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Society 379

The latest issue of SOCIETY features Portugal as a focus country. It also has interviews with the new Ambassadors of Afghanistan, Ireland and Kazakhstan. Other topics are the countries of the Western Balkans, EU and culture.

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SOCIETY<br />

Ich will weder Diva,<br />

noch Grande Dame sein<br />

Kammerschauspielerin, Sängerin, Autorin –<br />

Erika Pluhar hat in ihrem Leben viel erreicht,<br />

gleichzeitig ist sie am Boden geblieben. SOCIETY<br />

traf sie in ihrem verwunschenen Haus in Grinzing.<br />

Eine gut gelaunte Erika Pluhar empfängt<br />

uns in ihrem vom Efeu bewachsenen<br />

Domizil im Wiener Nobelbezirk<br />

Döbling, in dem sie gemeinsam mit<br />

ihrem Adoptivsohn Ignaz und dessen<br />

Partnerin Lena und dem Neuankömmling<br />

– (Ur)Enkelkind Merlin –<br />

lebt. Das Haus ist eines der ältesten<br />

in der Umgebung und wurde liebevoll<br />

mit antiken Stücken eingerichtet. So<br />

unprätentiös wie ihre Behausung ist<br />

auch die frühere Burgtheaterschauspielerin,<br />

die heutzutage als erfolgreiche<br />

Autorin und Leadsängerin reüssiert.<br />

Über sich selbst sagt sie: „Ich bin<br />

auch auf der Bühne ich selbst. Ich will<br />

weder Diva, noch Grande Dame sein.<br />

Die Kammerschauspielerin kann man<br />

auch weglassen, in einer Kammer<br />

möchte ich nicht wirksam sein.“<br />

1939 in den Wirren des Zweiten Weltkrieges<br />

in Wien geboren, schloss die<br />

Vorzugsschülerin die Matura ab und<br />

wurde direkt vom Max-Reinhardt-Seminar<br />

an das renommierte Burgtheater<br />

geholt, wo sie vierzig Jahre tätig<br />

war. „Ich war eine gute Schülerin, als<br />

ich Schreiben und Lesen gelernt habe,<br />

habe ich geschrieben und gelesen.<br />

Dass ich zum Theater wollte, hatte<br />

auch damit zu tun, dass man dort mit<br />

dem Wort umgeht. Das Erfinden von<br />

Geschichten war für mich total heilsam,<br />

da ich dadurch die traumatische<br />

Kriegserfahrung vergessen konnte“,<br />

so Pluhar im Interview. Als Schauspielerin<br />

war sie Teil vieler wundervoller<br />

Aufführungen und konnte sogar mit<br />

einem Skandal aufwarten: „Ich war<br />

die allererste Nackte an der Burg, und<br />

zwar in dem Stück „Akrobaten“ von<br />

Tom Stoppard. Die Sitze im Akademietheater,<br />

von wo aus man einen guten<br />

Blick auf meinen nackten Po hatte,<br />

waren immer ausverkauft“, erzählt sie<br />

mit einem Schmunzeln.<br />

MUSIKALISCHE KARRIERE<br />

Mit 60 Jahren verabschiedete sich<br />

Erika Pluhar vom Burgtheater und<br />

widmete sich vermehrt ihrer Gesangskarriere.<br />

Angeregt von ihrem Ex-Ehemann<br />

André Heller, der sie schon<br />

während ihrer Zeit als Schauspielerin<br />

dazu inspiriert hatte, konzentrierte sie<br />

sich fortan auf die Musik: „Erst habe ich<br />

noch André Hellers Lieder und Oldies<br />

interpretiert, danach habe ich nur<br />

noch meine eigenen Texte verwendet“,<br />

erzählt sie im Interview. Ihre erste<br />

Schallplatte hieß „Erika Pluhar singt“.<br />

Gemeinsam mit den Musikern Antonio<br />

V. D‘Almeida und Peter Marinoff bildete<br />

sie über zehn Jahre lang ein ständiges<br />

Trio. Mit ihrer charakteristischen,<br />

tiefen Stimme singt sie Stücke aus<br />

den unterschiedlichsten Genres, von<br />

kammermusikalischer Klassik bis zum<br />

Wienerisch Volksliedhaften. Seit dem<br />

plötzlichen Tod von Peter Marinoff sind<br />

vor allem der Gitarrist Klaus Trabitsch<br />

und der Pianist Roland Guggenbichler<br />

musikalische Partner mit denen sie<br />

Liederabende veranstaltet. „Ich kann<br />

kein Instrument spielen, keine Noten<br />

lesen, aber ich habe ein perfektes Gehör“,<br />

sagt sie nicht ohne Stolz.<br />

SCHRIFTSTELLERISCHE TÄTIGKEIT<br />

Das geschriebene Wort gewann für<br />

Erika Pluhar gleichzeitig mit ihrer<br />

musikalischen Tätigkeit an Bedeutung,<br />

1981 veröffentlichte sie erstmals einen<br />

Teil ihrer Tagebucheintragungen. In<br />

weiterer Folge erschienen Werke wie<br />

„Verzeihen Sie, ist hier schon die Endstation?“<br />

(2011), oder „Eine öffentliche<br />

Frau“ (2013), mit autobiografischen<br />

Elementen. Ihre Tochter Anna, die sie<br />

gemeinsam mit dem Unternehmer<br />

Udo Proksch hatte, verstarb 1999 an<br />

einem Asthmaanfall, ein Schicksalsschlag,<br />

den sie in ihrem Buch „Anna,<br />

eine Kindheit“ (2018) verarbeitete. Pluhar<br />

ergreift auch öffentlich das Wort:<br />

Foto: SOCIETY/Pobaschnig<br />

PERSÖNLICHKEITEN<br />

018

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