WOLL Magazin 2021.2 Sommer I Arnsberg, Sundern, Ense

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02.07.2021 Aufrufe

Sommer 2021 34 Worte, Orte, Land und Leute. Ausgabe für Arnsberg, Sundern und Ense Sauerland Sauerlandsommer Sundern, die italienische Stadt Von Neheim bis nach Mexiko: Ruhrtaler Motorenwerke RMW Auenlandschaft Enser See www.woll-magazin.de | www.imsauerland.de WOLL - mit Herz und Hand von

<strong>Sommer</strong> 2021<br />

34<br />

Worte, Orte, Land und Leute.<br />

Ausgabe für<br />

<strong>Arnsberg</strong>,<br />

<strong>Sundern</strong> und<br />

<strong>Ense</strong><br />

Sauerland<br />

Sauerlandsommer<br />

<strong>Sundern</strong>, die italienische Stadt<br />

Von Neheim bis nach Mexiko: Ruhrtaler Motorenwerke RMW<br />

Auenlandschaft <strong>Ense</strong>r See<br />

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Liebe Leserinnen und Leser,<br />

wann fährt das erste hochautomatisierte Auto auf Sauerländer Straßen? Professor<br />

Christian Kutzera von der FH Südwestfalen hält 2025 für „haltbar“. Dabei - so<br />

Kutzera – werde die Autotechnik viele Funktionen übernehmen, der Fahrer bei<br />

Gefahren oder Stromausfall eingreifen. Automatisiertes/autonomes Fahren ist ein<br />

Thema unseres Schwerpunktes „Mobilität 2030“. Ein intelligenter Verkehr, also<br />

individuelle Mobilität (Auto, Rad, zu Fuß) mit öffentlichem Nahverkehr und<br />

neuer Mobilität zu verbinden, schützt Umwelt und Klima, verbessert die Lebensqualität,<br />

ermöglicht Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und birgt großes<br />

volkswirtschaftliches Potenzial. Es ist ein spannender und notwendiger Prozess.<br />

Auf unserer Tour durchs Sauerland haben wir zudem in der „italienischen Stadt“<br />

<strong>Sundern</strong> Halt gemacht und die gelebte Partnerschaft mit Calopezzati unter die<br />

Lupe genommen. In Hüsten haben wir Ortsheimatpfleger Bernd Rahmann, einen<br />

„Ur-Hüstener“, besucht. In <strong>Ense</strong> waren wir beim neuen Bürgermeister Rainer<br />

Busemann zu Gast, einem überzeugten Schützenbruder und treuen Schalke-Fan.<br />

Paul Senske<br />

Chefredakteur<br />

Und wir haben dem Neheimer Friseur Willi Hartwig beim Haareschneiden über<br />

die Schulter geblickt.<br />

Viel Freude beim Lesen der <strong>WOLL</strong>-<strong>Sommer</strong>ausgabe!<br />

Paul Senske<br />

Kontakt:<br />

www.woll-magazin.de<br />

redaktion-woll@axo.media<br />

facebook.com/<strong>WOLL</strong>.<strong>Arnsberg</strong>.<strong>Sundern</strong><br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 3


<strong>Arnsberg</strong><br />

<strong>Sundern</strong><br />

12 Die Rodentelgenkapelle<br />

14 Der neue Müscheder Dorfplatz<br />

17 Der „Ur-Hüstener“ Bernd Rahmann<br />

31 Autohaus Kaltenbach<br />

32 Peter Nürnberger und sein Austin Healey<br />

38 Ruhrtaler Motorenwerke<br />

52 KFZ-Sachverständiger Rainer Herdieckerhoff<br />

54 Zeitmaschine: Citroen „Traction Avant“<br />

56 Friseurmeister Willi Hartwig<br />

68 WEPA Stiftung fördert gemeinnützige Initiativen<br />

72 Minigolf-Sport-Klub Neheim Hüsten<br />

80 Mondraker Rockets<br />

91 Dozentin und Dolmetscherin Hongxia Zheng<br />

98 Der Schäferwagen<br />

Aus dem Sauerland<br />

34 Rose-Handwerk<br />

37 Hoppecke Batterien<br />

51 Flugplätze<br />

62 Das Josefsheim<br />

75 Netzfundstücke<br />

76 Bestwiger Wasserturm<br />

78 ABB<br />

86 Gute Geschichten aus Südwestfalen<br />

88 Künstler Oliver Schäfer<br />

94 Reiterin Kim Brinkmöller<br />

97 Centrotherm<br />

09 Italiener in <strong>Sundern</strong><br />

64 Fußballverein 2. Korriku <strong>Sundern</strong><br />

83 Wilhelmine Lübke<br />

<strong>Ense</strong><br />

06 Der <strong>Ense</strong>r See<br />

59 <strong>Ense</strong>s neuer Bürgermeister<br />

101 Baron von Lüninck<br />

104 Elternratgeber<br />

105 Nina Karpinski, die Vogelpäpplerin<br />

108 Die Pausenbutze<br />

110 Robert geht wandern<br />

113 Fotoserie: Alte Bahnhöfe<br />

118 Gedicht<br />

119 Das <strong>WOLL</strong>-ABO<br />

120 Geschwisterkälber<br />

Schwerpunkt “Mobilität im<br />

Sauerland” ab Seite 19<br />

123 Premium-Verteilstellen/Impressum<br />

4 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Die Sonne liebt cremiges Eis in der Waffel.<br />

An heißen <strong>Sommer</strong>tagen muss man<br />

schnell schlecken, denn ihre Strahlenzunge<br />

ist genau so verrückt nach<br />

der leckeren Süßspeise wie wir.<br />

Die erste Eisdiele soll im 17. Jahrhundert ein<br />

ehemaliger Koch des Sonnenkönigs Ludwig XIV. in Paris eröffnet haben, ein<br />

Sizilianer. Über hundert Jahre hat es dann noch gedauert, bis die erste Eisdiele<br />

in Deutschland öffnete. Bis heute sind die meisten Eisdielen noch immer in<br />

italienischer Hand. Kein Wunder, denn die sind einfach Meister ihres Fachs<br />

und produzieren ihr Eis überwiegend selbst. (c.z.)<br />

”Dame in der Badewanne“<br />

Noch bis Ende Juni können<br />

wir uns am “Tränenden Herz”<br />

erfreuen. Dann nämlich sind<br />

herzförmigen Blüten weit geöffnet<br />

und seine “Tränen” sind<br />

zu sehen. Ein wunderschönes,<br />

aber leider auch relativ kurzes<br />

Schauspiel. Der romantische Name passt perfekt zu dieser Pflanze. Warum<br />

die Engländer sie “Lady in the bath”, also “Dame in der Badewanne”<br />

nennen, kann man verstehen, wenn man die Pflanze einmal auf<br />

den Kopf stellt. 2017 war das “Tränende Herz” übrigens “Giftpflanze<br />

des Jahres”. Also bitte nur mit Handschuhen anfassen. (c.z.)<br />

Der Himmel über Meinkenbracht<br />

Im <strong>Sommer</strong> ist es wunderschön, den Nachthimmel zu beobachten. Besonders<br />

auf Hochebenen wie in <strong>Sundern</strong>-Meinkenbracht. Dem Sternendorf, wie es<br />

sich selbst nennt. Doch nicht alles, was oben am Himmel so hell leuchtet, ist<br />

auch ein Stern. Jüngst hat der Unternehmer Elon Musk 60 Satelliten in die<br />

Erdumlaufbahn gesandt, die schon jetzt deutlich am Himmel zu sehen sind.<br />

1.300 hat Musk schon losgeschickt, bis zu 42.000 Satelliten sollen es noch<br />

werden. Mit seinem SpaceX-Projekt Starklink soll ein globaler Breitband-Internetgürtel<br />

um die Erde gelegt werden, damit auch ländliche Regionen<br />

wie z. B. das Sauerland<br />

bestmöglich mit dem<br />

Internet versorgt werden.<br />

Nun, vielleicht muss man<br />

sich manchmal einfach<br />

ent scheiden: Noch schnelleres<br />

Internet oder die Erhabenheit<br />

des herr lichen<br />

Firmaments. (c.z.)<br />

Martin Richter<br />

Ice in the sunshine<br />

Ein Käfer namens<br />

Würmchen.<br />

Glühwürmchen.<br />

Jedes Jahr um den Johannistag herum,<br />

dem 24. Juni, kann man in warmen<br />

<strong>Sommer</strong>nächten den Tanz der Glühwürmchen<br />

beobachten. In unseren<br />

Breitengraden sind es ausschließlich<br />

Männchen auf Partnersuche, die da<br />

durch die Luft schwirren. Die Weibchen<br />

können nicht fliegen. Der Anblick<br />

versetzt selbst die nüchternsten<br />

Beobachter in eine romantische Stimmung.<br />

Das war´s dann aber auch schon in<br />

Sachen Romantik. Denn wenn ein<br />

Männchen ein Weibchen erspäht hat,<br />

lässt es sich ganz einfach zielgerade auf<br />

dieses fallen. Kurz nach diesem recht<br />

plumpen Liebesspiel endet aber auch<br />

schon ihr Dasein.<br />

Es ist übrigens die Carbonsäure<br />

Lucife rin, die die Käfer zum Leuchten<br />

bringt. Und wenn der Käfer schon<br />

kein Don Juan ist, so ist er doch sehr<br />

energieeffizient, denn um zu leuchten,<br />

wandelt er chemische Energie<br />

nahezu verlustfrei in<br />

(kaltes) Licht<br />

um. (c.z.)<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 5


Auentypisches Biotop bietet Pflanzen und<br />

Vögeln einen störungsarmen Lebensraum<br />

Der <strong>Ense</strong>r See<br />

Matthias Koprek<br />

N<br />

ormalerweise sind Seen Anziehungspunkte für Menschen,<br />

die sich nach Erholung sehnen. Der Möhnesee ist das beste<br />

Beispiel dafür. Beim einzigen See auf dem <strong>Ense</strong>r Gemeindegebiet<br />

ist das anders. Der <strong>Ense</strong>r See liegt inmitten des gleichnamigen<br />

Naturschutzgebietes, das sich südlich von Niederense entlang<br />

der Möhnestraße (L745) erstreckt.<br />

6 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Das 23 Hektar große Schutzareal ist durch keinerlei Wege zugänglich, aufgrund<br />

seines Schutzstatus besteht abseits eventueller Wege ohnehin ein Betretungsverbot.<br />

Seine Tallage sowie die üppige Uferbegrünung sorgen dafür, dass<br />

der See kaum sichtbar ist und keine falschen Begehrlichkeiten weckt. Das war<br />

freilich nicht immer so. Ältere <strong>Ense</strong>r können sich noch daran erinnern, wie sie<br />

in den 1970er-Jahren mit dem Auto oder Moped bis ans Ufer gefahren sind.<br />

„Die belgische Armee hat am See einmal im Jahr ein Grillfest veranstaltet“,<br />

erzählt Peter Pawlowski, der noch Fotos in seinem Bilderalbum hat, auf denen<br />

sein Sohn spielend am Seeufer zu sehen ist.<br />

Wir<br />

sind<br />

für<br />

Sie da!<br />

Seit 1981 ist das Gelände als Naturschutzgebiet ausgewiesen. In den letzten<br />

40 Jahren hat sich die Landschaft – weitestgehend frei von menschlichen Einflüssen<br />

– gewandelt. Die Wiesen am Ufer sind Geschichte, stattdessen hat sich<br />

der <strong>Ense</strong>r See zu einem vielgestaltigen Feuchtbiotop-Komplex entwickelt. Die<br />

Auenwälder reichen bis ans Seeufer, es gibt Röhrichten<br />

und Überschwemmungszonen. Die Erhaltung und<br />

Entwicklung der Erlen- und<br />

Eschenwälder ist eins der<br />

vielen Schutzziele.<br />

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Diverse Vogelarten brüsten, raten<br />

und überwintern am <strong>Ense</strong>r See<br />

Neben der Flora ist es auch die Fauna, die sich hier in aller<br />

Ruhe entfalten kann. Der <strong>Ense</strong>r See ist ein bedeutendes Brut-,<br />

Rast- und Überwinterungsgebiet für viele verschiedene Vogelarten.<br />

Höckerschwäne, Kanadagänse, Stockenten, Blässhühner,<br />

Teichrallen, Feldschwirl, Fitis, Gartengrasmücke, Klappergrasmücke,<br />

Mönchsgrasmücke, Sumpfrohrsänger und Zilpzalp<br />

sind einige Beispiele. Besonders hervorzuheben sind der Mittelspecht,<br />

der in Mitteleuropa relativ selten vorkommt, und die<br />

Eurasische Wasseramsel als einzige auch in Mitteleuropa lebende<br />

Vertreterin der Familie der Wasseramseln. Die Bestände beider<br />

Arten haben sich mittlerweile gut erholt.<br />

Der <strong>Ense</strong>r See ist für die Wasseramsel wie geschaffen, denn ihr<br />

Lebensraum ist an schnellfließende, klare Gewässer gebunden.<br />

Der See wird durch die Möhne gespeist, die ein paar Kilometer<br />

zuvor schon den Möhnesee aufstaut. Am südlichen Ende des<br />

Sees rauscht das Wasser einige Staustufen hinunter, bevor die<br />

Möhne ihre Reise fortsetzt, um wenig später in Neheim unterhalb<br />

der Autobahn 46 in die Ruhr zu münden.<br />

Der Kreis Soest plant bereits seit mehreren Jahren den Rückbau<br />

der Staustufen, wodurch sich anstelle des Sees ein natürlicher<br />

Flusslauf entwickeln soll. Eine solche Entwicklung entspricht<br />

den Zielen der EU-Wasserrahmenrichtlinie und der Naturschutzgebietsverordnung.<br />

Die Experten gehen aufgrund von<br />

Luftbildern aus den 1940er-Jahren davon aus, dass auch nach<br />

dem Rückbau der Stauanlage ein Restsee verbleiben würde.<br />

Das Angeln ist hier übrigens verboten.<br />

Überbleibsel der Möhnekatastrophe<br />

Dass sich an dieser Stelle bis heute überhaupt ein See befindet,<br />

ist eine Folge der Möhnekatastrophe vom 17. Mai 1943. Als<br />

die britische Royal Air Force mit ihrer eigens für das Angriffsziel<br />

Möhnetalsperre entwickelten Rollbombe ein Loch in die<br />

Staumauer sprengte, ergossen sich innerhalb kürzester Zeit 90<br />

Millionen Kubikmeter Wasser durch das Möhnetal. Zurück<br />

blieb der <strong>Ense</strong>r See, der erst durch intensiv gefaltetes Gestein<br />

als geologischer Untergrund ermöglicht wird. Insbesondere am<br />

westlichen Ufer des Gewässers, das sich zum Teil steil in Richtung<br />

Höingen erstreckt, sind die mächtigen Grauwackenbänke<br />

gut sichtbar.<br />

Als auentypisches Biotop, das nicht nur „wegen der besonderen<br />

Eigenart“, wie es im Naturschutzkonzept des Kreises Soest<br />

heißt, sondern auch aufgrund „der hervorragenden Schönheit<br />

des Gebietes“ geschützt ist, ist der <strong>Ense</strong>r See bedeutend für den<br />

Erhalt und die Förderung der hiesigen Pflanzen- und Tierbestände.<br />

Umso wichtiger ist es, dass dieser Ort weiterhin frei von<br />

Freizeitnutzung und anderen menschlichen Einflüssen bleibt<br />

und sich möglichst naturnah entwickeln kann. ■


„Deutsche<br />

Mentalität mit<br />

italienischem<br />

Herzen“<br />

<strong>Sundern</strong> die „italienische“<br />

Stadt: Partnerschaft mit<br />

Calopezzati auf hohem Niveau<br />

Michael Frahling und Piergiovann Ceccato (v.l.)<br />

Paul Senske<br />

Philipp Nolte<br />

<strong>Sundern</strong>s ehemaliger Bürgermeister Friedhelm Wolf hatte es vor Jahren<br />

treffend auf den Punkt gebracht: „Eine Städtepartnerschaft lebt nicht<br />

von Rat und Verwaltung, sondern von Menschen, die etwas bewegen<br />

wollen.“ In <strong>Sundern</strong> und in der italienischen Gemeinde Calopezzati haben<br />

die Menschen seit über 60 Jahren eine Menge bewegt. Die Städtepartnerschaft<br />

lebt und läuft auf hohem Niveau, der Förderverein Calopezzati - <strong>Sundern</strong> hat<br />

viel angestoßen. „Es sind tiefe Freundschaften entstanden“, sagt Michael Frahling,<br />

seit 2015 Vorsitzender des 2007 gegründeten Vereins. „Aus Fremden sind<br />

Freunde geworden.“<br />

„Es ist eine Freude, die<br />

integrative Kraft und<br />

Ausstrahlung des TuS<br />

<strong>Sundern</strong> zu erleben“<br />

- Michael Frahling<br />

<strong>Sundern</strong> gilt nicht von ungefähr als<br />

„italienische“ Stadt: Allein der Blick<br />

auf die Einwohnerzahlen unterstreicht<br />

das: In der Stadt im Röhrtal mit rund<br />

27.500 Einwohnern leben 716 italienische<br />

Mitbürger, gefolgt von Polen (321),<br />

Kosovaren (254) und Türken (195). Insgesamt<br />

sind es 3031 ausländische Mitbürger.<br />

Der starke italienische Anteil<br />

hat natürlich geschichtliche Ursachen,<br />

die mit dem deutschen Wirtschaftswunder<br />

und dem damit verbundenen<br />

deutsch-italienischen Anwerbeabkommen<br />

von 1955 zu tun haben. Wirtschaft<br />

und Indus trie in der Bundesrepublik<br />

boomten und brauchten Arbeitskräfte,<br />

sogenannte Gastarbeiter – zunächst<br />

für eine begrenzte Zeit. Auch der starke<br />

Industriestandort <strong>Sundern</strong>, der er auch<br />

heute noch ist, boomte und benötigte<br />

dringend Arbeiter. Warum es ausgerechnet<br />

arbeitssuchende Personen aus<br />

Calopezzati und Umgebung, gelegen an<br />

der ionischen Küste in der Provinz Cosenza<br />

in Kalabrien, nach <strong>Sundern</strong> zog,<br />

ist unklar. „Erst kamen einige Arbeiter<br />

und verdienten gutes Geld und konnten<br />

die Familie in der italienischen Heimat<br />

ernähren“, so Frahling. „Später sind die<br />

Familien ins Sauerland gefolgt.“ Es ist<br />

nicht an den Haaren herbeigezogen:<br />

Praktisch aus jedem Haus in Calopezzati<br />

hat mindestens eine Person in den<br />

1960er-Jahren in einer <strong>Sundern</strong>er Firma<br />

gearbeitet. Allein in <strong>Sundern</strong>-Stemel<br />

arbeiteten 60 Calopezzatesen.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 9


„Ich wollte eigentlich<br />

nur die deutsche<br />

Sprache lernen“<br />

- Piergiovanni Ceccato<br />

Piergiovanni Ceccato<br />

„eine deutsche Mentalität mit einem<br />

italienischen Herzen“. Eine bedeutende<br />

Rolle bei der Integration der fußballbegeisterten<br />

Italiener spielt(e) auch der<br />

TuS <strong>Sundern</strong>. „Fußball verbindet, Fußball<br />

macht Freunde und schafft Freundschaften.<br />

Man kann den TuS nicht genug<br />

loben“, sagt Frahling. „Es ist eine<br />

Freude, die integrative Kraft und Ausstrahlung<br />

des TuS zu erleben. Das gilt<br />

natürlich nicht nur für die Italiener.<br />

Abteilungsleiter Eric Wachholz und sein<br />

Team leisten hervorragende Arbeit.“<br />

Michael Frahling<br />

Einer, den es auch ins Sauerland zog,<br />

ist Piergiovanni Ceccato, der später bei<br />

der Integration der italienischen Gäste<br />

in <strong>Sundern</strong> und Umgebung eine wichtige<br />

Rolle spielte und von 2007 bis 2015<br />

Vorsitzender des Fördervereins war.<br />

Ceccato (79) stammt aus Vigonovo aus<br />

der Nähe von Venedig. Er kam am „9.<br />

Februar 1963 um 14.30 Uhr“ mit dem<br />

Zug in Neheim-Hüsten an und wollte<br />

eigentlich „nur die deutsche Sprache<br />

lernen“. Er arbeitete bei Tappe & Cosack,<br />

später bei Cosack Kartonagen und<br />

Steinau, bildete sich als Industriekaufmann<br />

weiter und absolvierte noch zwei<br />

Ausbildungen zum Jugend- und Heimerzieher<br />

sowie Diplom-Sozialarbeiter.<br />

Ceccato arbeitete seit September 1971<br />

beim Caritas-Verband in <strong>Arnsberg</strong> und<br />

war Ansprechpartner vornehmlich für<br />

die italienischen Mitbürger/innen, auch<br />

in <strong>Sundern</strong>. „Wichtig war, den Familien<br />

mit ihren Kindern zu helfen, damit sie<br />

hier Fuß fassen.“ Die Situation war nicht<br />

einfach, nicht nur wegen der Sprache<br />

und der anderen Kultur. Die Familien<br />

waren teilweise hin- und hergerissen.<br />

„Sie stellten sich die Frage: Wo gehören<br />

wir hin? Ein Teil der Kinder blieb<br />

hier, andere zog es zurück nach Italien.<br />

Man kann es so formulieren: Jahrelang<br />

war es für die Familien ein ewiges Provisorium.“<br />

Inzwischen, so Ceccato, hat<br />

sich das geändert. Ceccato attestiert den<br />

hier lebenden italienischen Einwohnern<br />

Förderverein 50 Jahre nach den<br />

Römischen Verträgen gegründet<br />

Das gilt auch für den Förderverein Calopezzati<br />

- <strong>Sundern</strong>, der am 25. März<br />

2007 gegründet wurde und Ceccato<br />

zum Vorsitzenden wählte. War es Zufall<br />

oder ein Signal, dass die Gründung<br />

ausgerechnet 50 Jahre nach Unterzeichnung<br />

der Römischen Verträge erfolgte?<br />

Die Römischen Verträge waren am 25.<br />

März 1957 im Konservatorenpalast in<br />

Rom unterzeichnet worden und bildeten<br />

die Grundlage für die Errichtung der<br />

Europäische Wirtschaftsgemeinschaft<br />

(EWG), der Vorläuferin der Europäischen<br />

Gemeinschaft (EG) und heutigen<br />

Europäischen Union (EU).<br />

Zwei Jahre nach dem Förderverein zogen<br />

die Stadt <strong>Sundern</strong> und die 1.300 Seelen<br />

zählende Gemeinde Calopezzati offi-<br />

10 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


ziell nach: Sie gingen eine Partnerschaft<br />

ein. Diese wurde nach entsprechenden<br />

Ratsbeschlüssen am 4. September 2009<br />

beurkundet. Regelmäßige Schüleraustasche<br />

mit Schulprojekten, gegenseitige<br />

Besuche der Stadtvertreter oder die regelmäßige<br />

Teilnahme am Patronatsfest<br />

des Kirchenheiligen San Francesco di<br />

Paola (Franz von Paola) sind einige Beispiele<br />

der lebendigen interkommunalen<br />

und internationalen Partnerschaft.<br />

Noch heute schwärmen die <strong>Sundern</strong>er<br />

beispielsweise vom Besuch in Calopezzati<br />

Ende Mai 2011. Der Förderverein,<br />

der TuS und der BVB-Stammtisch<br />

nahmen daran teil. „Die Gastfreundschaft<br />

und Herzlichkeit waren beeindruckend“,<br />

meint „TuS-Ikone“ und<br />

BVB-Fan Norbert Vedder. Höhepunkte<br />

der Partnerschaft waren auch die „Italienischen<br />

Nächte“ in der Hubertus-Halle<br />

als Benefizveranstaltungen für den<br />

Schüler- und Jugendaustausch. Wichtig,<br />

so Ceccato und Frahling, der 1983 beim<br />

Urlaub in Pietrapaola, einem Nachbarort<br />

von Calopezzati, sein Faible für Italien<br />

entdeckte, seien die gewachsenen<br />

persönlichen Freundschaften als Basis<br />

der Partnerschaft: „Die Partnerschaft ist<br />

lebendig und hat eine gute Zukunft. Es<br />

ist eine Partnerschaft der Herzen.“ ■<br />

Förderverein und Städtepartnerschaft Caltagirone - <strong>Arnsberg</strong><br />

NUR FÜR KURZE ZEIT!<br />

Auch in der Stadt <strong>Arnsberg</strong> wurden deutsch-italienische Freundschaften geschlossen und (offiziell) besiegelt. Im<br />

November 2009 gründete sich der Förderverein Caltagirone - <strong>Arnsberg</strong>, maßgeblich von den Familien Calcagno<br />

und Cultraro initiiert. Vorsitzender<br />

4x<br />

ist Fabrizio Calcagno. Die offizielle Städtepartnerschaft wurde am 21. Oktober<br />

2011 besiegelt. 50 Jahre zuvor war 1961 mit Guiseppe Furnari aus Caltagirone der erste „italienische Gastarbeiter“<br />

nach <strong>Arnsberg</strong>-Hüsten gekommen. Caltagirone ist eine Stadt bei Catania in Sizilien und hat 37.000 Einwohner. In<br />

<strong>Arnsberg</strong> mit 73.500 Einwohnern leben 790 Italiener (Anfang Mai). Ein Drittel stammt aus Caltagirone.<br />

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Schmuckstück im<br />

Herzen Bruchhausens<br />

Rodentelgenkapelle<br />

erstrahlt dank ehrenamtlichem<br />

Engagement<br />

in neuem Glanz<br />

Daniela Weber<br />

Archiv St. Petri Hüsten<br />

E<br />

in bisschen versteckt in einer Seitenstraße von<br />

Bruchhausen gelegen, befindet sich ein wahres<br />

Schmuckstück: die altehrwürdige Rodentelgenkapelle.<br />

Erstmals im Jahr 1424 urkundlich erwähnt und<br />

über die Jahrhunderte hinweg von vielen Höhen und Tiefen<br />

gekennzeichnet, erlebt das mittelalterliche Gebetshaus<br />

nach umfassender Sanierung nun eine „wahre Renaissance“.<br />

Der Charme des Alten und der Duft des Neuen liegen auf<br />

dem weißen Bauwerk in der Rodentelgenstraße in Bruchhausen.<br />

Ein Gebäude, das Edwin Müller vom Förderverein Rodentelgenkapelle<br />

immer wieder aufs Neue beeindruckt. „Das<br />

ist einmalig in Westfalen“, sagt er mit Stolz in der Stimme, als<br />

er ein Foto des mittelalterlichen Fachwerkgiebels, der sich im<br />

Dachstuhl befindet, zeigt. Ein Giebel, der an die fast 600-jährige<br />

Geschichte des schmucken Gebetshauses erinnert. Der<br />

Kapelle drohte jedoch ein für einige Bruchhauser nicht hinnehmbares<br />

Schicksal: der Verfall. „Ohne bürgerliches Engagement<br />

hätte die Kapelle nicht erhalten bleiben können“, begründet<br />

Edwin Müller die Motivation, im Jahr 2009 einen<br />

Förderverein gegründet zu haben.<br />

Sagenumwobene Kapelle<br />

Für die Ehrenamtlichen war es eine Selbstverständlichkeit<br />

und eine Herzensangelegenheit zugleich, sich für das denkmalgeschützte<br />

Bauwerk einzusetzen, um das sich die ein oder<br />

andere Sage rankt: So soll es sich bei dem Bauwerk um eine<br />

Sühnekapelle handeln, gestiftet von einem Ritter, der seine<br />

Ehefrau nach seiner Rückkehr von den Kreuzzügen mit seinem<br />

Schwert getötet haben soll. Der Grund: Untreue. Das<br />

behauptete zumindest der Burgvogt, der während der Abwesenheit<br />

des Ritters dessen Frau begehrt hatte, jedoch von<br />

ihr abgewiesen wurde. Aus Rachsucht bezichtigte der Vogt<br />

sie der Untreue. Daraufhin erstach der Edelmann seine Frau,<br />

die im Sterben ihre Unschuld beteuerte. Sogar die alte Linde,<br />

die sich unmittelbar vor der Kapelle befindet, hat ihre eigene<br />

Geschichte. So hat im Jahre 1917 ein Blitzeinschlag den<br />

12 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Laubbaum gespalten. „Man sagte, dass die Linde das Elend<br />

des Ersten Weltkrieges nicht mehr ertragen konnte“, erklärt<br />

Müller.<br />

So facettenreich wie die Legenden, ist auch die wahre Geschichte<br />

des schmucken Gebäudes. Kurz nach ihrer ersten<br />

urkundlichen Erwähnung im Jahr 1424 wurde die Kapelle<br />

durch ein Hochwasser zerstört. Wiederaufgebaut erlebte das<br />

Gebetshaus im 17. Jahrhundert als Wallfahrtsort eine Blütezeit.<br />

„Zur Patronin Maria Magdalena wurde für eine gedeihliche<br />

Witterung gebetet, zur Heiligen Luzia wegen der Ruhrepidemie.“<br />

Mit dem Beginn der Wallfahrten nach Werl verlor<br />

die Rodentelgenkapelle als Pilgerort jedoch an Bedeutung, bis<br />

das Bevölkerungswachstum zur Zeit der Indus trialisierung<br />

einen weiteren Höhepunkt bescherte: „Bruchhausen bekam<br />

einen Geistlichen und die Kapelle diente fortan als Kirche.<br />

Doch schon bald reichte die Kapelle als Gotteshaus nicht<br />

mehr aus. Daher wurde schließlich die neobarocke Kirche<br />

erbaut.“ Ohne große Nutzung und durch in den 50 Jahren<br />

angebrachten Zementputz, „der jeden Eichenbalken auffrisst“,<br />

verfiel die Kapelle in einen schlechten Zustand.<br />

Foto: Arnold Müller<br />

Ein Ort für Kultur<br />

Doch wie heißt es doch so schön: Nach jedem Tief kommt<br />

auch wieder ein Hoch und so ging die „Achterbahnfahrt“ der<br />

Kapelle weiter: „Wir haben erst einmal aus eigenen Mitteln<br />

die Feuchtigkeit beseitigt. Eine Wand haben wir komplett<br />

neu gemacht, weil das Fachwerk verfault war“, blickt Norbert<br />

Hollmann vom Kirchenvorstand St. Petri Hüsten auf den<br />

Beginn der Sanierungsarbeiten im Jahr 2011 zurück. Durch<br />

Fördergelder vom Bund, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz<br />

und der NRW Stiftung konnten dann weitere Meilensteine<br />

bei der Sanierung gemeistert werden, um „die bedeutende<br />

Kapelle“ zu erhalten. Mit der feierlichen Segnung und der<br />

Übergabe der Kapelle durch den Eigentümer Pfarrei St. Petri<br />

Hüsten an den Förderverein Rodentelgenkapelle wurde das<br />

Engagement der Ehrenamtlichen für die Öffentlichkeit sichtbar<br />

und gewürdigt. „Innen sind die Arbeiten abgeschlossen.<br />

Das Innere der Kapelle<br />

Voraussichtlich bis Ostern erstrahlt dann das Bauwerk auch<br />

von außen in neuem Glanz“, freut sich Hollmann. Nun ist<br />

das einstige Gebetshaus ein multifunktionaler Ort, wo Konzerte,<br />

Lesungen und andere Veranstaltungen stattfinden. „Ich<br />

hätte nicht gedacht, dass die Kapelle noch einmal eine solche<br />

Renaissance erlebt“, sagt Hollmann abschließend mit einem<br />

breiten Lächeln im Gesicht. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 13


Der Dorfplatz vorher<br />

Der Dorfplatz heute<br />

Ein Dorfplatz wandelt sich zum Dorfpark<br />

Die Eulen bekommen<br />

ein neues Nest<br />

Gisela Wilms<br />

Philipp Nolte<br />

In<br />

der Sonderausgabe der Müscheder Blätter aus dem Jahre 1997 wird eine Äußerung von Professor Dr. Hubertus<br />

Halbfas aus seinem Buch „Bauen und Wohnen im Sauerland“ zitiert: „Jedes Leben braucht eine Mitte,<br />

eine geistige und eine räumliche Mitte. (…) Darum ist es wichtig, dass jedes Dorf eine Mitte hat, die durch<br />

Baum und Brunnen, Kirche und Platz, Bank und Ruhe gekennzeichnet ist.“<br />

14 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Diese Aussage deckte sich mit den Gedanken mehrerer Bewohner<br />

von Müschede. Bereits Anfang der 90er Jahre erarbeiteten<br />

sie Vorschläge für ein Dorferneuerungsprogramm,<br />

das der <strong>Arnsberg</strong>er Rat 1990 beschlossen hatte. Nachdem<br />

die Stadt ein Grundstück mitten im Dorf hinter der Kirche<br />

gekauft hatte, war Eigeninitiative gefragt, denn das Stadtsäckel<br />

gab für die Gestaltung nichts mehr her. Fleißige Männer<br />

gründeten 1995 den „Arbeitskreis Dorfplatz“, sammelten<br />

Ideen und notwendigerweise auch Spenden.<br />

Brunnen, Freistuhl, Backhaus als Hinweise<br />

auf Geschichte des Dorfes<br />

Klar war, dass sich im Ortsmittelpunkt die Geschichte von<br />

Müschede widerspiegeln sollte. Deshalb legte man besonderen<br />

Wert auf die Freilegung des Heimkebaches, dessen<br />

Quellwasser verrohrt unterhalb des Platzes verlief. Ein Backhaus<br />

sollte an das Bäckerhandwerk erinnern und ein Freistuhl<br />

Hinweise auf die damalige Gerichtsbarkeit geben. Die<br />

Einweihung am 26. August 2000 zeigte, dass die Initiatoren<br />

viele der Ideen verwirklicht hatten. Regelmäßig wird im historischen<br />

Backhaus in einem über 100 Jahre alten Ofen aus<br />

einem Müscheder Bauernhof Brot gebacken und oft für gemeinnützige<br />

Zwecke verkauft. Darüber hinaus finden jedes<br />

Jahr mehrere Veranstaltungen statt, wie zum Beispiel das traditionelle<br />

Maibaumaufstellen. Damals unter Federführung<br />

des Männergesangvereins, nach dessen Auflösung übernahm<br />

der Chor „Junge Harmonie“ die Aufgabe. Mit den Jahren hat<br />

der Dorfplatz allerdings an Attraktivität verloren. Die Männer<br />

der ersten Stunde können sich aus Altersgründen nicht<br />

mehr um die Pflege kümmern, auch leben längst nicht mehr<br />

alle. Zwischenzeitlich hatten sich dankenswerterweise Akteure<br />

der Dorfvereine der Pflege angenommen, aber auch das war<br />

eingeschlafen.<br />

Der Teich als Anziehungspunkt<br />

für die kleinen Besucher<br />

Nun aber wurde der Ort nicht nur zu neuem Leben erweckt,<br />

sondern umgestaltet und aufgewertet. Öffentliche Gelder von<br />

Land und Stadt haben es ermöglicht, dass sich der Dorfplatz<br />

zu einem ansehnlichen Dorfpark gemausert hat. Die Ergebnisse<br />

der im Jahr 2017 durchgeführten Dorfgespräche mit<br />

interessierten Bürgern und Vertretern der Stadt wurden Anfang<br />

2021 in die Tat umgesetzt. Ahorn-Bäume am südlichen<br />

und nördlichen Eingang symbolisieren Ein- und Ausgang des<br />

FÜR ALLE, DIE IN IHREM<br />

LEBEN DAS LETZTE WORT<br />

HABEN <strong>WOLL</strong>EN.<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 15


Der Dorfplatz vorher<br />

Der Dorfplatz heute<br />

Platzes. Innerhalb des Bereiches gibt es Spielmöglichkeiten für<br />

Jung und Alt. Eine Boulebahn lädt die Älteren zum Spielen<br />

ein. Der Teich hat sich zum Wasserparadies entwickelt, das<br />

von kleinen und großen Kindern schnell in Besitz genommen<br />

wurde. Obwohl kurz nach Fertigstellung noch recht kühle<br />

Temperaturen herrschten, stampften die Kleinen mit oder<br />

ohne Gummistiefel im kalten Wasser oder ließen dort ihre<br />

Bötchen fahren. Eltern brauchen sich nicht zu sorgen, denn<br />

mit Kies aufgefüllt, gestattet er gefahrloses Plantschen. Ein<br />

Teilbereich wurde abgetrennt, dort entwickelt sich ein Biotop,<br />

in dem Fauna und Flora ungestört leben. Wenn die Kinder<br />

es zulassen, denn Zäune laden naturgemäß zum Überwinden<br />

ein. Deshalb kann jeder dort seit einiger Zeit eine Geschichte<br />

lesen, die sich Martina Geilker ausgedacht hat:<br />

„Liebe Entdeckerinnen und Entdecker, liebe Kinder,<br />

wir, die Molche aus dem Dorfplatzteich, haben eine Bitte:<br />

Lasst uns doch gerne hier wohnen, wir fühlen uns sehr wohl in<br />

unserem alten, modrigen Teich.<br />

Es ist sehr lieb, dass einige von euch denken, in dem neuen, sauberen<br />

Teich würden wir uns wohler fühlen, aber dort finden wir<br />

keine Nahrung und sind auch dem Fischreiher schutzlos ausgeliefert.<br />

Leider sind schon einige unserer Freunde verschwunden, weil sie<br />

aus dem unteren Teich weggetrieben sind. Daher lasst uns doch<br />

bitte weiter in unserem wunderbaren oberen Teich leben.<br />

Eure Molche vom Dorfplatz Müschede“<br />

Ehrung für Hermann Aufmkolk<br />

Ein Highlight erwartet die Müscheder in den nächsten Wochen.<br />

Wenn es Corona zulässt, soll der Park mit einem Festakt<br />

eingeweiht werden. Dabei wird dem verstorbenen Hermann<br />

Aufmkolk posthum eine besondere Ehre zuteil. Hermann<br />

Aufmkolk war ein Politiker, der sich unermüdlich für Müschede<br />

eingesetzt hat. Der Plan für einen Dorfmittelpunkt<br />

und dessen Umsetzung ist maßgeblich auf sein Wirken zurückzuführen.<br />

Jahrelang beteiligte er sich an der Pflege. Vor<br />

allem der Teich lag ihm am Herzen, sodass er nun seine helle<br />

Freude an der Neuanlage hätte. Müscheder werden sich gerne<br />

an ihn und sein Engagement erinnern, wenn sie über den<br />

„Hermann-Aufmkolk-Weg“ schlendern. ■<br />

16 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


„Ur-Hüstener“<br />

Bernd Rahmann<br />

Für die Heimat<br />

Verantwortung<br />

tragen<br />

Paul Senske<br />

Philipp Nolte<br />

„Mehr als Heimat<br />

gibt es nicht“<br />

- Bernd Rahmann<br />

ist einer der bekanntesten Hüstener, vor allem ein bekennender, und „lebt“ Tradition und Heimat. „Es ist<br />

eine Herzensangelegenheit, die traditionelle Werte zu bewahren, sie künftigen Generationen zu vermit-<br />

Er teln und für die Heimat Verantwortung zu tragen“, sagt Bernd Rahmann. Der „Ur-Hüstener“ ist Schiedsmann<br />

sowie Ortsheimatpfleger und engagiert sich natürlich auch im Heimatkreis. Seine große Liebe gilt dem SV Hüsten<br />

