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Erfolg Magazin Ausgabe 04-2021

TONY ROBBINS & PETER MALLOUK im Interview über finanziellen Erfolg HANSI FLICK: Unser neuer Bundestrainer – Günter Klein HUSTLE HARDER, HUSTLE SMARTER: Auszug aus dem Buch von Curtis Jackson ERIK WEIHENMAYER: Ein Blinder besteigt die sieben höchsten Berge der Welt – Dr. Dr. Rainer Zitelmann DIE LOYALITÄTSFALLE: Auszug aus dem Buch von Rainer Hank BRECHEN SIE REGELN SCHLUSS MIT STRESS: Bianca Schindler WHEN SHIT HAPPENS – HANDLE IT: Gastbeitrag von Dr. Frederick Hümmeke FRISCHER WIND SCHLÄGT GROSSE WELLEN: Vanessa Brandl steigt in das Familienunternehmen Bela-Aqua ein JAMES CORDEN: Großbritanniens Charmeoffensive – Michael Jagersbacher DIGITALE TRANSFORMATION ALS COACH, BERATER, TRAINER & EXPERTE – Julia Diehl und Toby Förster NEWS: Aktuelle News aus der Erfolgswelt ERFOLG Magazin Brand Ambassadors ERFOLG Magazin Top Experten BEST OF WEB: Schauen Sie doch mal online rein

TONY ROBBINS & PETER MALLOUK im Interview über finanziellen Erfolg
HANSI FLICK: Unser neuer Bundestrainer – Günter Klein
HUSTLE HARDER, HUSTLE SMARTER: Auszug aus dem Buch von Curtis Jackson
ERIK WEIHENMAYER: Ein Blinder besteigt die sieben höchsten Berge der Welt – Dr. Dr. Rainer Zitelmann
DIE LOYALITÄTSFALLE: Auszug aus dem Buch von Rainer Hank
BRECHEN SIE REGELN
SCHLUSS MIT STRESS: Bianca Schindler
WHEN SHIT HAPPENS – HANDLE IT: Gastbeitrag von Dr. Frederick Hümmeke
FRISCHER WIND SCHLÄGT GROSSE WELLEN: Vanessa Brandl steigt in das Familienunternehmen Bela-Aqua ein
JAMES CORDEN: Großbritanniens Charmeoffensive – Michael Jagersbacher
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Editorial<br />

Bild: Oliver Reetz<br />

Julien Backhaus<br />

Verleger und<br />

Herausgeber<br />

Noch mehr<br />

<strong>Erfolg</strong> für Sie!<br />

Das nächste Heft<br />

erscheint am<br />

26. August <strong>2021</strong><br />

Mindset in Krisenzeiten<br />

TONY ROBBINS HAT SICH UNSEREN FRAGEN GESTELLT<br />

Nachdem die Welt 2009 in eine schwere Finanzkrise gestürzt<br />

wurde, hatte man gehofft, diese schweren Zeiten würden nun vorüber<br />

gehen. Märkte erholten sich, der Arbeitsmarkt sah rosig aus.<br />

Und dann kam die nächste Krise. Und diese sollte sich nicht nur<br />

gesundheitlich bemerkbar machen, sondern auch wirtschaftlich.<br />

Die Corona-Pandemie hat den ganzen Globus in eine Schockstarre<br />

versetzt. Insbesondere junge Menschen haben die erste wirkliche<br />

Krise in ihrem Leben durchgemacht. Viele Unternehmen haben<br />

diese Krise nicht überlebt – auch die Privatinsolvenzen sind<br />

sprunghaft angestiegen. Kleine Ladenbesitzer lösten ihre Rentenversicherung<br />

auf, um ihr Geschäft zu retten.<br />

Tony Robbins beobachtet seit Jahren, dass Menschen finanziell<br />

schlecht ausgebildet sind. Nun hat er mit seinem Co-Autor Peter<br />

Mallouk ein Buch geschrieben mit dem Namen »Der Pfad zur<br />

finanziellen Freiheit«. Das haben wir zum Anlass genommen, mit<br />

Tony und Peter über das Thema zu sprechen. Wir wollten herausfinden,<br />

was Menschen in Krisenzeiten tun können, um sich finanziell<br />

trotzdem zu verbessern, und was langfristig nötig ist, um die<br />

finanzielle Freiheit zu erlangen. Interessant ist, dass nur ein Teil der<br />

Antwort mit finanzieller Ausbildung zu tun hat – zumindest nicht<br />

im mathematischen Sinn. Denn Tony erklärt, dass die Menschen<br />

das richtige Mindset entwickeln müssen und ihre Glaubenssätze in<br />

Bezug auf Geld und <strong>Erfolg</strong> hinterfragen müssen. Technisch kann<br />

man alles richtig machen. Aber wenn das Fundament nicht stimmt,<br />

bricht alles wieder wie ein Kartenhaus zusammen.<br />

Lesen Sie viele weitere spannende Stories wie zum Beispiel die über<br />

unseren neuen Bundestrainer Hansi Flick, US-Rapper 50 Cent und<br />

viele mehr.<br />

Viel Vergnügen beim Lesen,<br />

Ihr Julien Backhaus<br />

Impressum<br />

Folgen Sie uns auch auf<br />

<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> ISSN 25057342<br />

Verlag Backhaus Verlag GmbH ist ein Unternehmen<br />

der Backhaus Mediengruppe Holding GmbH,<br />

Geschäftsführender Gesellschafter Julien Backhaus<br />

Redaktion/Grafik <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong><br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.) Julien D. Backhaus<br />

Redaktion: Johanna Schmidt<br />

E-Mail: redaktion@backhausverlag.de<br />

Layout und Gestaltung: Cathrin Brügmann &<br />

Johanna Schmidt<br />

E-Mail: magazine@backhausverlag.de<br />

Lektorat Textcelsior<br />

Herausgeber, Verleger Julien D. Backhaus<br />

Anschrift: Zum Flugplatz 44, 27356 Rotenburg<br />

Telefon: (0 42 68) 9 53 <strong>04</strong> 91<br />

E-Mail: info@backhausverlag.de<br />

Internet: www.backhausverlag.de<br />

Onlineredaktion<br />

E-Mail: info@backhausverlag.de<br />

Druck<br />

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Die Autoren der Artikel und Kommentare im<br />

<strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> sind im Sinne des Presserechts<br />

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spiegelt nicht unbedingt die Meinung der<br />

Redaktion wider. Trotz sorgfältiger Prüfung durch<br />

die Redaktion wird in keiner Weise Haftung für<br />

Richtigkeit geschweige denn für Empfehlungen<br />

übernommen. Für den Inhalt der Anzeigen sind<br />

die Unter nehmen verantwortlich.<br />

Vervielfältigung oder Verbreitung nicht ohne<br />

Genehmigung.<br />

Alle Rechte vorbehalten.


INHALT 4/<strong>2021</strong><br />

12<br />

Tony Robbins und<br />

Peter Mallouk über<br />

finanziellen <strong>Erfolg</strong><br />

<strong>Erfolg</strong><br />

Tony Robbins & Peter Mallouk<br />

im Interview................................................. 12<br />

Hansi Flick: Unser neuer Bundestrainer<br />

Günter Klein................................................. 22<br />

Hustle Harder, Hustle Smarter<br />

Auszug aus dem Buch von Curtis Jackson.... 36<br />

Wissen<br />

Digitale Transformation als Coach, Berater,<br />

Trainer & Experte<br />

Julia Diehl und Tobi Förster........................... 28<br />

Einstellung<br />

Erik Weihenmayer – Ein Blinder besteigt die<br />

sieben höchsten Berge der Welt<br />

Dr. Dr. Rainer Zitelmann................................. 8<br />

Die Loyalitätsfalle<br />

Auszug aus dem Buch von Rainer Hank....... 18<br />

Brechen Sie Regeln....................................... 42<br />

36<br />

Hustle Harder<br />

Hustle Smarter<br />

Ziele visualisieren und<br />

den Fokus finden<br />

»UM EIN ERFOLGREICHER<br />

HUSTLER ZU SEIN, MUSST<br />

DU FÄHIG SEIN ZU ERKEN-<br />

NEN, WAS DU WILLST«<br />

Bilder: Francesco Carrozzini, IMAGO / ZUMA Wire / Poolfoto / Starface<br />

4 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


News<br />

ERFOLG<br />

D A S L E S E N E R F O L G R E I C H E magazin<br />

Leben<br />

Schluss mit Stress<br />

Bianca Schindler........................................... 34<br />

When SHIT Happens – Handle it!<br />

Dr. Frederick Hümmeke...............................44<br />

Story<br />

Frischer Wind schlägt große Wellen<br />

Vanessa Brandl steigt in das Familienunternehmen<br />

Bela Aqua ein......................... 21<br />

James Corden<br />

Michael Jagersbacher................................... 30<br />

30<br />

James Corden:<br />

Großbritanniens Charmeoffensive<br />

Sonstiges<br />

News: Aktuelle News aus der <strong>Erfolg</strong>swelt....... 6<br />

Die <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> Brand Ambassadors....... 48<br />

Die <strong>Erfolg</strong> <strong>Magazin</strong> Top Experten................. 49<br />

Best of Web:<br />

Schauen Sie doch mal online rein................. 50<br />

22<br />

Hansi Flick:<br />

Unser neuer<br />

Bundestrainer<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

5


News<br />

NEWS<br />

Bernard Arnault für<br />

15 Minuten reichster<br />

Mann der Welt<br />

Der reichste Mann der Welt – in den vergangenen Jahrzehnten<br />

waren das meist US-Amerikaner. Jetzt erreichte<br />

der Franzose Bernard Arnault diesen Platz. Allerdings<br />

hielt der Ruhm gerade mal eine Viertelstunde an, dann<br />

löste ihn Amazon-Gründer Jeff Bezos wieder ab. Arnault,<br />

unter anderem Haupteigentümer und Vorstandsvorsitzender<br />

des Luxusgüterkonzerns Louis Vuitton Moët<br />

Hennessy LVMH, profitiert stark von dem momentanen<br />

Boom im Luxussektor.<br />

Der Konzern besitzt 75 verschiedene Marken, darunter<br />

Dior, Givenchy und Fendi. Mit einer Marktkapitalisierung<br />

von 318,8 Milliarden Euro handelt es sich laut Angaben<br />

der FAZ um Europas teuerstes Unternehmen. Das Forbes-<br />

<strong>Magazin</strong>e rechnet vor, dass Bernard Arnaults Vermögen<br />

zwischenzeitlich 186,3 Milliarden US-Dollar betrug. Zur<br />

selben Zeit wurde Jeff Bezos’ Reichtum mit genau 186<br />

Milliarden beziffert. Schwankende Aktienkurse können<br />

so knappe Positionen dann schnell wieder ändern. Das<br />

dürfte Arnault allerdings wenig berühren.<br />

Die Corona-Krise konnte seinem Großkonzern kaum etwas<br />

anhaben. Von Januar 2020 an gewann die Aktie 53<br />

Prozent an Wert und bricht derzeit immer wieder eigene<br />

Rekorde. Arnaults persönliches Vermögen lag im März<br />

2020 noch bei 76 Milliarden US-Dollar.<br />

ERFOLGSZITAT<br />

Will Smith<br />

Jeden Tag neu auf Instagram<br />

bei @erfolgmagazin<br />

»Es gibt keinen Grund,<br />

einen Plan B zu haben.<br />

Er lenkt nur von Plan A ab.«<br />

6 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


News<br />

Neues Buch<br />

von Andreas Buhr:<br />

Business geht heute anders<br />

Im Mai hat Bestsellerautor Andreas Buhr sein neues Buch<br />

»Business geht heute anders« veröffenlicht. Darin geht<br />

er auf die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />

Umbrüche ein, die<br />

wir aktuell erleben, und welchen<br />

Einfluss diese auf das Leben und<br />

Arbeiten haben. Auf rund 450 Seiten<br />

bringt er seine Erfahrungen aus<br />

rund 40 Jahren als Unternehmer mit<br />

seinen neusten Erkenntnissen zusammen,<br />

um seinen Leserinnen und<br />

Lesern aufzuzeigen, wie sie sich und<br />

ihr Unternehmen erfolgereich für die<br />

Zukunft aufstellen. In kompakten Kapiteln<br />

behandelt Buhr Themen rund<br />

um Selbstführung, Unternehmertum,<br />

Führung, Vertrieb und Zukunftsstrategien.<br />

Dabei stellt er nicht nur Best Practices vor, sondern<br />

gibt seinen Lesrinnen und Lesern praxisnahe Hacks,<br />

die sofort umsetzbar sein sollen, sowie die dafür notwendigen<br />

Tools an die Hand.<br />

Aktuelle News aus der <strong>Erfolg</strong>swelt<br />

Jay-Z verkauft Musik-App Tidal<br />

an Jack Dorsey<br />

Der Musikdienst Tidal von Rap-Star Jay-Z bekommt<br />

einen neuen Besitzer. Der Bezahldienst Square von<br />

Twitter-Chef Jack Dorsey übernimmt für 297 Millionen<br />

Dollar die Mehrheit. Jay-Z soll als Teil des Deals<br />

in den Verwaltungsrat von Square einziehen, teilte<br />

das Unternehmen mit. Tidal war im Jahr 2014 von<br />

einem norwegischen Unternehmen gestartet worden.<br />

2015 übernahmen<br />

Jay-Z und mehrere<br />

andere Stars den<br />

Streaming-Anbieter<br />

mit dem Plan,<br />

einen Musikdienst<br />

zu schaffen, der<br />

den Künstlern<br />

selbst gehört. Tidal<br />

war unter anderem<br />

ein Vorreiter<br />

beim Streaming<br />

von Musik in guter<br />

Qualität für einen höheren Abo-Preis. Insgesamt blieb<br />

der Dienst jedoch ein Nischenangebot und weit zurück<br />

hinter den größten Anbietern Spotify, Apple und<br />

Amazon Music. Der Bezahldienst Square wurde von<br />

Jack Dorsey während dessen Auszeit bei Twitter gegründet.<br />

Mittlerweile steht Dorsey an der Spitze beider<br />

Unternehmen.<br />

Bilder: Depositphotos / ChinaImages / everett225 / s_bukley, IMAGO / Eventpress, Cover: GABAL Verlag<br />

