Die Restrukturierung des Arbeitsmarktes im Übergang zur ...
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- 200 - cher Anteil der „Arbeitsmarktteilnehmer“ 80 eines Jahres in diesem Zeitraum die Erfahrung von Arbeitslosigkeit gemacht hat. Abbildung 27 zeigt die Anteile der Arbeitsmarktteilnehmer, die in dem jeweiligen Jahr entweder (a) nur Arbeitslosigkeitserfahrungen machen (keinen Tag in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung; mindestens einen Tag arbeitslos gemeldet) oder (b) im jeweiligen Jahr sowohl sozialversicherungspflichtig beschäftigt als auch arbeitslos gemeldet sind (jeweils mindestens einen Tag). 81 Zu Beginn des Untersuchungszeitraums liegt die Arbeitslosigkeits-Betroffenheits-Quote (ABQ) bei etwa 10 Prozent, wobei 2,3 Prozent aller Arbeitsmarktteilnehmer ausschließlich Arbeitslosigkeit „erfahren“ haben. Die ABQ steigt zwar bis 1994 auf einen Höchstwert von nahezu 17 Prozent an, doch muss bei der Interpretation dieser Zahlen wiederum der Konjunkturverlauf in Rechnung gestellt werden: Es zeigt sich, dass im Vergleich des Beschäftigungsabschwungs in der ersten Hälfte der 1990er Jahre kein wesentlich höherer Wert der ABQ erreicht wird, als im schwächeren Rückgang zu Beginn der 1980er Jahre. So lag die Arbeitslosigkeits- Betroffenheits-Quote 1983 mit 16 Prozent nur etwa einen Prozentpunkt niedriger als 1994. Etwas deutlicher fällt die Erhöhung der ABQ im Vergleich der beiden durch eine gute Beschäftigungslage gekennzeichneten Jahre 1980 mit einem Wert von 9,9 und 1991 mit 12,3 Prozent aus. Berücksichtigt man nun, dass im „un- günstigsten“ Jahr 1994 immer noch weit über 80 Prozent der Arbeitsmarktteilnehmer ausschließlich Beschäftigungserfahrung machen, so muss auch die dritte 79 Die Berechnung von Arbeitslosigkeits-Betroffenheits-Quoten weicht hier von dem Vorgehen bei FRANZ (1999: 353f) ab, der eine entsprechende Maßzahl durch den Quotienten aus „Eintritte in Arbeitslosigkeit“ und Erwerbspersonenzahl berechnet. Die hier berechnete Quote bezieht im jeweiligen Jahr arbeitslose Individuen nur einmal mit ein, während die Werte bei Franz mehrere Eintritte ein und derselben Person („Mehrfach-Arbeitslose“) berücksichtigt. Insofern bildet das hier verwendete Konzept lediglich eine Komponente der Franz’schen Arbeitslosigkeitsbetroffenheitsquote ab – nämlich die Wahrscheinlichkeit, im jeweiligen Jahr mindestens einmal arbeitslos zu werden (vgl. STEINER/KALTENBORN 1995: 38). 80 Die hier mit dem Begriff der „Arbeitsmarktteilnehmer“ erfassten Arbeitnehmer bzw. Arbeitslosen sind selbstverständlich nicht identisch mit den „real“ am Arbeitsmarkt auftretenden Personen (vgl. zu den Einschränkungen der Analyse Abschnitt 3.1.2). Insofern sind die im Folgenden ermittelten Werte der Arbeitslosigkeitsbetroffenheitsquote auch nicht als exakte, tatsächliche Werte zu interpretieren. Gleichwohl wird durch die hier vorgenommenen Berechnungen ein Vergleich von Anteilen sowie eine Bewertung einer im Zeitverlauf stattfindenden Anteilsverschiebung ermöglicht. Die genaue Zahl der so als „Arbeitsmarktteilnehmer“ definierten Stichprobenmitglieder sowie die dem zugrunde liegende Zahl der Erwerbstätigen und/oder Arbeitslosen findet sich in Tabelle 23 im Anhang. 81 Bei der Analyse von Arbeitslosigkeit werden die Jahre 1975 bis 1979 nicht berücksichtigt (obwohl prinzipiell Informationen auch für diesen Zeitraum in der IABS vorliegen), da hier Verzerrungen aufgrund einer Untererfassung von Arbeitslosigkeitsphasen im Datensatz auftreten können (vgl. BENDER et al. 1996: 27).
