Die Restrukturierung des Arbeitsmarktes im Übergang zur ...
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- 158 - 2.7 Wesentliche Veränderungen des Haushaltsregimes 2.7.1 Veränderte Haushaltstruktur Im Zuge der Industrialisierung haben sich die Funktionen des privaten Haushalts gewandelt. Einerseits wird in diesem Zusammenhang von einem Funktionsverlust des privaten Haushalts ausgegangen, da im Laufe der Zeit immer mehr traditionelle Haushaltsaufgaben auf andere Institutionen übertragen worden sind (bspw. soziale Sicherung, Kinderbetreuung etc.); andererseits scheint es einen Bedeutungsgewinn in der Form zu geben, dass es den Haushalten zunehmend gelingt, durch die Kombination von industriell gefertigten (Vor)Produkten und Eigenarbeit auf externe Dienstleistungen verzichten zu können (GALLER/OTT 1993: 22ff). Trotz möglicher funktionaler Veränderungen orientierte sich die Struktur der privaten Haushalte bis in die 1970er Jahre weitgehend am Leitbild der „bürgerliche Familie“. 54 Spätestens seit dieser Zeit findet jedoch eine zunehmende „Plurali- sierung von Lebensformen“ statt, die das Leitbild von der bürgerlichen Familie aufweicht und u. a. auch für eine veränderte Haushaltsstruktur sorgt. Insbesondere nicht-eheliche Lebensgemeinschaften oder aber Ein-Personen-Haushalte haben an Bedeutung gewonnen; auch der Anteil von Alleinerziehenden-Haushalten ist gewachsen (GALLER/OTT 1993: 59f). Darüber hinaus zeigt sich, dass der Anteil von (Ehe-)Paaren wächst, die lebenslang kinderlos bleiben (LAUTERBACH 1999: 242). Außerdem nimmt seit den 1960er Jahren die Heiratsneigung im Zeitverlauf ab, das Heiratsalter steigt und das Scheidungsrisiko nimmt zu, wobei sich „seit Mitte der 1980er Jahre das Verhalten zu stabilisieren“ scheint (GALLER/OTT 1993: 64; vgl. auch KAUFMANN 1997: 58ff). Genauso, wie das Leitbild von der „bürgerlichen Familie“ zwar nicht verschwunden wohl aber an Bedeutung eingebüßt hat, veränderte sich auch die geschlechtsspezifische Rollenverteilung innerhalb der privaten Haushalte, ohne dass diese jedoch wirklich überwunden werden konnte: „Deutschland [...] hat von der spezialisierten Kleinfamilie, die auf dem ‚starken‘ Ernährer-Ehemann und der Hausfrau 54 „Für die Partnerschaft wird eine legale, monogame und prinzipiell lebenslange Ehe zwischen zwei verschiedengeschlechtlichen Erwachsenen postuliert. Bei der Elternschaft wird eine biologische [...] und rechtliche [...] Zugehörigkeit der Kinder zu dem Gattenpaar erwartet. Bei der Haushaltsform [...] wird eine private Wirtschafts- (und Eigentums-)gemeinschaft von Eltern und Kindern in einer gemeinsamen Wohnung angenommen“ (GUKENBIEHL 2001a: 80f); eine weitere Dimension des Leitbildes der „bürgerlichen Familie“ ist die klare geschlechtsspezifische Arbeitsteilung zwischen (männlicher) Erwerbsarbeit und (weiblicher) Hausarbeit (vgl. NAVE-HERZ 2001: 208).
- 159 - und Mutter aufbaute, Abschied genommen, – aber auf seine Weise. [...] Frauen sollen [...] zwar erwerbstätig sein, jedoch nicht zu der Zeit, wenn die Kinder sie zu Hause [...] brauchen“ (OSTNER 2001: 226). Somit kann einerseits zwar eine vermehrte Tendenz zur Pluralisierung von Lebens- und damit auch Haushaltsformen festgehalten werden, jedoch sind die Veränderungen in ihrer quantitativen Bedeutung andererseits auch nicht zu überschätzen: „Insgesamt bedeutet der als Pluralisierung familialer Lebensformen zu begreifende Wandel der deutschen Familienverhältnisse [...] keineswegs den Niedergang der Familie. Insbesondere die die Konturen des deutschen Familienbildes zunehmend kennzeichnenden Alleinerziehenden, Singles und kinderlosen Ehen werden nur von einer kleinen Minderheit als idealer und dauerhafter [!] Privatheitsstatus angesehen. Das Kleinfamilienmodell ist in seinem Monopolanspruch zwar relativiert, bleibt aber für die Mehrheit der deutschen Bevölkerung Fixpunkt und Leitbild familialer Orientie- rung“ (Meyer in GEIßLER 1996: 330; vgl. auch HONDRICH 1998; GLATZER 1998; LAUTERBACH 1999). 