WOLL Magazin 2021.2 Sommer I Meschede, Bestwig, Olsberg

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05.07.2021 Aufrufe

„Kunst fördert das kreative Denken und das ist ja auch in der Wirtschaft wichtig” - Oliver Schäfer en eben automatisch fokussiert, so realistisch malen sie die Damen! Oliver Schäfer: Naturalistisch ist das natürlich nicht, aber wenn Sie sagen, dass das realistisch gemalt ist, dann ist das so für Sie. WOLL: Wie würden Sie denn Ihre Stilrichtung nennen? Oliver Schäfer: Das ist mir egal. Es ist nicht meine Aufgabe als Künstler, das zu betiteln. WOLL: Ich finde auch die Farben klasse. Wie entschieden Sie, welche Sie nehmen? Oliver Schäfer: Das ist unterschiedlich. Bei Frau Thunberg habe ich zum Beispiel die Farben Arktis, Aquamarin und Karminrot als Sinnbild für den Klimawandel benutzt. Bei Frau Apfel habe ich die Farben ihres Lieblingsbildes „Die Schnecke“ von Henri Matisse übernommen. Meist entscheide ich das aber spontan. WOLL: Wie sind Sie eigentlich zum Malen gekommen? Oliver Schäfer: Mit acht Jahren hatte ich in Rüthen bei dem Ehepaar Macdonald meine ersten Zeichenkurse. Meine Unimappe habe ich dann später bei Ute Pluntke in Warstein gemacht. WOLL: Was denken Sie: Ist Kunst etwas, wofür man Talent braucht, oder ein Handwerk, das jeder erlernen kann? Oliver Schäfer: Wenn du dich über Kunst ausdrücken möchtest, gibt es nichts zu lernen, dann sage ich: „Hey, Oliver Schäfers (bisherige) „Furchtlose Frauen“ zum Selbstrecherchieren: Anne Frank, Barbra Streisand, Breonna Taylor, Catharina Cramer, Queen Elisabeth II, Greta Thunberg, Helen Caldicott, Iris Apfel, Jane Goodall, Lady Gaga, Malala Yousafzai, Marlene Dietrich, Marzieh Ebrahimi, Meryl Streep, Michelle Obama, Mona Lisa, Rosa Luxemburg, Ruth Bader Ginsburg, Sofie Scholl mach´s einfach!“ Wenn du machst, was du liebst, wirst du darin auch irgendwann immer besser. WOLL: Wie ist das bei Ihnen? Wollen Sie immer besser werden? Oliver Schäfer: Ja, aber nicht im Sinne eines Strebens nach Perfektion, sondern dass man den Prozess schätzen lernt. Weiterentwicklung finde ich – gerade auch bei Kindern – wichtig und toll! WOLL: Eine sympathische Aussage für einen angehenden Kunstlehrer! Oliver Schäfer: Kunst ist leider so ein Freitag-sechste-Stunde-Fach. Das finde ich sehr schade, weil sie das kreative Denken fördert, und das ist ja auch in der Wirtschaft wichtig. Der Fokus liegt in unserem Bildungssystem aber eher auf den MINT-Fächern. WOLL: Hat sich eigentlich schon mal eine der gemalten Damen bei Ihnen gemeldet? Oliver Schäfer: Greta Thunberg hat mir in den sozialen Medien ein „Wow“ hinterlassen, Iris Apfel hat mir geschrieben. Mit Frau Cramer stand ich vorher schon in Kontakt, mit der Iranerin Marzieh Ebrahimi schreibe ich mich immer noch. Nachdem sie das Bild geteilt hat, haben sich viele Iraner bei mir gemeldet, haben sich bedankt und mir spannende Einblicke in ihre Kultur gewährt. WOLL: Haben Sie ein Lieblingsbild? Oliver Schäfer: Nicht direkt. Mein letztes Bild, das von Frau Cramer, zeigt meine Fähigkeiten im Moment, ist also mehr „Ich“ als die anderen. Frau Thunberg zum Beispiel würde ich heute ganz anders malen. Aber das gehört dazu, dass man akzeptiert, dass man damals so war. WOLL: Was ist das Schönste am Malen? Oliver Schäfer: Wenn man seine Signatur unter das Bild setzt und fertig ist. Das ist wie eine Erlösung. WOLL: Wie geht es mit der Ausstellung weiter? Oliver Schäfer: Die wurde bis Oktober verlängert. Jeder ist herzlich eingeladen nach Essen zu kommen und sich meine Bilder anzuschauen. WOLL: Sind Sie auch ab und an vor Ort? Oliver Schäfer: Ja. Tatsächlich habe ich dort schon viele Besucher aus dem Sauerland getroffen. ■ 82 - WOLL Sommer 2021

Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn Menschen offen aufeinander zugehen Ein Gespräch mit Hongxia Zheng Sabrina Butz S. Droste Seit 30 Jahren lebt Hongxia Zheng jetzt schon im Sauerland und setzt sich unermüdlich für die deutsch-chinesische Verständigung ein. Mehr noch: Sie erklärt deutschen Mitbürger/innen, die geschäftlich oder privat mit China zu tun haben, was es im „Land der Mitte“ zu beachten gilt. Auch umgekehrt, also wenn Chinesen private oder berufliche Kontakte in Deutschland suchen, bekommen sie gern Unterstützung von Frau Zheng. Geboren wurde Hongxia Zheng in Zentralchina, in der Nähe der alten Kaiserstadt Xi’an mit der weltweit berühmten Terrakotta-Armee. Sie studierte Germanistik, gewann eine Kurzgeschichten-Ausschreibung und wurde deshalb 1989 nach Arnsberg eingeladen. Vier Wochen wollte sie ursprünglich bleiben. Es kam anders: Die Studentenunruhen in Beijing ließen eine Rückreise nicht zu. Hongxia Zheng blieb, sie absolvierte eine Ausbildung zur Hotelkauffrau, arbeitete im Im- und Exportbereich. Nach der Geburt Ihres ersten Kindes machte sie sich Anfang 2000 selbstständig als Beraterin und Dolmetscherin für Firmen, die in China investieren oder produzieren wollen. Sie arbeitet als Dozentin an mehreren Volkshochschulen und Gymnasien und als Lehrbeauftragte für Chinesisch an der FH-SWF Meschede. Jahr für Jahr führt sie Reisegruppen der VHS, der FH oder Gymnasien durch China. Ihr Deutsch ist perfekt, ihre Aussprache akzentfrei, was sie beides gern herunterspielt mit der Bemerkung: „Na ja, WOLL Sommer 2021 - 83

„Kunst fördert das kreative<br />

Denken und das ist ja auch<br />

in der Wirtschaft wichtig”<br />

- Oliver Schäfer<br />

en eben automatisch fokussiert, so<br />

realistisch malen sie die Damen!<br />

Oliver Schäfer: Naturalistisch ist das<br />

natürlich nicht, aber wenn Sie sagen, dass<br />

das realistisch gemalt ist, dann ist das so<br />

für Sie.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie würden Sie denn Ihre<br />

Stilrichtung nennen?<br />

Oliver Schäfer: Das ist mir egal. Es ist<br />

nicht meine Aufgabe als Künstler, das zu<br />

betiteln.<br />

<strong>WOLL</strong>: Ich finde auch die Farben<br />

klasse. Wie entschieden Sie, welche Sie<br />

nehmen?<br />

Oliver Schäfer: Das ist unterschiedlich.<br />

Bei Frau Thunberg habe ich zum Beispiel<br />

die Farben Arktis, Aquamarin und Karminrot<br />

als Sinnbild für den Klimawandel<br />

benutzt. Bei Frau Apfel habe ich die Farben<br />

ihres Lieblingsbildes „Die Schnecke“<br />

von Henri Matisse übernommen. Meist<br />

entscheide ich das aber spontan.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie sind Sie eigentlich zum<br />