09 und der Schützenbruderschaft unter dem Schutz des Heiligen Geistes. Der 64-Jährige hütet und bewahrt in seinem<br />

Haus einen wahren Schatz, der sinnbildlich für sein großes und überregional anerkanntes Engagement steht: die kostbare<br />

Traditionsfahne des SV Hüsten 09.<br />

„Seit 25 Jahren hängt die Fahne bei uns<br />

im Treppenhaus“, erzählt der selbstständige<br />

Werbekaufmann. „Es ist eine<br />

Ehre, die Fahne zu bewahren und bei<br />

bestimmten Anlässen zu tragen.“ Dabei<br />

handelt es sich um die Fahne, die 1959<br />

zum 50-jährigen Vereinsjubiläum angeschafft<br />

wurde und danach buchstäblich<br />

in die Jahre kam. „Auf Veranlassung<br />

von Winfried Nienaber und Hermann<br />

Fischer wurde sie 1995 in einer Paramenten-Werkstatt<br />

in Altenbeken von<br />

Nonnen aufwändig restauriert. Die<br />

Fahne verkörpert Tradition und Werte<br />

von 09. Neben dem ideellen Wert ist sie<br />

mindestens 15.000 Euro wert.“<br />

Legendäre Moderationen<br />

unter der Vogelstange<br />

Für 09 und die Schützenbruderschaft<br />

war Rahmann über Jahrzehnte an vorderer<br />

Front im Einsatz. In beiden Vereinen<br />

gehört er jetzt dem Ehrenvorstand<br />

an. Er ist zudem Ehrenmitglied<br />

der Jugendkompanie der Schützen, die<br />

er 1978 mitgegründet hat. „Für beide<br />

Vereine bin ich selbstverständlich bei<br />

bestimmten Anlässen immer noch im<br />

Einsatz, sei es als Stadionsprecher, als<br />

Leiter von Pressekonferenzen, als Moderator<br />

und Repräsentant. Alte Liebe<br />

rostet nicht.“ Legendär sind seine Moderationen<br />

unter der Vogel stange, so auch<br />

beim Kreisschützen fest 2018. Dem FC<br />

Sonnenburg gehört er zudem seit 1972<br />

als Mitglied an. Beim Gesellschaftlichen<br />

Verein Unterhüsten (GVU) ist er<br />

derzeit Kassenprüfer. Dem Heimatkreis<br />

gehört er als Beisitzer im Vorstand an.<br />

Als „Ehrenbeamter“ übt er seit 2014<br />

das Amt des Schiedsmanns für Hüsten,<br />

Herdringen, Bruchhausen, Müschede,<br />

Holzen und Oelinghauser Heide aus.<br />

Ortsheimatpfleger ist er seit 15 Jahren -<br />

als Nachfolger von Werner Saure.<br />

Rund 3000 Menschen durch<br />

Hüsten geführt<br />

Sein Engagement fußt auf der Grundüberzeugung,<br />

dass „Heimat und Tradition<br />

Werte sind, die bewahrt, gepflegt<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 17


„Seit 25 Jahren hängt die<br />

Fahne von Hüsten 09 bei<br />

uns im Treppenhaus“<br />

- Bernd Rahmann<br />

und weitergegeben werden müssen.<br />

Mehr als Heimat gibt es nicht.“ Dies<br />

wird auch bei seiner „wunderbaren und<br />

erfüllenden Arbeit“ als Ortsheimatpfleger<br />

deutlich. „In dieser Zeit habe ich<br />

über 3.000 Menschen durch Hüsten<br />

geführt“, betont Rahmann. „Bei den<br />

Stadtführungen geht es um historische<br />

Bauwerke wie die Petri-Kirche oder den<br />

Alten und den Jüdischen Friedhof.“ Er<br />

hat dann viel zu erzählen, beispielsweise<br />

über die große Bedeutung der<br />

Petri-Kirche, deren Geschichte bis ins<br />

9. Jahrhundert reicht und die eine der<br />

Stammkirchen des Sauerlandes mit einem<br />

riesigen Pfarrbezirk war. „Bis 1910<br />

wurden die Toten aus dem gesamten<br />

Hüstener Kirchspiel in Hüsten beerdigt,<br />

so auch die Verstorbenen aus Echthausen“,<br />

erzählt Rahmann.<br />

Große Freude bereiten ihm besonders<br />

die Führungen mit den Grundschulkindern<br />

der Röhr- und Mühlenbergschule,<br />

denen er im Sachkundeunterricht<br />

die Heimat näherbringt. „Es geht um<br />

Nachhaltigkeit. Die Kids freuen sich<br />

immer darauf, es ist eine Art lehr- und<br />

bildungsreicher Wandertag für sie. Zum<br />

Schluss geht es auch mal in die Volksbank<br />

in Hüsten, wo den Kindern der<br />

Tresorraum gezeigt wird. Das ist für sie<br />

natürlich eine spannende Angelegenheit.“<br />

Großen Wert legt Rahmann auch<br />

auf das Gedenken an die jüdischen Mitbürger<br />

in Hüsten. Gemeinsam mit dem<br />

Heimatkreis Freiheit Hüsten und dem<br />

Jugendzentrum haben Jugendliche im<br />

August 2019 unter Rahmanns Leitung<br />

die sogenannten Stolpersteine auf der<br />

Heinrich-Lübke-, Markt- und Kampstraße<br />

gereinigt. Stolpersteine sind kleine,<br />

in den Boden verlegte Gedenktafeln,<br />

die an das Schicksal der Menschen erinnern,<br />

die in der NS-Zeit ermordet, deportiert<br />

oder vertrieben wurden. „Gerade<br />

in der heutigen Zeit ist das Gedenken<br />

sehr wichtig“, so der Ortsheimatpfleger.<br />

Was sein Verhältnis zu Neheim betrifft,<br />

so spricht Rahmann „von gesunder Rivalität<br />

auf kameradschaftlicher Basis“.<br />

Und seine Wünsche für die Zukunft?<br />

„Die Menschen sollen weiter zu Hüsten<br />

stehen, hier lohnt es sich zu leben und<br />

sich zu engagieren. Auch die Institutionen<br />

sollen erhalten bleiben.“ Beim dritten<br />

Wunsch schlägt sein grün-weißes<br />

Herz voll durch: „Die Jungs von 09 sollen<br />

die Klasse halten und weiter in der<br />

Landesliga spielen.“ ■<br />

18 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Leben im Sauerland<br />

<strong>WOLL</strong><br />

Worte, Orte, Land und Leute.<br />

Verlags-Spezial<br />

Mobilität und<br />

Verkehr im Sauerland<br />

<strong>WOLL</strong> – mit Herz und Hand von<br />

Mobilität 2030 birgt enormes Potenzial Seite 20<br />

Hasse chehört Seite 23<br />

Die Anfänge der Mobilität Seite 24<br />

Level 5 im Sauerland Seite 27<br />

Peter Nürnberger und sein Austin Healey Seite 32<br />

Der Kleinstwagen aus dem Sauerland Seite 35<br />

Die Ruhrtaler Motorenwerke Seite 38<br />

Mitfahrerbänke Seite 41<br />

Tesla und die Stadt Warstein Seite 42<br />

Tweed-Run Seite 44<br />

Anmerkungen zu Mobilität im Sauerland Seite 45<br />

Carsharing Seite 46<br />

Ballonfahrer Daniel Thamm Seite 47<br />

Busfahrerin Pauline Zacharias Seite 48<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 19


MOBILITÄT<br />

2030 BIRGT<br />

ENORMES<br />

POTENZIAL<br />

Mobilitätswende als Herausforderung<br />

und Chance:<br />

Menschen müssen<br />

überzeugt werden<br />

Paul Senske<br />

Hochsauerlandkreis<br />

Die Mobilität gilt als eine der zentralen Herausforderungen<br />

unserer Zukunft. E-Mobilität,<br />

automatisiertes Fahren, Carsharing, E-Bike-<br />

Boom oder intelligente, digitale Vernetzung unterschiedlicher<br />

Angebote zeigen einige Tendenzen, wohin<br />

der Aufbruch in ein neues, multimobiles Zeitalter, das<br />

ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte integriert,<br />

geht. Es zeichnet sich ab, dass die Mobilität<br />

2030 enormes Potenzial birgt - mit der Digitalisierung<br />

als Innovationsmotor. Wichtig ist es, die Menschen an<br />

der „Evolution der Mobilität“ zu beteiligen und sie zu<br />

überzeugen, dass sie von den neuen und nachhaltigen<br />

Modellen profitieren. „Die Mobilitätsangebote werden<br />

vielfältiger und flexibler, der Verkehr emissionsärmer“,<br />

erklärt Jörg Maaß, beim Hochsauerlandkreis zuständig<br />

für Mobilität im Fachdienst Strukturförderung und Regionalentwicklung.<br />

„Es wird ein spannender Prozess.“<br />

Als Prämisse für diesen Prozess gilt es, einen ganzheitlichen<br />

Blick auf die Mobilität zu werfen. „Mobilität ist ein Grundbedürfnis<br />

der Menschen“, so Maaß. Bei der Mobilität geht<br />

es nicht nur um die Möglichkeit, sich von einem zum anderen<br />

Ort bewegen zu können, sondern auch um soziale<br />

Teilhabe und Freiheit des Einzelnen, um Lebensqualität<br />

sowie gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und ländlichen<br />

Regionen. Mobilität mit einer klimafreundlichen, modernen<br />

und leistungsfähigen Verkehrsinfrastruktur ist eine<br />

der Grundvoraussetzungen für Wirtschaftswachstum und<br />

Beschäftigung, auch und besonders für den starken Wohn-,<br />

Wirtschafts- und Tourismusstandort Sauerland, natürlich<br />

auch für die ebenso breit aufgestellte Hellweg-Region.<br />

Soziale, ökologische und<br />

ökonomische Nachhaltigkeit<br />

Die Kommunen vor Ort müssen diesen Prozess, den<br />

Bedürfnissen der Menschen entsprechend, gestalten und<br />

begleiten. Der Kreistag des Hochsauerlandkreises hat 2019<br />

den Nahverkehrsplan 2019 - 2023 beschlossen. „Das Leitbild<br />

zur Weiterentwicklung der Mobilitätsangebote stellt<br />

die soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit<br />

in den Mittelpunkt“, heißt es. Der Erhalt und die langfristige<br />

Sicherung des ÖPNV-Angebots in seiner Grundstruktur<br />

wurden als vorrangiges Ziel formuliert. Zudem<br />

sollen weitere Möglichkeiten zur Entwicklung des Mobilitätsangebotes,<br />

die über 2023 hinausgehen, untersucht<br />

werden, wie der Ausbau der Mobilstationen, die Nutzung<br />

der Digitalisierung zur Fahrgastinformation und für den<br />

Ticketverkauf oder die Einführung eines Qualitätsmanagements.<br />

Der Kreis Soest hat 2018 seinen Nahverkehrsplan<br />

auf den Weg gebracht, der Kreis Olpe zwei Jahre früher.<br />

Der Tenor in allen drei Kreisen: Soziale und umweltverträgliche<br />

Gestaltung des täglichen Verkehrs, Ausbau<br />

des ÖPNV sowie Sicherstellung der Mobilität der Menschen<br />

zum Erhalt der Lebensqualität und Attraktivität der<br />

Wirtschaftsstandorte. Auch die Städte sind aktiv: Soest hat<br />

2016 einen Verkehrsentwicklungsplan verabschiedet, <strong>Arnsberg</strong><br />

arbeitet mit einem „Masterplan Mobilität 2030“ als<br />

Klimaschutz-Teilkonzept. Die Stadt Olpe hat die Vision<br />

„Olpe 2030“ als Smart City entwickelt. Umwelt, Mobi lität<br />

und Wirtschaft spielen eine bedeutende Rolle. Olpe als Pionierstadt<br />

entwickelt zudem gemeinsam mit <strong>Arnsberg</strong>, Bad<br />

20 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Erwartet einen spannenden<br />

Mobilitätsprozess: Jörg Maaß.<br />

Berleburg, Menden, Olpe sowie der<br />

Südwestfalenagentur das Modellprojekt<br />

„Smart Cities, 5 für Südwestfalen“.<br />

Digitalisierung spielt<br />

bedeutende Rolle<br />

Zukunftsforscher sind sich einig,<br />

dass die Mobilitätszu kunft umweltverträglich,<br />

elektrisch, vernetzt und<br />

auto matisiert sein wird. Die Digitalisierung<br />

spielt dabei eine bedeutende<br />

Rolle und eröffnet neue Potenziale.<br />

Das bisher stark habitualisierte werde<br />

sich zu einem multimodalen Verkehrsverhalten<br />

entwickeln. Das gelte<br />

vor allem für junge Menschen. „Die<br />

digitalen Angebote werden vielfältiger<br />

und flexibler, hoffentlich auch<br />

einfacher“, so Jörg Maaß. „Vor allem<br />

die junge Generation ist dafür offen.“<br />

Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg<br />

ist die noch für dieses Jahr geplante<br />

Einführung des „eTickets NRW“ für<br />

den ÖPNV. Mit diesem landesweiten<br />

„eTarif NRW“ checkt der Fahrgast<br />

via Smartphone beim Einstieg in Bus<br />

oder Bahn ein und beim Aussteigen<br />

selbst oder automatisch wieder aus.<br />

Der Preis wird nach dem Ausstieg<br />

mit einem Grundpreis und den Luftkilometern<br />

zwischen Start und Ziel<br />

berechnet. Mit dem E-Tarif, der die<br />

bisherigen Tarife ergänzt, entfällt die<br />

umständliche Suche nach einem Anschluss-Ticket<br />

für die Weiterfahrt in<br />

den Bereich des je weiligen anderen<br />

Verkehrsverbundes.<br />

Im Mittelpunkt der Diskussion steht<br />

das Auto. Jungen Menschen gilt<br />

es zunehmend nicht mehr als Statussymbol.<br />

Carsharing werde auch<br />

in ländlichen Regionen an Bedeutung<br />

gewinnen, heißt es. „So ganz<br />

lässt sich der Indivi dualverkehr mit<br />

dem Auto aber nicht ausbremsen“,<br />

sagte Landrat Dr. Karl Schneider auf<br />

der Europäischen Mobili tätswoche<br />

im September 2019 in Meschede.<br />

„Dafür stellt der Hochsauerlandkreis<br />

als Flächenkreis mit seinem hohen<br />

Mobilitätsbedarf, als Wirtschaftsstandort<br />

und als Naherholungsregion<br />

zu hohe Anforderungen.“<br />

Und wie sieht es mit dem ersten<br />

autonomen Fahrzeug im Sauerland<br />

und in der Hellweg Region aus?<br />

Professor Dr. Christian Kutzera von<br />

der FH Südwestfalen sieht „das Jahr<br />

2025 für haltbar. Beim autonomen<br />

Fahrzeug soll zunächst das Level<br />

3 von insgesamt 5 auf den Straßen<br />

Ford Neuwagen<br />

Gebrauchtwagen<br />

Waschanlage<br />

Tankstelle<br />

Autogas<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 21


„Die Energie wird teurer, ohne<br />

Energie läuft Mobilität nicht.“<br />

- Jörg Maaß<br />

verfügbar sein.“ Beim Level<br />

3, dem hochautomatisierten<br />

Fahren, übernimmt die Autotechnik<br />

viele Funktionen<br />

selbst. Bei Gefahr oder Systemausfall<br />

kann der Fahrer<br />

eingreifen.<br />

Die neue Mobilität<br />

bedeutet auch einen<br />

Modernisierungsschub<br />

Die neue Mobilität hat<br />

ihren Preis und erfordert<br />

erhebliche Investitionen.<br />

„Die Energie wird teu rer,<br />

Mobilität kann ohne Energie<br />

aber nicht laufen“,<br />

erklärt Maaß. Ausbau der<br />

Radwegenetze, Umrüstung<br />

der Busse auf E-Mobilität,<br />

Ertüchtigung und Elektrifizierung<br />

des Schienennetzes<br />

für Züge, die nicht mehr<br />

mit Diesel fahren: Diese<br />

Maßnahmen stehen u. a. auf<br />

der Investitionsagenda und<br />

bedeuten einen Modernisierungsschub,<br />

der auch die<br />

Wirtschaft ankurbelt.<br />

Bei der Entwicklung der<br />

künftigen Mobilität müssen<br />

auch Tendenzen und Bewegungen<br />

betrachtet werden,<br />

die die Corona-Pandemie<br />

offengelegt hat. Wie sieht<br />

es mit der demografischen<br />

Entwicklung aus? Corona<br />

hat einen Trend zur „Landliebe“<br />

verstärkt und den<br />

ländlichen Regionen mögliche<br />

neue Chancen eröffnet.<br />

Kann zudem durch das verstärkte<br />

Homeoffice der Pendlerverkehr<br />

eingeschränkt<br />

werden? Entstehen entsprechende<br />

neue Arbeits welten?<br />

Kann der Fachkräftemangel<br />

besonders bei den Busfahrern<br />

entschärft werden? Wie<br />

entwi ckeln sich die Innenstädte,<br />

die durch Corona<br />

arg gebeutelt sind? Wie<br />

sieht es künf tig mit den<br />

heimischen Tourismusregionen<br />

aus? Eröffnen sich<br />

angesichts der Tatsache, dass<br />

der internatio nale Flugverkehr<br />

in Turbulenzen ge raten<br />

ist, neue Chancen für die<br />

heimischen Naherholungsgebiete?<br />

„Diese Tendenzen<br />

müssen bei den Planungen<br />

berücksichtigt werden.<br />

Zudem ist der Hochsauerlandkreis<br />

mit seinen unterschiedlichen<br />

Einwohner-Schwerpunkten<br />

nicht<br />

homogen“, betont Maaß.<br />

„Die Angebote müssen der<br />

jeweiligen Region angepasst<br />

werden.“ Für Maaß<br />

wird der Weg zur Mobilität<br />

2030 eine „spannende Zeit“.<br />

Landrat Dr. Karl Schneider<br />

sieht im HSK „einen auf<br />

Maß und Mitte basierenden<br />

Weg zu einem erweiterten<br />

ÖPNV“. Ein Olper Bürger<br />

hat folgende Vision: „Olpe<br />

wird durch alternative<br />

Verkehrsmittel mehr Lebensqualität<br />

erhalten. Es wird<br />

eine mobile Stadt in Form<br />

von elektrischen Bussen und<br />

Shuttlen oder Ähnlichem.<br />

Dörfer werden an Olpe angeschlossen<br />

sein sowie diverse<br />

Sehenswürdigkeiten rund<br />

um den Biggesee.“ ■<br />

22 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Hasse chehört…?<br />

Anke Kemper<br />

ma, Lisbeth, mit wat is denn der Friedel da<br />

chestern durch de Straße jefahren?“<br />

„Sach<br />

„Ach, Fine, dat war doch ein Elektromobil für<br />

Senioren. Da hat er ne Probefahrt mit jemacht.“<br />

„Ja wieso dat denn? Ihr seid doch noch nich alt und außerdem<br />

fahrt ihr Auto.“<br />

„Jau, abba der Friedel iset leid, dat er nich mehr inne<br />

Parklücke passt, wenn er zum Einkaufen fährt. Weißte doch:<br />

Die sind viel zu eng für diese großen Karren alle.“<br />

„Abba ihr fahrt doch nen Polo. Da kommste doch überall<br />

mit inne Ecken.“<br />

„Ja wir, abba de andern nich. Wenn de zwischen zwei so<br />

dicke Karren parkst, kommste auch mit dem Polo nich<br />

mehr chut raus.“<br />

„Haste Töne! Und dann will der Friedel mit son nem Elektromobil<br />

durch de Jegend juckeln? Da kommste ja kaum<br />

mit voran.“<br />

„Macht ja nix. Der hat doch Zeit. Und mit so nem Jefährt<br />

darfste sogar inne Fußgängerzone fahren und dat Beste is:<br />

fast überall parken, sogar im Hausflur!“<br />

„Also, ich weißnich. Wo packt er denn de Einkäufe alle hin?“<br />

„Da chibt et jenuch Zubehör dazu, auch nen Korb, weißte.“<br />

„Und wenn de mal mitwillst?“<br />

„Willichnich. Is nur für den Friedel, damit er weiter cherne<br />

einkaufen chet. Dat iset mir wert. Dann hab ich dat nich<br />

anner Backe und er is ne Weile beschäftigt.“<br />

„Achso, klingt chut. Und wennet regnet, fährst dann du mit<br />

dem Auto.“<br />

„Ja, stimmt wohl. Und im Winter auch.“<br />

„Vergiss nich den stürmischen Herbst und im Frühjahr de<br />

Eisheiligen sind auch nich zu unterschätzen. Da fährt der<br />

Friedel sicher nich los.“<br />

„Ach Fine, du kannst einem abba auch allet madich reden.<br />

Jetzt hatte ich mich mal so jefreut, dat der Kerl ne neue Beschäftijung<br />

hat.“<br />

„Is doch nur ne chut jemeinte Vorwarnung! Weißte Lisbeth,<br />

de cheistige Mobilität is doch imma noch dat Wichtigste,<br />

woll?“ ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 23


Die Anfänge der Mobilität im Sauerland<br />

Christel Zidi<br />

Kreisarchiv des Hochsauerlandkreises & Sammlung Bernd Schulte<br />

Vor der alten Post in Fredeburg<br />

Auto, Bus und Bahn – lau ter<br />

Selbstverständ lichkeiten<br />

im 21. Jahrhundert. Aber<br />

wie sah es vor diesen Erfindungen<br />

aus? Wie kamen die Menschen von<br />

A nach B? Und wann zog die Mobilität,<br />

so wie wir sie kennen, ins<br />

Sauerland ein?<br />

Susi Frank arbeitet als Historikerin<br />

im Archiv des Hochsauerlandkreises<br />

und hat sich für uns<br />

auf die Suche nach den Anfängen<br />

der Mobilität gemacht. Sie hat in<br />

alten Büchern geblättert und in<br />

Urkunden gestöbert und dabei so<br />

einige Schätze ausgegraben.<br />

<strong>WOLL</strong>: Ein ausreichendes Wegeund<br />

Straßennetz, eine gute Infrastruktur<br />

wie wir es heute nennen,<br />

gab vor dreihundert Jahren im<br />

Sauer land noch nicht…<br />

Susi Frank: Aber ein Wegesystem<br />

fernab der großen Straßen gab es<br />

schon immer. Das waren hauptsächlich<br />

größere oder kleine Trampelpfade,<br />

die schon seit Jahrhunderten<br />

benutzt wurden. Häufig führten die<br />

Pfade auf kürzestem Wege zum Ziel<br />

und waren daher beschwer lich, weil<br />

sie über steile Bergkuppen führten.<br />

Oft waren diese Wege nur zu Fuß<br />

und in den trockenen <strong>Sommer</strong>monaten<br />

passierbar. Zudem war das Reisen<br />

gefährlich. Im dichten Wald des<br />

Sauerlandes lauerten viele Gefahren<br />

– Räuber, Wildtiere, steile Pfade -<br />

oder man wurde vom schlechten<br />

Wetter überrascht.<br />

Außerdem war Reisen teuer. Es<br />

gab noch keine Banken oder Supermärkte.<br />

Die Menschen mussten<br />

genau planen, wie lange sie unterwegs<br />

sein würden. Bei zehn Tagen<br />

Wanderung brauchte man ca. fünf<br />

Laib Brot oder genügend Münzen.<br />

<strong>WOLL</strong>: Auch vor mehr als 300<br />

Jahren mussten Waren transpor-<br />

Chaussee bei Nordenau<br />

24 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021<br />

Wandernder Mausfallenverkäufer in Meschede


tiert werden. Wie haben das die<br />

Sauerländer früher bewerkstelligt?<br />

Susi Frank: In einem Korb auf dem<br />

Rücken oder am Arm. Ab und zu<br />

konnte man auch noch Lastentiere<br />

einsetzen, aber die waren für weite<br />

Strecken ungeeignet oder zu wertvoll.<br />

Falls sie auf einen Räuber treffen,<br />

sind sie nicht nur den Korb los,<br />

sondern auch den wertvollen Esel.<br />

Es gab auch Wanderhändler, die<br />

Kiepenkerle, die in der Nebensaison<br />

durch die Lande zogen und bei den<br />

Bauernfamilien Ware kauften und<br />

verkauften.<br />

<strong>WOLL</strong>: Aus der Not heraus erfand<br />

der gebürtige Karlsruher Karl<br />

Drais 1817 die „Draisine“, auch<br />

Laufmaschine genannt und Ur-<br />

Form des heutigen Fahrrads. Waren<br />

solche Gefährte auch im Sauerland<br />

unterwegs?<br />

Susi Frank: Draisine oder auch Laufmaschinen<br />

ge nannt, waren im Sauerland<br />

nicht sehr weit verbreitet. Auf<br />

Postkarten aus <strong>Arnsberg</strong> um 1900<br />

sieht man vereinzelt ei nen Laufmaschinenfahrer.<br />

Aber im Großen<br />

und Ganzen waren die Städte zu bergig.<br />

Auf dem Lande fand das Fahrrad<br />

auch erst Verbreitung, als das Wegenetz<br />

verbessert wurde, also ca. um<br />

1950. Wer einmal über grobes Kopfsteinpflaster<br />

gefahren ist, kann sich<br />

gut ein Bild machen.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wann und wo fuhren die<br />

ersten Postkutschen?<br />

Susi Frank: Hier müssen wir etwas<br />

unterscheiden. Die erste Botenlinie<br />

wurde schon 1601 urkundlich erwähnt.<br />

Ernst von Bayern war Kurfürst<br />

von Köln und Fürstbischof von<br />

Hildesheim. Beide Gebiete verband<br />

er mit einem Botensystem von Köln<br />

– <strong>Arnsberg</strong> – Lippe – Hildesheim.<br />

<strong>Arnsberg</strong> wurde als „Botenposten mit<br />

Wechselstation“ betrieben. Auf dieser<br />

Linie wurden allerdings nur Briefe<br />

ausgetauscht. Abseits dieser Linien<br />

hatten die Herrscher wenig Interesse<br />

die Strecken und Wege auszubauen.<br />

Man dachte damals sehr praktisch:<br />

Schlechte Wege halten den Feind<br />

länger auf.<br />

1742 erhielt <strong>Arnsberg</strong> dann ein offizielles<br />

Postamt, dem die Aufsicht<br />

über die Posthaltereien in Meschede,<br />

Stock um, Werl und über den Brieftransport<br />

von Meschede und Brilon<br />

übertragen wurde. Es wurden zwar<br />

immer wieder Unternehmungen einer<br />

Postkutschenlinie unternommen,<br />

das Postkutschennetz auszubauen,<br />

aber das schwierige Terrain machte<br />

jede Bemühung zunichte.<br />

Nach 1816 übernahmen die Preußen<br />

die Gebiete des Herzogtums Westfalen<br />

und richteten ein preußisches<br />

Postnetz ein. Dazu bauten sie die<br />

Wege und Straßen aus, sodass auch<br />

endlich ein Postkutschenverkehr einsetzen<br />

konnte. Aber dann war Rei sen<br />

immer noch sehr schwierig, weil die<br />

Postkutschen nicht aufeinander getaktet<br />

waren. So mussten die Menschen<br />

beim Umsteigen manchmal<br />

tagelang auf den Anschluss warten.<br />

Die Post besaß bis 1838 das Monopol<br />

zum Personen- und Gütertransport.<br />

Danach wurde der Wettbewerb<br />

auch für die Eisenbahn geöffnet.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wann fuhr die erste Lokomotive<br />

im Sauerland?<br />

Susi Frank: Der erste Bau einer Eisenbahnverbindung<br />

begann 1859<br />

mit der Ruhr-Sieg-Strecke (Hagen<br />

– Siegen). Dadurch wurde das westliche<br />

Sauerland mit dem heutigen<br />

Märkischen Kreis und Kreis Olpe<br />

erschlossen. Davon zweigten verschiedene<br />

Linien ab. Das Hochsauerland<br />

wurde durch die Obere Ruhrtalbahn<br />

(Schwerte – Warburg) ab 1870<br />

an das Eisenbahnnetz angeschlossen.<br />

Winterberg wurde über die<br />

Gasthof Anton Lukas, Endorf,1900.<br />

Der Schlossbergtunnel bei Anrsberg<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 25


Bahnstrecke Nuttlar – Fran kenberg<br />

erst 1906 angebunden. Allerdings<br />

wurden Teile der Strecke 1966 schon<br />

wieder eingestellt. Seitdem ist die<br />

Strecke nach Winterberg ein Ableger<br />

der Oberen Ruhrtalbahn. Wichtig<br />

für den weiteren Ausbau waren allerdings<br />

die privaten Kleinbahnen.<br />

Um den Ausbau auch abseits der<br />

Hauptlinien voranzutreiben und Teil<br />

am wirtschaftlichen Aufschwung zu<br />

haben, schlossen sich zahlreiche Unternehmen<br />

und Privatpersonen zu<br />

Gesellschaften zusammen. So wurde<br />

beispielsweise Neheim ein Bahnknotenpunkt,<br />

da 1898 eine eigene<br />

Strecke Soest-Neheim-<strong>Arnsberg</strong> (Jägerbrücke)<br />

verband und sogar 1908<br />

noch eine Abzweigung zum Möhnesee<br />

(über Günne) dazu bekam.<br />

Über die Röhrtalbahn wurde 1900<br />

Neheim mit <strong>Sundern</strong> verbunden.<br />

Eine Wiedereröffnung der Strecke<br />

wird immer mal wieder themati siert.<br />

Weitere wichtige Strecken waren<br />

die Kleinbahn Steinhelle-Medebach<br />

(1902) oder Finnentrop-Wennemen<br />

(1911) und Wenholthausen-Fredeburg<br />

(1911).<br />

Der Ausbrauch des Ersten Weltkrieges<br />

1914 verhinderte den Ausbau<br />

weiterer Strecken. Nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg wurden fast alle Kleinstrecken<br />

wieder geschlossen, da sie<br />

unrentabel wurden.<br />

<strong>WOLL</strong>: Einige Zeit später konnten<br />

die Menschen Busse nutzen …<br />

Susi Frank: Nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg erlebte auch das Sauerland<br />

einen wirtschaftlichen Aufschwung.<br />

Es entstanden Fabriken, zu denen<br />

die Menschen auch hinkommen<br />

mussten. Die Busse deckten neben<br />

der Eisenbahn die notwendige Personenbeförderung.<br />

Zwar gab es<br />

schon vorher Busverbindungen in<br />

das Hochsauerland, aber erst nach<br />

dem Krieg erlebte der Busverkehr<br />

eine Hochzeit. Über Buslinien konnten<br />

die Verkehrsbetriebe flexibler ein<br />

Netzwerk aufbauen als mit dem Zug.<br />

Zwar mussten auch hier erst neue<br />

Strecke einrichtet und asphaltiert<br />

werden, aber diese waren günstiger<br />

als Gleisverbindungen. Bis 1990 beförderten<br />

Busse den größten Teil der<br />

täglichen Pendler und Schüler, daher<br />

wurden von 1960-1990 zahlreich<br />

Kleinbahntrassen stillgelegt.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wo tauchten die ersten privaten<br />

Automobile auf?<br />

Susi Frank: Das erste Automobil, zumindest<br />

im Kreis Meschede, wurde<br />

für die Dienstfahrten des Landrates<br />

Meinulf von Mallinckrodt (Landrat<br />

von 1897 bis 1926) schon im August<br />

1909 angeschafft. In den 1920er<br />

Jahren verbreitete sich das Auto ganz<br />

langsam. So vermietet Heinrich Rosier<br />

in Menden 1927 die ersten Autos.<br />

Leisten konnte sich die meisten<br />

Menschen ein Auto freilich noch<br />

nicht. Erst in den 1960er Jahren war<br />

der Wohlstand so weit gewachsen,<br />

dass ein eigenes Auto erschwinglich<br />

wurde. Die Politik förderte die<br />

Individualmobilisierung durch den<br />

Ausbau von Bundesstraßen und Autobahnen.<br />

Auch die Städte wurden<br />

autogerecht vierspurig ausgebaut,<br />

was wir heute noch in vielen Städten<br />

im Sauerland sehen können. ■<br />

Auf der Eisenbahnverbindung<br />

Finnentrop-Meschede<br />

26 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021<br />

Busverkehr in Richtung Meschede<br />

Der erste PKW des Kreises Meschede


Gespräch mit Prof. Dr.-Ing.<br />

Kutzera über Autonomes Fahren<br />

LEVEL 5 IM<br />

SAUERLAND?<br />

Christel Zidi<br />

Christian Klett<br />

Dr. 1. September 2017<br />

Ing. Christian Kutzera<br />

lehrt seit dem<br />

an der Fachhochschule Südwestfalen.<br />

Der 40-Jährige ist Professor für Sensorsysteme<br />

und lehrt seine Studenten<br />

die Komplexi tät von Sensoren allgemein<br />

und das „Sehen“ eines Autos.<br />

Er kennt sich auf dem Gebiet „Autonomes<br />

Fahren“ bestens aus.<br />

<strong>WOLL</strong>: Prof. Kutzera, woher<br />

kommt Ihre Begeisterung für<br />

diesen Fachbereich?<br />

Prof. Kutzera: Ich begeistere mich<br />

allgemein für Autos. So habe ich im<br />

Studium schon Praktika oder Abschlussarbeiten<br />

in der Automobilbranche<br />

absolviert. z. B. habe ich einen<br />

Intentionsschätzer bei Volkswagen<br />

erforscht - ob ein Fahrer gleich abbiegen<br />

oder überholen möchte. Die Abfolge<br />

von Fahrtätigkeiten ist nahezu<br />

gleich. Während meiner Promotion<br />

an der TAU Erlangen in Zusammenarbeit<br />

mit der Porsche AG habe ich<br />

untersucht, wie man Sensoren und Assistenzsysteme<br />

bewerten kann. Wenn<br />

es dafür Regeln und Normen gibt, ist<br />

dies evtl. einfacher als für Systeme,<br />

welche noch nicht standardisiert sind.<br />

Nach der Promotion wechselte ich zur<br />

Daimler AG und war zunächst zustän-<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 27


dig für den Tempomaten in der Sparte VAN. Kurze Zeit<br />

später übernahm ich die Projektleitung für die semi-autonome<br />

Notbremse (ebenfalls bei VAN). Nach einigen<br />

Jahren wechselte ich zur Lippstädter Firma Hella KG und<br />

war als Senior Projektmanager für die Entwicklung eines<br />

Totwinkel-Radars verantwortlich.<br />

<strong>WOLL</strong>: Mit welchem Bereich be schäftigen Sie sich<br />

speziell?<br />

Prof. Kutzera: In der Lehre bringe ich den Studierenden<br />

die Komplexität des Detektierens und allgemein das<br />

“Sehen” durch Sensoren bei. Im allgemeinen Sinne aber<br />

auch bezogen auf Sensoren mit Einsatz in den Fahrzeugen.<br />

Zudem habe ich eine Vorlesung Regelungstechnik.<br />

Die Sensoren sind zum Teil sehr gut entwickelt und es<br />

finden Anpassungen an individuelle Umgebungen statt.<br />

So wird das “Sehen” heutzutage durch die<br />

Software maßgeblich beeinflusst.<br />

Und die Software muss ebenfalls<br />

entscheiden. So passt<br />

die Vorlesung Regelungstechnik<br />

dazu. Neben<br />

Sensorik behandle<br />

ich das Thema<br />

“Smart Home” an<br />

der Hochschule.<br />

<strong>WOLL</strong>: Auf<br />

welchem Stand<br />

ist die Technik<br />

und wo gibt es<br />

noch Schwachstellen?<br />

Prof. Kutzera: Die<br />

heutige Technik sowie<br />

Gesetzesregelung<br />

erlaubt Level 2. Schwachstellen:<br />

Bsp.: Heutzutage<br />

werden schon Radar-Systeme<br />

(Radio Detection And Ranging)<br />

zum Abstandhalten oder für Unterstützung<br />

bei Notbremsvorgängen in der unteren Mittelklasse für<br />

wenige hundert Euro Aufpreis angeboten. Diese Sensoren<br />

können jedoch so für ein höheres Level nicht genutzt<br />

werden. Einerseits müssen die Sensoren genauer werden,<br />

andererseits muss auch sehr viel an der Software (Regelsysteme)<br />

mit Unterstützung weiterer Sensoren getan werden.<br />

Neben den bisher bekannten Radarsensoren setzen alle<br />

Automobilzulieferer auf eine Weiterentwicklung von Lidar-Sensoren<br />

(Light Detection and Ranging, quasi wie<br />

ein Radar, jedoch mit Lichtwellen). Lidarsensoren können<br />

die Umgebung derzeit genauer als Radar erfassen, haben<br />

jedoch starke Schwächen bei widrigen Witterungen. So<br />

“sieht” ein Lidar bei Regen kaum etwas - hingegen macht<br />

es dem Radar-System kaum etwas aus. Zudem muss ein<br />

Lidar die Umgebung mit Bewegung abtasten.<br />

Während ein Radar die Umgebung breiter erfasst, misst<br />

ein Lidar i.d.R. einen Punkt und muss dabei hin und her<br />

bewegt werden. Und Bewegung im Automobil bringt<br />

Störungen mit sich und die Lebensdauer der Systeme leidet<br />

darun ter. So forschen die Automobilzulieferer an statischen<br />

Lidar-Systemen. Diese tasten die Umgebung ab,<br />

ohne sich zu bewegen (Solid State Lidar).<br />

<strong>WOLL</strong>: Es ist viel von geplanten<br />

Teststrecken im Sauerland<br />

die Rede. Wissen<br />

Sie, wann und wo<br />

es denn damit losgehen<br />

soll?<br />

Prof. Kutzera:<br />

Leider weiß ich<br />

nicht, wann es<br />

losgehen soll<br />

und kenne die<br />

Teststrecke nicht<br />

im Speziellen<br />

(Daimler oder<br />

KIT von der UNI-<br />

KA?). Die Meldungen<br />

zur Teststrecke<br />

im Sauerland waren<br />

(zeitlich gesehen) in der<br />

Vergangenheit kontrovers<br />

diskutiert worden oder wurden<br />

korrigiert.<br />

<strong>WOLL</strong>: Beim Autonomen Fahren – vorausgesetzt, dass<br />

sie gut ausgereift – entfällt die Fehlerquelle menschliches<br />

Versagen. Wie sehr müssen wir uns dann aber vor<br />

dem technischen Versagen fürchten?<br />

Prof. Kutzera: Egal welcher Fehler, dies kann immer unschön<br />

enden. Je höher das Autonomie-Level, desto höher<br />

28 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


die Anforderungen an Ausfallrate und desto höher der<br />

Testumfang. Tesla beweist jedoch mit seinen Systemen,<br />

dass, wenn die Systeme eingeschaltet sind und genutzt<br />

werden, die Unfallrate deutlich sinkt.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wann, denken Sie, wird das erste autonome<br />

