Die Restrukturierung des Arbeitsmarktes im Übergang zur ...
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- 198 - finden sich in Abbildung 25. Anhand der geschätzten Überlebensraten wird somit deutlich, dass – entgegen der Hypothese 2 – Beschäftigungsverhältnisse, die Ende der 1980er Jahre neu begonnen wurden, stabiler waren als am Ende der 1970er Jahre begonnene Beschäftigungsverhältnisse. Doch wie stark hat die Stabilität von Beschäftigungsverhältnissen zugenommen? Zu diesem Zweck kann man sich die jeweilige Prozesszeit bis zum Erreichen einer bestimmten Überlebenswahrscheinlichkeit ansehen. 50 Prozent der zwischen 1976 und 1980 begonnenen Jobs werden binnen zirka 340 Tagen bereits wieder beendet; demgegenüber erreicht die EK 1986-1990 eine mittlere Verweildauer (Median) im neuen Job von 365 Tagen. Noch deutlicher wird diese Stabilitätssteigerung, wenn der Zeitpunkt betrachtet wird, bei dem eine Verbleibswahrscheinlichkeit von 25 Prozent erreicht wird. 25 Prozent der zwischen 1976 und 1980 begonnene Beschäftigungsverhältnisse dauern über einen Zeitraum von etwa drei Jahren (1095 Tage) an. Die spätere Eintrittskohorte erreicht hingegen die 25prozentige Verbleibswahrscheinlichkeit rund ein halbes Jahr später. Abbildung 26: Mittlere Überlebensdauer (Median) neu begonnener Beschäftigungsverhältnisse, Westdeutschland 1976 bis 1993 (gesamt) Median (in Tagen) 370 365 360 355 350 345 340 335 330 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 Quelle: IAB-Beschäftigtenstichprobe (eigene Berechnungen) Jahr der Beschäftigungsaufnahme Dieses Ergebnis zeigt sich auch, wenn man für jedes einzelne Eintrittsjahr eigene Überlebensraten ermittelt. Abbildung 26 dokumentiert die Entwicklung der mittleren Überlebensdauer (Median) neu begonnener Beschäftigungsverhältnisse zwischen 1976 und 1993; bei der Berechnung wurden neu begonnene Jobs über einen
- 199 - maximalen Zeitraum von zwei Jahren (730 Tagen) beobachtet. 76 Zu Beginn des Untersuchungszeitraums stagniert der Median um einen Wert von etwa 340 Tagen. Parallel zum Beschäftigungsaufschwung erhöht sich die mittlere Überlebensdauer zwischen 1984 und 1988 von 336 auf 366 Tage. Bis zum Ende des Beobachtungszeitraums 1993 stagniert der Median um einen Wert von 365 Tagen. Im Endeffekt zeigt sich bei der Analyse der Überlebensraten zwar, dass jeder zweite neu begonnene Job binnen eines Jahres bereits wieder aufgegeben wird; somit gilt auch für den deutschen Arbeitsmarkt der Befund von FARBER (1999: 2453): „Most jobs end early“. Jedoch ist keine im Zeitverlauf zunehmende Destabilisierung beim Vergleich der Eintrittskohorten auszumachen. Im Gegenteil: Im Laufe des Untersuchungszeitraums nimmt die Beständigkeit von neu begonnenen Beschäftigungsverhältnissen nicht ab, sondern zu. Folglich muss in Anbetracht dieser Ergebnisse auch die zweite Hypothese zurückgewiesen werden (vgl. dazu auch die differenzierten, multivariaten Analysen in Abschnitt 4.5.1). 77 3.2.3 Arbeitslosigkeitserfahrungen: Mehr und mehr der „Normalfall“? Um zu ermitteln, ob Arbeitslosigkeitserfahrungen an Bedeutung gewinnen, wird hier die Zahl der in einem Kalenderjahr mindestens einen Tag von Arbeitslosigkeit betroffenen Personen mit der Zahl der am Arbeitsmarktgeschehen Beteiligten (Arbeitslose und sozialversicherungspflichtig Beschäftigte) in Beziehung gesetzt. 78 Die so ermittelte „Arbeitslosigkeits-Betroffenheits-Quote“ 79 gibt an, wel- 76 Die Zahl der in den jeweiligen jährlichen Eintrittskohorten erfassten neuen Beschäftigungsverhältnisse entspricht der Zahl der im entsprechenden Jahr verzeichneten und in Tabelle 21 im Anhang dokumentierten „Eintritte“. 77 Eine andere Möglichkeit, Aussagen über die Beständigkeit von Beschäftigungsverhältnissen zu machen, ist die Berechnung von durchschnittlichen Betriebszugehörigkeitsdauern („actual tenure“; vgl. HALL 1982; URETA 1992). Die „durchschnittliche Betriebszugehörigkeitsdauer“ gibt an, wie lange die an einem bestimmten Stichtag existierenden ‚Bindungen‘ zwischen einzelnen Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Durchschnitt bereits andauern. Da in der IABS keine Informationen über Eintritte vor dem 1. Januar 1975 vorliegen, lassen sich aufgrund der Linkszensierung mit diesen Daten keine durchschnittlichen Betriebszugehörigkeitsdauern berechnen. Für die Veränderung der durchschnittlichen Betriebszugehörigkeit in Deutschland liegen jedoch in der Literatur bereits Ergebnisse vor. Danach ist in Deutschland die durchschnittlichen Betriebszugehörigkeitsdauer im Verlauf der 1980er und 1990er Jahre angestiegen (ILO 1996; OECD 1997). Folglich nimmt nicht nur die Stabilität neu begonnener Beschäftigungsverhältnisse, sondern auch die Stabilität bestehender Beschäftigungsverhältnisse im Zeitverlauf zu; zu den methodischen Schwächen und die daraus resultierenden interpretatorischen Schwierigkeiten des „Tenure-Verfahrens“ vgl. ERLINGHAGEN/MÜHGE (2002). 78 Es ist daran zu erinnern, dass wir mit dem benutzten Datensatz Arbeitslosigkeit nur über den Leistungsbezug erfassen können (vgl. Fußnote 64).
