Pro und Contra: Brauchen wir ein bundesweites Zentralabitur?
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MIT:DEBATTE<br />
Die 16 B<strong>und</strong>esländer haben sich im vergangenen Jahr<br />
auf mehr zentrale Elemente beim Abitur ge<strong>ein</strong>igt.<br />
Das Ziel ist <strong>ein</strong>e bessere Vergleichbarkeit in der Bildung.<br />
Braucht es nun auch <strong>ein</strong> vollständig <strong>ein</strong>heitliches <strong>Zentralabitur</strong><br />
in allen B<strong>und</strong>esländern? Oder schwächt das zu sehr<br />
den Leistungsgedanken? Die beiden Ministerinnen sind<br />
sich trotz aller Unterschiede im Schlusssatz ganz bewusst<br />
<strong>ein</strong>ig.<br />
Ihre M<strong>ein</strong>ung zählt<br />
Stimmen Sie mit ab auf der MIT-Webseite!<br />
Unter www.mit-b<strong>und</strong>.de/<br />
mitmachen/umfrage können Sie<br />
Ihre M<strong>ein</strong>ung zum aktuellen <strong>Pro</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Contra</strong> äußern. Über das Abstimmungsergebnis<br />
informieren <strong>wir</strong> im<br />
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Leistung durch Vielfalt<br />
Foto: Laurence Chaperon; Frank Peter<br />
Wir brauchen in Deutschland <strong>ein</strong> vergleichbares<br />
Abitur – aber <strong>wir</strong> brauchen<br />
k<strong>ein</strong> gleiches Abitur. Die Unionsparteien<br />
stehen wie k<strong>ein</strong>e andere Partei für den<br />
Leistungsgedanken. Leistung entsteht<br />
durch Wettbewerb – <strong>und</strong> Wettbewerb<br />
braucht Vielfalt. Damit der Föderalismus<br />
s<strong>ein</strong>e Stärke entfalten kann <strong>und</strong> zur<br />
Win-Win-Situation führt, müssen die<br />
Länder mehr mit<strong>ein</strong>ander kooperieren<br />
<strong>und</strong> von<strong>ein</strong>ander lernen.<br />
Im Oktober 2020 hat die Kultusministerkonferenz<br />
die Länderver<strong>ein</strong>barung<br />
über die gem<strong>ein</strong>same<br />
Gr<strong>und</strong>struktur des Schulwesens<br />
beschlossen. Aber das<br />
ist ausdrücklich k<strong>ein</strong> Schritt<br />
hin zu <strong>ein</strong>em <strong>Zentralabitur</strong>.<br />
Noch immer entscheiden die<br />
Länder über die Hälfte der Aufgaben<br />
selbst. Und das ist gut so. Das<br />
Abitur in Deutschland soll ausdrücklich<br />
die Leistungen der Abiturientinnen <strong>und</strong><br />
Abiturienten bewerten, die während<br />
der gesamten Oberstufe erbracht werden.<br />
Unsere Lehrkräfte sind hochqualifizierte<br />
Expertinnen <strong>und</strong> Experten – sie<br />
müssen individuelle Schwerpunkte setzen<br />
können, die sich auch im Abitur widerspiegeln.<br />
Bei uns in Schleswig-Holst<strong>ein</strong><br />
spielen Theodor Storm oder Emil<br />
Nolde <strong>ein</strong>e andere Rolle als in Bayern.<br />
Natürlich gibt es Unterschiede <strong>und</strong><br />
CONTRA<br />
diese Besonderheiten sollten <strong>wir</strong> uns<br />
weiter leisten können. Von oben diktierte<br />
Aufgaben verhindern Kreativität<br />
<strong>und</strong> die Motivation für innovative Unterrichtsgestaltung.<br />
Auch ich bin der M<strong>ein</strong>ung: Wir brauchen<br />
<strong>ein</strong> gerechtes, vergleichbares Abitur<br />
– aber <strong>wir</strong> brauchen nicht überall in<br />
allen Fächern die gleichen Aufgaben.<br />
Eine absolute Gleichheit im Schulsystem<br />
können <strong>wir</strong> ohnehin nicht herstellen.<br />
Würden <strong>wir</strong> uns für <strong>ein</strong> <strong>Zentralabitur</strong><br />
entscheiden, dann müssten <strong>wir</strong> uns<br />
außerdem auch auf <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>heitliches<br />
Vorgehen in Bezug auf<br />
G8 oder G9 <strong>ein</strong>igen. Ich finde:<br />
Nach <strong>ein</strong><strong>ein</strong>halb Jahren der<br />
Pandemie mit gravierenden<br />
Aus<strong>wir</strong>kungen auf unsere Schulen<br />
sollten <strong>wir</strong> jetzt k<strong>ein</strong>e gr<strong>und</strong>legenden<br />
Systemfragen diskutieren. Auch<br />
hier hat jedes Land s<strong>ein</strong>e berechtigten<br />
Gründe für den jeweiligen Weg.<br />
Wir müssen die Debatte realistisch<br />
führen. Seien <strong>wir</strong> ehrlich: Beim <strong>Zentralabitur</strong><br />
würden <strong>wir</strong> uns zwangsläufig<br />
auf den kl<strong>ein</strong>sten gem<strong>ein</strong>samen Nenner<br />
– die niedrigste Qualität – <strong>ein</strong>igen.<br />
Was <strong>wir</strong> brauchen ist <strong>ein</strong>e hohe <strong>und</strong><br />
vergleichbare Qualität für alle, egal in<br />
welchem B<strong>und</strong>esland sie Abitur machen<br />
– in Aachen <strong>und</strong> Görlitz genau wie<br />
in München <strong>und</strong> Flensburg.<br />
•<br />
Karin Prien (56) ist Ministerin für<br />
Bildung, Wissenschaft <strong>und</strong> Kultur in<br />
Schleswig-Holst<strong>ein</strong>. Die verheiratete<br />
Mutter von drei Kindern arbeitete<br />
viele Jahre als selbstständige<br />
Rechtsanwältin. Vor ihrer Berufung<br />
zur Landesministerin war sie Bürgerschaftsabgeordnete<br />
in Hamburg.<br />
mittelstandsmagazin 03|21 29