Malen gekommen?<br />

Oliver Schäfer: Mit acht Jahren hatte<br />

ich in Rüthen bei dem Ehepaar Macdonald<br />

meine ersten Zeichenkurse. Meine<br />

Unimappe habe ich dann später bei Ute<br />

Pluntke in Warstein gemacht.<br />

<strong>WOLL</strong>: Was denken Sie: Ist Kunst etwas,<br />

wofür man Talent braucht, oder<br />

ein Handwerk, das jeder erlernen<br />

kann?<br />

Oliver Schäfer: Wenn du dich über<br />

Kunst ausdrücken möchtest, gibt es<br />

nichts zu lernen, dann sage ich: „Hey,<br />

Oliver Schäfers<br />

(bisherige) „Furchtlose<br />

Frauen“ zum Selbstrecherchieren:<br />

Anne Frank, Barbra Streisand, Breonna Taylor, Catharina Cramer,<br />

Queen Elisabeth II, Greta Thunberg, Helen Caldicott, Iris Apfel,<br />

Jane Goodall, Lady Gaga, Malala Yousafzai, Marlene Dietrich,<br />

Marzieh Ebrahimi, Meryl Streep, Michelle Obama, Mona Lisa,<br />

Rosa Luxemburg, Ruth Bader Ginsburg, Sofie Scholl<br />

mach´s einfach!“ Wenn du machst, was<br />

du liebst, wirst du darin auch irgendwann<br />

immer besser.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie ist das bei Ihnen? Wollen<br />

Sie immer besser werden?<br />

Oliver Schäfer: Ja, aber nicht im Sinne<br />

eines Strebens nach Perfektion, sondern<br />

dass man den Prozess schätzen lernt.<br />

Weiterentwicklung finde ich – gerade<br />

auch bei Kindern – wichtig und toll!<br />

<strong>WOLL</strong>: Eine sympathische Aussage<br />

für einen angehenden Kunstlehrer!<br />

Oliver Schäfer: Kunst ist leider so ein<br />

Freitag-sechste-Stunde-Fach. Das finde<br />

ich sehr schade, weil sie das kreative<br />

Denken fördert, und das ist ja auch in<br />

der Wirtschaft wichtig. Der Fokus liegt<br />

in unserem Bildungssystem aber eher auf<br />

den MINT-Fächern.<br />

<strong>WOLL</strong>: Hat sich eigentlich schon mal<br />

eine der gemalten Damen bei Ihnen<br />

gemeldet?<br />

Oliver Schäfer: Greta Thunberg hat mir<br />

in den sozialen Medien ein „Wow“ hinterlassen,<br />

Iris Apfel hat mir geschrieben.<br />

Mit Frau Cramer stand ich vorher schon<br />

in Kontakt, mit der Iranerin Marzieh<br />

Ebrahimi schreibe ich mich immer noch.<br />

Nachdem sie das Bild geteilt hat, haben<br />

sich viele Iraner bei mir gemeldet, haben<br />

sich bedankt und mir spannende Einblicke<br />

in ihre Kultur gewährt.<br />

<strong>WOLL</strong>: Haben Sie ein Lieblingsbild?<br />

Oliver Schäfer: Nicht direkt. Mein<br />

letztes Bild, das von Frau Cramer, zeigt<br />

meine Fähigkeiten im Moment, ist also<br />

mehr „Ich“ als die anderen. Frau Thunberg<br />

zum Beispiel würde ich heute ganz<br />

anders malen. Aber das gehört dazu, dass<br />

man akzeptiert, dass man damals so war.<br />

<strong>WOLL</strong>: Was ist das Schönste am Malen?<br />

Oliver Schäfer: Wenn man seine Signatur<br />

unter das Bild setzt und fertig ist. Das<br />

ist wie eine Erlösung.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie geht es mit der Ausstellung<br />

weiter?<br />

Oliver Schäfer: Die wurde bis Oktober<br />

verlängert. Jeder ist herzlich eingeladen<br />

nach Essen zu kommen und sich meine<br />

Bilder anzuschauen.<br />

<strong>WOLL</strong>: Sind Sie auch ab und an vor<br />

Ort?<br />

Oliver Schäfer: Ja. Tatsächlich habe ich<br />

dort schon viele Besucher aus dem Sauerland<br />

getroffen. ■<br />

82 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021

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