Pirouette No. 06/2021 Juli + August

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

6 Loena Hendrickx Interview Foto: privat Loena Hendrickx »Ich gebe niemals auf« Loena Hendrickx (21) hat mit Rang fünf das beste WM-Ergebnis einer Einzelläuferin aus Belgien erzielt. Pirouette: Bei der WM haben Sie nach vielen Verletzungsproblemen ein tolles Comeback gefeiert. Wie war der Weg zu diesem Erfolg? Loena: Es hat vor zwei Jahren angefangen, als ich mich beim Sommertraining 2019 in der Türkei am Knöchel verletzte – ich hatte ihn verstaucht, drei Bänder gerissen und einen Bruch. Es ist nicht auf dem Eis passiert, sondern als ich von einem Trainingsball auf den Boden gesprungen bin. Ich habe es gleich knacken hören. Im September kam ich wieder zurück aufs Eis, nach drei Wochen habe ich Dreifache gemacht und dann habe ich mir bei einem Flip wieder den Knöchel verknackst, musste einen Monat pausieren. Dasselbe ist dann im Dezember noch einmal passiert, so dass ich für die EM (2020) absagen musste. Kurz nach der Zeit, in der die EM war, bekam ich Probleme mit einer Sehne im linken Knöchel. Ich konnte keine neuen Schlittschuhe einlaufen, weil sie zu hart für meinen empfindlichen Knöchel waren und habe deshalb die alten zu fest geschnürt. Das hat dann zu der Sehnenverletzung geführt. Als ich im April endlich wieder fit war, kam der erste Lockdown und die Eishallen waren alle geschlossen. Ich war damals sehr unglücklich darüber, aber ich denke, letztendlich war es gut, denn hatte ich mehr Zeit, die Verletzung auszuheilen. Nach drei Monaten konnte ich wieder aufs Eis und erinnere mich sehr gut an dieses Gefühl – ich war so glücklich, ohne Schmerzen und wieder motiviert. Dann kam Ihr erster Wettbewerb im Herbst 2020, die Budapest Trophy, den Sie gewannen. Ich habe dafür trainiert und ich wusste, dass es nur wenige Wettbewerbe gibt. Oder ich hätte meinen Knöchel wieder verletzen können. Ich dachte, wenn ich erst im Flugzeug bin, bin ich froh. Und dann saß ich im Flugzeug, konnte starten und bin ein sauberes KP gelaufen. Es war magisch, wieder einen Wettbewerb zu erleben. Ich war so glücklich, auf dem Eis zu sein. Sie gewannen noch den Challenge Cup in Den Haag und hatten einen starken Auftritt bei der WM. Es war so lange her, dass ich mit Topläuferinnen laufen konnte. Es war toll. Ich hätte nie den fünften Platz erwartet, niemals. Ich habe einfach mein Ding gemacht und wollte für mich selbst laufen, mich verbessern. Ich war nervös, denn ich wollte allen zeigen, was ich in diesen Monaten oder sogar Jahren gemacht habe. Ich glaube, ich bin eine Inspiration für viele, denn ich gebe niemals auf und ich liebe diesen Sport wirklich. Nach der WM bekam ich viele Nachrichten, die Leute schrieben mir, dass sie meine Leistung zu schätzen wissen, weil ich nicht wie die russischen Mädchen bin. Ich springe nicht so leicht, ich mache keine Vierfachen und so etwas, aber ich versuche auch, etwas darzustellen. Wie haben Sie sich in der schwierigen Zeit motiviert? Ich habe nicht ans Aufhören gedacht. Ich habe in dieser Zeit gemerkt, wie sehr ich das Training vermisse und wie sehr ich diesen Sport liebe. Ich wusste, dass ich stark bin und Chancen auf ein Comeback habe. Ihr Bruder Jorik, der in den Top 10 bei der EM war, ist nun einer Ihrer Trainer. Wie ist das, wenn der große Bruder Sie trainiert? Das ist ein klasse Gefühl. Wie Sie wissen, waren wir immer zusammen bei Wettbewerben unterwegs und haben zusammen trainiert. Nach den Olympischen Spielen (2018 und seinem Rücktritt) habe ich ihn sehr auf dem Eis vermisst, denn ich hatte keinen Trainingspartner mehr, zu dem ich aufschauen und der mich motivieren konnte. Dann begann er als Trainer zu arbeiten und auch mich zu trainieren. Er macht das sehr gut und er ist eine große Inspiration. Er denkt sich immer etwas Neues aus. Er kann sehr gut Menschen ‚lesen‘. Ich hatte viele Verletzungen und wenn er merkt, dass ich Schmerzen