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No. 02 | 2021<br />
VORSORGEPLANUNG IN DER CORONAZEIT | NACHHALTIGKEIT: DIE GLETSCHER SCHMELZEN
2<br />
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3
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EDITORIAL<br />
5<br />
Editorial<br />
Liebe Leserinnen und Leser<br />
Nun ist es so weit, die 2. Ausgabe von <strong>kmu</strong> Wirtschaft ist<br />
erschienen und wieder haben wir Themen, die uns zum<br />
Nachdenken bringen wie z.B. die Kryptowährung, ein<br />
Spekulationswerkzeug für Investoren und Amateure.<br />
Kein anderes Investment ist so Risikobelastet wie die<br />
Kryptowährung. Der Bitcoin hatte vor 10 Jahren einen Wert<br />
von 20 Rappen und heute überteigt er den Wert von über<br />
30000 CHF. Gespaart war dies mit einem auf und ab, doch wie<br />
man sagt ist es wie der Goldrausch im 18. und 19. Jahrhundert.<br />
Alle denken sie können reich werden und gehen Risiken<br />
ein, doch ist es das Risiko wert? Der Unterschied ist einfach,<br />
Gold kann man anfassen aber die Kryptowährung hingegen<br />
ist nicht real. So schnell es gekommen ist so schnell kann es<br />
verschwinden. Diverse Währungen wachsen aus dem Boden<br />
wie Pilze aber genauso schnell verschwinden Sie auch wieder,<br />
so gibt es viele Gewinner und Verlierer. Ein weiteres, zentrales<br />
Thema ist die Vorsorge in der Covid-19 Zeit. Eine Angelegenheit<br />
die vielen Unternehmen Kopfzerbrechen bereitet und mit<br />
welchen Risiken sie verbunden sind. Zu guter Letzt das<br />
Thema Nachhaltigkeit, ein Thema das schon fast wie alter<br />
Kaffee klingt. Wie weit sind wir in der Nachhaltigkeit, welche<br />
Auswirkungen sehen wir und welche nicht?<br />
Alles Themen die man unbedingt Lesen sollte,<br />
nun wünsche ich euch viel Spass beim Lesen.<br />
KMU Wirtschaft-Redaktion
6<br />
HIGHLIGHTS<br />
HIGHLIGHTS | WIRTSCHAFT |<br />
MOBILITÄT | HIGHLIGHTS | WIR<br />
WOHNEN | MOBILITÄT | HIGH<br />
BAUEN & WOHNEN | MOBILI<br />
TIGKEIT | BAUEN & WOHN<br />
Früher waren es die Aktien, heute spekulieren wir mit<br />
Krypto Währungen. Ein Trend, dass sich immer mehr zu<br />
einer Risikoblase füllt? Doch was sind die Risiken? Wie<br />
sicher ist das Spekulieren mit derKryptoWährung?Wie<br />
sieht die Zukunft aus?<br />
Vorsorge ist ein Thema das jeder Unternehmer kennt, doch<br />
das Thema Covid 19 ist ein Faktor, dass nicht einschätzt<br />
werden konnte. Fast kein Unternehmen hat damit<br />
gerechnet, dass dies so lange dauert. Welche Auswirkung<br />
hat dies auf die Personalvorsorge?<br />
UmweltschädensindinderheutigenZeitnichts<br />
Neues,dochwaskannmanalsUnternehmentu<br />
n,um nachhaltigzusein?Warumschmelzen die<br />
Gletscher schnellerundnichtlangsamer?Warum<br />
sehenwir keine Resultate,obwohldieRegierung<br />
Milliardenum MilliardenindenUmweltschutz<br />
investiert?
INHALT 7<br />
CHHALTIGKEIT | BAUEN & WOHNEN<br />
IERUNG | NACHHALTIGKEIT | BAUEN &<br />
DIGITALISIERUNG | NACHHALTIGKEIT<br />
| DIGITALISIERUNG | NACHHAL-<br />
IRTSCHAFT | DIGITALISIER UNG<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
6 |<br />
10 |<br />
16 |<br />
18 |<br />
22 |<br />
24 |<br />
26 |<br />
30 |<br />
34 |<br />
38 |<br />
42 |<br />
44 |<br />
46 |<br />
48 |<br />
52 |<br />
54 |<br />
56 |<br />
58 |<br />
60 |<br />
Eine Witzwährung macht ernst und fliegt bald zum Mond<br />
Währung der Zukunft? Die angesagten Bitcoin-Konkurrenten<br />
Zukunft der Blockchain: So wird das Krypto-Jahr 2021 werden<br />
«Periodische Überprüfung ist wichtig.»<br />
Wir setzen auf Kundennähe und eine sichere Anlagestrategie<br />
Wahlfreiheit in der beruflichen Vorsorge<br />
Finanzielle Lage der Vorsorgeeinrichtungen im Jahr 2020<br />
Interview Peter Schnider<br />
Cyberattacken werden aggressiver und intelligenter<br />
Hackerboom wegen Corona: ZDF warnt vor Zunahme der Angriffe<br />
Cyber-Attacken im Jahr 2020 und wie man sie 2021 verhindern kann<br />
KLARA 13<br />
Wie Städte nachhaltig wachsen können<br />
Weltweiter Gletscherschwund hat sich beschleunigt<br />
«Next Health: Einfacher durch das Ökosystem der Gesundheit»<br />
Bundesrat sieht Umsetzung des Zweitwohnungsgesetzes auf gutem Weg<br />
Interview Rudi Team GmbH<br />
Der Antriebssound für elektrifizierte BMW M Modelle<br />
Impressum
8<br />
KRYPTO-HYPE Dogecoin:<br />
Eine Witzwährung macht ernst<br />
und fliegt bald zum Mond<br />
Wenn das Meme zum Anlageobjekt wird: Eine aus dem<br />
Internetphänomen Doge entstandene Kryptowährung mischt<br />
den Finanzmarkt auf. Angetrieben von Promis wie Elon Musk<br />
hat sich Dogecoin zur Kursrakete entwickelt, die jetzt sogar<br />
eine Mond-Mission finanzieren soll. Aber Achtung: Es kann<br />
auch rasant bergab gehen.<br />
Ein Kursplus von rund 15.000 Prozent seit Jahresbeginn –<br />
das ist selbst für den boomenden Kryptowährungsmarkt<br />
aussergewöhnlich. Wer Anfang Januar 1000 Dollar in Dogecoins<br />
gesteckt hätte, hätte das Geld – zumindest auf dem<br />
Papier – nach den jüngsten Rekordkursen auf über 150.000<br />
Dollar vermehrt. Kann eine solche Kursexplosion auf Dauer<br />
gut gehen? Was verbirgt sich hinter dem Hype?<br />
Die atemberaubende Rally ist umso erstaunlicher, als<br />
es sich bei der seit 2013 existierenden Digitalwährung<br />
eigentlich um einen Witz handeln sollte. Doch angetrieben<br />
von Promis wie Tesla-Chef Elon Musk, Rap-Mogul<br />
Snoop Dogg oder Tech-Milliardär Mark Cuban wurden<br />
Dogecoins zu einem der heissesten Spekulationsobjekte<br />
auf dem Finanzmarkt.
HIGHLIGHT<br />
9<br />
Nun steuerte der Rummel auf einen neuen Höhepunkt zu: Die<br />
ganze Woche fieberte der Kryptomarkt auf einen Auftritt von<br />
Musk hin, der in der Nacht auf Sonntag durch die US-Comedy-<br />
Show Saturday Night Live (SNL) führte. Tatsächlich nutzte der<br />
Starunternehmer die grosse Bühne für weitere Dogecoin-Werbung<br />
– gleich in mehreren Sketchen.<br />
Der Tesla Gründer und die KryptowährungAufseher, Anleger,<br />
Greta: Elon #bitcoin Musk zeigt allen den Mittelfinger<br />
Tesla-Chef Elon Musk treibt den Bitcoin-Kurs mit allem,<br />
was er an Instrumenten zur Verfügung hat hoch. Die Szene<br />
jubelt, aber der Deal ist gleich dreifach angreifbar. (von Hauke<br />
Reimer)<br />
Dennoch endete der Höhenflug der Cyberwährung nach der<br />
Show zunächst jäh. Statt, wie von Fans im Internet als Ziel<br />
ausgerufen, die Marke von einem Dollar pro Dogecoin zu<br />
knacken, stürzte der Kurs am Sonntag um über 35 Prozent auf<br />
unter 50 Cent ab. Heftige Spekulation lässt den Preis stark<br />
schwanken, extremes Auf und Ab ist nicht ungewöhnlich.<br />
Musk hatte den Dogecoin-Kurs zuvor monatelang mit wohlwollenden<br />
Tweets befeuert und geniesst deshalb Kultstatus<br />
bei Anhängern der Währung. Der Tesla-Chef ist sich seiner<br />
Rolle offenbar bewusst – seinen Auftritt bei SNL bewarb er in<br />
Anspielung auf den legendären Mafia-Film «The Godfather»<br />
(«Der Pate») als «The Dogefathe».<br />
Einflussreiche Unterstützer wie Musk haben Dogecoins zum<br />
rasanten Aufstieg verholfen. Jahrelang kannte ausserhalb der<br />
Kryptoszene kaum jemand die Digitalwährung. Nun hatte sie<br />
zeitweise schon einen Marktwert von rund 80 Milliarden Dollar<br />
erreicht, das entspricht fast dem Börsenwert des grössten<br />
US-Autobauers General Motors.<br />
Am Freitag beförderte die Vorfreude auf Musks grosse Show<br />
den Kurs auf ein Rekordhoch 74 US-Cent. Dogecoin wurde<br />
damit vorübergehend zur viertgrössten Kryptowährung. Wer<br />
Glück hatte, konnte damit in sechs Monaten eine enorme<br />
Rendite von über 20.000 Prozent erzielen. Dabei war das<br />
Ganze zunächst nicht ernst gemeint. Jackson Palmer und Billy<br />
Markus, die das Projekt vor rund sieben Jahren starteten,<br />
machten aus Spass ein im Internet beliebtes Hunde-Meme zu<br />
einer Cyber-Devise.<br />
Mittlerweile befindet sich der US-Finanzmarkt jedoch in einer<br />
neuen Ära, in der Billig-Broker wie Robinhood über einfach zu<br />
bedienende Apps massenhaft jüngere Anleger an die Börse<br />
bringen. Einige von ihnen organisieren sich in Online-Foren<br />
und bieten im Stil von Flash-Mobs Aktien oder Währungen<br />
hoch – ein bekanntes Beispiel dafür war die Kursrally des<br />
strauchelnden Videospielhändlers Gamestop.<br />
Dieses – häufig von fundamentalen Daten losgelöste und mit<br />
billionenschweren Corona-Krisenhilfen der US-Regierung und<br />
der Notenbank angefachte – Marktumfeld ist ein Nährboden<br />
für spekulativen Überschwang. Entsprechend viele Warnungen<br />
vor Exzessen gibt es. Experten raten dringend, kein Geld in<br />
Dogecoins oder Ähnliches zu stecken, dessen Totalverlust nicht<br />
verschmerzbar wäre.<br />
Kritiker sehen in Dogecoins oder neueren Alternativen wie<br />
Safemoon Tendenzen von Schneeballsystemen. Selbst ausgesprochene<br />
Krypto-Befürworter wie Grossinvestor und Bitcoin-Milliardär<br />
Mike Novogratz sind skeptisch. «Ich denke, es ist<br />
gefährlich, denn wenn der Enthusiasmus nachlässt, könnte<br />
es steil bergab gehen», sagte er jüngst dem US-Sender CNBC.<br />
Etliche Experten warnen vor einer Blase.<br />
Doch es gibt auch andere Stimmen. Der Tech-Milliardär und<br />
Besitzer des Basketball-Teams Dallas Mavericks, Mark Cuban,<br />
etwa glaubt, dass Dogecoins langfristig durchaus Potenzial<br />
haben. Anders als Bitcoins, die aufgrund ihres begrenzten Volumens<br />
mehr als Vermögensspeicher als für Zahlungen genutzt<br />
werden, seien Dogecoins als Transaktionsmittel geeignet.<br />
Deshalb will Cuban beispielsweise den Fanshop und Ticketverkäufe<br />
der Mavericks für Zahlungen mit Dogecoins öffnen.<br />
Auch Dogecoin-Guru Elon Musk kündigte bereits seinen nächsten<br />
Plan mit der Cyberwährung an. Seine Raketenfirma SpaceX<br />
will Dogecoin bald als Zahlungsmittel akzeptieren. In einem<br />
Tweet schrieb er, dass das kommerzielle Weltraumforschungsunternehmen<br />
Anfang nächsten Jahres die «DOGE-1 Mission zum<br />
Mond» starten lässt. Wie teuer die Dogecoin-finanzierte Mission<br />
wird ist noch offen. Doch bei SpaceX scheint die Vorfreude<br />
darauf gross zu sein. «Diese Mission wird die Anwendung von<br />
Kryptowährung jenseits der Erdumlaufbahn demonstrieren und<br />
die Grundlage für interplanetaren Handel schaffen», sagte etwa<br />
SpaceX Manager Tom Ochinero.<br />
Selbst wenn der Dogecoin so schnell wieder in den Tiefen der<br />
Kryptowelt verschwinden sollte, wie er daraus emporstieg,<br />
sehen Experten einen Trend zu mehr Vielfalt auf dem Markt. Im<br />
Schatten der bekanntesten Cyber-Devise Bitcoin, die zuletzt etwas<br />
unter Druck war, erreichte die zweitgrösste Digitalwährung<br />
Ether diese Woche Rekordhochs. Bitcoin hat nach Angaben der<br />
Analysefirma Coingecko inzwischen nur noch einen Anteil von<br />
rund 46 Prozent am gesamten Kryptomarkt. Anfang des Jahres<br />
waren es noch 70 Prozent.
10 HIGHLIGHT<br />
Währung der Zukunft?<br />
Die angesagten<br />
Bitcoin-Konkurrenten<br />
Die Zweifel an der Zukunft der bekanntesten Kryptowährung<br />
Bitcoin wachsen. Gleichzeitig entstehen immer mehr<br />
Alternativen - weit mehr als 1000 sind es inzwischen.<br />
Nach einem rasanten Höhenflug ist der Wert des Bitcoin<br />
zwischenzeitlich eingebrochen. Langsame Transaktionen, ein<br />
exorbitanter Stromverbrauch und drohende Regulierungen<br />
wecken immer mehr Zweifel an der Zukunft der bekanntesten<br />
Kryptowährung.<br />
Doch die dahinterstehende Technologie stösst selbst bei<br />
Notenbanken auf Interesse. Man erhoffe sich einen grossen<br />
Nutzen, sagte etwa der Chef der Europäischen Zentralbank<br />
(EZB), Mario Draghi. Gleichzeitig entstehen ständig neue<br />
Bitcoin-Alternativen mit unterschiedlichen Eigenschaften -<br />
mittlerweile sind es weit über tausend. Sechs Beispiele, die in<br />
der Community aktuell angesagt sind:<br />
Die Nummer 2<br />
Ether ist nach Bitcoin die Kryptowährung mit dem zweitgrössten<br />
Gesamtwert. Derzeit sind alle im Umlauf befindlichen<br />
Ethereum-«Münzen» rund 99 Milliarden Dollar schwer. Ether<br />
ist besonders gut für sogenannte Smart Contracts geeignet.<br />
Dabei fliessen vorab vertraglich vereinbarte Zahlungen automatisiert.<br />
Der Inhaber einer Flugausfall-Versicherung beispielsweise<br />
kann automatisch eine Auszahlung erhalten, wenn<br />
ein Ausfall in der Flugverkehrsdatenbank registriert wird. Der<br />
Kunde braucht also keinen Schadenersatzanspruch mehr melden,<br />
und die Versicherung muss den Fall nicht mehr prüfen. Das Prinzip<br />
wird derzeit in vielen Branchen getestet.<br />
Die Umweltfreundliche<br />
Peercoins gelten als klimaschonende Alternative zum Bitcoin,<br />
dessen Betrieb immer mehr Rechnerleistung frisst - und damit<br />
Strom. Wie gravierend das Problem ist, zeigt das Beispiel Island:<br />
Laut dem Energieunternehmen HS Orka dürften die dort ansässigen<br />
Bitcoin-Produzenten dieses Jahr bereits mehr Strom verbrauchen<br />
als alle isländischen Privathaushalte zusammen. Bei<br />
Peercoins gibt es das Öko-Problem nicht. Hier hängt die Sicherheit<br />
des Netzwerks nicht von der Rechenleistung der Teilnehmer<br />
ab. In der Breite ist Peercoin allerdings noch nicht angekommen.<br />
Die umweltfreundliche Cyberwährung liegt gerade mal auf Platz<br />
159 der rund 1500 Kryptowährungen mit einer Marktkapitalisierung<br />
von rund 125 Millionen Dollar.<br />
Der liebling der Banken<br />
Ripple gilt manch einem Krypto-Fan bereits als mögliche Ablöse<br />
des sogenannten Swift-Systems, über das üblicherweise Zah-
HIGHLIGHT<br />
11<br />
lungen zwischen Finanzinstituten abgewickelt werden. Nach<br />
Angaben der Erfinder aus Kalifornien lassen sich mit Ripple im<br />
Schnitt 1500 Transaktionen pro Sekunde abwickeln, wobei ein<br />
einzelner Zahlungsvorgang etwa 4 Sekunden dauert. Das machen<br />
sich mittlerweile einige grosse Finanzinstitute wie die spanische<br />
Santander Bank oder die Schweizer UBS zunutze. Der Gesamtwert<br />
aller Ripple-Coins betrug zuletzt rund 50 Milliarden Dollar.<br />
Die Maschinen-Währung<br />
Durch digitale Vernetzung können Haushaltsgeräte und industrielle<br />
Maschinen zunehmend selbstständig handeln. Registriert<br />
der heimische Kühlschrank beispielsweise, dass die Milch<br />
knapp wird, bestellt er automatisch nach. Bei der Bezahlung<br />
kann Iota ins Spiel kommen, denn die Kryptowährung ist besonders<br />
gut für eine Vielzahl von Transaktionen mit geringen<br />
Summen geeignet. Zudem fallen für die Überweisungen keine<br />
Kosten an. Mit einem Gesamtwert von rund 5 Milliarden Dollar<br />
liegt Iota derzeit auf Platz 10 der wichtigsten Cyber-Coins.<br />
Die Anonyme<br />
Die Kryptowährung Dash bietet ihren Nutzern besondere<br />
Diskretion. Aufgrund einer speziellen Verschleierungstechnik<br />
können die Transaktionen in der Blockchain nicht öffentlich<br />
nachverfolgt werden - für Viele ein willkommener Vorteil.<br />
Kritiker mahnen aber, Dash ziehe Kriminelle an. Ausserdem<br />
sorgte es für Skepsis, dass die Dash-Entwickler den Algorithmus<br />
so programmiert haben, dass eine grosse Menge der Cyber-Coins<br />
anfangs in ihre eigenen Taschen floss. Auch wegen<br />
der Kritik wurde die Währung bereits zwei Mal umbenannt.<br />
Mit einem Gesamtwert von über 6 Milliarden Dollar gehört sie<br />
heute dennoch zu den wichtigsten Währungen im Kryptouniversum.<br />
Die Gesetztreue<br />
Die noch sehr junge Kryptowährung Cardano gilt manch<br />
einem Krypto-Fan als Hoffnungsträger, weil ihre Erfinder für<br />
sich beanspruchen, besonders flexibel auf staatliche Regulierungsvorschriften<br />
reagieren und sich anpassen zu können.<br />
Das Thema Regulierung ist in jüngster Zeit in den Fokus gerückt.<br />
Vor allem China, Japan und Südkorea gehen inzwischen<br />
restriktiv gegen Kryptowährungen vor. Aber auch in Europa<br />
geraten sie zunehmend in den Fokus. Das dürfte einer der<br />
Gründe dafür sein, dass Cardano inzwischen in die Top-5 der<br />
Kryptowährungen aufgestiegen ist.
