WOLL Magazin 2021.2 Sommer I Meschede, Bestwig, Olsberg
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tiert werden. Wie haben das die<br />
Sauerländer früher bewerkstelligt?<br />
Susi Frank: In einem Korb auf dem<br />
Rücken oder am Arm. Ab und zu<br />
konnte man auch noch Lastentiere<br />
einsetzen, aber die waren für weite<br />
Strecken ungeeignet oder zu wertvoll.<br />
Falls sie auf einen Räuber treffen,<br />
sind sie nicht nur den Korb los,<br />
sondern auch den wertvollen Esel.<br />
Es gab auch Wanderhändler, die<br />
Kiepenkerle, die in der Nebensaison<br />
durch die Lande zogen und bei den<br />
Bauernfamilien Ware kauften und<br />
verkauften.<br />
<strong>WOLL</strong>: Aus der Not heraus erfand<br />
der gebürtige Karlsruher Karl<br />
Drais 1817 die „Draisine“, auch<br />
Laufmaschine genannt und Ur-<br />
Form des heutigen Fahrrads. Waren<br />
solche Gefährte auch im Sauerland<br />
unterwegs?<br />
Susi Frank: Draisine oder auch Laufmaschinen<br />
ge nannt, waren im Sauerland<br />
nicht sehr weit verbreitet. Auf<br />
Postkarten aus Arnsberg um 1900<br />
sieht man vereinzelt ei nen Laufmaschinenfahrer.<br />
Aber im Großen<br />
und Ganzen waren die Städte zu bergig.<br />
Auf dem Lande fand das Fahrrad<br />
auch erst Verbreitung, als das Wegenetz<br />
verbessert wurde, also ca. um<br />
1950. Wer einmal über grobes Kopfsteinpflaster<br />
gefahren ist, kann sich<br />
gut ein Bild machen.<br />
<strong>WOLL</strong>: Wann und wo fuhren die<br />
ersten Postkutschen?<br />
Susi Frank: Hier müssen wir etwas<br />
unterscheiden. Die erste Botenlinie<br />
wurde schon 1601 urkundlich erwähnt.<br />
Ernst von Bayern war Kurfürst<br />
von Köln und Fürstbischof von<br />
Hildesheim. Beide Gebiete verband<br />
er mit einem Botensystem von Köln<br />
– Arnsberg – Lippe – Hildesheim.<br />
Arnsberg wurde als „Botenposten mit<br />
Wechselstation“ betrieben. Auf dieser<br />
Linie wurden allerdings nur Briefe<br />
ausgetauscht. Abseits dieser Linien<br />
hatten die Herrscher wenig Interesse<br />
die Strecken und Wege auszubauen.<br />
Man dachte damals sehr praktisch:<br />
Schlechte Wege halten den Feind<br />
länger auf.<br />
1742 erhielt Arnsberg dann ein offizielles<br />
Postamt, dem die Aufsicht<br />
über die Posthaltereien in <strong>Meschede</strong>,<br />
Stock um, Werl und über den Brieftransport<br />
von <strong>Meschede</strong> und Brilon<br />
übertragen wurde. Es wurden zwar<br />
immer wieder Unternehmungen einer<br />
Postkutschenlinie unternommen,<br />
das Postkutschennetz auszubauen,<br />
aber das schwierige Terrain machte<br />
jede Bemühung zunichte.<br />
Nach 1816 übernahmen die Preußen<br />
die Gebiete des Herzogtums Westfalen<br />
und richteten ein preußisches<br />
Postnetz ein. Dazu bauten sie die<br />
Wege und Straßen aus, sodass auch<br />
endlich ein Postkutschenverkehr einsetzen<br />
konnte. Aber dann war Rei sen<br />
immer noch sehr schwierig, weil die<br />
Postkutschen nicht aufeinander getaktet<br />
waren. So mussten die Menschen<br />
beim Umsteigen manchmal<br />
tagelang auf den Anschluss warten.<br />
Die Post besaß bis 1838 das Monopol<br />
zum Personen- und Gütertransport.<br />
Danach wurde der Wettbewerb<br />
auch für die Eisenbahn geöffnet.<br />
<strong>WOLL</strong>: Wann fuhr die erste Lokomotive<br />
im Sauerland?<br />
Susi Frank: Der erste Bau einer Eisenbahnverbindung<br />
begann 1859<br />
mit der Ruhr-Sieg-Strecke (Hagen<br />
– Siegen). Dadurch wurde das westliche<br />
Sauerland mit dem heutigen<br />
Märkischen Kreis und Kreis Olpe<br />
erschlossen. Davon zweigten verschiedene<br />
Linien ab. Das Hochsauerland<br />
wurde durch die Obere Ruhrtalbahn<br />
(Schwerte – Warburg) ab 1870<br />
an das Eisenbahnnetz angeschlossen.<br />
Winterberg wurde über die<br />
Gasthof Anton Lukas, Endorf,1900.<br />
Der Schlossbergtunnel bei Anrsberg<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 25