habe, reagiert er sofort darauf. Wie sind aktuell Ihre Trainingsbedingungen? Ich trainiere in Eindhoven in den Niederlanden, weil wir nahe an der Grenze wohnen und unsere Halle von vor vier Jahren nicht mehr existiert. Dort trainiere ich mit den holländischen Läufern, sie sind Junioren, das ist ok. Und seit September (2020) trainiert Lindsay van Zundert mit uns. Ich denke, es ist sehr wichtig, mit jemandem zusammen zu trainieren. Was halten Sie von der Entwicklung im Damenlauf mit den Vierfachsprüngen? Ich frage mich, wo das enden wird, denn es wird immer besser. Ich möchte das (Vierfache, 3A) auch gern trainieren, aber das ist nicht so einfach, weil mein Knöchel nicht mehr so stark ist und ich sehr vorsichtig sein muss. Aber ich möchte meine Technik sehr gerne verbessern. Welche der heutigen Spitzenläuferinnen gefallen Ihnen am besten und warum? Lisa Tuktamysheva, denn die russischen Mädchen sind so stark und sie hält schon lange auf diesem Niveau mit. Es ist sehr schwer, in Russland unter die besten drei zu kommen. Sie ist eine große Inspiration für mich, weil sie auch niemals aufgibt und weiterhin hart arbeitet. Wie sieht es mit dem Nachwuchs in Belgien aus? Ich hoffe, dass etwas nachkommt und dass ich viele Kinder zum Eislaufen inspirieren kann. Wir haben eine junge Läuferin in Belgien, Nina Pinzarrone. Sie ist sehr gut, aber sie ist noch sehr jung. Wenn sie ihr Niveau halten kann, wird sie auch eines Tages zu den Besten in der Welt gehören. Sie ist zu jung für die Meisterklasse in dieser Saison, daher glaube ich nicht, dass wir eine Läuferin zur Olympiaqualifikation für einen zweiten Startplatz schicken können. Wie läuft Ihre Saisonvorbereitung? Ich war bei einem Trainingscamp in Portugal im Mai und im Juni eine Woche bei Alexei Mishin in Courchevel. Mein Ziel ist es, den dreifachen Rittberger stabil zu bekommen. Ich weiß nicht, was es ist, aber irgendwie kann ich keinen Rittberger. Das KP habe ich bereits mit meinem Choreographen Adam Solya aufgebaut. Es ist eine Musik, zu der ich schon lange laufen wollte, aber erst, als ich reif genug dafür war. Mehr verrate ich noch nicht, denn ich will die Musik später im Sommer auf Instagram bekanntgeben. Für die Kür suchen wir noch nach einer Musik. Das ist schwierig in diesem Jahr. Zuerst wollte ich einen spanischen Tango nehmen, aber wir fanden keine wirklich gute Musik, weil wir etwas Besonderes machen sollen. Dann sagte mein Bruder, dass ich schon bei den vergangenen Olympischen Spielen zu einem Tango gelaufen bin. Vielleicht machen wir etwas Orientalisches. Mit Loena Hendrickx sprach Tatjana Flade. •••
7 Savchenko will für die USA starten Im April, als die Eishallen in Oberstdorf geschlossen waren, flog Olympiasiegerin Aljona Savchenko (37) mit Baby und einer Betreuerin in die USA, um dort mit Natalia Mishkutienok, einer ihrer Vorgängerinnen und jetzigen US-Trainerin deren SchülerInnen zu unterrichten – kein Problem als selbstständige Trainerin. Aber als Oberstdorf Anfang Mai wieder öffnete und sie zwei deutsche Läuferinnen verantwortlich betreuen sollte, kam sie nicht zurück und reagierte auch nicht auf Nachfragen. Mittlerweile waren im Internet Videoaufnahmen zu sehen, in denen sie mit dem amerikanischen Paarläufer TJ Nyman bei der US-Trainerin Dalilah Sappenfield trainierte. Der inzwischen 21-Jährige war vor zwei Jahren einmal Fünfter der Junioren-WM mit Sarah Feng. Aber inzwischen hatte er sich von ihr sowie von einer neuen Partnerin getrennt, und war in der Meisterklasse noch nicht gestartet. Im Internet waren Gerüchte zu lesen, er habe sich gegenüber Läuferinnen nicht korrekt verhalten. Aber solche Gerüchte können falsch sein, denn von SafeSport gesperrt war er jedenfalls bis zum Redaktionsschluss dieses Heftes am 2. Juli nicht. Anfang Juni erhielt die DEU vom US-Verband eine Mail mit der Bitte, sie freizugeben, damit sie für die USA starten kann. Nachdem die DEU spätestens seit