<br />
investieren können. Dies kann dem Immobilienmarkt<br />
einen großen Aufschwung geben.<br />
Der Handel von Eigentum an Grundstücken<br />
ist nur bei gleichzeitiger Eintragung in das<br />
Grundbuch möglich. Obwohl Österreich schon<br />
ein Vorreiter in der Digitalisierung des Grundbuchs<br />
ist, würde der Einsatz der Blockchain-<br />
Technologie der Übertragung noch einmal<br />
einen enormen Vorteil verschaffen. Möglich<br />
wären demnach vollkommen digitalisierte<br />
und automatisierte Eigentumsübertragungen<br />
von Immobilien durch sogenannte „Smart<br />
Contracts“, also auf der Blockchain gespeicherte<br />
Verträge, welche beim Eintritt von<br />
bestimmten Bedingungen automatisch exekutiert<br />
werden. Beispielsweise startete Schweden<br />
bereits 2016 ein Pilotprojekt, womit ein Blockchain-basiertes<br />
Grundbuch geschaffen werden<br />
soll. Die zwingenden Formvorschriften bei<br />
der Eigentumsübertragung einer Immobilie<br />
stehen diesem Digitalisierungsschritt in Österreich<br />
noch entgegen.<br />
Dennoch gibt es viele andere Möglichkeiten,<br />
um durch Token indirekt mit Immobilien zu<br />
handeln. Dazu gehören Genussrechte, Aktien,<br />
Anleihen oder Fonds. Möglich ist auch<br />
die Immobilienprojektfinanzierung mittels<br />
eines Token Offerings. Bei diesen können<br />
Unternehmen ein Projekt finanzieren, indem<br />
sie Anlegern Token verkaufen, welche dann<br />
bestimmte Rechte verleihen. Die konkrete<br />
Ausgestaltung ist sehr variabel und kann nicht<br />
nur klassische Auszahlungen in Form von<br />
Genussrechten, sondern auch eine Mischform<br />
mit einem Utility Token vorsehen. Letzterer<br />
könnte zum Beispiel im Tourismusbereich<br />
interessant sein, womit die Token-Inhaber<br />
auch Übernachtungsgutscheine zu ihrem Investment<br />
erhalten. Vergleichbar ist in einem<br />
Neubauprojekt auch die Vergabe von Vorkaufsrechten<br />
an bestimmten Wohnungen<br />
denkbar. In der Ausgestaltung sind der Fantasie<br />
im Rahmen des rechtlich Möglichen kaum<br />
Grenzen gesetzt.<br />
Fotos: Adobe Stock, Advoodle, EY<br />
122 BauTecFokus
Andreas Böcskör,<br />
Advoodle<br />
Die digitale Immobilientransaktion ist Realität<br />
geworden. Sie schafft neue Möglichkeiten<br />
in der professionellen Arbeit mit den Kunden,<br />
spart Kosten und Zeit und ist rechtssicher.<br />
Die Einbindung der Blockchain als Plattform<br />
für qualifizierte Transaktionsketten ist offensichtlich,<br />
weil sie technisch transparent und<br />
manipulationssicher ist. Während die Public<br />
Blockchain Sicherheit ausschließlich durch<br />
die Rechenkraft der Teilnehmer gewährleistet,<br />
können in Permissioned Blockchains spezielle<br />
Autorisierungskonzepte zusätzliche Sicherheit<br />
vermitteln. Permissioned Blockchains liefern<br />
somit Vorteile hinsichtlich Performance<br />
und den datenschutzrechtlichen Anforderungen.<br />
Unser Schwerpunkt ist die Verarbeitung<br />
von Rechtstransaktionen unter Zuhilfenahme<br />
von Smart Contracts. Dabei lehnen wir uns<br />
bewusst an die juristische Praxis an und optimieren<br />
bestehende Prozesse. Smart Contracts<br />
werden idealtypisch in der Blockchain gespeichert<br />
und über den Konsensmechanismus<br />
legitimiert.<br />
Praktisch relevant sind vor allem die sogenannten<br />
Automated Contracts. Diese sind<br />
ebenfalls Smart Contracts, weil sie zumindest<br />
teilweise self-executing sind. Ihr Vorteil besteht<br />
in ihrer Methode, nämlich der Verarbeitung<br />
von menschlich-lesbaren Rechtstexten.<br />
Somit können sie für den Immobilienkauf<br />
ebenso wie für die Immobilienfinanzierung<br />
eingesetzt werden. Sie bilden letztendlich ein<br />
Tool, in dem der automatisiert erstellte Vertrag<br />
beraten, verhandelt und in den vollautomatisierten<br />
Transaktionsprozess eingebunden<br />
werden kann. Die sohin erstellten Dokumente<br />
sind nicht nur der Rechtsauslegung unmittelbar<br />
zugänglich, sondern können auch rechtskonform<br />
qualifiziert elektronisch (mittels eID)<br />
signiert werden, ohne die Notwendigkeit eines<br />
technischen Kunstgriffes.<br />
Alexander Hellmuth,<br />
EY Real Estate<br />
Welche Potenziale, welche Anwendungsfelder<br />
eröffnet die Blockchain-Technologie der Immobilienwirtschaft?<br />
Die Blockchain-Technologie<br />
kann überall dort ihr Potenzial entfalten,<br />
wo es um Vertrauen geht. Traditionell wird für<br />
solche Konstellationen ein Intermediär, etwa<br />
eine Bank oder ein Treuhänder, eingesetzt.<br />
Diese Rolle kann eine Blockchain übernehmen<br />
und ist dann effizienter, schneller und transparenter.<br />
So lassen sich etwa kleine Transaktionen<br />
im Facility Management einfach abwickeln:<br />
Wenn der Facility Manager einen Auftrag<br />
abgeschlossen hat, hinterlegt er das auf der<br />
Blockchain und wird ausgezahlt. Eine vergleichsweise<br />
aufwendige Rechnungsstellung<br />
mit allem, was dazu gehört, ist nicht nötig.<br />
Auch große Transaktionen von ganzen Gebäuden<br />
lassen sich via Blockchain abbilden. Eine<br />
Anteilsübertragung kommt dann ohne Fonds,<br />
Urkunde und notarielle Beglaubigungen aus.<br />
Generell ist das gesamte Vertragswesen ein<br />
breites Anwendungsfeld für die Blockchain-<br />
Technologie.<br />
Allerdings hängt in all diesen Bereichen der<br />
Erfolg der Blockchain von der Akzeptanz und<br />
dem Vertrauen der Beteiligten in die Technologie<br />
ab. Nur wenn eine kritische Masse von<br />
Akteuren der Immobilienwirtschaft der Blockchain<br />
mindestens genauso stark vertraut wie<br />
den althergebrachten Intermediären, hat sie<br />
eine Zukunft.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
123
ImFokus<br />
Florian Petrikovics,<br />
tpa<br />
Die Blockchain-Technologie ermöglicht Unternehmen<br />
eine neue Form der Finanzierung<br />
sowohl durch Groß- als auch Kleinanleger.<br />
Konkret kann im Wege der Tokenisierung eine<br />
Finanzierung (zB Genussrecht oder Anleihe)<br />
ohne aufwendiges Listing an einer Börse handelbar<br />
gemacht werden. Somit vergrößert sich<br />
der Kreis potenzieller Investoren signifikant.<br />
Besonders bei tokenisierten Genussrechten<br />
kann das Unternehmen eine für die jeweiligen<br />
Bedürfnisse maßgeschneiderte Finanzierungslösung<br />
schaffen. Je nach konkreter<br />
Ausgestaltung kann unternehmensrechtlich<br />
Eigen-, Hybrid- oder Fremdkapital und steuerlich<br />
Eigenkapital (steuerlich gleichbehandelt<br />
wie eine unmittelbare Beteiligung) oder<br />
Fremdkapital (bei entsprechender Ausgestaltung<br />
stellen die Zinsen beim Unternehmen<br />
steuerlich Werbungskosten dar und werden<br />
beim Empfänger mit 27,5 Prozent KESt endbesteuert)<br />
vorliegen.<br />
Weiters können die Zahlungen aus diesem Genussrecht<br />
auf einzelne Projekte eingeschränkt<br />
werden. Das bedeutet zum Beispiel, dass ein<br />
Unternehmen spezifisch die Investition in eine<br />
neue Immobilie oder eine neue Fabrik finanzieren<br />
kann und die Anleger an den Gewinnen<br />
dieses konkreten Projektes beteiligt werden.<br />
Durch die Blockchain-Technologie kann auch<br />
die laufende Verwaltung der Finanzierung<br />
effizient umgesetzt werden. Einerseits kann<br />
über die Analyse der Blockchain ausgewertet<br />
werden, wer die Anleger sind und andererseits<br />
kann durch sogenannte „smart contracts“ die<br />
Abwicklung der laufenden Zahlungen aus der<br />
Finanzierung effizient ohne Einschaltung einer<br />
Bank als Intermediär durchgeführt werden.<br />
Ein Praxisbeispiel: Ein Unternehmen will großflächig<br />
Solaranlagen bauen und betreiben und<br />
benötigt für das erste entsprechende Großprojekt<br />
eine eigenkapitalähnliche Anlauffinanzierung<br />
von 1,5 Millionen Euro. Das Unternehmen<br />
begibt ein tokenisiertes Genussrecht, wobei<br />
die Genussrechtsbedingungen derart ausgestaltet<br />
sind, dass die Investoren zu 70 Prozent<br />
am laufenden Ergebnis und einem allfälligen<br />
Veräußerungserlös dieses Solarkraftwerkes<br />
beteiligt sind. Das Unternehmen muss für die<br />
Auszahlung der laufenden Beteiligung nicht<br />
umständlich über eine auszahlende Stelle<br />
unter Einschaltung der Kontrollbank als Zentralverwahrer<br />
agieren, sondern kann durch den<br />
entsprechenden „smart contract“ unmittelbar<br />
an die Tokeninhaber auszahlen. Die Tokeninhaber<br />
können die in Form von Token verbrieften<br />
Genussrechte falls gewünscht jederzeit<br />
unkompliziert übertragen und verkaufen.<br />
Durch die große Flexibilität, die Vorteile bei<br />
Begebung und der laufenden Verwaltung und<br />
den großen Kreis an potenziellen Investoren<br />
wird die Finanzierung über Token die Unternehmensfinanzierung<br />
in den nächsten Jahren<br />
stark beeinflussen.<br />
Derzeit ist in Österreich leider gefühlt die Luft<br />
etwas raus aus dem Thema Token-Offerings<br />
bzw Security Tokens. Klassische Kapitalmarktinstrumente<br />
gewinnen wieder verstärkt<br />
an Bedeutung, auch im Bereich des Crowdfunding.<br />
Eventuell bietet die digitale Sammelurkunde<br />
(die freilich nichts mit Blockchain<br />
oder klassischen Security Tokens zu tun hat)<br />
einen Anschub, dass das Thema digitale Investments<br />
wieder in den Fokus rückt. Einen<br />
weiteren Anschub könnte die geplante EU-<br />
Verordnung über eine Pilotregelung für auf<br />
der Distributed-Ledger-Technologie (DLT)<br />
basierende Marktinfrastrukturen leisten.<br />
Während Regulierung auf der einen Seite bei<br />
vielen Marktteilnehmern verpönt ist, kann<br />
Regulierung auf der anderen Seite Vertrauen<br />
bei potenziellen Investoren schaffen. Da in der<br />
Vergangenheit gerade im Markt der Token-<br />
Offerings oftmals „Wild West“ geherrscht<br />
hat, ist nicht verwunderlich, dass vor allem<br />
der breiten Masse an Kleinanlegern derzeit<br />
wohl vielfach das Vertrauen in DLT fehlt. Die<br />
geplante Verordnung wird die starre Verwahrung<br />
von „digitalen Wertpapieren“ bei Wertpapiersammelbanken<br />
durchbrechen oder<br />