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Untersuchungszeitraums stagniert der Median um einen Wert von etwa 340 Tagen.<br />
Parallel zum Beschäftigungsaufschwung erhöht sich die mittlere Überlebensdauer<br />
zwischen 1984 und 1988 von 336 auf 366 Tage. Bis zum Ende <strong>des</strong> Beobachtungszeitraums<br />
1993 stagniert der Median um einen Wert von 365 Tagen.<br />
Im Endeffekt zeigt sich bei der Analyse der Überlebensraten zwar, dass jeder<br />
zweite neu begonnene Job binnen eines Jahres bereits wieder aufgegeben wird;<br />
somit gilt auch für den deutschen Arbeitsmarkt der Befund von FARBER (1999:<br />
2453): „Most jobs end early“. Jedoch ist keine <strong>im</strong> Zeitverlauf zunehmende Destabilisierung<br />
be<strong>im</strong> Vergleich der Eintrittskohorten auszumachen. Im Gegenteil: Im<br />
Laufe <strong>des</strong> Untersuchungszeitraums n<strong>im</strong>mt die Beständigkeit von neu begonnenen<br />
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3.2.3 Arbeitslosigkeitserfahrungen: Mehr und mehr der „Normalfall“?<br />
Um zu ermitteln, ob Arbeitslosigkeitserfahrungen an Bedeutung gewinnen, wird<br />
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betroffenen Personen mit der Zahl der am Arbeitsmarktgeschehen Beteiligten<br />
(Arbeitslose und sozialversicherungspflichtig Beschäftigte) in Beziehung gesetzt.<br />
78 <strong>Die</strong> so ermittelte „Arbeitslosigkeits-Betroffenheits-Quote“ 79 gibt an, wel-<br />
76 <strong>Die</strong> Zahl der in den jeweiligen jährlichen Eintrittskohorten erfassten neuen Beschäftigungsverhältnisse<br />
entspricht der Zahl der <strong>im</strong> entsprechenden Jahr verzeichneten und in Tabelle 21 <strong>im</strong><br />
Anhang dokumentierten „Eintritte“.<br />
77 Eine andere Möglichkeit, Aussagen über die Beständigkeit von Beschäftigungsverhältnissen zu<br />
machen, ist die Berechnung von durchschnittlichen Betriebszugehörigkeitsdauern („actual tenure“;<br />
vgl. HALL 1982; URETA 1992). <strong>Die</strong> „durchschnittliche Betriebszugehörigkeitsdauer“<br />
gibt an, wie lange die an einem best<strong>im</strong>mten Stichtag existierenden ‚Bindungen‘ zwischen einzelnen<br />
Arbeitgebern und Arbeitnehmern <strong>im</strong> Durchschnitt bereits andauern. Da in der IABS<br />
keine Informationen über Eintritte vor dem 1. Januar 1975 vorliegen, lassen sich aufgrund der<br />
Linkszensierung mit diesen Daten keine durchschnittlichen Betriebszugehörigkeitsdauern berechnen.<br />
Für die Veränderung der durchschnittlichen Betriebszugehörigkeit in Deutschland<br />
liegen jedoch in der Literatur bereits Ergebnisse vor. Danach ist in Deutschland die durchschnittlichen<br />
Betriebszugehörigkeitsdauer <strong>im</strong> Verlauf der 1980er und 1990er Jahre angestiegen<br />
(ILO 1996; OECD 1997). Folglich n<strong>im</strong>mt nicht nur die Stabilität neu begonnener Beschäftigungsverhältnisse,<br />
sondern auch die Stabilität bestehender Beschäftigungsverhältnisse <strong>im</strong> Zeitverlauf<br />
zu; zu den methodischen Schwächen und die daraus resultierenden interpretatorischen<br />
Schwierigkeiten <strong>des</strong> „Tenure-Verfahrens“ vgl. ERLINGHAGEN/MÜHGE (2002).<br />
78 Es ist daran zu erinnern, dass wir mit dem benutzten Datensatz Arbeitslosigkeit nur über den<br />
Leistungsbezug erfassen können (vgl. Fußnote 64).