Drehbuchautor bangt um die<br />

künstlerische Freiheit der<br />

007-Familie<br />

Nachdem Amazon das Filmstudio MGM für über acht Milliarden<br />

gekauft hat, macht sich in der Filmbranche Unwohlsein breit. Mit<br />

dem Deal hat sich Amazon die Rechte an zahlreichen Filmklassikern<br />

gesichert, darunter auch die James-Bond-Filme. In einem<br />

Gastbeitrag in der »New York Times« schreibt Drehbuchautor<br />

John Logan, dass er befürchte, Amazon würde demnächst versuchen,<br />

James Bond dem Mainstream-Geschmack anzupassen.<br />

Er hat an den Bond-Filmen »Skyfall« und »Spectre« mitgearbeitet<br />

und war für drei Oscars nominiert. Die Arbeit an den Bond-Filmen<br />

beschreibt Logan als eine »Familienangelegenheit«, in der reger<br />

Austausch herrscht, verrückte Ideen entstehen und alle Diskussionen<br />

in der Familie bleiben. Durch die Übernahme des Onlinehändlers<br />

verspricht er sich das, was seiner Ansicht nach immer<br />

passiere, wenn Konzerne in kreative Prozesse eingreifen: Ein Film<br />

würde zu einem möglichst leicht zu konsumierenden Produkt<br />

verwässert. »Der Film wird zu einem harmlosen Schatten seiner<br />

selbst, ohne Ecken, Kanten oder Anflüge cineastischer Verrücktheit«,<br />

schreibt er. »Feuer und Leidenschaft veröden Stück für<br />

Stück, weil der Film kommerziellen Absichten und Umfragewerten<br />

unterworfen wird.«<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

7


Einstellung<br />

ERIK WEIHENMAYER –<br />

Ein Blinder besteigt<br />

die sieben höchsten<br />

Berge der Welt<br />

DR. DR. RAINER ZITELMANN<br />

ÜBER WILLENSKRAFT, NEINSAGER<br />

UND DIE ALCHEMIE, SCHLECHTES<br />

IN GUTES ZU VERWANDELN<br />

8 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


Einstellung<br />

Bilder: IMAGO / Everett Collection<br />

Die ehrgeizigsten Bergsteiger<br />

der Welt setzen sich das Ziel,<br />

den Mount Everest, mit 8848<br />

Metern der höchste Berg der<br />

Welt, zu besteigen. Bergsteiger,<br />

denen auch dieses Ziel nicht reicht,<br />

nehmen sich die »Seven Summits« vor – die<br />

höchsten Gipfel der sieben Kontinente. Der<br />

Amerikaner Dick Bass war 1985 der erste<br />

Mensch, dem die unglaubliche Leistung gelang,<br />

die »Seven Summits« zu besteigen.<br />

Als der blinde Amerikaner Erik Weihenmayer<br />

sich dieses Ziel in den Kopf gesetzt<br />

hatte und den Mount Rainier (ein 4.392<br />

Meter hoher Berg in der Nähe von Seattle)<br />

als Klettertraining für den Mount McKinley<br />

bestieg, sagte ihm ein beunruhigter<br />

Führer: »Keine Chance, dass du da raufkommst,<br />

und was den McKinley betrifft,<br />

der ist noch zehnmal schwieriger als der<br />

Rainier.« Als Weihenmayer den McKinley<br />

bestiegen hatte und sich vornahm, den fast<br />

7.000 Meter hohen Aconcagua in den Anden<br />

zu erklettern, erklärten ihm Experten:<br />

»Ich kann noch verstehen, dass du den<br />

McKinley geschafft hast, da gibt es nur<br />

Schnee; du brauchst also eigentlich nicht<br />

zu sehen, wo du hintrittst, aber der Aconcagua<br />

ist eine andere Geschichte. Da gibt es<br />

überall nur lockeres Geröll. Da wirst du<br />

keinen Halt finden.« Doch schon im folgenden<br />

Winter bestieg der Athlet aus New<br />

Jersey den Aconcagua.<br />

»Neinsager tun mir leid«<br />

Nachdem er diesen Gipfel genommen<br />

hatte, verkündete Weihenmayer, er wolle<br />

auch den höchsten Gipfel der Welt, den<br />

Mount Everest besteigen. Fast alle sagten<br />

ihm, dies sei nicht möglich. Im Interview<br />

mit mir erinnerte er sich: »Wissen Sie, einige<br />

sagten so was wie, ich gehörte nicht<br />

auf den Berg oder: Mit 13 Blindenhunden<br />

könnte es jeder auf den Gipfel schaffen. Ich<br />

habe einen gehört, der sagte sogar, er<br />

würde mir auf die Bergspitze folgen und<br />

meine Leiche fotografieren – einfach nur,<br />

um Geld bei den Medien zu machen. Also<br />

ja, es gibt Arschlöcher da draußen. Ich<br />

nenne sie Neinsager. Und klar, es gibt<br />

Neinsager und sie tun mir leid. Denn es<br />

sind Leute, die im Kopf immer vor einer<br />

geschlossenen Tür stehen. Und das ist vor<br />

allem für diese Leute selbst tragisch.”<br />

Am 25. Mai 2001 bestieg Weihenmayer<br />

den Gipfel des Mount Everest. Am 18. Juni<br />

2001 war er auf dem Cover des »Time <strong>Magazin</strong>e«<br />

abgebildet. Den wichtigsten Satz<br />

sagte der Expeditionsleiter Pasquale, genannt<br />

»PV«, zu ihm, und zwar direkt nachdem<br />

er den Gipfel bestiegen hatte. »Dein<br />

Leben verändert sich gerade. Lass den Everest<br />

nicht zum größten <strong>Erfolg</strong> deines Lebens<br />

werden«, mahnte PV. »Die Worte<br />

gruben sich in mein Gedächtnis und gaben<br />

keine Ruhe«, schrieb Weihenmayer später.<br />

Ich fragte ihn, was diese Worte für ihn<br />

heute bedeuteten. Er antwortete, indem er<br />

sich auf Untersuchungen von Dr. Paul<br />

Stoltz bezog: »Stoltz hat Individuen und<br />

Gruppen rund um den Globus untersucht<br />

und kam dabei zu der Erkenntnis, dass<br />

man Menschen in drei Kategorien unterteilen<br />

kann: Quitter (Aufgeber), Camper<br />

oder Climber (Kletterer). Aufgeber erklärt<br />

sich praktisch von selbst. Camper sind<br />

Leute, die einen gewissen <strong>Erfolg</strong> verbucht<br />

haben, aber dann plötzlich weg vom Fenster<br />

sind. Sie verlieren den Glauben an sich<br />

selbst, werden zynisch; vielleicht probieren<br />

sie etwas aus und scheitern oder erhalten<br />

einen Tiefschlag und, ja, sind plötzlich einfach<br />

müde. Sie verlieren ihren Schwung,<br />

werden an den Rand gedrängt und stagnieren,<br />

sodass ihr ganzes Potenzial verloren<br />

geht. Beim Nachdenken darüber habe ich<br />

mich gefragt, was es bedeutet, Kletterer zu<br />

sein – das heißt fortlaufend zu wachsen,<br />

sich weiterzuentwickeln und zu versuchen,<br />

Neues zu entdecken. Dabei geht es nicht<br />

nur um Körperliches. Ich lasse mich psychologisch<br />

beraten, versuche, meine eigene<br />

Psyche zu verstehen, die Tiefen meines<br />

Charakters auszuloten, durch Beratung,<br />

durch Meditation.«<br />

Programmiere dein Unterbewusstsein!<br />

Wer große Ziele erreichen will, so wie<br />

Weihenmayer, muss diese zuvor in sein<br />

Unterbewusstsein einprogrammieren. Ich<br />

erinnere mich an einen Vortrag des Bergsteigers<br />

Reinhold Messner, den ich vor einigen<br />

Jahren hörte. Er erzählte, wie er in<br />

eine Gletscherspalte stürzte und fast sicher<br />

war, dass er dort nie mehr herauskommen<br />

würde und sterben müsste. Er nahm sich<br />

fest vor, dass er, sollte er das Unwahrscheinliche<br />

doch schaffen und aus der<br />

Spalte entkommen, sofort umkehren<br />

würde. Als er es geschafft hatte, setzte er<br />

jedoch seine Tour bis zur Bergspitze fort.<br />

»Ich konnte gar nicht anders, denn ich war<br />

jeden Morgen mit dem Ziel aufgewacht<br />

und jede Nacht damit eingeschlafen und<br />

hatte es mir jeden Tag immer wieder einprogrammiert«,<br />

so Messner in seinem<br />

Vortrag. Sein Unterbewusstsein zwang<br />

ihn, weiterzumachen und den Aufstieg<br />

zum Gipfel fortzusetzen. Ich fragte Weihenmayer,<br />

ob er ähnlich vorgegangen ist,<br />

also die Ziele in sein Unterbewusstsein<br />

einprogrammiert hat.<br />

Seine Antwort: »Jeden Tag verbringe ich 15<br />

Minuten damit, mir vorzustellen, oben auf<br />

dem Gipfel zu stehen – bis zu dem Punkt,<br />

an dem ich praktisch das Knirschen des<br />

Schnees unter meinen Steigeisen höre. Ich<br />

»Ich konnte<br />

gar nicht<br />

anders, denn<br />

ich war jeden<br />

Morgen mit<br />

dem Ziel<br />

aufgewacht«<br />

—REINHOLD MESSNER<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

9


Einstellung<br />

höre die Seile, fühle den Himmel, einfach<br />

nur die Kälte und ich fühle die Herzen<br />

meiner Teamkameraden, fühle die Tränen.<br />

Ich breche buchstäblich in Tränen aus, weil<br />

ich tatsächlich dort bin. Also ja, ich denke,<br />

das ist es, was Sie meinen. Und als ich oben<br />

auf dem Everest stand, hatte ich ihn in<br />

Wirklichkeit zuvor schon hundertmal in<br />

Gedanken bestiegen. Ich denke daher, dass<br />

diese Art eines Glaubenssystems und dessen<br />

Einprogrammierung in das Unterbewusstsein<br />

enorm wichtig sind, um es wirklich<br />

dorthin zu schaffen.«<br />

Die Visualisierung von Zielen und das<br />

»Einprogrammieren” in das Unterbewusstsein<br />

ist demnach eine wichtige Methode,<br />

um Ziele zu erreichen: »Stellen Sie sich vor,<br />

auf dem Gipfel zu stehen und Sie sind da.<br />

Ja, es verleiht Ihnen eine Form von Energie,<br />

dieses Ziel im Kopf zu haben. Auf mich<br />

wirkt es elektrisierend.«<br />

Am Ende meines Interviews fragte ich, was<br />

aus seiner Sicht das Geheimnis des <strong>Erfolg</strong>es<br />

sei. Was er sagte, erinnerte mich an Napoleon<br />

Hill, der in seinem Buch »Denke nach<br />

und werde reich« immer wieder betonte,<br />

dass in jedem Nachteil ein gleich großer<br />

Vorteil verborgen sei. Weihenmayer nennt<br />

dies, »den Gedanken der Alchemie,<br />

Schlechtes in Gutes zu verwandeln, der<br />

Versuch, das Überraschende, die unerwarteten<br />

Geschenke in einer Situation zu erkennen...<br />

Nicht einfach nur überleben,<br />

sondern die Zügel in die Hand nehmen,<br />

die Energie dieser schlechten Sache dazu<br />

nutzen, dich auf einen neuen Weg zu bringen,<br />

den du wahrscheinlich sonst nicht gegangen<br />

wärst. Und man sieht das immer<br />

wieder. Es ist eine Kunst und gleichzeitig<br />

eine Wissenschaft. Es hat fast etwas Magisches<br />

zu sehen, wie es passiert. Denn man<br />

sieht, wie Menschen durch so viel Hölle<br />

und Schmerz und Leid gehen. Und aus diesem<br />

Schmerz und Leid und Verlust sprießt<br />

manchmal der Samen der Schöpfung und<br />

der Energie und der Entdeckung.«<br />

Bilder: IMAGO / Everrett Collection, Thomas Schweigert, Cover: FinanzBuch Verlag<br />

Der Autor<br />

»ICH WILL. Was wir von<br />

erfolgreichen Menschen mit<br />

Behinderung lernen können«<br />

von Rainer Zitelmann<br />

384 Seiten<br />

Erscheint: Juni <strong>2021</strong><br />

Finanzbuch Verlag<br />

ISBN: 978-3-95972-469-2<br />

Rainer Zitelmann ist ein weltweit erfolgreicher<br />

Autor, der soeben sein 25. Buch veröffentlicht hat:<br />

»ICH WILL. Was wir von erfolgreichen Menschen<br />

mit Behinderung lernen können.«<br />

10 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

11


<strong>Erfolg</strong><br />

Tony Robbins<br />

& Peter Mallouk<br />

IM INTERVIEW ÜBER FINANZIELLEN ERFOLG, DAS RICHTIGE<br />

MINDSET, KLUGE ENTSCHEIDUNGEN UND DISZIPLIN<br />

Bilder: Francesco Carrozzini, Damin Sterling, BLVR<br />

12 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Peter, du hast dieses neue Buch<br />

über finanziellen <strong>Erfolg</strong> geschrieben.<br />

Warum denkst du,<br />

dass jetzt der richtige Zeitpunkt<br />

ist, um über dieses<br />

Thema zu schreiben? Und warum hast du<br />

Tony Robbins als Co-Autoren gewählt?<br />

Peter: Wir haben gerade eine für viele Anleger<br />

noch nie dagewesene Zeit an den<br />

Märkten hinter uns. Nach Jahren starker<br />

Marktrenditen erlebte die Welt einen finanziellen<br />

Schock, wie man ihn seit Jahrzehnten<br />

nicht mehr gesehen hat. Diejenigen,<br />

die diese Art von Ergebnis in ihrem<br />

Portfolio nicht berücksichtigt hatten – oder<br />

die keinen Plan hatten, wie sie mit der Unsicherheit<br />

umgehen sollten – erlitten wahrscheinlich<br />

Verluste, die sie um Jahre oder<br />

noch schlimmer zurückwarfen. Das Jahr<br />

2020 war eine klare Erinnerung daran, dass<br />

ein gut definierter Plan, der auf bewährten<br />

Strategien aufbaut, für jeden Anleger unerlässlich<br />

ist, egal ob er seinen ersten Job<br />

antritt oder sich in seinen Ruhestand begibt.<br />

Dies ist das zweite Buch, das ich gemeinsam<br />

mit Tony geschrieben habe, und<br />

er leistet unglaubliche Arbeit, wenn es darum<br />

geht, Menschen dabei zu helfen, zu<br />

verstehen, wie ihre emotionale Verbindung<br />

zu Geld ihre Entscheidungsfindung beeinflusst,<br />

was sich wiederum auf ihren finanziellen<br />

<strong>Erfolg</strong> auswirkt.<br />

»Konzentriere dich auf das<br />

Wesentliche. Gehe bei<br />

den Finanznachrichten,<br />

die du konsumierst,<br />

strategisch vor.«<br />

Tony, wie eng hängt ein erfolgreiches Mindset<br />

mit finanziellem <strong>Erfolg</strong> zusammen?<br />

Tony: <strong>Erfolg</strong> ist etwas, das zu 80 Prozent<br />

aus Psychologie und zu 20 Prozent aus Mechanismus<br />

besteht. Die Menschen konzentrieren<br />

sich so sehr auf den Mechanismus,<br />

anstatt auf die Psychologie, sodass sie dadurch<br />

ihre Ziele verfehlen. Schließlich geht<br />

es bei finanzieller Freiheit nicht nur um<br />

das reine Geld.<br />

Wir alle verspüren den Drang, absolut frei<br />

zu sein. Frei, um mehr von dem zu tun, was<br />

wir wollen, wann wir wollen, und es mit jenen<br />

Menschen zu teilen, die wir lieben. Frei,<br />

um mit Leidenschaft zu leben, mit Großzügigkeit,<br />

mit Dankbarkeit und in Seelenfrieden.<br />

Das ist finanzielle Freiheit. Es ist keine<br />

Geldsumme; es ist ein Geisteszustand.<br />

Mit der Kontrolle über deine Finanzen verhält<br />

es sich genau wie mit der Kontrolle<br />

deiner Denkweise – dies geschieht nicht<br />

über Nacht. Es dauert Jahre, wenn nicht<br />

Jahrzehnte, um eine echte Veränderung zu<br />

sehen. Diese fünf Strategien können dir<br />

dabei behilflich sein, auf dem Weg zu deinen<br />

langfristigen finanziellen Zielen zu bleiben:<br />

Erstens: Konzentriere dich auf das Wesentliche.<br />

Gehe bei den Finanznachrichten, die<br />

du konsumierst, strategisch vor. Wenn du<br />

Investitionen auf dem Aktienmarkt getätigt<br />

hast, musst du nicht jeden Tag den<br />

Dow Jones überprüfen. Du machst dich<br />

damit nur selbst verrückt. Verbringe diese<br />

30 Minuten stattdessen lieber mit etwas<br />

Wertvollem, wie dem Lesen eines Buches<br />

über Finanzstrategien. Wir ertrinken in<br />

Informationen, hungern aber nach Weisheit.<br />

Der einzige Weg, um stark und zentriert<br />

zu bleiben, besteht darin, sich darüber<br />

im Klaren zu werden, was man<br />

erreichen will, vor der Tür seines Verstandes<br />

Wache zu halten und sicherzustellen,<br />

dass man diesen mit etwas anderem füttert<br />

als irgendeinem Clickbait.<br />

Zweitens: Lerne, mit Risiken umzugehen.<br />

Selbst die sichersten Investitionen bringen<br />

ein gewisses Maß an Risiko mit sich<br />

– diese Tatsache zu tolerieren ist einfach<br />

Teil des Spiels. Wenn du auf irgendeinem<br />

Gebiet erfolgreich sein willst – sei es im<br />

Business, im Finanzwesen, in deinem Beitrag<br />

zu dieser Welt – so musst du lernen,<br />

mit Risiko umzugehen.<br />

Drittens: Fokussiere dich auf das, was du<br />

bereits hast. Wenn du dich immer nur auf<br />

das konzentrierst, was dir fehlt, wirst du<br />

niemals wahres Glück erfahren können.<br />

Ändere deine Psychologie, um dich auf<br />

das zu konzentrieren, was du bereits in<br />

deinem Leben hast: Vielleicht hast du<br />

nicht genug Geld, um zu reisen und so<br />

viel für wohltätige Zwecke zu spenden,<br />

wie du möchtest, aber du hast genug, um<br />

einen beträchtlichen Teil der Studiengebühren<br />

für dein Kind zu bezahlen. Und<br />

das ist doch großartig!<br />

Viertens: Triff keine impulsiven Entscheidungen.<br />

Wenn du dich dazu verleiten<br />

lässt, unüberlegte Entscheidungen mit<br />

deinem Geld zu treffen, dann bist du damit<br />

nicht allein. Jedoch sind diese impulsiven<br />

Entscheidungen die größten Vernichter<br />

von jeglichem Wohlstand da<br />

draußen. Wenn du also das nächste Mal in<br />

Versuchung kommst, eine große finanzielle<br />

Entscheidung zu treffen, wie z. B. den Verkauf<br />

von Aktien, den Kauf einer Anlageimmobilie<br />

oder die Aufnahme eines Kredits<br />

aus deiner Altersvorsorge, dann nimm<br />

dir eine Woche Zeit, bevor du endgültig<br />

den Abzug betätigst. Es besteht eine gute<br />

Chance, dass du deine Meinung änderst,<br />

sobald du dich wieder abgekühlt und logisch<br />

über die Situation nachgedacht hast.<br />

Fünftens: Kenne deine Grenzen. Die fähigsten<br />

Investoren der Welt sind nicht<br />

durch eine oder zwei glückliche Investitionen<br />

groß geworden – sie haben ihr Leben<br />

damit verbracht, zu lernen, wie sie die Besten<br />

werden in dem, was sie tun. Mein guter<br />

Freund Ray Dalio sagt über den Versuch,<br />

»Lerne,<br />

mit Risiken<br />

umzugehen.<br />

Selbst die<br />

sichersten<br />

Investitionen<br />

bringen ein<br />

gewisses Maß<br />

an Risiko<br />

mit sich.«<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

13


<strong>Erfolg</strong><br />

den Markt zu schlagen, Folgendes: »Das ist<br />

schwieriger als bei einer Olympiade. Bei<br />

der Olympiade trainiert man vier Jahre<br />

lang und tritt gegen die Besten der Welt an.<br />

Hier geht es um 24 Stunden, in denen man<br />

gegen die Besten der Welt spielt, und man<br />

wird nicht gewinnen.«<br />

»Je mehr Ideen dir einfallen,<br />

desto besser bist du auf<br />

die möglichen Folgen<br />

vorbereitet.«<br />

Was ist der häufigste Fehler, den Menschen<br />

in Bezug auf Vermögensbildung<br />

begehen?<br />

Peter: Der größte Fehler, den ich beim<br />

Aufbau eines Portfolios sehe, ist, dass sich<br />

Menschen oft mehr darauf konzentrieren,<br />

was sie kaufen sollen, als darauf, warum sie<br />

es kaufen sollten. Beispielsweise kaufen sie<br />

einen Haufen Aktien, basierend auf Firmennamen,<br />

die sie kennen, große Unternehmen<br />

in ihrer Stadt oder ihrem Bundesland<br />

oder einen »heißen Tipp« von einem<br />

Typen im Fernsehen oder ihren Nachbarn.<br />

Wenn die Dinge nicht so laufen wie geplant,<br />

springen sie sogleich auf den nächsten Zug<br />

auf, der nun die ganze Aufmerksamkeit bekommt,<br />

und der ganze Zyklus wiederholt<br />

sich. Wenn es an der Zeit ist, in den Ruhestand<br />

zu treten, das Traumhaus zu kaufen<br />

oder die Kinder auf die Uni zu schicken, ist<br />

das Geld, das sie brauchen, oft nicht da, da<br />

es für riskante Wetten vergeudet wurde,<br />

die sich nicht rentiert haben. Wir beschreiben<br />

in unserem Buch, dass der disziplinierte<br />

Anleger genau weiß, was er erreichen<br />

will und die Vermögenswerte<br />

auswählt, die ihm die höchste Wahrscheinlichkeit<br />

geben, seine Ziele zu erreichen, so<br />

dass er sich sicher fühlen kann, was er in<br />

seinem Portfolio besitzt und warum er es besitzt,<br />

besonders in Zeiten von Marktstress.<br />

Gibt es eine Anleitung, um kluge Entscheidungen<br />

im Leben zu treffen?<br />

Tony: Die Entscheidungsfindung nimmt<br />

einen großen Teil unseres Lebens ein. Ich<br />

habe gelernt, dass es dafür vier Regeln gibt.<br />

Innerhalb dieser Regeln gibt es Phasen, die<br />

ich gerne als OOC kategorisiere:<br />

Outcomes, Options und Consequences –<br />

also Ergebnisse, Optionen und Konsequenzen.<br />

Und da hätten wir auch noch<br />

EMR: Evaluate, Mitigate und Resolve,<br />

sprich: evaluieren, abschwächen und<br />

lösen.<br />

Regel Nummer eins: Schreibe es auf. Alle<br />

wichtigen oder schwierigen Entscheidungen<br />

müssen auf dem Papier getroffen werden.<br />

Sobald du versuchst, wichtige Lebensentscheidungen<br />

nur mit dem Kopf zu<br />

treffen, wirst du in einen Zustand verfallen,<br />

den man »Gedankenschleuder« nennt.<br />

Du hinterfragst alle Entscheidungen, die<br />

du getroffen hast. Indem du jedoch die<br />

Dinge aufschreibst, hast du eine physische<br />

Liste, die dir hilft, das Hindernis oder die<br />

Gelegenheit klar vor dir zu sehen. Während<br />

du ein Brainstorming auf dem Papier<br />

betreibst, solltest du Klarheit über deine<br />

Ergebnisse (Outcomes) erhalten (erstes O<br />

in OOC/EMR). Visualisiere deine Ziele<br />

und stelle sicher, dass alles, was du erleben<br />

willst, mit deinen Werten übereinstimmt.<br />

Ohne dieser Klarheit werden schwierige<br />

Entscheidungen nur noch schwerer zu<br />

treffen sein.<br />

Regel Nummer zwei: Werde dir im Klaren<br />

über deine Gefühle. Sobald du dich entschieden<br />

hast, dass eine Entscheidung für<br />

dich auch »ein Muss« ist, ist es nun an der<br />

Zeit, sich über die Bedeutung hinter dieser<br />

Entscheidung klar zu werden. Wenn es darum<br />

geht, wie du eine große Entscheidung<br />

triffst, wirst du dir darüber klar, was du<br />

wirklich willst – und warum du es willst.<br />

Du musst dir absolut kristallklar über dein<br />

Ergebnis und deinen Zweck werden und in<br />

der Lage sein, es zu visualisieren, als ob es<br />

bereits eingetreten wäre. Wenn du die<br />

Gründe für deine Entscheidung vergisst,<br />

wirst du sie nicht durchziehen. Sei dir sicher,<br />

dass du alle deine Optionen kennst<br />

(zweites O in OOC/EMR). Schreibe sie alle<br />

auf; auch die, die dir in diesem Moment<br />

vielleicht weit hergeholt erscheinen. Denke<br />

daran, dass eine Option keine Wahl ist und<br />

zwei Optionen ein Dilemma sind. Erst<br />

wenn du mindestens drei Optionen hast,<br />

wird es eine Wahl. Schreibe alle möglichen<br />

Optionen auf, vollkommen egal, ob<br />

sie dir gefallen oder nicht.<br />

Regel Nummer drei: Lass die Angst los.<br />

Wenn es an der Zeit ist, eine große Entscheidung<br />

zu treffen, lasse nicht zu, dass<br />

die Angst dein Leben ruiniert. Eines der<br />

wichtigsten Dinge, die du beachten solltest,<br />

wenn du lernst, eine lebensverändernde<br />

Entscheidung zu treffen, ist, dass<br />

wir Angst haben, die Dinge könnten nicht<br />

klappen. Warte nicht auf die absolute Gewissheit,<br />

denn diese wirst du so gut wie<br />

nie bekommen. Angst kann eine Ausrede<br />

sein, um in einer Situation zu verweilen,<br />

die nicht mehr für dich funktioniert.<br />

Angst kann sich bequem anfühlen, weil<br />

sie dich in einem Muster der Untätigkeit<br />

hält. Wahrscheinlich ist der Weg der Untätigkeit<br />

weniger beängstigend, weil er<br />

sich vertrauter anfühlt, aber diese Untätigkeit<br />

wird dich davon abhalten, in auch<br />

nur irgendeinem Bereich deines Lebens<br />

einen Durchbruch zu erzielen.<br />

14<br />

www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

»Wissen Sie, warum es<br />

für mich keine gläserne<br />

Decke gibt? Weil ich nicht<br />

an sie glaube.«<br />

–MARY CALLAHAN<br />

Bilder: Unsplash / Dane Deaner, Depositphotos / Jean_Nelson<br />

»Auf dem Markt,<br />

in der Welt, in der wir heute<br />

leben, ist alles, was zählt,<br />

deine Fähigkeit, einen<br />

Mehrwert zu schaffen.«<br />

Bewerte mögliche Konsequenzen (Consequences<br />

– das C in OOC/EMR). Während<br />

es wichtig ist, die Angst loszulassen,<br />

musst du die Vor- und Nachteile jeder<br />

Option analysieren. Indem du mögliche<br />

Konsequenzen vollständig abwägst,<br />

kannst du die Angst besser nutzen, bevor<br />

sie dich auffrisst. Sobald du dies getan<br />

hast, kannst du damit beginnen, deine<br />

Optionen vollständig zu bewerten bzw.<br />

zu evaluieren (E in OOC/EMR). Es kann<br />

hilfreich sein, dich zu fragen: »Was sind<br />

die möglichen Ergebnisse, wenn ich diese<br />

Option wähle?« oder »Wie wichtig ist auf<br />

einer Skala von 1-10 jeder Vor- und<br />

Nachteil in Bezug auf die Erfüllung meiner<br />

Ziele?« Nachdem du diese Antworten<br />

aufgeschrieben hast, kannst du wahrscheinlich<br />

einige Optionen von deiner<br />

Liste streichen.<br />

Regel Nummer vier: Erkenne deine Werte.<br />

Erkenne, dass Entscheidungsfindung<br />

nichts anderes als Werteklärung ist. Oft<br />

fällt es uns schwer, eine Entscheidung zu<br />

treffen, weil es nicht nur ein Ergebnis gibt,<br />

sondern oftmals viele. Wenn du eine strategische<br />

Entscheidung im Leben treffen<br />

willst, musst du dich fragen: »Von all diesen<br />

Dingen, die ich will, was ist wirklich<br />

die Nummer eins für mich? Was ist die<br />

Nummer zwei? Was ist Nummer drei?« Es<br />

kann sein, dass du nicht alles bekommst,<br />

worauf du hinarbeitest, jedoch stehen die<br />

Chancen gut, dass du danach besser dran<br />

bist, als du es jetzt bist. Wenn du dir über<br />

deine Prioritäten im Klaren bist, wird es für<br />

dich viel einfacher sein, das beste Ergebnis<br />

für dein Leben zu erzielen.<br />

Während du die Wichtigkeit jedes deiner<br />

Werte erkennst, kannst du Schritt fünf von<br />

OOC/EMR abschließen: Den Schaden abschwächen.<br />

Mache ein Brainstorming<br />

über alternative Möglichkeiten zur Beseitigung<br />

oder Verminderung von Nachteilen,<br />

die dir begegnen könnten. Auch hier<br />

gilt: Je mehr Ideen dir einfallen, desto<br />

besser bist du auf die möglichen Folgen<br />

vorbereitet. Nachdem du nun alle deine<br />

Optionen sorgfältig ausgewertet hast, ist<br />

es Zeit für das große Finale! Der letzte<br />

Schritt von OOC/EMR: Entscheide dich!<br />

Wähle die Option, die dir die größte Sicherheit<br />

bietet, dass du deine gewünschten<br />

Ergebnisse und Bedürfnisse erzielen<br />

wirst. Dies ist deine beste Option.<br />

Warum ist es so wichtig, diszipliniert zu<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de 1515