auch kleineren Wertpapierfirmen das Betreiben<br />
eines DLT-basierten Handelssystems und<br />
den Handel mit DLT-basierten Wertpapieren<br />
ermöglichen.<br />
Stefan Paulmayer,<br />
CMS Reich Rohrwig<br />
Hainz Rechtsanwälte<br />
Fotos: Adobe Stock, Alexander Müller, Michael Sazel, Black Manta Capital Partners<br />
124 BauTecFokus
„Unser Ziel ist es,<br />
Anlegern alternative<br />
Investitionsmöglichkeiten am<br />
Immobilienmarkt zu eröffnen.“<br />
Alexander Rapatz,<br />
Black Manta Capital Partners<br />
Alexander Rapatz,<br />
Black Manta Capital Partners<br />
Security Token Offerings als alternative Finanzierungsform?<br />
Der Security Token ist – vereinfacht<br />
gesagt – ein Transport-Medium auf der<br />
Blockchain, welches Rechte und Pflichten an<br />
einem zugrundeliegenden Vermögenswert<br />
widerspiegelt und transportiert. Security<br />
Token Offerings (STO) sind demnach ein<br />
alternatives Beteiligungs- und Finanzierungsinstrument<br />
unter Verwendung der Blockchain-<br />
Technologie.<br />
Grundsätzlich gilt, dass Security Token im Rahmen<br />
des rechtlich Zulässigen frei gestaltbar<br />
sind und man jede Form einer direkten oder indirekten<br />
Beteiligung individuell strukturieren<br />
und abbilden kann. Die Ausgestaltung eines<br />
STO ist jedoch stark abhängig vom jeweiligen<br />
Vermögenswert und auch den Zielen des emittierenden<br />
Unternehmens.<br />
Obwohl es derzeit nur sehr eingeschränkt<br />
möglich ist, unmittelbares Eigentum (iS einer<br />
Handelsregister- oder Grundbuchseintragung)<br />
durch einen Security Token darzustellen,<br />
kann man jedoch mit Treuhandstrukturen<br />
oder Genussrechten ein wirtschaftlich sehr<br />
ähnliches Ergebnis erzielen. Ausnahme in Österreich<br />
ist zum Beispiel das Aktienbuch einer<br />
AG, welches bereits auf der Blockchain geführt<br />
werden kann.<br />
Zinshauses oder einer Wohnung nicht leisten<br />
kann, kann nun über den Erwerb von zum Beispiel<br />
einzelnen Quadratmetern einer solchen<br />
Immobilie mittelbarer Teileigentümer und<br />
anteilsmäßig an deren Wertsteigerung und<br />
laufenden Erträgen beteiligt werden.<br />
Als Beispiel kann hier das Berliner Wohnbau-<br />
Projekt Tigris S17A genannt werden, an<br />
welchem sich Investoren am Bauträger und<br />
Eigentümer der Liegenschaft mittels tokenisierter<br />
Genussscheine beteiligen konnten.<br />
Als eigenkapitalähnliches Instrument ist der<br />
Anleger (im Gegensatz zu Fremdkapitalinstrumenten)<br />
am Erfolg des Immobilien-Projekts<br />
beteiligt. Konkret wurden von rund 11 Millionen<br />
Euro Gesamtkosten zwei Millionen über<br />
Security Token finanziert. Nach Fertigstellung<br />
des Objekts und dem Verkauf der einzelnen<br />
Wohneinheiten werden die Anleger am Bilanzgewinn<br />
der Gesellschaft zu 20 Prozent<br />
beteiligt. Dies bedeutet, der Anleger erhält<br />
die Möglichkeit, sich an der Wertentwicklung<br />
eines einzelnen Immobilienobjektes zu beteiligen,<br />
dies schon ab einem Investment von<br />
500 Euro. Der Projekteigentümer wiederum<br />
konnte hierdurch seinen erforderlichen Eigenkapitalanteil<br />
refinanzieren bzw. durch die<br />
Ausgabe von Security Token ein entsprechend<br />
größeres Projekt realisieren.<br />
Unser Ziel ist es, Anlegern alternative Investitionsmöglichkeiten<br />
am Immobilienmarkt<br />
zu eröffnen, welche bislang für diese nicht<br />
zugänglich waren. Wer sich den Kauf eines<br />
Es eröffnen sich somit für beide Seiten, Immobiliengesellschaften<br />
als auch Investoren, neue<br />
Möglichkeiten einer Interaktion im Rahmen<br />
von Beteiligungs- oder Finanzierungsprojekten.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
125
ImFokus<br />
Baukosten: Rasantester<br />
Preisanstieg seit 2008<br />
Rallye an den Rohstoffmärkten. Egal ob Stahl, Holz, Kupfer, Bitumen oder Kunststoffe –<br />
hohe Nachfrage trifft auf ein knapperes Angebot. Die Folge: Drastische Preisanstiege.<br />
M<br />
it einem Plus von 0,9 Prozent<br />
fiel der Kostenanstieg im<br />
heimischen Wohnhaus- und<br />
Siedlungsbau im Vorjahr noch<br />
relativ erträglich aus. Anders die Ausgangslage<br />
im bisherigen Jahresverlauf: Im Wohnbau<br />
stiegen die Baukosten zwischen Anfang Jänner<br />
und Ende April um durchschnittlich 4,7 Prozent.<br />
Allein im April stand im Jahresvergleich ein<br />
Anstieg von sieben Prozent zu Buche. Ähnlich<br />
Autor: Patrick Baldia<br />
dynamisch entwickelten sich die Baukosten<br />
im Straßenbau, wenngleich mit drei Prozent<br />
zwischen Jänner und April auf einem etwas<br />
tieferen Niveau. Experten fühlen sich an die<br />
Jahre 2006 bis 2008 erinnert, als die Preise<br />
infolge eines Wohnbaubooms ähnlich stark in<br />
die Höhe schossen.<br />
„Hinter dem Kostenanstieg seit Jahresbeginn<br />
steht vor allem der Preisanstieg bei Stahl und<br />
Bauholz“, erklärt Günter Wolf, Ökonom bei der<br />
Unicredit Bank Austria, der sich der Thematik<br />
in einer kürzlich erschienenen Analyse („Entwicklung<br />
der Baukosten 2021“) widmete. So<br />
sei etwa Stahl, der einen Anteil von rund zehn<br />
Prozent an den Wohnbaukosten habe, im Mai<br />
im österreichischen Großhandel gegenüber<br />
dem Vorjahr um 51 Prozent teurer gewesen.<br />
Bei Schnittholz und Holzplatten habe sich das<br />
Plus auf 16 Prozent belaufen. Aber auch andere<br />
Fotos: Adobe Stock, Michael Hetzmannseder, Omnicon, UniCredit Bank Austria<br />
126 BauTecFokus
„Die Gefahr wächst,<br />
dass mit den rückläufigen<br />
Margen die Eigenkapitalausstattung<br />
der<br />
Baufirmen abschmilzt.“<br />
Günter Wolf,<br />
Unicredit Bank Austria<br />
Baurohstoffe wie Kupfer, Bitumen oder Kunststoffe<br />
– beispielsweise in Form von Dämmstoffen<br />
– sind in den letzten Monaten infolge der<br />
hier wie da stark gestiegenen Nachfrage nach<br />
Metallen sowie des höheren Ölpreises deutlich<br />
teurer geworden.<br />
Rallye an den Rohstoffmärkten<br />
Auch ein aktueller Research-Report („Baustelle:<br />
Rallye an den Rohstoffmärkten“) der<br />
Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)<br />
vermittelt ein Bild über die Rallye an den<br />
Rohstoffmärkten. So hat etwa das Industriemetall<br />
Kupfer Rekordpreise von über 8.400<br />
Euro pro Tonne erreicht und sich allein in den<br />
vergangenen zwölf Monaten um mehr als 70<br />
Prozent verteuert. Aluminium hat sich über<br />
denselben Zeitraum um fast 50 Prozent auf<br />
mehr als 2.000 Euro pro Tonne verteuert. Die<br />
Holzpreise haben wiederum an der Chicagoer<br />
Börse mit einem Anstieg von über 250 Prozent<br />
eine wahre Kursexplosion erlebt.<br />
„Die Produktionskapazitäten in der Stahl- und<br />
Sägeindustrie wurden Anfang 2020 aufgrund<br />
des Ausbruchs der COVID-19-Pandemie zum<br />
Teil stillgelegt. Mit der raschen Erholung der<br />
Nachfrage konnten sie aber nicht schnell genug<br />
wieder in Betrieb genommen werden“, so<br />
Wolf zur wesentlichen Ursache der Preisanstiege<br />
beider Rohstoffe. Allein die Nachfrage<br />
aus den USA und China nach Schnittholz<br />
aus Deutschland und Europa sei 2020 kräftig<br />
gestiegen. Zur Veranschaulichung: In diese<br />
beiden Märkte gehen insgesamt 25 Prozent<br />
der gesamten Schnittholzexportmenge aus<br />
Deutschland und acht Prozent jener aus Österreich.<br />
Denn auch in den USA und China erlebt<br />
die Baubranche aktuell einen Boom. Dazu<br />
kommen fehlende Einschnittkapazitäten und<br />
ein Mangel an Rundholz, hinter dem erhöhte<br />
Zölle auf kanadisches Holz (in den USA) und<br />
der Handelsstreit mit Russland (im Falle von<br />
China) stehen. Es kann also angenommen<br />
werden, dass die Gewinnmargen der Holzproduzenten<br />
schon einmal schlechter waren.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
127
ImFokus<br />
„Die zugespitzte<br />
Situation der letzten<br />
Monate entspannt sich<br />
derzeit allmählich.“<br />
Karl-Heinz Strauss,<br />
Porr<br />
Österreich: Baustoffmangel<br />
stärker ausgeprägt<br />
Der Mangel an Baustoffen ist derzeit in Österreich<br />
und Deutschland sogar noch stärker<br />
ausgeprägt als im Rest von Europa. Laut der<br />
Analyse der Unicredit Bank Austria klagten<br />
im Mai elf Prozent der Baufirmen in der EU<br />
über einen Materialmangel. In Österreich und<br />
Deutschland waren es hingegen 34 Prozent.<br />
„Das ist auf die aktuell besonders dynamische<br />
Wohnbaukonjunktur in beiden Ländern zurückzuführen“,<br />
hält Wolf fest. Tatsächlich ist<br />
die Baukonjunktur in Österreich auch 2020<br />
kaum abgekühlt, da die Baufirmen nach einem<br />
kurzen Lockdown relativ früh wieder die<br />
Arbeit aufgenommen haben. Im Wohnungsneubau<br />
und in der Hochbausanierung sind<br />
die Umsätze daher nur um ein, zwei Prozent<br />
zurückgegangen.<br />
Die Zahl der fertiggestellten neuen Wohnungen<br />
belief sich im Vorjahr auf starke 72.000.<br />
Dafür, dass heuer mit ähnlich hohen Neubauzahlen<br />
gerechnet werden kann, spricht<br />
einiges. Etwa die Tatsache, dass die Baugenehmigungen<br />
Ende 2020 um 15 Prozent über dem<br />
Durchschnitt des letzten Jahrzehnts lagen.<br />
Gleichzeitig sollte die Baunachfrage hierzulande<br />
von der Förderung von Sanierungsmaßnahmen<br />
– in den kommenden Jahren stehen<br />
dabei vor allem energetische Bauvorhaben im<br />
Fokus – profitieren. Wolf glaubt, dass die Zahl<br />
der Konsumenten, die in den kommenden<br />
zwölf Monaten eine Wohnraumsanierung ins<br />
Auge fassen, im zweiten Quartal 2021 einen<br />
Rekordwert erreichen können. Daraus ergibt<br />
sich auch für Nicht-Ökonomen eine relativ<br />
einfache Schlussfolgerung: Zumindest auf<br />
kurze Sicht sollte nicht mit einer schwächeren<br />
Nachfrage und – sich daraus ergebend – einer<br />
Entspannung der Wohnbaukosten gerechnet<br />
werden.<br />
Fokus auf Preisvolatilität<br />
Wie erleben die Baufirmen die aktuelle Situation?<br />
„Wir haben heuer bei nahezu allen Warengruppen<br />
überproportional Preiserhöhungen<br />
verzeichnet“, sagt Porr-CEO Karl-Heinz<br />
Strauss. Für bestehende Aufträge habe man<br />
