Die Restrukturierung des Arbeitsmarktes im Übergang zur ...

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- 52 - „RREEMM“; vgl. LINDENBERG 1990). Folglich ist das empirisch zu beobachtende Arbeitsmarktgeschehen Ergebnis der Handlungen von in Rahmenbedingungen eingebetteten Akteuren, die gleichzeitig mit dem Handeln anderer Akteure verbunden sind. Der Arbeitsmarkt als soziales System zur Allokation knapper Ressourcen kann daher nur verstanden werden, wenn das dazu verwendete soziologische Erklärungsmodell die Interdependenzen einerseits zwischen Rahmenbedingung und Akteur und andererseits zwischen den Akteuren selbst berücksichtigt. Ein adäquates Instrument zur Analyse sozialer Prozesse bietet die „Rational Choice Theorie“ mit ihrem typischen „Grundmodell soziologischer Erklärung“ (vgl. COLEMAN 1991: 9ff; ESSER 1999b: 14ff). Der Kern dieses Erklärungsmodells liegt in seinem „analytischen Primat“, wonach „a sociologist should be interested in how society works, and an anlysis [...] should be considered sociological only if it points to the influence of social conditions [...]“ (WIPPLER/LINDENBERG 1987: 137). Bezieht sich die Analyse demnach auf kollektive Phänomene, verlässt die Erklärung für diese Phänomene – gemäß dem „theoretischen Primat“ – (vgl. ebenfalls WIPPLER/LINDENBERG 1987) die kollektive zu Gunsten der individuellen Ebene: „Erst auf dieser Ebene finden sich – wenn überhaupt – ‚allgemeine‘ und ‚kausale‘ Gesetze, die ja für eine korrekte Erklärung unerläßlich sind: die Gesetze der Selektion des Handelns“ (ESSER 1999b: 15). 13 Abbildung 1 stellt das „Grund- modell soziologischer Erklärung“ des Rational-Choice-Ansatzes dar. Das analytische Interesse liegt dabei auf einer Darstellung der Veränderungen zwischen zwei gesellschaftlichen Zuständen (Soziale Situation 1 und 2). Diese Veränderungen auf der Makroebene (Beziehung 4 in Abbildung 1) können aber nur erklärt werden, wenn das individuelle Handeln der Akteure auf der Mikroebene berücksich- tigt wird. Dies geschieht in drei Schritten: Zunächst ist mit Hilfe sogenannter „Brückenhypothesen“ die individuelle Interpretation der sozialen Situation durch den Akteur zu erfassen (Beziehung 1). Diesen Brückenhypothesen muss eine Handlungstheorie folgen, die Aussagen darüber macht, wie die Akteure in der durch sie definierten Situation (re)agieren (Beziehung 2). Schließlich müssen noch „Transformationsregeln“ formuliert werden, wie die individuellen Handlungen zur Veränderung sozialer Phänomene ‚kumulieren‘ (Beziehung 3) (vgl. ESSER 1999b: 15; WIPPLER/LINDENBERG 1987: 148f). 13 „[F]unctional analysis, as a method, is not the same thing as functional theory. And if we are all functional analysts, we are certainly not all functional theorists“ (HOMANS 1964: 811).

- 53 - Abbildung 1: Das Grundmodell soziologischer Erklärung Soziale Situation 1 1 3 2 Akteur Quelle: ESSER (1999b: 17); eigene Darstellung Handlung Durch eine schlichte „Verkettung“ dieses einfachen Grundmodells bekommt man darüber hinaus ein Erklärungsmodell für soziale Prozesse (Abbildung 2). Gesellschaftlicher Wandel resultiert dabei zum einen aus dem Handeln der gesellschaftlichen Akteure selbst (endogene Ursachen), zum anderen aber auch durch von außen einwirkende exogene Ursachen. Abbildung 2: Die soziologische Erklärung sozialer Prozesse Exogene Ursachen Exogene Ursachen Quelle: ESSER (1999b: 18); eigene Darstellung 4 Exogene Ursachen Soziale Situation 2 Exogene Ursachen 1.2.2 Einbettung vs. Einbindung Soziale Prozesse sind verständlicherweise wesentlich komplexer, als sie in dem skizzierten Grundmodell soziologischer Erklärung erscheinen. „Menschliche Akteure handeln immer im Kontext einer engeren und weiteren sozialen Umgebung. Diese Einbettung der Akteure in soziale Gebilde und Interaktionssysteme, sowie die Einbettung dieser sozialen Gebilde und Interaktionssysteme in weitere soziale Zusammenhänge kann ebenfalls leicht in die Logik des Modells der soziologischen Erklärung [der Rational Choice Theorie; M. E.) integriert werden. Die verschiedenen sozialen Gebilde und Interaktionssysteme bilden dabei eine

