Die Restrukturierung des Arbeitsmarktes im Übergang zur ...

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- 114 - Die Nachfrage nach Arbeitskräften für bestimmte Arbeitsstellen ist in den Mikrorahmen des Betriebes eingebettet. Der Betrieb versucht, durch die Optimierung der Kombination von Produktionsressourcen unter der Voraussetzung einer spezifischen Produktionsorganisation die betriebliche Produktivität zu maximieren (WINTROBE/BRETON 1986; zum Zusammenhang zwischen Produktmarkt, Ar- beitsmarkt und Arbeitsorganisation vgl. bspw. BOSCH 2000c; zum Zusammenhang zwischen Technikeinsatz und Arbeitskräftenachfrage vgl. bspw. GREENAN/GUELLEC 2000). Gleichzeitig ist aber auch der Betrieb in den Makrorahmen eingebettet, der in diesem Fall aus dem „Produktionsregime“ sowie dem „Polit-juristischen Regime“ und weiteren „externen Einflüssen“ besteht. Des Weiteren ist der Einsatz unterschiedlicher Produktionsressourcen sowohl im privaten Haushalt als auch im Betrieb durch das Geschehen am Kapital- und Gütermarkt beeinflusst. Darüber hinaus sind Arbeitsanbieter und Stellen (Mikro- rahmen), Haushalt und Betrieb (Mesorahmen), Produktionsregime, Haushaltsregime, Polit-juristisches Regime sowie Externalitäten (Makrorahmen) in den Sup- rarahmen – sprich in eine allgemeine, kulturelle Basis – eingebettet und dadurch beeinflusst. Neben dieser Definition der vier Einbettungsebenen ist zusätzlich die Bestimmung des regionalen und historischen Kontextes, auf den sich eine Untersuchung beziehen soll, wesentliche Voraussetzung für eine Analyse des Arbeits- marktes. 1.7 Arbeitsmarktdynamik, Erwerbsverlauf und Ereignisanalyse 1.7.1 Interdependenzen als Ursachen und Wirkungen des Entscheidungsprozesses Abbildung 8 zeigt, wie die „soziale Situation“ des Arbeitsangebots und der Ar- beitsnachfrage durch ganz unterschiedliche Rahmenbedingungen beeinflusst wird. Die Rahmenbedingungen spielen somit nicht nur eine Rolle bei der Entscheidung, ob überhaupt eine Transaktion in Form des Abschlusses eines Arbeitsvertrages zu Stande kommt, sondern vor allem bei der Entscheidung, wie ein Arbeitsvertragsarrangement konkret ausgestaltet werden soll. Letztlich bestimmen zwar immer noch die Arbeitsmarktakteure die Arbeitsvertragsgestaltung und daher auch die Flexibilität der Austauschbeziehung. Diese Entscheidung findet jedoch eingebettet in Rahmenbedingungen statt. Darüber hinaus dokumentiert Abbildung 8 auch die Dynamik des Arbeitsmarktprozesses. Der jeweils aktuell bestehende Arbeitsver-

- 115 - tragsstatus hat nämlich Rückwirkungen auf die ihn (mit)bestimmenden Rahmenbedingungen und somit letztlich wieder auf seine (Neu)Bestimmung. Die Quantität und die Qualität aller bestehenden (bzw. auch nicht-bestehenden) Arbeitsverträge kumulieren zum gesamten Arbeitsmarktgeschehen, das wiederum einen Einfluss auf die unterschiedlichen Rahmenbedingungen hat – sei es auf der Supra-, auf der Makro- oder auf der Mesoebene. Ein Spezialfall ist hierbei der Mikrorahmen auf Arbeitsangebotsseite. Einerseits wirkt das gesamte Arbeitsmarktgeschehen mittelbar auf die Mikroebene ein, bspw. indem die psychisch-soziale Disposition von Arbeitsanbietern durch die gesamte Arbeitsmarktlage positiv oder negativ beeinflusst wird. Andererseits bestehen hier auch unmittelbare Rückkopplungen mit den individuellen Arbeitsmarkterfahrungen. So kann bspw. ein Arbeitsanbieter seine Arbeitsmarktchancen zum einen auf Basis eines „negativen“ allgemeinen Arbeitsmarktgeschehens (bspw. hohe Arbeitslosenquote), zum ande- ren auf Basis seiner eigenen Erfahrungen (mehrfache Kündigung im Erwerbsverlauf) pessimistisch einschätzen, was wiederum die Definition seiner sozialen Situation tangiert und zu veränderten „Kontrollüberzeugungen“ führen kann (DIEWALD/HUININK/HECKHAUSEN 1996). 1.7.2 Das Arbeitsmarktgeschehen als Abbild von Entscheidungsprozessen Erinnern wir uns nochmals an das analytische und das theoretische Primat der soziologischen Rational Choice Theorie, wie es in Abschnitt 1.2.1 vorgestellt worden ist. Demnach sind soziale Prozesse nur durch eine individuelle Handlungstheorie zu erklären. Zweck dieser Handlungstheorie ist jedoch nicht die Erklärung isolierten individuellen Verhaltens, sondern eine Analyse, nach wel- chen generellen Regeln sich gesellschaftliche Veränderungen durch die kumulative Wirkung individuellen Verhaltens vollziehen. Für eine soziologische Arbeitsmarktanalyse bedeutet dies, dass es nicht darum geht, zu erklären, warum Arbeitnehmer A oder Betrieb B in einer spezifischen Situation einen Arbeitsvertrag schließen oder nicht. Von Interesse ist vielmehr, welche verallgemeinerbaren Determinanten das Schließen von Arbeitsverträgen beeinflussen. Da das Arbeitsmarktgeschehen als Gesamtheit aller bestehenden (bzw. nicht-bestehenden) Arbeitsverträge verstanden werden kann, geht es bei einer soziologischen Arbeitsmarktanalyse folglich um die Analyse des Arbeitsmarktgeschehens. Das Arbeits-

