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Die Restrukturierung des Arbeitsmarktes im Übergang zur ...

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schaftlichen Normen und Rechten beruhen, sondern dass die Arbeitsteilung selbst<br />

ohne Regulierung sich nur schwerlich entwickelt“.<br />

Allein der Umstand, dass in einer Gesellschaft die Produktion arbeitsteilig erfolgt,<br />

lässt zunächst keine eindeutigen Rückschlüsse auf die konkrete Art der Allokation<br />

von Arbeitskraft zu. So existierten vormoderne marktliche Allokationsmechanismen,<br />

wie bspw. der Einsatz von Sklaven (vgl. zum Sklavenhandel in der Antike<br />

bspw. EGGEBRECHT et al. 1980: 95ff; <strong>im</strong> Mittelalter bspw. FICHTENAU 1994:<br />

486ff; ). Auch hat es vor der beginnenden Industrialisierung „freie“ Lohnarbeit<br />

gegeben; jedoch war diese i. d. R. auf wenige Branchen – bspw. <strong>im</strong> Bauhandwerk,<br />

<strong>im</strong> Bergbau oder bei der Tuchproduktion – beschränkt (EGER/WEISE 1998: 286f).<br />

Demgegenüber spielte in Deutschland18 seit dem Mittelalter und bis in das 19.<br />

Jahrhundert hinein eine <strong>im</strong> Wesentlichen nicht-marktliche Arbeitskräfteallokation<br />

die herausragende Rolle, die bspw. <strong>im</strong> Handwerk durch das Zunftsystem und in<br />

der Landwirtschaft durch „Erbuntertänigkeit“ oder „Leibeigenschaft“ erfolgte. 19<br />

„Ein Blick in die Geschichte zeigt [...], daß die heute ‚normale‘, in best<strong>im</strong>mter<br />

Weise regulierte Lohnarbeit eine relativ junge und eher ‚außergewöhnliche‘ Organisationsform<br />

von Arbeitsbeziehung ist. Historisch und über verschiedene<br />

Märkte betrachtet, variieren die rechtlich gewährten Verfügungsspielräume und<br />

die Durchsetzbarkeit von Ansprüchen <strong>im</strong> Rahmen von Arbeitsverhältnissen sowie<br />

die Marktgängigkeit <strong>des</strong> Faktors Arbeit: Vom staatlich unterstützten Sklavenhandel<br />

über best<strong>im</strong>mte periodische <strong>Die</strong>nstbarkeiten von Bevölkerungsgruppen – ob<br />

als bäuerliche Fronarbeit oder als Wehrdienst – bis hin zu ‚Spezialisten in goldenen<br />

Käfigen‘ reichen die Bandbreiten realer Arbeitsbeziehungen bzw. deren institutionelle<br />

Ausgestaltung“ (WEBER 1996: 1f). 20<br />

18 Der Begriff „Deutschland“ bezieht sich in diesem kurzen historischen Unterabschnitt nicht auf<br />

den bekanntlich erst ab 1871 existierenden Nationalstaat, sondern bezeichnet vielmehr einen in<br />

sich durchaus heterogenen, allerdings dennoch durch eine gemeinsame Kulturgeschichte definierten<br />

Raum (<strong>zur</strong> Begriffsproblematik vgl. bspw. DANN 1996: 32f).<br />

19 Hier gab es allerdings deutliche regionale Unterschiede bspw. zwischen West- und Ostdeutschland<br />

oder aber zwischen städtischen und ländlichen Gebieten; vgl. <strong>zur</strong> heterogenen und<br />

wechselvollen sozioökonomischen Entwicklung in Deutschland WEHLER (1989).<br />

20 <strong>Die</strong>s bedeutet aber auch, dass die Allokation von Arbeitskraft nicht nur historisch wandelbar<br />

ist. Zum einen existieren darüber hinaus kulturelle Unterschiede zwischen Gesellschaften; zum<br />

anderen gibt es innerhalb einer Gesellschaft nicht nur einen einzigen Allokationsmechanismus,<br />

sondern gleichzeitig wirken in unterschiedlichen Sphären verschiedene Mechanismen. Zwar<br />

dominiert in den modernen Industriegesellschaften der Markt für abhängige Lohnarbeit, jedoch<br />

bestehen weiterhin parallel dazu auch alternative Allokationsformen, wie etwa <strong>im</strong> Bereich der<br />

sogenannten „informellen Arbeit“ (vgl. dazu ERLINGHAGEN 2000).

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