Die Restrukturierung des Arbeitsmarktes im Übergang zur ...

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- 48 - (2) Faktorspezifität Unter Faktorspezifität versteht man den Umfang von transaktionsspezifischen Investitionen. Je eingeschränkter die alternative Nutzung einer für eine bestimmte Transaktion getätigten Investition ist, desto höher ist die Spezifität dieser Investition. Nach WILLIAMSON (1990: 63) lassen sich hierbei vier verschiedene Arten der Faktorspezifität unterscheiden: Standortspezifität, Spezifität des Sachkapitals, Spezifität des Humankapitals und zweckgebundene Sachwerte. Zunehmende Spezifität erhöht die Transaktionskosten, weil sich die gegenseitigen Abhängigkeiten und Sicherungsbedürfnisse zwischen den beiden Kontraktpartnern erhöhen, da im Extremfall bspw. der Besteller der einzige Abnehmer und der Lieferant der einzige Hersteller einer spezifischen Leistung ist. So erhöhen bspw. arbeitnehmerseitige Investitionen in betriebsspezifisches Humankapital insgesamt die Faktorspezifität der Arbeitskraft. (3) Häufigkeit Schließlich hat auch die Transaktionshäufigkeit einen Einfluss auf die Höhe der Transaktionskosten, wobei dieses Kriterium nur bei einer gemeinsamen und abwägenden Betrachtung von Transaktions- und Produktionskosten verständlich ist. Letztendlich geht es bei der Betrachtung der Transaktionshäufigkeit um eine Einschätzung, ob bei einer bestimmten Produktionsorganisation entstehende Verbund- oder aber Größenvorteile eventuelle Sicherungskosten rechtfertigen oder aber nicht. „Es bedarf einer Aufstellung der Tradeoffmöglichkeiten, um die Auswirkungen alternativer Organisationsweisen auf die Produktionskosten und auf die Kontroll- und Überwachungskosten gleichzeitig erfassen zu können“ (WILLIAMSON 1990: 69). 1.1.4 Zielgerichtetheit Begrenzte Rationalität unter der Annahme von Informationsmängeln führt keinesfalls zu blindem, unreflektiertem Handeln. Vielmehr zwingt der Umstand, nicht alles zu wissen bzw. dass Informationsbeschaffung mit Kosten verbunden ist, die agierenden Individuen dazu, zukünftige Risiken und ihnen dabei drohende Verluste oder aber winkende Gewinne abzuschätzen und daran ihr Handeln auszurichten. Folglich wird sich das Handeln zwar nicht an ‚Wissen‘ wohl aber an ‚Erwartungen‘ orientieren (müssen): „Erwartungen informieren über Folgen der Selektion bestimmter Alternativen im Rahmen der gegebenen Restriktionen und

- 49 - Regelungen“ (ESSER 1999a: 224). Eine Grundregel der Selektion ist, dass die Handlungsalternative bevorzugt wird, die den Erfolg zu maximieren verspricht; das an Erwartungen ausgerichtete Handeln (objektiv) begrenzt rationaler Individuen bleibt dennoch zielgerichtet – und damit (subjektiv) rational. „Daß vieles üblicherweise als nicht rational oder irrational bezeichnet wird, liegt [...] einfach daran, weil die Betrachter nicht die Sichtweise des Akteurs entdeckt haben, von der aus die Handlung rational ist“ (COLEMAN 1991: 22). Rationalität bedeutet folglich nicht ‚objektive‘ Rationalität wohl aber intendiert zielgerichtetes, der subjektiven „Situationslogik“ angepasstes Handeln (POPPER 1980: 123). Informationsmängel, Faktorspezifität und Häufigkeit und die dadurch beeinflusste Höhe von Transaktionskosten sind somit Determinanten der Situationslogik, an der sich das Handeln der Akteure ausrichtet. Das Postulat der Zielgerichtetheit gilt jedoch nur, solange die Wechselwirkung zwischen individuellem Handeln und sozialem System – wie hier beabsichtigt – untersucht werden soll. Eine vergleichende Analyse unterschiedlicher sozialer Systeme (also beispielsweise des deutschen und niederländischen Arbeitsmarktes auf Systemebene) kann sich hierauf ebenso wenig beziehen wie eine psychologische Analyse betriebsschädigenden Verhaltens einzelner Arbeitnehmer. In beiden Fällen gilt das Untersuchungsinteresse der „Organisation“: einmal der institutio- nellen Organisation des Arbeitsmarktes, einmal der Organisation der menschlichen Psyche. „The appropriate theoretical strategy for sociology [...] is not to discard notions of purpose, goal-directedness, and homeostasis (as is true in causal analyses that remain the social system level), but to limit the employment to the level of actors in the social system – not positing them for the system itself.“ (COLEMAN 1986: 1312). 1.1.5 Individuum und Gesellschaft als Figurationen Basis der neoklassischen (Arbeits)Markttheorie ist – neben der oben bereits erläuterten Voraussetzung eines funktionierenden Preismechanismus – das Verständnis des Menschen als „homo oeconomicus“ (vgl. dazu bspw. die Beiträge in BIERVERT/HELD 1991). „Der homo oeconomicus besitzt die Fähigkeit, als rational handelndes Individuum aus einer Vielzahl von Alternativen stets jene zu wählen, die in seiner eindeutig definierten Präferenzordnung den höchsten Rang einnimmt“ (SESSELMEIER/BLAUERMEL 1997: 45). Ohne die Annahme eines solchen

