Die Restrukturierung des Arbeitsmarktes im Übergang zur ...

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- 130 - führende allgemeinbildende Schule besuchen. 39 Eine Zuordnung der Schüler zu unterschiedlichen weiterführenden Schultypen erfolgt im Anschluss an die Grundschulzeit entsprechend der schulischen Leistungen, der „Schullaufbahnempfehlung“ der Lehrer und vor allem auch dem Elternwillen. Während der Besuch von Haupt- sowie Realschulen vor allem zur Teilnahme am dualen Berufsausbildungssystem (siehe unten) befähigen sollen, qualifiziert der gymnasiale Abschluss entweder in Form der „Fachhochschulreife“ (i. d. R. nach Abschluss der 12. Klasse) oder aber des „Abiturs“ (i. d. R. nach Abschluss der 13. Klasse) zur Aufnahme eines Fachhochschul- bzw. Universitätsstudiums. Zwar ist theoretisch der Wechsel zwischen weiterführenden Schulformen gewährleistet, de facto ist die weitere Entwicklung allerdings durch die Zuweisung zu einem Schultyp im Anschluss an die Grundschulzeit weitgehend determiniert (MÜLLER/STEINMANN/ELL 1998: 144f). 40 Trotz einer theoretischen Durchlässigkeit und einer im Wesentlichen auf Bundesländerebene dezentralisierten Bildungspolitik kann das deutsche Schulsystem daher nicht nur als hochgradig standardisiert sondern, auch stratifiziert gelten (vgl. ALLMENDINGER 1989: 234ff). Innerhalb der Berufsausbildung nimmt das sogenannte „Duale System“ traditio- nell eine herausragende Stellung in Deutschland ein. Diese spezielle Ausbildungsform basiert auf einer praktischen Ausbildung im jeweiligen Lehrbetrieb, die durch den Besuch einer Berufsschule flankiert wird. In der Berufsschule werden ein- bis zweimal pro Woche sowohl allgemeines Wissen (bspw. Sprachen, Ma- thematik etc.) als auch fachspezifische theoretische Kenntnisse vermittelt. 41 Ein Ausbildungsvertrag zwischen Betrieb und Lehrling schreibt die genauen Ausbildungsmodalitäten fest, wobei die Berufsschulen staatlich finanziert werden und die Betriebe für die bei ihnen anfallenden Ausbildungskosten i. d. R. selbst aufkommen müssen (BOSCH 2000d: 94; STREECK et al. 1987). Die Wurzeln der 39 Details zur historischen Entwicklung und zum Aufbau des bundesdeutschen Schulsystems liefert GUKENBIEHL (2001b), der auch auf Ausnahmeregelungen etc. eingeht, die hier im Detail nicht dargestellt werden können. 40 Aus diesem Grund trat insbesondere im Laufe der 1980er Jahre neben Hauptschule, Realschule und Gymnasium mit der Gesamtschule eine vierte Form weiterführender Schulen, die eine verfrühte Zuordnung der Schüler zu einem der drei Schultypen verhindern und dadurch die Chancengleichheit verbessern sollte. Dies soll gelingen, indem bis zum Erreichen der 10. Klasse alle Schüler gemeinsam in einem Schultypus unterrichtet werden. 41 Ein kleinerer Teil von Jugendlichen erhält seine Ausbildung ausschließlich in speziellen berufsbildenden (öffentlichen oder privaten) Schulen. Einen komprimierten Überblick über die Organisation der beruflichen Ausbildung bietet GUKENBIEHL (2001b).

- 131 - heutigen „dualen Berufsausbildung“ in Deutschland reichen bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts zurück und wurden ausgehend vom Handwerk schrittweise auf die industrielle Produktion und schließlich auch auf Dienstleistungstätigkeiten ausgeweitet. Dabei war die „Schaffung bzw. Einbindung verpflichtungsfähiger Verbände auf der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite [...] die zentrale Voraussetzung für die Entwicklung und Durchsetzung hochgradig vereinheitlichter und formalisierter Berufs- und Ausbildungskonzepte.“ (HEIDENREICH 1998: 335). Mit dem „Berufsausbildungsgesetz“ von 1969 wurde schließlich die Vereinheitlichung und Systematisierung der gesamten Berufsausbildung – wie wir sie im Prinzip auch heute noch vorfinden – vollzogen, in dem nicht nur Ausbildung als gemeinsame Aufgabe von Staat, Verbänden, Gewerkschaften und Kammern festgeschrieben wurde, sondern auch die Verantwortung für die Festlegung und Modernisierung von standardisierten Berufsbildern auf das Bundesinstitut für Berufsbildung übertragen wurde (HEIDENREICH 1998; MAYER 2000). 1997 existierten in Deutschland 356 anerkannte Ausbildungsberufe, wobei aufgrund des strukturellen Wandels sowie technischer Innovationen immer wieder alte Ausbildungsberufe verschwinden und neue Ausbildungsberufe geschaffen werden (BOSCH 2000d: 94f). Die Qualität der Berufsausbildung innerhalb des Dualen Systems wird dezentral durch regionale Ausbildungsausschüsse überwacht, die bei den jeweiligen Industrie- und Handelskammern bzw. Handwerkskammern angesiedelt sind, bei Verstößen gegen die Ausbildungsordnung einschreiten und einzelnen Betrieben ggf. sogar die Ausbildungserlaubnis entziehen können. Die Ausbildung im Dualen System wird nach bestandener Prüfung i. d. R. nach dreijähriger Lehrzeit abgeschlossen und durch den „Facharbeiter“- bzw. „Gesellen- brief“ zertifiziert (STREECK et al. 1987: A2). Neben dem Dualen System ist das Hochschulwesen eine weitere Säule der beruflichen Bildung in Deutschland. Zwar obliegt die Finanzierung und die Regelung von Personalangelegenheiten im Wesentlichen den einzelnen Bundesländern. Durch das Hochschulrahmengesetz sowie übergreifende koordinierende Gremien (bspw. Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung, Deutscher Wissenschaftsrat) sind jedoch bundesweit einheitliche Rahmenbedingungen vorgegeben. Innerhalb des Hochschulwesens sind „wissenschaftliche Hochschulen“ einerseits und „Fach- und Verwaltungsfachhochschulen“ andererseits insbesondere bezüglich ihres „Forschungsauftrages“ zu unterscheiden. Wäh-

