HEV-Magazin Juni 2021 | OST
Das HEV-Magazin geht adressiert per Post an die Mitglieder des HEV (Hauseigentümer) im Kanton Solothurn, an Immobilientreuhänder, Verwaltungen, Banken, Versicherungen, Architekten, Unternehmen des Baugewerbes, Amtsstellen. Das HEV-Magazin des Kantons Solothurn erscheint 4x im Jahr in drei Regionen.
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GARTEN<br />
oder Geruch gehalten werden dürfen. Kurz:<br />
Tierhaltung im Freien ist erlaubt, solange die<br />
Tiere die Wohnqualität der Nachbarn nicht<br />
beeinträchtigen.<br />
Optimale Bedingungen für die Tiere<br />
Bevor die Kleintiere in den Garten ziehen,<br />
müssen optimale Bedingungen geschaffen<br />
werden. Die Tiere brauchen geeignetes Futter,<br />
Pflege und einen Tierarzt. Und natürlich<br />
eine geeignete Behausung. Je nach Tierart<br />
braucht man einen Stall, einen Zaun oder<br />
einen Gartenteich. Sind diese Bedingungen<br />
erfüllt, bereitet die Kleintierhaltung Mensch<br />
und Tier viel Freude.<br />
Apropos erfüllt: Bevor diese optimalen Bedingungen<br />
in Sachen Behausung geschaffen<br />
werden können, ist eine Anfrage an die kantonale<br />
Baubehörde unerlässlich. Gemäss Art.<br />
22 RPG sind Bauten und Anlagen baubewilligungspflichtig.<br />
Das Bundesrecht definiert<br />
diese Begriffe jedoch nicht. Nach der Rechtsprechung<br />
sind jene künstlich geschaffenen<br />
und auf Dauer angelegten Einrichtungen der<br />
Baubewilligungspflicht unterstellt, die in bestimmter<br />
fester Beziehung zum Erdboden<br />
stehen und geeignet sind, die Vorstellungen<br />
über die Nutzungsordnung zu beeinflussen,<br />
sei es, dass sie den Raum äusserlich erheblich<br />
verändern, die Erschliessung oder die Umwelt<br />
beeinträchtigen.<br />
Das kantonale Recht legt fest, für welche Vorhaben<br />
ein Baugesuch einzureichen ist. In der<br />
kantonalen Bauverordnung findet der Hobbyfarmer<br />
eine Übersicht unter § 3.<br />
Gedanken im Voraus machen<br />
Bevor man sich die Mühe macht, Vorabklärungen<br />
über alle diese Gesetze zu machen,<br />
sollte sich der Tierbesitzer vorab jedoch<br />
einige ganz generelle Gedanken machen.<br />
Zum Beispiel, wie gross der Garten ist und<br />
wie viel Platz die Tiere zum Leben haben.<br />
Kann genügend Zeit in die Pflege der Tiere investiert<br />
werden? Kann man die anstehenden<br />
Kosten bewältigen? Hat man vorab mit den<br />
Nachbarn gesprochen?<br />
Sind diese einverstanden, wenn da plötzlich<br />
einige Tiere nur wenige Meter entfernt leben?<br />
Wer versorgt die Tiere, wenn man einige Tage<br />
oder Wochen in die Ferien fährt?<br />
Fredi Köbeli<br />
Tiere müssen – auch in einem relativ kleinen Garten – artgerecht gehalten werden können.<br />
Tierschutzvorschriften, Nachbarschaftsrecht, Zonenvorschriften,<br />
Lärm- und Geruchsimmissionen:<br />
Eine kleine Übersicht im Paragrafen-Dschungel<br />
Während bei der Haltung von Kleintieren<br />
die Tierschutzvorschriften (siehe Text nebenan)<br />
eingehalten werden müssen, so<br />
wachsen die Ansprüche gleichzeitig mit der<br />
Grösse der Tiere fast bis ins Unermessliche.<br />
Dieser Dschungel muss unbedingt vor der<br />
allfälligen Anschaffungen von Tieren durchleuchtet<br />
werden.<br />
Bauvorschriften (Zonenkonformität)<br />
Die Haltung grösserer Tiere ist unter Umständen<br />
bei Ihrer Liegenschaft nicht zulässig.<br />
Gerade bei der Pferdehaltung bestehen<br />
grosse Probleme. So wird beispielsweise unterschieden<br />
zwischen landwirtschaftlicher,<br />
gewerbs- oder hobbymässiger Pferdehaltung<br />
und je nachdem sind die Voraussetzungen<br />
komplett anders. Ist die Tierhaltung<br />
nicht zonenkonform (Bauzone, Gewerbezone,<br />
Landwirtschaftszone), so ist sie ausgeschlossen.<br />
Immissionen<br />
Die Tierhaltung bringt zwangsläufig Immissionen<br />
wie Lärm und Gerüche mit sich, die<br />
grösser werden, je höher die Anzahl Tiere<br />
ist. Das Gesetz (Luftreinhalte-Verordnung)<br />
schreibt beispielsweise vor, dass zwischen<br />
neuen und bestehenden Anlagen für die<br />
Vieh- und Tierhaltung und Wohngebieten<br />
Mindestabstände eingehalten werden müssen.<br />
Massgeblich sind dabei die Tierzahlen,<br />
die Art der Stallungen und weitere Faktoren.<br />
Nachbarschaftsrecht<br />
Fühlt sich ein Nachbar wegen der Tierhaltung<br />
gestört, so kann er auch den Zivilrichter<br />
anrufen. Unzulässig ist die übermässige Einwirkung<br />
auf den Nachbarn. Ein Zivilprozess<br />
ist aber kostspielig und die Gretchenfrage<br />
für den Richter ist stets, ob die «Einwirkung»<br />
(zum Beispiel Lärm, Gestank) übermässig<br />
ist oder nicht. Unzumutbar wäre der Hahn,<br />
der in der Wohnzone frühmorgens das ganze<br />
Quartier aufweckt. Der Nachbar kann auf<br />
Beseitigung, Unterlassung, Feststellung oder<br />
Schadenersatz klagen.<br />
Mietrecht<br />
Treffen kann es übrigens auch die Vermieterin<br />
oder den Vermieter: Ein Mieter, der übermässig<br />
gestört wird, kann auch eine Reduktion<br />
des Mietzinses durchsetzen.<br />
Markus Spielmann<br />
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