12 HIGHLIGHT<br />
Zukunft der Blockchain:<br />
So wird das Krypto-Jahr<br />
2021 werden<br />
Während heuer viele Branchen und Unternehmen durch die<br />
Corona-bedingte Wirtschaftskrise heftig unter Druck kamen,<br />
entpuppte sich 2020 für den Markt der Kryptowährungen als<br />
Jubeljahr. Vieles deutet darauf hin, dass sich diese positive<br />
Dynamik im Jahr 2021 fortsetzt. Das sind die 10 Trends, von<br />
denen ich glaube, dass sie das Krypto-Jahr 2021 prägen werden.
HIGHLIGHT<br />
13<br />
1. Hedge-Fonds und Family Offices stürzen sich auf Kryptowährungen<br />
2020 setzten grosse Hedge-Fonds konkrete Schritte für einen Einstieg in Kryptowährung, allen<br />
voran Bitcoin. Der Guggenheim Funds Trust meldete beispielsweise bei der US-Börsenaufsicht<br />
SEC an, für seinen Grayscale Bitcoin Trust (GBTC) 10 % des Gesamtinvestment direkt in Bitcoin<br />
anlegen zu dürfen. Dies ermöglicht dem Guggenheim Hedge-Fonds ein Investment von 500<br />
Millionen US-Dollar in Bitcoin mit Zustimmung der Finanzmarktaufsicht. Weitere Vermögensverwalter<br />
werden folgen, denn prominente Hedge-Fonds-Manager wie Stanley Druckenmiller<br />
und Paul Tudor Jones sorgten für Aufsehen als sie einen Schwenk vollzogen, das Bitcoin-Bashing<br />
endgültig einstellten und die grösste Kryptowährung der Welt als Wertaufbewahrungsmittel<br />
anpriesen.<br />
Für 2021 ist zu erwarten, dass grosse Investmentbanken, Pensionsfonds und Vermögensverwalter<br />
auf den Zug aufspringen werden und sich mit Kryptowährungen, allen voran Bitcoin,<br />
eindecken werden. Beschleunigt wird die Entwicklung dadurch, dass eine Vielzahl an regulierten,<br />
traditionellen Lösungen auf Finanzmärkten in Form klassischen Fonds und Indizes mit<br />
Kopplung an Kryptowährungen, die es grossen Akteuren ermöglicht, die neue Anlageklasse<br />
der Kryptos in ihr Portfolio aufzunehmen. Beispiele hierfür sind die CME Bitcoin Futures in den<br />
USA und europäische Anbieter wie z. B. der Postera-Fund gelistet in Liechtenstein. Sogar die<br />
Wiener Börse, die Bitcoin noch vor kurzem eher als «Best of Böse» denn als Anlageprodukt sah,<br />
listete im September 2020 erste Produkte, die direkt den Bitcoin-Kurs abbilden z. B. mit ihrem<br />
21Shares AG Bitcoin ETP.<br />
Mit den zahlreichen durch Finanzaufsichtsbehörden regulierten Krypto-Börsen, die gerne solche<br />
Fonds bedienen, sowie Krypto-Brokerage-Lösungen, von denen viele während des letzten<br />
Bullenmarktes vor drei Jahren noch nicht existierten, ist im Jahr 2021 das Feld bereitet für einen<br />
neuen Boom im Krypto-Handel.<br />
2. Bitcoin-Kaufen wird so einfach wie nie<br />
«Wo kann ich Bitcoins kaufen?» Diese Frage hörte ich in den letzten Wochen oft, genauso ergeht<br />
es meine kryptoaffinen Freunden und Bekannten. Und nun fällt mir die Antwort leichter als<br />
noch vor einigen Jahren, denn das Angebot an Kryptowährungsbörsen ist vielfältiger geworden:<br />
Die grösste Exchange ist Binance mit Sitz in Malta und einem 24h Trading-Volumen von ca. 9<br />
Milliarden US-Dollar, dahinter kommt die US-Kryptobörse Coinbase mit 2 Milliarden, beides<br />
solide Krypto-Exchanges, bei denen einfach Bitcoin gekauft werden können und die von den<br />
Finanzbehörden streng beaufsichtigt werden. Auch Österreich spielt mit, denn bei Bitpanda mit<br />
Sitz in Wien werden pro Tag ca. 1,8 Millionen gehandelt.<br />
In den Jahren 2014 bis 2017 war dies viel schwieriger, verlässliche Exchanges zu finden. Regelmässig<br />
wurden Krypto-Börsen von Hackern ausgeraubt, Kunden verloren Millionen an Geldern,<br />
vielfach Kleinanleger, die ihr Erspartes auf Bitcoin setzten. Das Risiko ist nun wesentlich geringer,<br />
die Benutzerfreundlichkeit hoch. Es gibt zahlreiche regulierte Fiat-Krypto-Börsen, auch die<br />
Zahl der Menschen mit Konten wuchs von 5 Millionen im Jahr 2016 auf über 100 Millionen in<br />
diesem Jahr und dieser Trend wird sich 2021 fortsetzen.<br />
Zusätzlich Auftrieb erhält diese Entwicklung auch, dass grosse Tech-Player wie PayPal und<br />
Square einstiegen und Bezahlvorgänge seit Ende 2020 auch in Bitcoin erlauben. Beide Unternehmen<br />
kauften 2020 den Gegenwert von 100 % der neu geminten Bitcoins auf, nur um ihre<br />
eigene die Nachfrage zu decken,<br />
die sie von US-Kunden<br />
erhalten. Weitere Zahlungsdienstleister<br />
werden 2021<br />
folgen was sich nachhaltig<br />
positiv auf den Krypto-Markt<br />
auswirken wird.<br />
Makroökonomische Entwicklungen<br />
unterstützen den<br />
Aufwärtstrend von Bitcoin &<br />
Co, denn die Inflationsgefahr<br />
ist hoch und könnte dazu<br />
führen, dass manche Staaten<br />
ihren Bürgern das Abheben<br />
ihres eigenen Geldes verbieten.<br />
Damit steigt das Interesse<br />
an Bitcoin als sicheres<br />
Wertaufbewahrungsmittel.<br />
Sogar Forbes, Bloomberg und<br />
das deutsche Handelsblatt<br />
sprechen vom Bitcoin als<br />
dem «digitalen Gold 2.0».<br />
3. Love-Story zwischen<br />
traditionellen Banken und<br />
Bitcoin<br />
2020 war gekennzeichnet<br />
durch den Eintritt von<br />
institutionellen Akteuren in<br />
den Krypto-Markt. Grosse<br />
Institutionen wie JPMorgan,<br />
Deutsche Bank und Citi entwickeln<br />
Lösungen für den<br />
Ankauf von Kryptowährungen<br />
für ihre Kunden, regelmässig<br />
wird über diese neue Anlageklasse<br />
der «digitalen Assets»<br />
berichterstattet.<br />
Es ist zu erwarten, dass sich<br />
dieser Trend im Jahr 2021<br />
beschleunigen wird, da<br />
viele Banken zwar in ihren<br />
Hinterzimmern bereits an<br />
Blockchain- und digitalen<br />
Zahlungslösungen werkten,
14 HIGHLIGHT<br />
doch jetzt machen sie ihre Krypto-Pläne öffentlich. Dies wird<br />
für den Eintritt weiterer Player sorgen und konservative Unternehmen<br />
anlocken, die zukünftig bei ihren Hausbanken nicht<br />
nur in Aktien und Anleihen, sondern ab 2021 auch mit einem<br />
wohleren Bauchgefühl in Kryptowährungen anlegen können.<br />
Während die grossen Investmentbanken bisher die aktivsten<br />
Akteure waren, ist für 2021 zu erwarten, dass vor allem Privatbanken<br />
vermehrt in das Geschäft mit Bitcoin und Kryptowährungs-Derivaten<br />
einsteigen werden. Player der ersten<br />
Stunden waren in Europa die Schweizer Falcon Private Bank<br />
AG oder das liechtensteinische Bankhaus Frick, die schon<br />
seit 2018 Kunden für Bitcoin begeistern wollten und Lösungen<br />
für Blockchain-Startups anboten. Die meisten grossen<br />
Privatbanken haben jedoch Bitcoin als nicht ernstzunehmenden<br />
Vermögenswert bisher wenig Beachtung geschenkt,<br />
doch deren High-Net-Worths und Family-Office-Kundenbasis<br />
fragen Kryptowährungen vermehrt nach, sodass die Privatbanken<br />
2021 entsprechende Angebote für ihre noble Kundschaft<br />
schaffen werden.<br />
4. Digitale Zentralbank-Währungen:<br />
China ist uns drei Jahre voraus<br />
2021 wird ein wichtiges Jahr für Central Bank Digital Currencies<br />
(CBDC). Die überwiegende Mehrheit der Zentralbanken<br />
befürwortet nun CBDCs. Digitale Zentralbank-Währungen<br />
sind ein wichtiger Baustein der Digitalen Revolution. Unter<br />
Zugzwang kommen die grossen Zentralbanken von zwei<br />
Seiten: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg setzt auf seine<br />
digitale Währung Diem, vormals Libra. Durch die 2.4 Mrd. User<br />
von Facebook könnte sich eine von Zuckerberg aufgelegte<br />
Währung rasch verbreiten und in wirtschaftlich schwächeren<br />
Staaten das lokale Währungssystem bedrohen.<br />
Allerdings sind 2021 alle Augen auf China gerichtet, denn die<br />
Einführung des digitalen Yuan als mächtige CBDC schreitet<br />
zügig voran. In der Pilotphase 2020 wurden im Reich der Mitte<br />
mehr als zwei Milliarden RMB (300 Millionen US-Dollar) in<br />
über vier Millionen Transaktionen mit dem digitalen Renminbi<br />
abgewickelt. Die Frage ist nicht, ob, sondern wie schnell China<br />
dieses Projekt weiter vorantreibt.<br />
Europa und die USA sind bei CBDCs zögerlich: Erste Forschungsprojekte<br />
wurden gestartet, eine ernsthafte Implementierung<br />
einer CBDC ist nicht vor 2030 zu erwarten. Diese<br />
Unentschlossenheit könnte sich als fatal erweisen, denn China<br />
wird versuchen, seine digitale Währung der Welt aufzuzwingen:<br />
Warenbestellungen aus China könnten zukünftig nur<br />
mehr mit dem digitalen Yuan erfolgen. Für China als grösstes<br />
Exportland der Welt ist der digitale Yuan eine enorme Chance,<br />
Zahlungsprozesse nach seinen Wünschen zu gestalten,<br />
Kontrolle über Finanzströme im Ausland zu erlangen und die<br />
Vormachtstellung des US-Dollars weiter zurückzudrängen.<br />
5. Der Fiskus schafft Klarheit bei der Krypto-Besteuerung<br />
Steuerbehörden nahmen 2020 Kryptowährungen wesentlich<br />
ernster, insbesondere in Bezug auf die Krypto-Besteuerung.<br />
So hat die deutsche Bundesregierung seit 2020 in einer Gesetzesnovelle<br />
beschlossen, erstmals explizit den Krypto-Handel<br />
zu berücksichtigen. Dafür hat Deutschland das Kreditwesengesetz<br />
erweitert, das das Kreditgeschäft von Kreditinstituten<br />
und Finanzdienstleistern reguliert, und Krypto-Werte wie Token<br />
und Coins in die Norm aufgenommen. Auch Unternehmen<br />
und Kleinanleger dürften von der Gesetzesänderung profitieren,<br />
können sie doch zukünftig ihre Krypto-Assets einem Anbieter<br />
anvertrauen, der unter der Aufsicht der Bundesanstalt<br />
für Finanzdienstleistungen (BaFin) steht.<br />
In den USA läuft es noch strenger: Die US-Steuerbehörde<br />
schickte einen Fragebogen über Krypto-Bestände an jeden<br />
Amerikaner, Krypto-Exchanges werden an die kurze Leine<br />
genommen mit der Folge, dass sie sich entweder beugen und<br />
strenge Kontrollmechanismen einführen, oder die USA verlassen<br />
und Kunden woanders auf der Welt suchen. Weltweit<br />
geben Steuerbehörden vermehrt explizite Krypto-Steuerhinweise<br />
zu Gewinnen aus dem Krypto-Handel oder zu Mining-<br />
Einkommen.<br />
In Österreich setzt das Startup Blockpit auf automatisierte<br />
Krypto-Steuerreports. Man verlinkt die Blockpit-App mit<br />
den Kryptowährungsbörsen und erhält regelmässig Steuerberichte,<br />
der direkt an die Behörde gesendet werden. Diese<br />
Lösung eröffnet auch einen Blick auf die Entwicklung der<br />
Steuerberatungsbranche: In der Welt der Kryptowährungen<br />
sind Applikationen verfügbar, die eine Steuerberatung weitgehend<br />
obsolet machen.<br />
6. Aus Krypto-Unicorns werden Krypto-Konzerne<br />
Trotz der Wirtschaftskrise war 2020 ein beeindruckendes Jahr<br />
für Unternehmensverkäufe. Daten belegen, dass der Gesamtwert<br />
von Krypto-Mergers & Acquisitions in den ersten sechs<br />
Monaten des Jahres 2020 bereits den Gesamtwert von 2019<br />
übertroffen hat, wobei der durchschnittliche Transaktionswert<br />
von 19.2 Millionen US-Dollar auf 45.9 Millionen US-Dollar ge-
HIGHLIGHT<br />
15<br />
stiegen ist. Dieser Trend wird sich 2021 fortsetzen, denn Krypto-Einhörner<br />
werden zunehmend zu Krypto-Kraken und geben<br />
Teile ihrer Gewinne aus, um weitere Firmen zu erwerben.<br />
Blockchain- und Kryptobezogene M&A-Aktivitäten werden<br />
sich 2021 von den USA nach Asien verlagern wegen der besseren<br />
Regulierungssituation. Zusätzlich verscheucht gerade<br />
die USA Krypto-Startups durch aufsehenerregende Gerichtsprozesse.<br />
Letzte Woche kündigte die US Aufsichtsbehörde<br />
SEC eine Klage gegen die viertgrösste Kryptowährung Ripple<br />
an. Ripple-Gründer hätten angeblich mit ihrem XRP-Token<br />
ein nicht registriertes Wertpapier aufgelegt, Streitwert 1,3<br />
Milliarden US Dollar.<br />
PWC Asia berichtet, dass 57 Prozent der M&A-Deals zu Blockchain<br />
und Kryptos in der ersten Hälfte 2020 in den asiatisch-pazifischen<br />
Ländern und in Europa, dem Nahen Osten und Afrika<br />
abgewickelt wurden, gegenüber 51 Prozent im Jahr 2019 und 43<br />
Prozent im Jahr 2018. Auch 2021 wird sich der Trend verstärken<br />
und Asien zunehmend das Epizentrum von Entwicklungen für<br />
Kryptowährungen und Blockchain-Technologien bilden.<br />
7. Ethereum, die Blockchain der Industrie<br />
Die zweitgrösste Kryptowährung Ethereum stellte kürzlich<br />
auf einen neuen Consensus-Mechanismus um. Das neue<br />
Ethereum 2.0 ist wesentlich energiesparender und schneller<br />
bei Transaktionen, dies wird durch das sogenannte Sharding<br />
ermöglicht. Die Umstellung auf das Sharding und den neuen<br />
Konsensus-Mechanismus des «Proof of Stake» (ETH2) erfolgt<br />
schrittweise, wobei 2021 wesentlich mehr Daten auf der<br />
Ethereum 2.0-Blockchain gespeichert werden können.<br />
Dabei kann die Anzahl der Transaktionen pro Sekunde<br />
signifikant gesteigert werden, sodass neue Industrieapplikationen<br />
möglich sind. Mikrosoft hat angekündigt, für seine<br />
Gaming-App ab 2021 Ethereum zu verwenden. Ethereum<br />
2.0 könnte zukünftig auch digitalen Zentralbankwährungen<br />
als Basis dienen. Die Blockchain-Experten von ConsenSys<br />
arbeiten zum Beispiel gerade mit der Währungsaufsicht von<br />
Hongkong, sowie mit den Zentralbanken von Thailand und<br />
Australien an CBDC-Lösungen auf Ethereum.<br />
8. Anwälte statt Nerds: Krypto-Startups konsolidieren sich<br />
Die ersten Generationen von Krypto-Startups kamen aus<br />
dem Tech-Bereich, Chief Technical Officers und geniale<br />
Nerds hatten das Sagen. Viele der grösseren Krypto-Firmen<br />
änderten seit 2018 ihre Strategie und begannen sich besser<br />
zu organisieren und eine klassische Unternehmensstruktur<br />
aufzubauen. Vorrangig ging es um stringente Strategie, verbesserte<br />
Kommunikation, adäquate Investor-Information und<br />
Rechtssicherheit. Daher wurden Anwälte und Finanzmarkt-<br />
Profis engagiert, die Ordnung in die oft chaotischen Krypto-<br />
Start-ups brachten. Zum T-Shirt, Hoodie und Bier gesellt sich<br />
Hemd, Anzug und Rotwein.
