23.12.2012 Aufrufe

Die Restrukturierung des Arbeitsmarktes im Übergang zur ...

Die Restrukturierung des Arbeitsmarktes im Übergang zur ...

Die Restrukturierung des Arbeitsmarktes im Übergang zur ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

- 31 -<br />

von Lebenslagen und Lebensstilen in Gang gesetzt, der das Hierarchiemodell<br />

sozialer Klassen und Schichten unterläuft und in seinem Wirklichkeitsgehalt in<br />

Frage stellt“ (BECK 1986: 122). Das bedeutet, dass – paradoxer Weise – die traditionellen<br />

gesellschaftlichen Institutionen der modernen Gesellschaft den Grundstein<br />

für einen fortschreitenden Individualisierungsprozess legen und sich damit<br />

gleichzeitig auf lange Sicht ihr eigenes Grab schaufeln. Zwar wirke die Individualisierung<br />

zunächst in erster Linie auf die Individuen selbst ein, in dem sie Ereignisse<br />

wie Arbeitslosigkeit nicht mehr als „Klassenschicksal“ sondern als „individuelles<br />

Versäumnis“ interpretieren. Dabei blieben die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

vorerst unverändert, jedoch führe der individuelle Verlust von Orientierung<br />

dann zu einem gesamtgesellschaftlich verändernd wirkendem Prozess<br />

der „reflexiven Modernisierung“: „‘Reflexive Modernisierung‘ soll heißen:<br />

Selbsttransformation der Industriegesellschaft (was nicht identisch ist mit der<br />

Selbstreflexion dieser Selbsttransformation); also Auf- und Ablösung der ersten<br />

durch die zweite Moderne, deren Konturen und Prinzipien es zu entdecken und zu<br />

gestalten gilt. Das heißt: <strong>Die</strong> großen Strukturen und Semantiken nationalstaatlicher<br />

Industriegesellschaften werden [...] transformiert, verschoben, umgearbeitet,<br />

und zwar in einem radikalen Sinn; keineswegs – wie das Allerweltswort ‚reflexive‘<br />

Modernisierung nahelegt – unbedingt bewußt und gewollt, sondern eher unreflektiert,<br />

ungewollt, eben mit der Kraft verdeckter (verdeckt gehaltener) ‚Nebenfolgen‘“<br />

(BECK 1996: 27). Nicht nur die individuelle Wahrnehmung, sondern<br />

dadurch bedingt auch die ‚reale‘ Gesellschaft verändere sich also und mithin<br />

befänden wir uns mitten <strong>im</strong> „<strong>Übergang</strong> von einer Gesellschaftsepoche in eine<br />

andere“ (BECK 1996: 30).<br />

Der Begriff der „ungewollten Nebenfolgen“ als gesellschaftsverändernde Kraft<br />

führt dann wieder <strong>zur</strong>ück auf den in diesem Zusammenhang zentralen Begriff <strong>des</strong><br />

„Risikos“: Waren in der Industriegesellschaft die Lebenschancen und -risiken<br />

relativ eindeutig anhand von sozio-ökonomischen Merkmalen wie Bildung, Geschlecht,<br />

Einkommen, etc. verteilt und dadurch auch mehr oder weniger gut kalkulierbar,<br />

so verlören <strong>im</strong> <strong>Übergang</strong> <strong>zur</strong> „Zweiten Moderne“ diese traditionellen<br />

Best<strong>im</strong>mungsfaktoren an Erklärungskraft: „[...] Arbeitslosigkeit und Armut [treffen]<br />

unter Individualisierungsbedingungen <strong>im</strong>mer weniger dauerhaft eine Gruppe<br />

[...], sondern [werden] lebensphasenspezifisch querverteilt [...]. <strong>Die</strong> Gegensätze<br />

sozialer Ungleichheit tauchen als Gegensätze zwischen Lebensabschnitten inner-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!