Die Restrukturierung des Arbeitsmarktes im Übergang zur ...
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- 164 - Zahl der Auszubildenden hat dennoch die Bedeutung der Dualen Berufsausbildung weiter zugenommen. Denn aufgrund der demographischen Entwicklung („geburtenschwache Jahrgänge“) bei gleichzeitig verbesserten schulischen Qualifikationen hat der Anteil von Personen eines Jahrgangs im dualen Ausbildungssystems zugenommen: „Heute durchlaufen etwa zwei Drittel jeder Alterskohorte der Jugendlichen unser Berufsbildungssystem. Das ist ein höherer Anteil Jugendlicher als je zuvor“ (BOSCH 2001b: 26; vgl. auch REINBERG/HUMMEL 1999: 23ff). War die Duale Berufsausbildung früher eine Domäne der Haupt- und Realschüler, hat sich der Anteil von Auszubildenden mit Fachhochschulreife bzw. Abitur in den 1980er und 1990er Jahren deutlich erhöht, so dass letztere Personengruppe im Jahr 1996 knapp 16 Prozent aller Auszubildenden im Dualen System stellte (BOSCH 2000d: 96). Darüber hinaus muss das Duale System auf veränderte Qualifikationsanforderun- gen der Betriebe reagieren. So macht insbesondere die technische Entwicklung die Schaffung neuer Berufsbildungsgänge notwendig. Auch wenn im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte keine wesentlichen Änderungen der Organisation des „Dualen Systems“ vorgenommen worden sind, bedeutet der relativ hohe Regulie- rungsgrad der deutschen Berufsausbildung nicht, dass keine inhaltlichen Anpassungen an Veränderungen erfolgt sind. Vielmehr scheint gerade die geregelte Kooperation zwischen Staat, Wirtschaft und Gewerkschaften eine weiterhin funktionierende Anpassungsfähigkeit zu garantieren (BOSCH 2001b: 21f). Und die im internationalen Vergleich äußerst geringe Jugendarbeitslosigkeit ist nicht zuletzt ein Verdienst des Dualen Ausbildungssystems, das die heiklen Übergänge von der Schule in das Arbeitsleben einerseits und von der Ausbildung in das Berufsleben andererseits wesentlich erleichtert. Ausgehend von der Reform und dem damit verbundenen Ausbau des Hochschulwesens in den 1960er und 1970er Jahren hat nicht nur die Duale Berufsausbildung an Bedeutung gewonnen, sondern auch die Zahl der Studierenden hat im Untersuchungszeitraum stark zugenommen. Während 1975 rund 19 Prozent eines Jahrgang ein Studium aufgenommen haben, erhöht sich dieser Anteil bis 1990 auf 27 Prozent und bleibt bis Mitte der 1990er Jahre auf diesem Niveau (REINBERG/HUMMEL 1999: 31). 57 57 Zum Vergleich: Zu Beginn der 1930 Jahre lag der Anteil der Studenten eines Jahrgangs bei etwa zwei Prozent (GUKENBIEHL 2001b: 100).
- 165 - Insbesondere in Folge der steigenden Abiturienten- und Studentenzahlen verlängern sich seit den 1970er Jahren die Ausbildungszeiten und der Übergang in die Erwerbstätigkeit wird im Erwerbsverlauf weiter hinausgeschoben: „Befanden sich im Jahr 1970 noch 89 % aller 15-Jährigen auf allgemeinbildenden Schulen oder in einer Berufs- bzw. Hochschulausbildung, war seit Mitte der 1980er Jahre praktisch die gesamte Altersgruppe im Bildungs- und Ausbildungswesen gebunden. Die Bildungsquote der 18-jährigen stieg zwischen 1970 und 1996 von 41 % auf 82 % und die der 20-jährigen im gleichen Zeitraum von 15 % auf 48 % an. Diese Entwicklung zeigt sich auch bei Altersgruppen, die das allgemeinbildende Schulwesen bereits verlassen haben, also etwa ab dem 21. Lebensjahr. Selbst die 25jährigen erhöhten ihre Ausbildungsbeteiligung von 7 % im Jahr 1970 auf 20 % in 1996“ (REINBERG/HUMMEL 1999: 26). Neben einer allgemeinen Bildungsexpansion fördert die wachsende Zahl von Studenten, die vor Aufnahme ihres Studiums bereits eine Ausbildung im Dualen System absolviert haben, diesen Trend zusätzlich. Parallel dazu ist eine Zunahme von „Teilzeit-Studenten“ zu beobachten, die neben ihrem Studium ihren Lebensunterhalt verdienen und folglich bereits vor ihrem Abschluss erwerbstätig sind (BOSCH 2000b: 258; VOSS-DAHM 2002). Parallel zu dem eben skizzierten Prozess der „Bildungsexpansion“ ist ein formal möglichst