Fahrzeug im Sauerland unterwegs sein? Sie gaben im<br />

Gespräch mit einem Kollegen von der WP die Jahreszahl<br />

2025 an?<br />

Prof. Kutzera: Die FH-SWF beteiligt sich an einem Projekt<br />

in Iserlohn, bei welchen ein Bus die Studierenden vom<br />

Bahnhof zum Campus befördern soll. Diese Jahreszahl<br />

halte ich für haltbar. Beim autonomen Auto soll demnächst<br />

Level 3 auf den Straßen verfügbar sein. Nicht nur die Hersteller<br />

waren dazu noch in der Ent wicklung, sondern auch<br />

die Gesetzeslage.<br />

<strong>WOLL</strong>: Viele Menschen lieben es, ihr Auto zu fahren<br />

und zu steuern. Denen wird doch etwas genommen.<br />

Welchen Ersatz bekommen sie dafür?<br />

Prof. Kutzera: Ich denke, dass das Autofahren sich auf<br />

jeden Fall wandeln wird. Denken wir so auch an die<br />

Fahrschule. Was muss der Fahrzeugführer noch mit sich<br />

bringen? Die Fahraufgabe wird mehr eine “Aufpasserrolle”<br />

am Steuer sein. Da es sich aber noch lange Zeit um Assistenzsysteme<br />

handeln wird (Betonung auf Assistenz),<br />

da die Fahrzeugführer eben ungern die Fahraufgabe “aus<br />

den Händen” geben möchten, wird der Übergang zum gezwungen<br />

autonomen Fahren noch lange dauern. Die Infrastruktur<br />

muss auch angepasst werden, was auch lange<br />

dauern kann.<br />

<strong>WOLL</strong>: Selbstfahrende Autos sind eine Form der künstlichen<br />

Intelligenz, die ständig dazulernen muss, speziell<br />

wenn es um die unterschiedlichsten Gefahrenbereiche<br />

geht. Und auch eine ethische Komponente kommt hinzu.<br />

Wie entscheidet das Autohirn, wenn es z. B. darum<br />

geht, entweder die Insassen zu schützen oder Kinder,<br />

die plötzlich auf die Straße zu rennen?<br />

Prof. Kutzera: Moralisches Dilemma: Die Ethik-Kommission<br />

hat hier klar Stellung bezogen: Bei unausweichlichen<br />

Unfallsituationen ist jede Qualifizierung nach persönlichen<br />

Merkmalen (Alter, Geschlecht, körperliche oder<br />

geistige Konstitution) strikt untersagt. So wird nicht nach<br />

Alter, Geschlecht, Führungszeugnis etc. unterschieden.<br />

Wenn dies möglich ist, wird in dieser beispielhaften Situation<br />

das Auto ausweichen und versuchen die Kinder<br />

zu schützen. Wenn ein Spurwechsel nicht möglich ist,<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 29


wird es in der eigenen Spur bremsen.<br />

Dies erfolgt dann nach den Grenzen<br />

der Physik. Ein Programmierer muss<br />

sich bewusst sein, dass man im Code /<br />

beim Programmieren also schon vorab<br />

entscheidet, wie das Auto in gegebenen<br />

Situationen reagieren wird.<br />

<strong>WOLL</strong>: Und wer haftet, wenn es<br />

doch zum Unfall kommt?<br />

Prof. Kutzera: Hier ist eine Gesetzesänderung<br />

erforderlich. Wenn ein<br />

Fahrzeugführer nicht selbst bremsen<br />

und/oder den Schaden nicht verursachen<br />

würde, ist laut aktueller Rechtslage<br />

die Situation sehr diffus.<br />

<strong>WOLL</strong>: Thema Datensicherheit:<br />

Was zeichnen solche autonomen<br />

Fahrzeuge von den Insassen auf?<br />

Wer fährt wann wohin? Über was<br />

haben sich die „Fahrgäste“ unterhalten?<br />

Prof. Kutzera: Hier gilt es stark in die<br />

Datenschutzerklärung und AGBs der<br />

Fahrzeughersteller zu schauen. Bsp.<br />

bei meinem Fahrzeug: Ich habe zwei<br />

Schlüssel und jeder Schlüssel ist auf<br />

die Bedürfnisse wie Sitzposition, Klimaanlage<br />

und vieles mehr Individuelle<br />

auf mich oder meine Frau anpassbar.<br />

Zudem lässt sich das Fahrzeug via<br />

Handy-App bedienen. So sind viele<br />

Rückschlüsse schon heutzutage personalisiert<br />

machbar.<br />

Man kann bspw. auch seine Log-in<br />

Daten in ein Miet fahrzeug eingeben<br />

und dies passt sich dann ebenfalls an<br />

den Fahrzeugführer an. @unter halten:<br />

nahezu jeder Fahrzeughersteller bietet<br />

in modernen Fahrzeugen auch<br />

Sprach assistenten oder Assistenten<br />

zum Nachinstallieren wie Google Assistent,<br />

Siri oder Alexa an.<br />

DIE FÜNF LEVEL ZUM<br />

AUTONOMEN FAHREN<br />

Level 1 - Assistiertes Fahren<br />

Assistenten geben Hinweise und unterstützen den Fahrer.<br />

Beispiel Notbremsassistent.<br />

Level 2 - Teilautomatisiertes Fahren<br />

Computer übernimmt einzelne Fahrmanöver –<br />

Fahrer übernimmt weiter die Überwachung und kann eingreifen<br />

(z.B. Spurhalteassistent mit Gegenlenkfunktion)<br />

Level 3 - Hochautomatisiertes Fahren<br />

Autotechnik übernimmt viele Funktionen selbst, bei Gefahr oder<br />

Systemausfall kann der Fahrer eingreifen.<br />

Level 4 - Vollautomatisiertes Fahren<br />

Das Auto manövriert komplett selbständig in Parkhäusern oder<br />

auch über längere Strecken auf der Autobahn. Der Fahrer kann die<br />

Fahrzeugführung abgeben und zum Passagier werden.<br />

Level 5 - Autonomes Fahren<br />

Das Auto fährt komplett selbständig - ohne Fahrer, Lenkrad und Pedal.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wenn ein Fahrzeug keinen Fahrer mehr benötigt, entfallen<br />

zwangsläufig viele Berufe: Busfah rer, LKW-Fahrer, Fahrerlehrer und<br />

Verkehrspsycho logen (kein Führerschein mehr nötig?). Sollten diese<br />

Berufsgruppen besser so langsam umschulen?<br />

Prof. Kutzera: Nein, ich denke hier ist keine “Panik” geboten. Meines Erachtens<br />

werden die Berufe jedoch be stimmt angepasst. So hat ein heutiger Berufskraftfahrer<br />

die nötige Erfahrung, um die Fahrzeuge in der Nutzung und im<br />

Verhalten zu beurteilen. Evtl. könnte ein Fahrzeug führer mehrere Fahrzeuge<br />

aus der Ferne fahren bzw. kontrollieren.<br />

<strong>WOLL</strong>: Fahren Sie gern Auto? Auf welchem Level ist Ihr PKW?<br />

Prof. Kutzera: Ja, jedoch nicht gerne lange Strecken. Diese finde ich anstrengend/belastend<br />

und hoffe auf baldige Unterstützung durch weitere moderne(re)<br />

Systeme.<br />

Ich habe ein nagelneues Auto / aktuelles Modell mit allen Assistenz systemen,<br />

welche es in dieser Fahrzeugkategorie zu bestellen gab. Das Auto ist auf Level 2.<br />

Das Auto kann somit Quer- und Längsregelung übernehmen, ich muss jedoch<br />

stets die Hände am Lenkrad haben und ggf. die Kontrolle übernehmen. ■<br />

30 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 31


IM AUSTIN HEALEY SPRITE<br />

DURCHS SAUERLAND<br />

Wie Peter Nürnberger einen schrottreifen Oldtimer in einen spritzigen<br />

Sportwagen verwandelte Sonja Nürnberger S. Droste<br />

Es der ich stehe, ist mir nicht<br />

riecht nach Motoröl und<br />

Autolack. Die Garage, in<br />

unbekannt. Denn heute besuche ich<br />

meinen Bruder in <strong>Arnsberg</strong>, um mit<br />

ihm über das Auto zu sprechen, an<br />

dem er die letzten fünf Jahre herumgebastelt<br />

hat. Ein Austin Healey Sprite,<br />

ein kleines englisches Cabrio. Ich<br />

erinnere mich noch gut daran, wie es<br />

aussah, als es bei ihm eingezogen ist<br />

– jetzt ist es kaum wiederzuerkennen.<br />

Die Leidenschaft fürs Basteln hat Peter<br />

(33) schon früh entdeckt: Zunächst<br />

war es eine ausgeprägte Affinität zu Legosteinen,<br />

etwas später ferngesteuerte<br />

Modellflugzeuge, die Simson Schwalbe<br />

des Nachbarn, dann eine Suzuki. Aber<br />

irgendwann musste ein größeres Projekt<br />

her, etwas mit vier Rädern. Es dauerte<br />

eine Weile, bis er das richtige Auto für<br />

sich gefunden hatte: Schließlich entschied<br />

er sich für den Austin Healey, einen<br />

kleinen, leichten Sportwagen, Baujahr<br />

1965. Fündig wurde er im <strong>Sommer</strong><br />

2016 in einer Scheune bei Paderborn.<br />

Learning by doing<br />

Es dauerte nicht lange, da stand das<br />

Auto in seiner Einfahrt. Der Zustand:<br />

desaströs – wie desaströs, merkte er erst,<br />

als er mit der Restauration begann. „Es<br />

war ein absoluter Schrotthaufen, aber<br />

ich hab mich einfach verliebt und hab<br />

nicht so genau hingeguckt“, erklärt Peter.<br />

Die Räder waren noch dran, aber alles<br />

andere war ausgebaut und in Kisten<br />

verpackt.<br />

„Ich habe das Auto dann komplett zerlegt<br />

und in ein Rotationsgestell, das ich<br />

auch selbst konstruiert habe, eingebaut<br />

– wie so ein Spanferkel kann man sich<br />

das vorstellen.“ Allein die Schweißarbeiten<br />

haben drei Jahre gedauert. Am Auto<br />

war vorher schon gearbeitet worden –<br />

und das nicht zu seinem Vorteil. Dass<br />

es so lange gedauert hat, liegt zum einen<br />

daran, dass diese Arbeiten extrem auf­<br />

32 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


„Manche Sachen muss man eben auch ein zweites<br />

Mal machen, wenn es beim ersten Mal nicht so<br />

klappt, wie man das will – vielleicht auch ein<br />

drittes Mal.“ - Peter Nürnberger<br />

wändig sind und die Ersatzteile, die aus<br />

England geliefert werden mussten, häufig<br />

eine ganze Weile bis nach Deutschland<br />

brauchten, zum anderen natürlich<br />

aber auch daran, dass Peter noch mit<br />

dem Studium und dem Referendariat<br />

als angehender Berufsschullehrer beschäftigt<br />

war.<br />

Denn irgendwo gelernt hat Peter nichts<br />

von dem, was er da gemacht hat – vom<br />

Schweißen über die Lackierung bis zum<br />

Beziehen der Sitze hat er sich alles selbst<br />

beigebracht. Das gab Blasen an den<br />

Händen und Muskelkater in den Armen,<br />

aber das Ergebnis kann sich sehen<br />

lassen. „Ich habe das alles über You­<br />

Tube-Videos gelernt und dann natürlich<br />

in der Praxis. Manche Sachen muss man<br />

eben auch ein zweites Mal machen,<br />

wenn es beim ersten Mal nicht so klappt,<br />

wie man das will – vielleicht auch ein<br />

drittes Mal.“ Nur bei der Überholung<br />

der Technik musste er sich dann doch<br />

Hilfe holen. Hier konnte<br />

er auf die tatkräftige<br />

Unterstützung zweier<br />

erfahrener Bekannter<br />

zählen, deren Herz<br />

ebenfalls für alte englische<br />

Autos<br />

schlägt.<br />

Nach fünf Jahren geht’s<br />

endlich auf die Straße<br />

Genau sagen kann er es nicht, aber<br />

wahrscheinlich sind es mehr als 2.000<br />

Arbeitsstunden, die er in seinen Oldtimer<br />

gesteckt hat. „Auf der einen Seite<br />

bin ich natürlich auch etwas traurig,<br />

dass es nun vorbei ist, weil es sehr viel<br />

Spaß gemacht hat und ich so viel dabei<br />

gelernt habe, aber andererseits bin ich<br />

gerade auch sehr froh, weil ich natürlich<br />

auch endlich damit fahren möchte.<br />

Und das kurvige Sauerland eignet sich<br />

perfekt dafür.“ Ob er es wieder machen<br />

würde? „Jetzt würde ich sagen nein,<br />

aber in ein paar Monaten sieht das sicher<br />

schon wieder ganz anders aus“, sagt<br />

Peter und schmunzelt. Jetzt geht’s aber<br />

erstmal auf die Straße, unser schönes<br />

Sauerland erkunden. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 33


34 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021<br />

www.rose-handwerk.de<br />

www.esstisch-baumkante.de<br />

www.elisabeth-rose.de<br />

www.joachim-gerhard-collection.com


Der Kleinschnittger F125 beeindruckt auch heute noch in Form und Schnittigkeit.<br />

Der Kleinstwagen aus dem Sauerland<br />

KLEIN, SCHNITTIG, KLEINSCHNITTGER<br />

Petra Kleine<br />

sabrinity und privat<br />

Paul Kleinschnittger wurde 1909 in Hoppecke geboren. Er träumte, wie viele Deutsche seinerzeit, den Traum<br />

von bezahlbarer Mobilität auf vier Rädern. Bereits vor dem 2. Weltkrieg machte sich der als Ingenieur arbeitende,<br />

begeisterte Tüftler daran, selbst einen erschwinglichen, aber trotzdem modernen, schicken Kleinstwagen<br />

zu entwickeln.<br />

Paul Kleinschnittger lebte zwischenzeitlich in Norddeutschland,<br />

unweit eines ehemaligen Militärflughafens,<br />

auf dem gesprengte Flugzeugwracks lagen. Dort schaute er<br />

nach verwertbaren Teilen und es entstand dann bis nach<br />

Kriegsende ein erster Prototyp, der hauptsächlich aus<br />

Wrack- und Motorradteilen bestand. Im ersten Anlauf gab<br />

es noch keine Windschutzscheibe, später wurde eine aus<br />

der Junkers Ju eingesetzt. Schweinwerfer gab es nur einen<br />

mittig, Blinker (damals Winker) fehlten ganz.<br />

Alles wurde in extremer Leichtbauweise gefertigt, so dass<br />

der Wagen nur 150 kg wog und einen Verbrauch von unter<br />

drei Liter für 100 km hatte. Jedoch musste man für den<br />

Gegenwert eines Liters von dem Gemisch auch eine halbe<br />

Stunde arbeiten. „Der Zwei-Takter zog kleine blaue Wölkchen<br />

hinter sich her. Während die einen darüber die Nase<br />

rümpfen, ist es für den Fan das reinste Parfum,“ erklärt<br />

mir ein Oldtimerfreund. Da kein Rückwärtsgang verbaut<br />

war, musste man aussteigen, das Auto anheben, es in die<br />

andere Richtung drehen und weiter ging es. „Ein beliebter<br />

Scherz war es, das geparkte Auto anzuheben und mal eben<br />

ein paar Meter weiter neu zu parken, zur Überraschung des<br />

Besitzers“, erfahre ich weiterhin.<br />

Auch wenn nicht die gesamte Familie hineinpasst, der Kleinschnittger erfüllte<br />

den Traum von komfortabler Mobilität in den Nachkriegsjahren.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 35


Georg Jakobys Herz schlägt für schöne Oldtimer!<br />

In diesem kleinen Heimwerker-Paradies versetzt Georg Jakoby<br />

seinen F125 wieder in perfekten Zustand.<br />

Der Kleinschnittger wurde ähnlich<br />

einem Handrasenmäher mit einem<br />

Seilzug gestartet. Er war sehr einfach<br />

in der Wartung und besaß günstige<br />

Ersatzteilpreise. Bei einem defekten<br />

Gummiring konnte man zur Not auf<br />

einen Gummiring vom Weck-Glas<br />

ausweichen. Alles sollte erschwinglich<br />

sein und trotzdem den Komfort eines<br />

Autos bieten.<br />

Kleinschnittger erregte mit seinen<br />

Plänen sofort mediale Aufmerksamkeit,<br />

aber es blieb ein weiter Weg vom<br />

ersten Prototyp bis zur Serienreife.<br />

Auch der TÜV musste erst überzeugt<br />

werden.<br />

Ein „Volkswagen aus<br />

dem Sauerland“?<br />

In seiner Überlegung, wo das Autowerk<br />

entstehen sollte, kam Kleinschnittger<br />

auf seine Heimat zurück, da<br />

hier bereits viele Automobilzulieferer<br />

ansässig waren. In <strong>Arnsberg</strong> bot man<br />

ihm dann die Gelegenheit, ein Werk zu<br />

errichten, in dem rund 50 Mitarbeiter<br />

mit viel Handarbeit ab 1950 die ersten<br />

Automobile bauten. Ein Geldgeber<br />

war jedoch vonnöten, um dies Projekt<br />

zu stemmen. Die Presse jubelte<br />

ob des „Volkswagens aus dem Sauerland“,<br />

aber es wurde sehr schwer, sich<br />

auf dem Markt durchzusetzen. Die<br />

Ansprüche der Menschen wuchsen in<br />

der Wirtschaftswunderzeit rasant und<br />

Konkurrenten wie Isetta, Goggomobil<br />

und Lloyd setzten frühzeitig auf mehr<br />

Komfort bei nahezu gleichem Preis.<br />

Ein Visionär und Sauerländer<br />

Kleinschnittger war ein Visionär mit<br />

großem Können, aber auch ein echter<br />

Sauerländer Dickschädel, der<br />

nicht unbedingt auf wohlgemeinte<br />

Kritik hörte. Als sein Geldgeber ausstieg<br />

und auch die Hausbank ihr Geld<br />

zurück verlangte, wurde es sehr eng<br />

für das junge Unternehmen. Nach<br />

rund 2.000 produzierten Wagen verschiedener<br />

Modelle musste Kleinschnittger<br />

1957 Insolvenz anmelden.<br />

Da er zumindest noch Ersatzteile<br />

aus der Konkursmasse kaufen konnte,<br />

gelang es ihm, sich noch zehn Jahre<br />

mit Ersatzteilgeschäften über Wasser<br />

zu halten.<br />

Paul Kleinschnittger starb 1989 in<br />

Bontkirchen, nur wenige Kilometer<br />

entfernt von seinem Geburtsort. Auf<br />

seinem Grabstein war ein stilisiertes<br />

Kleinschnittger-Mobil, das an sein<br />

Lebenswerk erinnern sollte.<br />

Einige Exemplare gibt<br />

es heute noch<br />

Viele Menschen hat sein Kleinstwagen<br />

begeistert, nicht nur in den 1950er<br />

Jahren. Einige liebevoll gepflegte Exemplare<br />

existieren heute noch. So<br />

bin ich mit Rudi Heppe (61) aus<br />

Radlinghausen zu seinem Oldtimerfreund<br />

Georg Jakoby (65) direkt über<br />

die Kreisgrenze nach Bad Wünnenberg-Fürstenberg<br />

gefahren. Dort steht<br />

ein originaler Kleinschnittger F125,<br />

den Jakoby kürzlich erstanden hat und<br />

der nun mit größter Sorgfalt wieder<br />

hergerichtet wird.<br />

Die Augen der Männer strahlen, wenn<br />

sie gemeinsam über das Auto fachsimpeln<br />

und das eine oder andere Anekdötchen<br />

erzählen von diesem kleinen<br />

Floh. „Ausfahrten machen wir nur<br />

kleine, gemütliche,“ verrät mit Jakoby.<br />

„Er kommt dann so auf Tempo<br />

50, es sein denn, man hat Gegenwind,<br />

fährt bergauf oder hat einen Passagier<br />

an Bord.“ „Die Menschen schauen<br />

begeistert hinter dem Wagen her“,<br />

schwärmt Heppe. „weicht er doch so<br />

stark in Form und Größe von dem ab,<br />

was aktuell gebaut wird!“ ■<br />

36 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Anzeige<br />

Katharina Nübold kümmert sich<br />

gemeinsam mit ihren Kollegen<br />

intensiv um die Auszubildenden<br />

von HOPPECKE<br />

HOPPECKEs Nachwuchs darf<br />

relativ schnell viel Verantwortung<br />

im Tagesgeschäft übernehmen<br />

Elektrische Energie wird überall benötigt - dabei<br />

unterstützen die Batteriesysteme von HOPPECKE<br />

Der größte Hersteller von Industriebatterien in europäischer Hand bietet<br />

seinem Nachwuchs spannende Ausbildungsmöglichkeiten im Sauerland<br />

Inga Bremenkamp sabrinity<br />

„W<br />

ir machen Energie<br />

mit unseren Produkten<br />

und Lösungen in<br />

den unterschiedlichsten Bereichen<br />

und Branchen verfügbar“, sagt Katharina<br />

Nübold, die seit 2018 den<br />

Ausbildungsbereich von HOPPECKE<br />

in Brilon leitet. „Unsere Batterie kommen<br />

u.a. in Flurförderzeugen, z.B. in<br />

Gabelstaplern, zum Einsatz und bewegen<br />

Ware von A nach B. Sie sorgen<br />

für eine unterbrechungsfreie Stromversorgung<br />

und garantieren zum Beispiel<br />

in Falle eines Stromausfalls in<br />

einer U-Bahn, dass die Klimaanlage<br />

weiterhin funktioniert und sich die<br />

elektrischen Türen öffnen. Genauso<br />

wichtig sind unsere Systeme aber auch<br />

an Flughäfen, in Industrieberieben<br />

oder Krankenhäusern in denen eine<br />

gesicherte Stromversorgung Leben retten<br />

kann“, führt die Diplom-Pädagogin<br />

fort.<br />

HOPPECKE zählt mit über 2.000 Mitarbeitern<br />

weltweit und 800 Mitarbeitern<br />

vor Ort in Brilon innerhalb der Branche<br />

zu einem der stärksten Unternehmen in<br />

Europa. „Wir sind sehr familienorientiert<br />

und regional verbunden“, erklärt Katharina<br />

Nübold, die sich gemeinsam mit<br />

ihren Kollegen intensiv um die Auszubildenden<br />

von HOPPECKE kümmert.<br />

„Wir können sehr individuell auf die<br />

Fähigkeiten und Wünsche unserer Auszubildenden<br />

eingehen. Wir haben mit<br />

unseren 23 Tochtergesellschaften weltweit<br />

viele Möglichkeiten, unsere jungen<br />

Mitarbeiter zu fördern. Immer wieder<br />

sind unsere Auszubildenden weltweit<br />

unterwegs, um bestimmte Fachthemen<br />

vorzustellen und zu vertreten“, berichtet<br />

die 36-Jährige, die stolz darauf ist, dass<br />

HOPPECKEs Nachwuchs relativ schnell<br />

viel Verantwortung im Tagesgeschäft<br />

übernehmen darf. „Unsere Auszubildenden<br />

durchlaufen viele verschiedene<br />

Abteilungen und profitieren von flachen<br />

Hierarchien. Unsere Geschäftsführer<br />

sitzen nicht im Elfenbeinturm, sondern<br />

sind sehr nahbar. Das macht die ganze<br />

Atmosphäre sehr angenehm“, sagt Katharina<br />

Nübold.<br />

„Uns ist wichtig, dass wir keine Masse,<br />

sondern sehr gezielt ausbilden und immer<br />

das Ziel verfolgen, unsere Auszubildenden<br />

nach ihrem Abschluss zu übernehmen“,<br />

versichert Katharina Nübold,<br />

die jährlich etwa 13 neue Auszubildenden<br />

in Brilon begrüßen darf. ■<br />

Ausbildungsberufe<br />

von HOPPECKE<br />

• Industriemechaniker m/w/d<br />

• Elektroniker m/w/d<br />

• Industriekaufleute m/w/d<br />

• Werkzeugmechaniker m/w/d<br />

• Fachinformatiker m/w/d<br />

• Technische Produktdesigner m/w/d<br />

• Chemielaboranten m/w/d<br />

Duale Studiengänge<br />

• Betriebswirtschaftslehre<br />

Hier geht’s zum Video:<br />

Partner der Big Six<br />

HOPPECKE Batterien GmbH & Co. KG<br />

Bontkirchener Straße 1<br />

59929 Brilon-Hoppecke<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 37


Durch die tiefsten Schlaglöcher -<br />

und dann ab nach Mexiko<br />

Die Ruhrtaler Motorenwerke RMW Markus Weber privat<br />

H<br />

eute schon fast vergessen,<br />

spielten die „RMW-Motorradwerke<br />

GmbH Neheim-Hüsten“,<br />

so der vollständige<br />

Name, von 1926 bis 1957 eine<br />

wichtige Rolle in der auch im Sauerland<br />

immer weiter wachsenden<br />

Industrialisierung, verriet uns Peter<br />

Kleine vom Heimatbund Neheim-Hüsten.<br />

„Wer heute wie selbstverständlich im<br />

Internet surft, kann sich kaum vorstellen,<br />

welche Umwälzungen die reale<br />

Überwindung von Zeit und Raum<br />

durch Eisenbahn, Auto, Flugzeug und<br />

nicht zuletzt das Motorrad bedeutete“<br />

heißt es in der Einführung einer<br />

vor 20 Jahren herausgegebenen <strong>Arnsberg</strong>er<br />

Publikation zu den Ruhrtaler<br />

Motorenwerken RMW. Während der<br />

Autoverkehr seit den 1920er Jahren<br />

unaufhörlich wuchs, fanden durch<br />

das Motorrad auch weniger begüterte,<br />

häufig junge Menschen so den Einstieg<br />

in die Motorisierung. Etwa um 1922<br />

entstand in Neheim - wie an vielen anderen<br />

Orten in Deutschland auch - aus<br />

einer Fahrrad produktion („BLEHA“)<br />

eine Motorradfertigung. Und zwar im<br />

Süden der Stadt, an der Langen Wende.<br />

Zunächst waren die Motorräder nichts<br />

anderes als Fahrräder mit Hilfsmotor,<br />

aber schon 1926 wurde damit begonnen,<br />

auf geschmiedete Rahmen<br />

umzusteigen und ein Dreiganggetriebe<br />

einzubauen. Die „RMW-B2“ von 1926<br />

mit Zweitaktmotor, 121 ccm und drei<br />

(!) PS war das erste von insgesamt fast<br />

50 Modellen, die die Neheimer Werke<br />

bis 1957 verließen.<br />

Der Einfahrer<br />

Aber wie fuhren solche Motorräder<br />

von anno dazumal eigentlich? Hierzu<br />

gibt es einige wunderbare Anekdoten;<br />

wir springen kurz in die 50er Jahre:<br />

Willi Bauerdick, Monteur und „Einfahrer“<br />

bei RMW 1950 -1953, berichtete<br />

im Jahr 1999: „Einfahren<br />

hieß, die Maschine lockermachen. Erst<br />

38 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


langsam (…), dann der vierte Gang<br />

mit Vollgas. Bis an den Klemmpunkt.<br />

Hier hörte man ein Klingeln. Motor<br />

abstellen, fünf Minuten warten und<br />

das Gleiche noch einmal, bis der Motor<br />

frei lief. Verpasste man den Klemmpunkt,<br />

blockierte der Motor und ein<br />

Sturz über die Lenkung war sicher - ich<br />

habe genug Stürze hinter mir! Bis dahin<br />

war die Maschine in der Federung<br />

noch kno chenhart. Jetzt ging es auf<br />

der Langen Wende durch die tiefsten<br />

Schlaglöcher. Immer wieder auf den<br />

Rasten stehend, bis die Federung weich<br />

wurde.“ Nach dieser Prozedur kam die<br />

Maschine in den Verpackungsraum,<br />

wurde geputzt und verpackt, danach<br />

per Hand zum Bahnhof geschoben.<br />

Manchmal aber auch - heimlich - gefahren,<br />

„mit Verpackung, so schnell<br />

wurde der Auspuff auch nicht heiß.“<br />

Angekommen sind wohl doch alle Motorräder<br />

- bis nach Mexiko und Uruguay<br />

wurde in der Blütezeit exportiert.<br />

Zurück zu den Anfängen<br />

Nachdem RMW Ende der 20er Jahre<br />

eigene Motoren baute und sich mit<br />

einfachen, aber robusten Maschinen<br />

zum günstigen Preis am Markt präsentieren<br />

wollte, musste preiswert in Serie<br />

produziert werden. Die riesigen Räumlichkeiten<br />

(ca. 3.000 qm Nutzfläche)<br />

an der Langen Wende wurden konsequent<br />

umgebaut, ein Lastenaufzug bis<br />

unters Dach und sogar ein Montageband<br />

eingebaut.<br />

Die Motorradproduktion stieg in<br />

den 20er Jahren in Deutschland<br />

explosions artig an, aus dem Luxusobjekt,<br />

das das Motorrad vor dem 1.<br />

Weltkrieg gewesen war, wurde langsam<br />

ein Gebrauchsgegenstand, für viele<br />

Menschen bezahlbar.<br />

Eine neues Label<br />

Die Weltwirtschaftskrise machte dann<br />

auch vor der Motorradproduktion<br />

in Deutschland nicht halt. Nach ca.<br />

195.000 produzierten Motorrädern im<br />

Jahr 1929 wurden im Jahr 1932 noch<br />

ganze 36.262 gebaut. Die RMW verkauften<br />

ihre Motorräder inzwischen<br />

unter einem neuen Label: “Phönix“.<br />

Nach der Machtübernahme durch die<br />

Nationalsozialisten werden Organisationen<br />

wie etwa das Nationalsozialistische<br />

Kraftfahrer-Korps (NSSK)<br />

geschaffen, die Rahmenbedingungen<br />

für die Produktion in Neheim ändern<br />

sich, wenn auch unter dunklen<br />

Vorzeichen, zunächst positiv.<br />

Ein weiterer Gebäudekomplex an<br />

der Langen Wende wird als „Werk<br />

II“ in die Firma eingebunden, und<br />

1936/1937 wird schließlich die insgesamt<br />

10.000te Maschine gefertigt<br />

- im Vergleich zu Marktführern wie<br />

Zündapp (200.000 Maschinen von<br />

1921 - 1938) waren die Sauerländer allerdings<br />

doch eher bescheidene „Player“<br />

auf dem Motorrad-Markt. Die<br />

Motorräder wurden teilweise direkt ab<br />

dem Neheimer Werk vertrieben, ansonsten<br />

setzt man auf Fachhändler. Aus<br />

heutiger Sicht sicher ungewöhnlich:<br />

Die Händler organisierten selbstständig<br />

Werbefahrten und nahmen sogar<br />

an Touren und Rennen teil, schalteten<br />

Anzeigen und klebten Plakate, um den<br />

Vertreib anzukurbeln. Vertriebspartner<br />

gab es unter anderem in Bielefeld,<br />

Siegen, Dortmund, Münster, Bremen,<br />

Mannheim und Dresden.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 39


Massive Umwälzungen<br />

Aus Liebe zum Automobil.<br />

Waschpark | Fahrzeugaufbereitung | Detailing<br />

Nehdener Weg 9<br />

59929 Brilon<br />

Der 2. Weltkrieg und die Nachkriegs zeit bringen, wie für<br />

wohl alle Wirtschaftsunternehmen Deutschlands, auch<br />

für die RMW massive Umwälzungen mit sich. 1940 muss<br />

die Motoradproduktion eingestellt werden, stattdessen<br />

werden für die Wehrmacht Motorräder repariert, für andere<br />

Unternehmen Flugzeugteile gedreht. 1943-1945 diente<br />

das Werk II als Unterkunft für russische und polnische<br />

Zwangsarbeiter. Nach dem Krieg stellte sich heraus, dass<br />

für eine Fortführung der Motorrad produktion erhebliche<br />

Investitionen und technische Entwicklungen notwendig<br />

waren; dies scheiterte jedoch maßgeblich an Firmengründer<br />

Karl Haardt, der auch im hohen Alter alleine entscheiden<br />

möchte. Vorschläge seines Sohnes Karl, in die aufblühende<br />

Nehei mer Leuchtenindustrie zu investieren, werden abgelehnt.<br />

Ein Moped („Phönixchen“) wurde entworfen, eine<br />

Kooperation mit dem <strong>Arnsberg</strong>er Kleinstwagenhersteller<br />

„Kleinschnittger“ angeleiert - es half nicht, 1952 bzw. 1953<br />

musste die Produktion eingestellt werden.<br />

Und das riesige Firmen-Gelände an der Langen Wende?<br />

Zunächst von einem Leuchtenhersteller und sogar einem<br />

Getränkemarkt genutzt, fällt der imposante Komplex in<br />

den Jahren 1982-1987 schließlich dem Neubau der Autobahn<br />

A 445 zum Opfer.<br />

Heute erinnert in der Langen Wende nichts mehr an die<br />

Ruhrtaler Motorenwerke, die im Rückblick betrachtet ein<br />

interessanter Teil der Sauerländer Industrie-Geschichte sind.<br />

Überlebt haben allerdings einige bis heute liebevoll gepflegte<br />

Prachtstücke aus der Motorrad-Produktion, einige davon<br />

sogar an ihrem “Geburtsort“ Neheim! ■<br />

Die Endmontage der Phönix<br />

erfolgte zeitweise auch in<br />

Eslohe-Wenholthausen.<br />

40 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Mobil auch ohne Auto<br />

und Führerschein<br />

Mitfahrbänke in Rüthen<br />

Christel Zidi<br />

E<br />

in Sonntagnachmittag auf dem Land – und der<br />

letzte Bus ist Ihnen gerade vor der Nase weggefahren.<br />

Haben Sie das auch schon mal erlebt? Nervig, wenn<br />

dann so einige Fahrzeuge aus Ihrem Wohnort vorbeifahren<br />

und sie doch eigentlich mitnehmen könnten. Die meisten<br />

dieser Fahrer werden aber denken, dass Sie auf jemanden<br />

warten – oder Ihr Bus gleich kommt … Angesichts dieses Szenarios<br />

fragt man sich, warum es „Mitfahrbänke“, wie sie im<br />

Frühjahr in Rüthen aufgestellt wurden, nicht schon viel länger<br />

gibt.<br />

Eine Gruppe engagierte Bürger aus dem Raum Rüthen-Warstein<br />

hat sich den Klimaschutz auf ihre Fahnen geschrieben. Schon ihr<br />

Name sagt alles über ihr Anliegen: Klimaschutz – hier und jetzt.<br />

Eine Arbeitsgruppe dieses Bündnisses widmet sich der Mobilität.<br />

Dass es dabei nicht immer um Elektromobilität gehen muss,<br />

haben sie mit ihrem jüngsten Projekt bewiesen: zwei „Mitfahrerbänke“<br />

sorgen für Mobilität – auch ohne Führerschein und<br />

eigenes Auto.<br />

Hanna Hentschel ist eines der Mitglieder und hat uns den<br />

Grund für die Aufstellung dieser beiden Bänke genannt: „Mit<br />

unserer Klimagruppe haben wir überlegt, wie mehr Menschen<br />

auf ihr Auto verzichten können und wir die Erreichbarkeit<br />

der umliegenden Dörfer verbessern können.“ Vorbild<br />

für die Gruppe war ein Nachbarort, der bereits<br />

eine Mitfahrbank aufgestellt<br />

hatte. „Wir wollten zusätzlich zum öffentlichen Nahverkehr ein<br />

Angebot schaffen, vor allem für Jugendliche oder auch ältere<br />

Menschen, die kein Auto mehr fahren.“<br />

Im März wurden zwei Bänke aufgestellt, die mehrere Orte erreichen<br />

und mit einem Schild ausgewählt werden. Bezuschusst<br />

wurde die Aktion durch einen Heimatscheck der Stadt Rüthen.<br />

Mit dieser Maßnahme ist es jetzt möglich, die Erreichbarkeit<br />

zwischen den Ortschaften zu verbessern. Zum einen zu den angrenzenden<br />

Dörfern rund um Rüthen und zum anderen, um die<br />

Wege zu den nahegelegenen Städten Warstein und Lippstadt zu<br />

verkürzen.<br />

Mitfahrbänke sind vor allem da sinnvoll, wo das Bus- oder Bahnliniennetz<br />

nur unzureichend ist, also überwiegend in kleineren<br />

Ortschaften oder entlegen liegenden Städten. Die Kommunikation<br />

ist einfach: Die Bänke sind entsprechend gekennzeichnet<br />

und wer darauf Platz nimmt, signalisiert, dass er mitgenommen<br />

werden möchten. Die Beteiligten können<br />

anschließend selbst entscheiden, ob sie eine<br />

Mitfahrgemeinschaft bilden möchten.<br />

Mitfahrerbänke haben bereits auch in<br />

anderen Orten des Sauerlandes Schule<br />

gemacht, zum Beispiel in <strong>Arnsberg</strong>-Voßwinkel,<br />

in Niedermarsberg und in<br />

Willingen-Eimelrod. ■<br />

MITFAHRBANK<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 41


Zwei Vorreiter in Sachen Elektromobilität<br />

TESLA UND DIE<br />

STADT WARSTEIN<br />

Christel Zidi<br />

Warstein hat bundesweit<br />

die größte Ladepunktdichte<br />

pro Einwohner<br />

Manchmal reicht ja eine<br />

Überschrift, um ein<br />

Gerücht in die Welt zu<br />

setzen. Deshalb gleich vorweg: Nein,<br />

Tesla hat nicht vor, ein Werk in<br />

Warstein zu bauen. Trotzdem gibt es<br />

etwas, das beide gemein haben: Sie<br />

sind Vorreiter in Sachen Elektromobilität.<br />

Der eine weltweit, der andere<br />

– zumindest in einem Berei ch – sogar<br />

bundesweit.<br />

Die Elektromobilität ist weltweit auf<br />

dem Vormarsch. Auch im Sauerland<br />

steigt sie stetig an. Damit das so weitergehen<br />

kann, ist es wichtig, dass es<br />

genügend Ladepunkte und damit eine<br />

gut ausgeprägte Lade-Infrastruktur<br />

gibt. Eine Stadt sticht dabei besonders<br />

hervor, erfahren wir von Warsteins<br />

Wirtschaftsförderer Dirk Risse: „Gemessen<br />

an der Einwohnerzahl haben<br />

wir damit weiterhin die wohl größte<br />

Dichte an Ladepunkten bundesweit.<br />

Und weitere sind in Planung.” Genauer<br />

gesagt, sind das aktuell 28 Ladepunkte,<br />

also ein Ladepunkt pro 879 Einwohner<br />

(IT NRW vom 30.06.2020).<br />

Wenn der Wirtschaftsförderer Risse<br />

davon überzeugt ist, “dass die Stadt<br />

Warstein mit ihrem Ladesäulenkonzept<br />

auf dem richtigen Weg ist”,<br />

hat er sicherlich recht. Denn die Elektromobilität<br />

ist ganz klar auf dem Vormarsch.<br />

Schon in 2019 wurden z. B.<br />

in Norwegen bereits mehr Elektroautos<br />

als solche mit Verbrennungsmotor<br />

zugelassen. Auch im Sauerland steigen<br />

die Zahlen: Während im HSK mit<br />

Stand vom 31.12.2012 gerade mal<br />

19 reine Elektrofahrzeuge angemeldet<br />

wurden, waren es 2020 (Stand:<br />

31.10.2020) bereits 802. Bei den<br />

Hybridelek trofahrzeugen gab es mit<br />

Stand vom 31.12.2012 107 Anmeldungen,<br />

bis zum 31.10.2020 schon<br />

2.254 (Quelle: Pressestelle HSK).<br />

Apropos Tesla. Dieser Name wird<br />

zwangsläufig mit Elektroautos verbunden.<br />

Wer aber war der Namenspatron<br />

Tesla eigentlich? Werfen wir doch mal<br />

einen Blick auf sein Leben:<br />

Nikola Tesla: Ein Leben<br />

in Widersprüchen<br />

So manch einer, der einem Straßenarbeiter<br />

bei der Arbeit zusieht, fühlt<br />

sich gesellschaftlich überlegen. Mal<br />

abgesehen davon, dass jede ehrliche<br />

Arbeit Respekt verdient, sei es der<br />

Müllmann, die Reinigungsfrau oder<br />

Fließbandarbeiter, kennen wir nur<br />

selten die Geschichte der Menschen,<br />

42 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Zufriedenheitsabfrage 2019 bei Kunden Freier Werkstätten.<br />