jedoch bereits Preisabsicherungen im Kernsortiment<br />
getroffen. Darüber hinaus verfüge man<br />
über ein breites Netzwerk an Lieferanten und<br />
setze innerhalb der Gruppe auf eng vernetzte<br />
Beschaffungsbereiche, um Preissteigerungen<br />
abzufedern und Stillstandzeiten auf den<br />
Baustellen des Unternehmens zu vermeiden.<br />
Davon profitiere die gesamte Porr Gruppe.<br />
„Zudem liegt der Fokus unserer Kalkulationsverantwortlichen<br />
im Einkauf aktuell auf<br />
der vorherrschenden Preisvolatilität“, erklärt<br />
Strauss.<br />
„Aktuell sehen wir Lieferengpässe bei bestimmten<br />
Produkten, wie zum Beispiel bei<br />
Dämmstoffen, Gipskarton oder Holz“, berichtet<br />
Markus Rink, Geschäftsführer der Omnicon,<br />
von der Erfahrung der Bautochter der CA<br />
Immo in Deutschland. Deshalb versuche man,<br />
frühzeitig mit Lieferanten Lösungsansätze zu<br />
finden und langfristig zu planen, um eventuelle<br />
Engpässe zu überbrücken. Auf den Baustellen<br />
seines Unternehmens sieht Rink jedenfalls<br />
128 BauTecFokus
„Aktuell sehen wir Lieferengpässe<br />
bei bestimmten<br />
Produkten, wie zum<br />
Beispiel bei Dämmstoffen,<br />
Gipskarton oder Holz.“<br />
Markus Rink,<br />
Omnicon<br />
aktuell keinen Terminverzug aufgrund von<br />
Materialverknappung. Da man in bestehenden<br />
Verträgen die Projektpreise fixiert habe, sei die<br />
Preisbasis stabil. „Bei anstehenden Verträgen<br />
wird anhand des freien Wettbewerbs der Preis<br />
bestmöglich ausbalanciert“, so Rink.<br />
Stahl- und Holzproduktion steigt<br />
Wolf geht davon aus, dass sich die Versorgung<br />
mit Baustoffen mit zunehmender Produktion<br />
im zweiten Halbjahr verbessern sollte. Er verweist<br />
darauf, dass die Top-20 der europäischen<br />
Sägewerke vorhaben, heuer um mindestens<br />
sechs Prozent mehr zu produzieren. Allein die<br />
deutsche Sägeindustrie habe im ersten Quartal<br />
ein Produktionsplus von 18 Prozent vermeldet.<br />
Daher sollten auch die Preise zumindest<br />
leicht zurückgehen. Darauf deutet im Übrigen<br />
auch die jüngste Abkühlung der US-Sägeholz-<br />
Futures hin.<br />
Etwas anders schaut die Sache hingegen beim<br />
Stahlpreis aus. Zwar wird auch in der Stahlindustrie<br />
die Produktion hochgefahren. Aus der<br />
Mai-Befragung über die Produktionserwartungen<br />
der nächsten Monate ist jedoch zu entnehmen,<br />
dass die europäischen Unternehmen in<br />
der zweiten Jahreshälfte mehrheitlich einen<br />
deutlichen Anstieg des Outputs erwarten.<br />
Mit dem zunehmenden Angebot sollte auch<br />
die Dynamik der Preisanstiege nachlassen.<br />
Für Wolf bedeutet das allerdings nicht, dass<br />
der Stahlpreis fallen wird. „Er könnte in den<br />
kommenden Monaten durchaus noch steigen<br />
und bis ins Frühjahr 2022 hinein relativ hoch<br />
bleiben“, so der Ökonom.<br />
Situation entspannt sich<br />
„Die Preissituation wird meiner Meinung nach<br />
2021 anhalten“, meint Strauss. Was etwaige<br />
Lieferengpässe betreffe, nehme er derzeit leider<br />
auch „vermeidbare Engpässe“ wahr und<br />
gehe aber davon aus, dass es im dritten oder<br />
vierten Quartal wieder gewohnte Lieferintervalle<br />
geben werde. „Aber natürlich wird es<br />
auch im Herbst noch vereinzelte Bereiche geben,<br />
in denen wir mit Störungen rechnen“, so<br />
der Porr-CEO. Nachsatz: „Grundsätzlich lässt<br />
sich aber festhalten, dass sich die zugespitzte<br />
Situation der letzten Monate derzeit allmählich<br />
wieder entspannt.“<br />
Nicht von der Hand zu weisen ist, dass angesichts<br />
der Entwicklung der letzten Monate der<br />
Margendruck im Wohnbau zuletzt gestiegen<br />
ist. Der Kostenanstieg konnte nämlich nur<br />
mehr zum Teil in den Baupreisen abgefangen<br />
werden, die in den ersten drei Monaten des<br />
Jahres um durchschnittlich 3,7 Prozent stiegen.<br />
„Vor allem bei Pauschalaufträgen und vereinbarten<br />
Festpreisen konnten die Teuerungen<br />
bei den Vormaterialien kaum weitergereicht<br />
werden. Zugleich berichtet die Baubranche,<br />
dass die Baustofflieferanten vielfach nur kurze<br />
Bindungsfristen und Tagespreise anbieten“,<br />
heißt es etwa in der Analyse der Unicredit<br />
Bank Austria. Angesichts der guten Auftragslage<br />
dürfte das Insolvenzrisiko in der Bauindustrie<br />
kaum gestiegen sein. „Aber es wächst<br />
die Gefahr, dass die Eigenkapitalausstattung<br />
der Baufirmen mit den rückläufigen Margen<br />
abschmilzt“, bringt es Wolf auf den Punkt.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
129
ImFokus<br />
Gründe für den<br />
Preisauftrieb<br />
Blitzumfrage. Das sagen befragte Firmen zum Thema.<br />
Andreas Wolf,<br />
Mapei Austria<br />
Corona-Pandemie, weltweite Rohstoffkrise<br />
und was kommt als nächstes? Als wäre die Pandemie<br />
nicht schon genug, hatten wir vor allem<br />
im zweiten Quartal 2021 mit der weltweit herrschenden<br />
Ressourcenverknappung zu schaffen.<br />
Für uns alle ist diese Entwicklung stark spürbar,<br />
ob Lieferant, Kunde oder Endverbraucher.<br />
Durch die hohe Nachfrage von Endkunden,<br />
unter anderem aufgrund von absehbaren<br />
Preiserhöhungen, stieg natürlich die Nachfrage<br />
an Rohstoffen seitens der Unternehmen.<br />
Seit über eineinhalb Jahren befinden wir uns<br />
in einer absoluten Ausnahmesituation, durch<br />
Corona-bedingte Grenzkontrollen, geschlossene<br />
Produktionsstätten sowie Probleme mit<br />
internationalen Containerschiffen wurde die<br />
Situation zusätzlich verschärft. Es folgte die<br />
weltweit herrschende Rohstoffverknappung.<br />
Die Nachfrage unserer Kunden stieg infolgedessen<br />
immens, sodass teilweise schon im April<br />
Jahresmengen bestellt wurden. Mehrere Unternehmen<br />
gleichzeitig mit Jahresmengen zu<br />
beliefern, ist eine logistische Herausforderung<br />
und auch für die Produktion kaum machbar.<br />
Zu Beginn eines Geschäftsjahres ist man<br />
natürlich auf etwaige Ausnahmesituationen<br />
vorbereitet, jedoch mit Sicherheit nicht auf<br />
eine weltweite Ressourcenkrise und die damit<br />
einhergehenden Preiserhöhungen von bis<br />
zu 100 Prozent! Aus diesem Grund sind die<br />
meisten Unternehmen, so auch Mapei Austria,<br />
gezwungen, unterjährige Preisanpassungen<br />
vorzunehmen. Bereits im April mussten wir<br />
unsere Partner über Preisanpassungen, geltend<br />
ab Mai 2021, informieren. Wir haben<br />
davon abgesehen, die Preisanpassungen am<br />
gesamten Produktsortiment vorzunehmen<br />
und haben lediglich jene Produkte erhöht,<br />
welche auch im Einkauf massiv teurer wurden.<br />
Aus diesem Grund haben wir auch eine Neuauflage<br />
unseres Produkt- und Preiskataloges<br />
veröffentlicht. Diese ist auf unserer Website<br />
– natürlich als digitaler Blätterkatalog – verfügbar.<br />
Um Ressourcen einzusparen, sehen wir<br />
jedoch davon ab, den Katalog als Druckversion<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Ein Ende der Corona-Pandemie ist jedoch in<br />
Sicht, weshalb sich Nachfrage und Angebot<br />
wieder besser entsprechen werden, Logistikketten<br />
sich schließen und sich weltweit die<br />
Gegebenheiten am Rohstoffmarkt einpendeln<br />
werden – und wir werden Schritt für Schritt zur<br />
„Normalität“ zurückkehren.<br />
Fotos: Mapei, Robert Tober, Uponor<br />
130 BauTecFokus
Werner Hoyer-Weber,<br />
Hoyer Brandschutz<br />
Aus meiner Sicht hat der derzeitige Baustoffmangel<br />
zwei Hauptursachen: Unsere Abhängigkeit<br />
von globalen Lieferketten, wenn mit<br />
Produkten aus Übersee gebaut wird anstelle<br />
mit Erzeugnissen aus Österreich oder Europa,<br />
und zum anderen die Rohstoffknappheit<br />
durch die massive Ausbeutung von Ressourcen.<br />
Wenn man hört, dass bald kein Beton<br />
mehr hergestellt werden kann, weil sämtliche<br />
Sandvorräte aufgebraucht sind, stellt sich<br />
die Frage, ob wir weiter auf Baustoffe setzen,<br />
wo schon Knappheit herrscht, oder mehr auf<br />
andere beziehungsweise nachwachsende wie<br />
Holz zurückgreifen.<br />
Auch die aktuelle Preissituation ist verheerend.<br />
Als Fachplaner geben wir auf Basis unserer<br />
Erfahrungswerte Schätzkosten für Brandschutzanlagen<br />
ab und sehen dann, dass die<br />
Preise teils im zweistelligen Prozentbereich<br />
steigen. Den Bauherren trifft es am härtesten,<br />
denn er hat mit einem gewissen Budget kalkuliert<br />
und muss nun einen weitaus höheren<br />
Preis zahlen.<br />
Aus meiner Sicht kann die Bauwirtschaft<br />
dieses Dilemma nur überwinden, indem wir<br />
in der Planung konsequent auf den ressourcenschonendsten<br />
Weg setzen, die Wahl der<br />
Baustoffe überdenken und uns verstärkt dem<br />
Kreislaufdenken zuwenden. Muss bei Umbauten<br />
wirklich immer alles erneuert werden? Ich<br />
sage nein und selbst im Brandschutz kommen<br />
wir bei vielen Sanierungen mit Bestehendem<br />
gut und sicher aus. Das betrifft nicht nur Bestandsdecken<br />
oder -wände, sondern auch die<br />
Anlagentechnik. Wir können Aufzüge ertüchtigen<br />
und als Evakuierungsaufzüge weiterverwenden<br />
und Löschanlagen oder Brandmeldeanlagen<br />
so adaptieren, dass sie viele weitere<br />
Jahre einsetzbar bleiben. Diese nachhaltigeren<br />
Lösungen erfordern mehr Know-how und oft<br />
auch die planerische Extrameile, aber machen<br />
sich am Ende des Tages mehrfach bezahlt.<br />
Rudolf Donner,<br />
Uponor<br />
Trotz der angespannten Lage auf dem Rohstoffmarkt<br />
kann Uponor insgesamt eine zuverlässige<br />
Belieferung der Kunden sicherstellen<br />
– wobei partiell Engpässe nicht immer auszuschließen<br />
sind. Im Interesse der Kundenzufriedenheit<br />
werden Aufträge teilweise priorisiert,<br />
um vorrangig laufende Projekte zu bedienen.<br />
Der Preisdruck in der Branche hat mehrere<br />
Gründe. Die Anspannung in der Lieferkette<br />
aufgrund der Materialverknappung, Engpässe<br />
in der Logistik angesichts der starken Auslastung<br />
der Lieferdienste und der hohe Bestelleingang<br />
führen zu steigenden direkten Kosten.<br />
Die Auswirkungen auf den Preis sind über das<br />