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<strong>Die</strong> Nachfrage nach Arbeitskräften für best<strong>im</strong>mte Arbeitsstellen ist in den Mikrorahmen<br />

<strong>des</strong> Betriebes eingebettet. Der Betrieb versucht, durch die Opt<strong>im</strong>ierung<br />

der Kombination von Produktionsressourcen unter der Voraussetzung einer spezifischen<br />

Produktionsorganisation die betriebliche Produktivität zu max<strong>im</strong>ieren<br />

(WINTROBE/BRETON 1986; zum Zusammenhang zwischen Produktmarkt, Ar-<br />

beitsmarkt und Arbeitsorganisation vgl. bspw. BOSCH 2000c; zum Zusammenhang<br />

zwischen Technikeinsatz und Arbeitskräftenachfrage vgl. bspw.<br />

GREENAN/GUELLEC 2000). Gleichzeitig ist aber auch der Betrieb in den Makrorahmen<br />

eingebettet, der in diesem Fall aus dem „Produktionsreg<strong>im</strong>e“ sowie dem<br />

„Polit-juristischen Reg<strong>im</strong>e“ und weiteren „externen Einflüssen“ besteht. Des<br />

Weiteren ist der Einsatz unterschiedlicher Produktionsressourcen sowohl <strong>im</strong><br />

privaten Haushalt als auch <strong>im</strong> Betrieb durch das Geschehen am Kapital- und<br />

Gütermarkt beeinflusst. Darüber hinaus sind Arbeitsanbieter und Stellen (Mikro-<br />

rahmen), Haushalt und Betrieb (Mesorahmen), Produktionsreg<strong>im</strong>e, Haushaltsreg<strong>im</strong>e,<br />

Polit-juristisches Reg<strong>im</strong>e sowie Externalitäten (Makrorahmen) in den Sup-<br />

rarahmen – sprich in eine allgemeine, kulturelle Basis – eingebettet und dadurch<br />

beeinflusst. Neben dieser Definition der vier Einbettungsebenen ist zusätzlich die<br />

Best<strong>im</strong>mung <strong>des</strong> regionalen und historischen Kontextes, auf den sich eine Untersuchung<br />

beziehen soll, wesentliche Voraussetzung für eine Analyse <strong>des</strong> Arbeits-<br />

marktes.<br />

1.7 Arbeitsmarktdynamik, Erwerbsverlauf und Ereignisanalyse<br />

1.7.1 Interdependenzen als Ursachen und Wirkungen <strong>des</strong> Entscheidungsprozesses<br />

Abbildung 8 zeigt, wie die „soziale Situation“ <strong>des</strong> Arbeitsangebots und der Ar-<br />

beitsnachfrage durch ganz unterschiedliche Rahmenbedingungen beeinflusst wird.<br />

<strong>Die</strong> Rahmenbedingungen spielen somit nicht nur eine Rolle bei der Entscheidung,<br />

ob überhaupt eine Transaktion in Form <strong>des</strong> Abschlusses eines Arbeitsvertrages zu<br />

Stande kommt, sondern vor allem bei der Entscheidung, wie ein Arbeitsvertragsarrangement<br />

konkret ausgestaltet werden soll. Letztlich best<strong>im</strong>men zwar <strong>im</strong>mer<br />

noch die Arbeitsmarktakteure die Arbeitsvertragsgestaltung und daher auch die<br />

Flexibilität der Austauschbeziehung. <strong>Die</strong>se Entscheidung findet jedoch eingebettet<br />

in Rahmenbedingungen statt. Darüber hinaus dokumentiert Abbildung 8 auch die<br />

Dynamik <strong>des</strong> Arbeitsmarktprozesses. Der jeweils aktuell bestehende Arbeitsver-

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