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(2) Faktorspezifität<br />

Unter Faktorspezifität versteht man den Umfang von transaktionsspezifischen<br />

Investitionen. Je eingeschränkter die alternative Nutzung einer für eine best<strong>im</strong>mte<br />

Transaktion getätigten Investition ist, <strong>des</strong>to höher ist die Spezifität dieser Investition.<br />

Nach WILLIAMSON (1990: 63) lassen sich hierbei vier verschiedene Arten der<br />

Faktorspezifität unterscheiden: Standortspezifität, Spezifität <strong>des</strong> Sachkapitals,<br />

Spezifität <strong>des</strong> Humankapitals und zweckgebundene Sachwerte. Zunehmende<br />

Spezifität erhöht die Transaktionskosten, weil sich die gegenseitigen Abhängigkeiten<br />

und Sicherungsbedürfnisse zwischen den beiden Kontraktpartnern erhöhen,<br />

da <strong>im</strong> Extremfall bspw. der Besteller der einzige Abnehmer und der Lieferant der<br />

einzige Hersteller einer spezifischen Leistung ist. So erhöhen bspw. arbeitnehmerseitige<br />

Investitionen in betriebsspezifisches Humankapital insgesamt die Faktorspezifität<br />

der Arbeitskraft.<br />

(3) Häufigkeit<br />

Schließlich hat auch die Transaktionshäufigkeit einen Einfluss auf die Höhe der<br />

Transaktionskosten, wobei dieses Kriterium nur bei einer gemeinsamen und abwägenden<br />

Betrachtung von Transaktions- und Produktionskosten verständlich ist.<br />

Letztendlich geht es bei der Betrachtung der Transaktionshäufigkeit um eine<br />

Einschätzung, ob bei einer best<strong>im</strong>mten Produktionsorganisation entstehende<br />

Verbund- oder aber Größenvorteile eventuelle Sicherungskosten rechtfertigen<br />

oder aber nicht. „Es bedarf einer Aufstellung der Tradeoffmöglichkeiten, um die<br />

Auswirkungen alternativer Organisationsweisen auf die Produktionskosten und<br />

auf die Kontroll- und Überwachungskosten gleichzeitig erfassen zu können“<br />

(WILLIAMSON 1990: 69).<br />

1.1.4 Zielgerichtetheit<br />

Begrenzte Rationalität unter der Annahme von Informationsmängeln führt keinesfalls<br />

zu blindem, unreflektiertem Handeln. Vielmehr zwingt der Umstand,<br />

nicht alles zu wissen bzw. dass Informationsbeschaffung mit Kosten verbunden<br />

ist, die agierenden Individuen dazu, zukünftige Risiken und ihnen dabei drohende<br />

Verluste oder aber winkende Gewinne abzuschätzen und daran ihr Handeln aus<strong>zur</strong>ichten.<br />

Folglich wird sich das Handeln zwar nicht an ‚Wissen‘ wohl aber an<br />

‚Erwartungen‘ orientieren (müssen): „Erwartungen informieren über Folgen der<br />

Selektion best<strong>im</strong>mter Alternativen <strong>im</strong> Rahmen der gegebenen Restriktionen und

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