gesamte Sortiment von Uponor zu spüren. Es<br />
hat sich gezeigt, dass in dieser Situation Augenmaß,<br />
Transparenz und Fairness entscheidend<br />
sind bei der Preisgestaltung. Unter dem<br />
Eindruck der steigenden Materialkosten hat<br />
Uponor die Preise einmalig maßvoll erhöht<br />
und vermeidet dadurch in kürzeren Abständen<br />
nötige Preisanpassungen.<br />
Durch den Dialog mit den Kunden ist es gelungen,<br />
Verständnis zu wecken: Nur gemeinsam<br />
können Hersteller, Handel und Handwerk<br />
diese Situation meistern. Dies liegt auch im<br />
Interesse der Endkunden, die langfristig die<br />
Kosten tragen müssen, wenn sich die Situation<br />
nicht entspannt – was sich dann wiederum negativ<br />
auf die Bauwirtschaft auswirken könnte.<br />
Zu einer gewissen Entspannung beitragen<br />
könnte, wenn der im öffentlichen Bereich geltende<br />
Baukostenindex gesetzlich auch auf die<br />
Privatwirtschaft übertragen würde.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
131
Wein &<br />
Immobilien<br />
Frisch von der Leber weg<br />
Ein lockeres Gespräch bei einem Vinotheksstreifzug<br />
mit Christian Babler, Geschäftsführer von<br />
BauConsult Group.<br />
Agieren statt Reagieren<br />
Stete Veränderung. Arbeitsweisen und Bürokonzepte müssen neu gedacht und definiert werden. Dabei<br />
immer einen Schritt voraus zu sein, schafft einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil.<br />
Kolumne: Lisa Grüner<br />
D<br />
ie Sonne brennt unbarmherzig<br />
auf den Asphalt des Rochusmarkts.<br />
Die Markise der Vinothek<br />
spendet wohltuenden Schatten,<br />
doch die Luft steht. Da drängen sich gleich<br />
Themen wie Bodenversiegelung und Nachhaltigkeit<br />
auf. Wie wirken sich die neuen ESG-<br />
Richtlinien auf die BauConsult Group aus? „Was<br />
für ein intelligentes Instrumentarium der Finanzwirtschaft,<br />
um auf die Nachhaltigkeitsthemen<br />
einzuwirken“, lacht Babler. „Den Investoren<br />
Rahmenbedingungen aufzuerlegen, dass sie<br />
nur unter gewissen Voraussetzungen sinnvoll<br />
erwerben dürfen, war von der EU sehr geschickt<br />
eingefädelt. Wir als Industrie müssen uns langfristig<br />
danach richten.“ Wir nehmen einen Schluck<br />
vom Frizzante Syrah von Roland Steindorfer aus<br />
Apetlon. Der trockene, leicht herbe Frizzante ist<br />
erfrischend mit einem milden Abgang, im Duft<br />
mit feinen Noten nach Erdbeeren und dunklen<br />
Waldbeeren. „Auch wenn es uns in unserer<br />
Tätigkeit noch nicht unmittelbar betrifft, so<br />
setzen wir uns mit dem Thema intensiv auseinander.<br />
Man muss sich immer die Frage stellen,<br />
für wen arbeite ich, wer sind meine Auftraggeber?<br />
Wir müssen Immobilien errichten, die den<br />
Kaufkriterien institutioneller Investoren und<br />
auch einer internationalen Klientel entsprechen.<br />
Auch wenn wir Investoren haben, die mit 100<br />
Prozent Eigenkapital finanzieren, ist das nachhaltige<br />
Bauen und entsprechende Zertifizierungen<br />
kein Nice-to-have, sondern ein Must-have.<br />
„Man muss sich<br />
immer die Frage<br />
stellen: Für wen<br />
arbeite ich?“<br />
Christian Babler,<br />
BauConsult Group<br />
132 BauTecFokus
Fotos: Mopix Photography, Adobe Stock<br />
Mit der ÖGNI haben wir ein enges Verhältnis<br />
und mit unserem Preferred Partner Beyond<br />
Carbon Energy setzen wir nachhaltige Energiekonzepte<br />
um.“ So wurde beim Viertel 2 auf regenerative<br />
Energieerzeugung und energetische<br />
Kommunikation zwischen den Gebäuden gesetzt.<br />
Mit moderner Haustechnik und entsprechenden<br />
Wärmeschutzmaßnahmen an der Gebäudehülle<br />
werden bereits mehr als 70 Prozent an CO2-<br />
Emissionen und Brennstoffen eingespart. „Wir<br />
nehmen das CO2-Thema ernst und bringen in<br />
Projekten entsprechende Konzepte unter. Ideal<br />
sind verschiedene Nutzungsformen wie im<br />
Viertel 2. Die Büros brauchen Kälte, aus der<br />
Abwärme wird das Warmwasser für das Wohngebäude<br />
aufbereitet, das macht Sinn.“<br />
Verkleinert wird nicht<br />
Als nächsten Wein versuchen wir einen<br />
Welschriesling vom Weingut Benjamin und<br />
Elisabeth Spät aus Großkrut. Der schöne,<br />
leichte <strong>Sommer</strong>wein präsentiert sich spritzig<br />
und fruchtig fein. Demnächst übersiedelt die<br />
BauConsult Group ins Korso, eine größere<br />
Bürofläche wurde notwendig, nachdem das<br />
Unternehmen stark gewachsen ist. Hat Corona<br />
etwas an der Entscheidung, auf 850 Quadratmeter<br />
zu gehen, geändert?<br />
„Wir verkleinern nicht, sondern lassen dem<br />
Büro eine andere Funktion zukommen“,<br />
erklärt Babler. „Es wird ein Kommunikationszentrum<br />
mit unterschiedlichen Zonen werden,<br />
in denen das Arbeiten in unterschiedlichsten<br />
Qualitäten über die Bühne gehen kann.“ So<br />
werden ruhige, aber auch Kreativzonen geplant,<br />
in denen es auch lauter zugehen kann.<br />
Für das Backoffice sind fixe Arbeitsplätze und<br />
zusätzlich ein paar flexible vorgesehen. Ein<br />
Drittel der Mitarbeiter ist immer auf Baustellen<br />
unterwegs. „Wir haben schon vor Corona ein<br />
flexibles Arbeitszeitmodell erarbeitet, jetzt<br />
haben wir aufgrund der Erfahrungen der Mitarbeiter<br />
im letzten Jahr nachjustiert und die<br />
Ergebnisse einer Mitarbeiter-Befragung einfließen<br />
lassen.“ Gezeigt hat sich, dass die Projektarbeit<br />
in den Teams gut funktioniert hat,<br />
untergegangen ist die Kommunikation zwischen<br />
den Teams. „Das gemeinsame Lernen,<br />
das Reden über Problemstellungen und wie sie<br />
gelöst wurden, fehlt, wenn es kein gemeinsames<br />
Büro gibt“, erzählt Babler. „Unsere Leute<br />
fordern diese gelebte Lösungskultur auch ein.“<br />
Zukunftsfit sein<br />
Babler, der 2014 in die BauConsult Group eingestiegen<br />
ist, hat das Unternehmen gemeinsam<br />
mit Andreas Laschober stark ausgebaut.<br />
Mit über 40 Mitarbeitern, Laschober als Baumeister<br />
und ihm selbst als Immobilientreuhänder<br />
deckt das Unternehmen ein breites<br />
Spektrum ab. Den steigenden Rohstoffpreise<br />
und Kosten sieht er gelassen entgegen. „Es<br />
ist ja nicht das erste Mal, dass sich Baukosten<br />
bewegen, weil sich Rohstoffpreise verändert<br />
haben. Es wurde immer wieder mal der Stahl<br />
teurer, die Energiepreise höher, Kupfer teurer<br />
usw. Das sind Themen, mit denen man sich<br />
immer schon hat beschäftigen müssen, das<br />
heißt nicht, dass man diese Baustoffe nicht<br />
mehr verwendet, sondern mehr Effizienz in<br />
die Planung bekommen muss.“ Hier setzt die<br />
BauConsult Group auf Digitalisierung. „Das<br />
letzte Jahr haben wir genutzt, um die EDV zu<br />
erneuern und auf eine neue Rechnungswesensoftware<br />
umzustellen. Die digitale Projektplattform<br />
wurde so ausgebaut, dass weitere<br />
Prozesse digitalisiert werden können. „Wir<br />
haben alle Daten in der Cloud und am Sharepoint<br />
integriert“, so Babler, „damit können<br />
unsere Mitarbeiter von überall sauber und<br />
schnell arbeiten.“ Stichwort BIM? „Da sind wir<br />
in Österreich deutlich hinten nach, in Großbritannien<br />
und Deutschland ist das viel mehr im<br />
Einsatz, öffentliche Ausschreibungen setzen<br />
oft schon eine Abwicklung über BIM voraus“,<br />
so Babler. „Der Planungsprozess ändert sich<br />
durch BIM komplett, wir haben zwei Mitarbeiterinnen,<br />
die sich rein mit BIM beschäftigen,<br />
damit wir dieses Know-how im Unternehmen<br />
haben.“ Die Vorteile bei der Kostenermittlung<br />
liegen für den Geschäftsführer auf der Hand.<br />
„Die Massenberechnung ist leichter, ein Knopfdruck<br />
und man weiß, wie viel Beton, Türen,<br />
Holz etc. benötigt werden.“<br />
Der Kellner stellt uns zwei Gläser Oberberg vom<br />
Weber Arkadenweinhof aus Lutzmannsburg<br />
auf den Tisch. Der schöne dichte Blaufränkische<br />
hat 320 Sonnentage gesehen und bildet<br />
einen schönen Abschluss für unser Gespräch.<br />
Überholt sich die Digitalisierung nicht selbst,<br />
da ja schon Blockchain und Smart Contracts an<br />
die Türe klopfen? „Wir sind dem Thema offen<br />
gegenüber und versuchen immer zeitnah herauszufinden,<br />
welche Konsequenz es für unser<br />
Geschäftsmodell hat“, so Babler. „Es ist wie bei<br />
ESG, wenn es zum Thema wird und ein Investor<br />
das fordert, dann müssen wir das können.<br />
Und weil wir das wissen, beschäftigen wir uns<br />
damit, wir müssen agieren, nicht reagieren.“ <br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
133
ImFokus<br />
134 BauTecFokus
Das große Kribbeln<br />
und Krabbeln am Bau<br />
Herausforderung Natur- und Artenschutz. Der Lebensraum streng geschützter Tiere darf in Österreich nur in<br />
Ausnahmefällen bebaut werden. Dabei kommen diese praktisch auf jedem großen Bauareal vor.<br />
Autor: Patrick Baldia<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
D<br />
as hatte sich Elon Musk wohl<br />
anders vorgestellt. Eigentlich<br />
sollte im neuen Tesla-Werk in<br />
Grünheide bei Berlin diesen Juli<br />
die Produktion aufgenommen werden. Dass<br />
nun nicht wie geplant die ersten E-Fahrzeuge<br />
vom Fließband rollen, liegt unter anderem auch<br />
an einem kleinen Reptil, das auf dem Areal der<br />
sogenannten Gigafactory lebt: Der streng geschützten<br />
Zauneidechse. Ende 2020 hatte das<br />
Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg<br />
(OVG) einer Beschwerde von zwei Umweltverbänden<br />
stattgegeben und die Rodung von<br />
Waldflächen auf Teilen der Baustelle untersagt.<br />
Dort sei der Lebensraum überwinternder Zauneidechsen,<br />
die die Rodungsmaßnahmen voraussichtlich<br />
nicht überleben würden, hieß es<br />
in der Entscheidung. Und auch die von Tesla<br />
durchgeführte Umsiedelung der Tiere sei „nicht<br />
geeignet, eine signifikante Erhöhung des Tötungsrisikos<br />
und damit einen Verstoß gegen<br />
das bundes- und europarechtliche Tötungsverbot<br />
auszuschließen“.<br />
Freilich liegt es nicht allein an Lacerta agilis<br />
oder der ebenfalls am Areal lebenden streng<br />
geschützten Schlingnatter (Cornella austriaca),<br />