Bruno Massots Rückkehr nach Frankreich nicht erwartete, dass sie noch einmal für Deutschland an den Start geht, gab der Verband Savchenko umgehend für die USA frei, nachdem Savchenko andere DEU-Angebote nicht angenommen hatte. Denn er wollte zeigen, dass er es besser macht als der französische Verband, der Massot zuerst gar nicht und dann nur gegen Ablösesumme freigab. Einige Beobachter empfanden den Wunsch von Savchenko als undankbar, weil der deutsche Staat viel für sie getan habe. Andere sagten, wenn Savchenko noch immer Lust auf Wettbewerbe habe, dann soll sie sich ihren Traum erfüllen und man solle nicht daran hindern. Eine US-Staatsbürgerschaft wird sie aber wohl frühestens in fünf Jahren erhalten, so dass ein erneuter Olympia-Start mit Nyman schon 2022 unmöglich scheint, wenn sie sich überhaupt qualifizieren sollte. Aber für alle anderen Wettbewerbe ist sie für die USA ab sofort startberechtigt, denn ihre Wartezeit bei einem Länderwechsel ist längst erfüllt. Der US-Verband hat aber die neue Partnerschaft noch nicht offiziell bestätigt. Savchenkos Ehemann Liam Cross blieb übrigens zunächst in Oberstdorf und besuchte zwischendurch seine Eltern in Großbritannien. Ende Juni wurde bekannt, dass Savchenko ohne Nyman bei einem Lehrgang im italienischen Courmayeur, der bis 3. Juli dauern sollte, zusammen mit dem französischen Choreografen Benoit Richaud wieder als Trainerin arbeitete. Auch ihre eigentliche Schülerin und aktuelle Deutsche Meisterin Aya Hatakawa, die schon früher mit Richaud gearbeitet hatte, war in dem Städtchen auf der Südseite des Matterhorns. Aya Hatakawa soll jedenfalls zu Michael Huth wechseln und Savchenkos zweite Schülerin Sophie Erhardt soll von Florian Just verantwortlich betreut werden. Der Oberstdorfer Stützpunktleiter Daniel Wende hatte Savchenko seit Mai mehrfach per Mail gefragt, ob sie denn zu dem ISU-Paarlauflehrgang Ende Juli in Oberstdorf komme, bei sie zusammen mit Massot als Vorzeigepaar gegen Honorar arbeiten sollte. Dieser Lehrgang lockte viele Paare aus aller Welt an, denn mit Olympiasiegern zu arbeiten, die vielleicht ihre Idole sind, ist für viele ein Traum. Massot hat längst zugesagt, aber Savchenko meldete sich zunächst nicht. Erst Ende Juni schrieb die Managerin von Richaud, nun offensichtlich auch die neue Managerin von Savchenko, dass sie sich nicht in der Lage sehe, nach Oberstdorf zu kommen. Ist sie auf Massot sauer, weil dieser endgültig nicht mehr mit ihr Wettbewerbe laufen will oder plant sie tatsächlich, eine neue Karriere mit TJ Nyman, der 2018 ein guter Springer war und schon damals einen hohen Twist zeigte, wie man bei den damaligen Programmen auf Youtube sehen kann? Der Pirouette antwortete Savchenko jedenfalls nicht. Wende suchte jedenfalls eine andere Partnerin für den ISU-Lehrgang. Man wird abwarten müssen, welche Wege Savchenko nun geht. Klaus-Reinhold Kany Savchenkos neuer Partner Aljona Savchenko mit ihrer Schülerin Aya Hatakawa bei der Nebelhorn Trophy 2020, Foto: Flade Sarah Feng und TJ Nyman bei der Junioren-WM 2019 Foto: Dave Carmichael
Seite 1 und 2: Pirouette Nr. 6 | Juli & August 202
Seite 3 und 4: Impressum Verlags- und Redaktionsan
Seite 5: Die Mannheimerin Kristina Isaev (20
Seite 9 und 10: Paniot darf für USA starten Der ge
Seite 11 und 12: 11 Wer startet wo beim Grand Prix?
Seite 13 und 14: 13 2021 08.12. - 11.12. Challenger:
Seite 15 und 16: 15 g in Berlin halten und in der K
Seite 17 und 18: 17 tanzes (Street Dance) wollten si
Seite 19 und 20: In der eingeschränkten Corona-Sais
Seite 21 und 22: Im Juni nahm der Schüler von Elena
Seite 23 und 24: Neuer Schwung für Europameister Dm
Seite 25 und 26: wohl keine weiteren festen Termine
Seite 27 und 28: Guillaume Cizerons Buch „Ma plus
Seite 29 und 30: 29 - oder im „Holländer Tanz“
Seite 31 und 32: 31 lernkurse anzubieten und das Eis

Pirouette No. 06/2021 Juli + August

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?