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„RREEMM“; vgl. LINDENBERG 1990). Folglich ist das empirisch zu beobachtende<br />

Arbeitsmarktgeschehen Ergebnis der Handlungen von in Rahmenbedingungen<br />

eingebetteten Akteuren, die gleichzeitig mit dem Handeln anderer Akteure verbunden<br />

sind. Der Arbeitsmarkt als soziales System <strong>zur</strong> Allokation knapper Ressourcen<br />

kann daher nur verstanden werden, wenn das dazu verwendete soziologische<br />

Erklärungsmodell die Interdependenzen einerseits zwischen Rahmenbedingung<br />

und Akteur und andererseits zwischen den Akteuren selbst berücksichtigt.<br />

Ein adäquates Instrument <strong>zur</strong> Analyse sozialer Prozesse bietet die „Rational Choice<br />

Theorie“ mit ihrem typischen „Grundmodell soziologischer Erklärung“ (vgl.<br />

COLEMAN 1991: 9ff; ESSER 1999b: 14ff). Der Kern dieses Erklärungsmodells<br />

liegt in seinem „analytischen Pr<strong>im</strong>at“, wonach „a sociologist should be interested<br />

in how society works, and an anlysis [...] should be considered sociological only if<br />

it points to the influence of social conditions [...]“ (WIPPLER/LINDENBERG 1987:<br />

137). Bezieht sich die Analyse demnach auf kollektive Phänomene, verlässt die<br />

Erklärung für diese Phänomene – gemäß dem „theoretischen Pr<strong>im</strong>at“ – (vgl.<br />

ebenfalls WIPPLER/LINDENBERG 1987) die kollektive zu Gunsten der individuellen<br />

Ebene: „Erst auf dieser Ebene finden sich – wenn überhaupt – ‚allgemeine‘ und<br />

‚kausale‘ Gesetze, die ja für eine korrekte Erklärung unerläßlich sind: die Gesetze<br />

der Selektion <strong>des</strong> Handelns“ (ESSER 1999b: 15). 13 Abbildung 1 stellt das „Grund-<br />

modell soziologischer Erklärung“ <strong>des</strong> Rational-Choice-Ansatzes dar. Das analytische<br />

Interesse liegt dabei auf einer Darstellung der Veränderungen zwischen zwei<br />

gesellschaftlichen Zuständen (Soziale Situation 1 und 2). <strong>Die</strong>se Veränderungen<br />

auf der Makroebene (Beziehung 4 in Abbildung 1) können aber nur erklärt werden,<br />

wenn das individuelle Handeln der Akteure auf der Mikroebene berücksich-<br />

tigt wird. <strong>Die</strong>s geschieht in drei Schritten: Zunächst ist mit Hilfe sogenannter<br />

„Brückenhypothesen“ die individuelle Interpretation der sozialen Situation durch<br />

den Akteur zu erfassen (Beziehung 1). <strong>Die</strong>sen Brückenhypothesen muss eine<br />

Handlungstheorie folgen, die Aussagen darüber macht, wie die Akteure in der<br />

durch sie definierten Situation (re)agieren (Beziehung 2). Schließlich müssen<br />

noch „Transformationsregeln“ formuliert werden, wie die individuellen Handlungen<br />

<strong>zur</strong> Veränderung sozialer Phänomene ‚kumulieren‘ (Beziehung 3) (vgl. ESSER<br />

1999b: 15; WIPPLER/LINDENBERG 1987: 148f).<br />

13 „[F]unctional analysis, as a method, is not the same thing as functional theory. And if we are<br />

all functional analysts, we are certainly not all functional theorists“ (HOMANS 1964: 811).

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