dass der ursprüngliche Zeitplan des<br />
umtriebigen Unternehmers nicht eingehalten<br />
werden kann. Nach wie vor liegt nämlich die<br />
endgültige umweltrechtliche Genehmigung<br />
des Landes Brandenburg, und damit die Voraussetzung<br />
für den Produktionsstart, nicht<br />
vor, weshalb über einzelne vorläufige Zulassungen<br />
gebaut wird. Vor kurzem hat Tesla den<br />
ursprünglichen Bauantrag für die erste europäische<br />
E-Auto-Fabrik auch noch um ein Batteriewerk<br />
ergänzt, was weitere Verzögerungen<br />
nach sich zieht. Es zeigt aber insgesamt, wie<br />
Umwelt- und Naturschutzrecht, ebenso wie<br />
die Beteiligung von diversen Stakeholdern,<br />
beispielsweise Umweltschützer oder Bürgerinitiativen,<br />
Bauvorhaben in Deutschland<br />
erschweren und mitunter auch verhindern<br />
können.<br />
Wien: 700 geschützte Tierarten<br />
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in der Alpenrepublik.<br />
Hört man sich unter Bauträgern und<br />
Entwicklern um, so erschließt sich schnell der<br />
Eindruck, dass nahezu jeder Baugrund in Wien<br />
bereits bewohnt ist – von seltenen Insekten,<br />
Reptilien, Amphibien, Nagetieren oder Vögeln<br />
wohlgemerkt. Allein in Wien soll es um die 700<br />
geschützte Tierarten geben. Dazu zählen etwa<br />
Juchtenkäfer, Wanderkröte oder Feldhamster.<br />
Zu unverhoffter Prominenz hat es vor einigen<br />
Jahren ein gelb-brauner, mittelgroßer Nager,<br />
der in wiesenartigen Lebensräumen wie Weingärten,<br />
Trockenrasen oder Brachen – aber auch<br />
Flugfeldern oder Golfplätzen – anzutreffen ist,<br />
gebracht: Das Ziesel. Eine Kolonie der streng<br />
geschützten Tiere hat ein Wohnbauprojekt<br />
hinter dem Heeresspital in Stammersdorf nahe<br />
dem Marchfeldkanal jahrelang verzögert – und<br />
mehrere Millionen Mehrkosten verursacht.<br />
Die betreffenden Grundstücke in Floridsdorf<br />
wurden bereits 2008 von den beiden Bauträgern<br />
Kabelwerk und Donaucity erworben.<br />
2009 erfolgte die Umwidmung zu Baugrund.<br />
Auf dem 70.000 Quadratmeter großen Areal<br />
sollten rund 950 geförderte Wohnungen errichtet<br />
werden. Als die Pläne bekannt wurden,<br />
formierte sich rasch Widerstand und die „Interessensgemeinschaft<br />
Lebensqualität (IGL)<br />
Marchfeldkanal“ betrat die Bildfläche. Sie<br />
mauserte sich zur Beschützerin der rund 150<br />
Ziesel, die dort lebten. So mancher Kritiker sah<br />
dahinter auch andere Motive. ORF-Moderator<br />
Paul Tesarek stellte etwa 2012 in einem „Wien<br />
heute“-Bericht in den Raum, dass eine von der<br />
Bürgerinitiative geplante Mahnwache zum<br />
Schutz der Ziesel „vielleicht auch zum Schutz<br />
der eigenen Aussicht“ erfolgen könnte. Seitens<br />
der IGL-Marchfeldkanal war wiederum<br />
zu vernehmen, dass man „nicht grundsätzlich<br />
gegen die Verbauung freier Grundstücke“ sei,<br />
es komme aber immer auf das „Wie“ an.<br />
Ziesel-Steg für 70.000 Euro<br />
2012 gab die MA 22 grünes Licht für ein Projekt,<br />
das die Umsiedelung der Ziesel – sowie<br />
der ebenfalls auf dem Baugrund lebenden<br />
Feldhamster – auf Ausgleichsflächen zum Ziel<br />
hatte. Den Bauträgern wurde per Bescheid<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
135
ImFokus<br />
vorgeschrieben, eine ökologische Bauaufsicht<br />
einzurichten. Damit wurde unter anderem<br />
die Verhaltensbiologin Irene Hoffmann von<br />
der Uni Wien betraut. Unter ihrer Aufsicht<br />
wurden die Tiere mit Transpondern versehen<br />
und regelmäßig gezählt. Gleichzeitig wurde<br />
für kolportierte 70.000 Euro ein eigener<br />
Ziesel-Steg über den Marchfeldkanal gebaut,<br />
über den die Abwanderung zu den Ausgleichsflächen<br />
erfolgen sollte. Als sich erwies,<br />
dass der Umsiedelungsplan erfolgreich war<br />
beziehungsweise zumindest 50 der Nager sich<br />
ein neues Zuhause gesucht hatten, konnten<br />
schließlich die Baumaschinen auffahren. Allerdings<br />
erst 2018. Im Frühjahr 2019 wurden<br />
dann die ersten Gebäude mit 156 Wohnungen<br />
fertig und damit um einiges später als ursprünglich<br />
geplant.<br />
Tierische Troubles mit den Nachbarn<br />
Geschützte heimische Tiere, die in den vergangenen Jahren auf die eine<br />
oder andere Art Bauvorhaben beeinflussten:<br />
• Feldhamster: Eine eigene Schutzzone soll während der Sanierung der<br />
Hochstraße St. Marx für die Sicherheit der Nager sorgen.<br />
• Juchtenkäfer: Sein Vorkommen im Hietzinger Hörndlwald verhinderte<br />
dort den Bau einer Burnout-Klinik.<br />
• Triel: Der vom Aussterben gefährdete Vogel könnte die geplante<br />
Marchfeld Schnellstraße (S8) kippen.<br />
• Wanderkröte: Verzögerte 2016 das Wohnprojekt am Nordbahnhof.<br />
Konnte in eigens angelegte Biotope umgesiedelt werden.<br />
• Zauneidechse: Das Reptil der Jahre 2019-2021 zählt zu den Mitbewohnern<br />
der Wanderkröte am Nordbahnhof.<br />
• Ziesel: Der wohl berühmteste Nager Ostösterreichs sorgte für jahrelange<br />
Verzögerungen eines Wohnprojekts in Stammersdorf.<br />
„Artenschutzbestimmungen werden im EU-<br />
Recht sehr streng gefasst“, sagt Paul Reichel,<br />
Partner bei NHP Rechtsanwälte. Wie der Experte<br />
für Naturschutzrecht erklärt, würden in<br />
den neun heimischen Naturschutzgesetzen<br />
zwei EU-Richtlinien umgesetzt: Die Vogelschutz-<br />
und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie.<br />
Ihr Ziel ist die Erhaltung wildlebender<br />
Vogelarten beziehungsweise die Sicherung der<br />
Artenvielfalt durch die Erhaltung der natürlichen<br />
Lebensräume sowie der wildlebenden<br />
Tiere und Pflanzen. Um dies zu erreichen sind<br />
laut Reichel unter anderem drei zentrale artenschutzrechtliche<br />
Verbote normiert: das Töten<br />
und Fangen von Exemplaren geschützter Tierarten,<br />
die Störung geschützter Tierarten sowie<br />
die Zerstörung oder Beschädigung von Fortpflanzungs-<br />
und Ruhestätten beziehungsweise<br />
Nestern bestimmter Tierarten.<br />
Problematisch: Deutlich<br />
höheres Tötungsrisiko<br />
Was passiert aber, wenn bei einem Bauprojekt<br />
einzelne Tiere getötet werden, was natürlich<br />
immer vorkommen kann? „Das wäre für sich<br />
genommen dann kein Problem, wenn sich<br />
das durch ein Bauvorhaben hervorgerufene<br />
Tötungsrisiko in einem Bereich bewegt, der<br />
im allgemeinen Naturgeschehen immer gegeben<br />
ist“, so Reichel. Problematisch wäre es,<br />
wenn es zu einer signifikanten Erhöhung des<br />
Tötungsrisikos kommen würde. Das wäre beispielsweise<br />
dann der Fall, wenn ein Windpark-<br />
136 BauTecFokus
in frostfreie Höhlen zurückziehen, saniert.<br />
Bereits Anfang April 2018 hingen die Säuger<br />
bereits an ihren gewohnten Plätzen.<br />
Projekt auf der Route von Zugvögeln realisiert<br />
werden soll. Nachsatz des Experten: „Zu berücksichtigen<br />
ist allerdings, dass für die Frage,<br />
ob artenschutzrechtliche Verbotstatbestände<br />
ausgelöst werden, immer auch projektimmanente<br />
ökologische Begleitmaßnahmen – wie<br />
zum Beispiel die Schaffung von Lebensraumstrukturen<br />
oder Umsiedelungsmaßnahmen<br />
– mitberücksichtigt werden müssen.“<br />
Wie wichtig in diesem Zusammenhang die<br />
offene Kommunikation zwischen allen wichtigen<br />
Stakeholdern ist, zeigt das Beispiel des<br />
Schloss Frein in Frankenburg am Hausruck.<br />
Das denkmalgeschützte Objekt wurde 2017<br />
von der Green Finance erworben, um es einer<br />
Generalsanierung zu unterziehen. Vor<br />
dem Baubeginn wurde das Unternehmen<br />
jedenfalls von Naturschutzbund und Koordinationsstelle<br />
für Fledermausschutz und -forschung<br />
in Österreich (KFFÖ) darauf hingewiesen,<br />
dass sich am Dachboden des Schlosses<br />
eine Wochenstube von Fledermäusen der<br />
Art „Großes Mausohr“ befindet. Laut Green-<br />
Finance-Geschäftsführer Michael Kottnig,<br />
Geschäftsführer der Green Finance, war man<br />
bemüht Naturschutz und KFFÖ während des<br />
gesamten Projekts miteinzubeziehen. Mit<br />
Erfolg: Der Dachstuhl wurde 2018, während<br />
der Wintermonate, über die sich die Tiere<br />
15 Millionen Euro für<br />
Reptilien-Umsiedelung<br />
Es kann auch extremer ablaufen, wie ein weiteres<br />
Beispiel aus Deutschland aufzeigt. Mit dem<br />
Kauf der Vivico, einer Verwertungsgesellschaft<br />
der Deutschen Bahn, kam die CA Immo 2007<br />
zwar in den Besitz von etlichen Top-Liegenschaften<br />
in den besten innerstädtischen Lagen<br />
Deutschlands. Auf Bahngrundstücken fühlt<br />
sich aber nun mal auch ein kleines Tierchen<br />
offenbar pudelwohl, weshalb es dort oft in großer<br />
Zahl anzutreffen ist: die bereits erwähnte<br />
Zauneidechse. Bei einem Entwicklungsprojekt<br />
in Frankfurt mussten daher die dort lebenden<br />
Tiere – auf Basis eines Behördenbeschlusses –<br />
zum Umsiedeln auf die Nachbarfläche bewegt<br />
werden, wie sich Patrick Kaurisch, Leiter der<br />
Grundstücksaufbereitung/Erschließung bei<br />
der CA Immo, erinnert. Als sich herausstellte,<br />
dass es dort nicht möglich sei, über Ausgleichsmöglichkeiten<br />
die Lebensgrundlage der<br />
hiesigen Zauneidechsen zu sichern, mussten<br />
Biologen jedes einzelne der insgesamt 2.000<br />
Tiere einfangen, um sie zu einem eigens angelegten<br />
Biotop in zwei Kilometer Entfernung zu<br />
bringen. Dabei war man allerdings auf schönes<br />
Wetter angewiesen. Nur dann kommen Zauneidechsen<br />
nämlich aus ihrem Unterschlupf,<br />
um ein Sonnenbad zu genießen.<br />
Die Kosten solcher Aktionen umschreibt<br />
Kaurisch – auch wenn sie im Vergleich zu den<br />
Baukosten „vernachlässigbar“ wären – als<br />
„nicht unerheblich“. Ein weiteres Beispiel<br />
aus Deutschland hilft das konkrete Ausmaß<br />
jedenfalls zu veranschaulichen: Im Rahmen<br />
des Milliardenprojekts Stuttgart 21 mussten<br />
in Stuttgart-Untertürkheim 6.000 Mauereidechsen<br />
umgesiedelt werden. Jedes einzelne<br />
Tier musste mit einer an einer Rute befestigten<br />
Schlinge von Experten gefangen werden. Laut<br />
der Deutschen Bahn kostete die Umsiedelung<br />
einer Eidechse durch Planung, Gutachten,<br />
