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Die Restrukturierung des Arbeitsmarktes im Übergang zur ...

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<strong>Die</strong> Entstehung <strong>des</strong> modernen Lohnarbeitsmarktes und die Ablösung alter Allokationsmechanismen<br />

ist untrennbar mit der Etablierung <strong>des</strong> Kapitalismus verknüpft,<br />

der „auf weithin selbständig handelnden, vor allem durch Marktbeziehungen<br />

verbundenen Wirtschaftsunternehmen auf der Grundlage privaten Besitzes<br />

und privater Verfügungsmacht über Kapital beruhte und der Produktion und dem<br />

Tausch von Gütern und Leistungen auf Märkten mit dem Ziel, Gewinn zu erwirtschafteten,<br />

diente“ (WEHLER 1989: 67). 21 Kennzeichnend für die industriekapitalistische<br />

Produktionsweise war die Ablösung bzw. Überlagerung einer traditionellen<br />

beruflichen Arbeitsteilung zwischen eigenständigen (Kleinst-)Produzenten<br />

durch eine technische Arbeitsteilung <strong>im</strong> (Groß)Betrieb. Somit ist es nicht verwunderlich,<br />

dass erst seit Mitte <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts (insbesondere ausgehend von der<br />

englischen Textilindustrie) Unternehmen bzw. Betriebe <strong>im</strong> modernen Sinn als<br />

Arbeitsnachfrager auftreten, die „zunächst neben ältere Formen organisierter<br />

wirtschaftlicher Aktivität (Verlag, Manufaktur, Zünfte) treten“ und diese schließlich<br />

nahezu gänzlich ablösen, wobei sich diese „neuen erwerbswirtschaftlichen<br />

Unternehmen [...] durch ihre klare Marktorientierung, die – vom Selbstverständnis<br />

her – Unbeschränktheit ihrer ökonomischen Aktivitäten durch staatliche Eingriffe<br />

und das Fußen auf dem freien Arbeitsvertrag“ auszeichnen (PLUMPE 1996: 51).<br />

Der Hinweis auf die konstituierende Bedeutung <strong>des</strong> „freien Arbeitsvertrages“ für<br />

das moderne Unternehmen verweist auf eine fundamentale Voraussetzung der<br />

modernen marktlichen Arbeitskräfteallokation, wie wir sie heute kennen: <strong>Die</strong><br />

Existenz einer erwerbswirtschaftlichen Arbeitsnachfrage ist untrennbar an die<br />

Herausbildung von „freien“ Arbeitsanbietern gekoppelt und basiert ideengeschichtlich<br />

vor allem auf der – aus der Begründung <strong>des</strong> Privateigentums und der<br />

Existenz <strong>des</strong> Gel<strong>des</strong> abgeleiteten – Arbeitstheorie von LOCKE (1983 [1690]: 63):<br />

„Ein freier Mensch macht sich dadurch zum Knecht eines anderen, daß er ihm für<br />

eine gewisse Zeit <strong>Die</strong>nste, die zu leisten er sich verpflichtet, gegen einen Lohn,<br />

den er dafür erhält, verkauft. Obwohl ihn dies gemeinhin der Familie seines Herrn<br />

[...] unterstellt, verleiht es dem Herrn doch nur eine vorübergehende Gewalt über<br />

ihn, die nicht größer ist, als es der zwischen ihnen geschlossene Vertrag besagt“<br />

21 Der Aufstieg <strong>des</strong> Kapitalismus in Europa und seine bis heute andauernde, weltweite Ausbreitung<br />

ist ein auf eine Vielzahl von in wechselseitiger Beziehung stehender Ursachen begründeter<br />

historischer Prozess, der hier unmöglich auch nur in Grundzügen darstellbar ist; einen Überblick<br />

zu den „Erfolgsbedingungen“ <strong>des</strong> Kapitalismus sowie umfangreiche Verweise auf<br />

entsprechende Quellen bietet WEHLER (1989: 59ff).

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