16 HIGHLIGHT<br />
Es ist absehbar, dass sich dieser Trend im Jahr 2021 fortsetzt.<br />
Allerdings ist die Krypto-Branche in ständiger Auf- und Abwärtsbewegung,<br />
denn «crypto never sleeps» : Kryptowährungen<br />
können im Gegensatz zu Aktien- und Anleihemärkten rund<br />
um die Uhr gehandelt werden und die Branche entwickelt sich<br />
um ein Vielfaches schneller als traditionelle Finanzdienstleistungen.<br />
Führungskräfte der alten Wirtschaftswelt müssen sich<br />
daran gewöhnen ausserhalb ihrer Komfortzone zu agieren und<br />
auf neue Marktentwicklungen rasch zu reagieren.<br />
Mit den frisch eingestellten Managern im Nadelstreif hält neuer<br />
Stil Einzug in die Blockchain-Unternehmen, was zu weiterem<br />
Wachstum und Nachhaltigkeit beitragen wird. Allerdings<br />
werden 2021 trotzdem viele Crypto-Startups die Transformation<br />
von Pionierphase zu Konsolidierung nicht überleben, der<br />
Wettbewerb wird härter.<br />
9. Bleiben Stablecoins stabile Coins?<br />
2020 war ein Rekordjahr für Stablecoins. Mit einem Wachstum<br />
des Vermögens von weniger als 5 Milliarden Dollar zu Beginn<br />
des Jahres auf über 25 Milliarden Dollar im Dezember, ist zu<br />
erwarten, dass sich diese Dynamik im Jahr 2021 fortsetzen<br />
wird. Alle Augen werden dabei auf den US-Tether und andere<br />
an Fait-Währungen gebunden Kryptos gerichtet.<br />
Daten deuten darauf hin, dass die Nutzung von Stablecoins<br />
in bestimmten Korridoren bereits zunimmt, wie zum Beispiel<br />
zwischen Lateinamerika und Südostasien, wo Händler Stablecoins<br />
verwenden, um Transaktionen durchzuführen und<br />
dabei die traditionellen Bankschienen komplett zu umgehen.<br />
Im Jahr 2021 wird es interessant sein, zu sehen, ob sich<br />
dieser Trend fortsetzt. Die Kehrseite liegt allerdings in einer<br />
Frage die auch die Fiat-Welt kennt: ist eine Wertebindung<br />
einer Kryptowährung zB an den US-Dollar, den Euro oder<br />
Schweizer Franken möglich? Es gibt jetzt schon Expertenmeinungen,<br />
die bezweifeln, ob auch in Krisenzeiten Stablecoins<br />
genug besichert sind um Fiat in Krypto zu jeder Zeit 1:1<br />
umwechseln zu können.<br />
Denn es könnten Diskrepanzen entstehen, die wir nur zu gut<br />
kennen: Schwarzmärkte für Stablecoins, wo die vermeintlich<br />
so stabilen Coins weit unter ihrem Wert gehandelt werden.<br />
Oder wenn Anleger den Wert von Stablecoins künstlich in die<br />
Höhe treiben und die Interessen der Herausgeber der Stablecoins<br />
sich von denen ihrer User grundlegend unterscheidet.<br />
Ungeachtet dessen: Der Trend zu Stablecoins wird auch 2021<br />
anhalten, mit Tether (USDT) an der Spitze, USDC von Coinbase<br />
und Circle, TrueUSD und dem Sonderling DAI von MakerDao,<br />
der durch algorithmisches Traden und Smart Contracts abgesichert<br />
ist.<br />
10. ICOs sind tot, es lebe DeFi!<br />
Die beliebten und später in Verruf geratenen Initial Coin<br />
Offerings als Finanzierungsmöglichkeit für Blockchain-Startups<br />
stellten sich rückblickend als Eintagsfliegen heraus. Zwar<br />
konnten einige Jungunternehmen hohe Summen an Startfinanzierung<br />
über die Ausgabe von Token einspielen. 99 Prozent<br />
der ICOs scheiterten allerdings, meist deshalb, weil das<br />
Blockchain-Business nicht rasch genug Gewinne abwarf oder<br />
weil die Businessmodelle sich schlicht als völliger Schwachsinn<br />
erwiesen.<br />
In 2020 erlebte Decentralized Finance einen Boom, der sehr<br />
an ICOs der Jahre davor erinnert. Decentralized Finance, kurz<br />
DeFi (deutsch: dezentrale Finanzen), steht für die Verbindung<br />
von klassischen Finanzkonzepten und -produkten von Banken<br />
mit der Blockchain-Technologie. Bei DeFi geht es darum, Prinzipien<br />
der Finanzwelt auf Kryptowährungen und Distributed<br />
Ledger Technologie zu übertragen.<br />
DeFi-Instrumente sind Krypto-Darlehen, Währungstausch<br />
zwischen Kryptowährungen (Atomic Swap), Verzinsungsmodelle<br />
und Aktien und Anleihen auf Blockchain. 2019 setzte der<br />
Run auf DeFi-Applikationen ein, der DeFi-Trend macht sich<br />
nicht nur an der gesteigerten Nutzung der jeweiligen Apps<br />
spürbar, aktuell sind auch circa drei Prozent aller Ether in DeFi<br />
eingelagert. DeFi ist im Jahr 2020 regelrecht explodiert: der<br />
Gesamtwert der abgeschlossenen Transaktionen (TVL) stieg<br />
von weniger als 1 Milliarde US-Dollar im Januar 2020 auf mehr<br />
als 15 Milliarden Dollar heute.<br />
Wichtige Anwendungen von DeFi sind Chainlink, Dai, Aave,<br />
Uniswap, Sushi, 0x, Wrapped Bitcoin und Compound.<br />
Im Jahr 2021 wird DeFi wahrscheinlich weiter wachsen.<br />
Decentralized Fiance ist allerdings im Moment nur etwas für<br />
Spezialisten und Krypto-Fans, die sich eingehend mit den<br />
Inhalten beschäftigen. Institutionelle Investoren lassen DeFi<br />
auch 2021 noch aussen vor und sehen sich die Entwicklung<br />
von der Seitenlinie an.
HIGHLIGHT<br />
17
18<br />
WIRTSCHAFT<br />
«Periodische Überprüfung<br />
ist wichtig.»<br />
Im Gespräch zeigt Hannes<br />
Weibel auf, welche Vorteile<br />
sich für KMU durch die<br />
neue UBS Dienstleistung der<br />
Beratung berufliche Vorsorge<br />
für Firmenkunden ergeben.<br />
Interview Klaus Rimnov<br />
Fotos Nik Hunger<br />
Gehen wir davon aus, Sie hatten kürzlich einen Schreinerbetrieb<br />
übernommen. Wie gehen Sie als Inhaber bei der<br />
Prüfung der bestehenden BVG-Losung vor?<br />
Als Erstes durchleuchte ich die aktuelle Geschäftslage: Was<br />
sind die Fakten, welche Faktoren haben sich in den vergangenen<br />
Jahren verändert? Dann überprüfe ich die vorhandene<br />
Vorsorgelösung auf Kosten, Performance, Risiken, Personenkreis,<br />
PK-Reglement, juristische Vorgaben und so weiter.<br />
Gleichzeitig engagiere ich einen Spezialisten, der den Markt<br />
für mich analysiert. Anhand dieser Analyse entscheide ich, ob<br />
meine bestehende Vorsorgelosung angepasst werden muss<br />
oder ob allenfalls ein Anbieterwechsel nötig ist.<br />
Wie oft sollte die aktuelle Losung überprüft werden?<br />
In diesen unsicheren Zeiten zweifellos jetzt und dann alle drei<br />
Jahre. Das hängt auch von den laufenden individuellen Veränderungen<br />
eines jeden Unternehmens ab.<br />
Aktuelle Marktdaten<br />
Eine UBS-eigene Datenbank erlaubt den Zugriff auf aktuelle<br />
Marktdaten von Einrichtungen, die Lösungen der 2. Säule<br />
anbieten. Dieses moderne Analysewerkzeug trägt dazu bei,<br />
die beste Vorsorgelösung für Ihr Unternehmen zu evaluieren.<br />
Dank der quantitativen und qualitativen Analyse der Anbieter<br />
und Offerten sowie einer fundierten, auf Ihre Bedürfnisse<br />
ausgerichteten Beratung werden Sie schliesslich durch<br />
die BVG-Experten von UBS bei Ihrer Entscheidungsfindung<br />
begleitet.
19<br />
Der Experte<br />
Hannes Weibel verantwortet im Bereich institutioneller Kunden<br />
schweizweit alle Versicherungen und die Fachführerschaft bei<br />
Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen. Gegenstand seiner Beratungen<br />
ist die berufliche Vorsorge, also die 2. Säule, aus Sicht<br />
der Kundenunternehmen mit Blick auf ihre Beschäftigten ab<br />
einer Grosse von rund 20 Mitarbeitenden. Weibel arbeitet zudem<br />
mit anderen Leistungsbereichen zusammen, etwa mit der<br />
Einheit Retirement & Pension Solutions, welche die Produkte<br />
im Bereich Vorsorgeberatung, 3a, Freizügigkeit und 1e betreut,<br />
oder mit den Spezialisten aus dem Individualkundengeschäft.<br />
«Die Zeiten von <br />
«one size fits all» <br />
sind definitiv vorbei.»<br />
Hannes Weibel<br />
Der 40-Jährige wurde in Bern geboren. Er studierte bis 2006<br />
Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Banking & Finance sowie<br />
Unternehmenskommunikation an der Fachhochschule Bern<br />
und erwarb 2016 einen MBA an der Booth School of Business.<br />
Hannes Weibel lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in<br />
Adliswil, ist sportlich sehr aktiv, reist gerne, liest viel Fachliteratur<br />
und interessiert sich für Politik. Seit 1996 arbeitet er bei UBS.
20 WIRTSCHAFT<br />
«Wir verfolgen einen transparenten, <br />
kostendeckenden Ansatz.»<br />
Hannes Weibel<br />
Was meinen Sie mit «unsicheren Zeiten»?<br />
Grundsätzlich sind Schweizerinnen und Schweizer im internationalen<br />
Vergleich sehr gut versichert. Dieser Zustand kann aber<br />
eine trügerische Sicherheit vermitteln. Unterschätzt wird häufig<br />
die Tatsache, dass das Umfeld und die Strukturen nicht mehr so<br />
stabil sind wie noch vor 20 Jahren.<br />
In welche Richtung entwickelt sich der Markt der beruflichen<br />
Vorsorge in der Schweiz?<br />
Der Markt ist im Umbruch. Am deutlichsten zeigt sich das bei den<br />
autonomen Pensionskassen, wo die starke Konsolidierung anhalten<br />
wird. Jedes Jahr verschwinden rund 100 Autonome – hauptsachlich,<br />
weil sie zu klein sind, um allein zu überleben. Solche<br />
Vorsorgewerke schliessen sich häufig einer Sammelstiftung an.<br />
Also geht der Trend in Richtung Sammelstiftungen?<br />
Einerseits ja, denn dieses Segment wächst und profitiert am<br />
meisten von den Entwicklungen bei den Autonomen und bei den<br />
Versicherungen. Andererseits ist ihr Geschäft aufwendiger geworden,<br />
weil die Kunden individuellere Lösungen und konkretere<br />
Informationen verlangen. Sammelstiftungen sind zum Wachstum<br />
verdammt: Sie brauchen Skaleneffekte, um profitabel zu arbeiten<br />
– trotz grösserem Aufwand, Tiefzinsumfeld und individualisierten<br />
Angeboten. Deshalb herrscht in diesem boomenden Markt ein<br />
zunehmender Verdrängungswettbewerb. Ich gehe davon aus,<br />
dass es auch bei den Sammelstiftungen in zehn Jahren weniger<br />
und dafür grössere Anbieter geben wird.<br />
Welches Vorsorgemodell eignet sich für KMU am besten?<br />
Alle drei Modelle haben ihre Vor- und Nachteile. Einem Start-up<br />
beispielsweise bietet eine Vollversicherung wahrscheinlich die<br />
beste und einfachste Lösung. Und für Grossunternehmen ist<br />
eine autonome Pensionskasse auch heute noch sehr attraktiv.<br />
In jedem Fall sollten KMU darauf achten, ihre berufliche Vorsorge<br />
periodisch zu überprüfen und dem Lebenszyklus des Unternehmens<br />
anzupassen. Unter dem Strich dürften Sammelstiftungen<br />
und Gemeinschaftseinrichtungen den meisten Schweizer KMU<br />
in Sachen Vorsorge die beste Option bieten. Die Losungen<br />
unterscheiden sich jedoch erheblich voneinander und müssen<br />
analysiert werden.<br />
Wie haben sich die Bedürfnisse von KMU in Bezug auf ihre<br />
Vorsorgelosungen verändert?<br />
Erstens verlangen sie nach flexiblen, personalisierbaren Lösungen,<br />
die Zeiten von «one size fits all» sind definitiv vorbei.<br />
Zweitens wollen sie auch den überobligatorischen Teil individueller<br />
anpassen können. Drittens hat sich das Informationsbedürfnis<br />
der Destinatare geändert: Sie verlangen mehr, detailliertere und<br />
vor allem aktuelle Information über ihr Vorsorgevermögen. Gerade<br />
dieser Druck von der Basis ist nicht zu unterschätzen – sind<br />
dessen Grenzen erreicht, wird das Vorsorgewerk einen Anbieter<br />
suchen, der seine Bedürfnisse erfüllt.<br />
Wie gelingt es KMU, eine passende Vorsorgelosung zu finden?<br />
Genau da setzen wir mit unserer Beratung an. Zuerst analysieren<br />
wir die Situation sowie die Bedürfnisse und Ansprüche des<br />
Unternehmens bei der 2. Säule. Anhand dieses Profils suchen wir<br />
dann nach Anbietern, die den Anforderungen entsprechen, und<br />
präsentieren unserem Kunden mindestens drei Vorschläge. Je<br />
nach Kundenwunsch holen wir anschliessend Offerten ein oder<br />
vereinbaren eine Präsentation. Ähnlich beraten wir auch autonome<br />
Pensionskassen oder vollversicherte Unternehmen, die zu<br />
einer Sammelstiftung wechseln wollen.<br />
Was sind aus Ihrer Sicht die grössten Herausforderungen für<br />
Unternehmer im Umgang mit der beruflichen Vorsorge?<br />
Am Anfang muss die Bereitschaft stehen, sich als Verantwortliche<br />
eingehend mit der Situation zu beschäftigen. Viele schieben<br />
diese wichtige Aufgabe vor sich her. Wir wollen mit der<br />
Beratung auch diese Hemmschwelle senken. Mithilfe unseres<br />
breiten und fundierten Wissens können wir zudem klar aufzeigen,<br />
wo die Vorsorge eines Unternehmens positioniert ist<br />
und wo sie hingehen kann und sollte. Im weiteren Verlauf gilt<br />
es, ausgewogene Leistungen zu definieren und die Belegschaft<br />
dazu ins Boot zu holen.<br />
Was bekommen die KMU mit der Beratung – und zu welchen<br />
Konditionen?<br />
Das hängt vom Aufwand, also von der Anzahl der Stunden, ab.<br />
Ein Basispaket kostet rund 15 000 Franken und beinhaltet das<br />
Einholen von mehreren Offerten, deren neutrale Analyse mit der<br />
Auflistung aller Vor- und Nachteile sowie eine Dokumentation<br />
für den Kunden. Damit endet die Beratung, sofern keine weiteren<br />
Bedürfnisse bestehen, die dann je nachdem separat verrechnet<br />
werden. Wichtig ist: Es handelt sich um eine Beratung, und wir<br />
präsentieren am Ende keine fertige «Lösung». Wir verfolgen<br />
einen transparenten, kostendeckenden Ansatz, ohne Anreizmodelle<br />
im Hintergrund – was meines Erachtens ein Alleinstellungsmerkmal<br />
im Markt darstellt. Da konnten wir auch von einzelnen<br />
Mitbewerbern lernen.
21<br />
Wer sitzt bei einem Beratungsgespräch typischerweise<br />
am Tisch?<br />
Das Gespräch fuhrt seitens UBS eine Firmenkundenberaterin<br />
oder ein -berater, die oder der den Kunden schon länger betreut,<br />
das entsprechende Vertrauen geniesst und mit den Verhältnissen<br />
im Unternehmen vertraut ist. Von Unternehmensseite nimmt<br />
neben der Geschäftsleitung in der Regel die für den Bereich Finanzen<br />
zuständige Führungskraft an der Besprechung teil. Hierzu<br />
gehören in vielen Fällen auch Mitglieder des Stiftungsrats oder<br />
der Anlagekommission.<br />
Ist die Beratung wirklich neutral?<br />
Wir verstehen uns als Berater, und Anschlussgeschäfte mit UBS<br />
sind nicht Bestandteil dieser Aufgabe. Der Fokus richtet sich auf<br />
eine gute Rundumdienstleistung. In diese transparente Richtung<br />
bewegt sich ohnehin die gesamte Wirtschaft.<br />
Beratung zur beruflichen Vorsorge<br />
Die berufliche Vorsorge wird künftig noch wichtiger werden. Mit<br />
der neutralen und unabhängigen Beratung von UBS finden Sie eine<br />
Lösung, die optimal auf Ihr Unternehmen ausgerichtet ist. Wir unterstützen<br />
Sie auch bei der Überprüfung Ihrer aktuellen Situation.<br />
Ihre Vorteile<br />
• Neutrale, unabhängige Beratung auf Honorarbasis durch aus<br />
gewiesene Spezialisten (UBS erhält weder Retrozessionen<br />
noch Provisionen)<br />
• Individuelle, auf Ihre Bedürfnisse abgestimmte Begleitung bei<br />
der Entscheidungsfindung<br />
• Zugriff auf aktuelle Marktdaten von Einrichtungen, die<br />
Losungen der 2. Säule anbieten<br />
• Quantitative und qualitative Analyse der Anbieter und Offeten<br />
www.ubs.com/bvg
22<br />
WIRTSCHAFT<br />
Wir setzen auf Kundennähe und<br />
eine sichere Anlagestrategie<br />
Die Altersvorsorge steht vor Herausforderungen. Doch mit der passenden, individuellen<br />
Vorsorgelösung dank einer persönlichen Beratung steht die finanzielle Absicherung<br />
im Alter auf einem stabilen Fundament. Was dabei zu beachten ist, erklären Manfred<br />
Villiger (CEO) und Manuela Albisetti (CMO) von der Tellco AG<br />
Von AHV-Bezügen allein kann man im Alter nicht leben – also<br />
kommt der beruflichen Vorsorge im Gesamtkontext eine<br />
zentrale Aufgabe zu. Wie lassen sich die Erträge in diesem<br />
anspruchsvollen Anlageumfeld optimieren?<br />
Albisetti: Wie oben erwähnt stammen die Erträge zu grossen<br />
Teilen aus dem Aktienbereich. Alternative Anlagen erwirtschaften<br />
zudem langfristig eine Nettorendite von<br />
etwa 3 Prozent. Es ist deshalb zu empfehlen,<br />
in einem vertretbaren und verantwortungsvollen<br />
Mass die Aktienanteile zu erhöhen. Wir<br />
arbeiten derzeit an genau solchen Lösungen,<br />
die dieser Herausforderung in der beruflichen<br />
Vorsorge begegnen.<br />
Herr Villiger, Frau Albisetti, das international gerühmte 3<br />
Säulen-Vorsorgemodell der Schweiz steckt in der Krise.<br />
Langfristig tiefe Zinsen und demographische Veränderungen<br />
zählen zu den grössten Herausforderungen. Wie entkommt<br />
man diesem Teufelskreis?<br />
Manfred Villiger: Die zweite Säule bietet Sicherheit, man weiss,<br />
was man davon hat. Natürlich sind die Herausforderungen mit<br />
den tiefen Zinsen und der demografischen Veränderung und den<br />
geringer werdenden aktiven Beitragszahlenden bekannt. Die Beitragssätze<br />
müsste man gesetzlich glätten und früher die höheren<br />
Sparsätze anwenden. Die beste Performance erreichen Menschen<br />
aber mit der 3. Säule und einem hohen Aktienanteil. Das<br />
heisst, die private Vorsorge mit Wertschriften über einen langen<br />
Anlagenhorizont wird noch wichtiger werden.<br />
Manuela Albisetti: Die Arbeitgeber haben auch die Möglichkeit,<br />
bessere Vorsorgepläne mit höheren Sparbeiträgen einzurichten.<br />
Die Beratung ist deshalb das A und O, denn die passenden<br />
Vorsorgepläne unterscheiden sich je nach Kundenbedürfnissen.<br />
Diese Beratung können wir und unsere Vertriebspartner jederzeit<br />
gewährleisten.<br />
Nachdem klassische Anlagen wie Obligationen<br />
keine ausreichenden Renditen abwerfen,<br />
wird der Ruf nach alternativen Investments<br />
immer stärker. Wie steht Tellco AG<br />
zu dieser Forderung und wie funktioniert<br />
Ihr Risiko Management?<br />
Villiger: Unsere Spezialistinnen und Spezialisten legen den<br />
Fokus bei der Anlage klar auf Langfristigkeit und Sicherheit.<br />
Kleinere, sichere Gewinne sind für uns wichtiger als kurzfristig<br />
und riskant hohe Renditen. Das spiegelt sich auch in unseren<br />
Kennzahlen wider. Unsere Anlagestrategie zeichnet sich durch<br />
kleines Risiko und hohe Sicherheit aus. Daher ist uns ein ausgewogener<br />
Anlagenmix sehr wichtig. Dazu gehören auch Investitionen<br />
in Immobilien und alternative Anlagen. Zudem gehört es<br />
auch zu unserem Risiko-Management, dass wir die Schweizer<br />
Infrastruktur-Anlagen neu separat ausweisen. Das ist auch das<br />
Ziel der Politik.<br />
Nachhaltige Anlagen, Investments nach ESG-Kriterien, werden<br />
zudem immer wichtiger. Welchen Stellenwert nehmen<br />
diese Kriterien in Ihren Anlageentscheidungen ein?<br />
Albisetti: Wir bekennen uns zu unserer Verantwortung für<br />
Mensch und Umwelt und halten uns bei den Investitionen an<br />
klare Richtlinien. Umwelt, Soziales und Unternehmensführung,<br />
die von Ihnen angesprochenen ESG-Kriterien (Environmental,<br />
Social, Governance), werden systematisch in unserer Anlagestrategie<br />
berücksichtigt und regelmässig einer Sorgfältigkeitsprüfung<br />
unterzogen.<br />
Villiger: Diese Richtung wollen wir auch konsequent weiterverfolgen.<br />
So entwickeln wir die Produkte im 3a-Bereich beispielsweise<br />
genau anhand dieser Gesichtspunkte.
