Die Restrukturierung des Arbeitsmarktes im Übergang zur ...

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- 310 - wechsel oder auf Übergänge in Qualifizierungsphasen verursacht worden sein dürften. Andererseits finden wir die zu erwartenden dramatischen Auswirkung der zwischen den 1980er und 1990er Jahren ausgeweiteten Praxis der „Vorruhestandsarbeitslosigkeit“. Insofern verbirgt sich hinter beiden Phänomen wohl eher kein Trend zur sozialen Ausgrenzung. • Bei der qualifikationsspezifischen Auswertung der Analyseergebnisse gibt es Anhaltspunkte für eine im Zeitverlauf auftretende doppelte Polarisierung innerhalb der Gruppe der Geringqualifizierten. Einerseits erhöht sich generell das Arbeitslosigkeits- und z. T. auch das Langzeitarbeitslosigkeitsrisiko für diese Beschäftigten. Andererseits scheint auch – ähnlich den deskriptiven Befunden – zunehmend eine Spaltung quer durch die Gruppe der Ungelernten zu verlaufen. Ein gewisser Teil dieser Personen hat auch in der Dienstleistungsgesellschaft zumindest gleichbleibende wenn nicht sogar verbesserte Beschäftigungschancen, während ein anderer (größerer?) Teil dieses Klientels die Verlierer des Transformationsprozesses zu sein scheinen. Demgegenüber haben Akademiker einerseits ihre Betriebsbindungen stabilisiert und andererseits darüber hinaus weiterhin ein signifikant geringeres Arbeitslosigkeitsrisiko als die Referenzgruppe der Arbeitnehmer mit Berufsausbildung. • Dienstleistungsjobs sind generell stabiler und offenbaren ein relativ konstant geringeres Arbeitslosigkeitsrisiko als produzierende Tätigkeiten. • Der zunächst eindeutige Zusammenhang einer mit steigender Betriebsgröße zunehmenden Stabilität von Betriebsbindungen nimmt im Zeitverlauf deutlich ab. Beschäftigungschancen und -risiken werden in den 1990er Jahren weitaus weniger stark durch die Größe der Arbeitsstätte beeinflusst, als dies noch in den 1980er Jahren der Fall gewesen ist. Allerdings offenbart sich in der Analyse neben dieser Nivellierungstendenz darüber hinaus ein eigenständiger betriebsgrößenspezifischer Umstrukturierungseffekt, der sich in erhöhten Arbeitslosigkeitsrisiken für langjährig in Großbetrieben Beschäftigte niederschlägt. • Außerdem zeigen die Analysen, dass frühere Erwerbs- und Arbeitslosigkeits- erfahrungen generell einen deutlichen Einfluss auf Beschäftigungschancen und -risiken ausüben. Gleichwohl sind die einzelnen, äußerst ambivalenten Schätzergebnisse nur sehr mühsam und mit Vorsicht zu interpretieren. Im

- 311 - Grunde genommen können lediglich zwei Aussagen als gesichert gelten: (1) Tendenziell erhöhen vorausgegangene Erwerbsunterbrechungen das Beschäftigungsrisiko; dies wird insbesondere bei dem negativen Einfluss vorausgegangener Arbeitslosigkeitserfahrungen deutlich. (2) Im Zeitverlauf werden innerhalb der Gruppe der ehemaligen Arbeitslosen erste Ansätze einer gruppeninternen Polarisierung sichtbar, deren „Verlierer“ vor allem die Mehrfacharbeitslosen bzw. die Personen mit Langzeitarbeitslosigkeitserfahrung zu sein scheinen. Ob sich hinter diesen Resultaten eher mittelbar die Auswirkungen „individueller Beschäftigungsfähigkeit“ oder aber vielmehr Langzeiteffekte von pfadabhängigen Ausgrenzungsprozessen verbergen, kann nicht mit Sicherheit beantwortet werden und muss daher als offene Forschungsfrage gelten. 4.5.3 Regiert das „Risikoregime“? Die abschließende Frage, die es zu klären gilt, lautet: Gibt es Anzeichen dafür, dass traditionelle Bestimmungsfaktoren von Beschäftigungsstabilität im Zeitverlauf an Bedeutung verlieren, wie es Hypothese 6 nahe legt? Wenn dem so sein sollte, müsste die Erklärungskraft der in der vorliegenden Arbeit geschätzten statistischen Modelle im Zeitverlauf abnehmen, da die Schätzungen mit denselben Daten und denselben erklärenden Variablen für beide Analyseperioden vorgenommen worden sind. Eine Möglichkeit, die Erklärungskraft und damit die Güte multivariater Schätzungen zu ermitteln und zu vergleichen, ist die Berechnung eines sogenannten „Pseudo-R 2 -Wertes“. Da in nicht-linearen Regressionsschätzungen der aus linearen Modellen bekannte Determinationskoeffizienten R 2 nicht berechnet werden kann, soll durch die Einführung eines „Pseudo-R 2 “ dennoch eine Maßzahl für die Erklärungskraft des Modells eingeführt werden (ANDREß/HAGENAARS/KÜHNEL 1997). Pseudo-R 2 gibt den Anteil der insgesamt durch die unabhängigen Variablen erklärten Varianz der abhängigen Variable an, wobei der Wert theoretisch zwischen 0 (keine Erklärungskraft) und 1 (vollkommene Erklärungskraft) schwanken kann. Bevor die Werte miteinander verglichen werden können, sind die entsprechenden Kennzahlen der Schätzungen aus Sample 1 von der entsprechenden Kennzahl aus Sample 2 zu subtrahieren: Pseudo-R 2 Sample 1 – Pseudo-R 2 Sample 2 35