<strong>Erfolg</strong><br />

»Von allen<br />

Dingen, die<br />

ich will, was<br />

ist wirklich die<br />

Nummer eins<br />

für mich?<br />

Was ist die<br />

Nummer zwei?<br />

Was ist<br />

Nummer drei? «<br />

bleiben, wenn die Dinge scheinbar schieflaufen,<br />

zum Beispiel, wenn ein Markt nach<br />

unten geht?<br />

Peter: Der Aktienmarkt ist das Einzige,<br />

wovon die Leute nicht begeistert sind,<br />

mehr zu kaufen, wenn es in den Verkauf<br />

geht. Die erfolgreichsten Investoren sind<br />

diejenigen, die leidenschaftslos und diszipliniert<br />

bleiben, besonders wenn der<br />

Markt nach unten geht. Sie verstehen, dass<br />

es in der Natur der Märkte liegt, zu schwanken,<br />

also rechnen sie fest damit, dass der<br />

Markt in gewissen Zeiträumen fallen wird<br />

und haben einen Plan, was zu tun ist, sobald<br />

dieser Fall eintritt. Sie verstehen auch, dass<br />

nur weil eine Investition über einen bestimmten<br />

Zeitraum an Wert verliert, dies<br />

nicht automatisch bedeutet, dass die<br />

Dinge ›schieflaufen‹. Wenn du ein langfristiger<br />

Investor bist, setze darauf, dass die<br />

Vermögenswerte, die du in deinem Portfolio<br />

besitzt, in zehn, zwanzig oder sogar dreißig<br />

Jahren einen viel höheren Wert haben werden.<br />

Das bedeutet, dass du dir weniger Gedanken<br />

darüber machen kannst, wo eine<br />

Aktie heute steht, und ihr die Zeit geben,<br />

sich zu erholen und zu neuen Höchstständen<br />

aufzusteigen.<br />

Müssen Frauen im Hinblick auf finanzielle<br />

Freiheit zusätzliche oder andere<br />

Dinge beachten als Männer?<br />

Tony: Ganz im Gegenteil. Mary Callahan<br />

Erodes, die Chefin von JP Morgan, ist eine<br />

der mächtigsten Frauen im Finanzwesen.<br />

Sie leitet Mitarbeiter, die 2,3 Billionen<br />

Dollar verwalten. Mary hat eine unglaubliche<br />

Denkweise, sie sagt: »Wissen Sie,<br />

warum es für mich keine gläserne Decke<br />

gibt? Weil ich nicht an sie glaube.« Was<br />

sie so erfolgreich macht, oder was wirklich<br />

jeden erfolgreich macht, unabhängig<br />

vom Geschlecht, ist, dass sie sich nicht auf<br />

sich selbst konzentriert. Sie ist darauf fokussiert,<br />

dem Leben anderer Menschen<br />

mehr Wert zu verleihen als jeder andere.<br />

Das ist das einzige Geheimnis im Geschäftsleben:<br />

Mache mehr für andere als<br />

jeder andere es tut. Auf dem Markt, in der<br />

Welt, in der wir heute leben, ist alles, was<br />

zählt, deine Fähigkeit, einen Mehrwert zu<br />

schaffen. Wenn du dich finanziell ›lohnen‹<br />

willst, egal ob Mann, ob Frau oder<br />

irgendjemand, musst du einen Mehrwert<br />

schaffen. Du musst Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

entwickeln und mehr für andere<br />

tun als irgendjemand anderer. Das Hauptproblem,<br />

das dich zurückhält, liegt in deinem<br />

Mindset. Du wirst diese Barriere<br />

immer durchbrechen, wenn du einen<br />

Mehrwert schaffst.<br />

Unabhängig von deinem Geschlecht erfordert<br />

es Geduld, deine Finanzen zu<br />

meistern. Ich denke, das Geheimnis der<br />

Geduld besteht darin, zu wissen, was das<br />

Ziel ist, und sich darauf zu konzentrieren,<br />

trotzdem Fortschritte zu machen. Es geht<br />

um das Momentum und darum, zu lernen,<br />

was funktioniert.<br />

Peter: Eine der großartigen Eigenschaften<br />

von Geld ist, dass es keine geschlechtsspezifischen<br />

Vorurteile hat. Wenn ich mit verheirateten<br />

Paaren arbeite, ist es typisch,<br />

dass einer der Ehepartner stärker in die<br />

Finanzen und Investitionen involviert ist<br />

als der andere. Obwohl sich diese Dynamik<br />

im Laufe der Zeit weiterentwickelt<br />

hat, ist es in vielen Familien nicht ungewöhnlich,<br />

dass sich der Ehemann um die<br />

finanziellen Angelegenheiten kümmert,<br />

und in diesen Fällen kann eine Scheidung<br />

oder ein Todesfall eine zusätzliche Belastung<br />

für die Frau darstellen, die sich nun<br />

um die Versorgung der Familie und die<br />

Aufrechterhaltung ihrer Karriere kümmern<br />

muss, während sie gleichzeitig kri-<br />

Bilder: Depositphotos / everythingposs / ArturVerkhovetskiy, IMAGO / Icon SMI, Steve Gibson, Cover: FinanzBuch Verlag<br />

16 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

tische Entscheidungen über finanzielle<br />

Angelegenheiten trifft. Einen vertrauenswürdigen<br />

Berater zu haben, der rechtlich<br />

dazu verpflichtet ist, im besten Interesse<br />

»Fördere deinen positiven<br />

mentalen Zustand,<br />

indem du deine<br />

Physiologie veränderst.«<br />

seiner Kunden zu agieren, hilft sicherzustellen,<br />

dass für die Bedürfnisse der Familie gut<br />

gesorgt wird, egal, was passieren mag.<br />

Ist es möglich, maximalen finanziellen<br />

<strong>Erfolg</strong> zu erreichen, ohne in anderen<br />

Lebensbereichen zu stagnieren?<br />

Tony: Ja, natürlich! Es ist in der Tat für<br />

alle anderen Bereiche deines Lebens entscheidend,<br />

nicht zu stagnieren. Geld ist<br />

großartig, aber auch auf Kosten deiner<br />

Familie oder Leidenschaften? Definitiv<br />

nicht. Wenn du jemals das Gefühl hast, zu<br />

stagnieren, ganz egal in welchem Bereich<br />

deines Lebens, gehe ich gerne mit dir eine<br />

Art Checkliste durch, um zu sehen, wie<br />

die Dinge verbessert werden können:<br />

Der erste Punkt ist dein physischer Zustand.<br />

Eine schlechte Physiologie verstärkt<br />

negative Gefühle. Ich sage immer:<br />

»Bewegung erzeugt Emotionen.« Deine<br />

Physiologie zu ändern bedeutet, Deinen<br />

mentalen Zustand zu transformieren und<br />

deine negativen Muster zu durchbrechen.<br />

Eine großartige Physiologie führt also zu<br />

großartigen Emotionen und das ist einer<br />

der Schlüssel, um aus der Sackgasse herauszukommen.<br />

Fördere deinen positiven<br />

mentalen Zustand und löse dich aus der<br />

Sackgasse, indem du deine Physiologie<br />

veränderst.<br />

Der zweite Faktor ist, dass du in einem<br />

Zeitrahmen gefangen bist. Ein Grund, warum<br />

wir uns festgefahren fühlen, ist, dass<br />

wir uns zu sehr auf die Vergangenheit<br />

konzentrieren – oder zu sehr auf die Zukunft.<br />

Jedoch wird das ständige Nachdenken<br />

über die Zukunft oder die Vergangenheit<br />

nichts ändern. Wir haben »nur« die<br />

Macht, den gegenwärtigen Moment zu<br />

verändern, also sollte unsere Aufmerksamkeit<br />

stets darauf gerichtet sein.<br />

Wunschdenken über das, was hätte sein<br />

können oder sein sollen, hat noch nie jemandem<br />

geholfen und wird dir auch nicht<br />

dabei helfen, Fortschritte zu erzielen,<br />

wenn du dich festgefahren fühlst.<br />

Drittens könnte es sein, dass du dich auf<br />

einem Plateau befindest. Warum erreichen<br />

manche Menschen Durchbrüche,<br />

die sie auf die nächste Ebene bringen,<br />

während andere das nicht tun? Was ist der<br />

Unterschied zwischen einem Meister und<br />

einem Dilettanten, einem Macher versus<br />

einem Schwätzer? Mal auf gewissen Ebenen<br />

stecken zu bleiben gehört zu unserem<br />

Leben dazu, der Unterschied ist jedoch,<br />

dass jemand mit einem meisterhaften<br />

Mindset nicht dort bleibt. Sie erkennen es<br />

als das, was es ist, und suchen nach den<br />

Tools, Vorbildern und Strategien, um die<br />

nächste Stufe zu erreichen. Sie sind hungrig<br />

und geben sich nicht so einfach zufrieden.<br />

Sie graben tief, um die Antworten zu<br />

finden, die sie brauchen, um ihr Plateau<br />

zu überwinden.<br />

»Der Pfad zur finanziellen<br />

Unabhängigkeit«<br />

von Tony Robbins &<br />

Peter Mallouk<br />

320 Seiten<br />

Erschienen: Januar <strong>2021</strong><br />

FinanzBuch Verlag<br />

ISBN: 978-3-95972-413-5<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

17


Einstellung<br />

Die Loyalitätsfalle<br />

WARUM WIR DEM RUF DER HORDE<br />

WIDERSTEHEN MÜSSEN<br />

AUSZUG AUS DEM NEUEN BUCH VON RAINER HANK<br />

»sum<br />

eiuntemoles<br />

as illor<br />

alitiur<br />

maximus«<br />

18 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


Einstellung<br />

Bilder: Imago / ZUMA Wire, Imago / EntertainmentPictures<br />

Ein Team erfahrener Bergsteiger<br />

war vor einigen Jahren im<br />

Schweizer Engadin unterwegs.<br />

Es war noch früh im<br />

Jahr. Die Schneedecke des<br />

Hangs wurde im Anstieg plötzlich inhomogen,<br />

mal weich, mal hart. Das Gelände<br />

wurde immer steiler, oberhalb hatte der<br />

Wind viel Schnee hineingedrückt. Der<br />

Hang war akut lawinengefährdet.<br />

Doch das Team stieg einfach weiter. Und<br />

dann, so berichtet es die Bergführerin Nina<br />

Ruhland, brach der komplette Hang mit den<br />

typischen Wumms-Geräuschen ab und riss<br />

das Team mit sich in die Tiefe. Drei der Beteiligten<br />

waren komplett verschüttet. »Nur«<br />

drei, das war das unglaubliche Glück der<br />

Truppe. Die anderen konnten sogleich die<br />

Rettung einleiten, den Helikopter rufen und<br />

mit ihren LVS-Geräten die Suche nach den<br />

verschütteten Kameraden beginnen. Die<br />

Geschichte hatte ein glückliches Ende. Alle<br />

konnten gerettet werden und kamen mit<br />

kleinen Verletzungen und einem großen<br />

Schrecken davon.<br />

Später erzählen alle, sie hätten ein schlechtes<br />

Bauchgefühl gehabt, gehadert, sich gefragt,<br />

ob der Hang nicht zu steil, der Schnee nicht<br />

zu auffällig wäre. Aber keiner hatte es gewagt,<br />

seine Gedanken und Befürchtungen<br />

mit den anderen zu teilen. Der Gruppenzwang<br />

ließ sie weiter aufsteigen. Niemand<br />

wollte als Spielverderber gelten, als Außenseiter,<br />

als illoyal.<br />

»Loyalität« ist ein positiver Begriff. Loyal zu<br />

sein, gilt als moralisch gut: Loyalität ist eine<br />

Tugend. Und nicht erst heute. Man muss<br />

zueinanderhalten. Für seine Freunde steht<br />

man ein. Loyalität ist ein Wert an sich: Er<br />

muss nicht gelernt oder anerzogen werden.<br />

Er ist mit uns auf die Welt gekommen.<br />

Das fängt schon in der Familie an: Wir stehen<br />

zusammen, weil wir zusammengehören.<br />

Familie bedeutet Zugehörigkeit, über<br />

die Generationen hinweg. Loyal zu den Eltern<br />

sind wir auch dann, wenn wir uns über<br />

sie ärgern oder – etwa in der Pubertät – sie<br />

uns peinlich sind und wir am liebsten wegrennen<br />

würden. Wir tun es nicht oder kommen<br />

gleich wieder zurück. Loyalität ist eine<br />

Form der Treue zu anderen. Schließlich bekommen<br />

wir auch etwas dafür: Ich halte zu<br />

meiner Familie, weil meine Familie zu mir<br />

hält. Wir gehen zusammen durch dick und<br />

dünn, meistens jedenfalls.<br />

Loyalität, so nennen wir das starke und<br />

warme Band einer Zugehörigkeit. Dieses<br />

Band hat einen verpflichtenden Charakter,<br />

der in beide Richtungen wirksam ist. Ohne<br />

Loyalität gäbe es kein Zusammenleben. Eine<br />

Gesellschaft, der das Gefühl verpflichtender<br />

links: Der Film »Wall Street: Geld schläft nicht« zeigt,<br />

wie unterschiedlich der Loyalitätsbegriff ausgelegt<br />

werden kann.<br />

Auch Mafiaboss Don Corleone verließ sich in<br />

»Der Pate« auf die Treue seiner Leute.<br />

»Sie leben von einer harten<br />

Unterscheidung zwischen<br />

Freund und Feind. In jüngster<br />

Zeit sind viele davon auf<br />

die Welt gekommen.«<br />

Zugehörigkeit abgeht, könnte nicht überleben.<br />

Sie müsste zerfallen. Zumindest in der<br />

abendländischen Tradition ist das Versprechen<br />

der Treue zwischen Mann und Frau<br />

Voraussetzung für Liebe, Ehe und Aufzucht<br />

der Nachkommen. Wer das Gebot, loyal zu<br />

sein, verletzt, gilt nicht nur als illoyal –»Das<br />

tut man nicht!«–, sondern wird nicht selten<br />

von der Gruppe geächtet, die er verlässt. Er<br />

oder sie ist ein »schwarzes Schaf«, ein Dissident.<br />

Kommt es noch schlimmer, wird er<br />

zum Verräter.<br />

Loyalität verliert ihre Unschuld, sobald man<br />

sich ihr nähert. Kann eine Haltung eine Tugend<br />

sein, wenn sie in letzter Konsequenz<br />

die Rechtfertigung eines Verbrechens einschließt?<br />

Dann kommt es zu einem Konflikt<br />

zwischen Treue und Gerechtigkeit.<br />

Kann Loyalität uneingeschränkt für gut<br />

befunden werden, wenn dem Abweichler<br />

das Stigma des Verrats anhaftet und er<br />

nicht nur von denen verfolgt wird, die er<br />

verlassen hat, sondern auch tief im Innern<br />

von seinem Gewissen?<br />

Soziale Bewegungen sind Gruppen starker<br />

Loyalität. Sie leben von einer harten Unterscheidung<br />

zwischen Freund und Feind. In<br />

jüngster Zeit sind viele davon auf die Welt<br />

gekommen. Der staatlich verordnete Freiheitsentzug<br />

in den Monaten des Corona-<br />

Shutdowns provozierte als Gegenschlag<br />

eine bürgerlich-populistische Protestbewegung,<br />

die den individuellen Freiheitsdrang<br />

im gesellschaftlichen Ausnahmezustand zur<br />

Sprache brachte, zugleich aber nach innen<br />

einen Gruppendruck aufzubauen vermochte,<br />

dessen Konformitätserwartung<br />

sich aus allerlei kruden Verschwörungstheorien<br />

speiste. Sie nennen sich »Querdenker«,<br />

ohne sich bewusst zu sein, wie uniform<br />

die Opposition dieser Sozialbewegung<br />

daherkommt.<br />

Man kann die Verschärfung des Freund-<br />

Feind-Verhaltens in unserer Zeit als Wiederkehr<br />

der Stammeskultur deuten. Die<br />

heutige Evolutionsbiologie ist der Überzeugung,<br />

dass der Mensch nicht als isolierter<br />

»Homo Oeconomicus« auf die Welt gekommen<br />

ist, sondern als soziales Wesen,<br />

das sich immer schon in einer Gruppe vorfindet:<br />

Das monadische Ich ist evolutionsgeschichtlich<br />

eine Fiktion. Wir haben in<br />

der Gruppe gemeinsam mit anderen unser<br />

Leben begonnen. Das hat enorme Konsequenzen,<br />

die bei weitem nicht nur positiv<br />

sind. Wir neigen dazu, die eigene Gruppe<br />

zu begünstigen und zu bevorzugen. »Ingroup-Favorism«<br />

nennen die Evolutionsbiologen<br />

dieses Verhalten. Es ist ein anderes<br />

Wort für Loyalität. Es wird von der<br />

Gruppe belohnt mit einem »warmen Zugehörigkeitsgefühl«.<br />

Genau dieses Geschäft<br />

zum beiderseitigen Vorteil gilt inzwischen<br />

als zentraler Trieb menschlichen Gemeinschaftsverhaltens:<br />

Wir helfen lieber den<br />

Mitgliedern der eigenen Gruppe als den<br />

Mitgliedern anderer Gruppen.<br />

Der große österreichisch-britische Liberale<br />

Karl Popper (1902 bis 1994) sprach<br />

von der anhaltenden Verführbarkeit<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