WIRTSCHAFT<br />
23<br />
Immer wieder gibt es durch undurchsichtige Finanzkonstrukte<br />
verursachte Skandale, von denen auch Pensionskassengelder<br />
betroffen sind. Wie lassen sich Risiken im Rahmen eines<br />
professionellen Risikomanagements minimieren?<br />
Villiger: Wie erwähnt, führen wir ein aktives Risiko-Management.<br />
Entscheidend ist eine gute Due Diligence, also die sorgfältige Prüfung<br />
sämtlicher Anlagen. Bei Tellco verfolgen wir zudem das Prinzip<br />
der kleinen Tranchen. Dadurch ergeben sich keine Klumpenrisiken.<br />
Albisetti: Ein weiterer wichtiger Aspekt des professionellen<br />
Risiko-Managements ist das Vertrauensverhältnis gegenüber den<br />
Kundinnen und Kunden. Wir setzen uns für volle Transparenz ein.<br />
Das heisst: Bei uns gibt es keine versteckten Kosten und keine<br />
Klauseln mit unerwünschten Verpflichtungen.<br />
Ihr Unternehmen blickt auf eine langjährige Geschichte<br />
zurück. Welche differenzierende Positionierung nimmt Tellco<br />
im Kontext der Finanzdienstleistungsunternehmen und Vorsorgespezialisten<br />
ein und welchen Mehrwert bieten Sie?<br />
Villiger: Die Tellco steht im Privatkundenbereich für persönlichen<br />
Kontakt und Kundennähe. Die Bedürfnisse werden schnell und<br />
flexibel umgesetzt. Eben genau auch dank der persönlichen Beratung.<br />
Wir fördern die Digitalisierung und setzen dabei auf neue,<br />
moderne Dienstleistungen. Dennoch wollen wir für die Kundinnen<br />
und Kunden da sein – das ist ein Unterschied zu anderen<br />
Anbietern.<br />
Albisetti: Zudem sind wir wirklich eine Vorsorge- und Vermögensspezialistin.<br />
In jedem Bereich, insbesondere im KMU-Bereich,<br />
verfügen wir über ausgewiesene Expertinnen und Experten.<br />
Wir sind keine Generalisten, sondern weisen einen hohen<br />
Spezialisierungsgrad auf. Dank dem können wir einfach und unkompliziert<br />
eine passende Lösung für jegliche Kundenbedürfnisse<br />
finden und die maximale Flexibilität gewährleisten. Das braucht<br />
die moderne Vorsorge.<br />
Absicherung des Kapitals heute und in Zukunft. Darin sehen wir<br />
unsere Verantwortung. Wir bieten eine zeitgemässe Pensionskassenlösung<br />
mit stimmigen Risikotarifen, effizienten Verwaltungskosten<br />
und einem gerechten Umwandlungssatz.<br />
Millennials und die Jugendlichen von heute gelten als die<br />
grossen Verlierer der aktuellen Entwicklungen. Sie werden<br />
ihren Ruhestand dereinst nicht so geniessen können, wie<br />
dies die heutigen Pensionäre tun. Welche Strategie würden<br />
Sie dieser Generation hinsichtlich der Altersvorsorge ans<br />
Herz legen?<br />
Villiger: Nebst der ersten und zweiten Säule wird die private Vorsorge,<br />
die dritte Säule, ein immer entscheidender Faktor in der<br />
Altersvorsorge. Wir empfehlen jungen Leuten, nach Möglichkeit<br />
früh eine 3a-Lösung zu pflegen und aufgrund ihres langfristigen<br />
Anlagehorizonts vermehrt in Aktien zu investieren. Dafür braucht<br />
es zeitgemässe Produkte. Deshalb haben wir eine neue, digitale<br />
3a-Vorsorge lanciert, mit der einfach, flexibel und individuell<br />
optimiert in die Altersvorsorge investiert werden kann – auch mit<br />
kleinem Budget.<br />
Manuela Albisetti (CMO)<br />
Institutionelle Investoren wie Pensionskassen suchen<br />
optimale Performance und unterliegen gleichzeitig strengen<br />
Vorschriften. Wie gehen Sie als externer Anbieter mit diesem<br />
Spannungsfeld um?<br />
Villiger: Zwischen Performance und Vorschriften sehen wir kein<br />
Spannungsfeld. Der Zusammenhang besteht zwischen Performance<br />
und Risiko: je mehr Performance, desto mehr Risiko.<br />
Die diversen Vorschriften verursachen zwar Kosten. Bei einem<br />
Aktienanteil von 40 - 50% ergeben sich jedoch hohe Wertschwankungen<br />
und diese entsprechen nicht der Vorstellung von<br />
Sicherheit.<br />
Albisetti: Diese strengen Vorschriften sind wichtig und richtig.<br />
Es geht eben nicht um kurzfristige Gewinne, sondern um die<br />
Manfred Villiger (CEO)
24<br />
WIRTSCHAFT<br />
Wahlfreiheit in der<br />
beruflichen Vorsorge<br />
Was ist unter Wahlfreiheit in der beruflichen Vorsorge zu<br />
verstehen? Und wie ausgeprägt ist diese in der beruflichen<br />
Vorsorge? Diese Fragen lassen sich aus verschiedenen<br />
Perspektiven und Dimensionen diskutieren – aus Sicht eines<br />
Individuums, eines Interessenvertreters und insbesondere<br />
auch aus Sicht eines Unternehmens, welches von Gesetzes<br />
wegen verpflichtet ist, für seine Mitarbeitenden eine berufliche<br />
Vorsorgelösung vorzusehen.
WIRTSCHAFT<br />
25<br />
Aus Sicht eines Unternehmens bedeutet Wahlfreiheit zum einen,<br />
dass es entweder eine eigene Vorsorgeeinrichtung errichten kann<br />
oder sich einer bestehenden Vorsorgeeinrichtung – meist einer<br />
Sammel- oder Gemeinschaftseinrichtungen – anschliesst. Darüber<br />
hinaus bestehen bei beiden Varianten weitere Wahlfreiheiten<br />
und Gestaltungsmöglichkeiten. Bei firmeneigenen Stiftungen<br />
stellt sich insbesondere die Frage, ob gewisse Risiken teilweise<br />
oder vollständig bei einer Versicherungsgesellschaft rückgedeckt<br />
werden. Beim Anschluss an eine Sammeleinrichtung gilt<br />
es zwischen verschiedenen Anbietern zum einen und zwischen<br />
verschiedenen Angeboten zum anderen zu wählen. Dabei ist zu<br />
berücksichtigen, dass nicht alle Anbieter über dasselbe Lösungsspektrum<br />
an Vorsorgemodellen verfügen. Die Angebote unterscheiden<br />
sich insbesondere in Bezug auf die Risikotragung.<br />
Die Vollversicherung bleibt attraktiv<br />
Die Vollversicherung mit vollständiger Rückdeckung aller biometrischer<br />
Risiken (Invalidität, Tod, Langlebigkeit) sowie der Rückversicherung<br />
im Sparprozess (Nominalwert- und Zinsgarantie)<br />
bieten nur Lebensversicherungsgesellschaften an. Damit sind die<br />
Lebensversicherer die einzigen Anbieter echter – sprich kapitalgedeckter<br />
– Garantien. Nur die Versicherungsgesellschaften sind<br />
in der Lage, die biometrischen Risiken im grossen Stil für KMUs<br />
und auch für firmeneigene Stiftungen oder verbandliche Einrichtungen<br />
zu übernehmen. Deshalb suchen auch viele Sammelund<br />
Gemeinschaftseinrichtungen eine Rückdeckung bei einer<br />
Versicherungsgesellschaft. Mit einer vollständigen Rückdeckung<br />
müssen sich Unternehmen und/oder Stiftungen keinerlei Überlegungen<br />
hinsichtlich allfälligem Rückstellungs- bzw. Reservierungsbedarf<br />
machen. Der Versicherer garantiert die Vorsorgeleistung<br />
stets zu 100 %.<br />
Was viele nicht wissen:<br />
58 % aller Versicherten (rund 2.4 Mio. Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen)<br />
geniessen in der beruflichen Vorsorge eine Risikorückdeckung<br />
durch eine Versicherungsgesellschaft.1<br />
67 % der Versicherten in Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen<br />
(rund 1.9 Mio.) profitieren von einer Rückdeckung durch eine<br />
Versicherungsgesellschaft.<br />
Die Vollversicherung ist insbesondere für KMUs, welche die<br />
Schweizer Wirtschaft stark prägen, von zentraler Bedeutung. Die<br />
Mehrheit bevorzugt Sicherheit vor Rendite, nicht zuletzt deshalb,<br />
weil rund 70 % der KMUs aufgrund einer eingeschränkten<br />
Risikofähigkeit das Risiko einer Unterdeckung und Sanierung der<br />
Pensionskasse weder tragen wollen noch können.<br />
Swiss Life hält an ihrem umfassenden Angebot an Vorsorgeberatung<br />
und Produkten für Unternehmenskunden fest, zu<br />
welchem die Vollversicherung mit ihren Garantien und die<br />
teilautonomen Lösungen ohne Garantien gehören. Damit steht<br />
Swiss Life weiterhin zu den unabdingbaren Garantien in der<br />
2. Säule und gleichzeitig zur Aufrechterhaltung der Wahlfreiheit<br />
in der beruflichen Vorsorge.<br />
Mehr Spielraum in der 2. Säule<br />
mit der 1e-Lösung von Swiss Life<br />
In der beruflichen Vorsorge besteht wenig Freiraum für Individualität.<br />
Mit einer Ausnahme: Bei den sogenannten «1e-Lösungen»<br />
können Sie die Anlagestrategie für Lohnbestandteile<br />
über 129'060 Franken selbst wählen. Es besteht die Chance, die<br />
Rendite der Vorsorgegelder zu maximieren und gleichzeitig die<br />
Steuerlast zu optimieren.<br />
Das Gesetz lässt ab diesem Lohnbestandteil die individuelle<br />
Wahl der Vermögensanlage zu. Der Name «1e-Lösung» entspringt<br />
dem Artikel 1e, der in der Verordnung über die berufliche<br />
Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge (BVV 2) die Wahl<br />
der Anlagestrategien regelt. Gemäss diesem Artikel können<br />
Versicherte mit einer «1e-Lösung» selbst entscheiden, in welche<br />
Anlagestrategie sie investieren wollen. Vorsorgeeinrichtungen<br />
dürfen per Gesetz maximal zehn Anlagestrategien zur Auswahl<br />
anbieten, wobei mindestens eine Strategie risikoarm sein muss.<br />
Sie sowie Ihre Mitarbeitenden haben mit «1e-Lösungen» die<br />
Möglichkeit, individuell zu bestimmen, wie das persönliche Vorsorgeguthaben<br />
angelegt werden soll. Jede versicherte Person<br />
kann seine bevorzugte Risikostrategie auswählen – von risikoarm<br />
bis risikoreich. So wird der Gestaltungsspielraum in der beruflichen<br />
Vorsorge vergrössert und es bietet sich die Chance, höhere<br />
Anlageerträge zu nutzen. Bei der 1e-Lösung von Swiss Life steht<br />
ein diverses Angebot an Anlagestrategien bei der Anlagestiftung<br />
Swiss Life zur Auswahl, welches von Obligationen bis hin zu<br />
75 % Aktienanteil reicht. Die Versicherten sind für diesen Teil der<br />
Vorsorgegelder selbst verantwortlich. Sie können von möglichen<br />
Mehrrenditen profitieren, müssen aber auch allfällige Anlageverluste<br />
selbst tragen. Bei Swiss Life haben sicherheitsorientierte<br />
Versicherte die Möglichkeit, sich für die Sparversicherung zu<br />
entscheiden und von einer Nominalwert- und Zinsgarantie zu<br />
profitieren. Einkäufe in «1e-Lösungen» können wie bei anderen<br />
Vorsorgelösungen vom steuerbaren Einkommen abgezogen<br />
werden. Die Steuerbelastung kann zusätzlich optimiert werden,<br />
da potenzielle Anlageerträge nicht jährlich versteuert werden<br />
müssen – dies im Gegensatz zum privaten Anlagesparen.<br />
Eine «1e-Lösung» bietet somit grösstmögliche Individualität.<br />
Unsere Experten stehen Ihnen gerne zur Seite und unterstützen<br />
Sie bei der Analyse Ihrer persönlichen Vorsorge- und Vermögenssituation.<br />
Damit Sie zuversichtlich in eine selbstbestimmte<br />
Zukunft blicken können.<br />
www.swisslife.ch
26<br />
WIRTSCHAFT<br />
Berufliche Vorsorge:<br />
Finanzielle Lage der Vorsorgeeinrichtungen<br />
im Jahr 2020<br />
Bern, 11.05.2021 - Die Schweizer Vorsorgeeinrichtungen haben<br />
die coronabedingten Verwerfungen – trotz anhaltend hoher<br />
Unsicherheiten – gut überstanden und erzielten im Jahr<br />
2020 eine durchschnittliche Netto-Vermögensrendite von<br />
+4.4 % (gegenüber +10.4 % im Vorjahr). Die ausgewiesenen<br />
Deckungsgrade erhöhten sich per Ende Dezember 2020<br />
im Durchschnitt auf 113.5 % (gegenüber 111.6 % Ende 2019)<br />
und befanden sich damit auf dem höchsten Stand seit 2012.<br />
Der Anteil der Vorsorgeeinrichtungen in Unterdeckung<br />
reduzierte sich auf 1 % (gegenüber 1.1 % Ende 2019). Im<br />
Berichtsjahr fiel die geschätzte Umverteilung zulasten<br />
der aktiven Versicherten mit 4.4 Milliarden Franken<br />
(gegenüber 7.2 Milliarden im Vorjahr) deutlich tiefer aus.<br />
Das ist der Effekt der in den vergangenen Jahren gemachten<br />
Anpassungen in den Bereichen Verpflichtungsbewertung<br />
und Umwandlungssätze. Die Umverteilung hält jedoch<br />
weiterhin an. Unverändert dringlich bleibt entsprechend<br />
die Notwendigkeit, die gesetzlich festgelegten technischen<br />
Parameter endlich den veränderten ökonomischen und<br />
demographischen Realitäten anzupassen.
DIGITALISIERUNG<br />
27<br />
Die Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge (OAK BV)<br />
hat gleichzeitig mit der Vorstellung ihres neunten Tätigkeitsberichtes<br />
wiederum die aktuellen Zahlen zur finanziellen<br />
Lage der Vorsorgeeinrichtungen präsentiert. Die für die ganze<br />
Schweiz einheitliche und risikoorientierte Früherhebung bei<br />
Vorsorgeeinrichtungen ermöglicht eine aktuelle Gesamtsicht<br />
über die finanzielle Lage des Systems der beruflichen Vorsorge<br />
mit Stichtag 31. Dezember 2020.<br />
Die Anzahl der Vorsorgeeinrichtungen hat im Berichtsjahr erneut<br />
abgenommen. Der Konzentrationsprozess in der zweiten<br />
Säule setzt sich damit fort. Von den 1'552 Schweizer Vorsorgeeinrichtungen<br />
nahmen bis Mitte April 21 1'484, d.h. 95.6 %<br />
(Vorjahr: 1'504 von 1'624, d.h. 92.6 %) an der Umfrage teil. Von<br />
sämtlichen Teilnehmenden wurden 1'454 mit einer Bilanzsumme<br />
von 1'129 Milliarden Franken (Vorjahr: 1'066 Milliarden<br />
Franken) in den Auswertungen berücksichtigt.<br />
Aktuelle Lage<br />
Trotz pandemiebedingter, anhaltend hoher Unsicherheiten<br />
in der Realwirtschaft und an den Kapitalmärkten präsentiert<br />
sich die Deckungssituation der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen<br />
per Ende 2020 so gut wie noch nie seit Gründung der<br />
OAK BV im Jahr 2012. Damit haben sich die nach den grossen<br />
Verwerfungen an den Aktienmärkten von Februar und März<br />
2020 vorhandenen Befürchtungen, wonach bei allen wichtigen<br />
Anlagekategorien mit Einbussen gerechnet werden muss,<br />
erfreulicherweise nicht bewahrheitet. Die Kapitalmärkte<br />
gingen per Ende 2020 davon aus, dass die Pandemie bald<br />
überstanden sein wird. Bei unverändert tiefen Marktzinsen<br />
erzielten die Vorsorgeeinrichtungen vor allem in den Anlagekategorien<br />
Aktien und Immobilien gute Anlagerenditen. Die<br />
durchschnittliche erwirtschaftete Netto-Vermögensrendite<br />
der Vorsorgeeinrichtungen ohne Staatsgarantie und ohne<br />
Vollversicherungslösung betrug im Jahr 2020 4.4 % (Vorjahr:<br />
10.4%) und bei den Vorsorgeeinrichtungen mit Staatsgarantie<br />
4.2 % (Vorjahr: 11.5 %). Die bei den meisten Vorsorgeeinrichtungen<br />
positiven Renditen erhöhten die individuell<br />
ausgewiesenen Deckungsgrade der Vorsorgeeinrichtungen<br />
ohne Staatsgarantie und ohne Vollversicherungslösung im<br />
Durchschnitt auf 113.5 % (gegenüber 111.6 % Ende 2019) und<br />
bei den Vorsorgeeinrichtungen mit Staatsgarantie auf neu<br />
85.8 % (gegenüber 79.8 % Ende 2019).<br />
Per Ende 2020 wiesen damit 99 % (Vorjahr: 99 %) der privatund<br />
der öffentlich-rechtlichen Vorsorgeeinrichtungen ohne<br />
Staatsgarantie und ohne Vollversicherungslösung einen Deckungsgrad<br />
von mindestens 100 % aus. Der entsprechende<br />
Anteil bei den Vorsorgeeinrichtungen mit Staatsgarantie –<br />
davon viele in Teilkapitalisierung – betrug per Ende 2020<br />
20% (Vorjahr: 16 %).<br />
Verzinsung der Vorsorgekapitalien der aktiven Versicherten<br />
Das obligatorische BVG-Altersguthaben gemäss Art. 15 des<br />
Bundesgesetzes über die berufliche Alters-, Hinterlassenen-<br />
und Invalidenvorsorge (BVG; SR 831.40) war im Berichtsjahr<br />
mit mindestens 1 % (Vorjahr: 1 %) zu verzinsen. Im<br />
Durchschnitt betrug die Verzinsung der Vorsorgekapitalien<br />
der aktiven Versicherten 1.84 % (Vorjahr: 2.40 %) bei den<br />
Vorsorgeeinrichtungen ohne Staatsgarantie und ohne Vollversicherungslösung<br />
sowie 2.10 % (Vorjahr: 2.80 %) bei den<br />
Vorsorgeeinrichtungen mit Staatsgarantie.<br />
Bisher geringe finanzielle Auswirkungen der Pandemie<br />
Per Ende 2020 blieben negative finanzielle Auswirkungen<br />
der Pandemie auf die Vorsorgeeinrichtungen aus. Auch die
28 WIRTSCHAFT<br />
befürchtete KMU-Krise hat in der Schweiz im 2020 dank<br />
der staatlichen Unterstützungsmassnahmen nicht stattgefunden.<br />
Gestiegen ist jedoch die Unsicherheit bezüglich der<br />
wirtschaftlichen Entwicklung der kommenden Jahre.<br />
Wie stark die voraussichtlich überdurchschnittlich hohe Sterblichkeit<br />
während der Pandemie die Vorsorgeeinrichtungen<br />
betreffen wird, kann aktuell noch nicht abschliessend beurteilt<br />
werden. Es ist aber davon auszugehen, dass – anlog zu früheren<br />
Jahren mit starker Grippewelle wie auch Hitzejahren – danach<br />
eine Phase mit reduzierter Sterblichkeit folgen dürfte. Aktuell<br />
wird davon ausgegangen, dass keine Änderung der grundsätzlichen<br />
Annahme einer steigenden Lebenserwartung angezeigt ist.<br />
Reduzierte, aber anhaltende Umverteilung<br />
Die Umverteilung fällt mit geschätzt 4,4 Milliarden im Berichtsjahr<br />
tiefer aus als in den Vorjahren. Dies hat mehrere Gründe.<br />
Zum einen wurden die technischen Zinssätze weniger stark gesenkt,<br />
was bedeutet, dass weniger Kapital für die Nachfinanzierung<br />
der laufenden Renten benötigt wurde. Der durchschnittliche<br />
technische Zinssatz betrug per Ende 2020 1.76 % (bzw.<br />
1.99 % bei den Vorsorgeeinrichtungen mit Staatsgarantie). Zum<br />
anderen sanken die durchschnittlichen künftigen Zinsversprechen<br />
bei Vorsorgeeinrichtungen ohne Staatsgarantie und ohne<br />
Vollversicherungslösung Ende 2020 auf 2.52 % (bzw. 2.59 % bei<br />
den Vorsorgeeinrichtungen mit Staatsgarantie). Dadurch sind<br />
die Pensionierungsverluste ebenfalls zurückgegangen. Zuletzt<br />
führte die wiederum relativ hohe durchschnittliche Verzinsung<br />
der Vorsorgekapitalien der aktiven Versicherten zu einem geringeren<br />
Verzinsungsunterschied zwischen den aktiven Versicherten<br />
und den Rentenbeziehenden, wodurch diese Komponente<br />
ebenfalls nicht wesentlich zur Umverteilung beiträgt.<br />
Aktuelle Schätzungen zur jährlichen Umverteilung zeigen, dass<br />
der Wert für das Berichtsjahr 2020 von 4.4 Milliarden Franken<br />
deutlich kleiner ist als der Fünfjahresdurchschnitt von 6.3 Milliarden<br />