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wechsel oder auf Übergänge in Qualifizierungsphasen verursacht worden sein<br />

dürften. Andererseits finden wir die zu erwartenden dramatischen Auswirkung<br />

der zwischen den 1980er und 1990er Jahren ausgeweiteten Praxis der<br />

„Vorruhestandsarbeitslosigkeit“. Insofern verbirgt sich hinter beiden Phänomen<br />

wohl eher kein Trend <strong>zur</strong> sozialen Ausgrenzung.<br />

• Bei der qualifikationsspezifischen Auswertung der Analyseergebnisse gibt es<br />

Anhaltspunkte für eine <strong>im</strong> Zeitverlauf auftretende doppelte Polarisierung innerhalb<br />

der Gruppe der Geringqualifizierten. Einerseits erhöht sich generell<br />

das Arbeitslosigkeits- und z. T. auch das Langzeitarbeitslosigkeitsrisiko für<br />

diese Beschäftigten. Andererseits scheint auch – ähnlich den <strong>des</strong>kriptiven Befunden<br />

– zunehmend eine Spaltung quer durch die Gruppe der Ungelernten<br />

zu verlaufen. Ein gewisser Teil dieser Personen hat auch in der <strong>Die</strong>nstleistungsgesellschaft<br />

zumin<strong>des</strong>t gleichbleibende wenn nicht sogar verbesserte<br />

Beschäftigungschancen, während ein anderer (größerer?) Teil dieses Klientels<br />

die Verlierer <strong>des</strong> Transformationsprozesses zu sein scheinen. Demgegenüber<br />

haben Akademiker einerseits ihre Betriebsbindungen stabilisiert und andererseits<br />

darüber hinaus weiterhin ein signifikant geringeres Arbeitslosigkeitsrisiko<br />

als die Referenzgruppe der Arbeitnehmer mit Berufsausbildung.<br />

• <strong>Die</strong>nstleistungsjobs sind generell stabiler und offenbaren ein relativ konstant<br />

geringeres Arbeitslosigkeitsrisiko als produzierende Tätigkeiten.<br />

• Der zunächst eindeutige Zusammenhang einer mit steigender Betriebsgröße<br />

zunehmenden Stabilität von Betriebsbindungen n<strong>im</strong>mt <strong>im</strong> Zeitverlauf deutlich<br />

ab. Beschäftigungschancen und -risiken werden in den 1990er Jahren weitaus<br />

weniger stark durch die Größe der Arbeitsstätte beeinflusst, als dies noch in<br />

den 1980er Jahren der Fall gewesen ist. Allerdings offenbart sich in der Analyse<br />

neben dieser Nivellierungstendenz darüber hinaus ein eigenständiger betriebsgrößenspezifischer<br />

Umstrukturierungseffekt, der sich in erhöhten Arbeitslosigkeitsrisiken<br />

für langjährig in Großbetrieben Beschäftigte niederschlägt.<br />

• Außerdem zeigen die Analysen, dass frühere Erwerbs- und Arbeitslosigkeits-<br />

erfahrungen generell einen deutlichen Einfluss auf Beschäftigungschancen<br />

und -risiken ausüben. Gleichwohl sind die einzelnen, äußerst ambivalenten<br />

Schätzergebnisse nur sehr mühsam und mit Vorsicht zu interpretieren. Im

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