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Einstellung<br />

der Menschen durch den »Ruf der Horde«.<br />

Was heute neu ist: Der einfache Gegensatz<br />

von globalisierten, urbanisierten, aufgeklärten,<br />

intellektuellen Eliten und provinziellen<br />

Stammesgruppen stimmt nicht wirklich.<br />

Denn auch die Eliten weisen Stammesstrukturen<br />

auf. Der »tribal instinct« ist nicht nur<br />

ein Instinkt, zur Gruppe zu gehören. Er ist<br />

auch ein Instinkt der Exklusion. Eliten verhalten<br />

sich nicht anders als die Kinder im<br />

T-Shirt-Experiment. In jedem Stamm<br />

herrscht ein Druck zu Konformität, den<br />

wir – beschönigend – Loyalität nennen.<br />

Lässt sich dem »Ruf der Horde« widerstehen?<br />

Und falls ja, wie? Seien wir ehrlich:<br />

Leicht fällt es nicht. Dissidenten und<br />

Whistleblower sind die Helden der Öffentlichkeit.<br />

Aber Heroen der Illoyalität sind<br />

»Herding lebt<br />

vom Gesetz,<br />

das da lautet:<br />

Die Mehrheit<br />

kann nicht<br />

irren.«<br />

selten glücklich. Meist endet es mit ihnen<br />

schrecklich. Die Verhaltensökonomie weiß<br />

längst: Auch nachweislich besser informierte<br />

Menschen, die die Wahrheit kennen,<br />

wagen es nicht, sich gegen die Gruppe<br />

zu stemmen, der sie angehören. Und wenn<br />

sie es in Ausnahmefällen doch tun, dann<br />

findet sich selten jemand, der sich ihnen<br />

anschließt. Es ist wie bei den Bergsteigern<br />

im Engadin.<br />

Suchen wir also nach Ausnahmen und Vorbildern.<br />

Der Film »Die zwölf Geschworenen«,<br />

meisterhaft mit Henry Fonda im Jahr<br />

1957 von Sidney Lumet verfilmt, kann als<br />

ein Lehrstück darüber gelten, wie es gehen<br />

könnte, sich aus der Loyalitätsfalle zu befreien,<br />

welche psychischen Kosten dabei<br />

anfallen – und welcher Gewinn.<br />

Die Eingangsszene: Es ist schwül, die Hitze<br />

macht allen Geschworenen Mühe, einen<br />

klaren Kopf zu bewahren. Sie sitzen in<br />

einem schmucklosen Raum irgendwo in<br />

Amerika und sollen darüber befinden, ob<br />

der Angeklagte, ein achtzehnjähriger Junge<br />

aus der Unterschicht, schuldig ist, seinen<br />

Vater umgebracht zu haben. Die Beweislage<br />

aufgrund der Gerichtsverhandlung erscheint<br />

eindeutig und erdrückend. Zwar<br />

beteuert der Angeklagte<br />

seine Unschuld, doch er hat<br />

Indizien und Zeugen gegen<br />

sich, die lückenlos die Tat<br />

und das Motiv für den<br />

Mord zu erkennen geben.<br />

Dementsprechend gehen<br />

die Geschworenen auch davon<br />

aus, dass die Sache<br />

rasch erledigt sein werde.<br />

Von Nummer eins bis Nummer<br />

sieben – die Männer<br />

haben keine Namen – sieht<br />

es dann auch ganz danach<br />

aus: Einer nach dem anderen<br />

plädiert für »Schuldig!«,<br />

bis Nummer acht überraschend<br />

aus der Reihe schert.<br />

Das bedeutet nicht, dass er<br />

den Angeklagten für unschuldig<br />

hält. Aber er sieht<br />

»berechtigte Zweifel« an<br />

dessen Schuld, weswegen er<br />

sich nicht in der Lage fühlt, seinen sieben<br />

Vorrednern beizupflichten. Nummer acht<br />

macht sich damit zum Außenseiter. Er wird<br />

persönlich angegriffen, verspottet, soll unter<br />

Druck gesetzt werden.<br />

Was bis hierher passiert, können wir als<br />

»Herding« verstehen, ein typisches Verhalten<br />

von Gruppen mit Konformitätserwartung.<br />

Das – mit einer Ausnahme – einmütige<br />

Urteil der Geschworenen bildet eine sogenannte<br />

Bestätigungskaskade, die bei den<br />

Nachfolgenden Wirkung entfaltet: Wenn all<br />

diese smarten Männer vor mir sich unabgesprochen<br />

einig sind, wer wäre ich, dass ich<br />

widersprechen würde? Herding lebt vom<br />

»Gesetz der Zahl«, das da lautet: Die Mehrheit<br />

kann nicht irren.<br />

Man sollte all jene, die zustimmen, nicht<br />

vorschnell als Feiglinge schelten. Sie wählen<br />

ja nicht nur den bequemeren Weg, sondern<br />

meinen, Gründe zu haben, der vermeintlichen<br />

Rationalität der Mehrheit den Vorzug<br />

vor der eigenen Dissidenz geben zu müssen.<br />

Niemand will in die Irrationalitätsfalle jenes<br />

Geisterfahrers tappen, der tragischerweise<br />

alle ihm entgegenkommenden Fahrzeuge<br />

für Geisterfahrer hält.<br />

Zurück zu den »Zwölf Geschworenen«:<br />

»Die Loyalitätsfalle«<br />

von Rainer Hank<br />

208 Seiten<br />

Erschienen: Februar <strong>2021</strong><br />

Penguin Random House<br />

ISBN: 978-3-328-60140-1<br />

Nummer acht, der Dissident, gibt nicht vor,<br />

Gewissheit zu haben. Er ist nicht von der<br />

Unschuld des Angeklagten überzeugt, er<br />

hat lediglich Zweifel an der Schuld, und das<br />

genügt ihm, seine abweichende Meinung<br />

kundzutun. Denn er hält es für ethisch geboten,<br />

im Zweifel für und nicht gegen den<br />

Angeklagten zu stimmen. Der Zweifel hat<br />

seine Gründe: Beobachtungen<br />

von Ungereimtheiten und<br />

Grundsätze des Rechts. Der<br />

Zweifel ist mehr als ein willkürliches<br />

Bauchgefühl.<br />

Daraus lässt sich ein Ratschlag<br />

zur Befreiung aus der Loyalitätsfalle<br />

ableiten: Nimm deinen<br />

Zweifel ernst. Zweifel ist<br />

hinreichend für die Verweigerung<br />

zur Zustimmung und die<br />

daraus folgende Haltung der<br />

Dissidenz. Gewissheit ist nicht<br />

nötig. Allein die Artikulation<br />

des Zweifels durch ein Mitglied<br />

der Gruppe hätte die<br />

Bergwanderern im Engadin<br />

womöglich vor der Lawine<br />

gerettet.<br />

Der Zweifel macht uns zu souveränen<br />

Menschen und ermöglicht<br />

Individuation. Dem<br />

kann man ein paar weitere<br />

Ratschläge anschließen, die in dieselbe Richtung<br />

gehen und noch ausgeführt werden<br />

müssen: Lerne, Nein zu sagen! Oder: Lass die<br />

Leute reden! Leicht zu befolgen sind solche<br />

Ratschläge noch nie gewesen, weil das die<br />

Erfahrung der Einsamkeit zur Folge haben<br />

kann. Das mag keiner, erst recht nicht nach<br />

Monaten des Corona-Lockdowns.<br />

Von Graham Greene, dem katholischen<br />

Dramatiker und Drehbuchautor, stammt<br />

der Auftrag an die Authentizität: Bleibe unberechenbar.<br />

Nimm die Gegenposition ein.<br />

Werde ein Protestant in einer katholischen<br />

Umgebung. Und sei ein Kommunist in<br />

einem kapitalistischen Staat. Sei jederzeit<br />

bereit, die Seiten zu wechseln. Dies ist eine<br />

Stärke der Illoyalität.<br />

Der Autor<br />

Bild: Annette Hauschild, Cover: Penguin Random House<br />

»Lerne, Nein zu sagen!<br />

Oder: Lass die Leute reden!«<br />

Rainer Hank ist Wirtschaftsjournalist. Bis 2018<br />

leitete er die Wirtschafts- und Finanzredaktion der<br />

»Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«, seither<br />

ist er als Publizist und Kolumnist tätig.<br />

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www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


Story<br />

Frischer Wind schlägt<br />

große Wellen<br />

Bilder: Martin Schäuble – Blitz und Pixel<br />

WIE VANESSA BRANDL<br />

DEN EINSTIEG IN DAS<br />

FAMILIENUNTERNEHMEN<br />

BELA AQUA MEISTERT<br />

Ihr standen viele Türen offen, doch<br />

Vanessa Brandl wollte stets nur durch<br />

die eine, die schon seit ihrer Kindheit<br />

auf sie gewartet hatte. Nach erfolgreich<br />

abgeschlossener akademischer Ausbildung,<br />

diversen Auslandserfahrungen – wie<br />

einem sozialen Projekt für Kinder in Südafrika,<br />

ersten <strong>Erfolg</strong>en in der Start-up-Szene<br />

und Praktika im Familienunternehmen ist<br />

die junge BWLerin bereit, endgültig durch<br />

diese Tür zu gehen und in ihrer neuen Rolle<br />

im General Management zu einem festen<br />

Bestandteil der Führungsetage der Bela<br />

Aqua GmbH zu werden. Damit ist der reibungslose<br />

Generationenwechsel und der<br />

Fortbestand der Firma gesichert.<br />

Das Unternehmen und seine Zukunft<br />

Für die Brandls ist das keine Selbstverständlichkeit.<br />

Die Unternehmensgründung vor<br />

knapp 14 Jahren kam Christine Brandl-<br />

Leitner und Günter Brandl fast vor wie die<br />

Geburt eines zweiten Kindes. Für das Ehepaar<br />

ist Bela Aqua mehr als ein Unternehmen<br />

– nicht nur Zeit, Arbeit, Entbehrung<br />

und Verantwortung, sondern auch viel Herzblut<br />

sei über die Jahre geflossen. Was läge den<br />

Eltern also mehr am Herzen als der Wunsch,<br />

dass die eigene Tochter in das Unternehmen<br />

einsteigt, es eines Tages übernimmt und<br />

nach eigenen Vorstellungen weiterführt?<br />

Doch für die Brandls ist klar: »Letztendlich<br />

geht es nicht um unseren Wunsch oder um<br />

das Unternehmen, sondern um unsere<br />

Tochter, die mit dieser Entscheidung ein<br />

Leben lang glücklich sein sollte«, erklären<br />

die Gründer. Entscheidungsfreiheit auf beiden<br />

Seiten sei das wichtigste <strong>Erfolg</strong>skriterium<br />

bei der Übernahme und Fortführung<br />

eines Unternehmens.<br />

Mit ihren Eltern als Vorbilder lag es für<br />

Vanessa Brandl schon immer auf der Hand,<br />

dass sie eines Tages Verantwortung als Unternehmerin<br />

übernehmen möchte. Ihre akademische<br />

und berufliche Laufbahn richtete sie<br />

deshalb danach aus, sich die dafür nötigen<br />

Werkzeuge anzueignen. Es seien aber nicht<br />

nur der Familienzusammenhalt, die Dankbarkeit<br />

für die Chancen, die ihr ihre Eltern<br />

ermöglicht haben, und der Wunsch, etwas<br />

zurückzugeben, sondern vor allen Dingen<br />

ihre ganz eigene Begeisterung für die Branche,<br />

die sie zu diesem Schritt bewegt hätten.<br />

»Im Wassermarkt herrscht so viel Potential.<br />

Ich habe viele Visionen, die ich gemeinsam<br />

mit dem Bela Aqua Team mithilfe meiner Erfahrungen<br />

und meiner Leidenschaft für Themen<br />

wie Gesundheit, Sport, Nachhaltigkeit,<br />

Soziales und innovative Technologien umsetzen<br />

möchte«, erklärt die 24-Jährige.<br />

»Eine Leitfigur ist man nicht,<br />

eine Leitfigur wird man.«<br />

— VANESSA BRANDL<br />

Zwei Generationen im Austausch<br />

Natürlich hält die enge Zusammenarbeit zwischen<br />

Eltern und Tochter ihre ganz eigenen<br />

Herausforderungen bereit. Durch die enge<br />

Beziehung liege die Kommunikationshemmschwelle<br />

niedriger als im gewohnten Arbeitskontext,<br />

erklärt Vanessa Brandl. In kritischen<br />

Momenten Sachlich zu bleiben, könne schon<br />

mal eine Herausforderung darstellen. Familiäre<br />

und sensible Themen solle man deshalb<br />

aktiv erkennen und kontrollieren, rät die<br />

junge Unternehmerin. Unterschiedliche<br />

Sichtweisen und Meinungen der Unternehmensführung<br />

und der Mitarbeiter seien für<br />

den <strong>Erfolg</strong> des Unternehmens unentbehrlich.<br />

»Gut fundierte Einwände sind das A und O.<br />

Bei einem Diskurs sollte nicht das Ego, sondern<br />

die beste Lösung für das Unternehmen<br />

gewinnen«, sagt Vanessa Brandl.<br />

Die unterschiedlichen Perspektiven, die in<br />

der generationenübergreifenden Zusammenarbeit<br />

aufeinandertreffen, sind der eine<br />

Vorteil. Der andere besteht in dem engen<br />

Austausch, der jetzt zwischen Eltern und<br />

Tochter stattfinden kann. Wenn der Einstieg<br />

mit späterer Übernahme von Anfang an<br />

klappen solle, so sei es wichtig, die Nachfolgerin<br />

bei allen Entscheidungen, die täglich<br />

getroffen werden, mit einzubeziehen, erklären<br />

Christine Brandl-Leitner und Günter<br />

Brandl. Nur so könne sie ein Gefühl für die<br />

Aufgaben, Entscheidungen und Verantwortung<br />

bekommen. Das sieht die Unternehmertochter<br />

genauso: »Auf den großen Erfahrungsschatz<br />

meiner Eltern zurückgreifen<br />

zu können, ist für mich sehr wertvoll.«<br />

Für die Mitarbeitenden des Unternehmens<br />

kommt die Verstärkung durch Vanessa<br />

Brandl nicht überraschend. Ihre Präsenz im<br />

Unternehmen hatte sich schließlich über die<br />

Jahre abgezeichnet. Alle Angestellten, Führungskräfte,<br />

Kunden und Lieferanten rechtzeitig<br />

über diesen Schritt zu informieren<br />

und in persönlichen Gesprächen auf die<br />

Belange jedes Einzelnen einzugehen, war<br />

den Geschäftsführern dennoch wichtig. Die<br />

Kommunikation gegenüber den Mitarbeitenden<br />

sei bei einem Nachfolgeprozess der<br />

Schlüssel zum <strong>Erfolg</strong>, erklären die Unternehmer.<br />

Dadurch, dass Vanessa Brandl jetzt<br />

an der Seite ihrer Eltern arbeitet, sind die<br />

Weichen für eine reibungslose Nachfolge<br />

gelegt. »Eine Leitfigur ist man nicht, eine<br />

Leitfigur wird man«, ist die zukünftige Geschäftsführerin<br />

überzeugt. »Um für jemanden<br />

ein Vorbild sein zu können, muss man<br />

erstmal selbst signifikante Ergebnisse liefern<br />

und in die Aufgabe hineinwachsen. Diese<br />

Bilanz möchte ich gerne am Ende meines<br />

ersten Jahres ziehen.«<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

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<strong>Erfolg</strong><br />

22 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

HANSI FLICK:<br />

UNSER NEUER<br />

BUNDESTRAINER<br />

GÜNTER KLEIN ÜBER DIE RECHER-<br />

CHEN FÜR SEINE FLICK-BIOGRAFIE<br />

UND SEINE WICHTIGSTE ERKENNTNIS<br />

Bilder: IMAGO / Poolfoto, Klaus Haag<br />

Der Autor<br />

Günter Klein ist seit 1998 Redakteur beim<br />

Münchner Merkur, wo er als Chefreporter für den<br />

Sport zuständig ist. 2019 veröffentlichte er im riva<br />

Verlag »Hoeneß. Die Biografie«.<br />

Für den FC Bayern München geht<br />

es immer um <strong>Erfolg</strong>. Seit 2013 befindet<br />

sich der berühmteste deutsche<br />

Fußball-Club in der besten<br />

Phase seiner Geschichte. Eine<br />

Serie von Deutschen Meisterschaften, wie sie<br />

die Münchner hingelegt haben, ist auch den<br />

Vorgänger-Generationen verwehrt geblieben<br />

– und zu denen gehörten die Beckenbauer-<br />

Müller-Maier-Bayern ebenso wie die Breitner-Rummenigge-,<br />

die Augenthaler-Matthäus-<br />

oder die Kahn-Ballack-Elber-Bayern.<br />

Allerdings gab es auch in den konstant gut<br />

wirkenden vergangenen acht, neun Jahren<br />

Enttäuschungen: Dass die Mannschaft es<br />

schaffte, unter der Regie des Trainer-Genius<br />

Pep Guardiola das Finale der Champions<br />

League zu verpassen, dass die Vereinsführung<br />

bei der Besetzung der sportlichen Führungsposition<br />

mit Carlo Ancelotti und Niko<br />

Kovac zweimal daneben langte und mit Entlassungen<br />

die jeweilige Saison retten musste.<br />

Kovac war der Trainer, mit dem es in ein Jahr<br />

ging, das zu missraten drohte wie lange keines<br />

mehr – und das letztlich das erfolgreichste<br />

überhaupt wurde: mit sechs Titeln,<br />

dem Sextuple, dem Maximum. 2019/20 – die<br />

große Bühne eines Mannes, dem bis dahin<br />

niemand das Label »<strong>Erfolg</strong>strainer« verliehen<br />

hätte: Hansi Flick.<br />

Mir ging es wie vielen: Ich kannte Hansi<br />

Flick, seit 2006, als er als<br />

Assistenztrainer bei der<br />

deutschen Nationalmannschaft<br />

anfing,<br />

auch persönlich –<br />

doch musste mir<br />

eingestehen, dass<br />

ich eigentlich wenig<br />

wusste über ihn.<br />

Umso interessierter<br />

war ich, als der Riva-<br />

Verlag mit der Idee<br />

auf mich zukam, eine<br />

Biografie über Hansi<br />

Flick zu schreiben.<br />

Okay, einverstanden,<br />

denn: Ich wollte es selbst<br />

wissen. Hatte man bei der<br />

Bewertung Flicks irgendetwas<br />

übersehen?<br />

War eigentlich immer<br />

schon klar, dass in seiner<br />

Karriere etwas<br />

Großartiges passieren<br />

würde, dafür aber erst die<br />

passende Zeit kommen müsste?<br />

Ich tauchte ein in seine Vergangenheit.<br />

Auf seinen ersten Fußballplätzen im Odenwald,<br />

im Kraichgau, in der Kurpfalz, allesamt<br />

idyllisch gelegen, am Wald oder am<br />

Neckar. Ich sprach mit seinen Bolzplatzfreunden,<br />

seinen Mitspielern in der Jugend<br />

und als Profi bei den Bayern und in Köln,<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

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<strong>Erfolg</strong><br />