Franken. Ob die 4.4 Milliarden Franken schon das erste<br />
Zeichen für einen nachhaltigen Abbau der Umverteilung darstellen<br />
oder nur eine jährliche Schwankung, werden die zukünftigen<br />
Jahre weisen müssen. Das Ausmass der Umverteilung zu Lasten<br />
der aktiven Versicherten bleibt mit neu 0.5 % des Vorsorgekapitals<br />
der aktiven Versicherten und Rentenbeziehenden nach wie<br />
vor substanziell.<br />
Wertschwankungsreserven<br />
weiterhin nicht vollständig aufgebaut<br />
Nach mehr als einem Jahrzehnt durchschnittlich guter bis sehr<br />
guter Anlagerenditen sind die Wertschwankungsreserven der<br />
Vorsorgeeinrichtungen so hoch wie noch nie in den letzten<br />
zehn Jahren. Trotzdem sind sie im Durchschnitt aber selbst bei<br />
Vorsorgeeinrichtungen ohne Staatsgarantie und ohne Vollversicherungslösungen<br />
erst zu 76 % aufgebaut. Über den gleichen<br />
Zeithorizont wurde der Anteil der Sachwertanlagen in den<br />
Anlagestrategien der Vorsorgeeinrichtungen und damit die<br />
Anlagerisiken erhöht. Aufgrund der anhaltenden Tiefzinsphase<br />
sind viele Vorsorgeeinrichtungen dazu gezwungen, grössere<br />
Anlagerisiken einzugehen. Haben Vorsorgeeinrichtungen ihre<br />
Wertschwankungsreserven nicht vollständig aufgebaut, sind sie<br />
– gemäss ihren eigenen Einschätzungen – für die mit der Volatilität<br />
der Kapitalmärkte und Anlagen verbundenen Risiken nicht<br />
vollständig gewappnet. Ein wesentlicher Grund für die nicht<br />
vollständig aufgebauten Wertschwankungsreserven ist, dass in<br />
den letzten Jahren erhebliche Summen für die Nachfinanzierung<br />
der laufenden Renten eingesetzt werden mussten.<br />
Ausblick<br />
Die Kapitalmarktbewegungen im Februar und März 2020<br />
haben gezeigt, wie schnell und markant sich die Deckungssituation<br />
der Vorsorgeeinrichtungen verschlechtern kann. Ein<br />
Kapitaldeckungssystem ist diesen Anlagerisiken ausgesetzt<br />
und muss in der Lage sein, die Schwankungen auf den Kapitalmärkten<br />
zu tragen. Vorsorgeeinrichtungen sind im Normalfall<br />
langfristige Anlegerinnen und müssen gegebenenfalls auch<br />
kurzfristige Unterdeckungen in Kauf nehmen. Dies ist im<br />
Gesetz so vorgesehen. Damit das System funktioniert, müssen<br />
die Anlagen jedoch auf die Verpflichtungen abgestimmt sein.<br />
Sollte von den Vorsorgeeinrichtungen gefordert werden,
WIRTSCHAFT<br />
29<br />
ihre Anlagerisiken weiter zu erhöhen, bräuchte es auch entsprechende<br />
Anpassungen auf der Verpflichtungsseite, sprich<br />
bei der Garantie der laufenden Renten.<br />
Auch wenn viele oberste Organe ihre Vorsorgeeinrichtungen<br />
mit Leistungen weit über dem BVG-Obligatorium zukunftsgerichtet<br />
aufgestellt haben, verbleiben andere im engen Korsett<br />
der unrealistischen gesetzlichen Vorgaben. Bisher profitierten<br />
die Vorsorgeeinrichtungen mit Leistungen nahe am BVG-Obligatorium<br />
häufig davon, dass sie mit wenigen Pensionierungen<br />
und folglich wenig Pensionierungsverlusten konfrontiert<br />
waren. Mit jedem weiteren Jahr, das der Gesetzgeber ohne<br />
Reform verstreichen lässt, sind jedoch auch bei diesen Vorsorgeeinrichtungen<br />
mehr und mehr Pensionierungen zu erwarten.<br />
Die Politik sollte die Gunst der Stunde aufgrund der guten<br />
finanziellen Lage jetzt nutzen und sich rasch auf realistische<br />
gesetzliche Vorgaben – insbesondere für den BVG-Mindestumwandlungssatz<br />
– einigen.<br />
Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge (OAK BV)<br />
Die Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge OAK BV ist<br />
eine unabhängige Behördenkommission. Sie wird vollständig<br />
über Abgaben und Gebühren finanziert. Für die Direktaufsicht<br />
der Vorsorgeeinrichtungen sind die insgesamt acht regionalen<br />
Aufsichtsbehörden am Sitz der jeweiligen Einrichtung zuständig.<br />
Deren Oberaufsicht durch die OAK BV erfolgt unabhängig<br />
von Weisungen des Parlamentes und des Bundesrates. Direkt<br />
von der OAK BV beaufsichtigt werden hingegen die Anlagestiftungen<br />
sowie der Sicherheitsfonds und die Auffangeinrichtung.<br />
Zudem ist die OAK BV Zulassungsbehörde für die<br />
Experten für berufliche Vorsorge.<br />
Mit Blick auf das Ziel, die finanziellen Interessen der Versicherten<br />
verantwortungsbewusst und zukunftsgerichtet zu<br />
schützen, operiert die OAK BV auf der Basis einer einheitlichen<br />
und risikoorientierten Aufsicht. Mit ihren in einen volkswirtschaftlichen<br />
und langfristig ausgerichteten Kontext eingebetteten<br />
Massnahmen und Entscheiden will die Behörde zu einer<br />
konsequenten Verbesserung der Systemsicherheit sowie zu<br />
Rechtssicherheit und Qualitätssicherung beitragen.<br />
Für den Schutz der Vorsorgegelder der Versicherten ist im<br />
Gesetz die risikoorientierte Führung der Vorsorgeeinrichtungen<br />
verankert. Entsprechend ist die Aufsichtstätigkeit auszurichten.<br />
Das Gesetz stellt hier der OAK BV das Instrument der<br />
Weisung zur Verfügung. So kann die OAK BV Weisungen für<br />
die Tätigkeit der Experten für berufliche Vorsorge, der Revisionsstellen<br />
sowie für die Aufsichtsbehörden erlassen.
30<br />
WIRTSCHAFT<br />
KMU Wirtschaft im<br />
Gespräch mit Peter Schnider<br />
Vps.epas ist ein KMU, das in Luzern zuhause ist. Zum Team zählen<br />
20 engagierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Diese werden<br />
unterstützt von über 100 Fachleuten, die Artikel verfassen und<br />
gleichzeitig in verschiedenen Fachgruppen oder als Dozenten in den<br />
Weiterbildungen tätig sind. vps.epas ist Herausgeber der monatlich<br />
erscheinenden Fachzeitschrift «Schweizer Personalvorsorge»<br />
und des wöchentlichen Newsletters «aktuell» sowie der Plattform<br />
«Penso» und dem E-Paper «Fokus Vorsorge». Vps.epas organisiert<br />
Fachtagungen, Seminare und Workshops zu den Themen der<br />
beruflichen Vorsorge, den Sozialversicherungen und HR-Fragen.<br />
Jährlich führt vps.epas ein Vorsorgesymposium in der Messe Zürich<br />
durch. Durch eine praxisorientierte und allgemeinverständliche,<br />
unabhängige Publizistik möchte vps.epas einen Beitrag zum besseren<br />
Verständnis für das komplexe Gebiet der beruflichen Vorsorge und<br />
der Sozialversicherungen in möglichst breiten Kreisen leisten.<br />
Als «Game Changer» bringt die Corona-Pandemie in vielerlei<br />
Hinsicht nachhaltig Veränderungen. Was bedeutet das für die<br />
Altersvorsorge?<br />
Nichts. Natürlich ist jeder Todesfall tragisch. Rein statistisch gesehen<br />
kam es nur kurzfristig zu einer leichten Übersterblichkeit.<br />
Was die 2. Säule betrifft, haben sich die Börsen nach einem kurzen<br />
Einbruch im vergangenen Frühling prächtig erholt. Ob sich Börse<br />
und Wirtschaft auch mittelfristig so robust zeigen werden, muss<br />
sich noch weisen.<br />
Das Dreisäulen-System der Schweiz gilt weltweit als Vorbild.<br />
Es steht jedoch vor allem angesichts der demographischen<br />
Entwicklung unter Druck. Wo sehen Sie den grössten Handlungs-<br />
und Reformbedarf?<br />
Für den Einzelnen haben wir die erfreuliche Tatsache, dass wir<br />
nach wie vor immer älter werden. Für die AHV als Sozialwerk<br />
ist dies eine Belastung, die Pensionierten beziehen länger ihre<br />
Renten. Für die 2. Säule sind es vor allem die andauernd tiefen<br />
Zinsen, welche die Pensionskassen vor Herausforderungen stellen.<br />
Weitere gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderungen<br />
werden in der aktuellen Reformdebatte zu wenig thematisiert-
WIRTSCHAFT<br />
31<br />
Neue Familienformen und Kinderbetreuungsformen haben die<br />
Erfinder von AHV und BVG noch nicht vorgesehen. Ebenso neue<br />
Arbeitsformen wie Mehrfachbeschäftigungen, Teilzeitbeschäftigung<br />
und Arbeitsformen, bei welchen nicht mehr klar ist, ob man<br />
nun selbständig ist oder im Angestelltenverhältnis arbeitet. Ein<br />
letztes Problem spielt sich auf der politischen Bühne ab. Unsere<br />
Politiker scheinen nicht mehr in der Lage zu sein, eine mehrheitsfähige<br />
Altersreform hinzukriegen.<br />
Seit Jahren wird von den Pensionskassen mehr Effizienz<br />
gefordert. Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang den<br />
Trend zu Konsolidierung unter den Anbietern?<br />
Die Zahl der Vorsorgeeinrichtungen sinkt jährlich um 5 Prozent<br />
und es zeichnet sich keine Verlangsamung in diesem Schrumpfungsprozess<br />
ab. Schaut man die Performance-Ergebnisse der<br />
Kassen an, ist kein Zusammenhang zwischen Grösse und Anlageergebnis<br />
feststellbar. Natürlich ist eine gewisse Mindestgrösse<br />
des Unternehmens Voraussetzung, um eine eigene Pensionskasse<br />
zu haben. Entscheidend ist aber weniger die Grösse des<br />
Unternehmens sondern der Wille des Arbeitgebers, sich für die<br />
Altersvorsorge der Mitarbeitenden zu engagieren.<br />
Eine weitere Forderung geht in Richtung einer gesteigerten<br />
Professionalisierung der Vorsorge-Gremien, vor allem hinsichtlich<br />
der Investmentkompetenz. Was ist Ihre Einschätzung<br />
dazu?<br />
Pensionskassen werden von sozialpartnerschaftlich zusammengesetzten<br />
Milizstiftungsräten geführt. Diese Stiftungsräte sind<br />
verpflichtet, sich dauernd aus- und weiterzubilden. Die meisten<br />
Vorsorgeeinrichtungen haben eigene Aus- und Weiterbildungskonzepte<br />
und definieren die Soll-Weiterbildung mit einer minimalen<br />
Anzahl an Credit Points der beruflichen Vorsorge. Den<br />
Ruf nach mehr Professionalisierung hört man immer wieder.<br />
Allerdings ist es nicht unbedingt fehlende Professionalität, wenn<br />
Stiftungsräte darauf verzichten, in die aktuellsten und neusten<br />
Trendprodukte zu investieren.<br />
Zu Ihrem Unternehmen und ihrem Slogan «Wissen vermitteln.<br />
Menschen vernetzen.» Was sind Positionierung und<br />
«Purpose» im Schweizerischen Vorsorgeuniversum?<br />
Unser Unternehmen wurde vor über 30 Jahren von Personen<br />
gegründet, die in der beruflichen Vorsorge tätig waren und eine<br />
inhaltlich kompetente und unabhängige Informationsquelle zu<br />
Themen der beruflichen Vorsorge und der Sozialversicherungen<br />
wollten. Inzwischen haben wir unsere Zielgruppen und Perspektiven<br />
erweitert. Während die «Schweizer Personalvorsorge»<br />
den Blickwinkel der Vorsorgeeinrichtungen vertritt, richtet sich<br />
«Penso» an Arbeitgeber und HR-Verantwortliche. Im Fokus beider<br />
Zeitschriften sind die Themen berufliche Vorsorge, Sozialversicherungen<br />
und Arbeitsrecht.<br />
«Schweizer Personalvorsorge» ist Ihr Flaggschiff-Medium<br />
und eine Institution im Schweizer Medienmarkt. Welche<br />
weiteren Dienstleistungen erbringen Sie?<br />
Die «Schweizer Personalvorsorge» ist das monatlich erscheinende<br />
Printprodukt für Stiftungsräte und weitere Führungsorgane<br />
von Pensionskassen. Dazu bieten wir ein stark ausgebautes<br />
Aus- und Weiterbildungsprogramm und eine jährliche<br />
Fachmesse.<br />
Die Millennials und Folgegenerationen gelten heute schon<br />
als die grossen Verlierer der Pandemie – auch hinsichtlich<br />
der Altersvorsorge. Wie lässt sich mit Weitblick Altersarmut<br />
verhindern und welchen Beitrag kann die berufliche Vorsorge<br />
dazu leisten?<br />
Wie bereits erwähnt, ist der Einfluss der Pandemie auf die Altersvorsorge<br />
aus heutiger Sicht eher gering. Wenn Millenials und<br />
Folgegenerationen Altersarmut vermeiden wollen, müssen sie<br />
sich wohl früher mit der Altersvorsorge befassen, als dies die<br />
Boomer-Generation noch machte. Vor allem sollten sie schauen,<br />
dass das System der Altersvorsorge an die heutigen Bedürfnisse<br />
und Rahmenbedingungen angepasst wird. Die Jungparteien<br />
haben inzwischen bemerkt, dass sie sich mit diesem Thema befassen<br />
müssen. Vielleicht können sie die politische Blockade der<br />
letzten 20 Jahre aufbrechen.
32<br />
DIGITALISIERUNG<br />
G DATA IT-Security-Trends:<br />
Cyberattacken werden<br />
aggressiver und intelligenter<br />
Nicht nur Mitarbeiter in Unternehmen arbeiten pandemiebedingt<br />
im Homeoffice, auch Cyberkriminelle agieren vom<br />
heimischen Schreibtisch aus – jedenfalls nimmt die Anzahl der<br />
Angriffe nicht ab, sondern sogar zu. Unternehmen müssen sich<br />
auf immer raffiniertere Attacken einstellen.<br />
Mit Hilfe von Malware-as-a-Service<br />
und Polyglotts führen Kriminelle<br />
komplexe Angriffe durch, die für<br />
Sicherheitslösungen nur schwer<br />
zu verteidigen sind.<br />
Von Cornelia Lehle, Sales Director G DATA Schweiz
DIGITALISIERUNG<br />
33<br />
Was unterscheidet Corona und IT-Sicherheit im Jahr 2021? Während aufgrund von wirksamen<br />
Impfstoffen die Zahl der Erkrankten mit schwerem Verlauf hoffentlich zurückgehen wird und<br />
langsam Normalität zurückkehrt, nehmen Cyberattacken auch im laufenden Jahr weiter zu. Für<br />
diese Entwicklung sind verschiedene Gründe verantwortlich. Es ist davon auszugehen, dass<br />
im vergangenen Jahr zahlreiche Unternehmen auf Grund des hastigen Umzugs ins Homeoffice<br />
einem Angriff zum Opfer gefallen sind – dies aber noch nicht gemerkt haben. Nach wie<br />
vor nutzen Cyberkriminelle jegliche Schwäche in der IT-Sicherheit gnadenlos aus. Kritische<br />
Schwachstellen, fehlende Updates oder unvorsichtige Angestellte stehen meistens am Anfang<br />
einer erfolgreichen Attacke. Die aktuell bestehende Verunsicherung der Menschen beschleunigt<br />
die Entwicklung erheblich.<br />
Die Corona-Krise hat uns noch einmal deutlich vor Augen geführt, dass eine sichere IT-Infrastruktur<br />
so existenziell wichtig ist, wie die Versorgung mit Strom oder Wasser. Den aktuellen<br />
Digitalisierungsschub nutzen auch Cyberkriminelle aus und werden in Zukunft ihre Angriffsbemühungen<br />
verstärken. Dabei setzen sie auch auf automatisierte Attacken, um Netzwerke zu<br />
infiltrieren. Wer jetzt nicht in IT-Sicherheit investiert, verspielt seine Digitalisierungsdividende<br />
leichtfertig. Er verliert also seine Vorteile wie schnellere Fertigungsprozesse oder kürzere<br />
Time-to-Market-Strategien, die er durch digitale Prozesse vorher gewonnen hat.<br />
Komplexe Cyberattacken<br />
Kriminelle setzen immer weiter optimierte Tricks ein, um IT-Systeme, PCs oder Mobilgeräte zu<br />
infiltrieren. Dabei setzen sie vermehrt Malware-Suiten ein, die verschiedene Arten von Schadsoftware<br />
wie etwa Keylogger, Information-Stealer und Ransomware miteinander kombinieren.<br />
Dafür müssen die Angreifer noch nicht einmal selbst die Software entwickeln, sondern bauen<br />
lediglich die Einzelteile zusammen. Hierfür erwerben sie die Bausteine als Malware-as-a-Service<br />
in Untergrundforen. In diesem Vorgehen findet ein bestehender Trend seine logische<br />
Fortsetzung: Die Opfer einer solchen Attacke, verlieren auf einen Schlag ihre digitale Identität,<br />
denn die Angreifer nutzen etwa die Logindaten weiter oder verkaufen sie im Darknet. Selbst<br />
wenn Opfer Lösegeld gezahlt haben, um die Veröffentlichung ihrer persönlichen Daten zu verhindern,<br />
ist dies keine Garantie, dass die Informationen nicht trotzdem veröffentlicht werden.<br />
Dann erleidet das Unternehmen zusätzlich zum wirtschaftlichen Verlust noch einen grossen<br />
Imageschaden.<br />
Ein weiterer Trend: Cyberkriminelle kombinieren harmlose Dateien mit einer Malware, um<br />
Sicherheitslösungen auszuhebeln. Bei sogenannten Polyglott-Angriffen verknüpfen die Angreifer<br />
beispielsweise eine ungefährliche exe- mit einer bösartigen jar-Datei. Gleichzeitig wird<br />
Malware auch smarter. Mit einfachen mathematischen Verfahren ermittelt die Schadsoftware<br />
den Finanzstatus des Opfers und passt die Lösegeldforderungen für die Wiederherstellung<br />
verschlüsselte Daten individuell an. Als Indikatoren dienen etwa Bitcoin-Wallets oder die PC-<br />
Spielesammlung, die einen möglichen Aufschluss über die Finanzkraft des Opfers gibt.<br />
Abzocke auf dem Smartphone<br />
Smartphones bleiben ebenfalls ein attraktives Ziel von Cyberkriminellen. Steigen wird die Gefahr<br />
von Angriffen durch sogenannte Fleeceware-Apps: Bei diesen Anwendungen summieren<br />
sich nach kurzen kostenlosen Tests anschliessende Monatsabonnements und In-App-Käufe<br />
auf Hunderte von Euros pro Jahr. Gerade diese In-App-Käufe sind dabei unerlässlich, um be-<br />
stimmte App-Funktionen, optionale<br />
Erweiterungen oder<br />
Extras benutzen zu können.<br />
Besonders perfide: Durch<br />
aggressive Online-Werbung<br />
und gefälschte Fünf-Sterne-<br />
Bewertungen werden ahnungslose<br />
Nutzer überzeugt,<br />
die Apps zu installieren.<br />
Im Bereich Mobile Security<br />
ist ein Umdenken erforderlich.<br />
Unternehmen werden<br />
im kommenden Jahr Angriffe<br />
auf die Smartphones der<br />
Mitarbeiter erleben, denn<br />
diese werden nicht mehr<br />
nur zur Kommunikation<br />
genutzt. Dank Homeoffice<br />
hat das Dienstsmartphone<br />
eine grössere Bedeutung<br />
gewonnen – über das reine<br />
Kommunikationsmittel<br />
hinaus: Als Teil der Sicherheitsarchitektur<br />
mit der<br />
Zwei-Faktor-Authentifizierung.<br />
Allerdings haben viele<br />
Firmen die Strategie noch<br />
nicht zu Ende gedacht. So<br />
müssen viele Verantwortliche<br />
noch klären, was passiert,<br />
wenn sich Mitarbeiter<br />
vom Zwei-Faktor-Verfahren<br />
aussperren, beispielsweise<br />
bei einem Diebstahl oder<br />
Verlust des Geräts. Grundsätzlich<br />
müssen sie neue<br />
Wege für das On- und Offboarding<br />
in Corona-Zeiten und<br />
darüber hinausfinden. Hier<br />
gilt es eine gute Mischung<br />
aus Sicherheit und Usability<br />
zu finden. Nur dann bringen<br />
moderne Sicherheitsverfahren<br />
für Firmen und Mitarbeiter<br />
einen Mehrwert.