Durchgeführt von Mister A.T.Z. GmbH, 58313 Herdecke · www.werkstatt-des-vertrauens.de<br />

die dort am Straßenrand ihre Arbeit<br />

verrichten. Im Frühjahr 1887 war es<br />

Nikolas Tesla, der als Tagelöhner im<br />

Straßenbau in New Jersey arbeitete.<br />

Der Sohn eines serbisch-orthodoxen<br />

Priesters aus Kroatien studierte zunächst<br />

Maschinenbau. Im ersten Jahr<br />

an der Hochschule war er noch Feuer<br />

und Flamme für sein Studium, dann jedoch<br />

nahm sein Interesse ab. Nachdem<br />

er die Studiengebühren nicht mehr<br />

bezahlt hatte, wurde er exmatrikuliert.<br />

Später arbeitete er in Slowenien,<br />

Tchechien, Ungarn und Paris, bis es<br />

ihn, der zu diesem Zeitpunkt fast mittellos<br />

war, 1884 in die USA verschlug.<br />

Er musste noch einige Umwege gehen,<br />

bis seine Ideen zu einem rotierenden<br />

magnetischen Feld, einem<br />

soge nannten Drehfeld, und zum Mehrphasen-Wechselstrom<br />

Anerkennung<br />

fand. Teslas erstes Patent, das der<br />

drahtlosen Energieübertragung, gilt<br />

heute als erstes Patent der Funktechnik;<br />

eigentlich wollte er damit Energie<br />

zur Beleuchtung übertragen. Später<br />

wurden seine Arbeiten zunehmend<br />

skurriler, mit einem Hang zur Metaphysik<br />

und zum Transzendentalismus.<br />

Teslas Leben war ein ständiges Auf<br />

und Ab. Während er 1898 noch im<br />

Luxus-Hotel Waldorf-Astoria wohnte,<br />

konnte er auf dessen Namen 112 Patente<br />

angemeldet waren, 1930 seinen<br />

Unterhalt kaum noch bezahlen.<br />

Auf der einen Seite lebte Tesla, soweit<br />

bekannt, sehr keusch und<br />

galt als Humanist.<br />

Auf der anderen Seite ging er in seiner<br />

Freizeit Glücks- und Kartenspielen<br />

nach. Er hielt das weibliche Geschlecht<br />

für überlegen, hatte aber eine Ablehnung<br />

gegenüber „bestimmenden“<br />

Frauen. Der Vegetarier, 1,88 m groß<br />

und 64 Kilo schwer, zeigte auch ganz<br />

offen seine Ablehnung gegenüber<br />

übergewichtigen Menschen.<br />

Nikolas Tesla wurde als orthodoxer<br />

Christ erzogen; glaubte aber nicht an<br />

das Leben nach dem Tod. Wie dem<br />

auch sei, zumindest das, wofür sein<br />

Name heute steht, ist lebendig wie nie<br />

zuvor. ■<br />

Wir sind<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 43


Nostalgische Zeitreise<br />

mit dem Rad<br />

TWEED<br />

RUN<br />

in Brilon<br />

Silvia Padberg<br />

Museum Haus Hövener /<br />

Heimatbund Semper Idem eV<br />

Beim Tweed Run geht es um<br />

das Radfahren. Nicht ums<br />

Biken mit hautenger Sportkleidung.<br />

Nicht um einen Run, bei<br />

dem möglichst schnell möglichst viele<br />

Kilometer gemacht werden. Es geht<br />

vielmehr um ein Event, für das man<br />

sich so richtig in Schale wirft. Und<br />

das heißt in diesem Fall: stylische,<br />

britische Kleidung aus den Zwanziger<br />

und Dreißigerjahren: Tweed, Tartan,<br />

Knickerbocker, Barbour-Jacke, Hut<br />

oder Kappe.<br />

Dieser Trend, der aus England zu<br />

uns gekommen ist, begeisterte auch<br />

die Mitglieder des Briloner Heimatbundes<br />

„Semper Idem“. 2019 organisierten<br />

Rudi Heppe und Winfried<br />

Dicke 2019 den ersten Briloner<br />

„Tweed Run“.<br />

Bei dem Radel-Event ging es 8,63<br />

Kilometer mit den unterschiedlichsten<br />

Vintage-Rädern durch Brilons<br />

Straßen. Ein stilechtes Picknick nach<br />

englischer Art gehörte selbstverständlich<br />

dazu.<br />

Der Tweed Run soll auch in diesem<br />

Jahr wieder stattfinden. ■<br />

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Sabina Butz<br />

Anke Kemper<br />

Anmerkungen zur Mobilität im Sauerland<br />

Für das Ruhrtal finden sich Hinweise<br />

einer altsteinzeitlichen Besiedlung.<br />

Für die Mobilität vor ca.<br />

4.000 Jahren – da sind sich einmal alle<br />

Wissenschaftler einig – gab es damals<br />

schnelle oder langsame Füße und sonst<br />

gar nichts. Das änderte sich erst mit der<br />

Domestizierung des Pferdes. Pferde dienten<br />

dabei zunächst als Rohstoffquelle zu<br />

Nahrungszwecken und wurden später als<br />

Trag- und Zugtiere eingesetzt.<br />

Ab dem Mittelalter sind wir auf sichererem<br />

Terrain: Zu Zeiten der Hanse, an die Meschede<br />

über <strong>Arnsberg</strong> angeschlossen war,<br />

herrschte im 14. Jahrhundert im Sauerland<br />

eine rege Fernhandelstätigkeit, die ohne<br />

Pferdetransporte undenkbar gewesen sein<br />

dürfte. Allerdings waren die „Straßenverhältnisse“<br />

oder besser die Wegebeschaffenheit<br />

eine große Herausforderung für<br />

Pferd und Mensch. Da das Sauerland insgesamt<br />

keine gewinnversprechende Landwirtschaft<br />

oder sonstige Erwerbsmöglichkeiten<br />

bot, war die Infrastruktur in einem<br />

recht desolaten Zustand. Die Sauerländer<br />

Wanderhändler, die seit dem 16. Jahrhundert<br />

Holz- und Stahlwaren handelten,<br />

später besonders im Sensenhandel unterwegs<br />

waren, gingen überwiegend zu Fuß.<br />

Ein eigenes Fuhrwerk war zu kostspielig.<br />

Hinzu kam die schlechte Beschaffenheit<br />

der befahrbaren Wege. Insgesamt<br />

gilt wohl, dass sich reiche Unternehmer,<br />

Bauern und vor allem Adelige Pferde und<br />

Kutschen leisten konnten, von einer allgemein<br />

zugänglichen Mobilität sollte man<br />

aber erst nach der Einrichtung der Postkutschen<br />

sprechen. Die erste Postkutsche<br />

rumpelte 1686 von Nürnberg nach Hof,<br />

wo man Anschluss nach Leipzig mit der<br />

sächsischen Postkutschenlinie hatte. Eine<br />

Sensation für die damalige Zeit. Auch im<br />

Sauerland fand die Postkutsche ab dem<br />

18. Jahrhundert eine große Nachfrage.<br />

Postkutschen sollten bis zum Ende des<br />

19. Jahrhunderts das Überlandreisemittel<br />

schlechthin bleiben.<br />

Eine Reise in einer Kutsche können wir<br />

uns heute kaum noch vorstellen: Gefährlich,<br />

unbequem und anstrengend ist eher<br />

eine harmlose Beschreibung für solche<br />

Reisen. Das änderte sich im Sauerland<br />

Ende des 19. Jahrhunderts mit der ersten<br />

Eisenbahn, die 1871 von Schwerte durch<br />

das Hochsauerland bis Warburg fuhr. Zur<br />

Erinnerung: Die erste Eisenbahnstrecke<br />

in Deutschland wurde 1835 auf der Strecke<br />

Nürnberg-Fürth eröffnet, also nur 35<br />

Jahre, bevor Meschede bahntechnisch zu<br />

erreichen war.<br />

Busverkehr gab es hier im Hochsauerland<br />

erst ab den 1950er Jahren, wobei die großen<br />

Entfernungen und vielen kleinen Ansiedlungen<br />

nicht leicht zu bedienen waren.<br />

Mit dem heutigen Nahverkehr kann man<br />

das gewiss nicht vergleichen. In der Nachkriegszeit<br />

finden wir Fahrräder und Motorräder<br />

bis das Wirtschaftswunder auch<br />

im Sauerland einzog, nachdem Gottlieb<br />

Daimler eine für seine Frau Emma gedachte<br />

Kutsche 1886 motorisierte und<br />

damit das Zeitalter der Automobile einleitete.<br />

Wenn wir heute von Meschede nach<br />

<strong>Arnsberg</strong> fahren, dann dauert das knapp<br />

30 Minuten. Mal eben zum Shoppen<br />

nach <strong>Arnsberg</strong> wäre mir mit dem Pferd<br />

zu anstrengend, in der Kutsche hätte ich<br />

zum Einkaufen kaum noch Zeit, und<br />

zu Fuß taugt jetzt irgendwie nicht als<br />

Alternative. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 45


Hey Nachbar,<br />

darf ich mal Dein Auto…?<br />

Sonja Funke<br />

Anke Kemper<br />

W<br />

ie outet sich die gemeine<br />

Sauerländerin als, Verzeihung,<br />

Öko-Sau? Auf die<br />

Frage: „Wie, ihr braucht ein eigenes<br />

Auto?“, antwortet sie: „Nee, nicht eins,<br />

sondern zwei!“ Welch Totalausfall in<br />

Sachen Klimabilanz. Aber leider unvermeidbar,<br />

wenn man nicht jeden<br />

Tag Dutzende Kilometer zu Fuß oder<br />

mit dem Rad hinlegen will. Zum Einkaufen,<br />

zum Job, zu den Hobbies der<br />

Kinder, in den Urlaub geht’s mit dem<br />

eigenen Kfz.<br />

Freunde aus Köln dagegen besuchen uns<br />

immer mit einem Car-Sharing-Auto. Ein<br />

Service, der in Großstädten längst etabliert<br />

ist. Sie wohnen in der Innenstadt<br />

und besitzen gar kein Auto mehr! Und<br />

Car-Sharing kommt für sie auch nur dann<br />

in Frage, wenn die Zugverbindungen so<br />

gar nicht zu ihren Reiseplänen passen.<br />

Also selten. Nur fast immer, wenn es ins<br />

Sauerland geht.<br />

Doch es tut sich was. In Winterberg<br />

können sich Touristen wie Einheimische<br />

unkompliziert einen von insgesamt zwei<br />

kleinen E-Ups (VW) bei der Touristik im<br />

Oversum mieten und ökologisch wertvoll<br />

bis zu 180 Kilometer in der Region erkunden.<br />

Nicht weit entfernt hat Elkeringhausen<br />

ein eigenes „Dorfauto“. Meschede<br />

bietet über die Mobilitätsstation der Deutschen<br />

Bahn „Flinkster Carsharing“ an.<br />

Und: Der Hochsauerlandkreis will über<br />

den Wettbewerb „Teil.Land.NRW“ ein<br />

Car-Sharing-Projekt in acht Modellkommunen<br />

initiieren.<br />

Diese Ansätze womöglich, Stichwort<br />

„smart city“, mit einer App zu verbinden,<br />

das wäre der Gipfel. Projekte dazu sind<br />

hinter den Kulissen bereits angestoßen!<br />

Wenn bald einer aus der Großstadt fragt:<br />

„Wie, ihr braucht ein eigenes Auto?“, sage<br />

ich: „Nö! Das regele ich über die Car-Sharing-App,<br />

woll. Sehe gerade, das Dorfauto<br />

ist heute von 15 bis 18 Uhr frei. Wo woll’n<br />

wer denn mal hinjuckeln?“ ■<br />

46 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Daniel Thamm aus<br />

Wehrstapel ist Ballonfahrer<br />

voller Leidenschaft<br />

Up, up<br />

and away…<br />

Britta Melgert<br />

privat<br />

S<br />

auerländer mit Basiswissen<br />

über das Ballonfahren gibt es so<br />

einige. Da war wohl die Warsteiner<br />

Montgolfiade prägend. In<br />

kaum einer anderen Region Deutschlands<br />

soll es so viele Ballon-Piloten<br />

geben wie hier. Einer von ihnen ist Daniel<br />

Thamm aus Wehrstapel. Er hat uns (gedanklich)<br />

mit auf eine Ballonfahrt genommen.<br />

„Es ist eines der wenigen Abenteuer des heutigen Lebens“, ist<br />

sich Daniel Thamm sicher. Drei Gäste dürfen ihn begleiten<br />

im Korb unter seinem Ballon. Eine Reise, die der Wind bestimmt.<br />

Das Ziel kann man nur erahnen. „Wenn es jedoch<br />

Wunschrouten gäbe, dann läge eine Fahrt über den Hennesee<br />

eindeutig auf Platz 1 der Liste.“<br />

Zwei Stunden –<br />

abhängig von der Sonne<br />

Daniel Thamm<br />

So in etwa zwei Stunden dauert eine Fahrt. „Die optimalen<br />

Bedingungen hängen von der Windstärke ab, und die ist direkt<br />

nach Sonnenaufgang oder vor<br />

Sonnenuntergang meist optimal für<br />

mein Hobby.“ Lächelnd ergänzt er:<br />

„Ich kann bei einer Ballon-Fahrt<br />

wunderbar vom Alltag abschalten.<br />

Der Korb hebt ab, und schon bald hört<br />

man bloß noch das Fauchen der Flamme<br />

– ansonsten pure Stille!“<br />

Sauerland von oben –<br />

immer wieder anders<br />

Und dann … „Natürlich liebe ich es, bekannte Orte von oben<br />

auf eine besondere Art kennenzulernen. Die Häuser meines<br />

Heimatdorfes, der Verlauf der Ruhr oder der Blick in den<br />

Schornstein des größten Unternehmens hier – schon klasse!<br />

Aber generell ist jede Fahrt über dem Sauerland ein echtes Erlebnis.<br />

1.000 Berge – und jeder sieht doch wieder anders aus“,<br />

lächelt Thamm. Wie gut, dass der Wind den Ballonfahrer immer<br />

wieder woanders hin weht… ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 47


Keine Angst vor 450 Pferdestärken<br />

Pauline Zacharias macht mit 21 Jahren ihren Busführerschein<br />

Pauline Zacharias<br />

Anke Kemper<br />

S. Droste<br />

13<br />

Meter lang, ca. 18 Tonnen<br />

schwer, 450 PS – Mit<br />

der Zusatzqualifikation<br />

zum Busführerschein machte sich die<br />

21-jährige Pauline Zacharias ihren<br />

Kindheitstraum möglich. Nun darf<br />

sie uneingeschränkt europaweit Bus<br />

fahren.<br />

Durchstarten und eine saubere<br />

Bremsung hinlegen<br />

„Normalerweise darf man mit 21 Jahren<br />

nur in einem Umkreis von 50 km<br />

fahren“, beginnt Pauline Zacharias. Zur<br />

beschleunigten Grundqualifikation<br />

hing sie noch die Regelprüfung dran<br />

und machte eine zusätzliche praktische<br />

Prüfung. Nun darf sie auch im Gelegenheitsverkehr<br />

uneingeschränkt fahren.<br />

„Auch die theoretische Prüfung war umfangreicher<br />

und der zwölfwöchige Vorbereitungskurs<br />

fiel weg. Ich musste mir<br />

das selbst beibringen“, erzählt sie weiter.<br />

Für ihre zusätzliche praktische Prüfung<br />

musste sie u. a. eine Route planen und<br />

abfahren. „Es wurde ein Viereck aufgestellt,<br />

dort musste ich reinfahren,<br />

wenden und an gleicher Stelle wieder<br />

rausfahren. Dann musste ich aus 15<br />

Meter Entfernung einschätzen, wie weit<br />

das „Tor“ zusammengeschoben werden<br />

durfte, damit ich mit dem Bus reinpasse<br />

und das so knapp wie möglich“, fügt sie<br />

hinzu. Pauline ist in ihrem Element. Begeistert<br />

berichtet sie noch über Pumpbremsung,<br />

also im Grunde „´ne saubere<br />

Bremsung hinzulegen“, nachdem man<br />

innerhalb 65 m auf 30 km/h beschleunigt,<br />

an der ersten Pylone anfängt zu<br />

bremsen, um dann bei der hinteren<br />

Pylone zum Stehen zu kommen. „Man<br />

stellt sich das Busfahren schlimmer vor,<br />

als es ist. Wenn man erst einmal raushat,<br />

wie man um die Kurve muss, ist es<br />

wie mit einem Riesen-Gokart.“<br />

Ausbildung zur Mechatronikerin<br />

für Nutzfahrzeuge<br />

Neben ihrer Busfahrprüfung sitzt sie<br />

gerade an der Abschlussprüfung zur<br />

Mechatronikerin. Für sie stand schon<br />

immer fest, dass sie irgendwann ins Fa­<br />

48 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Der neue<br />

ID.4 GTX*<br />

Ihre Ausbildung macht sie z. Zt. bei der<br />

Firma EvoBus in Dortmund. „Während<br />

meiner Ausbildung mache ich hauptsächlich<br />

Elektrik und diesen Part werde<br />

ich später auch hier zu Hause in der<br />

Werkstatt übernehmen. Aber erst mal<br />

bleibe ich noch bei EvoBus. Es gefällt<br />

mir dort sehr gut“, fügt sie hinzu. In<br />

ihrer Klasse ist sie die einzige weibliche<br />

Auszubildende. „Für den Bereich<br />

Nutzfahrzeuge gibt es sehr wenige<br />

Mechatronikerinnen.“<br />

milienunternehmen einsteigen würde.<br />

„Schon als Kindergartenkind bin ich<br />

mit Papa gerne Bus oder LKW gefahren“,<br />

erzählt sie. Irgendwann musste sie<br />

sich dann entscheiden: Will ich lieber in<br />

den kaufmännischen oder den technischen<br />

Bereich einsteigen. „Ich hatte eine<br />

Bewerbung als Industriekauffrau fertig<br />

geschrieben, merkte dann aber beim<br />

Durchlesen: nein, das möchte ich lieber<br />

nicht, so acht Stunden im Büro sitzen,<br />

ist nichts für mich.“<br />

Bei einer Panne unterwegs ist das nicht<br />

mehr so einfach wie früher. „Wenn es<br />

etwas Mechanisches ist, kann ich das<br />

selbst beheben, bei Elektronik wird es<br />

komplizierter, da braucht man dann<br />

ein Diagnosegerät“, weiß sie. Bei einer<br />

Reifenpanne könnte es auch schwierig<br />

werden, wenn man bedenkt, dass<br />

ein Busreifen mit Felge mindestens<br />

50 kg wiegt. „So ein Reifen wiegt ja<br />

mehr als ich“, lacht sie. „Aber dafür<br />

gibt es gute Hilfsmittel. Und wenn<br />

mir das an meinem Ausbildungsplatz<br />

mal nicht so gelingt, helfen auch die<br />

Kollegen.“<br />

Vernunft trifft Fahrspaß.<br />

Sportlich wie ein GTI, komfortabel wie ein SUV und<br />

nachhaltig wie ein ID. - der neue ID.4 GTX beweist<br />

mit seinem optionalen Allradantrieb eindrucksvoll,<br />

wie sich Effizienz und vollelektrische, lokal CO 2<br />

-freie<br />

Performance auf hohem Niveau verbinden lassen. Und<br />

auch optisch ist der neue ID.4 GTX bereit, in die Zukunft<br />

durchzustarten: mit den exklusiven, serienmäßigen<br />

20-Zoll-Leichtmetallfelgen, dem schwarzen Hochglanz-<br />

Lüftungsgitter und der prägnanten Lichtsignatur in den<br />

Air Curtains.<br />

* Stromverbrauch des neuen ID.4 GTX, kWh/100 km:<br />

kombiniert 16,3; CO 2<br />

-Emissionen, g/km: kombiniert 0.<br />

Fahrzeugabbildung zeigt Sonderausstattung<br />

gegen Mehrpreis.<br />

Bald ist Urlaub angesagt und die Zeit<br />

wird genutzt, um im Familienunternehmen<br />

Erfahrungen zu sammeln.<br />

„Ich soll bei sechs Bussen die Abbiegeassistenten<br />

nachrüsten.“ Wenn es um<br />

Elektrik geht, wird Pauline bereits mit<br />

eingebunden. „Die beiden angestellten<br />

Monteure im Betrieb kümmern<br />

sich mehr um das Mechanische.“<br />

Ihr Volkswagen Partner<br />

Friedrich Hoffmann GmbH & Co. KG<br />

Remmeswiese 24, 59955 Winterberg, Tel. 02981 9207-0<br />

Am Gelben Berg, 59846 <strong>Sundern</strong>, Tel. 02933 9768-30<br />

Warsteiner Str. 50, 59872 Meschede, Tel. 0291 9966-0<br />

Wickersdorfer Ring 6, 35099 Bottendorf, Tel. 06451 23020-30<br />

info@friedrich-hoffmann.de, friedrich-hoffmann.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 49


Zukunft gesichert<br />

Die Vollblut-Busfahrerin und -Mechatronikerin<br />

hat noch weitere Ziele:<br />

„Nach meiner Ausbildung zur Mechatronikerin<br />

möchte ich den Fachwirt für<br />

Personenverkehr und Mobilität machen.<br />

Das wäre eine gute Vorbereitung auf<br />

das, was mich im Betrieb hier erwartet“,<br />

berichtet Pauline Zacharias. Ihr Plan ist<br />

es, später auch in die Disposition und<br />

Fahrplangestaltung einzusteigen. „Mein<br />

Bruder kümmert sich hier mehr um<br />

das Kaufmännische“, erzählt sie weiter.<br />

„2018 hatten wir 75-jähriges Betriebsjubiläum.<br />

Mein Bruder Fabio und ich sind<br />

jetzt die vierte Generation in unserem<br />

Betrieb und wir wollen mindestens die<br />

100 voll machen!“ Pauline interessiert<br />

sich auch für die Geschichte von Bussen.<br />

„Irgendwann baue ich mal mit Papa<br />

einen alten Setra S8 um, das war der<br />

erste Bus, den Setra auf den Markt gebracht<br />

hat. Und damit mache ich dann<br />

eine Tour durch Europa“, schwärmt sie.<br />

Hoffentlich geht es<br />

bald wieder los!<br />

Die Reisebusse stehen seit der Pandemie<br />

still. „Am liebsten würde ich Erfahrungen<br />

sammeln als zweite Fahrerbesetzung.<br />

Zum Beispiel in Richtung Toskana<br />

oder nach Meran, um mal zu sehen,<br />

wie das so abläuft“, berichtet sie. Auch<br />

hier im Sauerland übt sie momentan<br />

ihre Fahrpraxis. Regelmäßig bewegt sie<br />

die Busse. Die Gänge müssen durchge­<br />

„Wenn man erst einmal<br />

raushat, wie man um die<br />

Kurve muss, ist es wie mit<br />

einem Riesen-Gokart.“<br />

- Pauline Zacharias<br />

schaltet, alle Komponenten ans Laufen<br />

und auf Temperatur gebracht werden<br />

und das Öl in Bewegung kommen, um<br />

die Standschäden so minimal wie möglich<br />

zu halten, erfahren wir. Auch jetzt,<br />

nachdem sie von einer Fahrt zurück ist,<br />

wechselt sie das Nummernschild an einen<br />

anderen Bus, um damit zusammen<br />

mit ihrer Schwester und einer Freundin<br />

eine Tour zu machen. Die Pflicht wird<br />

zum Spaß. „Es geht nach Velmede zum<br />

Eisessen“, sagt sie abschließend. Da<br />

kann man nur noch sagen: Sie haben Ihr<br />

Ziel erreicht! ■<br />

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Über den Wolken…<br />

Flugplätze im Sauerland<br />

Wer einmal ein kleines Stück „grenzenloser Freiheit“ erleben<br />

möchte, muss in die Luft steigen. Das geht auch ohne<br />

Pilotenschein, denn verschiedene Flugclubs und -gemeinschaften<br />

im Sauerland bieten Mitfahrgelegenheiten an:<br />

Der Luftsportclub <strong>Arnsberg</strong> bietet Gastflüge im Motorflieger<br />

oder -segler oder mit einer Cessna an. Südlich von Echthausen,<br />

bei Voßwinkel ist der Flugplatz <strong>Arnsberg</strong>-Menden<br />

zu finden. In Meschede-Schüren ist es der Fliegerclub Milan,<br />

der die Möglichkeit eines Einführungsfluges<br />

Christel Zidi<br />

anbietet. Gedacht für alle, die später selbst eine Pilotenausbildung<br />

machen möchten. Auch von Schmallenberg-Rennefeld<br />

aus kann man die „Welt von oben“ betrachten. Von<br />

einer Sportmaschine, einem Ultraleicht-Flugzeug oder einem<br />

Segelflugzeug aus. Dann also: Holm und Rippenbruch,<br />

wie es unter Fliegern<br />

heißt. ■<br />

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KFZ-Sachverständiger und Havarie-<br />

Kommissar Rainer Herdieckerhoff<br />

Mit dem Spürsinn<br />

eines Detektives<br />

Christel Zidi<br />

privat<br />

Die Liebe zu Fahrzeugen hat den Voßwinkeler<br />

Rainer Herdieckerhoff zu dem werden lassen,<br />

was er heute ist: KFZ- Meister und KFZ-Sachverständiger.<br />

Zusätzlich ist er auch Havarie-Kommissar.<br />

Der Voßwinkeler ist seit gut 25 Jahren selbständig. Wenn er<br />

erzählt, bekommt man schnell eine Vorstellung davon, wie<br />

abwechslungsreich sein Beruf ist.<br />

In Fachkreisen hat sich Rainer Herdieckerhoff schon längst<br />

einen exzellenten Ruf erworben. Kein Wunder, denn er bietet<br />

nicht nur 25 Jahre Erfahrung, sondern jede Menge Leidenschaft<br />

für seinen Beruf. „Das habe ich in die Wiege gelegt bekommen“,<br />

berichtet er, „Schon als kleiner Junge haben mich<br />

Autos interessiert. Mein Vater war auch autoaffin. Und so habe<br />

ich mein Hobby zum Beruf gemacht.“ Nach der Ausbildung<br />

und weiteren sieben Jahren bei Mercedes machte er den Meistertitel<br />

und bildete sich anschließend zum KFZ-Gutachter weiter.<br />

Es folgte eine kurze Angestelltentätigkeit in Hamm, 1995<br />

machte er sich selbständig.<br />

Der Fahrzeug-Spezialist<br />

Hauptsächlich geht es in seinem Beruf um KFZ-Schadensgutachten<br />

und Bewertungen in Haftpflicht und Kasko. Praktisch<br />

bedeutet das, dass Rainer Herdieckerhoff hinzugezogen wird,<br />

wenn ein Fahrzeug zum Beispiel in einen Unfall verwickelt<br />

wurde oder wenn es um Betriebs-, Motor- oder Lackschäden<br />

geht. Es geht dabei um Schäden und Bewertungen an allen<br />

Fahrzeugen. In Kürze wird dieser Bereich auf Fahrräder, E-<br />

Bikes etc. erweitert.<br />

Rainer Herdieckerhoffs Tätigkeit erinnert an Detektivarbeit. Er<br />

sichtet Schäden, erstellt Kostenvoranschläge, prüft Rechnungen,<br />

manchmal auch andere Schadensgutachten. Viel akribisches<br />

Arbeiten gehört dazu, auch gute Beweisfotos sind unerlässlich,<br />

denn „letztlich geht es immer um die Schadenhöhe“, so Herdieckerhoff.<br />

Vorteilhaft ist auch eine gute Menschenkenntnis.<br />

Schließlich muss er vieles, das ihm erzählt wird, hinterfragen:<br />

„Wie ist der Unfall passiert? Kann das wirklich so sein? Gehören<br />

alle Schäden wirklich zusammen oder ist ein Altschaden dabei?<br />

Einer, der durch einen neuen Schaden verdeckt werden soll? Ist<br />

das Auto schon mal nachlackiert worden? Hierzu misst er die<br />

Dicke des Lackes mit einem Lackschichtdickenmessgerät.<br />

Mit allen möglichen Fahrzeugtypen hat Herdieckerhoff zu tun,<br />

mit PKW, LKW, Transportern und Wohnmobilen. Auch mit<br />

Jet-Skis kennt er sich aus. Das führte einmal dazu, dass die<br />

Wasserschutzpolizei in Hamburg ihm einen Auftrag erteilte:<br />

„Ich musste dann nach Hamburg, um festzustellen, ob der Jet-<br />

Ski manipuliert war“. Im Sauerland gibt es eben Spezialisten<br />

jeglicher Art.<br />

Der Oldtimer-Profi als Classic-Data-Partner<br />

Expertisen für Oldtimer und Liebhaberfahrzeuge zu stellen, bereitet<br />

Rainer Herdieckerhoff besondere Freude. Was zu Anfang<br />

nur ein Hobby war, hat sich in den letzten Jahren stark ausgeweitet.<br />

Denn immer mehr Menschen interessieren sich - wie<br />

er - für Oldtimer. Einige Fotos dieser Fahrzeuge zeigt uns der<br />

Experte: Oldtimer, Youngtimer, Exoten. Es gibt sie nicht nur als<br />

PKW, sondern auch als Mofa, Motorrad, LKW oder Traktor.<br />

Seine Kunden beauftragen ihn, um zu wissen, was ihr „altes<br />

Schätzchen“ wert ist, ob es mal einen Unfallschaden hatte oder<br />

einen anderen Vorschaden. Auch wenn es bei so einem Fahrzeug<br />

zum Unfall kommt. Ob bei Alltagsfahrzeugen oder Oldtimern:<br />

Rainer Herdieckerhoff begleitet und berät seine Kunden<br />

auch beim Fahrzeugkauf.<br />

Der Havariekommissar<br />

Herdieckerhoff arbeitet auch als Havariekommissar. Auf der<br />

einen Seite eine völlig andere Tätigkeit, aber letztlich geht es<br />

auch hier um die Schadensaufname und Schadensprüfung. Es<br />

sind meist Speditionen oder Versicherungen, die ihn beauftra-<br />

52 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Rainer Herdieckerhoff<br />

Sachverständigen Center Herdieckerhoff<br />

Füchtener Strasse 12<br />

59757 <strong>Arnsberg</strong><br />

Mobil: 0171 - 740 4921<br />

www.gutachter-arnsberg.de<br />

gen. Zum Beispiel, wenn ein LKW einen Unfall hatte. Statt<br />

Motorblock oder andere KFZ-Teile zu überprüfen, muss er<br />

hier feststellen, wie hoch der Schaden an der Ladung ist und<br />

was noch zu retten ist. Sind evtl. Kühlketten noch nicht unterbrochen,<br />

kann die Ware weiterverwendet werden? Oder muss<br />

das gesamte Transportgut verschrottet oder entsorgt werden?<br />

Umfangreich und abwechslungsreich auch dieser Bereich. Da<br />

kann es auch schon mal sein, dass Herdieckerhoff mitten in der<br />

Nacht aus dem Bett geholt wird und schnell vor Ort sein muss,<br />

bis zum frühen Morgen oder am Wochenende auf der Autobahn<br />

steht und die Bergung einer Ladung überwachen muss.<br />

Das Recht auf einen Gutachter<br />

“Man muss nicht zu mir kommen”, berichtet Herdieckerhoff,<br />

“Ich komme zum Kunden.” Diese Vorortbesichtigungen finden<br />

für ihn in der Werkstatt, beim Kunden oder an der Unfallstelle<br />

statt. “Vor Ort” bedeutet dabei konkret NRW bzw. das Rhein-<br />

Main-Gebiet.<br />

„Jeder hat das Recht“, klärt Herdieckerhoff auf, „als Geschädigter<br />

den Schaden begutachten zu lassen – von einem Sachverständigen<br />

seiner Wahl. Er muss sich nicht auf den Gutachter<br />

der Versicherung einlassen. Auch wenn dies die Versicherung<br />

lieber sähe. Oft hat der Geschädigte Anspruch auf eine Wertminderung<br />

und nach erfolgter Reparatur auf Nutzungsausfall.“<br />

„Wenn man geschädigt ist, sollte man auf jeden Fall einen Gutachter<br />

hinzuziehen“, ist abschließend der Tipp des Voßwinkelers.<br />

Und wir können hinzufügen: Am besten einen wie ihn,<br />

der – im wahren Sinne des Wortes – sachverständige Gutachten<br />

anfertigt. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 53


Der Citroen „Traction Avant“ des <strong>Arnsberg</strong>ers Winfried Risse<br />

Mit einer bewegenden<br />

„Zeitmaschine“ unterwegs im Sauerland<br />

Manfred Haupthoff<br />

S<br />

chon immer hatte der <strong>Arnsberg</strong>er Winfried Risse<br />

ein Faible für Oldtimer. 1992 war bei ihm die<br />

Entscheidung für den Kauf eines Citroen Traction<br />

Avant gefallen. Gefahren hat er diesen Wagen dann etwa<br />

sieben Jahre. Dazwischen lag eine umfassende Restaurierung,<br />

bei welcher besonders die nachträgliche Öffnung des<br />

Daches bemerkenswert ist und in deren Verlauf zwischen<br />

Verkleidung und Dachblech eine skelettierte Maus gefunden<br />

wurde, die sich bei der Produktion des Gefährts, in<br />

Frankreich, dorthin verirrt hatte. So eine Restaurierung<br />

sorgt also stets für Überraschungen. Und das ist bis heute<br />

so geblieben.<br />

Eine bewegende (Fahr) Maschine<br />

Seit etwa fünf Jahren steht bei Winfried Risse ein “neuer”<br />

11 CV Traction Avant “Andre`” in der Garage. Der Wagen<br />

wurde Anfang der fünfziger Jahren in Paris gebaut. 56 Pferdestärken<br />

aus einem 1,8 Liter Benzin-Motor treiben ihn an.<br />

Der Wagen hat eine 6-Volt-Stromanlage und kann zusätzlich<br />

mit einer Kurbel gestartet werden.<br />

Was macht nun den besonderen Reiz eines solchen Gefährts<br />

aus? Eigentlich müsste man zur Beantwortung so einer Frage<br />

einfach mal einsteigen und eine Runde mitfahren. Gedacht,<br />

getan.<br />

54 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Die Fahrt<br />

Eingestiegen wird durch die sich nach vorne öffnende Tür.<br />

Wir nehmen Platz auf den durchaus bequemen Sitzen. Einen<br />

Sicherheitsgurt, Kopfstützen, geschweige denn einen Airbag<br />

wird man allerdings vergeblich suchen. Nach dem Start des<br />

Motors erstmal der Geruch von Benzin mit einer kleinen Nuance<br />

von Motoröl. Der Wagen setzt sich in Bewegung. An Steigungen<br />

etwas mühsam. Der Motor macht sich dabei hörbar<br />

doch sehr bemerkbar. Aber es geht voran. Und das mit einem<br />

ganz besonderen Reisegefühl. Verbunden mit der Vorstellung,<br />

sich auf ein Ziel hinzubewegen und es (hoffentlich) auch zu<br />

erreichen.<br />

Nur fröhliche Gesichter<br />

Begegnet man unterwegs anderen Verkehrsteilnehmern, sieht<br />

man nur fröhliche und lachende Gesichter. Zuweilen wird<br />

auch gewinkt. Winfried Risse hat den Avant mit vielen kleinen<br />

und liebevollen Details stilgerecht ausgestattet. So finden<br />

sich neben der obligatorischen Blumenvase, Kissen mit Parismotiv,<br />

auch ein “echter” Teppich für den Fußraum. Ich bin<br />

stark beeindruckt. Fehlt nur noch das frische, duftende und<br />

morgendliche Baguette, um sich in eine andere Zeit und einen<br />

anderen Ort, wie z. B. Paris, hineinzuträumen. Aus dem nachträglich<br />

eingebauten Radio umwehen uns, natürlich, französische<br />

Chansons. Chapeau, Winfried Risse. Ich habe für mich<br />

persönlich schon die Frage nach dem Reiz eines solchen Gefährts<br />

beantwortet.<br />

Der Blick auf die “Selecteuse”<br />

Der Blick aus der Frontscheibe heraus auf die Kühlerfigur “Selecteuse”<br />

und die urigen Scheinwerfer runden das eigene Bild<br />

ab. Dies ist kein Automobil für die Ratio, dies ist ein Gefährt<br />

für die Sinne und für eigene Träume vom eigenwilligen Reisen.<br />

Winfried Risse ist Mitglied im CVC (Citroen Veteranen<br />

Club). Hier tauschen sich Liebhaber/Innen von alten Citro-<br />

Inhaber Klaus Tillmann Inhaber Klaus Panick Inhaber Tobias Panick<br />

KFZ-SACHVERSTÄNDIGE<br />

HEIDSCHÖTTER & TILLMANN<br />

Büro für KFZ-Technik GmbH<br />

J. Heidschötter & K. Tillmann<br />

Breddestraße 2<br />

59759 <strong>Arnsberg</strong><br />

Tel.: 0 29 32 / 42 58<br />

Fax: 0 29 32 / 3 47 25<br />

E-Mail:<br />

sachverstand@heidschoetter-tillmann.de<br />

enfahrzeugen aus. Es finden, in der Regel, auch monatliche<br />

Treffen statt. Da wird gefachsimpelt, Teile werden getauscht<br />

und Freizeit sinnvoll geteilt. Auch gemeinschaftliche Fahrten<br />

unternommen. Nichts verbindet eben so, wie eine gemeinsame<br />

Leidenschaft. Ce la vie !<br />

Eine Parisfahrt steht noch aus<br />

Gefragt, was Winfried Risse noch vorhat mit diesem doch sehr<br />

speziellen Automobil, steht natürlich eine Parisfahrt ganz oben<br />

auf seiner ToDo-Liste. Pure Leidenschaft eben. Was denn<br />

sonst;) Das hätte ich ebenso an die erste Stelle gesetzt. Und das<br />

nach nur einer Fahrt. ■<br />

Blick in das Wageninnere<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 55