»Er hat die Gabe,<br />

Menschen zusammen zu<br />

bringen und hinter einer Idee<br />

zu versammeln. Und er muss<br />

nicht laut werden, um gehört<br />

zu werden.«<br />

– JOACHIM LÖW<br />

mit seinen Trainern und mit Spielern, für<br />

die er dann Trainer war. Ich staunte über<br />

die Geschichten, die ich hörte – aber gewiss<br />

nicht mehr darüber, dass Hansi Flick<br />

dieser erfolgreiche Trainer wurde. Das erschien<br />

mir nach meinen Recherchen<br />

eigentlich unausweichlich.<br />

Die Grundvoraussetzung hatte bei ihm<br />

eigentlich nie jemand angezweifelt: Kompetenz.<br />

Schon als Trainer im semiprofessionellen<br />

Bereich vor über 20 Jahren war er<br />

innovativ, deutete die Gegner taktisch und<br />

»Hansi hat gezeigt, dass<br />

man als Trainer nicht<br />

komplett verrückt sein<br />

muss, um an der Spitze<br />

anzukommen.«<br />

–THOMAS HITZLSPERGER<br />

psychologisch aus, interessierte sich für die<br />

neuesten Trainingstools. Er wollte nicht<br />

unbedingt fertig ausgebildete Spieler zur<br />

Verfügung gestellt bekommen, es war ihm<br />

lieber, sie mit seiner Methodik zu entwickeln.<br />

Doch gut in der Sache sind viele im<br />

Fußball, manche von ihnen werden Einser-<br />

Absolventen, wie auch Hansi Flick 2003 im<br />

Fußball-Lehrer-Lehrgang des DFB einer<br />

war. Die meisten bleiben allerdings auf der<br />

Strecke, hangeln sich irgendwann unwürdig<br />

von Job zu Job. Hansi Flick hatte den<br />

größeren Ehrgeiz als fast alle anderen, die<br />

sich auf dem Trainermarkt dräng(t)en –<br />

man hat das nur nicht so registriert, weil er<br />

nie dazu neigte, Aufheben um sich zu machen<br />

und Energie in die Bildung der eigenen<br />

Marke zu investieren. Vor allem war er<br />

als Assistent von Bundestrainer Joachim<br />

Löw acht Jahre lang beispiellos loyal. Er<br />

füllte diese Aufgabe und Rolle so perfekt<br />

aus, dass niemand auf die Idee kam, Flick<br />

könnte auch ein vorzüglicher Cheftrainer<br />

sein. Niemand in der fußballinteressierten<br />

Öffentlichkeit, so muss man es einschränkend<br />

sagen. In der Branche war das Vertrauen<br />

schon spürbar: Der Hansi könnte,<br />

wenn man ihn nur ließe…<br />

Die Bayern ließen ihn. Sie hatten bei Flicks<br />

Verpflichtung als Co-Trainer von Niko Kovac<br />

im Sommer 2019 durchaus im Hinterkopf,<br />

dass er kurzfristig übernehmen<br />

könnte. Vielleicht auch nur kurzzeitig –<br />

doch das Votum der Mannschaft war eindeutig:<br />

Sie wollte Flick als Dauerlösung.<br />

Es war der Punkt, an dem seine Hauptqualität<br />

ins Spiel kam: Menschlichkeit, Authentizität,<br />

Zugewandtheit. In einer Zeit, in<br />

der auch Fußballer grübelten, wie es mit<br />

ihnen weitergehen und was eine Pandemie<br />

für ihren Beruf und ihren Lebensstil und<br />

-inhalt bedeuten könnte, war eine Trainerfigur<br />

wie Hansi Flick ein Anker. Die deutschen<br />

Nationalspieler kannten ihn eh aus<br />

der gemeinsamen Zeit beim DFB, der <strong>Erfolg</strong><br />

der Weltmeisterschaft 2014 verband<br />

sie. Die Spieler wussten um den Anteil,<br />

»Hansi Flick:<br />

Die Biografie«<br />

von Günter Klein<br />

224 Seiten<br />

Erschienen: April <strong>2021</strong><br />

Riva Verlag<br />

ISBN: 978-3-7423-1765-0<br />

Bild: IMAGO / ActionPictures, Cover: Riva Verlag<br />

24 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de 25


<strong>Erfolg</strong><br />

den Flick an diesem <strong>Erfolg</strong> gehabt hatte.<br />

Joachim Löw beschrieb den Einfluss Flicks<br />

so: »Er hat die Gabe, Menschen zusammen<br />

zu bringen und hinter einer Idee zu versammeln.<br />

Und er muss nicht laut werden,<br />

um gehört zu werden.« Die Bayern sammelten<br />

unter Flick Titel um Titel ein. Auch<br />

Konkurrenten freuten sich. Thomas Hitzlsperger,<br />

Vorstands-Chef beim VfB Stuttgart<br />

und früher Nationalspieler unter dem<br />

DFB-Co-Trainer Flick, sagte: »Hansi hat<br />

gezeigt, dass man als Trainer nicht komplett<br />

einen Schlag haben und verrückt sein<br />

muss, um an der Spitze anzukommen.«<br />

Der Gewinn der Champions League im<br />

August 2020 und die Vollendung der Titelsammlung<br />

zum Triple (mit den Supercup-<br />

Zugaben und der errungenen Klub-Weltmeisterschaft<br />

im Februar <strong>2021</strong>) waren das<br />

Happy-End meines Buches. Das Leben<br />

nimmt auf ein Buchprojekt aber wenig<br />

Rücksicht und schreibt weitere Kapitel. Innerhalb<br />

weniger Wochen zerbricht etwas<br />

zwischen dem FC Bayern München und<br />

dem Trainer, der ihm diesen <strong>Erfolg</strong>srausch<br />

ohne Beispiel beschert hatte. Man geht<br />

auseinander.<br />

Ist das dann ein Misserfolg? Das muss sich<br />

erst zeigen. Hat Hansi Flick mit einer<br />

neuen Aufgabe bei der Nationalmannschaft<br />

eine alternativ gute oder noch bessere<br />

Zukunft gewählt? Sicher ist die Stelle<br />

als Bundestrainer mit noch mehr Prestige<br />

verbunden. Wie man in ein paar Jahren<br />

Flicks Wirken beim FC Bayern beurteilt,<br />

das wird daran liegen, ob sein Nachfolger<br />

Julian Nagelsmann den <strong>Erfolg</strong> in gleicher<br />

Messbarkeit wird liefern können.<br />

Hansi Flick<br />

lässt aus einer<br />

Meinungsverschiedenheit<br />

keinen Krieg<br />

werden.<br />

Bisweilen wird Unverständnis geäußert,<br />

dass Hansi Flick sich aus diesem Umfeld,<br />

das <strong>Erfolg</strong>e so wahrscheinlich macht, dass<br />

sie fast schon garantiert erscheinen, freiwillig<br />

löst. Jedoch ist es nicht seine erste<br />

Trennung, er hat unzufrieden schon mal<br />

einen Spielervertrag bei den Bayern, eine<br />

sichere Assistentenstelle in Salzburg, ein<br />

Sportdirektoren-Arbeitsverhältnis beim<br />

DFB gekündigt und in eine frühzeitige Beendigung<br />

der Zusammenarbeit mit der<br />

TSG Hoffenheim eingeschlagen. Hansi<br />

Flick ist, das habe ich bei meinen Buchrecherchen<br />

erfahren, keiner, der aus einer<br />

Meinungsverschiedenheit einen Krieg werden<br />

lässt. Er hat gerne Einfluss um der Sache,<br />

aber nicht Macht um der Beherrschung<br />

anderer willen. Seinen größten<br />

<strong>Erfolg</strong> will er nicht gefährden: Nach fast 40<br />

Jahren im leistungsorientierten Fußball<br />

Mensch geblieben zu sein. Mit der Nationalmannschaft<br />

wird es ihm leichter fallen,<br />

das fortzusetzen.<br />

Bild: IMAGO / Sven Simon<br />

26 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

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Wissen<br />

Digitale Transformation<br />

als Coach, Berater,<br />

Trainer & Experte<br />

J ULIA DIEHL UND TOBI FÖRSTER ZEIGEN AUF, WIE<br />

DIE DIGITALE TRANSFORMATION DEN WEG ZUM<br />

PROFITABLEN EXPERTEN-BUSINESS EBNEN KANN.<br />

Es ist bei Weitem keine unbekannte<br />

Tatsache mehr: Unsere Welt wird<br />

unaufhaltbar digitaler. In einer Welt,<br />

wo »Mobile First« das Motto des<br />

Tages lautet, Homeoffice-Lösungen<br />

nicht zuletzt aufgrund der weltweiten Pandemiezustände<br />

das neue Normal der modernen<br />

Arbeitswelt beschreiben und E-Learning<br />

einen imposanten Boom erlebt, macht die<br />

Digitalisierung auch vor dem Coaching- und<br />

Consulting-Markt nicht halt. Von exakt dieser<br />

rasant voranschreitenden Richtung profitiert<br />

aktuell ganz klar die gesamte Branche<br />

der Coaching- und Consulting-Welt. Es ist<br />

unbestreitbar: Wer heutzutage nicht auf den<br />

Zug der Digitalisierung aufspringt und sein<br />

Geschäft nicht fit für das digitale Zeitalter<br />

aufbaut, wird binnen kürzester Zeit massive<br />

Probleme auf vielen Ebenen entwickeln und<br />

eines Tages schlussendlich komplett vom<br />

Markt gefegt sein.<br />

Coaches, Berater, Trainer und Menschen mit<br />

einer wertvollen und vermarktbaren Expertise<br />

haben somit jetzt die großartige Chance,<br />

von dieser regelrechten »Goldgräberzeit«<br />

zu profitieren und sich online in ihrem Bereich<br />

als Top-Expertenmarke zu positionieren.<br />

Das Forbes <strong>Magazin</strong> sagte bereits ein<br />

globales wirtschaftliches Wachstum von<br />

jährlich über 325 Milliarden Dollar in den<br />

Bereichen der digitalen Weiterbildung bis<br />

zum Jahr 2025 voraus. Alles, was sich digitalisieren<br />

lässt, wird in der Zukunft auch<br />

digital werden. Angefangen von futuristischen,<br />

autonom fahrenden, elektrischen<br />

Fahrzeugen, die sich mittlerweile erstmalig<br />

auch per Handy-App steuern lassen, bis hin<br />

zu digitalen Roboter-Küchenhelfern mit<br />

künstlicher Intelligenz. E-Learning, also das<br />

digitale Lernen und Weiterbilden, welches<br />

bereits einen massiven Aufschwung erlebt,<br />

wird ebenso einen dieser zahlreichen Zukunftsmärkte<br />

darstellen.<br />

Immer mehr Coaches, Berater, Trainer und<br />

Experten erkennen mittlerweile diese einmaligen<br />

Chancen mehr als jemals zuvor und<br />

Julia Diehl und Tobi Förster<br />

unterstützen Coaches, Berater,<br />

Trainer und Menschen mit einer<br />

Expertise dabei, ihr Business<br />

erfolgreich von offline zu online<br />

digital zu transformieren.<br />

verspüren die brennende Notwendigkeit,<br />

sich digital zu transformieren und ihr Business<br />

dadurch für die Zukunft abzusichern.<br />

Die weltweite Pandemie war für viele Menschen<br />

ein Augenöffner und Chancengeber,<br />

die Vorteile der Digitalisierung erstmalig<br />

wahrzunehmen. Während regional und landesweit<br />

flächendeckend strikte Lockdowns<br />

und Kontakteinschränkungen über viele<br />

Monate hinweg herrschten, musste ein flexibles<br />

und innovatives Umdenken in der<br />

Businesswelt stattfinden.<br />

Aus hunderten Gesprächen mit unseren Interessenten<br />

und Kunden haben auch wir<br />

immer wieder mindestens eines der folgenden<br />

Probleme festgestellt:<br />

1. Viele Coaches, Berater und Trainer sind<br />

abhängig vom Bestandskundengeschäft bzw.<br />

von Empfehlungen und haben keine planbare<br />

Neukunden-Akquisestrategie. Wir bezeichnen<br />

diese Situation als unkalkulierbares<br />

»Hoffnungsmarketing«, da es dem Unternehmer<br />

einfach keinerlei Planungssicherheit<br />

gewährleistet. Viel zu viele Selbstständige<br />

und Unternehmer setzen immer noch auf<br />

dieses Modell anstelle einer professionellen<br />

Selbstvermarktung. Das liegt vorrangig daran,<br />

dass vielen schlichtweg noch das Wissen<br />

darüber fehlt, dass – aber vor allem wie – es<br />

anders und besser funktioniert.<br />

2. Des Weiteren verfügen die meisten Coaches,<br />

Berater, Trainer und Dienstleister über<br />

keine klare Positionierung und Botschaft,<br />

um aus der Masse ihrer Mitbewerber hervorzustechen.<br />

Dadurch machen sie sich auf<br />

dem Markt »ersetzbar« und gehen mit ihrem<br />

Angebot schlichtweg unter. Und das »nur«,<br />

weil sie keine solide Arbeit am Fundament<br />

ihres Business geleistet haben. Ein Muster,<br />

welches sich nahezu bei allen Selbstständigen<br />

und Unternehmern zeigt, die wir auf<br />

Bilder: Luis Burkert<br />

28 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


Wissen<br />

Julia Diehl & Tobi Förster<br />

Experten für Bewusstseins-<br />

& Businesstransformation<br />

»Wer nicht auf<br />

den Zug der<br />

Digitalisierung<br />

aufspringt, wird<br />

schlussendlich<br />

komplett vom<br />

Markt gefegt<br />

sein«<br />

dem Weg zu ihrer digitalen Businesstransformation<br />

begleiten.<br />

Deshalb liegt in unseren Mentorings<br />

gleich zu Beginn der Fokus auf der punktgenauen<br />

Ausarbeitung der Positionierung<br />

sowie der Marketingbotschaft. Auf diesem<br />

Fundament lässt sich schließlich Großartiges<br />

erschaffen.<br />

3. Ein weiteres Problem beschreibt die Tatsache,<br />

dass die wenigsten Coaches, Berater<br />

und Experten wirklich wissen, wie sie die<br />

digitalen Kanäle und Plattformen gewinnbringend<br />

für sich nutzen, um online sichtbar<br />

zu werden und gezielt die Menschen zu erreichen,<br />

die nach ihrer Expertise suchen.<br />

Hierfür bedarf es zum einen einfacher und<br />

maximal effizienter Strategien und Prozesse<br />

wie auch eines offenen Mindsets, Neues zu<br />

wagen und seine inneren Blockaden hinsichtlich<br />

der Technik und Social Media<br />

aufzulösen.<br />

Digital an Neukunden zu kommen ist nämlich<br />

entgegen vieler Stimmen, die da<br />

draußen herumschwirren, technisch nicht<br />

komplex. Unsere Kunden implementieren<br />

unsere Strategien mit Leichtigkeit erfolgreich<br />

in ihr Business und setzen diese Tag<br />

für Tag um – mit hervorragenden Ergebnissen<br />

und <strong>Erfolg</strong>en!<br />

4. Zu guter Letzt verkaufen sich viele Experten<br />

und Expertinnen häufig unter ihrem<br />

wahren Wert, den sie für die Welt und die<br />

Menschen da draußen stiften, und kommen<br />

durch Stundensätze in die Vergleichbarkeit<br />

mit ihren Mitbewerbern. Darüber hinaus<br />

stoßen die meisten früher oder später an die<br />

Grenzen ihrer Kapazitäten, weil sie bemerken,<br />

dass sie auf Stundenbasis sowie auf individuellen<br />

Kundenbetreuungswegen (1:1)<br />

immer nur eine gewisse Anzahl an Klienten<br />

gleichzeitig betreuen können. Die Digitalisierung<br />

eröffnet uns hierbei die faszinierende<br />

Möglichkeit, viele Menschen auf einmal<br />

nachhaltig und effizient zu betreuen, selbst<br />

wenn diese in einer anderen Stadt oder gar<br />

im Ausland leben. Grenzen überschreiten<br />

und auf der ganzen Welt seinen Beitrag leisten<br />

– ein digitales Online-Coaching- und<br />

-Consulting-Business macht es möglich!<br />

Anzeige<br />

All diese Probleme lassen sich heutzutage dank der<br />

Online-Digitalisierung leichter und effizienter lösen<br />

als jemals zuvor. Um deine Möglichkeiten mit<br />

effektiven Online-Marketing-Methoden und einem<br />

ganzheitlichen Ansatz auszuloten, bieten wir unter<br />

www.online-coach-werden.com eine kostenfreie<br />

und unverbindliche Potenzial-Analyse an.<br />

Als Kennenlern-Bonus bieten wir dir unser gratis<br />

Aufklärungsvideo an. In diesem Video erfährst du,<br />

wie du dich gezielt mit unseren Methoden und dem<br />

Leverage-Leadership-Effekt in Zukunft digital klar<br />

positionierst, dadurch mehr qualitative Anfragen<br />

generierst und besser zahlende Kunden gewinnst,<br />

um letztendlich skalierbar höhere Umsätze zu<br />

erzielen, bei weniger Zeitaufwand als jemals zuvor.<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

29


Story<br />

30 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


Story<br />

James Corden<br />

GROSSBRITANNIENS CHARMEOFFENSIVE<br />

Bilder: IMAGO / ZUMA Wire / Cinema Publishers Collection<br />

Viele sehen in James Kimberley<br />

Corden, der am 22. August<br />

1978 in London geboren<br />

wurde, den besten Talkshow-<br />

Moderator aller Zeiten. Doch<br />

er ist weit mehr als ein guter Moderator.<br />

Er ist darüber hinaus Film- und Theaterschauspieler,<br />

Drehbuchautor, Sänger und<br />

Komiker. Ein wahres Multitalent, das etwas<br />

zu sagen hat. Wir sehen uns an, wie<br />

ein kleiner, pummeliger Brite die Zuschauerherzen<br />

weltweit in die Höhe schlagen<br />

lässt und das schon seit Jahren. Sein<br />

YouTube-Kanal »The Late Late Show with<br />

James Corden« zählt 26,5 Millionen Abonnenten.<br />

Seine <strong>Erfolg</strong>e haben ihn zu einem<br />

Multimillionär gemacht.<br />

Talent will gefördert werden<br />

Dem Sohn eines Musikers und einer Sozialarbeiterin<br />

war es schon immer wichtig,<br />

andere Menschen zu unterhalten.<br />

Deshalb finanzierten seine Eltern James<br />

Tanz- und Gesangsstunden. Sein Talent<br />

war schon früh erkennbar. Mit bereits 18<br />

Jahren hatte er seine ersten Auftritte als<br />

Komparse in verschiedenen Musicals in<br />

London. 1999 spielte er die Hauptrolle in<br />

der sechsteiligen Serie »Boyz Unlimited«<br />

über eine Boyband, dessen Drehbuch er<br />

selbst mitschrieb. Weitere kleinere Engagements<br />

als Schauspieler und Fernsehmoderator<br />

folgten.<br />

Die Basis seines Durchbruchs dürfte wohl<br />

sein YouTube-Account sein, den er seit<br />

2006 betreibt. Seit 2015 heißt er wie seine<br />

Talkshow »The Late Late Show with James<br />

Corden« und verzeichnet über 8,5 Milliarden<br />

(!) Zugriffe. 2010 machte er einen Abstecher<br />

in Richtung Musikgeschäft und<br />

wurde Nummer eins in den englischen<br />

Charts mit seinem Fußball-Song »Shout«.<br />

2015 wurde Corden wegen seiner großen<br />

Beliebtheit sogar mit dem britischen Verdienstorden,<br />

dem »Order of the British<br />

Empire«, ausgezeichnet.<br />

Die große Leinwand ist auch sein Metier<br />

Nicht nur auf der Bühne fühlt sich Corden<br />

wohl, sondern auch auf der Leinwand.<br />

Sein musikalisches Talent bewies er<br />

2013 im Film »Can a Song Save Your<br />

Life?« an der Seite von Keira Knightley,<br />

Mark Ruffalo sowie Maroon 5-Sänger<br />

Adam Levine.<br />

2014 wurde ihm die Ehre zuteil, mit Meryl<br />

Streep im Film »Into the Woods« aufzutreten<br />

und ebenfalls eine viel goutierte<br />

Talentprobe abzugeben. Zuletzt war Corden<br />

im Beatles-Film »Yesterday« zu sehen.<br />

In der Verfilmung des berühmten Musicals<br />

»Cats« spielt er die Katze Bustopher<br />

Mürr und knüpft so an seine Musical-Zeiten<br />

aus seiner Jugend an. Doch auch als<br />

Moderator großer Events sorgte er immer<br />

wieder für Lacher und Furore, wie beispielsweise<br />

fünfmal hintereinander als<br />

Gastgeber der Brit-Awards bis 2014.<br />

2015 änderte alles<br />

In den Unterhaltungsolymp stieg Corden<br />

jedoch auf, weil er die Nachfolge von<br />

Craig Ferguson in der CBS-Show »The<br />

Late Late Show« antrat. Pikantes Detail<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

