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Die Restrukturierung des Arbeitsmarktes im Übergang zur ...

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Sichtweise gewählt wird, heben sich die scheinbar klaren Unterschiede zwischen<br />

Transfer und Tausch auf. „Einseitige Tauschbeziehungen sind durch altruistische<br />

Transfers gekennzeichnet. Das bedeutet aber nicht, daß sie <strong>des</strong>halb einem rationalen<br />

Kalkül unzugänglich wären. Denn auch Systeme einseitiger Tauschbeziehungen<br />

weisen durchaus Elemente von Gegenseitigkeit auf, allerdings nur indirekt<br />

über längere Transferketten vermittelt“ (KAPPELHOFF 1993: 39). Unter dieser<br />

Prämisse ist der Begriff „Transfer“ durch „Investition“ zu ersetzen. Folglich ist<br />

eine Investition als eine spezielle Form <strong>des</strong> langfristigen und daher mehr oder<br />

weniger unsicheren Tausches zu verstehen und kann daher sowohl in einem statischen<br />

als auch in einem dynamischen Modell verwendet werden. 7 Mit anderen<br />

Worten: Tausch und Investition sind lediglich die beiden Seiten ein und derselben<br />

Medaille. Der <strong>Übergang</strong> zwischen beiden Transaktionsformen ist fließend: Ob<br />

etwas als Tausch oder aber als Investition verstanden wird, hängt von dem zeitli-<br />

chen Bezugsrahmen ab, der vom Betrachter gewählt wird. Genau in diesem Punkt<br />

geht das Prinzip der Reziprozität über eine Theorie <strong>des</strong> Markttausches hinaus.<br />

Letztere betrachtet sämtliche Tauschakte als eigenständig, unabhängig und in sich<br />

abgeschlossene Transaktionen. Demgegenüber ist für Reziprozitätsbeziehungen<br />

charakteristisch, „daß sich das Vorteilskalkül nicht auf einzelne Transaktionen<br />

sondern auf eine ganze – in der Regel in die Zukunft hinein offene – Sequenz von<br />

Transaktionen bezieht. Typisch ist hier eine mehr oder minder ausgeprägte Toleranz<br />

gegenüber zeitweiligen Ungleichgewichten in der ‚Leistungsbilanz‘ und die<br />

Bereitschaft zu solchen Vorleistungen ist dabei vom Vertrauen in die Kooperationswilligkeit<br />

<strong>des</strong> anderen abhängig, ein Vertrauen, das eine rückblickende und<br />

eine vorausschauende Komponente hat.“ (VANBERG 1987: 274f). Aufgrund dieses<br />

zeitlichen Bezuges von Reziprozitätsbeziehungen ist das Wissen um die Vergangenheit<br />

und das Aufstellen von Prognosen über die Zukunft für die Transaktionspartner<br />

von entscheidender Bedeutung.<br />

1.1.3 Opportunismus und begrenzte Rationalität<br />

Unter der neoklassischen Annahme der Vollständigen Konkurrenz wäre die Frage,<br />

ob eine Transaktion als Tausch oder Investition zu verstehen ist, kaum mehr als<br />

7 Dass eventuell keine Gegenleistung für eine Leistung erbracht wird oder aber, dass die Qualität<br />

der Gegenleistung nicht den Erwartungen entspricht, ändert <strong>im</strong> Übrigen nichts an der Tatsache,<br />

dass es sich – der Absicht nach – um eine Tauschaktion handelt.

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