Friseurmeister<br />

Willi Hartwig<br />

„Dieser Friseursalon und meine Kunden sind mein Leben“<br />

Julius Kolossa<br />

Tom Linke<br />

Eine gute Adresse in Neheim ist die Lange Wende<br />

33. Hier befindet sich seit 1924 der Friseursalon<br />

der Familie Hartwig. Geleitet wird dieser in der<br />

dritten Generation von Friseurmeister Willi Hartwig, 60.<br />

„Ist das Wasser so warm genug?“ Willi, der mit vollem Namen<br />

Bernhard Hartwig, heißt, wäscht seinen Kunden gern<br />

die Haare. Das gehört für ihn zu seinem Service dazu. „Der<br />

Kunde ist König.“ Und deshalb legt er sich jeden Tag aufs<br />

Neue dafür ins Zeug.<br />

Ihm zur Seite stehen dabei Ehefrau Susanne (Susi) und seine<br />

Töchter Helena (Lena) und Valeria (Vally) – auch der Nachwuchs<br />

hat den Meisterbrief in der Tasche. Darin verbirgt<br />

sich eine große Portion an Wissen über Damen- und Herrenfrisuren.<br />

Unzählige davon hat er vollbracht mit Kamm,<br />

Schere, Haarschneidemaschine und einer gehörigen Prise an<br />

Gesprächsstoff. Er weiß viel und kann viel erzählen, er weiß<br />

aber auch, dass es bei jedem Kunden besser ist, zunächst erst<br />

einmal zu schweigen. „Man soll erst dann anfangen, beim<br />

Haareschneiden zu reden, wenn der Kunde damit von sich<br />

aus anfängt“, überlässt er dem Kunden gerne das Feld. Dieser<br />

Ratschlag steht nicht im Friseurhandbuch, wird aber in seinem<br />

Familiensalon von ihm vorgelebt.<br />

Und während die frisch gewaschenen Haare mit einem Handtuch<br />

trockengerubbelt werden, bereitet sich Willi innerlich<br />

schon auf den Haarschnitt vor. Der Frisierumhang sitzt, der<br />

56 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Friseursalon<br />

Wilhelm Hartwig<br />

Lange Wende 33<br />

59755 <strong>Arnsberg</strong><br />

Telefon 02932 700516<br />

Di.-Fr.: 8.00 - 11.00 Uhr<br />

13.00 - 17.00 Uhr<br />

Sa.: 7.30 - 13.00 Uhr<br />

Wer gesund und nachhaltig leben möchte,<br />

findet bei uns eine große Auswahl an:<br />

Kunde ist bereit. „An den Seiten kürzer als auf dem Deckhaar<br />

– kein Problem.“ Der Meister hat viele Stammkunden,<br />

deren Wünsche er kennt, und doch jedes Mal auf Neue erfragt.<br />

„Der Kunde ist König – was er wünscht, wenn er auf<br />

dem Friseurstuhl vor mir Platz nimmt, wird gemacht.“<br />

Geschickt legt Willi Hartwig los, kürzt zunächst mit der<br />

Schere die Haare am Pony, legt dann die Ohren frei. „Die<br />

Koteletten sollten länger bleiben – das ist modischer.“ Der<br />

Kunde geht gerne darauf ein. Wenig später kommt das Rasiermesser<br />

zum Einsatz, es kratzt leise über die Haut. Willi<br />

vergleicht die Länge der Koteletten an beiden Kopfseiten<br />

und ist zufrieden. Der Kunde ist es auch. Diese Frisur bedarf<br />

noch des Einsatzes der über 40 Jahre alten Haarschneidema-<br />

∙ Lebensmitteln<br />

∙ Kosmetik<br />

∙ Körperpflegeprodukten<br />

∙ hochwertigen Nahrungsergänzungsmitteln<br />

∙ Medizinprodukten<br />

und natürlichen, individuellen Geschenken.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 57


schine. Mehrere dieser Exemplare sind im Salon Hartwig im<br />

Einsatz, und passen hervorragend zur Gesamtausstattung, in<br />

der sich Tradition mit Moderne verbindet. „Diese Maschine<br />

war schon bei meinem Vater im Einsatz.“<br />

Von diesem, Bernhard Hartwig, hat er viel gelernt. Dabei war<br />

der Filius nach der Mittleren Reife an der Bodelschwinghschule<br />

noch unsicher, wohin ihn sein beruflicher Weg führen<br />

soll. „Ich wollte entweder Kaninchenzüchter oder Pastor<br />

werden.“ Doch schließlich gelang es seinen Eltern Bernhard<br />

und Maria Hartwig (geborene Funcke), ihren Willi zu motivieren,<br />

Friseur zu werden. Nach seinem ersten Stufenhaarschnitt<br />

mit 17 Jahren unter der Anleitung seines Vaters fand<br />

ihr Sohn dann Gefallen am Friseurhandwerk, begann am 1.<br />

August 1977 seine Ausbildung im elterlichen Salon, machte<br />

aber auch Erfahrungen bei Funcke (Lange Wende) und bei<br />

Rüther (Möhnestraße). Als Friseurgeselle im Jahr 1980 bereitete<br />

er sich auf seine Meisterprüfung vor. Diese bestand er am<br />

2. April 1984 mit Auszeichnung – für seinen Notendurchschnitt<br />

mit 1,75 bekam er von der „Stiftung für Begabtenförderung<br />

im Handwerk“ eine Prämie in Höhe von 3.500 DM<br />

zur Förderung der Selbständigkeit.<br />

Willi Hartwig mit Frau und Töchtern<br />

Stolz ist er darauf, dass er seinerzeit der vierte Friseurmeister<br />

der Familie war: „Der erste war mein Großvater Willi Funcke,<br />

danach mein Vater und meine Mutter und dann ich.“<br />

Willi ist wie seine Vorfahren ein guter Handwerker. Dass ihm<br />

seine Kunden nach wie vor die Treue halten, liegt aber auch<br />

an der Art und Weise, wie er für jeden Kunden da ist. Ob<br />

über Politik, Sport oder Wirtschaft gesprochen werden möchte,<br />

Willi ist ein guter Gesprächspartner. Er kann aber auch<br />

einfach schweigend seiner Arbeit nachgehen, wenn ihm kein<br />

Gesprächsangebot gemacht wird. „Friseure haben Schweigepflicht“,<br />

es soll nicht allzu viel ausgeplaudert werden. Denn<br />

das gehört zu seinem Ehrenkodex.<br />

All dies weiß seine Kundschaft zu schätzen. „Der Kunde steht<br />

immer im Mittelpunkt“, stellt Willi bescheiden fest, der sich<br />

voll und ganz auf den vor ihm liegenden Fassonschnitt oder<br />

den so genannten Stufenschnitt konzentriert. Dieser ist bei<br />

ihm ein Klassiker, und wird etwa von 95 Prozent der Kunden<br />

verlangt. „Ich habe aber auch schon ein „Spinnennetz“ geschnitten“,<br />

erinnert er sich an sein bisher ausgefallenstes Werk.<br />

• Fensterbankbleche<br />

• Mauerabdeckungen<br />

• Dachabschlussprofile<br />

Garagen und Flachdächer<br />

• Sonderabkantungen<br />

nach Wunsch<br />

• Aluminium versch.<br />

Stärken und Farben<br />

• Kupfer-, Zinkblech<br />

und verzinktes Stahlblech<br />

Möhnestraße 117a · 59755 <strong>Arnsberg</strong><br />

Tel. 0 29 32/42 94 88 · Fax 0 29 32/42 94 89<br />

www.hartmann-abkanttechnik.de<br />

Aber ob Fasson, Spinnennetz, oder ein anderer Kundenwunsch,<br />

letztendlich steckt immer viel Handarbeit in jedem<br />

Haarschnitt, von dem Willi Hartwig erst dann überzeugt ist,<br />

wenn es der Kunde ist. Und das ist dann der Fall, wenn der<br />

Nacken mit dem Rasiermesser ausrasiert wurde, und zum guten<br />

Schluss der Spiegel für den 360-Grad-Rundumblick zum<br />

Einsatz kommt. Hier oder dort noch ein wenig kürzer? Gerne!<br />

Willi Hartwig macht es möglich. Und wenn seine Kunden<br />

zufrieden sind, ist er es auch. „Ich werde nie vergessen, wie<br />

eine Kundin nach einem Haarschnitt so strahlte, als wären<br />

Geburtstag und Weihnachten auf einen Tag gefallen. Sie war<br />

einfach nur glücklich“, denkt er gerne zurück. „Der Laden<br />

und meine Kunden, das ist mein Leben.“ ■<br />

58 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Interview mit Rainer Busemann<br />

„Als moderner Bürgermeister verstehe ich<br />

mich als Moderator und Gemeindemanager.“<br />

Matthias Koprek<br />

Rainer Busemann ist seit November 2020 parteiloser Bürgermeister<br />

der Gemeinde <strong>Ense</strong>. Wir haben ihn gefragt, was er<br />

in der Zeit seiner Amtsführung schon bewirken konnte und<br />

welche Ziele er weiterhin hat.<br />

<strong>WOLL</strong>: Herr Busemann, macht ein<br />

Bürgermeister auch Homeoffice?<br />

Rainer Busemann: Ja, ein Bürgermeister<br />

macht auch Homeoffice. Allerdings hat<br />

sich das bei mir auf ein paar Tage beschränkt.<br />

Nachdem ich festgestellt habe, dass ich<br />

trotzdem zweimal am Tag ins Rathaus<br />

gefahren bin, um gewisse Termine wahrzunehmen,<br />

habe ich mich dann doch dazu<br />

entschlossen, wieder komplett im Rathaus zu<br />

arbeiten.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie hat Corona die Digitalisierung<br />

des <strong>Ense</strong>r Rathauses vorangetrieben?<br />

Rainer Busemann: Das Thema Digitalisierung<br />

wurde in den letzten Jahren bereits angestoßen,<br />

aber wir treiben es jetzt gerade stark voran. Das<br />

Rathaus digitaler zu machen ist eins der festen<br />

Ziele, das ich erreichen möchte. Als Erstes steht<br />

das Dokumenten-Management-System an. Das<br />

Rathaus ist noch sehr papierlastig, was mich<br />

ehrlicherweise ein bisschen zurückversetzt hat.<br />

Aber dadurch, dass ich das als Geschäftsführer<br />

schon einmal gemacht habe, weiß ich, welche<br />

Schritte zu tun sind. Das Dokumenten-Management-System<br />

wird noch dieses Jahr eingeführt.<br />

Aus der Erfahrung weiß ich, dass man<br />

etwa zwei Jahre braucht, bis das alles reibungslos<br />

funktioniert.<br />

Mit der Vespa fährt Busemann nicht nur gern zum Rathaus,<br />

sondern auch zu Terminen innerhalb der Gemeinde.


Rainer Busemann<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie beurteilen Sie die derzeitige<br />

Lage der <strong>Ense</strong>r Wirtschaft?<br />

Rainer Busemann: Ich denke, dass<br />

Industrie und Handwerk in <strong>Ense</strong> mit<br />

einem blauen Auge aus der Pandemie<br />

kommen werden. Aber bei der Gastronomie<br />

wird es langsam brenzlig. Diese<br />

Branche ist vielleicht die, die durch Corona<br />

am meisten geschädigt ist. Auch in<br />

<strong>Ense</strong>.<br />

Wir haben nur noch etwas mehr als eine<br />

Handvoll Gastronomiebetriebe in <strong>Ense</strong>.<br />

Bei einer Einwohnerzahl<br />

von<br />

knapp 13.000<br />

halte ich das<br />

für nicht viel.<br />

Wir müssen es<br />

als <strong>Ense</strong>r doch<br />

schaffen, dass<br />

die alle ihr Auskommen<br />

haben.<br />

Hier gilt es auch<br />

den Bürgern klarzumachen,<br />

dass man<br />

dort hingehen muss,<br />

wenn man Gastronomie<br />

vor Ort haben will. Nach der<br />

Pandemie besteht die Gefahr, dass<br />

sich viele längst an ein anderes Leben<br />

gewöhnt haben. Das gilt auch für die<br />

Vereine mit ihren großen Festen und<br />

Veranstaltungen.<br />

<strong>WOLL</strong>: Warum gehören Sie keiner<br />

politischen Partei an? Zu welcher<br />

fühlen Sie sich am meisten hingezogen<br />

bzw. mit welcher Partei haben Sie<br />

die größten Schnittmengen?<br />

Rainer Busemann: Bei mir stand immer<br />

das Ehrenamt im Vordergrund.<br />

Ob es die katholische Landjugend, die<br />

Kirche, die Schützen oder verschiedene<br />

Vereine waren. Ich habe mich da sehr<br />

stark engagiert. Da ist neben dem Beruf,<br />

in dem ich auch viel unterwegs gewesen<br />

bin, kein Platz mehr für politische<br />

Aktivität geblieben. Von daher war für<br />

mich auch klar, dass ich als Parteiloser<br />

antrete, wenn ich keiner Partei angehöre.<br />

Zum Glück habe ich sehr schnell<br />

gespürt, dass die Unterstützung der Parteien,<br />

mit denen ich gesprochen habe,<br />

gegeben war.<br />

Als Mann aus der Wirtschaft könnte<br />

man sagen, ich sympathisiere mit CDU<br />

und FDP. Aber für mich ist das Thema<br />

Umwelt genauso wichtig. Ich arbeite in<br />

<strong>Ense</strong> sehr gut mit den Grünen zusammen.<br />

Auch die Zusammenarbeit mit der<br />

nicht immer parteipolitisch denkenden<br />

Bürgergemeinschaft macht mir Spaß.<br />

Also kann ich nach einem halben Jahr<br />

sagen, dass es auf jeden Fall die richtige<br />

Entscheidung war, parteilos anzutreten.<br />

Ich habe dadurch keinen Nachteil. Zumal<br />

ich denke, dass der Bürger diese<br />

Unabhängigkeit honoriert.<br />

<strong>WOLL</strong>: Sie haben im Wahlkampf<br />

immer wieder betont, wie wichtig es<br />

Ihnen ist, junge <strong>Ense</strong>r in der ländlichen<br />

Gemeinde zu halten – ohne da-<br />

Über 125 Jahre Neheimer<br />

Dachdecker-Handwerk<br />

60 - <strong>WOLL</strong> Bedachungsgeschäft <strong>Sommer</strong> 2021<br />

| Hermann Aland GmbH & Co. KG | Felsenweg 25-27 | 59757 <strong>Arnsberg</strong><br />

Tel. 02932 22578 | info@aland-bedachungen.de


ei konkret zu werden. Mittlerweile<br />

sind Sie ein halbes Jahr im Amt.<br />

Welche konkreten Maßnahmen haben<br />

Sie ergriffen, um dieses Ziel zu<br />

erreichen?<br />

Rainer Busemann: Das Thema<br />

Wohnraum schaffen ist mir wichtig.<br />

Wir sind gerade in Gesprächen mit<br />

Investoren, die diesen Wohnraum<br />

schaffen wollen. Wir als Gemeinde<br />

wünschen uns zum Beispiel Wohnraum<br />

zwischen 50 und 60 Quadratmetern,<br />

dabei denke ich auch an die<br />

jungen Leute. Denn nur wenn wir<br />

ihnen Wohnraum bieten, sehen diese<br />

sich nicht gezwungen, überhaupt erst<br />

aus <strong>Ense</strong> wegzuziehen und wir müssen<br />

nicht enorme Energie hineinstecken,<br />

diese Menschen wieder nach <strong>Ense</strong> zu<br />

holen.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie schon Ihr Vorgänger<br />

veranstalten Sie regelmäßig Bürgermeistersprechstunden.<br />

Was sind die<br />

häufigsten Anliegen, die Ihnen dort<br />

vorgetragen werden?<br />

Rainer Busemann: Ein großes Thema<br />

ist der Verkehr. Da geht es zum<br />

Beispiel um Straßen, die zugeparkt<br />

werden. Geschwindigkeiten, insbesondere<br />

in den Ortseinfahrten, spielen<br />

auch eine Rolle. Zudem ist das Interesse<br />

an Baugrundstücken und Baugebieten<br />

groß. Ab und zu gibt es auch<br />

Hinweise, die sozialer Natur sind.<br />

Menschen, die darum bitten mal ein<br />

Auge auf den ein oder anderen zu werfen,<br />

um den sie sich sorgen.<br />

<strong>WOLL</strong>: Was ist für Sie im Moment<br />

die größte Herausforderung oder<br />

wichtigste Aufgabe, die Sie anpacken<br />

wollen?<br />

Rainer Busemann: Das ist die Personalentwicklung<br />

im Rathaus. Herr<br />

Fresen (Anm. d. Red.: ehemaliger Beigeordneter)<br />

hat uns verlassen. Daraus<br />

ergibt sich für mich die Möglichkeit<br />

die Personalsituation zu prüfen. Wenn<br />

ich von Vision 2030 spreche und wie<br />

sich <strong>Ense</strong> in zehn Jahren entwickelt,<br />

dann spreche ich auch von den Leuten<br />

im Rathaus, die ich für diese Entwicklung<br />

brauche. Ich sage nicht, dass eine<br />

Stelle durch die andere ersetzt wird.<br />

Ich brauche qualifizierte Mitarbeiter<br />

an den richtigen Stellen.<br />

Ich bin positiv angetan von dem, was<br />

ich an Mitarbeitern im Rathaus angetroffen<br />

habe. Ich merke auch, dass<br />

die diesen Weg mitgehen wollen. Ich<br />

möchte die Personalentwicklung an<br />

die Gemeindeentwicklung koppeln<br />

und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

an die richtigen Stellen setzen.<br />

Wir werden für Herrn Fresen niemanden<br />

neu einstellen. Ich sehe die Qualifikation<br />

für den Posten im Haus.<br />

Teilweise auch bei jungen Leuten. Wir<br />

werden denen Aufgaben und Führungsverantwortung<br />

geben, so dass sie<br />

ihre nächsten Entwicklungsschritte<br />

machen können. Das ist mir in der<br />

nächsten Zeit ganz wichtig, weil es<br />

akut ist. Da hängt letztlich auch die<br />

Digitalisierung des Rathauses dran.<br />

<strong>WOLL</strong>: Sie sind nicht nur Vollblut-<br />

Schütze, sondern auch Fußballfan.<br />

Für welchen Verein schlägt Ihr<br />

Herz?<br />

Rainer Busemann: Ich bin ja jemand<br />

der immer positiv nach vorne schaut,<br />

aber bei den Königsblauen fällt mir<br />

das im Moment schwer. Ja, ich bin<br />

Schalker. Durch und durch. Und ich<br />

werde immer Schalker bleiben. Wenn<br />

wir in die dritte Liga gehen, dann<br />

komme ich auch mit. ■<br />

Moderne Hochzeitsfloristik<br />

Wenn man endlich wieder den schönsten Tag im<br />

Leben im gewohnten Umfang feiern darf,<br />

sind wir gerne mit individueller, kompetenter<br />

Beratung für Sie da.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 61


Anzeige<br />

Der Mensch im Mittelpunkt<br />

– auch in <strong>Sundern</strong><br />

Selbstbestimmtes Leben und Wohnen<br />

trotz Beeinträchtigung<br />

Britta Melgert<br />

sabrinity<br />

Fast sind sie bezugsfertig! Mitten in <strong>Sundern</strong> entstanden unter der Trägerschaft des Josefsheim Bigge zwei moderne<br />

Immobilien innerhalb einer großzügigen Gartenlandschaft. Jedes der beiden Häuser wird ab diesem Herbst<br />

bis zu 24 jungen und junggebliebenen Erwachsenen mit Beeinträchtigungen, gerne aus <strong>Sundern</strong> und direkter<br />

Umgebung, ein neues Zuhause in einer komfortablen, attraktiven Wohnform bieten – inklusive individueller Unterstützung<br />

und passender Förderung für ein möglichst selbstbestimmtes Leben.<br />

Janine Rottler, die pädagogische Geschäftsführerin<br />

der Josefsheim gGmbH,<br />

ist von dem neuen Angebot überzeugt.<br />

„Anders als früher weiß man inzwischen,<br />

wie vorteilhaft es für Menschen<br />

mit körperlicher, geistiger oder seelischer<br />

Beeinträchtigung ist, einen festen<br />

Lebensmittelpunkt in der Nähe des bekannten<br />

Umfelds zu haben. Mit Projekten<br />

wie diesen Wohnhäusern reagieren<br />

wir durch die bewusste Dezentralisierung<br />

unserer Dienstleistung.“<br />

Wo Sunderaner Betroffene bisher nur<br />

die Möglichkeit des Lebens innerhalb<br />

der Familie, die Unterbringung in einem<br />

Seniorenheim oder der Umzug in<br />

eine andere Region blieb, stehen nun<br />

vor Ort Einzel- oder Zweier-Appartements,<br />

aber auch Wohnräume mit WG-<br />

Charakter zur Verfügung. „Vier große,<br />

private Zimmer inklusive eigenem Bad<br />

gehören neben einem Gemeinschafts-<br />

Wohnraum, Küche und Balkon zu jeder<br />

Wohneinheit. Bei der Einrichtung<br />

aller Unterkünfte haben wir uns sehr<br />

an den Bedürfnissen unserer künftigen<br />

Bewohner orientiert. Barrierefreiheit,<br />

Aufzüge – eine Selbstverständlichkeit!<br />

Dazu haben wir, ganz sauerlandtypisch,<br />

viel Holz eingebaut in unseren neuen<br />

Schmuckstücken.“<br />

Ein weitgehend selbstbestimmtes Leben<br />

– wie für jeden anderen Erwachsene ist<br />

das auch für die meisten Menschen mit<br />

Beeinträchtigung wichtig. „Natürlich<br />

ist unser Josefsheim-Fachteam für die<br />

Bewohner:innen da, wenn es gebraucht<br />

wird“, versichert Michaele Halbey, die<br />

als das Geschäftsfeld-Leiterin den Bereich<br />

‚besondere Wohnformen‘ verantwortet.<br />

„Die WGs organisieren sich<br />

grundsätzlich im Verbund eigenständig.<br />

62 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Von uns kommt individuelle Unterstützung<br />

immer da, wo sie erforderlich und<br />

sinnvoll ist. Unsere Arbeit ist immer<br />

dann erfolgreich, wenn die Menschen<br />

mit Behinderungen durch unsere Begleitung<br />

ihren guten, selbstbestimmten<br />

Weg finden.“<br />

Und so wird nicht nur Einkaufen, Kochen<br />

und das Wäschewaschen trainiert,<br />

sondern dem Leben eine Struktur gegeben.<br />

„Ganz wichtig“, ergänzt Michaele<br />

Halbey, „ist uns die Teilnahme am ganz<br />

normalen Leben in <strong>Sundern</strong>. Nicht zuletzt<br />

deshalb ist die ‚Location‘ in der<br />

Kurze Straße ideal, denn Einkaufsmöglichkeiten<br />

oder Ärzte sind beispielsweise<br />

von hier aus gut erreichbar.“ Natürlich<br />

wird zur Normalität auch gehören, dass<br />

Besuchern das Vorbeikommen leicht gemacht<br />

wird. „Dabei denken wir nicht<br />

nur an Familienangehörige und Freunde“,<br />

betont Janine Rottler, „sondern<br />

wir laden ganz herzlich die Sunderaner<br />

Bevölkerung ein, den Schritt auf uns<br />

und unsere Bewohner zuzumachen.<br />

Engagieren kann man sich in vielfältiger<br />

Weise: Mal einen Kaffee zusammen<br />

trinken, gemeinsam zum Sportplatz gehen<br />

oder zur helfenden Hand bei einem<br />

Fest werden - wir freuen uns, wenn<br />

<strong>Sundern</strong> das Herz für uns öffnet. Unter<br />

unserem Motto ‚Im Mittelpunkt der<br />

Mensch‘ kann unser neues Josefs-Projekt<br />

zum großen Plus werden - sowohl<br />

für Menschen mit als auch ohne Beeinträchtigungen.“<br />

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josefsheim-bigge.de<br />

Beide Wohnhäuser sind komplett barrierefrei<br />

ausgestattet. Die Wohnungen sind zwischen<br />

ca. 50 und 80 m² groß und werden an Menschen<br />

ohne und mit Behinderungen vermietet.<br />

Leben in <strong>Sundern</strong>: Theresa Nöker (Email: t.noeker@josefsheim-bigge.de)<br />

und Nadine Ortjohann (Email: n.ortjohann@josefsheim-bigge.de)<br />

sind die Josefsheim-Ansprechpartnerinnen vor Ort.<br />

Weitere umfassende Informationen zu den<br />

neuen Wohnangeboten in <strong>Sundern</strong> telefonisch<br />

unter 0 29 62 – 800 226 oder direkt<br />

online unter www.sundern-mittendrin.de.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 63


2. Korriku<br />

<strong>Sundern</strong>:<br />

Eine<br />

verschworene<br />

Gemeinschaft -<br />

bei der jeder<br />

willkommen ist<br />

Markus Weber<br />

Marc Niemeyer<br />

In<br />

der letzten Saison bewahrheitete<br />

sich für die A-Kreisliga-Fußballmannschaft<br />

aus <strong>Sundern</strong>-Westenfeld<br />

eine alte Sauerländer Weisheit : „Es ist<br />

nichts so schlecht, dass es nicht irgendwo für gut<br />

ist.“ Übertragen auf die Situation des Tabellenvorletzten,<br />

2. Korriku <strong>Sundern</strong>, bedeutete das Corona-bedingte<br />

Ende der Spielzeit ein weiteres Jahr<br />

im Kreisliga-Oberhaus. Durch das vorzeitige Ende<br />

gab es auch keine Abstiege. Im Jahr 2021, so der 1.<br />

Vorsitzende Shaban Celiku, wollen die Kosovo-Albaner<br />

jedoch wieder „mit frischem Mut angreifen und die Klasse<br />

aus eigener Kraft erhalten“.<br />

„In den Jahren 1991-1995“, erzählt Shaban Celiku, Chef und<br />

gute Seele des Vereins in Personalunion, „sind wir noch unter<br />

„Endorf III“ gestartet, aber im Mai 1995 haben wir dann „2.<br />

Korriku <strong>Sundern</strong>“ gegründet.“ Zweite Korriku …? Wer ist<br />

dann eine Erste? Celiku klärt die Verwirrung auch gleich auf:<br />

„2. Korriku steht für den 2. Juli.“ Und tatsächlich hat dieses<br />

Datum eine historische Bedeutung für den Kosovo. Am 2. Juli<br />

1990 hat sich der Kosovo einseitig unabhängig von Serbien erklärt<br />

und damit auf institutioneller Ebene den ersten Schritt in<br />

Richtung tatsächliche Unabhängigkeit gemacht.<br />

Eine verschworene Gemeinschaft, das sind sie schon. Aber<br />

im besten Sinne: „Jeder ist bei uns willkommen“, so der<br />

Vorsitzende, „Wir hatten schon einen deutschen Torwart,<br />

türkische oder italienische Mitspieler. Aber zurzeit<br />

kommen tatsächlich - eher zufällig - alle Spieler<br />

des 23 Mann starken Kaders aus dem Kosovo.“<br />

Die 2. Korriku <strong>Sundern</strong> ist ein eigenständiger Verein, nutzt aber<br />

Gelände und Clubanlagen des SUS Westenfeld. „Das ist natür-<br />

64 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


lich toll für uns“, berichtet der Mannschaftskapitän Jetmir Avdylay,<br />

wir verstehen uns alle richtig gut miteinander. Nur zweimal<br />

im Jahr - vielleicht für 90 Minuten - nicht so. Dann spielen wir<br />

nämlich in der A-Kreisliga - gegeneinander!“<br />

Neuer Trainer „macht Beine“<br />

Wie ist das nun mit dem Ehrgeiz und der Ambition, den Klassenerhalt<br />

sportlich zu schaffen. Woher kommt die Zuversicht?<br />

Schon vor dem Saisonabbruch war ein neuer Trainer verpflichtet<br />

worden, Faruk Zeqiri aus Werl, Landsmann, ehemaliger Mitspieler.<br />

„Er macht uns richtig Beine“, so Jetmir Avdylay. „Früher<br />

sind wir oft nur ein bisschen gelaufen und haben dann möglichst<br />

schnell angefangen, zu spielen. Jetzt ist die konditionelle<br />

Aufbauarbeit schon viel professioneller!“ „Das ist auch nötig“,<br />

ergänzt Shaban Celiku und schmunzelt, „denn meine Spieler<br />

sind fast alle tolle Techniker, aber körperlich nicht die Stärksten.<br />

„Oft ging uns in den letzten Jahren nach einer guten Stunde die<br />

Puste aus - und wir gingen nach Führungen doch noch als Verlierer<br />

vom Platz.“<br />

Geselliges Beisammensein<br />

Egal ob Sieg oder Niederlage, nach jedem Heimspiel sitzt man<br />

ganz klassisch bei Bratwurst und Pils oder Cola draußen oder im<br />

einladend renovierten Westenfelder Clubheim. Manchmal auch<br />

länger. Die Gegner sind meist auch noch dabei. Nach so vielen<br />

Jahren in den A-, B- und C-Kreisligen kennt man sich vereinsübergreifend.<br />

Es sind Freundschaften entstanden, die auch über<br />

das Fußballspiel hinaus gepflegt werden. Eine dieser Heimspiel-<br />

Feiern gab es am letzten Spieltag 2020, vor dem Saisonabbruch<br />

im Oktober. Nach 0:2-Rückstand gegen den SV <strong>Arnsberg</strong> 09<br />

schafften es die Kosovaren tatsächlich, das Spiel noch zu drehen<br />

und einen 3:2-Sieg einzufahren. „Da waren die Gefühle gut“,<br />

erklärt der Vereinsvorsitzende mit Stolz. Auf die Frage, ob der<br />

Gegner nicht sauer war, antwortet der Kapitän: „Vielleicht kurz,<br />

aber danach kamen alle Fans mit Musik zusammen. Wir gaben<br />

die ersten Getränke aus, die <strong>Arnsberg</strong>er die nächsten - und es<br />

wurde ein toller, langer Herbstabend.“<br />

Insgesamt sind also die Freude am Fußball und das gesellige Beisammensein<br />

gleich wichtig. Man ist bei allem sportlichen Ehrgeiz<br />

entspannt und genießt die gemeinsame Zeit. Dies kommt<br />

auch bei der Frage nach der vereinsinternen Kommunikation<br />

zum Ausdruck: “Wir haben natürlich eine WhatsApp-Gruppe<br />

für den Sport. Spieler und Vorstand sind da Mitglieder“, so Jetmir<br />

Avdylay. „Und dann ist da noch eine weitere Gruppe, nur<br />

für die Jungs, also eine ’Spaß-Gruppe’.“<br />

Jetmir Avdylay und Shaban Celiku beim Training<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 65


„Die konditionelle Aufbauarbeit ist schon<br />

viel professioneller.“ - Shaban Celiku<br />

Ein Höhepunkt des sportlichen Vereinslebens neben<br />

dem Spielbetrieb stellt sicher das private Fußball-Turnier<br />

dar, das Shaban Celiku mit seinen Freunden jedes<br />

Jahr auf die Beine stellt: „Beim letzten Mal waren wir<br />

wohl 14 Mannschaften, unter anderem aus Paderborn,<br />

Neheim, Finnentrop oder Hamm. Auch Frauen und<br />

Kinder der Spieler sind natürlich herzlich willkommen.“<br />

Und so wird aus dem Fußballturnier immer wieder ein<br />

Fußball-<strong>Sommer</strong>-Fest, auf das die Gastgeber zu Recht<br />

besonders stolz sind.<br />

Schwierige Zeit – für die ganze Familie<br />

Sind die Frauen eigentlich begeistert davon, wenn ihre<br />

Männer bzw. Freunde so viele Stunden auf dem Fußballplatz<br />

verbringen? „Manchmal wird schon etwas gemeckert“,<br />

gibt Shaban Celiku zu, „Aber jetzt, in dieser<br />

schwierigen Zeit, merken wir auch manchmal, dass<br />

unsere Liebsten montags und mittwochs ein ganz klein<br />

bisschen genervt sind - da wären wir nämlich eigentlich<br />

beim Training!“<br />

Die beiden Schlachtrufe der Mannschaft geben den Nationalstolz<br />

der Kosovaren wieder. Vor dem Spiel, wenn<br />

die Spieler die Köpfe im Kreis zusammenstecken, heißt<br />

es „Kuq e zi !“ Also „Rot und Schwarz“. Denn das sind<br />

die Farben der kosovarischen Flagge. Der Schlachtruf<br />

„Fitore!“ hört sich zwar an wie „vier Tore“, bedeutet<br />

aber so viel wie „Auf Sieg!“. Und auf den freuen sich die<br />

Männer schon, wenn es in diesem <strong>Sommer</strong> – hoffentlich<br />

– wieder losgeht. ■<br />

Vorsitzender Celiku und Mannschaftskapitän (v.l.)<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 67


Werk <strong>Arnsberg</strong>-Müschede<br />

WEPA kontinuierlich weiterentwickeln<br />

WEPA Stiftung fördert gemeinnützige Initiativen<br />

<strong>WOLL</strong>-Interview mit WEPA-Vorstandsmitglied Andreas Krengel<br />

Hermann-J. Hoffe<br />

WEPA<br />

Der Hygienepapierhersteller WEPA ist<br />

eines der größten und bedeutendsten<br />

Familienunternehmen im Sauerland<br />

und darüber hinaus. Von einem Handelsbetrieb<br />

für Schrank-, Einschlag- und Geschenkpapiere,<br />

der 1948 gegründet wurde, hat sich<br />

WEPA zu einem europäischen Branchenführer<br />

mit 13 Standorten in Europa<br />

entwickelt. <strong>WOLL</strong>-Herausgeber Hermann-J.<br />

Hoffe traf sich mit Andreas<br />

Krengel (32), der seit Januar dieses<br />

Jahres neben seinem Vater Martin<br />

Krengel und zwei weiteren Vorständen<br />

das Unternehmen leitet, zum<br />

Interview. Andreas Krengel gab dabei<br />

aufschlussreiche Einblicke in die Unternehmensphilosophie<br />

der WEPA Gruppe sowie<br />

die neugegründete Stiftung.<br />

<strong>WOLL</strong>: WEPA wurde vor mehr als 70 Jahren<br />

von Ihrem Großvater gegründet. Heute ist<br />

das Unternehmen eines der größten Industrieunternehmen<br />

im Sauerland und der drittgrößte<br />

Hygienepapierhersteller in Europa.<br />

Was ist aus Ihrer Sicht der Hauptgrund für<br />

diese Entwicklung?<br />

Andreas Krengel: Entwicklung bedeutet ja<br />

immer auch, Veränderungen und Herausforderungen<br />

proaktiv anzunehmen, sich immer<br />

wieder neue Ziele zu setzen und selbst aktiv<br />

gestalten zu wollen. Diese Grundhaltung, diese<br />

Zukunftsorientierung ist das, was uns seit<br />

mehr als 70 Jahren ausmacht und was in der<br />

DNA des Unternehmens verankert ist. Das<br />

unternehmerische Denken meines Großvaters,<br />

sich kontinuierlich den Herausforderungen des<br />

Marktes zu stellen, leben wir auch in der zweiten<br />

und dritten Generation unseres Familienunternehmens.<br />

Diese Grundhaltung ist dabei<br />

nicht nur in der Unternehmensführung verankert,<br />

sondern bei allen unseren rund 4.000 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern an unseren 13<br />

68 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


europäischen Standorten. Die Kultur<br />

unseres Familienunternehmens ist<br />

geprägt durch Zukunftsorientierung,<br />

Teamorientierung und Werteorientierung.<br />

Dies sind aus meiner Sicht<br />

ganz wichtige Grundpfeiler unserer<br />

bisherigen und auch für unsere weitere<br />

Entwicklung.<br />

<strong>WOLL</strong>: Vom Handelsbetrieb zu<br />

einem europäisch aufgestellten<br />

Familienunternehmen mit Marktführerschaft<br />

in bestimmten Bereichen:<br />

Das zeigt eine beeindruckende<br />

Unternehmensgeschichte sowie<br />

ein besonderes Anspruchsdenken. Wie blicken Sie auf<br />

die Entwicklung des Unternehmens zurück?<br />

Andreas Krengel: Natürlich erst einmal mit großem<br />

Stolz. Stolz auf alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die<br />

diese Entwicklung getragen haben. Und stolz natürlich<br />

auf den Gründer sowie die zweite Generation, heute mit<br />

meinem Vater als CEO der Gruppe, die das unternehmerische<br />

Denken im Unternehmen verankert haben, kontinuierlich<br />

fordern und fördern und so das Unternehmen<br />

erfolgreich ausrichten. Für mich in der dritten Generation<br />

ist es wichtig, dass dieses unternehmerische Denken<br />

beibehalten wird. Dies lebe ich heute operativ als Vorstandsmitglied<br />

in meiner Verantwortung unter anderem<br />

für unseren aktuellen Strategie- und Transformationsprozess,<br />

den wir 2019 mit unserem Strategieprogramm „Perform<br />

& Transform – WEPA 2023“ eingeleitet haben. Und<br />

dies lebe ich auch auf Seiten der Familie, zusammen mit<br />

meinen Mitgesellschafterinnen und Mitgesellschaftern.<br />

Wir verstehen uns als Unternehmerfamilie und verantwortungsbewusste<br />

Eigentümer und nicht als Investoren.<br />

Das unternehmerische Denken wird somit auch über die<br />

Eigentümerstellung in das Unternehmen getragen, sodass<br />

wir im Vorstand das Familienunternehmen kontinuierlich<br />

weiterentwickeln können.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie funktioniert das Zusammenspiel von Familie<br />

und Unternehmen?<br />

Andreas Krengel: Mit dem Blick nach vorne ist es für<br />

mich persönlich wichtig, die Leidenschaft zu haben, sowohl<br />

das Familienunternehmen als auch die Unternehmerfamilie<br />

weiterzuentwickeln. Hier haben wir die Strukturen<br />

auf Seiten der Unternehmerfamilie auch immer<br />

Vorstand der Wepa-Stiftung (von links nach rechts):<br />

Martin Krengel, Andreas Krengel und Ingmar Lohmann<br />

an der Entwicklung des Unternehmens ausgerichtet. Als<br />

wachsende Unternehmerfamilie, die mittlerweile 17 Mitglieder<br />

zählt, haben wir uns eine klare Family Governance<br />

gegeben und halten alle Mitglieder der Unternehmerfamilie<br />

nah am Herzstück: der WEPA. So ist die gesamte Unternehmerfamilie<br />

mindestens zweimal im Jahr gemeinsam<br />

an unseren internationalen Standorten präsent, um dort<br />

die Unternehmerfamilientage zu veranstalten. Hier diskutieren<br />

wir zur Familienstrategie, informieren aus dem<br />

Vorstand über die Entwicklung des Unternehmens und<br />

bringen die Unternehmerfamilie und die Führungsmannschaft<br />

zusammen. Für die Unternehmerfamilie und die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist uns die Prägung als<br />

