Die Restrukturierung des Arbeitsmarktes im Übergang zur ...
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- 242 - ben die rechtlichen Vorgaben für Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten99 relativ einheitlich, so dass vereinfachend davon ausgegangen werden kann, dass für solche Betriebe generell andere gesetzliche Vorgaben gelten – insbesondere bezüglich der Arbeitnehmermitbestimmung – als dies in größeren Betrieben der Fall ist. So beziehen sich die Regelungen des Kündigungsschutzgesetzes bspw. nur auf Beschäftigte in Betrieben mit mindestens fünf Arbeitnehmern. Darüber hinaus hat der Betriebsrat nach dem Betriebsverfassungsgesetz ab einer Betriebsgröße von 20 Arbeitnehmern Mitspracherechte bei Personalentscheidungen wie Umgruppierung oder aber Einstellungen. Zusätzlich ist die Betriebsgröße in der vorliegenden Klassierung eine gute Proxy-Variable für die Existenz von Betriebsräten. Zwar ist bereits ab einer Betriebsgröße von fünf Beschäftigten die Wahl eines Betriebsrates rechtlich zulässig, jedoch variiert die Existenz von betrieblichen Interessenvertretungen de facto deutlich mit der Betriebsgröße (Tabelle 8) (DÜLL/ELLGUTH 1999; vgl. auch BENDER/KONIETZKA/SOPP 2000: 479). Tabelle 8: Anteil der Betriebe mit Betriebsrat nach Betriebsgröße (in Prozent), Westdeutschland 1998 5-20 Beschäftigte 21-100 Beschäftigte 101-299 Beschäftigte 300-1000 Beschäftigte 1000 u. m. Beschäftigte Privatwirtschaft insg. 5 35 78 91 97 darunter: Produzierendes Gewerbe (inkl. Baugewerbe) 5 39 85 97 99 Dienstleistungen 5 33 72 83 94 Quelle: Düll/Ellguth (1999: 169) Insgesamt zeichnet sich in internationaler Perspektive seit den 1980er Jahren mehr und mehr ein Trend zu kleineren Betrieben ab, der sich bei einer Analyse der IABS-Daten auch eindeutig für Deutschland bestätigt lässt: Waren 1977100 rund 44 99 Hier ist auf eine Abweichung zwischen juristischer Realität in Deutschland einerseits und der OECD-Einteilung bzw. dem zur Verfügung stehenden Datenmaterial andererseits der Vollständigkeit halber aufmerksam zu machen: Um die juristischen Unterschiede auch empirisch genau zu erfassen, hätten Betriebe mit 20 Beschäftigten eigentlich noch zur Kategorie „Kleinstbetriebe“ zählen müssen. Leider lässt die IAB-Beschäftigtenstichprobe eine solche Unterscheidung nicht zu; die Betriebsgrößeninformationen liegen lediglich als klassierte Daten vor, wobei eine vorgegebene Klassengrenze bei 19 Beschäftigten verläuft. 100 Abweichend von den vorausgegangenen Analysen beginnt der Untersuchungszeitraum hier 1977, da erst ab diesem Zeitpunkt Betriebsgrößeninformationen in der IAB- Beschäftigtenstichprobe zur Verfügung stehen.
- 243 - Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer in Betrieben mit weniger als 100 Mitarbeitern beschäftigt, so vergrößerte sich dieser Anteil bis 1995 stetig auf 50 Prozent; am Ende des Untersuchungszeitraums arbeiten in Westdeutschland mehr Menschen in Kleinst- als in Großbetrieben (Abbildung 47). Abbildung 47: Beschäftigtenstruktur nach Betriebsgröße, Westdeutschland (1977, 1980, 1985, 1990 und 1995) Beschäftigtenanteil (in %) 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 31,0 30,6 29,7 29,3 24,6 24,6 22,1 22,1 24,0 24,2 21,9 22,3 22,3 22,6 24,5 24,2 25,9 Im Zusammenhang mit der Annahme eines im Übergang zur Dienstleistungsgesellschaft generell beschleunigten Arbeitsmarktgeschehens nimmt der zu beobachtende Trend zur verstärkt kleinbetrieblich organisierten Produktion eine Schlüsselrolle ein. Denn wie bereits ausführlich in Abschnitt 2.6.1 erläutert, kann man zunächst einmal davon ausgehen, dass kleinere Betriebe eine erhöhte Be- schäftigtenfluktuation und verringerte Beschäftigungsstabilität aufweisen und folglich allein aufgrund des Bedeutungszuwachses kleinbetrieblicher Beschäftigung mit einer Beschleunigung des Arbeitsmarktgeschehens im Zeitverlauf insgesamt gerechnet werden müsste. 3.3.4.2 Empirische Befunde zur betriebsgrößenspezifischen Arbeitsmarktdynamik Arbeitsmarktmobilität und Betriebsgröße Abbildung 48 und Abbildung 49 dokumentieren u. a. die indexierte Beschäftigungsentwicklung in den vier unterschiedlichen Betriebsgrößenklassen zwischen 1977 und 1995. So zeigt sich etwa, dass 1995 in Kleinstbetrieben knapp 30 Pro- 25,5 24,6 23,9 1977 1980 1985 1990 1995 Quelle: IAB-Beschäftigtenstichprobe (eigene Berechnungen) >500 Beschäftigte 100-499 Beschäftigte 20-99 Beschäftigte < 20 Beschäftigte
