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Die Restrukturierung des Arbeitsmarktes im Übergang zur ...

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5.1 Der westdeutsche Arbeitsmarkt zwischen öffentlicher Wahrnehmung<br />

und empirischer Realität<br />

5.1.1 Mythos „entstrukturierter Turbo-Arbeitsmarkt“<br />

In den vergangenen 20 Jahren ist die soziologische Arbeitsmarktforschung in<br />

Deutschland vor allem durch zwei Annahmen geprägt gewesen. Zum einen wird<br />

be<strong>im</strong> <strong>Übergang</strong> von der „alten“ Industriegesellschaft in die „neue“ <strong>Die</strong>nstleistungsgesellschaft<br />

mit einer generellen Beschleunigung <strong>des</strong> Arbeitsmarktgeschehens<br />

gerechnet („Beschleunigungs-These“). In Folge <strong>des</strong>sen müsse die Stabilität<br />

von Beschäftigungsverhältnissen sinken, die Mobilität der Beschäftigten auf dem<br />

Arbeitsmarkt müsse zunehmen und das Risiko der Arbeitslosigkeit werde verallgemeinert<br />

(„Turbo-Arbeitsmarkt“). Neben dieser generellen Beschleunigung wird<br />

<strong>im</strong> Zuge einer fortschreitenden Individualisierung und damit verknüpfter „reflexiver<br />

Modernisierung“ von einer wachsenden „Entstrukturierung“ <strong>des</strong> <strong>Arbeitsmarktes</strong><br />

ausgegangen („Entstrukturierungs-These“). Beschäftigungschancen und -<br />

risiken, die in der überkommenen Industriegesellschaft noch eindeutig nach best<strong>im</strong>mten<br />

sozio-ökonomischen Merkmalen ungleich zwischen den Individuen<br />

verteilt gewesen sind, würden <strong>im</strong> Zuge <strong>des</strong> <strong>Übergang</strong>s <strong>zur</strong> <strong>Die</strong>nstleistungsgesellschaft<br />

ihre Bedeutung als Best<strong>im</strong>mungsfaktoren für das Arbeitsmarktgeschehen<br />

einbüßen. <strong>Die</strong>ser Nivellierungsprozess führe dazu, dass Faktoren, die früher bspw.<br />

die Beschäftigungsstabilität eindeutig best<strong>im</strong>mt hätten, zusehends an Erklärungskraft<br />

verlören (vgl. bspw. BECK 1986, 1997b; MUTZ et al. 1995; BONß 1999;<br />

CASTELLS 1996; RIFKIN 1996; BAUMAN 1998; GORZ 1998; SENNETT 1998).<br />

In der Tat gibt es Argumente, die die Existenz eines „entstrukturierten Turbo-<br />

<strong>Arbeitsmarktes</strong>“ durchaus plausibel erscheinen lassen. So ist eine veränderte<br />

Nachfrage nach Arbeit durch einen Wandel der Betriebsstruktur, eine wachsende<br />

Tertiarisierung sowie eine Zerlegung und Virtualisierung von Unternehmen zu<br />

erwarten. Im Zusammenhang mit dem gleichzeitig wachsenden internationalen<br />

Wettbewerbsdruck scheint es durchaus denkbar, dass zunehmende Flexibilitätsanforderungen<br />

mit vermehrten Einstellungen und Entlassungen begegnet werden<br />

könnte. <strong>Die</strong>s ist insbesondere dann zu erwarten, wenn ähnlichen Veränderungstendenzen<br />

auf der Arbeitsangebotsseite in die selbe Richtung weisen. So scheint<br />

durch die zunehmende „Pluralisierung von Lebensformen“ das Arbeitsmarktgeschehen<br />

zusätzlich zu den Veränderungen auf der Nachfrageseite auch aus Rich-

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