Die Restrukturierung des Arbeitsmarktes im Übergang zur ...
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- 338 - Arbeitsmarktes weder von einer Beschleunigung des angeblich „verhärteten“ Arbeitsmarktes um jeden Preis noch von einer Anpassung der Arbeitsmarktinstitutionen an einen angeblich an Bedeutung gewinnenden „entstrukturierten Turbo- Arbeitsmarkt“ abhängt. Vielmehr steht und fällt eine solche Sicherung mit einer intelligenten Regulierungspolitik, die sich gleichzeitig um eine Stimulierung und Begrenzung von Mobilität bemühen muss. Um in Zukunft ausreichend stabile Beschäftigungsverhältnisse und gleichzeitig eine genügend hohe zwischenbetriebliche Mobilität zu gewährleisten, ergeben sich unter Berücksichtigung der theoretischen wie empirischen Befunde der vorliegenden Arbeit drei wesentliche politische Forderungen: 1.) Qualifizierung verstärken 2.) Vereinbarkeit von Erwerbs- und Eigenarbeit vorantreiben 3.) Soziales Sicherungssystem bewahren 5.3.1 Qualifizierung verstärken Die hier vorgelegten Ergebnisse haben gezeigt, dass sich bis zur Mitte der 1990er Jahre die Arbeitsmarktsituation von Geringqualifizierten im Zeitverlauf deutlich verschlechtert hat, wobei zusätzlich eine weitere Polarisierung innerhalb der ohnehin benachteiligten Gruppe der Ungelernten zu beobachten ist. Es steht zu befürchten, dass sich diese doppelte Polarisierung im Laufe der zweiten Hälfte der 1990er Jahre weiter verschärft hat. Diese verschärfte Polarisierung ist nicht nur eine wesentliche arbeitsmarkt- und sozialpolitische Herausforderung. Auch die Betriebe werden sich in Zukunft nicht der Notwendigkeit eines nachhaltigeren Umgangs mit der Arbeitskraft ihrer Beschäftigten verschließen können, sei es, weil geeignete Bewerber immer rarer und dadurch auch teurer werden, sei es, weil man am Ende doch wird erkennen müssen, dass die angeblich so hohen Sozialabgaben eben auch eine Folge des kurzsichtigen Umgangs mit dem Arbeitsvermögen der Beschäftigten gewesen ist. Wer nicht ausbildet, darf sich nicht über den Mangel an qualifizierten Stellenbewerbern und gleichzeitig über die wachsenden Beiträge zu den Sozialversicherungen bzw. die zunehmende Steuerlast wundern. Und auch die in den letzten Jahren sich mehr und mehr realisierende Hoffnung der Arbeitgeber auf einen langsamen Ausstieg aus der paritätischen Finanzierung der Sozialversicherungssysteme wird letztendlich nicht weiterführen. Die entstehenden sozialen Kosten – ob als arbeitgeberseitiger Beitrag zur Arbeitslosenversi-
- 339 - cherung, als Steuerlast zur Finanzierung von Gefängnissen, als Kosten für private Sicherheitsdienste oder aber als Gewinnverluste durch „mangelnde Konsumbereitschaft“ – werden am Ende auch von den Betrieben zu tragen sein. Nachhaltiger Umgang mit Humanressourcen steht folglich nicht nur wegen der zu erwartenden demographischen Entwicklung auf der Agenda. Sowohl für die Arbeitsanbieter als auch in wachsendem Maße für die Arbeitsnachfrager ist eine entscheidende Frage, wie die möglichst dauerhafte Verwertbarkeit von Arbeitskraft gesichert werden kann, wenn einerseits grundlegende Basisqualifikationen wichtiger werden und gleichzeitig der Wissensbestand quantitativ zunimmt und damit gleichzeitig eine schnelle „Veralterung“ bereits erlangten „Wissens“ einhergeht. Wenn es um die Vermittlung von Basiswissen und Basisqualifikationen für möglichst breite Bevölkerungsteile geht, ist nach wie vor in erster Linie das staatlich finanzierte Bildungssystem gefragt, das neben Schulen und Universitäten auch die institutionelle Kinderbetreuung umfasst. Nicht zuletzt die im internationalen Schulleistungsvergleich PISA aufgezeigten Defizite machen deutlich, dass in Deutschland in diesem Bereich ein wesentlicher Nachholbedarf besteht (SMOLKA 2002). Auch die in jüngerer Zeit wachsende Zahl von Schulabgängern ohne Abschluss (STATISTISCHES BUNDESAMT 2002) macht die Notwendigkeit verstärkter Anstrengungen gerade im Bereich der Primärbildung besonders deutlich. Dabei darf es allerdings nicht allein um die Vermittlung von „Allgemeinbildung“ gehen, sondern wichtig scheint hier insbesondere in Bezug auf das Ziel des „lebenslan- gen Lernens“ zu sein, dass Kinder und Jugendliche überhaupt lernen, wie man lernt. Und schließlich muss gerade in diesem Bereich die Finanzierungsbasis durch ein ausreichend hohes und sozial gerecht verteiltes Steueraufkommen gesi- chert werden. Auch wenn der Anteil der Beschäftigten mit akademischer Ausbildung in den vergangenen 20 Jahren gestiegen ist und wohl auch noch weiter anwachsen wird, darf nicht verkannt werden, dass in Deutschland insbesondere der betrieblichen Berufsausbildung nach wie vor eine überragende Bedeutung zukommt (BOSCH 2001b). In der Vergangenheit wurde vor allem im Zusammenhang mit der „Entberuflichungs-These“ dem dualen Ausbildungssystem in Deutschland wiederholt das Totenglöckchen geläutet (GEIßLER 1991; KERN/SABEL 1994; BAETHGE/BATRHGE-KINSKY 1998), ohne dass sich jedoch ein dramatischer Bedeutungsverlust bislang empirisch hätte nachweisen lassen: „Insbesondere das
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<strong>Arbeitsmarktes</strong> weder von einer Beschleunigung <strong>des</strong> angeblich „verhärteten“<br />
<strong>Arbeitsmarktes</strong> um jeden Preis noch von einer Anpassung der Arbeitsmarktinstitutionen<br />
an einen angeblich an Bedeutung gewinnenden „entstrukturierten Turbo-<br />
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intelligenten Regulierungspolitik, die sich gleichzeitig um eine St<strong>im</strong>ulierung und<br />
Begrenzung von Mobilität bemühen muss. Um in Zukunft ausreichend stabile<br />
Beschäftigungsverhältnisse und gleichzeitig eine genügend hohe zwischenbetriebliche<br />
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theoretischen wie empirischen Befunde der vorliegenden Arbeit drei wesentliche<br />
politische Forderungen:<br />
1.) Qualifizierung verstärken<br />
2.) Vereinbarkeit von Erwerbs- und Eigenarbeit vorantreiben<br />
3.) Soziales Sicherungssystem bewahren<br />
5.3.1 Qualifizierung verstärken<br />
<strong>Die</strong> hier vorgelegten Ergebnisse haben gezeigt, dass sich bis <strong>zur</strong> Mitte der 1990er<br />
Jahre die Arbeitsmarktsituation von Geringqualifizierten <strong>im</strong> Zeitverlauf deutlich<br />
verschlechtert hat, wobei zusätzlich eine weitere Polarisierung innerhalb der<br />
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1990er Jahre weiter verschärft hat. <strong>Die</strong>se verschärfte Polarisierung ist nicht nur<br />
eine wesentliche arbeitsmarkt- und sozialpolitische Herausforderung. Auch die<br />
Betriebe werden sich in Zukunft nicht der Notwendigkeit eines nachhaltigeren<br />
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weil geeignete Bewerber <strong>im</strong>mer rarer und dadurch auch teurer werden, sei es, weil<br />
man am Ende doch wird erkennen müssen, dass die angeblich so hohen Sozialabgaben<br />
eben auch eine Folge <strong>des</strong> kurzsichtigen Umgangs mit dem Arbeitsvermögen<br />
der Beschäftigten gewesen ist. Wer nicht ausbildet, darf sich nicht über den<br />
Mangel an qualifizierten Stellenbewerbern und gleichzeitig über die wachsenden<br />
Beiträge zu den Sozialversicherungen bzw. die zunehmende Steuerlast wundern.<br />
Und auch die in den letzten Jahren sich mehr und mehr realisierende Hoffnung<br />
der Arbeitgeber auf einen langsamen Ausstieg aus der paritätischen Finanzierung<br />
der Sozialversicherungssysteme wird letztendlich nicht weiterführen. <strong>Die</strong> entstehenden<br />
sozialen Kosten – ob als arbeitgeberseitiger Beitrag <strong>zur</strong> Arbeitslosenversi-