34 DIGITALISIERUNG<br />
Mitarbeiter und mittelständische Firmen im Fadenkreuz der Angreifer<br />
Die Zahl der Angriffe auf kleine und mittelständische Unternehmen wird sich stark erhöhen.<br />
IT-Verantwortliche glauben immer noch, dass ihre Netzwerke und Websites sicher sind, weil sie<br />
es ihrer eigenen Einschätzung nach nicht wert sind, gehackt zu werden. Das ist aber ein Irrglaube,<br />
denn Kriminelle haben längst begriffen, dass diese Firmen ihnen auch die Möglichkeit bieten,<br />
schnelles Geld zu verdienen. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen sollten sich intensiver<br />
mit dem Thema IT-Sicherheit befassen. Hinzu kommt: In immer stärker vernetzten Lieferketten<br />
sind es gerade die kleineren, vermeintlich unbedeutenden Unternehmen, die zum «Sprungbrett»<br />
für Angriffe auf grössere Firmen werden. So nehmen Angreifer oftmals den Umweg über<br />
einen Zulieferer oder Dienstleister eines grösseren Unternehmens. Was vielen Unternehmen nicht<br />
bewusst ist: Angriffe finden heute zunehmend vollautomatisiert statt – etwa, wenn eine neue<br />
Schwachstelle veröffentlicht wird. Ein Unternehmen muss also gar nicht besonders ‘interessant’<br />
sein, um am Ende infiziert zu werden. Dank der zunehmenden Arbeitsteilung krimineller Gruppen<br />
übernehmen einige die initiale Infektion und verkaufen den Zugang dann an andere Gruppen weiter.<br />
Diese spielt dann zum Beispiel eine Ransomware auf, um die Investition zu refinanzieren.<br />
Phishing wird immer besser und reagiert in kurzen Zeiträumen auf aktuelle Ereignisse. Im kommenden<br />
Jahr ist damit zu rechnen, dass Mail-Empfängern statt potenzsteigernder Mittel oder Gesichtsmasken<br />
vermehrt Impfstoffe angeboten werden. Es ist davon auszugehen, dass Kriminelle<br />
im kommenden Jahr versuchen, Nutzern den schnellen Zugang zu einer Corona-Impfung vorzugaukeln.<br />
Hier gilt es, nur auf die Informationen offizieller Stellen zu vertrauen und die angebotene<br />
Abkürzung kritisch zu hinterfragen. Phishing-Angriffe setzen zudem vermehrt auf bekannte Trust-<br />
Elemente, die den Nutzern Sicherheit vorgaukeln, wie etwa HTTPS-verschlüsselte Verbindungen<br />
zu Phishing-Seiten. Davon sollten Anwender sich aber nicht täuschen lassen. Denn ein grünes<br />
Schloss bedeutet nur, dass die Kommunikation mit der Webseite nicht abgehört werden kann –<br />
nicht, dass der Inhalt seriös ist.<br />
Zeit zum handeln<br />
Zum Durchschnaufen bleibt<br />
also auch in diesem Jahr<br />
kaum Zeit. Unternehmen<br />
müssen sich auf immer raffiniertere<br />
Attacken einstellen,<br />
denn mit Malware-asa-Service<br />
führen Kriminelle<br />
komplexe Angriffe durch,<br />
die nur schwer zu verteidigen<br />
sind. Hier braucht es<br />
nicht nur eine zeitgemässe<br />
Endpoint Protection,<br />
sondern auch aufmerksame<br />
Angestellte, die durch umsichtiges<br />
Handeln Angriffsversuche<br />
im Keim ersticken<br />
können. Doch mit einer<br />
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36<br />
DIGITALISIERUNG<br />
Hackerboom wegen Corona:<br />
ZDF warnt vor Zunahme<br />
der Angriffe<br />
Gestern hat es das Thema Cyberkriminalität zum zweiten<br />
Mal innerhalb von drei Wochen in das Nachrichtenmagazin<br />
heute geschafft. Die Lage hierzulande sei angespannt –<br />
Cyberkriminelle hätten zuletzt massiven Schaden angerichtet.<br />
Der ZDF-Beitrag basiert auf dem Jahresbericht des Bundesamts<br />
für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), der auch im<br />
Rahmen einer Pressekonferenz mit BSI-Präsident Schönbohm<br />
und Innenminister Seehofer thematisiert wurde.
DIGITALISIERUNG<br />
37<br />
«Daten sind bekanntlich ein hohes Gut, sowohl für Unternehmen<br />
als auch für Privatpersonen. Ihr Schutz sei in der<br />
Coronakrise aber vernachlässigt worden», heisst es im<br />
Nachrichtenmagazin heute in der Sendung vom 20.10.2020.<br />
Das werde im Jahresbericht des Bundesamts für Sicherheit<br />
in der Informationstechnik (BSI) zur Lage der IT-Sicherheit<br />
deutlich. Corona hat der Digitalisierung in Deutschland einen<br />
echten Schub gegeben – und gleichzeitig neue Einfallstore für<br />
Hacker geöffnet. «Die umfassende plötzliche Mehrnutzung<br />
von Digitalisierungsprodukten eröffne Angreifern eine stark<br />
vergrösserte Angriffsfläche für ihre kriminellen Aktivitäten»,<br />
stellte das BSI fest.<br />
Auch die Tagesschau informierte über den Lagebericht des<br />
BSI und veröffentlichte bei Youtube die Pressekonferenz mit<br />
Innenminister Seehofer und BSI-Präsident Schönbohm zum<br />
Thema. «Die Gefährdungslage bei der IT-Sicherheit ist nach<br />
wie vor angespannt» , sagt Innenminister Seehofer. Wie schon<br />
letztes Jahr dominiere die Malware Emotet. Sei ein IT-System<br />
erstmal damit infiziert, könne das zu Produktionseinschränkungen<br />
führen – schlimmstenfalls sogar zu einem kompletten<br />
Ausfall für Wochen oder Monate. Auch die COVID-19-Pandemie<br />
werde für kriminelle Zwecke genutzt, wie sich an der Vielzahl<br />
an Betrugsversuchern mit IT-Mitteln im Zusammenhang<br />
mit den Corona-Soforthilfen zeige. «Diese und viele andere<br />
Cybersicherheitsvorfälle führen uns vor Augen: Wenn wir die<br />
Chancen der Digitalisierung voll ausschöpfen wollen, müssen<br />
wir auf der anderen Seite die mit ihr verbundenen Risiken beherrschbar<br />
machen» , erklärt Innenminister Seehofer.<br />
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Cyberrisiken im Maschinenbau und Anlagenbau existenziell<br />
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38<br />
DIGITALISIERUNG<br />
Die Explosion von Cyber-<br />
Attacken im Jahr 2020 und<br />
wie man sie 2021 verhindern kann<br />
Die Cyberattacken der letzten Wochen auf grosse, internationale<br />
Privatunternehmen, US-Behörden, nationale Regierungen oder<br />
auch auf Medienkonzerne verdeutlichen, welche Bedrohung von<br />
Hackern und Cyberkriminellen auch in diesem Jahr ausgeht.<br />
Die Cyberattacken der letzten Wochen auf grosse, internationale<br />
Privatunternehmen, US-Behörden, nationale Regierungen<br />
oder auch auf Medienkonzerne verdeutlichen, welche Bedrohung<br />
von Hackern und Cyberkriminellen auch in diesem Jahr<br />
ausgeht.<br />
Aktuelle Beispiele rund um die Jahreswende haben gezeigt,<br />
wie rücksichts- und kompromisslos Hacker vorgehen können.<br />
Einmal mehr wird klar, dass jedes Unternehmen oder auch jede<br />
Einrichtung, Institution oder Behörde Opfer einer Cyberattacke<br />
werden kann, und dass diese Angriffe von Cyberkriminellen<br />
gravierende Folgen haben können.<br />
Die USA erlebt mit «Sunburst»<br />
die grösste Cyberattacke aller Zeiten<br />
Seit Mitte Dezember kämpft die USA mit den Auswirkungen<br />
einer gross angelegten Cyberattacke. Über einen Drittanbieter,<br />
dem Unternehmen SolarWinds, ist es Hackern gelungen, Schadsoftware<br />
grossflächig zu verbreiten.<br />
Allem Anschein nach haben sich die Hacker bereits im März<br />
2020 in das texanische Unternehmen SolarWinds eingeschleust<br />
und dort ein Software-Update mit Malware manipuliert. Sobald<br />
sich Kunden von SolarWinds anschliessend dieses Update<br />
heruntergeladen und installiert hatten, gab dies den Hackern<br />
die Möglichkeit, in die Systeme dieser Unternehmen einzudringen.<br />
Laut SolarWinds wurde das entsprechende Update an rund<br />
18.000 Kunden weltweit verteilt.<br />
Das Unternehmen SolarWinds liefert Programme an Unternehmen,<br />
mit denen sich die IT-Infrastruktur überwachen lässt.<br />
Dadurch sollen Sicherheitslücken oder etwaige Risiken frühzeitig<br />
erkannt und letztlich auch geschlossen werden. Nun hat sich das<br />
Unternehmen selbst zum grössten Risikoherd entwickelt. Wie<br />
viele SolarWinds-Kunden tatsächlich von diesem Hackerangriff<br />
betroffen sind, ist derzeit immer noch unklar. Sicher ist aber, dass<br />
zu den Opfern eine Reihe US-Behörden gehören, darunter auch<br />
das Pentagon, das Finanz- und Aussenministerium sowie das<br />
Energieministerium. Besonders heikel: Auch die National Nuclear<br />
Security Administration, die die US-amerikanischen Nuklearwaffen<br />
verwaltet, ist in diesem Ministerium angesiedelt.<br />
Laut Angaben der amerikanischen Bundespolizei FBI und des<br />
Auslandsgeheimdienstes NSA war das Ziel dieses Angriffs das<br />
Sammeln von Informationen. Vor allem Privatunternehmen<br />
(z.B. Microsoft) und Einrichtungen der Kritischen Infrastruktur<br />
standen im Visier der Angreifer.<br />
Lesen Sie hier, welche Gefahren durch Hackerangriffe auf Kritische<br />
Infrastrukturen entstehen.<br />
Das brisante dabei: Der Angriff blieb über Monate hinweg unentdeckt.<br />
Die Warn- und Sicherheitssysteme schlugen nicht an.<br />
Die Angreifer hatten genug Zeit, weitere Malware zu platzieren<br />
und anschliessend ihre Spuren zu verwischen. Diese Zugänge<br />
zu finden, ist nun fast unmöglich. Zudem erschwert die<br />
Komplexität des Angriffs, die Schadsoftware zu löschen und die<br />
Systeme zu bereinigen. Besonders bei den betroffenen Behörden<br />
sei davon auszugehen, dass auch in den nächsten Monaten<br />
der Austausch von Informationen mitgehört wird. Experten<br />
nehmen an, dass es eventuell sogar noch Jahre dauert, bis das<br />
gesamte Ausmass des Angriffs überblickt werden kann.
39<br />
DIGITALISIERUNG<br />
Auch Europa ist von gefährlichen Hackerangriffen betroffen<br />
Auch diefinnische Regierung wurde Opfer einer Hackerattacke.<br />
Diverse E-Mail-Konten von Abgeordneten und Parlamentsmitarbeitern<br />
wurden kompromittiert. Der Angriff erfolgte bereits<br />
im Herbst 2020, wurde aber erst jetzt öffentlich gemacht. Auch<br />
in diesem Fall sprechen die Betroffenen von einem Angriff auf<br />
die «Demokratie und Gesellschaft».<br />
Ganz aktuell kämpft die Funke Mediengruppe auch zwei Wochen<br />
nach dem Hackerangriff noch mit den Auswirkungen einer<br />
Cyberattacke. Kurz vor Weihnachten war es Hackern gelungen,<br />
Schadsoftware zu platzieren, die zu einer Verschlüsselung der<br />
Daten führte. Die Systeme mussten sofort heruntergefahren<br />
werden. Genaue Details zum Tathergang sind aufgrund der<br />
andauernden Ermittlungen noch nicht veröffentlicht worden.<br />
Laut Medienberichten wird aber von einer Lösegeldforderung in<br />
Form von Bitcoins gesprochen.<br />
Alle grossen Standorte der Funke Mediengruppe sind von dem<br />
Hackerangriff betroffen. Über 6.000 Rechner mussten überprüft<br />
und von der Schadsoftware befreit werden. Tagelang konnten<br />
Zeitungen nur in abgespeckter Form als Notausgabe gedruckt<br />
werden. Zwischenzeitlich mussten die Zeitungen sogar von<br />
Hand erstellt werden. Laut WAZ-Chefredakteur Andreas Tyrock<br />
wurden Überschriften und Texte telefonisch durchgegeben und<br />
Bilder umständlich bearbeitet. Auch die Druckereien mussten<br />
ihre tägliche Arbeitsweise anpassen. Erst eine Woche später war<br />
es wieder möglich, Zeitungen mit mehr als 20 Seiten Umfang zu<br />
produzieren. Auch Anfang Januar gilt der Angriff noch als aktiv.<br />
Nach wie vor werden Rechner und Systeme überprüft.<br />
Noch ist Zeit, Ihr Unternehmen in 2021 cybersicher zu machen<br />
2021 ist gerade einmal eine Woche alt, und dennoch ist schon<br />
so viel passiert. Für gute Vorsätze wie die Aufrüstung der<br />
eigenen IT-Sicherheit im Unternehmen ist es aber noch nicht<br />
zu spät. Sollten Sie dieses Thema bis dato vernachlässigt oder<br />
vor sich hin geschoben haben, ist jetzt der perfekte Moment,<br />
sich um diese wichtige Angelegenheit zu kümmern. Lassen Sie<br />
Ausreden wie «Mein Unternehmen ist zu klein, um als attraktives<br />
Ziel für Hacker zu dienen» oder «Meine Daten sind nicht<br />
relevant für Cyberkriminelle» hinter sich.<br />
Gleiches gilt für Unternehmen, die sich bereits intensiv mit Cybersicherheit<br />
und Datenschutz auseinandersetzen und meinen, ihr<br />
Unternehmen sei sicher genug. Nutzen Sie den Neustart in 2021,<br />
um die gegenwärtige Strategie zu hinterfragen und gegebenenfalls<br />
zu optimieren. Vielleicht entdecken Sie doch die eine oder<br />
andere Sicherheitslücke, die Sie dann schnell schliessen können.
