11. Juli 2021
- Grazer Gemeinderat: 1579 Anträge in vier Jahren - Zum ersten Mal Großelterntag in Graz - Nach dem Frauenhaus-Aufenthalt: Mehr Übergangswohnungen - 5000 Autos pro Tag: Lösung für den Ruckerlberg versprochen, nicht gehalten - Jetzt aber wirklich: Das Fußgänger-Leitsystem kommt - Premstätten-Bürgermeister Matthias Pokorn: „Die Deponie ist nicht verhandelbar" - Autokino-Eröffnung war voller Erfolg
- Grazer Gemeinderat: 1579 Anträge in vier Jahren
- Zum ersten Mal Großelterntag in Graz
- Nach dem Frauenhaus-Aufenthalt: Mehr Übergangswohnungen
- 5000 Autos pro Tag: Lösung für den Ruckerlberg versprochen, nicht gehalten
- Jetzt aber wirklich: Das Fußgänger-Leitsystem kommt
- Premstätten-Bürgermeister Matthias Pokorn: „Die Deponie ist nicht verhandelbar"
- Autokino-Eröffnung war voller Erfolg
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2 die seite zwei<br />
www.grazer.at <strong>11.</strong> JULI <strong>2021</strong><br />
E D I T O R I A L<br />
von<br />
Tobit<br />
Schweighofer<br />
✏ tobit.schweighofer@grazer.at<br />
Der Wachhund<br />
feiert<br />
Jahrestag<br />
D<br />
ass Bürgermeister<br />
Siegfried Nagl und<br />
KP-Stadträtin Elke Kahr<br />
wohl nicht mehr die besten<br />
Freunde werden, ist bekannt,<br />
doch diese Woche zeigte, wie<br />
tief die Abgründe zwischen<br />
den Chefs der beiden stimmenstärksten<br />
Grazer Parteien<br />
wirklich sind. Auf die Frage<br />
nach möglichen Koalitionspartnern<br />
schloss Nagl nur die<br />
Kommunisten explizit aus.<br />
Diese wiederum sorgten mit<br />
einer Presseaussendung beim<br />
politischen Widersacher für<br />
Kopfschütteln. Die Dunkelroten<br />
haben nämlich den „Wir<br />
haben erfolgreich Olympia in<br />
Graz verhindert“-Jahrestag ins<br />
Leben gerufen. Vor genau drei<br />
Jahren hatten die Kommunisten<br />
ja 10.000 Unterschriften<br />
gesammelt und so den Plan<br />
Nagls, die Olympischen Spiele<br />
nach Graz zu bringen, letzten<br />
Endes gekippt. Damit positionieren<br />
sie sich taktisch<br />
geschickt als Wachhund von<br />
Graz, der die Bürger vor den<br />
spektakulären, aber vermeintlich<br />
riskanten Visionen Nagls<br />
schützt. Aber auch hier gibt es<br />
eine Kehrseite der Medaille:<br />
Ein Wachhund ist seinem<br />
Wesen nach ein Bewahrer und<br />
der natürliche Feind des<br />
Ausbrechers, der über die<br />
gewohnten Bahnen hinausdenkt.<br />
Diese Fähigkeit ist aber<br />
ebenfalls essenziell, um eine<br />
Stadt in eine bessere Zukunft<br />
zu führen. Das sollten die<br />
Kommunisten bei ihren<br />
Jahrestag-Feierlichkeiten nicht<br />
vergessen.<br />
Tobit Schweighofer, Chefredakteur<br />
SONNTAGSFRÜHSTÜCK MIT ...<br />
Unter der<br />
Woche ist<br />
Wolfgang<br />
Lackner<br />
beim Frühstück<br />
ein<br />
Minimalist.<br />
Am Sonntag<br />
darf das<br />
Frühstück<br />
aber gerne<br />
etwas länger<br />
dauern.<br />
<br />
KK<br />
... LKA-Leiter Wolfgang Lackner<br />
Der Leiter des steirischen Landeskriminalamts über ausgiebiges Frühstücken,<br />
gemütliche Sonntage, den Fall Felzmann und Fehler im Kriminal-Filmen.<br />
Herr Generalmajor, was steht denn bei Ihnen am<br />
Sonntag auf dem Frühstückstisch?<br />
Also, Pflicht ist auf jeden Fall Kaffee. Meistens wird<br />
auch etwas mit Eiern gemacht. Sonst noch Wurst,<br />
Kornspitz und Brot. Was ich gar nicht esse, ist Süßes.<br />