Familienunternehmen sehr wichtig und dies ist in unserer<br />

Kultur wahrnehmbar.<br />

<strong>WOLL</strong>: Was hat das Sauerland dazu beigetragen?<br />

Andreas Krengel: Das Sauerland hat unsere Wertekultur<br />

geprägt. Wir sind als Familie hier aufgewachsen, der<br />

Großteil der Familie lebt auch heute noch im Sauerland.<br />

Die sauerländischen Werte hat mein Großvater ins Unternehmen<br />

hineingetragen, allem voran die sprichwörtliche<br />

sauerländische Bodenständigkeit. Für WEPA gelten heute<br />

drei Unternehmenswerte: Respekt, Engagement und<br />

Nachhaltigkeit. Die leiten sich aus den Werten ab, die<br />

mein Großvater familiär immer sehr geprägt und die er<br />

meinem Vater und seinen Brüdern mitgegeben hat: Seid<br />

ehrlich, aufrichtig, fleißig. Ja, wir sind mittlerweile ein<br />

europäisches Familienunternehmen mit 13 Standorten in<br />

Europa. Aber unsere sauerländischen Wurzeln sind von<br />

großer Bedeutung.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 69


Werk Marsberg<br />

<strong>WOLL</strong>: Mit der Gründung einer Stiftung geht WEPA<br />

einen neuen Weg in Bezug auf die gesellschaftliche Verantwortung<br />

eines Unternehmens. Wie kam es dazu?<br />

Andreas Krengel: Die WEPA Stiftung wurde als gemeinnützige<br />

und unternehmensverbundene Stiftung Anfang<br />

des Jahres von uns als Unternehmerfamilie gegründet.<br />

Wir hatten uns überlegt, wie wir unseren Anspruch als<br />

Unternehmerfamilie und Familienunternehmen – gemeinsam<br />

Verantwortung übernehmen und Zukunft gestalten<br />

– weiter stärken können. Dieser langfristige Beitrag<br />

für die Gesellschaft ist nun über das Wirken des<br />

Familienunternehmens hinaus auch in der gegründeten<br />

Stiftung verankert.<br />

Bei WEPA stellen wir Produkte des täglichen Bedarfs her,<br />

die ein sicheres Hygienegefühl vermitteln und zum Wohlbefinden<br />

von Millionen von Menschen in Europa beitragen.<br />

Hierbei spielt Nachhaltigkeit für uns eine wichtige<br />

Rolle und so sind wir beispielsweise europäischer Marktführer<br />

in der Herstellung von Hygienepapieren aus Recyclingfasern.<br />

Hierüber können wir schon einen echten gesellschaftlichen<br />

Beitrag leisten und Veränderung im Sinne<br />

der Nachhaltigkeit herbeiführen. Wir vertreiben beispielsweise<br />

umgerechnet rund vier Milliarden Rollen Toilettenpapier<br />

pro Jahr, können also eine gewisse Relevanz für die<br />

Themen Hygiene und Nachhaltigkeit generieren.<br />

Mit der WEPA Stiftung greifen wir die Themen Hygiene<br />

und Nachhaltigkeit auf sowie die Themenfelder lebenslanges<br />

Lernen und Familienunternehmertum und fördern in<br />

diesen vier Themenfeldern gemeinnützige Projekte. Wir<br />

wollen so einen weiteren gesellschaftlichen Beitrag leisten.<br />

Das passt auch genau zu unserem Purpose, unserer Sinnstiftung,<br />

die wir bei WEPA mit „Together for a better life“<br />

beschreiben.<br />

<strong>WOLL</strong>: Können Sie uns die Höhe des Stiftungskapitals<br />

nennen und wie es angelegt wird?<br />

Andreas Krengel: Bei Gründung der Stiftung hat die<br />

Unternehmerfamilie diese mit einer stimmrechtslosen Beteiligung<br />

am Unternehmen ausgestattet, sodass sie hierdurch,<br />

neben weiteren Zuflüssen aus Zustiftungen, ihren<br />

Stiftungsauftrag zur Förderung des Gemeinwohls langfristig<br />

erfüllen kann. Die enge Verbindung zur Unternehmerfamilie<br />

und zum Unternehmen sichert die Langfristigkeit<br />

der Stiftung, die ja qua definitionem auf Ewigkeit ausgerichtet<br />

ist.<br />

70 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Mit den Mitteln, die der Stiftung jährlich zur Verfügung<br />

stehen, werden gemeinnützige Projekte gefördert und umgesetzt.<br />

Daher steht nicht eine Anlage im Vordergrund,<br />

sondern die Umsetzung des Stiftungszwecks.<br />

<strong>WOLL</strong>: In der Stiftungsurkunde wird als Ziel der Stiftung<br />

die langfristige Förderung gemeinnütziger Initiativen<br />

in den Themenfeldern Hygiene, ökologische und<br />

soziale Nachhaltigkeit, lebenslanges Lernen und Familienunternehmertum<br />

beschrieben. Was konkret bedeutet<br />

das? Wen und was wollen Sie fördern?<br />

Andreas Krengel: In den vier genannten Themenfeldern<br />

werden wir, über die Förderung von Wissenschaft und<br />

Forschung, die Förderung von Aus- und Weiterbildung,<br />

die Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens und<br />

des Wohlfahrtswesens den Stiftungszweck erfüllen. Die<br />

Einbettung hier im Sauerland ist uns wichtig, aber auch<br />

der europäische Fokus, den wir mit der Stiftung verfolgen.<br />

Es werden gemeinnützige Initiativen unterstützt,<br />

aber auch eigene Projekte initiiert. Sowohl größere als<br />

auch kleinere Initiativen. So planen wir beispielsweise im<br />

<strong>Sommer</strong>, an allen europäischen WEPA Standorten eine<br />

gemeinsame „Clean the forest“- und „Clean the river“-<br />

Aktion zu starten. Ein lokales Beispiel ist, dass wir in den<br />

vergangenen Wochen beim Transfer zum Impfzentrum im<br />

Sauerland diejenigen Mitbürgerinnen und Mitbürger unterstützt<br />

haben, für die ein eigener Transfer nicht möglich<br />

war. Und wir setzen aktuell Projekte in Einrichtungen vor<br />

Ort zur Versorgung mit Hygieneprodukten um, in denen<br />

aufgrund der Covid-19-Situation großer Bedarf herrscht.<br />

Darüber hinaus befinden wir uns in der Evaluierung von<br />

größeren Projekten in den genannten vier Themenfeldern,<br />

die unter anderem über Projektanträge an uns herangetragen<br />

werden.<br />

<strong>WOLL</strong>: Gibt es ein Thema, das Ihnen persönlich sehr<br />

am Herzen liegt?<br />

Andreas Krengel: Unser Familienunternehmen zukunftsorientiert<br />

und verantwortungsvoll weiter erfolgreich mitauszurichten.<br />

Zusammen mit einem großartigen WEPA<br />

Team und der langfristigen Perspektive der Unternehmerfamilie.<br />

Unser Anspruch ist es, das Familienunternehmen<br />

erfolgreich in die nächste, die vierte Generation zu führen.<br />

Bis dahin sind es noch ein paar Jahrzehnte und wir haben<br />

noch viel vor. Das treibt mich mit viel Leidenschaft täglich<br />

an.<br />

<strong>WOLL</strong>: Ein Blick in die Zukunft. Wo steht WEPA in<br />

zehn Jahren?<br />

Andreas Krengel: In zehn Jahren ist WEPA weiterhin<br />

ein zukunftsorientiertes Familienunternehmen mit europäischer<br />

Marktabdeckung und sauerländischen Wurzeln.<br />

Für unsere Kunden sind wir der nachhaltigste und agilste<br />

Partner erster Wahl für persönliche und professionelle<br />

Hygienelösungen. Mit einem breiten Produktportfolio im<br />

Themenfeld „Nachhaltige Hygienelösungen“. Für unsere<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wir weiterhin<br />

ein attraktiver Arbeitgeber, bei dem man sich persönlich<br />

weiterentwickeln kann, der einen fordert und fördert und<br />

der Verantwortung in seinem Handeln zeigt. Dies auch<br />

in Bezug auf alle weiteren Stakeholder. Als Unternehmen<br />

haben wir zudem die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung<br />

nicht nur ernstgenommen, sondern in Strukturen<br />

und Prozesse umgesetzt, und ziehen daraus die Stärke<br />

für die weitere Ausrichtung. In vielen Bereichen sind wir<br />

hier schon sehr weit und wollen uns erfolgreich weiterentwickeln.<br />

<strong>WOLL</strong>: Vor kurzem hat sich die WEPA Gruppe dem<br />

Innovations-Ökosystem „Maschinenraum“ angeschlossen.<br />

Was hat es damit auf sich?<br />

Andreas Krengel: Das ist ein Zusammenschluss von<br />

deutschen Mittelständlern und Familienunternehmen,<br />

die gemeinsam an Themen von aktueller Bedeutung arbeiten<br />

wollen: an den Transformationsthemen, unter anderem<br />

im Hinblick auf Innovation, Digitalisierung und<br />

Nachhaltigkeit. Für uns sind Kollaborationen, wie im<br />

„Maschinenraum“, und Kooperationen mit Partnern in<br />

unserer Wertschöpfungskette wichtige Bausteine unserer<br />

Strategie. Wir glauben daran, dass man gemeinsam mehr<br />

erreichen kann, gerade bei den großen Transformationsthemen.<br />

Deshalb sind wir auch dem „Maschinenraum“<br />

beigetreten, um eigene Erfahrungen zu teilen, von den<br />

Erfahrungen anderer zu profitieren sowie gemeinsame<br />

Kollaborationen und Kooperationen anzustoßen, um die<br />

Zukunft mutig zu gestalten.<br />

Herzlichen Dank, Herr Krengel, für das interessante<br />

Gespräch, und weiterhin erfolgreiche Geschäfte im<br />

Markt für „nachhaltige Hygienelösungen“. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 71


Der Minigolf-Sport-Klub Neheim Hüsten<br />

„Knippi, spiel die Fünf nochmal,<br />

aber mit einem Schlag!“<br />

Minigolf als Freizeitspaß ist beliebt. An der<br />

Kunst, einen kleinen weißen Ball mit möglichst<br />

wenig Schlägen auf einer Bahn in ein kleines<br />

Loch zu spielen, hat sich wohl jeder schon einmal mehr<br />

oder weniger erfolgreich versucht. Dass Minigolf aber<br />

auch ein ernstzunehmender Vereinssport ist, mit Meisterschaftsspielen<br />

bis hin zur 1.Bundesliga, mit Turnieren europa-<br />

und sogar weltweit, ist weniger geläufig. In Neheim-<br />

Hüsten, unterhalb der bekannten Gaststätte „Rodelhaus“,<br />

gibt es eine Minigolfanlage, die beides miteinander vereint.<br />

Dort befindet sich sowohl ein öffentlicher „Minigolf-<br />

Spielplatz“ für jedermann als auch die Wettkampfanlage<br />

des erfolgreichen Vereins MSK Neheim-Hüsten.<br />

1967 wurde der Verein gegründet, allerdings war der Start<br />

etwas holprig. Christoph Dellmann, der heutige Vorsitzende,<br />

berichtet: „Tatsächlich waren zur Gründungsversammlung<br />

nur sechs Interessierte erschienen!“. Um als eingetragener Verein<br />

firmieren zu können, brauchte man, damals wie heute,<br />

mindestens sieben Mitglieder. „So sind einige von uns damals<br />

tatsächlich auf die Straße gelaufen und haben den ersten Spaziergänger,<br />

der gegenüber unserer Anlage vor dem Rodelhaus<br />

auftauchte, gefragt, ob er uns helfen könne - und hatten sofort<br />

Erfolg!“<br />

Die Mitgliederzahl des Vereins wuchs in den Folgejahren<br />

schnell auf zunächst 20, dann auf ca. 70 Mitglieder an. Im<br />

Jahr 1983 wurde in neue, für das Publikum attraktive Minigolf-Bahnen<br />

ebenso investiert wie in die Clubräume und eine<br />

eigene Bewirtung.<br />

Seit 1998 verfügt der MSK sogar über eine sogenannte „Kombi-Anlage“,<br />

was bedeutet, es existiert neben den 18 Bahnen<br />

mit Kunststoffbelag eine weitere 18-Bahn-Anlage mit Eternit-Belag.<br />

Vorrausetzung dafür, dass der MSK auch Deutsche<br />

und internationalen Meisterschaften ausrichten darf, wie zum<br />

Beispiel im Jahr 2003 die deutsche Jungendmeisterschaft und<br />

im Jahr 2007 sogar die deutschen Meisterschaften der Damen<br />

und Herren.<br />

Drei Seniorenmannschaften (Herrenmannschaften) hat der<br />

Verein heute, dazu eine Damen- und eine Jugendmannschaft,<br />

wobei die 1. Herren in der 2. Bundesliga aktiv sind, die 1. Damen<br />

gar in der 1. Bundesliga. Auf der Website des Vereins finden<br />

sich viele Informationen zum Spielbetrieb und eine Auflistung<br />

aller Erfolge der vergangenen Jahre. Unter anderem<br />

war der MSK bei Deutschen Meisterschaften, Mannschafts-<br />

Europameisterschaften und sogar Weltmeisterschaften erfolgreich.<br />

72 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Markus Weber<br />

Philipp Nolte<br />

„Profis“ und Hobbyspieler sind gleichermaßen<br />

willkommen<br />

Florian Becker, Sportwart des Vereins<br />

Im Gespräch mit dem 1. Vorsitzenden Christoph Dellmann<br />

und dem Presse- und Werbewart Sven Klöckener wird schnell<br />

deutlich, dass jedermann willkommen ist, die Anlage unterhalb<br />

des Rodelhauses in Neheim mit ihrem wunderschönen<br />

Ausblick sportlich oder einfach zur Erholung zu genießen.<br />

„An jedem Mittwoch vor dem Übungsabend der ´Profis´<br />

(„Leistungspokal“ genannt) gibt es ein Jugend- und Anfängertraining<br />

unter Anleitung auf unsere Anlage“, so Sven Klöckener,<br />

„hier wird jedem, der möchte, in lockerer Atmosphäre<br />

vermittelt, worauf es beim Minigolf eigentlich ankommt.<br />

Hierzu gehört zum Beispiel auch, dass den Neuankömmlingen<br />

beim Training „richtige“ Bälle und Schläger zur Verfügung<br />

gestellt werden, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.<br />

„Die Auswahl des Materials hängt nämlich entscheidend von<br />

der Beschaffenheit der jeweiligen Bahn (Hindernisse, Oberfläche<br />

und Kantenverläufe) sowie auch von der Außentemperatur<br />

ab“, erklärt uns der Vereinsvorsitzende. Nur durch<br />

exakte Vorbereitung und natürlich viel, sehr viel<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 73


Training lassen sich dann Leistungen erzielen, die für den<br />

Laien schlicht unglaublich sind: Der Bahnrekord für eine der<br />

jeweils 18 Bahnen umfassenden Kombi-Anlage in Neheim<br />

liegt bei 18 Schlägen, also jeweils einem Schlag pro Bahn!<br />

„Stadtmeisterschaften für Jedermann“<br />

Einen besonderen Anreiz, einmal unter Turnierbedingungen<br />

Minigolf zu spielen, bietet das einmal im Jahr stattfindende<br />

„Jedermann-Turnier“, bei dem ausschließlich Nicht-Mitglieder<br />

um den Titel des „Minigolf-Stadtmeisters“ spielen.<br />

Hilfestellung gibt es hierbei an jeder Bahn von den Experten<br />

des MSK. Die Siegerehrung und der gesellige Ausklang<br />

finden anschließend auf der schönen Terrasse des Clubheims<br />

statt. Übrigens: Es ist auch im Rentenalter nicht zu<br />

spät, mit „sportlichem Minigolf“ zu beginnen. Sven Klöckener<br />

berichtet, dass der Verein in den letzten Jahren verstärkt<br />

das Thema Inklusion in den Blickpunkt genommen<br />

hat, um Menschen mit Einschränkungen ebenfalls die Möglichkeit<br />

zu geben, diesen schönen Freizeitsport auszuüben.<br />

rechts am Loch vorbei, dann nach links an die Bande - und<br />

fällt dann rein.“<br />

„Aha“, denkt der ungläubige <strong>WOLL</strong>-Redakteur und verfolgt<br />

den Ball, der …im hohen Tempo der Kurve folgt, rechts am<br />

Loch vorbeiläuft, nochmal links touchiert, dadurch Tempo<br />

verliert und exakt im Loch landet – unfassbar! „Na ja“ sagt<br />

der Vorsitzende noch schmunzelnd, „der Spieler (Ralf Knippschild<br />

- Anm.d.Red.) ist langjähriges Mitglied bei uns gewesen,<br />

ist jetzt Nationalspieler und für Wesel in der 1. Bundesliga<br />

aktiv. Und nicht umsonst lautet unser Leitspruch ja: Der<br />

Ball muss ins Loch!“ ■<br />

Gratis-Vorführung von einem Könner<br />

Zum Schluss des Besuchs der Anlage hoch über Neheim-Hüsten<br />

bekommen wir eine besondere Vorführung geboten: Etwa<br />

20 Meter unterhalb der Sitzbänke trainieren einige Mitglieder<br />

an einer langen Bahn, die sowohl mit einigen dreieckigen<br />

Hindernissen als auch mit einer elliptischen Steilwand versehen<br />

ist. Spielbar, aber sicher nicht mit einem Schlag.<br />

Genau dazu fordert Christoph Dellmann den Spieler aber auf,<br />

als er herunterruft: „Knippi, spiel die Fünf (5. Bahn) nochmal,<br />

aber mit einem Schlag!“, um dann erläuternd hinzuzufügen:<br />

„Er wird jetzt mit einem schnellen (übrigens braunen) Ball sofort<br />

an die Bande spielen, der Ball folgt dann der Kurve, geht<br />

Minigolferin Marlene Tietz<br />

74 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


NETZ-<br />

FUND-<br />

STÜCKE<br />

Fundstück 1:<br />

Elternratgeber<br />

Mit dem ersten, großen <strong>WOLL</strong> Elternratgeber<br />

zum Thema Ausbildung und Karriere,<br />

richten wir uns gezielt an Sie, liebe<br />

Eltern. Sie erhalten einen Einblick über<br />

die aktuellen Ausbildungs- und Karrierewege<br />

im Sauerland und am Hellweg. Alle<br />

Geschichten und Berichte sind von hier<br />

– und zwar zu 100 %. Echte Menschen,<br />

echte Unternehmen, echte Berufe und Erfahrungen.<br />

https://www.imsauerland.de/elternratgeber/<br />

Nutzen Sie diesen Elternratgeber, um sich<br />

selbst über die heutigen Ausbildungs- und<br />

Karrieremöglichkeiten zu informieren.<br />

Schauen Sie sich dabei auch die Geschichten,<br />

Portraits und Ausbildungsplatzangebote<br />

der beteiligten Firmen an.<br />

Fundstück 2:<br />

Ecosia, die ökologische<br />

Suchmaschine<br />

“Suche im Web und pflanze Bäume” ist<br />

der Slogan von Ecosia. Das Berliner Unternehmen<br />

verwendet die Einnahmen der<br />

Suchanfragen, um dort Bäume zu pflanzen,<br />

wo sie dringend benötigt werden.<br />

Wer die kostenlose Browser-Erweiterung<br />

installiert, kann die Welt damit ein bisschen<br />

grüner machen.<br />

https://www.ecosia.org/<br />

Ecosia-Suchergebnisse als auch die Suchanzeigen<br />

werden von Bing, der Microsofteigenen<br />

Suchmaschine geliefert. Schon<br />

jetzt steht Ecosia auf Platz 8 der weltweit<br />

meistgenutzten Suchmaschinen.<br />

Fundstück 3:<br />

Bevandert - Roadtrip<br />

durchs Heimatland<br />

Dass Mittelgebirge auch für junge, ambitionierte<br />

Sportler:innen lohnenswert sind,<br />

beweist ein Blick auf diesen Blog:<br />

https://www.bevandert.com/<br />

Hier gibt viele Tipps für lohnenswerte<br />

Wanderungen und schweißtreibende<br />

Biketouren. Die jungen Bloggerinnen<br />

zeigen, dass Sportler:innen nicht nur in<br />

Fitness-Studios und auf Sportplätzen zu<br />

finden sind, sondern jetzt auch die zu unrecht<br />

unterschätzten deutschen Mittelgebirge<br />

erobern. ■<br />

www.woll-magazin.de | www.imsauerland.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 75


DER ALTE<br />

WASSERTURM<br />

IN BESTWIG<br />

Martin Richter<br />

Im Inneren des Turms<br />

76 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Kein Schmuckstück – aber trotzdem hatte man sich irgendwie an seinen<br />

Anblick gewöhnt…<br />

Ende Mai wurde der alte Wasserturm, der auf dem früheren Lokschuppengelände<br />

in Bestwig stand, gesprengt. Der einst dazugehörige Wasserkran<br />

des früheren Bahnbetriebswerks, der dazu gedient hatte, Dampflokomotiven<br />

mit Wasser zu befüllen, wurde bereits an den Ruhrtalradweg versetzt.<br />

Der entwidmete Turm war schon längere Zeit marode und für viele<br />

Anwohner ein Schandfleck. Schade eigentlich, dass er nicht restauriert<br />

und evtl. transloziert, also versetzt werden konnte. Denn zumindest<br />

illuminiert im Dämmerungslicht war das Industrierelikt<br />

- selbst in seiner Hässlichkeit - wunderschön anzusehen. (c.z.) ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 77


Anzeige<br />

BRILON IST EINES DER INNOVATIONS-<br />

ZENTREN DER HITACHI ABB POWER GRIDS<br />

Das Energietechnikunternehmen ist in Brilon zu Hause, blickt aber täglich<br />

extrem weit über den Tellerrand des Sauerlands hinaus<br />

Inga Bremenkamp<br />

Hitachi ABB Power Grids<br />

neue Standort in Brilon ist das modernste und jüngste<br />

Werk unserer Hitachi-Familie. Alles ist neu und gemäß<br />

„Der<br />

den heutigen Produktionsstandards ausgestattet. Wir schreiben<br />

Erfolgsgeschichten in aller Welt und sind als Entwicklungszentrum extrem<br />

wichtig für das große Ganze. Brilon ist das Innovationszentrum für<br />

Trockentransformatoren der Hitachi ABB Power Grids, erklärt Kay Kruse,<br />

der Standortleiter des Transformatorenwerkes im Sauerland.<br />

Am Standort in Brilon arbeiten etwa<br />

170 Mitarbeiter der Hitachi ABB Power<br />

Grids. Immer mit dem Ziel, Innovationen<br />

in der Technik von Trockentransformatoren<br />

zu entwickeln. „Hier<br />

im Sauerland arbeiten wir intensiv an<br />

den Innovationen von morgen und<br />

schicken sie raus in die ganze Welt,<br />

sobald sie serienreif sind“, erklärt Kay<br />

Kruse, der für seine Stelle ins Sauerland<br />

gekommen ist und sich dort extrem<br />

wohlfühlt. „Für mich ist die<br />

Kombination einfach unschlagbar. Ich<br />

arbeite in einem international erfolgreichen<br />

Unternehmen, habe eine tolle<br />

Anbindung an größere Städte und lebe<br />

in einer unglaublich schönen Umgebung“,<br />

schwärmt der 43-Jährige, der in<br />

Thüringen aufgewachsen ist. Hitachi<br />

ABB Power Grids ist das größte Unternehmen<br />

in dieser schönen Umgebung,<br />

selbst über die Grenzen Südwestfalens<br />

hinaus.<br />

Hitachi ABB Power Grids beschäftigt<br />

36.000 Mitarbeiter in 90 Ländern.<br />

„Die Internationalität ist auch bei uns<br />

in Brilon spürbar. Wir arbeiten mit den<br />

Besten aus der ganzen Welt zusammen<br />

und sind mit unseren Mitarbeitern aus<br />

Brilon in einem globalen Netzwerk<br />

für Engineering, Produktion und Vertrieb“,<br />

betont Tobias Asshauer, der den<br />

Vertrieb in Brilon leitet.<br />

„Die sauerländische Bodenständigkeit<br />

plus ein global agierender Konzern, der<br />

aus Brilon heraus weltweit Erfolgsge-<br />

78 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Neben Kay Kruse (r) und Marcus Varnhagen (l)<br />

arbeiten etwa 170 Mitarbeiter am Standort in Brilon<br />

Tobias Asshauer ist Teil des innovativen<br />

Nabels von Hitachi ABB Power Grids<br />

schichten schreibt – das ist schon ein<br />

Pfund“, sagt Kay Kruse, der weiß, dass<br />

für den Erfolg alle Beschäftigten gemeinsam<br />

verantwortlich sind. „Wir arbeiten<br />

in einer familiären Atmosphäre.<br />

Alle werden wertgeschätzt. Das spüren<br />

auch unsere Azubis, die von einer sehr<br />

großen Jobvielfalt profitieren. Bei uns<br />

steht keiner still, jeder will sich weiterentwickeln<br />

und jedem stehen Türen<br />

und Tore offen“, fährt der Wirtschaftsingenieur<br />

fort.<br />

Der Standort, der in diesem Jahr seinen<br />

100. Geburtstag feiert, entwickelt sein<br />

Produktportfolio stetig weiter. Während<br />

in Brilon zunächst Grupenlampen<br />

hergestellt wurden und in den 70er<br />

Jahren der erste RESIBLOC® Gießharz<br />

Transformator entwickelt wurde, werden<br />

heute unterschiedliche Bahn- und<br />

Industriesegmente sowie die größten<br />

Kreuzfahrtschiffe der Welt mit Energie,<br />

die auf hoher See einen so großen<br />

Energiebedarf haben wie die gesamte<br />

Stadt Brilon, beliefert. „Das macht uns<br />

alle extrem stolz, weil das nicht jeder<br />

kann“, sagt Tobias Asshauer, der Teil<br />

des innovativen Zentrums von Hitachi<br />

ABB Power Grids in Brilon ist, das<br />

Dank der Zuverlässigkeit seiner Produkte<br />

auch das höchste Gebäude Dubais<br />

mit 78 Transformatoren – made in<br />

Sauerland – hat ausstatten dürfen. ■<br />

Hier geht’s zum Video:<br />

Partner der Big Six<br />

ABB Power Grids Germany AG<br />

Keffelker Str. 66<br />

59929 Brilon<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 79


DIE ERFOLGREICHEN<br />

13<br />

„Mondraker Rockets“<br />

fahren internationale<br />

Erfolge ein<br />

Julius Kolossa<br />

Marc Niemeyer<br />

80 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021<br />

N<br />

icht verstecken müssen (und<br />

können) sich die „Mondraker<br />

Rockets“ mit ihren auffälligen<br />

Trikots auf ihren Mountainbikes<br />

der Marke Mondraker. Das Team der<br />

<strong>Arnsberg</strong>er Daniel Waldorf und Fabian<br />

Kilpert hat in den fünf Jahren<br />

seines Bestehens zahlreiche sportliche<br />

Erfolge in Cross-Country und MTB-<br />

Marathon-Wettbewerben einfahren<br />

können. Die beiden <strong>Arnsberg</strong>er hatten<br />

2016 die Idee, ein eigenes nationales<br />

Mountainbike-Team zu gründen. Mit<br />

sechs Mann wurde seinerzeit die erste<br />

Saison bestritten. Heute besteht das<br />

Team aus 13 Mitgliedern, von denen<br />

acht aus dem Sauerland kommen.<br />

„Einmal dabei, immer dabei“, sagt dazu<br />

Sean Feldhaus. Der 24-Jährige aus Wuppertal<br />

ist von Anfang an mit dabei, und<br />

zugleich der jüngste „Rockets Fahrer“.<br />

„Ich bin seit neun Jahren Biker, und war<br />

damals auf der Suche nach dem richtigen<br />

Team.“ Im Sauerland wurde er dank der<br />

sozialen Medien fündig und fühlt sich<br />

hier wohl: „Eine familiäre Truppe, in der<br />

man Spaß haben kann.“ Dass Sean Feldhaus<br />

dabei nach eigenen Angaben nicht<br />

nur „zu den Schnelleren“ gehört, erwähnt<br />

er fast beiläufig. Auf Nachfrage erfährt<br />

man dann, dass der amtierende Landesverbandsmeister<br />

Nordrhein-Westfalens<br />

und zugleich NRW-Cup-Gesamtsieger<br />

neben einem fährt.<br />

Weiter geht es auf Seite 74


SO WÜRDE DEIN FEIERABEND-<br />

VERKEHR IN SÜDWESTFALEN<br />

AUSSEHEN<br />

Berufliche Sicherheit, bezahlbarer Wohnraum,<br />

grüne Work-Life-Balance? Das klingt doch alles<br />

zu schön, um nicht da zu sein!<br />

Überzeuge dich selbst unter<br />

suedwestfalen.com/undbleib<br />

Foto: Sauerland-Tourismus/Wipp Art<br />

Projekt gefördert durch:<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 81


Die Mondraker-<br />

Rockets-Mitglieder:<br />

Achim Scholz - Warstein<br />

Alex Gläser – Wuppertal<br />

Daniel Oehler – <strong>Arnsberg</strong><br />

Daniel Waldorf – <strong>Arnsberg</strong><br />

Dominik Schulte - Warstein<br />

Fabian Kilpert – <strong>Arnsberg</strong><br />

Florian Kortüm – Bochum<br />

Frank Osterhaus – Dortmund<br />

Jan Salm – Plettenberg<br />

Kai Exner – <strong>Arnsberg</strong><br />

Marcus Wegner – Meschede<br />

Pascal Müller – Hirschberg<br />

Sean Feldhaus -. Wuppertal<br />

Der Saisonauftakt führt die Mondraker<br />

Rockets in diesem Jahr 70 Kilometer<br />

durch das Sauerland. Doch ob bei dieser<br />

oder anderen Touren – gefahren wird nur<br />

auf vorhandenen Wegen. Dass sie dabei<br />

Wert auf Sicherheit für sich und andere<br />

legen, das ist selbstverständlich.<br />

Daniel Waldorf weiß an seiner Seite eine<br />

hochmotivierte Biker-Gemeinschaft, die<br />

aus ganz NRW kommt. „Durch Teilnahmen<br />

am XC Weltcup, mehrtägigen<br />

Marathons in Italien, Österreich, Polen<br />

und Belgiens, war die Mannschaft auch<br />

über die Grenzen des Sauerlands stets<br />

präsent und erfolgreich. P-Weg, Megasports,<br />

der MTB Marathon in <strong>Arnsberg</strong><br />

Neheim und das MTB Festival in Willigen<br />

sind natürlich absolut feste Bestandteile<br />

unseres Rennkalenders“, zählt er auf.<br />

„Besonders hervorzuheben sind aber die<br />

Teilnahmen an diversen 24-Stunden-<br />

Rennen auf dem Mountainbike. So gewann<br />

das Team allein im Jahr 2017 und<br />

2018 die Gesamtwertung des 24-Stunden-Rennens<br />

am Nürburgring und in<br />

Duisburg, welches zu den legendärsten<br />

und bekanntesten in der Szene gehört.<br />

2019 folgte noch ein zweiter Platz.“<br />

2020 fanden wegen der Corona-Pandemie<br />

keine Wettkämpfe statt. Als Alternative<br />

zum fehlenden Rennbetrieb haben<br />

einige der Fahrer an E-Sports Veranstaltungen<br />

und Wettkämpfen über die Trainingsplattform<br />

ZWIFT teilgenommen.<br />

„Alle zusammen hoffen wir jedoch 2021<br />

auf wenigstens ein paar vereinzelte Marathons<br />

im normalen Rennbetrieb“. ■<br />

82 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Wilhelmine Lübke, die<br />

First Lady aus Ramsbeck<br />

„Heini, wir gehen<br />

jetzt zu Bett!“<br />

Christel Zidi<br />

W<br />

er sich das Foto einmal<br />

genau ansieht, dem wird<br />

schnell klar, wer in dieser<br />

Beziehung die Hosen anhatte. Natürlich<br />

nur im übertragenen Sinne, denn<br />

im Jahre 1929 trugen die wenigsten<br />

Frauen Beinkleider. Eine Ausnahme:<br />

Marlene Dietrich. Auf dem Bild<br />

hakt sich Heinrich Lübke bei seiner<br />

Frau Wilhelmine unter. Nur leicht<br />

und mit einem zarten Streichen ihres<br />

Unterarms. Ein weiteres Indiz, das<br />

einen Rückschluss auf diese Rollenverteilung<br />

bestätigt: die Bekleidung<br />

des Paares. Ihr schlichtes, beinahe<br />

maskulines Kostüm und sein leicht<br />

dandyhafter Aufzug unterstreichen<br />

das Bild. Der Gesamteindruck: ein<br />

beschwingtes (s. Heinrichs rechtes<br />

Bein) und glückliches Paar.<br />

Als Wilhelmine Keuthen wurde die spätere<br />

Bundespräsidentengattin 1885 in<br />

Ramsbeck geboren. Ihr Vater war Büroimago<br />

/ teutopress<br />

Worin hat sich Heinrich Lübke wohl<br />

zuerst verliebt? In ihr schönes, offenes<br />

Gesicht, in ihre Reife oder in ihre Klugheit<br />

und Stärke? Wahrscheinlich war´s<br />

die Mischung aus all dem. Der Vermessungsingenieur<br />

aus <strong>Sundern</strong>-Enkhausen<br />

und die Studienrätin aus Ramsbeck<br />

lernten sich 1929 in der Reichshauptstadt<br />

Berlin kennen, bei einem Heimattreffen<br />

des Sauerländer Gebirgsvereins.<br />

1930 heirateten sie. Die neun Jahre Altersunterschied<br />

ließ Wilhelmine in ihrer<br />

Geburtsurkunde „korrigieren“, nahm die<br />

Änderung aber später wieder zurück. Ein<br />

bisschen Eitelkeit steckte wohl auch in<br />

der strengen Studienrätin.<br />

Eine Frau von hoher Bildung<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 83


„Wer sich um andere kümmert, hat keine<br />

Zeit, alt zu sein.“ - Wilhelmine Lübke<br />

leiter in der Ramsbecker Grube. Anders als ihre drei Brüder,<br />

die das Gymnasium absolvierten, durfte sie nur die Volksschule<br />

besuchen. Sie belegte mit 16 Jahren das Paderborner<br />

Lehrerinnen-Seminar und war um 1906 in der Westschule in<br />

Hamm als Lehrerin tätig. 1908 besteht sie die Ergänzungsprüfung<br />

für den höheren Schuldienst mit der höchsten Auszeichnung.<br />

Sie schreibt sich daraufhin an der Uni Münster<br />

ein, studiert Mathematik, Germanistik und Philosophie und<br />

geht später nach Berlin. Dort ist sie zehn Jahre lang als Studienrätin<br />

tätig.<br />

Heinrich Lübke schätzte die Klugheit und Stärke seiner Ehefrau.<br />

Besonders bei Staatsbesuchen war Wilhelmine, die sich<br />

fließend in Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und<br />

Russisch unterhalten konnte, eine würdige Begleitung an der<br />

Seite des Bundespräsidenten. Auch später, in der zweiten Amtszeit,<br />

als Heinrich zunehmend rhetorische Missgriffe unterliefen<br />

- die natürlich gern von Kabarettisten verwendet wurden<br />

- war sie stützend an seiner Seite, ertrug den Hohn und Spott.<br />

Wohlwissend, dass ihr Ehemann an einer Zerebralsklerose litt,<br />

schweren Durchblutungsstörungen des Gehirns. Es war nicht<br />

die Zeit, dass man persönliches Leid öffentlich machte... Ein<br />

Amtsrücktritt aus gesundheitlichen Gründen hätte seinem damaligen<br />

Ansehen allerdings mehr gedient.<br />

Eine Frau mit sozialem<br />

Engagement<br />

Besuchen Sie unseren Mustergarten in Cobbenrode!<br />

Montag - Freitag 8.00 - 17.00 Uhr<br />

Samstag 8.00 - 12.00 Uhr<br />

Sonntag Schautag<br />

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Auf der Hube 2 · 59889 Cobbenrode · Fon 02973/81290 · info@heco-natursteine.de<br />

84 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021<br />

www.heco-natursteine.de<br />

Wilhelmine Lübke prägte ihre Zeit als First Lady vor allem<br />

durch ihr soziales Engagement. Gemeinsam mit ihrem Mann<br />

gründete sie das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA), die<br />

spätere „Wilhelmine-Lübke-Stiftung, sie entwickelte u. a. die<br />

Idee vom „Essen auf Rädern“ und die Kurzzeit- und Tagespflege<br />

für alte Menschen. Damit schaffte sie die Grundlage für<br />

moderne Altenpflege.<br />

Wilhelmine war Vorsitzende des Muttergenesungswerkes,<br />

wirkte in der Aktion Gemeinsinn und bei der Unicef mit. Mit<br />

Mildred Scheel war sie befreundet und unterstützte diese bei<br />

der Idee, die Deutsche Krebshilfe zu gründen. Wilhelmine<br />

Lübke arbeitet auch im hohen Alter noch mehrere Stunden<br />

wöchentlich in der Kinderabteilung der Bonner Uniklinik.