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führende allgemeinbildende Schule besuchen. 39 Eine Zuordnung der Schüler zu<br />

unterschiedlichen weiterführenden Schultypen erfolgt <strong>im</strong> Anschluss an die Grundschulzeit<br />

entsprechend der schulischen Leistungen, der „Schullaufbahnempfehlung“<br />

der Lehrer und vor allem auch dem Elternwillen. Während der Besuch von<br />

Haupt- sowie Realschulen vor allem <strong>zur</strong> Teilnahme am dualen Berufsausbildungssystem<br />

(siehe unten) befähigen sollen, qualifiziert der gymnasiale Abschluss<br />

entweder in Form der „Fachhochschulreife“ (i. d. R. nach Abschluss der 12. Klasse)<br />

oder aber <strong>des</strong> „Abiturs“ (i. d. R. nach Abschluss der 13. Klasse) <strong>zur</strong> Aufnahme<br />

eines Fachhochschul- bzw. Universitätsstudiums. Zwar ist theoretisch der Wechsel<br />

zwischen weiterführenden Schulformen gewährleistet, de facto ist die weitere<br />

Entwicklung allerdings durch die Zuweisung zu einem Schultyp <strong>im</strong> Anschluss an<br />

die Grundschulzeit weitgehend determiniert (MÜLLER/STEINMANN/ELL 1998:<br />

144f). 40 Trotz einer theoretischen Durchlässigkeit und einer <strong>im</strong> Wesentlichen auf<br />

Bun<strong>des</strong>länderebene dezentralisierten Bildungspolitik kann das deutsche Schulsystem<br />

daher nicht nur als hochgradig standardisiert sondern, auch stratifiziert<br />

gelten (vgl. ALLMENDINGER 1989: 234ff).<br />

Innerhalb der Berufsausbildung n<strong>im</strong>mt das sogenannte „Duale System“ traditio-<br />

nell eine herausragende Stellung in Deutschland ein. <strong>Die</strong>se spezielle Ausbildungsform<br />

basiert auf einer praktischen Ausbildung <strong>im</strong> jeweiligen Lehrbetrieb, die<br />

durch den Besuch einer Berufsschule flankiert wird. In der Berufsschule werden<br />

ein- bis zwe<strong>im</strong>al pro Woche sowohl allgemeines Wissen (bspw. Sprachen, Ma-<br />

thematik etc.) als auch fachspezifische theoretische Kenntnisse vermittelt. 41 Ein<br />

Ausbildungsvertrag zwischen Betrieb und Lehrling schreibt die genauen Ausbildungsmodalitäten<br />

fest, wobei die Berufsschulen staatlich finanziert werden und<br />

die Betriebe für die bei ihnen anfallenden Ausbildungskosten i. d. R. selbst aufkommen<br />

müssen (BOSCH 2000d: 94; STREECK et al. 1987). <strong>Die</strong> Wurzeln der<br />

39 Details <strong>zur</strong> historischen Entwicklung und zum Aufbau <strong>des</strong> bun<strong>des</strong>deutschen Schulsystems<br />

liefert GUKENBIEHL (2001b), der auch auf Ausnahmeregelungen etc. eingeht, die hier <strong>im</strong> Detail<br />

nicht dargestellt werden können.<br />

40 Aus diesem Grund trat insbesondere <strong>im</strong> Laufe der 1980er Jahre neben Hauptschule, Realschule<br />

und Gymnasium mit der Gesamtschule eine vierte Form weiterführender Schulen, die eine verfrühte<br />

Zuordnung der Schüler zu einem der drei Schultypen verhindern und dadurch die Chancengleichheit<br />

verbessern sollte. <strong>Die</strong>s soll gelingen, indem bis zum Erreichen der 10. Klasse alle<br />

Schüler gemeinsam in einem Schultypus unterrichtet werden.<br />

41 Ein kleinerer Teil von Jugendlichen erhält seine Ausbildung ausschließlich in speziellen<br />

berufsbildenden (öffentlichen oder privaten) Schulen. Einen kompr<strong>im</strong>ierten Überblick über die<br />

Organisation der beruflichen Ausbildung bietet GUKENBIEHL (2001b).

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