31


Story<br />

»If you are going to hell,<br />

keep on going!«<br />

– JAMES CORDEN<br />

am Rande – Corden war nie selbst Gast in<br />

solch einer Late-Night-Talkshow.<br />

Seit 2015 moderiert er nun diese Sendung<br />

und erntet seitdem viel Beifall für seine<br />

Interpretation eines Late-Night-Talkmasters.<br />

Besonders viel Aufmerksamkeit und<br />

Anerkennung erntet er für das Format<br />

Der Autor<br />

Michael Jagersbacher ist Kommunikationstrainer,<br />

Unternehmer und Buchautor. Auf seinem Blog<br />

www.michael-jagersbacher.at gibt er Tipps, wie<br />

man sympathischer wird und mehr Profil erhält..<br />

»Carpool Karaoke«, in welchem er mit<br />

verschiedenen Mega-Stars wie Jennifer<br />

Lopez, Justin Bieber oder Celine Dion in<br />

einem Range Rover durch die Straßen von<br />

Los Angeles düst und verschiedene Lieder<br />

mit ihnen trällert. Während dieser Fahrten<br />

plaudert er auch über private Dinge<br />

mit den Stars und ermöglicht somit tiefere<br />

Einblicke in ihr Leben. Sein Vertrag als<br />

Late-Night-Moderator, der ihn zum Multimillionär<br />

machte, läuft zwar noch ein<br />

paar Jahre, doch bereits jetzt ist absehbar,<br />

dass er seine Zelte in Los Angeles wieder<br />

abbrechen wird. Gemeinsam mit seiner<br />

Frau und seinen drei Kindern wird es<br />

wohl zurück in die Heimat nach Großbritannien<br />

gehen.<br />

Kein aalglatter Moderater,<br />

sondern ein Mensch mit Schwächen<br />

Natürlich ist sein Humor seine Wunderwaffe<br />

in allen Lebenslagen. Doch darüber<br />

hinaus wird Corden nicht nur für seinen<br />

Witz und seine Spontaneität geschätzt,<br />

sondern vor allem für seine Authentizität.<br />

Dazu zählt nun mal, nicht in allem perfekt<br />

zu sein: »Ich war immer das Kind in der<br />

Schule, das es für eine gute Idee hielt, den<br />

Feueralarm auszulösen. Und so sehr ich<br />

mir bewusst bin, dass dies eine Eigenschaft<br />

ist, die auch andere gute Dinge vorantreibt,<br />

wünschte ich, ich könnte einfach<br />

innehalten und sagen: Willst du das<br />

wirklich tun?« Vielleicht ist es gerade<br />

diese Impulsivität, die ihn so erfolgreich<br />

gemacht hat. Doch er bietet aufgrund seines<br />

nicht perfekt durchtrainierten Körpers<br />

noch weitere Angriffsflächen: »Es ist<br />

schwer, weil ich Cornettos liebe, das wird<br />

immer eine Schwäche sein. Und ich habe<br />

erkannt, dass Brot meine Nemesis ist. Ich<br />

glaube, Brot wurde geschickt, um mich bis<br />

ins Mark zu zerstören.« Laster machen<br />

menschlich. Es ist kein Zufall, dass er seit<br />

Jänner <strong>2021</strong> das Gesicht der Weight Watchers<br />

ist, mit welchen er gemeinsam an<br />

seiner Figur arbeitet.<br />

Ideale und kluge Ratschläge<br />

James Corden wird schon als neuer Will<br />

Smith gehandelt und scheint omnipräsent<br />

zu sein, sobald man Social Media oder<br />

Bilder: IMAGO / MediaPunch / E-PRESS PHOTO.com / APress<br />

32 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


Story<br />

den Fernseher anmacht. Szeneinsider sagen:<br />

»His career has gone from strength to<br />

strength and shows no sign of slowing<br />

down«.<br />

Vermutlich kann sein <strong>Erfolg</strong> auf folgende<br />

Einstellung zum Thema Misserfolg zurückgeführt<br />

werden: »Du wirst immer<br />

Fehler machen und manchmal wirst du<br />

am Ziel vorbeischießen. Das wird unweigerlich<br />

passieren, weil die besten Menschen<br />

auf der Welt Fehler machen – selbst<br />

Leute, die brilliant sind.« Dieses Mindset<br />

verändert die Perspektive auf Fehler. Vermutlich<br />

hat Corden sich dies auch gedacht,<br />

als er aus heiterem Himmel die<br />

Fernsehmoderation für die Late Late<br />

Show übernahm – Fehler können passieren.<br />

Im besten Fall sind sie sogar komisch<br />

und bringen das Publikum zum Lachen.<br />

»Auszeichnungen<br />

interessieren mich<br />

nicht und die ganze<br />

Aufmerksamkeit, die ich<br />

als Berühmtheit bekomme.<br />

Es ist nur ein Teil des Jobs.«<br />

– JAMES CORDEN<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

33


Leben<br />

Schluss mit Stress<br />

WIE FRAU AN DER SPITZE IN JEDER SITUATION COOL BLEIBT<br />

Bilder: Michael Goldenbaum<br />

Wir haben Stressmanagement-Coach<br />

Bianca Schindler gefragt, warum gerade<br />

Frauen in Führungspositionen häufig mit<br />

Stress zu kämpfen haben und wie sie ihren<br />

Kundinnen hilft, souverän mit herausfordernden<br />

Situationen umzugehen.<br />

Schneller, höher, weiter« – das ist das<br />

allgegenwärtige Mantra, nach dem<br />

sich die Welt heute zu drehen scheint.<br />

Diese Schnelllebigkeit stellt für viele<br />

Menschen eine große Belastung dar.<br />

Besonders Frauen sind davon betroffen, weil<br />

sie oftmals sehr hohe Ansprüche an sich selbst<br />

stellen. So verteidigen sie nicht nur tagtäglich<br />

ihren Führungsjob in einer von Männern<br />

dominierten Welt, sondern bewältigen häufig<br />

auch noch den Spagat zwischen anspruchsvollem<br />

Berufsleben und Familie.<br />

Überlastungen zeigen sich oft in Form von<br />

Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Gewichtsproblemen,<br />

Unruhezuständen bis hin zum<br />

Burnout und zu Depressionen. Unbehandelt<br />

kann dies zu chronischen Krankheiten wie z.<br />

B. Bluthochdruck führen und das Risiko für<br />

einen Herzinfarkt oder Schlaganfall drastisch<br />

erhöhen. Viele versuchen, die in Belastungssituationen<br />

unweigerlich auftretenden Symptome<br />

mithilfe von Medikamenten zu unterdrücken,<br />

um weiter zu »funktionieren«, sei es<br />

im Geschäftsleben oder privat. Dabei bleibt<br />

das Problem ungelöst und die Ursachen unsichtbar.<br />

Zwar ist beispielsweise Meditation<br />

ein einfaches und wirksames Werkzeug, um<br />

Gedankenstille und Ruhe zu erreichen. Allerdings<br />

ist es langfristig damit leider oftmals<br />

nicht getan.<br />

Zu einem effektiven Stressmanagement gehört<br />

mehr, das weiß Bianca Schindler. Sie ist<br />

Mentorin für Stressmanagement und Belastbarkeit<br />

für Frauen in Führungspositionen.<br />

»Fakt ist, dass wir die<br />

höchsten Ansprüche an<br />

uns selbst stellen«<br />

Als erfolgreiche Unternehmerin und dreifache<br />

alleinerziehende Mutter hat sie bereits<br />

am eigenen Leib erfahren, wie schwer es<br />

vielen Frauen in Führungspositionen fällt,<br />

mit Stress und Existenzängsten umzugehen.<br />

Deshalb entwickelte sie ein System, mit dem<br />

es ihr zurerst ihr selbst gelang, ihren beruflichen<br />

und privaten Verpflichtungen gerecht<br />

zu werden, ohne in alte »Stress-Muster«<br />

zurückzufallen.<br />

Ansatz ihrer Coachings ist es, Frauen einen<br />

anderen Umgang mit stressigen Situationen<br />

aufzuzeigen. »Entscheidend im Leben sind<br />

immer die Phasen, in denen wir unsere<br />

Komfortzone und damit unser gewohntes<br />

Umfeld verlassen, um etwas Neues zu beginnen«,<br />

erklärt Bianca Schindler und fügt<br />

hinzu: »Das darf man direkt als Aufforderung<br />

verstehen, stressige Zeiten auch zu genießen.«<br />

Ein hoher empfundener Stress ist<br />

häufig eine mehrdimensionale Angelegenheit,<br />

bestimmte Situationen können stressiger<br />

wirken als andere. Dahinter stehen der<br />

Expertin zufolge oft Erfahrungen, die unbewusst<br />

auf das Leben der betroffenen Person<br />

einwirken, und auf den ersten Blick unerklärliche<br />

Ängste, Blockaden und übermäßigen<br />

Stress verursachen. Um die Balance in allen<br />

Lebensbereichen wiederzufinden, gelte es,<br />

diese Blockaden zu lösen. Deshalb geht<br />

Bianca Schindler in ihren Coachings stets<br />

individuell auf ihre Kundinnen ein. Mit<br />

Übung und der richtigen Strategie sei es<br />

möglich, auch in herausfordernden Momenten<br />

einen Weg zurück zur inneren Mitte und<br />

die eigene »Leichtigkeit« wiederzufinden –<br />

wohl der wichtigste Begriff im Coachingansatz<br />

von Bianca Schindler. Durch Leichtigkeit,<br />

so die Stress-Mentorin, könne Frau<br />

schneller zwischen den Herausforderungen<br />

in ihren Lebensbereichen wechseln, ohne jedes<br />

Mal emotional hoch- und runtergekocht<br />

zu werden. Im Ergebnis folgen die Coachees<br />

leichter ihrer Intuition, um aus jeder schwierigen<br />

Situation als Siegerin hervorzugehen,<br />

ohne sich selbst aufzureiben.<br />

Ziel des Stressmanagements sollte also nicht<br />

sein, Stress grundlegend zu vermeiden, sondern<br />

zwischen stressigen Momenten und<br />

anderen, erholsameren Momenten schnell<br />

und mit Leichtigkeit wechseln zu können.<br />

Welche Bedeutung man persönlich einem<br />

herausfordernden Ereignis zugesteht, spiele<br />

hierbei eine ausschlaggebende Rolle. »Das<br />

entscheidet maßgeblich darüber, wieviel<br />

Druck entsteht und welche unerwünschten<br />

Nebenwirkungen dadurch hervorgerufen<br />

werden«, erklärt die Expertin. Die eigene Bewertung<br />

stressiger Situationen bewusst und<br />

so objektiv wie möglich vorzunehmen, sei<br />

deshalb eine der vielen Möglichkeiten, den<br />

Stresspegel zu reduzieren und sich sofort auf<br />

andere Dinge konzentrieren zu können.<br />

»Fakt ist, dass wir die höchsten Ansprüche an<br />

uns selbst stellen und uns damit oft unnötig<br />

Druck machen«, sagt Bianca Schindler. Besonders<br />

der Spagat zwischen den eigenen<br />

„Stress-Management-Mentorin Bianca<br />

Schindler verhilft Frauen in Führungspositionen<br />

zu neuer Leichtigkeit.<br />

Ansprüchen in unterschiedlichen Lebensbereichen<br />

falle vielen Frauen schwer. Um dieses<br />

innere »Selbst-Bashing«, die kritisierende<br />

Stimme im eigenen Kopf, auszuschalten und<br />

gelassen durch stressige Zeiten gehen zu können,<br />

müsse man beispielsweise mit bestehenden<br />

Wertekonflikten aufräumen.<br />

Die zahlreichen Ansprüche des Alltags nehmen<br />

ständig an Komplexität zu. Wir können<br />

die heutige Schnelllebigkeit nicht aufhalten,<br />

aber wir können lernen, mit Leichtigkeit damit<br />

umzugehen. Zu erkennen, welche Situationen<br />

im Leben welche Art von Stress verursachen,<br />

ist dabei ein wichtiger erster<br />

Schritt. Wer die Zusammenhänge erst einmal<br />

erkennt und versteht, kann lernen, Stresssituationen<br />

tatkräftig anzupacken und in <strong>Erfolg</strong>e<br />

zu verwandeln.<br />

34 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

35


<strong>Erfolg</strong><br />

36 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

HUSTLE HARDER<br />

HUSTLE SMARTER<br />

WIE CURTIS JACKSON AKA 50 CENT<br />

SEINE ZIELE DEFINIERT UND SIE<br />

KONSEQUENT VERFOLGT.<br />

Bild: Depositphotos / everett225<br />

Harte Arbeit und Hingabe sind zwei<br />

Eigenschaften, die man bei allen<br />

echten Hustlern findet. Eine weitere<br />

ist Fokus. Denn wenn du nicht in<br />

der Lage bist, dich zu konzentrieren<br />

und deine harte Arbeit zu koordinieren,<br />

kannst du vielleicht hart arbeiten, aber du<br />

wirst nicht smart sein.<br />

Eines meiner Lieblingsbeispiele für jemanden,<br />

der es geschafft hat, harte Arbeit und<br />

Fokus zu kombinieren, ist ein Mann namens<br />

Isaac Wright Jr. In den frühen 1990er-Jahren<br />

wurde Isaac in New Jersey zu Unrecht zu<br />

einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, weil<br />

er angeblich ein Drogenbaron war. Er war<br />

einer der ersten Menschen, die nach diesem<br />

neuen Gesetz in New Jersey verurteilt wurden.<br />

Das einzige Problem daran war, dass er<br />

eigentlich unschuldig war.<br />

Isaac weigerte sich, sein Urteil zu akzeptieren,<br />

und suchte nach Möglichkeiten, es aufheben<br />

zu lassen. Obwohl er keine juristische<br />

Ausbildung hatte, machte er sich daran, in<br />

der Bibliothek des Gefängnisses die Gesetze<br />

zu studieren. Er wurde so versiert, dass er<br />

begann, als Anwaltsgehilfe an den Fällen anderer<br />

Gefangener zu arbeiten und mehreren<br />

von ihnen zu helfen, ihre Urteile revidieren<br />

zu lassen.<br />

Schließlich gelang es ihm, die Revision seiner<br />

lebenslangen Haftstrafe durchzusetzen,<br />

aber er hatte immer noch einige andere<br />

Straftaten auf dem Kerbholz, die ihn für siebzig<br />

Jahre hinter Gitter zu bringen drohten.<br />

Isaac wollte trotzdem nicht aufgeben.<br />

Schließlich schaffte er es, einen Polizeibeamten<br />

zu finden, der gegen ihn ausgesagt hatte<br />

und bereit war, zuzugeben, dass er sich nicht<br />

korrekt verhalten und Dinge vertuscht hatte.<br />

Niemand bringt Polizisten dazu, sich selbst<br />

zu verpfeifen, außer Isaac. Es war ein unglaublicher<br />

Sieg – wirklich beispiellos – und<br />

nach neun Jahren hinter Gittern und dem<br />

Selbstmord des Staatsanwalts, der an seinem<br />

Fall beteiligt gewesen war, wurde Isaac<br />

schließlich freigelassen. Heute ist er praktizierender<br />

Anwalt in New Jersey, dem Staat,<br />

der ihn zu Unrecht eingesperrt hatte. Isaacs<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

37


<strong>Erfolg</strong><br />

Er war ein<br />

Hustler,<br />

der um die<br />

Freiheit<br />

kämpfte.<br />

Geschichte war für mich so fesselnd, dass ich<br />

ein erfolgreiches Drehbuchprojekt mit dem<br />

Titel For Life für ABC in Auftrag gab, das auf<br />

seiner Geschichte basiert.<br />

Es gibt viele Menschen – viel zu viele –, die<br />

zu Unrecht im Knast sitzen, aber nie die<br />

Chance hatten, gegen das ihnen widerfahrene<br />

Unrecht zu kämpfen, wie es Isaac tat.<br />

Die einzige Hoffnung für die meisten Menschen<br />

in dieser Situation ist, eine Stiftung für<br />

die Rechte von Gefangenen oder eine große<br />

Anwaltskanzlei zu finden, die ihren Fall pro<br />

bono übernimmt. Isaac war nicht bereit, darauf<br />

zu warten, dass jemand anderes entscheidet,<br />

ob es sich lohnt, für sein Leben zu<br />

kämpfen. Er nahm sein Schicksal selbst in<br />

die Hand.<br />

Was also ermöglichte es Isaac, das zu erreichen,<br />

was all die anderen Häftlinge nicht<br />

konnten? Seine Verbindung von harter<br />

Arbeit und Fokussierung. Als Isaac inhaftiert<br />

wurde, verbrachte er seine Zeit nicht damit,<br />

mit anderen Häftlingen darüber zu diskutieren,<br />

wer die besten Rapper sind, oder in seiner<br />

Zelle an alte Freundinnen zu schreiben,<br />

oder auf dem Hof irgendwelchen Mist zu<br />

machen. Er verbrachte jeden freien Moment,<br />

den er hatte, damit, sich in die Gesetzgebung<br />

einzuarbeiten. Er weigerte sich, irgendwelche<br />

Zerstreuungen zwischen sich und seinem<br />

Ziel zuzulassen. Es gab keine Zweifel<br />

daran, was er mit seiner Zeit anstellte: Wenn<br />

er nicht gerade aß, schlief oder Dienst hatte,<br />

saß er über den Gesetzestexten.<br />

Am Anfang war es ziemlich schwer. Diese<br />

Bücher sind nicht für Amateure gedacht –<br />

man kann sie einfach nicht verstehen, wenn<br />

man keine entsprechende Ausbildung genossen<br />

hat. Aber mit der Zeit fiel es ihm leichter,<br />

die Gesetzestexte zu begreifen. Als Isaac anfing,<br />

an den Schriftsätzen zu arbeiten, und<br />

sah, wie sie anderen Gefangenen halfen, war<br />

er ganz begeistert. Das erzeugte eine Eigendynamik,<br />

die ihn dazu brachte, sich noch<br />

intensiver mit der Fachliteratur zu beschäftigen.<br />

Am Ende absolvierte er den Stoff von<br />

vier Jahren Jurastudium in weniger als zwei<br />

Jahren, weil es ihn vollkommen gefangen<br />

nahm (das Wortspiel ist hier nicht beabsichtigt).<br />

Sobald er all diese Informationen zur<br />

Verfügung hatte, konnte er den Prozess in<br />

Gang setzen, der schließlich zu seiner Entlassung<br />

führte.<br />

Nichts davon wäre möglich gewesen, wenn<br />

Isaac nachgelassen, sich geschlagen gegeben<br />

hätte. Wenn er an irgendeinem Punkt des<br />

Prozesses unsicher geworden wäre, was genau<br />

er zu tun versuchte. Dann wäre er niemals<br />

in der Lage gewesen, sich seinen Weg in<br />

die Freiheit zu bahnen. Dies geschah nur,<br />

weil er so entschlossen war, sich selbst zu<br />

retten. Isaacs Geschichte war wie geschaffen<br />

für das Fernsehen. Als wir die Pilotfolge ausstrahlten,<br />

erhielt sie eine der stärksten positiven<br />

Zuschauerreaktionen in der Geschichte<br />

des Senders. Das überrascht mich nicht –<br />

Isaacs Eifer, sein Leben zurückzubekommen,<br />

Curtis Jackson und<br />

Isaac Wright Jr auf<br />

der Premiere von<br />

»For Life« in New<br />

York City.<br />

ist eben ungemein inspirierend.<br />

Zur Erinnerung: Isaac legte sich nicht für<br />

Juwelen, Autos oder Häuser so ins Zeug.<br />

Er legte sich für das wichtigste aller Ziele ins<br />

Zeug: Freiheit. Er kämpfte für das wichtigste<br />

Ziel: Freiheit. Und dank seiner Fokussierung<br />

war er imstande, dieses Ziel zu erreichen,<br />

trotz eines korrupten Systems, das gegen ihn<br />

gerichtet war. Ja, Isaac war ein Hustler. Er<br />

war eine zentrale Figur. Aber nicht in dem<br />

Sinne, wie die Regierung ihn darzustellen<br />

versucht hatte. Er war ein Hustler, der um die<br />

Freiheit kämpfte.<br />

Nachdem du Isaacs Geschichte gehört hast,<br />

solltest du dich fragen: »Was kann ich mit<br />

einer solchen Fokussierung in meinem eigenen<br />

Leben erreichen?« Was wäre, wenn du<br />

sieben oder acht Stunden am Tag auf etwas<br />

hinarbeiten würdest, ohne irgendwelche Ablenkungen?<br />

Ohne dass Wärter dir sagen, du<br />

sollst um 22 Uhr das Licht ausmachen?<br />

Bilder: IMAGO / ZUMA Wire / MediaPunch, Cover: FinanzBuch Verlag<br />

38 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Ohne dass du von dem lausigen Gefängnisessen<br />

