Pirouette No. 06/2021 Juli + August

In der eingeschränkten
Corona-Saison hat der
russische Verband bei der WM
und der World Team Trophy
die Früchte seiner Arbeit
geerntet und hervor ragende
Ergebnisse erzielt: Drei WM-Titel
und der totale Triumph bei den
Damen in Stockholm, der überlegene
Sieg im Teamwettbewerb sowie
drei Olympia-Startplätze in jeder
Disziplin (die Herren müssen
den dritten Platz allerdings in
Oberstdorf bestätigen). Mit der
richtigen Vorbereitung wollen
Trainer und Läufer in der
Olympiasaison nun nahtlos an
diese Erfolge anknüpfen. Die
„Pirouette“ erkundigte sich
beim traditionellen Russland-
Besuch im Mai nach dem
Stand der Dinge.
Der Countdown läuft:
Rachmaninov für
Sinitsina/Katsalapov
Erstmals hat die „Pirouette“ die neue Trainingshalle
von Victoria Sinitsina/Nikita Katsalapov
besucht, in die sie vor zwei Jahren umgezogen
sind. Das Trainingszentrum „Laura“ am Stadtrand
ist zwischen Autowerkstätten und Baustellen
nicht so leicht zu finden, denn es steht etwas
zurückgesetzt von der Straße. Dann aber
wartet eine kleine Überraschung: die privat unterhaltene
Halle ist modern, hell und im Unterschied
zu manch staatlichem Trainingszentrum
mit grimmigen Sicherheitsleuten, die selbst
nach Anmeldung am liebsten niemanden reinlassen
wollen, sitzt eine freundliche junge Frau
am Empfang, die bereitwillig erklärt, wo es zum
Eis geht. Gerade haben die Spanier Sara Hurtado/Kirill
Khaliavin ihr Training beendet und berichten
kurz, dass alles im Plan ist. Hurtado ist
froh, dass sie nun wieder problemlos nach Russland
reisen und hier trainieren kann. Für das
Paar setzt sich der spannende Zweikampf mit
den „Montrealer Spaniern“ Olivia Smart/Adrian
Diaz fort, denn nach Rang 11 in Stockholm haben
sie den zweiten Startplatz bei Olympia und
WM knapp verpasst.
Die neuen Weltmeister Victoria Sinitsina/Nikita
Katsalapov kamen hochmotiviert von der Team
Trophy zurück und bauten ihre neue Kür vor
Victoria Sinitsina und Nikita Katsalapov
Olympiavorbereitungen
in Russland
Aus Moskau und St. Petersburg berichtet Tatjana Flade
dem Urlaub bis Ende Mai auf. Zusammen mit
Trainer Alexander Zhulin entschieden sie sich
für das Zweite Klavierkonzert und die Variationen
zu Paganini, beides von Sergei Rachmaninov.
Zwar waren sie schon in der Saison
2017/18 zu Rachmaninov gelaufen, aber zu einem
anderen Stück.
Zhulins Gruppe ist gut angewachsen. Er und sein
Team betreuen sechs Meisterklassen- und 15 Juniorenpaare.
Neben Sinitsina/Katsalapov und
Hurtado/Khaliavin trainiert das neue Duo Angelique
Abashkina/Pavel Drozd ständig in der
Gruppe. Abashkina (frühere Schreibweise Abachkina)
war zuvor mit Louis Thauron für Frankreich
gestartet und hat nach der Trennung von ihm
2018 zwei Jahre lang als Trainerin u.a. in der
Schweiz gearbeitet. Zeitweise sind außerdem die
Franzosen Julia Wagret/Pierre Souquet und Evgenia
Lopareva/Geoffrey Brissaud in Moskau. Die
Ukrainer Alexandra Nazarova/Maxim Nikitin
sollten im Juli dazustoßen. Das traditionelle
Sommertrainingslager war in Novogorsk geplant,
Auslandsreisen waren Zhulin wegen der Pandemie
und ständig wechselnden Bestimmungen zu
riskant. Der in Russland sehr bekannte und beliebte
Trainer bereitete übrigens seine Autobiographie
vor, die im September auf Russisch erscheinen
soll. In dem Buch, das er der „Pirouette“
vorab schickte, erzählt er humorvoll von seiner
Karriere und aus seinem Leben.
»
Nikita Katsalapov
„Dass wir Rachmaninov nehmen wollen, haben
wir schon vor einem Jahr entschieden,
und es wird ein ganz neues Programm –
über unseren gemeinsamen Weg, von der
ersten Minute unserer Bekanntschaft bis zu
… Noch wissen wir nicht, wie dieser Satz
endet. Es ist also ein Programm über uns,
denn in unserem Leben spielt Rachmaninov
natürlich eine Rolle. Um etwas wie Michael
Jackson zu nehmen, hätten wir in der vergangenen
Saison Erfahrung sammeln und
diese Kür (zu Musik zu Jackson, die sie aber
vor der WM verwarfen) die ganze Saison
laufen müssen. In einem Olympiajahr ist es
nicht gerechtfertigt, etwas zu probieren,
was wir noch nie gemacht haben. Es ist
richtig, das Beste zu nehmen und zu zeigen,
wofür man unser Paar kennt und liebt. Aber
natürlich wird alles neu in dieser Kür sein –
die Elemente, die Hebungen, das Programm
selbst. Mit dem Rhythmustanz haben
«
wir
gerade erst angefangen. So etwas („Street
Dance“) haben wir noch nie gemacht und
wir müssen erst lernen, wie wir uns da bewegen
sollen. Es steht noch viel Arbeit mit
Profi-Tänzern bevor. Aber es ist interessant.
An den anderen in unserer Gruppe sehen
wir, was für unterschiedliche Programme
dabei herauskommen.“
Evgenia Lopareva
und Geoffrey Brissaud
Fotos: Flade
Julia Wagret und Pierre Souquet mit
Trainer Alexander Zhulin
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Neues aus Russland
Sommertraining