40<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
KLARA 13<br />
Das Klara Restaurant ist die Anlaufstelle in Basel wenn es um<br />
Asiatische Spezialitäten geht.<br />
Das Klara Restaurant ist die Anlaufstelle in Basel<br />
wenn es um Asiatische Spezialitäten geht, wie kam<br />
es zu diesem Erfolg?<br />
Mit » Sushi Tenzan” konnten wir 2019, einen der besten<br />
Sushiköche der Region ins KLARA holen. Der Betreiber<br />
führte bereits vorher ein sehr erfolgreiches, kleines<br />
Sushi Restaurant in Binningen, welches er nun parallel<br />
zu seiner Küche in der KLARA betreibt. Zusammen mit<br />
Bug a Thai und Tenz Momos haben wir nun die Crème<br />
de la Crème bei uns, und sind sehr stolz darauf. Unser<br />
Anspruch ist es achtmal die beste Küche der Stadt bei uns<br />
zu haben, daran arbeiten wir stets, und sind auf einem<br />
guten Weg.<br />
Wie ist Ihre Unternehmensphilosophie?<br />
In der KLARA sind wir eine grosse Familie. Das Restaurant<br />
soll vielen Ansprüchen genügen, und alle Gäste sollen sich<br />
wohl fühlen. Zu unseren Küchen, die bei uns eingemietet<br />
sind, pflegen wir ein freundschaftliches Verhältnis und sehen<br />
uns als ein Dach. Wir legen grossen Wert auf möglichst
NACHHALTIGKEIT<br />
41<br />
lokale Produkte aus der Schweiz oder ohne lange Wege. Bei unseren Lieferanten und anderen<br />
Vertragspartnern, bevorzugen wir kleine Unternehmen aus der Region gegenüber den grossen<br />
Playern. Somit ist es uns auch möglich mit diesen Partnern, ein sehr freundschaftliches Verhältnis<br />
zu führen, und zusammen neue Projekte anzugehen, sowie gemeinsam zu wachsen.<br />
Die Corona Zeit hat viele Gastrobetriebe in Basel stark geschädigt, wie haben Sie diese Zeit<br />
erlebt?<br />
Zu Beginn der ersten Welle hätten wir nie gedacht, dass wir für mehrere Wochen zur Schliessung<br />
gezwungen werden. Wir waren im März 2020 von zwei bis drei Wochen Lockdown ausgegangen,<br />
und hatten deshalb die KLARA auch komplett geschlossen, da keine TakeAway Konzepte bereit in<br />
der Schublade lagen. Doch aus drei Wochen wurden zehn, und als wir dann im Mai 2020 wieder<br />
während der Corona Zeit gemacht<br />
haben?<br />
Team Events während Corona<br />
waren, und sind natürlich<br />
heikel und es gab aus diesem<br />
Grund nur einen kleinen Event.<br />
Letzten Sommer haben wir einen<br />
Ausflug zu einem befreundeten<br />
Winzer gemacht. Das<br />
war Wandertag und Schulungstag<br />
in einem. Wir fuhren zuerst<br />
mit dem Tram in die Region,<br />
und wanderten dann durch<br />
Feld und Wald zu unserem<br />
Ziel. Dort durften wir hinter die<br />
Kulissen der Kellerei schauen,<br />
und haben ein paar Weine zusammen<br />
mit dem Kellermeister<br />
degustiert, und dabei auch viel<br />
über den Demeter-Weinbau<br />
erfahren. Die gemeinsame Zeit<br />
und die Gesprächsthemen ausserhalb<br />
der Arbeit taten dem<br />
Team enorm gut.<br />
Im Zuge der Wiedereröffnungen<br />
gibt es Schulungen für die<br />
Mitarbeiter/innen, um sich<br />
wieder gut zurecht zu finden.<br />
Das ist in diesen speziellen Zeiten<br />
auch eine Art Teamanlass.<br />
öffnen durften besuchten die Gäste uns nur zaghaft. Das war eine sehr schwierige Zeit ...<br />
Der Sommer lief dann schnell wieder an, und auch verhältnismässig gut. Die Basler/innen<br />
blieben zuhause, haben den Urlaub in der Schweiz verbracht. Die Rheinschwimmer/innen haben<br />
oftmals ihr spätes z’Nacht bei uns abgeholt - das war toll.<br />
Als dann die zweite Welle im Oktober 2020 anrollte, mussten wir mit vielen von unseren Zuliefern<br />
und Vertragspartnern erneut das Gespräch suchen. Natürlich stehen auf der anderen<br />
Seite nicht selten auch kleine, junge Unternehmen, die eine solche Krise nicht einfach abfedern<br />
können. Hier war uns der persönliche Kontakt zu unseren Partnern sehr wichtig, und wir sind<br />
froh und dankbar haben wir Lösungen gefunden.<br />
Können Sie uns etwas über das letzte Team-Event erzählen, welches Sie zusammen<br />
Wenn wir gerade von der<br />
Zukunft sprechen, gehen wir<br />
mal in das Thema Nachhaltigkeit,<br />
wie wird dies in Ihrem<br />
Restaurant umgesetzt?<br />
Nachhaltigkeit ist uns extrem<br />
wichtig, und wir versuchen<br />
täglich neue Wege zu finden,<br />
wie wir uns noch verbessern<br />
können.<br />
Aktuell ist es mit dem vielen<br />
TakeAway etwas schwierig, da<br />
gerade die Küchen sehr viel<br />
in TakeAway-Verpackungen<br />
verkaufen. Wir haben aber mit<br />
einem Verpackungsspezialist<br />
aus der Region, einen guten<br />
Deal ausgehandelt - so profitieren<br />
alle Mieter der KLARA<br />
bei diesem Händler von einem<br />
Preisnachlass. Familienrabatt
<br />
42 NACHHALTIGKEIT<br />
quasi. Die in der KLARA verwendeten TakeAway-Verpackungen<br />
sind zwar leider immer noch Einweg, jedoch sind sie umweltfreundlich<br />
aus Papier und anderen nachhaltigen Rohstoffen<br />
produziert.<br />
An der Bar setzen wir nach Möglichkeit Gläser ein, für TakeAway<br />
gibts PET und unsere Mehrwegbecher mit KLARA Aufdruck die,<br />
die Gäste bei Gelegenheit retournieren können.<br />
Wir achten bei der Auswahl unserer Getränke für den Barbetrieb<br />
auch darauf, dass die Flaschen in denen sie geliefert werden,<br />
retourniert werden können, um dann gewaschen, und wiederverwendet<br />
zu werden. Das wir unsere Waren von Partnern aus<br />
der Region beziehen, versteht sich von selbst. Die Wege sollen<br />
möglichst kurz sein.<br />
Das Wort Nachhaltigkeit ist ein Thema das heutzutage hoch<br />
im Kurs ist. Wie sehen Sie dies, ist das nur ein Hype oder ein<br />
Standard für die Zukunft?<br />
Nachhaltigkeit muss unbedingt zum Standard werden, und ist<br />
keinesfalls nur Hype. Wir leben heute so verschwenderisch mit<br />
unseren Ressourcen.<br />
Dass das was von weit herkommt, noch ein Vielfaches günstiger<br />
ist, geht für mich am Ende des Tages nicht auf. So viele Güter<br />
werden unter ihrem Wert verkauft - wächst das Gemüse krumm<br />
oder der Apfel nicht schön rund, schafft er es gar nicht erst in<br />
den Handel, und landet, wenn’s gut kommt, als Tierfutter beim<br />
Söili. Ich persönlich kaufe gerne auf den Wochenmärkten ein,<br />
für die Gastronomie ist das natürlich wegen der benötigten<br />
Mengen selten möglich. Und die Auswahl der Lebensmittel liegt<br />
dann im ersten Moment auch beim Grossisten. Hier als Gastronom/in<br />
einen Lieferanten zu finden, der Saisongemüse in der<br />
Region und der Schweiz kauft, ist bei uns zum Glück nicht so ein<br />
Problem.<br />
Wir versuchen unseren Abfall laufend zu reduzieren. So trocknen<br />
wir, die an der Bar zu viel geschnittenen Zitronen- und<br />
Orangenscheiben, und machen sie so haltbar. Die knusprigen<br />
Zitrusfrüchte werden dann als Cocktail Dekoration verwendet,<br />
oder haben auch schon einmal einen Wodka aromatisiert, aus<br />
dem wir einen Signature Cocktail gezaubert haben.<br />
Viele Gastrobetriebe setzen einen hohen Standard im Thema<br />
Recycling, wie sieht dies bei Ihnen aus?<br />
Wie beim Thema Nachhaltigkeit, hat Recycling einen zentralen<br />
Stellenwert. Bei uns im Betrieb werden sämtliche Wertstoffe<br />
separiert gesammelt, und auch entsprechend entsorgt. Auch<br />
für Spezialfälle steht uns unser Recyclingpartner zur Seite,<br />
und entsorgt auch mal Wandfarbe oder eine Kiste ausgedienter<br />
Glühbirnen. Im Gastraum haben wir mehrere Abräum- und<br />
Sammelstationen, wo nebst der Entsorgung auch PET und Glas<br />
gesammelt wird.<br />
Was uns sehr überrascht hat, ist die Vielfältigkeit Ihres<br />
Unternehmens mit 18 Sprachen, wie kam dies dazu?<br />
Mit unseren 8 Küchen aus aller Welt, und unseren eigenen<br />
MitarbeiterIinnen sind es knapp 60 Personen, die in der KLARA<br />
arbeiten. Das Personal kommt dabei von fast allen Kontinenten,<br />
und bringt entsprechend unterschiedliche Mutter- oder<br />
Vatersprachen mit. Uns freut die Diversität, die in der KLARA<br />
herrscht. Sie spiegelt das Quartier indem die KLARA steht wieder,<br />
und ist wahnsinnig bereichernd.<br />
Wie sehen Sie die Zukunft ihres Lokals?<br />
Wir sind überzeugt - die Zukunft der KLARA wird grossartig!<br />
Auch wenn uns Corona ausgebremst und zurückgeworfen hat,<br />
so hatten wir in den Wochen des Lockdowns, Zeit unsere Ideen<br />
umzusetzen, und uns Gedanken um die Zukunft unseres Betriebes<br />
zu machen. Wir freuen uns darauf.
43<br />
Start-up bleibt<br />
selbstbestimmt. Nun<br />
in der 5. Generation.<br />
Moritz Ganzoni-Sträuli (Mitte) mit Stefan Ganzoni (links) und Christian Ganzoni<br />
Als 1864 mit der Gründung von «Ganzoni und Barthelts» in Winterthur der Grundstein für SIGVARIS GROUP gelegt<br />
wurde, gab es den Begriff «Start-up» noch nicht. Was es hingegen gab, war der Wille, sich immer wieder neu zu erfinden –<br />
genau wie ein Start-up. Zuerst stellte man einfache Gummibänder her, und heute ist man der führende Anbieter von<br />
medizinischen Kompressionstextilien. Seit über 100 Jahren mit dabei: Swiss Life. Wir begleiten SIGVARIS GROUP durch<br />
alle Höhen und Tiefen und unterstützen sie dabei, weiterhin selbstbestimmt entscheiden zu können. SIGVARIS GROUP<br />
und Swiss Life – seit Generationen gemeinsam am Start.<br />
Selbstbestimmt leben.
44 NACHHALTIGKREIT<br />
Wie Städte nachhaltig<br />
wachsen können<br />
Im Rahmen eines fünfjährigen Forschungsabkommens<br />
der ETH Zürich mit drei Hochschulen in Singapur<br />
entwickeln Forschende gemeinsam Lösungen für ein<br />
nachhaltiges Wachstum von Städten und deren Hinterland.<br />
Am 1. Dezember 2020 nahmen sie die Zusammenarbeit auf.
NACHHALTIGKEIT<br />
45<br />
Bis 2050 werden zwei Drittel<br />
der Weltbevölkerung in Städten<br />
leben, sagt ein Bericht<br />
der Vereinten Nationen. Das<br />
rasante Wachstum und die<br />
damit verbundene Ausweitung<br />
des Stadtgebiets, der<br />
Umweltverschmutzung und<br />
der Ressourcennutzung stellen<br />
das Hinterland vor grosse<br />
Herausforderungen und gefährden<br />
die Städte selbst.<br />
Vor diesem Hintergrund haben<br />
die ETH Zürich und drei<br />
Hochschulen Singapurs –<br />
die National University of<br />
Singapore (NUS), die Nanyang<br />
Technological University<br />
(NTU) und die Singapore<br />
University of Technology and<br />
Design (SUTD) – unter dem<br />
Namen Future Cities Lab<br />
Global (FCL Global) ein internationales,<br />
transdisziplinäres<br />
Forschungsprogramm ins<br />
Leben gerufen.<br />
Die Kooperation wird von der<br />
National Research Foundation<br />
(Singapur) finanziert<br />
und verfügt mit dem Campus<br />
Hönggerberg der ETH Zürich<br />
und dem Singapore-ETH<br />
Centre (SEC), einer 2010 auf<br />
dem Campus for Research<br />
Excellence and Technological<br />
Enterprise (CREATE) gegründeten<br />
Gemeinschaftsinitiative<br />
der ETH Zürich und der<br />
NRF, über zwei Forschungsstandorte.<br />
Einen Wissenskreislauf<br />
schaffen<br />
Das FCL Global baut auf das<br />
inzwischen abgeschlossene<br />
SEC-Programm Future Cities<br />
Laboratory (FCL) auf. In den<br />
letzten zehn Jahren hat sich<br />
das Forschungsprojekt FCL in<br />
Singapur mit verschiedenen<br />
Aspekten der nachhaltigen<br />
städtischen Entwicklung auseinandergesetzt.<br />
Im Zentrum<br />
standen das Verhältnis von<br />
Mensch zu Ökosystemen sowie<br />
die Rolle der Städteplanung<br />
bei der nachhaltigen und<br />
lebenswerten Gestaltung von<br />
Städten. Auf Grundlage der Forschungsergebnisse<br />
entwickelte<br />
das FCL Zukunftsszenarien und<br />
entsprechende Strategien für<br />
Entscheidungsträger.<br />
Dank der engen Zusammenarbeit<br />
von Hochschulen,<br />
Regierungsbehörden und<br />
Industriepartnern Singapurs<br />
wurde das Programm ein<br />
voller Erfolg. Mit der Neuauflage<br />
FCL Global soll das<br />
Kooperationsmodell nun auch<br />
auf die Schweiz ausgeweitet<br />
und zwischen beiden Ländern<br />
ein Wissenskreislauf geschaffen<br />
werden.<br />
«Das Programm ist ein Brückenschlag.<br />
Wir haben nun<br />
zwei Hubs in unterschiedlichen<br />
Klimazonen, die zu ähnlichen<br />
Fragen forschen und ihr<br />
Wissen sowie praxisorientierte<br />
Methoden für nachhaltige<br />
Städteentwicklungsstrategien<br />
austauschen», sagt ETH-<br />
Architekturprofessor und<br />
Co-Direktor des Programms<br />
Sacha Menz.<br />
Das FCL Global befasst sich<br />
mit den grossen globalen Herausforderungen<br />
der zunehmenden<br />
Verstädterung durch<br />
die Ausdehnung bestehender<br />
und der Entstehung neuer<br />
Städte angesichts des rapiden<br />
Bevölkerungswachstums. Das<br />
neue Forschungsprogramm<br />
soll das Verhältnis von Stadt<br />
und Land eingehender erforschen<br />
und nachhaltiger<br />
gestalten. Das Forschungsspektrum<br />
aus Städtesicht<br />
wird daher auch auf Siedlungssysteme<br />
im städtischen<br />
Umland ausgeweitet.<br />
«Die ökologischen und wirtschaftlichen<br />
Vorteile stark<br />
verdichteter, wenig Platz<br />
einnehmender Städte werden<br />
durch die Zersiedelung<br />
des Um- und Hinterlands<br />
zunichte gemacht. Inwieweit<br />
wir den Klimawandel in den<br />
nächsten Hundert Jahren<br />
eindämmen können, hängt<br />
davon ab, wie gut diese<br />
gegensätzlichen Stadtformen<br />
geplant werden», erklärt<br />
Professor Stephen Cairns,<br />
Co-Direktor des FCL Global<br />
und ETH-Architekturprofessor<br />
in Singapur.<br />
Auswirkungen der Urbanisierung<br />
auf Stadt und Land<br />
Während sich der Forschungsschwerpunkt<br />
des<br />
FCL-Programms auf Städte<br />
und ihre Entwicklung richtete,<br />
erweitert das FCL Global<br />
das Spektrum und bezieht<br />
Korridore und Netzwerke<br />
zwischen Stadt und Land,<br />
also Strassen, Häfen, Flüsse<br />
und Flughäfen, sowie ihren<br />
Einfluss auf Ökologie und<br />
Landnutzung in die Forschung<br />
ein. Daraus werden<br />
sich auch neue Forschungsmethoden<br />
und Denkweisen<br />
entwickeln, die dazu beitragen,<br />
Städteplanung ganzheitlicher<br />
zu gestalten.<br />
Zahlreiche Projekte sind in<br />
Planung. Konkret arbeiten die<br />
Forschenden derzeit an acht<br />
Projekten, die sich mit den<br />
folgenden Themen befassen:<br />
- Verdichtete grüne Bauten<br />
und Quartiere<br />
- Neue Technologien für das<br />
Recycling von Baumaterial<br />
- Bauweisen mit nachwach<br />
senden Baustoffen, zum<br />
Beispiel Verbundmaterialien<br />
aus dem Wurzelnetzwerk<br />
von Pilzen<br />
- Lösungen für belastete und<br />
hochwassergefährdete<br />
Städte und umliegende<br />
Regionen<br />
- Lösungen für eine nachhaltige<br />
Lebensmittelproduktion in<br />
Städten und ihrem Umland
<br />
46 NACHHALTIGKEIT<br />
«Das Future Cities Lab Global verbindet von der Grundlagenforschung<br />
bis zur Anwendung mehrere Stärken der ETH», sagt<br />
Detlef Günther, ETH-Vizepräsident für Forschung. «In jedem<br />
Forschungsprojekt spielen wissenschaftliche Analyse, Design,<br />
Engineering und Governance zusammen.» Diese umfassende<br />
Herangehensweise sei notwendig für zukunftsorientierte<br />
Städteforschung und deren Umsetzung. Zudem sei diese<br />
Forschung ein wichtiger Schritt im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsziele<br />
2050 der UNO.<br />
Dr. Khiang-Wee Lim, geschäftsführender Direktor des CREA-<br />
TE-Campus der NRF, sagt: «Die NRF freut sich über diese<br />
Zusammenarbeit, die mit dem Fachwissen der ETH Zürich<br />
und der Hochschulen von Singapur eine komplexe und vielschichtige<br />
Forschungsaufgabe bewältigen wird.»<br />
Über das Singapore-ETH Centre<br />
Das Singapore-ETH Centre for Global Environmental Sustainability<br />
(SEC) wurde 2010 von der ETH Zürich gemeinsam<br />
mit Singapurs National Research Foundation (NRF) als<br />
Teil von dessen CREATE-Campus gegründet. Als einziges<br />
Forschungszentrum der ETH Zürich ausserhalb der Schweiz<br />
stärkt es Singapur und die Schweiz in ihrer Forschungskapazität,<br />
um mit Programmen wie Future Cities Lab Global,<br />
Future Resilient Systems und Future Health Technologies<br />
nachhaltige Lösungen für globale Herausforderungen in<br />
Singapur, der Schweiz und den umliegenden Regionen zu<br />
finden.<br />
Über die National Research Foundation Singapore<br />
Als Abteilung unter Leitung des Premierministers ist die<br />
National Research Foundation (NRF) für die Ausrichtung Singapurs<br />
in Sachen Forschung, Innovation und Unternehmen<br />
(Research, Innovation and Enterprise, RIE) verantwortlich. Sie<br />
investiert in Wissenschaft, Technologie und Engineering, baut<br />
die technologischen Fähigkeiten unserer Unternehmen aus,<br />
kurbelt die Innovationstätigkeiten der Industrie zur Nutzung<br />
neuer Chancen für wirtschaftliches Wachstum an und fördert<br />
öffentlich-private Partnerschaften zur Bewältigung nationaler<br />
Herausforderungen.
47<br />
Digitale Sicherheit<br />
für Ihr Unternehmen<br />
o Awareness Trainings<br />
o Endpoint-Security-Lösungen<br />
o IT-Security-Consulting<br />
gdata.ch
48<br />
Weltweiter Gletscherschwund<br />
hat sich beschleunigt<br />
Ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung der ETH<br />
Zürich zeigt auf: Fast alle Gletscher weltweit werden immer<br />
dünner und verlieren an Masse – und das immer schneller.<br />
Die Untersuchung ist die bisher umfassendste und genaueste<br />
ihrer Art.<br />
Gletscher sind ein sensibler und augenfälliger Indikator für<br />
den Klimawandel. Ungeachtet der Höhenlage oder der geografischen<br />
Breite schmilzt das Gletschereis seit Mitte des 20.<br />
Jahrhunderts rasant. Doch das Ausmass des Eisschwundes<br />
wurde bislang nur lückenhaft erfasst und war unvollständig<br />
bekannt. Nun legt ein internationales Forschungsteam<br />
unter der Federführung der ETH Zürich und der Université de<br />
Toulouse eine umfassende Studie zum weltweiten Gletscherschwund<br />
vor, die am 28. April online in der Fachzeitschrift<br />
«Nature» veröffentlicht wurde. Diese Untersuchung ist die<br />
erste, die alle Gletscher der Welt – rund 220'000 – mit Ausnahme<br />
der Eisschilde Grönlands und der Antarktis umfasst.<br />
Sie ist von noch nie dagewesener räumlicher und zeitlicher<br />
Auflösung – und sie zeigt, wie schnell die Gletscher in den<br />
vergangenen zwei Jahrzehnten an Dicke und an Masse verloren<br />
haben.