Magenschmerzen hast und dir der<br />

Rücken von der löchrigen Gefängnismatratze<br />

wehtut? Ohne dass der in der Nachbarzelle<br />

dich die ganze Nacht mit seinem Gebrüll<br />

wachhält? Oder sich lautstark mit<br />

Mayonnaise aus der Gefängniskantine einen<br />

runterholt? Was würdest du ohne diese Art<br />

Ablenkungen erreichen?<br />

Überlege dann mal, welche Dinge dich möglicherweise<br />

davon abhalten, dein Bestes zu<br />

geben. Jetzt in diesem Moment. Kümmerst<br />

du dich um irgendeinen Bullshit in den Social<br />

Media? Streitest du dich mit deiner<br />

Freundin oder deinem Freund? Hast du gerade<br />

Lust, dir einen Joint zu drehen? Schläfst<br />

bis in die Puppen, weil du letzte Nacht zu viel<br />

getrunken hast?<br />

Wenn du auch nur einen kleinen Teil der<br />

Fokussierung anwenden könntest, die Isaac<br />

aufbringen konnte, würdest du schon nach<br />

einem Monat den gleichen Schwung und die<br />

gleiche Energie erleben wie Isaac. Diese<br />

Welle könnte dich mitreißen und dich zu<br />

jedem Ziel tragen, das du anstrebst. [...]<br />

WAS IST DEIN ZIEL?<br />

Vor nicht allzu langer Zeit verließ ich nach<br />

einem hektischen Morgen voller Meetings,<br />

Vertragsverhandlungen und einem Fotoshooting<br />

mein Büro in Manhattan, um zu<br />

einem Filmgelände auf der anderen Seite des<br />

Flusses in Queens zu fahren. Als sich mein<br />

Auto durch den Verkehr auf dem FDR Drive<br />

schlängelte, bemerkte ich einen einsamen<br />

Mann, der auf einem Bolzplatz am Straßenrand<br />

Handball spielte. Der Typ schmetterte<br />

Ohne diese<br />

klare Vision<br />

wirst du nie<br />

etwas Bedeutendes<br />

erreichen,<br />

egal, wie sehr<br />

du dich anstrengst.<br />

den Ball immer und immer wieder hart<br />

gegen die Wand, während um ihn herum das<br />

urbane Chaos herrschte. Die Szene beeindruckte<br />

mich so sehr, dass ich mein Telefon<br />

in die Hand nahm und Folgendes auf Instagram<br />

postete:<br />

Yo, ich habe gerade einen erwachsenen Mann<br />

gesehen, der mitten am Tag Musik hört und<br />

für sich allein Handball spielt. Ich war am<br />

Telefon und habe gearbeitet, sein Leben ist<br />

vielleicht besser als meines..<br />

Natürlich warf man mir im Internet vor, ich<br />

würde einfach nur provozieren wollen – so<br />

schnell wird man online verurteilt. Wie<br />

konnte 50 Cent in seinem klimatisierten, von<br />

einem Chauffeur gesteuerten Luxusschlitten<br />

sitzen und auf einen Typen neidisch sein, der<br />

Handball spielt?<br />

Ich konnte verstehen, warum manche so gedacht<br />

haben, aber ich schwöre, dass es mir<br />

nicht darum ging, mich wichtigzumachen.<br />

Als ich diesen Mann sah, sah ich jemanden,<br />

der ein gutes Training absolvierte, der die<br />

Musik hörte, die ihm gefiel, frische Luft atmete<br />

und seinen Spaß hatte – und das alles,<br />

ohne einen Cent auszugeben.<br />

Ich meine, wer weiß? Der Typ könnte<br />

dort draußen gewesen sein, weil seine<br />

Frau ihn aus der Wohnung geworfen hat<br />

und er nirgendwo anders hinkonnte.<br />

Oder vielleicht hatte er gerade seinen Job<br />

verloren und schmetterte den Ball immer<br />

und immer wieder gegen die Wand, um<br />

sich abzureagieren.<br />

Ich weiß nur, dass in dem kurzen Moment,<br />

in dem ich ihn durch meine getönte<br />

Scheibe hindurch sah, die einzige Energie,<br />

die ich von ihm spürte, seine Zufriedenheit<br />

war. Es brachte mich dazu, mich zu fragen:<br />

»Yo, genießt dieser Typ sein Leben etwa<br />

mehr als ich?«<br />

Ich fühlte diese Mischung aus Neid und<br />

Konkurrenzdenken, weil er das zu haben<br />

schien, was ich mir immer mehr als alles andere<br />

gewünscht habe.<br />

Freiheit.<br />

Die Freiheit, zu tun, was ich will, wann ich<br />

will und wie ich will.<br />

All der Schmuck, die Uhren, die Autos und<br />

die Villen, die du in meinen Videos oder auf<br />

Instagram sehen kannst – das war nie das,<br />

wofür ich wirklich gearbeitet habe.<br />

Wofür ich gearbeitet habe und immer noch<br />

arbeite, ist Freiheit.<br />

Um ein erfolgreicher Hustler zu sein, musst<br />

du fähig sein zu erkennen, was du willst. Es<br />

muss nicht unbedingt ein großes Konzept<br />

wie Freiheit sein. Es könnte etwas viel Spezifischeres<br />

sein, das du ins Auge gefasst<br />

hast. Dein Ziel könnte sein, der erste<br />

Mensch in deiner Familie zu sein, der<br />

einen College-Abschluss macht. Oder dein<br />

eigenes Restaurant zu eröffnen. Oder genug<br />

Geld zu sparen, um die Welt zu<br />

bereisen.<br />

Ich habe einen Freund, der mit seiner Familie<br />

in einer Wohnung in Brooklyn lebt,<br />

und sein Ziel ist es, genug zu verdienen,<br />

um ihnen ein Haus mit Garten zu kaufen.<br />

Nichts allzu Verrücktes, nur genug Platz<br />

für einen Hund, und wo man bei schönem<br />

Wetter mit einer Tasse Kaffee draußen sitzen<br />

kann. Wenn er bis spät in die Nacht<br />

oder am Wochenende arbeitet, hat er immer<br />

das Bild dieses kleinen Gartens vor<br />

Augen, das ihn antreibt, wenn er müde ist<br />

oder wenn die Dinge nicht so laufen, wie er<br />

es sich wünscht. Wenn er das Gefühl hat,<br />

dass er beruflich gerade nicht weiterkommt<br />

und die Orientierung verloren hat, ist das<br />

Bild des kleinen Gartens sein Polarstern,<br />

der ihn wieder auf Kurs bringt.<br />

»Hustle Harder, Hustle<br />

Smarter: Wie du erfolgreich<br />

wirst und es<br />

auch bleibst«<br />

von Curtis Jackson<br />

352 Seiten<br />

Erschienen: Mai <strong>2021</strong><br />

FinanzBuch Verlag<br />

ISBN: 978-3-95972-411-1<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

39


<strong>Erfolg</strong><br />

Du musst dir selbst ein<br />

Ziel setzen. Frage dich<br />

selbst: Was will ich<br />

wirklich? Sei ehrlich.<br />

Es könnte etwas<br />

sein, das vielen<br />

Menschen helfen<br />

wird. Oder es<br />

könnte etwas unglaublich<br />

Egoistisches<br />

sein. Es<br />

könnte ein scheinbar<br />

unmögliches<br />

Ziel sein. Oder etwas,<br />

das fast zum<br />

Greifen nahe ist.<br />

Es könnte ein Plan<br />

sein, auf den du stolz<br />

bist, von dem du denkst,<br />

die ganze Welt sollte davon<br />

wissen. Oder etwas, von dem<br />

du nie mehr als einer Handvoll<br />

Menschen erzählen wirst.<br />

Jedes dieser Szenarien ist völlig<br />

in Ordnung, solange du dir über<br />

das, was es ist, im Klaren bist. Ohne<br />

diese klare Vision wirst du nie etwas<br />

Bedeutendes erreichen, egal, wie sehr du<br />

dich anstrengst.<br />

Es ist auch wichtig zu begreifen, dass sich deine<br />

Vision ändern kann – das sollte sie sogar. Als ich<br />

anfing, Crack zu verkaufen, waren meine Ziele sehr einfach.<br />

Zuerst brauchte ich unbedingt neue Sneakers. Nicht die<br />

KangaROOs, die meine Großmutter mir gekauft hatte, sondern<br />

Adidas und FILAs. Sobald ich die Sneakers und Klamotten<br />

hatte, die ich mir gewünscht hatte, kam der Schmuck dran.<br />

Sobald ich die richtigen Ketten hatte, konzentrierte ich mich<br />

auf einen fahrbaren Untersatz. Zuerst wollte ich nur ein Auto,<br />

damit ich kein Taxi bezahlen musste, das auf mich wartete,<br />

wenn ich mit einem Mädchen ins Kino ging. Ein einfacher<br />

Honda würde genügen. Aber bald brauchte ich ein auffälliges<br />

Gefährt, um der ganzen Nachbarschaft zu zeigen, dass ich<br />

eine ernst zu nehmende Größe war. Also arbeitete<br />

ich weiter auf der Straße, bis ich einen Benz 400<br />

SE kutschierte. (Seitdem habe ich wahrscheinlich<br />

tausend weitere Autos gekauft, aber diesen<br />

Benz vermisse ich bis heute.)<br />

Nachdem ich alle typischen Statussymbole<br />

eines Drogendealers beisammenhatte,<br />

konzentrierte ich mich darauf, einen<br />

Plattenvertrag zu bekommen. Sobald<br />

ich den hatte, brauchte ich einen Hit.<br />

Das war mein größter Wunsch.<br />

Und er ging in Erfüllung. Und<br />

wie!<br />

Trotzdem wollte ich mich nicht<br />

zufriedengeben. Selbst mit Grammys<br />

und Platinschallplatten im Rücken<br />

nahm ich mir vor, meinen eigenen<br />

Film zu machen. Und so weiter<br />

und so fort, bis hin zu meiner heutigen<br />

Arbeit fürs Fernsehen.<br />

Ich würde sagen, mein größtes Ziel<br />

ist es derzeit, etwas zurückzugeben.<br />

Wenn man ein bestimmtes Einkommen<br />

erreicht hat, wird man sich des-<br />

40 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


<strong>Erfolg</strong><br />

Bild: Depositphotos / everett225<br />

sen bewusster, was in der Community, aus<br />

der man kommt, passiert. Anstatt sich darüber<br />

Gedanken zu machen, was man als<br />

Nächstes tun wird, konzentriert man sich<br />

auf sein Vermächtnis und darauf, wie die<br />

Leute sich an einen erinnern werden. Wird<br />

man sich an mich erinnern, weil ich berühmte<br />

Songs gemacht und aromatisiertes<br />

Mineralwasser verkauft habe? Oder weil<br />

ich einen positiven Einfluss auf die Welt<br />

hatte? Ich hoffe, dass es Letzteres sein wird.<br />

Deshalb setze ich mein Geld auf lokaler<br />

Ebene für Projekte ein, die Spielplätze auf<br />

Vordermann bringen und bei jungen Menschen<br />

eine gesunde Lebensweise fördern.<br />

Auf globaler Ebene habe ich Projekte mitentwickelt,<br />

die den »bewussten Kapitalismus«<br />

fördern (dazu später mehr), und<br />

unterstütze das Welternährungsprogramm<br />

der Vereinten Nationen, das mit jedem<br />

Energydrink, der über unser Projekt verkauft<br />

wird, eine Mahlzeit bereitstellen wird.<br />

Ein neues Paar Sneaker zu kaufen, ist ein<br />

ganz anderes Unterfangen, als den Hunger<br />

in der Welt zu bekämpfen, aber auf meinem<br />

Weg waren beide irgendwann mal<br />

gleich wichtig und haben mich dazu inspiriert,<br />

mich zu konzentrieren und hart zu<br />

arbeiten.<br />

Der Mangel an Klarheit darüber, was sie<br />

wirklich wollen, ist das, was so viele Menschen<br />

ausbremst. Sie wissen nicht einmal,<br />

wie sie um das bitten können, was sie wollen,<br />

wenn sich ihnen eine Gelegenheit bietet.<br />

Es reicht nicht aus, zu sagen, dass man<br />

möchte, dass jemand »einen mitmachen<br />

lässt«, oder noch schlimmer, jemandem zu<br />

sagen, dass man das Ziel hat, »berühmt zu<br />

werden«. Um das Beste aus deinem Hustle<br />

herauszuholen, musst du in der Lage sein,<br />

klar zu definieren, wofür du arbeitest.<br />

Beispiele dafür, wie man es nicht machen<br />

sollte, findest du auf meiner Instagram-<br />

Seite: Du musst nicht weit scrollen, um<br />

Dutzende von Leuten zu finden, die betteln:<br />

»Yo Fif, nimm mich als Musiker unter<br />

Vertrag!« oder »Mann, du musst mich bei<br />

Power mitmachen lassen. Ich bin Schauspieler!«<br />

Tut mir leid, aber diese Art von<br />

lächerlichen Bitten machen noch lange<br />

keinen Hustler aus dir.<br />

Im wahren Leben ist es sogar noch schlimmer.<br />

Die Leute halten mich auf der Straße<br />

an oder sprechen mich sogar bei Fernsehund<br />

Videodrehs an. Sie denken, sie machen<br />

sich die Mühe oder nutzen eine Gelegenheit,<br />

indem sie auf mich zugehen und mich<br />

bitten, »einen Freund zu engagieren«. Aber<br />

in der Sekunde, in der ich diese Art von<br />

vagen Bitten höre, weiß ich, dass ich es mit<br />

jemandem zu tun habe, der keine Investition<br />

wert ist. Wenn du mir nicht einmal<br />

erklären kannst, was du eigentlich vorhast,<br />

warum sollte ich dann versuchen, dir zu<br />

helfen?<br />

Es mag für mich untypisch klingen, aber<br />

ich glaube, dass Vision Boards ein sehr wirkungsvolles<br />

Werkzeug sind, um das, worauf<br />

man hinarbeitet, zu konkretisieren.<br />

Wenn du dich zwingst, deine Vision in<br />

Worte zu fassen, setzt du einen starken<br />

Energiefluss in Bewegung. Du räumst etwas,<br />

das nur ein Gedanke war, oder vielleicht<br />

sogar nur ein Gefühl, eine reale Präsenz<br />

in der Welt ein. Du machst es zu einer<br />

realen Sache.<br />

Der Einstieg ist ganz einfach am Computer<br />

möglich. Gib bei Google Images alles ein,<br />

was du dir für dein Leben wünschst:<br />

»Grundstück am Strand«, »Range Rover«,<br />

»Pitbull-Welpe«.<br />

Aber was ist, wenn dein Traum keine physische<br />

Sache ist? Wenn du eine Beförderung<br />

in deinem Job anstrebst, dann suche<br />

ein Bild von einem größeren Büro, vielleicht<br />

eines, das über Eck geht. Wenn du<br />

deine eigene Streetwear entwerfen willst,<br />

suche ein Bild von Ronnie Feig oder Virgil<br />

Abloh. Wenn du zur Uni willst, visualisiere<br />

die Abschlusszeremonie von Harvard – du<br />

solltest deine Ziele immer hoch ansetzen.<br />

Wenn du dich verlieben willst, nimm ein<br />

Bild von deinem Lieblings-Promipärchen.<br />

Oder nimm sogar ein Bild deiner Großeltern,<br />

wenn sie schon seit über fünfzig<br />

Jahren ein Paar sind.<br />

Ich denke, dass Vision Boards sogar eine<br />

großartige Möglichkeit für Paare sind, sich<br />

gegenseitig besser zu verstehen. Stell dein<br />

eigenes Board zusammen und lass deinen<br />

Partner das Gleiche tun. Dann vergleicht<br />

die Aufzeichnungen. Die Dinge, die auf<br />

deinem Board auftauchen, aber nicht auf<br />

dem deines Partners, sind die Dinge, die<br />

der andere lernen muss, an dir zu akzeptieren.<br />

Und andersherum. Gemeinsam solche<br />

Boards aufzustellen, ist eine großartige<br />

Möglichkeit, viele unausgesprochene<br />

Dinge ans Licht zu bringen. Ich habe einmal<br />

einem Journalisten von GQ geraten,<br />

ein solches Board mit seiner Freundin zu<br />

machen. Er tat es und schrieb, es habe<br />

»mehr Babys als ein Waisenhaus«. Sie hatten<br />

noch nicht über ihre mögliche Familienplanung<br />

gesprochen, aber dieses Vision<br />

Board machte ganz deutlich, was ihre innigsten<br />

Wünsche waren.<br />

Ich habe festgestellt, dass Vision Boards im<br />

Leben von Menschen tatsächlich etwas bewirken,<br />

und die Statistiken geben mir<br />

recht. Eine Studie der Dominican University<br />

fand heraus, dass man seine Ziele mit<br />

zweiundvierzigfacher Wahrscheinlichkeit<br />

erreicht, wenn man sie aufschreibt. Und<br />

eine Studie im Psychological Bulletin ergab,<br />

dass Menschen Ziele, die ambitioniert<br />

und präzise formuliert sind, mit 90 Prozent<br />

höherer Wahrscheinlichkeit erreichen.<br />

Das heißt nicht, dass dir aus heiterem<br />

Himmel der goldene Apfel in den Schoß<br />

fällt, weil du es dir so in den Kopf gesetzt<br />

hast. Du musst schon viel Arbeit reinstecken.<br />

Sehr viel sogar. Aber indem du deine<br />

Vision erkennst und ihr einen Namen<br />

gibst, machst du einen großen Schritt in<br />

Richtung Verwirklichung deines Ziels.<br />

Wenn du dir auch nur ein kleines bisschen<br />

unsicher bist, was du willst, nimm dir die<br />

Zeit, ein Vision Board zu erstellen. Die<br />

Kraft von Vision Boards ist greifbar und<br />

sehr hilfreich.<br />

Wird man sich<br />

an mich erinnern,<br />

weil ich<br />

berühmte Songs<br />

gemacht und<br />

aromatisiertes<br />

Mineralwasser<br />

verkauft habe?<br />

Oder weil ich<br />

einen positiven<br />

Einfluss auf die<br />

Welt hatte?<br />

Ich hoffe, dass<br />

es Letzteres sein<br />

wird.<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

41


Einstellung<br />

Brechen Sie Regeln<br />

IM LAUFE UNSERES LEBENS BEGEGNEN UNS VIELE »BULLSHIT RULES«.<br />

ERKENNEN UND BRECHEN SIE SIE, UM MEHR ERFOLG ZU HABEN.<br />

Bilder: Depositphotos / ChinaImages, Oliver Reetz, Cover: FinanzBuch Verlag<br />

42 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


Einstellung<br />

Schuster bleib bei deinem Leisten«,<br />

»Abwarten und Tee trinken«,<br />

»Eigenlob stinkt«. Willkommen in<br />

der Welt der schwachsinnigen Regeln.<br />

Sie bestimmen wortwörtlich<br />

unser Leben, denn wir wachsen mit ihnen<br />

auf. Schon im Säuglingsalter und obwohl<br />

wir die menschliche Sprache noch gar nicht<br />

beherrschen, bläut man uns die ersten blöden<br />

Regeln ein. Was bleibt Ihnen als Baby<br />

anderes übrig, als zu brüllen, wenn Sie<br />

eigentlich sagen wollen: »Ich habe einen<br />

scheiß Hunger und wenn ich nicht gleich<br />

was zu essen bekomme, drehe ich durch.«?<br />

Und schon kontert man Ihnen mit einer<br />

Bullshit Rule: »Sei nicht so fordernd!« Sie<br />

verstehen natürlich kein Wort, aber keine<br />

Sorge, Sie werden diesen Satz noch Tausende<br />

Male hören – noch bevor Sie lernen,<br />

Ihre Schuhe selbst zu binden. Und bei dieser<br />

Regel bleibt es nicht. Tatsächlich werden<br />

wir in den ersten Jahren unseres Lebens mit<br />

ungeheuer vielen dummen Regeln konfrontiert,<br />

die unser Leben limitieren, ohne,<br />

dass wir es bemerken. Und es hört niemals<br />

auf. Es gibt 50 Regeln, die uns unser Leben<br />

lang begleiten und unseren <strong>Erfolg</strong> minimieren.<br />

Ich möchte Sie ermutigen, sie zu<br />

erkennen und zu brechen. Zumindest sollten<br />

Sie beginnen, sie zu hinterfragen.<br />

Ich habe meine<br />

eigene Regel:<br />

Ich vertrete<br />

meinen Standpunkt<br />

und entschuldige<br />

mich<br />

nicht dafür.<br />

Vielleicht haben Sie sich schon mal gefragt,<br />

warum es Menschen gibt, denen scheinbar<br />

alles gelingt. Sie sind erfolgreich, glücklich<br />

und verdienen einen Haufen Geld. Was machen<br />

diese Leute anders? Die Antwort lautet:<br />

Sie halten sich nicht an die Regeln.<br />

Denn die größten Fortschritte hat die Welt<br />

dann gesehen, wenn jemand die Regeln oder<br />

sogar Gesetze brach. Als einige Mutige wie<br />

Nelson Mandela die Apartheidsgesetze brachen,<br />

wurde ein Wandel eingeleitet, der die<br />

ganze Welt infizierte. Erst als Elon Musk unbeirrt<br />

seine revolutionären elektrischen<br />

Autos baute, begann eine ganze Industrie<br />

sich zu wandeln. Was jahrzehntelang als<br />

»nicht umsetzbar« galt, war plötzlich<br />

salonfähig.<br />

Nun gibt es natürlich zwei Typen von Menschen.<br />

Auf der einen Seite gibt es die rebellischen<br />

Typen, die sich von Natur aus nicht<br />

gerne an Regeln halten oder sie zumindest so<br />

lange hinterfragen, bis sie keinen Sinn mehr<br />

ergeben. Und ja, diesen Menschen gelingt<br />

der <strong>Erfolg</strong> immer auch etwas leichter. Auf<br />

der anderen Seite gibt es die Menschen, die<br />

an Ordnung und Regeln glauben und denen<br />

es besonders schwer fällt, sie infrage zu stellen<br />

geschweige denn zu brechen. Sie sollten<br />

die Regeln dennoch aus mehreren Blickwinkeln<br />

betrachten und die Logik hinterfragen,<br />

die ihnen zu Grunde liegt. Dabei wird<br />

schnell klar, wie unsinnig diese Regeln<br />

eigentlich sind und dass sie eine schädliche<br />

Wirkung auf unsere Entwicklung im Leben<br />

haben. Hier gebe ich Ihnen eine sinnvolle<br />

Regel: Wenn Sie merken, dass Ihr Pferd tot<br />

ist, steigen Sie ab. Was so viel bedeutet, wie:<br />

Wenn etwas keinen Sinn ergibt, hören Sie auf<br />

damit.<br />

Bei alledem gilt natürlich immer eine<br />

Grundregel (schon wieder eine Regel): Sie<br />

sind der Boss. Der Einzige, der Macht über<br />

Ihr Leben ausüben darf, sind Sie selbst. Machen<br />

Sie doch, was Sie wollen! Wenn Sie an<br />

schwachsinnige Regeln glauben wollen, ist<br />

das ja Ihr Problem. Hey, denken Sie jetzt<br />

vielleicht, zügle deine Zunge. Nein, werde<br />

ich nicht. Denn das ist wieder so eine Regel,<br />

die wir in diesem Buch zerlegen. Ich habe<br />

nämlich meine eigene Regel: Ich vertrete<br />

meinen Standpunkt und entschuldige mich<br />

nicht dafür. So tun es viele erfolgreiche Menschen<br />

dieser Welt, die teilweise außergewöhnliches<br />

erreicht haben. Nicht nur in der<br />

Wirtschaft, auch in der Politik, in der Gesellschaft<br />

oder im Showgeschäft.<br />

Ist das alles nur Hypothese, oder lässt sich<br />

das auch beweisen? Sind wir wirklich erfolgreicher,<br />

wenn wir Regeln brechen? Vor über<br />

15 Jahren habe ich begonnen, dieser Frage<br />

auf den Grund zu gehen und seit über zehn<br />

Jahren beschäftige ich mich beruflich mit<br />

den <strong>Erfolg</strong>sprinzipien der Super-<strong>Erfolg</strong>reichen.<br />