Monitoring, Fang und Grunderwerb zwischen<br />
2.000 und 4.000 Euro. Insgesamt soll die Umsiedelung<br />
von geschützten Reptilien für Stuttgart<br />
21 Kosten in der Höhe von 15 Millionen<br />
Euro verursacht haben. <br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
137
ImFokus<br />
Konflikte<br />
kosten<br />
Baumediation. Wenn sich gegensätzliche Standpunkte verhärten<br />
und/oder Emotionen das Gesprächsklima beherrschen, ist eine<br />
sachliche Lösung eines Konfliktes oft, ohne Hilfe Dritter, nicht möglich.<br />
Spannungsfelder gibt es überall, wo es menschelt.<br />
Autor: Lisa Grüner<br />
138 BauTecFokus
Fotos: ISMIB, Adobe Stock<br />
„Die Idealsituation ist<br />
dann gegeben, wenn<br />
schon zu Projektbeginn<br />
ein Mediatorenteam<br />
eingebunden wird.“<br />
Franz Taumberger,<br />
eingetragener Mediator<br />
S<br />
ind beim Bau eines Objektes<br />
mehrere Unternehmen beteiligt,<br />
gibt es immer wieder Anlässe für<br />
Spannungsfelder und Konflikte:<br />
Terminverzug, strittige Vorleistungen, Leistungsänderungen,<br />
Abrechnungsthemen,<br />
Leistungsfeststellungen, Behinderung und<br />
Störung der Leistungserbringung, Gewährleistungsmängel<br />
oder Konflikte mit Anrainern und<br />
Bewohnern. In hoch eskalierten Fällen können<br />
eine Ersatzvornahme oder eine Vertragsauflösung<br />
im Raum stehen. Das kostet alles verzögert<br />
die Fertigstellung und kostet Geld und Nerven.<br />
Mediatoren können in all diesen Situationen<br />
bei der Lösungsfindung zeitnah Konflikte klären<br />
und unterstützen.<br />
„Die Idealsituation ist dann gegeben, wenn<br />
schon zu Beginn des Projektes ein Mediatorenteam<br />
eingebunden wird“, erklärt Franz<br />
Taumberger, eingetragener Mediator in Wien.<br />
„Damit ist gewährleistet, dass die Mediatoren<br />
das Projekt von Beginn an kennen, mögliche<br />
Konfliktlinien erkennen und zeitnah zu agieren<br />
beginnen.“ Ist im Bauvertrag eine Mediationsklausel,<br />
zum Beispiel als Ergänzung zur<br />
Schlichtungsklausel wie in der ÖNorm 2110,<br />
vereinbart, kann das Mediatorenteam rasch<br />
aktiv werden. Dieses sollte möglichst vor einem<br />
Aktivwerden von Rechtsanwälten, allein<br />
aus Kostengründen, beigezogen werden.<br />
„Das Bundesministerium für Justiz führt ein<br />
Verzeichnis der eingetragenen Mediatoren“,<br />
erklärt Johannes Göstl, Mitglied des Vorstandes<br />
ISMIB und eingetragener Mediator. „Diese<br />
unterliegen dem Zivilrechts-Mediationsgesetz<br />
und sind in der Liste mit dem jeweiligen Tätigkeitsbereich<br />
angeführt.“ Baumediatoren<br />
sollten neben ausreichender Erfahrung auch<br />
eine Affinität zur Bauwirtschaft aus ihrem<br />
Herkunftsberuf haben, also beispielsweise<br />
Architekt oder Bauträger sein. Damit wird sichergestellt,<br />
dass die hohe Komplexität eines<br />
Bauprojekts erfasst werden kann.<br />
Brennt der Hut, so muss zeitnah reagiert werden.<br />
„Wie schnell ein Mediator tätig werden<br />
kann, hängt einerseits von der Verfügbarkeit<br />
und andererseits von der Bereitschaft aller<br />
erforderlichen Beteiligten ab, an einem Mediationsverfahren<br />
teilzunehmen“, so Göstl.<br />
„Ein zentrales Prinzip der Mediation ist die<br />
Freiwilligkeit einer Teilnahme am Verfahren<br />
und die Option, zu jeder Zeit aus dem Verfahren<br />
auszusteigen.“ Die Vorbereitungszeit für<br />
die Mediationssitzungen ist von der Komplexität<br />
der Konfliktthemen und der Anzahl der<br />
Beteiligten abhängig, meist aber kurz, weil<br />
Mediatoren sich nicht in die Details der Auseinandersetzung<br />
einarbeiten müssen.<br />
Kosten/Nutzen<br />
Die grundlegende Frage ist: Welche direkten<br />
und auch Folgekosten bewirkt ein nicht geregelter<br />
Konflikt? „Dazu kommt, dass eskalierende<br />
Konflikte nicht nur soziale und wirtschaftliche<br />
Beziehungen schädigen oder im<br />
schlimmsten Fall sogar zerstören, sondern sich<br />
auf die Konfliktparteien und Dritte nachhaltig<br />
nachteilig auswirken können“, so Göstl. „Auch<br />
mögliche Rechtsverfahren bedeuten Zeitaufwand<br />
und Kosten.“<br />
Abgerechnet wird die Mediation üblicherweise<br />
auf Basis eines Stundenhonorars. Der Aufwand<br />
für Vor- und Nachbereitung sowie die<br />
Mediationssitzungen selbst steht in etwa im<br />
Verhältnis 1:1. „Der Einsatz eines Zweierteams<br />
ist nicht nur aus Qualitätsgründen sinnvoll, in<br />
meiner Berufspraxis biete ich auch keine andere<br />
Form von Mediation an“, so Taumberger.<br />
Es gibt keine Honorarrichtlinie für Mediatoren.<br />
Der übliche Stundensatz für ein Baumediatorenteam<br />
liegt zwischen 300 und 500<br />
Euro zuzüglich Umsatzsteuer. Die höchsten<br />
Honorarkosten fallen erfahrungsgemäß dann<br />
an, wenn Baukonflikte bereits gerichtsanhängig<br />
sind und konsensuale Lösungen in einem<br />
gerichtsnahen Mediationsverfahren gesucht<br />
werden. Auch für die Kostenübernahme gibt<br />
es keine einheitlichen Richtlinien. „Üblicherweise<br />
übernehmen diese die Konfliktparteien<br />
zu gleichen Teilen, in der Praxis können aber<br />
auch vertragliche Vereinbarungen getroffen<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
139
ImFokus<br />
werden, dass diese Kosten aus der Position<br />
‚nicht zuordenbare Baukostenʻ getragen werden“,<br />
so Taumberger. „Es macht Sinn, diese<br />
Frage schon bei Projektbeginn zu klären.“<br />
Zieht man nur Gerichtkosten und Anwaltskosten<br />
heran, wird die Kostenersparnis durch ein<br />
erfolgreiches Mediationsverfahren sehr klar<br />
sichtbar, besonders deshalb, da viele gerichtsanhängige<br />
Verfahren mit einem Vergleich<br />
oder einer Quotenteilung enden.<br />
Garantierter Erfolg?<br />
Mediationen können aber auch scheitern.<br />
Erfahrene Mediatoren werden üblicherweise<br />
rasch erkennen, ob eine Mediation sinnvoll ist<br />
oder nicht und das Verfahren nicht in die Länge<br />
ziehen. Auch deshalb wird im Normalfall eine<br />
Mediation rascher und kostengünstiger abzuwickeln<br />
sein als ein Gerichtsverfahren.<br />
Beispiel: Projektabrechnung<br />
Die Projektabrechnung beziehungsweise die<br />
Schlussrechnung birgt immer wieder ein großes<br />
Konfliktpotential. Unterschiedliche Standpunkte<br />
in Bezug auf den Grad und die Qualität<br />
der Leistungserbringung führen zu Nach- oder<br />
Gegenforderungen beziehungsweise Rechnungsabstrichen.<br />
Oftmalig sind hierfür Änderungen<br />
im Leistungs- beziehungsweise Lieferumfang,<br />
Nachträge oder im Raum stehende<br />
Mängel der Grund. Die Mediatoren wirken hier<br />
unterstützend, indem den Emotionen zwar<br />
Raum gegeben wird, diese jedoch auf die Bedürfnisse<br />
und Interessen, also was den Beteiligten<br />
wichtig ist und was diese brauchen, zurückgeführt<br />
werden. Auf Basis der Bedürfnisse und<br />
Interessen der Beteiligten werden von diesen<br />
Optionen entwickelt, die möglichst viele (im<br />
best case: alle) Interessen der teilnehmenden<br />
Parteien erfüllen. Im Falle der einvernehmlichen<br />
Verständigung über die Beiziehung eines<br />
Sachverständigen zu Themenbereichen, die<br />
von den Mediationsparteien nicht selbst gelöst<br />
werden können, erfolgt in der Mediation die<br />
Einigung über die Auswahl eines Sachverständigen.<br />
Damit werden Diskussionen über<br />
divergierende Gutachten verhindert. Aus den<br />
derart durch die Mediationsparteien kreierten<br />
Lösungsoptionen werden auf Basis der zuvor<br />
ermittelten Interessen (Kriterien) Lösungen<br />
erarbeitet, welche die Basis für die weitere Zusammenarbeit<br />
schaffen. Die Mediatoren leiten<br />
dabei den Mediationsprozess, haben jedoch die<br />
Verpflichtung, sich aus der inhaltlichen Gestaltung<br />
der Lösungsfindung herauszuhalten.<br />
Beispiel: Begleitende Baumediation<br />
Um den geplanten Dachbodenausbau in Wien<br />
wirtschaftlich optimal gestalten zu können,<br />
musste in bestehende Mietverträge wegen des<br />
Lifteinbaues und der Konstruktion von Balkonen<br />
eingegriffen werden, dazu war die Zustimmung<br />
der Betroffenen erforderlich. Nach der<br />
Einigung über ein Mediationsverfahren wurde<br />
in Vorgesprächen mit dem Architekten und<br />
den Eigentümern klar, dass mehrere Mieter<br />
das Bauvorhaben zumindest verzögern, wenn<br />
nicht sogar in der vorgeplanten Form zu verhindern<br />
versuchen werden.<br />
Der Eigentümer hatte das Gebäude erst kürzlich<br />
erworben. Zwischen dem Vorbesitzer<br />
beziehungsweise dessen Hausverwaltung und<br />
den Mietern gab es große Spannungen, unter<br />
anderem wegen der Nichteinhaltung von Sanierungszusagen.<br />
Dieses Misstrauen wurde<br />
auf den neuen Eigentümer übertragen.<br />
Die erste Aufgabe der Mediation war es daher,<br />
zwischen allen Beteiligten wieder ein tragfähiges<br />
Vertrauensverhältnis herzustellen. Deshalb<br />
wurden zur ersten Sitzung, noch vor der<br />
Einleitung des Baugenehmigungsverfahrens,<br />
alle betroffenen Mieter, die neue Hausverwaltung,<br />
das Planungsteam und der Eigentümer<br />
eingeladen. Die hier vorgebrachten Einwände<br />
und Wünsche der Mieter wurden im Wesentlichen<br />
in die Planung eingearbeitet.<br />
Eine zweite Sitzung diente vor allem dazu, die<br />
nun vorliegende Baugenehmigung nochmals<br />
vorzustellen und die zu erwartenden Beeinträchtigungen<br />
während der Bauzeit zu besprechen.<br />
Zu dieser Sitzung wurden alle Mieter des<br />
Hauses eingeladen. Der Bauzeitplan wurde<br />
„Eskalierende Konflikte<br />
können soziale und<br />
wirtschaftliche<br />
Beziehungen schädigen<br />
und im schlimmsten Fall<br />
sogar zerstören.“<br />
Johannes Göstl,<br />
ISMIB<br />
140 BauTecFokus
esprochen und zusätzlich vereinbart, dass<br />
jederzeit eine weitere Mieterversammlung<br />
einberufen wird, sollten unerwartete Konflikte<br />
auftreten. Im Bauvorhaben selbst war die Mediation<br />
Vertragsbestandteil. Dadurch wurde<br />
sichergestellt, dass mögliche auftretende Konflikte<br />
rasch, kostengünstig und zeitnah gelöst<br />
werden können. Das Projekt befindet sich in<br />