WIRTSCHAFT<br />
49<br />
die Himalaja-Gletscher jedoch weiterhin mit steigendem Tempo,<br />
könnten bevölkerungsreichen Staaten wie Indien oder Bangladesch<br />
in wenigen Jahrzehnten Wassernot oder Nahrungsmittelengpässe<br />
drohen», sagt Erstautor Romain Hugonnet von der<br />
ETH Zürich und der Universität Toulouse. Die Resultate können<br />
nun verwendet werden, um hydrologische Modelle zu verbessern<br />
und genauere Vorhersagen auf lokaler und globaler Ebene<br />
zu machen, beispielsweise um abzuschätzen, wie viel Schmelzwasser<br />
von Himalaja-Gletschern in den kommenden Jahrzehnten<br />
zu erwarten ist.<br />
Zu ihrer Überraschung identifizierten die Forschenden auch<br />
Gegenden, in denen sich die Schmelzraten zwischen 2000 und<br />
2019 verlangsamten, etwa an der Ostküste Grönlands, in Island<br />
und Skandinavien. Die Forscher führen dies auf eine Wetteranomalie<br />
im Nordatlantik zurück. Diese sorgte von 2010 bis 2019<br />
lokal für höheren Niederschlag und tiefere Temperaturen, was<br />
den Eisschwund bremste. Das Forschungsteam deckte zudem<br />
auf, dass die sogenannte Karakorum-Anomalie am Verschwinden<br />
ist. Vor 2010 waren die Gletscher in diesem Gebirge stabil<br />
oder sie nahmen gar zu. Die aktuelle Studie zeigt auf, dass nun<br />
aber auch die Karakorum-Gletscher an Masse einbüssen.<br />
Ansteigender Meeresspiegel und Wasserknappheit<br />
Fast überall schrumpfte das Volumen des einst ewigen Eises.<br />
Zwischen 2000 und 2019 büssten die Gletscher weltweit pro<br />
Jahr im Durchschnitt insgesamt 267 Gigatonnen (Milliarden<br />
Tonnen) Eis ein. Mit diesem Volumen hätte die Landesfläche d<br />
er Schweiz alljährlich sechs Meter unter Wasser gesetzt werden<br />
können. In diesem Zeitraum hat sich zudem der Masseverlust<br />
stark beschleunigt: Verloren Gletscher zwischen 2000 und<br />
2004 noch 227 Gigatonnen Eis pro Jahr, so lag der Masseverlust<br />
zwischen 2015 bis 2019 bei 298 Gigatonnen pro Jahr.<br />
Die Gletscherschmelze verursachte dabei bis zu 21 Prozent des<br />
gemessenen Meeresspiegelanstiegs, also jährlich etwa 0.74 mm.<br />
Fast die Hälfte des Meeresspiegelanstiegs ist auf die thermische<br />
Ausdehnung des sich erwärmenden Wassers zurückzuführen,<br />
das übrige Drittel auf Schmelzwasser von den Eisschilden Grönlands<br />
und der Antarktis sowie Veränderungen bei Wasserspeichern<br />
auf den Landmassen.<br />
Zu den am schnellsten schmelzenden Gletschern gehören jene<br />
in Alaska, Island oder den Alpen. Auch die Hochgebirgsgletscher<br />
des Pamirs, Hindukuschs und Himalajas sind stark betroffen.<br />
«Die Situation im Himalaja ist besonders besorgniserregend. Die<br />
grossen Ströme wie Ganges, Brahmaputra und Indus werden in<br />
der Trockenzeit zu einem grossen Teil durch Gletscherschmelzwasser<br />
gespeist. Zurzeit wirkt die Zunahme des Schmelzwassers<br />
für die Menschen der Region wie ein Puffer. Schrumpfen<br />
Stereo-Satellitenbilder als Grundlage<br />
Als Grundlage für diese Studie dienten den Forschenden Bilder,<br />
die das Multispektralinstrument ASTER an Bord des Nasa-Satelliten<br />
«Terra» aus 700 Kilometer Höhe aufgenommen hat. Der<br />
Satellit umrundet seit 1999 alle 100 Minuten einmal die Erde.<br />
Das Instrument ASTER erfasst mit zwei Kameras Paare von<br />
sogenannten Stereobildern, die es den Forschenden erlauben,<br />
von allen Gletschern der Welt zeitlich und räumlich hochaufgelöste<br />
digitale Höhenmodelle zu erstellen. Anhand des ASTER-<br />
Bildarchivs konnten die Forschenden Zeitreihen der Höhen der<br />
Gletscher rekonstruieren und darauf basierend die Dicken- und<br />
Massenveränderungen des Eises über die Zeit berechnen.<br />
Erstautor Romain Hugonnet, Doktorand an der ETH Zürich und<br />
der Universität Toulouse, arbeitete rund drei Jahre an diesem<br />
Projekt. 18 Monate lang analysierte er die Satellitendaten. Um<br />
die Daten aufzuarbeiten, verwendeten die Forschenden einen<br />
Hochleistungscomputer von der University of Northern British<br />
Columbia. Die Resultate werden einfliessen in den nächsten<br />
Zustandsbericht des IPCC, der noch in diesem Jahr erscheinen<br />
soll. «Auf politischer Ebene sind unsere Erkenntnisse wichtig.<br />
Die Welt muss jetzt wirklich Hand anlegen, damit wir Punkto<br />
Klimaänderung das Schlimmste noch abwenden können», sagt<br />
Mitautor Daniel Farinotti, Leiter der Glaziologie-Gruppe an der<br />
ETH Zürich und der Eidgenössischen Forschungsanstalt für<br />
Wald, Schnee und Landschaft WSL. (Quelle ETH Zürich)
50 NACHHALTIGKREIT<br />
Neue GDI-Studie:<br />
«Next Health: Einfacher durch<br />
das Ökosystem der Gesundheit»<br />
Der Fokus im Gesundheitssystem verschiebt sich von Behandlung<br />
zu Prävention. Möglich machen das der technologische<br />
Fortschritt und ein wachsender Datenreichtum. Die<br />
Schweiz hat die Chance, ein smartes, dezentral gesteuertes<br />
Gesundheits-Ökosystem aufzubauen. Die neue, im Auftrag der<br />
sminds AG erstellte GDI-Studie «Next Health» zeigt Wege.
NACHHALTIGKEIT<br />
51<br />
Während sich das Gesundheitssystem bislang in erster Linie<br />
mit Krankheiten beschäftigte, verschiebt sich der Fokus nun zunehmend<br />
in Richtung Gesundheit, so die neue GDI-Studie «Next<br />
Health: Einfacher durch das Ökosystem der Gesundheit». Der<br />
technologische Fortschritt, insbesondere der wachsende Datenreichtum,<br />
mache es möglich, potenzielle Krankheiten schon vor<br />
dem Ausbruch zu erkennen und zu vermeiden.<br />
Vorstellungs- und Messkrise<br />
Mehr Gesundheitsdaten versprechen eine verbesserte Prävention<br />
und präzisere Therapien. Gleichzeitig erhöht eine<br />
Datenflut aber die Komplexität. Dadurch geraten wir in eine<br />
Vorstellungs- und Messkrise: Je mehr wir messen können,<br />
umso verschwommener wird paradoxerweise unsere Vorstellung<br />
von Gesundheit und davon, was uns gesund macht. Die<br />
Frage lautet daher: Wie misst man Gesundheit?<br />
Um die relevanten Informationen zu identifizieren, sind Laien<br />
ebenso wie Experten auf Technologie angewiesen. Die Zukunft<br />
des Gesundheitswesens hängt entscheidend davon ab, wie<br />
Daten gespeichert und zugänglich gemacht werden. Am besten<br />
positioniert sind nicht geschlossene Datensilos, sondern<br />
offene und transparente Systeme, in denen Menschen und<br />
Maschinen gemeinsam agieren.<br />
Ein Schweizer Gesundheits-Ökosystem<br />
Voraussetzung für solche Systeme ist, dass die verschiedenen<br />
Akteure und Stakeholder des Gesundheitswesens stärker und<br />
partnerschaftlicher zusammenarbeiten. Das betrifft insbesondere<br />
die gemeinsame Nutzung von Daten. Je kooperativer<br />
Daten geteilt werden, umso besser sind die Resultate. Die<br />
GDI-Studie «Next Health» skizziert so einen neuen Weg. Er<br />
basiert auf dem Plattformansatz, wie er beispielsweise von<br />
Facebook, Amazon oder Uber bekannt ist. Mit einem smarten<br />
und dezentral gesteuerten Ökosystem, das sich konsequent<br />
auf den Kunden und das Kundenerlebnis ausrichtet, könnte die<br />
Schweizer Gesundheitsbranche zum Vorreiter werden.<br />
- Prävention statt Intervention: Die kontinuierliche Erfassung<br />
von Gesundheitsdaten hilft bei der Früherkennung und führt<br />
dazu, dass ärztliche Beratung in Zukunft vermehrt nach<br />
gefragt wird, bevor man erkrankt. Es geht immer mehr um<br />
Wellbeing und Wellness und weniger um Medizin.<br />
- Healthstyle: Alltägliche Verhaltensdaten bilden die Basis für<br />
neue personalisierte Therapien und für das Management der<br />
individuellen Gesundheit.<br />
- Ageless Ageing: Die biologische Alterung wird aufgehalten<br />
und damit auch jede altersbedingte Krankheit.<br />
Die neuen Patienten<br />
Patienten sehen sich zunehmend als Konsumenten. Aus diesem<br />
neuen Bewusstsein erwachsen neue Erwartungen an die<br />
Leistungserbringer im Gesundheitswesen: Konsumentinnen<br />
wollen mehr Kontrolle und Transparenz über ihre Gesundheit<br />
und Service auf Abruf. Mit dem Smartphone wird Gesundheit<br />
zunehmend zur digitalen Dienstleistung, so wie Online-Shopping<br />
oder Mobilität. Die besten Chancen haben Leistungserbringer,<br />
die ihr Angebot nahtlos und bequem in den Alltag<br />
ihrer Kundinnen zu integrieren vermögen.<br />
Umsetzungspartner der Studie<br />
Helsana Versicherungen AG, Swiss Medical Network SA, Post<br />
CH AG, Hirslanden AG, Medbase Gruppe, Salesforce, SWICA<br />
Krankenversicherung, DXC Technology, sminds AG, walkerproject<br />
AG und Philips AG.<br />
Die Studie ist online in Deutsch, Französisch und Englisch als<br />
Download erhältlich: gdi.ch/nexthealth. Bei Fragen oder Interview-Wünschen<br />
stehen wir gerne zur Verfügung.<br />
Sechs Shifts im Gesundheitssystem<br />
Die GDI-Studie listet sechs grundlegende Veränderungen, die<br />
auf das Gesundheitssystem zukommen:<br />
- Digitale Zugänglichkeit: Die Digitalisierung ermöglicht mehr<br />
Menschen den Zugang zu besserer Gesundheitsinformation.<br />
- Gesundheit 24/7: Kontinuierliches Tracing und Testing, z. B.<br />
per Smart-Watch, wird normal. Unregelmässigkeiten in den<br />
Bio-Daten werden schon identifiziert, bevor sich jemand<br />
unwohl fühlt.<br />
- Vom Silo zum Netzwerk: Wissenschaftler und Experten<br />
können auf einen wachsenden Datenkorpus zugreifen und<br />
versuchen, Erkenntnisse daraus zu extrahieren.
52 NACHHALTIGKEIT<br />
Bundesrat sieht<br />
Umsetzung des<br />
Zweitwohnungsgesetzes<br />
auf<br />
gutem Weg<br />
Gemäss einer Analyse ist der<br />
Flächenverbrauch durch neu<br />
gebaute Zweitwohnungen in<br />
allen betroffenen Gemeinden<br />
zurückgegangen.<br />
Das Zweiwohnungsgesetz zeigt Wirkung: Der Flächenverbrauch<br />
durch neu gebaute Zweitwohnungen ist in allen betroffenen<br />
Gemeinden von 2013 bis 2018 gegenüber 2007 bis 2012<br />
um rund einen Drittel zurückgegangen. Das zeigt eine Analyse,<br />
die der Bundesrat zur Kenntnis genommen hat.<br />
Die Analysen konnten laut der Regierung nicht bestätigen,<br />
dass das Gesetz zu substanziellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten<br />
geführt hat. Aussagen, ob sich das Zweitwohnungsgesetz<br />
auf die touristische Nachfrage und die Übernachtungsfrequenzen<br />
auswirkte, sind demnach noch nicht möglich.<br />
«Wirksam und zeitgemäss»<br />
Insgesamt erachtet der Bundesrat das Zweitwohnungsgesetz<br />
für «wirksam und zeitgemäss», wie er am Mittwoch mitteilte.<br />
Es sei nicht notwendig, das Gesetz anzupassen. Der Bund<br />
brauche auch keine zusätzlichen Massnahmen zur Standortförderung<br />
zu ergreifen.
53
54<br />
MOBILITÄT<br />
Der emotional bewegender<br />
Antriebssound für elektrifizierte<br />
BMW M Modelle.<br />
BMW M GmbH und Hans Zimmer entwickeln gemeinsam den<br />
emotional bewegenden Antriebssound für elektrifizierte BMW<br />
M Modelle. Konsequente Erweiterung des Klang-Spektrums<br />
für Elektrofahrzeuge. BMW IconicSounds Electric bereichert<br />
Elektromobilität um ein faszinierendes und unverwechselbares<br />
Klangerlebnis. BMW i4, BMW i4 in M Ausprägung und BMW<br />
iX erhalten neuen, charakteristischen Antriebssound aus der<br />
Kooperation mit dem Academy-Award-Gewinner.
55<br />
Die Zukunft der Fahrfreude ist elektrisch, lokal emissionsfrei<br />
und zugleich von einer BMW typischen Sportlichkeit geprägt,<br />
die sich nicht nur in dynamischen Fahreigenschaften, sondern<br />
auch in einem emotionsstarken Klangerlebnis ausdrückt.<br />
BMW IconicSounds Electric bietet ein unverwechselbares<br />
Klangangebot in BMW Modellen mit rein elektrischem beziehungsweise<br />
Plug-in-Hybrid-Antrieb. In der Zusammenarbeit<br />
zwischen dem Komponisten und Kurator Hans Zimmer und<br />
dem Creative Director Sound der BMW Group, Renzo Vitale,<br />
entstand jetzt ein charakteristischer Antriebssound, der in<br />
einer spezifischen Ausprägung schon bald in BMW M Automobilen<br />
mit elektrischem Antrieb erlebbar sein wird. «Jeder<br />
BMW hat seinen eigenen Charakter, der sich im Klang widerspiegelt»,<br />
sagt Filmmusik-Schöpfer und Academy-Award-<br />
Gewinner Hans Zimmer. «Für die elektrisch angetriebenen<br />
BMW M Automobile haben wir deshalb einen Antriebssound<br />
entwickelt, der das emotionale Fahrerlebnis besonders deutlich<br />
unterstreicht und dafür sorgt, dass die Performance noch<br />
intensiver spürbar wird.»<br />
Unter Mitwirkung von Hans Zimmer war zuvor bereits ein<br />
inspirierender Fahrbereitschaftssound für elektrisch angetriebene<br />
BMW Modelle entwickelt worden, der schon direkt<br />
bei der Betätigung des Start-/Stop-Knopfs die Vorfreude auf<br />
elektrisches Fahren weckt. Die aktuelle Kooperation umfasst<br />
Antriebssounds für den BMW iX, den BMW i4 und einen differenzierten<br />
Sound für den BMW i4 in M Ausprägung.<br />
Während die Stille des elektrischen Fahrens einen nie dagewesenen<br />
Komfort bietet, entsteht zugleich eine Lücke in der<br />
Emotionalität des Fahrerlebnisses. Die BMW IconicSounds<br />
Electric schaffen ein begeisterndes Angebot für Kunden,<br />
die die Freude am Fahren mit allen Sinnen erleben möchten.<br />
Damit wird die elektrische Fahrfreude künftig um ein akustisches<br />
Feedback auf jede Bewegung des Fahrpedals bereichert.<br />
Analog zu den vom Fahrer per Tastendruck wählbaren Fahrmodi<br />
orientiert sich auch der Antriebssound an der jeweiligen<br />
Fahrsituation und den individuellen Vorlieben des Fahrers. In<br />
der Grundeinstellung vermittelt BMW IconicSounds Electric<br />
durch eine auffallend transparente Klangfarbe mit sphärischen<br />
Komponenten den Grundcharakter eines elektrisch angetriebenen<br />
Modells der Marke BMW. Während im COMFORT<br />
Modus des BMW i4 zunächst eine immersive und angenehme<br />
Atmosphäre erzeugt wird, zeigt sich bei einem Tritt aufs Fahrpedal<br />
bereits die unmittelbare Kopplung von Sound und Fahrzeug:<br />
Mit zunehmender Last und Geschwindigkeit entfaltet<br />
sich das Klangerlebnis. Insbesondere im SPORT Modus, dessen<br />
Klangspektrum dominanter und kraftvoller ausgeprägt ist, gibt<br />
der Sound stets Aufschluss über den Fahrzustand. Innerhalb<br />
von Millisekunden werden die Vorgänge im Antrieb erfasst<br />
und Beschleunigung, Lastwechsel oder Rekuperation adäquat<br />
inszeniert. Allein beim Fahren im ECO PRO Modus bleibt das<br />
akustische Feedback vollständig aus. Auf diese Weise unterstreicht<br />
der lautlose Antrieb die Entscheidung des Fahrers zu<br />
einer besonders effizienten Fahrweise.<br />
In der speziell für elektrifizierte BMW M Automobile entwickelten<br />
Ausprägung präsentiert sich der Antriebssound des<br />
BMW i4 besonders energiegeladen. Ausserdem ist die Differenzierung<br />
zwischen COMFORT und dem Modus SPORT besonders<br />
stark wahrnehmbar. Generell entwickelt der Antriebssound<br />
ein weniger harmonisches, dafür aber herausfordernd<br />
animierendes und technisches Klangbild. Im Verlauf von Beschleunigungsmanövern<br />
stellt sich eine intensive Verschärfung<br />
der Soundentfaltung dar, die den Performance-Charakter des<br />
Fahrzeugs authentisch widerspiegelt. «Der Moment, in dem<br />
ein BMW M Automobil beschleunigt, erzeugt pure Gänsehaut»,<br />
sagt Sounddesigner Renzo Vitale. «Dieses Gefühl haben wir in<br />
einen Fahrsound übersetzt, der eine Mischung aus überragender<br />
Kraft und fliessender Energie zum Ausdruck bringt.»<br />
Gemeinsam hatten Hans Zimmer und Renzo Vitale bereits den<br />
Antriebssound für den im Jahr 2019 vorgestellten BMW Vision<br />
M NEXT sowie für den im Jahr darauf präsentierten BMW<br />
Concept i4 entwickelt. Zahlreiche Erkenntnisse aus diesem<br />
kreativen Prozess flossen jetzt in die Gestaltung des Sounds<br />
für künftige Serienfahrzeuge ein.<br />
Die neuen in Zusammenarbeit mit Hans Zimmer entwickelten<br />
Antriebssounds sind im BMW i4 beziehungsweise im BMW<br />
iX im Laufe des Jahres 2022 erlebbar. IconicSounds Electric<br />
gehört im BMW iX zur Serienausstattung und ist für den BMW<br />
i4 optional verfügbar. In Fahrzeuge, die zu einem früheren<br />
Zeitpunkt produziert wurden, werden die neuen Sounds auf<br />
Wunsch des Kunden mittels Remote Software Upgrade nachträglich<br />
überspielt. Das neue Klangangebot umfasst jeweils<br />
einen Fahrbereitschafts- und einen Stop-Sound sowie einen<br />
Antriebssound, die in einer jeweils spezifischen Ausprägung<br />
für BMW Modelle und BMW M Automobile mit elektrifiziertem<br />
Antrieb zur Verfügung gestellt werden.
IMPRESSUM<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Vessa GmbH<br />
Im Bahnhof 4252<br />
Stadtion 122<br />
4252 Bärschwil<br />
Verleger<br />
Christoph Borer<br />
c.borer@vessa-media.ch<br />
Verlagsleitung<br />
Shayen Seiler<br />
s.seiler@vessa-media.ch<br />
Redaktion<br />
Bernhard Bauhofer<br />
Gabriella Sokoli<br />
Verkauf<br />
Christoph Borer<br />
Salvatore Perniciaro<br />
Art - Director<br />
Valerie Asal<br />
v.asal@vessa-media.ch<br />
Druckerei<br />
Pixaprinting<br />
Bilder Quelle<br />
ETH Zürich<br />
Adobe Stock<br />
BMW Schweiz AG<br />
Volkswagen AG<br />
Vessa GmbH<br />
ZHAW<br />
Cross Works<br />
Quooker AG<br />
G Data<br />
Baschi Sale<br />
Linkedin<br />
Credit Suisse<br />
United Security Providers<br />
Toyota Schweiz AG<br />
Ausgabe 2/2020<br />
Erscheinung 20.5.2021<br />
Eine Publikation der Vessa GmbH
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