Als Medienmacher treffe ich viele Ausnahmepersönlichkeiten:<br />

Die berühmtesten<br />

Hollywood-Schauspieler, Megastars im Musikgeschäft,<br />

Sportlegenden, Staatschefs, Milliardäre<br />

und Entertainer. Und immer wieder,<br />

wenn ich mich mit ihnen unterhalte und sie<br />

besser kennenlerne, muss ich feststellen, dass<br />

sie vor allem deshalb so erfolgreich geworden<br />

sind, weil sie sich kaum an Regeln halten.<br />

Zumindest nicht an die, die der Gesellschaft<br />

eingebläut werden, um brave Bürger<br />

zu erziehen. Man soll nicht überheblich sein,<br />

auf seine Sprache achten, Fehler vermeiden<br />

und realistische Ziele setzen. An all diese<br />

Bullshit Regeln glauben Super-<strong>Erfolg</strong>reiche<br />

nicht. Arnold Schwarzenegger, den ich 2018<br />

in München traf, hat mich motiviert, ein<br />

Buch darüber zu schreiben. Denn eine seiner<br />

sechs <strong>Erfolg</strong>sregeln lautet: Break the rules.<br />

Und ich kann nur hoffen, dass Sie ernsthaft<br />

mit diesen Regeln ins Gericht gehen, die bisher<br />

einen so großen Teil Ihres Lebens bestimmt<br />

haben.<br />

»Bullshit Rules:<br />

50 Regeln, die Sie<br />

brechen müssen, um<br />

<strong>Erfolg</strong> zu haben«<br />

von Julien Backhaus<br />

128 Seiten<br />

Erscheint: Juli <strong>2021</strong><br />

FinanzBuch Verlag<br />

ISBN: 978-3-95972-489-0<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

43


Leben<br />

WHEN SHIT<br />

HAPPENS<br />

– HANDLE IT!<br />

44 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


Leben<br />

DR. FREDERIK HÜMMEKE ERKLÄRT, WIE<br />

MAN MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN UND<br />

MENSCHEN SOUVERÄN UMGEHT UND DEN<br />

ALLTÄGLICHEN »SHIT« ALS CHANCE NUTZT<br />

Mit SHIT haben wir alle täglich zu<br />

tun. Aber wenn wir schon täglich<br />

damit zu tun haben, sollten<br />

wir SHIT auch positiv nutzen.<br />

Nämlich als Dünger für unser<br />

persönliches Wachstum.<br />

SHIT ist alles, was uns stresst. Weil wir soziale<br />

Wesen sind, sind es hauptsächlich<br />

andere Menschen, die uns Stress machen.<br />

Schwierige Menschen sind im persönlichen<br />

Umgang problematisch und können<br />

unseren Zielen im Weg stehen.<br />

Da sind die Mitarbeiter, die immer wieder<br />

Hektik verbreiten (Stress). Da ist der Gesellschafter,<br />

der zuerst A predigt und dann<br />

B macht (Hypokrit = Heuchler), der<br />

Kunde, der hirnverbrannte Entscheidungen<br />

trifft und unbedingt das schlechtere<br />

Angebot vom Wettbewerber annehmen<br />

will (Idioten). Und da sind die Menschen,<br />

die einfach schwierige Persönlichkeitseigenschaften<br />

zeigen, entweder cholerisch<br />

oder phlegmatisch sind (Temperamente).<br />

Einen souveränen und erfolgreichen Umgang<br />

mit schwierigen Situationen finden<br />

Sich mit dem eigenen Verhalten auseinanderzusetzen<br />

ist der wichtigste Schritt auf<br />

dem Weg zu einem erfolgreichen Umgang<br />

mit schwierigen Situationen. Ein Beispiel<br />

aus meinem eigenen Erleben, das ich auch<br />

zu Beginn meines Buchs »Handling SHIT«<br />

präsentiere, soll verdeutlichen, warum es<br />

wichtig ist, diesen Umweg zu nehmen.<br />

Ich war 24 Jahre alt. Unser Beratungsunternehmen<br />

hatte durch einen sehr glücklichen<br />

Umstand die Möglichkeit bekommen,<br />

einen in der Region beheimateten Weltmarktführer<br />

als Mandanten zu gewinnen.<br />

Nach ein paar Wochen durfte ich dem Vorstand<br />

das Ergebnis der ersten Analysephase<br />

präsentieren. Es ging vor allem darum,<br />

warum eine Innovation, auf die man<br />

im Unternehmen große Stücke hielt und in<br />

die man einige Millionen Euro gepumpt<br />

hatte, nicht so am Markt performte, wie<br />

man sich das im Vorstand gewünscht hatte.<br />

Wir sahen klare Fehler insbesondere auf<br />

der Vertriebsseite. Und ich benannte diese<br />

Fehler deutlich. Mit einem Nicken in die<br />

Runde beendete ich den Vortrag. Gut gemacht,<br />

dachte ich! Doch ich sah den SHIT<br />

nicht kommen, der mich beinahe aus dem<br />

Meetingraum gespült hätte – losgeschickt<br />

in Form einer einfachen Frage des Vertriebschefs:<br />

»Und was genau befähigt Sie<br />

denn zu dieser Analyse?«<br />

Ich war gut vorbereitet, hatte meine Zahlen<br />

parat. Aber auf den Vorwurf, ein grüner<br />

Junge zu sein, hatte ich zunächst keine passende<br />

Antwort. Hatte dieser erfahrene Manager<br />

am Ende vielleicht sogar recht? Hatte<br />

ich einen Fehler in der Analyse, hatte ich<br />

überhaupt schon genügend Erfahrung vorzuweisen<br />

mit meinen 24 Jahren? Jetzt bloß<br />

nicht nervös werden. Aber natürlich spürte<br />

ich das Adrenalin einschießen, die Hitze<br />

aufsteigen und den Magen krampfen.<br />

Ähnliche Situationen kennen Sie alle. Die<br />

entscheidenden Fragen sind deshalb: Wie<br />

kann ich die Wahrscheinlichkeit minimieren,<br />

dass ich selbst durch mein Verhalten<br />

unbeabsichtigt einen SHIT-Storm auslöse?<br />

Und wie kann ich eine entsprechende Situation<br />

noch gewinnbringend auflösen,<br />

wenn ich bereits durch eigenes Verhalten<br />

oder durch das Verhalten von anderen hineingeraten<br />

bin?<br />

Das Verstehen des Gegenübers und seines<br />

Verhaltens sind die Grundsteine für eine<br />

gelungene Interaktion. Aus dieser Logik<br />

heraus geht es darum, zu erkennen, was<br />

den Vertriebschef in dieser Situation motiviert<br />

haben könnte. Sein Angriff war eine<br />

Reaktion auf meinen Hinweis, dass die<br />

Innovation im Vertrieb nicht sauber ge-<br />

Bilder: Depositphotos / Zamurovic, Unsplash / Peter Conlan<br />

Gut gemacht,<br />

dachte ich!<br />

Doch ich sah<br />

den SHIT<br />

nicht kommen<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

45


Leben<br />

managt wurde. Als Verantwortlicher<br />

musste er dies als Angriff auf seine Arbeit,<br />

wenn nicht sogar auf sich persönlich verstehen.<br />

Seine Verteidigungsstrategie war<br />

die Attacke auf mich, indem er durch die<br />

Anspielung auf mein Alter meine Kompetenz<br />

öffentlich in Frage stellte.<br />

Neurologische Auslöser erkennen<br />

Um die auslösenden Strukturen in ähnlichen<br />

Situationen zu erkennen, müssen wir<br />

sehr genau hinsehen, bis tief hinein in die<br />

Funktionsstruktur unseres Gehirns. Im<br />

Kern steht eine Frage: Was löst bei mir<br />

Stress aus? Und noch eine andere Frage ist<br />

wichtig: Mit welcher Haltung begegnen wir<br />

unseren schwierigen Situationen?<br />

Handle Deinen SHIT<br />

Die gute Nachricht ist, dass wir SHIT nicht<br />

hilflos ausgeliefert sind. Auf welche Weise<br />

wir Stress erleben, wird nämlich maßgeblich<br />

von unserer subjektiven Erlebniswelt<br />

bestimmt. Zwar ist jede Situation von objektiven<br />

Faktoren gekennzeichnet, es hängt<br />

jedoch von unserer Interpretation dieser<br />

Der Autor<br />

Neben langfristigem<br />

Training gibt es eine Reihe<br />

sofort anwendbarer<br />

Techniken, die unser<br />

Betriebssystem wieder ins<br />

frontale System zwingen.<br />

Dr. Frederik Hümmeke ist Experte in den<br />

Bereichen Führung und Management,<br />

insbesondere in schwierigen Situationen und<br />

bei komplexen Themen.<br />

Faktoren ab, wie wir die Situation wahrnehmen<br />

– ob diese Situation für uns eine<br />

positive Herausforderung oder eine SHIT-<br />

Situation ist. Wir können mit der richtigen<br />

Einstellung und etwas Übung unser Erleben<br />

völlig autonom generieren, ganz neu<br />

über Situationen nachdenken und konstruktiv<br />

und lösungsorientiert mit ihnen<br />

umgehen. Das Ziel ist es, sich selbst nicht<br />

als hilfloses und passives Opfer zu erfahren,<br />

sondern als aktive, handelnde Person,<br />

die den SHIT nicht nur meistert, sondern<br />

daran wächst.<br />

Stress beschreibt eine physiologische Reaktion,<br />

die bei einem gefühlten oder echten<br />

Kontrollverlust eintritt. Er entsteht in<br />

unserem Gehirn in einem komplexen Zusammenspiel<br />

zwischen zwei verschiedenen<br />

Arealen. Dem für Routinen und Grundlegenden<br />

Funktionen wie Emotionen zuständigen<br />

limbischen System und seinem intellektuellen<br />

Gegenspieler, dem frontalen<br />

System. Das frontale System ist zuständig<br />

für das aktive Verstehen, Bewerten und<br />

Entscheiden.<br />

Bei geringem Stress steuert unser Limbisches<br />

System auf Basis von Routinen unser<br />

Verhalten, vieles läuft unbewusst. Bei mittlerem<br />

Stresslevel sind wir aktiviert, kommen<br />

intellektuell in den Flow und das frontale<br />

System hat in Kooperation mit dem limbischen<br />

System alles im Griff.<br />

Wird der Stress zu groß, geht das Frontale<br />

System aus, wir stehen unter Kontrolle der<br />

evolutionären Überlebensprogramme und<br />

kennen nur noch die Strategien Angriff<br />

(Fight) oder Flucht (Flight), Erstarren<br />

(Freeze) oder das Schutz- und Hilfesuchen<br />

in der Gruppe (Flock). Dieses genetisch<br />

vorprogrammierte 4F-System rettet uns aus<br />

lebensbedrohlichen Situationen. In einer<br />

wichtigen Verhandlung, in Situationen, in<br />

denen wir überzeugen müssen, ist es uns<br />

hinderlich. Denn das für rationale Entscheidungen<br />

zuständige frontale System hat jetzt<br />

nichts mehr zu sagen.<br />

Fünf Anlässe für Stress<br />

Es hilft uns, zu verstehen, was die Auslöser<br />

einer 4F-Reaktion gewesen sein könnten<br />

und wie wir sie in Zukunft verhindern<br />

können.<br />

Status: Stress entsteht, wenn sich<br />

unsere Position im sozialen Gefüge zum<br />

schlechteren entwickeln kann. Zum Beispiel,<br />

indem unsere Reputation angegriffen<br />

wird.<br />

Sicherheit: Wenn wir das Gefühl haben,<br />

eine Situation nicht mehr zu verstehen<br />

und nicht mehr wissen, was auf uns<br />

zukommt.<br />

Autonomie: Wenn wir uns ohnmächtig<br />

fühlen, weil eine Situation nicht in unseren<br />

Händen liegt und wir nicht agieren<br />

können, weil es uns vielleicht sogar verboten<br />

ist.<br />

Sozialer Bezug: Wenn wir das Gefühl<br />

haben, jemand mag uns nicht (mehr),<br />

wenn ein Konflikt beginnt oder wenn wir<br />

alleine aufgrund unserer Rolle abgelehnt<br />

bzw. zurückgewiesen werden.<br />

Fairness: Wenn nicht unseren Werten<br />

entsprechend gehandelt wird, insbesondere,<br />

wenn wir davon direkt betroffen<br />

sind, dann wirkt das als intensiver Stress.<br />

Jeder Mensch kann seine Resistenz gegenüber<br />

Stress verbessern. Regelmäßige Meditation<br />

ist nachweislich extrem hilfreich,<br />

um die Empfindlichkeit unseres Stress-<br />

Systems zu reduzieren. Neben diesem<br />

langfristigen Training gibt es eine Reihe<br />

sofort anwendbarer Techniken, die unser<br />

Betriebssystem wieder ins frontale System<br />

zwingen. Sie basieren auf physiologischen<br />

Notwendigkeiten und die Effekte<br />

dieser Methoden können nicht willentlich<br />

beeinflusst werden.<br />

Das wichtigste: Blicken Sie aus einer ganz<br />

neutralen Position auf das Geschehen in der<br />

Situation und versuchen Sie zu verstehen,<br />

Labeling kann<br />

die Stressreaktion<br />

bereits um bis<br />

zu 30 Prozent<br />

reduzieren<br />

was eigentlich gerade los ist. Welche Stress-<br />

Dimension wurde getriggert? Geht es um<br />

Status, geht es um Unsicherheit? Hat der Angreifer<br />

das Gefühl, keine Kontrolle zu haben?<br />

Fühlt er sich ausgegrenzt oder unfair<br />

behandelt? Hat sein Ausbruch überhaupt<br />

etwas mit Ihnen zu tun? Diese neutrale<br />

Grundhaltung ist der wichtigste Schritt, um<br />

auf jeden SHIT-Moment adäquat reagieren<br />

zu können. Nicht, indem Sie mit einer der<br />

4F-Reaktionen Ihren Stress weiterreichen,<br />

sondern indem Sie den Konflikt lösungs-<br />

46 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


Leben<br />

Bilder: Wytske Averink, Unsplash / Ben Mars / Bill Oxford, Cover: Börsenmedien<br />

orientiert auf die Sachebene zurückbringen<br />

und erfolgreich aus der Situation gehen.<br />

SHIT als Chance<br />

Wenn Sie beispielsweise in einem Meeting<br />

angegriffen werden, eröffnet Ihnen dieser<br />

Angriff eine große Chance: Wenn Sie es<br />

schaffen, souverän und klug, vielleicht sogar<br />

charmant, zu kontern, ohne den anderen<br />

unter den Bus zu werfen, sondern den Moment<br />

mit einer guten menschlichen Haltung<br />

zu klären, sind Sie der eindeutige Gewinner.<br />

So ein Ergebnis resultiert bei den Anwesenden<br />

in zwei Lerneffekten: Alle merken,<br />

dass Sie kein leichtes Ziel sind. Sie braucht<br />

man nicht anzugreifen. Zweitens zeigen<br />

Sie Kompetenz und Souveränität. Und<br />

auch das bleibt bei allen Anwesenden im<br />

Gedächtnis.<br />

Dazu gibt es eine ganze Reihe von kommunikativen<br />

Techniken, die Sie erlernen<br />

können. Voraussetzungen, um diese<br />

Techniken – von denen ich einige detailliert<br />

in meinem aktuellen Buch beschreibe<br />

– sicher anwenden zu können, sind allerdings<br />

die passende Einstellung zu Ihrem<br />

Stress und die Fähigkeit, den Stress in den<br />

Griff zu bekommen, bevor er Sie in den<br />

Griff nimmt.<br />

Voraussetzung:<br />

die passende<br />

Einstellung zu<br />

Ihrem Stress<br />

Hochwirksame Stress-Hacks<br />

Wenn Sie Stress verspüren, registrieren<br />

Sie die Reaktionen des Körpers – hoher<br />

Blutdruck, Schweißausbrüche, Zittern der<br />

Gliedmaße – typischerweise als negativ.<br />

Die negative Bewertung der Stressreaktion<br />

erhöht den Stress noch mal. Wenn<br />

Sie diese Reaktionen spüren, kleben Sie<br />

ihnen einfach in Gedanken das Etikett<br />

»Stressreaktion« auf. Es ist neurowissenschaftlich<br />

nachgewiesen, dass dieses »Labeling«<br />

genannte Benennen die Stressreaktion<br />

um bis zu 30 Prozent reduzieren kann.<br />

Das sind 30 Prozent, die in der Präsentation<br />

den Unterschied machen können.<br />

Im nächsten Schritt werden Sie die Reaktionen<br />

ins Positive umbewerten. Denn<br />

neben dem Stresssystem hat im limbischen<br />

System auch das Belohnungssystem<br />

seinen Platz. Dort werden unsere<br />

positiven Empfindungen verarbeitet. Sie<br />

können das Belohnungssystem durch<br />

eine positive Aussage ganz bewusst aktivieren:<br />

»Mensch toll, eine Stressreaktion.«<br />

Dieses »Reappraisal« senkt den<br />

Stresslevel um bis zu 40 weitere Prozent.<br />

Auch dieser Effekt ist eine physiologische<br />

Notwendigkeit. Sobald Sie an das Positive<br />

denken – nicht glauben –, setzen Sie<br />

den Ausgleichseffekt in Gang und Ihr<br />

Stress nimmt ab. Zusammen reduzieren<br />

Sie Ihre Stressreaktion so um bis zu 70<br />

Prozent. Und diese 70 Prozent sind genug,<br />

damit Sie wieder in den Zuständigkeitsbereich<br />

des frontalen Systems gelangen,<br />

der das bewusste Denken ermöglicht,<br />

das wir in kritischen Situationen so dringend<br />

benötigen.<br />

Kritische Situationen versprechen<br />

auch immer <strong>Erfolg</strong><br />

Sie werden im Leben immer wieder kritische<br />

Situationen durchleben müssen. Besser,<br />

Sie gewöhnen sich an diesen Gedanken von<br />

Anfang an: Kritische Situationen sind Chancen!<br />

Nehmen Sie Ihren Stress ruhig wahr.<br />

Aber sehen Sie auch die Chance, die für Sie<br />

darin liegt. Sagen Sie sich: »Hey, ich mache<br />

jetzt das Beste aus der Situation. Es ist eine<br />

Chance, einen Schritt nach vorne zu machen.«<br />

Und auch dieser Gedankengang wird<br />

Ihren Stress deutlich reduzieren.<br />

Auch ich habe Zeit für diesen Prozess benötigt.<br />

Meine Wahrnehmung hat sich aber<br />

geändert und meine Ängstlichkeit sich gelegt,<br />

als ich begonnen habe, Angriffe als<br />

Chance zu sehen. Ab dem Moment, als ich<br />

mir gesagt habe: »Hey, gib mir den SHIT<br />

und lass mich daran wachsen«, bin ich entspannter<br />

Situationen gegangen. Ich hatte<br />

nicht nur die neutrale Grundhaltung entwickelt,<br />

sondern habe kritische Situationen<br />

darüber hinaus als Wachstumschance<br />

wahrgenommen.<br />

In dem Moment, in dem auch Sie dieses Bewusstsein<br />

entwickeln, ist der SHIT ein wirklicher<br />

Dünger für Ihr Wachstum.<br />

»Handling Shit:<br />

Der richtige Umgang<br />

mit schwierigen<br />

Personen und<br />

Situationen«<br />

von Dr. Frederik<br />

Hümmeke<br />

288 Seiten<br />

Erschienen: Mai <strong>2021</strong><br />

Börsenmedien<br />

ISBN: 978-3-86470-745-2<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

47


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48 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . ERFOLG magazin


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der Tätigkeit. Nur natürliche Personen können als "Top Experten“ benannt werden.<br />

Hierbei handelt es sich um die neu aufgenommenen<br />

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Die gesamte Liste finden Sie unter<br />

www.erfolg-magazin.de/top-experten/<br />

ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2021</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />

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Best of Web<br />

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Bilder: Depositphotos / tommasolizzul, gregepperson, Dmyrto_Z<br />

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