Mit ihrem Mann teilte sie die Wertschätzung<br />

für Menschen in der sogenannten<br />

Dritten Welt und warb für den Einsatz<br />

deutscher Entwicklungshilfe.<br />

Eine Frau, über die man staunt<br />

Heinrich Lübke starb 1973, Wilhelmine 1981 in Bonn. Die<br />

Heimatverbundenheit des Sauerländer Paares zeigt sich wohl am<br />

besten darin, dass beide in Sauerländer Erde ruhen, in Heinrichs<br />

Geburtsort <strong>Sundern</strong>-Enkhausen.<br />

Als Präsidentengattin lernte sie viele<br />

hochrangige Persönlichkeiten kennen:<br />

Die Queen, bei ihrem ersten Staatsbesuch<br />

nach dem Krieg. Den letzten<br />

äthiopischen Kaiser Haile Selassie, den<br />

„Löwen von Juda“, den persischen Kaiser<br />

Reza Pahlavi mit seiner eleganten Frau<br />

Farah Diba, den thailändischen König<br />

Bhumibol mit seiner wunderschönen<br />

Frau Sirikit, John F. Kennedy und<br />

viele andere. Wilhelmine bezauberte<br />

die Gäste mit Eleganz, Intelligenz und<br />

Würde. Und mit ihren hervorragenden<br />

Sprachkenntnissen, über die selbst Konrad<br />

Adenauer sagte: „Da kann man nur<br />

staunen.“<br />

„Hinter jedem erfolgreichen Mann<br />

steckt eine starke Frau“ – dieses Sprichwort<br />

trat wohl ganz besonders auf das<br />

Ehepaar Lübke zu. Wilhelmine war<br />

ihrem Heinrich, dem Bundespräsidenten,<br />

eine kluge Ratgeberin, hat ihn u.<br />

auch in seinem Eintreten für eine Große<br />

Koalition bestärkt. Wenn es darauf<br />

ankam, wusste Heinrich Lübke sich<br />

gegenüber seiner Frau aber auch durchzusetzen.<br />

So gab sie ihren heißgeliebten<br />

Beruf als Studienrätin nur auf seinen<br />

Druck hin auf.<br />

Wilhelmine drängte sich in der Öffentlichkeit<br />

nicht in den Vordergrund. Trotzdem<br />

galt ihre Zeit als Präsidentengattin<br />

als „Wilhelminische Ära“. In diesem Zusammenhang<br />

sei noch an einen Spruch<br />

Wilhelmine Lübkes erinnert, der das<br />

Tagesende nach langen Veranstaltungen<br />

einläutete: „Heini, wir gehen jetzt<br />

zu Bett!“. Energisch und keinen Widerspruch<br />

duldend. So war sie eben auch,<br />

Wilhelmine Lübke, eine starke Sauerländer<br />

Frau. ■<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 85


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Gute Geschichten aus Südwestfalen<br />

Coworking in Südwestfalen boomt!<br />

Positiv, dynamisch, echt...<br />

Foto: OFFICE & FRIENDS GmbH & Co KG<br />

Das Arbeiten im Home Office ist für<br />

viele in den letzten Monaten zur neuen<br />

Normalität geworden. Doch immer nur<br />

alleine im stillen Kämmerlein zu sitzen<br />

macht auf Dauer nicht allen Freude. So<br />

manchem fällt schon nach kurzer Zeit<br />

die Decke auf den Kopf und ein Tapetenwechsel<br />

wäre nicht schlecht. Genau<br />

den kann man in Südwestfalen an gleich<br />

mehreren Orten in sogenannten Coworking-Spaces<br />

finden. Die offenen Bürogemeinschaften<br />

liegen voll im Trend und<br />

boomen auch hier in der Region!<br />

Zum Beispiel der Coworking-Space<br />

„Office & Friends“ in Olpe. Der bietet<br />

Platz zum Arbeiten in einer angenehmen<br />

Atmosphäre und zum Vernetzen<br />

mit Gleichgesinnten. Ein echtes Erfolgskonzept!<br />

Das Angebot an der Olper<br />

Hütte wird mittlerweile so gut angenommen,<br />

dass nun sogar angebaut<br />

wird. Im Gebäude direkt nebenan werden<br />

15 weitere Arbeitsplätze geschaffen.<br />

Die können schon bald von Selbstständigen,<br />

Start-Ups, Unternehmer*innen<br />

oder auch ganz normalen Angestellten,<br />

die sonst von zuhause arbeiten, angemietet<br />

werden.<br />

Im neuen Coworking-Space gibt es aber<br />

nicht nur weitere Team- und Einzelbüros.<br />

Hier findet man auch größere<br />

Meetingräume, in denen es die Option<br />

gibt, Catering hinzuzubuchen und eine<br />

Küche, in der zu jeder Zeit Wasser, Kaffee<br />

und frisches Obst bereitstehen. Als<br />

Highlight ist zudem ein Podcast-Studio<br />

mit Telefon- und Aufnahmebox geplant.<br />

Foto: Michael Bahr<br />

Foto: TRILUX GmbH & Co. KG<br />

Foto: Richard Siongco<br />

So geht interaktiver Matheunterricht<br />

in Südwestfalen<br />

Was Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

mit 3D-Druckern zu tun hat? Sehr<br />

viel, wenn es nach dem Projekt “DigiMath4Edu”<br />

geht, das die Universität<br />

Siegen gerade im Rahmen der<br />

REGIONALE 2025 umsetzt. Durch<br />

das Projekt soll der Mathe-Unterricht<br />

an Schulen in Südwestfalen digitaler<br />

und interaktiver werden!<br />

Cool: Wie Leuchten aus <strong>Arnsberg</strong> die<br />

Luftqualität überprüfen<br />

Wow, dieses clevere Produkt kommt<br />

aus Südwestfalen! Das Beleuchtungssystem<br />

“OpendoLED” der TRILUX<br />

GmbH & Co. KG hat viele praktische<br />

und smarte Funktionen. Eine<br />

Besonderheit ist die CO2-Sensorik.<br />

Sie misst die Luftqualität im Klassenraum<br />

und schlägt Alarm, wenn die<br />

“Luft zu dick wird“.<br />

Spitzenklasse: <strong>Arnsberg</strong>er Barista zaubert<br />

Kunst in den Kaffee<br />

Im Restaurant “BEI GRAEFS” in<br />

<strong>Arnsberg</strong> wird Kaffee zur Kunst!<br />

Denn hier kreiert der Barista Richard<br />

Siongco mit seiner „Latte Art“ immer<br />

neue und kunstvolle Motive – und<br />

das sehr zur Freude seiner Gäste. Die<br />

dürfen sich über einmalige Kreationen,<br />

wie Hunde, Elefanten oder Bären<br />

im Milchschaum freuen. Cool!


Wow! Diese Unternehmen aus<br />

Südwestfalen solltest du kennen…<br />

Junge Macher setzen auf „Adventure Golf“ mit Sauerland-Bahnen<br />

A.L.S. - Ihr zuverlässiger<br />

Logistikdienstleister, zu Land,<br />

zu Wasser und in der Luft.<br />

Sie sagen wohin – wir<br />

übernehmen den Rest.<br />

Diese und weitere gute Geschichten<br />

“Junge Macher*innen aus Südwestfalen -<br />

Monique Schloßmann und Robin Homrighausen”<br />

Foto: Südwestfalen Agentur, Patrick Bonzel<br />

Südwestfalen ist ein echter “Hier geht<br />

was!”-Raum! Genau das zeigt die Reihe<br />

“Junge Macher*innen”. 59 junge Menschen<br />

stellen sich selbst und ihr Herzensprojekt<br />

hier in der Region vor. So<br />

auch Monique Schloßmann und Robin<br />

Homrighausen. Mit nur 23 und 24 Jahren<br />

erfüllten sich die beiden hier in der<br />

Region den Traum von der Selbständigkeit.<br />

Und das mit einem eher ungewöhnlichen<br />

Angebot. Gemeinsam<br />

betreiben sie eine “Adventure Golf”-<br />

Anlage in Winterberg mit ganz besonderen<br />

Bahnen.<br />

instagram.com/<br />

suedwestfalen_echt<br />

www.als-arnsberg.de<br />

Das modernste Scan-Zentrum in Deutschland<br />

betreibt das Siegener Familienunternehmen<br />

DATASEC. Es ist mit über<br />

350 Mitarbeitern als Business Process<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 87


Oliver Schäfer<br />

und die<br />

„Furchtlosen<br />

Frauen“<br />

Monika Loerchner<br />

S. Droste<br />

Junger Warsteiner Künstler stellt im Gruga-Park aus<br />

Pünktlich zum Weltfrauentag am 08.03. wurde<br />

die Ausstellung von Oliver Schäfer im Gruga-Park<br />

Essen eröffnet. Zwischen farbprächtigen Blumenbeeten<br />

leuchten die nicht minder knalligen Bilder seiner<br />

„Fearless Women“. Mit ihnen erzählt der Warsteiner<br />

Künstler Geschichten, die berühren, traurig machen, aber<br />

auch Hoffnung schenken.<br />

<strong>WOLL</strong>: Herr Schäfer, schön, dass Sie Zeit für uns haben!<br />

Sie sind 27 Jahre alt und studieren in Essen Kunst. Was<br />

bedeutet Kunst für Sie?<br />

Oliver Schäfer: Durch sie kann ich mich visuell ausdrücken.<br />

In jedem Bild steckt viel von mir, auch wenn ich darauf nicht<br />

zu sehen bin.<br />

88 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


„Ich sehe meine Kunst als Dialogöffner.<br />

Ich möchte, dass sich die Menschen mit der<br />

Geschichte dieser Frauen beschäftigen“<br />

– Oliver Schäfer<br />

<strong>WOLL</strong>: Wieso zeigt Ihre Bilderserie der „Furchtlosen“<br />

nur Frauen?<br />

Oliver Schäfer: Ständig wird über „große Männer“ geredet,<br />

in Städten werden sie als Statuen verewigt. Eine berühmte<br />

Frau habe ich da noch nicht gesehen, keine deutsche Universität<br />

wurde je nach einer benannt. Dann kam Trump und ich<br />

hatte es satt.<br />

<strong>WOLL</strong>: 17 Ihrer „Fearless Women“ sind derzeit im Gruga-Park<br />

in Essen als wetterfeste Drucke zu bewundern,<br />

inzwischen arbeiten Sie an dem 19. Bild. Wie viele sollen<br />

es noch werden und wie entscheiden Sie, wen Sie portraitieren?<br />

Oliver Schäfer: Es wäre schön, die 100 voll zu bekommen.<br />

Das sind alles Frauen, deren Geschichte mich berührt hat, die<br />

etwas Tolles für die Allgemeinheit getan haben. Ich würde<br />

zum Beispiel nie Leni Riefenstahl oder Coco Chanel malen.<br />

<strong>WOLL</strong>: Einige Namen Ihrer Fearless Women sagen mir<br />

etwas – Catharina Cramer ist ja auch mit dabei – andere<br />

musste ich vor unserem Termin erstmal recherchieren …<br />

Oliver Schäfer: Genau! Ich sehe meine Kunst als Dialogöff-<br />

ner. Ich möchte, dass sich die Menschen mit der Geschichte<br />

dieser Frauen beschäftigen.<br />

<strong>WOLL</strong>: Dabei tauchten viele schwierige Themen auf wie<br />

Klimawandel, Atomunfälle, Mobbing und Gewalt gegen<br />

Frauen.<br />

Oliver Schäfer: Ein Freund hat mal zu mir gesagt, dass ich<br />

mit den Bildern zeige, wie schlecht unsere Welt ist. Aber mir<br />

machen diese Frauen auch Hoffnung. Sie haben in ihrem Bereich<br />

etwas bewegt – wo kann ich etwas machen?<br />

<strong>WOLL</strong>: Sie verstecken ja immer ein Zitat der Frau auf dem<br />

Bild, von dem dann nur einzelne Buchstaben durchschimmern.<br />

Wieso das Ganze?<br />

Oliver Schäfer: Die Menschen sollen darüber nachdenken,<br />

was da stehen könnte. Es soll zeigen, dass Frauen mehr sind<br />

als nur Hüllen, dass hinter jeder mehr steckt, dass sie Subjekte<br />

sind und keine Objekte, als die sie leider immer noch oft behandelt<br />

werden.<br />

<strong>WOLL</strong>: Die Kameras unserer Fotografen arbeiten<br />

mit Gesichtserken-nung und haben die der Frau-<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 89


„Kunst fördert das kreative<br />

Denken und das ist ja auch<br />

in der Wirtschaft wichtig”<br />

- Oliver Schäfer<br />

en eben automatisch fokussiert, so<br />

realistisch malen sie die Damen!<br />

Oliver Schäfer: Naturalistisch ist das<br />

natürlich nicht, aber wenn Sie sagen, dass<br />

das realistisch gemalt ist, dann ist das so<br />

für Sie.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie würden Sie denn Ihre<br />

Stilrichtung nennen?<br />

Oliver Schäfer: Das ist mir egal. Es ist<br />

nicht meine Aufgabe als Künstler, das zu<br />

betiteln.<br />

<strong>WOLL</strong>: Ich finde auch die Farben<br />

klasse. Wie entschieden Sie, welche Sie<br />

nehmen?<br />

Oliver Schäfer: Das ist unterschiedlich.<br />

Bei Frau Thunberg habe ich zum Beispiel<br />

die Farben Arktis, Aquamarin und Karminrot<br />

als Sinnbild für den Klimawandel<br />

benutzt. Bei Frau Apfel habe ich die Farben<br />

ihres Lieblingsbildes „Die Schnecke“<br />

von Henri Matisse übernommen. Meist<br />

entscheide ich das aber spontan.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie sind Sie eigentlich zum<br />

Malen gekommen?<br />

Oliver Schäfer: Mit acht Jahren hatte<br />

ich in Rüthen bei dem Ehepaar Macdonald<br />

meine ersten Zeichenkurse. Meine<br />

Unimappe habe ich dann später bei Ute<br />

Pluntke in Warstein gemacht.<br />

<strong>WOLL</strong>: Was denken Sie: Ist Kunst etwas,<br />

wofür man Talent braucht, oder<br />

ein Handwerk, das jeder erlernen<br />

kann?<br />

Oliver Schäfer: Wenn du dich über<br />

Kunst ausdrücken möchtest, gibt es<br />

nichts zu lernen, dann sage ich: „Hey,<br />

Oliver Schäfers<br />

(bisherige) „Furchtlose<br />

Frauen“ zum Selbstrecherchieren:<br />

Anne Frank, Barbra Streisand, Breonna Taylor, Catharina Cramer,<br />

Queen Elisabeth II, Greta Thunberg, Helen Caldicott, Iris Apfel,<br />

Jane Goodall, Lady Gaga, Malala Yousafzai, Marlene Dietrich,<br />

Marzieh Ebrahimi, Meryl Streep, Michelle Obama, Mona Lisa,<br />

Rosa Luxemburg, Ruth Bader Ginsburg, Sofie Scholl<br />

mach´s einfach!“ Wenn du machst, was<br />

du liebst, wirst du darin auch irgendwann<br />

immer besser.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie ist das bei Ihnen? Wollen<br />

Sie immer besser werden?<br />

Oliver Schäfer: Ja, aber nicht im Sinne<br />

eines Strebens nach Perfektion, sondern<br />

dass man den Prozess schätzen lernt.<br />

Weiterentwicklung finde ich – gerade<br />

auch bei Kindern – wichtig und toll!<br />

<strong>WOLL</strong>: Eine sympathische Aussage<br />

für einen angehenden Kunstlehrer!<br />

Oliver Schäfer: Kunst ist leider so ein<br />

Freitag-sechste-Stunde-Fach. Das finde<br />

ich sehr schade, weil sie das kreative<br />

Denken fördert, und das ist ja auch in<br />

der Wirtschaft wichtig. Der Fokus liegt<br />

in unserem Bildungssystem aber eher auf<br />

den MINT-Fächern.<br />

<strong>WOLL</strong>: Hat sich eigentlich schon mal<br />

eine der gemalten Damen bei Ihnen<br />

gemeldet?<br />

Oliver Schäfer: Greta Thunberg hat mir<br />

in den sozialen Medien ein „Wow“ hinterlassen,<br />

Iris Apfel hat mir geschrieben.<br />

Mit Frau Cramer stand ich vorher schon<br />

in Kontakt, mit der Iranerin Marzieh<br />

Ebrahimi schreibe ich mich immer noch.<br />

Nachdem sie das Bild geteilt hat, haben<br />

sich viele Iraner bei mir gemeldet, haben<br />

sich bedankt und mir spannende Einblicke<br />

in ihre Kultur gewährt.<br />

<strong>WOLL</strong>: Haben Sie ein Lieblingsbild?<br />

Oliver Schäfer: Nicht direkt. Mein<br />

letztes Bild, das von Frau Cramer, zeigt<br />

meine Fähigkeiten im Moment, ist also<br />

mehr „Ich“ als die anderen. Frau Thunberg<br />

zum Beispiel würde ich heute ganz<br />

anders malen. Aber das gehört dazu, dass<br />

man akzeptiert, dass man damals so war.<br />

<strong>WOLL</strong>: Was ist das Schönste am Malen?<br />

Oliver Schäfer: Wenn man seine Signatur<br />

unter das Bild setzt und fertig ist. Das<br />

ist wie eine Erlösung.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie geht es mit der Ausstellung<br />

weiter?<br />

Oliver Schäfer: Die wurde bis Oktober<br />

verlängert. Jeder ist herzlich eingeladen<br />

nach Essen zu kommen und sich meine<br />

Bilder anzuschauen.<br />

<strong>WOLL</strong>: Sind Sie auch ab und an vor<br />

Ort?<br />

Oliver Schäfer: Ja. Tatsächlich habe ich<br />

dort schon viele Besucher aus dem Sauerland<br />

getroffen. ■<br />

90 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Es ist ein<br />

wunderbares<br />

Gefühl, wenn<br />

Menschen offen<br />

aufeinander<br />

zugehen<br />

Ein Gespräch mit<br />

Hongxia Zheng<br />

Sabrina Butz<br />

S. Droste<br />

Seit 30 Jahren lebt Hongxia Zheng jetzt schon<br />

im Sauerland und setzt sich unermüdlich für<br />

die deutsch-chinesische Verständigung ein. Mehr<br />

noch: Sie erklärt deutschen Mitbürger/innen, die<br />

geschäftlich oder privat mit China zu tun haben, was es<br />

im „Land der Mitte“ zu beachten gilt. Auch umgekehrt,<br />

also wenn Chinesen private oder berufliche Kontakte in<br />

Deutschland suchen, bekommen sie gern Unterstützung<br />

von Frau Zheng.<br />

Geboren wurde Hongxia Zheng in Zentralchina, in der<br />

Nähe der alten Kaiserstadt Xi’an mit der weltweit berühmten<br />

Terrakotta-Armee. Sie studierte Germanistik, gewann eine<br />

Kurzgeschichten-Ausschreibung und wurde deshalb 1989<br />

nach <strong>Arnsberg</strong> eingeladen. Vier Wochen wollte sie ursprünglich<br />

bleiben. Es kam anders: Die Studentenunruhen<br />

in Beijing ließen eine Rückreise nicht zu. Hongxia Zheng<br />

blieb, sie absolvierte eine Ausbildung zur Hotelkauffrau, arbeitete<br />

im Im- und Exportbereich. Nach der Geburt Ihres<br />

ersten Kindes machte sie sich Anfang 2000 selbstständig<br />

als Beraterin und Dolmetscherin für Firmen, die in China<br />

investieren oder produzieren wollen. Sie arbeitet als Dozentin<br />

an mehreren Volkshochschulen und Gymnasien und als<br />

Lehrbeauftragte für Chinesisch an der FH-SWF Meschede.<br />

Jahr für Jahr führt sie Reisegruppen der VHS, der FH oder<br />

Gymnasien durch China.<br />

Ihr Deutsch ist perfekt, ihre Aussprache akzentfrei, was<br />

sie beides gern herunterspielt mit der Bemerkung: „Na ja,<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 91


nach so langer Zeit in Deutschland,<br />

ist das doch nichts Besonderes.“<br />

Darüber ließe sich vortrefflich streiten,<br />

aber wir wollen mehr von und<br />

über Hongxia Zheng erfahren:<br />

Was bedeutet Ihr Name?<br />

In China kann jedes beliebige Schriftzeichen<br />

als Vorname verwendet werden. Mein Vorname<br />

bedeutet hong = rot und xia = Wolkenfarbe in der<br />

Dämmerung. Die adäquate deutsche Übersetzung wäre<br />

Morgen- oder Abendrot. Den Nachnamen Zheng könnte<br />

man mit Müller, Meier, Schulze in Deutschland vergleichen,<br />

er zählt zu den verbreitetsten chinesischen Nachnamen. Nomen<br />

est omen stimmt bei mir: Ich bemühe mich von morgens<br />

bis abends gut gelaunt, zuversichtlich und fröhlich zu<br />

sein.<br />

Wie lange haben Sie gebraucht, um so gut<br />

Deutsch zu sprechen?<br />

Ich habe in China vier Jahre Germanistik studiert. Als ich<br />

1989 nach Deutschland kam, musste ich mich am Anfang<br />

doch sehr an die Alltagssprache gewöhnen. Denn das, was<br />

ich an der Universität gelernt habe, war eher förmlich. Allerdings<br />

hat mir die gründliche Ausbildung in der deutschen<br />

Grammatik sehr gute Dienste erwiesen. Dazu muss man<br />

wissen, dass die chinesische Grundgrammatik im Vergleich<br />

zur deutschen recht einfach ist: Es gibt keine Konjugationen<br />

der Verben, bei Hauptwörtern fast keine Ein- oder Mehrzahl<br />

und keine Fälle. Die deutsche Grammatik ist für Chinesen,<br />

die Deutsch lernen wollen, eine große Herausforderung.<br />

Der Vorteil in meinem Fall war, zu meiner Anfangszeit im<br />

Sauerland, dass ich die einzige Chinesin weit und breit war,<br />

so dass ich immer Deutsch sprechen musste. Dadurch lernte<br />

ich sehr schnell.<br />

Umgekehrt unterrichte ich sehr gerne Chinesisch für<br />

Deutsche. Wie gesagt, ist die chinesische Grammatik im<br />

Hongxia Zheng, geb. 1966 ist verheiratet mit Dr. Gerhard<br />

Brüser, dem früheren VHS-Leiter in <strong>Arnsberg</strong>. Sie<br />

haben zwei erwachsene Kinder. Frau Zheng dolmetscht<br />

für Behörden und Firmen und berät deutsche und chinesische<br />

Unternehmen in Kontakt- und Kommunikationsfragen.<br />

Vergleich zur<br />

deutschen sehr überschaubar.<br />

Chinesische Schriftzeichen zu lernen, ist dagegen<br />

für die Deutschen eine erhebliche Hürde: Ein gebildeter<br />

Chinese beherrscht 3.000 bis 5.000 Schriftzeichen. Um<br />

sich im Alltag zurecht zu finden, braucht man ca. 1.500<br />

Schriftzeichen. Deutsche Schüler/innen lernen im Grundkurs<br />

ca. 200. Für die Stufe I der Chinesisch-Sprachprüfung<br />

braucht man ca. 300 Schriftzeichen. Eine exotische Sprache,<br />

wie Chinesisch, ist sicherlich nicht einfach zu lernen, weil<br />

dafür die Gelegenheit zum Üben fehlt. Deswegen ermutige<br />

ich meine Schüler und Studenten immer, eine Reise nach<br />

China zu machen oder dort ein Auslandssemester zu absolvieren.<br />

Auch wenn es unzählige Dialekte in China gibt,<br />

sprechen die meisten Chinesen Hochchinesisch: Mandarin.<br />

Was war für Sie zunächst fremd<br />

und ungewohnt in Deutschland?<br />

Es mag komisch klingen: Aber als Erstes ist mir der deutsche<br />

Terminkalender aufgefallen: Jeder, den ich traf, führte<br />

diesen Zeitplaner, der mir völlig unbekannt war. In China<br />

verabredet man sich auch heute noch privat meistens<br />

spontan. In Deutschland wird der Kalender gezückt und<br />

ein Termin vereinbart. Dieses Organisieren, Strukturieren<br />

und minutiöse Planen waren mir fremd, aber es hat mich<br />

auch beeindruckt, obwohl ich die chinesische Spontaneität<br />

teilweise vermisst habe. Fremd war mir auch, dass sich in<br />

Deutschland Männer und Frauen bei der Begrüßung umarmen.<br />

Aber damit habe ich von Anfang an kein Problem gehabt,<br />

weil es ja meinem Naturell entspricht.<br />

92 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Wie reagieren die<br />

Mitmenschen auf Sie?<br />

Wenn mir jemand einzureden versucht,<br />

die Sauerländer seien stur, kann ich nur vehement<br />

widersprechen: Vor 30 Jahren war ich<br />

sicherlich für die meisten Sauerländer die erste<br />

leibhaftige Chinesin, die sie zu Gesicht bekamen.<br />

Ich kann mich ausschließlich an herzliche, fröhliche<br />

und wissbegierige Reaktionen erinnern. Da kam mir<br />

echtes Interesse entgegen. Es ist ein wunderbares Gefühl,<br />

wenn Menschen offen aufeinander zugehen. Ähnlich reagieren<br />

auch die chinesischen Landsleute, wenn ich auf meinen<br />

jährlichen Fahrten mit deutschen Touristen ein chinesisches<br />

Dorf besuche. Alle wollen die „exotisch“ hellen,<br />

blonden Haare der Europäer so gern einmal anfassen und<br />

staunen über die Blässe ihrer Haut. Es ist ein wunderbares<br />

Gefühl, wenn Menschen offen aufeinander zugehen. Die<br />

Sauerländer gehören für mich eindeutig zu diesen offenen<br />

Menschen.<br />

Sind Sie eher eine Deutsche mit<br />

chinesischen Wurzeln oder eine Chinesin,<br />

die in Deutschland lebt?<br />

Beides stimmt. Ich schätze mich als sehr privilegiert ein.<br />

Ich habe das Glück, in zwei so reichhaltigen Kulturen aufgewachsen<br />

zu sein und leben zu dürfen. Das ist etwas Wunderbares!<br />

Beruflich liegt mein<br />

Wo liegen heute Ihre beruflichen<br />

Beraten und privaten Schwerpunkte? für deutsch<br />

ist, freue ich mich w<br />

Beruflich liegt mein Schwerpunkt auf dem Chinesisch-Unterricht,<br />

Dolmetschen und Beraten für deutsche und chinesische<br />

Unternehmen. Sobald Corona endlich besiegt ist,<br />

freue ich mich wieder auf meine Reisen mit interessier ten<br />

Menschen nach China.<br />

Zum Abschluss möchte Abschluss ich gern den berühmten Konfuzius m<br />

zitieren: Wenn drei Menschen zusammen sind, ist bestimmt<br />

einer dabei, von dem ich etwas lernen kann. Mit altchinesi-<br />

Menschen Schriftzeichen sieht das Zitat dann<br />

zusamm<br />

so aus:<br />

( 三 人 行 , 必 有 我 师 )<br />

So ist es auch bei den Menschen weltweit: Wenn du offen<br />

bist, werden sich die Mitmenschen dir gegenüber auch öffnen.<br />

Es gibt so viele Gemeinsamkeiten, die wir alle weltweit<br />

und werthaltig nutzen können und sollten. ■<br />

So ist es auch bei<br />

Mitmenschen dir ge<br />

alle weltweit und we<br />

PRODUKTIONSAGENTUR<br />

FOTOGRAFIE<br />

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Unser neuer Standort:<br />

Holzener Weg 57, 59759 <strong>Arnsberg</strong><br />

Tel.: 02932 9023542, www.i-dexe.net<br />

Zusatzinfo<br />

MIT LEIDENSCHAFT, <strong>WOLL</strong>!<br />

Hongxia Zheng,<br />

früheren VHS-Le<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 93


,,Erfolg kommt,<br />

wenn du tust, was du liebst.‘‘<br />

94 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Almer Reiterin Kim Brinkmöller liefert den Beweis<br />

Leidenschaft kann man<br />

nicht vortäuschen<br />

Nele Ramspott<br />

S. Droste<br />

Sich mit gerade mal 15 Jahren im Mittelfeld der<br />

westfälischen Meisterschaften zu platzieren, das allein<br />

beweist großes Talent. Leidenschaft und Hingabe,<br />

gekoppelt mit etwas Glück ließen die Reiterin Kim<br />

Brinkmöller aus Brilon-Alme immer weiter wachsen.<br />

Wir haben Sie in ihrem Reitstall in Altenbüren<br />

besucht.<br />

Schon früh verfiel die mittlerweile<br />

20-jährige Reiterin aus Alme den großen<br />

Vierbeinern mit den treuen Augen.<br />

Mit gerade dreieinhalb Jahren durfte sie<br />

erstmals auf einem Pony Platz nehmen,<br />

dem ihrer Cousine. “Da<br />

hat mich auch so schnell<br />

keiner mehr runter<br />

bekommen‘‘,<br />

erinnert<br />

sie sich<br />

u n d<br />

lächelt. Und so mussten ihre Eltern sie von da an regelmäßig<br />

zu den Pferden fahren und bald darauf bekam Kim ihre ersten<br />

Reitstunden. Sieben Jahre alt war sie, als sie Morena bekam,<br />

ihr erstes Pony. Und dasjenige, das sie sehr weit vorangebracht<br />

hat.<br />

“Nie ohne mein Team”<br />

Zwei Pferde, eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten,<br />

gleichzeitig die Bedürfnisse von Familie und Freunden - das<br />

alles unter einen Hut zu bekommen, schafft sie nur durch<br />

einen straffen Zeitplan. “Auch wenn der Reitsport im Vordergrund<br />

ein Einzelsport ist, steht doch eine ganze Mannschaft<br />

dahinter. Jeden Tag helfen wir uns im Stall untereinander,<br />

unterstützen uns in allen Lagen und fiebern immer für die<br />

anderen mit.‘‘ erklärt sie mit Nachdruck. ‚,Ohne diese Unterstützung<br />

ist es fast unmöglich‘‘. Für die Unterstützung ihrer<br />

Eltern ist Kim besonders dankbar. So fuhr ihre Mutter sie<br />

früher regelmäßig zum Stall und half ihr beim Putzen und<br />

Satteln. Auch ihre Reitlehrerin stand ihr nicht nur im Unterricht,<br />

sondern auch bei allgemeinen Fragen rund um die Versorgung<br />

der Pferde stets mit Rat und Tat zur Seite.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 95


Energiegeladen<br />

durchstarten.<br />

Mobilmachen ist ganz im Sinne von<br />

Westenergie. Mobil für die Zukunft,<br />

mobil im Denken, mobile Vernetzung –<br />

mobil unterwegs.<br />

Schwingen Sie sich also gerne auch aufs<br />

E-Bike. Wir unterstützen den Ausbau<br />

der nötigen Infra struktur in Ihrer Region<br />

bereits mit zahlreichen Ladesäulen –<br />

und es werden täglich mehr.<br />

Wo Sie Ihre Ladesäule finden,<br />

erfahren Sie hier:<br />

westenergie.de/ebike-laden<br />

Kim mit Sunbeam (li) und Donna (re)<br />

Partner fürs Leben<br />

Die Almerin berichtet, dass ihre beiden Pferde zwar etwas speziell<br />

seien, jedoch genau die Charaktereigenschaften hätten,<br />

die sie für sie besonders machen. “Die Stute ist ein richtiges<br />

Mädchen‘‘, stellt Kim ihre neunjährige Stute Donna vor. Momentan<br />

bildet sie sie noch selber aus und möchte sie nächste<br />

Saison in weiteren M-Dressuren vorstellen. Trotz zwischenzeitlicher<br />

„Zickereien“ kann sich Kim immer auf die braune<br />

Stute verlassen und weiß sie im Ernstfall auf ihrer Seite.<br />

Neben Donna ist sie seit rund einem Jahr im Besitz des elfjährigen<br />

Wallachs Sunbeam, von dem sie dank seiner guten<br />

Ausbildung viel lernen kann. Gemeinsam konnten sie 2020 in<br />

Brilon eine M-Dressur gewinnen. Kim freut sich, ihn in der<br />

kommenden Saison in Prüfungen der Klasse S vorstellen zu<br />

können: “Dieser Wallach, der macht einfach alles mit“. Kim<br />

lacht und schmiegt sich dann an seinen Hals.<br />

Neben den vielen schönen, einzigartigen Momenten, die Kim<br />

bereits erleben durfte, gab es aber auch schwierige Zeiten.<br />

2019 musste ihr damaliger Wallach Bos nach längerer Krankheit<br />

von seinen Schmerzen erlöst werden. Eine schwere Entscheidung,<br />

die Kim gemeinsam mit ihrer Familie traf. Man<br />

spürt, dass die Erinnerung an dieses Erleben die junge Frau<br />

noch heute aufwühlt …<br />

Die Gemeinschaft mit den anderen Reitern und die Vielfältigkeit<br />

in der Arbeit mit den Tieren macht für Kim den Reitsport<br />

so besonders. Er ist zu einem Teil ihres Lebens geworden, auf<br />

den sie nicht mehr verzichten möchte. Wenn Kim über die<br />

Pferde spricht, spürt man sofort auch wieder ihre Leidenschaft:<br />

“Was die Tiere einem geben, bringt einfach so viel<br />

Liebe mit‘‘. Deshalb hofft sie auch, “dass beide einfach nur<br />

gesund bleiben‘‘. ■<br />

96 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021<br />

westenergie.de


Anzeige<br />

Danny durchläuft seit 2020 eine Ausbildung<br />

zum Verfahrensmechaniker für<br />

Kunststoff- und Kautschuktechnik.<br />

Marie hat im <strong>Sommer</strong> 2018 ihre Ausbildung zur<br />

Industriefkauffrau bei Centrotherm in Brilon<br />

begonnen und fühlt sich von Beginn an pudelwohl.<br />

VON EINEM GUTEN<br />

BEWERBER-GEFÜHL ZU SPANNENDEN<br />

EINKAUFSPROJEKTEN<br />

Die Azubis von Centrotherm profitieren von einer familiären Atmosphäre<br />

und den Vorteilen der Internationalität rund um den Globus<br />

Inga Bremenkamp<br />

Centrotherm<br />

bei meinem Vorstellungsgespräch habe<br />

ich mich sehr wohl gefühlt und dieses Gefühl<br />

„Schon<br />

hat sich auch während meiner Ausbildung bestätigt“,<br />

berichtet Marie, die im <strong>Sommer</strong> 2018 ihre Ausbildung<br />

zur Industriefkauffrau bei Centrotherm in Brilon begonnen<br />

hat und mittlerweile im Strategischen Einkauf des<br />

führenden Anbieters von Kunststoff- und Abgassystemen<br />

für Heizungsanlagen in der Brennwerttechnik arbeitet.<br />

Die Centrotherm Systemtechnik GmbH aus Brilon ist in der<br />

gesamten Welt zu Hause. Rund 200 Mitarbeiter am Standort<br />

Brilon bringen sich täglich mit hohem Engagement ein. Dazu<br />

kommen eigene Tochtergesellschaften in fast allen EU-Kernländern<br />

sowie den USA und China. Neben der Ausbildung in<br />

kaufmännischen und gewerblichen Berufen legt Centrotherm<br />

auch viel Wert auf ergänzende Entwicklungsangebote, die die<br />

Azubis in ihrer fachlichen und auch persönlichen Entwicklung<br />

unterstützen. „Die Kollegen helfen uns Azubis extrem gut. Wir<br />

profitieren von flachen Hierarchien und den Angeboten, die<br />

extra für uns Azubis organisiert werden“, erklärt Marie, die von<br />

regelmäßigen Azubi-Nachmittagen spricht, bei denen sich der<br />

Nachwuchs austauscht, gemeinsame Projekte plant und diese<br />

auch umsetzt. „Ich wurde von Beginn an sehr gut in das Team<br />

integriert und freue mich über die Möglichkeit, in der Zukunft<br />

auch ein Schwesterunternehmen im Ausland kennenlernen zu<br />

können“, ergänzt Danny, der seit 2020 eine Ausbildung zum<br />

Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik<br />

absolviert.<br />

Neben der eigenen Ausbildung von Nachwuchskräften, setzt<br />

Centrotherm auch mit der Erweiterung des Produktions- und<br />

Logistikbereichs ein positives Signal für eine mittel- und langfristige<br />

Zukunft des Standortes. Flache Hierarchien und ein<br />

modernes, internationales Arbeitsumfeld machen Centrotherm<br />

zu einem attraktiven Arbeitgeber der Region. ■<br />

Hier geht’s zum Video:<br />

Partner der Big Six<br />

Centrotherm Systemtechnik GmbH<br />

Am Patbergschen Dorn 9<br />

59929 Brilon<br />

+49 (0) 2961 96 700<br />

info@centrotherm.com<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 97


Mit Schäferblut<br />

in den Adern<br />

Bachumer baut sich seinen<br />

Schäferwagen selbst<br />

Christel Zidi<br />

Marc Niemeyer<br />

98 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Schäferkarren zählen zu den ältesten Fahrzeugen<br />

der Menschheit. Sie wurden gebaut, damit die<br />

Hirten auch in der Nacht in der Nähe ihrer Herde<br />

bleiben konnten. In Bachum hat Stefan Kemper einen<br />

Schäferwagen nachgebaut. Ohne Planskizze, aber mit viel<br />

Herzblut. Sein Urgroßvater Heinerich war Schäfer. Da<br />

fließt wohl immer noch Schäferblut durch seine Adern...<br />

Im Garten von Stefan Kemper steht ein Schäferkarren. Ein<br />

schmuckes Teil. Der Einachser hat das typische Rundbogendach.<br />

Über ein Zwei-Stufen-Treppchen gelangt man ins Innere.<br />

Und das ist genauso gemütlich, wie es das Äußere verspricht.<br />

Zwei Seitenbänke, eine Querbank,<br />

überall kuschelige Schaffelle. Ein kleiner,<br />

schwarzer Gussofen sorgt auch im Winter<br />

für angenehme Wärme. „Man muss<br />

die Temperatur natürlich immer wieder<br />

regulieren und stochern, sonst wird es<br />

zu warm im Schäferkarren“, erzählt<br />

Stefan Kemper, der das letzte Silvesterfest<br />

hier mit seiner Familie und den<br />

Ex-Nachbarn verbracht hat. Stilechter<br />

kann man als Urenkel eines Schäfers<br />

kaum feiern.<br />

Ja, Stefan Kemper‘s Urgroßvater war<br />

Schäfer. Zunächst auf dem Hof Ebel<br />

in Vosswinkel. Später errichtete er<br />

das Haus, das seit 1848 auf der gegenüberliegenden<br />

Straßenseite liegt. Er kaufte nach und nach<br />

Land und Tiere hinzu - Kühe und Schweine – und aus der<br />

Schäferei wurde ein Bauernhof. Auf diesem Bauernhof wurde<br />

Stefan Kemper mit seinen Geschwistern groß.<br />

Aus Langeweile erwächst Kreativität<br />

Heute ist der 60-Jährige, der zwölf Jahre lang Schützenoberst<br />

der St. Isidor-Schützenbruderschaft war, Maschinenbau-<br />

Schlosser. Einer, der eigentlich immer gut beschäftigt ist, aber<br />

im letzten Winter – wie viele andere auch – sehr viel Zeit hatte.<br />

Zu viel Zeit – wie er fand, deshalb wurde ihm langweilig.<br />

Dann kam ein Gedanke wieder in ihm hoch, den er schon<br />

länger in sich trug: „ So ein Schäferwagen ist ja auch etwas<br />

Schönes. Man könnte sich oben am Wald hinstellen und dann<br />

einen Rundgang machen, mal ein Bier trinken...“<br />

Gedacht, getan. Schließlich hat Stefan Kemper ausreichend<br />

Platz in seiner Scheune, eine gutausgestattete Werkstatt ebenfalls.<br />

Ein altes Fahrgestell hatte er geerbt.<br />

„Und dann habe ich mir überlegt, wie mache ich das denn am<br />

besten.“ Und so ging er ans Werk: „Zunächst mit U-Eisen,<br />

ein Rahmen wurde untendrunter geschraubt und dann kamen<br />

die Bretter für den Fußboden.“ Eine Zeichnung für den<br />

Bau gab es nicht: „Ich hatte alles nur Kopf.“ Und der ließ ihm<br />

meist nur noch wenig Ruhe: „Kurz vor dem Einschlafen habe<br />

ich dann immer überlegt: Wie mache ich es denn am besten?“<br />

Schäferkarren<br />

Bis ins 19. Jahrhundert hinein waren<br />

Schäferkarren (Schlupfkarren) so niedrig,<br />

dass sie nur auf Knien begangen werden<br />

konnten. Erst ab dem 19. Jahrhundert<br />

konnte man darin auch stehen. Aus den<br />

Schäferwagen entstanden die Wagen der<br />

Schausteller und Zirkusleute.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 99


„Ganz einfach nach dem<br />

Kopf gebaut“<br />

Die beiden Seitenteile<br />

ließen sich noch relativ<br />

leicht bauen, ein paar<br />

alte Fenster holte er<br />

sich vom Fensterbauer.<br />

Dann kam<br />

das Schwierigste,<br />

denn seine Frau<br />

Andrea meinte, ein<br />

Schäferwagen müsse<br />

auch ein Rundbogendach<br />

haben. „Wie<br />

kriegst du das denn hin?“<br />

überlegt er. „Denn ich bin ja<br />

eigentlich Maschinenbau-Elektriker<br />

und kein Schreiner.“<br />

Er begann also eine Dachlatte in vier<br />

dünne Streifen aufzuschneiden, leimte sie als Paket<br />

zusammen. Anschließend baute er sich eine Schablone und<br />

bog die Bretter mit einer Schraubzwinge drumherum. Jeden<br />

Nachmittag ein Rundbogen. „Ja und so bekommt man auch<br />

ein Rundbogendach hin“, erklärt er.<br />

Und wie er das hingekriegt hat. Kempers Schäferwagen ist<br />

zum Schmuckstück geworden – von innen und außen. Mit<br />

einfachen Brettern, die er „natürlich ein bisschen gehobelt<br />

Im Inneren des Schäferwagens<br />

hat“. Mit Liebe zum Detail – „Jede<br />

Loipe außen ist mit einer Heckleiste<br />

versehen und immer in<br />

der Mitte geschraubt, damit<br />

das nicht reißt.“ Und<br />

mit dem Tipp an Nachahmer:<br />

„ Man muss nur<br />

Stück für Stück überlegen,<br />

wie machst du es<br />

denn am besten.“<br />

Der Schäferwagen<br />

wird ab und an mal<br />

mit dem Trecker an<br />

den Waldrand gefahren.<br />

Ansonsten steht er für gemütliche<br />

Stunden und auch<br />

für Kindergeburtstage auf der<br />

Wiese hinterm Haus.<br />

Vom 2,30 x 1,90 m großen Wagen aus hat<br />

man einen herrlichen Blick auf Bachum und auf die<br />

Pferde, die auf der Wiese vorm Haus grasen. Was die Idylle<br />

perfekt machen würde, wären nur noch … Schafe. Daran hat<br />

Stefan Kemper auch schon gedacht. Platz ist da, eine Scheune<br />

ebenfalls. Nicht zuletzt schwärmt auch seine Frau von Schafen.<br />

Sicherlich werden die schon bald auf Kempers Wiese stehen.<br />

Stefan Kemper, da fließt wohl immer noch Schäferblut<br />

durch seine Adern. ■<br />

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100 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Carl Ferdinand Freiherr von Lüninck<br />