2.7.2 Veränderte geschlechtsspezifische Arbeitsteilung Auch wenn die Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen in Deutschland immer noch im Vergleich zu anderen Industrienationen (bspw. USA, Großbritannien, Schwe- den) relativ gering ist, ist dennoch zumindest seit Mitte der 1980er Jahre ein wachsender Teil der Frauen erwerbstätig (COSTA 2000: 110ff), so dass sich der Abstand zur höheren Frauenerwerbsquote anderer Industrieländer verringern konnte (RUBERY 1998: 274ff). Die gesteigerte Erwerbsbeteiligung von Frauen hat dabei insbesondere im Rahmen von Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen zuge- nommen (vgl. bspw. KAUFMANN 1997: 58ff; HEINZE 1998: 37f). Die Gründe für diesen sich auch international abzeichnenden Trend der wachsenden Erwerbsbeteiligung von Frauen sind vielschichtig. Ursachen werden bspw. im Geburtenrückgang oder aber in sinkenden Preisen für Haushaltsgeräte und industriell (vor)gefertigte Lebensmittel und Kleidung gesehen55 ; auch die wachsende Bedeutung des Dienstleistungssektors sowie nicht zuletzt die erhöhte Bildungsbetei- 55 OTT (1999: 184ff) dokumentiert die Preisentwicklung bei Fertignahrung, Konfektionstextilien und Haushaltsgeräten im Vergleich zu anderen Gütern sowie der Lohnentwicklung. Allerdings zeigt sich auch: „Marktsubstitute für Kinderbetreuung sind tendenziell nicht kostengünstiger als Eigenbetreuung geworden, da die Preisentwicklung für Kinderbetreuung etwa der Entwicklung der Opportunitätskosten, d.h. der Lohnsteigerungen von Frauenlöhnen entspricht“ (OTT 1999: 186).
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Haushaltsaufgaben auf andere Institutionen übertragen worden sind (bspw.<br />
soziale Sicherung, Kinderbetreuung etc.); andererseits scheint es einen Bedeutungsgewinn<br />
in der Form zu geben, dass es den Haushalten zunehmend gelingt,<br />
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auf externe <strong>Die</strong>nstleistungen verzichten zu können (GALLER/OTT 1993: 22ff).<br />
Trotz möglicher funktionaler Veränderungen orientierte sich die Struktur der<br />
privaten Haushalte bis in die 1970er Jahre weitgehend am Leitbild der „bürgerliche<br />
Familie“. 54 Spätestens seit dieser Zeit findet jedoch eine zunehmende „Plurali-<br />
sierung von Lebensformen“ statt, die das Leitbild von der bürgerlichen Familie<br />
aufweicht und u. a. auch für eine veränderte Haushaltsstruktur sorgt. Insbesondere<br />
nicht-eheliche Lebensgemeinschaften oder aber Ein-Personen-Haushalte haben an<br />
Bedeutung gewonnen; auch der Anteil von Alleinerziehenden-Haushalten ist<br />
gewachsen (GALLER/OTT 1993: 59f). Darüber hinaus zeigt sich, dass der Anteil<br />
von (Ehe-)Paaren wächst, die lebenslang kinderlos bleiben (LAUTERBACH 1999:<br />
242). Außerdem n<strong>im</strong>mt seit den 1960er Jahren die Heiratsneigung <strong>im</strong> Zeitverlauf<br />
ab, das Heiratsalter steigt und das Scheidungsrisiko n<strong>im</strong>mt zu, wobei sich „seit<br />
Mitte der 1980er Jahre das Verhalten zu stabilisieren“ scheint (GALLER/OTT 1993:<br />
64; vgl. auch KAUFMANN 1997: 58ff).<br />
Genauso, wie das Leitbild von der „bürgerlichen Familie“ zwar nicht verschwunden<br />
wohl aber an Bedeutung eingebüßt hat, veränderte sich auch die geschlechtsspezifische<br />
Rollenverteilung innerhalb der privaten Haushalte, ohne dass diese<br />
jedoch wirklich überwunden werden konnte: „Deutschland [...] hat von der spezialisierten<br />
Kleinfamilie, die auf dem ‚starken‘ Ernährer-Ehemann und der Hausfrau<br />
54 „Für die Partnerschaft wird eine legale, monogame und prinzipiell lebenslange Ehe zwischen<br />
zwei verschiedengeschlechtlichen Erwachsenen postuliert. Bei der Elternschaft wird eine biologische<br />
[...] und rechtliche [...] Zugehörigkeit der Kinder zu dem Gattenpaar erwartet. Bei der<br />
Haushaltsform [...] wird eine private Wirtschafts- (und Eigentums-)gemeinschaft von Eltern<br />
und Kindern in einer gemeinsamen Wohnung angenommen“ (GUKENBIEHL 2001a: 80f); eine<br />
weitere D<strong>im</strong>ension <strong>des</strong> Leitbil<strong>des</strong> der „bürgerlichen Familie“ ist die klare geschlechtsspezifische<br />
Arbeitsteilung zwischen (männlicher) Erwerbsarbeit und (weiblicher) Hausarbeit (vgl.<br />
NAVE-HERZ 2001: 208).