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Die Restrukturierung des Arbeitsmarktes im Übergang zur ...

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rational handelnden Nutzenmax<strong>im</strong>ierers könnte die Allokation knapper Ressourcen<br />

mit Hilfe <strong>des</strong> Preismechanismus nicht gelingen.<br />

Abgesehen von den irrealen Annahmen der „Vollständigen Konkurrenz“ ist die<br />

Vorstellung vom Menschen als „homo oeconomicus“ der zentrale Kritikpunkt an<br />

der neoklassischen Theorie, weil die Marktakteure demnach – so die Kritiker – als<br />

bindungslose und <strong>im</strong> wahren Wortsinn asoziale Individuen verstanden würden.<br />

<strong>Die</strong>sem Menschenbild wird der „homo sociologicus“ entgegen gesetzt<br />

(DAHRENDORF 1977; kritisch dazu TENBRUCK 1961; vgl. auch CLAESSENS 1963).<br />

Demnach richte sich das Handeln der Individuen nicht nach ihren eigenen, unabhängig<br />

getroffenen Entscheidungen, sondern nach den an sie von der „Gesellschaft“<br />

gestellten Verhaltenserwartungen gemäß ihrer jeweils auszuführenden<br />

sozialen Rolle. „For about a century two models of man coexistes side by side: the<br />

homo oeconomicus and the homo sociologicus. The former is an all-informed,<br />

strongly consumption-oriented max<strong>im</strong>izer, the latter is a socialized, norm-oriented<br />

conformer. Although these two models are very different, they strongly depended<br />

on each other due to the fact that economics and sociology were locked into a<br />

curious division of labor in which economics would take the ‚rational‘ or ‚logical‘<br />

side of man and sociology would take the (complementary) ‚non-logical‘ side [...]:<br />

tidy models and rational bahaviour for economics, non-rational behaviour and<br />

messy social reality for sociology“ (LINDENBERG 1990: 728f).<br />

Bei näherer Betrachtung kann man die beiden konkurrierenden Menschenbilder<br />

letztlich als eine Auseinandersetzung um die „Freiwilligkeit“ <strong>des</strong> Tauschprozesses<br />

verstehen: Während der „homo oeconomicus“ seine Tauschentscheidungen vollständig<br />

freiwillig und unabhängig von gesellschaftlichen Zwängen vollzieht,<br />

geschieht dies be<strong>im</strong> „homo sociologicus“ vollständig unfreiwillig in Abhängigkeit<br />

von den durch seine soziale Rolle determinierten gesellschaftlichen Verhaltenserwartungen.<br />

Der Begriff „Freiwilligkeit“ ist jedoch kein eindeutiger Begriff und<br />

somit als Unterscheidungskriterium in keinem Fall brauchbar. Was als freiwilliges<br />

Verhalten akzeptiert ist und was nicht, unterliegt der rein subjektiven Einschätzung<br />

<strong>des</strong> Betrachters. Somit stellen weder „homo oeconomicus“ noch „homo<br />

sociologicus“ für sich allein ein adäquates Leitbild für eine an Interdisziplinarität<br />

und an der Überwindung zwischen Makro- und Mikroperspektive interessierte<br />

Sozialforschung bereit. Statt <strong>des</strong>sen bietet sich hier eine Kontinuumslösung an, in<br />

dem man unterschiedliche Grade von Freiheit unterscheiden, nicht aber prinzi-

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