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WOLL Magazin 2021.2 Sommer I Meschede, Bestwig, Olsberg

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dann wollte<br />

ich beginnen.<br />

Mein erster<br />

Patient ließ jedoch<br />

nicht lange<br />

auf sich warten.<br />

Ich fand ihn<br />

im Frühjahr 2020<br />

vor meiner eigenen Tür.<br />

Das war im Grunde der<br />

Start in die eigenständige Wildvogelpflege.<br />

Denn ich fand heraus, dass<br />

es im größeren Umkreis keinerlei Anlaufstellen für gefundene<br />

Wildvögel gab, die Nachfrage aber durchaus groß ist.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie finanzieren Sie ihre Projekte?<br />

Nina Karpinski: Das ist eine sehr kostenintensive Angelegenheit.<br />

Es sind die Unterbringungsmöglichkeiten, hier werden<br />

keine Käfige genommen, da sie dem Gefieder schaden,<br />

sondern z. B. Flexarien, Softboxen und Moskitozelte. Die Futter-,<br />

Tierarzt-, und Spritkosten. Es können auch immer mal<br />

Sonderfälle sein, die in einer Tierklinik versorgt werden müssen<br />

oder längerfristige Spezialbehandlungen benötigen. Wir,<br />

ich nutze das „wir“, weil es allen Wildtierpäpplern so ergeht,<br />

finanzieren das aus den eigenen Portemonnaies und sind daher<br />

natürlich auch auf Spenden angewiesen. Wir haben häufig<br />

Kosten von mehreren hundert Euro im Monat, wobei ich hier<br />

von der Hauptsaison, im <strong>Sommer</strong>, spreche. Ja, so ein junger<br />

und kleiner Pieps hat einen gesunden Hunger auf dem Weg in<br />

sein eigenes Leben in Freiheit.<br />

<strong>WOLL</strong>: Was ist zu tun, wenn man einen hilflosen oder<br />

verletzten Vogel findet?<br />

Nina Karpinski: Das Allerwichtigste ist: Ruhe bewahren!<br />

Dann ist zu klären, ob das gefundene Tier tatsächlich hilfebedürftig<br />

ist - und schon hier helfen die richtigen Anlaufstellen<br />

weiter. Ganz wichtig, gar überlebenswichtig für das Fundtier:<br />

Keineswegs Futter oder Wasser geben!<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie bringe ich einen Fundvogel unter?<br />

Nina Karpinski: Einen ausgewachsenen Wildvogel gibt man<br />

in einem Karton, der mit Luftlöchern versehen ist und stellt<br />

ihn an einen ruhigen Ort. Bei jungen Vögeln sind Wärme<br />

und ein Nest wichtige Faktoren. Wenn das Vögelchen noch<br />

nicht sein vollständiges Federkleid hat, sollte dieser warm gehalten<br />

werden. Für das Nest nimmt man eine Schale oder<br />

Schüssel, legt diese mit Küchenpapier, einer wärmenden Socke<br />

oder einem Fleecelappen aus. Dieses Nest platziert man<br />

in einer Box, Wanne oder Schale, darunter eine Wärmequelle<br />

z. B. eine Wärmflasche. Zusätzlich legt man einen feuchten<br />

Waschlappen in die Box/Schale, neben das Nest, da auch die<br />

Luftfeuchtigkeit eine wichtige Rolle spielt. Ist alles gerade<br />

nicht umsetzbar, wärmt man den kleinen Pieps mit der eigenen<br />

Hand.<br />

An dieser Stelle möchte ich erneut betonen, dass es extrem<br />

wichtig ist, dem Fundtier weder Wasser noch Futter zu geben.<br />

Was viele nicht wissen, die Luftröhre liegt direkt unter der<br />

Zunge. Gerade Jungvögel können dies nicht steuern, daher<br />

trinken sie auch nicht. Wird Wasser verabreicht, gelangt dieses<br />

sofort in die Lunge – Lebensgefahr!<br />

<strong>WOLL</strong>: Worauf ist zu achten bei einem noch nicht voll<br />

befiedertem Jungvogel?<br />

Nina Karpinski: Wir Vogler unterscheiden zwischen einem<br />

Nestling und einem Ästling. Ein Nestling sitzt noch komplett<br />

auf seinen Beinen und besitzt noch kein vollständiges Federkleid.<br />

Ein Ästling ist voll befiedert und kann sich schon auf<br />

seinen Füßen halten und ist mindestens hüpfend unterwegs.<br />

Ein Nestling ist außerhalb seines Nestes schutzlos gegenüber<br />

Feinden und wird von seinen Eltern nicht mehr versorgt, hier<br />

ist Hilfe gefragt. Bei einem Ästling gilt zu beobachten, ob dieser<br />

versorgt wird. Die Elterntiere halten sich in der Regel in<br />

unmittelbarer Nähe auf.<br />

<strong>WOLL</strong>: Man sagt, wenn man einen Jungvogel in der Hand<br />

gehalten hat, dass Vogeleltern die Kleinen nicht mehr versorgen,<br />

stimmt diese Aussagen?<br />

Nina Karpinski: Es ist grundsätzlich ein lange überholter<br />

98 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021

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