hochwertiger Bildungsabschluss für den individuellen Beschäftigungserfolg immer wichtiger geworden (PARMENTIER/SCHREYER/TESSARING 1996; MÜLLER 2001). Jedoch sehen sich gerade qualifizierte Beschäftigte neben verbesserten Arbeitsmarktchancen gleichzeitig auch mit wachsenden Risiken konfrontiert (GLEISER 1996). Dabei ist anzunehmen, dass sowohl zunehmende Chancen als auch Risiken im Zusammenhang mit dem wachsenden Anteil qualifizierter Beschäftigter (und hier: insbesondere der Akademiker) das Arbeitsmarktgeschehen beschleunigen könnten. So sind erhöhte Fluktuationsraten zu erwarten, da zum einen direkte Betriebswechsel und damit einhergehend die Aktivierung von Wiederbesetzungsketten aufgrund mit der Qualifikation steigender Arbeitsmarktchancen wahrscheinlicher geworden sind. Zusammenhängend mit diesen verbesserten Mobilitätschancen müssten gleichzeitig abnehmende Betriebszugehörigkeitsdauern insbesondere auf dem akademischen Teilarbeitsmarkt feststellbar sein. Zum anderen dürften sich in der Gruppe der Hochqualifizierten aber auch am ehesten solche Arbeitnehmer finden lassen, die in der jüngeren Literatur als „Patchworker“ (WISU 1999; vgl. auch ZUBERBÜHLER 1999) oder „High-Tech
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Zahl der Auszubildenden hat dennoch die Bedeutung der Dualen Berufsausbildung<br />
weiter zugenommen. Denn aufgrund der demographischen Entwicklung<br />
(„geburtenschwache Jahrgänge“) bei gleichzeitig verbesserten schulischen Qualifikationen<br />
hat der Anteil von Personen eines Jahrgangs <strong>im</strong> dualen Ausbildungssystems<br />
zugenommen: „Heute durchlaufen etwa zwei Drittel jeder Alterskohorte<br />
der Jugendlichen unser Berufsbildungssystem. Das ist ein höherer Anteil Jugendlicher<br />
als je zuvor“ (BOSCH 2001b: 26; vgl. auch REINBERG/HUMMEL 1999: 23ff).<br />
War die Duale Berufsausbildung früher eine Domäne der Haupt- und Realschüler,<br />
hat sich der Anteil von Auszubildenden mit Fachhochschulreife bzw. Abitur in<br />
den 1980er und 1990er Jahren deutlich erhöht, so dass letztere Personengruppe <strong>im</strong><br />
Jahr 1996 knapp 16 Prozent aller Auszubildenden <strong>im</strong> Dualen System stellte<br />
(BOSCH 2000d: 96).<br />
Darüber hinaus muss das Duale System auf veränderte Qualifikationsanforderun-<br />
gen der Betriebe reagieren. So macht insbesondere die technische Entwicklung<br />
die Schaffung neuer Berufsbildungsgänge notwendig. Auch wenn <strong>im</strong> Verlauf der<br />
vergangenen Jahrzehnte keine wesentlichen Änderungen der Organisation <strong>des</strong><br />
„Dualen Systems“ vorgenommen worden sind, bedeutet der relativ hohe Regulie-<br />
rungsgrad der deutschen Berufsausbildung nicht, dass keine inhaltlichen Anpassungen<br />
an Veränderungen erfolgt sind. Vielmehr scheint gerade die geregelte<br />
Kooperation zwischen Staat, Wirtschaft und Gewerkschaften eine weiterhin funktionierende<br />
Anpassungsfähigkeit zu garantieren (BOSCH 2001b: 21f). Und die <strong>im</strong><br />
internationalen Vergleich äußerst geringe Jugendarbeitslosigkeit ist nicht zuletzt<br />
ein Verdienst <strong>des</strong> Dualen Ausbildungssystems, das die heiklen Übergänge von der<br />
Schule in das Arbeitsleben einerseits und von der Ausbildung in das Berufsleben<br />
andererseits wesentlich erleichtert. Ausgehend von der Reform und dem damit<br />
verbundenen Ausbau <strong>des</strong> Hochschulwesens in den 1960er und 1970er Jahren hat<br />
nicht nur die Duale Berufsausbildung an Bedeutung gewonnen, sondern auch die<br />
Zahl der Studierenden hat <strong>im</strong> Untersuchungszeitraum stark zugenommen. Während<br />
1975 rund 19 Prozent eines Jahrgang ein Studium aufgenommen haben,<br />
erhöht sich dieser Anteil bis 1990 auf 27 Prozent und bleibt bis Mitte der 1990er<br />
Jahre auf diesem Niveau (REINBERG/HUMMEL 1999: 31). 57<br />
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etwa zwei Prozent (GUKENBIEHL 2001b: 100).