Ein (fast) ganz<br />

normaler Ostwiger<br />

Sauerländer LEUTE –<br />

Der MENSCH dahinter<br />

Britta Melgert<br />

Tom Linke<br />

Die von Lünincks – ein niederrheinisches Adelsgeschlecht, das urkundlich zuerst im 15. Jahrhundert erwähnt<br />

wird. Ein Zweig der Familie ist seit 1777 im sauerländischen Ostwig ansässig. Wir haben den heutigen Freiherrn<br />

Carl Ferdinand von Lüninck besucht.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 101


Haus Ostwig<br />

Der Wald ist seine Welt – und die<br />

schönste Freizeitgestaltung<br />

Er öffnet selbst die Eingangstür und führt uns ins große, mit<br />

antiken Möbeln bestückte Zimmer. Den Tag hat Carl Ferdinand<br />

von Lüninck im Wald verbracht. Holz ist seine Welt.<br />

Der Forstwirt bewirtschaftet nicht nur Wälder auf Bestwiger<br />

Territorium, sondern auch in Brandenburg. Seine Augen<br />

leuchten, wenn er versichert, dass seine berufliche Tätigkeit<br />

für ihn gleichbedeutend mit Freizeitgestaltung ist. „Die Natur<br />

zu bewahren, trotz Augenmerk auf wirtschaftliche Erfordernisse<br />

– für mich ist das eine lohnende Aufgabe. Ich<br />

tüftle gern, probiere neue Baumarten aus und bin mir auch<br />

nicht zu schade, gute Ideen von befreundeten Fortwirten<br />

einzuholen.“<br />

Erzogen als der Erbe- mit Ostwiger Wurzeln<br />

Der Weg als Titelträger und Unternehmer wurde ihm in<br />

die Wiege gelegt. Als ältester Sohn war es seinerzeit entschiedene<br />

Sache, dass er seinem Vater und den Vorfahren<br />

folgen würde, also wurde er als der Erbe erzogen. Mit 12<br />

gings von zuhause fort ins Internat. Bundeswehrzeit und<br />

Studium folgten, dann der Aufbau des ostdeutschen Betriebszweiges.<br />

„Natürlich hatte ich währenddessen immer auch Kontakte<br />

nach Ostwig“, erinnert er sich. Kleine Besuche gab<br />

es beispielsweise zum Schützenfest. „Im Jahr 1997 habe ich<br />

sogar den Vogel abgeschossen. Da ich seinerzeit noch keine<br />

Freundin hatte, die ich zur Königin hätte machen können,<br />

wählte ich dafür mein früheres Kindermädchen Hildegard“,<br />

lächelt er, und er verrät: „Die liebe Hildegard, die auch in<br />

Ostwig lebt, ist immer noch bei uns im Haus Ostwig tätig.<br />

Sie kümmert sich tageweise um unseren Haushalt und darum,<br />

dass es uns gut geht.“ Mit ‚uns‘ sind neben ihm selbst<br />

seine Ehefrau Sophie, die vier Kinder Carl-Anton (18),<br />

Anna (16) Marie-Theres (14) und Otto (13), seine Tante<br />

Tia sowie deren Pflegerin gemeint.<br />

„Für uns ist das Umfeld wichtig“<br />

„Als ich im Jahr 2008 mit meiner Familie zurück nach Ostwig<br />

kam, um mich in die Geschäfte meines Vaters einzuarbeiten,<br />

wollten wir uns einen Ankerpunkt schaffen, weil uns<br />

unser Umfeld wichtig ist“, erinnert sich der Freiherr. „Dieses<br />

Fleckchen Erde und seine herzlichen Bewohner haben uns<br />

definitiv gefallen. Ist doch klar, dass wir uns engagieren.“<br />

‚Kumm rin‘ – eine Erfolgsstory<br />

Nach der 30-jährigen Abwesenheit fiel Carl Ferdinand allerdings<br />

auch auf, was sich hier verändert hatte: „Es gab keine<br />

Treffpunkte mehr für die Menschen - eine große Gefahr für<br />

das Gemeinschaftsgefühl. Dem wollte ich unbedingt entgegenwirken.<br />

Direkt auf unserem Gelände, gleich gegenüber<br />

der Kirche, stand ein Viehstall seit Jahren leer. Mit viel Holz<br />

aus meinen eigenen Wäldern und der fleißigen Unterstützung<br />

der Helfer aus dem Ort haben wir ihn zur Ehrenamtskneipe<br />

‚Kumm rin‘ umgebaut.”<br />

Die feierliche Eröffnung am zweiten Weihnachtstag 2011<br />

wurde legendär. “Ich erinnere mich daran, dass ich am nächsten<br />

Morgen aus meinen Schlafzimmerfenster blickte und<br />

dort Menschen sah. ‚Die machen ja schon sehr früh sauber’,<br />

wunderte ich mich. Aber nein, die Ostwiger waren immer<br />

102 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


noch am Feiern. Da wusste ich, dass<br />

eine Erfolgsstory begonnen hatte. Ich<br />

freu mich über jeden Euro Gewinn,<br />

der dem Ort und dessen Vereinen zufließt.“<br />

Wirklichen Dank dafür will er<br />

nicht. „Seien wir ehrlich, ich war in<br />

der glücklichen finanziellen Lage, es<br />

mir für meinen Ort leisten zu können.<br />

Und ich mag halt Bier!“, sagt er<br />

und lacht.<br />

Familienleben und<br />

gesellschaftliche Verpflichtungen<br />

Und wie lebt ein Sauerländer Adeliger<br />

sonst so? „Wir haben im Prinzip<br />

den gleichen Tagesablauf wie andere<br />

Fami-lien auch“, versichert der<br />

Freiherr. „Der Wecker klingelt um<br />

05:30 Uhr, damit die Kinder Frühstück<br />

bekommen und es rechtzeitig<br />

zum Schulbus schaffen. Das ist meine<br />

erste Aufgabe des Tages, damit sich<br />

meine Frau auf Ihren Arbeitstag als<br />

Direktorin im Amtsgericht Warstein<br />

vorbereiten kann. Aber dann … ja, ja<br />

… die schönste Freizeitgestaltung im<br />

Wald!<br />

„Natürlich haben wir auch gesellschaftliche<br />

Verpflichtungen. Treffen<br />

mit der Familie oder mit Mitgliedern<br />

von befreundeten Adelshäusern<br />

sind obligatorisch. So habe ich seinerzeit<br />

meine Frau, die als Baroness<br />

von Mirbach aufgewachsen ist, kennengelernt,<br />

was nicht nur für mich<br />

selbst ein Glücksfall war, sondern<br />

auch meine Eltern sehr gefreut hat“,<br />

berichtet. „Für meine Frau und mich<br />

wäre es aber in Ordnung, wenn sich<br />

unsere Kinder einmal für bürgerliche<br />

Partnerinnen oder Partner entscheiden<br />

sollten. Es muss halt passen.“<br />

Und wenn wir schon über unsere<br />

Kinder sprechen – deren Wohlergehen<br />

und ihre Entwicklung sind uns<br />

als Eltern sehr wichtig. Unser Großer<br />

wird wohl mal mein Nachfolger<br />

werden, doch falls er lieber einen anderen<br />

Weg ergreifen möchte, dann<br />

hätten wir auch kein Problem damit,<br />

wenn eine der Töchter oder der jüngere<br />

Sohn einspringt. Da ticken wir<br />

doch moderner als die Generationen<br />

vor uns“, lacht er.<br />

Hohe Akzeptanz im eigenen Dorf<br />

Modern und in die Zeit passend - so<br />

scheint das auch die Ostwiger Bevölkerung<br />

zu sehen. Man spricht mit<br />

Hochachtung über ihn, ist aber auch<br />

voller Dankbarkeit hinsichtlich des<br />

‚‘Kumm rin‘. Sympathisch, natürlich,<br />

freundlich und humorvoll – das sind<br />

die anerkennenden Attribute, die ihm<br />

die Dorfbewohner zuschreiben - und<br />

dass er „irgendwie mittendrin“ ist. Ein<br />

(fast) ganz normaler Ostwiger halt. ■<br />

MUSTERHAUS<br />

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„Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, einen<br />

gepäppelten Vogel wieder in seine Freiheit<br />

zurücklassen zu können“<br />

- Nina Karpinski<br />

Nina Karpinski<br />

Silvia Padberg<br />

W<br />

ildvogelnotfall was tun? Nina Karpinski, 38<br />

Jahre alt, aus Messinghausen widmet sich in ihrer<br />

freien Zeit der Pflege von verletzten und kranken<br />

Wildvögeln. Wann immer es an der Haustür klingelt<br />

oder das Telefon bimmelt, lässt sie alles stehen und liegen,<br />

da sie bereits ahnt, dass ihr ein verletzter Vogel<br />

gebracht wird.<br />

<strong>WOLL</strong>: Frau Karpinski, woher kommt Ihr Engagement<br />

für verletzte Vögel?<br />

Nina Karpinski: Das Fundament, Interesse an Tieren<br />

und Natur, war schon lange gelegt. Über das Hobby<br />

der Fotografie bin ich immer aufmerksamer gegenüber<br />

unseren Wildvögeln geworden. Ein paar Jahre habe ich<br />

mich belesen und mich mit anderen Wildvogelpäpplern<br />

ausgetauscht. Ein gewisses Grundwissen sowie gute Kontakte,<br />

u.a. zu vogelkundigen Tierärzten, müssen gewährleistet<br />

sein.<br />

Es ist ein unbeschreibliches Gefühl einen gepäppelten Vogel wieder<br />

in seine Freiheit zurücklassen zu können oder aber eine Aufzucht<br />

auf den Weg in sein eigenes Leben begleiten zu können. Aber wir können<br />

leider nicht jedes Leben retten, auch damit muss man umgehen können,<br />

auch das gehört dazu.<br />

<strong>WOLL</strong>: Seit wann helfen Sie Wildvögel in Not?<br />

Nina Karpinski: Dass ich tatsächlich Wildvögel<br />

päppeln würde, stand für mich<br />

bereits vor ein paar Jahren fest,<br />

jedoch sah der zeitliche Plan<br />

etwas anders aus. Nach dem<br />

Umzug nach Brilon sollte<br />

zunächst das Haus fertig<br />

renoviert werden und<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 105


dann wollte<br />

ich beginnen.<br />

Mein erster<br />

Patient ließ jedoch<br />

nicht lange<br />

auf sich warten.<br />

Ich fand ihn<br />

im Frühjahr 2020<br />

vor meiner eigenen Tür.<br />

Das war im Grunde der<br />

Start in die eigenständige Wildvogelpflege.<br />

Denn ich fand heraus, dass<br />

es im größeren Umkreis keinerlei Anlaufstellen für gefundene<br />

Wildvögel gab, die Nachfrage aber durchaus groß ist.<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie finanzieren Sie ihre Projekte?<br />

Nina Karpinski: Das ist eine sehr kostenintensive Angelegenheit.<br />

Es sind die Unterbringungsmöglichkeiten, hier werden<br />

keine Käfige genommen, da sie dem Gefieder schaden,<br />

sondern z. B. Flexarien, Softboxen und Moskitozelte. Die Futter-,<br />

Tierarzt-, und Spritkosten. Es können auch immer mal<br />

Sonderfälle sein, die in einer Tierklinik versorgt werden müssen<br />

oder längerfristige Spezialbehandlungen benötigen. Wir,<br />

ich nutze das „wir“, weil es allen Wildtierpäpplern so ergeht,<br />

finanzieren das aus den eigenen Portemonnaies und sind daher<br />

natürlich auch auf Spenden angewiesen. Wir haben häufig<br />

Kosten von mehreren hundert Euro im Monat, wobei ich hier<br />

von der Hauptsaison, im <strong>Sommer</strong>, spreche. Ja, so ein junger<br />

und kleiner Pieps hat einen gesunden Hunger auf dem Weg in<br />

sein eigenes Leben in Freiheit.<br />

<strong>WOLL</strong>: Was ist zu tun, wenn man einen hilflosen oder<br />

verletzten Vogel findet?<br />

Nina Karpinski: Das Allerwichtigste ist: Ruhe bewahren!<br />

Dann ist zu klären, ob das gefundene Tier tatsächlich hilfebedürftig<br />

ist - und schon hier helfen die richtigen Anlaufstellen<br />

weiter. Ganz wichtig, gar überlebenswichtig für das Fundtier:<br />

Keineswegs Futter oder Wasser geben!<br />

<strong>WOLL</strong>: Wie bringe ich einen Fundvogel unter?<br />

Nina Karpinski: Einen ausgewachsenen Wildvogel gibt man<br />

in einem Karton, der mit Luftlöchern versehen ist und stellt<br />

ihn an einen ruhigen Ort. Bei jungen Vögeln sind Wärme<br />

und ein Nest wichtige Faktoren. Wenn das Vögelchen noch<br />

nicht sein vollständiges Federkleid hat, sollte dieser warm gehalten<br />

werden. Für das Nest nimmt man eine Schale oder<br />

Schüssel, legt diese mit Küchenpapier, einer wärmenden Socke<br />

oder einem Fleecelappen aus. Dieses Nest platziert man<br />

in einer Box, Wanne oder Schale, darunter eine Wärmequelle<br />

z. B. eine Wärmflasche. Zusätzlich legt man einen feuchten<br />

Waschlappen in die Box/Schale, neben das Nest, da auch die<br />

Luftfeuchtigkeit eine wichtige Rolle spielt. Ist alles gerade<br />

nicht umsetzbar, wärmt man den kleinen Pieps mit der eigenen<br />

Hand.<br />

An dieser Stelle möchte ich erneut betonen, dass es extrem<br />

wichtig ist, dem Fundtier weder Wasser noch Futter zu geben.<br />

Was viele nicht wissen, die Luftröhre liegt direkt unter der<br />

Zunge. Gerade Jungvögel können dies nicht steuern, daher<br />

trinken sie auch nicht. Wird Wasser verabreicht, gelangt dieses<br />

sofort in die Lunge – Lebensgefahr!<br />

<strong>WOLL</strong>: Worauf ist zu achten bei einem noch nicht voll<br />

befiedertem Jungvogel?<br />

Nina Karpinski: Wir Vogler unterscheiden zwischen einem<br />

Nestling und einem Ästling. Ein Nestling sitzt noch komplett<br />

auf seinen Beinen und besitzt noch kein vollständiges Federkleid.<br />

Ein Ästling ist voll befiedert und kann sich schon auf<br />

seinen Füßen halten und ist mindestens hüpfend unterwegs.<br />

Ein Nestling ist außerhalb seines Nestes schutzlos gegenüber<br />

Feinden und wird von seinen Eltern nicht mehr versorgt, hier<br />

ist Hilfe gefragt. Bei einem Ästling gilt zu beobachten, ob dieser<br />

versorgt wird. Die Elterntiere halten sich in der Regel in<br />

unmittelbarer Nähe auf.<br />

<strong>WOLL</strong>: Man sagt, wenn man einen Jungvogel in der Hand<br />

gehalten hat, dass Vogeleltern die Kleinen nicht mehr versorgen,<br />

stimmt diese Aussagen?<br />

Nina Karpinski: Es ist grundsätzlich ein lange überholter<br />

106 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Irrglaube. Findet man einen jungen Pieps an einer Gefahrenstelle,<br />

wie an einer Straße, kann man diesen umsetzen. Man<br />

kann ihn in unmittelbarer Nähe zum Beispiel an eine Hecke<br />

oder unter einen Strauch absetzen, so dass er geschützter sitzt.<br />

Ist man der Ansicht dass der Pieps aber noch in ein Nest gehört,<br />

sollte man ohne Anleitung, die die beratenden Fachleute<br />

gerne geben, keine eigenständige Rückführung unternehmen,<br />

auch nicht wenn man sich sicher ist, um welches Nest es sich<br />

handelt.<br />

<strong>WOLL</strong>: Suchen Vogeleltern ihre Sprösslinge, wenn sie verloren<br />

gegangen sind?<br />

Nina Karpinski: Ja. Sie suchen, und zwar rund 24 Stunden<br />

lang. Diese Zeit hat natürlich nicht jeder Jungvogel, je kleiner<br />

er ist, desto schneller sollte er von seinen Elterntieren gefunden<br />

werden. Bei Jungvögeln, die von den Eltern gefüttert<br />

werden, sollte man gute zwei Stunden beobachten, ob sich die<br />

Elterntiere kümmern. Ist dies nicht der Fall sollte man helfend<br />

einschreiten oder sich, schon vorab, an eine fachkundige Stelle<br />

wenden.<br />

<strong>WOLL</strong>: Gibt es Sonderfälle?<br />

Nina Karpinski: Schwalben sowie Alpen- und Mauersegler<br />

sind Ausnahmefälle. Findet man eine Schwalbe oder einen<br />

Segler am Boden, egal wie alt, braucht dieser Vogel immer<br />

Hilfe!<br />

<strong>WOLL</strong>: Auf einem Ihrer Fotos erkennt man den wunderschönen<br />

farbenprächtigen Eisvogel, bei welcher Verletzung<br />

haben sie ihn wieder aufgepäppelt?<br />

Nina Karpinski: Dieses wunderschöne Prachtexemplar wurde<br />

mir von einer engagierten Finderin aus Hallenberg gebracht.<br />

Er war mit einem Auto kollidiert. Er hatte recht viel<br />

Glück gehabt und sich nichts gebrochen. Eine ordentliche<br />

Prellung legte sein Flugvermögen jedoch für ein paar Tage<br />

lahm. Nach etwas mehr als 14 Tagen konnte er aber wieder in<br />

sein Revier zurückkehren.<br />

<strong>WOLL</strong>: Werden Sie vom Naturschutzbund NABU in irgendeiner<br />

Form unterstützt?<br />

Nina Karpinski: Wir arbeiten nicht direkt zusammen, stehen<br />

allerdings regelmäßig in Kontakt. Der NABU wird durch uns<br />

Päppler informiert, wenn wir gewisse Krankheitsbilder bei<br />

Wildvögeln feststellen, so dass der NABU Meldungen herausgeben<br />

kann. ■<br />

Ehrenamtliche Wildvogelpäppler im HSK<br />

Nina Karpinski 0152 - 34031282<br />

Wildvogelhilfe <strong>Sundern</strong>, Esther Rossa<br />

0152 - 54231461<br />

BUND Greifvogelhilfe HSK in<br />

<strong>Sundern</strong>, Falknerin Claudia<br />

Haardt, 0171 – 6430249.<br />

wp.wildvogelhilfe.org<br />

Facebook-Gruppe:<br />

Wildvogelhilfe-Notfälle<br />

Nina Karpinski<br />

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Ihr WortReich­Team<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 107


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“...ein Strandkorb von Nordoder<br />

Ostsee, der passt nicht<br />

wirklich hierher” Manuel<br />

Müller, Tischlermeister<br />

Strandkorb war gestern<br />

GÖNNEN SIE SICH DOCH MAL<br />

EINE PAUSE(N-BUTZE)<br />

Christel Zidi<br />

sabrinity<br />

Ein Strandkorb – der Inbegriff<br />

vom Urlaub an der See. Wind,<br />

Sonne, Wellen – wunderbare<br />

Stunden der Muße, gut geschützt<br />

vor Wind, Hitze und Regen. Allein<br />

mit einem guten Schmöker oder in<br />

lieber Gesellschaft. Runterkommen,<br />

entspannen. Sich am Rauschen des<br />

Meeres, dem Anblick der untergehenden<br />

Sonne erfreuen – das ist Erholung<br />

pur.<br />

Einmal erlebt, reicht das Wort Strandkorb<br />

aus, um sekündlich in Urlaubsstimmung<br />

zu fallen. Aber das Meer<br />

ist weit weg … Stimmt. Wäre es nicht<br />

trotzdem möglich, zumindest dieses<br />

ganz bestimmte Strandkorb-Urlaubsfeeling<br />

ins Sauerland holen?<br />

„Auf jeden Fall“, dachte sich Manuel<br />

Müller aus Brilon-Radlinghausen „Wir<br />

haben hier eine völlig andere, aber nicht<br />

weniger schöne Landschaft. Doch ein<br />

Strandkorb von Nord- oder Ostsee, der<br />

passt nicht wirklich hierher.“ Der Radlinghauser<br />

Tischlermeister hatte schon<br />

bald die passende Idee für einen „Sauerländer<br />

Strandkorb“. Strand und Korb –<br />

beide Begriffe passten natürlich nicht so<br />

ganz. Also benannte er sein Werk nach<br />

dem Äußeren (Butze – kleine Bude)<br />

und nach der Verwendung: Pausenbutze.<br />

Und das hat er sich sogar als Marke<br />

schützen lassen.<br />

Manuel Müller verwendet ausschließlich<br />

hochwertige Materialien. Die<br />

Pausenbutze besteht überwiegend aus<br />

22mm Fichten-Massivholz, nordische<br />

Fichte. Das Dach fertigt der Tischlermeister<br />

aus Sibirischer Lärche. Während<br />

das Grundteil komplett in einem<br />

Stück geliefert wird, besteht das Dach<br />

aus zwei Teilen, die ganz einfach mit<br />

zwei mal vier Schrauben befestigt werden.<br />

“Wir verwenden das gleiche Material<br />

wie für Holzfassaden – das hält<br />

quasi ewig dicht”, erzählt Müller begeistert.<br />

Alle Kanten sind abgerundet,<br />

auch das spricht für die hochwertige<br />

Verarbeitung. Rustikal-gemütlich wird<br />

die Pausenbutze durch zwei Sprossenfenster,<br />

Blumenkästen und Sitzpolster<br />

mit Bezügen aus hochwertigem Outdoorstoff.<br />

Wer seine Pausenbutze ganz individuell<br />

ausstatten möchte, bestellt Gardinen,<br />

Anstecktisch oder Fußstützen.<br />

Natürlich kann man die Pausenbutze<br />

in Holz-Natur belassen, sie gegen Verwitterung<br />

ölen oder auch anstreichen<br />

lassen. Zum Beispiel in der Trendfarbe<br />

108 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Manuel Müller<br />

Tischlermeister<br />

Am Ruhberg 26<br />

59929 Brilon<br />

www.pausenbutze.de<br />

Grau. Auch die Gardinen gibt es in mehreren<br />

Varianten: im modischen Anthrazit,<br />

kariert in rot-weiß oder grün-weiß. Auf<br />

Wunsch aber auch noch in vielen anderen<br />

Farben und Mustern.<br />

Ganz ausgefallen war diese Ausstattung:<br />

„Eine Kunde wollte ihren Mann zum 50.<br />

Geburtstag mit einer Pausenbutze überraschen“,<br />

berichtet uns Manuel Müller.<br />

„Deshalb ließ sie die Butze in Rot-Weiß<br />

streichen, die Gardinen in den gleichen<br />

Farbtönen. Ihr Mann ist erklärter FCK-<br />

Fan“, erzählt uns Manuel Müller.<br />

In der Pausenbutze kann man jederzeit<br />

ganz schnell Entspannung finden. Wie der<br />

Name schon sagt: in den Pausen, nach Feierabend.<br />

Mal kurz, mal länger. Urlaubsstimmung<br />

aus dem Sauerland. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 109


Robert geht wandern:<br />

Südlich von Velmede und Bestwig<br />

Robert Hinkel<br />

1Ausgangspunkt ist ein kleiner Parkplatz an der Spielund<br />

Freizeitanlage Halbeswiger Straße am südlichen<br />

Ortsausgang von Velmede. Dieser ist 500 m entfernt<br />

von der Bushaltestelle Veledastraße. Wem 14 km zu weit<br />

sind, der kann die Tour um bis zu 7 km verkürzen (siehe<br />

Anmerkungen im Text).<br />

2Erst einmal geht es links von der<br />

Halbeswiger Straße recht ordentlich<br />

bergauf. Nach 900 m Strecke kommt<br />

man an der Veledahöhle vorbei. Wer im<br />

<strong>Sommer</strong> eine Abkühlung benötigt, der buche<br />

eine Führung.<br />

3Noch weitere 50 Höhenmeter bergauf, dann habt ihr es vorerst<br />

geschafft und umrundet den Ostenberg, bevor ihr über den<br />

Bestwiger Panoramaweg wieder absteigt. Allerdings empfehle<br />

ich, an der folgenden Weggabelung nach knapp 3 km nochmal links<br />

leicht bergauf zu gehen (rechts wäre 1,4 km kürzer).<br />

4Links kommt man nämlich erst durch ein nettes Waldstück und hat später<br />

eine schöne Aussicht auf Heringhausen und die 700er Berge dahinter.<br />

110 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


5Beide Varianten führen an einem Taubenhaus vorbei,<br />

in dessen Nähe eine Bank steht (am rechten Bildrand).<br />

6Unten in Heringhausen an der Gevelinghauser<br />

Straße bietet sich wieder eine Abkürzungsmöglichkeit:<br />

Einfach links über den Radweg bzw. den<br />

Wanderweg X14 durchs Valmetal gehen, und keine 2<br />

km weiter ist man in Bestwig. Die hier vorgestellte<br />

14-km-Wanderung führt aber nochmal rechts Richtung<br />

Gevelinghausen, über den Weg H6.<br />

71 km weiter biegt ihr aber doch links ab, überquert<br />

die Gevelinghauser Straße und umrundet<br />

den Breberg über seine Ost- und Nordseite. Allen<br />

Widrigkeiten zum Trotz, geradeaus geht’s weiter.<br />

Keine Sorge, bei näherem Hinsehen ist das ein gepflegter<br />

markierter Wanderweg.<br />

8Diese Streckenführung hat den Vorteil, dass man<br />

an einer Bank am Ortsrand von Bestwig wieder<br />

Aussicht ins Valmetal hat.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 111


9<br />

Jetzt geht’s runter zum Bestwiger Bahnhof, wo man<br />

in den Bus steigen und an der Veledastraße aussteigen<br />

kann. Wer möchte kann sich hier im Ort mit einem Imbiss<br />

stärken. Danach gibt es noch einen einzigen Anstieg links<br />

rauf durchs Wohngebiet bis zum Wanderweg V3.<br />

Diese Strecke wandere ich am 14.8.2021 um<br />

10 Uhr. Weitere Geschichten mit ~5 Minuten<br />

Lesezeit gibt’s auf www.sauerland-wandernund-wetter.blogspot.com<br />

letzten 500 m führen bergab über den V1<br />

und den Bestwiger Panoramaweg.<br />

10Die<br />

112 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Alte<br />

Christel Zidi<br />

S. Droste<br />

Bahnhöfe<br />

Oeventrop<br />

Seit 1870 gibt es einen Bahnhof an der Oberen Ruhrtalbahn. Für Oeventrop ist er von besonderer Bedeutung, denn<br />

von hier aus bestehen Verbindungen nach Hagen, Dortmund, Winterberg, Warburg und Kassel. Diese Anbindung ist<br />

sowohl für Pendler, Schüler und auch für den Freizeit- und Tourismusverkehr wichtig.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 113


Brilon-Alme<br />

Am 1. April 1901 erreicht der erste Zug den Bahnhof Alme. Hier entlang führte die Almetalbahn, eben jene Eisenbahnstrecke,<br />

die von Paderborn über Büren nach Brilon führte. Der Personenverkehr auf der Strecke wurde 1981<br />

eingestellt. Güterzüge kamen noch bis 1991 an.<br />

Eslohe<br />

Eröffnet wurde der Güterbahnhof Eslohe 1911. Nach der Einstellung des durchgehenden Güterverkehrs 1965 wurde<br />

Eslohe nur noch aus Richtung Wennemen bedient. Der Personenverkehr endete 1966, letztmalig fuhr 1972 ein<br />

Sonderzug von Finnentrop den Bahnhof an. 1998 erfolgt die Gesamtstilllegung.<br />

114 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Rüthen<br />

Die Bahnstrecke Möhnetalbahn war eine überwiegend eingleisige Bahnstrecke, die 1898 eröffnet wurde. Von Soest<br />

über den Haarstrang, hielt sie an den Bahnhöfen in Wamel, Allagen, Belecke und Rüthen und fuhr weiter bis nach<br />

Brilon. 1960 wurde der planmäßige Personenverkehr eingestellt.<br />

Warstein<br />

Der Warsteiner Bahnhof wird nur noch für den Güterverkehr genutzt. Die Bahnverbindung Warstein–Lippstadt<br />

wurde 1883 eröffnet, als Teil des Streckennetzes der Westfälischen Landeseisenbahn. Der Personenverkehr auf dieser<br />

Strecke wurde 1975 eingestellt. Vom Bahnhof Warstein werden einige der Warsteiner Kalksteinbrüche sowie, seit<br />

Frühjahr 2005, auch die Warsteiner Brauerei erschlossen.


<strong>Sundern</strong><br />

1900 wurde die Eröffnung der Röhrtalbahn mit den Endbahnhof <strong>Sundern</strong> gefeiert. Hier gab es auch ein kleines Bahnbetriebswerk<br />

zur Versorgung und Reparatur der hier eingesetzten Lokomotiven und Triebwagen. Später errichtete man für<br />

die Triebwagen eine Halle, wo sich auch die Dieseltankstelle befand. Neben dem starken Stückgutverkehr liefen bis zum<br />

Mai 1966 auch eine ganze Reihe Personenzüge auf der Röhrtalbahn.<br />

116 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Wennemen<br />

1911 fuhr zum ersten Mal ein Zug durch Wennemen. Der dortige Bahnhof bildete den Endpunkt der Nebenstrecken<br />

von Finnentrop und Altenhundem ausgehend und damit auch den der Querverbindungen von der Ruhr-Sieg-Strecke<br />

zur Oberen Ruhrtalbahn. Der Personenverkehr wurde 1966, der Güterverkehr 1996 eingestellt. ■<br />

Grillsaison<br />

Ran an die Grillzange!<br />

Rauf auf den Rost!<br />

Ausgerechnet beim Grillen an der<br />

Qualität sparen, wo man Frische<br />

doch so gut herausschmecken<br />

kann? Nicht bei uns! In unserer<br />

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süßlich-rauchiger Note<br />

• Honey BBQ- oder<br />

Pfeffer-Nackensteaks<br />

• Spicy Lemon-Hähnchenbrust<br />

• Putensteaks »Las Vegas«<br />

• Bärlauch- und Geflügelwürstchen<br />

oder feurig-käsige »Brandstifter«<br />

• den Madfelder „Grobian“<br />

... und es gibt noch vieles mehr!<br />

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Schön sind nun die Abendstunden...<br />

<strong>Sommer</strong>zeit<br />

Robert Dröge<br />

Ein jeder liebt wohl ohne Frage<br />

warme helle <strong>Sommer</strong>tage.<br />

Dicke Pullover, Mantel, Anorak<br />

sind wohlverwahrt und weggepackt.<br />

Luftig ist die Kleidung jetzt,<br />

der Fuchs trägt <strong>Sommer</strong>pelz zuletzt.<br />

Vögel zwitschern, jubilieren,<br />

keiner muss mehr draußen frieren.<br />

Freibäder laden zum Schwimmen ein.<br />

Corona muss ja bald mal am Ende sein.<br />

Schön sind nun die Abendstunden,<br />

allein und in geselligen Runden,<br />

am Gartenteich, am Grill mit feuriger Glut,<br />

Ruhe und Stille, sie bedeuten uns viel, sie tun uns gut.<br />

Wir genießen die Stunden beim Bier, beim Wein,<br />

wünschen, es könnte immer so sein.<br />

Doch die Zeit, sie bleibt leider nicht stehen<br />

Herbst und Winter sind bald schon zu sehen.<br />

Aber seien wir fröhlich, seien wir Optimist,<br />

für den heute heute und nicht schon morgen ist.<br />

118 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Keine Zeit, <strong>WOLL</strong> in Sauerländer Geschäften zu suchen?<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 119


Sophie Kroll-Fiedler<br />

Monika Loerchner<br />

S. Droste<br />

Das<br />

Schicksal der<br />

Geschwisterkälber<br />

Von Kälbern und Kühen auf einem Belecker Hof<br />

N<br />

ormalerweise werden die männlichen Kälber<br />

eines Milchviehbetriebes mit zwei Wochen verkauft<br />

und mit 22 Wochen geschlachtet. Wie sie<br />

während der 20 Wochen in einem Kälbermastbetrieb leben,<br />

ist oft leider ungewiss. Um das zu ändern, hat Sophie<br />

Kroll-Fiedler auf ihrem Bioland-Milchviehbetrieb das<br />

Projekt „Geschwisterkälber“ ins Leben gerufen.<br />

Pferde, zahlreiche Katzen und Border-Collie-Hündin Levi leben<br />

mit Familie Kroll-Fiedler auf dem zehn Hektar großen<br />

Biolandhof am Südhang des Haarstrangs. Herzstück des Betriebes<br />

in Warstein-Belecke aber sind die Milchkühe. „Wenn<br />

das Wetter mitspielt, sind sie am liebsten draußen“, erzählt<br />

Sophie Kroll-Fiedler. Abends können wir vom Wohnzimmerfenster<br />

aus sehen, wie die Kälber noch mal rausgehen und<br />

toben.“<br />

Ohne Kälbchen keine Milch<br />

„Alle Menschen, die Fleisch essen, auch die, die sich vegetarisch<br />

ernähren, sollten über Tierwohl nachdenken“, sagt die<br />

28-Jährige. „Für jedes Milchprodukt, jede Scheibe Käse, muss<br />

es auch immer ein Kälbchen gegeben haben.“ Die weiblichen<br />

Kälber in der Milchviehhaltung werden großgezogen und<br />

nach gut zwei Jahren in die Milchviehherde integriert. Für die<br />

männlichen Kälber sieht die Sache ganz anders aus.<br />

„Bullenkälber unserer einseitigen Milchviehrassen verkommen<br />

immer mehr zum Abfallprodukt“, erzählt Sophie Kroll-<br />

Fiedler traurig. Um die Bullenkälber groß zu ziehen, geht den<br />

Bauern die Milch verloren, die die Tiere trinken und es fehlt<br />

an Platz, sie aufzuziehen. Daher werden sie meist im Alter von<br />

zwei Wochen für einen Preis von nur 0 bis 80 € an eine spe-<br />

120 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


BIO-KALBFLEISCH<br />

NUDELN, MEHL, HAFERFLOCKEN<br />

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Weitere Termine werden auf unserer Website<br />

bekannt gegeben.<br />

Wir bieten folgende Produkte an:<br />

Bestes Kalbfleisch (auch toll<br />

für den Grill) von Kälbern aus<br />

unserem Aufzuchtprojekt<br />

„Geschwisterkälber“.<br />

Dazu Hanföl, Dinkelmehl, Dinkelnudeln<br />

und Haferflocken in Bioland-Qualität aus<br />

eigenem Anbau.<br />

Biolandhof Kroll-Fiedler<br />

Haarweg 42 | Warstein-Belecke<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021 - 121<br />

www.biolandhof-kroll-fiedler.de


zialisierte Kälbermast verkauft. Dort treffen die Tiere zahlreiche<br />

Artgenossen und somit auch auf Krankheitserreger, die oft<br />

nur durch prophylaktische Antibiotikagaben im Griff gehalten<br />

werden können. „Diese Form der Kälberhaltung mit dem<br />

begrenzten Platzangebot und der Fütterung mit Milchersatzprodukten<br />

konnte ich für unsere Kälber nicht mehr ertragen“,<br />

erzählt Sophie Kroll-Fiedler. „Ich habe meine Eltern davon<br />

überzeugt, dass wir auch die männlichen Kälber aufziehen.“<br />

Das war Anfang 2020. Mittlerweile hat sich das Projekt „Geschwisterkälber“<br />

auf dem Hof fest etabliert; die männlichen<br />

Kälber leben auf dem Biohof nun länger als in der Kälbermast.<br />

Nach sieben Monaten werden sie geschlachtet. Bis dahin<br />

haben sie schon ordentlich an Gewicht und Größe zugelegt.<br />

Dem Nutzvieh mit<br />

Wertschätzung begegnen<br />

„Es ist immer schwierig, den Leuten zu erklären, dass das keine<br />

kleinen Kälbchen sind, die wir schlachten, sondern schon<br />

richtig große Tiere“, erzählt die Landwirtin. „Wenn die Leute<br />

ihre Bestellung abholen, führen wir sie auch gern hier herum.<br />

Jeder ist herzlich eingeladen, sich unseren Hof und die Tiere<br />

anzusehen.“<br />

Dennoch bleiben die Rinder Nutzvieh, ihr Schicksal ist vorherbestimmt.<br />

Eine Tatsache, mit der die Hofnachfolgerin<br />

noch immer zu kämpfen hat. „Am Anfang habe ich die Kälber<br />

noch gezähmt. Das ging aber nicht mehr, das ging mir<br />

dann zu nahe.“ Wenn es für die Tiere heißt, zum Schlachter<br />

gebracht zu werden, tröstet sich die Landwirtin mit dem Gedanken,<br />

alles für das Tierwohl getan, sie freundlich und mit<br />

Achtung behandelt zu haben. „Die Konsequenz der Veganer,<br />

ganz auf die Tierhaltung zu verzichten, bedeutet auch den<br />

Verzicht auf artgerechte Tierhaltung und auf den so wichtigen<br />

Nährstoffkreislauf für den Biopflanzenbau. Wenn wir die<br />

Tiere nicht irgendwann essen, gibt es sie auch nicht mehr; das<br />

wäre zu schade.“<br />

„Mit Hilfe von Freunden bieten wir hier eine schöne Möglichkeit,<br />

auch beim Fleischessen aufs Tierwohl zu achten.“ Ein<br />

Angebot, das bei den Verbrauchern gut ankommt. Dennoch<br />

ist die Aufzucht der männlichen Kälber kein lukratives Unterfangen.<br />

Sophie Kroll-Fiedler und ihre Familie nehmen dieses<br />

Risiko jedoch gern in Kauf. „Wir wünschen uns, dass die Verbraucher<br />

uns weiterhin so gut unterstützen“, so die Landwirtin.<br />

„Es ist viel Arbeit, die sich lohnt.“ ■<br />

„Für jedes Milch produkt, jede Scheibe<br />

Käse, muss es auch immer ein<br />

Kälbchen gegeben haben.“<br />

- Sophie Kroll-Fiedler<br />

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122 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2021


Impressum<br />

Deine<br />

Gedanken werden Zukunft<br />

Herausgeber:<br />

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2021.1<br />

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antonius@axo.media<br />

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Urheberrecht: Nachdruck und/oder Verbreitung im Internet,<br />

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Die nächste Ausgabe<br />

erscheint September 2021<br />

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