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- Seite 194 und 195: - 194 - Abbildung 24: Eintritts-, A
- Seite 196 und 197: - 196 - Unter diesen beiden Prämis
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- Seite 208 und 209: - 208 - 3.3.1 Arbeitsmarktentwicklu
- Seite 210 und 211: - 210 - Abbildung 29: Beschäftigun
- Seite 212 und 213: - 212 - oder aber die Stabilität v
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- Seite 226 und 227: - 226 - Abbildung 38: Überlebensra
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- Seite 230 und 231: - 230 - verdoppelt; ihr Anteil an a
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ben die rechtlichen Vorgaben für Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten99 relativ<br />
einheitlich, so dass vereinfachend davon ausgegangen werden kann, dass für<br />
solche Betriebe generell andere gesetzliche Vorgaben gelten – insbesondere bezüglich<br />
der Arbeitnehmermitbest<strong>im</strong>mung – als dies in größeren Betrieben der Fall<br />
ist. So beziehen sich die Regelungen <strong>des</strong> Kündigungsschutzgesetzes bspw. nur auf<br />
Beschäftigte in Betrieben mit min<strong>des</strong>tens fünf Arbeitnehmern. Darüber hinaus hat<br />
der Betriebsrat nach dem Betriebsverfassungsgesetz ab einer Betriebsgröße von<br />
20 Arbeitnehmern Mitspracherechte bei Personalentscheidungen wie Umgruppierung<br />
oder aber Einstellungen. Zusätzlich ist die Betriebsgröße in der vorliegenden<br />
Klassierung eine gute Proxy-Variable für die Existenz von Betriebsräten. Zwar ist<br />
bereits ab einer Betriebsgröße von fünf Beschäftigten die Wahl eines Betriebsrates<br />
rechtlich zulässig, jedoch variiert die Existenz von betrieblichen Interessenvertretungen<br />
de facto deutlich mit der Betriebsgröße (Tabelle 8) (DÜLL/ELLGUTH 1999;<br />
vgl. auch BENDER/KONIETZKA/SOPP 2000: 479).<br />
Tabelle 8: Anteil der Betriebe mit Betriebsrat nach Betriebsgröße (in Prozent),<br />
Westdeutschland 1998<br />
5-20<br />
Beschäftigte<br />
21-100<br />
Beschäftigte<br />
101-299<br />
Beschäftigte<br />
300-1000<br />
Beschäftigte<br />
1000 u. m.<br />
Beschäftigte<br />
Privatwirtschaft insg. 5 35 78 91 97<br />
darunter:<br />
Produzieren<strong>des</strong> Gewerbe<br />
(inkl. Baugewerbe)<br />
5 39 85 97 99<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen 5 33 72 83 94<br />
Quelle: Düll/Ellguth (1999: 169)<br />
Insgesamt zeichnet sich in internationaler Perspektive seit den 1980er Jahren mehr<br />
und mehr ein Trend zu kleineren Betrieben ab, der sich bei einer Analyse der<br />
IABS-Daten auch eindeutig für Deutschland bestätigt lässt: Waren 1977100 rund 44<br />
99 Hier ist auf eine Abweichung zwischen juristischer Realität in Deutschland einerseits und der<br />
OECD-Einteilung bzw. dem <strong>zur</strong> Verfügung stehenden Datenmaterial andererseits der Vollständigkeit<br />
halber aufmerksam zu machen: Um die juristischen Unterschiede auch empirisch<br />
genau zu erfassen, hätten Betriebe mit 20 Beschäftigten eigentlich noch <strong>zur</strong> Kategorie<br />
„Kleinstbetriebe“ zählen müssen. Leider lässt die IAB-Beschäftigtenstichprobe eine solche<br />
Unterscheidung nicht zu; die Betriebsgrößeninformationen liegen lediglich als klassierte Daten<br />
vor, wobei eine vorgegebene Klassengrenze bei 19 Beschäftigten verläuft.<br />
100 Abweichend von den vorausgegangenen Analysen beginnt der Untersuchungszeitraum hier<br />
1977, da erst ab diesem Zeitpunkt Betriebsgrößeninformationen in der IAB-<br />
Beschäftigtenstichprobe <strong>zur</strong> Verfügung stehen.