Ich brauche keine Marmelade und keinen Honig,<br />
ich bin eher ein deftiger Frühstücker. Unter der Woche<br />
bin ich hingegen Minimalist, da reicht ein Butterbrot<br />
und ein schneller Kaffee.<br />
Wie sieht für Sie ein idealer Sonntag nach dem<br />
Frühstück aus?<br />
Das Sonntagsfrühstück ist in meiner Familie eigentlich<br />
wie ein Brunch, das zieht sich so bis 10 oder 11<br />
Uhr. Da lesen wir auch alle Zeitungen, die wir zuhause<br />
haben. Anschließend machen wir gerne eine<br />
kleine Radtour. Wir haben auch einen Pool, wenn<br />
wir zurückkommen, gehen wir gerne schwimmen.<br />
Ich verbringe am Sonntag einfach gerne einen gemütlichen<br />
Tag mit meiner Familie.<br />
Wie kamen Sie zur Polizei, wollten Sie schon immer<br />
Polizist werden?<br />
Eigentlich wollte ich zum Bundesheer. Ein Bekannter<br />
meines Vaters hat einmal nebenbei erwähnt, ob<br />
nicht die Gendarmerie etwas für mich wäre. Ich habe<br />
die Aufnahmeprüfung bei der Bundesgendarmerie<br />
absolviert, aber dann bin ich zuerst für ein Jahr zum<br />
Bundesheer gegangen. Während dieses Jahres kam<br />
dann die Anfrage von der Gendarmerie, ob ich bei<br />
einem Kurs einsteigen möchte. Das war dann eine<br />
recht schnelle Entscheidung und ich habe am 1. Mai<br />
1979 bei der Bundesgendarmerie angefangen.<br />
Welcher Fall wird Ihnen immer in Erinnerung<br />
bleiben?<br />
Der Fall Felzmann. Nicht nur weil es ein bisher ungeklärter<br />
Kriminalfall ist, sondern weil der Fall auch für<br />
Österreich eine sehr große Dimension hatte. Auch<br />
mit dem Einsatz an Personal- und Sachressourcen.<br />
Haben Sie eine Theorie, was mit Felzmann passiert<br />
ist?<br />
Es ist dort in Stiwoll ein sehr unwegsames Gelände.<br />
Wir glauben, dass er irgendwo hinuntergestürzt ist.<br />
Irgendwann wird ein Jäger oder ein Schwammerlsucher<br />
die Überreste finden, das ist unsere wahrscheinlichste<br />
Theorie.<br />
Gibt es Klischees oder Fehler in Krimi-Filmen, die<br />
Ihnen auf die Nerven gehen?<br />
Wir haben immer einen Tag, wo wir angehenden<br />
Staatsanwälten und Richteramtsanwärtern unsere<br />
Arbeit zeigen. Mein Eingangsstatement ist immer:<br />
Alles, was Sie im Fernsehen sehen, entspricht nicht<br />
der Realität. Egal welcher Kriminalfilm das ist, es<br />
ist in Echt nicht so. Ganz arg war es zum Beispiel<br />
bei CSI. Im Film läuft auch alles so schnell ab. Ergebnisse<br />
und DNA-Analysen sind immer sofort da.<br />
Das braucht alles seine Zeit. Natürlich wird schnell<br />
gearbeitet, aber wenn ich den Pathologen sehe, der<br />
sofort den Todeszeitpunkt auf eine halbe Stunde<br />
genau bestimmt, das ist halt ein bisschen fern der<br />
Realität.<br />
Wie kriminell sind denn die Grazer?<br />
Wenn man das Kriminalitätsgeschehen in der ganzen<br />
Steiermark anschaut, dann können Sie davon<br />
ausgehen, dass rund 45 bis 50 Prozent der Kriminalität<br />
in Graz stattfindet. Das liegt aber einfach am<br />
urbanen Gebiet, daraus kann man nicht schließen,<br />
dass die Grazer krimineller als die Liezener sind.<br />
JULIAN BERNÖGGER<br />
Wolfgang Lackner, 1960 in Graz geboren, kam nach<br />
Matura und Bundesheer 1979 zur Gendarmerie. Absolvierte<br />
1985/86 die Offiziersausbildung. Von 2005<br />
bis 2012 stellvertretender Landespolizeikommandant.<br />
Seit 2012 Leiter des Landeskriminalamts. Er ist verheiratet<br />
und Vater einer 24-jährigen Tochter.