der Fertigstellungphase.<br />
Beispiel: Anlassbezogene Baumediation<br />
Im Zuge der Projektübergabe eines Neubauprojektes<br />
im Süden von Wien mit circa 30<br />
Wohneinheiten wurden erhebliche Mängel in<br />
der Warmwasserversorgung des errichteten<br />
Gebäudes festgestellt. Da der beauftragte Installateur<br />
jedoch Konkurs angemeldet hatte,<br />
konnte er als Verursacher nicht mehr herangezogen<br />
werden. Der Bauherr versuchte daher,<br />
den Schaden beim Architekten, der auch mit<br />
der Örtlichen Bauaufsicht beauftragt war,<br />
geltend zu machen. Zum Zeitpunkt der Einleitung<br />
des Mediationsverfahrens war bereits ein<br />
Anwalt vom Bauherrn eingeschaltet worden,<br />
der eine Klage in der Höhe von 150.000 Euro<br />
angedroht hatte.<br />
An den Haftpflichtversicherer des Architekten<br />
war noch keine Schadensmeldung ergangen,<br />
daher war auf dieser Seite auch noch kein Anwalt<br />
eingeschaltet. Im Mediationsverfahren<br />
wurde zunächst die Einigung über die Beauftragung<br />
eines von beiden Seiten anerkannten<br />
Sachverständigen erzielt. Auf Basis dessen<br />
Gutachtens konnte der Streitwert auf 25.000<br />
Euro reduziert werden. Im weiteren Verlauf<br />
wurde der Haftpflichtversicherer des Architekten<br />
eingeschaltet. Dieser erklärte sich bereit, in<br />
Form einer Prozesskostenablöse einen Teil der<br />
Schadenssumme zu übernehmen.<br />
Von Beginn an signalisierte der Architekt<br />
starkes Interesse an einer außergerichtlichen<br />
Lösung. Für ihn war es wichtig, dass seine Leistungen<br />
durch den Bauherrn anerkannt und<br />
gewürdigt werden. Als diese Anerkennung erfolgte,<br />
war er bereit, einen erheblichen Betrag<br />
zur Schadensbehebung anzubieten.<br />
Nach der vierten Sitzung wurde die Mediation<br />
(auch auf Anraten des Anwalts) vom Bauherrn<br />
jedoch abgebrochen. Die bis dahin erzielten<br />
Teileinigungen wurden nun als nicht ausreichend<br />
bezeichnet.<br />
Nach mehreren Tagsatzungen, einer Prozessdauer<br />
von nunmehr mehr als drei Jahren und<br />
der Einschaltung weiterer Sachverständiger<br />
wurde auf Intervention des Architekten ein<br />
weiterer Mediationsversuch unternommen,<br />
welcher jedoch wiederum durch den Bauherrn<br />
(beziehungsweise dessen Anwalt) abgebrochen<br />
wurde. Der Streitfall wird nun beim HG<br />
Wien entschieden, das endgültige Urteil steht<br />
noch aus. In der Zwischenzeit übersteigen die<br />
Gerichts- und Anwaltskosten den Streitwert<br />
bei weitem, ein Ende ist nicht in Sicht. Dieses<br />
Beispiel zeigt, dass es, trotz Mediation, keine<br />
Erfolgsgarantie gibt.<br />
Factbox Mediatoren<br />
Institut für Schlichtung und Mediation im Bauwesen: www.ismib.at<br />
Mediatorenliste für Zivilrechtssachen: www.mediatorenliste.justiz.gv.at<br />
Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten: www.arching.at<br />
Fachverband UBIT der WKÖ, Experts Group Wirtschaftsmediation: www.wirtschaftsmediation.cc<br />
Forum Wirtschaftsmediation: www.wirtschaftsmediation.at<br />
Gesellschaft für Wirtschaftsmediation (GWM): www.gwm.or.at<br />
Österreichischer Bundesverband für Mediation: www.oebm.at<br />
Dachverband für Außergerichtliche Konfliktlösung in Österreich: www.netzwerk-mediation.at<br />
Mediation Austria: www.mediation-austria.at<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
141
Illmitzer Gespräche<br />
Klimavolksbegehren<br />
jetzt!<br />
Wir haben keine Zeit mehr. Während unsere wohnrechtliche Diskussion zurzeit von der Novellierung des<br />
HeizKG einerseits, von einer möglichen Novelle zum WEG andererseits bestimmt wird, geraten die Forderungen<br />
des Klimavolksbegehrens in den Hintergrund.<br />
Autor: Thomas Malloth<br />
T<br />
rotz coronarer Umstände, in der<br />
Zwischenzeit aber zumindest<br />
einmal geimpft und dem letzten<br />
Lockdown entronnen, arbeiten wir<br />
an den Illmitzer Gesprächen 2021 vom 14. bis<br />
zum 16.10.2021. Nochmals ein Danke an die<br />
Spitzen der Wirtschaftskammern im Bund, KR<br />
Mag. Georg Edlauer, und in Wien, KR Michael<br />
Pisecky, die uns nicht nur tatkräftig unterstützen,<br />
sondern auch am 14.10. den Wiener Immobilientag<br />
nach Illmitz verlegen. Wir haben<br />
damit die Chance, echte Entscheider für unser<br />
brennheißes Thema zu gewinnen, denn wir<br />
Immobilientreuhänder haben es in der Hand<br />
rund 30 Prozent des Energiebedarfs im Wohnbereich<br />
zu steuern.<br />
Während unsere wohnrechtliche Diskussion<br />
zurzeit von der Novellierung des HeizKG einerseits,<br />
von einer möglichen Novelle zum<br />
WEG andererseits bestimmt wird, geraten die<br />
Forderungen des Klimavolksbegehrens in den<br />
Hintergrund und drohen zwischen Ibiza und<br />
dem Festland zu versinken. Gerade an den beiden<br />
geplanten Novellen wird ersichtlich, dass<br />
eine weitgehend visionsbefreite Politik endlich<br />
der Vergangenheit angehören muss. Nehmen<br />
wir einmal das HeizKG, in Zukunft auch für<br />
Kälte zuständig: Wir beschäftigen uns – auf<br />
höchstem Expertenniveau und viele Stunden<br />
lang – mit der Frage einer effektiven und transparenten<br />
Abrechnung, ohne vorab klargestellt<br />
zu haben, dass es nachvollziehbarer, für jeden<br />
Einzelnen sichtbarer Umsetzungsschritte vor<br />
allem zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern<br />
bedarf. Betrachten wir auch die Diskussion<br />
rund um Änderungen im Wohnungseigentumsgesetz:<br />
Statt einfach zu sagen „Maßnahmen,<br />
die zur Erreichung der Klimaschutzziele<br />
dienen – und keine schutzwürdigen Interessen<br />
der WE verletzen –, sind privilegierte Maßnahmen<br />
im Sinne des Gesetzes“ – beschäftigen<br />
wir uns kasuistisch mit E-Ladestationen und<br />
Verschattungsfragen. Wovor haben wir Angst?<br />
Vor der eigenen Zukunft?<br />
Am 26.03.2021 hat der Nationalrat mit dem<br />
Stimmen von ÖVP, Grünen und Neos einen<br />
Mehrheitsbeschluss gefasst, mit dem der Bundesregierung<br />
eine breite Palette an Maßnahmen<br />
zur Umsetzung aufgetragen wird. Es liegt<br />
an uns nunmehr einzufordern, wofür 380.590<br />
Bürger unterschrieben haben:<br />
1. Verankerung des Rechtes auf<br />
Klimaschutz in der Verfassung<br />
Erinnern wir uns an den Stufenbau der Rechtsordnung,<br />
an dessen nationaler Spitze das Verfassungsrecht<br />
steht. Jedes staatliche Handeln<br />
und jede Maßnahme der Legislative muss diesem<br />
„höchsten“ Recht entsprechen. Hebt man<br />
nun den Klimaschutz in den Verfassungsrang,<br />
so zwingt man alle drei Staatsgewalten – Legislative,<br />
Judikative und Exekutive – das übergeordnete<br />
Ziel des Klimaschutzes immer im Kalkül<br />
zu haben. Das spart zwar noch kein Gramm<br />
CO2 und rettet auch noch keine Art, bewirkt<br />
aber eine unabdingbare Rücksichtnahme auf<br />
die wirklich übergeordneten Zielsetzungen.<br />
2. Schaffung eines verbindlichen<br />
CO2-Budgets<br />
Keiner von uns würde sein Unternehmen<br />
führen können, ohne eindeutige Zielsetzungen.<br />
Wir leben als Unternehmer nicht für den<br />
Moment, sondern planen umsichtig und nach<br />
Maßgabe unserer Ressourcen unser Handeln.<br />
Im Gegensatz zu aktuellen tagespolitischen<br />
„Sagern“, die nur dazu dienen, das Emotionale<br />
im Wähler anzusprechen, verfolgen wir unsere<br />
unternehmerischen Zielsetzungen auf Basis<br />
von Markt- und Trendbeobachtungen. Entscheidend<br />
ist für uns die Messbarkeit. Exakt<br />
diese jährlichen Meilensteine gilt es für unsere<br />
„Mitarbeiter“ in der Exekutive – Bund, Länder<br />
und Gemeinden – einzuführen und gesetzlich<br />
zu verankern.<br />
3. Controlling durch einen<br />
Klimarechnungshof<br />
Gleich wie in unseren Unternehmen muss es<br />
eine von der obersten Leitung unabhängige<br />
und nur dieser berichtspflichtige Instanz geben,<br />
die die Einhaltung des Budgets überwacht<br />
und – wenn erforderlich – geeignete Maßnahmen<br />
empfiehlt, die – binnen angemessener<br />
Frist – umzusetzen sind. Ich würde in diesem<br />
Zusammenhang über den vom genannten Entschließungsantrag<br />
geforderten Expertenrat<br />
Fotos: Adobe Stock<br />
142 BauTecFokus
hinaus einen Umweltbundesanwalt einrichten,<br />
der ein Gesicht und eine Stimme für das<br />
Thema ist.<br />
4. Kostenwahrheit und<br />
ökosoziale Steuerreform<br />
Das Steuerrecht ist schon immer eine zentrale<br />
Stellschraube gewesen, um gewünschte volkwirtschaftliche<br />
Veränderungen zu bewirken.<br />
Entscheidend ist bei Ein- und Durchgriffen in<br />
dieser Materie die Akzeptanz der Normunterworfenen.<br />
Zweckbindung, Kostenwahrheit,<br />
zielgerichtete Förderungen, vor allem aber<br />
„Belohnungstatbestände“, sind wirkungsvolle<br />
Treiber in diesem Zusammenhang. An historischen<br />
Beispielen mangelt es nicht. Diejenigen,<br />
die schon ein wenig länger dabei sind, wie ich,<br />
erinnern sich an die „steuerfreie Rücklage“.<br />
Man durfte den Überschuss eines Jahres neun<br />
Jahre zurückstellen und musste ihn erst im<br />
zehnten Jahr versteuern, es sein denn, man<br />
hatte ihn bereits mit sinnvollen Investitionen<br />
verbraucht. Gerne berechne ich für die für Finanzen<br />
zuständigen Autoritäten die positiven<br />
Einkommen- und Umsatzsteuereffekte, wenn<br />
man diese Methodik auf klimarelevante Investitionen<br />
anwendet. Warum sollte die Zukunft<br />
kein positives Abbild der Vergangenheit sein?!<br />
5. Brauchen wir wirklich eine dritte<br />
Spur auf jeder Autobahn?<br />
Vor mehr als 30 (!) Jahren hat ein unbeugsamer<br />
Stadterneuerer zu mir als jungem Immobilientreuhänder<br />
gesagt: „Thomy: Stadterneuerung<br />
und ruhendes Blech sind einander ausschließende<br />
Ziele und – es gibt kein Recht innerhalb<br />
bestimmter Zeit von A nach B zu gelangen.“<br />
Seine Worte haben sich tief in mein Denken<br />
eingeprägt und es vergeht kaum ein Vortrag, in<br />
dem ich dieses Zitat nicht bringe. Jeder von uns<br />
muss die Möglichkeit haben, klimaschonend<br />
mobil zu sein. Da darf die Forderung nicht lauten<br />