- 201 - Hypothese zurückgewiesen werden: Arbeitslosigkeit wird nicht mehr und mehr zum Normalfall in Erwerbsverläufen. 82 Abbildung 27: Arbeitslosigkeits-Betroffenheits-Quote, Westdeutschland 1980- 1995 (gesamt) Arbeitslosigkeits-Betroffenheits-Quote (in Prozent) 18 17 16 15 14 13 nur arbeitslos beschäftigt & arbeitslos 12 9,1 11 10 9 10,4 7,5 8 7 6 5 7,6 4 7,6 3 2 5,7 4,8 1 0 2,3 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 Quelle: IAB-Beschäftigtenstichprobe (eigene Berechnungen) Gegenüber der Annahme einer zunehmenden „Normalisierung“ von Arbeitslosigkeitserfahrungen macht Abbildung 27 jedoch auf einen anderen Punkt aufmerk- sam: Offenbar gibt es eine wachsende Gruppe von Arbeitslosen, denen der Übergang aus Arbeitslosigkeit (zurück) in Beschäftigung nicht gelingt oder die diesen – aus welchen Gründen auch immer – nicht anstreben. Machen 1980 lediglich 2,3 Prozent der Arbeitsmarktteilnehmer ausschließlich Arbeitslosigkeitserfahrungen, erhöht sich dieser Anteil bis 1995 auf beinahe 8 Prozent. Die Steigerung der Arbeitslosigkeits-Betroffenheits-Quote im Vergleich der beiden Jahre 1980 und 1991 um 2,5 Prozentpunkte ist daher ausschließlich der wachsenden Zahl von Arbeitsmarktteilnehmern zuzuschreiben, die ausschließlich Arbeitslosigkeitserfahrung machen. Diese Ergebnisse korrespondieren mit einer wachsenden Ungleichverteilung der Arbeitslosigkeit: Inzwischen tragen etwa 10 Prozent der von Arbeitslosigkeit betroffenen Personen 50 Prozent des Arbeitslosigkeitsvolumens (KURTZ 2000). Es ist zu vermuten, dass hier insbesondere ältere Arbeitnehmer 82 Vgl. hierzu auch die mit der „Ergänzungsstichprobe I“ durchgeführte Langzeitanalyse für den Zeitraum 1955 – 1995 (KURTZ 2000).
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Hypothese <strong>zur</strong>ückgewiesen werden: Arbeitslosigkeit wird nicht mehr und mehr<br />
zum Normalfall in Erwerbsverläufen. 82<br />
Abbildung 27: Arbeitslosigkeits-Betroffenheits-Quote, Westdeutschland 1980-<br />
1995 (gesamt)<br />
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Quelle: IAB-Beschäftigtenstichprobe (eigene Berechnungen)<br />
Gegenüber der Annahme einer zunehmenden „Normalisierung“ von Arbeitslosigkeitserfahrungen<br />
macht Abbildung 27 jedoch auf einen anderen Punkt aufmerk-<br />
sam: Offenbar gibt es eine wachsende Gruppe von Arbeitslosen, denen der <strong>Übergang</strong><br />
aus Arbeitslosigkeit (<strong>zur</strong>ück) in Beschäftigung nicht gelingt oder die diesen<br />
– aus welchen Gründen auch <strong>im</strong>mer – nicht anstreben. Machen 1980 lediglich 2,3<br />
Prozent der Arbeitsmarktteilnehmer ausschließlich Arbeitslosigkeitserfahrungen,<br />
erhöht sich dieser Anteil bis 1995 auf beinahe 8 Prozent. <strong>Die</strong> Steigerung der<br />
Arbeitslosigkeits-Betroffenheits-Quote <strong>im</strong> Vergleich der beiden Jahre 1980 und<br />
1991 um 2,5 Prozentpunkte ist daher ausschließlich der wachsenden Zahl von<br />
Arbeitsmarktteilnehmern zuzuschreiben, die ausschließlich Arbeitslosigkeitserfahrung<br />
machen. <strong>Die</strong>se Ergebnisse korrespondieren mit einer wachsenden Ungleichverteilung<br />
der Arbeitslosigkeit: Inzwischen tragen etwa 10 Prozent der von<br />
Arbeitslosigkeit betroffenen Personen 50 Prozent <strong>des</strong> Arbeitslosigkeitsvolumens<br />
(KURTZ 2000). Es ist zu vermuten, dass hier insbesondere ältere Arbeitnehmer<br />
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Vgl. hierzu auch die mit der „Ergänzungsstichprobe I“ durchgeführte Langzeitanalyse für den<br />
Zeitraum 1955 – 1995 (KURTZ 2000).