1, 2 oder 3 Euro pro Tag für den öffentlichen<br />
Verkehr, sondern null Euro und das aus jedem<br />
Winkel der Alpenrepublik.<br />
6. Partizipation als<br />
Schlüssel zum Erfolg?<br />
Vor kurzem habe ich aus Anlass des Drei-<br />
Parteien-Mehrheitsbeschlusses mit einem<br />
Freund die Frage der Einrichtung von Bürgerbeiräten<br />
diskutiert. Ich gebe zu: Wegen des<br />
Mietermitbestimmungsstatutes der Gemeinde<br />
Wien (kennen Sie das noch?) bis hin zu den<br />
Regelungen rund um die Wohnungseigentümerversammlung<br />
habe ich nicht geringe Teile<br />
meines Lebens in den Hinterzimmern von<br />
Gasthäusern mit den Wünschen der Menschen<br />
verbracht. Manchmal habe ich mich vor diesen<br />
Abenden gefürchtet, zumeist habe ich sie –<br />
vielleicht etwas zerzaust – gut überstanden<br />
und war beim Einschlafen stolz auf kleine oder<br />
große Erfolge. WUINAN heißt Wohlfühlen<br />
und ist der Sprachstamm von Wohnen und<br />
für dieses Wohlfühlen sind wir verantwortlich.<br />
Bewusst haben wir 2002 die – physische<br />
– Versammlung der Wohnungseigentümer<br />
zum zentralen Element der Willensbildung<br />
gemacht, denn je weiter wir von der Entscheidung<br />
– auch körperlich – weg sind, desto einfacher<br />
wird das vielgeliebte Nein, das weitaus<br />
häufiger als ein beherztes JA ist. JA: Die Einrichtung<br />
von Bürgerbeiräten kann jenen politischen<br />
Druck erzeugen, den es in dieser lauen<br />
und visionslosen „Realpolitik“ bedarf, warum<br />
sind sie noch nicht eingerichtet?<br />
DENN WIR HABEN KEINE ZEIT MEHR<br />
Melden Sie sich an und<br />
sind Sie dabei:<br />
www.illmitzer-gespraeche.at<br />
oder noch einfacher:<br />
t.malloth@malloth.at.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
143
Illmitzer Gespräche<br />
Das Programm<br />
Gemeinsam die Zukunft gestalten. Wie schon für die ersten offiziellen<br />
Illmitzer Gespräche 2019 ist es uns gelungen, hochkarätige Vortragende<br />
für unser Forum zu gewinnen. Nachstehend finden Sie das vorläufige<br />
Programm. Durch die 3 Tage führen Sie, wie bereits auch bei den<br />
Gesprächen 2019, Romy-Preisträger Gerald Votava und Thomas Malloth.<br />
Donnerstag, 14. 10. 2021<br />
# Global und Wissenschaft<br />
13:00 LH Mag. Hans Peter Doskozil<br />
Eröffnung – Labor Burgenland<br />
13:30 Prof. Mag. Thomas Malloth FRICS<br />
Ziele und Ablauf<br />
14:00 Prof.in (FH) PD Dr.in Christine Vallaster (angefragt)<br />
Was kommt nach dem Kapitalismus?<br />
15:00 Podiumsdiskussion<br />
KommR Mag. Michael Gehbauer<br />
Gemeinützigkeit als Ausweg?<br />
DI Wolfgang Gleissner<br />
Mit Beispiel voran<br />
KommR Michael Pisecky<br />
Wirtschaft neu gedacht.<br />
Bmst. Ing.in Caroline Palfy<br />
17:00 Ivana Vlahusic<br />
„Mutmachen“ Poetry Slammerin<br />
18:00 SchülerInnen des Gymnasiums Neusiedl am See<br />
Präsentation der Projekte im Nationalpark-Kino<br />
20:00 Empfang am Seegelände<br />
mit Musik von Monsieur Lothar und Plakat-Versteigerung<br />
zu Gunsten von Bildungseinrichtungen im Seewinkel.<br />
144 BauTecFokus
Freitag, 15. 10. 2021<br />
# Klima, Natur und regional<br />
09:30 Em. o. Univ.-Prof.in Dr.in Helga Kromp-Kolb<br />
Klimawandel<br />
10:30 Mag. Dr. Georg Wolfram<br />
Der See stirbt.<br />
11:45 Lisa Weddig, BA (angefragt)<br />
Tourismus nachhaltig.<br />
Mittagspause<br />
13:30 Vor den Vorhang<br />
LA DIin Elisabeth Blanik, BM von Lienz<br />
„Prozesse zur Stärkung des Zentrums“<br />
Ing. Hans Peter Bock, BM von Fließ<br />
„Baulandpolitik und Betriebsansiedelung“<br />
DI (FH) Rainer Handlfinger, BM von Ober-Grafendorf<br />
„Ernährungssouveränität und Bodenschutz“<br />
Alfred Reinisch, BM von Tattendorf<br />
„Nationalpark Garten Gemeinde“<br />
Dr. Alexander Scheuch, GF Rustler Immobilien<br />
„Nachhaltig Häuser bewirtschaften“<br />
15:00 Workshop: FORUM Umweltbildung (am Weingut Salzl)<br />
„Bildung for Future“<br />
Parallel dazu:<br />
Exkursion in den Nationalpark<br />
Keynote von DI Johannes Ehrenfeldner<br />
Wissenswertes erklärt durch die Nationalpark-Ranger<br />
Ausstellung<br />
Arbeiten der Volksschule und der neuen Mittelschule<br />
Illmitz zum Thema Nachhaltigkeit<br />
20:00 Empfang in der Pusztascheune<br />
geselliges Beisammensein<br />
20:15 LH-Stvin Mag.a Astrid Eisenkopf<br />
Grußworte<br />
21:30 Boogie-Night<br />
Christoph Steinbach and friends<br />
Anmeldung:<br />
www.illmitzer-gespraeche.at<br />
Samstag, 16. 10. 2021<br />
# Neue Wege<br />
09:30 Global 2000<br />
Vom Sterben der Arten<br />
10:30 Dr. Peter Resetarits<br />
Recht nachhaltig<br />
Pause<br />
12:00 Humorvolles<br />
Eva Maria Marold<br />
13:00 DI Dr. Harald Frey<br />
Zusammenfassung und Verabschiedung<br />
Mittagspause<br />
16:00 Ausklang – Rebenrundfahrt und Kellerbesichtigung<br />
Ab 16.00 Uhr besteht die Möglichkeit, etwas mehr über den Weinbau<br />
im Seewinkel zu erfahren. Namhafte WinzerInnen führen durch ihre<br />
Weingärten und Weinkeller und werden Ihnen bei dem einen oder<br />
anderen Glas Wein die Besonderheiten des Seewinkels, das Terroir und<br />
die Vinifikation näherbringen.<br />
<strong>Sommer</strong> 2021<br />
145
Buchtipps<br />
EDITOR´S<br />
CHOICE:<br />
Lesenswert!<br />
Hans Drexler<br />
Open Architecture –<br />
Nachhaltiger Holzbau mit System<br />
352 Seiten<br />
ISBN: 978-3-86859-681-6<br />
Jovis Verlag | 2021<br />
€ 38,00<br />
Nachhaltigkeit, so das Plädoyer des Autors, ist ein integraler Bestandteil des architektonischen Entwurfs und<br />
der Konstruktion. Dafür hat er einen ganzheitlichen Ansatz entwickelt: Ein flexibles Holzbausystem, das die<br />
Interaktion der Nutzer mit dem Gebäude ins Zentrum des Entwurfs rückt. Die nachhaltige Bauweise wird<br />
nicht allein durch das Material Holz erreicht, sondern auch durch die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der<br />
Wohngebäude. In diesem Werk werden zwölf Architekturprojekte vorgestellt, analysiert und verglichen, die die<br />
weitreichenden Potenziale dieses Bausystems aufzeigen.<br />
128 Seiten<br />
ISBN: 9783900403515<br />
Ibo Verlag | 2021<br />
€ 39,00<br />
208 Seiten<br />
ISBN: 9783707344158<br />
Linde Verlag | 2021<br />
€ 52,00<br />
Pia Anna Buxbaum, Elisabeth Oberzaucher,<br />
Michael Wegerer<br />
Gebäudesoftskills –<br />
Bauen in menschlichen<br />
Dimensionen<br />
Im ersten Buch über den jungen Begriff „Gebäudesoftskills“<br />
teilen zahlreiche Experten<br />
aus der Baupraxis und Wissenschaft ihr Wissen<br />
über die Mensch-Gebäude-Wechselwirkungen mit den Lesern. Gut verständlich<br />
und praxisbezogen beschreiben sie, wie die vielfältigen Eigenschaften der<br />
Gebäude langfristig auf die Gesundheit, Wahrnehmung und das Verhalten von<br />
uns Menschen einwirken. Die einzelnen Beiträge beschäftigen sich mit den sichtbaren,<br />
hörbaren, fühlbaren oder riechbaren Eigenschaften der Gebäude. Dieses<br />
Werk vereint planungsrelevante und wissenschaftlich basierte Erkenntnisse für<br />
das Planen, Bauen und Wohnen, die bei rein wirtschaftlichen Überlegungen oft<br />
zu wenig Beachtung finden. Dennoch sind gerade sie es, die langfristig auf unser<br />
Wohlbefinden und Gesundheit wirken.<br />
Lukas Flener<br />
Bauträgerprojekte<br />
umsetzen und verstehen<br />
Dieser Band ist ein Leitfaden für eine gelungene Abwicklung von Bauträgerprojekten.<br />
Von der Rolle des Bauträgers über die Projektumsetzung bis zu den<br />
Rücktrittsrechten und Rückforderungsansprüchen: „Bauträgerprojekte umsetzen<br />
und verstehen“ bietet einen Überblick über die gesamte Abwicklung eines<br />
Bauträgerprojektes aus rechtlicher Sicht. Der Leitfaden vereint dabei juristisches<br />
Hintergrundwissen mit verständlicher, praxisnaher Anwendung.<br />
Zudem enthält die dritte, aktualisierte Auflage einen Überblick über die seit der<br />
Vorauflage ergangene höchstgerichtliche Judikatur und die aktuelle Literatur<br />
zum Thema Bauträgervertragsgesetz.<br />
260 Seiten<br />
ISBN: 978-3-7913-8754-3<br />
Prestel Verlag | 2021<br />
€ 60,70<br />
Bettina Hintze<br />
Nachhaltige Häuser<br />
Zeitgemäß und zukunftsfähig – Die Sieger des HÄUSER-Award<br />
Die besten nachhaltigen Wohnhäuser von heute, ausgewählt von der Jury des renommierten HÄUSER-Awards, reich bebildert<br />
in einem edlen Band! Klimawandel und knapper werdende Ressourcen stellen auch unser Planen und Bauen vor neue Herausforderungen.<br />
Doch dank kluger Ideen und kreativer Konzepte lässt sich nachhaltige Architektur mit gelungener Gestaltung<br />
hervorragend verbinden. Dies beweisen die 29 Wohnhäuser aus ganz Europa in diesem Werk, ausgewählt von der Jury des<br />
HÄUSER-Awards.<br />
146 BauTecFokus
RAUS AUS<br />
DEN SILOS!<br />
Führen Sie die Daten zusammen<br />
und dokumentieren Sie Ihren<br />
Kommunikationserfolg umfassend.<br />
Market Intelligence<br />
Media Intelligence<br />
Opinion Tracking<br />
Market Intelligence<br />
Social Listening<br />
Opinion Tracking<br />
Media Intelligence<br />
Opinion Tracking<br />
Market Intelligence<br />
Media Intelligence<br />
Mit der integrierten Analyse von öffentlicher und veröffentlichter Meinung verbessern Sie Ihre<br />
strategische Einschätzung Ihrer Marke. So können Sie Ihre Kommunikationserfolge noch besser<br />
dokumentieren und die Wirkungen überzeugender darstellen.<br />
IBI hilft Ihre Kommunikationsstrategie zu verbessern.<br />
IBI<br />
INTEGRATED<br />
BRAND<br />
INTELLIGENCE<br />
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<strong>Sommer</strong> 2021<br />
147
BauTecFokus.Rubrik<br />
Wir leben<br />
Baumanagement.<br />
Wir nehmen Ihre Projekte in die Hand.<br />
Mit Fingerspitzengefühl.<br />
Als Manager Ihrer Bauprojekte nehmen wir Ihnen gerne alle Aufgaben ab und sorgen<br />
dafür, dass Ihre Anlage auch in Zukunft einen entsprechenden realen Wert hat. Wir<br />
unterstützen Sie mit Kompetenz und Leidenschaft in allen Projektphasen: von der<br />
Beratung, Konzeptionierung, Planung, Termin- und Kostenüberwachung bis hin zur<br />
Fertigstellung und Gewährleistungsverfolgung.<br />
Kontakt: T +43 1 512 76 90 | E office@ehl.at<br />
148 BauTecFokus<br />
ehl.at